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Steuerhinterziehung:Analyse einiger ausgewählter Modelle zu den Gründen der
Steuerhinterziehung
Jutta HenrichBetreuer: Prof. Dr. Schneider
Inhalt der Präsentation: 1. Theorie der Steuerhinterziehung
• 1.1. Ökonomische Theorie• 1.2. Psychologische Theorie
2. Empirischer Teil: Überprüfung der Hypothesen anhand einiger ausgewählter Modelle
• 2.1. Überprüfung der ökonomischen Hypothesen• 2.2. Überprüfung der psychologischen Hypothesen• 2.3. Zusammenfassung
3. Literaturverzeichnis2
1.1. Ökonomische Theorie
1.1.1. Modell von Allingham und Sandmo (1972)• Traditionelle ökonomische Theorie • Ziel: Maximierung des erwarteten Nutzen des
Einkommens• Psychologische und soziale Einflüsse bleiben
unberücksichtigt.
3
1.1. Ökonomische Theorie
1.1.2. Modell von Fortin, Lacroix und Villeval (2007)• Baut auf dem Modell von Allingham und Sandmo (1972) auf.• Erweitert es um soziale Interaktionen.• Soziale Interaktionen = endogene und exogene
Interaktionen ((vgl. Manski (1993))• Endogene Interaktion = soziale Einbettung in das Umfeld
des Steuerzahlers • Exogene Interaktion = Einfluss, der entsteht, je nachdem ob
etwas als Fair oder Unfair empfunden wird• Sozialer Nutzen = s (Xi) Di = s (D¯e
-i, t¯-i, p¯-i, Ai, A¯-i, εi) Di
4
1.2. Psychologische Theorie
Soziale Bedingungen
Situative Anreize Situative Hindernisse
1. Finanzieller Druck 1. Fehlende Gelegenheit
2. Soziale Normen 2. Legale Kontrollen
3. Soziale Kontrolle
Psychologische Bedingungen
Persönliche Anreize Persönliche Hindernisse
1. Persönlicher Druck 1. Fehlwahrnehmung von Gelegenheiten
2. Persönliche Orientierung 2. Risikoscheues Verhalten
3. Intoleranz von Steuerhinterziehung
1.2.1. Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987)
5
1.2. Psychologische Theorie
• 1.2.2. Modell von Kirchler und Maciejovsky (2001)• Baut auf die Prospect Theory von Kahnemann und
Tversky (1979) auf.• Bei erwarteter Steuerzahlung: Steuerzahler ist
risikofreudiger• Bei erwarteter Steuererstattung: Steuerzahler ist
risikoscheuer• Aber: Eine geringere Steuererstattung als erwartet
wird vom Steuerzahler auch als Verlust angesehen.
6
2.1. Überprüfung der ökonomischen Hypothesen
1. Eine Erhöhung der Strafsteuer bewirkt immer eine Erhöhung des deklarierten Einkommens, also eine Verringerung der Steuerhinterziehung.
2. Eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt immer eine Erhöhung des deklarierten Einkommens, also eine Verringerung der Steuerhinterziehung.
7
Modell Ergebnis des Modells Hypothese 1
bestätigt?
Webley, P.,
Robben, H.,
Elffers, H.,
Hessing, D.
(1991)
Bei gegebener Entdeckungswahrscheinlichkeit wirkt eine
milde Strafe genauso abschreckend wie eine hohe Strafe.
nein
Kinsey (1984) Strafsteuern wirken weniger abschreckend als die
Entdeckungswahrscheinlichkeit.
nein
Jackson und
Jones (1985)
Bei einer sehr geringen Entdeckungswahrscheinlichkeit,
beeinflusst die Höhe der Strafsteuer die Wahrscheinlichkeit
der Steuerhinterziehung.
ja
Klepper und
Nagin (1989)
Die Höhe der Strafsteuer spielt keine Rolle für die
Steuerhinterziehung, da schon eine milde Strafe für die
Steuerzahler große personelle Kosten darstellen.
nein
1. Erhöhung der Strafsteuer
8
Webley, Morris
und Amstutz
(1985)
Die Höhe der Strafsteuer hat keinen Einfluss auf die Höhe
der Steuerhinterziehung.
nein
Pudney, Pyle
and Saruc
(2000)
Im Falle einer erwarteten höheren Strafsteuer werden
weniger Steuern hinterzogen.
ja
Fjeldstad und
Semboja (2001)
Die Höhe der Strafsteuer hat keinen Einfluss auf die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung hat.
nein
Park und Hyun
(2003)
Eine Erhöhung der Strafsteuer animiert die Steuerzahler
dazu das komplette Einkommen zu deklarieren.
ja
Friedland,
Maital und
Rutenberg
(1978)
Die Steuerzahler begehen bei einer höheren Strafsteuer
weniger Steuerhinterziehung.
ja
Hypothese 1 der ökonomischen Theorie insgesamt nein9
Modell Ergebnis des Modells Hypothese 2
bestätigt?
Spicer und
Thomas
(1982)
Eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt nur
eine Verringerung der Steuerhinterziehung wenn präzise
Informationen über die Entdeckungswahrscheinlichkeit
vorliegen.
nein
Dubin und
Wilde (1988)
Steuerprüfungen haben eine abschreckende Wirkung auf die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
ja
Mason und
Calvin (1978)
Personen, die in einem kriminellen Umfeld wirken, empfinden
die Entdeckungswahrscheinlichkeit als geringer als andere.
nein
Alm,
McClellan und
Schulze (1992)
Die Chance auf Entdeckung der Steuerhinterziehung wird
überschätzt. Es werden trotz niedriger
Entdeckungswahrscheinlichkeit mehr Steuern bezahlt als
vermutet.
nein
2. Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
10
Maciejovsky,
Kirchler und
Schwarzenberg
er (2001)
Eine Erhöhung der Häufigkeit der Steuerprüfungen
verringert die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
ja
Spicer und
Hero (1985)
Die Anzahl der Steuerprüfungen hat einen negativen
signifikanten Effekt auf die Steuerhinterziehung.
ja
Webley, Morris
und Amstutz
(1985)
Die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung sinkt, wenn
die Prüfungswahrscheinlichkeit erhöht wird.
ja
Al-Nowaihi und
Pyle (2000)
Eine hohe Entdeckungswahrscheinlichkeit hält die Höhe der
Steuerhinterziehung klein.
ja
Becker,
Büchner und
Sleeking (1987)
Die Prüfwahrscheinlichkeit hat einen negativen Effekt auf
den Hang zur Steuerhinterziehung .
ja
Park und Hyun
(2003)
Die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung sinkt,
wenn die Prüfwahrscheinlichkeit steigt.
ja11
Webley, P.,
Robben, H.,
Elffers, H.,
Hessing, D.
(1991)
Die Prüfwahrscheinlichkeit hat einen positiven Effekt auf die
Höhe des deklarierten Einkommens.
ja
Bosco und Mittone (1997)
Bei einer besonders hohen oder besonders niedrigen
Prüfwahrscheinlichkeit sinkt die Steuerhinterziehung. Bei
einer mittleren Prüfwahrscheinlichkeit erhöht sich dagegen
die Steuerhinterziehung.
nein
Trivedi, Shehata und Lynn (2003)
Das deklarierte Einkommen wird durch eine Erhöhung der
Prüfwahrscheinlichkeit erhöht.
ja
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)
Bei einem niedrigen oder mittleren Einkommen führt eine
höhere Prüfwahrscheinlichkeit zu weniger
Steuerhinterziehung nicht aber bei hohen Einkommen
nein
Hypothese 2 der ökonomischen Theorie insgesamt ja12
2.2. Überprüfung der psychologischen Hypothesen
10. Männer hinterziehen seltener Steuern als Frauen.
13
Modell Ergebnis des Modells Hypothese 10
bestätigt?
Baldry (1987) Männer hinterziehen häufiger Steuern als Frauen. nein
Anderhub et
al. (2001)
Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer. nein
Spicer und
Hero (1985)
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen. nein
Spicer und
Becker (1980)
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen. nein
Ruegger und
King (1992)
Frauen haben eine höhere Ethik in Bezug auf ihre
Auffassung von ethischen Standards im Geschäftsbereich
als Männer.
nein
Hasseldine und
Hite (2003)
Männer hinterziehen seltener Steuern als Frauen. ja
10. Männer hinterziehen seltener Steuern als Frauen
14
Mason und
Calvin (1978)
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen. nein
Grasso und
Kaplan (1998)
Weibliche Studenten haben höhere ethische Standards als
männliche Studenten.
nein
Fallan (1999) Es besteht im Wesentlichen kein signifikanter Unterschied
zwischen Männern und Frauen in Bezug auf
Steuerhinterziehung.
nein
Friedland,
Maital und
Rutenberg
(1978)
Frauen hinterziehen öfter Steuern als Männer. ja
Fortin, Lacroix
und Villeval
(2007)
Frauen hinterziehen weniger Steuern als Männer. nein
Hypothese 10 der psychologischen Theorie insgesamt nein15
Hypothese bestätigt abgelehnt Insgesamt bestätigt?
1. Erhöhung der Strafsteuer 5 mal 5 mal nein
2. Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
9 mal 5 mal ja
3. Steigende durchschnittliche Steuerhinterziehung der Referenzgruppe
0 mal 1 mal -
4. Erhöhung des durchschnittlichen Steuersatzes der Referenzgruppe
2 mal 3 mal -
5. Höhere individuelle Prüfwahrscheinlichkeit
9 mal 5 mal ja
6. Frauen vs. Männer 7 mal 4 mal ja
2.3. Zusammenfassung
16
1. Finanzieller Druck und soziale Normen 0 mal 0 mal -
2. Fehlende Gelegenheit 10 mal 0 mal ja
3. Legale Kontrollen 9 mal 5 mal ja
4. Negative persönliche Orientierung 8 mal 1 mal ja
5. Risikoscheues Verhalten 7 mal 0 mal ja
6. Intoleranz der Steuerhinterziehung 10 mal 0 mal ja
7. Unerwartete Gewinn- und Verlustsituation bei Selbständigen
0 mal 0 mal -
8. Unerwartete Steuernachzahlung und unerwartete Steuererstattung bei Unternehmern
0 mal 0 mal -
9. Geringes Wissen über das Steuersystem 8 mal 2 mal ja
10. Männer vs. Frauen 2 mal 9 mal nein17
3. Literaturverzeichnis• Al-Nowaihi, A. und Pyle, D. (2000). Income Tax Evasion: A Theoretical Analysis. in: Mac Donald, Z. und Pyle,
D. (eds.). Illicit Activity: The economics of crime, drugs and tax fraud. Public Sector Economics Research Centre. University of Leicester.
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• Anderhub, V., Giese, S., Güth, W., Hoffmann, A. und Otto, T. (2001). Tax Evasion with Earned Income – An Experimental Study. FinanzArchiv 58 (2), 188-206.
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• Becker, W., Büchner, H.-J. und Sleeking, S. (1987). The impact of public transfer expenditures on tax evasion. Journal of Public Economics 34, 243-252.
• Bosco, L. und Mittone, L. (1997). Tax Evasion and Moral Constraints: some Experimental Evidence. Kyklos 50 (3), 297-324.
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• Spicer, M.W. und Becker, L.A. (1980). Fiscal Inequity and Tax Evasion: An Experimental Approach. National Tax Journal 33, 171-175.
• Spicer, M.W. und Hero, R.E. (1985). Tax Evasion and Heuristics. A Research Note. Journal of Public Economics 26, 263-267.
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• Webley, P., Morris, I. und Amstutz, F. (1985). Tax evasion during a small business simulation. in: Brandstätter, H. und Kirchler, E. (eds). Economic Psychology, 233-242. Linz: Trauner.
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• Weigel, R.H., Hessing, D.J. und Elffers, H. (1987). TAX EVASION RESEARCH: A CRITICAL APPRAISAL AND THEORETICAL MODEL. Journal of Economic Psychology 8 (2), 215-235.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!20