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MASARYKOVA UNIVERZITA
FILOZOFICKÁ FAKULTA
Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky
STEFAN ZWEIG – ŽENY Z JEHO ŽiVOTA A DÍLA
MAGISTERSKÁ DIPLOMOVÁ PRÁCE
Zpracovala: Bc. Zuzana Pavelková
Vedoucí práce: PhDr. Jaroslav Kovář, CSc.
Brno 2011
MASARYK-UNIVERSITÄT
PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT
Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik
STEFAN ZWEIG – DIE FRAUEN AUS SEINEM
LEBEN UND SEINEM WERK
MAGISTERARBEIT
Vorgelegt von: Bc. Zuzana Pavelková
Betreuer: PhDr. Jaroslav Kovář, CSc.
Brünn 2011
Hiermit bestätigte ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig ausgearbeitet habe
und dass ich mich lediglich der im Literaturverzeichnis angeführten Quellen bedient
habe.
Prohlašuji, že jsem svou závěrečnou práci vypracovala samostatně, a to pouze na
základě pramenů a zdrojů uvedených v seznamu literatury.
Brno 2010
An dieser Stelle möchte ich mich gerne bei meinem Betreuer, Herrn PhDr. Jaroslav
Kovář, CSc. für seine Hilfe und wertwollen Ratschläge zu meiner Magisterarbeit
herzlich bedanken.
INHALT
1. EINLEITUNG ............................................................................................................. 7
2. DAS LEBEN VON STEFAN ZWEIG 1881 – 1933 .................................................. 9
2.1 Die Kindheit 1881-88 ........................................................................................... 9
2.2 Die Schuljahre ..................................................................................................... 10
2.2.1 Das Gymnasium – die Jugendjahre 1892-1900 ........................................... 10
2.2.2 Die Universität – die Anfänge 1900-04 ....................................................... 12
2.3. Die Wanderjahre 1904-14 .................................................................................. 14
2.4. Die Zeit des ersten Weltkrieges 1915-21 ........................................................... 17
2.5 Die goldene Zeit des Lebens 1921-33 ................................................................ 20
3. EXIL 1933-42 ........................................................................................................... 24
3.1 Der politische Hintergrund ................................................................................. 24
3.2 Exil in England 1933-40 ..................................................................................... 26
3.3 Exil in Amerika 1940-42 .................................................................................... 31
4. BIBLIOGRAFIE – DIE AUSWAHL ....................................................................... 35
5. STEFAN ZWEIG UND DIE FRAUEN ................................................................... 37
5.1 Die Mutter ........................................................................................................... 38
5.2 Friderike Maria von Winternitz .......................................................................... 40
5.3 Charlotte Elizabeth Altmann ............................................................................... 46
6. DIE FRAUENGESTALTEN IN DEN AUSGEWÄHLTEN WERKEN ................. 49
6.1 Die Liebe der Erika Ewald .................................................................................. 49
6.1.1 Die Handlung ............................................................................................... 50
6.1.2 Erika Ewald .................................................................................................. 52
6.3 Brief einer Unbekannten ..................................................................................... 54
6.3.1 Die Handlung ............................................................................................... 55
6.3.2 Die Unbekannte ........................................................................................... 57
6.4 Angst ................................................................................................................... 59
6.4.1 Die Handlung ............................................................................................... 60
6.4.2 Irene Wagner ................................................................................................ 62
6.2 Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau ......................................... 64
6.2.1 Die Handlung ............................................................................................... 65
6.2.2 Mrs.C. .......................................................................................................... 67
6.5 Ungeduld des Herzens ........................................................................................ 69
6.5.1 Die Handlung ............................................................................................... 70
6.5.2 Edith von Kekesfalva ................................................................................... 72
7. VERGLEICH DER AUSGEWÄHLTEN FRAUENGESTALTEN ZU DEN
FRAUEN AUS STEFAN ZWEIGS LEBEN ............................................................... 74
8. ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 77
9. LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................. 79
7
1. EINLEITUNG
Das Thema meiner Diplomarbeit ist Stefan Zweig – die Frauen in seinem Leben und
in seinem Werk. Ich setze mich mit dem interessanten aber tragischen Schicksal eines
der berühmtesten deutschen Schriftsteller, der mit seinen zeitlosen Werken
den bedeutungsvollen Beitrag der internationalen Literatur brachte, auseinander.
Weiter beabsichtige ich, die drei wichtigsten Frauen seines Lebens mit ihrer Wirkung
auf Stefan Zweigs Leben zu behandeln. Nicht zuletzt analysiere ich in von mir selbst
ausgewählten Werken die charaktervollen Frauenfiguren und an Hand der erworbenen
Erkenntnisse werte ich aus, welche Frau aus seinem persönlichen Leben meistens als
Vorbild für seine literarischen Heldinnen stand.
Stefan Zweig war der österreichische Schriftsteller, Dichter, Dramatiker und
Übersetzer und zugleich einer der meistgelesenen und meist übersetzen
deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Genialität ist in leicht lesbaren
aber doch atemberaubenden und eindrucksvollen Werken versteckt. Ich habe dieses
Thema ausgewählt, weil ich die Leser durch meine Arbeit mit dieser respektablen
Persönlichkeit und vor allem mit deren einzigartigen Werken vertraut machen möchte.
Meine Arbeit beginnt mit ausführlicher Darstellung der Einzeletappen aus Stefan
Zweigs Leben, denn ich behaupte, dass die Rolle des Autors maßgeblich
zur Auffassung des Werkes ist. Ich gehe primär von den Biographien von Joseph
Strelka, Donald A. Prater und Harmut Müller, weiter von Stefan Zweigs
autobiographischem Buch Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. und
von dem Briefwechsel, die Friderike mit Stefan Zweig pflegte, aus.
Der wichtige Teil dieser Arbeit ist die Kapitel Stefan Zweig und die Frauen, die sich
mit seiner Mutter, mit seiner ersten Ehefrau Friderike Maria von Winternitz und
mit seiner zweiten Frau Charlotte Elizabeth Altmann beschäftigt. Diese Frauen
analysiere ich anhand der folgenden Kriterien: der Herkunft, die Ausbildung,
die Beziehung zu Stefan Zweig und der Charakter.
8
In dem Hauptteil beschäftige ich mich mit fünf Werken von Stefan Zweig, in denen
die Frauen die Hauptfiguren darstellen. Stefan Zweig wählt für seine
Hauptprotagonisten meistens die Männer aus, deshalb kommen nur wenige Werke
in Betracht. Ich wähle seine erste Novelle Die Liebe der Erika Ewald aus dem Jahre
1904, dann drei Werke aus der fruchtbarsten Phase seines Lebens, die Novellen Brief
einer Unbekannten (1922), Angst (1925) und Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben
einer Frau (1927). Das letzte analysierte Werk war sein einziger vollendeter Roman
Ungeduld des Herzens, der im Jahre 1939 erschien. Die Charakteristik den einzelnen
Frauengestalten arbeite ich anhand derselben Methode, die ich in vorangehendem
Kapitel einführe, heraus. Anstatt der Beziehung zu Stefan Zweig, beschreibe ich
die Beziehung der Hauptheldin zu ihrem Mann oder Geliebten. Dazu füge ich jedesmal
die kurze Handlung des Werkes an.
Diesen Teil stelle ich nach den ausgewählten Werken, nach meinen persönlichen
Kenntnissen und Ansichten und nach der Sekundärliteratur aus.
Schließlich vergleiche ich die einzelnen Frauengestalten mit den Frauen aus Stefan
Zweigs Leben , da die vorliegende Diplomarbeit zum Ziel hat, auf Grund
der erworbenen Ergebnisse zu ermitteln, welche Frau aus seinem persönlichen Leben
meistens als Vorbild für seine literarischen Heldinnen stand.
9
2. DAS LEBEN VON STEFAN ZWEIG 1881 – 1933
2.1 Die Kindheit 1881-88
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien in einer jüdischen Familie
geboren. Sein Vater Moritz Zweig (1845-1926) war nicht nur ein erfolgreicher
Textilfabrikant und ein gebildeter Mann, der Englisch und Französisch beherrschte,
sondern auch ein aufgeschlossener Mann, der sich für Kultur interessierte. Die Familie
Moritz stammte aus Prostějov im Mähren.1 Sein Großvater verkaufte
die Manufakturwaren und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts begann er
mit Unternehmen in Österreich. Sein Vater Moritz besaß eine kleine Weberei, die sich
zu einem der bedeutendsten Textilunternehmen in Österreich entwickelte.2 Seine
Mutter Ida (1854-1938) entstammte aus der klassischen international berühmten
Bankierfamilie Brettauer. Sie verkörperte eine echte stolze Aristokratin. Sie war
gesellschaftlich ambitionierte, sie liebte teure Modeartikel und kostspieliges Reisen.
Als eine verwöhnte und oberflächliche Dame wurde sie eher als Gegensatz ihres
Mannes betrachtet.3
Stefan und sein älterer Bruder Alfred hatten eine ungewöhnliche Kindheit. Weil ihre
Eltern als Vertreter des damaligen Großbürgertums vielen verschiedenen
gesellschaftlichen Ereignissen und Pflichten nachkommen mussten, verbrachten sie
ziemlich wenig Zeit mit ihren Kindern. So dass die beiden Jungen im Wesentlich von
Gouvernanten und Hauslehrern erzogen wurden. Auf jeden Fall bekamen die Brüder
eine exzellente Ausbildung nach typischen Ansprüchen der damaligen Zeit.4
1 Spitzer, Leo: Live in between: assimilation and marginality in Austria, Brazil, West Africa, 1780-1945.
Cambridge: CUP Archive, 1989. S.250 2 Jüdische Geschichte und Kultur. Stefan Zweig. URL:
http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/liter/zweig/index.html [2010-10-03] 3 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1992. S.23-26. und Strelka,
Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.7 4 Prater, Donald A.: Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1984. S.19-20
und Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.15-16
10
2.2 Die Schuljahre
2.2.1 Das Gymnasium – die Jugendjahre 1892-1900
Im Alter von sechs Jahren trat Stefan die Volksschule an und in 1892 wurde er in
das Wasa-Gymnasium in Wien aufgenommen. Hier studierte er acht Jahre. Stefan
Zweig selbst hielt dieses Gymnasium für „die Schule im vorigen Jahrhundert“5.
Die Schüler wurden nach dem alten System unterrichtet, die alten Gesetze waren gültig
und die Professoren hielten Abstand von den Schülern. Die Schule befand sich in
einem alten Gebäude, wo die Kinder tagelang sitzen und zuhören sollten. Zweig lehnte
dieses System ab, denn am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hatten die mutigen
und begeisterten Jungen keine Möglichkeit sich in die Gesellschaft einzusteigen.
Darüber hinaus hatten sie kein Recht ihre Stellung zu nehmen oder sich in die Debatte
einzufügen. Die Jungen galten als unbedachte, unerfahrene und liederliche Menschen.
Als Müller erwähnt: „in dieser Zeit bedeutete Jugend einen beruflichen Nachteil.“6
Im Gegenteil die älteren Knaben mit seriöser und nachdenklicher Verhaltung zählten
zu den erfahrenen Männern.7
Schon damals interessierte sich der junge Zweig für die Literatur, die Kultur,
die Musik und das Theater. Zweig zusammen mit seinen Freunden widmeten die ganze
Freizeit und Kraft dem Lesen. Auf dem literarischen Gebiet wurden sie durch kein
Gesetz beschränkt. Und gerade hier fing seine Literaturkarriere an. Hugo von
Hofmannstahl war das erste Idol und Vorbild Stefan Zweigs. Fasziniert und inspiriert
von seinen Werken versuchte Zweig auch seine eigenen Gedichte zu schreiben.8
Dank
seinem Bekanntschaft mit Theodor Herzl wurde er in die literarische Elite
aufgenommen.9 Es war kein Wunder, weil er ein talentvoller und zukunftsreicher
5 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.44 6 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.17 7 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.62-63 8 Jüdische Geschichte und Kultur. Stefan Zweig. URL:
http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/liter/zweig/index.html [2010-10-03] und Austria
Forum. Stefan Zweig.URL: http://austria-lexikon.at/af/Wissenssammlungen/Biographien/Zweig,_Stefan
[2010-10-13] 9 Jüdische Geschichte und Kultur. Stefan Zweig. URL:
http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/liter/zweig/index.html [2010-10-03]
11
Autor war, dass er als sechzehnjähriger Student seine Werke in der Berliner Zeitschrift
Die Gesellschaft und in der Zeitschrift Zukunft zum erstenmal publizierte. Mit siebzehn
Jahren hatte er die Beiträge in mehreren Pressemeiden wie zum Beispiel: Berliner
Morgenpost, Prager Tagblatt oder Magazin für Literatur.10
Als Stefan Zweig neunzehn Jahre alt war, erschien seine erste Gedichtsammlung
Silberne Saiten (1901), die ihn bekannt machte.11
Seine Eltern beachteten
das literarische Talent seines Sohnes, erst wenn er in die österreichische Tageszeitung
Neue Freie Presse beigetrug.12
Stefan brachte den Eltern Ehre ein, denn diese Zeitung
war eine der größten und einflussreichsten Journale der Monarchie, die vom liberalen
Bildungsbürgertum gelesen wurde.13
Stefan Zweig entschloss sich in diesem Moment Schriftsteller zu werden. Seine Eltern
stellten sich auf seine Seite, trotzdem sollte er allerdings eine Universität studieren und
dann promovieren um die Familienehre zu behalten. „Es handelte sich schließlich doch
nur darum, der Familienehre einen Doktortitel zu sichern, gleichgültig welchen“,14
erklärte er selbst.
10 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.13 11 Deutsches Historischen Museum. Lebendiges virtuelles Museum Online. Stefan Zweig. URL:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ZweigStefan/ [2010-10-07] 12 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.32. Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer
Bundesverlag Gesellschaft m.b.H., 1981. S.14 13 Die Presse. Geschichte. URL: http://diepresse.com/unternehmen/geschichte/9819/index.do
[2010-10-13] 14 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1992. S.117
12
2.2.2 Die Universität – die Anfänge 1900-04
Der junge Stefan Zweig ablegte das Abitur im Jahre 1900 und einschrieb sich an
die Universität Wien für die Fächer exakte Philosophie und Literaturgeschichte. Zweig
wählte sich gerade diese Fächer aus, weil er die Freiheit für seine Profession und seine
Interessen brauchte.15
Stefan Zweig erinnerte sich wie er damals leichtsinnig war:
So legte ich mir von vornherein eine Zeiteinteilung zurecht: drei Jahre um
das Universitätsstudium mich überhaupt nicht bekümmern! Dann in den letzten Jahr [...]
irgendeine Dissertation rasch fertigmachen!16
Trotz den ersten Erfolgen, entschied sich Zweig von Wien nach Berlin umzuziehen um
dort sich weiterzubilden.17
Jedoch ging er in die Schule nur selten. Er schrieb: „Ich
habe dort die Universität ebenso wie in Wien nur zweimal im Verlauf eines Semesters
aufgesucht“18
In Berlin suchte er die neue Inspiration, das Kulturleben und die neuen
interessanten Freunde. Vor allem beabsichtigte er den Stempel 'der Sohn aus
einer guten Familie' loszuwerden. Seine Freunde in Wien stammten nur aus der
jüdischen Bourgeoisie, während hier Zweig die Menschen aus allen Klassen, von
verschiedenen Professionen, Glaube oder Sexualität traf. Zweig wurde von diesen
besonderen Lebensschicksalen verdutzt.19
Strelka bemerkt in seinem Buch: „Die
Konfrontation mit so vielen Möglichkeiten des Lebens macht ihn selbstkritisch und
mutlos.“20
Zweigs Neigung zum Schreiben wurde mit diesen neuen Anregungen und Impulsen
wieder erweckt. Er schrieb meist die Prosawerke und parallel dazu beschäftigte sich
mit den Übersetzungen. Stefan Zweig behauptete, dass es „die beste Möglichkeit für
einen jungen Dichter [...], den Geist der eigenen Sprache tiefer und schöpferischer zu
15 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1992. S.118-119. 16 Ebd. S.119 17 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.33 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer
Bundesverlag Gesellschaft m.b.H., 1981. S.14. 18 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1992. S.134 19 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.15. 20 Ebd. S.16
13
begreigen“21
war. Er übersetze die Werke von Baudelaire, Verlaine, Keats, William
Morris und vielen anderen.
Neben dem literarischen Schaffen liebte Stefan Zweig das Reisen. Nach dem Abitur
reiste er nach Frankreich. Im Jahre 1902 besuchte er Belgien, denn er wünschte sich
den flämischen Dichter Émile Verhaeren kennenzulernen. Schon lange fasziniert von
seinen Werken schätzte Zweig Verhaerens literarische Meisterschaft.22
Er verbrachte
mit Verhaeren drei Stunden, die auf ihn tiefen Eindruck machten. Zweig erklärte:
In seinem Wesen war eine Sicherheit [...] Er blieb unabhängig vom Geld, lebte lieber in
eine ländlichen Existenz [...] Er blieb unabhängig von Erfolg [...] Er blieb offen in jedem
Sinn, mit keiner Hemmung belastet, von keiner Eitelkeit verwirrt, ein freier, freudiger
Mensch, leicht jeder Begeisterung hingegeben; wenn man mit ihm war, spürte man sich
belebt in seinem eigenen Willen zum Leben.23
Im Jahre 1903 verbrachte Zweig ein paar Tage in Paris, wo er alle historischen und
kulturbedeutenden Merkwürdigkeiten besuchte. Noch besuchte er London, dann kehrte
er nach Wien zurück, um das Studium abzuschließen. In seiner Dissertationarbeit
setzte er sich mit dem Thema Die Philosophie des Hippolyte Taine24
auseinander. Im
Jahre 1904 wurde Stefan Zweig an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie
promoviert.25
Noch in demselben Jahr erschien Zweigs erste Novelle Die Liebe der Erika Ewald.
Die dramatische Erzählung stellt die platonische Liebe der jungen Musiklehrerin zu
einem berühmten Geigenvirtuosen dar.26
21 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.144 22 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.35-36 23 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.148-149 24 Weschenbach, Natascha: Stefan Zweig und Hippolyte Taine:Stefan Zweigs Dissertation über "Die
Philosophie des Hippolyte Taine" (Wien 1904). Amsterdam – Atlanta, GA. Rodopi B.V., 1992. 25 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.22 26 Zweig, Stefan: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Erzählungen. Frankfurt am
Main: Fischer Verlag, 1983.
14
2.3. Die Wanderjahre 1904-14
Stefan Zweig war ein gebildeter Mensch, talentierter Schriftsteller und auch ein
leidenschaftlicher Reisende. Regelmäßig besuchte er Frankreich, England, Spanien
oder Italien.27
Im Jahre 1905 reiste er nach Algerien und in demselben Jahr wurde auch
seine Monographie über Paul Verlain veröffentlicht.
Zweig verbrachte vier Monate in London, wo er die Inspiration und Ruhe zu Arbeit
suchte, hierbei wollte er die neuen Leute und die englische Kultur kennenzulernen.28
Leider war er enttäuscht, was der Brief von Zweig nach Ellen Key beweist:
Ich lebe hier in London ein wenig unwillig, weil ich die Sonne sehr gern habe und
den dünsteren Himmel wie einen Bleiring ums Herz empfinde. Auch habe ich wenig
Menschen, die mir hier nahe stehen: es sind zu viel Kühle. Besonnene hier und zu wenig
Herzliche.29
In den Jahren vor dem Krieg reiste Stefan Zweig oft. Er selbst bezeichnete diese
Etappe seines Lebens als „Umwege auf dem Wege zu mir selbst.“30
Unterwegs lernte
er zahlreiche interessante Persönlichkeiten und Künstler kennen. Er befreundete sich
mit Rainer Maria Rilke, einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache31
, in Paris
beobachtete er den berühmten Bildhauer August Rodin bei seiner Gestaltung, in
London traf er den englischen Dichter Arthur William Symons und den irischen
Dichter und Dramatiker William Butler Yates. Alle diesen Menschen gehörten zur
künstlerischen Elite Europas, zu deren auch Stefan Zweig gehören wollte.32
27 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S. 190. 28 Stefan Zweig Centre Salzburg. URL: http://www.stefan-zweig-centre-salzburg.at/de/zbiographie.htm
[2010-10-15] 29 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer: 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York: Rodopi, 2006. zitiert aus Zweig, Stefan: Briefe 1897-1914. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1995. S.117 30 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S. 190. 31 Rainer Maria Rilke – Gedichte und mehr. URL: http://www.rilke.de/ [2010-10-25] 32 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.40. und Daten der Deutschen Literatur. Stefan Zweig. URL:
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/zweig.htm [2010-10-20]
15
Im Jahre 1907 mietete sich Stefan Zweig eine kleine Wohnung in Kochgasse 8 in
Wien. Hier konnte er seine Bücher, Bilder und Andenken lagern. Es ging um kein
gemütliches Wohnen, weil er meistens unterwegs war.33
In diesem Jahr schloss Stefan Zweig den Vortrag mit dem Insel-Verlag, der später
viele seine Werke publizierte, ab.
Noch im Jahre 1907 erschien sein erstes Drama mit klassischem Thema Tersites. Da
der Aufführung durch außergewöhnlich tragische Umstände begleitet wurde, gab
Zweig seine Theaterkarriere zeitweise auf, denn er es ansah als ein böses Omen.34
In den Jahren 1908 und 1909 unternahm Stefan Zweig die Reisen in die exotischen
Länder, wie zum Beispiel: Indien, Ceylon, Burma oder Hinterindien. Zum erstenmal
traf er hier die Armut der Dritten Welt und allgegenwärtige Rassendiskrimierung an.35
Die Nachrichten aus der 'Neuen Welt ' lockten ihn insofern an, dass er gleich das
nächste Jahr in die Vereinigten Staaten, nach Kanada, Kuba und Puertorico abreiste.
Am Anfang fühlte sich Zweig in der Neuen Welt einsam. Aber als er seine Bücher im
Schaufenster eines Buchhändlers entdeckte, wurden die Gefühle der Einsamkeit
vergessen. Stefan Zweig, als neugieriger Reisende und Psychologe, wollte den echten
amerikanischen Charakter aufdecken, deswegen erdachte er sich ein kluges Spiel. Als
fiktiver Emigrant bewarb sich um eine Stelle, demzufolge absolvierte er fünf
Aufnahmegespräche und stellte fest, dass Amerika ein Land der unbeschränkten
Möglichkeiten für jeden Mensch ist.36
Hier entdeckte er, was die „göttliche Freiheit“37
bedeutet.
Im Jahre 1911 machte Stefan Zweig eine Studienreise nach Paris und gab sein zweites
33 Müller, Hartmut. Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.42 34 Zweig, Stefan. Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.151-152 35 Strelka, Joseph. Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.24 und Prater, Donald A. Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen.
Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1984. S.54-55 36 Zweig, Stefan. Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.220-223 37 Strelka, Joseph. Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.24
16
Novellenband Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland aus.38
Der Jahr 1912 war schicksalhaft für Stefan Zweig. Abgesehen davon, dass er
das Drama Der verwandelte Komödiant schrieb und am Wiener Burgtheater
das Theaterstück Haus am Meer aufgeführt wurde, lernte er die charmante Friderike
Maria von Winternitz (1882-1971) kennen.39
Joseph Strelka bemerkt dazu: „Friderike
Maria war stark genug und brachte die notwendigen Eigenschaften mit, um die direkte
Mutterbindung Zweig zu ersetzen.“40
Im Jahre 1913 wurde die Novelle Brennendes Geheimnis herausgeben. Das Buch
stellt das Problem des zwölfjährigen Jungen sich mit der Welt der Erwachsenen
zusammenleben dar. Gleichzeitig illustrierte der Autor ein Bild der damaligen
Gesellschaft. Nach Prater und Strelka weist diese Novelle autobiographische
Merkmale aus.41
Romain Rolland war einer der besten Freunden Stefan Zweigs. Begeistert von seinen
Blättern, die Zweig in einer französischen Literaturzeitschrift entdeckte, suchte ihn in
Paris auf. Rolland, sowie Zweig, war ein Europäer, der die humanistischen Ideen
verbreitete.42
Stefan Zweig drückte seine Bewunderung und Respekt zu diesem Mann
als er das Buch Romain Rolland: The Man and His Works publizierte, aus. Am Ende
schreibt Zweig über seinen Freund: „One great man who remains human can for ever
and for all men rescue our faith in humanity.“43
38 Stefan Zweig und seine Werke. URL: http://www.stefanzweig.de/zeittafel.htm [2010-10-15] 39 Daten der Deutschen Literatur. Stefan Zweig. URL:
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/zweig.htm [2010-10-15] 40 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.26 41 Prater, Donald A.:Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.20-21 und Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien:
Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m.b.H., 1981. S. 12-13 42 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.50-51. und Wunderlich, Dieter. Stefan Zweig. URL:
http://www.dieterwunderlich.de/Stefan_Zweig.htm [2010-10-20] 43 Zweig, Stefan: Romain Rolland: Men and His Works. New York: Ayer Publishing 1973. S.356
17
2.4. Die Zeit des ersten Weltkrieges 1915-21
„Da, am 28.Juni 1914, fiel jener Schuss in Sarajewo, der die Welt der Sicherheit und
der schöpferischen Vernunft, in der wir erzogen, erwachsen und beheimatet waren, in
einer einzigen Sekunde wie ein hohles tönernes Gefäß in tausend Stücke schlug.“44
Der wunderschöne Sommer 1914 verbrachte Stefan Zweig in Baden bei Wien als er
die Nachricht über der Ermordung des österreichischen Thronfolgers erhielt. Weil
Franz Ferdinand von Österreich-Este mit seiner Frau unbeliebte Monarchen waren,
löste ihr Tot kein tiefes Mitleid aus.45
Und so Stefan Zweig reiste nach Belgien um
seinen Freund, den Maler James Ensor, zu besuchen. Hier erfuhr er
die Schocknachricht, dass Österreich dem Serbien den Krieg erklärte. Sofort kehrte er
mit dem letzten Ostendeexpres nach Österreich zurück. Stefan Zweig beschrieb seine
gemischten Gefühle in der Memoiren: „Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: ich fuhr in
den Krieg.“46
Überraschend wurden die ersten Tage des Krieges gefeiert, denn es war
etwas Großartiges und jeder war stolz ein Österreicher zu sein. Die Männer gingen in
den Krieg und auch Stefan Zweig sollte die Millitärdienstpflicht erfüllen. Durch
den verwandten Hochoffizier wurde er zu einer Aufgabe in Wiener Kriegsarchiv
zugeteilt. Hier arbeitete Zweig zusammen mit Rilke an Propagandaschriften und an
der Herausgabe der patriotischen Zeitschrift Donauland.47
Nach dem Krieg nutzte Stefan Zweig die Chance die Folgen des Krieges persönlich zu
sehen. Als der Berichterstatter fuhr er an der galizischen Front. Schon unterwegs sah
Zweig, was der Krieg verursachte; die Armut, die verletzten Menschen, die sterbenden
Soldaten. Strelka schreibt darüber: „[...]er sah die zerstörten und geplünderten
Ortschaften und erlebte das Elend und Grauen der Lazarettzüge.“48
Dank
44 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.247 45 Ebd., S.250 46 Ebd., S.257 47 Daten der Deutschen Literatur. Stefan Zweig. URL:
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/zweig.htm [2010-10-15] 48 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.33-34
18
den schrecklichen Erlebnissen wurde er von der Sinnlosigkeit des Krieges enttäuscht,
was seinen Pazifismus noch bestärkte.49
Stefan Zweig zog sich mit Friderike und ihren beiden Töchtern aus der ersten Ehe nach
Kalksburg bei Rodaun. Nach dem er ein Haus auf dem Kapuzinerberg in Salzburg
gekauft hatte, fuhr er nach Wien „um seinen neuen Idealismus in die Tat
umzusetzen,“50
während Friderike musste dieses Haus in Ordnung bringen, denn das
Jagdschlösschen aus siebzehnten Jahrhundert war im vernachlässigten Zustand.
Im Jahre 1917 wurde sein Theaterstück Jeremias am Züricher Stadttheater aufführt.
Das Spiel erzählt die Geschichte des jüdischen Volkes, das mit Nebukadnezar kriegte.
Dieses Werk wurde in Bezug auf Zweigs jüdische Herkunft geschrieben. Stefan Zweig
stellte durch die historiche Thematik die gegenwärtige Situation dar.51
Er bekannte:
Jetzt zum erstenmal hatte ich das Gefühl, gleichzeitig aus mir selbst zu sprechen und aus
der Zeit. Indem ich versuchte, den andern zu helfen, habe ich damals mir selbst geholfen ...
Von dem Augenblicke, da ich versuchte, sie zu gestalten, litt ich nicht mehr so schwer an
der Tragödie der Zeit.52
Zur Aufführung Jeremias und zu den Vorträgen erhielt Zweig die zweimonatige
Beurlaubung vom Militärdienst. Zum Ende verbrachte er ein und ein halbes Jahr in
der Schweiz. Zweig wirkte im pazifistischen Kreis um Romain Rolland und traf
die Intellektuellen aus dem ganzen Europa, wie zum Beispiel: Herman Hesse, James
Joyce, René Schickele, Anette Kolb oder Peruccio Busoni.53
Als er im Jahre 1919 nach Österreich zurückkehrte, übersiedelte er nach Salzburg. Hier
beachtete er wie die Nachkriegswelt verändert wurde. Der Krieg zerstörte nicht nur
49 Focus Online. Stefan Zweig. Der Meister – Novellist. URL:
http://www.focus.de/kultur/buecher/stefan-zweig_aid_120066.html [2010-11-03] 50 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.41 51 Jüdische Geschichte und Kultur. Stefan Zweig. URL: http://www.judentum-
projekt.de/persoenlichkeiten/liter/zweig/index.html [2010-10-03] 52 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.291 53 Daten der Deutschen Literatur. Stefan Zweig. URL:
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/zweig.htm [2010-10-15] und Stefan Zweig Centre
Salzburg. URL: http://www.stefan-zweig-centre-salzburg.at/de/zbiographie.htm [2010-10-15]
19
die ganzen Familien, sondern auch die Ideale in die die Menschen glaubten. Die Armut
war überall, die Länder herrschte Not, Nahrungsmangel, Mangel an Kohlen und an
allen Materialien. Es war ein kläglicher Anblick für ihn.
54
Der Jahr 1920 war ein bedeutender Markstein Zweigs Privatleben, denn nach
der achtjährigen Beziehung wurde er mit Friderike Maria von Winternitz in Wien
verheiratet.
In diesem Jahr erschien die Erzählung Der Zwang und der Essayband Drei Meister aus
dem Zyklus Baumeister der Welt.55
Stefan Zweig war in damaliger Zeit auch ein
produktiver Übersetzer und Herausgeber.
54 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.42 55 Stefan Zweig Centre Salzburg. URL: http://www.stefan-zweig-centre-salzburg.at/de/zbiographie.htm
[2010-10-15]
20
2.5 Die goldene Zeit des Lebens 1921-33
„Die Zeit gibt die Bilder, ich spreche nur die Wörter dazu.“ 56
Die Epoche bis 1933 bezeichnet man als 'die Blütezeit Europas'57
. Der Krieg war schon
vergessen, die neuen Ideale kamen, die Städten waren schöner, alle Leute arbeiteten,
sie konnten frei reisen und sich auslebten. Auch für Stefan Zweig war es diese Zeit
glücklich. In seiner Memoiren schrieb er: „In meinem persönlichen Leben war das
Bemerkenswerteste, dass in jenen Jahren ein Gast in mein Haus kam und sich dort
wohlwollend niederließ, ein Gast, den ich nie erwartet hatte – der Erfolg.“58
Seine
Bücher wurden in der ganzen Welt verkauft, in verschiedene Sprachen übersetzt und
Hunderte von Briefen bekam er jeden Tag. Drei Meister, Amok oder Brief einer
Unbekannten waren überall populär. Stefan Zweig war dankbar für solchen Erfolg,
jedoch gestand er, falls er sein Leben noch einmal erleben könnte, würde er seine
Werke unter Pseudonym schreiben um sich die Anonymität zu erhalten.59
Während des Krieges wurde er drei Jahre in seinem Haus in Salzburg verhaftet, jetzt
ein paar Jahre nach dem Krieg, konnte er wieder frei reisen. Er beabsichtigte alle
beliebten Plätze zu besuchen und seine Freunde wieder zu sehen. Unterwegs entdeckte
er die bitteren Andeutungen der kommenden Zukunft. Während des Besuchs in Italien
sah er zufällig die kleine faschistische Truppe marschieren und zum erstenmal hörte er
den Namen Benito Mussolini,60
was ihn beunruhigte. Die andere ungewöhnliche
Situation geschah, als er im Jahre 1928 nach Russland fuhr. Stefan Zweig wurde zu
Tolstois hundertsten Geburtstag eingeladen.61
Gerne nahm er die Einladung ein, nicht
nur weil Russland für ein faszinierendes Land galt, sondern auch weil seine Bücher
dort gekauft wurden und das russische Publikum liebte ihn. Stefan Zweig war von
56 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.7 57 Ebd., S.226 58 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.362 59 Ebd., S.372 60 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.48 und Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines
Europäers. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1992. S.267 61 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.182
21
Großartigkeit der Städten, von den mächtigen Palästen und von Herzlichkeit
der Menschen überrascht. Er war erfreut und positiv. Aber fast am Ende seines
Aufenthaltes erhielt er einen anonymen Zettel, der auf Französisch sagte:
Glauben sie nicht alles [...] was man ihnen sagt. Vergessen Sie nicht, bei allem, was man
Ihnen zeigt, daß man Ihnen auch vieles nicht zeigt. Erinnern Sie sich, dass die Menschen,
die mit Ihnen sprechen, meistens nicht das sagen, was sie Ihnen sagen wollen, sondern nur,
was sie Ihnen sagen dürfen. Wir sind alle überwacht und Sie selbst nicht minder. Ihre
Dolmetscherin meldet jedes Wort, Ihr Telefon ist abgehört, jeder Schritt kontrolliert.62
Der große Schriftsteller stellte fest, dass der allgemeinen Frieden nur auf
der Oberfläche ist, denn unten erwuchs neue „für Menschheit gefährliche,
Drohungen.“63
Auf der anderen Seite gewährte ihm das Reisen auch die schönen
Geschenke, zum Beispiel das vertrauliche Freundschaft mit Maxim Gorkij.
Stefan Zweigs Haus stand auf dem Kapuzinerberg in Salzburg. Salzburg war damals
eine malerische Stadt mit zirka vierzig tausend Einwohners. In den Jahren 1924-33
veränderte sich Salzburg in das künstlerische Mekka Europas. Die Prominente, Stars,
Millionäre, Journalisten, Künstler und andere VIP Menschen promenierten sich in
den Straßen der Stadt. Stefan Zweig wurde nicht nur von seinen Freunden und anderen
bedeutenden Persönlichkeiten besucht, sondern er selbst lud die jungen zukunftsvollen
Schriftsteller ein. Zweig gab ihnen Rat oder ermutigte sie in weitere Arbeit.64
Stefan Zweig war ein leidenschaftlicher Sammler. Er begann mit diesem Hobby als er
fünfzehn Jahre alt war. Er sammelte nicht nur die Autographen, sondern auch
die Urschriften und die Fragmente von Werken, die handschriftlichen Blätter von
großen Dichtern, Philosophen oder Musikern. Während vierzig Jahren des Sammelns
gewann Zweig eine der umfangreichsten und wertvollsten Sammlungen der Welt. Er
erklärte: „Dass ich mich nie als den Besitzer dieser Dinge empfand, sondern nur als
62 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.385-386 63 Ebd., S.256 64 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.91-91
22
ihren Bewahrer in der Zeit, war selbstverständlich.“65
Als die Hitlers Zeit kam und
Stefan Zweig musste sein Haus verlassen, schenkte er einen Teil der Sammlung
der Wiener Nationalbibliothek, etwas überlaste er seinen Freunden und der Rest wurde
irgendwo verlorengegangen.66
Die goldenen Jahre 1921-1933 waren für Stefan Zweig ganz fruchtbar. Er schrieb
mehrere Novellen, wie zum Beispiel: Brief einer Unbekannten (1922) oder
Amok. Novellen einer Leidenschaft (1922). Im Jahre 1925 war es die Novelle Angst
und zwei Jahre später drei Novellen im Gedichtband Verwirrung der Gefühle.67
Alle
diesen Werken behandeln die Themen wie: die Liebe, die Leidenschaft, der Angst,
der Leid, die Enttäuschung, die Schuld, der Tod. Stefan Zweig beschreibt meistens
die Personen in ungewöhnlichen Situationen und eine Tragik ist oft dabei.
Seine literarische Produktion entwickelte sich mit dem zweiten Band
der biographischen Essays Der Kampf mit dem Dämon (1925), wo die drei
Persönlichkeiten Hölderlein, Kleist und Nietzsche erwähnt sind. Dann folgten
die historischen Erzählungen, die im Buch Sternstunden der Menschheit. Fünf
historische Miniaturen.(1927) herausgegeben wurden. „Damit hat Stefan Zweig
eine Meisterschaft der Technik und Komposition des Erzählens erreicht, [...]“68
erwähnt Strelka.
Im Jahre 1928 erschien der Schlussband aus dem Zyklus Baumeister der Welt Drei
Dichter ihres Lebens, dessen Helden Casanova, Stendhal und Tolstoi sind. Joseph
Strelka bemerkt dazu in seiner Biographie: „Was die drei behandelten Persönlichkeiten
verbindet, ist das positive individualistische Selbstbewusstsein und das Streben nach
Unabhängigkeit, was sie scheidet, die Art des Strebens.“69
Das Buch Rahel rechtet mit
65 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.403 66 Heißerer, Dirk: Vom 'Zauberer der Schrift'. Die Autographensammlung Stefan Zweigs. Bearbeitet
6/2006. URL:
http://www.inlibris.at/content/deutsch/verlag_und_publikationen/rezensionen/detail6_1000000.php
[2010-11-10] 67 Zweig, Stefan: Verwirrung der Gefühle. Erzählungen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1983. 68 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.51 69 Ebd., S.64
23
Gott aus dem Jahre 1928 enthält vier Legende, die das Schicksal des jüdischen Volkes
erzählen.
In dieser Epoche war Stefan Zweig an der Spitze seines literarischen Schaffens und
zählte zu den meistübersetzenen deutschen Autoren der Welt.
In folgenden Jahren schrieb er zwei romanhafte Biographien Joseph Fouché (1929)
und Marie Antoinette. The portrait of an average woman. (1932),70
was bis heute eine
der besten Biographien ist. Das bestätigt auch das Zitat auf der letzten Seite
des Buches: „Certainly no one can arise unmoved from the reading of this powerful
work.“71
Im Jahre 1931 feierte Stefan Zweig seinen fünfzigsten Geburtstag, den er für
den Markstein seines Lebens hielt. Er hatte die Frau, das Haus, die Freunde,
die erfolgreiche Karriere und er konnte reisen. Er schrieb:
Ich konnte zufrieden sein. Ich liebte meine Arbeit und liebte darum das Leben. Ich war vor
Sorge geschützt; selbst wenn ich keine Zeile mehr schrieb, sorgten meine Bücher für mich.
Alles schien erreicht, das Schicksal gebändigt.72
Auf der anderen Seite wollte er noch etwas Neues, etwas Unerwartetes erleben, was
ihn aus der bisherigen Sicherheit entreißt.
70 Fischer Verlag. Stefan Zweig. URL:
http://www.fischerverlage.de/microsite/autor/www.stefan-zweig.de/biografie [2010-09-20] 71 Zweig, Stefan: Marie Antoinette: Bildnis eines mittleren Charakters. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1980. 72 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.406
24
3. EXIL 1933-42
3.1 Der politische Hintergrund
„Zum Emigranten habe ich kein Talent [...]“73
Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler eines national-konservativen
Kabinetts ernannt. Das war der erste Schritt seiner Machtübernahme. Dann folgte
das Reichstagsbrand im Februar, die grausame Bücherverbrennung im May, noch dazu
begann der gesamten Boykott der jüdischen Geschäften, Ärzten und gebildeten
Menschen.74
Diese politische Entwicklung und Unsicherheit verursachte, dass Zweig
an Depressionen und innere Krise litt,75
was Strelka in seinem Buch beschreibt:
Auch seine Ungewißheit, seine Unsicherheit in politischer Hinsicht, die sich nach
der Machtergreifung Hitlers in Deutschland noch steigerte und die durchaus nicht allein
von seiner persönlichen Unentschlossenheit herrührte, sondern die allgemeine
Ungewißheit und Unsicherheit spiegelte, taten das ihre zu seinen Depressionen.75
Stefan Zweig war ein typischer Semite und darum wurde er von seinen Freunden zum
Verlassen Salzburg beraten, trotzdem wollte er still neutral bleiben.
Aber die Situation in Deutschland veränderte sich jeden Tag. In Salzburg, in der Nähe
von Grenzen, sah Stefan Zweig den aktuellen Vorgang der politischen Unruhen ganz
deutlich. Deswegen verbrachte er zwei Monate in Frankreich, um die Ruhe zur Arbeit
zu finden. Dann reiste er nach London ab. Wenn er vor dreißig Jahren zum erstenmal
in England war, fühlte er sich wie ein Fremder, jetzt war es ganz anders.
London erwies sich als der ideale Arbeitsplatz: die reservierte und kühle Freundlichkeit
der Briten, [...] zusammen mit den Bücherschätzen des Britisch Museum schufen
73 Liani, Tatiana: Stefan Zweigs Exile in London in 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain. New
York: Rodopi, 2006. S.33 zitiert aus Zweig, Stefan: Briefe an Freunde, S.264 74 Deutsches Historischen Museum. Lebendiges virtuelles Museum Online. Adolf Hitler. URL:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HitlerAdolf/index.html [2010-10-07] 75 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.80
25
eine schlechthin ideale Arbeitsumwelt.76
Zweig war ganz froh und begann hier das Buch Maria Stuart schreiben.
Am Anfang des Jahres 1934 fuhr er nach Österreich zurück. Die Situation hier
verschlimmerte sich, weil Salzburg sowie Wien von Sozialdemokratischer Partei,
Revolution und Wehrmacht belagert wurde. Stefan Zweig schrieb an seinem Freund
Romain Rolland:
Soll ich besser bleiben? Soll ich gehen? Bleiben bedeutet: leiden. Bedroht werden
Gezwungen sein, zu schweigen. Wie ein Gefangener leben. Gehen heißt: die andere
zurücklassen, die durch ihre Arbeit nicht das Glück materieller Unabhängigkeit genießen,
das Schiff als Kapitän als erster zu verlassen. Aber Redefreiheit haben.[...]77
Im Februar 1934 wenn er zu Hause war, wurde er ärgerlich überrascht. Vier Polizisten
machten ihn früh am Morgen wach, damit sie sein Haus für Waffen durchsuchen
sollten. Das war ganz absurd für Zweig, der ein Pazifist war. In zwei Tagen packte er
alle seine Dokumente und entschloss sich in der Emigration zu leben.78
Er behauptete:
„Mir aber war persönliche Freiheit die wichtigste Sache auf Erden.“79
Gleich am
nächsten Tag reiste er nach London zurück. Zweig erinnerte daran: „Es war der
erste Schritt, der mich von meiner Heimat loslöste. Aber ich wusste, seit jenen Tagen
in Wien, dass Österreich verloren war – freilich ahnte ich noch nicht, wie viel ich
damit verlor.“80
Stefan Zweig hatte noch seinen österreichischen Reisepass und konnte jederzeit nach
Österreich zurückreisen.
76 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.95 77 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer: 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York: Rodopin, 2006 zitiert aus Zweig, Stefan: Briefe 1932-42. Frankfurt am Main: Fischerverlag,
2005. S.416 78 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer: 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York, Rodopi, 2006. S.36 79 Zweit, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.442 80 Ebd., S.442
26
3.2 Exil in England 1933-40
„Keiner unter allen Emigranten war weniger Emigrant als dieser wirkliche Weltbürger,
der in den Ländern des Exils zu Hause war, ehe es noch ein Exil gab.“81
Franz Werfel
Seitdem Februar 1934 lebte Stefan Zweig im Exil. Er wählte sich London aus, denn
die Kühle und die Zurückhaltung der Engländer garantierten ihm die Anonymität und
die Ruhe zur Arbeit. In London vermietete er sich eine kleine Wohnung. Später
erinnerte er:
Nach einigen Tagen fühlte ich mich in London unbeschreiblich wohl. Nicht dass sich
London wesentlich geändert hatte. Aber ich selbst hatte mich verändert. Ich war dreißig
Jahre älter geworden und nach den Kriegs- und Nachkriegsjahren der Spannung und
Überspannung voll Sehnsucht, einmal wieder ganz still zu leben und nichts Politisches zu
hören. [...] Die Menschen lebten ruhiger, zufriedener und blickten mehr auf ihren
Nachbarn. Hier konnte man atmen, denken und überlegen.82
Stefan Zweig fühlte sich wie an einem neuen Anfang, auch wenn seine Freunde,
Familie und Haus weit entfernt waren.
Auch in seinem privaten Leben kam es zur großen Veränderung. Trotzdem er
weiterhin mit Frederike in der Ehe blieb und sie die freundliche Beziehung pflegten,
im Herz hatte er schon eine andere Frau und zwar seine sechsundzwanzigjährige
Sekretärin Charlotte Elizabeth Altmann.83
In England verbrachte er sechs Jahre. Durch Radio und Zeitung wurde er regelmäßig
über die politische Krise in seiner Heimat benachrichtigt. Und obwohl er nach Pen-
research in dieser Zeit zum meistübersetzenden Autor der Welt zählte84
, lebte er hier
81 Werfel, Franz: 'Stefan Zweigs Tod' in Arens, Hans: Der große Europäer Stefan Zweig. Frankfurt am
Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1981. S.150 82 ZWEIG, Stefan. Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.433-34 83 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.97 und Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
Taschenbuch Verlag GmbH, 1988. S.103-104 84 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer: 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York: Rodopin, 2006. S.33
27
in Anonymität. Auf der anderen Seite hatte er Probleme sich an die englische Sprache
zu assimilieren. Er bekannte:
I regren only to have no opportunity to write as here I am unable to do it in English and
have nobody here to rectify my mistakes and to give more colour to what I want to say;
that’s what oppresses me most, that I am so improsoned in language, which I cannot use
[...]85
In diesen Jahren reiste Zweig zweimal über den Ozean. Er absolvierte
eine Vortragsreise quer durch die Vereinigten Staaten, wo er Gelegenheit
dieses entfernte unabhängige Land zu sehen hatte. Fasziniert war er hauptlich von
Südamerika, wo er zum Kongress des Internationalen Penklubs eingeladen wurde.86
Zweig bewunderte die hiesige Natur, die exotische Kultur und die wunderschönen
Städte. Meist bezaubert war er von Brasilien, wo er auch sehr populär war. In Brasilien
sah er alle Menschen von verschiedenen Nationen und Rassen im Frieden zusammen
zu leben.87
Dieser Moment war grundsätzlich für den Schriftsteller. Dazu bemerkte er
in dem Buch Die Welt von Gestern: „Ich hatte, das Auge beglückt durch die
tausendfältige Schönheit dieser neuen Natur, einen Blick in die Zukunft getan.“88
Die Situation in Europa und vor allem in Deutschland vergrößerte Zweigs Sorge und
Fürchte um die Zukunft seines Heimatlandes. Er wollte seine Meinung und Ideen über
internationale Politik dem Publikum erklären. Weil er in keinen
Emigrantenzeitschriften publizierte, begann er das Buch über Erasmus von Rotterdam
schreiben. Erasmus von Rotterdam war ein Theologe, Philosoph, Philologe und vor
allem ein bedeutender Vertreter des europäischen Humanismus.89
Und Stefan Zweig
war selbst auch ein erklärter Humanist.
Hartmut Müller erfasst die Hauptidee
dieses Werkes:
85 Ferguson, Stuart: Language assimiliation and crosslinguistic influence. Tübingen: Gunter Narr
Verlag, 1997. S.64 aus Zweig, Stefan: Briefe 1932-42, Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1984. S.418 86 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.450 87 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.112-113 88 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S. 454 89 Weltchronik. Erasmus von Rotterdam. URL: http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/e/erasmus.html
[2010-10-08]
28
Seine Bedeutung liegt in der Darstellung der Parallelität der Probleme zu Erasmus’ und
Zweigs Zeit, deren Erfassung zumindest angestrebt ist, und sie liegt weiterhin im Versuch
einer Sinngebung und Lösung, wie Zweig sie am Beispiel des Erasmus für sich als Person
wie auch als Exponent österreichischer Kultur zu bieten unternommen hat.90
Dass Stefan Zweig seine eigenen humanistischen Ideale durch Erasmus demonstrierte,
bezeugen auch die Autorinnen der Internetseiten über Stefan Zweig:
Mit der Persönlichkeit des Erasmus von Rotterdam, dessen Geschichte Zweig hier
einschließlich aller wichtigen geschichtlichen Hintergründe darstellt, identifizierte sich
der Autor selbst, da der holländische Humanist Werte wie Vernunft, Toleranz,
Versöhnlichkeit und Freiheitsliebe verkörperte, die auch Zweig als Humanist sehr
achtete.91
Am 24. Juni 1935 wurde sein Werk, die Oper Die schweigsame Frau, aus
der Zusammenarbeit mit Richard Strauss, in Dresden uraufgeführt. Leider wurde die
Oper nach drei Aufführungen auf Zwang des Hitlerregimes abgesetzt.92
In demselben Jahr beendete Zweig den biographischen Roman Marie Stuart.
Stefan Zweig besuchte Österreich noch zweimal. Nachdem er in November
vernommen hatte, dass Hitler mit England über Österreich verhandelte, flog Zweig aus
der inneren Angst vor der kommenden Katastrophe sofort nach Wien, um seine
Familie und Heimat noch einmal zu sehen. Stefan Zweig schrieb: „Alles in dieser
Stadt, in diesem Land habe ich empfunden mit diesem > Nie wieder! <, mit dem
Bewusstsein, dass es ein Abschied war, der Abschied für immer.“93
Am 13. März 1938 wurde Österreich von Hitler übergefallen. Jetzt war Stefan Zweig
90 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.86 91 BROICH, Daniela., SANDER, Caroline. Stefan Zweig. Die Seite: Autorenschicksale nach der
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. URL:
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ2/verboten/aus/zweig_werke.html [2010-10-25] 92 Die deutschsprachigen Klassikseiten. Die Schweigsame Frau.URL:
http://www.klassika.info/Komponisten/Strauss_R/Oper/TrV_265/index.html [2010-11-05] 93 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S. 459
29
ein echter Emigrant. „In einem Tag verlor er sein Vaterland, sein Heimat, sein Besitz,
sein Publikum und seine Sprache,“94
sagte er. Seine Freunde, die Juden waren, wurden
verfolgt. Stefan hatte grauenhafte Schuldgefühle, dass er in Sicherheit lebte und nicht
den allen anderen helfen konnte. Noch dazu seine Mutter, Ida Zweig, starb im Alt von
vierundachtzig Jahren.
Als in England lebender staatenloser Ausländer musste Zweig um
einen Staatenlosenpass erbitten. Mit Verlust seines österreichischen Pass verlor Zweig
auch ein Teil seiner inneren Identität.95
Er bestand:
Übernacht war ich abermals über Strafe hinuntergeglitten. Gestern noch ausländischer und
gewissermaßen Gentleman, [...] war ich Emigrant geworden, ein 'Refugee'. Ich war in eine
mindere, wenn auch nicht unehrenhafte Kategorie hinabgedrückt.96
Im Jahre 1938 erschien das Buch Magellan, das von seiner Reise nach Amerika
inspiriert wurde.
In der ganzen Europa herrschte die Kriegsangst vor. In dieser unsicheren Atmosphäre
fand Zweig die wichtige geistige Hilfe in der Freundschaft mit Sigmund Freud. Stefan
Zweig wurde nicht von der Freudischen Theorie in allen Punkten überzeugt, trotzdem
er von diesem dreiundachtzigjährigen weltberühmten Psychoanalytiker in der
Darstellung der psychologischen Hintergründen seiner Figuren beeinflusst wurde.
„Immer hatte in all den Jahren ein Gespräch mit Freud für mich zu den höchsten
geistigen Genüssen gehört,“97
schrieb er in seiner Memoiren. Zweig war mit Freud
nicht nur geistlich sondern auch religiös und kulturell verwandt, denn die beiden
Gelehrten waren Juden.
Am 1. September wurde Polland von Deutschland angegriffen. Am 3. September
erklärte Frankreich und Großbritannien und das Vereinigte Königreich Deutschland
94 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer. 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York: Rodopin, 2006. S.40 95 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.468 96 Brinson, Charmian. Dove, Richard. Taylor, Jennifer. 'Immortal Austria?' Austrians in Exil in Britain.
New York: Rodopin, 2006. S.41 zitiert aus den Briefwechsel, S.313 97 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.479
30
den Krieg.98
Seitdem war Zweig ein „enemy alien“99
in England. Der Zugang zum
Deutschenweltraum war ihm abgeschnitten. Wieder fühlte er, dass seine Freiheit und
Unabhängigkeit gefährdet ist und dass sein Traum über die friedliche Vereinigung
Europas ganz vorbei ist.100
Stefan mit seiner Freundin Lotte wurden in England als „feindliche Ausländer“101
bezeichnet. Zweig heiratete Lotte am 6. September 1939, um sie zu beschützen.
Danach zogen sie sich nach Bath um.
In demselben Jahr schrieb Zweig seinen einzigen Roman Ungeduld des Herzens, der
sich von unglücklicher einseitiger Liebe und dem falschen Mitleid handelt.
Im nächsten Jahr erhielten beide Geliebte die englische Staatsangehörigkeit. Aber das
brachte keine Ruhe für Stefan Zweigs Seele. Hitler siegte und eroberte sich die neuen
Gebiete. Zweig war pessimistisch und nach der Besetzung Frankreichs wurde er bereit
die Europa zu verlassen. Das war sehr schwere Entscheidung für ihn, weil er
die bedeutendsten Werke seiner Karriere gerade hier schrieb. Aber die Großbritannien
war gefährdet. Das Ehepaar verkaufte ihr Haus und verließ das Land.102
98 Deutsches Historischen Museum. Lebendiges virtuelles Museum Online. Der Zweite Weltkrieg. URL:
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/index.html [2010-10-07] 99 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.493 100 Ebd., S.493 101 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.121 102 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.126
31
3.3 Exil in Amerika 1940-42
„I belong nowhere, and everywhere I am a stranger“103
Stefan Zweig und seine Ehefrau kamen in New York im Juli an. Zweig hielt hier
die Vorträge, deshalb blieben sie hier ein Monat. Derzeit war New York
eine Zwischenstation für die Flüchtlinge, die aus Europa nach die Vereinigten Staaten
emigrierten. Zweig befand sich in komplizierter Situation. Viele seine Freunde, die in
der Heimat blieben, hatten ein grausames Schicksal. Die anderen baten ihn um
die Hilfe. Zweig als berühmte Persönlichkeit einrichtete, dass ein Schiff mit
prominenten Emigranten und vor allem mit seiner ersten Frau Frederike und ihren
Töchtern am 13. Oktober nach New York kam. Noch dazu ermöglichte er seiner
Freunden und Bekannten die Bürgerschaften für ihren Aufenthalt in den Staaten, Visa
und Reisegelder zu beschaffen. Außerdem unterstützte Zweig die Arbeit
der Hilfsorganisation Emergency Rescue Committee.104
Am 9. August fuhr er mit Lotte nach Südamerika. Stefan Zweig wollte seine
Autobiographie Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers beenden. Zweig
schrieb auch ein Buch über Brasilien mit dem Titel Brasilien. Ein Land der Zukunft,
das das Geschenk für das Land, von dem er so fasziniert wurde, war. Leider wurde es
jedoch als Brasiliens Auslandspropaganda erkennen,105
was auch Joseph Strelka und
Hartmut Müller erwähnen.106
Das Ehepaar ließ sich in Petropolis, in der Nähe von Rio de Janeiro107
, nieder. Beide
wollten ein 'Zuhause' haben, deshalb vermieteten sie einen kleinen Bungalow mit
großer Terrasse, wo Zweig ungestört arbeiten konnte. Gerade hier, auf der Terrasse.
103 Spitzer, Leo: Lives in between: assimilation and marginality in Austria, Brazil, West Africa, 1780-
1945. Cambridge: CUP Archive, 1989. S.171 104 Prater, Donald A. Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.297-300 105 Hart, Klaus. Er hat die Augen vor vielem verschlossen. Stefan Zweig und Brasiliens
Auslandspropaganda. [online] 2006. URL:
http://www.ila-web.de/brasilientexte/2006/zweig.htm [2010-11-12] 106 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.130 und Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
Taschenbuch Verlag GmbH, 1988. S.124 107 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.124
32
wurde sein Meisterstück Die Schachnovelle geschrieben.
Stefan Zweig entschied sich in Brasilien um Visum zu beten. Er wusste, dass er nach
Europa nie wiederkehrt. Im September 1941 in einem Brief nach Friderike schrieb er,
dass es ihm die alten Freunde fehlten, dass er nicht reisen könne, dass er
die Bibliotheken Nordamerikas vermisse und dass sein Buch über Brasilien nicht
enthusiastisch aufgenommen worden sei.108
Trotz allem fühlte sich Stefan Zweig wohl
in seiner neuen Heimat.
Die Nachrichten über den Krieg in Europa waren grauenhaft.109
Stefan Zweig hatte
die Schuldgefühle, weil die Menschen in Europa leiden und erschlagen sind, während
er in Frieden und im Wohlstand lebt. Ermüdeter und unruhiger Zweig litt unter
schweren Depressionen, was er am 4. Februar in einem Brief an Friderike schrieb:
Mich deprimiert allerdings der Gedanke, dass wir die entscheidende Kriegswende und
den endgültigen Sieg nicht mehr in diesem Jahr zu erwarten haben [...] Zudem befürchte
ich, dass unsere alten Tage voller Sorgen und Mühen bleiben, denn es wird keineswegs
mehr Sicherheit geben als zur Zeit der Reformation [...]110
Deshalb nahm er die Idee den Karneval in Rio de Janeiro zu besuchen sehr gerne auf.
Leider die neuen Ereignisse aus der Politik beendeten Zweigs Ideale über bessere
Zukunft. Nachdem er über den Fall Singapurs und über die Kapitulation der alliierten
Streitkräfte berichtet wurde111
, überkam ihn die Panikstimmung. Zweig wünschte sich
sofort von Karneval nach Hause zu fahren.
Am 21. Februar wurde Zweig von Ernst Feder zu einer Schachpartie eingeladen.
Stefan Zweig schied sich mit seiner Lieblingsphrase: „Entschuldigen Sie meine
schwarze Leber!“112
Das waren seine letzten Wörter.
108 Zweig, Stefan. Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.371-372 109 Geschichts und Kultur Verein Koengen E.V. Der Zweite Weltkrieg. URL:
http://geschichtsverein-koengen.de/Weltkrieg2.htm [2010-10-20] 110 Zweig, Stefan. Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.391 111 Singapur Geschichte. URL: http://www.erlebe-singapur.de/geschichte.php [2010-11-4] 112 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.148
33
Am 23. Februar wurden in Rua Goncalves Dias 34 zwei Körper von Polizei, an Abruf
Zweigs Diener Antonio, gefunden. Stefan Zweig und Lotte Altmann begingen
Selbstmord durch Vergiftung.113
Der brasilianische Präsident Vergas ordnete ein Staatsbegräbnis am Friedhof von
Petropolis. Stefan und Lotte Zweig wurden in dem Cemiterio Municipal begraben.114
Der Selbstmord Stefan Zweigs wirkte auf die ganze, nicht nur die literarische, Welt
wie ein Schlag.
Seine Beweggründe zum Freitod erklärte er in seinem Declaracão, der unter
den anderen sorgfältigen Abschiedsbriefen gefunden wurde:
Ehe ich aus freiem Willen und mit klarem Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich
eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Lande Brasilien innig zu danken, das
mir und meiner Arbeit so gute und gastliche Rast gegeben. Mit jedem Tag habe ich dies
Land mehr lieben gelernt und nirgends hätte ich mir mein Leben vom Grunde aus neu
aufgebaut, nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und
meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet. Aber nach dem sechzigsten Jahre
bedürfte es besonderer Kräfte um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen
sind durch die langen Jahre heimatslosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser,
rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschliessen, dem geistige Arbeit immer
die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen.
Ich grüsse alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen
Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.
Stefan Zweig
Petropolis, 22. II. 1942115
Bis Heute ist dieses tragische Ereignis als „Selbstmord aus Verzweiflung“116
bezeichnet. Keineswegs ging es um die plötzliche Entscheidung, die der Fall
113 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.148 114 Cemitério Municipal de Petrópolis. URL:
http://www.findagrave.com/php/famous.php?page=cem&FScemeteryid=639590 [2010-11-14] 115 Casa Stefan Zweig. URL: http://www.casastefanzweig.com.br/sec_texto_view.php?id=16
[2010-11-14] 116 Höller, Ralf. Selbstmord aus Verzweiflung – der Schriftsteller Stefan Zweig. [online] 22. Februar
2007. URL: http://www.small-talk-themen.de/blog/index.php/menschen/selbstmord-aus-verzweiflung-
der-schriftsteller-stefan-zweig [2010-10-19]
34
Singapores verursachte. Professor Joseph P. Strelka in seinem Buch
Stefan Zweig – Freier Geist der Menschlichkeit behauptet: „Seine Vorstellung vom
Freitod als legitimer Lösung und als Erlösung hat eine lange Vorgeschichte in seinem
Leben und in seinen Werken.“117
Stefan Zweig, sowie seine literarischen Helden, konnte nicht allein mit der äußeren
Welt kämpfen, deshalb nahm er auf sich Tod, um innerlich zu siegen.
117 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.150
35
4. BIBLIOGRAFIE – DIE AUSWAHL
Silberne Saiten. Gedichte. 1901.
Die Liebe der Erika Ewald. Vier Novellen. 1904.
Paul Verlaine. 1905.
Die frühen Kränze. Gedichte. 1906.
Tersites. 1907.
Emilie Verhaeren. 1910.
Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland. 1911.
Das Haus am Meer. 1913.
Der verwandelte Komödiant. 1913.
Brennendes Geheimnis. 1914.
Jeremias. 1917.
Erinnerungen an Emilie Verhaeren. 1917.
Das Herz Europas. 1918.
Legende eines Lebens. 1919.
Angst. 1920.
Der Zwang. 1920.
Drei Meister: Balzac, Dickens, Dostojewski. 1920.
Romain Rolland. Der Mann und das Werk. 1921.
Amok. Novellen einer Leidenschaft. 1922.
Die Augen des ewigen Bruders. Legende. 1922.
Frans Masereel. Der Mann und Bildner. 1923.
Die gesammelten Gedichte. 1924.
Der Kampf mit dem Dämon: Hölderlin, Kleist, Nietzsche. 1925.
Volpone. 1926.
Abschied von Rilke. 1927.
Episode am Genfer See. 1927.
Verwirrung der Gefühle. Novellen. 1927.
Sternstunden der Menschheit. Fünf historische Miniaturen. 1927.
Drei Dichter ihres Lebens: Casanova, Stendhal, Tolstoi. 1928.
Reise nach Rußland. 1928.
Kleine Chronik. 1929.
36
Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen. 1929.
Rahel rechtet mit Gott. 1930.
Die Heilung durch den Geist: Franz Anton Mesmer, Mary Baker-Eddy, Sigmund
Freud. 1931.
Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters. 1932.
Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. 1934.
Die schweigsame Frau. 1935.
Maria Stuart. 1935.
Arturo Toscanini. Ein Bildnis. 1936.
Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt. 1936.
Der begrabene Leuchter. 1937.
Begegnung mit Menschen, Büchern, Städten. 1937.
Magellan. Der Mann und seine Tat. 1938.
Ungeduld des Herzens. 1939.
Brasilien. Ein Land der Zukunft. 1941.
Schachnovelle. 1942.
Posthum:
Sternstunden der Menschheit. Zwölf historische Miniaturen. 1943
Zeit und Welt. 1943.
Amerigo. 1944.
Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. 1944.
Balzac. Der Roman seines Lebens. 1946.118
118 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.155-157 und Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg:
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988. S.146-149
37
5. STEFAN ZWEIG UND DIE FRAUEN
Die Persönlichkeit jedes Einzelnen ist von der Umwelt, in die er geboren wurde,
geprägt. Wenn ich mich mit den Frauengestalten in Zweigs Werken auseinandersetzen
will, muss ich zuerst ein besonderes Augenmerk auf die wirklichen Frauen aus seinem
Leben legen.
In diesem Fall stelle ich drei Frauen dar:
Die Mutter – Ida Zweig
Die erste Ehefrau – Friderike Maria von Winternitz
Die zweite Ehefrau – Charlotte Elizabeth Altmann
Ich beabsichtige die praktischen Kriterien festzusetzen, anhand deren werde ich am
Ende die Frauen mit den einzelnen Frauenfiguren vergleichen. Die Kriterien sind:
Der Herkunft – der die Gesellschaftsklasse bestimmt
Die Ausbildung – die der Intellekt jeder Frau definiert
Die Beziehung zu Stefan Zweig / bzw. die Beziehung zum Ehemann oder
Geliebten - die der inneren Charakterzüge zeigt (ob die Frau ambitioniert oder
ergeben ist, treu oder untreu, leidvoll oder unabhängig, realistisch oder naiv
usw.)
Der Charakter – der meine persönliche Stellungnahme zu jeder Frau oder
Frauenfigur stellt
Ich glaube, dass die von mir selbst ausgewählten Kriterien die Persönlichkeiten
der erwähnten Frauen genau darstellen und entdecken, welche Frau aus Stefan Zweigs
Leben meistens als Vorbild für seine literarischen Heldinnen stand.
38
5.1 Die Mutter
Ida Brettauer (1854-1938) wurde am 5. May in Ancona in Süditalien geboren. Ihr
Vater Joseph Brettauer war ein hochgestellter und sehr reicher Bankier und seine
Familie lebte seit dem 18. Jahrhundert im jüdischen Ghetto.119
Es war
die außerordentliche Familie, weil viele ihre Familienmitglieder durch die ganze Welt
lebten, was Zweig selbst beschrieb:
Aber die Familie meiner Mutter war keineswegs italienisch, sondern bewußt international;
Die Brettauers, die ursprünglich ein Bankgeschaft besaßen, hatten sich [...] von Hohenems,
einem kleinen Ort an der Schweizer Grenze, frühzeitig über die Welt verteilt. Die einen
gingen nach St.Gallen, die andern nach Wien und Paris, mein Großvater nach Italien, ein
Onkel nach New York, und dieser internationale Kontakt verlieh ihnen besseren Schliff,
größeren Ausblick und dazu einen gewissen Familienhochmut.120
Dazu erwähnte er, dass in dieser Familie nur Ärzte, Advokaten, Bankiers oder
Professoren gaben, die dazu minimal zwei Sprache beherrschten.121
Zweigs Mutter war
gehörig Stolz auf diese Tradition und den Snobismus pflegte sie auch in ihrer eigenen
Familie. Trotzdem Ida ihr Gatte respektierte und mit ihm in der glücklichen Ehe war,
war sie überzeugt, dass sie etwas Besseres als er ist. Sie liebte den Luxus, die
Gesellschaft und die teuren Kleidung, was zum Beispiel aus der derzeitigen Fotografie
offensichtlich ist.122
Im Allgemeinen war Ida Zweig eine echte Aristokratin ihrer Zeit.
Ida Zweig hatte wahrscheinlich keine Ausbildung, denn der Geschichte nach, erfüllte
solche großbürgerliche Frau am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Rolle die
Mutter und die Gattin, die ihren Mann repräsentiert. Deshalb war die Ausbildung bei
solcher Frau weder notwendig noch üblich.123
119 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.14 120 Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.23 121 Ebd., S.24 122 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. Das Bild auf S.9 123 Deutsches Historischen Museum. Lebendiges virtuelles Museum Online. Die neue Frau. URL:
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/alltag/frau/index.html [2010-10-07]
39
Stefan Zweig hielt Abstand vor seiner Mutter, weil er sie nur einige mal in seinem
autobiografischen Buch erwähnte und weil auch Donald A. Prater und Joseph Strelka
diesen Fakt in ihren Büchern bestätigten.124
Dennoch in dem vorgerückten Alter
pflegte Stefan relativ herzliche Beziehung zu seiner Mutter, was aus ihrem
Briefwechsel evident ist.125
Die ausführlichere Charakteristik seiner Mutter finde ich in
den autobiografischen Werken von Friderike Zweig. Sie ermittelte, dass eher der Vater
die Rolle der Mutter spielte. Zum Beispiel falls Krankheit blieb er statt die Mutter mit
Kindern zu Hause. Friderike hielt Stefans Mutter für die selbstbewusste Frau, die ihre
Ziele um jeden Preis erfüllte und ihre Eigenwille durchsetzte.126
Auf jeden Fall litt der
junge Stefan unter Einfluss seiner dominanten Mutter, was meistens die Konflikte
erregte. Auf eine Seite hasste er die Manieren seiner Mutter, auf der anderen Seite
bemühte er sich den ganzen Leben ihr aristokratisches Weltbürgertum zu nachahmen.
Auch David Lester beschreibt Stefan Zweigs Beziehungen in dem Buch Suicide and
the Holocaust. Er verweist auf den Fakt, dass die Mutter nachdem sie
die Mutterpflichten erfüllt hatte, konzentrierte sich nur an sich selbst. Sie reiste, sie
interessierte sich für die Mode, sie verbrachte viele Zeit mit ihren Freunden. Und
während Stefans Vater respektierte das, Stefan hasste ihr Lebensstil. Und daraus
kommt Lester zur grundsätzlichen Konklusion, dass Stefan Zweig die Frauen,
die sehr unterschiedlich von seiner Mutter waren, heiratete.127
Ich persönlich betrachte Ida Zweig für die charaktervolle Persönlichkeit, die ohne
Zweifel Stefans Leben beträchtlich geprägt. Ich sehe hier die Ähnlichkeit im
Benehmen, denn Stefan Zweig selbst ein eigensinniger Mann war, der vor allem sein
Schaffen und seine Interessen bevorzugte.128
Also trotzdem er als Junge die Manieren
seiner Mutter verurteilte, im vorgerückten Alter betragt er sich ähnlich zu seiner
Frauen.
124 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984 und Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer
Bundesverlag Gesellschaft m.b.H., 1981. 125 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. 126 Friderike Zweig: Stefan Zweig: Wie ich ihn erlebte. Stockholm: Neuer Verlag, 1947. 127 Lester, David: Suicide and the Holocaust. New York: Nova Publishers, 2005. S.65 128 Stanislawski, Michael: Stefan Zweig in Autobiographical Jews: essays in Jewish self-fashioning.
Seattle: University of Washington Press, 2004. S.106
40
5.2 Friderike Maria von Winternitz
Friderike wurde am 4. Dezember 1882 in Wien geboren. Als die Tochter von Emanuel
Burger (1844–1902) und Theresia Elisabeth Burger (geborene Feigl; 1844–1923)
stammte sie aus der großbürgerlichen jüdischen Familie. Als sie dreiundzwanzig Jahre
alt war, wurde sie mit Dr. Felix Edler von Winternitz (1877–1950) verheiratet. Sein
Mann war ein Finanzkomisär und wegen der Ehe war Friderike zum römisch-
katholischen Glaube übergetreten. Sie hatten zwei Tochter, Alexia Elisabeth (Alix)
Winternitz (1907–1986) und Susanna Benediktine (Suse) Winternitz (1910–1998).129
Im Jahre 1912 lernte sie schon berühmten Schriftsteller Stefan Zweig kennen und acht
Jahre später wurde das Paar verheiratet. Bis 1937 lebte sie mit ihren Tochter in
Salzburg. Nach der Bruch des Krieges emigrierte sie nach Frankreich und in 1941 in
die Vereinigten Staaten von Amerika.
Friderike Zweig starb am 18. Januar 1971 in Stamford, Connecticut, USA.130
Friderike von Winternitz wurde eine schöne und zugleich ausgebildete Frau. Ihr Vater
leitete das Büro der North British Insurance Company in Wien und gewährte ihr
die beste mögliche Ausbildung. Friderike studierte Literatur und Französisch an
der Universität Wien. Aber weil sie ungeduld sich selbstständig zu machen war,
bestand sie den Ausbildungskurs zur Lehrerin der französischen und deutschen
Literatur, Pädagogik und Psychologie. Somit konnte sie bald unabhängig von ihrer
Familie werden.131
Von Jugend an war Friderike eine ernsthafte, zielbewusste und selbstbewusste Person.
Trotz sie zwei Töchter hatte, arbeitete sie als Lehrerin, Journalistin und Übersetzerin.
Sie war fähig seine eigene Karriere als Schriftstellerin zu bilden und unter dem Namen
Friderike Maria Winternitz veröffentlichte sie die Bücher Der Ruf der Heimat (1914)
129 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.14 und ANZ, Thomas. Verwirrung der Gefühle.
Stefan Zweig und Sigmund Freud. URL:
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10136&ausgabe=200611 [2010-11-06] 130 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.402 131 PRATER, Donald A. Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1984. S.65
41
und Vögelchen (1919).132
Auch später schaffte sie die ganze Agende für Stefans
Schaffen zu organisieren. Daneben engagierte sie sich das ganze Leben für
die nationalen und internationalen Vereinigungen für die sozialen und humanitären
Belange. Nach dem Tode Stefan Zweigs wurde Friderike Zweig zur Ehrenpräsidentin
der „Internationalen Stefan-Zweig-Gesellschaft“.133
Friderike Maria von Winternitz und Stefan Zweig lernten sich im Wien in
dem Gasthaus Riedhof in der Josefstadt am 24. Juli 1912 kennen.134
Friderike schrieb
einen Brief an ihn, ohne Unterschrift, was ihn belustigte. Nach zwei Monaten
der Korrespondenz trafen sie sich persönlich. Stefan Zweig wurde von
dieser energetischen aber zugleich feinsinnigen Frau bezaubert. Er notierte sich in
seinem Tagebuch: „Sie ist so fest in ihrer Hilflosigkeit, so gütig in ihrer Stille, so
weiblich in ihrer Klugheit. [...] dieser Unterton des Verhaltenseins in unseren
Beziehungen ist sehr reizvoll.“135
Und trotzdem Friderike verheiratet war, wollte sie
die Beziehung mit Stefan pflegen. Sie bekannte in einem Brief: „Ich nähre mich selbst
und bin seit langem ganz unabhängig.“136
Ihre Freundschaft und Beziehung dauerte
acht Jahre bis sie verheiraten wurden. Auf jeden Fall war ihr Zusammenleben keine
Liebesgeschichte. Nicht nur dass Stefan Zweig sehr oft reiste und Friderike blieb allein
zu Hause, sondern er hatte auch eine Geliebte in Paris. Stefan, Friderike und Marcelle
lebten ein paar Jahre in einer Dreiecksbeziehung.137
Im Jahre 1914 lasste sich Friderike endlich von ihrem ersten Mann scheiden. Im Laufe
des ersten Weltkrieges arbeitete Zweig in dem Wienerkriegsarchiv und ein Jahr lebte
er zusammen mit Friderike und ihre Töchter in Kalksburg bei Wien. Im Jahre 1917
kaufte Stefan das Jagdschlösschen auf dem Kapuzinerberg in Salzburg, was ihren Sitz
in den nächsten achtzehn Jahren war.
132 Zweig, Stefan., ZWEIG, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.399 133 Internationale Stefan Zweig Gesellschaft. URL: http://www.sbg.ac.at/ger/zweig/ [2010-10-06] 134 Zweig, Stefan., ZWEIG, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.7 135 Ebd., S.20 136 Ebd., S.22 137 Ebd., S.49
42
Am 28. Januar 1920 Friderike Maria von Winternitz, in Vertretung von Felix Braun,
heiratete Stefan Zweig. Friderike war eine gute Wahl für ihn. Auf eine Seite liebte sie
Stefan und kümmerte sie sich um ihn, auf der anderen Seite arbeitete Friderike
teilweise als seine Sekretärin und vor allem organisierte sie ganze seine Agende und
Dokumentation. Strelka bemerkt in seinem Buch:
Friderike Maria [...] eine Art Mutterersatz bedeutet hatte, war stark genug und brachte
die notwendigen Eigenschaften mit, um die direkte Mutterbindung Zweig zu ersetzen. In
mancher Hinsicht war sie reifer und bedeutete eine echte Hilfe und notwendige Stütze in
kleinen bis zu bedeutenden Fragen der Realitätsbewältigung.138
Stefan Zweig hielt sehr ihre Hilfe wert. Er hielt Friderike für seine Lebenspartnerin
und liebte ihre Töchter, dennoch war es nicht die ideale Ehe. Stefan war zu oft
unterwegs, mit Friderike verbrachte er keine Weihnachten oder Geburtstag zusammen.
Noch dazu litt Stefan mit vorgerücktem Alter immer mehr an schweren Depressionen.
Im Jahre 1925 schrieb er an Friderike: „Meine depressiven Zustände haben keine
reellen Gründe, wieder in Arbeit noch im Nicotin [...] Es ist eine Alterskrise [...]“139
Auch Friderike, die lange mit ihrer Beziehung nicht zufrieden war, äußerte ihre
Enttäuschung in den Briefen. Darauf aber besuchte Stefan sein Heimat noch weniger.
In einem Brief an Friderike reagierte er: „ein wenig ärgerte ich mich, dass jeder Brief
von Dir mit Klagen und Lamentation erfüllt war [...]“140
Das Missverhältnis in der Ehe
war in folgenden Jahren offensichtlich, denn der Briefwechsel war mehr formal als
freundlich. In Wirklichkeit war Friderike unglaublich geduldig mit Stefans Manieren.
Noch im Jahre 1930 sprach sie ihren Wunsch mit Stefan im Ruhe zu leben aus:
Ich will ruhig mit Dir leben und sei es in einer Mansarde. Ich kann mich nicht dauernd
mehr mit irregulären Verhältnissen abgeben, denn ich vertiefe mich ja in sie, wenn man sie
mir überantwortet.141
Anderseits zwei Jahre später dachte sie über den eventuellen Abschied nach.
138 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.26 139 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.175 140 Ebd., S.210 141 Ebd., S.231
43
Im Frühling 1934 erlebte das Paar eine schwere Beziehungskrise. Stefan Zweig war
schon in seine Sekretärin Lotte verliebt und wollte wegen des Regimes nach London
umsiedeln. Noch drei Jahre dauerte als Frederike sich von ihrem zweiten Ehemann
scheiden ließ. Dazu bekam sie einen offenherzigen Brief von Stefan, in dem er seine
Gefühle beschrieb:
Die beste Zeit ist unwiederkehrbar vorbei, und wir habe sie gemeinsam gelebt, viel davon
in wirklichem Gluck und ich aus in gesegneter Arbeit. Denken wir an dies, wenn wir
bedrückt sind, glaube mir, dass ich Dir für alles Gute dankbar bin und daran gerade jetzt
denke, während das Schlimme, das uns oft verwirrt, nun vergessen ist – vergiss auch Du,
wenn ich oft zu Dir ungerecht war. Glaube nicht einen Augenblick, dass ich Dir verloren
bin, und denke an mich wie an Deinen besten Freund [...] 142
Am 22. November 1938 wurden Friderike und Stefan geschieden. Am 6. September
1939 heiratete Stefan Zweig seine junge Freundin Lotte Altmann.
Als Friderike vom Anschluss Österreichs an Hitlers Deutschland überrascht wurde,
blieb sie in Frankreich als Emigrantin. Später übersiedelten auch ihre Töchter mit ihren
Ehemännern nach Frankreich.143
Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges fuhr Friderike sofort auf Notvisum nach
New York um Stefan und Lotte zu besuchen. Donald A. Prater beschreibt ihre erste
Begegnung: „Friderike, [...], war überrascht, keinerlei Feindseligkeit gegenüber Lotte
zu empfinden [...]“144
Auch Friderike selbst erzählte, dass sie keine Eifersucht fühle,
sondern großes Verständnis und Sorge um Lottes Familie, die in Europa blieb. Zum
Ende hatten diese zwei Frauen ziemlich herzliche und respektvolle Beziehung, wann
Friderike sich um Lottes Nichte Eva, die in Amerika auf Internat kam, kümmerte.145
142 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.331 143 Ebd., S.343 144 Prater, Donald.A: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.305 145 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.371
44
Schon im Oktober 1941 emigrierte Friderike mit beiden Töchtern und ihrer Familien in
die Vereinigten Staaten von Amerika. Der schnelle Transport wurde vor allem dank
der Hilfe und Einfluss Stefan Zweigs realisiert.146
Stefan Zweig und Friderike pflegten die feste Bindung bis Ende Stefans Leben. Am
22. Februar 1942, an dem Tag seines Selbstmordes, adressierte Stefan ein
Abschiedsbrief an Friderike, wo er sich aus seinen inneren Gefühle und
Enttäuschungen gestand.
Petropolis, 22. II. 1942
Liebe Friderike,
wenn Du diesen Brief erhältst, werde ich mich viel besser fühlen als zuvor. Du hast
mich in Ossining gesehen, und nach einer guten und ruhigen Zeit verschärfte sich
meine Depression - ich litt so sehr, daß ich mich nicht mehr konzentrieren konnte. Und
dann die Gewissheit - die
einzige die wir hatten - daß dieser Krieg noch Jahre dauern wird, daß es endlose Zeit
brauchen wird, ehe wir, in unserer besonderen Lage, wieder in unserem Haus uns
niederlassen können, war zu bedrückend. Petropolis gefiel mir sehr gut, aber ich hatte
nicht die Bücher, die ich brauchte, und die Einsamkeit, die erst so beruhigend wirkte,
fing an niederschlagend zu wirken - der Gedanke, daß mein Hauptwerk, der Balzac,
nie fertig werden könnte ohne zwei Jahre in ruhigem Leben und mit allen Büchern,
war sehr hart, und dann dieser Krieg, der seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Ich
war für all das zu müde. Du hast Deine Kinder und damit eine Pflicht zu erfüllen. Du
hast weitreichende Interessen und eine ungebrochene Aktivität. Ich bin sicher, Du
wirst die bessere Zeit noch erleben und Du wirst mir recht geben, daß ich mit meiner
„schwarzen Leber“ nicht mehr länger gewartet habe. Ich schicke Dir diese Zeilen in
den letzten Stunden, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie froh ich mich fühle, seit ich
diesen Entschluß gefaßt habe. Gib den Kindern meine lieben Grüße und beklage mich
nicht - denke an den guten Joseph Roth und Rieger, wie froh ich immer war, daß sie
diese Prüfungen nicht zu überstehen hatten.
Alles Liebe und Freundschaftliche und sei guten Mutes, weißt Du doch daß ich ruhig
und glücklich bin.
Stefan147
Friderike überlebte das Paar um drei Jahrzehnten. In dieser Zeit war sie ständig
produktiv. Im Jahre 1943 gründete sie das Writers Service Center zu der Unterstützung
146 Müller, Hartmut: Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.123 147 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike. Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.395-396.
45
von Schriftstellern, sie half bei Übersetzungen oder sie organisierte verschiedene
Lektüre und Vorträge. Friderike Zweig publizierte zwei Autobiografien über ihr Leben
mit Stefan Zweig: Stefan Zweig, wie ich ihn erlebte. Stockholm: Neuer Verlag, 1947
und Stefan Zweig – Eine Bildbiographie. München: Kindler Verlag, 1961.148
Friderike Zweig starb am 18. Januar 1971, im Alter von neunundachtzig Jahren.
Es liegt klar zu Tage, dass Friderike wahrscheinlich die wichtigste Frau Stefan Zweigs
Leben war. Sie verbrachten fünfundzwanzig Jahre zusammen, deswegen meine ich,
dass Friderike sowohl Zweigs Leben als auch sein Schaffen bedeutend geprägt musste.
Als sie sich kennenlernten, war Friderike fast dreißig Jahre alt. Stefan Zweig wurde
insofern bezaubert, dass er nur ihretwillen sein Bohemienleben beendete. Seit
dem Jahre 1912 wurde sie zum seinen Lebenspartnerin auf allen Gebieten. Stefan
liebte sie, denn sie ihm die Liebe, das Respekt und vor allem das Gefühl zu Hause
gewährte. Noch dazu half sie ihm mit Übersetzungen, Korrekturen, mit
der Publikationtätigkeit und beschickte ihm alle Unterlagen und Quellen zu seiner
Arbeit. Zum Unterschied von Stefan war Friderike mehr sachlich, objektiv und
realistisch. Trotzdem sie in demselben ungünstigen Zeitraum wie er lebte, war sie mehr
mutig und stark mit den aktuellen Nachstellungen der Welt zu kämpfen. Als Beispiel
zählt der Fakt, dass Stefan zweimal drängte Friderike, damit sie mit ihm in den Tod
gehe aber Friderike riet es ihm allemal ab.149
Sie riet ihm auch im Fall der Publikation,
sie besorgte seinen Briefwechsel und pflegte die Kontakte mit Freunden, Künstlern
und anderen bedeutenden Persönlichkeiten. Friderikes Wirkung auf Zweigs Leben war
also zweifellos deutlich. Auch heute ist Friderike Zweig als „starke, selbstbewusste
Frau, die viel von ihrer Persönlichkeit aufgeben musste“ bezeichnet.150
148 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike. Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S. 399 149 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.150 150 Pichler Elizabeth. Stefan Zweig Spaziergang mit dem Landestheater Salzburg. Dorf Zeitung. URL:
http://dorfzeitung.com/?p=6781 [2010-11-05]
46
5.3 Charlotte Elizabeth Altmann
Charlotte wurde am 5. May 1908 in Kattowitz geboren. Als das vierte Kind von
Therese und Joseph Georg Altmann entstammte sie aus der mittelklassischen Familie,
denn ihr Vater war ein preußischer Kaufmann. Im Juni 1933 emigrierte sie mit ihrem
Bruder Manfred und seiner Frau von Frankfurt nach London. Im Jahre 1934 wurde sie
als Sekretärin und Assistentin Stefan Zweig berufstätig. Bald wurden sie zu Geliebten.
Nachdem Stefan entscheidet war, konnten sie die Ehe am 6. September 1939 in Bath
schließen. Nach einem Jahr in brasilianischer Emigration, genau am 22. Februar 1942,
beging das Paar den Selbstmord. Lotte und Stefan Zweig sind in Petropolis in
einer Grabstätte begraben.151
Elizabeth Charlotte Altmann besaß die gute Ausbildung, was Friderike selbst erkennte.
Noch dazu sprach sie gut französisch und englisch.
Lotte Altman war siebenundzwanzig Jahre alt, als sie Stefan Zweig kennenlernte. Er
war sechsundzwanzig Jahre älter als sie. Zum Unterschied von Friderike verkörperte
Lotte eine ruhigere, verletzbare und ergebene Frau. Donald A. Prater bezeichnet Lotte
als „schweigsame Frau“152
, die bald zu einer ergebenen Verehrerin ihres Arbeitgebers
wurde. Lottes Liebe und Ergebenheit ist auch aus dem Liebesbrief an Stefan offenbar.
Sie schrieb:
Ich möchte Dir noch einmal sagen, [...] wie gerne ich Dich habe und wie glücklich Du
mich durch Deine Freundschaft gemacht hast. Wenn ich auch nach außen kalt erscheine,
[...] so habe ich doch [...] ein ganz großes Bedürfnis nach Liebe und Freundschaft und
die hast Du mir gegeben [...] Du hast mir so viel Freude gegeben in der Zeit unseres
Zusammenseins und ich war so glücklich über den Aufenthalt in Nizza, noch länger mit
Dir sein zu können [...]153
151 ZWEIG, Stefan. ZWEIG, Friderike. Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.278 152 Prater, Donald.A: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.239 153 Ebd., S.245
47
Stefan war von netter Sekretärin nicht nur ganz bezaubert sondern er sah auch
die letzte Möglichkeit ein neues Leben mit jüngerer Frau zu beginnen. Er entschied
sich Lotte schnell zu heiraten, denn sie als die deutsche Staatsbürgerin von
der Internierung in ein Arbeitslager befürchtet wurde. Und dank dieser Ehe erhielt sie
die britische Staatsbürgerschaft in dem folgenden Jahr. Donald A. Prater behauptet,
dass es vonseiten Zweigs nicht nur das Mitleid wäre, sondern auch ihre treue
Ergebenheit und Kameradschaftlichkeit in ihm eine tiefe Wärme und echte Zuneigung
für sie wecke.154
Herman Broch, Zweigs Freund, beglückwünschte seinen Freund zu
der Heirat: „Sie mussten lange auf die Richtige warten, aber sie ist es.“155
Ein Jahr lebten sie zusammen in dem Haus in Rosemount, Lycombe Hill. Schon
im Jahre 1941 emigrierte das Paar in die Vereinigten Staaten. Wenige Monate
verbrachten sie in New York als sie sich in Rio de Janeiro ansiedelten.
Lotte begleitete Stefan auf Reisen und gleichzeitig kam sie die Pflichten der Sekretärin
nach. Allgemein gesagt, verbrachte sie die ganze Zeit mit ihm.
Der letzte Tag vor dem Tod ging Lotte einkaufen wie gewöhnlich. Der Abend
verbrachte Lotte und Stefan mit Freunden. Den nächsten Tag wurde Lotte und Stefan
Zweig in ihrem Haus tot gefunden. Sie genossen ein Dosis von Veronal wovon sie
vergiftet wurden.156
Es gibt einige Beweggründe, warum sie ihr Leben zusammen mit Stefan beendete. Ihr
Mann hatte seit langem die tiefen Depressionen und war von seinem anwachsenden
Alter befürchtet. Aber Lotte trotz dem unheilbaren Asthma nur dreiunddreißig Jahre alt
war und hatte fast das ganze Leben vor ihr. Dennoch wurde sie zu Stefan so ergebt,
dass sie mit ihm auch im Tod bleiben wollte..
Wie viel war Stefan Zweig von seiner zweiten Frau beeinflusst kann ich nur
154 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.281 155 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.124 156 Zweig, Stefan., Zweig, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.398
48
überschlagen, denn in den ausgewählten Quellen stehen darüber nur wenige
Informationen. Lotte im Vergleich zu Friderike hatte die unterschiedlichen
Charakterzüge. Sie ist meist als die scheue und kranke Frau illustriert, die immer
untergeordnet seinem Mann war. Anderseits Klemens Renoldner, Direktor der Stefan
Zweigs Zentrums, ist überzeugt, dass diese Ansicht ganz unwahrhaftig ist. Leider
brachte er keine maßgeblichen Beweise bei.157
Auch Friderike beschrieb Lotte als
eine leidende und willfährige Person.158
Auf jeden Fall war Lotte eine sanftere und
leisere Frau, die lieber diskret im Hintergrund von Stefans Geschäftigkeit blieb. Nach
David Lester, wählte sich Zweig Lotte aus, weil sie mehr ruhiges Leben versprach.159
Es ist also offensichtlich, dass Lotte in Stefans sterbendem Leben einen Funke
der Hoffnung erweckte. Leider war Lotte nicht genug stark um mit ihrem Geliebter
ein langes glückliches Leben zu verbringen.
157 Continuum Books. Stefan and Lotte Zweigs South American Letters. URL:
http://www.continuumbooks.com/books/detail.aspx?BookId=157791&SubjectId=997&Subject2Id=997
[2010-11-05] 158 Zweig, Stefan. Zweig, Friderike. Wenn einen Augenblick die Wolken weichen. Briefwechsel 1912-
1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006. S.400 159 Lester, David: Suicide and the Holocaust. New York: Nova Publishers, 2005. S.69
49
6. DIE FRAUENGESTALTEN IN DEN AUSGEWÄHLTEN WERKEN
6.1 Die Liebe der Erika Ewald
Die Geschichte erschien im Jahre 1904 als die erste Novelle Stefan Zweigs.
Die Form: Es handelt sich um die kurze Erzählung. Die Haupthandlung illustriert
die platonische Liebesaffäre, die Erika Ewald mit einem berühmten Künstler erlebt.
Die Geschichte beschreibt die innere Entwicklung der Hauptprotagonistin von naiven
unausgeglichenen Mädchen zu einer schicksalergebenen Frau. Am Ende Erika gewann
die Weisheit: „dass der große heilige Friede, um den sie gerungen, nicht anders
errungen wird, als durch einen tiefen läuternden Schmerz, dass es kein Glück gebe für
den, der nicht den Weg der Leiden gegangen ist.“160
Die Länge: Die Geschichte abspielte sich innerhalb wenigen Winterwochen.
Der Ort: Nicht näher bezeichnet.
Der Titel: Der Titel stellt den Hauptkonflikt der Novelle vor.
Die Themen: die platonische Liebe, die Leidenschaft, die Unausgeglichenheit,
die Scham, die Angst, der Leid, der Schmerz, die Rache
160 Zweig, Stefan.: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1983. S.69
50
6.1.1 Die Handlung
Erika Ewald lebt ein behagliches monotones Leben. Sie arbeitet als Musiklehrerin und
träumt oft von der großen Liebe. Bei einer Probe zum Konzert lernt sie sich mit
einem jungen Geigenvirtuosen kennen. Der Traum wird zur Realität und Erika verliebt
sich leidenschaftlich in ihm. Ihre einsame Seele ist plötzlich zu ihrem Freund ganz
geöffnet. Kindisch verehrt Erika seine Persönlichkeit. Eines Tages, als sie ganz
verzaubert von seiner Musik ist, brachte sie in hysterischem Schluchzen aus.
Der Künstler ist davon insoweit bewegt, dass er ihre Hände wie in einem Rausch küsst.
Erika stößt ihn weg und geht sofort nach Hause. Am nächsten Tag treffen sie sich
wieder. Erika ist verwirrt und fürchtet sich vor Zukunft. Als er am Abend seine Liebe
zu ihr erklärt und bekannt, dass er nach ihrem Körper sehnt, ist ihre zarte Freundschaft
im Augenblick gebrochen. Ganz berauscht stimmt sie mit seinem Liebesvorschlag zu.
Aber bald macht ihr diese vorbesprochene Liebesszene Angst und Bange und im
letzten Moment läuft sie furchtsam weg.
Erika erwartet einen Brief oder eine Nachricht von ihm erwartet und sie fühlte sich in
den nächsten vierzehn Tagen wieder einsam in der Welt. Die innere Selbsterkenntnisse
und Entbehrung bringt ihr ein neues besonderen Gelüst mit: „Sie wusste nur plötzlich,
dass sie sich wieder nach ihm sehnte, aber nicht nach gültigen Worten und
schweigenden Stunden, sondern nach seinen kraftvollen Armen und nach den heißen
Lippen [...]“161
Darum geht Erika zum Konzert, um ihn wieder zu sehen. Wie
überrascht sie ist, als er sie mit höhnischem Anblick erwidert und mit anderer Frau
weggeht. Erika ist erbebt. Trotz den anfänglichen Todesgedanken will sie nicht ihn
siegen lassen, deshalb entscheidet sie sich an ihm Rache zu üben, dass sie sich dem
ersten Mann hingeben. Sie geht mit einem unbekannten Kavallerist in die Nachtbar.
Anstatt mit dem Mann die Nacht zu verbringen, ist sie im Weinkrampf heimgebracht.
Erika ist am Ende ihrer Kräfte. „Sie wusste nun, dass die Liebe nicht mehr zu ihr
kommen würde, und dass sie ihr nicht entgegengehen dürfe; die Bitterkeit des
Entsagens nahte ihr zum letzten Male.“162
161 Zweig, Stefan.: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1983. S.53 162 Ebd., S.68
51
Erika Ewald ist wieder in ihrer Einsamkeit, sie lebt für Musik und für Kunst und ab
und zu träumt sie über die Vergangenheit.
52
6.1.2 Erika Ewald
Erika Ewald ist eine junge Frau, für die die Musik sowohl ein Beruf als auch
die Leidenschaft darstellt. Erika stammte aus der niederen Klasse der Gesellschaft. Sie
lebt mit ihrem Vater und Schwester in einem alten Haus in der Vorstadt. Ihr Vater
arbeitet den ganzen Leben in Bureau und seit dem Tode seiner Frau ist ihm die Welt
und seine Familie entfremdet. Ihre Schwester Jeanette ist „unscheinbar und
hässlich“163
während Erika selbst ist „jung und schön“.164
Die Familie lebt
ein gewöhnliches ruhiges Leben. Jeden Tag treffen sie sich beim Abendessen, wo sie
meistens schweigen, denn sie sind eher fremd zu einander. Der Autor schreibt:
„Das war so jeden Tag in diesem Hause, wo auch die gleichgültigste Tätigkeit zu
starrer Gewohnheit versteinerte.“165
Es ist nicht offensichtlich welche Ausbildung Erika vertritt. Sie konnte entweder
einen Ausbildungskurs zur Lehrerin oder das Studium an der Universität bestehen.
Meiner Meinung nach, legte sie den Kurs ab, denn sie ist nicht genug finanziell
versorgt um der Universität zu studieren. Anderseits ist Erika in ihrer künstlerischen
Profession präzis, weil sie das ganze Leben in die Musik und Kunst einweist.
Die Erzählung schildert die erste Liebeereiferung eines jungen naiven Mädchens zum
berühmten talentvollen Mann. Von Jugend an ist Erika ein zurückhaltendes und
einsames Wesen, das ganz zur Kunst ergeben ist. Wenn sie den jungen Geigenvirtuose
kennenlernt, ist sie so überrascht und bezaubert, dass sie ihm ihre Seele ungescheut
offenbart. Stundenlang kann sie seine Musik anhören, sie liebt die Zeit, die sie
zusammen verbringen, nur mit ihm ist sie fähig über alles zu sprechen. Ihre Gefühle
sind im Buch so beschrieben:
Sie liebte in seiner Person alle ihre Traumgestalten, die in den langen Jahren
des Alleinseins eine gewisse Wirklichkeit gewonnen hatten, sie verehrte den Künstler,
der sich in seinem Wesen verkörperte, weil sie den mädchenhaften Glauben hatte, dass
163 Zweig, Stefan.: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1983. S.19 164 Ebd., S.68 165 Ebd., S.20
53
ein Künstler auch in seiner Lebensführung die priesterliche Würde verwirklichen müsse.166
Und je öfter sie sich treffen, desto stärker ist Erikas Liebe und Verehrung zu ihm.
Erschrocken von der Liebesszene sieht sie die Welt ohne rosa Brille, denn sie weiß,
dass sie für diesen Schritt noch nicht vorbereitet ist. Der Autor erklärt: „Die Furcht
kam plötzlich über sie wie ein Fieberschauer, der die krampfhafte Starre löste.“167
Statt
ihm ihre Stellungnahme zu erklären, läuft sie weg. Erika ist noch ein Kind während
der Künstler ist schon ein erfahrener Mann. Er ist von Erikas Naivität und Jugend
gereizt. Erika ist ihm ganz ergeben und er fühlt Mitleid mit diesem kindischen
Benehmen.
Ich halte Erika Ewald für ein merkwürdiges Mädchen, das von einfachen Verhältnissen
stark geprägt ist. Die kühlen Beziehungen und die Entfremdung unter ihr, ihrem Vater
und ihrer Schwester verursachten, dass sie die zurückhaltende und geschlossene Person
verkörpert. Sie lebt in ihrer eigenen Traumwelt. Erika Ewald ist naive junge Frau,
deren Gefühle pur und ehrlich sind. Und obwohl ihre platonische Liebe mit
Enttäuschung endete, wird sie den erlebten Roman nie vergessen.
166 Zweig, Stefan.: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1983. S.26 167 Ebd, S.45
54
6.3 Brief einer Unbekannten
Die Novelle erschien erstmals im Jahre 1922 in der Gesamtausgabe Amok. Novellen
einer Leidenschaft.
Die Form: Es ist kurze Novelle in einer Briefform. Der Autor inspirierte sich vom
antiken Schicksalsdrama. „In diesen Dramen [...] werden Figuren gezeigt, deren Status
als Individuum höchst fragwürdig ist, da sie nicht frei und autonom handeln können,
sondern unter einem vorausbestimmten Schicksal stehen.“168
Einfach gesagt
der Protagonist ist Opfer seines Schicksals.
In der Rahmenhandlung erhält der Schriftsteller R. einen anonymen Brief von
unbekannter Frau. In der Haupthandlung handelt sich um diese Frau, die ihr ganzes
Leben der platonischen Liebe opfert. Der Autor vermittelt die psychologische Ansicht
in die Gedanken und Gefühlen dieses Mädchens und später junger Frau.
Die Länge: Die Rahmenhandlung abspielt sich wegen ein paar Stunden.
Der Brief schildert sechzehn Jahre aus dem Leben einer Frau.
Der Ort: Wien.
Der Titel: Stefan Zweig inspirierte sich von seinem eigenen Leben, denn er auch
erhielt einen anonymen Brief und zwar von Friderike, die ihm damals noch unbekannt
wurde.169
Die Themen: die platonische Liebe, die Leidenschaft, der Fanatismus, das ungestüme
Leben, der Egoismus, die Enttäuschung, der Tod
168 Susanne Balhar: Das Schicksalsdrama im 19.Jahrhundert: Variationen eines romantischen Modells.
München: Martin Meidenbauer Verlag, 2004. S.11 169 Prater, Donald.A: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.68
55
6.3.1 Die Handlung
Ein berühmter Schriftsteller R. kommt in Wien an. Dank der Daten in der Zeitung stellt
er fest, dass es heute sein einundvierzigster Geburtstag ist. Wenn er nach Hause
kommt, erhält er einen Brief in unruhiger Frauenschrift geschrieben. Der Brief sendete
ihm eine unbekannte Frau, die ihn den ganzen Leben fanatisch liebte und wollte ihm
jetzt, am Rande des Todes, als ihr Kind gestorben ist, ihr Schicksal anvertrauen.
„[...]dies Leben, das wahrhaft erst begann mit dem Tage, da ich Dich kannte,“170
bekennt die Autorin am Anfang des Briefes. Damals war sie dreizehn Jahre alt und
lebte in demselben Haus, wo er jetzt wohnt. Eines Tages soll der neue Mieter
die Wohnung gegenüber beziehen. Sie bildet sich ein, dass es um einen älteren Mann
geht, mit Brillen und weißem Bart, weil sie seine orientalische Möbel und
fremdsprachige Bücher sah. Wie überrascht sie ist, als ein junger, hübscher und
eleganter Mann erscheint. Sie erzählt:
[...] von diesem Tag an in unserem Hause, in meiner ganzen armen Kinderwelt mich nichts
interessierte als Du, dass ich mit dem ganzen Starrsinn, der ganzen bohrenden
Beharrlichkeit einer Dreizehnjährigen nur mehr um Dein Leben, um Deine Existenz
herumging.171
Das kleine Mädchen beobachtet den Schriftsteller, seine Wohnung, seine Freunden und
im Laufe der nächsten drei Jahren verbringt sie mit ihm jede Minute. Als die Autorin
des Briefes sechzehn Jahre alt ist, heiratet ihre Mutter einen Verwandten und die
Familie zieht sich von Wien nach Innsbruck um. Zwei Jahre lebt sie wie in einem
Alptraum, denn sie vermisst seine Nähe. Statt der Verfolgung, liest sie alle seine
Bücher durch „[...] so war jedes Wort von Dir mir Evangelium und Gebet.“172
Von
diesem Jahr an schickt sie ihm zum Geburtstag einen Rosenstrauß, ohne Unterschrift.
Im Alter von achtzehn Jahren kommt sie endlich nach Wien zurück, um in großem
170 Zweig, Stefan: Brief einer Unbekannten in Brief einer Unbekannten. Die Hochzeit von Lyon und Der
Amokläufer. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1985. S.12 171 Ebd., S.18 172 Ebd., S.30
56
Konfektionsgeschäft als Arbeitnehmer zu arbeiten. Aber vor allem braucht sie ihren
Traummann wiederzusehen. Jeden Abend steht sie unter Schriftstellers Fenster bis zum
Tag, wann sie ihn auf dem Fußgängerüberweg trifft. Er wirft einen langen Blick auf
junge attraktive Frau, jedoch erinnert sich nicht an sie. Zwei Tage später hat ihr Warten
ein glückliches Ende, denn der Schriftsteller lädt sie zum Mittagessen ein. Sie
verbringen die Nacht zusammen. Er ist ihr erster Mann und sie fühlt „ein rasendes,
quälendes, fast tödliches Glück.“173
Am Morgen geht sie in die Arbeit und nimmt sie
vier weiße Rosen mit. Noch zwei nachfolgende Nächte sind sie in seiner Wohnung
zusammen, dann reist er ab.
Nach neun Monaten bringt sie ein Kind zu Welt. Es ist auch sein Kind. Sie lebt mit
ihrem Sohn in Armut, denn sie will nicht ihre Familie um Hilfe oder um Geld bitten.
Auf jeden Fall strebt sie nach Reichtum, damit ihr Sohn in Luxus erziehen sein konnte.
„Dein Kind sollte alles haben, allen Reichtum, alle Leichtigkeit der Erde, es sollte
wieder aufsteigen zu Dir, in Deine Sphäre des Lebens,“174
erklärt sie die Gründe,
warum sie sie sich verkaufen lässt. Sie hat reiche Freunde und Geliebte und weil sie
eine wunderschöne Frau ist, erhält sie auch einige Heiratsanträge, gleichwohl will sie
nur für 'ihren Schriftsteller' frei bleiben. Der Schriftsteller und die Unbekannte treffen
sich vielmals in der Gesellschaft, leider ist sie nie von ihm erkannt. Zufällig verbringen
sie noch eine Nacht zusammen, aber er hielt sie für eine feine Dirne. Tief enttäuscht
schreibt sie: „Alle, alle Menschen haben mich verwöhnt, alle waren zu mir gütig – nur
Du, nur Du, Du hast mich vergessen, nur Du, nur Du hast mich nie erkannt!“175
In
dieser Anonymität bleibt sie bis Ende ihres Lebens. Die Unbekannte beendet ihren
Brief mit traurigen Wörtern: „nie wirst Du mich erkennen, niemals. Es war mein
Schicksal im Leben, es sei es auch in meinem Tod.“176
Als der Schriftsteller R. den Brief bis zum Ende liest, ist er tief bewegt aber auch
erinnert sich nicht jetzt an diese Frau. Heute hat er den Geburtstag und seit Jahren ist
die Vase leer.
173 Zweig, Stefan: Brief einer Unbekannten in Brief einer Unbekannten. Die Hochzeit von Lyon und Der
Amokläufer. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1985. S.39 174 Ebd., S.50 175 Ebd., S.61 176 Ebd., S.63
57
6.3.2 Die Unbekannte
Die Unbekannte stammt aus kleinbürgerlicher Familie. Ihr Vater war ein Rechnungsrat
und ist lange gestorben. Das Mädchen lebt mit seiner Mutter, der ärmlichen Witwe.
Zusammen führen sie ein einfaches Leben, ohne Freunden oder Verwandten.
Die Unbekannte erzählt: „niemand kam, niemand fragte nach uns.“177
Wenn ihre
Mutter heiratet den reichen Verwandten, zieht die Familie in eine schöne Villa in
Innsbruck um.
Wieweit ist die Unbekannte gebildet, ist nicht im Buch festgelegt. Ich glaube, dass sie
die Grundausbildung hat, denn sie aus den einfachen Verhältnissen stammt.
Die Beziehung zwischen der Unbekannten und dem Schriftsteller ist unglücklich und
tragisch. Von Kindheit an ist sie ihm verfallen. Ihre naive platonische Liebe veränderte
sich in die fanatische Leidenschaft der jungen Frau. In dem Brief zugesteht sie:
„niemand hat Dich so sklavisch, so hündisch, so hingebungsvoll geliebt.“178
Doch kann
sie sich nicht die Welt ohne ihn vorstellen, wenn sie schreibt: „Du warst eben alles,
mein ganzes Leben.“179
Das Kind verändert ihre Empfindungen, denn es steht jetzt im
Mittelpunkt ihrer ergeblichen Liebe. Anstatt dem Schriftsteller opfert sie dem Sohn ihr
ganzes Leben. Obwohl der Schriftsteller R. keine Ahnung von dem Kind hat, ist ihm
die Unbekannte immerfort ergeben, deswegen will sie sich nicht verheiraten. Die
Unbekannte liebt den Schriftsteller, trotzdem sie weiß, dass er sie nie weder liebt noch
erkennt. „Du hast nie an mich gedacht, du hast mich vergessen,“180
sagt den Brief. So
erst nachdem ihr Sohn gestorben war und sie selbst am Rande des Todes steht, hat sie
den Mut alles zugestehen.
Meiner Meinung nach, verkörpert die Unbekannte eine gefasste Frau, denn sie verfolgt
ihr Traummann so lange bis sie zusammen drei Nächte verbringen. Sie ist auch
starrsinnig. Sie lehnt den Reichtum ab, nur deshalb, dass sie nach Wien fahren will,
177 Zweig, Stefan: Brief einer Unbekannten in Brief einer Unbekannten. Die Hochzeit von Lyon und Der
Amokläufer. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1985. S.13 178 Ebd., S.20 179 Ebd., S.21 180 Ebd., S.43
58
um dort in der Nähe von Schriftsteller zu leben. Auf der anderen Seite glaube ich, dass
diese junge Frau in Wirklichkeit unglücklich und einsam war. Sie wird Dirne um ihrem
Sohn den Luxus zu gewähren. Und obwohl sie viele Geliebte und Bewerber hat, als
sein Kind gestorben ist, bleibt sie allein.
59
6.4 Angst
Dieses Buch wurde im Jahre 1925 herausgegeben.
Die Form: Beim diesen Text handelt es sich um eine Novelle. Novelle ist
eine Erzählung, die kürzer als Roman ist. Die Novelle hat nur eine Haupthandlung,
keine Nebenhandlungen und nur wenige Hauptfiguren. In diesem Buch ist der Konflikt
zwischen Irene und ihrem Mann. Die Geschichte ist meist über ein ungewöhnliches
Ereignis, in diesem Fall die Untreue und folgende Erpressung, durch welches
der Lebensweg des Protagonisten eine grundsätzliche Wendung erfährt, hier
das Bekenntnis ihres Mannes.181
Die Länge: Die Geschichte abspielte sich während vierzehn Tagen.
Der Ort: Wien.
Der Titel: Die Interpretationen des Begriffes Angst sagt: „Angst gehört zu unserer
'Grundausstattung' an Gefühlen [...] Angst erleichtert es uns, Situationen zu
bewältigen, in denen wir uns noch nicht 'sicher' fühlen, weil es uns noch an den dafür
notwendigen Kompetenzen mangelt.“182
und „Angst: unangenehm erlebter, diffuser
Gefühlszustand, nicht auf einen bestimmten Auslöser gerichtet, sondern eher auf
eine komplexe Gefahrensituation, in der eine adäquate Reaktion unmöglich
erscheint.“183
In dieser Novelle hat Frau Irene die grauliche Angst, dass ihre
Liebesaffäre entdecken würde.
Die Themen: die Untreue, die Liebe, die Schuld, die Lüge, die Scham, der Stolz,
das Abenteuer
181 Zentrale fur Unterrichtsmedien. Novelle: Begriff, Gattungsgeschichte, Merkmale. URL:
http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Novellen/gattung.htm [2010-11-12] und
The free dictionary. Novelle. URL: http://de.thefreedictionary.com/Novelle [2010-11-12] 182 AAA – Allgemeine Angst-Auskunft. Allgemeines zum Thema Angst und warum diese auch "gesund"
sein kann. URL: http://www.angst-auskunft.de/AAA_Angst_Panik_allgemein.htm [2010-11-10] 183 Strangel, Werner. Angst. URL: http://arbeitsblaetter.stangl-
taller.at/EMOTION/Angst.shtml#Begriffsklaerungen [2010-11-10]
60
6.4.1 Die Handlung
„Der Angst ist ärger als die Strafe, denn die ist ja etwas Bestimmtes und, viel oder
wenig, immer mehr als das entsetzlich Unbestimmte, dies Grauenhaft-Unendliche
der Spannung.“184
Irene Wagner, die Hauptfigur der Novelle, lebt als die Frau des begüterten Juristen und
die Mutter von zwei Kindern ziemlich sorgloses Leben. Der einzige Bruch in ihren
alltäglichen Sorgen ist das Liebesabenteuer mit jungem Pianisten. Immer wenn sie ihn
verlässt, hat sie Angst vor der Entdeckung. Eines Tages ist sie von einer Frau
abgefangen, die sich für seine ehemalige Geliebte erklärt. Sie erpresst Irene, die ganz
erstarrt, gibt ihr das Geld und flieht. Nach diesem Angriff war Irene so erschrocken,
dass sie einen Brief an ihren Geliebten schreibt, um Abschluss ihrer Affäre zu bringen.
Er will Irene nicht gehen lassen und sie haben noch Rendezvous in einem Café. Da
Irene wieder vom schönen Künstler gereizt ist, pflegt sie diese Beziehung weiter. Die
ist aber von kurzer Dauer, denn sie trifft die Erpresserin wieder und sie muss ihr noch
einmal Geld geben. Irene ist plötzlich aus ihrem ruhigen Leben ausgerissen und in
Schrecken gesetzt. Drei Tage lang verlässt sie nicht das Haus, was verdächtig für
andere Familienmitglieder ist.
Nach wenigen Tagen geht Irene mit ihrem Mann in die Gesellschaft, denn sie sind zu
einer Feier eingeladen. Ihr Mann ist zu ihr misstrauisch, zumal sie wie in
einem Rausch tanzt. In derselben Nacht hat sie den schrecklichen Alptraum, wo
die Erpresserin ihrem Mann über die Affäre sage, infolge dessen wird sie bei eigenem
Schrei aufgeweckt. Am nächsten Tag erhält sie ein Erpresserschreiben und muss
ein Hundert Kronen dem Boten geben. Den nächsten Tag kommt wieder ein Brief mit
Forderung nach zwei Hundert Kronen. Irene bezahlt im guten Glauben, dass sie sich
jetzt auf Zeit die Ruhe kaufte.
184
Zweig, Stefan: Angst. Stuttgart: Reclam, 1990. S.38
61
Wenn Irene eines Tages nach Hause kommt, hört sie wie ihr Mann den Kindern
verweist, weil das Mädchen ein Spielzeug des Jungen zerstörte. Ihr Mann spricht über
Schuld als ob er ihre Probleme wisse.
Irenes Gemütsruhe wurde zerbrochen, wenn die Erpresserin zu ihr nach Hause kommt.
In diesem Fall fordert die Erpresserin statt Geld Irenes Verlobungsring. Um keinen
Preis will Irene ihren Ring vom Finger ziehen. Erschrocken von ihrem Ehemann,
der plötzlich nach Hause kommt, gibt ihr den Ring und schickt sie schnell weg.
Am nächsten Tag geht sie ratlos um die Stadt herum. Sie entscheidet sich ihren
Geliebte zu besuchen um mit der Erpresserin zu sprechen. Aber der Pianist, behauptet,
dass er die Erpresserin nicht kenne. Irene, am Rande der Verzweiflung, sieht keinen
Ausweg mehr als den Tod. Sie geht in die Apotheke um das Gift zu kaufen, plötzlich
erscheint ihr Mann und bringt sie wortlos nach Hause. Zu Hause bekennt sich für
schuldig, denn er bezahlt die Schauspielerin, um Irene zu erpressen, damit sie ihren
Geliebte verlässt. Er verzeiht Irene alles, denn nach seiner Ansicht, Irene für ihre
Eherettung genug erleidet hat.
Am nächsten Morgen wacht sich Irene mit ihrem Verlobungsring auf Finger auf.
Joseph Strelka behauptet, dass Stefan Zweig bei dieser Novelle von Sigmund Freuds
Theorien ausging:
Der welterfahrene, sensitive, kluge, leidenschaftliche Seelenforscher Zweig vertiefte seine
Einsichten auch durch das Studium der Schriften seines Freundes Sigmund Freud. [...] Jenes
unbewußte Sich-Sehnen nach der Angst vor der Entdeckung ist ganz im Sinne der Lehren
Freuds entwickelt. Auch der große Traum der Heldin vom erlittenen Schrecken
der Entdeckung [...] ist die übliche Transformation der Wunscherfüllung in Grauen und
Schrecken. Das konnte direkt aus Freuds Traumdeutung zusammengestellt worden sein.185
185 Strelka, Joseph: Stefan Zweig. Freier Geist der Menschlichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag
Gesellschaft m.b.H., 1981. S.52-53
62
6.4.2 Irene Wagner
Irene Wagner ist eine reiche, vornehme Dame, die rund fünfunddreißig Jahre alt ist.
Sie vertritt die höhere Klasse der Gesellschaft, das Großbürgertum, denn ihr Mann ist
ein erfolgreicher und begüterter Jurist. Der Autor beschreibt Irene als „die Gattin eines
der bekanntesten Verteidiger der Residenz“.186
Irenes Familie lebt in
einer wunderschönen Villa in der Stadt. Sie haben Dienstmädchen und
die Gouvernanten kümmern sich um die Kinder. Außer repräsentativen Pflichten hat
Irene keine anderen Aufgaben.
In dieser Novelle ist die Ausbildung der Hauptprotagonistin nicht erwähnt. In
damaliger Zeit legt man Gewicht vor allem auf die Herkunft, so dass die Ausbildung
im Fall der Frauen nicht wichtig war.187
Irene heiratete ihren Mann auf die Anregung
der Eltern, somit erfüllte sie den Wunsch ihren Eltern, sich lukrativ zu verheiraten.
Der Geschichte nach ist Irene Wagner acht Jahre verheiratet. Ihr Mann Fritz Wagner
ist älter, hochgebildeter und intelligenter Mann, der ernst und präzis in seiner
Profession ist, dafür ist er von allen verehrt.
Irenes Beziehung zu ihrem Mann ist zurückhaltend und kühl. Irene pflegt einige
Sympathie zu ihrem Mann, aber nicht so intensiv, denn in ihrer Ehe der Stereotyp und
die Langweile herrscht, wie sie bemerkt: „[...]es wurde ein Abend wie alle anderen,
vielleicht etwas mehr wortkarg und weniger gesellig als sonst, ein Abend mit einem
armen, müden, oft hinstolpernden Gespräch.“188
Irene sehnt nach dem Abenteuer und
Erregung, deswegen versinkt sie leicht in die Liebesaffäre. Die Beziehung mit jungem
Künstler reizt ihr, denn dank seiner Bewunderung fühlt sie sich noch attraktiv. Auch
trotz ihres Bewusstseins bricht sie zusammen, wenn ihr die übermächtige Angst aus
Verrat gerät. Sogar ist Irene entschlossen sich lieber zu töten statt sich ihrem Mann zu
gestehen. Erst in diesem kritischen Moment ihres Lebens stellt sie fest, dass sie keine
Ahnung darüber hatte, wie Fritz auf ihre Untreue reagieren könne. Irene denkt nach:
186 Zweig, Stefan: Angst. Stuttgart: Reclam, 1990. S.9 187 Schierl, Kerstin. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts und ihr Einfluss
auf die Entwicklung der Pflegeberufe. URL: www.oegkv.at/uploads/media/schierl.pdf [2010-10-25] 188 Zweig, Stefan: Angst. Stuttgart: Reclam, 1990. S.8
63
Aber was... was würde geschehen? Von Morgen bis Abend rüttelte sie an der Frage. Eines
Tages würde ein Brief an ihren Mann kommen, sie sah ihn schon eintreten, blass, mit
finsterem Blick, sie beim Arme fassen, sie fragen...Aber dann....was würde dann
geschehen? Was würde er tun?189
Irene wird sich inne „wie fremd und unbekannt er ihr geblieben war.“190
Am Ende
zeigt sich, dass Fritz zwar liebender aber eifersüchtiger Ehemann ist.
Am Anfang sehe ich Irene als eine vornehme, attraktive Dame. Weil sie keine
Pflichten hat, ist sie zur Langweile verurteilt. Mit jungem Geliebten fühlt sie sich
wieder frisch und selbstbewusst. Meiner Meinung nach, findet sie in der Beziehung
neuen aufregenden Sinn des Lebens. Bis jetzt lebt Irene ein sorgloses Leben, deshalb
ist es kein Wunder, dass aus Angst vor der Entdeckung handelt sie im Affekt. Da sie
das Problem nicht lösen kann, versteckt sie sich zu Hause. Ich glaube, dass sie das
unverantwortliche fast kindische Benehmen zeigt. Auf der anderen Seite hat sie
die rechtfertigende Angst, denn es ist nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihre bürgerliche
Existenz gefährdet.
189 Zweig, Stefan: Angst. Stuttgart: Reclam, 1990. S.18 190 Ebd., S.18
64
6.2 Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau
Diese Novelle erschien im Jahre 1927 in dem Gedichtband Verwirrung der Gefühle.
Die Form: Es handelt sich um eine Novelle, die aus zwei Handlungen besteht.
Die Rahmenhandlung vorstellt sieben Menschen, die sich zufällig bei einem Tisch
treffen und über einem Skandal diskutieren. Die Hauptgeschichte schildert
die vierundzwanzig Stunden, die das Schicksal einer Frau grundsätzlich untergraben.
Diese Frau erklärt: „Zehn Uhr – dann waren genau vierundzwanzig Stunden vorbei seit
jener entsetzlichen Begegnung, vierundzwanzig Stunden, so gefüllt vom wechselnden
Wetteschlag der widersinnigsten Gefühle, dass meine innere Welt für immer
zerschmettert war.“191
Die Länge: Die Novelle abspielte sich während einer Woche.
Der Ort: Die Rahmenhandlung findet sich in einer kleinen Pension an Riviera statt.
Die Haupthandlung in Monte Carlo.
Der Titel: Die vierundzwanzig Stunden, von denen die Frau erzählt, stellen
die kritischen Momente ihres Lebens dar.
Die Themen: die Ehe, die Moralverpflichtungen, die Vorurteile, die Leidenschaft,
das Abenteuer, die Enttäuschung, das Mitleid, die Ungeduld
191 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.394
65
6.2.1 Die Handlung
In einer kleinen Pension an der Riviera treffen sich bei einem Tisch sieben
verschiedene Menschen: ein deutsches Ehepaar, ein alter Däne, ein Ehepaar aus Italien,
eine englische Dame und der Erzähler. Ihre Diskussion führt fast zur Streit und zum
gegenseitigen Hass. Im Mittelpunkt aller Gäste steht ein heikles Thema: denn
der geehrte Gast Madame Henriette, die Frau der behäbigen Fabrikanten aus Lyon,
verließ ihren Mann und ihre zwei Töchter, um mit einem jungen Franzosen entlaufen
zu können. Dieser Skandal entflammt eine strenge Auseinandersetzung unter
den Menschen. Vor allem die alte Dame setzt ihre strikte negative Ansicht durch. Um
ihre radikale Stellung zu erklären, lädt sie den Erzähler in ihr Zimmer ein.
Die englische Dame erzählt ihm eine Geschichte über die vierundzwanzig Stunden,
die ihm alle Momente entdeckt, die ihr Leben für immer beeinträchtigten.
Die Geschichte spielte sich vor fünfundzwanzig Jahren ab, in der Zeit, als Mrs.C.
zweiundvierzig Jahre alt war. Ihr Mann starb und ihre zwei Söhne sind alt genug, um
sich allein zu versorgen. Mrs.C. reist unmotiviert durch ganz Europa, als sie nach
Monte Carlo kommt, um Erregung und Abenteuer bei der Spielüberwachung zu
erleben. Eines Tages bemerkt sie zwei Hände, „die wie verbissene Tiere
ineinandergekrampft waren.“192
Die langen und ungewöhnlich schönen Hände und
Gesicht des Spielers verraten eine innere Spannung, als ob er magisch verzaubert wäre.
Mrs.C. ist fasziniert und gezwungen diesen etwa vierundzwanzigjährigen Jungen
beobachten. Als er alles verliert, fühlt Mrs.C., dass es um ein höheres Spiel handelt,
nicht nur Gewinn und Verlust sondern um Kampf um nacktes Leben. Als ob sie von
den jungen Mann hypnotisiert wäre, verfolgt sie ihn. Sie ahnt, dass er einen Selbstmord
begehen will. Er setzt sich auf die Bank. Als es zu regnen beginnt, bringt sie ihn unter
das Dach und dann in ein fremdes Hotel. Der Spieler lehnt aber irgendeine Hilfe ab:
„Mir ist nicht mehr zu helfen. Ob ich diese Nacht noch schlafe oder nicht, ist
vollkommen gleichgültig. Morgen ist ohnehin alles zu Ende. Mir ist nicht zu
192 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.344
66
helfen.“193
Trotzdem hilft Mrs.C. ihm, und sie gesteht zu: „Es war wie eine Manie, wie
eine Raserei in mir.“194
So Mrs.C. verbringt mit diesem fremden Jungen eine Nacht in einem kleinen
schmutzigen Zimmer, nur aus ihrem großen Willen ihn zu retten. Sie wacht sich mit
unbändiger Angst auf. Aber sein Gesicht strahlt „von Reinheit und Heiterkeit,“195
. Sie
überzeugt ihn weiter um sein Leben zu kämpfen. Am nächsten Tag bekennt der Junge
seine Spielsucht, deshalb zwingt sie ihn in der Kirche vor dem Gott zu versprechen,
mit dieser Leidenschaft Schluss zu machen. Mrs.C. widmet ihm das Geld, damit er mit
dem Zug nach Hause abreisen kann.
Zurück im Hotelzimmer fühlt sie wieder Leere und Verlassenheit, die sie so hasst. Sie
entscheidet sich plötzlich ihr altes Leben zu verlassen und mit ihm irgendwo
wegzufahren. Leider erreicht sie den Zug nicht. Mrs.C. erzählt:
Nie vordem, nie nachdem hatte ich ähnliches an Überraschung und wütender
Machtlosigkeit erlebt als in dieser Sekunde, da ich, zum Verwegensten bereit – bereit,
mein ganzes gespartes, gehäuftes, zusammengehaltenes Leben mit einem Ruck
hinzuwerfen [...]196
Traurig geht Mrs.C. ins Casino, wo sie ihn zum erstenmal sah. Und 'er' war da! Auf
demselben Platz, mit derselben Spannung in den Augen und mit derselben
Spielerleidenschaft. Mrs.C. ist tief erbebt. Dank weniger Stunden der Erregung und
blinder Faszination würde sie beinahe ihr bisheriges Leben wegwerfen. Zum Glück
wurde Mrs.C. durch den leidigen Zufall gerettet.
Der Skandal in der Pension erneut ihr altes Geheimnis. Die nochmalige Mitteilung des
Schicksals hilft ihr auch ihre eigene Seele nach fünfundzwanzig Jahren zu retten.
193 Ebd., S.360 194 Ebd., S.361-2 195 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.367 196 Ebd., S.386
67
6.2.2 Mrs.C.
Mrs.C. kommt aus Schottland. Ihre Eltern waren reiche Vermieter, die große Fabriken
und Pachten besaßen. Sowie die anderen aristokratischen Familien lebten sie ein paar
Monate auf Gütern und den Rest des Jahres in London. Im Alter von achtzehn Jahren
lernte sie ihren Mann in einer Gesellschaft kennen. Er war der zweite Sohn einer
bekannten Familie und diente zehn Jahren in der Armee in Indien. Zusammen
genossen sie ein sorgloses Leben und kamen die gesellschaftlichen Pflichten nach. Sie
reisen viel und verbrachten die Zeit hotelabstreifend in Frankreich, Italien oder
Spanien. Zusammen hatten sie zwei Söhne.
Mrs.C. als eine vornehme Dame hat wahrscheinlich keine hohe Ausbildung. Sie wurde
bestimmt nach den damaligen aristokratischen Regeln erzogen. Weil sie in achtzehn
Jahren einen erfolgreichen Mann heiratete, meine ich, dass sie an der Universität nicht
studierte. Der andere Grund dafür ist, die bürgerlichen Frauen hatten am Ende
des neunzehnten Jahrhundert nur wenige Aufgabe: eine lukrative Vermählung zu
schließen, die Kinder gebären und den Mann in der Gesellschaft zu repräsentieren. Die
Ausbildung der Frauen war damals außergewöhnlich.197
Mrs.C. hatte mit ihrem Mann glückliche Ehe, denn sie standen sich sehr nahe. Sie
beschreibt: „Der Mann, mit dem ich durch dreiundzwanzig Jahre jede Stunde und
jeden Gedanken geteilt hatte, war tot [...]“.198
Damit ist also offensichtlich, dass ihre
Beziehung voll von Respekt und Toleranz war. Meiner Meinung nach war sie ihrem
Mann ergeben, denn sie trug nach seinem Tode zwei Jahre nur Trauerkleider.
Was die zweite Beziehung zu dem unbekannten Spieler betrifft, ist sie von ihm am
Anfang ganz fasziniert. Genau gesagt Mrs.C. ist von magischen Händen des Spielers
und seinem angelhaften Gesicht insoweit hypnotisiert, dass sie glaubt, dass es ihr
Schicksal ist, ihn zu retten. Plötzlich fand sie einen neuen Sinn des Lebens, eine neue
Macht wurde in ihr geweckt. Ich glaube, der Spieler ist ein Opfer. Mrs.C spielt die
197 Sozial Politik. Frauenarbeit, Frauenfrage, Frauenbewegung. URL:
http://www.sozialpolitik.com/webcom/show_article.php/_c-110/_nr-7/i.html [2010-11-01] 198 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.339
68
Rolle des Retters, deshalb liegt ihre Beziehung zugrunde ihrem Mitleid.
Mrs.C. stellt eine „vornehme, alte englische Dame“199
dar. Ich vermute, sie ist
ein glücklicher Mensch, denn sie stammt aus einer reichen Familie. Von Geburt an
bekommt sie alles, was sie braucht oder will. Sie hatte einen heißgeliebten Mann und
ihre Ehe war stabil, wie sie allein bemerkt: „Nie hat der leiseste Schatten unsere Ehe
getrübt [...]“200
Darum kann man sich nicht wundern, dass diese außerordentlichen
vierundzwanzig Stunden ihr Schicksal so bezeichneten. Die naive Frau trifft
einen interessanten Mensch und wird schnell zum Opfer der Anspannung und
der Gefahr. Zum erstenmal in ihrem Leben folgt sie ihre spontanen und intuitiven
Gedanken nach. Wie sie selbst zugesteht: „Ich hatte eben in jenen zehn Stunden
unfassbar mehr an Wirklichkeitswissen erlebt als vordem in vierzig bürgerlich
verbrachten Jahren.“201
Es ist anschaulich, dass für solche vornehme Frau, die bis jetzt
nur von der besten Gesellschaft und erstklassigen Sachen umgeschlossen wurde,
dieses Treffen mit der Lebenswirklichkeit grundsätzlich und unvergesslich wird.
Mrs.C. ist in ihren siebenundsechzigen Jahren ein konservativer Mensch, der nur selten
in die Gesellschaft kommt. Lieber liest sie Bücher oder spielt Klavier. Und trotzdem
schweigt meistens am Tisch, wenn sie spricht, strahlt sie „eine sonderbare Macht über
alle,“202
aus, was der Erzähler zugesteht.
199 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.331 200 Ebd., S.339 201 Ebd., S.373 202 Ebd., S.331
69
6.5 Ungeduld des Herzens
Die Erzählung wurde im Jahre 1939 erschienen.
Die Form: In diesem Fall schreibt der Schriftsteller einen Roman mit novellistischen
Elementen, denn es nicht um eine umfangsreiche Beschreibung der Entwicklung
der Haupthelden geht, sondern die Geschichte abspielt sich in wenigen Monaten.
Das Buch beginnt mit der fesselnden Rahmenhandlung, in der ein mit Maria Theresia
Orden für Courage gekrönter Rittmeister Hoffmiller eine Geschichte über seinen
eigenen Mut erzählt, die eher eine umgedrehte Schwäche war. Die Haupthandlung
handelt sich um ein Mitleid, das die leidenschaftliche Liebe erweckt und später
diese Liebe und ihren leidenden Opfer tötet.
„Nur im Anfang ist Mitleid – genau wie das Morphium – eine Wohltat für
den Kranken, ein Heilmittel, ein Hilfsmittel, aber wenn man’s nicht richtig zu dosieren
und abzustoppen weiß, wird’s ein mörderisches Gift.“203
Die Länge: Die Geschichte geht im Laufe den wenigen Monaten vor dem Ausbruch
des Ersten Krieges vor.
Der Ort: In einem kleinen Garnisonstädtchen an der ungarischen Grenze.
Der Titel: „Es gibt eben zweierlei Mitleid. Das eine, das schwach mutige und
sentimentale, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist, sich möglichst schnell
freizumachen von der peinlichen Ergriffenheit vor einem fremden Unglück, jenes
Mitleid, das gar nicht Mit-leiden ist, sondern nur instinktive Abwehr des fremden
Leidens von der eigenen Seele [...]“204
Die Themen: das Mitleid, die Liebe, die Leidenschaft, das Mitgefühl, die Ungeduld,
die Schuld, die Scham
203 Zweig, Stefan: Ungeduld des Herzens. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1982. S.234 204 Ebd., S.235
70
6.5.1 Die Handlung
Der fünfundzwanzigjährige Leutnant Hoffmiller dient in einem Städtchen an
der ungarischen Grenze. Eines Tages ist er von Herrn von Kekesfalva, dem reichsten
Mann in der ganzen Umgebung, zum Abendessen eingeladen. Es geht um eine große
Ehre, deshalb ist Hoffmiller rechtzeitig vorbereitet. Aber durch einen unvermuteten
Vorfall ist seine Ankunft in die Residenz verspätet. Die ganze Nacht verläuft glatt,
aber als er die Haustochter um Tanz bittet, verursacht er ein peinliches
Missverständnis, denn die Tochter ist lahm. Beschämt verlässt er die Gesellschaft.
Um sich zu entschuldigen, schickt der Leutnant an Edith von Kekesfalva
einen Blumenkorb. Dadurch ist er nochmals in den Palast eingeladen. Hoffmiller ist
stolz, dass er sich mit so vornehmen Menschen unterhalten zu können. Dazu hat er
ein gutes Gefühl, dass das arme Kind mit ihm glückliche Momente erlebt.
Nicht nur aus Mitleid, sondern auch aus Neugier und Bewunderung zur dortigen Pracht
besucht Leutnant Hoffmiller diese Gesellschaft fast jeden Nachmittag oder Abend. Er
wird beinahe zu einem Familienmitglied. Auch seine innere Welt verändert sich, denn
er will jetzt nur den Schwachen helfen. Auf der anderen Seite wird er von seinen
Kameraden aus der Garnison wegen seiner neuen Manieren ausgelacht. Aus
dem Schamgefühl hält er sein zweites snobistisches Leben geheim.
Der Familienarzt Herr Condor ist ein interessanter Mensch, auf den Herr von
Kekesfalva alle seine Hoffnungen setzt. Bei einem Gespräch mit dem Doktor stellt
Hoffmiller fest, dass Edithas Körperverletzung leider unheilbar ist. Hoffmiller hat
keinen Mut der Familie die Wahrheit mitzuteilen und somit die letzten Hoffnungen zu
begraben. So er denkt eine neue Kur aus, die Edithas Behinderung ausheilen sollte.
Diese falsche Hoffnung ist mit weiteren Mitleidlügen begleitet, denn Edithas Freude
und neue Lust zum Leben rechtfertigen Hoffmillers Seele und seine Taten. Leutnant
ist vielmals von Herrn Condor verwarnet, dass das Mitleid ein zweischneidige Sache
ist. Hoffmiller hat aber kein Interesse sich zur Täuschung einzubekennen.
Erst wenn ihn Edith küsst, erschreck er, dass er zu weit ging. Noch erhält er
71
einen Brief von Edith, in dem sie ihre leidenschaftliche Liebe zu ihm erklärt. Infolge
dessen will Hoffmiller sofort abreisen, weil er sich vor seinen Freunden und vor sich
selbst schämt. Aber nach dem Gespräch mit Herrn Condor entscheidet sich noch acht
Tage mit Edith zu verbringen, denn der plötzliche Abschied könnte die schrecklichen
Konsequenzen haben. In acht Tagen soll Edith in die Switzerland abfahren, um
die neue Kur dort zu bestehen. Trotz der Möglichkeit der Heilung nimmt sich Edith
vor, nicht abzureisen. Kekesfalva, zum Tode erschrocken, bittet den Leutnant
Hoffmiller um Hilfe, dafür bietet er ihm sein Vermögen und sein ganzer Reichtum an.
Wieder fällt den Leutnant ein falsches Mitleid über und er verspricht Edith nach ihrer
Heilung zu heiraten. Das Paar verlobt sich am nächsten Tag. Hoffmiller, beschämt von
seiner Beziehung mit dem lahmen Mädchen, leugnet seine Verlobung unter
den Kameraden. Mit einem Gefühl des Verrates bemüht sich um die Verlegung zu
einer anderen Garnison um. Am nächsten Morgen fährt er nach Czaslau ohne
jemandem Bescheid zu geben. Sein Gewissen lässt ihn nicht in Ruhe und er schickt
Edith ein zukunfstvolles Telegramm. Aber es ist zu spät! Edith von Kekesfalva, sehr
enttäuscht von Hoffmillers Verrat, nimmt sich das Leben. Sie springt aus der Terrasse
heraus. Ihr Vater stirbt in wenigen Tagen danach.
Diese Geschichte abspielte sich vor vielen Jahren, aber der Rittmeister Hoffmiller
behauptet: „Keine Schuld ist vergessen, solange noch das Gewissen um sie weiß.“205
Donald A. Prater schreibt über diesen Roman:
[...] so waren der Schauplatz (die fernen Tage der Habsburger Monarchie) und das Thema
(das Unglück, das durch unbesonnenes Mitleid entstehen kann) ein zutiefst persönlicher
Ausdruck von Zweigs Heimweh nach Österreich und seiner Liebe zu Lotte (in der Mitleid
eine große Rolle spielte).206
205 Zweig, Stefan: Ungeduld des Herzens. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1982. S.456 206 Prater, Donald A.: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag,
1984. S.281
72
6.5.2 Edith von Kekesfalva
Edith ist eine siebzehnjährige junge Dame, die vor sechs Jahren eine Verletzung erlitt
und seitdem blieb sie gelähmt. Sie lebt mit ihrem Vater und ihrer treuen Cousine und
Pflegerin Ilone auf dem luxuriösen Gut. Ihr Vater, Herr von Kekesfalva, ursprünglich
Leopold Kanitz, stammt aus einer armen jüdischen Familie. Dank seiner Ausbildung,
Klugheit und zweifelhaften Geschäften erwarb er einen ansehnlichen Reichtum.
Edithas Mutter starb vor vielen Jahren. Sie ist in Pracht und Luxus erzogen und sie
repräsentiert eine aristokratische Klasse der Gesellschaft.
Edith hat wahrscheinlich keine Ausbildung. Nachdem sie an den Rollstuhl gefesselt
wurde, bleibt sie die meiste Zeit zu Hause. Ihr Vater überschüttet sein einziges Kind
mit Geschenken und alle ihre Wünsche sind im Voraus erfüllt. Zur Unterhaltung laden
sie die interessanten Persönlichkeiten ein und veranstalten verschiedene Gesellschafts-
und Tanzabende.
Als es schon erwähnt wurde, Ilona und ihr Vater sind die einzige Gesellschaft in
Edithas Umgebung, deshalb fühlt sie sich oft einsam. Als sie den Leutnant Hoffmiller
kennenlernt, wird er zu ihrem alltäglichen Partner, der sie jedesmal vergnügt. Und
Edith ist leicht in ihm verfallen. Sie zeigt ihre Zuneigung mit einem unerwarteten Kuss
und später schreibt sie ihm noch einen Brief, in dem sie ihm die Liebe erklärt: „Ich
kann nicht denken, nicht atmen, nicht fühlen, solange ich nicht weiß, dass Du mir
verziehe hast; ich will, ich kann nicht länger leben, verweigerst Du mir das Recht,
Dich zu lieben.“207
Auf der anderen Seite fürchtet Edith, dass er die Zeit mit ihr nur aus
tiefem Mitleid verbringt, deshalb verändert sie oft ihre Stimmungen, denn sie nicht mit
seiner treuen Liebe sicher ist. Nachdem Hoffmiller dem Herrn von Kekesfalva
die Heirat versprochen hat, will Edith für ihn nicht nur leben sondern auch gesunden.
Sie sagt: „Genug, dass ich durch Sie wieder lebe und weiterlebe [...] dass ich seit
gestern erst begonnen habe, zu leben. Wenn ich geheilt werde, habe ich es nur
einem zu danken, nur Ihnen. Nur Ihnen allein!“208
207 Zweig, Stefan: Ungeduld des Herzens. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1982. S.293 208 Ebd., S.394
73
Nachdem sie erfahren hatte, dass Hoffmillers Liebe nur ein falsches Mitleid ist, nimmt
sie sich das Leben.
Edith von Kekesfalva verkörpert eine junge, reiche Dame, die alles hat, was sie will;
außer Gesundheit, was ihr Leben verbittert. Ich bezeichne Edith als ein starrsinniges,
eigenwilliges und hartnäckiges Kind, dessen alle Missverständnisse und Ausbrüche
durch ihre 'Krankheit' gerechtfertigt sind. Auf der anderen Seite braucht sie
keine spezielle Behandlung und oft spricht sie von sich selbst als von „einem elenden
Krüppel.“209
Hoffmiller beschreibt:
[...]einerseits verlangte sie, verwöhnt wie sie war, dass alles sie bediente wie
eine Prinzessin und verhätschelte wie ein Kind aber schon im nächsten Augenblick konnte
diese Rücksicht sie erbittern, weil sie ihr die eigene Hilflosigkeit deutlicher zum
Bewusstsein brachte.210
Was die gesundheitliche Therapie betrifft, ist sie meiner Meinung nach misstrauisch.
Ihre Stimmung verändert sich, als Hoffmiller die falschen Hoffnungen in ihr einsetzt.
Doktor Condor erzählt: „über Nacht ein neuer Mensch in ihr aufgebrochen.“211
Trotz
den Lügen ist Edith für einen Moment glücklich. Von mir aus stellt Edith
eine kindische, ungeduldige und labile Personalität dar. Und ich behaupte, dass sie nie
durch ihre Krankheit eine glückliche und nette Frau sein könnte. Deshalb denke ich,
ihr Selbstmord bedeutet eine Errettung nicht nur für Edith, sondern auch für alle
beteiligten Personen.
209 Zweig, Stefan: Ungeduld des Herzens. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1982. S.73 210 Ebd., S.72 211 Ebd., S.145
74
7. VERGLEICH DER AUSGEWÄHLTEN FRAUENGESTALTEN ZU
DEN FRAUEN AUS STEFAN ZWEIGS LEBEN
Die ausgewählten Werken bilden ein buntes Spektrum von Frauenfiguren ab. Diese
Frauen stellen verschiedene Rollen dar: Erika als eine talentierte Musiklehrerin aus den
kleinbürgerlichen Verhältnissen, die Unbekannte als Opfer ihrer fanatischen Liebe,
Irene Wagner als eine wunderschöne Ehefrau eines anerkannten Juristen, Mrs.C. als
eine typische Vertreterin des Bürgertums und Edith als eine tragische Heldin ihrer Zeit.
Trotz den deutlichen Kontrasten wartet auf die erwähnten Frauenfiguren ein
gemeinsames Schicksal. Stefan Zweig stellt diese Frauen in Ausnahmesituationen, die
erheblich auf ihre Charaktere wirken. Zweig zeigt an Hand seiner Figuren auf, wie er
mit künstlerischer Technik menschliche Seele und Psyche der Frau erschaffen kann.
Die Frauen aus seinem Leben standen zweifellos als Vorbilde dafür.
Erika Ewald
Die Novelle Die Liebe der Erika Ewald erschien im Jahre 1904, deshalb konnte sich
Stefan Zweig bei der Darstellung der Hauptfigur von seiner Mutter beeinflussen lassen.
Ich behaupte, dass Zweig in diesem Fall die Frau mit abstechenden Zügen stellt, denn
Erika stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie und lebt in eingeschränkten
Verhältnissen. Im Vergleich zu Zweigs Mutter geht Erika nicht viel in die Gesellschaft
und somit fühlt sie sich in ihrer Welt einsam. Noch dazu liebt Erika Musik und Kunst,
was ihre empfindliche Natur prägt.
Die Unbekannte
In dieser Erzählung war Stefan Zweig wahrscheinlich von eigener Begebenheit
inspiriert. Vor zehn Jahren erhielt er einen Brief ohne Unterschrift, und zwar von
Friderike, die er noch nicht kannte. Trotz großen Unterschieden zwischen Friderike
und der Unbekannten, entdeckte ich auch einige gemeinsame Merkmale.
Die Unbekannte, sowie Friderike, ist selbstständige und unabhängige Frau, die tüchtig
ist sich eigene Existenz zu erschaffen. Weiter beide diese Frauen opfern ihr ganzes
Leben einem Mann und beide sind stolz darauf, um die Hilfe oder Aufmerksamkeit zu
bitten.
75
Irene Wagner
Irene Wagner trifft deutlich den Charakter Zweigs Mutter. Irene, sowie seine Mutter,
ist eine typische Vertreterin der Bourgeoisie. Irene als die Frau eines begüterten
Juristen lebt ein sorgloses Leben. Zweigs Vater war auch ein gebildeter Mann und
zugleich ein erfolgreicher Wirtschaftler. Beide vornehmen Damen pflegen
die gesellschaftlichen Verhältnisse und außer repräsentatorischen Pflichten haben sie
keine anderen Aufgaben. Beide haben zwei Kinder, die sind von Gouvernanten
erzogen. Auf der anderen Seite ist Irene zur Gleichgültigkeit verurteilt, deswegen
strebt sie nach Erregung und Abenteuer, obwohl sie nicht genug mutig ist,
die entstandenen Folgen zu tragen. Ida Zweig, im Unterschied zu Irene, reiste viel und
besuchte regelmäßig die gesellschaftlichen Ereignisse.
Außer den bezogenen Ähnlichkeiten bin ich überzeugt, dass Stefan Zweig absichtlich
für Irene den Namen mit demselben Anfangsbuchstaben einsetzt, wie seine Mutter
hatte.
Mrs.C.
In dieser Frauenfigur ist wieder das Vorbild Zweigs Mutter dargestellt. Bei Mrs.C.
finde ich mehrere Ähnlichkeiten mit Ida und zwar vor allem in ihrer Herkunft. Mrs.C.
stammt aus einer aristokratischen Familie, die nicht aus Deutschland oder Österreich
kommt. Von Kindheit an ist sie an Komfort und Prächtigkeit gewöhnt. Und schon im
Jungenalter verheiratet sie einen geehrten Mann. Mrs.C. hat auch eine glückliche Ehe.
Jedoch im Vergleich zu Ida verehrt Mrs.C. ihren Mann und verbringt mit ihm jede
freie Minute. Mrs.C. hat, sowie Ida, zwei Söhne.
Der Erzähler in der Novelle Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau
beschreibt Mrs.C.: „Man bemerkte sie kaum, und doch hatte sie eine sonderbare Macht
über uns alle.“212
Und weil Stefan Zweigs Mutter eine ambitionierte Dame war, glaube
ich, dass sie anscheinend auch solche 'Macht über alle' hatte.
Edith von Kekesfalva
Edith ist eine tragische Heldin damaliger Zeit. Und in Bezug auf Zweigs Beziehung zu
212 Zweig, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in Meistererzählungen. Frankfurt
am Main: Fischer Verlag, 2006. S.331
76
junger Lotte, ist es interessant diese zwei Frauen zu vergleichen. Edith lebt mit
ihrem Vater und ihrer Cousine Ilone – Edithas einzige Gesellschaft. Auch Lotte lebt
nur mit ihrem Bruder und seiner Frau, als sie nach London emigrierten. Edith ist lahm
und an der Rollstuhl gefesselt, während Lotte an starkes Asthma leidet. Trotzdem
die beiden noch jung sind, ist ihre Liebe tief und ergeben. Beide Frauen schreiben
einen Brief, wobei sie ihre Liebe erklären: Edith an Leutnant Hoffmiller und Lotte an
Stefan Zweig. Wenn ich mich auf das Liebesverhältnis konzentriere, muss ich betonen,
dass Mitleid und ergebene Liebe in beiden Fällen die wichtigen Rollen spielen. In
erstem Fall fühlt Hoffmiller ein falsches Mitleid mit Edith, der er nicht nur einige
baldige Heilung, sondern auch seine Liebe verspricht. Seine falsche Handlungsweise
bedeutet für alle nachteilige Folgen, folglich denen Edith Selbstmord begeht. Was
Lotte betrifft, erlebt sie ein ähnliches Schicksal, was ich schon ausführlich im fünften
Kapitel beschrieb.
Trotz der Unterschieden in der Herkunft und Ausbildung, ist, meiner Meinung nach
Edithas Figur teilweise von Lotte geprägt. Auch Hartmut Müller bestätigt diesen Fakt:
„Diese Leiden eines jungen Mädchens hat zweifellos Stefan Zweig drei Jahre später zu
dem Roman Ungeduld des Herzens inspiriert, in dem ein unfreiwilliger Liebhaber
zwischen Mitleid und Abwehr schwankt und durch seine Unschlüssigkeit schließlich
den Selbstmord der jungen Kranken mitverschuldet.“213
213 Müller, Hartmut. Stefan Zweig. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 1988.
S.104-105
77
8. ZUSAMMENFASSUNG
„[...] jeder Schatten ist im letzten doch auch Kind des Lichts, und nur wer Helles und
Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren, nur der hat wahrhaft
gelebt.“214
In meiner Diplomarbeit setzte ich mich mit dem Thema Stefan Zweig – die Frauen
in seinem Leben und seinem Werk auseinander. Mein Hauptziel war die Leser mit
diesem österreichischen Schriftsteller und seinen eindrucksvollen Werken bekannt zu
machen.
In dem ersten Teil beschäftigte ich mich mit Stefan Zweigs Biographie. Die einzelnen
Kapitel verfassen sein ganzes Leben von Kindheit an bis zum freiwilligen Tod an. Ich
fügte auch die Darstellung der damaligen politischen Situation an, damit man
Schriftstellers Gefühle und Beweggründe besser begreifen kann. Vor allem die Jahren
1933-42, die Stefan Zweig im Exil in Großbritannien und dann in den Vereinigten
Staaten und in Brasil verbracht, waren für seine innere Entwicklung schmerzhaft und
tragisch.
Den zweiten Teil meiner Diplomarbeit widmete ich den Frauen. Anfangs beschrieb ich
kurz Stefan Zweigs Beziehung zur den Frauen im allgemeinen. Dann stellte ich drei
bedeutendste Frauen seines Lebens vor: seine Mutter, seine erste Ehefrau Friderike und
seine zweite Ehefrau Lotte. Anhand der ausgewählten Werke analysierte ich fünf
verschiedene Frauengestalten.
Stefan Zweigs Novellen bieten eine Reihe von merkwürdigen Frauen an.
Ein Frauenbild schuf der Autor wahrscheinlich aus seinen eigenen Erfahrungen. Nach
dem gesamten Vergleich kam ich zu folgenden Ergebnissen: aus fünf
auseinandersetzenden Frauenfiguren ist eine Figur, Die Unbekannte, seiner ersten
Ehefrau Friderike ähnlich und eine Figur, Edith von Kekesfalva, wurde nach dem
biographischen Modell der jungen Lotte dargestellt. In zwei Frauenheldinnen: Irene
Wagner, die Hauptfigur aus der Novelle Angst, und Mrs.C. , die vornehme englische
214 Zweig, Stefan. Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag, 1992. S.495
78
Dame aus der Vierundzwanzigstunden aus dem Leben einer Frau, ist die Person
Zweigs Mutter geprägt. Die Ausnahme bildet Erika Ewald, die als Frau, die ganz
gegenteiligen Charakterzüge im Vergleich zu seiner Mutter besetzt. Daraus ergibt sich
der Schluss, dass meinen erworbenen Ergebnissen nach, wurden Friderike sowie Lotte
zu den Vorbilden für einige Frauenfiguren. Es ist aber offensichtlich, dass sich in
seinen Frauengestalten meistens die Person seiner Mutter spiegelt, die trotz ihrer
kühlen Beziehung sein Leben wesentlich beeinflusste.
Der große Schriftsteller Stefan Zweig zählte zu den bedeutendsten österreichischen
Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Novellen, Erzählungen, die historischen
Biographien und die Gedichte wurden in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt. Stefan
Zweig beendete sein Leben am 22. Februar 1942, trotzdem bleiben seine zeitlosen
Werke und sein freier Geist mit uns bis heute.
79
9. LITERATURVERZEICHNIS
Primärliteratur:
ZWEIG, Stefan: Angst. Stuttgart: Reclam, 1990
ZWEIG, Stefan: Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten. Wien: Herbert
Reichner Verlag, 1937.
ZWEIG, Stefan: Brasil – Land of the future. Read Books, 2007.
ZWEIG, Stefan: Brief einer Unbekannten in Brief einer Unbekannten. Die Hochzeit
von Lyon und Der Amokläufer. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1985.
ZWEIG, Stefan: Briefwechsel: mit Hermann Bahr, Sigmund Freud, Rainer Maria
Rilke und Arthur Schnitzler. Frankfurt am Main: Fischer Verlag. 1981.
ZWEIG, Stefan: Brennendes Geheimnis: Erzählungen. Frankfurt am Main: Fischer
Verlag. 1981.
ZWEIG, Stefan: Die Liebe der Erika Ewald in Verwirrung der Gefühle. Erzählungen.
Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1983.
ZWEIG, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt am
Main: Fischer Verlag, 1992.
ZWEIG, Stefan: Marie Antoinette: Bildnis eines mittleren Charakters. Frankfurt am
Main: Fischer Verlag, 1980.
ZWEIG, Stefan: Romain Rolland: Men and His Works. New York: Ayer Publishing
1973.
ZWEIG, Stefan: Schachnovelle. Frankfurt am Main: Fischer Verlag. 1989.
80
ZWEIG, Stefan: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. Frankfurt am Main:
Fischer Taschenbuch Verlag, 1998.
ZWEIG, Stefan: Ungeduld des Herzens. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1982.
ZWEIG, Stefan: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau. In
Meistererzählungen. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006.
ZWEIG, Stefan., ZWEIG, Friderike: Wenn einen Augenblick die Wolken weichen.
Briefwechsel 1912-1942. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2006.
Sekundärliteratur:
ARENS, Hans: Der große Europäer Stefan Zweig. Frankfurt am Main, Fischer
Taschenbuch Verlag, 1981. ( Essay von Werfel, Franz: 'Stefan Zweigs Tod' aus )
BALHAR, Susanne: Das Schicksalsdrama im 19.Jahrhundert: Variationen eines
romantischen Modells. München: Martin Meidenbauer Verlag, 2004.
BIRK, Matjaž., EICHER, Thomas. Stefan Zweig und das Dämonische. Würzburg:
Königshausen & Neumann, 2008.
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