Temperierung und Energieeffizienz - idms.at · PDF fileNachrichten der Initiative Denkmalschutz – Nr. 11 / Juni-Sept. 2012 Nr. 11 / 2012 Seite 3 Thermische Sanierungen bieten die

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  • enkma i lNachrichten der Initiative Denkmalschutz

    Nr. 11 / Juni-Sept. 2012

    www.initiative-denkmalschutz.at Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien Telefon: +43 (0)6991024 4216 eMail: [email protected]

    Die Initiative Denkmalschutz ist ein unabhngiger Verein fr den Schutz bedrohter Kulturgter in sterreich

    [ ]

    Temperierung undEnergieeffizienz

    ISSN 22192417 | 8

    Unsere gebaute Umgebung, im Be-sonderen unsere historischen Ge-bude verndern derzeit recht dra-matisch ihr Gesicht: Allerorten wird von der Politik gefordert und gefr-dert - thermisch saniert und dasheit in der gegenwrtigen Praxis zu-meist: Auenwnde werden mit Poly-styrol vulgo Styropor - verkleidet,eingepackt, isoliert. Doch diese Pra-xis ist fragwrdig: Die Effizienz derAuenwanddmmung fllt unter-schiedlich aus, neben den unmittel-baren Nachteilen wie der Anflligkeit

    fr Schimmelbefall ist auch die Frageder Altersbestndigkeit und zuknfti-gen Entsorgung ungeklrt.

    Verheerend aber sind die Folgen frdie Baukultur: Historische Gebude,die sofern nicht denkmalgeschtzt auf diese Art saniert werden, sindin aller Regel entstellt, verlieren ihrtradiertes Aussehen und nivellierendas Erscheinungsbild unserer Stdteund Drfer.

    Gibt es bessere, nachhaltigere, dieBausubstanz nicht entstellende Me-thoden? Im Mittelpunkt unseres

    Schwerpunktes zum Thema Thermi-sche Sanierung steht eine Alterna-tive: die Temperierung der Gebude-hlle, die in Beitrgen ihres Erfin-ders und wichtigsten Proponenten,Henning Groeschmidt, ehem. leiten-der Restaurator der Landesstelle frdie Nichtstaatlichen Museen in Bayern, und Restauratorin MariaRanacher, deren im KunsthistorischenMuseum diagnostizierte und durchOberflchenmessungen bewieseneKalte-Wand-Problematik eine Grund-lage dieser Methode bildet, erlutertwird.

    Mag. Wolfgang Burghart

    Editorial

  • Seite 2 Nr. 11 / 2012

    enkma i l[ ]

    Medieninhaber und Herausgeber: Verein Initiative Denkmalschutz (ZVR-Zl.049832110), Fuchsthallergasse 11/5,1090 Wien, sterreich. e-Mail: [email protected] http://www.initiative-denkmalschutz.at Tel. +43(0)699 1024 4216

    Chefredakteur: Mag. Wolfgang Burghart Redaktion: Markus Landerer, Claus SssLayout: Ing. Viktor Zdrachal Nachdruck nur mit Genehmigung der AutorenRedaktionsschluss: 10. August 2012Mitgliedsbeitrag: 25, ermigt: 20 (Zusendung vonDruckwerken als PDF per e-Mail), Frderer: 250 Bankverbindung: Konto-Nr. 28938762500, BLZ 20111; BIC: GIBAATWW, IBAN: AT86 20111 289 387 625 00Grundlegende Richtung: Information der Vereinsmitglieder berAktivitten des Vereins und Problematiken im Bereich des Denk-malschutzes in sterreich. Namentlich gekennzeichnete Artikelgeben die Meinung der Autoren wieder und stimmen nicht un-bedingt mit jener der Redaktion berein.

    Bildnachweis (Abb.): Bezirksmuseum Mariahilf: 58-59;AnnA BlaU: 82; Bundesdenkmalamt: 3-6, 8, 13 (Inge Kirch-hof); driendl*architects: 45-46; Herbert Ehrenbrandner: 75; Henning Groeschmidt: 23-25 (Zeichnungen von Arch. KarlAssmann), 26-27, 28 (Grafik: Miha Praznik, ZRMK, Ljubljana),29-33, 34b-36; Michael Heinrich: 34a; Gerhard Herten -berger: 78; Jan Holmberg: 19; Alfons Huber: 43; GerhardJordan: 60-67, 74; Jochen Kferhaus: 18; Andreas Kleewein:55, 57; Kulturverein Okay: 53-54; Markus Landerer: 77, 80;Peter Laukhardt: 70; Gerfried H. Leute: 56; Leipziger MesseGmbH: 79 (Jens Schlter); Lichtbildstelle Wien: 76; Marga-rete Neundlinger: 14-15; Stefan Olah (Parlamentsdirektion):50-52; Maria Ranacher: Titelbild, 9-11, 16-17,20b, 22;Margot Rauch: 21; Roland Rainer: 73 (Archiv Eva Rubin);Archiv Eva Rubin: 44; Ulrich Ruisinger: 37-42; Erich J. Schimek: 1-2, 71-72, 81; Peter Steffny: 69; Robert Wald: 12,Alicia Waldstein-Wartenberg: 47-49; Creative Commons (Wikipedia): 83 (Buchhndler), 68 (Neo Urfahraner) Wir haben uns bemht, smtliche Inhaber von Bildrechten aus-findig zu machen. Sollte dennoch eine Urheberrechtsverletzungvorliegen, ersuchen wir um Meldung an obige Adresse.

    Titelbild: Souterrainlokal in der Jadengasse (1150 Wien) wh-rend des Einbaus der Temperierung, 2012 (s.a. Abb. 17)

    Seite 1 Editorial: Temperierung und Energieeffizienz

    Seite 3 Energetische Optimierung alter Huser - Chancen und Risken

    Seite 5 Die Bedeutung der Temperierung fr unser Kulturerbe

    Seite 11 Energieeinsparverordnung und Massivbauweise

    Seite 20 Energetische Gebudesanierung, Raumbeheizung, Kondensat-/Schimmelschutz und Trockenlegung durch Einsatz von Sockelheizrohren (Temperieranlage)

    Seite 24 Wrmeschutz Aktuelle Problematiken bei historischen Objekten

    Seite 27 kosystem Museum - Betriebskonzept Neue Burg in Wien

    Seite 28 Das Problem der thermischen Sanierung von Denkmlernder Nachkriegsmoderne

    Seite 30 Historische Fenster in Wien - Bedeutung und Gefhrdung

    Seite 32 Konstruktiver Widerstand. Fr den Erhalt des Wiener Nationalratssaals

    Seite 35 Unvergessen Schloss Donaudorf

    Seite 36 Der Verein Stadelfenster und Ziegelkultur im Alpen-Adria-Raum - Pionierarbeit fr Ziegel und Ziegelgitter in Krnten

    Seite 38 Naschmarkt Mutationen

    Seite 40 Mosaike an Wohnanlagen in Wien-Floridsdorf

    Seite 44 Kurzmeldungen

    Seite 47 Termine / Veranstaltungen

    Errata: Denkma[i]l Nr. 10 / Februar-Mrz 2012: Seite 16: Im Kapitel "55 Wch-terhuser" soll es richtig heien 40 der Wchterhuser (statt 38) und vierZeilen weiter 15 Wchterhuser (statt 17) Denkma[i]l Nr. 9 / Oktober-November 2011: Im Artikel Die Heil- und Pflege-anstalt Am Steinhof auf Seite 14 und 15 (Bildunterschrift) soll es richtig heien:Erwin Pendl statt Erwin Pendel

    Inhalt Impressum

    Abb. 1 u. 2: Vereinslokal der Initiative Denkmalschutz, Fuchsthallergasse 11 in Wien-Alsergrund, whrend der Sanierungs- undAdaptierungsarbeiten im Sommer 2012. Die fachlich korrekte Umsetzung der Temperierung wurde von Henning Groeschmidt undKurt Egger, Installa tionsfirma Egger, Stefan-Fadinger-Platz 26, 1100 Wien mit Rat und Tat untersttzt, wofr ihnen unser Vereinsehr dankt! Ausgefhrt wurden die Arbeiten von der Installationsfirma Nst, Wiener Str. 2a, 2860 Kirchschlag in der Buckligen Welt

    Wir danken fr den Druckkostenbeitrag seitens des Referats Wissenschafts- undForschungsfrderung der Stadt Wien (MA 7)

  • Nachrichten der Initiative Denkmalschutz Nr. 11 / Juni-Sept. 2012

    Seite 3Nr. 11 / 2012

    Thermische Sanierungen bieten dieChance Gebudequalitten zu ver-bessern, wenn sie Teil eines ausge-wogenen Gesamtkonzeptes sind siebergen gleichwohl das Risiko, Bau-werke zu zerstren, wenn Dmm-werte zum alleinigen Ziel werden. DieHerausforderungen liegen hierbeinicht nur im gestalterischen Bereich,sondern sehr wohl auch im bautech-nischen. Die resultierenden Vernde-rungen der architektonischen Er-scheinung sind ebenso einschneidendwie die Eingriffe in die bauphysikali-schen Prinzipien.

    Am Anfang einer energetischen Opti-mierung von Baudenkmalen stehtimmer die Instandsetzung der ber-lieferten Substanz. Historische Ge-bude basieren auf einem solidenbautechnischen Konzept, dessen Pa-rameter sehr gut aufeinander abge-stimmt sind. Die Bautradition hatber viele Generationen bewhrteMaterialien und Konstruktionsartenhervorgebracht. Phnomene wieSpeicherkapazitt, Trocknungsver-mgen und Verschattung wurdenaufgrund langjhriger Erfahrung ge-zielt eingesetzt. Dieses Wissen ist heute teilweisenicht mehr vorhanden, was zu fol-genreichen Eingriffen in traditionelleBauten fhrt. Ein besonders typi-sches Beispiel ist das Zusammenspielvon Wandstrke und Fensterposition.Oft werden Kastenfenster in guterAbsicht durch Isolierglaselemente er-

    setzt und damit eine Wrmebrcken-situation in den Fensterlaibungen ge-schaffen, die Kondensat und Schim-melbildung frdert.

    Die Reaktivierung von ursprnglichenGebudekonzepten und die Behe-bung langwieriger Fehlerquellen be-deuten eine deutliche Verbesserungder Bausubstanz und eine Senkungdes Energiebedarfs ohne sichtbarebauliche Vernderungen. WelchePrinzipien aber gelten, wenn ber daseigentliche Konzept hinaus Manah-men gesetzt werden sollen, die den

    Wrmeverlust eines Gebudes sen-ken? Am Markt findet sich eine stetigzunehmende Anzahl von viel verspre-chenden Methoden. Unabhngig vonkonkreten Produkten sollten immerfolgende drei Grundregeln beachtetwerden:

    VERHLTNISMSSIG - Das heit, mitVorsicht zu handeln. ZustzlicheSchichten sind immer verhltnis -mig gering aufzubringen, um dieDmmeigenschaften des Bestands zustrken. Auch wenn im Sinne einermglichst raschen und sprbarenEinsparung von Heizenergie zumeistdurchschlagende radikale Manah-men propagiert werden, gilt im Be-stand weniger ist mehr. AndereFunktionen, wie zum Beispiel derFeuchtetransport, knnen sonst ge-strt, verhindert oder gar umgekehrtwerden.

    MATERIALKONFORM - Das heit, mitgleichen Materialen zu ergnzen. Solange wie mglich, sollte in gleicheroder verwandter Bauweise gearbeitetwerden. So ist die Kompatibilitt derwichtigsten Materialeigenschaftengegeben. Werden jedoch traditionellemit modernen, zumeist sehr dichtenMaterialien kombiniert, sind im Vo-raus bauphysikalische Berechnungenund Nachweise notwendig.

    FEHLERTOLERANT - Das heit, mitSchden zu rechnen. Auf jeder Bau-stelle schleichen sich Ausfhrungs-

    fehler ein. Je komplizierter eine ge-plante Konstruktion ist, desto grerwird das Risiko durch verdeckte Mn-gel. Aber auch durch die Benutzungoder Bewitterung kommt es zu Sch-den am Bauwerk. Eine Konstruktionist umso nachhaltiger, je besser sieentweder selbst regenerierend ist,also zum Beispiel austrocknet, bzw.je besser sie repariert werden kann.

    Die mglichen Schritte zur Stei -gerung der Energieeffizienz sind sehrvielfltig und knnen fr jedes Objektein individuelles Manahmenpaketbilden. In der Denkmalpflege wirdhier immer der interventionsrmsteWeg gesucht, d.h. jene Eingriffe, diemglichst keinen negativen Einflussauf die Erscheinung und die Substanzdes Bauwerks bewirken. Gerade diezwei blichsten Manahmen, dernachtr