Upload
vuongnhan
View
214
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Universität Trier Sommersemester 2004 Fachbereich IV: Volkswirtschaftslehre Oberseminar: Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels Leitung: Prof. Dr. Harald Spehl; Dipl. Geogr. Michaela Gensheimer
Thema: Auswirkungen des demographischen Wandels auf
Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland Julia Freunscht Wilmowskystr.1, 54295 Trier Tel.: 0651/9947777 e-mail: [email protected]: Fremdenverkehrsgeographie 9.Fachsemester Matr.Nr.: 627987 Hausarbeit vorgelegt am 30.07.04
0 Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung S. 1
2 Hauptteil S. 2
2.1 Entstehung und Entwicklung der Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland
bis zur Wende S. 2
2.2 Entwicklung der ostdeutschen Städte nach der Wende –
(demographischer) Schrumpfungsprozess S. 3
2.3 Folgen des Schrumpfungsprozesses für die Großwohnsiedlungen S. 5
2.4 Ansatzsuche zur Eindämmung des Leerstandproblems S. 7
2.5 Konkrete Lösungsansätze zur Eindämmung des Leerstandes in
Großwohnsiedlungen – „Stadtumbau Ost“ S. 9
2.6 Entwicklungsstrategien am Beispiel zweier Großwohnsiedlungen S.12
2.6.1 Großwohnsiedlung „Grünau“ S.13
2.6.2 Großwohnsiedlung „Am Waldrand“ S.14
3 Fazit S.16
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Leerstandsentwicklung von 1995 bis 2001 S. 6
Abbildung 2: Spirale des Niedergangs S. 8
Abbildung 3: Rückbaumaßnahmen in einer Großwohnsiedlung S.10
Abbildung 4: Die Spirale umkehren S.12
Abbildung 5: Großwohnsiedlung Grünau vor dem Umbau S.13
Abbildung 6: Großwohnsiedlung Grünau nach dem Umbau S.14
Abbildung 7: Abriss eines Plattenbaus in Schwedt S.15
Abbildung 8: Großwohnsiedlung „Am Waldrand“ nach dem Umbau S.15
1 Einleitung Deutschlands Städte verändern ständig ihre Strukturen auf zweierlei Art und Weise: zum
einen durch räumliche Ausweitung ins Umland, verbunden mit der Umwandlung von
weiteren Freiflächen in Siedlungsflächen und zum anderen durch Erneuerung und Umbau.
Stadtentwicklung kann dem zu folge als ein kontinuierlicher, zyklischer Prozess angesehen
werden. Insbesondere die ostdeutschen Städte waren im letzten Jahrhundert von einem
ständigen Wandel geprägt, welcher die Stadtstrukturen im Laufe von Jahrzehnten veränderte
und gegen Ende des 20.Jahrhunderts gravierende Folgen für die ostdeutsche Wirtschaft und
Wohnungsgesellschaft hervorrief. Von diesem Umschichtungsprozess sind vor allem die zu
DDR-Zeiten entstandenen Großwohnsiedlungen betroffen. Im Laufe der vorliegenden Arbeit
wird diese Entwicklung deutlich, welche von vielen Einzelschritten geprägt ist und zu dem
heutigen Bild ostdeutscher Städte beitrug
(vgl. Gatzweiler Hans-Peter, Meyer Karin, Milbert Antonia 2003, S.557).
Im ersten Schritt der Hausarbeit wird auf die Entwicklung der Großwohnsiedungen bis zur
Wiedervereinigung eingegangen, welche von Wachstum geprägt war als Folge der
Herausbildung der modernen (Industrie-)Stadt. Aufgrund der massenhaften Zuwanderung von
neuen Einwohnern und Industrien dehnten sich die Städte sehr schnell weit über ihre
ursprünglichen Stadtgrenzen aus, um dem wachsenden Flächenbedarf gerecht zu werden.
Diese Ausdehnung erfolgte vor allem in Ostdeutschland durch den Bau von gewaltigen
Großwohnsiedlungen am Rande der Städte. Mittlerweile hat sich jedoch ein fundamentaler
Wechsel in der Stadtentwicklung vollzogen: nach der Wende entstand das neue Phänomen der
Stadtschrumpfung und entwickelte sich zu einer fast unüberwindbar scheinenden
Herausforderung für die ostdeutschen Städte. Das Ursachenbündel für diese neue Form der
Stadtentwicklung wird auch in der Hausarbeit wiedergegeben. Die Folgen, welche sich aus
der Schrumpfung ergeben, sind gerade in den ostdeutschen Problemgebieten, den
Großwohnsiedlungen gravierend. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang lautet:
„Leerstand“ und wird im weiteren Verlauf der Hausarbeit am Beispiel der
Großwohnsiedlungen näher beleuchtet. Bis heute fehlen passende Instrumente und
Problemlösungsmuster, um erfolgreich mit diesem dramatischen Problem umzugehen. Jedoch
gibt es seit einigen Jahren Lösungsansätze in Form von Stadtentwicklungskonzepten, die zum
Teil Licht ins Dunkel bringen. Allerdings wird sich heute noch nicht herausstellen, in
welchem Umfang man hier von erfolgsversprechenden Strategien sprechen kann. Diese
Strategien werden am Ende der Hausarbeit an zwei Beispiel-Großwohnsiedlungen angewandt.
1
2 Hauptteil
2.1 Entstehung und Entwicklung der Großwohnsiedlungen in
Ostdeutschland bis zur Wende
Seit Beginn des 19.Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung war die Entwicklung der
Städte durch stetiges Wachstum gekennzeichnet, welches sich bis Mitte der sechziger Jahre
des letzten Jahrhunderts fortsetzte. Deutschland verkörperte das Bild einer wirtschaftlich
prosperierenden und sozial ausgeglichenen Gesellschaft
(vgl. Gatzweiler Hans-Peter, Meyer Katrin, Milbert Antonia 2003, S.557).
In Ostdeutschland zeichnete sich vor allem ab Mitte der fünfziger Jahre eine neue Phase des
Städtebaus ab. Man strebte eine Ökonomisierung des Bauens durch Industrialisierung an.
Dieses Phänomen machte sich in der Entstehung von weiträumig gruppierten, zeilenförmig
angeordneten Wohnkomplexen bemerkbar, welche sich zumeist am Rande der Städte
befanden. Fortan galt der industriell vorgefertigte Plattenbau, welcher von der Planwirtschaft
der DDR in hohem Ausmaß vorangetrieben wurde als räumliches Kennzeichen des
sozialistischen Lebensstils. Insbesondere in den fünfziger Jahren, als viele Wohnungen noch
vom Krieg zerstört waren, war diese Strategie sehr erfolgreich, um der steigenden
Wohnraumknappheit, welche sich bis Ende der sechziger Jahre vollzog durch rasche
Kapazitätenerweiterung entgegenzuwirken.
Außerdem bestand damals bei der kommunistischen Parteiführung noch kein Interesse zur
Erhaltung und Sanierung der vielfach noch in Privatbesitz befindlichen Gründerzeitbauten in
den Innenstädten, welche größtenteils durch Verfall und schlechte Ausstattung
gekennzeichnet waren.
Erst in den achtziger Jahren, als der Neubau kaum noch in der Lage war, die durch
Unbewohnbarkeit entstandenen Abgänge zu ersetzen, wurden schließlich auch für die
Bestandspflege Mittel zur Verfügung gestellt
(vgl. Reichert Thomas 2001, S.44-45).
In den Jahren davor allerdings galt die Neubauwohnung als zwangsläufig
sozialschichtenübergreifendes Ziel, welches man sich nur durch den Einzug in eine der
Großsiedlungen erfüllen konnte. Zu DDR-Zeiten bestand eine starke Nachfrage nach dieser
Wohnungsform, da in der Regel eine Verbesserung der Wohnbedingungen garantiert war.
2
Im Jahre 1973 wurde ein Wohnungsbauprogramm ins Leben gerufen. In vielen ostdeutschen
Städten entstanden Großwohnsiedlungen beeindruckenden Ausmaßes in Form von
konsequenter Vereinfachung der industriellen Baureihen und hoher Verdichtung. Das neue
Leitbild „Kompakte Stadt“ wurde von nun an verfolgt. Bis 1990 wurden nach dieser Strategie
70 Großsiedlungen mit mehr als 5000 Einwohnern errichtet
(vgl. http://geogate.geographie.uni-marburg.de, 24.07.04).
Die Großwohnsiedlungen, welche vor allem in den siebziger und achtziger Jahren erbaut
wurden, zeichnen sich insbesondere durch eine außerordentliche Größe, einen sehr hohen
Verdichtungsgrad, bauliche Monotonie und eine periphere Lage aus. Sie wurden in einem
relativ kurzen Zeitraum errichtet und der Wohnungsneubau wurde auf Kosten der
Gemeinschafts- und Versorgungseinrichtungen vorangetrieben
(vgl. Harth Annette, Herlyn Ulfert, Scheller Gitta 1998, S.214).
2.2 Entwicklung der ostdeutschen Städte nach der Wende –
(demographischer) Schrumpfungsprozess
Bereits in den siebziger Jahren kam es drastische strukturelle Veränderungen in
Ostdeutschland. Die Rahmenbedingungen für die Stadtentwicklung änderten sich wesentlich,
bedingt durch den einsetzenden wirtschaftsstrukturellen und demographischen Wandel, der zu
anhaltenden Arbeitsplatz- und Bevölkerungsverlusten führte. Ab diesem Zeitpunkt galt es,
sich von der Wachstumseuphorie vergangener Jahrzehnte zu verabschieden.
Nach der Wende hat sich das Bild komplett verschoben. Es kristallisierte sich ein
tiefgreifender Strukturwandel heraus, welcher sich vor allem in den ostdeutschen Städten
vollzogen hat. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig.
Nach der Wiedervereinigung wurde die ostdeutsche Planwirtschaft in die Marktwirtschaft
transformiert und dies führte Ende der neunziger Jahre zu einem massiven wirtschaftlichen
Abbau, hoher Arbeitslosigkeit und infolgedessen zu anhaltender Abwanderung.
Einhergehend mit der Privatisierung der staatseigenen Betriebe und der Liberalisierung der
Märkte brach die industrielle Basis in Ostdeutschland innerhalb weniger Jahre völlig
zusammen. Der verstärkte Arbeitsplatzabbau im verarbeitenden Gewerbe wurde durch einen
parallel verlaufenden umfassenden Stellenabbau in der Land- und Forstwirtschaft,
Verwaltung und im Militär noch angetrieben.
3
Des weiteren führte der demographische Wandel zu einem gravierenden Geburtenrückgang in
Verbindung mit Überalterung
(vgl. Glock Birgit 2002, S.4-5).
Der Sterbeüberschuss in Ostdeutschland beträgt seit 1990 bereits mehr als 700.000 Menschen.
Darüber hinaus spielen anhaltende Binnenwanderungs- und Suburbanisierungsprozesse eine
entscheidende Rolle, welche auch zum Strukturwandel in Ostdeutschland beitrugen. Es kam
zu verstärkten überregionalen Abwanderungen von vor allem jungen, dynamischen
Arbeitnehmerhaushalten beziehungsweise Einzelpersonen in wirtschaftlich stabile Regionen
Westdeutschlands. Im Zeitraum zwischen 1991 und 1997 hatten die neuen Länder einen
Verlust von rund 462.000 Menschen durch Abwanderung in den Westen zu beklagen.
Erschwert wird die Situation in zahlreichen ostdeutschen Städten durch erhebliche
Suburbanisierungsprozesse, d.h. Umlandwanderungen, beschleunigt durch vielfältige
Fördermaßnahmen und Steuervergünstigungen. Das Umland war schneller in der Lage als die
Städte, auf die große bzw. im neuen gesellschaftlichen Kontext aufkommende Nachfrage nach
günstigem Bauland im eigentumsorientierten Wohnungsmarktbereich (vor allem Ein- und
Zweifamilienhäuser) zu reagieren.
All diese genannten Faktoren gelten als Voraussetzungen für den gefürchteten massiven
Schrumpfungsprozess, welcher vorwiegend in Großstädten der neuen Länder (z.B. Leipzig,
Halle, Magdeburg) in Erscheinung trat, der sich aber auch in besonderer Schärfe in den
industriell geprägten Siedlungsschwerpunkten der DDR wie Hoyerswerda, Schwedt oder
Eisenhüttenstadt vollzog. Es sind aber auch die Klein- und Mittelstädte, welche stark unter der
Schrumpfung leiden.
Schrumpfung kann demnach als Ergebnis einer Kombination aus natürlicher
Bevölkerungsabnahme und großräumigen Wanderungsverlusten gesehen werden und stellt in
erster Linie ein ostdeutsches Problem dar, welches kaum aufzuhalten ist und gravierende
Konsequenzen vor allem für die Entwicklung der Großwohnsiedlungen mit sich bringt
(vgl. Haller Christoph, Liebmann Heike 2002, S.35-37).
4
2.3 Folgen des Schrumpfungsprozesses für die Großwohnsiedlungen
Durch den Schrumpfungsprozess war das dramatische Leerstandsproblem, welches vor allem
in Groß- und Mittelstädten (z.B. Leipzig, Magdeburg, Chemnitz, Gera, Zwickau,
Brandenburg) vorprogrammiert. Neben den oben genannten Ursachen für den Leerstand in
den neuen Bundesländern (wirtschaftliche Strukturschwäche, Abwanderung,
Geburtenrückgang) gilt die gewaltige Ausdehnung des Wohnungsangebotes als wesentliche
Ursache des zunehmenden Wohnungsleerstandes. Sie ist die Folge der auf Mengenexpansion
ausgerichteten Politik der alten Bundesregierung, welche es Mitte der neunziger Jahre trotz
der sich entwickelnden Leerstände versäumt hat, die Förderung neuer Mietwohnungen
rechtzeitig zurückzuschrauben.
Zwischen 1990 und 1999 wurden in den neuen Bundesländern rund 300.000 Ein- und
Zweifamilienhäuser, rund 350.000 neue Wohnungen im Geschosswohnungsbau und rund
80.000 neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden (z.B. Dachausbau) errichtet. Des weiteren
sind die statistisch nicht erfassten Instandsetzungen früher unbewohnbarer Altbauwohnungen
(ca. 200.000) zu erwähnen und außerdem die über 100.000 Wohnungen, welche die
abziehenden sowjetischen Streitkräfte und die Nationale Volksarmee hinterlassen haben
(vgl. Nagel Ralf, Preibisch Wolfgang 2001, S.540-541).
Durch die stetige Neubautätigkeit bis Ende der neunziger Jahre und die einsetzende Sanierung
und Aufwertung der ehemals vernachlässigten Gründerzeitviertel in der Innenstadt
entwickelte sich nun ein Gegentrend und vor allem die großen Plattenbaugebiete in den
städtischen Randbereichen hatten mit starken Einwohnerverlusten und somit drastischen
Wohnungsleerständen zu kämpfen.
5
Abbildung 1: Leerstandsentwicklung von 1995 bis 2001
Quelle: Röding Anja, Veith Karin 2003, S.662
Die zunehmend gravierende Leerstandsproblematik in den Plattenbaubeständen speist sich
unter anderem aus ihren normierten Wohnungsangeboten und daher geringeren Attraktivität
für Zuziehende als bei den zunehmend sanierten Altbauquartieren.
Seit Beginn der neunziger Jahre setzten zudem selektive Mobilitätsprozesse ein. Dieser
Umschichtungsprozess führte dazu, dass überproportional viele Schichthöhere und vor allem
junge Menschen die Großwohnsiedlungen verließen aufgrund von neu entstandenen
Wohngelegenheiten, hinsichtlich Größe und Zuschnitt gewandelten Wohnansprüchen,
aufgrund eines unattraktiven Wohnumfeldes und allmählich vollziehenden soziostrukturellen
Veränderungen der Bewohnerschaft. Zurück blieben die sozial Schwachen und alte
Menschen. Diese Tatsache beeinflusst maßgeblich den städtischen Segregations- und
Destabilisierungsprozess, welcher sich so langsam in Richtung Entmischung entwickeln
könnte. Insbesondere gesellschaftliche Randgruppen, wie Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger,
Spätaussiedler und Alte konzentrieren sich verstärkt in den Plattenbaugebieten
(vgl. Harth Annette, Herlyn Ulfert, Scheller Gitta 1998, S.189-196).
6
Die Niedergangsprozesse in Großwohnsiedlungen werden weiterhin durch ungünstige und
benachteiligende Faktoren verstärkt: hohe bauliche Dichte, Sanierungsdefizite, starke
Frequentierung durch Durchgangsverkehr, dadurch bedingte hohe Luft- und Lärmemission,
wenige Grünflächen, fehlende Freiraumqualitäten, verfestigtes Negativimage
(vgl. Kabisch Sigrun 2001, S.121-135).
Der wachsende Leerstand lässt außerdem bei den Bewohnern das Gefühl aufkommen, in
einem niedergehenden Gebiet zu wohnen, was viele dazu veranlasst, dieses Quartier zu
verlassen. Die Konsequenz daraus zeigt sich in der Verödung und dem Verfall von Straßen
und Häusern und. Darüber hinaus gerät die städtische Infrastruktur immer mehr aus dem
Gleichgewicht, d.h. öffentliche Einrichtungen, wie z.B. Bibliotheken, Schulen oder Kitas
werden nicht mehr genügend genutzt und der öffentliche Nahverkehr zehrt aus
(vgl. Nagel Ralf, Preibisch Wolfgang 2001, S.541).
Von 1996 bis 1999 waren z.B. in Sachsen sehr hohe Neuzugänge im Leerstand in den großen
Plattenbaugebieten mit zum Teil bis fünfzehn Prozent des Bestandes zu verzeichnen. Dieser
Trend wird sich mit zunehmender Sanierung der Altbestände weiter fortsetzen.
Ende der neunziger Jahre hat die Leerstandsentwicklung schließlich dramatische Ausmaße
angenommen: ca. eine Million von sieben Millionen Wohnungen standen leer. Hierbei gelten
die Plattenbaugebiete aus der DDR-Zeit als Konzentrationspunkte für den
Wohnungsleerstand. Im Jahr 2000 standen bei einem Bestand von 2,31 Millionen Wohnungen
375.000 leer und davon ca. 90.000 Plattenbauten.
Als gravierende Folgen daraus ergeben sich Mietausfälle und ein drastisches Absinken der
Mieten, was zu einer übermäßigen Instabilität des Wohnungsmarktes führt.
Zehn Jahre nach der Wende ist nun also aus dem durch Versorgungsengpässe
gekennzeichneten „Anbietermarkt“ ein „Mietermarkt“ mit deutlichem Überangebot
geworden, welcher aus einer Kombination von Neubautätigkeit und Bevölkerungsverlusten
herrührt
(vgl. Kabisch Sigrun 2001, S.121-135 ).
2.4 Ansatzsuche zur Eindämmung des Leerstandproblems
Schon seit Jahren stellt sich die Frage, wie dem Leerstandsproblem insbesondere in
Großwohnsiedlungen effektiv entgegengewirkt werden kann. Die ostdeutsche Städtepolitik
sieht sich hier mit großen Herausforderungen konfrontiert. Da das Angebot an Wohnungen
7
die Nachfrage zur Zeit in vielen Städten der neuen Bundesländer so deutlich übersteigt, führt
dies zu erheblichen Problemen. Diese Situation setzt sowohl die Kommunen als auch die
Wohnungseigentümer unter einen erheblichen Handlungsdruck. Die größte Gefahr für die
Stadtentwicklung aufgrund der gravierenden Wohnungsleerstände stellt die räumlich
unkontrollierte Auflösung des funktionalen städtebaulichen Gefüges der Städte dar.
In den letzten Jahren wurden schon viele zahlreiche Konzepte und Strategien entwickelt,
welche jedoch aufgrund von Finanzierungsproblemen nur schwer realisierbar sind.
In Zeiten knapper öffentlicher Mittel wird es demnach erforderlich sein, Methoden zu finden,
mit denen zielgerichtet die Aufmerksamkeit auf die konkreten Siedlungen gerichtet wird, die
es „nötig“ haben, und dass für diese Gebiete (insbesondere in Großwohnsiedlungen)
angemessene planerische Interventionen ausgewählt werden. Es besteht jedoch Unklarheit
darüber, für welche der großen Wohngebiete sich Problemlagen ergeben, die eine öffentliche
Unterstützung notwendig machen.
Abbildung 2: Spirale des Niedergangs
Quelle: Knorr-Siedow Thomas 1997, S.245
Anfang der achtziger Jahre wurde zur technischen Instandsetzung und infrastrukturellen
Aufbesserung das sogenannte „Gießkannenprinzip“ angewandt, um die Großwohnsiedlungen
wieder für eine durchmischte Bevölkerung attraktiv zu machen. Bei dieser Strategie wurden
jedoch nicht selten wichtige Komponenten zur Verbesserung des gesamten Wohnumfeldes
ignoriert. Es fehlte ein integriertes Gesamtkonzept zur Attraktivitätssteigerung der
Großwohnsiedlungen. Es ist wichtig, die einzelnen Faktoren zur Wohnumfeldverbesserung in
gleichem Maße zu fördern. Hierzu zählen die bauliche Komponente, Gewerbeansiedlung,
berufliche Integration und Ausbildung, Hilfen zur sozialen Selbstorganisation und ein
bewohnerorientiertes Management der Siedlungen.
8
In diesem Zusammenhang ist unbedingt ein Erfahrungsaustausch in Form von Netzwerken
(Regierung, Land, Stadt, Gebiet) erforderlich, um eine Prognose der potentiellen Folgen für
das Problemgebiet zu ermöglichen. Diese Art der Koordination wurde vor mehreren Jahren
noch nicht ernsthaft genug verfolgt, was zur Folge hatte, dass städtebauliche Konzepte meist
nicht erfolgreich durchgesetzt werden konnten oder vollständig im Sand verliefen. Praktische
Beispiele hierfür wären Freiflächenprogramme ohne gesichert folgende Pflege,
Leerstandsbeseitigung durch den Einzug von „Problemmietern“, Wohnungssanierung ohne
Erfahrungen am Markt.
Seit einigen Jahren geht man jedoch auf die situativen Probleme der Großwohnsiedlungen ein,
was teilweise heute schon von Erfolg gekrönt ist und die Lage manch eines ehemaligen
Problemgebietes wesentlich verbessert hat. Hierfür sind „Integrierte
Stadtentwicklungskonzepte“ verantwortlich, welche in Ostdeutschland seit dem Jahr 2000 zu
Stabilisierungen einzelner Siedlungen beitragen und seit Ende 2001 wird die Erstellung
entsprechender Konzepte auch im Rahmen des Bundeswettbewerbes „Stadtumbau Ost“
gefördert. Mehr dazu im folgenden Kapitel
(vgl. Knorr-Siedow Thomas 1997, S.244-247).
2.5 Konkrete Lösungsansätze zur Eindämmung des Leerstandes in
Großwohnsiedlungen – “Stadtumbau Ost”
Vor einigen Jahren wurden in Ostdeutschland im nationalen Konsens dauerhafte lokale
Projekte für benachteiligte Städte und Stadtteile ins Leben gerufen, welche auf den örtlichen
Qualitäten und Defiziten basieren. Zu diesen Projekten zählen einerseits Versuche, die
Nutzungsqualität der Nachbarschaften zu erhöhen, bauliche Mängel insofern zu bearbeiten,
dass einkommen- und ausbildungssichernde Beschäftigung für die Anwohner dauerhaft
entsteht. Auf der anderen Seite werden Mängel der sozialen Verhältnisse aufgegriffen:
fehlende Pflege für Alte und Kranke, der Bedarf an neuen Dienstleistungen und sozial
integrative Kulturarbeit
(vgl. Knorr-Siedow 1997, S.249).
Die Erarbeitung dieser Konzepte wird als Gemeinschaftsaufgabe der am
Stadtentwicklungsprozess beteiligten Akteure zusammen mit den lokalen
Wohnungseigentümern angesehen. Hierbei gelten die Großwohnsiedlungen als
Schwerpunktbereiche zahlreicher Stadtentwicklungskonzepte. Vor allem in Großstädten wie
9
Leipzig, Halle, Chemnitz oder Magdeburg und in DDR-Entwicklungsstädten wie z.B.
Hoyerswerda, Schwedt oder Leinefelde sollen sich Stadtumbau- und hierbei insbesondere
Stadtrückbaumaßnahmen in den kommenden Jahren auf die Großwohnsiedlungen
konzentrieren. Zum Teil sind diese schon angelaufen und haben erste Entwicklungserfolge zu
verbuchen. Allerdings geht es in der Mehrheit der Plattenbaugebiete nicht ausschließlich um
Abbau der Überkapazitäten, sondern es sollen Strategien der Schrumpfung mit
bestandsaufwertenden Maßnahmen gekoppelt werden, um hiermit die Stabilisierung der
gesamten Siedlung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang stellt sich vor allem die
Frage, in welchem Umfang eine Bestandsreduzierung von Nöten ist. Generell bieten sich
dabei zwei unterschiedliche Herangehensweisen an:
1. Disperse Auflockerung der Bebauung (geschossweiser Teilrückbau und punktueller
Abriss/Rückbau) und
2. Flächenhafter Abriss
(vgl. Liebmann Heike, Haller Christoph 2002, S. 114-115).
Die Abrissstrategie wird häufig in Großwohnsiedlungen durchgeführt, da hier somit die
Freiflächenqualität durch die Herausnahme einzelner Gebäude verbessert werden kann.
Außerdem plant man für die Nachnutzung von Abrissgrundstücken den Neubau von
Einfamilienhäusern, Doppel- bzw. Reihenhäusern, um Alternativen zum Umland zu bieten.
Die Entwicklung des Eigenheims als Bestandteil des Plattenbaugebietes gilt hier als neue
Variante von Umbauoptionen.
Abbildung 3: Rückbaumaßnahmen in einer Großwohnsiedlung
Quelle: Hunger Bernd 2003, S.652
Die Wohnungs- und Städtepolitik der Bundesregierung hat bereits im Jahr 1999 auf die
akuten Leerstandsprobleme reagiert, indem sie drei Programme zur Attraktivitätssteigerung
der Städte innerhalb von drei Jahren entwickelt hat. Im Vordergrund bei den einzelnen
Modellprojekten stehen konkrete, an den künftigen Nutzerinteressen- und bedürfnissen sowie
finanziellen Voraussetzungen ausgerichtete bauliche Wohnungsgestaltung.
10
Im Jahr 1999 rief die Bundesregierung das neue Programm „Stadtteile mit besonderem
Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ ins Leben, welches die Stadtteile unterstützen soll, in
denen sich die sozialen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Probleme verschärfen.
Am 1.Januar 2002 ist das neue „Wohnraumförderungsgesetz“ in Kraft getreten. Es unterstützt
noch gezielter als bisher diejenigen, die wegen geringen Einkommens, Behinderung,
Haushaltsgröße, sozialen Problemlagen oder anderer Benachteiligungen kaum in der Lage
sind, sich aus eigener Kraft am Wohnungsmarkt in angemessener Weise zu versorgen.
Darüber hinaus ist im Jahr 2003 in den neuen Ländern vor dem Hintergrund erheblicher
Wohnungsleerstände und anhaltender Einwohnerverluste ein starker Anpassungsprozess der
Städte angelaufen, welcher von einem milliardenschweren, auf zehn Jahre ausgelegten
Programm, dem „Stadtumbau Ost“ unterstützt wird. In diesem Konzept werden städtebauliche
und wohnungswirtschaftliche Belange miteinander verknüpft. An dem Wettbewerb
„Stadtumbau Ost“ haben sich im ersten Halbjahr 2002 über 200 ostdeutsche Kommunen mit
den lokal ansässigen Wohnungsunternehmen beteiligt
(vgl. Hunger Bernd 2003, S.647).
Der „Stadtumbau Ost“ hat sich zur Aufgabe gemacht, den ostdeutschen Städten wieder zu
intakten Stadtstrukturen und zu funktionierenden Wohnungsmärkten zu verhelfen. Mit dem
Programm soll die Attraktivität der Städte als Wohn- und Wirtschaftsstandort gesichert, die
Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen unterstützt und die Identität der Städte gestärkt
werden. Die Wohnungswirtschaft soll durch Rückbaumaßnahmen wieder stabilisiert werden.
Der Plan sieht vor, in den nächsten Jahren 300.000 bis 400.000 leerstehende Wohnungen
zurückzubauen.
Im Gegensatz zu den Altbauquartieren stufen die Städte die Leerstandsproblematik in den
Großwohnsiedlungen mit ihren normierten Wohnungsangeboten und daher geringeren
Attraktivität für Zuziehende als gravierender ein. Aufgrund dessen legt der „Stadtumbau Ost“
seine Priorität auf den Umbau der Plattenbaugebiete
(vgl. Röding Anja, Veith Karin 2003, S.664-665).
Der „Stadtumbau Ost“ wendet hierbei eine kombinierte Strategie aus Rückbau, Umbau und
Abriss an mit dem Slogan „Mehr Grün, mehr Wohnqualität, weniger Dichte“. Wichtig zu
erwähnen ist, dass durch die Erhöhung der Lebensqualität der Mietpreis dennoch nicht
angehoben werden soll.
Darüber hinaus sollte im Umgestaltungsprozess das Mitspracherecht der Bewohner eine sehr
hohe Bedeutung annehmen, um die Bindung an die zukünftige Wohnung zu stärken und
außerdem sollte eine angemessene Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden, um die
11
Plattenbausiedlungen für die Zukunft ins rechte Licht zu rücken, d.h. um das bislang
vermittelte Bild von Monotonie und Tristesse zu korrigieren
(vgl. Kabisch Sigrun 2001, S.121-135 ).
Abbildung 4: Die Spirale umkehren
Quelle: Knorr-Siedow Thomas 1997, S.248)
2.6 Entwicklungsstrategien am Beispiel zweier Großwohnsiedlungen
In zahlreichen ostdeutschen Städten wurden mittlerweile Stadtumbaukonzepte entwickelt und
zum Teil erfolgreich umgesetzt.
Insbesondere der „Stadtumbau Ost“ spielt hierbei eine entscheidende Rolle zur
Wohnumfeldverbesserung von städtischen Problemgebieten, vor allem Großwohnsiedlungen.
Diese Tatsache ist auch aus den jeweiligen Entwicklungsstrategien für zwei ausgesuchte
Großwohnsiedlungen ersichtlich, welche durch Rückbau- Umbau- und Abrissmaßnahmen
erheblich an Dichte verloren und an Wohnqualität hinzugewonnen haben. Bei den beiden
Beispielen handelt es sich um das größte Platenbaugebiet Leipzigs, der Großsiedlung
„Grünau“ und um das Platenbaugebiet „Am Waldrand“ in der DDR-Entwicklungsstadt
Schwedt.
12
2.6.1 Großwohnsiedlung „Grünau“
In der Großstadt Leipzig konzentriert sich der Wohnungsleerstand räumlich auf das
Plattenbaugebiet Grünau. Bis 1990 lebten in den in Grünau vorhandenen Wohnungen ca.
84.000 Menschen. Seitdem ist die Zahl kontinuierlich auf 66.500 im Jahr 1999 gesunken.
Die Leerstände, die daraus resultieren sind erheblich. Ein Ende dieses Einwohnerschwundes
ist derzeit nicht abzusehen. Heute herrscht in Grünau eine Leerstandsquote von 12 Prozent bis
16 Prozent. In einigen Teilbereichen mit einer Überlagerung unterschiedlicher ungünstiger
Bedingungen, wie sehr hohe bauliche Dichte und eine Überkonzentration kleiner
Wohnungsgrößen liegt sie sogar bei 35 Prozent. Auch der Arbeitslosenanteil ist in solchen
Gebieten mit bis zu 30 Prozent als sehr gravierend einzustufen
(vgl. Kabisch Sigrun 2001, S.121-135).
Abbildung 5: Großwohnsiedlung Grünau vor dem Umbau
Quelle: www.leipzig.de
Bereits Anfang 2000 wurde mit den ersten Abrissmaßnahmen in Grünau begonnen.
Im Jahr 2002wurden über 2.500 Wohnungen vor allem in Hochhäusern abgerissen, um den
Wohnungsüberschuss zu vermindern und mehr Wohnqualität durch weniger Häuser zu
schaffen, d.h. ein aufgelockertes, durchgrüntes Umfeld entstehen zu lassen.
Allerdings wird in Grünau kein flächendeckender Abriss betrieben, da hier die
Leerstandsquote den städtischen Durchschnitt noch nicht übersteigt und noch Nachfrage nach
preiswerten Wohnungen am Stadtrand besteht. Zur Beseitigung des Infrastrukturdefizits
wurden das „Allee-Center“, ein Kino und eine Schwimmhalle gebaut. Zum Abbau der
13
Monostruktur wurde die Gestaltung von Innenhöfen, Spielplätzen und anderen Freiflächen
vorangetrieben
(vgl. www.leipzig.de).
Abbildung 6: Großwohnsiedlung Grünau nach dem Umbau
Quelle: www.leipzig.de
2.6.2 Großwohnsiedlung „Am Waldrand“
Schwedt gilt als typische DDR-Entwicklungsstadt, d.h. zu DDR-Zeiten fand die hiesige
Stadtentwicklung vor allem auf der Basis von Industrialisierung und Zuwanderung statt.
Schwedt entwickelte sich in den Nachkriegszeiten zu einem bedeutenden Industriestandort.
Bis zur Wende herrschte hier ein hoher Wohnungsbedarf. Zur Deckung wurden vor allem in
den sechziger und siebziger Jahren viele Großwohnsiedlungen, auch die Siedlung „Am
Waldrand“ gebaut. Nach der Wiedervereinigung hat sich die Situation in Schwedt dramatisch
verschlechtert. Bereits seit mehreren Jahren liegt die Arbeitslosenquote bei 23-24 Prozent und
die Abwanderungen aus der Stadt liegen auch auf hohem Niveau. Sei der Wende hat Schwedt
einen Bevölkerungsrückgang von ca. 25 Prozent zu verzeichnen. Die Nachfrage nach
Wohnungen sinkt kontinuierlich, was folglich zu hohen Leerständen führt. In ganz Schwedt
herrscht heute ein Überhang von 2.300 Wohnungen. Auch das Plattenbaugebiet „Am
Waldrand“ war von dieser negativen Entwicklung betroffen. Die Abwanderungs- und
Entleerungsprozesse waren hier schon sehr früh dramatisch hoch. Seit 1993 hat die
Großwohnsiedlung ca. 8000 Einwohner verloren.
14
Abbildung 7: Abriss eines Plattenbaus in Schwedt
Quelle: www.schwedt.de
Bereits im Jahr 1998 wurde von der Stadt Schwedt und den Wohnungsunternehmen der erste
Rahmenplan für den Rückbau der Großsiedlung „Am Waldrand“ von außen nach innen
vorgestellt. Der Plan sah vor bis 2010 3000 Wohnungen abzureißen. Hierbei wurde die
Doppelstrategie von Abriss und Aufwertung angewandt. Ein Teil des Gebietes soll langfristig
rückgebaut werden und der verbleibende Bereich soll aufgewertet und zu einem lebenswerten
Quartier umgestaltet werden. Im nördlichen Bereich wird der Abriss von 4.200 Wohnungen
durchgeführt und im südlichen Teil kommt es zu einer Aufwertung des Wohnungsbestandes.
Das geschieht durch die Kombination der Modernisierungsmaßnahmen mit Abriss und
geschossweisen Rückbaumaßnahmen. Ziel ist die Schrumpfung des Gebietes zu einer kleinen
Siedlung mit 1.500 Einwohnern. Darüber hinaus spielt die Anpassung der sozialen
Infrastruktur eine bedeutende Rolle bei den Umsetzungsmaßnahmen. Hier wird vor allem die
junge Bevölkerung angesprochen Es wurde bereits eine Skaterbahn gebaut und der
Jugendclub, Schulhöfe und die Sporthalle werden umgestaltet. Alles geschieht in Absprache
mit den Bewohnern. Im Umgestaltungsprozess nimmt die Bürgerbeteiligung eine
entscheidende Stellung ein
(vgl. Beer Ingeborg 2002, S. 49-52).
Abbildung 8: Großwohnsiedlung „Am Waldrand“ nach dem Umbau
Quelle: www.schwedt.de
15
3 Fazit
Der Stadtumbau gilt in den neuen Bundesländern und hier insbesondere in den
Großwohnsiedlungen nicht nur als wohnungswirtschaftliche Herausforderung, sondern er ist
eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe und hat zahlreiche Probleme zu bewältigen. Der
Erfolg des Stadtumbauprozesses ist heute noch schwer zu messen, da der dramatische
Leerstand ein langwieriges Problem darstellt.
Durch den Wettbewerb „Stadtumbau Ost“ wurde in den Kommunen ein Grundstein zur
Eindämmung des Leerstandes und für die wesentliche Verbesserung der Situation einzelner
Stadtviertel gelegt. Vor allem einige Großwohnsiedlungen haben von den Umbaumaßnahem
in hohem Maße profitiert, da sie stark an Attraktivität hinzugewonnen haben und heute auch
wieder junge Menschen anlocken und einen Großteil der Bewohner an sich binden können.
Allerdings werden die Städte mit ihren teilweise sehr ehrgeizigen Stadtumbauprogrammen
insbesondere in Bezug auf die Finanzierung an ihre Grenzen stoßen. Schon heute hat sich
herausgestellt, dass der Rückbau und die Aufwertung nicht allein von den
Städtebauförderungsprogrammen getragen werden kann. Aus diesem Grund ist es in diesem
Zusammenhang wichtig, auf eine klare Prioritätensetzung zu achten, d.h. man sollte die
Förderung in die Städte und Quartiere lenken, die es „nötig“ haben.
Im Stadtumbauprozess besteht neben der ökonomischen und technischen auch die
städtebauliche Notwendigkeit, gemeinsam mit den Bewohnern zu versuchen, das Problem des
Wohnungsleerstandes so gut wie möglich in den Griff zu bekommen.
Nichts desto trotz gibt es nicht die! Strategie zur Lösung aller Leerstandsprobleme. Der
Leerstand wird in nächster Zukunft nicht zu beheben sein, da die Zukunftsprognosen nichts
gutes verheißen. Der Bevölkerungsrückgang wird weiter anhalten aufgrund von steigenden
Abwanderungen als Folge sich verschlechternder ökonomischer Perspektiven und infolge von
Sterbeüberschüssen und Geburtenrückgängen. Es wird sich wohl als sehr schwierig gestalten,
diesem Teufelskreis zu entkommen
(vgl. Röding Anja, Veith Karin 2003, S. 668).
16
Literaturverzeichnis
- Knorr-Siedow, T. (1997): Ostdeutsche Plattenbausiedlungen als künftige soziale
Problemgebiete?. In: Ritdorf (Hrsg.): Weiter wohnen in der Platte – Probleme der
Weiterentwicklung großer Neubauwohngebiete in den neuen Bundesländern, S. 231-
251
- Reichert, T. (2001): Entvölkerte Städte – Überkapazitäten auf den ostdeutschen
Wohnungsmärkten. In: Petermanns Geographische Mitteilungen (Hrsg.) Heft 5, S. 42-
50
- Kabisch, S. (2001): Wohnungsleerstand und sozialräumliche Differenzierung
untersucht am Fallbeispiel Leipzig. In: Petzhold, H., Reichert, T. (Hrsg.):
Wohnungsmarkt in Sachsen im Spannungsfeld von Schrumpfung und Wachstum
(IÖR-Schriften Band 35), Dresden, S. 121-135
- Harth, A., Herlyn, U., Scheller, G. (1998): Segregation in ostdeutschen Städten, S.
189-224
- Liebmann, H., Haller, C. (2001): Wachsende Leerstände in ostdeutschen
Großsiedlungen: neue Herausforderungen und Strategien für die Stadtentwicklung. In:
Keim, K.-D. (Hrsg.): Regenerierung schrumpfender Städte – Umbaudebatte in
Ostdeutschland, S. 97-124
- Haller, C., Liebmann, H., Rietdorf, W., Aehnelt, R. (2001): Grundsätzliche
Zielsetzungen und erste Erfahrungen bei der Erarbeitung Integrierter
Stadtentwicklungskonzepte für die ostdeutschen Städte. In: Keim, K.-D. (Hrsg.):
Regenerierung schrumpfender Städte – Umbaudebatte in Ostdeutschland, S.97-124
- Haller, C., Liebmann, H. (2002): Vom Wohnungsleerstand zum Stadtumbau. In:
Berliner Debatte Initial (Hrsg.): Schrumpfende Städte, s. 34-47
- Glock, B. (2002): Schrumpfende Städte. In: Berliner Debatte Initial (Hrsg.):
Schrumpfende Städte, S.3-9
- Beer, I. (2002): „Wohnen und Leben im Wartestand“ Ein Quartier in Schwedt
zwischen Abriss und Aufwertung. In: Berliner Debatte Initial (Hrsg.): Schrumpfende
Städte, S. 49-56
- Nagel, R., Preibisch, W. (2001): Stadtumbau Ost: den Wandel als Chance nutzen. In:
Informationen zur Raumentwicklung, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
(Hrsg.) Heft 9/10, S. 539-546
- Gatzweiler, H.-P., Meyer, K., Milbert, A. (2003): Schrumpfende Städte in
Deutschland? Fakten und Trends. In: Informationen zur Raumentwicklung,
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) Heft 10/11, S. 557-574
- Hunger, B. (2003): Wo steht der Stadtumbau Ost – und was kann der Westen davon
lernen?. In: Informationen zur Raumentwicklung, Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung (Hrsg.) Heft 10/11, S. 647-656
- Röding, A., Veith, K. (2003): Stadtumbau in den neuen Ländern. Fazit aus den
Wettbewerbsbeiträgen des Bundeswettbewerbs „Stadtumbau Ost“. In: Informationen
zur Raumentwicklung, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) Heft
10/11, S. 657-668
Internetliteratur
- http://www.schrumpfende-stadt.de/index_de.html
- http://geogate.geographie.uni-marburg.de/vgt/deutsch/brd/module/m3/u7.htm
- www.uni-mannheim.de/mateo/verlag/diss/ott/platte2.htm
- www.schader-stiftung.de
- www.bbr.bund.de
- www.demographie.de
- www.ioer.de
- www.leipzig.de
- www.schwedt.de