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Braunerde Steckbriefe Brandenburger Böden 4.1 Boden und Umweltgeologie Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz

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BraunerdeSteckbriefe Brandenburger Böden

4.1

Boden undUmweltgeologie

Ministerium für Ländliche Entwicklung,Umwelt und Verbraucherschutz

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2 Steckbriefe Brandenburger Böden

Bodengesellschaften mit Braunerden aus Sand in Brandenburg

Die Braunerde ist der Charakterboden Brandenburgs, der viel bedichteten „Märkischen Streusandbüchse“. So soll Goethe sich geäußert haben, dass in Branden-burg alles schon in getrocknetem Zustand keime und Fontane meinte 1862, er könne auf den Äckern der Sandplateaus bei Beeskow die Halme zählen. Es stimmt, Brandenburg ist reich an Sand. Doch Sand ist nicht gleich Sand. Da gibt es Schmelzwassersande, Sandersande, Tal- und Fluss-Sande oder den Ge-schiebedecksand. Braunerden aus Sand können so-mit nährstoffreich, nährstoffarm, podsoliert oder auch durch Grundwasser beeinflusst sein. Die Braunerde wurde erstmalig von Emil Ramann beschrieben, der Ende des 19. Jh. in Eberswalde gewirkt hat und als Begründer der forstlichen Bodenkunde gilt. Sie wird deshalb international auch als „Ramann-Braunerde“ bezeichnet. Zu dieser Zeit wurde im Schatten der Evolutionstheorie von Charles Darwin klar, dass auch Böden Ergebnis einer Entwicklung sind und in Ab-hängigkeit vom Klima entstehen. Ramann bezeichnete die Braunerden als charakteristische Waldböden der gemäßigten Zone.

Braunerden sind typische Verwitterungsböden auf kalkfreien silikatischen Ausgangsgesteinen. Bei der Verwitterung von Silikaten freigesetzte Eisen(hydr)o-xide überziehen fein verteilt vorhandene Minerale (z.B. Tonminerale) und erzeugen die typische Braunfär-bung. Parallel entstehen durch Hydrolyse von Pri-märsilikaten neue Tonminerale, die zu einer Verleh-mung des Unterbodens führen. Die daraus resultieren-den Tongehalte sind bei weitem nicht so hoch wie bei Lehmböden, aber erkennbar. (Norm-)Braunerden, also Braunerden ohne jegliche Verlagerung von Sesquioxiden und Humus in den Un-terboden (Podsolierung), sind in Brandenburg eher selten anzutreffen. Auch die Braunerden der nähr-stoffreicheren Sander- und Endmoränengebiete bzw. Grundmoränen mit sandig-kiesiger Deckschicht des Jungmoränengebietes weisen unter forstwirtschaft-licher Nutzung eine beginnende Podsolierung auf. Im Altmoränengebiet mit stärker verwitterten Sanden ge-ringerer Pufferkapazität kann die sonst verstärkt ab-laufende Podsolierung durch Lösseinwehungen ver-zögert sein. In schluffreicheren sandigen Sedimenten bezeugen schwache Bänderungen eine leichte Ton-verlagerung (Lessivierung).

1. Allgemeines und Geschichte 2. Entstehung und Verbreitung

Endmoränen stellen einen Verbreitungsschwerpunkt für Braunerdedar. Durch hohen Blockreichtum zeichnen sich v.a. Endmoränen der Pommerschen Eisrandlage aus. Im Bild: angeschnittene Block-packung der Steingrube Sperlingsherberge bei Groß Ziethen.(Bild links oben)

Endmoränen mit Blockpackungen unterlagen in historischen Zeitender Abgrabung. Viele ländliche Bauten, Scheunen und Straßen in der Mark wurden mit Findlingen erbaut. Die ehemalige Baumann`sche Steingrube in Althüttendorf beiJoachimsthal, LK Barnim. Historisches Foto um 1920. (Bild links unten)

MLUV & NaturSchutzFonds

Quelle: Bodenübersichtskarte des Landes Brandenburg, M ca.1:2,5 Mio. Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR)

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in cmorganischer Horizont mit deutlichem Anteil an org. Feinsubstanz, mit sichtbarem Anteil an zersetzten Pflanzenresten verzahnt mit org. Horizont, in dem die org. Feinsubstanz stark überwiegt

+ 6-0

0-5

5-13

13-34

66-102

102-122+

lilastichiger, schwach sauergebleichter Oberbodenhorizont,mittel humos, Einzelkorngefüge, sehr geringe Lagerungsdichte, stark von Krautpflanzen und schwach von Holzpflanzendurchwurzelt

Sand (mSgs) aus Decksand

braungrauer Oberbodenhorizont, schwach humos, Einzelkorn-gefüge, Lagerungsdichte sehr gering, von Krautpflanzen stark und von Holzpflanzen schwach durchwurzelt

Sand (fSms) aus Decksand, kies- und steinführend

brauner Verbraunungshorizont, sehr schwach humos, Einzel-korngefüge, sehr locker gelagert, wenig von Krautpflanzen und stark von Holzpflanzen durchwurzelt

Sand (mSgs) aus Decksand, kies- und steinführend, starkaufgewellte Steinsohle

fahlgelber Verbraunungshorizont, Einzelkorngefüge mit geringer Lagerungsdichte, schwach von Krautpflanzen und sehr stark von Holzpflanzen durchwurzelt

Fluvisand (mSgs) aus Schmelzwassersand, schwach kies- und steinführend

gelblich dunkelbeigefarbener, verwitterter silikatischer Unter-grundhorizont mit schwachen Rostflecken, Einzelkorngefüge, geringe Lagerungsdichte, schwach von Krautpflanzen und sehr stark von Holzpflanzen durchwurzelt

Fluvisand (gSfs) aus Schmelzwassersand

HorizontSubstrat

Of + Oh

Aeh

p-s(Sp)

Ah

p-s(Sp)

Bv1

p-s(Sp)

f-s(Sgf)

Bv2

34-66

ilCv2

f-s(Sgf)

dunkelbeigefarbener, verwitterter silikatischer Untergrund-horizont, Einzelkorngefüge, geringe Lagerungsdichte, schwach von Krautpflanzen und sehr stark von Holzpflanzen durchwurzelt

Fluvisand (fSms) aus Schmelzwassersand

ilCv1

Horizontbeschreibung

f-s(Sgf)

3. Standort und Profil

Steckbriefe Brandenburger Böden 3

Lage: .......Revier Neusorgefeld, LK Elbe-Elster, 121 m ü. NN Relief: ...........................................................................eben Mittlere Niederschlagshöhe: ..............................651 mm/a Mittlere Jahrestemperatur: .......................................8,2 °C Nutzung: ................................................Wald, OEWK-Profil Vegetation: ................Drahtschmiele-Blaubeer-Kiefernwald Pflanzjahr 1939 Bodenklasse: ..................................................Braunerden

Typischer Kiefernwald mit Blaubeerfeldern und Birkensaum

Horizont TRD

%g/cm³ %

HumuspHCaCl2 CaCO3

Of+Oh

Aeh

Ah

Bv1

Bv2

ilCv1

ilCv2

0,14 3,01 <0,01 70,7

1,30

1,34

1,33

1,46

1,50

1,46

3,09

3,78

4,11

4,29

4,02

4,41

<0,01

<0,01

<0,01

<0,01

<0,01

<0,01

3,06

1,57

0,93

0,26

n.b.

n.b.

%%

Ton Schluff Sand

n.b.

3

2

2

2

2

2

n.b. n.b.

12 85

93

92

90

93

89

5

6

8

5

9

%

Bodensystematische Einheit: ..............schwach podsolige Braunerde (p2BBn)Substratsystematische Einheit: .................Decksand über

Fluvisand (Schmelzwassersand)Bodenform: .....................................p2BBn: p-s(Sp)/f-s(Sgf) Humusform: ...........................feinhumusreicher Rohhumus Grundwasser: ............................................fern (abgesenkt) Nutzbare Feldkapazität: ..........................................81 mm

xStammfruchtbarkeitskennziff. für Holzmasse: ...2,9 t/ha a

MLUV & NaturSchutzFonds

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Bei Braunerde handelt es sich um einen tiefgründigen, gut durchlüfteten und durchwurzelbaren Boden mit ge-ringer Wasserhaltefähigkeit. Die Nährstoffvorräte so-wie Anteile basischer Kationen sind gering und deren Verfügbarkeit wegen der raschen Auswaschung (stark saurer pH-Wert) eingeschränkt. Die Produktivität von Waldstandorten liegt im mittleren Bereich und kann im Einzelnen je nach Bestand schwanken. Von einem na-

xturnahen Eichen-Buchenwald sind etwa 8 t/ha a und xvon einem Kiefernforst bis zu 11 t/ha a Trockenmasse

(Nettoprimärproduktion an Holz, Laub- oder Nadel-masse, Bodenvegetation) zu erwarten.Obwohl Braunerden aus Sand sehr wasserdurchlässig sind, kann die Grundwasserneubildungsrate durch ho-he Verdunstung bei forstlicher Nutzung (Kiefer) als ge-ring eingestuft werden. In trockneren Bereichen Bran-denburgs sind es unter 10 mm/a. Braunerden der nähr-stoffreicheren Sande von Grundmoränen- und Sander-landschaften werden auch ackerbaulich genutzt.

4 Steckbriefe Brandenburger Böden

4. Eigenschaften und Funktion

Herausgeber: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MLUV), Presse/Öffentlichkeitsarbeit und Stiftung NaturSchutzFonds BrandenburgRedaktion: Referat Boden und UmweltgeologieFachbeiträge: Fachhochschule Eberswalde, Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz, Beate Gall, Rolf Schmidt;Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR),Albrecht BauriegelFotos: Titelseite - Waldreitgras-Eichenwald bei Fünfeichen, Gerhard Hofmann2. Seite - links oben Rolf Schmidt, links unten Märkische Eiszeitstraße e.V.3. Seite - links unten Harald Hirsch, Profilfoto Alexander Konopatzky4. Seite - links oben Harald Hirsch, links unten Gerhard HofmannGestaltung: WATZKE-DESIGN, MichendorfPotsdam, September 2003, 2. erweiterte Auflage November 2005© MLUV Brandenburg und NaturSchutzFonds BrandenburgDie Verwendung des Steckbriefs zu gewerblichen Zwecken, auch in Aus-zügen, bedarf der Genehmigung der Herausgeber.

Neben der Gefahr der verstärkten Bodenversauerung durch anthropogen bedingte sauer wirkende Luftver-unreinigungen (siehe Steckbrief 4.2 “Podsol-Braun-erde”) und einer damit verbundenen Podsolierung kommt es durch Stickstoffeinträge aus der Landwirt-schaft, der Industrie, dem Verkehr sowie Rauchgas zur Erhöhung der Stickstoffgehalte in Humusauflage und Oberboden. Mit der Stickstoffeutrophierung ist parallel eine verstärkte Versauerung (Entbasung) verbunden, so dass sich Humusauflagen und Oberböden mit nie-drigen Säure-Basenzuständen bei gleichzeitigem Stickstoffüberhang entwickeln. Durch Überschreitung des Stickstoffoptimums treten Disharmonien inner-halb der Humusformen bzw. zwischen dem Standort und der aus ihm hervorgehenden Humusform auf. Diese gefährden die Stabilität von Waldbeständen. Er-gänzend besteht die Gefahr der Bodendegradierung bei fortgesetzter Kiefernreinbestandswirtschaft. Häufig wird die Naturverjüngung mit Laubgehölzen durch starken Wildverbiss verhindert. Dadurch ist eine Ver-besserung der Humusqualität nur bedingt zu erzielen.Zwar wird heute nicht mehr die hohe Eintragsintensität des ausgehenden 20. Jh. erreicht, dennoch sind wei-terhin Immissionen zu verzeichnen, die kontinuierlich nur über eine beständige Verbesserung von Filteran-lagen bzw. ordnungsgemäße Düngung gesenkt wer-den können. Im Rahmen des landesweiten Waldum-bauprogramms soll der Bodenversauerung durch An-bau von Laubgehölzen entgegengewirkt werden.

5. Gefährdung und Schutz

Impressum:

Grundmoränenlandschaft in der Mittelmark.Als Begleitboden ist in der sandig-kiesigen Deckschicht die Braun-erde ausgebildet. (Bild links oben)

Artenarmer Buchenwald auf altpleistozäner Sand-Braunerde(Dübener Heide). In Abhängigkeit von Klima und Nährstoffgehaltder Sande sind verschiedene natürliche Buchen- und Eichenwald-gesellschaften anzutreffen, die nicht selten in Kiefernforste umge-wandelt wurden. (Bild links unten)

MLUV & NaturSchutzFonds