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Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht, Kriminalität
und Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
Prof. Dr. D. Hermann Institut für Kriminologie Universität Heidelberg Heidelberg 2008
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.............................................................................................................. 3
2. Informationen über die empirische Untersuchung ........................................... 3
2.1 Untersuchungsdesign ....................................................................................... 3 2.2 Die Messung von Kriminalitätsfurcht................................................................. 5
3. Die Kriminalitätsfurcht in der untersuchten Gemeinde im Vergleich zu anderen Städten................................................................................................. 5
4. Kriminalität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen nach der Polizeilichen Kriminalstatistik .......................................................................... 7
5. Subjektive Ansichten über Probleme – der broken windows-Ansatz ........... 8
6. Subjektive Gründe für die Beunruhigung von Bürgerinnen und Bürgern Altlußheims, Neulußheims und Reilingens ................................................... 15
7. Kriminalitätsfurcht in den Gemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen........................................................................................................... 16
8. Die Erklärung von Unterschieden in der Kriminalitätsfurcht ....................... 18
9. Polizeipräsenz in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen ........................... 20
10. Die kriminalpräventive Zielgruppenanalyse .................................................. 21
10.1 Alter, Geschlecht und Kriminalitätsfurcht ...................................................... 21 10.2 Lebensstile und Kriminalitätsfurcht ............................................................... 23
11. Die Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen .................... 27
12. Vorschläge für kriminalpräventive Maßnahmen ........................................... 30
Anhang.................................................................................................................... 34
3
1. Einleitung
Kriminalität und Kriminalitätsfurcht beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität in
einer Gemeinde, sondern können auch das Verhalten und die kriminalpolitischen
Einstellungen der Menschen sowie die wirtschaftliche Situation des Einzelhandels
und unternehmerische Entscheidungen über die Standortwahl bei wirtschaftlichen
Innovationen erheblich beeinflussen (Bussmann/Werle 2004). Es kommt darauf an,
den Menschen ein realistisches Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Unbegründete Kri-
minalitätsfurcht sollte abgebaut werden, und ein begründetes Bedrohtheitsgefühl
sollte Anlass für Bemühungen um Beseitigung der Ursachen sein (Schwind 2005, §
20, Rn. 15, S. 395). Für eine bürgernahe Kommune, die auch der Wirtschaftsförde-
rung eine hohe Priorität zukommen lässt, muss deshalb die Reduzierung von Krimi-
nalität und der Abbau von Kriminalitätsfurcht ein zentrales Ziel sein. Kommunen, die
auf das wichtige Steuerungsinstrument „Kommunale Kriminalprävention“ verzichten,
stehen in der Gefahr, als rückständig und bürgerfern etikettiert zu werden.
2. Informationen über die empirische Untersuchung
2.1 Untersuchungsdesign
Zur Vorbereitung kommunalpräventiver Maßnahmen wurde im Auftrag der Stadtver-
waltung Altlußheim, Neulußheim und Reilingen und der Polizeidirektion Heidelberg
vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg eine Bürgerbefragung zur
subjektiven Sicherheitslage in den Gemeinden durchgeführt. Der Fragebogen ist im
Anhang abgedruckt. Zeitgleich zur Umfrage in Altlußheim, Neulußheim und Reilin-
gen wurde eine Befragung zur Kommunalen Kriminalprävention in Hockenheim
durchgeführt. Die Ausrichtung polizeilicher Präventionsmaßnahmen und kommuna-
ler Aktivitäten an der Meinung der Bevölkerung ermöglicht eine Politik mit hoher Ak-
zeptanz. Somit können die Antworten der Befragten zu den Problemen in ihren Ge-
meinden, den Gründen für Beunruhigung und Unsicherheiten und der Kriminalitäts-
furcht helfen, geeignete Maßnahmen zum Problemabbau und zur Reduzierung der
Kriminalitätsfurcht abzuleiten.
4
Der Fragebogen wurde im September 2007 an 4.500 zufällig ausgewählte Bürgerin-
nen und Bürger Altlußheims, Neulußheims und Reilingens verschickt. In jeder Ge-
meinde erhielten 1.500 Personen einen Fragebogen. Die Zielgruppe bestand aus
allen Personen, die mindestens 14 und höchstens 70 Jahre alt waren. Insgesamt
haben 1.550 Personen einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesandt. Der für eine
schriftliche Befragung überdurchschnittliche Rücklauf von etwa 34 Prozent spricht für
die gute organisatorische Durchführung und für das Interesse der Einwohner an der
Thematik. Die Rücklaufquoten betragen für Altlußheim 31 Prozent, Neulußheim 33
Prozent und Reilingen 39 Prozent.
Der Frauenanteil an allen Bürgern der Gemeinde beträgt etwa 50 Prozent (Altluß-
heim 52%, Neulußheim 51% und Reilingen 51%). In der Stichprobe sind jedoch etwa
56 Prozent der Befragten weiblich (Altlußheim 55%, Neulußheim 58% und Reilingen
56%). Frauen sind mit der Ausnahme Altlußheim in der Stichprobe überrepräsentiert.
Auch in der Altersverteilung in Stichprobe und Grundgesamtheit gibt es geringe Un-
terschiede. In der Stichprobe zu Altlußheim sind 67 Prozent der Befragten mindes-
tens 40 Jahre alt, in der Grundgesamtheit sind es 63 Prozent. In Neulußheim gehö-
ren in Stichprobe und Grundgesamtheit jeweils 61 Prozent zu dieser Alterskategorie;
in Reilingen sind 63 Prozent der Stichprobe mindestens 40 Jahre alt, in der Grund-
gesamtheit hingegen nur 60 Prozent.
Die meisten der genannten Unterschiede zwischen den Zahlenwerten sind nach ei-
ner Wahrscheinlichkeitsabschätzung nicht durch Zufall bedingte Variationen bei der
Stichprobenziehung entstanden. Insgesamt gesehen ist somit die Stichprobe ge-ringfügig verzerrt. Als Folge davon ist zu erwarten, dass in den Analysen die Krimi-
nalitätsfurcht etwas überschätzt wird, denn Frauen haben tendenziell eine größere
Kriminalitätsfurcht als Männer. Bei regionalen Vergleichen und bei einem Vergleich
mit anderen Umfragen ist jedoch keine Verzerrung der Ergebnisse zu erwarten,
denn die hier vorliegenden alters- und geschlechtsspezifischen Verzerrungen findet
man in nahezu allen Erhebungen zu der Thematik.
5
2.2 Die Messung von Kriminalitätsfurcht
Kriminalitätsfurcht kann in Anlehnung an ein sozialpsychologisches Einstellungskon-
zept durch drei Dimensionen beschrieben werden: durch die affektive (emotionale),
kognitive (verstandesbezogene) und konative (verhaltensbezogene) Komponente
(Schwind 2005, § 20 Rn. 18, S. 397). Die affektive Kriminalitätsfurcht wird meist
durch das so genannte Standarditem erfasst, für das verschiedene Versionen ver-
wendet werden und das etwa lautet: „Wie sicher fühlen Sie sich oder würden Sie
sich fühlen, wenn Sie hier in dieser Gegend nachts draußen alleine sind? Neben der
Standardfrage kann diese Dimension auch noch durch andere Fragen erhoben wer-
den, die u.a. die mentale Relevanz von Kriminalität betreffen (z.B.: Wie oft denken
Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden?). Die Messung der kognitiven Kriminalitätsfurcht erfolgt meist durch Fragen nach der subjektiven Risikoeinschät-
zung für zukünftige Opferwerdungen (Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass
Ihnen persönlich folgende Dinge in Ihrer Gemeinde im Laufe der nächsten 12 Mona-
te tatsächlich passieren werden: Von irgendjemand angepöbelt zu werden, von ir-
gend jemand geschlagen und verletzt zu werden, von einem Einbruch betroffen zu
werden, überfallen und beraubt zu werden, bestohlen zu werden, vergewaltigt oder
sexuell angegriffen zu werden und sexuell belästigt zu werden?). Die konative Kri-minalitätsfurcht kann durch Fragen nach Abwehr- und Vermeidemaßnahmen,
durch die eine Opferwerdung verhindert werden soll, gemessen werden (Bitte versu-
chen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit in
Ihrer Wohngegend unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie
dabei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen
etwas passieren könnte?).
3. Die Kriminalitätsfurcht in der untersuchten Gemeinde im Vergleich zu anderen Städten
Im Rahmen der Begleitforschungen zur Kommunalen Kriminalprävention wurden
2002 in Leimen, 2004 in Schwetzingen, 2006 in Wiesloch, Walldorf und Weinheim
sowie 2007 in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Befragungen zur Kriminalitäts-
6
furcht durchgeführt. Dadurch ist ein Vergleich der Kriminalitätsfurcht in verschiede-
nen Städten möglich. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse festgehalten.
Tabelle 1: Aspekte der Kriminalitätsfurcht - ein Vergleich verschiedener Ge-meinden
Befragungsorte
Kriminalitäts-furcht
Altluß-heim, Neuluß-heim, Reilingen 2007
Hocken-heim 2007 Weinheim
2006 Walldorf 2006
Wiesloch 2006
Schwet-zingen 2004
Leimen 2002
Opfergedanke allgemein1 12 12 9 13 12 16 21
Opfergedanke speziell ² 14 16 11 15 16 20 26
Vermeide-verhalten 3 26 35 26 28 34 33 43
1) „Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Per-
sonen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Woche) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.
2) „Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in ihrer Wohngegend Angst, Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Personen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Woche) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.
3) „Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit in Ihrer Wohngegend unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren könnte?“ Prozentualer Anteil an Personen, die ihr Verhalten eingeschränkt haben, um das Ri-siko der Opferwerdung zu verringern.
Zahlen für die Befragungen: Hermann, Dieter / Bubenitschek, Günther, 1999: Kommunale Kriminal-prävention. Probleme bei der Implementation von Lösungsvarianten. In: Kriminalistik 53, S. 546-552; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen und Kriminalitätsfurcht in Leimen. Unveröffentlichtes Ma-nuskript, Heidelberg 2002; Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2004: Wirkungen kommunaler Krimi-nalprävention – ein Fallbeispiel. In: Bannenberg, Britta /Coester, Marc/Marks, Erich (Hrsg.): Kommu-nale Kriminalprävention. Ausgewählte Beiträge des 9. Deutschen Präventionstages (17. und 18. Mai 2004 in Stuttgart). Forum: Godesberg, S. 197-208, und in: Kerner, Hans-Jürgen/Marks, Erich (Hrsg.): Internetdokumentation Deutscher Präventionstag. Hannover (zusammen mit Christian Laue) http://www.praeventionstag.de/content/9_praev/doku/hermann_ laue/index_9_hermannlaue.htm; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität in Walldorf. Unveröf-fentlichtes Manuskript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitäts-furcht und Kriminalität in Wiesloch. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität in Weinheim. Unveröffentlichtes Manu-skript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminali-tät in Altluß-heim, Neuluß-heim, Reilingen. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg 2008.
Demnach ist die Kriminalitätsfurcht in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen auf ei-
nem sehr niedrigen Niveau. Sie ist niedriger als in Hockenheim Walldorf und Wies-
loch. Zudem ist durch die Überrepräsentation von Frauen in der Stichprobe die Kri-
7
minalitätsfurcht etwas überschätzt, so dass Altlußheim, Neulußheim und Reilin-gen als Gemeinden mit geringer Kriminalitätsfurcht angesehen werden können.
4. Kriminalität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen nach der Polizeilichen Kriminalstatistik
Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst zwar nur die registrierte Kriminalität, aber
hohe Zuwächse im Hellfeld und überdurchschnittlich hohe Kriminalitätsbelastungs-
zahlen deuten auch auf entsprechende Trends im Dunkelfeld hin. In Schaubild 1
werden die Häufigkeitszahlen der polizeilich registrierten Kriminalität in Altlußheim,
Neulußheim und Reilingen und Baden-Württemberg für den Zeitraum von 1997 bis
2006 dargestellt. Die Häufigkeitszahl ist die Anzahl registrierter Straftaten pro
100.000 Einwohner, abgekürzt HZ.
Schaubild 1: Entwicklung von Häufigkeitszahlen polizeilich registrierter Krimi-nalität
Jahr20062005200420032002200120001999199819971996
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
ReilingenNeulussheimAltlussheimBaden-Württemberg
8
Die neuesten Häufigkeitsziffern für Altlußheim, Neulußheim und Reilingen liegen bei
etwa 3.700, der entsprechende Wert für Baden-Württemberg betrug zirka 5.700.
Somit ist die Kriminalitätsbelastung in den Gemeinden gering. Die Kriminalitäts-
entwicklung in Baden-Württemberg, Altlußheim, und Reilingen folgt dem gleichen
Trend, es ist eine leicht ansteigende Tendenz erkennbar, nur in Neulußheim ist ein Abbau der Kriminalitätsbelastung erkennbar. Das Niveau der Kriminalitätsbelas-
tung in den Gemeinden liegt deutlich unter dem von Baden-Württemberg und Ho-
ckenheim. Dies gilt auch für Gewaltdelikte. Hier liegt die Häufigkeitsziffer in Hocken-
heim mit 197 etwas über dem Niveau von Baden-Württemberg mit 179. In Altluß-
heim beträgt der Wert 111, in Neulußheim 76 und in Reilingen 126.
5. Subjektive Ansichten über Probleme – der broken win-dows-Ansatz
Die subjektive Problemsicht der Bewohner einer Wohngegend charakterisiert seinen
Zustand: Zerbrochene Fensterscheiben, verlassene und verfallende Häuser, unent-
sorgter Müll oder Graffiti signalisieren nach dem broken windows-Ansatz „Unord-
nung“ und soziale Störungen, also „Incivilities“. Darunter versteht man die Gesamt-
heit der Bereiche, die von Bewohnerinnen und Bewohnern einer Gemeinde als Prob-
lem gesehen werden. Dazu gehören Verfallserscheinungen der materiellen Umwelt
oder der sozialen Ordnung, also „unerwünschte“ und verunsichernde Zustände, die
baulicher oder sozialer Art sein können. Zu den baulichen Incivilities gehören bei-
spielsweise zerfallene und verlassene Gebäude und verwahrloste Grundstücke. Sol-
che Räume erwecken den Eindruck fehlender sozialer Kontrolle. Soziale Incivilities
beziehen sich auf andere Menschen und deren Verhalten, z.B. „herumhängende“
Jugendliche sowie öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum. Es sind „nicht unbedingt
gewalttätige oder kriminelle Personen (...), sondern solche mit schlechtem Ruf, lär-
mender Aufdringlich- oder Unberechenbarkeit: Bettler, Betrunkene, Süchtige, randa-
lierende Jugendliche, Prostituierte, Herumhängende und psychisch Kranke“ (Wil-
son/Kelling 1996: 129). Das Unsicherheitsgefühl entsteht dadurch, dass das Verhal-
ten dieser Personen als unberechenbar, belästigend und bedrohlich wahrgenommen
9
wird (Wilson/Kelling, 1996; Hermann/Laue 2003; Hohage 2004).
Diese Anzeichen von „Incivilities“ verunsichern die Bevölkerung, verursachen Furcht
und als Folge davon ziehen sich die Menschen zurück. Diejenigen, die es sich leis-
ten können, ziehen aus einer solchen Wohngegend weg, andere Personen hinge-
gen, die solche Verhältnisse eher positiv bewerten und an sozialer Kontrolle nicht
interessiert sind, bevorzugen solche Gegenden als Wohnort. Diese Fluktuation führt
zu einer Verschlechterung der strukturellen und ökonomischen Situation der Wohn-
gegend und somit zu einer Verschärfung der regionalen Problemlage. Darüber hin-
aus führt dieser Prozess auch zu einem Abbau sozialer Kontrolle, denn diejenigen,
die soziale Kontrolle ausüben könnten, haben die Wohngegend verlassen, meiden
sie oder haben sich zurückgezogen. Zudem wird die Geltung von Normen in Frage
gestellt, denn die oben genannten Merkmale der Unordnung signalisieren die Alltäg-
lichkeit von Normverstößen - und dies führt zu einer erhöhten Kriminalität in dieser
Wohngegend. Die Folge davon ist eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur in
diesem Viertel. Diese Zusammenhänge sind Ergebnisse anderer Studien zur Kom-
munalen Kriminalprävention (Hermann/Laue 2001; Hermann/Dölling 2001; Döl-
ling/Hermann 2006) und sie verdeutlichen, weshalb die Beseitigung von subjekti-ven Problemperspektiven ein wichtiger Ansatzpunkt für einen Abbau der Kri-minalitätsbelastung und für eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht ist. Schaubild 2 beschreibt die skizzierten Beziehungen.
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Schaubild 2: Problemsicht, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität – Beziehungen nach theoretischen und empirischen Studien
Strukturelle Probleme in einem Stadtteil
Niveau derKriminalitätsfurchtin einem Stadtteil
Kriminalitäts-belastung in
einem Stadtteil
Änderung derBevölkerungsstruktur
in einem Stadtteil
Abbau sozialer Kontrollein einem Stadtteil.
PerzipierteLebensqualität:Bewertung des
Stadtteils seitens derWohnbevölkerung
Nach dem broken windows-Ansatz ist es aus kriminalpräventiver Sicht wichtig, die
lokalen subjektiven Probleme zu kennen. Deshalb wurden die Bürgerinnen und Bür-
ger Altlußheims, Neulußheims und Reilingens nach aktuellen Problemen in ihrer
Wohngegend gefragt. Dazu wurde eine Liste von Problembereichen vorgegeben, die
mittels einer vierstufigen Ratingskala bewertet werden konnten (siehe Fragebogen
im Anhang, Frage 2).
Diese Liste wurde von den meisten Befragten als vollständig angesehen, denn die
Zusatzfrage nach weiteren Problemen wurde von 63 Prozent nicht beantwortet; und
bei den Antworten wurden meist die in der Liste aufgeführten Probleme sprachlich
verändert wiederholt. Die Kategorie „Schmutz und Müll” wurde beispielsweise durch
die Antworten „Hundekotverunreinigung in Grünflächen und auf Gehwegen” und die
11
Kategorie „undiszipliniert fahrende Autofahrer” durch „Gefährliche Raserei in der ge-
schwindigkeitsbeschränkten 30er-Zone” oder „Autofahrer die nachts mit mehr als
100 km/h durch die Straßen rasen, trotz der 30 km/h-Zone“ ergänzt und konkreti-
siert.
In einer statistischen Analyse wurden die Bewohner Altlußheims, Neulußheims und
Reilingens hinsichtlich ihrer subjektiven Problemsicht mit den Bewohnern anderer
Gemeinden verglichen. In Tabelle 2a sind die prozentualen Anteile der Personen
aufgeführt, die einen Bereich als ziemliches oder großes Problem sehen. Ergänzend
dazu sind Umfrageergebnisse von Bevölkerungsbefragungen aus Hockenheim,
Wiesloch, Walldorf und Schwetzingen zur gleichen Thematik aufgeführt. In Tabelle 2b wird die Problemsicht differenziert für Altlußheim, Neulußheim und Reilingen be-
trachtet. Außerdem enthält die Tabelle die Ergebnisse von Signifikanztests, mit de-
nen geprüft wurde, ob die Unterschiede zwischen den Gemeinden zufällig sind oder
nicht.
Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist der Anteil der Personen, die Probleme in der
Gemeinde sehen, etwa auf gleichem Niveau. Das subjektiv größte Problem der Be-
fragten liegt im Verkehrsbereich. Für 47 Prozent sind undiszipliniert fahrende Auto-
fahrer und für 40 Prozent sind falsch oder behindernd parkende Autos ein ziemliches
oder großes Problem. An zweiter Stelle der erfragten Problembereiche wurden von
39 Prozent „sich langweilende und nichtstuende Jugendliche” genannt. Schmutz und Müll in Straßen oder Grünanlagen wird von 36 Prozent als Problem angesehen. Alle anderen Probleme sind vergleichsweise marginal. Kriminalität nennen 28 Pro-
zent und „besprühte oder beschmierte Hauswände“ 22 Prozent. Die Unterschiede zu
anderen Gemeinden liegen insbesondere in der Bewertung von Jugendlichen und
Ausländerfeindlichkeit; beide Bereiche werden überdurchschnittlich häufig als Prob-
lem gesehen.
12
Tabelle 2a: Subjektive Sichtweisen über Problembereiche in Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises. Prozentuale Anteile an Personen, die einen Bereich als ziemliches oder großes Problem sehen
JahrProblembereich
Altlußheim Neuluß-
heim Rei-lingen
Hocken-heim
Wiesloch Walldorf Schwetzingen
Jugendliche 39 20 25 23 26
Hausierer 18 13 9 11 10
Drogen 11 5 7 6 9
Betrunkene 14 12 13 12 16
Autofahrer 47 46 43 47 51
Migranten 21 17 25 19 23
Ausländerfeindlichkeit 12 4 8 5 7
Gebäude 11 6 11 7 8
Zerstörte Telefonzellen 19 7 21 9 12
Graffiti 22 11 21 12 16
Schmutz, Müll 36 30 35 23 39
Kriminalität 28 19 24 18 26
Falschparker 40 41 36 38 44
In einer offenen Frage zur Erfassung der Problemsicht wurden die oben genannten
Kategorien von den Befragten konkretisiert, wobei auch hier die Angaben zu Prob-
lemen im Straßenverkehr und Problemen mit Jugendlichen dominieren. Zwischen 15
und 17 Prozent der Befragten berichteten von Problemen mit Rasern und zwischen
8 und 19 Prozent von Problemen mit Jugendlichen – 19 Prozent in Reilingen und 11
Prozent in Altlußheim. Probleme mit Hundekot auf Straßen und Plätzen werden in
der Regel in Altlußheim (11%) und Reilingen (12%) genannt; in Neulußheim scheint
dies ein marginales Problem zu sein (5%). Dort dominiert ein anderes Problem,
nämlich das Bahnhofsgebäude. Über 50 Prozent der Befragten bezeichnen das Ge-
bäude als „heruntergekommen“ und „schlecht beleuchtet“. Die folgenden wörtlich
übernommenen Beispiele demonstrieren diese Positionen.
13
• Nächtliche Ruhestörungen durch Jugendliche Belästigung beim Einkauf durch Jugendliche
• Heruntergekommenes Jugendzentrum • Jugendliche treffen sich auf Spielplätzen, so dass sich die Kinder dort unwohl fühlen • Lärmende Jugendliche nach Mitternacht • Jugendliche Randalierer auf Spielplätzen, die Kinder anpöbeln • Herumlungernde Jugendliche an Bushaltestellen (Hauptstrasse / Rheinhäuser Strasse • Jugendliche in den Abendstunden an der Mannherz-Halle, die Alkohol trinken • Jugendliche haben keinen Aufenthaltsort, treffen sich deshalb auf öffentlichen Plätzen und
hinterlassen dort Dreck
• Die Fahrt mit dem Fahrrad durch die Hauptstraße wird durch zu schnelle Autos oft sehr ge-fährlich.
• Raserei in Wohngebieten Nächtliche Lärmbelästigung durch Lkws
• Geschwindigkeit der Autos in der Spielstraße zu hoch • Raser in der Hockeheimerstraße
• Verschmutzte Straßen: Hundekot, Flaschen, Dosen • Glasscherben und Hundekot auf Geh- und Radwegen • Hundekot auf Straßen, Grünanlagen und Gehwegen
• Bahnhof Neulußheim ist heruntergekommen und größtenteils zerstört • Zustand des Bahnhofs – Gefühl der Unsicherheit bei Dunkelheit – außerdem verdreckt und
"verpinkelt" • Unsicherheit des Bahnhofs auf Grund Schlägereien, des Weiteren kein Licht, Fahrplan und
keine Fensterscheiben vorhanden • Heruntergekommene Bahnhofsanlage • Völlig verkommener Bahnhof • Schandfleck Bahnhof.
Tabelle 2b: Subjektive Sichtweisen über Problembereiche in Altlußheim Neu-lußheim und Reilingen. Prozentuale Anteile an Personen, die einen Bereich als ziemliches oder großes Problem sehen
Gemeinde Problembereich
Altlußheim Neulußheim Reilingen
Jugendliche* 34 44 38
Hausierer 18
Drogen 11
Betrunkene 14
Autofahrer* 49 53 41
Migranten* 20 25 19
14
Gemeinde Problembereich
Altlußheim Neulußheim Reilingen
Ausländerfeindlichkeit* 12 15 9
Gebäude* 13 15 5
Zerstörte Telefonzellen* 19 28 12
Graffiti* 16 36 15
Schmutz, Müll 36
Kriminalität* 26 35 25
Falschparker* 40
Fallzahl 467 496 587 Legende: *) Signifikante Unterschiede zwischen Gemeinden
Die Problembelastung in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen ist, wie bereits er-
wähnt, auf dem Niveau vergleichbarer Gemeinden. Unterschiede zwischen den Alt-
lußheim, Neulußheim und Reilingen, die eine lokale Konzentration kriminalpräventi-
ver Maßnahmen nahe legen, sind lediglich bei subjektiven Problemen mit besprüh-ten oder „beschmierten“ Hauswänden zu erkennen. Dieser Problembereich ist in
Neulußheim überdurchschnittlich ausgeprägt. Wie bereits oben erwähnt, liegt dies
in erster Linie am Bahnhofsgebäude. Relativ häufig werden von Neulußheimer Bür-
gerinnen und Bürgern zerstörte Telefonzellen erwähnt. Bei allen anderen Problem-
bereichen ist eine gemeinsame Prävention möglich und sinnvoll.
Die Problemschwerpunkte könnten durch kriminalpräventive Maßnahmen entschärft
werden und dadurch zu einer Reduzierung der Kriminalitätsfurcht beitragen. Sinn-voll erscheinen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenver-kehr, die Verbesserung des optischen Erscheinungsbildes und der Müllent-sorgung und vor allem eine Verbesserung der Jugendarbeit.
15
6. Subjektive Gründe für die Beunruhigung von Bürgerinnen und Bürgern Altlußheims, Neulußheims und Reilingens
Die Bürgerinnen und Bürger Altlußheims, Neulußheims und Reilingens wurden nach
den Gründen für aktuelle Beunruhigungen gefragt. Dazu wurde eine Liste von Ereig-
nissen und Situationen vorgegeben, die mittels einer vierstufigen Ratingskala nach
dem Grad der Beunruhigung bewertet werden konnten (siehe Fragebogen im An-
hang, Frage 3). Es gibt viele Gründe, sich beunruhigt zu fühlen; der Großteil der Einwohner von Altlußheim, Neulußheim und Reilingen fühlt sich allerdings nicht beunruhigt.
Die größte Beunruhigung geht von der Vorstellung aus, selbst von einem Einbruch in Wohnung oder Haus betroffen zu sein. Immerhin 39 Prozent der Befragten se-
hen dies so. Die zweite Stelle nimmt die Befürchtung ein, Opfer eines Raubs zu
werden (23%); an dritter Stelle steht die Befürchtung, durch einen Verkehrsunfall
verletzt zu werden( 22%). Die Gemeinden unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht
signifikant; in keiner Gemeinde ist der Grad der Beunruhigung überdurchschnittlich
hoch.
Das Ergebnis, dass in einer Liste mit mehreren potentiell bedrohlichen Situationen
der Wohnungseinbruch an der Spitze steht, findet man in nahezu allen Untersu-
chungen zu dieser Thematik (Kury 1997, S. 272). Der Straßenverkehr hingegen,
insbesondere das Risiko, durch einen Unfall verletzt zu werden, wird seltener als
beunruhigend angesehen. Hinsichtlich der Relevanz der Problematik von Themen-
feldern gilt, wie oben gezeigt, die umgekehrte Reihenfolge. Kriminalität wird von ver-
gleichsweise wenigen Personen als gravierendes Problem gesehen, während Stra-
ßenverkehrsprobleme eine hohe Priorität haben. Mit Problemen im Straßenverkehr
wird man häufig konfrontiert, somit ist die Alltagsrelevanz hoch. Ein Wohnungsein-
bruch hingegen ist ein seltenes Ereignis, das aber, sofern es eintritt, für die Betroffe-
nen einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre und einen Verlust an Sicherheit
bedeutet. Folglich hat der Wohnungseinbruch ein hohes Bedrohungspotential und ist
16
ein Grund zur Beunruhigung, aber durch die geringe Alltagsrelevanz wird er wie die
gesamte Kriminalität eher als ein sekundäres Problem gesehen.
7. Kriminalitätsfurcht in den Gemeinden Altlußheim, Neu-lußheim und Reilingen
Die Kriminalitätsfurcht wird in der Umfrage durch mehrere Fragen erfasst. Die The-
matik des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger Altlußheim,
Neulußheim und Reilingens wird durch Frage 4 des Fragebogens behandelt (Wie
sicher fühlen Sie sich in verschiedenen Gebieten?). Dabei wird das Sicherheitsge-
fühl unabhängig vom Objekt möglicher Beeinträchtigungen erhoben. Frage 6 ist kon-
kreter und misst die Kriminalitätsfurcht durch zwei Teilfragen (Wie oft denken Sie
daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden? Wie oft haben Sie nachts draußen al-
leine in ihrer Wohngegend Angst, Opfer einer Straftat zu werden?). In den Fragen 7
und 8 wird das Vermeideverhalten aufgrund möglicher Viktimisierungen gemessen
(Haben Sie ganz generell ihre Freizeitaktivitäten in den letzten 12 Monaten einge-
schränkt aus Angst davor, Sie könnten Opfer einer Straftat werden? – Bitte versu-
chen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit
unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei gewisse
Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren
könnte?). Die kognitive Risikoeinschätzung wird durch Fragen nach subjektiven
Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Opferwerdungen erfasst (Frage 9).
Zur Messung der Kriminalitätsfurchtdimensionen wurden die Antworten auf die Fra-
gen 4 und 6 zu einem Index „Affektive Kriminalitätsfurcht”, die Antworten auf die
Fragen 7 und 8 zu einem Index „Konative Kriminalitätsfurcht”, Frage 9 zu einem In-
dex „Kognitive Kriminalitätsfurcht” und alle drei Indizes zu einem Gesamtindex „Kri-
minalitätsfurcht“ zusammengefasst. In Schaubild 3 sind für diesen Gesamtindex die
Durchschnittswerte (Mittelwerte) für jede Gemeinde aufgeführt. Dabei bedeutet ein
negativer Wert eine unter- und ein positiver Wert eine überdurchschnittliche Furcht.
17
Schaubild 3: Verteilung der Kriminalitätsfurcht (Gesamtindex) in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
GemeindeReilingenNeulußheimAltlußheim
Mitt
elw
ert K
rimin
alitä
tsfu
rcht
(Ges
amtin
dex)
0,15
0,10
0,05
0,00
-0,05
Zwischen den Gemeinden gibt es signifikante Unterschiede in der Kriminali-tätsfurcht. In Neulußheim haben alle drei Dimensionen der Kriminalitätsfurcht und
der Gesamtindex höhere Werte als in Altlußheim und Reilingen, so dass die zuletzt
genannten Orte als homogen erscheinen.
Fragt man nicht die Bewohnerinnen und Bewohner der jeweiligen Gemeinde nach
der Kriminalitätsfurcht in ihrem Wohnort, sondern alle nach solchen Gemeinden, in
denen sie sich fürchten würden, erhält man ein ähnliches Bild wie oben. Von den
drei Gemeinden wird Neulußheim am häufigsten genannt (12%), gefolgt von Altluß-
heim (5%) und Reilingen (4%). In Hockenheim hingegen würden sich 25 Prozent
fürchten.
18
8. Die Erklärung von Unterschieden in der Kriminalitäts-furcht
Zu der Frage nach den Gründen für ihre Kriminalitätsfurcht (Fragen 6.3 und 6.5)
gab es 952 Angaben der Befragten. In erster Linie sind es Jugendliche, die Krimi-
nalitätsfurcht auslösen. In etwa 31 Prozent der Nennungen wird dies als Furchtursa-
che angegeben. Erheblich weniger Personen sehen in „Migranten“ die Ursache
ihrer Kriminalitätsfurcht (19 Prozent), auch wenn dies die zweithäufigste Nennung
ist. 16 Prozent aller Angaben nennen explizit der Bahnhof Neulußheim als Furcht-
ursache. Eine schlechte Beleuchtung wird von 11 Prozent als Grund ihrer Furcht
angegeben. Die Grundlage dieser Angaben sind Alltagstheorien über Kriminalität
und Kriminalitätsfurcht. Sie sind zwar nicht empirisch fundiert, basieren jedoch auf
Erfahrungen und bestimmen das Handeln von Menschen – deshalb sollten sie bei
der Ableitung kriminalpräventiver Maßnahmen berücksichtigt werden.
Als strukturelle Entstehungszusammenhänge für Kriminalitätsfurcht werden in der
Kriminologie Incivilities genannt (Heinz 1997, S. 65f.; Skogan 1992, S. 3; Döl-
ling/Hermann 2006). Diese wurden durch die Frage nach Problembereichen erfasst
(Frage 2). Der Einfluss der berücksichtigten Problembereiche auf die Kriminalitäts-
furcht kann durch die Bestimmung von Partialkorrelationen1 ermittelt werden (Tabel-le 3). Die Größe eines Koeffizienten ist ein Indikator für die Stärke des Zusammen-
hangs.
Incivilities haben auch in der Altlußheimer, Neulußheimer und Reilingener Befragung
unterschiedliche Einflüsse auf die Kriminalitätsfurcht. Besonders groß ist der Ef-fekt, der von der Bedrohung durch Kriminalität, von der subjektiven Wahr-nehmung von sich langweilenden und nichtstuenden Jugendlichen sowie Be-trunkenen, aber auch Migranten ausgeht. Dieses Ergebnis ist nicht so zu ver-stehen, dass die genannten Personen, insbesondere Jugendliche und Migran-ten ein tatsächliches Problem sind. Es bedeutet lediglich, dass die Personen,
19
die darin ein Problem sehen, eine höhere Kriminalitätsfurcht haben als andere. Durch die Frage nach der subjektiven Problemsicht werden auch Vorurteile und dif-
fuse Ängste gegenüber Bevölkerungsgruppen erfasst. Somit ist nicht nur der Abbau
der Problembereiche, sondern auch der Abbau von Vorurteilen und Ängsten seitens
der Bevölkerung ein geeignetes Mittel, Kriminalitätsfurcht abzubauen.
Tabelle 3: Partialkorrelationen zwischen subjektiver Problemsicht und Krimi-nalitätsfurcht. Problembereich Kriminalitätsfurcht
(Gesamtindex)
Kriminalität .36
Jugendliche .30
Betrunkene .26
Migranten .25
Drogen .23
Zerstörte Telefonzellen .21
Hausierer .21
Schmutz, Müll .20
Autofahrer .20
Graffiti .19
Falschparker .14
Ausländerfeindlichkeit .15
Gebäude .12
Auffallend ist die weitgehende Übereinstimmung zwischen dem Ergebnis der Analy-
se zum Zusammenhang zwischen subjektiver Problemsicht und Kriminalitätsfurcht
einerseits sowie den Ansichten der Befragten über die Ursachen der Gründe der
Kriminalitätsfurcht. Dies spricht für die Zuverlässigkeit der Resultate. Die Rangord-
1 Bei der Analyse wird der Zusammenhang zwischen den einzelnen Problembereichen und Kriminali-tätsfurcht ermittelt. Dabei werden Alter und Geschlecht als Kontrollvariablen verwendet, so dass die Korrelationen von den genannten Merkmalen unabhängig sind.
20
nungen der Partialkorrelationen in den verschiedenen Gemeinden ist weitgehend
identisch mit den Angaben der Befragten zu den Furchtursachen.
9. Polizeipräsenz in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Zur Erfassung der Wahrnehmung der Polizeipräsenz diente Frage 5 (Wann haben
Sie das letzte Mal eine Polizeistreife in Ihrem Wohnbezirk gesehen?). In Schaubild 4 sind, differenziert nach Gemeinden, die prozentualen Anteile der Personen aufge-
führt, die in der letzten Woche mindestens einmal eine Polizeistreife gesehen haben.
Im gesamten Untersuchungsgebiet haben 53 Prozent der Befragten in der letzten
Woche mindestens einmal eine Polizeistreife gesehen. Dies ist ein vergleichsweise
hoher Anteil.
Schaubild 4: Wahrnehmung von Polizeistreifen in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
GemeindeReilingenNeulußheimAltlußheim
Wah
rneh
mun
g vo
n Po
lizei
stre
ifen
in d
er le
tzte
n W
oche
(%)
60
40
20
0
44
63
54
21
Die Wahrnehmungshäufigkeit von Polizeistreifen variiert zwischen den Gemeinden,
und die Unterschiede sind signifikant. Während in Reilingen 44 Prozent der Befrag-
ten in der letzten Woche mindestens einmal eine Polizeistreife gesehen haben, liegt
der Anteil in Neulußheim bei 63 Prozent. In allen Gemeinden ist die Polizeiprä-senz auf hohem Niveau. In der Gemeinde mit hohem Kriminalitätsfurchtniveau ist die Polizei präsenter als in anderen Gebieten. Dies spricht für ein fundiertes
Wissen der lokalen Polizeibehörde über die örtlichen Gegebenheiten und für einen
effizienten Umgang mit Personalressourcen.
10. Die kriminalpräventive Zielgruppenanalyse
10.1 Alter, Geschlecht und Kriminalitätsfurcht Frauen haben eine höhere Kriminalitätsfurcht als Männer. Dies findet man in allen
Studien zu diesem Thema und auch in dieser Untersuchung. Die Beziehung zwi-
schen Alter und Kriminalitätsfurcht bedarf jedoch einer differenzierteren Betrachtung.
In älteren Studien nimmt die Kriminalitätsfurcht mit dem Alter zu (siehe dazu: Döl-
ling/Hermann 2006). In Altlußheim, Neulußheim und Reilingen hingegen haben ältere Personen eine geringere Kriminalitätsfurcht als jüngere. Dies war auch
bei Bevölkerungsbefragungen in Walldorf, Wiesloch und Weinheim so, die im Jahr
2006 durchgeführt wurden (Hermann 2006a und 2006b). In Schaubild 5 ist die Al-
ters- und Geschlechterabhängigkeit der Kriminalitätsfurcht aufgeführt. Ein positiver
Wert auf der Skala entspricht einem überdurchschnittlichen Furchtniveau.
22
Schaubild 5: Die Alters- und Geschlechterabhängigkeit der Kriminalitätsfurcht in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
Alter
60 und aelter
50 bis 59
40 bis 49
30 bis 39
20 bis 29
14 bis 19
Mitt
elw
ert K
rimin
alitä
tsfu
rcht
(Ges
amtin
dex)
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,460 und aelter
50 bis 59
40 bis 49
30 bis 39
20 bis 29
14 bis 19
GeschlechtWeiblichMaennlich
Vermutlich liegt der Wandel der Beziehung zwischen Alter und Kriminalitätsfurcht an
einer veränderten Situation von jungen Menschen, die heute verstärkt mit Gewalt
konfrontiert werden. Untersucht man für verschiedene Alters- und Geschlechter-
gruppen den Einfluss von Incivilities auf die Kriminalitätsfurcht, zeigt sich, dass eini-
ge Effekte bei jungen Frauen wesentlich stärker ausgeprägt sind als bei älteren
Frauen, ebenso bei jungen Männern im Vergleich zu älteren Männern. Subjektive
Probleme mit Jugendlichen und Migranten wirken sich unter jüngeren Personen stär-
ker auf die Kriminalitätsfurcht aus als unter Älteren. Zudem ist unter jungen Frauen
der Einfluss von Ausländerfeindlichkeit, Begegnungen mit Betrunkenen und der Auf-
enthalt in Gegenden mit beschmierten oder besprühten Wänden auf die Kriminali-
tätsfurcht besonders stark ausgeprägt.
Die Antworten der Befragten auf die offenen Fragen nach Kriminalitätsfurchtursa-
chen zeigen, dass diese altersabhängig sind. Von den 20- bis 29-jährigen Frauen
23
entfallen 48 Prozent aller Nennungen auf Jugendliche und 29 Prozent auf Migranten;
alle anderen Bereiche werden wesentlich seltener genannt. Von den 50- bis 59-
jährigen Frauen geben nur 22 Prozent Jugendliche als Ursache ihrer Furcht an und
16 Prozent Migranten. Bei Männern sind die Unterschiede ähnlich. Die Antworten
auf die offenen Fragen zu diesem Thema lassen vermuten, dass cliquenartige Zu-sammenschlüsse von jungen Menschen in Verbindung mit Alkohol einen er-heblichen Beitrag zur Kriminalitätsfurcht junger Menschen leisten. Einige cha-
rakteristische Antworten junger Frauen auf die Frage nach Gründen für ihre Furcht
soll dies verdeutlichen – die Angaben sind wörtlich aus den Fragebögen übernom-
men. • Betrunkene und herumlungernde Jugendliche • Laute herumlaufende Jugendliche, welche auffallendes Benehmen zeigen (Raucher, Auslän-
der) • Am Bahnhof und am Kreisel, da sich dort vor allem nachts oft Jugendliche aufhalten • Leute feiern, trinken, schlagen sich • Eine Menge Ausländer, von denen man nachts angemacht und angepöbelt • Aggressive Jugendliche und Betrunkene • Herumlungernde, alkoholisierte Jugendliche, die in Gruppen auftreten • Jugendliche, die herumlungern und in den Strassen umherlaufen • Jugendliche, die Frauen anmachen, ihnen nachlaufen, belästigen und randalieren • Nächtliche (laute) Versammlungen von Jugendlichen am Rathaus • Aggressive Jugendliche, die sich betrinken. Darunter viele Ausländer! Angst angepöbelt oder
sexuell belästigt zu werden.
10.2 Lebensstile und Kriminalitätsfurcht Der Schwerpunkt der kriminalpräventiven Maßnahmen, die aus dem broken win-
dows-Ansatz abgeleitet werden, liegt in der Verbesserung von lokalen strukturellen
Bedingungen, die einen Einfluss auf Kriminalität und Kriminalitätsfurcht haben. Dabei
stehen Gemeinden mit hoher Kriminalitätsbelastung und hohem Kriminalitätsfurcht-
niveau sowie Personen mit hoher Kriminalitätsfurcht im Mittelpunkt präventiver Maß-
nahmen. Eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes kann durch eine differenziertere
Charakterisierung dieser Personengruppen erfolgen. In der Studie von Hermann und
Dölling (2001) wurde dieser Anspruch mit Hilfe der soziologischen Lebensstilfor-
schung umgesetzt.2 So fanden die beiden Autoren mehrere unterschiedliche Le-
bensstilgruppen, in denen Viktimisierungsraten und Kriminalitätsfurcht relativ groß
sind. Fragen zu Lebensstilen (Frage 13) können genutzt werden, um Personengrup-
24
pen und folglich auch Zielgruppen für kriminalpräventive Maßnahmen anschaulich
und präzise zu beschreiben.
Das Ziel der kriminalpräventiven Zielgruppenanalyse ist es, hinsichtlich Struktur und
Lebenswelt möglichst homogene Personengruppierungen für kriminalpräventive
Maßnahmen zu finden. Die Kenntnisse über Unterschiede in der Kriminalitätsfurcht
sollen dazu beitragen, gruppenspezifische Ziele für kriminalpräventive Maßnahmen
festzulegen und geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Das Wissen über
die Lebensstile dieser Gruppierungen soll helfen, die Zielgruppen in angemessener
Weise darüber zu informieren, die Akzeptanz von Präventionsprojekten zu erhöhen
und zweckmäßige ‘Marketingmaßnahmen’ bei der Implementation von Präventions-
maßnahmen zu entwickeln.
Ein ähnliches Konzept wird im Marketingbereich seit einigen Jahren praktiziert, in-
dem die Art und Weise, wie ein Produkt angeboten wird, auf bestimmte Käufergrup-
pen ausgerichtet ist. Dabei werden Kenntnisse über den Lebensstil potentieller Kun-
dinnen und Kunden genutzt, um über eine lebensstilbezogene Werbung eine Identi-
fizierung mit dem Produkt zu erreichen und ein positives Bild über die Ware zu ver-
mitteln. Auch bei einer Implementation kriminalpräventiver Projekte ist die Ak-zeptanz und die positive Beurteilung von Inhalt und Darstellung seitens der Betroffenen eine notwendige Voraussetzung für den Erfolg. Die verbreiteten
Informationen über ein geplantes Präventionsprojekt sind eine Form von Werbung,
und das Projekt selbst ist vergleichbar mit einer Ware, die verkauft werden soll. So-
mit gibt es durchaus Ähnlichkeiten zwischen der Implementation kriminalpräventiver
Maßnahmen und der Markteinführung von Produkten. Eine umfassende Auseinan-
dersetzung mit dem Konzept ist in Hermann (2006) zu finden.
Die 19 Items der Frage zu Lebensstilen können durch Faktorenanalysen zu fünf Le-
bensstildimensionen zusammengefasst werden, einem leistungsorientierten, idealis-
tisch-asketischen, egoistisch-hedonistischen und zielorientierten Lebensstil sowie
einem Lebensstil, der eine aktive Freizeitgestaltung beschreibt. Diese können zu-
2 Siehe auch Hermann/Laue (2003).
25
sammen mit soziodemografischen Merkmalen, nämlich Alter und Geschlecht, durch
Clusteranalysen zu vier Personengruppen verdichtet werden.3 Nicht jeder Befragte
passt perfekt in eine dieser Gruppen. Die Gruppenbezeichnung sind idealtypisch
überzeichnete Formulierungen, die das Essentielle einer Gruppierung charakterisie-
ren sollen.
1. Leistungsorientierte aktive Männer (29 Prozent) 2. Altruistische zielorientierte Frauen (31 Prozent) 3. Jüngere passive Bürgerinnen und Bürger (18 Prozent) 4. Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger (22 Prozent).
Die leistungsorientierten aktiven Männer zeigen ihre Aktivitäten insbesondere im
Berufsleben. Sie arbeiten überdurchschnittlich viel. Der Beruf und andere Verpflich-
tungen sind ihnen wichtig und lassen ihnen wenig Freizeit, aber diese ist kostbar und
deshalb strikt strukturiert und verplant.
Die größte Gruppe, die altruistischen zielorientierten Frauen, sind insbesondere
dadurch gekennzeichnet, dass sie egoistisches Verhalten ablehnen.
Die Gruppe aus jüngeren passiven Bürgerinnen und Bürgern sind im Berufsle-
ben und in ihrer Freizeit vergleichsweise passiv und unstrukturiert. Ihr Leben läuft
vergleichsweise selten in „geordneten Bahnen“, ein einfaches und bescheidenes
Leben sowie Sparsamkeit lehnen sie ab. Ein idealistisches Engagement für Hilfsbe-
dürftige ist eher selten anzutreffen; es ist eine Distanzierung zu bürgerlichen Idealen
erkennbar. Die Gruppe besteht aus Frauen und Männern.
Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger sind Personen, die sparsam sind
und ein bescheidenes Leben präferieren und umweltbewusst handeln. Sie setzen
sich für Hilfsbedürftige ein, obwohl die eigenen Wünsche an erster Stelle stehen,
und neben Altruismus wird auch ein egoistischer Lebensstil praktiziert – Gegensätze
werden integriert. Auf Grund ihres relativ hohen Alters ist der Leistungsbereich bei
Vielen aus dieser Gruppe von untergeordneter Bedeutung. Die Gruppe besteht aus
Frauen und Männern.
3 Die Methode zur Erstellung der Lebensstilgruppen ist bei Hermann/Dölling (2001, S. 41ff.) beschrie-ben.
26
Die beschriebenen Personengruppen unterscheiden sich signifikant in der Kriminali-
tätsfurcht. In Schaubild 6 ist die durchschnittliche Kriminalitätsfurcht für jede der
genannten Lebensstilgruppen aufgeführt. Demnach ist die Kriminalitätsfurcht der altruistischen zielorientierten Frauen, aber auch der jüngeren passiven Bürge-rinnen und Bürger relativ groß, wobei es unterschiedliche Schwerpunkte in den
Gemeinden gibt. Die Gruppe mit der größten Kriminalitätsfurcht besteht in Neuluß-
heim aus jüngeren passiven Bürgerinnen und Bürgern und in Reilingen aus altruisti-
schen zielorientierten Frauen. In Altlußheim haben beide Gruppen eine relativ große
Kriminalitätsfurcht, und in allen Gemeinden haben die leistungsorientierten aktiven
Männer das geringste Furchtniveau.
Schaubild 6: Die Kriminalitätsfurcht von Personengruppen
Cluster4321
Mitt
elw
ert K
rimin
alitä
tsfu
rcht
(Ges
amtin
dex)
0,4
0,2
0,0
-0,2
4321 4321
GemeindeReilingenNeulußheimAltlußheim
Legende:
1.Leistungsorientierte aktive Männer 2. Altruistische zielorientierte Frauen 3. Jüngere passive Bürgerinnen und Bürger 4. Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger.
27
Für die Ableitung kriminalpräventiver Maßnahmen können die gruppenspezifischen
Furchtursachen ermittelt werden. Die Korrelationen zwischen subjektiven Problem-
perspektiven und Kriminalitätsfurcht variieren gruppenspezifisch. In den Gruppen aus altruistischen zielorientierten Frauen und aus jüngeren passiven Bürge-rinnen und Bürger ist der Einfluss von subjektiven Problemen mit Jugendli-chen relativ groß. Angstauslöser sind also in erster Linie Personen. In den Freitext-
angaben werden als Furchtursache, wie bereits erwähnt, Gruppen junger Deutscher
und Migranten erwähnt, die durch ein machohaftes und aggressives Verhalten
auffallen.
Ein Abbau der Kriminalitätsfurcht in diesen Gruppen könnte durch Kursangebote zur
Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins erreicht werden. Die
genannten Kurse sollten folglich u.a. das Ziel haben, mit Jugendlichen und Betrun-
kenen selbstsicher umzugehen. Die Art und Weise, wie solche Kurse angeboten
werden, müsste auf die jeweilige Personengruppe zugeschnitten sein, wenn sie auf
Akzeptanz stoßen soll, denn die beiden Gruppen unterscheiden sich erheblich in
ihren Lebensstilen. Im Vergleich zu den altruistischen zielorientierten Frauen dürfte
es einen erheblichen Mehraufwand verursachen, die Gruppe der jüngeren passiven
Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.
11. Die Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
Die Bürgerinnen und Bürger wurden gefragt, wie sie die Lebensqualität in ihrer Stadt
bewerten. Als Maßstab diente die Schulnotenskala. Die Lebensqualität in Altluß-heim, Neulußheim und Reilingen wird mit 2,3 als gut angesehen. Im Vergleich
dazu beträgt der Durchschnittswert für Hockenheim 2,5, für Weinheim 2,2 und Hei-
delberg 2,5 – so das Ergebnis vergleichbarer Befragungen (Hermann 1999 und
2007).
28
Die Bewertungen der Lebensqualität in den Gemeinden unterscheiden sich signifi-
kant. In Schaubild 7 sind die Ergebnisse der entsprechenden Analyse dargestellt.
Die Lebensqualität in den Gemeinden ist ausnahmslos gut; keine Gemeinde wird
besonders schlecht bewertet. Besonders hoch ist die Lebensqualität in Reilin-gen. Dort ist auch der Anteil der Personen, die ihrem Wohnort die Note eins (1,0)
geben (16%), deutlich größer als in Altlußheim (8%) oder Neulußheim (4%).
Schaubild 7: Bewertung der Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen
GemeindeReilingenNeulußheimAltlußheim
Durc
hsch
nittl
iche
Bew
ertu
ng d
er L
eben
squa
lität
3,0
2,0
1,0
0,0
2,1
2,6
2,3
Nach dem oben beschriebenen broken windows-Ansatz stehen Incivilities, Kriminali-
tätsfurcht und Lebensqualität in einer Beziehung. Die Stärke dieser Beziehungen
kann durch die Bestimmung von Partialkorrelationen ermittelt werden (Tabelle 4).
29
Tabelle 4: Partialkorrelationen zwischen subjektiver Problemsicht, Kriminali-tätsfurcht und Bewertung der Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Problembereich Bewertung der Le-
bensqualität
Kriminalitätsfurcht (Gesamtindex) .46
Kriminalität .28
Jugendliche .23
Schmutz, Müll .22
Migranten .20
Betrunkene .19
Graffiti .19
Autofahrer .19
Gebäude .18
Zerstörte Telefonzellen .18
Falschparker .15
Rechtsradikale .14
Drogen .14
Hausierer .13
Die verschiedenen Problembereiche haben in der Altlußheimer, Neulußheimer und
Reilingener Befragung unterschiedliche Einflüsse auf die Bewertung der Lebensqua-
lität. Besonders groß ist der Effekt, der von der Bedrohung durch Kriminalität und
von subjektiven Problemen mit „sich langweilenden und nichtstuenden Jugendli-
chen“ sowie Schmutz und Müll auf Straßen und Plätzen ausgeht. Die zentralen De-terminanten der Kriminalitätsfurcht entsprechen also weitgehend den Erklä-rungsfaktoren für die Lebensqualität. Somit tragen Präventionsmaßnahmen, die dem Abbau der Kriminalitätsfurcht dienen, auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Besonders eng ist die Assoziation zwischen Kriminalitätsfurcht
und Lebensqualität. Eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht korrespondiert demnach mit einer Verbesserung der Lebensqualität.
30
12. Vorschläge für kriminalpräventive Maßnahmen
Ein Ziel kriminalpräventiver Maßnahmen ist die Reduzierung der Kriminalitätsfurcht.
Bei allen Maßnahmen muss allerdings gesehen werden, dass bereits jetzt die Krimi-
nalität und die Kriminalitätsfurcht niedrig ist und es „nur“ um eine Verbesserung einer
bereits akzeptablen Situation geht.
In der Erhebung konnten die Befragten in Frage 14 Verbesserungsvorschläge ma-
chen – 25 Prozent haben davon Gebrauch gemacht, ein relativ geringer Prozentsatz.
Dies spricht für eine zufrieden stellende Situation in den Gemeinden. Der größte Teil
der Nennungen bezieht sich auf drei Themen: Jugendliche, Polizei und Straßenver-
kehr.
Die Verbesserung der Situation von Jugendlichen wird häufig als Vorschlag ge-
nannt. Dazu zählen insbesondere die Verbesserung des Freizeitangebotes für Ju-
gendliche und die Ausweitung der Jugendarbeit (28%). Beispiele konkreter Vor-
schläge: • An Treffpunkten der Jugend einen Streetworker anstatt der Polizei einsetzen • Beaufsichtigte Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche • Christliche Kinder- und Jugendarbeit stärken • Einen Inline-Skatepark in Reilingen • Es sollte mehr für die Jugend getan werden, vielleicht könnte ein Jugendzentrum eröffnet
werden. • Freizeitangebote für Jugendliche erweitern • Freizeitbeschäftigung für Jugendliche nach Schließung des Jugendtreffs "Point" (ca 20. Uhr). • Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche (Kino, Mc Donalds, Billardcafe, Discoveranstaltungen) • Für Jugendliche sollten Plätze geschaffen werden, an denen sie sich gerne aufhalten. • Jugendtreff • Jugendzentrum (Hip Hop / Rock) • Mehr Alternativen für Jugendliche (Kino, Feste, Bars) • Mehr Angebote für Jugendliche, Bspw. Jugendzentrum, Disco, Bar oder Kneipe. Point ist
nicht so gut! • Mehr Freizeitangebote für die Jugendlichen in der Gemeinde • Mehr Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche (Bspw. erneuern der Half-Pipe) • Örtliches Jugendwerk ausweiten und somit für "unterbeschäftigte Jugendliche" attraktiver
gestalten • Sozialpädagogische Betreuung und Gewaltprävention an Schulen • Streetworker für Jugendliche, die auf der Strasse leben • Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten (vor allem für abends)
31
• Verbesserung von Sportanlage und Jugendzentrum • Vergünstigung der Nutzung des Freizeitangebotes für Altlußheimer Bürger • Vielleicht ein Jugendtreff, der von 13 bis 22 h geöffnet hat, ausgestattet mit Billard, Musik,
Essen und Sitzmöglichkeiten.
Eine hohe Priorität haben zudem Vorschläge, die auf einen Ausbau der formellen Sozialkontrolle abzielen. Dabei stehen die Aktivitäten der Polizei im Vordergrund.
Gewünscht werden eine höhere Präsenz (25%) und verstärkte Kontrollen im Stra-
ßenverkehr (10%). Werden konkrete Örtlichkeiten genannt, steht der Bahnhof in Neulußheim an erster Stelle. Vorgeschlagen werden insbesondere eine Renovie-
rung und eine Erhöhung der Kontrolle durch Polizei oder Videoüberwachung.
Nach der Theorie der Kommunalen Kriminalprävention und aufgrund der Umfrage-
ergebnisse ist eine Reduzierung des Bedrohungsgefühls und der Kriminalitätsfurcht
durch einen Abbau der Problembelastungen möglich. Eine hohe Priorität sollten
Maßnahmen haben, die sowohl hohe Problembelastungen reduzieren als auch
Problembereiche mit großem Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht abbauen. Dabei ist
prinzipiell eine Konzentration auf solche Wohngegenden sinnvoll, die eine relativ
hohe Problembelastung aufweisen. Besonders Erfolg versprechend sind nach den
Untersuchungsergebnissen die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen. Dabei darf
nicht vergessen werden, dass Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Gemeinden mit geringer Kriminalitätsfurcht, guter Lebensqualität und geringer Kriminali-tätsbelastung sind. Die Maßnahmen dienen also lediglich der Verbesserung einer
bereits guten Situation.
1. Falls möglich, sollte die Kriminalitätsbelastung in Altlußheim, Neulußheim und
Reilingen weiter reduziert werden, auch wenn sie auf niedrigem Niveau liegt
und sie in Neulußheim in den letzten 10 Jahren entgegen dem Trend im Land
gesunken ist. Die subjektive Ansicht über den Umfang und die Schwere von
Kriminalität hat einen ausgesprochen großen Einfluss auf die Kriminalitäts-
furcht. Deshalb würden der Abbau von Kriminalität und vor allem die Veröf-
fentlichung von Erfolgen zu einer Senkung der Kriminalitätsfurcht führen.
2. Zwischen den Gemeinden gibt es signifikante Unterschiede in der Kriminali-
tätsfurcht. Die größte Kriminalitätsfurcht ist Neulußheim zu finden. In allen
32
Gemeinden ist die Polizeipräsenz auf hohem Niveau. In Neulußheim werden
Polizeistreifen vergleichsweise häufig wahrgenommen. Dies spricht für einen
effizienten Umgang der Polizei mit Personalressourcen.
3. In einer Liste möglicher Bedrohungen durch verschiedene Formen von Krimi-
nalität steht der Wohnungseinbruch – ebenso wie in anderen Städten auch –
an erster Stelle. Die Gemeinden unterscheiden sich nicht signifikant. Somit
sind Konzepte zur Verhinderung von Wohnungseinbrüchen und Informations-
veranstaltungen über Einbruchsschutz in allen Gemeinden sinnvoll.
4. In Gruppen auftretende Jugendliche, die sich scheinbar langweilen, einfach
nichts tun oder alkoholisiert sind, werden häufig als Bedrohung empfunden.
Die subjektiven Ansichten über solche Jugendliche haben einen ausgespro-
chen großen Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht. Die Gründe für ein solches
Verhalten Jugendlicher liegen nach den Angaben der Befragten in erster Linie
in einem unzureichenden Freizeitangebot und einer fehlenden Betreuung.
Nach der Umfrage in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen erweist sich die-
ser Problembereich im Vergleich zu anderen Gemeinden als besonders wich-
tig. In allen drei Gemeinden sollte das Freizeitangebot für Jugendliche ver-
bessert werden.
5. Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist der Anteil der Personen, die Proble-
me mit Migranten sehen, relativ gering. Dies spricht für eine gute Integrati-
onsarbeit. Trotzdem wird relativ häufig Ausländerfeindlichkeit als Problem ge-
sehen. Unter kriminalpräventiven Gesichtspunkten ist es sinnvoll, beide Prob-
lemfelder abzubauen, denn Migranten werden von etlichen Bürgerinnen und
Bürgern mit Kriminalität in Verbindung gebracht.
6. Die Reduzierung der subjektiven Belastung durch den Straßenverkehr wäre
für die Gemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen wichtig. Die Anzahl
undisziplinierter Autofahrerinnen und Autofahrer könnte durch eine geeignete
Verkehrsplanung mit einer Entschärfung von Unfallschwerpunkten und durch
gezielte Verkehrskontrollen und Tafeln mit einer Geschwindigkeitsanzeige re-
duziert werden.
33
7. Die Beseitigung von Schmutz und Müll auf Straßen oder Grünanlagen und
eine Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes könnte helfen, die Krimi-
nalitätsfurcht abzubauen.
8. Auffallend häufig wird der Bahnhof in Neulußheim als Problem und Furchtur-
sache genannt. Vorgeschlagen werden insbesondere eine Renovierung und
eine Erhöhung der Kontrolle durch Polizei oder Videoüberwachung.
9. In einer kriminalpräventiven Zielgruppenanalysen können zwei Gruppierungen
mit relativ hoher Kriminalitätsfurcht lokalisiert werden: Altruistische zielorien-
tierte Frauen und jüngere passive Bürgerinnen und Bürger. In beiden Grup-
pen sind insbesondere Gruppen junger Deutscher und Migranten, die durch
ein machohaftes und aggressives Verhalten auffallen, ein wichtiger Angstaus-
löser, wobei die Verbindung mit Alkohol den Effekt verstärkt. Hier könnten
Kursangebote zur Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins
helfen, die Sicherheit im Umgang mit Anderen zu verbessern. Bei den als
Problem gesehenen Personen könnte versucht werden, frauenfeindliche Hal-
tungen abzubauen sowie eine selbstkritische Haltung zu ihren Maskulinitäts-
vorstellungen zu vermitteln.
10. Die Lebensqualität in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen wird durchweg
als gut angesehen. Präventionsmaßnahmen, die dem Abbau der Kriminali-
tätsfurcht dienen, tragen auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei.
Besonders eng ist die Assoziation zwischen Kriminalitätsfurcht und Lebens-
qualität. Eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht korrespondiert demnach mit
einer Verbesserung der Lebensqualität.
Durch die Befragung konnten Unterschiede in der Kriminalitätsfurcht, Bedingungen
der Kriminalitätsfurcht und die Problemschwerpunkte in Altlußheim, Neulußheim und
Reilingen aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger aufgezeigt werden. Somit kön-
nen nun durch Polizei und Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung
Wege zur Verbesserung der Situation gesucht werden.
34
Anhang 1. Literatur 2. Fragebogen
35
Literatur:
Bussmann, Kai-D. / Werle, Markus, 2004: Kriminalität. Standortfaktor für betriebliche
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Pilotprojekten, Holzkirchen: Felix, S. 69-92.
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schätzung der Arbeit der Polizei durch die Bürger - Analysen anhand der Bevölke-
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Kriminalprävention in Baden-Württemberg. Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen
Begleitung von drei Pilotprojekten, Holzkirchen: Felix, S. 93-122.
Hermann, Dieter, 1999: Kriminalität und Lebensqualität in Heidelberg und Freiburg.
Untersuchungen und Vorschläge zur Kommunalen Kriminalprävention in den Stadt-
36
teilen Boxberg, Emmertsgrund und Kirchheim. Unveröffentlichtes Manuskript, Hei-
delberg.
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Fuchs, Joachim/ Brandenstein, Martin (Hrsg.): Festschrift für Helmut Kury zum 65
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Hermann, Dieter/ Bubenitschek, Günther, 1999: Kommunale Kriminalprävention.
Probleme bei der Implementation von Lösungsvarianten. In: Kriminalistik 53, S. 546-
552.
Hermann, Dieter/ Dölling, Dieter, 2001: Kriminalprävention und Wertorientierungen in
komplexen Gesellschaften. Analysen zum Einfluss von Werten, Lebensstilen und
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Hermann, Dieter/ Laue, Christian, 2001: Ökologie und Lebensstil. Empirische Analy-
sen zum „broken windows“-Paradigma. In: Jehle, Jörg (Hrsg.): Raum und Kriminali-
tät. Sicherheit der Stadt. Migrationsprobleme. Mönchengladbach: Forum, S. 89-120.
Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2003: Vom „Broken-Windows-Ansatz” zu einer
lebensstilorientierten ökologischen Kriminalitätstheorie, in: Soziale Probleme 14, S.
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Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2004: Wirkungen kommunaler Kriminalprävention
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onstag. Hannover (zusammen mit Christian Laue)
http://www.praeventionstag.de/content/9_praev/doku/hermann_
laue/index_9_hermannlaue.htm.
37
Hermann, Dieter, 2006a: Kommunale Kriminalprävention in Wiesloch. Eine Evaluati-
onsstudie zur Veränderung von subjektiven Problemlagen und Kriminalitätsfurcht.
Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg.
Hermann, Dieter, 2006b: Subjektive Problemlagen und Kriminalitätsfurcht in Wall-
dorf. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg.
Hohage, Christoph, 2004: „Incivilities“ und Kriminalitätsfurcht, in: Soziale Probleme
15, S. 77-95.
Kury, Helmut, 1997: Kriminalitätsbelastung, Sicherheitsgefühl der Bürger und Kom-
munale Kriminalprävention. In: Kury, Helmut (Hrsg.): Konzepte Kommunaler Krimi-
nalprävention. Kriminologische Forschungsberichte aus dem Max-Planck-Institut für
ausländisches und internationales Strafrecht, Band 59. Freiburg i. Br., S. 218-298.
Obergfell-Fuchs, Joachim/ Kury, Helmut, 1995: Verbrechensfurcht und kommunale
Kriminalprävention - Analysen anhand der Bevölkerungsbefragungen in den Projekt-
städten. In: Feltes, Thomas (Hrsg.): Kommunale Kriminalprävention in Baden-
Württemberg. Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung von drei Pilotpro-
jekten, Holzkirchen: Felix, S. 31-68.
Schwind, Hans-Dieter, 2005: Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung mit Bei-
spielen, 15. Aufl. Heidelberg.
Skogan, Wesley G., 1992: „Disorder and Decline. Crime and the Spiral of Decay in
American Neighborhood“, Berkeley, Los Angeles: University of California Press.
Wilson, James Q./Kelling, George L., 1982: Broken Windows. The Police and
Neighborhood Safety, in: The Atlantic Monthly, S. 29-39. Deutsche Übersetzung:
Polizei und Nachbarschaftssicherheit: Zerbrochene Fenster, in: Kriminologisches
Journal 28, 1996, S. 121-137.
38
Umfrage zur Sicherheitslage in unserer Stadt
Bürgerinnen und Bürger aus Altlußheim, Neulußheim und Reilingen sagen Ihre Meinung
Bitte beantworten Sie die Fragen und senden den ausgefüllten Fragebogen innerhalb der nächsten Woche in beiliegendem Freiumschlag an die Stadtverwaltung zurück! 1. In welcher Gemeinde wohnen Sie? Bitte ankreuzen: 1 □ Altlußheim
2 □ Neulußheim
3 □ Reilingen 2. In einer Gemeinde können verschiedene Probleme auftauchen. Wie ist das in Ihrer Ge-meinde? Kreuzen Sie bitte für jeden der hier aufgeführten Punkte an, inwieweit Sie das in Ihrer Gemeinde heute als Problem ansehen: Kein
Prob-lem
Ein gerin-ges Prob-lem
Ein ziem-liches Prob-lem
Ein großes Prob-lem
2.1 Sich langweilende und nichtstuende Jugendli-che 2.2 fliegende Händler, Haustürgeschäfte 2.3 Drogenabhängige 2.4 Betrunkene 2.5 undiszipliniert fahrende Autofahrer 2.6 Viele Ausländer/Asylbewerber 2.7 Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus
□ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □
Und wie bewerten Sie folgende Punkte? 2.8 heruntergekommene und leer stehende Gebäu-de 2.9 zerstörte Telefonzellen 2.10 besprühte/beschmierte Hauswände 2.11 Schmutz/Müll in den Straßen oder Grünanla-gen 2.12 Diebstahl, Sachbeschädigung, Gewalt 2.13 falsch oder behindernd parkende Autos
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
Sonstige Probleme in Ihrer Gemeinde: 2.14
39
2.15
2.16
3. Manche Leute haben viele Gründe, sich unsicher zu fühlen. Bitte kreuzen Sie zu jeder Vorgabe auf dieser Liste an, inwieweit Sie sich zur Zeit dadurch beunruhigt fühlen: Nicht
beun-ruhigt
Weniger beun-ruhigt
Ziem-lich beun-ruhigt
Sehr beun-ruhigt
3.1 Durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden 3.2 Von irgend jemand angepöbelt zu werden 3.3 Von irgend jemand geschlagen und verletzt zu werden 3.4 Von einem Einbruch (Wohnung/Haus) betroffen zu werden 3.5 Überfallen und beraubt zu werden (Diebstahl
unter Gewaltanwendung) 3.6 Bestohlen zu werden (Diebstahl ohne Gewaltan-
wendung und nicht Wohnungseinbruch) 3.7 Vergewaltigt oder sexuell angegriffen zu werden 3.8 Sexuell belästigt zu werden
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
4. Wie sicher fühlen Sie sich in Ihrer Gemeinde? sehr sicher □ 1 ziemlich sicher □ 2 ziemlich unsicher □ 3 sehr unsicher □ 4 5. Wann haben Sie das letzte Mal eine Polizeistreife in Ihrer Gemeinde gesehen? heute oder gestern □ 1 im Laufe der vergangenen Woche □ 2 vor mehr als einer Woche □ 3 vor mehr als einem Monat □ 4 noch nie □ 5 6. Kreuzen Sie bitte das für Sie Zutreffende an! sehr
oft (Fast je-den Tag)
Oft (mind. einmal pro Wo-che)
manch-mal (alle 14 Tage oder seltener)
nie
6.1 Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat □ □ □ □
40
zu werden? 6.2 Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in Ihrer
Gemeinde Angst, Opfer einer Straftat zu werden?
□
□
□
□
6.3 Falls Sie sich in Ihrer Wohngegend/Stadtteil fürchten: Was ist der Grund dafür? 6.4 Gibt es - außerhalb Ihrer Gemeinde - eine andere Gegend, wo Sie sich möglicherweise
fürchten oder fürchten würden? Wenn ja: welche Gegend ist das? (Mehrfachnennungen möglich)
1 □ Altlußheim
2 □ Neulußheim
3 □ Reilingen
4 □ Hockenheim 6.5 Und was ist der Grund dafür, dass Sie sich dort fürchten oder fürchten würden? 7. Haben Sie ganz generell Ihre Freizeitaktivitäten in den letzten 12 Monaten eingeschränkt aus Angst davor, Sie könnten Opfer einer Straftat werden, z.B. indem Sie bestimmte Gegen-den nicht mehr aufsuchen oder abends nicht mehr alleine ausgehen? ja □ 1 nein □ 2 8. Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkel-heit in Ihrer Gemeinde unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie da-bei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passie-ren könnte? ja □ 1 nein □ 2 9. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihnen persönlich folgende Dinge in Ihrer Ge-meinde im Laufe der nächsten 12 Monate tatsächlich passieren werden? Gar
nicht wahr-scheinlich
Wenig wahr-schein-lich
Ziem-lich wahr-schein-lich
Sehr wahr-scheinlich
9.1 Durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden 9.2 Von irgend jemand angepöbelt zu werden
□ □
□ □
□ □
□ □
41
9.3 Von irgend jemand geschlagen und verletzt zu werden 9.4 Von einem Einbruch (Wohnung/Haus) betroffen zu werden 9.5 Überfallen und beraubt zu werden (Diebstahl
unter Gewaltanwendung) 9.6 Bestohlen zu werden (Diebstahl ohne Gewaltan-
wendung und nicht Wohnungseinbruch) 9.7 Vergewaltigt oder sexuell angegriffen zu werden 9.8 Sexuell belästigt zu werden
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
10. Welches Geschlecht haben Sie? männlich □ 1 weiblich □ 2 11. Wie alt sind Sie? 14 bis 19 Jahre □ 1 20 bis 29 Jahre □ 2 30 bis 39 Jahre □ 3 40 bis 49 Jahre □ 4 50 bis 59 Jahre □ 5 60 Jahre und älter □ 6 12 Alles in allem, wie würden Sie die Lebensqualität in Ihrer Gemeinde bewerten. Bitte
kreuzen Sie den entsprechenden Wert auf der Skala mit den Schulnoten an. Die Le-bensqualität ist:
➀────➁────➂────➃────➄────➅
sehr gut ungenügend 13. Hier stehen verschiedene Aussagen, die den persönlichen Lebensstil beschreiben. Was davon trifft auch auf Sie zu? Bitte kreuzen Sie jeweils auf der Skala von 1 bis 5 an, in wel-chem Ausmaß eine Aussage auf Sie zutrifft. “Fünf” bedeutet, dass es für Sie voll und ganz zutrifft, und “eins” bedeutet, dass es für Sie überhaupt nicht zutrifft. Mit den Werten dazwi-schen können Sie die einzelnen Punkte abstufen. Trifft
über-haupt nicht zu
Trifft eher nicht zu
Teils, teils
Trifft eher zu
Trifft voll und ganz zu
Ich habe so viele Verpflichtungen, zum Beispiel Überstunden, Ehrenämter und Fortbildungen über-nommen, dass mir nur noch wenig Freizeit bleibt
1
2
3
4
5
In meiner Freizeit weiß ich eigentlich immer, was ich machen soll
1
2
3
4
5
42
Trifft über-haupt nicht zu
Trifft eher nicht zu
Teils, teils
Trifft eher zu
Trifft voll und ganz zu
In meiner Freizeit mache ich nichts Besonderes. Ich ruhe mich aus oder faulenze
1
2
3
4
5
Ich bin in der Freizeit sehr aktiv, zum Beispiel durch Sport oder ein Hobby
1
2
3
4
5
Wenn ich unterwegs bin, habe ich meistens ein fes-tes Ziel
1
2
3
4
5
Ich genieße das Leben in vollen Zügen 1
2
3
4
5
Ich führe ein Leben, das in gleichmäßigen, geordne-ten Bahnen verläuft
1
2
3
4
5
Ich schere mich nicht darum, was andere von mir denken
1
2
3
4
5
In meinem Leben stehen meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse an erster Stelle
1
2
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4
5
Ich arbeite überdurchschnittlich viel 1
2
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4
5
Ich gehe in meiner Arbeit auf 1
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4
5
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie 1
2
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4
5
Ich verhalte mich besonders umweltbewusst 1
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Ich setze mich aktiv ein für Hilfsbedürftige 1
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Ich bin ein eher sparsamer Mensch 1
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Ich führe ein einfaches, bescheidenes Leben 1
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Mein Beruf bzw. meine Ausbildung ist mir so wich-tig, dass ich dafür viel von meiner Freizeit opfere
1
2
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Mir ist wichtig, dass ich bei allem, was ich tue, ein gutes Gewissen habe
1
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5
Ich mache mir wenig Gedanken über meine Zukunft, plane wenig voraus
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14. Ihre Ideen sind gefragt! – Verbesserungsmöglichkeiten und Anregungen