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Strukturplan zur inhaltlichen Patientenübergabe und eines Handbuches "Fachbegriffe in der psychiatrischen Pflege" Im Rahmen des Weiterbildungslehrganges „Leitung einer Station, Pflegegruppe oder Funktionseinheit“ PEKUM Kurs: WB SLKUM 2014/15 27.10.2015 Projektleiter: Haris Hodžić

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Strukturplan zur inhaltlichen

Patientenübergabe und eines Handbuches

"Fachbegriffe in der psychiatrischen Pflege"

Im Rahmen des Weiterbildungslehrganges „Leitung einer Station, Pflegegruppe oder Funktionseinheit“ PEKUM Kurs: WB SLKUM 2014/15

27.10.2015

Projektleiter: Haris Hodžić

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Inhaltsverzeichnis:

Seite:

Vorwort

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1.0 Fachbegriffe in der psychiatrischen Pflege

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1.1 Begriffserklärung Aggression

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1.2 Suizidalität: Lebensmüdigkeit

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2.0 Strukturplan zur inhaltlichen Patientenübergabe

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Liebe Leserin,

lieber Leser,

Worte finden, die Situation und Verlauf eines Ereignisses richtig darstellen ist eine

Herausforderung der sich täglich das Pflegepersonal bei einer Dienstübergabe

stellt.

Eine spezifische Tätigkeit im Alltag der Pflegekräfte ist diese Übergabe, egal in

welcher Abteilung, Fachrichtung, oder Organisationseinheit man arbeitet. Einen

Patienten zu beschreiben, vorurteilsfrei und sachlich seinen Zustand, seine

Bedürfnisse, Krankheitsverlauf an die Kollegen weiterzugeben ist eine

verantwortungsvolle Aufgabe, die oft den Tagesablauf der nachfolgenden Schicht

bestimmt.

Unsere Zusammenarbeit basiert auf dem Vertrauen und mit einfachen Worten

ausgedrückt, jeder verlässt sich auf die Beobachtung des Kollegen von dem er

Dienst übernimmt und handelt bewusst oder unbewusst auf Basis der Informationen

die er bekommt.

Die Informationen quantitativer Natur sind weniger problematisch, wie z.B.

Vitalzeichen, Ausscheidung etc. Die Qualitativen Parameter jedoch sind durch

unsere Kompetenzen, Lebenserfahrung, Beobachtungsgabe und viele andere

Faktoren beeinflussbar. In der Psychiatrie ist diese Art der „Fallbesprechung“

extrem wichtig, da das Pflegepersonal täglich, gemeinsam mit anderen

Berufsgruppen weiteren Therapieverlauf und Maßnahmen festlegt, die für die

Genesung bzw. Stabilisierung des Patienten von großer Bedeutung sind.

Aufgrund dieser Symbiose aller beteiligten stehen wir in der Pflicht die

Informationen so weiterzugeben dass sie qualitativ gut verwertbar sind und die

Fehler bei der Übergabe zu verringern gar zu vermeiden.

Ein Phänomen im psychiatrischen Vokabular sind die Begriffe die in der „normalen“

Sprache im Alltag vorkommen, haben aber eine spezifische krankheits- und

zustandsbezogene Bedeutung in der Beschreibung eines Krankheitsverlaufs. Worte,

wie z.B. abgegrenzt, aufgelockert, durchlässig oder produktiv haben im Gegensatz

zur Umgangssprache eine ganz andere Bedeutung in der Psychiatrie und geben bei

ihrem Einsatz bei der Dienstübergabe wichtige Hinweise über den

Krankheitsverlauf bzw. Zustand des Patienten.

Im Rahmen meiner Weiterbildung entschied ich mich das zum Thema meines

Projekts zu machen und gemeinsam mit meinem Projetteam die Begriffe zu

sammeln, zu definieren und schließlich in einem Handbuch zu verfassen, das eine

Hilfestellung für die Mitarbeiter darstellen soll.

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Die Inhalte sind ausschließlich auf unserem Fachwissen und unserer Erfahrung

basiert. Die Auswahl der zu erklärenden Worte erfolgte nach einer vierwöchigen

Beobachtung der Übergabe vom Früh- auf Spätdienst und anschließenden Analyse

der Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Begriffe.

Teil zwei des Projekts sollte Erstellung eines Strukturplanes sein. Wir stellten uns

im Projektteam die Frage:

„Was will ich hören, wenn ich eine Übergabe erhalte und in welcher Reihenfolge?“

Als Produkt dieser Arbeit entstand dieses Handbuch, das eine Hilfestellung für Alle

Mitarbeiter in der psychiatrischen Pflege darstellen soll.

Die Begriffe sind in der alphabetischen Reihenfolge geordnet um sie einfach und

schnell finden zu können.

Zwei Sonderkapitel befassen sich mit dem Thema Aggression und Suizidalität und

deren Differenzierung in verschiedenen Formen.

Die beigefügten Diagramme stellen den Verlauf einer pflegerischen Übergabe dar.

Unterschieden wird jedoch zwischen der Übergabe bzw. Beschreibung eines

Patienten der vorbekannt ist und einen für den Übergabeempfänger unbekannten

Patienten.

In der Hoffnung, die Qualität zu erhöhen, Fehler zu vermeiden und Ihre Arbeit zu

erleichtern wünsche ich im Namen des Projektteams viel Freude und Erfolg bei der

Benutzung dieses Handbuchs.

Haris Hodžićć und das Projektteam* der Station C3 der Psychiatrischen Klinik der

LMU

* Fr.Sedlmayer Barbara

Hr.Schwürzinger Marcus

Hr.Höchtl Christopher

Hr.Münnich Michael

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1.0 Fachbegriffe in der psychiatrischen Pflege

abgegrenzt:

kann sich von Belangen Anderer distanzieren.

kann sich von eigenen Krankheitssymptomen (z.B. Wahninhalten)

distanzieren.

affektlabil:

Schneller Wechsel zwischen guter Stimmung und Traurigkeit, oft ohne ersichtlichen Auslöser.

agierend:

manipulatives Verhalten, das meist zu einer hohen Beteiligung mehrerer Personengruppen (z.B. Pflegeteam, Angehörige, andere Mitpatienten etc.) und hohem Konfliktpotential führt. Der Agierende möchte dabei im Mittelpunkt stehen.

adäquat:

im Verhalten, Stimmung etc. der Situation angemessen

antriebslos:

starke Beeinträchtigung aktive Handlungen auszuführen.

affektflach:

kaum erkennbare emotionale Regungen

aufgelockert:

unangemessene Heiterkeit. Schnell ablenkbar

Meist mit vielen Ideen beschäftigt.

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ambivalent:

kann Entscheidungen schwer fällen.

Kann Entscheidungen nicht halten.

bagatellisierend:

verharmlosen herunterspielen

bizarr:

zeigt groteskes, der Situation völlig entrücktes Verhalten, entrückte Bewegungen

bündnisfähig:

kann Absprachen erkennen und sicher einhalten.

devot:

fügt sich übermäßig Regeln bzw. der Meinung anderer.

Wirkt oft unterwürfig, z.B. durch sehr häufiges Nachfragen oder demonstratives Zurschaustellen von Ergebenheit.

distanzlos:

kann körperliche oder emotionale Grenzen anderer nicht einhalten.

kann in Gesprächen konventionelle Normen nicht einhalten.

durchlässig:

sehr beeinflussbar durch äußere Reize.

nimmt diese ungefiltert auf und interpretiert sie möglicherweise falsch.

kann die Priorität von Informationen nicht richtig erkennen.

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eingeengt:

auf eine (oder wenige) Ideen/Themen fixiert, von diesen nicht abzubringen.

entlastet:

deutlich erkennbare Erleichterung.

fassadär:

um angepasstes (Gesprächs-)Verhalten bemüht, um dahinter Krankheitssymptome (wie z.B. Wahninhalte oder Suizidalität) zu verbergen

führbar:

kann sich dem Stationssetting entsprechend verhalten.

kann Begrenzungen hinnehmen.

fordernd:

vehement drängendes Verhalten.

erwartet das Bedürfnisse sofort erfüllt werden.

oft mit Gereiztheit verbunden.

gequält:

leidet stark an psychiatrischen Symptomen

gedrückt:

in der Stimmung stark herabgesetzt

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gebunden:

stark eingeschränkte Bewegungsabläufe.

kann auch Sprache betreffen.

keine lockeren Bewegungen möglich.

oftmals medikamenteninduziert.

grimassierend:

verziehen der Gesichtsmuskulatur.

„Fratzen schneiden“

oftmals ohne ersichtlichen Grund.

haftend:

schwer beendbarer, drängender Kontakt z.B. zu Pflegepersonal über dem längeren Zeitraum.

infantil:

kindlich anmutend in Sprache und/oder Verhalten

Konflikte können nicht auf altersentsprechendem Niveau ausgetragen werden.

kooperativ:

Therapieangebote und –Vorschläge werden angenommen und umgesetzt

(nicht) kontaktfähig:

kann aufgrund psychiatrischen Symptome (nicht) prompt auf äußere Reize reagieren

Kommunikation oft nur noch sehr eingeschränkt, manchmal gar nicht mehr möglich

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läppisch:

unangemessene, nicht zur Situation passende Albernheit

niedergestimmt:

leichte Herabsetzung der Stimmung

produktiv:

Patient zeigt ausgeprägte psychotische Symptomatik und/oder Halluzinationen

reizüberflutet:

aufgrund psychiatrischer Erkrankung durch äußere Einflüsse schnell überfordert.

stabil:

bricht unter aktuellem Belastungsniveau nicht ein

spaltend:

manipulatives Verhalten

versucht meist eine/mehrere Person/Personengruppen auf seine Seite zu ziehen

schürt Konfliktpotential zwischen zwei oder mehreren Personen bzw. Personengruppen

versucht in bestehende intakte Beziehungen zerstörerisch einzugreifen

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sprunghaft:

kein nachvollziehbarer, folgerichtiger Denkablauf möglich „springt“ von einer Idee zur nächsten

somatisierend:

körperliche Beschwerden aufgrund psychiatrischer Erkrankung ohne einen medizinischen Befund

konzentriert sich darauf in unangemessener Form

schwingungsfähig:

zeigt Stimmung, Gefühle und Emotionen in angemessener Form

undurchsichtig:

schwer einschätzbar

Gedanken und Gefühle des Patienten können schwer erkannt werden.

überangepaßt:

gibt sich betont kooperativ

demonstratives, überkorrektes Einhalten der Regeln

sehr konfliktvermeidend

vorbeiredend:

kann in der Konversation nicht den eigentlichen Sachverhalt treffen

weitschweifig:

umständlich, ausholend im Denken

auch entfernte Aspekte eines Sachverhalts werden eingebunden

kann schwer „auf den Punkt“ zu kommen

um das eigentliche Thema kreisen

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wortkarg:

wenig gesprächig

oft krankheitsbedingt eingeschränkt

verbale Äußerungen werden sehr knapp gehalten

zugewandt:

kann auf Gesprächspartner positiv eingehen

kann und will Gespräch halten

positiv eingestellt auch auf non-verbalen Ebene

zerfahren:

nicht stringentes, gradliniges Denken und Handeln

wirkt wirr und durcheinander

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1.1 Begriffserkla rung Aggression

Verbal aggressiv:

äußert dissoziales Verhalten mit Ziel einer mentalen Schädigung bzw. Einschüchterung des Gegenübers in verbaler Form

oft auch als Mittel, die Aufmerksamkeit zu erregen, oder die eigenen Ängste zu verdecken

Stellvertretend aggressiv:

unternimmt schädigende Handlungen gegenüber den Gegenständen Umsetzung der negativen Gefühle wie Wut, Ärger oder Trauer in Form von

Zerstörung des Inventars bzw. Schlagen, Treten von Matratzen, Kissen o. Ä.

Passiv aggressiv:

zeigt invasiv trotziges Verhalten in Form von Verweigerung aller Anforderungen der Umgebung, oft auf eine unangenehm zynische Art.

Konträr-verdeckt aggressiv:

zeigt eine übertriebene und nicht angemessene Fürsorge für eine, oder mehrere Personen in Form der Bevormundung mit dem Ziel die Person/-en zu schwächen, oder in eine untergeordnete Rolle zu bringen.

autoaggressiv:

zeigt selbstschädigendes Verhalten Selbstbestrafung, Selbstverletzung zum Abreagieren der inneren

Anspannung

Brachial aggressiv:

handelt gezielt tätlich gegenüber den anderen Personen mit dem Ziel der Schädigung bzw. körperlichen Verletzung

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1.2 Begriffserkla rung Suizidalita t/Lebensmu digkeit

Passive Todeswünsche:

Der Betroffene erlebt eine Sehnsucht nach dem Tode, ohne eigene Initiative. Oft beschreiben die Betroffenen den Wunsch“ einfach nicht mehr da zu sein“.

Appellativsuizidal/ Pseudosuizidal:

Der betroffene versucht durch die Angabe vermeintlicher Suizidalität Aufmerksamkeit über seine Probleme zu erlangen (häufig bei ICD-F60 und Borderline-Patienten).

Parasuizidal:

Der Betroffene hat nicht die Absicht sich durch eine suizidale Handlung wirklich das Leben zu nehmen, sondern sich selbst zu verletzen. Ein eventuelles Herbeiführen des Todes wird jedoch dabei leichtfertig in Kauf genommen.

aktive Suizidgedanken:

Der Betroffene plant suizidale Handlungen, hat konkrete und umsetzbare Suizidideen.

suizidal eingeengt:

Der Betroffene kann sich nicht mehr gedanklich von dem Suizidwunsch lösen. Die Gedanken kreisen nur noch um den Freitod.

akut suizidal:

Der Betroffene hat das unmittelbare Ziel sich das Leben zu nehmen.

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2.0 Strukturplan zur inhaltlichen Patientenu bergabe

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2.0 Strukturplan zur inhaltlichen Patientenu bergabe