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German translation of my book "Loneliness of a Thousand Years"
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5/17/2018 Timo Tolkki:Die Einsamkeit Von Tausend Jahren - slidepdf.com
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T I M O T O L K K I
DIE EINSAMKEIT VON TAUSEND JAHREN
Dieses Buch ist Mika gewidmet.
Ins Deutsche übersetzt von Felix S. Bednarek
Nur in der erdrückenden Einsamkeit, kannst du es endlich verstehen.
Ich erinnere mich nicht daran, wann es passierte. War es, als meine Mutter mir
mit sieben Jahren sagte, dass ich meinen Teller leer essen soll? Nein, das war
nicht so schlimm. War es der Tag, an dem wir meinen Vater nach all den Jahren
der Angst und Gewalt verließen? Als wir seiner Wut entkamen? Nein, denn an
diesem Tag war ich glücklich. War es, als ich begriff, dass im Zweiten
Weltkrieg 70 Millionen Menschen getötet worden sind? Und dass unter ihnen
auch kleine Kinder waren, deren einziges “Verbrechen” es war, einer anderen
Rasse anzugehören? Nein. Auch das war es nicht. Es machte mich lediglich
nachdenklich. War es, als mein Vater an einem Wintermorgen beschlossen
hatte, hat seine Arme in einer leeren Badewanne mit einem Filetmesser
aufzuschneiden? Als er vom vierten Stock seiner Wohnung aus in den Tod
sprang? Nein. Denn da hatte für mich der Lauf des Lebens begonnen. Und dies
läuft nun seit 32 Jahren. Es war keines dieser Dinge. Es war, als ich den Glauben
an mich selbst verloren hatte. Denn das ist das Schlimmste, was geschehen
kann.
DAS JAHR IN DEM ICH STARB
Es war an einem Wintermorgen im März 2004. Ich fühlte ein wachsendes
Gefühl der Panik in meinen Kopf. Ich fühlte gewaltige Hände, die gegen meinen
Kopf drückten. Ich verzweifelte. Ich rief um Hilfe, doch keiner antwortete mir.
Die Panik wurde größer und größer. Dies war keine gewöhnliche Panikattacke,
oder wie auch immer man dies nennt. Dies war der Tribut, den ein Leben der
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Lüge nach all den Jahren forderte. Und es wollte mich vernichten. Wollte mein
Leben zerstören.
Zu diesem Zeitpunkt besuchte ich seit sieben Jahren mehr oder weniger eine
Psychotherapie. Was ich nun verstand war, dass es diese Therapie war, die mich
zu den Ursprüngen meines Schmerzes gebracht hatte. Es hatte die Schleusengeöffnet und die Flut des Hochwassers konnte nun nicht mehr gestoppt werden.
Und ich begriff, dass ich sterben musste um leben zu können.
Schließlich wurde ich in ein privates Krankenhaus gebracht, in welchem ich eine
halbe Stunde in einem Wartezimmer mit anderen Leuten warten musste. Es war
einer der schrecklichsten Momente in meinem Leben. Ich konnte dem Terror
kaum standhalten, während ich wartete meinen Namen zu hören. Schließlich rief
mich der Arzt endlich zu sich und fragte mich, was er für mich tun könne. Ich
antwortete, dass ich es nicht weiß. Das ich einfach das Gefühl der Verzweiflungund ständige Panik in mir trug. Dass ich dachte, ich würde verrückt werden und
dann mich emotionale Schmerzen von Kopf bis zum Fuß überrannten. Ein
Gefühl des Terrors.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er folgendes in seinem Notizheft
notierte: Musiker einer berühmten Rockband.
Es lag keine Empathie in seiner Haltung als er mir sagte, dass er es für ratsam
hält, mich in das staatliche Krankenhaus für mentale Erkrankungen zu
überweisen. Ich hatte von diesem Ort gehört.Ich wusste, welche Art Ort es war, da sie einen Freund von mir dort hin
brachten. Und er begann nach einiger Zeit Suizid. Es war ein Ort ohne
Wiederkehr. Der ultimative Ort für Leute, ohne Hoffnung auf Genesung. Als ich
den Arzt fragte, ob ich nicht in seinem Krankenhaus bleiben könne, leuchteten
seine Augen auf. “Selbstverständlich können Sie das. Warum haben Sie das
nicht gleichgesagt. Wir lassen Sie umgehend hier”. Was er mir nicht sagte, war
es, dass ein Tag Aufenthalt und Behandlung hier 1000€ kostete. Aber vielleicht
hat mich das ja gerettet.Ich bekam mein eigenes Zimmer und zum ersten Mal in meinem Leben bekam
ich ein Beruhigungsmittel verabreicht. Ich fühlte mich schwer und taub. Ich
fühlte mich, als würde ich gar nicht existieren. Ich war in meinem Bett, in einem
weißen Raum und konnte einen Baum außerhalb des Gebäudes sehen. Ich fühlte
die vergangenen Schrecken nicht mehr. Ich fühlte kein bisschen aufgrund der
Medikamente. Ich verstand nicht was geschah. Denn trotz meiner
Gefühllosigkeit hatte ich Angst.
Ein Arzt besuchte mich. Es war eine Frau, die sehr glücklich aussah. Icherinnerte mich nicht daran, jemals einen Menschen gesehen zu haben, der so
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glücklich zu sein schien. Sie stellte mir einige Fragen und machte mit mir einen
Test um eine mögliche Depression zu diagnostizieren. Im Grunde waren es
lediglich Fragen. Wie die meisten Ärzte, versuchte sie auf eine typisch
mechanische Art und Weise herauszufinden, was mit mir los ist. Doch ich war
bereits an diesen Vorgang gewöhnt. Ich sagte ihr, dass ich plötzlich sämtlicheEmotionen gefühlt habe. Sie offenbarte mir, dass sie keine Psychiaterin war und
dass sie mich erneut konsultieren würde. Ich erzählte ihr von meiner, von
Pausen unterbrochenen, Therapie, welche ich sieben Jahre lang hatte. Sie
äußerte sich nicht dazu.
So verbrachte ich den Rest des Tages wie ein Zombie. Nichts zu fühlen, nicht
etwas zu sehen, nichts hören. So starrte ich auf diesem Baum. Und hoffte eines
Tages so lebendig zu sein, wie er.
Am nächsten Tag traf ich den Psychiater. Er war ein älterer Mann, in denSechzigern, und er hat mich viele Sachen aus einem Fragebogen gefragt. Ich
erzählte ihm von meinem Leben und ich bemerkte ein paar Tränen die über
seine Wangen glitten. Seine Diagnose, wie die Ärzte es nennen, war, dass ich
bipolare Störung habe. Ich hatte keine Ahnung, was das ist, bis er es mir
erklärte. Und es machte Sinn. Ich erinnerte mich daran, dass ich die Symptome
dieser Krankheit seit 10 Jahren hatte. Und der Arzt meinte, es wäre nicht
ungewöhnlich, dass diese Art der Krankheit so lange unerkannt blieb. Waren
etwa all die Therapien umsonnst? Nein.Das Ergebnis war, dass ich in den folgenden Wochen unter eine Vielzahl
verschiedener Medikamente gesetzt wurde. Die meisten hatten schreckliche
Nebenwirkungen. Oder keine Wirkung.
Schließlich bekam ich ein modernes und sehr teures Antidepressiva bzw.
Beruhigungsmittel. Ich hatte keine Ahnung davon, dass Antidepressiva für
bipolar gestörte Menschen eine tickende Zeitbombe ist. Es bringt einenironischer Weise in depressive und manische Episoden. Das nächste halbe Jahr
lag ich die meiste Zeit im Bett mit zugezogenen Vorhängen. An manchen Tagen
war der der Vorhang einen Spalt geöffnet. Ich weinte jeden Tag. Ich verstand
nicht woher es kam. Doch ich verstand, dass es tief in mir war. Es war ein
verzweifeltes und tiefgehendes Weinen. Es kam aus dem Inneren meines
Wesens. Ich verstand, dass all dies nur bedingt etwas mit einer bipolaren
Störung zu tun hatte. Es war etwas, vordem ich mich versteckt hatte. Etwas
Schreckliches aus meinem Leben, insbesondere meiner Vergangenheit.Ich hatte nie um meinen Vater oder meine verlorene Kindheit getrauert. Doch
dann wurde dies für mich zu einem Ausgangspunkt.
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Als ich wieder gehen konnte, besuchte ich oft die Orte, an denen ich meine
Kindheit verbracht hatte. Ich erinnerte mich an viele kleine Details wie Streiche
mit Freunden oder Orte, an denen ich Fußball gespielt habe. All diese Orte
brachten Emotionen an die Oberfläche. Es ist nicht möglich, zu beschreiben, wie
ich mich fühlte. Man kann diesen Schmerz nicht verstehen, wenn man ihn nichtselbst durchgemacht hat. Es tut weg. Es ist ein körperlicher Schmerz. Es sind
starke Schmerzen, was viele Leute nicht verstehen.
Ich saß an einem Ort, an dem ich oft als Kind saß und gefischt habe. Ich saß auf
einem Felsen und blickte auf die Landschaft. Der Schnee war geschmolzen und
das Eis bedeckte den Golf von Finnland. Plötzlich begann es zu schneien. Doch
der Schnee fiel nur in einem 100-Meter-Rasius um mich herum. Ich saß da undbetrachtete die wundervolle Landschaft. Ich fühlte, dass mein gesamtes,
bisheriges Leben vergebens war und dass mein Schmerz so groß war, dass ich es
nicht ertragen konnte. Mir wurde bewusst, dass der Ort, an welchem mein Vater
Selbstmord begangen hatte nur drei Kilometer entfernt war.
Ich hatte genug Pillen bei mir um den Schmerz nun für immer zu beenden. Ich
saß lange Zeit mitten im fallenden Schnee und starrte in die Ferne. Ich fragte
mich, welchen Sinn das Leben hatte und ob sich all die Hoffnungslosigkeit und
Schmerzen gelohnt haben. Und etwas in mir sagte mir, dass ich es nicht tunsollte. Und dennoch starb ich in diesem Jahr. Und so spürte ich es. Einen
langsamen Tod. Es war unmöglich für mich, zu diesem Zeitpunkt, Musik zu
komponieren. Es war mir unmöglich, da ich die ganze Zeit beinahe nur in
meinem Bett lag.
Die Morgen waren schrecklich. Das erste Gefühl, welches ich nach dem
Aufwachen hatte war Hoffnungslosigkeit, in welcher ich ein halbes Jahr lebte.
Und so starb ich in diesem Jahr. Denn nur so konnte ich leben.
Oft hörte ich die Leute sagen, dass der Selbstmord die leichteste Lösung für alleProbleme sei. Ich kann dies durch meine eigenen Erfahrungen und die
Erfahrungen, die ich mit dem Sterben meines Vaters gelernt habe, nicht
bestätigen. Selbstmord ist bei weitem nicht der einfachste Weg. Es braucht viel
Mut um seinem eigenem Leben ein Ende zu setzen. Es ist das letzte Ziel, dass
man sich setzt. Es ist eine endgültige Flucht aus einer unerträglichen Situation
mit unerträglichen Schmerzen. Aber es ist nicht einfach. Man kann versuchen es
zu verstehen, wenn man die nötige Intuition hat, wie es ist, während man seinem
Leben ein Ende setzt. Wie man sich dabei oder kurz davor fühlt. Und nur dann,wenn man selbst nahem am Tod ist, kann man teilweise verstehen, wie es für
diese Person war, diese Entscheidung zu treffen. So wie mein Vater. Oder ein
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finnischer Autor. Er verließ die Klinik, welche er freiwillig besuchte, für einen
einfachen Spaziergang. Er ging in die U-Bahn-Station und wartete auf den
nächsten Zug. Kurz bevor er ankam, sprang er auf die Gleise und blickte dem
Zug, ohne eine einzige Bewegung, entgegen. Er hatte keine Angst. Der Zug
versuchte zu bremsen, doch die 40 Meter reichten nicht. Oder wie mein besterFreund Mikka. Er sprang aus dem vierten Stock seines Elternhauses in den Tod.
Dies geschah vor 5 Jahren. Nach Jahren voller Depressionen und dem Gefühl
der Wertlosigkeit.
Glaubt bitte nicht, dass ich hier als Fürsprecher des Suizides gelten will. Ich
möchte nur, dass die Menschen verstehen, dass es diese Menschen gibt, die
endgültig mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Und es ist ein Fakt, dass das
Thema "Selbstmord" ein tabu in dieser Gesellschaft ist. Viele Menschen in
meinem Umfeld haben ihr Leben durch ihre eigene Hand beendet. So kam es,dass ich über dieses Thema viel nachgedacht habe. Und natürlich ist es durch
meine eigenen Schmerzen sehr viel einfacher, ihre Entscheidungen zu verstehen.
Die Menschen, die ein glückliches Leben führen, werden das nie verstehen.
Denn sie waren nie wirklich deprimiert.
Und so habe ich weiterhin mit Schmerzen und Schrecken gelebt. Von Tag zu
Tag. Von Jahr zu Jahr. Doch es hielt mich nicht davon ab meine Tochter zueinem Konzert zu fahren, dass vier Autostunden entfernt sind. Und während sie
auf dem Konzert war, blieb ich im Hotel und weinte, weil all das so weh tat. Ich
fühlte alles auf einmal. Angst, Wut, Trauer, Verlassenheit. Damals konnte ich
nicht genau sagen, welche Emotionen ich gerade erlitt. Es tat einfach nur weh.
Doch es hielt mich nicht davon ab meine Tochter morgens in die Schule zu
fahren und sie am Nachmittag abzuholen. Es hielt mich nicht von zwei
Welttourneen mit einer Metal-Band ab, auch wenn sie unter schweren
Bedingungen stattfand. Es hielt mich nicht von Besuchen am Grab meinesVaters ab. Auch nicht von den imaginären Unterhaltungen mit ihm. Und es hielt
mich nicht davon ab einfach nur für Stunden an seinem Grab zu sitzen.
Ich erkannte, dass ich mich nie von meinem Vater verabschiedet habe. Ich habe
nicht einmal verstanden, dass er tot war. Es ist unmöglich für mich gewesen.
Intellektuell habe ich verstanden, dass er tot war. Aber emotional gesehen, auf
einer sehr tiefen Ebene, war er sehr lebendig für mich mich. Darum habe ich nie
verstanden, dass er wirklich gestorben war. Ich brauchte viele Besuche auf
seinem Friedhof um das zu verstehen. Es kostete eine Menge Schmerz, mehr alsich je für möglich gehalten habe. Ich begann mit der Forschung über seinen
Selbstmord und den Tagen seines Lebens kurz vorher. Ich kehrte zu dem
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Zustand einen zwölfjährigen Jungen zurück. Erst dann, begann ich zu verstehen,
was damals passierte. Es dauerte Jahre. Und noch heute kämpfe ich mit diesem
Thema. Vielleicht ist es ja auch gar nicht möglich all diese Schmerzen zu
heilen? Es ist aber möglich für den Rest meines Lebens damit zu leben. Und
jetzt bin ich 11 Jahre älter als mein Vater es war, als er starb. Das fühlt sichseltsam an. Aber wir alle haben unsere Geschichte.
Es hat mich mein gesamtes Leben und die Erfahrung des Todes gekostet um zu
verstehen, dass mein Schicksal in meinem Dasein liegt. Viele Schmerzhafte
Dinge, die in mir verschlossen waren, traten nun ans Licht meines Bewusstseins.
Ich fühlte es in meinem Bewusstsein. Viele Leute sagen, du kannst nicht ändern,
wer du wirklich bist. Ich wusste bis zudem Zeitpunkt, als meine Vergangenheit
frei brach nicht einmal, wer ich eigentlich bin. Vor da aus begann ich eine Reise,
die mich zu dem führte, wer ich wirklich bin. Nicht wer ich vorgab zu sein. Unddiese Reise ist der schmerzhafteste Weg in deinem Leben. Und doch hat mich
diese Reise gerufen. Und ich hatte keine andere Wahl als mich in den Fluss zu
werfen und mich treiben zu lassen. Das Leben findet immer einen Weg. Und
natürlich kann ich nicht leugnen, dass die Wirkungen meiner Kindheit einen
Einfluss auf mein Leben als Künstler und Musiker hatte. Ich habe viele
Sehnsüchte und das Vermissen meines Vaters indirekt und unbewusst in meinen
Liedern verarbeitet. Unter diesem Licht, hatte meine Kindheit vielleicht eine
ganz andere Bedeutung. Vielleicht.Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist es Sommer 2010. Ich habe mit diesem
Schmerz nun seit 6 Jahren gelebt. Er ist nicht verschwunden. Und ich nehme
nun Lithium als Beruhigungsmittel. Die Ärzte sagen, dass man die Bipolare
Dissorder nicht heilen kann- Vielleicht ist es so. Vielleicht nicht. Was ich weiß
ist, dass sie wie ein Geist auf meiner Schuler sitzt und über mein Leben wacht.
Sie ist jeden Morgan da, wenn ich über die Zerbrechlichkeit des Lebens
nachdenke und dass ich alles im Bruchteil einer Sekunde verlieren kann. Und es
ist da, wenn ich aus diesen Gedanken aufwache.
ES GAB KEINE SORGEN, ES GAB KEINEN SCHMERZ.
Den größten Teil meiner Kindheit verbrachte ich glücklich und sicher. Mit
Kindheit meine ich die Zeit, bis ich 9 Jahre alt wurde. In meiner Familie schien
alles in Ordnung zu sein. In der Tat, es schien wie der Traum einer Familie.
Unser Heim war schön und finanzielle Sorgen gab es auch nicht. Die Liebe unddie Hingabe, mit der sich meine Mutter um mich kümmerte, wurde mir in
späteren Jahren ein Werkzeug zum durchhalten. Ich erinnere mich daran, dass
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ich meine Familie sehr liebt. Ich erinnere mich sogar an das magische Gefühl
von Weihnachten, als ich 8 Jahre alt war. Ich erinnere mich an den Geruch. An
die Atmosphäre. An die Sicherheit. Wir alle waren glücklich. Immer, wenn wir
versammelt waren, bat mich mein Großvater ein Lied zu singen. Ich war sehr
schüchtern, aber er hab mir immer Geld, weshalb ich es tat. Ich sang in derSchule und in einem klassischen Knabenchor namens Cantores Minores. Ich
hatte großes Selbstbewusstsein, was meinen Gesang angeht. Es fühlte sich so
leicht und natürlich an.
Als ich sieben war, bekam ich meine erste Gitarre als Weihnachtsgeschenk. Ich
hatte gesehen, wie mein Cousin Gitarre spielte, als ich 5 Jahre alt war und er
wurde sofort mein Held. Ich habe mich damals in sein Zimmer geschlichen und
an den Seiten seiner Gitarre gezupft. Ich weiß noch genau, wie sie aussah. Es
war liebe auf den ersten Blick und ich konnte diesen Zauber der Gitarre nichtwirklich verstehen. Mein Cousin zeigte mir einige Akkorde und Songs von den
Beatles. "Eight Days a Week" war einer der Songs, die er mir beibrachte. Er
spielte auch in einer Band, was mich sehr beeindruckte. So wollte ich auch eine
Gitarre haben.
Es geschah am magischen Weihnachtsabend von 1973. Jeder, der das liest,
weiß, dass mich dieses Instrument an viele Orte bringen würde. Von so etwas
habe ich nie zu träumen gewagt. Ich wollte einfach unbedingt eine Gitarre
haben. Doch ich konnte am Anfang kaum damit umgehen. Es gab eine AG inder Schule, die Gitarre unterrichtete. Ich besuchte sie und lernte meine ersten
Songs. Ich war so glücklich, dass ich diese Klasse jede Woche besuchte. Meine
Mutter offenbarte mir, das ich schon als kleiner Junge von Musik beeindruckt
war und die Top40 auswendig konnte, wenn sie im Radio lief.
Doch nicht alles war rosig. Meine Oma hatte Krebs und ihr wurden beide Beine
amputiert. Mein Vater trug sie an Heiligabend und setzte sie auf ihren Platz auf
der Couch. Sie sagte, der Krebs mache sie Stolz, da sie nun die Aufmerksamkeit
bekam, die sie als gesunder Mensch nie bekam.Doch es war nicht alles rosig. Ich erinnere mich, dass meine Großmutter hatte
Krebs und beide Beine amputiert wurden. Ich erinnere mich noch meinen Vater
trug sie oben am Heiligen Abend und platzieren sie auf einer Couch. Sie sagte,
dass es in gewisser Weise groß ist, um Krebs zu haben, weil sie jetzt wenigstens
die Aufmerksamkeit, die sie nie gehabt und trotzdem gesund bekommen. Ich
dachte darüber nach, ob man den Krebs selbst entfesselte. Nun weiß ich, dass es
meiner Meinung nach so ist. Vielleicht nicht in alles Fällen, aber in vielen.
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Im folgenden Jahr starb meine Oma, trotz der Aufmerksamkeit, die man ihr gab.
Ich erinnere mich an die Beerdigung. Sie kam in das Familiengrab meines
Vaters und Großvaters. Ich werde dort nicht begraben werden.
Der Tod ist etwas sehr Abstraktes. Kinder bis zu einem gewissen Alter
verstehen ihn nicht. Oder verstehen und akzeptieren sie ihn vielleicht als etwasNatürliches und verarbeiten ihn besser als wir erwachsene? Ein Grund für das
abstrakte Denken über ihn, ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass er ein
Tabu der Gesellschaft ist. Die Augen werden einfach davor verschlossen.
Niemand versteht, dass er eines Tages sterben wird. Vielleicht schon morgen.
Man weiß nie wann. Kinder scheinen den Tod für selbstverständlich zu halten.
Meiner Meinung nach, können die Kinder in diesem Fall die besten Lehrer sein,
wenn wir demütig genug sind, ihnen zuzuhören. Sie haben uns viel mitzuteilen.
Ich vermisse das Gefühl sehr, was man als Achtjähriger hat, wenn alle Sinnenoch so anders sind. Wenn man die Welt durch die Augen eines Kindes
beobachtet.
Abgesehen davon, zu was sie durch die Schule und die Eltern werden, so
reagieren Kinder in dieser Welt und in diesem Alter anders. Sie fühlen. Sie sind
noch nicht von Regeln, Dogmen und Tabus beeinflusst, so dass man wirklich
sagen kann, dass sie leben. Sie sind sehr ein in allem, was sie tun. Ob sie Spielenund umherrennen, was Kinder eben tun. Sie sind unschuldig. Ich erinnere mich
noch genau an die Gefühle von damals. Wie das Gras roch. Wie es war, mit
meinen Freunden Fußball zu spielen, bis man vor Durst am Abend nachhause
lief. Wie gut das Eis im Sommer war. Das Gefühl der Freiheit, wenn die
Sommerferien beginnen und der ganze Sommer vor einem lag. Den Sommer für
sich zu haben. Wie es war Mädchen zu ärgern. Wie man das eigene Lächeln und
das eigene Glück spürte. Wie ich Mathe hasste und Musik liebte. Ich erinnere
mich an all das mit einer Nostalgie. Doch diese Zeiten werden niezurückkommen. Hätte ich nur 2% meines damaligen Glücks, wäre ich heute der
glücklichste Mensch auf Erden.
Mein Vater arbeitete in einem Elektrogeschäft, indem er Tüvs und Radios
verkaufte. Er hatte eine große Musiksammlung zu Hause und ich war wirklich
daran interessiert. Die erste Kassette, die ich hörte war ABBA. Er gab sie mir.
Ich glaube es war ihr erstes Album. Ich erinnere mich, wie sehr ich diese Songs
liebte und versuchte sie auf meiner Gitarre zu spielen. Langezeit, Abba blieb
meine einzige Lieblingsband. Ich liebte sie und erinnere mich, wie frisch sichihre Musik anhörte. Ich wollte so ein wie sie, denn sie waren unglaublich gut.
Sie hatten acht Nummer-Eins-Hits in Folge. Den Anfang machte SOS. Viele
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Musik aus meinem Elternhaus, auch finnische, sind der Ursprung für viele
Lieder, die ich schrieb.
Ich habe nie einen Song bewusst kopiert und es war immer ein peinlicher
Moment, wenn sich zwei Songs ähnelten. Es ist für mich ein Zeichen meines
Unterbewusstseins. Es speichert Melodien und Lieder, die vielleicht 30 oder 40Jahre zurück liegen. Es speichert alles, was dir passiert. So setzte sich alles
Zusammen. Aber es passierte sehr langsam. Doch am Ende war mir klar, dass
die Musik eine große Bedeutung in meinem Leben hat. Ich erinnere mich daran
jedoch nicht bewusst.
Als Kind hatte ich viele andere Hobbys. Ich spielte in einem Eishockey-Team
und auch Basketball. Ich war größer als die anderen Jungs in meinem Alter und
ich erinnere mich, dass ich Basketball wirklich sehr mochte. Ich habe auch
schwimmen im Sommer sehr genossen. Es war eine glückliche Kindheit, bis zueinem gewissen Punkt, der alles änderte. Ein Albtraum.
Die Zeile im Song Forever "Oh how happy I was then. There was no sorrow,
there was no pain. Walking trough the green fields, sunshine in my eyes" (z.Dt:
Oh wie glücklich war ich damals. Es gab keine Sorgen, es gab keine Pein. Ich
laufe durch grüne Felder, der Sonnenschein in meinen Augen) reflektiert, wie
meine Kindheit war. Obwohl dieses Lied von meinem Vater stammte. Die
Grünen Felder sind noch da. Ich muss sie nur wieder finden. Vielleicht werde
ich das eines Tages. Vielleicht finde ich mich eines Tages als dieser Jungewieder. Und dann weiß ich, dass ich endlich wieder nach Hause kann. Ich habe
so viele Dinge, die ich ihm erzählen muss. So viel, was ich ihm erklären und mit
ihm teilen will. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages auf einer sonnigen Straße
treffen.
BEGINN DER PSYCHOSE
Es geschah schrittweiße. Es begann Weihnachten 2004 bis zum Herbst 2005. Im
Rückblick auf die Zeit, stelle ich fest, dass ich in einem psychotischen Zustand
war. Im Jahr 2004, vor meinem Nervenzusammenbruch und vor der
Diagnostizierung meiner bipolaren Störung, gründete ich ein Aufnahmestudio
namens "Goldenworks" (dt. Goldarbeit). Ich brachte die Lizenzgebühren auf und
nahm einen Bankkredit in der Höhe von 150 000 Euro auf. Als das Studio fertig
war, begann man mit dem Bau einer Tiefgarage unter meinem Studio. Dasbedeutete konstantes Bohren und Explosionen, viele Male am Tag. Es war
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offensichtlich, dass es keine Kunden gibt, die unter solchen Bedingungen etwas
aufnehmen oder mischen wollen. Es war mein Traum. Meine Zukunft. Mein
eigenes Studio. Und es war zum Scheitern verurteilt, bevor es begonnen hatte.
Nur ein Album wurde dort aufgenommen. Das schwarze Album von
Stratovarius. Anschließend musste ich vor Gericht gegen den Vermieterantreten. Ich wollte von meinem Mietvertrag zurücktreten. Doch er weigerte
sich. Sie sagte es würde nicht geschehe und es stellt sich heraus, dass das
Parkhaus bereits geplant war, als ich den Vertrag unterzeichnete. Dennoch
verlor ich den ersten Streit vor Gericht. Ich appellierte schließlich an ein höheres
Gericht und gewann. Doch es hat mich vier Jahre meines Lebens gekostet. Mein
Vermieter musste nun beinahe 50.000€ an Anwaltskosten bezahlen. Und das
obwohl ich nur gebeten habe von dem Vertrag zurückzutreten. Alles im Leben
kommt so zurück, wie es gegeben wurde.Ich weiß nicht ob es die Medikamente waren, die mich in meine Psychose
trieben. Aber ich merkte, dass ich verrückt wurde. Ich wurde oft zornig und
einfache Dinge haben mich gereizt. Laute Geräusche machten mich wütend.
Alles machte mich wütend. Ich denke, dass sich Manie langsam in einer
Psychose entwickelt. Psychotisch bedeutet, dass man die Dinge um einen
herum, nicht mehr wahrnimmt und nicht mehr zuordnen kann. Man kann es
auch als "verrückt sein" bezeichnen.
Zum Beispiel: Es gab eine ET-Puppe im Studio, die sechs Sätze sprechenkonnte. Ein Satz war speziell dafür, wenn man die Hand drückte. Nun kam es
aber zeitweise vor, dass diese Puppe von alleine sprach. Sogar Timo Kotipelto
hatte dies einmal gehört, als wir das "schwarze" Album aufgenommen haben.
Ich erinnere mich an dieses seltsame Gefühl in meinem Kopf. Es war eine
Mischung aus Angst und Arroganz. Aber vor allem Angst. Einmal ging ich in
einen Laden um Essen zu kaufen. Wir brauchten unbedingt Butter. Und ich
stand vor der Butter und starrte sie an. Diese Marke sah seit 20 Jahren gleich
aus. Doch plötzlich hatte sie ihren Namen gewechselt. Doch sie glich der altenButter. Ich dachte, ich bildete mir den Namen nur ein, und starrte die Butter
weiter an, bis ich zu denken begann, dass in meinem Kopf etwas falsch lief. So
wurde es immer schlimmer und schlimmer.
Eines Tages kam mich ein Freund der Band im Tonstudio besuchen. Als er
fragte ob er kommen könne, sagte ich ihm zu. Später erkannte ich, dass dieser
Mann Satan selbst war. Ich weiß es klingt sehr merkwürdig aber es erschien mir
absolut logisch in diesem Moment. Als der in Studio kam war ich mir zu 100%
sicher, dass er Satan selbst war und gekommen ist um die Lieder zu hören. Ersaß an auf meinem Sitz am Mischpult und ich lehnte ihm gegenüber. Ich dachte
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nur: Du musst mir nichts vormachen. Ich weiß genau wer du bist. Und so blickte
ich ihm in die Augen. Und das obwohl ich gar nicht daran glaubte, das Satan
wirklich existiert. Doch vielleicht tue ich das auf einer tieferen Ebene. Und
dabei war dieser Kerl einer der nettesten, die ich kannte und je in meinem Leben
getroffen habe. Ich begann in die Schatten weilt der Psychose zu stürzen. Und esist ein Fakt, dass nicht jeder aus dieser Welt entkommt.
Dann kam die Zeit, in der ich nach Berlin ging um dort einer Plattenfirma einige
Mixes vorzuspielen. Zur gleichen zeit wurden die Berliner Filmfestspiele
veranstaltet. Ich rief einen finnischen Filmproduzenten an, um mit ihm etwas zu
unternehmen, doch er hatte bereits das Haus verlassen. Er schlug vor, dass ich
seinen isländischen Freund treffe. Nennen wir diesen Mann Yngvar. Er rief
mich an und sagte mir, er würde einen Freund aus Österreich mitbringen.
Außerdem sagte er am Telefon, er sei "der letzte Wikinger". Sie kamen in meinHotel und ich wartete auf der Theke. Sie sagte mir: "Wir wissen wer du bist,
aber nicht wie du aussiehst." Das klang sehr seltsam. Sie waren merkwürdige
Leute. Sie sagten sie wären im Filmgeschäft tätig. Beide hatten ein schwarzes
Notizbuch und sie wollten wissen, warum ich keins hatte. Der Sinn des Buches
offenbarte sich mir bereits in der Hotelbar. Sie baten jede Frau um ihre
Handynummer oder E-Mail-Adresse.
Zu meiner Überraschung gaben erstaunlich viele Frauen diese Informationen
preis. Und dann sagten die Beiden zu mir, dass sich ihr Schicksal offenbarte.Das alles klang sehr logisch für mich, da ich mich zu dieser Zeit in einer
manischen Episode aufhielt.
Als wir an der Hotelbar saßen und Bier tranken sagte Yngvar zu mir, er sei der
Vermittler zwischen Gott und Teufel und das er gekommen sei um die Fackel an
mich weiter zu geben. Es sagte auch, dass ich in 2,5 Jahren weltberühmt werden
würde und dass die Menschen mir folgen würden. Er sagte, dass ich im Schlaf
sterbe, wenn ich 70 Jahre alt bin. Das mein Weg steinig sein wird, aber am Ende
alles gut wird. All das war unter der Berücksichtigung meines Zustandes sehrbeängstigend für mich. Ich verstand diesen Mann nicht. Später gingen wir in
einen Club und er zückte sein Notizbuch und gab mir seine Jacke. Er fragte
mich ob er mir trauen könne und ich sagte "ja" und nahm die Jacke. Nach 10
Minuten kam er zurück und bedankte sich. Er zeigte mir, dass in seiner Jacke
eine Waffe war, mit der er mich beschützen wollte.
Das Gleiche geschah nun in mehreren Clubs und Yngvar wurde sehr betrunken.
Wir nahmen ein Taxi und die beiden saßen auf dem Rücksitz. Ich saß vorne.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass Yngvar meine Gedanken ließt. Ich wusstenicht, warum ich dieses Gefühl hatte. Dies war dann meine erste Paranormale
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Erfahrung. Ich dachte mir: Wenn du meine Gedanken lesen kannst, klopfe mir
zwei Mal auf den Rücken. Dieser Mann konnte wirklich meine Gedanken lesen.
Dieser Mann konnte tatsächlich meine Gedanken lesen und als wir schließlich
aus dem Auto ausstiegen stand ich unter Schock. Ich stand davor erneut in
meine Manie einzutauchen. Yngvar sagte mir, ich solle heute endlich vonmeinem Vater ablassen. Wie in aller Welt konnte er das nur wissen? Ich begann
ihn anzuschreien: "Was willst du von mir?!". Er sagte: "Timo. Ich will nichts
von dir. Aber ich möchte, dass du weißt, dass du einen Freund hast." Wir gingen
weiter in die Lobby des Hotels und er sagte mir, wenn 100 Männer in diesen
Raum stürmen würden und auf mich schießen würden, dann würde er alle
Kugeln abfangen. Doch dann geschah das Schlimmste. Etwas, das mich beinahe
dazu brachte erneut in meine Manie einzutauchen. Denn es war so real. Etwas,
dass mich bis zum heutigen Tag verfolgt. Yngvar wurde sehr betrunken unddann grinste er mich seltsam an. Ich begann ein Pochen in meinem Kopf zu
spüren. Und dann sah ich. Zwei pechschwarze Flügel auf seinem Rücken. Sie
waren nicht sehr lang. Vielleicht 40cm. Doch sie sagen fürchterlich aus. Und er
merkte, dass ich sie sah, da er immer mehr und mehr grinste. Ich weiß nicht wie
er es tat. Aber es schien, als würde er diese Flügel in meinen Geist projizieren.
Vielleicht kam daher auch der Schmerz in meinem Kopf. Und ich konnte nicht
glauben, was ich da sehe. Dann gingen wir in die Lobby und er begann darüber
zu klagen, dass er seine Kinder nie sehen würde. Nach einiger Zeit meinte er, essei Zeit für ihn zu gehen und er verließ mich mit Markus. Ich sah beide
Menschen nie wieder. Er ließ mich in einem Zustand des Schocks zurück. Ein
Zustand aus Schock, Entsetzen und Unglauben. Und einem Haufen an Fragen.
Nach diesem Ereignis wurde ich wieder sehr Manisch. Ich versuchte all dem
einen Sinn zu geben. Ich fing an zu denken, ich sei etwas Besonderes. Der Bote
Gottes auf Erden und legitimiert dazu, all das zu tun, was ich will. Ich sah nicht,
dass er einfach mit seinen telekinetischen Kräften mit mir gespielt hat. Ich weiß
nicht, ob er es war, oder meine Manie. Vielleicht tun manche Menschen einemdas einfach an. Doch diese Leute haben keine Moral. Sie sind Soziopathen, die
einfach nur Spaß haben wollen. Menschen, die einem eine Menge abverlangen.
Alles war in diesem Sommer, dem Sommer 2005, chaotisch.
Wohin ich auch ging, sah ich die Leute beten. Ich begann zu denken, dass sie
wegen mir beten, es mir aber verheimlichen wollen. Auch wenn es verrückt
klingt. Aber in diesem Sommer war es für mich die Wirklichkeit. Oder ein
Mangel an Realität. Ich wohnte am Meer. Als eines Tages ein Sturm wütete ging
ich an das Ufer und befahl dem Meer sich zu beruhigen, so wie es einst Jesus tat.Und ich erinnere mich genau daran, dass das Meer ruhiger wurde. Am Abend,
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als ich nach Hause zurückkehrte, ich verbrachte den Tag im Studio, hörte ich
"Into the West" von "Return of the King". Es handelte von der Rückkehr des
Messias. Ich erinnere mich daran, wie ich in den Nachthimmel blickte und mir
wünschte eine Sternschnuppe zu sehen. Und genau in diesem Moment sah ich
eine. In meinem Kopf hatte ich genug Beweise, dass ich hier auf der erde seiund eine Mission habe.
Eines Abends wusch ich ein graues T-Shirt und hing es über die Heizung um zu
trocknen. Am nächsten Morgen befand sich auf diesem Shirt eine schwarze
Gestalt. Sie war ungefähr 10cm groß und trug ein Gewehr. Doch sie zielte nicht
auf mich. Sie blickte mich nur an. Noch heute ist diese Figur zu sehen. Und ich
kann es mir nicht erklären, wie es geschah. Und es war unmöglich anderen
davon zu berichten, da sie dachten, ich sei verrückt. Doch für mich war es real.
Und ich glaube noch immer, dass ein Teil dieser Dinge Wirklichkeit sind. Nichtalles kann mit meiner Krankheit erklärt werden. Vielleicht war ich paranoid oder
wurde es. Wenn ich aus der Ferne Explosionen hörte, dann dachte ich, sie wären
ein Zeichen für mich.
Zu diesem Zeitpunkt stand ich noch unter den falschen Medikamenten, die man
mir im Krankenhaus verschrieben hatte. Ich muss in einem halbpsychotischen
Zustand gewesen sein. Meine Mutter empfahl mir einen Psychiater, der sie in
den 80ern behandelt hatte. Und es stellte sich als einen Segen heraus. Er
erkannte sofort, dass meine Medikamente falsch waren und stellte mich neu ein.Auch für meine Angst und paranoide Tendenzen gab er mir etwas. Diese
Medikamente nehme ich jetzt seit 5 Jahren und ich werde dieses Lithium wohl
bis an das Ende meines Lebens nehmen. Oft spürte ich, die der Wahnsinn immer
stärker und stärker wurde und dann begann ich die Medikamente zu erhöhen.
Das geschah meistens im Frühjahr. Der Psychiater sagte, ich wisse am Besten,
wie ich mit meiner Krankheit umgehen soll. Das Lithium brachte mich dazu
wieder zu arbeiten. Die Tage, an denen ich betrunken war, waren vorbei. Ich
habe in den 5 Jahren keinen Alkohol angerührt. Ich habe mir damals vielentgehen lassen und ich muss sagen, dass die Tourung ganz anders ist, wenn
man nüchtern ist. Schließlich habe ich beinahe alle meine Konzerte betrunken
veranstaltet. Aber ich habe auch entdeckt, dass im Nüchter-Sein viel gutes liegt.
DER JUNGE VOM BLAUBÄREN-HÜGEL
Es geschah ohne Vorwarnung. Wie aus dem Nichts. Mein Vater war so einfriedlicher Mensch. Doch plötzlich begann er zu trinken. Das war im Jahr 1975.
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Er trank viel und wurde sehr gewalttätig. Ich war so glücklich zuvor, und ich
konnte als 9 Jähriger nicht verstehe, warum er so war. Er lag oft nackt und
betrunken auf dem Boden. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen er sich mit
Rasierklingen verletzt hatte. Seitdem habe ich eine Phobie vor Rasierklingen.
Die altmodischen Klingen, die heute zum Glück, sehr selten geworden sind. Erwar wirklich gemein und böse. Ich erinnere mich daran, wie er einmal meine
Mutter gejagt hat. Ich versuchte ihn daran zu hindern. Ich hielt ihn an seiner
Kleidung fest. Ich verstand nicht was geschah und zerbrach daran. Auf dem
Schulbild von 1976 sah ich sehr traurig aus. Wenn ich mir dieses Bild anschaue
beginne ich zu weinen. Ich war vorher so glücklich gewesen. Es ist schwer das
Gesicht zu beschreiben. Es ist jemand, der sehr schwer verletzt und verängstigt
war. Jemand, der enttäuscht war. Es ist das Bild eines zerstörten Jungen, der
gerade einmal 10 Jahre alt war.Auf der Rückseite des Bildes war etwas geschrieben. Ich konnte nur einen Teil
entziffern: Daddy wird sich umbringen. Nur Gott weiß, was dort sonst noch
stand. Nachts flüsterte er mir oft ins Ohr, dass er mich liebt. Dabei hielt er eine
brennende Zigarette in der Hand und roch nach Alkohol.
Meine Eltern haben sich oft gestritten. Ich hörte es durch meine Tür. Meine
Mutter schrie und warf Sachen. Ich weinte jede Nacht und erinnere mich daran,
wie nass mein Kissen vor lauter Tränen war. Meine Mutter hatte neben meinem
Bett ein Bild platziert, auf welchem ein Schutzengel seine Hände über zweiBetten hebt. Ich stellte mir vor, dass dieser Engel uns hätte vielleicht helfen
können.
Es kam vor, dass mein Vater so brutal wurde, dass wir von Zuhause flüchten
mussten. Eines Abends war er mit einem schrecklichen Schrei den
Wohnzimmertisch aus dem Fenster. Meine Mutter, mein Bruder und ich flohen
zu einem gewissen Verwandten. Sie gewöhnten sich an diese Besuche, die
meistens nachts waren. Ich erinnerte mich an die kalte Luft der Nacht, als wir
ins Freie flohen und trug, was wir tragen konnten. Ich erinnere mich an diePanik und die Angst, dass mein Vater uns verfolgen würde. Er tat es nie. Wir
flohen immer mit dem Auto und die Autoscheiben waren eiskalt.
Es wurde immer schlimmer. Mein Vater bedrohte meine Nachbarn mit einem
Messer und auch andere haben begonnen vor ihm Angst zu haben. Er hatte sich
vor meiner Mutter eine brennende Zigarette in den Arm gedrückt. Ich erinnere
mich, wie er eines Nachts Bewusstlos, vor lauter Beruhigungsmitteln und
Alkohol auf dem Boden lag. Meine Mutter alarmierte einen Krankenwagen und
Rettungskräfte brachten meinen Vater ins Krankenhaus. Am nächsten Morgenkehrte er zurück, als wäre nichts gewesen. "nichts ist los mit mir." Dies sagte er
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mir am nächsten Morgen. Er wollte wissen, warum wir geflohen sind und ich
antwortete, so wie ein Kind eben antwortet. "Wir hatten Angst". Er meinte wir
hätten nicht fliehen sollen. Ich habe noch das Bild im Kopf, wie meine Mutter
Alkohol in die Spüle goss. Es war ein verbitterter Versuch einen Alkoholiker
vom Trinken abzuhalten. Ich tat es ihr gleich. Ich habe in einem Katalog nacheinem Fitnessgerät geguckt, auf dem ein Bild mit Arnold Schwarzenegger war.
Ich wollte es bestellen, um genau solche Muskeln zu bekommen um meine
Familie zu beschützen. Und ich bestellte es wirklich. Es klingt absurd, aber es
zeigt nur die Verzweiflung eines kleinen Jungen in einer schrecklichen
Situation. Das Ganze dauerte etwa zwei Jahre, von 1975 bis 1977. In diesen
beiden Jahren erinnere ich mich klar, dass ich eine Art von Sicherheits-
Mechanismus entwickelte. Ich schloss mein wirkliches Selbst vor der Welt ein.
Manchmal sah ich durch das Fenster, wie mein Vater nackt im Zimmer saß undGin und Zigaretten in der Hand hatte, während ich mit Freunden spielte. Meine
Mutter weinte und meine Freunde fragten, was los sein. Ich sagte nur, dass mein
Vater eben so ist.
Ich verstehe nicht, wie ich damals immer zur Schule gehen konnte und dem
Schmerz standhielt. Ich denke, ich begann damals mit meiner falschen Identität
zu leben. Ich konnte den Schmerz einfach nicht ertragen. Das war zu viel für
einen 10 Jährigen.
Ich schmiedete Pläne, wie ich von Zuhause wegrennen konnte um demWahnsinn zu entfliehen. Doch wo sollte ich mit 10 Jahren hingehen? Ich
erinnere mich, dass ich oft an einen Ort mitten im Wald ging. Ich nannte diesen
Ort "Blaubeeren-Hügel" (original: Blueberry-Hill). An diesem Ort weinte ich
sehr oft. Er wurde mein eigener "Traumort" (original: Dreamspace)
Ich verstehe auch nicht, wie meine Mutter konnte mit dieser Situation fertig zu
werden und gehen jeden Tag zur Arbeit als wäre nichts passiert. Ich glaube, sie
hatte ein ähnliches Sicherheits-Mechanismus, hatte ich entwickelt. Sie musste
erleben, ihr ganzes Leben zusammenbricht unter ihr, und sie war ganz allein mitzwei Jungen. Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich schließlich sagte ihr, dass,
wenn Papa nicht verlässt dann gehe ich. Ich erinnere mich nicht, aber ich
schätze, das war wohl der Punkt, dass sie erkannte, dass sie etwas zu tun gehabt
haben. Ich verstehe auch heute noch nicht, wie meine Mutter das alles
überstand. Sie ging zur Arbeit als wäre nichts gewesen. Ich denke, sie hatte
einen ähnlichen Sicherheits-Mechanismus entwickelt wie ich. Sie sagte mir,
dass ich sie eines Tages vor die Wahl gestellt habe: Er geht oder ich. Zu diesem
Zeitpunkt muss sie erkannt haben, dass sie handeln muss. Sie sah wie ihr Lebenund das Leben ihrer Kinder zerbrach. Sie reichte die Scheidung ein. Ich erinnere
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mich nicht mehr, wie das ganze ablief. Doch an eine Situation erinnere ich mich
noch genau. Der Tag, an dem wir meinen Vater verließen. Es war ein sonniger
Tag, an dem wir eine kleine, schwarze Katze gekauft haben. Sie hatte keinen
Schwanz. Ich war glücklich, dass wir endlich entflohen waren und ich spürte
keine Angst. In nur zwei Jahren hatte mein Vater beinahe alles zerstört. Icherinnere mich nur leicht daran, wie es war, ihn nach einem halben Jahr
wiedergesehen zu haben. Es war schlimmer mit ihm geworden.
THEATER VON KÖRPER UND GEIST
Im Jahr 1999 sah ich keine andere Lösung als mich einer psychologischen
Behandlung zu unterziehen. Ich hatte gerade die Welttournee von Vision
beendet und untersuchte den Tod meines Vaters. Mein Privatleben lag ich
Trümmern und meine Karriere blühte auf. In den gelben Seiten suchte ich einen
Therapeuten. Die ersten beiden konnte ich nicht erreichen, doch der dritte
Therapeut antwortete. Er hatte eine sehr weiche Stimme. Schon Jahre zuvor
hatte ich Bücher über die Psychologie gelesen. Tausende von ihnen. Ich nutzte
sie jedoch nicht als eine Art Selbstverteidigung. Sie gaben mir Gewissheit. Ich
sagte meinem Therapeuten, dass ich wisse, dass wir nun ein Interview
durchführen würden, damit er sehen kann, ob er mich behandeln wird. Er fragte
mich, woher ich das weiß. Ich wusste es aus den Büchern. Sie sollte später eine
erfolgreiche Therapie verhindern.
Als ich ihn zum ersten Mal besuchte hatte ich große Angst. Er meinte ich stehe
unter Schock und er fragte mich ob ich etwas zu essen oder zu trinken möchte.
Die Stunde verging sehr schnell und wir einigten uns auf einen Zeitplan. Ich
würde ihn ein Mal in der Woche besuchen. Er musste eine schnelle
Entscheidung treffen. Ob er mich behandeln oder an das Krankenhaus verweisen
würde. Endlich konnte ich die Therapie beginnen.
Am Anfang der Therapie nahm ich sie oft nicht wahr oder kam zu spät. Jukka
fragte mich oft, warum ich nicht komme und einmal wurde er sogar richtig
wütend. Ich schenkte ihm oft Bücher als Geschenk und fragte, was er über mich
dachte. In den ersten Jahren der Therapie redeten wir oft über Jesus und das
Universum. Aber nicht über mich. Wir saßen oft die ganze Stunde lang da und
redeten nur ein kleines bisschen. Und erneut war ich auf der Flucht. Ich fragte
ihn oft Sachen über ihn und wir redeten oft über sein privates Leben. Das ist
sehr ungewöhnlich gewesen. Und doch habe ich jedes Mal versucht über mich
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zu reden. Ukka sagte mir, dass ich viel Schrecken in mir trage und daher auch
die Angst kam über mich zu reden. Er hatte natürlich vollkommen recht.
Mein Leben veränderte sich. Ich durchlebte eine Scheidung und führte meine
Therapie fort. Oft hielt Jukka Seminare, die ich besuchte. Ich dachte es wären
Wochenseminare, doch ich habe sie lediglich einen Tag lang besucht. In diesenTherapien dachte ich oft, dass all die anderen Menschen verrückt wären und
dass ich fliehen musste. So begann ich die Einzelgespräche mit ihm sehr zu
schätzen. Ich entdeckte vieles über mich und begann meine psychischen
Probleme zu lösen.
Langsam entwickelte ich Verständnis für die Therapie. Es war eine lange und
schmerzhafte Erkenntnis. Mein Therapeut hatte einen sehr eigenen Humor.
Oftmals drehte er Angelegenheit so, dass ich vor Lachen brüllte. Es war tragisch
komisch. Er sagte, dass viele Leute zu diesem Zeitpunkt die Therapie abbrechenwürden, wenn so etwas passiert. Doch ich brach die Therapie. Etwas wurde in
gang gesetzt, dass nicht mehr gestoppt werden konnte. Etwas, dass später auch
zu meinem Zusammenbruch führen würde und mich an den zugefrorenen See
meiner Kindheit zurückbringen würde. Es würde dafür sorgen, dass ich mich
selbst entdecke. Ich begann Schmerzen zu empfinden und ich fragte Jukka ob so
eine Therapie aussehen würde.
Seine Antworten waren oft sehr vage und ich musste selbst darauf kommen. Oft
saß ich in meinem Stuhl und weinte. Er beobachtete mich nur und sagte nichts.Das machte mich sehr wütend. Dabei sah er nur zu, wie ich auf der Suche nach
meinem eigenem Ich war. Er beobachtete um mir zu helfen. Er sagte mir, dass
wenn die Therapie endet, jede Person entscheiden muss ob man so weiter leben
will oder nicht. Das Klang so Brutal für mich, dass ich wütend wurde. Aber er
hatte Recht. Er hat nichts Böses getan. Er wollte mir nur helfen. Und er weiß,
was er tat.
Meine Therapie endete 2004 als ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Noch
heute bin ich davon überzeugt, dass die Therapie mich am Leben gehalten hatteund dass ich sonst in die Fußstapfen meines Vaters getreten wäre. Ich habe
erkannt, dass ich viele Sachen wie er gemacht habe. Jukka fragte mich, ob ich
versuche ihn zu kopieren. Meine neurotische Struktur brach direkt zusammen.
Es musste zerbrochen werden, damit eine neue, gesündere Struktur entstehen
konnte. Das alte musste sterben um den Platz für etwas Neues zu erschaffen. Ich
weiß nicht wie lange es gedauert hat und ich konnte mich nicht darauf
vorbereiten. Es war ein langer Kampf und die Gefühle von 20 Jahren wurden
behandelt. Ich begann zu fühlen. Es war ein Prozess. Wie alles im Universum.
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Die Therapie hatte mir mein Leben gerettet. Ich begann vieles zu verstehen und
entdeckte viel. Ich kann nicht leugnen, dass vieles davon mir erst klar wurde, als
die Therapie beendet war und dass sie meine Musik sehr beeinflusst hat. So
wurden die Songs für das Infinit-Album sehr davon beeinflusst, was ich in der
Therapie durchlebte und erkannte. Vielleicht war es die Entfaltung meinerPersönlichkeit. Jedenfalls geschah dieser Vorgang unbewusst. Dasselbe geschah
bei dem Album Elements Pt.1. Diese beiden Alben sind sehr wichtig für mich.
Nachdem ich die Sitzung beendete, besuchte ich sie noch einmal in 2006. Zu
diesem Zeitpunkt wurde ich wegen meiner Krankheit neu eingestellt. Es war die
letzte Therapie für mich.
SUIZID
Es war am 10. März 1978 als mein Vater das Dasein auf diesem Planeten
beendete. Ich war 12 Jahre alt und hatte ein neues Zuhause. Es war kleiner als
das andere, da meine Mutter es sich nicht anders leisten konnte. Ich teilte mir ein
Zimmer mit meinem Bruder. Es war ein schöner Ort. Mitten in der Natur und
nicht weitentfernt vom Meer. Ich hörte noch immer gerne Abba. Mittlerweile
auch die Beatles. Ebenfalls mochte ich den Humor und die Musik von John
Lennon. Er wurde so wichtig für mich wie Abba. Ich lernte Songs von beiden
Musikern. Die Scheidung meiner Eltern nahm mich sehr mit. Ich suchte
Zuflucht in der Natur und in der Musik. Ich hatte nicht viele Freunde in diesem
alter. Und obwohl ich schon mit viel Gewalt konfrontiert war, so wusste ich
dennoch nicht, wie ich mit dem umgehen sollte, was geschehen würde.
Mein Vater lebte nicht weit von mir und meinem Bruder entfernt. Es waren
vielleicht 2 Kilometer. Wir hatten ein Abkommen, dass ich ihn jedes zweite
Wochenende sehen würde. Doch so kam es nicht immer. Ich erinnere mich an
die ersten Besuche bei ihm. Wir saßen gemeinsam vor dem Fernseher und er
streichelte meinen Kopf. Ich erinnere mich noch an diese Berührung. Es war
eine der wenigen und positiven Erinnerungen aus dieser Zeit. Es hatte sich viel
geändert. Er hatte eine neue Freundin, welche auch ein Kind hatte. Ein Sohn von
acht Jahren. Die Atmosphäre war alles andere als glücklich. Die Familie machte
dasselbe durch, die wir zuvor durchgemacht haben.
Im Jahr 1998 war ich daran interessiert, wie all das mit meinem Vater geschehen
ist. In Finnland haben wir das Recht, alles über den Tod eines Verwandten
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herauszufinden und ich wollte wissen, was wirklich los war. Also kontaktierte
ich die Polizei und die Krankenhäuser um Informationen zu bekommen. Ich
erhielt eine Menge Dokumente und konnte mir ein Bild von dem machen, was in
den letzten Tagen und Wochen geschehen ist.
Zweimal wurden Sanitäter gerufen, da er betrunken und auf Beruhigungsmittelwar. Sein herz blieb stehen, doch man konnte ihn reanimieren. Zu diesem
Zeitpunkt, sah niemand das kommen, was unausweichlich war. Das ist für mich
heute unverständlich.
Einen Tag vor seinem Selbstmord kaufte er sich eine Flasche Cognac und nahm
ein Taxi zum Sommerhaus unserer Familie. Er betrank sich und schlug die
Fenster ein. Alles war mit seinem Blut bedeckt. Er schlief mit einer brennenden
Zigarette ein und nach kurzer Zeit stand das Haus in Flammen. Es kam Hilfe
und man konnte ihn im letzten Moment aus dem brennenden haus ziehen. Alleswurde zerstört. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, indem seine Wunden
behandelt wurden. Anschließend brachte man ihn zur Polizei, wo er wegen
Einbruch festgehalten wurde. Doch die Polizei fand heraus, dass er Teil der
Besitzerfamilie war.
Er wurde verhört und versuchte sich in der Zelle zu suizidieren. Mittels
Glühbirne und dem Nutzen von Elektrizität. Dies gelang jedoch nicht, da ein
Polizist es mitbekam. Anschließend wurde er von seinem Vater, meinem
Großvater, abgeholt. Er war der Kopf des Familiengeschäfts und ich denke, dassseine Reaktion meinen Vater endgültig in den Selbstmord trieb. Er war wütend.
Er nahm ihn mit nach Hause und sagte ihm, dass er ihn kündigen würde. Er
nahm ihm seinen Dienstwagen ab. All diese Dinge erfuhr ich durch die
Dokumente.
Ich war erst seit einer Woche 12 Jahre alt. Mein Vater nahm mich mit in einen
Laden und kaufte mir ein Aquarium. Es war ein wirklich liebevolles und
wunderbares Geschenk, da ich mich sehr für die Natur und das Wasserleben
interessierte.Es war der Morgen des 12. März 1978. Es war der letzte Tag in meinem Leben,
wie es vorher war. Und es war der Tag, der alles für immer verändern würde.
Nie wieder würde ich auf diese Welt blicken, wie ich es zuvor getan habe. Es
war ein kalter Wintertag und ich machte mich um 7:30 auf den weg zur Schule.
Meine Route erstreckte ich über zwei Kilometer. Fast jeden Tag sah ich das
Haus meines Vaters. Es lag kurz vor meiner Schule. An diesem Tag ging ich
einen leicht veränderten Weg. Dies tat ich zum ersten Mal. Ich erinnere mich
noch genau daran, dass ich einen klaren Gedanken hatte: "Gehe in die andereRichtung." Der Weg, den ich ging führte mich direkt am Haus meines Vaters
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vorbei. Ich ging diesen Weg zum ersten Mal. Als ich sein Haus passierte, blickte
ich hinauf. Ich schaute zur vierten Etage des Gebäudes, wo mein Vater mit
seiner neuen Familie lebte. Zu meiner Überraschung sah ich ihn am
Schlafzimmerfenster, wie er auf die Straße blickte. Ich winkte ihm zu, doch er
bemerkte es nicht.
Ich wusste nicht, dass ich ihm zum Abschied winkte.
Ich hatte einen Gedanken. Geh hinein! Doch ich ignorierte den Gedanken und
setzte meinen Weg in die Schule fort. Sie lag nur 200 Meter entfernt. Die erste
Stunde begann. Zwischen den Stunden hatten wir immer eine zehnminütige
Pause, die wir im Freien verbringen konnten. Es war 8:55 und ich sah, wie ein
Krankenwagen und ein Polizeiauto in die Richtung fuhren, in der mein Vater
wohnte. Die gesamte Schule lief ihnen hinterher. Doch ich nicht. Ich wusste es.Ich wusste auf eine eigenartige Weise, was geschehen war. Als die Leute
zurückkamen, fragte ich, was geschehen sei. Sie sagten, dass ein Mann in den
Tod gesprungen wäre. Ich erkundigte mich nach der Kleidung des Mannes und
die Beschreibung passte auf das, was mein Vater oft trug. Als der Unterricht
wieder begann, fragte ich meinen Lehrer ob ich nach Hause gehen dürfte, da ich
mich krank fühlte. Ich rannte den gesamten Weg. Als ich am Haus meines
Vaters vorbeikam, sah ich wie der gesamte Bereich mit Blut bedeckt war.
Zuhause angekommen war ich alleine. Niemand war da, weshalb ich beimeinem Vater anrief. Es meldete sich eine weinende, weibliche Stimme. Dies
war für mich die endgültige Bestätigung. Ich wusste, dass mein Vater gestorben
war. Meine Großmutter hohle mich ab und brachte mich zum Haus meines
Großvaters. Die gesamte Familie war versammelt. An den Rest des Tages
erinnere ich mich nicht.
Als ich die Polizei um die Dokumente gebeten habe, erfuhr ich, dass es auch
Fotos gab. Es ist normal, dass von einem Tatort Fotos gemacht werden. In
Fällen eines Suizids braucht die Polizei nichts anderes um ein Fremdwirken oderein Verbrechen auszuschließen. Der Polizist sagte mir, dass es sieben Bilder
gab. Auf zweien davon sei der Leichnam meines Vaters zu sehen. Eine
Aufnahme aus der Ferne. Eine aus der Nähe. Ich bat um alle Aufnahmen. Außer
die, auf denen ich meinen Vater sehen konnte. Ich fragte den Polizisten, ob sie
schlimm sind. Doch dies konnte er mir nicht beantworten. Als ich den Umschlaf
öffnete bekam ich einen Schock. Ich sah nur Blut. Und in einem Bild erkannte
ich meinen Vater. Er lag im Schnee und trug das Outfit, dass er Zuhause immer
trug.
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Am Morgen verließ seine Freundin das Haus um 7:00 und ging zur Arbeit. Es
war der Tag, nachdem mein Vater gekündigt und von der Polizei entlassen
wurde. Wie bereits beschrieben verließ ich mein Heim um 7:30 und erreichte
sein Haus um 7:45. Dies war nur eine Stunde von seinem Tod entfernt. Ich war
der letzte Mensch, der ihn lebend sah. Was in dieser Stunde geschah wurde miraus den Unterlagen der Polizei klar.
Er ging in die Küche und nahm sich ein Filetmesser. Dann ging er ins Bad und
setzte sich in die Badewanne. Er schnitt sich die Arterien auf beiden Armen auf.
Er setzte das Messer am Ehering an. Keiner weiß, wie er das genau gemacht
hatte. Anschließend legte er das Messer ordentlich in den Shampoo-Halter. Am
Ende war die Wanne mit 5 Zentimetern Blut gefüllt. Da kein Wasser in der
Wanne gefunden wurde, muss es sich beinahe um sein gesamtes Blut gehandelt
haben. Von den Fotografien aus konnte man erkenne, dass er, vermutlich ineinem Zustand des Schocks, aus der Badewanne ausstieg und sich ins
Schlafzimmer begab. Überall waren Blutflecken, als er sich auf das Bett saß.
Anschießend ging er auf den Balkon neben dem Schlafzimmer. Er setzte sich
auf das Geländer und verlor nach einiger Zeit den Halt. Als er auf den Boden
aufschlug war er sofort tot. Der Zeitpunkt seines Todes war 8:45
Die Bilder waren sehr schrecklich, doch ich musste sehen, was sich vor 20
Jahren abgespielt hatte. Es ist mir sogar gelungen seine Freundin zu finden und
mit ihr zu reden. Sie erzählte mir das, was ich schon vorher wusste. Es gabkeinen Abschiedsbrief. Mein Vater hatte eine Lebensversicherung
abgeschlossen, die auf meinen Bruder und mich lief. Zuvor hatte er sie jedoch
auf seine neue Familie umgeändert. Sie erzählte mir, dass die Zeit mit ihm sehr
schlimm war und sie über das Ende der Beziehung nachdachte. In seiner letzten
Nacht auf Erden hatte er kaum geschlafen und war sehr unruhig. Wahrscheinlich
hatte er bereits die Entscheidung gefasst. Sie sagte mir, dass sie nachts
aufwachte und drei Zeichen neben dem Bett sah. Da ich dachte, mein Besuch
störe sie, verließ ich sie. Ich glaube, sie hat mir nicht alles erzählt.Die Beerdigung fand wenige Woche später statt. Ich erinnere mich an das
Krematorium und an den weißen Sarg. Ein Priester sagte etwas und wir legten
Blumen auf den Sarg. Ich erinnere mich nicht daran, was meine Mutter sagte.
Sie meinte, es wäre eine Beerdigung zum Abschied gewesen. Doch ich verstand
das alles nicht. Ich war 12 Jahre alt und stand unter Schock. All das würde noch
lange zeit brauchen, bis ich es verstehen würde. Ich veränderte mich und hörte
auf, den Menschen zu vertrauen.
Und so wurde mein Vater zu Grabe getragen, wie man hier sagt. Doch dasLeben ging weiter. Nichts war wie vorher. Ich habe es irgendwie geschafft all
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das vor meinem Bewusstsein zu verbergen und es dauerte 20 Jahre, bis es
wieder ans Licht kam. Meine Mutter nahm mich mit zu einer
Kinderpsychologin. Doch sie konnte zu diesem Zeitpunkt nichts tun. Sie sagte
nur, dass ich eines Tages damit Leben könne. Und sie hatte recht.
Das Leben mit bipolarer Störung
Als meine Krankheit das erste Mal diagnostiziert wurde, dachte ich, ich könnte
es nicht schaffen. Ich spürte angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Doch dann
bekam ich die richtigen Medikamente. Doch noch heute habe ich oft diese
manischen Episoden und auch das Paranormale sollte nicht unerwähnt bleiben.
Es kann Jahre dauern, bis der Körper sich erholt hat und man hat wenig Ruhe,
was ein wahrer Luxus wäre. Es ist nicht leicht mit dieser Krankheit zu leben. Esist, als würde die Kerze des Lebens von beiden Seiten ausbrennen. Viele
Menschen denken, man sei verantwortlich für eigene Handlungen, doch das
stimmt nicht immer. Bei einem Krebskranken würde man das nicht denken.
Selbst vor Gericht sind manche Taten bei Erkrankten unwirksam. Ich denke,
dass es falsch ist Menschen mit bipolarer Störung für Taten verantwortlich zu
machen. Wir Menschen funktionieren dann nur nach unseren Trieben. Alleine
die Selbstmordrate von 25% bei Erkrankten weist auf die Ernsthaftigkeit der
Krankheit hin. Es gibt nur Triebe und Instinkt. Kein rationales Denken. Ich warbeim Aufnehmen des schwarzen Albums die meiste Zeit alleine im Studio.
Umgeben von Bohr- und Explosionsklängen, finanziellen Schwierigkeiten,
einem gescheiterten Aufnahmestudio, dem Banddruck sowie allem anderen, was
in meinem Leben los war. So verbrachte ich Weihnachten 2004 am Arbeiten mit
Jörg Michaels Tonproben. Nur acht Monate vorher hatte ich einen
Nervenzusammenbruch. Ich habe sehr hart zu dieser Zeit gearbeitet. Vielleicht
zu hart. Es ist ein Wunder, dass dieses Album wirklich fertig geworden ist.
Menschen wie ich, die das Glück auf Therapie und die richtigen Medikamentehaben können ein relativ normales Leben führen. Doch sie sollten nicht zu hart
arbeiten, was meine Arbeit definitiv nicht ist. Alleine die Arbeit in einer
Rockband und das Tourung ist sehr schwer.
Ich nehme am Tag vier Tabletten von Lithiumcarbonat. Das sind am Tag 1,2
Gramm und im Jahr ca. 350 Gramm. Angesichts, das meine Musikrichtung
Metal heißt, ist das ganze sehr ironisch. Ich hatte das Glück nicht gestorben zu
sein, bevor meine Medikamente gefunden wurden. Ich fühle mich mit meinen
Medikamenten sehr müde. Manische Episoden bleiben teilweise aus und ich willnicht sagen, dass die Medikamente die Traurigkeit und die Depression
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wegnehmen. Es gab noch immer Zeiten, in denen ich schwarze Depressionen
hatte und ein halbes Jahr lang im Bett lag und geweint habe. Denn für diesen
Schmerz gibt es oft rationale Gründe.
Eine Menge Künstler haben diese Krankheit. Ernst Hemingway und Virginia
Wolfe begangen beide Suizid. Beethoven und Cobain hatten es. Wenn es einenGrund für mich gibt dieses Buch zu schreiben, dass ist es, weil ich die
Geschichte eines Mannes erzählen will, der heute noch hier ist um sie zu
erzählen, obwohl er viel durchgemacht hat. Ich habe immer offen über meine
Krankheit gesprochen und bin damit in Interviews auch an die Öffentlichkeit
gegangen. Grund dafür war es, anderen, die diese Krankheit haben, die
Hoffnung zu geben, weiter zu machen. Ich bekomme oft Nachrichten von
Leuten, die leiden. Ich versuche oft ihnen zu helfen und nehme mir die Zeit
dafür. Ich glaube nicht, dass ich Jesus bin. Nicht mehr. Ich habe nicht mehr dieArroganz, dass ich denke, die Welt könne gerettet werden. Die Welt ist einfach
und ich habe Begriffen das auch in nur ein Tropfen im Ozean bin.
Aufgewachsen im Wald der Vögel und das Finden eines Rettungsbootes
Im Spätsommer des Jahres zogen wir weg von all den schlimmen Sachen. Ich
wechselte die Schule, doch musste ich dieses Schuljahr noch an derselben
Schule beenden. Ich erinnere mich daran, wie viel Angst ich hatte in die Schule
zurückzukehren und schämte mich für die Taten meines Vaters. Doch die
Menschen gingen sehr behutsam mit mir um. Lehrer, die vorher streng waren,waren jetzt sehr nett zu mir. Sie nahmen eine traurige und verständnisvolle
Haltung ein. Ich genoss die Aufmerksamkeit, die man mir zu kommen ließ. Ich
begriff irgendwo tief in mir, dass die Ereignisse sehr schlimm gewesen sind.
Doch sie waren viel zu schlimm, als dass ich sie hätte in den jungen Jahren
verstehen können.
Ich verbrachte einen großen Teil des Sommers 1978 in einer melancholischen
Einsamkeit, die später Teil meines Charakters werden sollte. Ich verließ am
Morgen das Haus und kehrte erst am Abend zurück. Ich war oft alleine. Ich gingan das Meer und blickte auf die See und starrte in die Leere. Ich fühlte sie und
brachte sie mit meinem Vater in Verbindung. Manchmal ging ich in den Wald.
Ich beobachtete die Natur bis ins kleinste Detail. Das glitzern den Blättern nach
dem Regen oder die verschiedenen Arten von Fischen. Ich fühlte mich in der
Natur beheimatet und fühlte keine Gefahr. Ich begann mich von der Menschheit
abzuschotten. Die Menschen kamen mir unberechenbar und nicht
vertrauenswürdig vor. Doch mir war klar, dass ich in der Zukunft noch viel mit
ihnen zu tun haben werde. Das waren große Gedanken und große Fragen füreinen 12-jährigen Jungen.
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Neben der Natur bot mir auch die Musik ein Zuhause. Ich füllte meine zeit mit
Abba und den Beatles. Ich erinnere mich daran, dass ich über den Verlust
meines Vaters weinte, als meine Mutter zur Arbeit ging und ich alleine zu Hause
blieb. Es war das Weinen eines kleinen Jungen, der im Netz der Spinne
gefangen war. Ich erinnere mich daran, wie ich Orgel gespielt habe. Dies warennur einige Monate nach dem Tod meines Vaters. Ich spielte und weinte dabei.
Ich sang einen eigenen Text. Er lautete "Papa warum hast du mich verlassen?
Papa ich liebe dich." Dieselbe Melodie wurde zum Anfang des Liedes
"Destiny". Gesungen von einem kleinen Jungen aus dem Chor Cantores
Minores. Der Chor, der auch später in diesem Lied singen würde. Dies war
meine erste Komponisation. Dabei wusste ich nicht einmal was komponieren
eigentlich ist. Ich weinte und spielte. Und auch in der Zukunft würden viele
Lieder diese Traurigkeit in sich tragen.Dann zogen wir an einen neuen Ort um einen Neuanfang zu machen. Er lag nur
40 Kilometer von meiner alten Heimat entfernt. Würde man es aus dem
Finnischen übersetzen, so würde der Ort "Vogelwald" heißen. Es war ein
wirklich wunderschöner Ort. Wir hatten einen Pool und ich hatte mein eigenes
Zimmer. Ein alte Birke, sie war riesig, stand nur wenige Meter entfernt und die
Blätter hingen über meinem Fenster, was mir ein Naturgefühl gab. Ich liebe
mein Zimmer. Ich hatte mein Aquarium, was mein Vater mir geschenkt hatte.
Dennoch habe ich mich zurückgezogen und die Natur erkundet. Ich fand vieleOrte, die ich mochte.
Ich erinnere mich, dass sehr oft nachts ohne besonderen Grund Angst. Die Angst
war in mir. Ich erinnere mich, an etwas sehr verängstigt. Ich hatte Träume, in
denen ich fliegen hoch über der Welt war und dann plötzlich zu fallen begann.
Ich fiel sehr langsam und erreicht den Boden und ich erinnere mich wirklich das
Gefühl meine Füße den Boden berühren, in dem Traum. Es fühlte sich so real
ist. An dieser Stelle die schrecklichen Ereignisse, die sich einige Monate oder
ein Jahr zuvor waren aus meinem Bewusstsein geschoben. Ich bin sicher, siebeeinflussen mich und mein Leben, aber ich hatte keine Kenntnis von ihnen
direkt. Vielleicht ist diese Angst war eines dieser Dinge. Ich wollte nicht mehr
weinen, ich fühlte mich eher eine melancholische Sehnsucht, wie ich es nenne.
Aber das Gefühl hatte kein Objekt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich für
jemanden sehne. Ich hatte einfach Lust, dass.
Ich hatte keine Freunde. Eines Tages wurde mir mitgeteilt dass ein neuer
Schüler aus Lappland zu uns kommen würde. Er hieß Mikka und wir wurden
sehr schnell Freunde. Er spielte Klavier und seine Eltern waren sehr religiös. Erredete oft mit mir über Gott, was mich damals nicht interessierte. Wie spielten
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zusammen Gitarre und Klavier. Wir spielten zusammen in seinem Haus und es
fühlte sich so gut an. Wir spielten am Ende des Jahres oft als Duo. Sieben Jahre
später würde er für kurze Zeit der Keyboarder von Stratovarius werden.
Dann hörte ich von einer Band namens "The Shadows" deren melodische
Instrumentalmusik mich verzauberte. Ich bekam eine E-Gitarre um ihre Liederzu lernen. Sie war von der Marke Aria. An den Verstärker erinnere ich mich
nicht mehr. Ihre Musik war schön und aufregend. Ich verliebte mich in sie.
Schon bald konnte ich ihre Alben spielen und die Musik gab mir eine Identität.
Drei Bands füllten meine Welt. Shadows, Beatles und Abba. Eines Tages lief im
Radio "Smoke on the Water" von Depp Pruple. Der Riff war so magisch und ich
konnte nicht glauben, was ich da hörte. Ich war richtig stark von Deepr Purple
und Rainbow, vor allem aber von Ritchie Blackmore besessen. Er wurde mein
Idol. Er wurde mein Held. Durch das Erbe meines Vaters konnte ich mir einenFendo-Stratocaster kaufen. Ich war 14 Jahre alt, als ich in bekam. Meine Tage
waren von Musik erfüllt. Ich hatte einen kleinen Ferienjob im Laden meiner
Familie und musste einige Sachen transportieren. Es war ein schwerer Job. Ich
musste Kühlschränke und Waschmaschinen tragen. Aber ich verdiente Geld und
konnte mir eine neue Stereoanlage kaufen und meinen Verstärker durch einen
besseren ersetzen. Ich war im 7. Himmel und fing an Gitarrenunterricht zu
nehmen. Ich lernte Musikstile und Theorie. Ich spielte viel mit Mikka im Duo.
Ich spielte "Toccata und Fuge in d-Moll" in einer Kirche und sah mein Bild ineiner lokalen Zeitung, in der ich gelobt wurde. Ich spielte am Schulfest vor 500
Menschen. Ich hatte keine Angst. Die Gitarre war mein Rettungsboot. Es half
mir weiterzumachen. Die Gitarre gab mir eine Identität. Doch später lernte ich,
dass dies keine wahre Identität war. So wie eine Blume keinen Asphalt
durchbrechen kann, so kann es auch ein Mensch nicht. Das gilt auch für die
Dinge, die wir in uns tragen.
Im Vogelwald begann meine musikalische Karriere. Ich machte viele Ausflüge
in die Natur und kümmerte mich um mein Aquarium. Ich las Bücher vonLorentz und Konrad über das Verhalten von Tieren und Territorialität. Ich sah
keine großen Unterschiede zwischen Menschen und Tieren. Mich begeisterte die
TV-Serie "World War 2". Ich schaute sie mit einem reinen Unglauben. Ich
konnte nicht verstehen, wie 80 Millionen Menschen getötet wurden und warum.
Es machte keinen Sinn für mich. Ich verstand auch das Konzept von Grenzen
nicht, die den Angriff eines anderen Landes verhindern sollten. Sie existierten ja
nicht wirklich und taten es trotzdem. Und warum die Grenze geschützt werden
muss. Und warum man etwas namens Armee damit beauftragte. Ich begann einsehr düsteres Bild von Menschen zu haben.
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Im Dezember 1980 wurde John Lennon, mein Held, kaltblütig von Hinten
erschossen. Nur wenige Stunden vorher gab er ein Interview in dem es darum,
ging, was es bedeutet, wenn ein Pazifist erschossen wird. Für mich als Fan war
das eine Katastrophe. 26 Jahre später besuchte ich während einer Tour seinen
Todesplatz in New York. Ich besuchte die Strawberry Fields neben seinem Hausund die Gedenkplatte.
Irgendwann fand ich mich mit einigen Leuten zusammen, die die ähnliche Art
Musik spielten uns wir bildeten einige Bands und machten ein paar Gigs. Eine
der Bands hieß Roadblock und hatte den Drummer Tuomo Lassila, späteres
Stratovarius Mitglied, am Gesang. Eine andere Band war Thunderbird. Wir
spielten meistens Covers und ich fand heraus, dass Mädchen viel mehr an Jungsinteressiert sind, wenn sie in einer Band spielen. Vielleicht lag das am Image.
Ich war nicht sehr an Mädchen interessiert, da ich sehr schüchtern war. Ich
erinnere mich, dass mich mit 15 Jahren ein Mädchen anrief und fragte ob sie
mich besuchen kommen dürfte. Ich stotterte. Sie hatte blondes Haar und war
recht klein. Ich war sehr groß. Sie besuchte mich und saß auf der Couch. Ich saß
auf einem Stuhl gegenüber und drückte mit einem Kissen auf den Schoß. Sie
sagte mir, dass ich nicht viel rede, was ich ihr bejahte. Ich wusste nicht was ich
sagen sollte. Sie meinte, ich täte ihr Leid, weil sie mich immer alleine sieht. Ichmachte Musik an. Es war "The Wanderer" von Donna Summer. Sie verließ mich
irgendwann und wir umarmten und küssten uns. Es fühlte sich schön an. Es war
mein erster Kuss. Ich sah sie nie wieder.
Im Jahr 1984 bekam ich einen Anruf mit der Bitte Startovarius beizutreten. Ich
willigte ein und fand eine große Identität darin. Zwei Jahre später kaum auch
Mikka dazu, verließ uns jedoch kurz vor unserem platten vertrag mit CBS. Ich
sah ihn 10 Jahre nicht, doch wir blieben in einem knappen Kontakt. Ich weiß
heute noch nicht, warum er ging. Im Jahr 2005 hatte er versucht sein Leben zu
beenden. Er wollte einen Autounfall bauen. Er wurde in eine Psychiatrie
eingewiesen. Ich schickte ihm Cd-Player, Cds und Bücher. Er schickte mir
verstörte Briefe in denen er meinte Gott für den Rest seines Lebens dienen zu
wollen. Er klagte über die Dinge, mit denen er auch mit 14 zu tun hatte. Nach
der Therapie ging er zu seinen Eltern zurück. Ich war im Urlaub in Dubrovnik
als ich im Sommer 2005 eine SMS von ihm bekam: "Wie geht es dir?" Ich habe
nie reagiert. Heute wünschte ich, ich hätte es getan. Eine Woche später sprang er
vom Balkon seines Elternhauses und starb sofort. Mein Freund war gestorben.
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Ich wurde nicht auf die Beerdigung eingeladen und hatte nicht die Kraft sein
grab zu besuchen. Er war ein sensibler Kerl. Es ist schmerzhaft- Er wurde von
den Dornen des Lebens verwundet. Und obwohl er ein Keyboarder von
Weltklasse war, so dachte er immer, er ist ein Niemand. Ich bin mir sicher, er
würde noch leben, wenn wir zusammen Musik gemacht hätten. Vielleicht werdeich eines Tages den Mut haben an sein Grab zu gehen. Ich vermisse ihn so sehr.
GITARRE, MUSIK, RUHM UND EHRE
Die Überschrift ist absichtlich provozierend. Die ersten beiden Worte sind echt.
Die folgenden zwei nicht.Als ich anfing Gitarre zu spielen, gab es mir eine echte Identität und ich bekam
ein echtes Gefühl dafür. Doch es war eine einsame Identität. Mir war nicht klar,
dass ich eine vollständige Identität nur dann bekommen würde, wenn ich mich
selbst als das akzeptiere, was ich bin. Und ich war weit davon entfernt. Ich
imitierte andere Spieler und ihre Stile anstatt etwas zu erschaffen, das wirklich
mich widerspiegeln würde. Musik zu schreiben war kein bewusster Prozess für
mich. Am Anfang übte ich Richie Blackmore und kleidete mich wie er.
Üben klingt im Kontext der Musik, als hätte es etwas mit Musik zu tun. Als ichbegann mehr über mich zu lernen, begann die Musik einfacher und freier aus
mir zu fließen. Ich schalte mein Gehirn aus und lasse die Musik strömen. Im
Jahr 2009 und 2010 habe ich in Südamerika und Europa einige Seminare zu
diesem Thema gehalten. Es basisierte auf meinen Erfahrungen. Leider ist es
schwer, etwas zu lehren. Aber nicht unmöglich, denn wir haben alle die nötigen
Gefühle und Emotionen in uns. Sie verbinden und mit Musik. Musik hat viel
damit zu tun. Und doch sprechen die Leute darüber. Es wird nur gefragt, wie ich
so schnell spielen kann. Nun, Musik ist eben nicht mechanisch. Jedes Instrumentspiegelt die Identität eines Spielers wieder. Und wenn sie nicht wissen, was ein
Charakter ist, so können sie auch keinen Kontakt mit ihren Emotionen herstellen
und diese nicht vollständig durch ihr Instrument zum Ausdruck bringen.
Als meine Band immer beliebter wurde und ich um die ganze Welt kam um vor
tausenden Leuten zu spielen, lernte ich viel über Ruhm und Ehre. Ich wurde
Gott und Meister genannt. Erst später begriff ich, was dadurch passieren kann.
Es gibt viele Musiker, die denken, sie wären Gott. Viele traurige Beispiele. Ich
habe gelernt, dass ein Musiker eher ein Entertainer ist. Man wird als Musikergeboren.
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Als Entertainer bedeutet es für mich, für Personen an einem Ort zu spielen, weil
sie mich spielen hören und sehen wollen. Es ist ein Austausch von Energien und
ich diene diesen Menschen. Es bedeutet schließlich, meine Gefühle durch Musik
auszurücken. Dies gefällt dann einer gewissen Gruppe von Menschen. Ich diene
ihnen mit meiner Musik. Ich schreibe meine Musik nicht, um bestimmtenPersonen zu gefallen. Würde ich das tun, wäre es nur ein Schwindel. Ich
schreibe die Musik für mich. Ich gehe in mich und lasse die Musik fließen. Ich
bringe sie zur Welt, weil sie geboren werden will. Es ist wie eine
Empfangsaufnahme, wenn ich diese Musik komponiere. Ich tue das nicht mit
unzähligen Stunden an Wartezeit für Inspiration. Ich komponiere direkt von
meiner Quelle aus. An dieser Stelle ist es etwas, das nur mir gehört. Es ist ein
sehr intimer Prozess. Wenn es dann dazukommt, dass die Musik aufgenommen
wird, dann hängt es von den Mitwirkenden und ihrem Grad der Sensibilisierungab, wie die Aufnahme wird. Egos ekeln mich an. Und ich habe oft mit ihnen
gekämpft. Man darf das Ego nicht über sich selbst siegen lassen. Es ist sehr
schlau und flüstert dir jeden Tag ins Ohr. Einige Male habe ich seiner hässlichen
Stimme gefolgt und wurde betrogen. Darauf habe ich gelernt. Wenn ich diesen
Satz schreibe, spüre ich die Angst, die ich vor meinem Ego habe.
Ich habe knapp 3000 Shows gespielt und habe dabei viele Länder und Kulturen
kennen gelernt. Ich habe gesehen, wie sie sich alle voneinander unterscheiden.
Doch die wundervollsten Momente, waren die Gespräche mit den Fans. Siehatten oft Berührungsängste, aber es war immer okay, wenn sie kamen und mit
mir sprachen. Es gab viele berührende Gespräche. Einmal habe ich mit einem
Vater und seinen zwei Kindern, beide spielten Gitarre, geredet. Sie wunderten
sich, dass ich eine Stunde lang mit ihnen geredet habe. Ein anderes Mal habe ich
einen Jungen kennengelernt, dessen Freundin ihn verlassen hat. Er war Sänger.
Ich forderte ihn auf auf die Bühne zu gehen und zu singen. Nach der Show
redete ich mit ihm und er fühlte sich angenommen und behütet. Jemand hörte
ihm zu. Er war zu Tränen gerührt. Und als er begann zu singen, da schloss er dieAugen. Diese Momente kommen nicht wieder und es gibt dem Leben als
Entertainer einen Sinn. Als Musiker. Als menschliches Wesen. Man ist bemüht,
seine Kraft für andere zu nutzen. Ich habe in den Jahren viele Briefe von Leuten
erhalten, die mir für meine Musik danken und mir sagten, meine Musik hätte ihr
Leben gerettet und ihnen Kraft und Hoffnung zum Weitermachen gegeben.
Mein Ego würde dabei durchdrehen vor Stolz. Doch ich fühle mich lediglich
demütig.
Es gab Zeiten, da wachte ich im Bett des Tourbuses auf und lag in meinemeigenen Erbrochenen. Die meisten Shows zwischen 1996 und 2003 habe ich
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betrunken gespielt und das Trinken ging natürlich bis zum nächsten Morgen
weiter. Nun habe ich Alkohol seit vielen Jahren nicht mehr berührt und ich muss
sagen, dass sich alles viel Klarer anfühlt. Es ist anders, seine Gefühle beim
spielen auszudrücken, wenn man nicht betrunken ist. Es ist schwer, wenn man
nach 10 Bieren noch seine Gefühle ausdrücken sollte. Es war schwer, das Gott-Syndrom zu bändigen. Doch durch viele Lebensereignisse habe ich mich zur
Nüchternheit entschieden. Und ich war sehr erschrocken, als ich meine ersten
Gigs ohne Alkohol spielte. Ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen als
ich meine ersten, nüchternen Auftritte hatte. Ich fühlte mich nackt. Doch es gab
mir ein völlig neues Wesen als Entertainer. Es veränderte meine Musik und
mein Wesen komplett. Es war eine richtige Entscheidung und ich fühle mich
durch meine Musik gesegnet. Ebenfalls war es ein langer Weg. Doch nun bin
ich da, wo ich sein will. Ich fühle mich, als wäre ich Zuhause angekommen.
WO GEHÖRE ICH HIN?
Ich hatte nie das Gefühl der Zugehörigkeit, was sehr wichtig für Menschen ist.
In Finnland besuchte ich einmal eine Party, auf der 10 Chinesen eifrig
miteinander redeten, gestikulierten und lachten. Ich hingegen saß auf der Couch.
Als ich versuchte mich in das Gespräch einzubringen, konnte ich nur
Schwachsinn erzählen. Wohlgemerkt fand das ganze in Finnland statt, bei
finnischen Leuten, die uns eingeladen haben. Ich spürte eine Traurigkeit, da ich
keinen weg fand, mich in das Gespräch einzufügen. Stattdessen saß ich lediglich
auf der Couch und sagte nichts. Aber das ist mein Wesen.Ich sprach einmal meinen Therapeuten darauf an, dass ich ein Einsiedler bin.
Und langsam dämmerte mir, dass ich mich selbst isoliert habe. Es hab keinen
Platz, an dem ich mich beheimatet fühlte. Heimat ist nicht nur ein Gebäude. Es
ist keine einfache Erkenntnis. Intellektuell verstehe ich es. Aber das hilft mit nur
ein wenig. Vielleicht war ich wie E.T, der nach Hause wollte.
Ist es möglich zu akzeptieren, wer ich bin? Mit allem, was in mir steckt, bin ich
da noch ein lohnender Mensch? Ich denke die Antwort heißt ja. Aber das war
ein langer Weg durch die Wüste und oft habe ich gedacht, das wäre das Ende.Ich kann nicht mehr. Doch ich fand immer wieder grüne Oasen, die mir
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Hoffnung gaben. Ich traf einige Leute, die diese Hoffnungen stärkten. So traf ich
einmal auf einer Familie, die aus den Eltern und sechs Kindern bestand. Ich
verbrachte ein Wochenende in ihrem Haus und fühlte keinerlei Angst. Es war
eine wundervolle Erfahrung und als sie mich zum Flughafen brachten, da sagte
ich ihnen, dass sie wahrscheinlich gar nicht wissen, was sie für mich getanhaben. Sie haben mir Hoffnung gegeben.
Ich habe eine Menge Leute verloren auf dem Weg, mich selbst zu akzeptieren.
Wenn es zu einem Streit kommt, dann haben nur die wenigsten Leute dem Mut
dazu, sich selbst im Spiegel anzublicken und ihre eigene Rolle in diesem Streit
zu erkennen. Das ganze passiert auch bei Trennungen, Scheidungen und
Kämpfen. Nichts geschieht ohne Grund. Alles geschieht in einer Folge auf einen
Prozess. Wie oft hat man das Gefühl, man wird ungerecht behandelt? Wie oft
beginnt man Menschen deswegegen zu hassen? Aber wie oft hat man seineeigene Rolle in diesem "System" betrachtet? Wie viel hat man übersehen? Nur
wenige Menschen sind reif genug all das zu erkennen. Doch das wäre ein
Zeichen für eine gesunde Persönlichkeit. Wenn man fragt: "Welche Rolle habe
ich eigentlich? Was habe ich getan? Hätte ich etwas anders machen sollen?
Könnte das Ganze auch meine Schuld sein?
Als nächstes kommt ein schrecklicher Gedanke: "Könnte es möglich sein, dass
ich zu mir gehören?" Ich habe nie daran gedacht. Und doch ist es so einfach. Zu
wem sonst könnte man wirklich gehören? Ich liebe es Leuten Ratschläge zugeben. Ich habe oft wie ein Guru oder ein kluger Alter gehandelt. Das ist es, was
mir Spaß macht und was ich gut kann. Dass sie ihr Leben nicht so leben sollen,
wie ich meins. Aber was ist, wenn ich zu mir gehöre. Was würde es bedeuten,
wenn ich mich und meine Geschichte komplett akzeptiere? Wenn ich mir
vergebe und allen andere um Vergebung bitte? Doch dazu gehören immer zwei.
Wenn ich einen Menschen um Vergebung bitte, dann muss dieser Mensch selbst
akzeptieren, wer ich bin und muss einen eigenen Kampf darüber führen, ob er
mir vergibt oder nicht. Hierbei geht es nicht um mich, sondern um die anderePerson. Man muss sich selbst respektieren und lieben oder eben nicht. Und ich
denke, wenn man sich selbst liebt und respektiert, dann ist es auch nicht schwer,
andere zu lieben und zu respektieren.
In vielen meiner Depressionen habe ich mich schwach und verzweifelt gefühlt.
Ich habe einen Selbsthass entwickelt. Und in der Gesellschaft habe ich
zugegeben, schwach und lächerlich zu sein. Meiner Meinung nach sind viele
Menschen, die stark aussehen in Wahrheit nur arrogant und selbst sehr schwach.
Sie handeln nur in ihrer Rolle als der Große und Starke. Meiner Meinung nachgibt es nur einen Weg zu einem starken Charakter. Und das ist es zuerst
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schwach zu werden. Man muss den Pfad des Lebens verstehen und um das
trauern, was man verloren hat. In meinem Fall war es der Verlust meines Vaters
und meiner Kindheit. Und doch bin ich jedes Mal, wenn ich vor Leid auf die
Knie gegangen bin ironischer Weise sehr stark geworden. Es ist ein langsamer
und schwerer Weg. Aber das Leben scheint eben voller Paradoxien zu sein. Wiekann man von schwach aus stark werden? Das ist meiner Meinung nach ein
solches Paradox. Und es ist wahr. Wenn man leidet, so beginnt man andere
Menschen besser zu verstehen. Man toleriert sie und wird bescheidener. Man
darf nie vergessen, dass Diamanten nur unter einem sehr starken Druck
entstehen.
MENSCHHEIT
Albert Einstein sagte einmal, dass es zwei Sachen gibt, die Unendlich wären:
Die Dummheit der Menschen und das Universum. Doch beim Zweiten, da ist er
sich nicht sicher. Ich habe immer über das Universum, die Liebe oder über
spirituelle Fragen geschrieben, weil ich dabei immer ein richtiges Gefühl hatte.
Schon als ich ein Teenager war, habe ich mich für die Zerstörungskraft der
Menschheit interessiert. Den Anfang stellte die Serie "World War 2" da. Dannfolgten die Geschehnisse in meiner eigenen Familie und schließlich die
Erkenntnis meiner eigenen Destruktivität. Und schließlich verstand ich das
gesummt System dieser Dinge. Es wundert mich immer wieder, wenn Menschen
davon reden die Natur zu retten. Dabei ist sie viel mächtiger als wir es sind. Ich
denke, dass es bereits vor uns 5 oder 6 Kulturen gab und sie alle wurden Opfer
ihrer eigenen Handlungen. Nun haben wir der Natur in den letzten Jahren den
Rest gegeben. Wir haben alle möglichen Dinge entwickelt, die unser Leben
erleichtern. Wir haben Menschen auf den Mond geschickt. Wir haben den Marsund die äußeren Grenzen des Universums erforscht. Wir kennen wirklich viel.
Aber am wenigsten kennen wir uns. Wir haben nur wenig die wunderbaren
Mechanismen des Menschen untersucht. Aber warum ist unser Verhalten und
unsere Destruktivität ein unberührtes Tabu für uns? Warum darf man nicht
studieren, was vor 65 Jahren in den Konzentrationslagern geschehen ist? Warum
ist es ein Tabu die Nazibewegung zu studieren? Wir wissen, was geschehen ist,
aber nicht warum. Wie genau funktionieren die 6 Milliarden Menschen auf
dieser Welt?
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Meine Sicht auf die Menschheit ist sehr pessimistisch. Wir wissen nicht, was wir
wollen. Wir reparieren unser Auto. Wir schneiden das Gras mit dem
Rasenmäher, weil es zu lang ist. Heute Abend spielen wir Poker. In nur 100
Jahren hat es sie industrielle Revolution geschafft eine unglaubliche Zerstörung
über die Welt und uns Bürger zu bringen. Wenn wir diese Welt anschauen, dannwirkt sie sehr kontrolliert und organisiert. Aber dass alles kann man übersehen.
Und man soll es nicht unbedingt verstehen. Wie ich schon geschrieben habe, ist
dieser Planet in Grenzen eingeteilt. Aber das ist nicht immer so gewesen. Es gab
eine Zeit, in der wir keine Grenzen und Pässe hatten. Pässe kamen erst nach dem
ersten Weltkrieg. Und in diesen Grenzen leben Familien. Und da beginnt alles.
Wenn man in eine Familie hineingeboren wird, dann ist man noch so weiß wie
Schnee. Tabula Rasa. Ich frage mich, ob wir eine spirituelle DNA haben. Eine
DNA, die unsere Zukunft bestimmt. Wir werden frei geboren, unabhängig vonder industriellen Revolution. Und die Themen, die frei davon sind, sind:
Familie, Schule, Land und Religion. All das hat einen Zweck um Bürger für das
Land herzustellen. Die Kirche und die Religion lehren viel in der heutigen Zeit,
doch die Kernfamilie bleib unangetastet. Wieder zitiere ich Einstein:
Nationalismus ist eine Krankheit. Er ist wie die Masern der menschlichen Rasse.
Starke Worte von einem Mann, der später den Friedensnobelpreis bekommt.
Die Familie besteht am Anfang aus einer Mutter und einem Vater, die in einem
Umfeld aufgewachsen sind. Wahrscheinlich wird ihr Kind auf dieselbe Art undWeise aufwachsen und das in einem ähnlichem Umfeld. Und da beginnen
meiner Meinung nach die Probleme. Die meisten Eltern nicht, wie sie den
Kindern in ihrem Umfeld Sicherheit und Grenzen setzten. Stattdessen versuche
sie diese durch Angst und Strafe zu kontrollieren. Und da kommen die Bürger
her, die unseren Therapeuten soviel Arbeit geben. Aber Kinder sind weise und
stark. Sie geben nicht schnell auf. Aber die Machenerie der Gesellschaft ist
Rücksichtslos und irgendwann brechen die Kinder und verlieren ihre Identität.
Sie bekommen eine neue, die zu ihren Bedingungen passt. Aber diese Identitätist nicht die Richtige.
Weiter geht es in der schule, wo der Wettbewerb richtig losgeht. Wir werden an
Zahlen gemessen und uns wird Geschichte beigebracht. Niemanden interessiert
es wirklich, aber wir folgen der Schule. Doch was ist wenn nicht? Dann werden
uns unsere Eltern schicken. Und wenn nicht wird ein Teil der Gesellschaft
kommen und uns untersuchen um herauszufinden, warum wir nicht in die
Schule gehen und welcher Ort vielleicht besser wäre- Aber niemand stellt sich
die Frage, warum man in die Schule muss. Was bringt es uns zu wissen, wasNapoleon tat? Ich denke vielen Kinder sind bewusst, dass etwas nicht stimmt,
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und so richten sie sich gegen das System. Aber das ist vergeblich. Sie passen
sich langsam aber sicher an.
Ein Schulsystem, das nicht auf Wettbewerb ausgelegt ist, würde die einzelnen
Talente der Individuen besser zum Vorschein bringen. Aber dies würde keine
kleinen, braven Bürger hervorbringen."Kämpfe für dein Land", "Verteidige dein Vaterland". Ein Land ist ein
leistungsfähiges System und es ist in der Regel stark an die Kirche und die
Religion gebunden. Das ist eine sehr starke Kombination. "Gott schützt unser
Land". Hier finden wir erneut die Grenzen. Ich habe mich nie als eine finnische
Person gesehen, sondern als ein Bürger des Planeten Erde. Es gibt kein Land, für
das ich bereit bin. Aber die Kernfamilie und die Schule haben den Kindern heute
einen Weg geebnet einen Kontakt zu dieser Maschine, dem Land, herzustellen.
Und das Land ist dasselbe wie die Gesellschaft. Nationalismus könnte ohneLänder nicht existieren. Die Menschen sind stolz auf ihr Land. Und sie sind
stolz, zum System zu gehören. Einige beschweren sich darüber. Manche laut,
machen leise. Während ich das schreibe, gibt es unzählige Kriege. Die beiden
größten Kriege der Geschichte liegen keine 100 Jahre zurück. Es gibt Zeichen
dafür, dass die menschliche Rasse nichts aus ihren Fehlern lernt. Stattdessen
wird alles schlimmer und schlimmer.
Auch heute noch geschieht Völkermord. Das, was zurzeit von Hitler existierte,
ist auch heute noch da. Und die Menschen haben Angst. Wir wissen nicht, wasin der Zukunft passieren wird.
Die Kirche behauptet in all ihren verschiedenen Formen, sie zeige die Macht
Gottes hier auf Erden. Mit verschiedenen Geschichten haben sie viele Anhänger
um sich gescharrt. Wir Menschen hatten schon immer das Bedürfnis einen Gott
anzubeten. Manche Menschen kümmern sich nur bedingt darum. Andere
widmen dem ihr ganzes Leben. In einem meiner Songs stellte ich die Frage, was
gesehen würde, wenn die Religion nicht da wäre. Wenn es keinen Gott gäbe.
Wenn es keinen Rassismus und keine Waffen gäbe. Dies sind natürlich nurIdeen, aber was wäre, wenn es all das nicht gäbe? Es gäbe keine Angst. Denn
die Kirche nutzt immer die Angst. Meist nur im Verborgenem. Die Menschen
gehorchen viel besser, wenn sie Angst vor einem Jenseits haben, dass in Hölle
und Himmel unterteilt ist, und dass ihre Taten über ihren Aufenthalt in der
Ewigkeit entscheiden. Doch dann gibt es Menschen, die Atheisten sind oder an
New-Age-Arten der Religion glauben. Es gibt so viele Religionen, und doch
erzählen sie alle die selbe Geschichte. Es gibt Menschen, die meinen geistlich zu
sein. Es gibt viele verschiedene Überzeugungen und Systeme. Aber warumwerden die Dinge immer schlimmer? Sollten sie nicht besser werden?
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Jeden Tag sterben 20.000 Kinder an Hunger oder an heilbaren Krankheiten.
Mehr als die Hälfte der Welt muss am Tag von weniger als 24 leben. Und
dennoch werden jährlich mehrere Milliarden in die Kriegsmachenerie gesteckt.
Und das ist eine gewaltige Zahl, wenn man sich im Kopf hält, dass mehr als die
Hälfte der Menschheit in Armut lebt. Meine Meinung zu dieser Angelegenheitist klar. Wir müssen um das Recht kämpfen, dass jeder hier von uns hat. Das
Recht auf Kleidung und Essen. Doch wann haben wir angefangen, dass uns
dieses Recht egal ist? Das sind schreckliche Fragen. Doch genau diese Fragen
kommen mir in den Sinn, wenn ich über diese Welt nachdenke.
Also, was soll ich von all dem halten? Was wird mit uns geschehen? Können
wir noch hoffen? Die globale Erwärmung ist eine wissenschaftliche Tatsache.
Doch nur wenige sprechen davon. Doch die Regierung und der Staat tut nichts,
um uns auf einen anderen Kurs zu bringen. Bis 2050 wird die Erdbevölkerungauf 12 Milliarden steigen. Dieser Planet kann vielleicht genauso viele Menschen
beheimaten. Und noch einmal kommt Einstein ins Bild. Er meinte, dass es nicht
viel Wissen braucht um zu sehen, was in den nächsten 50 Jahren geschehen
wird. Unser Bedürfnis alles zu kontrollieren und auszubeuten wird zunehmen.
Und all das steht im Widerspruch zur Natur und zur Realität. Ein
Wissenschaftler hat einen interessanten Gedanken gefasst: Er meint, dass die
Erde ein denkendes, fühlendes Wesen ist, dass auf alle Ergebnisse entsprechend
reagiert. Dies ist etwas, was die Weltuntergangspropheten freuen wird. Aber ichfinde es traurig, weil ich das Potenzial der Menschen kenne. Ich weiß, was wir
tun können. Und ich weiß, dass wir alles richtig machen können. Doch wenn ich
auf diese Welt blicke, dann sehe ich nicht, dass das passiert.
Also was können wir ändern? Ist es vielleicht bereits zu spät? Eines ist sicher.
Gewalt gegen das System wird nichts bringen. Die Gesellschaft ist da, weil wir
sie so gebaut haben. Das alles muss auf individueller Ebene geschehen. Das
heißt, es beginnt bei jedem von uns. Ironischer Weise kann man sagen, dass das
Schicksal der Menschheit darin liegt, dass das die Menschheit erkennen kann.Wir sind in der Lage die Zerstörung der Gesellschaft zu sehen und eine
Veränderung in uns zu bewirken. Wenn jede einzelne Person so handeln würde,
würde es zu einer Revolution kommen, wie dieser Planet es noch nie gesehen
hat. Aber die Bedingungen auf der Erde verhindern dies. Es ist schwer über die
globale Erwärmung nachzudenken, wenn man Kleidung und Essen hat. Und da
die Regierungen alles so lassen wollen, wie es bereits ist, ist eine Veränderung
sehr unwahrscheinlich. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich dieses
Kapitel schreibe, da ich weiß, dass es eine geladene Waffe für Kritiker ist. Ichliefere hier wirkliche Fakten. Außerdem ist dieses Kapitel das Ergebnis von
5/17/2018 Timo Tolkki:Die Einsamkeit Von Tausend Jahren - slidepdf.com
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beinahe zwei Jahrzehnten des Denkens. Diese Zeilen sind hier, weil sie zeigen,
welches Wesen ich bin.
TIMO, EXISTIERT GOTT?
Dies ist ein Thema, bei dem ich lange überlebt habe, ob ich es in diesem buch
behandeln will. Doch Spiritualität ist ein Teil von mir.
Im Laufe der Jahre kamen viele Leute, vor allem wegen meiner Songtexte, auf
mich zu und stellten mir viele Fragen über Gott, den Himmel und die Hölle. Und
ich weiß nicht, wie ich sie ihnen beantwortet habe. Wie sollte ich ihnen auch
eine Antwort darauf geben? Ich weiß es nicht. Alle Erfahrungen, die ich mit
Gott gemacht habe, basieren auf meinem eigenen Leben. Ich weiß, dass Wortewie Gott und Religion heute nichts mehr bedeuten. Sie haben völlig ihren Sinn
verloren. Die Menschen fragen sich, warum Gott es zulässt, dass Kinder in
Afrika verhungern. Die Antwort ist einfach: Gott gibt es nicht! Wir Menschen
haben Gott zu einem Automaten gemacht, der und gibt, was wir wollen. Und die
Rolle eines strafenden Gottes, dessen Kinder Angst vor ihm haben, verstehe ich
auch nicht. Es erinnert mich an einer Elternfigur, wie Angst als Strafe benutzt,
um Kinder zu kontrollieren. Und ich kann nicht glauben, dass so etwas wahr ist.
Ich sehe oft moderne Gurus, die vom Leben und der Zukunft predigen. Sieverdienen ihr Geld damit, anderen Menschen in ihren Sitzungen Angst zu
machen. Ihre Kunden wollen von der eigenen Zukunft wissen oder Lösungen für
Probleme finden. Doch würden diese Gurus wirklich Spiritualität erkennen?
Auch hier ist alles andere im Leben nicht mehr als ein Prozess.
Ich glaube nicht dass man Spiritualität lehren oder erweben kann. Sie kann nicht
durch Mittel der Erkentniss oder Intelligenz erworben werden. Sie ist mehr wie
eine Reise. Und das Leben ist, mehr als alles andere, eine Reise. Es gibt Leute,
die begegnen in ihrem Leben einer Menge an emotionalem Schmerz. Dies sinddie Menschen, die breit sind, den geistlichen Weg zu gehen. Es ist eine Reise für
dein Leben, die dich vollständig einnimmt. Es stellt alles auf den Kopf.
Es ist eine Reise in einen Bereich des Lebens, auf dem nur wenige Wandern. Es
ist eine Reise, die man selbst aufbaut. Es ist nicht einfach und viele Leute geben
auf. Aber andere machen immer weiter. Und egal was passiert, sie geben nicht
auf. Und vielleicht ist es in 3 Jahren. Vielleicht in 10 Jahren. Vielleicht in 20
Jahren . Das sehen diese Menschen einen Wald. Und dieser Wald ist
wunderschön und glänzend. Und sie sehen jemanden in diesem Wald. Es ist eineGestalt, die sehr vertraut wirkt und die immer näher kommt. Es ist die Gestalt
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der Kindheit, bevor das Verfälschen des Geistes begann. Sie hat auf dich
gewartet. Sie ist wie ein kleines Mädchen, das dir ihre Hand gibt und keine
Eltern mehr hat. Und man kann ihr zeigen, dass sie einem vertrauen kann. Dass
man ein Vater oder eine Mutter ist, den welche dieses Mädchen nie hatte. Man
kann ihr sagen, dass alles okay ist. Und dann ist man an seinem eigenen Kernangekommen. Das ist die spirituelle Reise.
Aber was ist mit Gott? Existiert er? Diese Frage ist so persönlich, dass ich sie
niemals beantwortet habe. Mein Ego hat es. Viele Male. Spiritualität ist ein
besonderer Liebling für das Ego. Es kann sich darin glänzen und nicht so
hässlich fühlen, wie es ist.
Doch statt diese Frage zu beantworten, kann ich eine Geschichte erzählen:
Vor 200 Jahren drang ein Mann tief in den Wald ein. Und er fand tief im
Unterholz eine Uhr. Es war eine alte Uhr, die noch mit Perfektionalität und mitden eigenen Händen gemacht wurde. Und diese Uhr würde alle Zeiten
überdauern.
DIE ZUKUNFT: ZURÜCK ZUM ANFANG
Das Leben geht weiter. Das ist es, was die Leute immer sagen. Aber wiefunktioniert das? Ist es möglich mit all den Narben und Wunden weiter zu
leben? Ja und nein. Ich werde sie immer in mir tragen und ich bin nicht in der
Lage, sie zu vergessen. Aber das ist mein Leben. Sie sind ein Teil von mir. Und
das werden sie bis zum Tage meines Todes sein. Vielleicht haben sie mir etwas
zu sagen? Eine Lektion vielleicht? Wenn wir Menschen Geschehnisse in
unserem Leben verändern könnten, so heißt die Antwort oft nein. Nichts würde
ich auch nur an einem einzigen Tag ändern. Doch ich würde es tun. Ich würde
viele Sachen verändern, wenn ich könnte. Und einige dieser Sachen, die ichändern würde, suchen mich jeden Tag heim und verfolgen mich. Sie sind die
Geister meiner Vergangenheit. Und ich kann nichts gegen sie tun. Ich kann sie
nur als meine Gäste begrüßen. Und das jeden Tag.
Dank der Medikamente hatte ich nicht eine große manische oder depressive
Episode in den letzten 5 Jahren. Sie gaben mir die Fähigkeit zu arbeiten und ein
relativ normales Leben zu führen. Ich machte weiter. Auch wenn ich verwundet
aus dieser Schlacht kam. Das war vor langer Zeit. Und nach all den
Geschehnissen bin ich endlich zu Hause angekommen. Und desto mehr ichweiß, desto weniger verstehe ich. Vielleicht soll das Leben ja nicht verstanden
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werden. Vielleicht ist es einfach nur da, um es zu erleben. Jedem das Seine. Aus
meinem eigenen Leben weiß ich, dass ich mich selbst geheilt habe. Wenn ich
aufhöre, mir die Frage zu stellen, warum all das geschieht, dann bin ich einen
großen Schritt weiter. Doch ich habe keine Angst. Niemand hat je behauptet,
dass das Leben einfach werden würde. Aber manchmal wird es zumindest einwenig leichter. Ich bin ein sehr sensibler Mensch. Das Empfinden ist überall ein
Teil meiner Kunst. Sensibilität und Schönheit gehören auf eine Bestimme Art
und Weiße zusammen. Ich weiß, dass viel vor mir liegt.
Während ich dieses Buch schreibe, bin ich alleine, mitten im tiefsten, finnischen
Wald. Weit entfernt von der Zivilisation. Es ist sehr ruhig hier. Die einzige
Stimme, die ich höre, ist meine innere Stimme. Es gibt hier verschiedene Arten
von Bäumen und der Hof ist von Gras und Klee überwuchert. Es gibt hier
Bienen und Wespen. Neulich sah ich ein Reh. Dieser Ort ist voller Leben undFarben. Er birgt das Geheimnis des Lebens. Es fühlt sich an, wie etwas, das ich
längst vergessen habe.
Am Abend sitze ich draußen und beobachte die Sterne und den ewigen Himmel.
Sie sind so schön, dass ich beginne zu weinen. Und ich fühle eine große Leere
und eine große Isolation in mir. Doch das Universum und die Natur sind perfekt.
Es sagt mir, dass ich am Leben teilhaben muss und dass ich mich beeilen muss.
Ich habe sowenig Zeit. Während ich so die Milchstraße betrachte, unsere
Heimat, gehe ich in der Zeit zurück. Als ich Jung war, war alles ein kleinesWunder. Als ich die Welt sah, war sie einfach nur schön. Und das ist alles, was
ich brauche. Ich habe die Zeit, um geboren zu werden.
Heute ist der 03.03.1996. Es ist der Tag meiner Geburt. Ich bin bei einer
unendlich schönen Person, mit einem strahlenden Gesicht. Sie hält mich sanft
und schaut mich mit einem liebevollen Blick an. Sie sieht so glücklich aus. Nach
den neun Monaten der Dunkelheit habe ich endlich meine Mama kennen gelernt.
Ich bin zu Hause angekommen.
NACHWORT
Es gab viele Lieder und Gedichte auf meiner Reise, die mir Hoffnung und Mut
gemacht haben. Eines dieser Gedichte möchte ich mit dir teilen. Es lernt uns zu
leben. Es hat mir sehr viel gebracht. Wenn es auch dir hilft, dann macht mich
das sehr glücklich.
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WENN ... Wenn du den Kopf bewahrst, ob rings die MassenIhn auch verlieren und nach Opfern schreie;Dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,Und dennoch ihren Wankelmut verzeihen;Kannst warten du und langes Warten tragen,Lässt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein;Kannst du dem Hasser deinen Hass versagenUnd doch dem Unrecht unversöhnlich sein:Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden;Nachdenken -- und trotzdem kein Grübler sein;
Wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,Weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;Kannst du die Wahrheit sehn, die du gesprochen,Verdreht als Köder für den Pöbelhauf;Siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochenUnd baust mit letzter Kraft es wieder auf:Wenn du auf eines Loses Wurf kannst wagenDie Summe dessen, was du je gewannst,Es ganz verlieren, und nicht darum klagen,
Nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;Wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,Sie noch zu deinem Dienst zu zwingen weißtUnd durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltetAls nur dein Wille, der "Durchhalten" heißt:Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,Und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;Lässt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,Schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;
Füllst jede unerbittliche MinuteMit sechzig sinnvollen Sekunden an:Dein ist die Erde dann mit allem Gute,Und was noch mehr mein Sohn: Du bist ein Mann!(Rudyard Kipling; übertragen von Lothar Sauer)
Timo
Ich möchte dir für das Lesen dieses Buches danken. Es ist mein erstes Buch und
ich habe nicht vor, dass es zu einem literarischen Meisterwerk wird. Es istgedacht und etwas von meiner Geschichte zu erzählen. Die gesamte Geschichte
kann man nicht in einem buch erzählen.
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Ich wünsche dir alles Gute. Ich hoffe, dass der Segen und die Wahrheit deinen
Weg führen. Ich wünsche dir viel Glück und Mut, damit du auf dem Weg, den
du gewählt hast bleiben wirst.
Und vor allem wünsche ich dir alles liebe.
Bis zu dem Tag, an dem wir uns wiedersehen.
Timo