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DISSERTATION
Titel der Dissertation
„Implementierung des Pflegeorganisationssystem
Primary Nursing im Erwachsenen-
Intensivpflegebereich in Form eines Pilotprojektes“
Eine Evaluationsstudie
Verfasserin
Mag.a Gerlinde Rebitzer
angestrebter akademischer Grad
Doktorin der Philosophie (Dr.phil.)
Wien, 2013
Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092122
Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Soziologie, geisteswissenschaftl. Stzw.
Betreuer: Priv. Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür
2
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich allen Personen danken, die zu meinem weiteren Stu-
dienerfolg und zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben, insbesondere fol-
gende Personen:
Herrn Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür danke ich für seine wertschätzende und sehr
gute Betreuung und Beratung bezüglich des Themas dieser Arbeit.
Für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei allen Pflegepersonen, der Sta-
tionsleitung und den Vertretungen sowie den ÄrztInnen und TherapeutInnen der
Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Intensivstation bedanken.
Mein besonderer Dank gilt meinem Lebenspartner Christian Zerbs für die psychi-
sche Unterstützung und Geduld, sowie meiner Mutter und meinen Geschwistern,
die während meines Studiums wenig Zeit mit mir verbringen konnten.
Schließlich danke ich meinem Arbeits- und Studienkollegen Mag. Oliver Radinger,
für die Unterstützung und Motivation während des Studiums.
3
Inhaltsverzeichnis
Danksagung ................................................................................................................ 2
Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ 3
1. Einleitung ............................................................................................................. 5
2. Pflegeorganisationssysteme ................................................................................ 8
2.1 Rollen bei Primary Nursing .............................................................................. 19
2.2 Messung des Pflegeorganisationssystems ...................................................... 25
2.3 Stand der wissenschaftlichen Arbeiten ............................................................ 27
3. Interventionsprojekt ............................................................................................ 29
3.1 Projektbedingungen ......................................................................................... 29
3.1.1 Maßnahmenbeschreibung ......................................................................... 29
3.1.2 Kontextbeschreibung ................................................................................. 31
3.1.3 Ziele der Maßnahme Primary Nursing ....................................................... 34
3.1.4 Zweck der Evaluation ................................................................................ 35
3.2 Forschungsfragen ............................................................................................ 37
3.3 Motivation ........................................................................................................ 38
3.4 Pflegeverständnis ............................................................................................ 38
3.5 Qualität der Pflegedokumentation .................................................................... 39
3.6 Pflegequalität ................................................................................................... 40
4. Evaluationsstudie ............................................................................................... 41
4.1 Forschungsdesign............................................................................................ 41
4.2 Analyseperspektiven ........................................................................................ 43
4.3 Evaluationskonzepte ........................................................................................ 44
4.4 Ethik und Limitationen der Studie .................................................................... 45
5. Methode der Datenerhebung, -auswertung und -analyse .................................. 46
6. Ergebnisdarstellung............................................................................................ 52
6.1 Evaluation der Wirkungsphase ........................................................................ 52
6.2 Ergebnisse zur Qualität der Pflegedokumentation ........................................... 58
5.3 Kategorisch gegliederte Darstellungen der Leitfadeninterviews ...................... 64
5.4 Thematisch gegliederte Darstellungen der Reflexionsgespräche .................... 83
5.5 Typologische Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses ....... 127
4
7. Schlussfolgerung .............................................................................................. 208
8. Diskussion ........................................................................................................ 213
9. Empfehlungen .................................................................................................. 214
10. Literaturverzeichnis .......................................................................................... 218
11. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ............................................................... 226
12. Kurzfassung und Abstract ................................................................................ 229
Anhang 1: Interviewleitfaden ................................................................................ 232
Anhang 2: Bewertungsraster ............................................................................... 233
Anhang 3: Messintrument Q-DIO ......................................................................... 240
Anhang 4: Tabellen der Themencharakteristika und die Spezifika ...................... 242
14. Lebenslauf ........................................................................................................ 299
5
1. Einleitung
Die vorliegende Evaluationsstudie befasst sich mit der Implementierung des Pfle-
georganisationssystems Primary Nursing auf einer Herz-Thorax-
Gefäßchirurgischen Intensivstation des Wiener Krankenanstaltenverbundes in
Form einer Pilotstudie.
Primary Nursing als Pflegeorganisationssystem hat sich in Österreich in unter-
schiedlichen Bereichen wie u. a. im Langzeitpflegebereich, in der Psychiatrie, in
der Pädiatrie oder auf Dialysestationen bewährt. Zur Implementierung von Primary
Nursing im deutschsprachigen Intensivpflegebereich wurde bislang wenig publi-
ziert.
Verschiedene Pflegeorganisationssysteme bringen auch ein unterschiedliches
Maß an Umsetzung in Bezug auf Verantwortlichkeit, Kontinuität der Pflege oder
direkter Kommunikation ans Tageslicht. Dadurch gehen häufig relevante Informa-
tionen, den/die Patienten/in betreffend verloren und Erfolgserlebnisse werden nur
indirekt erlebt. Manche Pflegepersonen erheben aber auch den Anspruch, nicht
immer den gleichen Patienten/die gleiche Patientin pflegen zu wollen, um sich
pflegerisch, medizinisch und in technischen Belangen auch weiterbilden zu kön-
nen.
In der Literatur (vgl. Sellick/Russell/Beckmann 1983: 269; Perälä/Hentinen 1989:
235ff; Nissen/Boumans/Landeweerd 1997: 94; Manthey/Lewis-Hunstiger 2006: 8;
Bodin Geiser/Geschwindner/Stauffer/Spichinger 2007: 290; Daneke 2010: 757)
wird mehrmals darauf hingewiesen, dass Primary Nursing durch die Übernahme
von Verantwortung für die eigene Tätigkeit die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden
verbessert und durch die Kontinuität in der Durchführung der Pflege Erfolge be-
wusster wahrgenommen werden. Ebenso ermöglicht Primary Nursing eine qualita-
tive Weiterentwicklung der Pflege. Hier sind jedoch zwei gegensätzliche Aussagen
erkennbar, die es zu erforschen gilt. Es stellt sich auch die Frage nach den Vo-
raussetzungen, die Pflegende aufweisen sollten, um ein Verhaltensänderung in
Bezug auf die Pflegeorganisation zulassen zu können.
Marie Manthey, die Begründerin von Primary Nursing, erläutert in einem Interview
(2010), dass Primary Nursing für die Pflegekraft von Vorteil ist, weil sie sich wieder
auf die Wurzeln der Pflege rückbesinnen kann. Sie sieht als wesentliche Voraus-
6
setzungen für die Implementierung des Pflegeorganisationssystems auf einer Sta-
tion eine gute Management- und hervorragende Führungsqualität einer Stations-
leitung und ein motiviertes Pflegepersonal mit hoher Fachkompetenz in einem gu-
ten Betriebsklima. Zusätzliches Personal erachtet sie als nicht nötig, da Primary
Nursing den Arbeitsaufwand nicht erhöht.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Gesundheits- und Krankenpflegbereich zeigt
die Notwendigkeit, die Arbeitsprozesse im Krankenhaus einerseits am Versor-
gungsbedarf der PatientInnen auszurichten, aber andererseits auch ökonomische
Bedingungen zu berücksichtigen. Ein Umdenken in der Pflegeorganisation muss
stattfinden, so dass die Aufteilung der Tätigkeitsbereiche entsprechend der Aus-
bildung erfolgen kann und soll. Ein wesentlicher Teil der Optimierung der Pflege
im Krankenhaus stellt die Organisation der pflegerischen Arbeit dar. Darunter sind
Pflegesysteme zu verstehen, die sich im Tätigkeitsbereich und in der Verantwort-
lichkeit unterscheiden. Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations-
system dar und beinhaltet vier charakteristische Schlüsselkonzepte, wie bestimm-
te Muster von Verantwortung, Autonomie und Rechenschaftspflicht, die Kontinuität
der Pflege, der Anspruch, dass der Pflegeplanende zugleich Pflegedurchführender
ist und die direkte Kommunikation zwischen Pflegenden, PatientInnen, Angehöri-
gen, ÄrztInnen und anderen Berufsgruppen (vgl. Ersser/Tutton 2000: 3f). Die Ver-
änderung der Rollen von Pflegenden und Stationsleitung bilden in diesem System
einen wesentlichen Aspekt, der für die erfolgreiche Umsetzung aus Sicht der Auto-
rin als wichtig erachtet wird. In weiterer Folge müssen auch das entsprechende
Pflegeverständnis, die Qualifikation und die Motivation jeder einzelnen Pflegekraft
Berücksichtigung finden. Mayerhofer (2002: 256f) beschreibt den Begriff „Motivati-
on“ nach Neuberger (1977: 203) als einen sinnvollen Teil aus einem Bündel von
Erlebens- und Aktivitätselementen wie Gefühlen, Handlungen, Gedanken, unbe-
wusste Impulse, automatisierte Reaktionen usw., der sich auf Richtung, Quali-
tät/Form und Intensität des Verhaltens bezieht. Durch seine innere Verfassung ist
jeder Mensch bereit, sinnvolle Verhaltensweisen im Hinblick auf ein von außen
vorgegebenes Ziel zu zeigen. Die Motivation der Pflegepersonen wird als individu-
eller Einflussfaktor angeführt, der bei der Umsetzung von Primary Nursing eine
besondere Bedeutung zukommt. Um eine hohe Motivation zu erreichen und auf-
7
recht zu erhalten bedarf es spezieller Rahmenbedingungen, einer sinnvollen Auf-
gabenstellung, der Übernahme von Verantwortung, einer Delegation verschiede-
ner Tätigkeitsbereiche und der Einbeziehung von KollegInnen in Entscheidungen
(vgl. Josuks 2008: 57).
Die vorliegende Evaluationsstudie wurde von der Stationsleitung der Herz-, Tho-
rax-, Gefäßchirurgischen Intensivstation (16 Betten) in Auftrag gegeben. Sie
möchte Primary Nursing an dieser Station implementieren, um eine patientIn-
nenorientierte Pflege mit steigender Pflegequalität und MitarbeiterInnenzufrieden-
heit sowie eine Kontinuität im Pflegeprozess zu ermöglichen. Ein Projektauftrag
wird durch die Pflegedirektion erteilt, und es meldeten sich elf diplomierte Ge-
sundheits- und Krankenpflegepersonen dieser Station als Projektteammitglieder.
Die Stationsleitung übernimmt die Projektleitung.
In einer Liste von Mitgliedern des Deutschen Netzwerks Primary Nursing, die Un-
terstützung bei der Implementierung anbieten, wird u. a. das Bezirkskrankenhaus
St. Johann in Tirol angeführt, die Primary Nursing im Intensivpflegebereich bereits
implementiert haben. Nach telefonischer Rücksprache mit dem stellvertretenden
Pflegedirektor des Hauses, der auch Leiter der Intensivstation war und Primary
Nursing im Jahr 2005/2006 eingeführt und praktiziert hat, hat dieser einen Erfah-
rungsaustausch Vorort angeboten. In Hinblick auf dieses Angebot wurde eine er-
mittelnde Gruppendiskussion geplant, mit dem Ziel, die Meinungen und Einstel-
lungen zu Primary Nursing sowohl der einzelnen TeilnehmerInnen als auch der
Gruppe in Form einer Gruppendiskussion zu erfassen. Eine Gruppendiskussion
dient also als Instrument zur Einstellungserhebung, deren Ergebnisse wiederum in
die Projektplanung einfließen (vgl. Lamnek 2005a: 413f). TeilnehmerInnen an der
Gruppendiskussion waren aus dem Bezirkskrankenhaus St. Johann in Tirol der
stellvertretende Pflegedirektor und eine Mitarbeiterin aus dem Pflegemanage-
mentbereich, die zugleich Leiterin des Pflegebereiches für die Unfallchirurgie –
stationärer und ambulanter Bereich - und für den Transportbereich ist und wäh-
rend der Implementierung von Primary Nursing auf der Intensivstation auch als
Pflegende tätig war. Vom Projektteam waren die Stationsleitung und drei Projekt-
teammitglieder an der Diskussionsrunde beteiligt. Die Diskussionsleitung wurde
8
von der Autorin durchgeführt, Inhalte wurden nach Zustimmung der TeilnehmerIn-
nen auf Tonband aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Relevante Inhalte
aus der Gruppendiskussion wurden nochmals im gesamten Projektteam ange-
sprochen und im Projektplan berücksichtigt.
2. Pflegeorganisationssysteme
Die Pflegeorganisation ist ein wesentlicher Aspekt der professionellen Pflege und
gilt als eine Methode der Organisation und des Erbringens der pflegerischen Ver-
sorgung, um erwünschte PatientInnenergebnisse zu erreichen. Der Zweck eines
Pflegesystems wird darin gesehen, dass eine Struktur vorgegeben wird, wodurch
die Pflegenden die Pflege für eine definierte PatientInnengruppe leisten können
(vgl. Mischo-Kelling/Schütz-Pazzini 2007: 24). Pflegeorganisationsysteme definie-
ren die Form, in der Pflege in der Organisation geplant und umgesetzt wird. Hier-
bei wird nicht nur die Organisation der Prozesse in der Einrichtung durch die Ent-
scheidung für das jeweilige Pflegeorganisationssystem geprägt und beeinflusst,
sondern auch die Intensität, mit der die Individualität der PatientInnen, ihre Res-
sourcen und Probleme, Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt und in der Pflege
umgesetzt werden (vgl. Löser 2004: 51).
Zu unterscheiden sind folgende Pflegeorganisationssysteme:
Die Saalpflege, die als frühe Form der PatientInnenversorgung gesehen wird, bei
der Kranke in einem großen Saal oder auf mehrere Säle mit Nebenräumen aufge-
teilt und gepflegt wurden. Die tägliche Organisation der Pflege erfolgte nach funk-
tionalen Kriterien, wobei die Tätigkeiten auf verschiedene Pflegepersonen verteilt
wurden (vgl. Mischo-Kelling/Schütz-Pazzini 2007: 41).
Ein weiteres Pflegeorganisationssystem stellt die Funktionspflege dar. Bei der
Funktionspflege werden aus Gründen der Zweckmäßigkeit Pflegeaktivitäten auf-
geteilt. Pflegende arbeiten in einem tätigkeitsorientierten System innerhalb einer
expliziten Hierarchie, wobei die Pflegenden gemäß ihren Fähigkeiten die Verant-
wortung für eine einzelne Tätigkeit oder Gruppe von Tätigkeiten übernehmen. Die
umfassende Rechenschaftspflicht für die Qualität der Pflege, die ein/e Patient/in
9
während seines/ ihres Krankenhausaufenthaltes erfährt, liegt bei der Stationslei-
tung, ebenso die damit einhergehende Autorität und Autonomie bei Entscheidun-
gen.
Pflegende hingegen tragen Rechenschaftspflicht und Autonomie für die zugeteil-
ten Aufgaben. Bei der Funktionspflege besteht ein hohes Maß an Fragmentierung
und Diskontinuität. Die Pflegeplanung wird von der Stationsleitung bzw. Schichtlei-
tung durchgeführt. Die direkte Pflege wird dann an eine Pflegendkraft mit ange-
messenen Fähigkeiten delegiert. Bestimmte Tätigkeiten, wie beispielsweise die
Medikamentenausgabe, die Fachwissen erfordern und traditionell einen hohen
Status haben, können auch von der Stations- bzw. der Schichtleitung durchgeführt
werden.
Da die Pflegeplanung und die Durchführung der Pflege separat erfolgen, sind die
PatientInnen mit einer großen Zahl an Pflegenden konfrontiert, individuelle Wün-
sche und Bedürfnisse können hier kaum berücksichtigt werden. PatientInnen wer-
den in eine Form der Passivität gedrängt, in der sie nicht in der Lage sind, an ihrer
Pflege aktiv mitzuwirken, Entscheidungen zu treffen oder ihre Pflege zu kontrollie-
ren.
Die Kommunikation erfolgt hierarchisch in vertikaler Richtung. Das bedeutet, dass
die Kommunikation von Pflegenden zu Pflegenden, von Schicht zu Schicht und
von Pflegenden zum multidisziplinären Team innerhalb dieser Statushierarchie
stattfindet (vgl. Ersser/Tutton 2000: 12f).
Bei der Gruppen- bzw. Bereichspflege wird eine Gruppe von Pflegenden einer
Gruppe von PatientInnen zugeteilt. Die Arbeitsübertragung kann tätigkeitsorientiert
erfolgen, wie beispielsweise die Übernahme der Körperpflege und Mobilisation,
das Messen des Blutdruckes oder die Durchführung mitverantwortlicher Tätigkei-
ten in Form von Injektions- und Infusionsverabreichung. Sie kann aber auch pati-
entInnenzentriert sein. Die Gruppenleitung, die durch eine professionelle Pflege-
kraft übernommen wird, übernimmt die Verantwortung, die Autonomie und die Re-
chenschaftspflicht zur Gewährleistung der Pflegequalität, die ihr von der Stations-
leitung übertragen wird. Alle Pflegenden, die zu einer Gruppe gehören, sind be-
strebt, alle PatientInnen kennenzulernen und einen Beitrag im Pflegeprozess zu
10
leisten. Die Gruppenleitung trägt die Verantwortung für die Pflegeplanung, führt
aber nicht unbedingt die direkte Pflege durch, diese wird unter den Gruppenmit-
gliedern aufgeteilt. Zustandsveränderungen des/der Patienten/in, die während der
Pflege festgestellt werden, müssen der Gruppenleitung mitgeteilt werden, die dann
die angemessene Vorgehensweise festlegt. Bei Problemen, die durch die Grup-
penleitung nicht gelöst werden können, kann die Stationsleitung hinzugezogen
werden. Sie übernimmt die Rolle eines Pflegespezialisten.
In der Gruppenpflege ist das Ausmaß, in dem der Pflegeprozess bei den gleichen
Pflegenden liegt, begrenzt, da es immer wieder zu Gruppenwechsel und Verände-
rungen innerhalb der Pflegegruppe kommt. Die Stationsleitung muss hier für Pfle-
gekontinuität sorgen (vgl. Ersser/Tutton 2000: 10f).
Bei dem Pflegesystem der PatientInnenzuteilung werden eine oder mehrere
Pflegende einer Gruppe von PatienInnten zugeordnet, die Dauer der Zuteilung zu
den PatientInnen kann sich hier täglich ändern. Die Verantwortung, die Autorität,
die Autonomie und die Rechenschaftspflicht für die Pflegequalität liegen bei der
Stations- bzw. Schichtleitung. Auch die Gestaltung des Pflegeprozesses obliegt ihr
bzw. kann an Pflegende delegiert werden, die die direkte Pflege durchführen, oder
sie kann auch gemeinsam erfolgen. Die Kontinuität der Pflege besteht während
der Zuteilungsdauer, was in Hinblick auf die Pflegenden – PatientInnen - Bezie-
hung und eine Evaluierung der Pflege problematisch sein kann.
Die Kommunikation läuft meist über die Stations- bzw. Schichtleitung. Einzelne
Pflegende kommunizieren mit dem übrigen Pflegeteam über den Pflegebericht
und bei der Dienstübergabe (vgl. Ersser/Tutton 2000: 11f).
Bezugspflege als Pflegeorganisationssystem sieht eine weitere Intensivierung der
ganzheitlichen Versorgung von PatientInnen vor, wobei eine Bezugspflegekraft für
die gesamte Pflege der zugeordneten PatientInnen verantwortlich ist und die
Hauptansprechperson darstellt. Die Planung des Betreuungskonzeptes liegt
hauptsächlich in ihrer Verantwortung, die Planung der Betreuung sollte in Zusam-
menarbeit mit anderen zugeordneten Pflegepersonen und anderen Berufsgruppen
erfolgen. Die Planungsentwürfe werden dem gesamten Team in Teambespre-
11
chungen vorgestellt. Einzelne Tätigkeiten können auch an andere MitarbeiterInnen
delegiert werden (vgl. Löser 2004: 52f, zit. nach Leptihn 2001: 43).
Primary Nursing ist nach Manthey (2005: 61) ein pflegerisches Versorgungssys-
tem und beinhaltet vier charakteristische Schlüsselkonzepte bzw. Grundelemente,
nämlich die Übertragung der persönlichen Verantwortung für das Treffen von Ent-
scheidungen auf eine Person und die Annahme der Verantwortung durch diese
Person, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden, die direkte Kommuni-
kation von Mensch zu Mensch und die Übernahme der Verantwortung für die Qua-
lität der Pflege, die für einen/eine Patienten/in durch eine Person erbracht wird,
und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Der Begriff Primary
Nursing wird nachfolgend näher erläutert.
Eine Pflegendkraft ist für die Pflegeentscheidungen, besonders für deren Gesamt-
ausrichtung und für die festgelegte PatientInnengruppe kontinuierlich verantwort-
lich. Pflegende, die sich für die Rolle der Primary Nurse 1 entschieden haben,
übernehmen die damit einhergehende Verantwortung, wozu sie entsprechend
ausgebildet und befähigt werden müssen. Als wesentlich wird bewertet, dass die
Übernahme der Verantwortung für alle Beteiligten, ob innerhalb oder außerhalb
des Systems, sichtbar ist und dass alle Beteiligten den Namen der Primary Nurse
kennen (vgl. Manthey 2005: 62). Die Primary Nurse muss auch ein Maß an Kom-
petenz erreicht haben, das es ihr ermöglicht, Autorität und Autonomie zum Wohle
des/der Patienten/in einzusetzen. Diese Position beinhaltet unter anderem auch
die Pflegeplanung und die Durchführung der Pflege für eine festgelegte PatientIn-
nengruppe. Der Schwerpunkt liegt dabei auf proaktiver Planung, was bedeutet,
dass Pflegemaßnahmen vorausschauend geplant werden und nicht bloße Zu-
standsbeschreibungen oder Reaktionen auf momentane Ereignisse erfolgen. Da
die Primary Nurse nicht rund um die Uhr anwesend sein kann, ist diese proaktive
Planung notwendig, damit die nachfolgenden Pflegenden auf diese Pflegeplanung
zurückgreifen können. Sie gibt grundsätzlich die Pflegerichtung vor. Sollte es bei
Abwesenheit der Primary Nurse zu wesentlichen Zustandsveränderungen des/der
1 Wenn von Primary Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche als auch die männliche
Pflegeperson gleichermaßen gemeint.
12
Patienten/in kommen, so dass entsprechend andere Pflegeentscheidungen not-
wendig sind, müssen diese von den Associate Nurses 2 gerechtfertigt werden.
Nicht nur die Associate Nurses sind einer Rechenschaftspflicht unterworfen, auch
die Primary Nurse trägt einen gewissen Anteil an der Rechenschaftspflicht. Dies
ist ein wesentlicher Bestandteil der Definition Primary Nursing.
Die Kontinuität der Pflege, die eine besondere Auswirkung auf die Pflegenden –
PatientInnen - Beziehung hat, kann sich, je nach Art der Station, über eine Zeit-
spanne des gesamten Krankenhausaufenthaltes erstrecken.
Auch die direkte zwischenmenschliche Kommunikation innerhalb von Primary
Nursing stellt eine Notwendigkeit dar, der Primary Nurse kommt dabei in der
Kommunikation mit allen Beteiligten, die für das Wohlergehen des/der Patienten/in
Sorge tragen, eine Schlüsselposition zu. Als Pflegeplanende nutzt sie Informatio-
nen, die sie in der Interaktion mit dem/der Patienten/in gewonnen hat, um Schlüs-
selentscheidungen hinsichtlich der Pflege des/der Patienten/in zu treffen. Um ko-
ordinierte Pflege zu ermöglichen, muss die Primary Nurse direkt mit der Pflege-
kraft, die während der nächsten Schicht für den/die Patienten/in zuständig ist,
kommunizieren. Zusätzlich ist die direkte Kommunikation mit weiteren Mitgliedern
des therapeutischen Teams und den Angehörigen des/der Patienten/in notwendig,
da diese ebenso über nützliche Informationen verfügen oder Informationen bei der
Betreuung des/ der Patienten/in nutzen können (vgl. Ersser/Tutton 2000: 7ff).
Verantwortung: Unter Verantwortung versteht Manthey (2005: 61) die „Übertra-
gung der persönlichen Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen auf ei-
ne Person und deren Akzeptanz“ und die Übernahme der Verantwortung für die
Qualität der Pflege, die für einen/eine Patienten/Patientin durch eine diplomierte
Gesundheits- und Krankenpflegeperson erbracht wird, und zwar 24 Stunden am
Tag, sieben Tage die Woche.
Die Primary Nurse trifft die Entscheidung, wie die Pflege des/der Patienten/in aus-
geführt werden soll, und sie ist auch in der Regel die Person, die diese Pflege
2 Wenn von Associate Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche als auch die männliche
Pflegeperson gleichermaßen gemeint.
13
durchführt. Als wesentlicher Bestandteil der Sichtbarmachung der Übernahme der
Verantwortung für alle Beteiligten ist der Name der Primary Nurse.
Für die übernommene Verantwortung postuliert Manthey (2005: 63f) drei wesentli-
che Kriterien, die es zu beachten gilt: Dies ist einerseits die Verantwortung der
Primary Nurse dafür, dass alle notwendigen klinischen Informationen, die für die
informierte Pflege ihrer PatientInnen in ihrer Abwesenheit benötigt werden, zur
Verfügung stehen. Das bedeutet, dass nicht nur die Primary Nurse das entspre-
chende Verständnis der pflegerischen Tätigkeit haben muss, sondern sie muss
auch entscheiden, ob und welche Informationen für andere Pflegende in ihrer An-
wesenheit wichtig sind. Um die Individualität der PatientInnen in Bezug auf Krank-
heit, Symptome, Pflegephänomene, Bedürfnisse usw. berücksichtigen zu können,
muss die Primary Nurse diese Entscheidungen von Patient/in zu Patient/in immer
wieder neu treffen.
Andererseits ist sie auch dafür verantwortlich, wie die Pflege durchgeführt werden
soll und dass die anderen Pflegepersonen, wie etwa die Associate Nurses, die
Informationen erhalten, die aus der Pflegedokumentation in Form von konkret ge-
planten Pflegeinterventionen ersichtlich sein müssen. Die Primary Nurse doku-
mentiert alle verfügbaren und pflegerelevanten Informationen, die sich aus dem
Pflegeassessment ergeben, also aus der Pflegeanamnese, diversen Assessmen-
tinstrumenten der Pflege, den Dokumenten, die der/die Patient/in mitbringt, und
den Informationen von Angehörigen. Von diesem Bündel an Informationen leitet
sie die entsprechenden Pflegeinterventionen ab und hinterlässt Anweisungen, die
die Weiterführung dieser Interventionen während ihrer Abwesenheit gewährleisten,
es sei denn, es tritt eine Veränderung des PatientInnenzustandes ein, so dass die
Associate Nurses oder andere diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperso-
nen eine Änderung der geplanten Pflegeintervention einleiten müssen, um auf die
neue Situation angemessen reagieren zu können. Diese Pflegeperson ist dann der
Primary Nurse auch zur Rechenschaft darüber verpflichtet, warum sie die geplante
Intervention geändert hat; diese Änderung der Intervention muss ebenfalls in der
Pflegeplanung dokumentiert werden.
Als dritten wesentlichen Faktor im Verantwortungsbereich der Primary Nurse sieht
Manthey (2005: 64) die Planung der Entlassung. Die Primary Nurse bereitet die
14
Entlassung des/der Patienten/in so vor, dass er/sie und die Angehörigen in der
Lage sind, eine sichere und effektive Versorgung vorzufinden. IntensivpatientIn-
nen werden meist auf eine Überwachungs- bzw. allgemeine Pflegestation über-
wiesen. Auch hier trägt die Primary Nurse die Verantwortung dafür, dass die not-
wendigen pflegerelevanten Informationen für eine problemlose Transferierung so
detailliert und zuverlässig wie möglich weitergeleitet werden.
Als wesentlichen Aspekt für die Primäre Verantwortung in der Pflege sieht das
Deutsche Netzwerk Primary Nursing (2010: 3ff) die Kontinuität in der Anwesenheit
der Primary Nurse während des Aufenthalts der zugeteilten PatientInnen. Die Si-
cherung der Präsenzzeiten durch den Dienstplan ist für die Umsetzung der Pri-
mären Verantwortlichkeit in der Pflege zwingend erforderlich. Empfehlungen zur
Dienstplanung im Primary Nursing beinhalten auch die Planung der Kontinuität,
die Regelung der Vertretung, die Einteilung der TeilzeitmitarbeiterInnen, die Um-
setzung der Dienstplanung in der Organisation und Tipps zur Einführung. In Bezug
auf die Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgischen-Intensivstation werden diese Empfeh-
lungen nachfolgend angeführt.
Die Planung der Kontinuität der Primären Verantwortung ist abhängig von der
Verweildauer der PatientInnen, wobei bei kurzer Verweildauer die Primary Nurse
möglichst häufig anwesend sein soll und bei längerem Aufenthalt eine zwischen-
zeitliche Abwesenheit der Primary Nurse möglich ist, sofern eine entsprechende
Vertretungsregelung vorliegt. Primary Nurses sollten nicht für den Nachtdienst
eingeplant werden, sofern Associate Nurses den Nachtdienst übernehmen können.
Eine weitere Empfehlung zielt auf die Einführung einer Kernarbeitszeit für die Pri-
mary Nurse, beispielsweise montags bis freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr ab. Die
Kernarbeitszeit sollte durch MitarbeiterInnen ergänzt werden, die im Schichtdienst
und am Wochenende arbeiten. Grundsätzlich ist auch zu klären, ob die Primary
Nurse mit einer entsprechenden Qualifikation eine besondere Stellung im Behand-
lungsteam einnehmen soll, oder ob die Funktion Primary Nurse von jeder Pflege-
person übernommen werden kann.
Empfehlungen zur Regelung der Vertretung gehen dahin, dass unmittelbar vor
geplanten längeren Urlauben keine Zuteilung als Primary Nurse stattfinden soll.
Sollte die bereits ausgewählte Primary Nurse einen Urlaub planen, so ist für ihre
15
Abwesenheit die Vertretung durch eine vorab festgelegte, nachfolgende Primary
Nurse, durch eine Associate Nurse oder durch die jeweilige pflegerische Leitung
zu planen. Ein Wechsel der Primary Nurse bei beispielsweise unüberwindbaren
Problemen zwischen Patient/in und Primary Nurse oder zum Schutz der Primary
Nurse bei extrem belastender Pflege, ist nur nach Rücksprache mit der Stations-
leitung möglich. Bei PatientInnen mit längerer Verweildauer kann dienstplanmäßig
die Vertretung der Primary Nurse festgelegt werden. Bei der Zuordnung der Ver-
tretung sind zwei wichtige Aspekte zu beachten, einerseits die Aufteilung auf meh-
rere Vertretungs-KollegInnen, so dass eine einzelne Pflegekraft nicht plötzlich
doppelt so viele PatientInnen zu betreuen hat, andererseits kann bei einer langfris-
tigen Verantwortungsübernahme gemeinsam mit der Festlegung der Primary Nur-
se auch die Associate Nurse(s) bestimmt werden. Bei ungeplanten Ausfällen der
Primary Nurse bleibt die von ihr vorgenommene Dienstplanung unverändert, und
MitarbeiterInnen, die nicht als Primary Nurse geplant sind, kompensieren diese
Ausfälle. Wesentlich ist, dass Regeln zur Dienstplanung und zur Kompensation
von Ausfällen im Team festgelegt und die zugrunde liegenden Regeln akzeptiert
werden. Eine weitere Möglichkeit zur Kompensation von Ausfällen wird in einer
abwechselnden monatlichen Übernahme des Springerjobs gesehen.
Eine Integration von TeilzeitmitarbeiterInnen soll im Primary Nursing gewährleistet
sein, wobei festzuhalten ist, dass Pflegende während ihrer Tätigkeit als Primary
Nurse generell in Vollzeit beschäftigt sein sollten. Ist das nicht der Fall, so ist der
Einsatz von TeilzeitmitarbeiterInnen als Primary Nurse nur dann möglich, wenn die
vereinbarten Ziele zur Kontinuität eingehalten werden. Dies kann in Form einer
Bildung von Primary Nurse-Partnerschaften zwischen zwei Teilzeitkräften erfolgen.
Teilen sich zwei Teilzeitkräfte einen Primary Nurse Bereich, so sollte deren Stel-
lenanteil nicht unter 75% liegen, und die Primary Nurse soll in Zeiten anwesend
sein, in denen der Ablauf der Kernprozesse stattfindet.
Das Deutsche Netzwerk Primary Nursing (2010: 6) empfiehlt bei der Einführung
der Primären Verantwortung zur Umsetzung der Dienstplangestaltung in die Or-
ganisation eine Umstellung des Dienstplanes, ausgehend von den Wünschen der
Pflegenden zu einer Anpassung auf den Arbeitsplan zu ermöglichen. Der
Wunschdienstplan wird durch eine langfristige Dienstplanung, in Verbindung mit
16
einer Jahresplanung mit Urlaub, Fortbildungen usw. und einer verlässlichen
Dienstplanung mindestens drei Monate im Voraus, ersetzt, wodurch eine höhere
Verbindlichkeit für berufliche und private Planungen erreicht wird. Die Dienstpla-
nung findet durch die Stationsleitung statt, die auch bei Problemen, die im Zu-
sammenhang mit dem Dienstplan auftauchen können, verantwortlich ist. Kriterien
und Verfahren der Dienstplangestaltung sollen auf Stations- und Abteilungsebene
transparent sein. Die Kompensation von ungeplanten Ausfällen soll - wie oben
angeführt - geregelt sein, wobei anzumerken ist, dass bei hohem Personalausfall
keine Pflegeorganisation mehr richtig funktioniert.
Hinsichtlich der Einführung der Dienstplangestaltung wird von Seiten des Deut-
schen Netzwerkes Primary Nursing (2010: 6f) darauf hingewiesen, dass diese Ein-
führung durch ein Führungsverständnis begünstigt wird, das auf kommunizierter
Zielklarheit und verlässlicher Durchsetzung beruht. Die Stationsleitung bedarf da-
zu der Unterstützung durch die nächst höhere pflegerische Führungsebene und
einer zusätzlichen Begleitung der Umsetzungsentwicklung durch Lenkungsgrup-
pen des Krankenhauses oder durch Leitungsrunden. Ebenso können regelmäßige
„kollegiale Praxisgruppen“ mit interner oder externer Begleitung die Stationsleitung
längerfristig unterstützen. Die Veränderung der Dienstplangestaltung im Stations-
team erfordert eine kontinuierliche Auseinandersetzung in regelmäßigen Dienst-
besprechungen, da das Tauschen von geplanten Diensten nur noch mit Ein-
schränkungen möglich ist. Zur Einführung einer verlässlichen Dienstplanung im
System Primary Nursing soll ein abgestimmtes Konzept vorliegen, das schrittwei-
se innerhalb eines abgestimmten Zeitraumes, etwa ein bis zwei Jahre, umgesetzt
wird.
Die tägliche Arbeitszuweisung nach der Fallmethode: Der Begriff „Fallmetho-
de“ beschreibt nach Manthey (2005: 64f) „wie die pflegerischen Aufgaben im
Schichtbetrieb verteilt werden, und besagt insbesondere, dass eine Pflegekraft
unabhängig von der Qualifikation, die diese Arbeiten voraussetzen, alle pflegeri-
schen Aufgaben im Zusammenhang mit einem bestimmten Patienten übernimmt,
solange sie innerhalb der durch die Stellenbeschreibung gegebenen Grenzen
bleiben“. Für die Zuweisung der täglichen Pflege sind der besondere Bedarf
17
des/der jeweiligen Patienten/in und die Fähigkeiten und spezifischen Stärken des
verfügbaren Pflegepersonals entscheidend. Hierbei können die Fähigkeiten der
Pflegenden und der Bedarf der PatientInnen speziell aufeinander abgestimmt
werden, woraus sich eine PatientInnen- und keine Tätigkeitsorientierung ergibt. Im
Falle eines/einer Patienten/in an der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen-
Intensivstation, bei dem/der postoperativ die Aufnahme nach einer Lungentrans-
plantation mit Herz-Lungen-Maschine (HLM) erfolgt, wird die professionelle Pflege
eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson übernehmen, die bereits
Wissen und Können in der Betreuung dieser PatientInnen und im Umgang mit der
HLM hat.
In diesem Bereich wird der Stationsleitung eine wesentlich Aufgabe übertragen, da
sie ihr Personal so gut kennen muss, um in der Lage zu sein, die entsprechende
Pflegeperson zum/zur Patienten/in mit dem jeweiligen Pflegebedarf zuteilen zu
können. Die Zuweisung der Primary Nurse darf sich jedoch nicht allein auf die As-
pekte der differenzierten Beurteilung der Fähigkeiten und Interessen der jeweiligen
Pflegeperson beziehen, sondern setzt auch ein umfassendes Wissen über die Im-
plikationen voraus, die sich aus dem medizinischen Zustand des/der Patienten/in
ergeben (vgl. Manthey 2005: 70).
Räumliche Verhältnisse oder die Lage des jeweiligen PatientInnenzimmer sollten
generell keinen Einfluss auf die PatientInnenzuweisung haben. Außer die Weg-
strecke von einem zum anderen PatientInnenzimmer würde so viel Zeit in An-
spruch nehmen, dass eine Verkürzung der Wege zwischen den Zimmern Zeit spa-
ren würde.
Als Kritikpunkt in der PatientInnenzuweisung sieht Manthey (2005: 66) eine ernst
zu nehmende Verringerung der Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen der
anderen PatientInnen, was sich in weiterer Folge demotivierend darauf auswirken
kann, anderen Pflegepersonen zu helfen oder gar für sie einzuspringen.
Direkte Wege der Kommunikation: Nach Mantheys (2005: 67f) schafft dieses
Kernelement von Primary Nursing die Voraussetzung für eine unmittelbare Kom-
munikation zwischen den einzelnen Mitgliedern des Teams, sowie von der Primary
Nurse zum/zur Patienten/in, zum/zur Arzt/Ärztin und zu anderen Berufsgruppen,
18
die mit dem/der Patienten/in zu tun haben. Das Ziel besteht darin, dass wichtige
Informationen nicht mehr durch Dritte übermittelt und gefiltert werden, sondern die
mit der Versorgung betrauten Personen direkt miteinander kommunizieren. Eine
weitere unverzichtbare Forderung liegt darin, dass die Primary Nurse, die während
ihres Dienstes die Pflege des/der Patienten/in übernommen hat, ihre Übergabe
derjenigen Pflegeperson erstattet, die im nächsten Dienst, beispielsweise vom
Tagdienst in den Nachtdienst, die Verantwortung für die Pflege dieses/ dieser Pa-
tienten/in übernimmt. Diese Übergabe soll alle wichtigen Informationen über ihren/
ihre Patienten/ Patientin, die für die weiterführende Pflege relevant sind, beinhal-
ten.
Die Rolle der Primary Nurse sieht auch in der Kommunikation mit dem/der Patien-
ten/in und den Angehörigen ein sich Vertrautmachen und eine Einschätzung der
Persönlichkeit des/der Patienten/in vor, um in Erfahrung bringen zu können, wel-
che Informationen die Primary Nurse über seinen/ihren Zustand benötigt. Diesem
Bedürfnis kann sie dadurch nachkommen, dass sie - wenn sie es für richtig und
angebracht hält - auf die Bitte eines/r Patienten/in um genauere Information ein-
geht und die anderen Mitglieder des Teams und besonders die ÄrztInnen auf die-
sen Informationsbedarf hinweist. Unter diesem Blickwinkel kann die Primary Nurse
auch als Anwalt des/der Patienten/in gesehen werden, dadurch, dass sie auf den
Informationsbedarf und die volle Einbeziehung bei der Entscheidungsfindung, so-
weit dies bei PatientInnen auf Intensivpflegestationen möglich ist, Rücksicht nimmt.
Sie kann in jedem Fall helfen, den Wissensbedarf der PatientInnen einzuschätzen
und zu gewährleisten, dass die ÄrztInnen und andere MitarbeiterInnen von ihren
Bedürfnissen und Wünschen in Kenntnis gesetzt werden.
Wer die Pflege erbringt, soll die Pflege planen: Im Pflegeorganisationssystem
„Primary Nursing“ liegt die Entscheidung, wie ein/eine Patient/in gepflegt werden
soll, bei derjenigen Person, die meist auch für die Durchführung der Pflege ver-
antwortlich ist, also die Primary Nurse. Sie kann am besten die Angemessenheit
oder Unangemessenheit des Pflegeplans beurteilen, und sie weiß, wie er zu ver-
bessern bzw. zu korrigieren ist - was auch unverzüglich geschehen sollte. Die
Primary Nurse soll auch eine Pflegeplanung bei PatientInnen erstellen können, bei
19
denen die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind, deren Pflege- und Behandlungs-
verläufe nicht standardisiert sind und deren psychische Reaktionen auf die Krank-
heit oder den Krankenhausaufenthalt die Fähigkeiten einschränken, mit den Prob-
lemen fertig zu werden. Sie sorgt während ihres Dienstes für ihren/ihre Patien-
ten/in und formuliert den Pflegeplan so, dass die Associate Nurses oder andere
Pflegepersonen während ihrer Abwesenheit die Anweisungen befolgen können.
Die Pflegepläne müssen von der Primary Nurse kontinuierlich weiterentwickelt
werden (vgl. Manthey 2005: 69f). Bei akuten Veränderungen des Gesundheitszu-
standes des/der Patienten/in muss die Anpassung des Pflegeplans auch in Abwe-
senheit der Primary Nurse gewährleistet sein. Dies beruht auf einer entsprechen-
den, vorab getroffenen Regelung der Befugnis (vgl. Deutsches Netzwerk Primary
Nursing 2008: 9).
Untrennbar mit Verantwortung verbunden ist die Rechenschaftspflicht der Primary
Nurse gegenüber ihrer Vorgesetzten, wobei sie ihre Entscheidungen bezüglich der
Pflege der ihr anvertrauten PatientInnen jederzeit darstellen und begründen kann
(vgl. ebd.: 9). Dies kann beispielsweise in Form einer Pflegevisite erfolgen.
2.1 Rollen bei Primary Nursing
Im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing kommt es zu Rollenveränderungen,
die nachfolgend dargestellt wird.
Die Rolle der Stationsleitung: „Die Rolle der Stationsleitung besteht in der klini-
schen Leitung und in der kontinuierlichen Verantwortung für das gesamte Ma-
nagement der Patientenversorgung.“ (Manthey 2005: 75) Die Stationsleitung ist für
die Qualitätskontrollen auf ihrer Station zuständig und muss die Fähigkeit besitzen,
jede Primary Nurse zu beurteilen, um die notwendige Kompetenz und das ent-
sprechende Wissen dieser zu bewerten. Sie muss die Stärken und Schwächen
der MitarbeiterInnen kennen, um auch eine entsprechende PatientInnenzuteilung
vornehmen zu können. Damit Primary Nursing funktioniert, muss die Stationslei-
tung jedoch alle an sie gerichteten Fragen an die Pflegenden weitergeben (vgl.
Manthey 2005: 73ff). Sie verliert an Autorität, da die Verantwortung für den/die
Patienten/in die Primary Nurse trägt. Diese ist auch für die direkte Kommunikation
20
mit allen Mitgliedern des Teams verantwortlich. Die Stationsleitung wird jedoch
unterstützend tätig, sollte die Primary Nurse Fragen zu bestimmten Themen ha-
ben.
Der Führungsstil soll situationsbedingt, sach- und relationsbezogen sein, es ist
jedoch von Seiten der Stationsleitung ein Maß an Flexibilität erforderlich, um den
Führungsstil an die Situation und die jeweiligen Möglichkeiten der MitarbeiterInnen
anpassen zu können. Die Inhalte und die Strukturierung der Ziele und Aufgaben
sollen sich auf das „was“, „wann“, „wo“ und „wie“ beziehen. Andererseits ist es
notwendig, dass die Stationsleitung Interesse am Befinden, an der Motivation und
an der psychologischen Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen sowie an den Be-
ziehungen untereinander zeigt (vgl. Hübner et al. 2010: 12).
Die Rolle der Primary Nurse: Die Qualifikation der Primary Nurse beinhaltet die
dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson
bzw. das abgeschlossene Bachelorstudium zur Gesundheits- und Krankenpflege
sowie eine zweijährige Berufserfahrung. Die Funktion der Primary Nurse ist durch
die Gesamtverantwortung für die Pflege der ihr/ihm zugeordneten Patienten/in
definiert, mit den Zielen, dass er/sie ein/eine namentlich bekannter/bekannte An-
sprechpartnerIn für die PatientInnen und die Angehörigen ist, eine Kontinuität in
der PatientInnenbetreuung bietet, die Kommunikation und Kooperation innerhalb
der betrieblichen Hierarchie und mit anderen an der Betreuung der PatientInnen
beteiligten Berufsgruppen fördert, die Pflegequalität entwickelt und sicherstellt und
die Kompetenz der nachgeordneten MitarbeiterInnen, wie der Associate Nurse
und der Assistant Nurse3, fördert. Die Primary Nurse ist mit Führungsaufgaben
gegenüber der Associate Nurse und der Assistant Nurses betraut. Das bedeutet,
dass sie - je nach Qualifikation der Associate Nurse - entscheiden muss, wie viel
Anweisung, Anleitung, Unterstützung notwendig ist und wie viel Partizipation und
Delegation möglich ist. Diese Einschätzung spielt eine wesentliche Rolle bei der
Erstellung des Pflegeplans und dessen Akzeptanz. Die Primary Nurse übernimmt
die Verantwortung für den/die ihr/ihm zugeteilte Patienten/in von der Aufnahme bis
3 Wenn von Assistant Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche, als auch die männliche
Pflegeperson gleichermaßen gemeint.
21
zur Entlassung, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ihre/Seine Aufga-
ben lassen sich in patientInnenbezogene, mitarbeiterInnenbezogene, betriebsbe-
zogene und in sonstige Aufgaben unterteilen. Die patientInnenbezogenen Aufga-
ben beinhalten alle Maßnahmen des Pflegeprozesses einschließlich der Feststel-
lung des Pflegebedarfs, der Erhebung der Pflegeprobleme, der Bedürfnisse und
Ressourcen, der Definition der Pflegediagnosen, der Festlegung der Pflegeziele,
der Erstellung des Pflegeplans, der Durchführung der geplanten Pflegeinterventio-
nen, der Evaluation der Pflegeergebnisse und der Dokumentation aller relevanten
Informationen. Die Primary Nurse muss auch entscheiden, inwieweit sie der
Associate Nurse Kompetenzen in Bezug auf eine Reflexion der Pflegepläne und in
Bezug auf Entscheidungen über Änderungen dieser Pflegepläne übertragen kann.
Sie ist auch für die Anleitung und Beratung der PatientInnen und deren primäre
Bezugsperson zuständig und stellt Kontakte her zu allen, in die Betreuung der Pa-
tientInnen involvierten Berufsgruppen im Sinne einer multiprofessioneller Koopera-
tion sowie zu Kostenträgern, Behörden, Sanitätshäuser und sonstigen Stellen,
deren Einbeziehung für die Sicherung des persönlichen und materiellen Umfeldes
sowie der Lebensqualität der PatientInnen notwendig ist.
MitarbeiterInnenbezogene Aufgaben beinhalten die Einarbeitung neuer Mitarbeite-
rInnen (MA), die Anleitung und Beratung aller MA des Teams, die Einbeziehung
der MA in die Bewertung der Pflegeergebnisse, die Qualitätskontrollen und die
Anleitung von SchülerInnen, StudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege-
ausbildung bzw. des Gesundheits- und Krankenpflegestudiums sowie Teilnehme-
rInnen der Sonderausbildung zur Intensivpflege. Unter den betriebsbezogenen
Aufgaben werden die Leistungserfassung und der sorgsame Umgang mit den ge-
stellten Arbeitsmitteln genannt. Sonstige Aufgaben beziehen sich auf die Vertre-
tung der anderen Primary Nurses in der Funktion als beigeordnete Associate Nur-
se, auf die Teilnahme an Teambesprechungen und innerbetrieblichen Fort- und
Weiterbildungen und auf die aktive Beteiligung an der Qualitätsentwicklung (vgl.
Hübner et al. 2010: 13ff).
22
Die Rolle der Associate Nurse: Die Qualifikation der Associate Nurse umfasst
die dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeper-
son bzw. das abgeschlossene Bachelorstudium zur Gesundheits- und Kranken-
pflege sowie eine einjährige Berufserfahrung4. Die Associate Nurse vertritt die
Primary Nurse, wenn diese nicht im Dienst ist. Sie ist ihr rechenschaftspflichtig,
das bedeutet, dass sie eine Veränderung der vorgegebenen Pflegeplanung auf-
grund einer akuten Zustandsveränderung des/der Patienten/in der Primary Nurse
gegenüber begründen muss. Die Funktion der Associate Nurse hat zum Ziel, die
Kontinuität der PatientInnenbetreuung aufrecht zu erhalten, die Kommunikation
und Kooperation innerhalb des Teams zu fördern, die patientInnenbezogenen In-
formationen sicherzustellen und die Kompetenz der nachgeordneten Mitarbeite-
rInnen, den Assistant Nurses, zu fördern. Die patientInnenbezogenen Aufgaben
der Associate Nurse beinhalten die Durchführung aller in der Pflegeplanung fest-
gelegten Pflegeinterventionen, die Information an die Primary Nurse über wesent-
liche Änderungen und die Informationsweitergabe an andere Berufsgruppen, die
Dokumentation aller Informationen und durchgeführten Pflegeinterventionen sowie
die Evaluation der Pflegeergebnisse gemeinsam mit der Primary Nurse. Zu den
mitarbeiterInnenbezogenen Aufgaben gehören die Unterstützung der Primary
Nurse bei der Anleitung und Beratung der anderen MitarbeiterInnen des Teams
sowie der SchülerInnen, StudentInnen und TeilnehmerInnen der Sonderausbil-
dung zur Intensivpflege. Die Leistungserfassung gehört zur betriebsbezogenen
Aufgabe, die Teilnahme an Teambesprechungen sowie an innerbetrieblichen Fort-
und Weiterbildungen sind unter den sonstigen Aufgaben der Associate Nurse an-
geführt.
Die Associate Nurse trägt die Verantwortung für alle im Rahmen der Pflege durch-
geführten Aufgaben und für den sorgsamen Umgang mit den gestellten Arbeitsmit-
teln (vgl. Hübner et al. 2010: 21f).
4 Die einjährige Berufserfahrung der Associate Nurse wurde speziell für diese Pilotstudie definiert.
23
Die Rolle der Assistant Nurse: Die Assistant Nurse dient der Pflegeassistenz,
sie kennzeichnet die Rolle einer angelernten Hilfskraft. Da auf der Intensivstation,
an der die Pilotstudie durchgeführt wird, ausschließlich diplomierte Gesundheits-
und Krankenpflegepersonen tätig sind, fällt die Rolle der Assistant Nurse in dieser
Evaluationsstudie weg, sie soll jedoch zur Vervollständigung beschrieben werden.
Die Assistant Nurse pflegt die PatientInnen in Abwesenheit der Primary Nurse
nach den Vorgaben der Pflegeplanung, wobei die Gesamtverantwortung für die
Pflege bei der Primary Nurse liegt. Seine/Ihre Funktion zielt auf die Kontinuität in
der PatientInnenbetreuung, der Förderung von Kommunikation und Kooperation
innerhalb des Teams, der Sicherstellung von patientInnenbezogenen Informatio-
nen und der Pflegequalität ab. Die Assistant Nurse trägt die Verantwortung für alle
im Rahmen der Pflege durchgeführten Aufgaben und für den sorgsamen Umgang
mit den gestellten Arbeitsmitteln. PatientInnenbezogene Aufgaben der Assistant
Nurse beinhalten die Durchführung aller in der Pflegeplanung festgelegten Pfle-
geinterventionen, zu denen er/sie aufgrund seiner/ihrer Qualifikation berechtigt ist.
Änderungen in der Durchführung dürfen nur in Absprache mit der Primary Nurse
oder Associate Nurse vorgenommen werden. Wesentliche Änderungen bzgl. des
Gesundheitszustandes müssen an die Primary Nurse oder an die Associate Nurse
weitergeleitet werden. Er/Sie ist für die Dokumentation aller Informationen und
durchgeführten Pflegeinterventionen zuständig und unterstützt die Primary Nurse
bei der Evaluation der Pflegeergebnisse. Unter mitarbeiterInnenbezogene Aufga-
ben wird die Informationsweitergabe an allen an der Pflege der PatientInnen betei-
ligten MitarbeiterInnen angeführt; die Leistungserfassung schließlich gehört zur
betriebsbezogenen Aufgabe. Die Teilnahme an Teambesprechungen sowie an
innerbetrieblichen Fort- und Weiterbildungen sind unter den sonstigen Aufgaben
der Assistant Nurse angeführt (vgl. Hübner et al. 2010: 23f).
Veränderte Rollen und Auswirkungen: Mischo-Kelling und Schütz-Pazzini
(2007: 284ff) beschreiben Erfahrungen zweier Führungskräfte bei der Einführung
von Primary Nursing im Intensivbereich, die Veränderung der Rolle der Stationslei-
tung durch eine stärkere Betonung der Führungsaufgaben, besonders in der An-
fangsphase der Implementierung von Primary Nursing, bei der konkreten Zutei-
24
lung und der eindeutigen Regelung der Primären Pflege. Eine klar benannte per-
sönliche Verantwortlichkeit stellt die Veränderung in den Führungsaufgaben sicher.
Ein weiterer zentraler Aspekt wird in der Veränderung der Dienstplangestaltung
gesehen. Durch Primary Nursing kommt es zu einer Reglementierung von Mitar-
beiterInnenwünsche, da die festgelegte Pflegekontinuität im direkten Zusammen-
hang mit einer stärkeren PatientInnenorientierung zu sehen ist. Durch die steuern-
den und kontrollierenden Aufgaben und den fehlenden direkten Einfluss auf die
pflegerische Versorgung der einzelnen PatientInnen und den festgelegten Pflege-
plan kommt es zur Veränderung der Rolle der Stationsleitung.
Die Veränderung hin zu einer klaren Verantwortlichkeit und Zuständigkeit in der
PatientInnenversorgung mit den daraus resultierenden Konsequenzen bringt einen
Rollenwechsel der Pflegepersonen mit sich, was zum Teil zu einer ablehnenden
Reaktion dem System gegenüber führt. Pflegepersonen, die PatientInnen stärker
in den Mittelpunkt der Aktivitäten stellen, bewerten die Veränderungen in der Ver-
antwortlichkeit und im Pflegeprozess positiv, da dabei die Möglichkeit gesehen
wird, die eigene Kompetenz gezielter und stärker einsetzen zu können. Eine pati-
entInnenorientierte Grundhaltung ist für eine erfolgreiche Umsetzung von Primary
Nursing daher notwendig und soll vom gesamten Pflegedienst eingefordert wer-
den.
Veränderungen in Bezug auf die Pflege von PatientInnen machen sich durch eine
gezielte Ausrichtung auf deren Bedürfnisse und Erfordernisse bemerkbar. Von
Pflegepersonen wird diese Ausrichtung der Pflege arbeits- und zeitintensiver ge-
sehen, die mit den verfügbaren Ressourcen kaum zu bewältigen wären. PatientIn-
nen sehen die Beziehung zur Primary Nurse sehr positiv. Daten zu Einfluss des
Pflegesystems auf den Genesungsprozess und auf die PatientInnenzufriedenheit
liegen jedoch nicht vor.
ÄrztInnen und andere Berufsgruppen nehmen keine Veränderungen wahr.
Zur aktuellen Darstellung des Pflegeorganisationssystems, das an der zu untersu-
chenden Erwachsenen-Intensivstation praktiziert wird, kann das Instrument zur
Erfassung von Pflegesystemen „IzEP©“ verwendet werden, das nachfolgend erläu-
tert wird.
25
2.2 Messung des Pflegeorganisationssystems
Vor Pilotierungsstart wird das Instrument zur Erfassung von Pflegesystemen
IzEP© verwendet. „Es misst das praktizierte Pflegesystem und setzt es in Bezie-
hung zu einem Pflegesystem mit individueller Fallverantwortung, z. B. Primary
Nursing, Bezugspersonensystem, Bezugspflege, Primärpflege, primäre Prozess-
verantwortliche bzw. andere in pflegerischen Konzepten verwendeten Bezeich-
nung.“ (Abderhalden et al. 2008: 9)
Als Ergebnis der Einschätzung mit IzEP© soll ein Stationsprofil vorliegen. Eine Ge-
samtscore gibt Auskunft über die PatientInnenorientierung des Pflegesystems der
Station, wobei bis 10% keine Regelung vorliegt, bis 40% Funktionspflege, bis 75%
Bereichspflege. Zwischen 76% und 100% besteht Primary Nursing als vorherr-
schendes Pflegesystem (vgl. Dobrin/Schippers/Becker 2011: 14). Die Methode der
Datenerhebung stellt eine Kombination aus Dokumentenanalyse, die Pflegedoku-
mentation und den Dienstplan betreffend, und Befragungen dar. Für diese Studie
wurden entsprechend den Ein- und Ausschlusskriterien der Befragten und Stich-
probenbildung nach Abderhalden et al. (2010: 25f) die Stationsleitung und deren
direkte Vorgesetzte befragt, zehn Pflegepersonen (25%, aber mind. vier) dieser
Station, die nach Zufallsprinzip ausgewählt wurden, sechs PatientInnen (25%,
aber mindestens sechs), zwei ÄrztInnen und zwei TherapeutInnen, die die meisten
der ausgewählten PatientInnen betreuten und ein Kardiotechniker, der als externer
Kontakt interviewt wurde. Sechs Angehörige der befragten PatientInnen (50%,
aber mindestens drei) wurden ebenfalls mit Hilfe eines standardisierten Fragebo-
gens befragt. In die Dokumentenanalyse wurden die Pflegedokumentationen der
sechs befragten PatientInnen und der Dienstplan der aktuellen IST-Version der
letzten 30 Tage - mit Tagdiensten und Nachtdiensten -, aufgenommen, wobei der
Überprüfungszeitraum mit dem Befragungstag der PatientInnen endete.
Die Auswertung vor der Pilotierungsphase ergibt eine Gesamtscore von 50%, wo-
nach es sich infolge der oben angeführten Literatur um das Pflegeorganisations-
system der Bereichspflege handelt (vgl. Abderhalden et al. 2010: 58).
26
Abb. 1: IzEP© Gesamtscore des Pflegesystems der untersuchten Intensivstation.
Das nachfolgende Stationsprofil ist in fünf Bereiche unterteilt: Orientierung am
Konzept, Verantwortung und Kontinuität, Pflegeprozess, Kommunikation und
Rollenverständnis. Werte zu Punkt eins, drei, fünf, sieben und neun entsprechen
den Soll-Vorgaben, die Vorgesetzte und Stationsleitung definieren. Werte zu
Punkt zwei, vier, sechs, acht und zehn bilden die gelebte Realität, den Ist-Wert,
ab. Werte von Null entsprechen keiner Regelung, und ein Wert von hundert,
analog der Interpretation im Gesamtprofil, weist auf eine optimale Umsetzung von
Primary Nursing hin (vgl. Abderhalden et al. 2010: 59). Anhand des Stationsprofils
lassen sich demgemäß bei sieben Punkten Werte der Bereichspflege zuordnen.
Der Wert bei Punkt vier (Personelle Kontinuität der Verantwortung), bei Punkt
sieben (Zuständigkeit für patientenbezogene Kommunikation) und bei Punkt acht
(personelle Kontinuität in der Kommunikation) befindet sich im Bereich von 40
bzw. unter 40, was der Funktionspflege entspricht.
27
Abb. 2: IzEP© Stationsprofil der untersuchten Intensivstation.
2.3 Stand der wissenschaftlichen Arbeiten
Goode und Rowe (2001) empfehlen in ihrer Studie, die in Nordirland an einer Elf-
Betten Intensiv Care Unit (ICU) durchgeführt wurde, Primary Nursing als eine ef-
fektive Methode zur Pflege von PatientInnen auf einer ICU umzusetzen. Ziel die-
ser Studie ist es, die Wahrnehmungen und Erfahrungen von qualifizierten Pflege-
personen in Bezug auf die Implementierung von Primary Nursing an einer ICU zu
untersuchen. Das Ergebnis zeigt, dass eine klare Übertragung der Verantwortlich-
keit in Hinblick auf den Pflegeprozess von der Aufnahme bis Entlassung eine Un-
terstützung für die Pflege darstellt und somit als vorteilhaft bewertet wird. Ebenso
wird aber auch berichtet, dass Pflegende Stress durch den engen Kontakt über
einen längeren Zeitraum mit den PatientInnen und deren Angehörigen verspüren.
Andere Pflegende wiederum sehen dies als Erleichterung, da sie den/die Patien-
ten/in bereits kennen und dadurch Stress reduziert wird. Aufgrund der geringen
StudienteilnehmerInnenzahl wird auf weiterführende empirische Untersuchung
hingewiesen.
28
Kim Manley (2002, in: Millar/Burnard 2002: 102-108) führt diverse Forschungsar-
beiten über Primary Nursing in der Intensivpflege an, u. a. zur Umsetzung von
Primary Nursing in die Praxis, zu Behandlungsergebnissen von Primary Nursing
und zur Zufriedenheit im Beruf. Diese Studien wurden jedoch bereits zwischen
1986 und 1991 durchgeführt. Hingewiesen wird darin auch auf die Notwendigkeit
weiterer Studien, besonders im Intensivbereich, beispielsweise in Bezug auf die
Zufriedenheit der PatientInnen und Angehörigen. Zudem zeigt sich in einer Studie
von Manley (1988, 1989), dass die Genesung der PatientInnen eine zentrale Rolle
zur Zufriedenheit im Beruf spielt.
Schaepe (2006) ist der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Pflegeorgani-
sationsform Primary Nursing auf die Qualität der dokumentierten Pflegeprobleme
in der Pflegeplanung eines/einer Patienten/in im Vergleich zu anderen Pflegeor-
ganisationssystemen hat, mit dem Ziel, eine qualitativ besseren Erfassung von
Pflegeproblemen im Rahmen der Pflegeplanung bei Primary Nursing nachzuwei-
sen. Die Untersuchung zeigt im Vergleich zweier Krankenhäuser, dass das Pfle-
georganisationssystem Primary Nursing die Qualität der dokumentierten Pflege-
probleme in der Pflegeplanung positiv beeinflusst, jedoch diese positive Qualitäts-
veränderung scheinbar auch von weiteren Bedingungen abhängig ist, wie bei-
spielsweise von der Kompetenz der einzelnen Pflegenden. Eine weitere For-
schungsarbeit sieht Schaepe in der Untersuchung, wie sich die Qualität der doku-
mentierten Pflegeprobleme auf anderen Stationen und in anderen Kliniken nach
Einführung von Primary Nursing verändert hat.
Boeckler (2006) beschreibt die methodische Problematik bei der Evaluation des
Pflegeorganisationsystem Primary Nursing im Hinblick auf Forschungsdesign und
Datenerhebungsmethoden von relevanten Primärstudien im europäischen Raum
zwischen 1990 und 2005. Sie sieht das Hauptproblem in einer mangelnden Ope-
rationalisierung von Primary Nursing. Die Beschreibung der Intervention erfolgt
nicht im Sinne einer klar beschriebenen Umsetzung und deren Evaluation. Zur
Überprüfung des Umsetzungsgrades von Primary Nursing muss das System
mehrdimensional erfasst werden, die vier Kernelemente können dabei eine Struk-
tur vorgeben. Als empfehlenswert wird die Planung der Evaluation vor der Imple-
mentierung von Primary Nursing postuliert, wodurch die Kontrolle der Intervention
29
wie im quasi-experimentellen Design ermöglicht wird und damit eine gesteuerte
Implementierung von ForscherInnen erfolgen kann. Boeckler (2006) empfiehlt als
weitere Untersuchungsgegenstände unter anderem die Frage nach der Eignung
von Primary Nursing für jedes pflegerische Praxisfeld oder eine Erhebung der Prä-
ferenzen beispielsweise für die Psychiatrie, die Langzeitversorgung und die ambu-
lante Pflege.
3. Interventionsprojekt
Nach erfolgter Projektplanung von Oktober 2010 bis Juni 2011 durch die Stations-
leitung, die auch die Projektleitung übernommen hat, kommt es zur Pilotierungs-
phase, die sich über einen Zeitraum von 27. Juli 2011 bis 7. April 2012 erstreckt.
Die Kosten des Projektes trägt die Evaluatorin, die personellen Kosten, die sich
durch die Pflegepersonen aufgrund der Projektteilnahme in Form von Überstun-
den ergeben, werden vom Dienstgeber übernommen.
3.1 Projektbedingungen
Unter den Projektbedingungen werden nachfolgend die Maßnahme Primary
Nursing an sich beschrieben, in welchem Kontext diese Maßnahme umgesetzt
wird, sowie die Ziele von Primary Nursing und Zweck der Evaluation dargestellt.
3.1.1 Maßnahmenbeschreibung
PatientInnen, die länger als drei Tage postoperativ nach einem herz-, thorax-, ge-
fäßchirurgischen Eingriff an der HTG-Intensivstation aufgenommen sind, werden
durch Zufallszuteilung einer im Tagdienst befindlichen Primary Nurse zugeteilt.
Sollten mehrere Primary Nurses zur Verfügung stehen, so erfolgt hier die Zutei-
lung nach Kompetenz der Pflegeperson für den zu erwartenden Fall. Ein wesentli-
cher Aspekt, den es in Hinblick auf die Auswahl der Primary Nurse zu berücksich-
tigen gilt, ist die Dienstplangestaltung bezüglich der Anzahl der Nachtdienste und
der Urlaubsplanung.
Die Informationen darüber, welcher/welche Patient/in von welcher Primary Nurse
gepflegt wird, erfolgen ans gesamte Team der Pflegepersonen, ÄrztInnen, Physio-
und ErgotherapeutInnen, LaborantInnen und LogopädInnen. Ein zusätzlicher
30
Vermerk bezüglich der Zuteilung erfolgt an der PatientInnentafel beim Stützpunkt
der Station.
Aufgrund der personellen Ressourcen ist es immer nur bei einem/einer Patient/in
möglich, über höchstens einen Monat Primary Nursing durchzuführen.
Der sechsstufige Pflegeprozess wird von der Primary Nurse erstellt und dokumen-
tiert. Einen wesentlichen Aspekt stellt auch die Pflegeanamnese dar. Diese ist bei
manchen PatientInnen bereits vor der Operation von Pflegenden der Allgemein-
station erhoben worden; in diesem Fall ist sie von der Primary Nurse zu evaluieren,
eventuell sind auch Ergänzungen vorzunehmen. Anhand der erhobenen Daten
erfolgt eine Pflegeplanung mit den definierten Pflegediagnosen, den Pflegezielen
und der Planung der Interventionen, die zur Erreichung dieser Pflegeziele notwen-
dig sind. Zusätzlich müssen Überlegungen getroffen - und in die Interventionspla-
nung integriert werden -, ob ExpertInnen bei bestehenden Pflegeproblemen hin-
zugezogen werden sollen, beispielsweise in Form einer Unterstützung durch
den/die Wundmanager/in oder den/die Experten/in für Aromapflege.
Die Primary Nurse stellt auch ein Bindeglied als direkte KommunikationspartnerIn
zwischen den Angehörigen, den Stations- und KonsiliarärztInnen, den Physio- und
ErgotherapeutInnen sowie den LogopädInnen und den LaborantInnen oder auch
anderen Berufsgruppen, die mit dem/der Patienten/in arbeiten, dar.
Spezielle pflegerelevante Fakten müssen dokumentiert werden, um eine Nach-
vollziehbarkeit und Einhaltung der genannten Aspekte während ihrer Abwesenheit
zu ermöglichen.
Primary Nursing soll während der Pilotierungsphase auf maximal ein Monat bei
einem/einer Patienten/in beschränkt sein, um eine PatientInnenanzahl von ca.
zehn zur Auswertung zu erhalten. Wird der/die Patient/in vor diesem Monat an
eine andere Station transferiert, so ist die Primary Nurse für den schriftlichen und
mündlichen Transferierungsbericht zuständig. Wird der/die Patient/in jedoch nicht
transferiert, so übergibt die Primary Nurse den/die Patienten/in einer diplomierten
Gesundheits- und Krankenpflegeperson aus dem Team der Station.
Danach wird wiederum mittels Zufallszuteilung der/die Patient/in und die Primary
Nurse ausgewählt.
31
3.1.2 Kontextbeschreibung
Die interdisziplinäre Betreuung von PatientInnen an der Herz-Thorax-
Gefäßchirurgischen Intensivstation erfolgt von Seiten der ÄrztInnen durch Anäs-
thesistInnen und ChirurgInnen und durch diplomierte Gesundheits- und Kranken-
pflegepersonen mit/ohne Sonderausbildung zur Pflege von PatientInnen auf der
Intensivstation, sowie durch Physio- und ErgotherapeutInnen, Logopädinnen, La-
borantInnen und diversen KonsiliarärztInnen. Bei 16 systematisierten Betten sind
ca. 60 Pflegende tätig, die überwiegend einer Vollzeitbeschäftigung von 40 Wo-
chenstunden nachgehen. Die PatientInnen kommen nach der Operation an Herz,
Lunge oder Gefäßen zur Nachbehandlung auf die Station und verbleiben dort, je
nach Schweregrad des Eingriffes und des Allgemeinzustandes, einen Tag oder bis
zu einigen Monaten. Das Pflegeorganisationssystem, das zurzeit Anwendung fin-
det, kann mit der Bereichspflege gleichgesetzt werden. Bei diesem Pflegesystem
werden einer Pflegekraft ein bis zwei PatientInnen zugeteilt, wobei sich die Dauer
der Zuteilung zu den PatientInnen täglich ändern kann. Die Verantwortung, Autori-
tät, Autonomie und Rechenschaftspflicht für die Pflegequalität liegt bei der Stati-
onsleitung. Auch die Gestaltung des Pflegeprozesses obliegt ihr oder wird meist
an die Pflegenden, die die direkte Pflege durchführen, delegiert; sie kann auch
gemeinsam erfolgen. Die Kontinuität der Pflege besteht während der Zuteilungs-
dauer; in Hinblick auf die Beziehung zwischen Pflegenden und PatientInnen- und
die Evaluierung der Pflege kann dies problematisch sein, wenn beispielsweise
Wundverhältnisse oder Mobilitätsänderungen der letzten Tage nicht konkret be-
schrieben werden können, weil die betreffende Pflegeperson die Tage davor
den/die Patienten/in nicht gepflegt hat.
Die Kommunikation läuft meist über die Stationsleitung. Einzelne Pflegende kom-
munizieren mit dem übrigen Pflegeteam, über den Pflegebericht und bei der
Dienstübergabe. Lob wird über die Pflegedirektion der Stationsleitung weiter gelei-
tet, die dieses dann dem gesamten Team überbringt.
Als weiterer Inhalt der Kontextbeschreibung soll das pflegerische Handeln auf der
Intensivstation beleuchtet werden. Mary Koloroutis (2011: 109) sieht die Pflege als
Teil eines komplexen, wechselseitig abhängigen Gesundheitsteams. Die Pflege-
32
personen helfen den PatientInnen und den Angehörigen, ihre Gesundheit zu er-
halten, die Genesung zu beeinflussen, Zeiten von Stress und Leiden zu bewälti-
gen und bei ausgeschöpften medizinischen Möglichkeiten, zu einem würdevollen
friedvollen Tod zu finden.
Meyer und Friesacher (1993, in: Ullrich/Stolecki/Grünewald 2010: 46f) definieren
Intensivpflege nach der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funk-
tionsdienste als „die Unterstützung, Übernahme und Wiederherstellung der Aktivi-
täten des Lebens unter Berücksichtigung der existentiellen Erfahrungen und der
gesundheitlichen Biographie/Pflegeanamnese des kritisch kranken Patienten mit
manifesten oder drohenden Störungen vitaler Funktionen. Ziel ist es, den Patien-
ten unter Aktivierung der physischen, psychischen und sozialen Fähigkeiten durch
präventive, kurative und rehabilitative Maßnahmen zur weitgehenden Selbststän-
digkeit zurückzuführen oder dem Patienten Linderung zu geben und im Sterben zu
begleiten.“
Die Intensivpflege stellt eine hoch spezialisierte Form der Pflege dar, die auf Men-
schen in akuter, prinzipiell reversibler Lebensgefahr ausgerichtet ist und organisa-
torisch auf den Intensivstationen ausgeführt wird. In der Pflegepraxis werden drei
unterschiedliche Situationstypen, nämlich die Akutsituation, die problematische
Situation und die weniger problematische Situation, mit einem phasenhaften Ver-
lauf unterschieden. Diese Phasen lassen sich in die Akutphase, die Postakutpha-
se, die Phase der Stabilisation und die Phase der Rehabilitation unterteilen. Er-
gänzend zu diesen Phasen soll nach Ermessen der Autorin die Sterbephase
ebenfalls berücksichtigt werden. In der Akutphase kommt der/die Patient/in in ei-
ner lebensbedrohlichen Situation auf die Intensivstation, es muss rasch gehandelt
werden. Pflegende und ÄrztInnen arbeiten Hand in Hand. Das Wissen und Kön-
nen der Pflegenden fußt neben pflegerischem Wissen auch auf medizinischem
Fachwissen, technischen und administrativen Fertigkeiten. In der Postakutphase
ist die akute Krise des/der Patienten/in überwunden, es können jedoch weiterhin
problematische und wechselnde Zustände, verursacht durch Komplikationen, auf-
treten. Die Kommunikation der PatientInnen ist aufgrund der Analgosedierung5
5 Analgosedierung ist eine „kombinierte Applikation von schmerzstillenden und sedierenden
Medikamenten“. (Reuter 2004: 96)
33
und der maschinellen Beatmung erschwert, und die Vitalfunktionen müssen mit
aufwändigen apparativen und medikamentösen Maßnahmen unterstützt werden.
Die Phase der Stabilisation ist gekennzeichnet durch langsames Ausschleichen
medikamentöser und apparativer Maßnahmen. Die Situation der PatientInnen
kann als weniger problematisch beschrieben werden, es können aber nach wie
vor Rückfälle und Krisen entstehen. In dieser Phase, die normalerweise länger
andauert, steht das Kranksein im Vordergrund, insbesondere die Einschränkun-
gen der PatientInnen, die sich z. B. durch die maschinelle Beatmung ergeben. Für
pflegerisches Handeln werden hier neben dem rein professionellen Verhältnis
zum/zur Patienten/in Empathie und kommunikative Kompetenz gefordert. In der
Phase der Rehabilitation werden bei positiven Verlauf Vorbereitungen zur Transfe-
rierung auf die weiterversorgende Allgemein- oder Überwachungsstation getroffen.
In dieser Phase ist der/die Patient/in überwiegend in der Lage, seine/ihre Lebens-
aktivitäten alleine oder mit Unterstützung durchzuführen, es können Wünsche und
Bedürfnisse geäußert werden. Das positive Gefühl der Genesung ist aber auch
begleitet vom Gefühl der Angst und Unsicherheit, da die kontinuierliche Überwa-
chung und die intensive Betreuung wegfallen (vgl. Friesacher 2010: 47ff). Inten-
sivpflegepersonen sind auch oft mit Sterben und Tod konfrontiert. ÄrztInnen sehen
das Sterben von PatientInnen trotz aller Bemühungen oft als Niederlage. Pflegen-
de können den Tod eher akzeptieren und würden sogar therapeutische Maßnah-
men früher beenden. In dieser Phase ist es im Umgang mit dem Sterbenden und
den Angehörigen wichtig, dass eigene Grenzen erkannt und akzeptiert werden,
am Sterbenden nicht bis zuletzt die Intensivmedizin eingesetzt und ein würdevoller
Abschied auch auf der Intensivstation ermöglicht wird; Pflegende sollte sich ihrer
Einstellung zu Sterben und Tod bewusst sein und eigene Emotionen zugelassen
(vgl. Salomon 2010: 61).
Friesacher (2010: 50f) beschreibt als Arbeitsformen, basierend auf Untersuchun-
gen von Strauss et al. (1985, 1980), Schrems (1999) und Manzei (2000), sechs
Arten oder Typen von Arbeit. Diese sind „Machine-Work“, bei der es vordergründig
um die Arbeit an und mit Maschinen und Geräten und um die Sicherheitsarbeit in
der Intensivpflege geht. Die zweite Form, gekennzeichnet durch Sicherheitsarbeit
zum Schutz der PatientInnen, wird „Safety-Work“ genannt. Die „Comfort-Work“ als
34
dritte Form der Arbeitstypen bezieht sich auf die „Wohlbefindensarbeit“. Bei der
vierten Form, der „Gefühlsarbeit“ oder „Sentimental-Work“, die nicht mess- und
quantifizierbar ist, handelt es sich um die persönliche Beziehung zum/zur Patien-
ten/in während alltäglicher Handlungen des pflegerischen Alltags. Auf Verständi-
gung und Kommunikation ausgerichtete Arbeit wird „Articulation-Work“ genannt,
die besondere Kompetenz bei PatientInnen im Koma oder Wach-Koma erfordert.
Zur Verständigungsarbeit zählt auch die Kommunikation zwischen den Berufs-
gruppen, die Informationsweitergabe an und Miteinbeziehung von Angehörigen
und das Organisieren der Arbeitsabläufe. Als sechste und letzte Form wird „Work
of Patients“, die Mitarbeit der PatientInnen, aufgezählt, womit die Arbeit an und vor
allem mit den Menschen gemeint ist.
3.1.3 Ziele der Maßnahme Primary Nursing
Die Ziele, die durch die Maßnahme Primary Nursing erreicht werden sollen, wer-
den nach Josuks (2008: 19) unterteilt in solche, die entweder den/die Patienten/in,
das Personal oder die Organisation betreffen.
PatientInnenbezogene Ziele: Primary Nursing zielt zum einen auf die Zufriedenheit
der PatientInnen der Intensivstation ab. Als direkt Betroffene haben sie und die
Angehörigen einen/eine feste Ansprechpartner/in, wodurch im Rahmen der Pflege
ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden soll. Durch den Aufbau eines Vertrau-
ensverhältnisses kann eine individuelle, koordinierte und zielorientierte Pflege er-
folgen, die nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen geplant und durchge-
führt wird.
Personalbezogene Ziele: Ein Aspekt der personalbezogenen Ziele bildet die Ar-
beitszufriedenheit, die durch die Übernahme der Verantwortung für den eigenen
Tätigkeitsbereich erreicht werden kann. Primary Nursing ermöglicht darüber hin-
aus eine qualitative Weiterentwicklung der Pflege, die Kontinuität in der Planung
und Durchführung pflegerischer Handlungen und das bewusste Wahrnehmen von
Erfolgen in der Pflege des/der Patienten/in. Josuks beschreibt noch das indirekte
personalbezogene Ziel der Verringerung der Fluktuation und die Begünstigung der
gezielten Einarbeitung und Anleitung neuer MitarbeiterInnen und Auszubildenden
durch die Einbeziehung in eine kontinuierliche Evaluation der Pflege.
35
Organisationsbezogene Ziele: Durch die Übertragung der Verantwortung für die
Pflege von der Stationsleitung an die Primary Nurse kommt es zu einer Verände-
rung der Machtstruktur.
3.1.4 Zweck der Evaluation
Die Evaluation der Implementierung des Pflegeorganisationssystem Primary
Nursing an der HTG-Intensivstation bei einem/einer Patienten/in soll Erkenntnisse
darüber erbringen, unter welchen Bedingungen Primary Nursing an dieser Station
umsetzbar ist. Daran schließt sich die Frage an: Sind diese Bedingun-
gen/Voraussetzungen gegeben?
Ebenso soll die Evaluation der Entscheidungsfindung dienen, ob eine praktische
Nutzbarkeit erkennbar ist und ob die Akzeptanz von Seiten der Pflegenden, des
Teams, der ÄrztInnen und anderen Berufsgruppe gegeben ist. „Welche Ansatz-
punkte für Verbesserungsvorschläge können für eine Umsetzung im Sinne Prima-
ry Nursing aufgezeigt werden?“ „Wo gibt es Weiterentwicklungspotential von Sei-
ten der Pflegenden?“ Mit Antworten auf diese Fragestellungen soll auch die Ver-
besserung und Weiterentwicklung des Primary Nursing vorangebracht werden.
Die nachfolgende Abbildung 3 stellt das Kausalmodell zur Implementierung von
Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich dar, das in Anlehnung an das
Ergebnismodell (Swiss Model for Outcome Classification – SMOC) nach Spencer
et al. (2008) erstellt wurde. Damit sollen einerseits die Wirkungszusammenhänge
der Einflussfaktoren, die sich in individuelle, organisatorische und institutionelle
Einflussfaktoren unterteilen lassen, aufgezeigt werden. Andererseits werden die
Determinanten des Handelns der Primary Nurse mit der Unterstützung der Ange-
hörigen als Mediatoren und Moderatoren demonstriert. Der Outcome bezieht sich
auf den Grad der Verantwortung, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode,
die direkte Kommunikation, die Pflegekontinuität, die Qualität der Pflegedokumen-
tation und die Motivation.
Abb.4: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivpflegebereic
Einflussfaktoren Determinanten Outcome
Individuelle Einflussfaktoren
Motivation der Pflegepersonen
Pflegeverständnis
Verantwortungsbereitschaft
Kommunikationsbereitschaft
Durchsetzungsvermögen
Berufserfahrung
Organisatorische Einflussfaktoren
Vermehrt Nachtdienste
Personalmangel durch vermehrte Kran-
kenstände
Geringe/fehlende Unterstützung durch
Stationsleitung
Fehlende Akzeptanz vom Stationsteam
Institutionelle Einflussfaktoren
Veränderung des Personalschlüssels durch
die Pflegedirektion
Duldung durch Oberschwes-
ter/Pflegedirektion
Handeln der
Primary Nurse (PN)
Unterstützung
der Angehörigen
Grad der Verantwortung
Liegt vollständig bei einer benannten GuKP (PN)
Liegt mind. bei einer GuKP (PN) für 1 Monat bzw. bis Entlassung
Eine benannte GuKP (PN) übernimmt dienstübergreifend die Verantwortung von A bis
E, sie ermittelt den individuellen Pflegebedarf, plant und überprüft die Pflege.
Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode
Regelung für die Vertretung der PN bei Abwesenheit
Direkte Kommunikation
PN führt das pflegerische Aufnahmegespräch
PN bespricht anstehende Termine mit Patienten/in
PN führt Standortbestimmungen mit Patienten/in durch
PN übernimmt die pflegerische Entlassungsplanung
PN berichtet in der Pflegeübergabe über Patienten/in
PN stellt Patienten/in in Fallbesprechungen vor
PN ist Ansprechpartner/in für ÄrztInnen und nichtärztliche TherapeutInnen
PN führt pflegerisches Informations- und Beratungsgespräche mit Angehörigen
Pflegekontinuität
PN ist über 1 Monat immer dem/der Patienten/in zugeteilt
PN hat vorwiegend Tagdienste
Qualität der Pflegedokumentation
Verbesserte Pflegequalität
Nachgewiesene innere Kohärenz
Motivation
Gesteigerte Arbeitszufriedenheit
Selbstständige Zeit- und Arbeitsplanung in Bezug auf Pflegetätigkeiten bei PatientInnen
Selbstständige Dienstplan- und Freizeitgestaltung
Individuelle Verantwortlichkeit für die Resultate
Rollenverständnis
PN ist für die Gestaltung des Pflegeprozesses verantwortlich, auch wenn sie/er nicht im
Dienst ist
PN koordiniert die Pflege mit anderen Berufsgruppen
Die Partner im multiprofessionellen Team kennen die Aufgaben und Kompetenzen der
PN
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d
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a
t
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Abb. 3: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich.
Das oben angeführte Kausalmodell dient als Grundlage zur Formulierung der nach-
folgenden Forschungsfragen.
3.2 Forschungsfragen
Welche Bedingungen führen zu einer erfolgreichen Implementierung des Pflegeor-
ganisationssystems Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivpflegebereich?
- Beeinflusst das individuelle Pflegeverständnis die erfolgreiche Implementierung?
- Welchen Einfluss hat die Motivation der Pflegenden auf die erfolgreiche Implementierung?
Welche Richtlinien muss die Maßnahme Primary Nursing aufweisen, um im Hand-
lungskontext dieser Erwachsenen-Intensivstation verwendbar zu sein?
- Welche Auswirkungen haben Nachtdienste, Tagdienste mit 12,5 Stunden Präsenzzeit und
Wochenenddienste auf das Pflegeorganisationssystem Primary Nursing?
- Wie wirkt sich die Dienstplangestaltung auf das Verhältnis zwischen Primary Nurse und
Associate Nurse aus?
Wie erfolgt die Koordination der direkten Kommunikation zwischen der Primary Nur-
se, den PatientInnen, Angehörigen, ÄrztInnen und anderen Berufsgruppen?
Kann eine Veränderung der Qualität der Pflegedokumentation aufgezeigt werden?
Kann anhand der Pflegedokumentation eine Veränderung der PatientInnen- und An-
gehörigenzufriedenheit festgestellt werden?
Wie wirkt sich Primary Nursing auf das pflegerische Handeln aus?
In weiterer Folge werden Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit der Implementie-
rung von Primary Nursing beschrieben, die zum besseren Verständnis beitragen soll-
ten.
38
3.3 Motivation
Eine wesentliche Überlegung zur Implementierung des Pflegeorganisationssystems
Primary Nursing stellt der Aspekt der Motivation dar, verknüpft mit der Frage, was
bzw. wodurch Pflegende bewegt werden, sich am Projekt zu beteiligen und einer
Verhaltensänderung in der Pflege von PatientInnen zuzustimmen. Mayerhofer (in:
Mayerhofer/Kasper 2002: 256f) beschreibt den Begriff „Motivation“ nach Neuberger
(1977: 203) als einen sinnvollen Teil aus dem Bündel von Erlebens- und Aktivitäts-
elementen wie Gefühlen, Handlungen, Gedanken, unbewusste Impulse, automati-
sierte Reaktionen usw., der sich auf Richtung, Qualität/Form und Intensität des Ver-
haltens bezieht. Durch die innere Verfassung ist jeder Mensch bereit, sinnvolle Ver-
haltensweisen im Hinblick auf ein von außen vorgegebenes Ziel zu zeigen.
Anreiz und Belohnungen, Einstellungen gegenüber der Arbeit, persönliche Ziele, An-
strengung und Leistung sind fünf zentrale Variablen, die als Einflussfaktoren auf den
Zusammenhang zwischen Motivation und mit Arbeitsleistung gelten.
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick H. Herzberg stellt eine Theorie der Arbeits-
zufriedenheit und der Arbeitsmotivation dar; im Zentrum steht dabei die Neustruktu-
rierung von Arbeitsorganisation bzw. des Arbeitsplatzes hin zu einer stärkeren Be-
rücksichtigung von Motivatoren. Diese Motivatoren sind Leistungserfolg, Anerken-
nung, Aufstieg, die Arbeit selbst, Verantwortung und Entfaltungsmöglichkeiten (vgl.
Mayerhofer, in: Mayerhofer/Kasper 2002: 260ff). Diese Aspekte spiegeln sich bei
Primary Nursing wider und stellen trotz einiger Kritikpunkte eine passende Motivati-
onstheorie dar.
3.4 Pflegeverständnis
Die Grundlage des Verständnisses von professioneller Pflege bilden die Elemente
Menschenbild, Gesundheits- und Krankheitsverständnis, Verständnis von Umwelt
und Umgebung und das ethische Grundverständnis der Pflegenden. Diese Aspekte
bestimmen individuell unterschiedliche Haltungen, Handlungen und Entscheidungen
von Pflegepersonen. Eine wesentliche Grundlage des Pflegeverständnisses ist das
Menschenbild. Pflegende arbeiten mit Menschen, und sie brauchen dafür Men-
schenkenntnis. Ein Menschenbild beschreibt die Sichtweise vom Menschen, die ei-
ner wissenschaftlichen Disziplin zugrunde gelegt wird (vgl. Lauber 2001: 10). Sie
versucht Antwort auf die Frage zu geben, was den Menschen zum Menschen macht,
was ihn kennzeichnet und was für ihn typisch ist. Es handelt sich um den Versuch
39
des Menschen, sich selbst zu erklären. Das Menschenbild beschreibt die Natur des
Menschen und seine Bedürfnisse. Im Bereich der Intensivpflege orientieren sich
Pflegende teilweise während der Akut- und Postakutphase am naturwissenschaftli-
chen Menschenbild. Stabilisiert sich jedoch der Zustand des/der Patienten/in, so än-
dert sich diese Sichtweise in Richtung Ganzheitlichkeit und Holismus. Das ganzheit-
liche und holistische Menschenbild sieht den Menschen als Körper-Geist-Seele-
Einheit, die sich in einem Gleichgewicht befinden muss. Die genannten drei Einhei-
ten sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Das
krankheitsbezogene und auf körperliche Aspekte ausgerichtete medizinisch-
naturwissenschaftliche Modell wird damit erweitert. Für die Pflege bedeutet dies,
dass neben körperlichen auch psychosoziale und umweltbezogene Aspekte eine
Rolle spielen. In der westlichen Welt steht das Prinzip der Ganzheitlichkeit für das
Vorhaben, eine einseitige, auf einzelne Funktionen reduzierte Behandlungspraxis im
Gesundheitswesen zu überwinden und dem/der Patienten/in einen neuen Stellenwert
innerhalb der Pflege zuzuweisen.
3.5 Qualität der Pflegedokumentation
Schaepe (2006: 426) definiert die Qualität der dokumentierten Pflegeprobleme „als
individuelle Übereinstimmung von tatsächlichem und dokumentiertem Pflegebedarf
eines Patienten, da bei hoher Übereinstimmung von einer individuell erfolgten Pfle-
gebedarfsermittlung, als Qualitätskriterium, ausgegangen werden kann“. Nach Ersser
et al. (2000:150) ist der Wert der Pflegeplanung abhängig vom Wert der Informatio-
nen, auf denen sie beruht. Primary Nurses erhalten aufgrund dieser Aussage die
Möglichkeit, durch die Pflegekontinuität, wertvolle Informationen zu bekommen und
im Rahmen des Pflegeprozesses zu dokumentieren, wodurch auch die Qualität der
dokumentierten Pflegeplanung beeinflusst wird. Der Pflegeprozess besteht aus Pha-
sen oder Schritten, die so dynamisch und flexibel sind, dass die Probleme und Res-
sourcen eines/einer Patienten/Patientin genau und systematisch erfasst und behan-
delt werden können. Der erste Schritt des Pflegeprozesses ist das Pflegeassessment,
das die allgemeine Beobachtung, die Befragung in Form der Pflegeanamnese und
die Untersuchung des/der Patienten/Patientin beinhaltet. Dieser Schritt wird als sehr
entscheidend bewertet, da die Qualität der Assessmentdaten mitbestimmt, wie er-
folgreich die daraus abgeleiteten Schritte des Pflegeprozesses sein werden. Der
40
zweite Schritt des Pflegeprozesses besteht in der Benennung der Pflegediagnosen,
wobei die Assessmentbefunde und das Befinden des/der Patienten/Patientin analy-
siert und gedeutet werden. Entsprechend werden - je nach verwendetem Pflegedi-
agnosenklassifikationssystem6 und unter Einbeziehung der Ressourcen des/der Pa-
tienten/Patientin. - aktuelle Pflegediagnosen, Hoch-Risiko-Pflegediagnosen, Ge-
sundheitspflegediagnosen, Syndrompflegediagnosen und/oder Verdachtspflegediag-
nosen gestellt. Der dritte Schritt besteht aus der Formulierung der Pflegeziele, wäh-
rend der vierte Schritt die Planung der Pflegeinterventionen auf Basis der gestellten
Pflegediagnose und Pflegeziele beinhaltet. Danach folgt als fünfter Schritt die Durch-
führung der geplanten Pflegeinterventionen. Als sechster Schritt wird eine Pflegeeva-
luation durchgeführt, um zu analysieren und zu bewerten, ob die Pflegeinterventio-
nen wirksam waren und bis zu welchem Grad die Pflegeziele erreicht wurden (vgl.
Brobst et al. 2007: 25ff).
Schaepe (2006: 428) weist besonders auf die Bedeutung des Pflegeassessments
durch die vier Schlüsselelemente von Primary Nursing hin. Besonderes Augenmerk
legt sie auch auf eine verbesserte Kenntnis der individuellen PatientInnenbedürfnisse,
wodurch die Qualität der dokumentierten Pflegeplanung unterstützt werden kann.
Müller-Staub et al. (2008: 328) assoziieren die Genauigkeit der gestellten Pflegedi-
agnosen mit der Qualität der Pflegepersonen-PatientInnen-Beziehung, die auch bei
Primary Nursing einen relevanten Aspekt darstellt.
3.6 Pflegequalität
Manthey (2005: 61) beschreibt die Qualität der erbrachten pflegerischen Versorgung
der PatientInnen als die Arbeit des Einzelnen innerhalb eines Systems. Diese Quali-
tät resultiert aus dem Ergebnis des Zusammentreffens von klinischem Können, diffe-
renzierter Urteilsfähigkeit, organisatorischen Fähigkeiten und Leitungsqualität. Man-
they betont auch, dass Primary Nursing kein Garant ist für die Qualität der Pflege,
damit jedoch eine hohe Qualität ermöglicht wird, weil es die einzelnen MitarbeiterIn-
nen in den Stand setzt, auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit zu arbeiten. Sie weist
auch darauf hin, dass die Pflegequalität unmittelbar sichtbar wird und jemand, der
6 Die an der Pilotstudie beteiligte Station arbeitet mit dem NANDA-Klassifikationssystem (North-
American-Nursing-Diagnosis-Association).
41
auf einem Niveau nicht sicherer, evidenzbasierter Pflege arbeitet, sofort erkannt wird
und diese Pflegekraft für ihre/seine Arbeit verantwortlich gemacht werden kann.
4. Evaluationsstudie
In diesem Kapitel wird das Forschungsdesign der Evaluationsstudie erläutert, sowie
die Analyseperspektiven und Evaluationskonzepte beschrieben. Zudem werden die
ethischen Implikationen und Limitationen der Studie angeführt.
4.1 Forschungsdesign
Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Evaluationsstudie, die
einerseits die Überprüfung der Wirkung bezweckt, andererseits auch die Nachvoll-
ziehbarkeit der internen Handlungslogik eines Einzelfalls, nämlich der Implementie-
rung des Pflegeorganisationssystems an der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Inten-
sivstation, mit Hilfe eines interpretativen Ansatzes verfolgt (vgl. Stockmann 2007:
150f).
Die Evaluation entspricht einer externen Evaluation, die eine größere Unabhängigkeit
gewährleisten soll. Des Weiteren ist damit eine vermehrte Methodenkompetenz mög-
lich, Reformkräfte können unterstützt werden, und es besteht eine große Glaubwür-
digkeit (vgl. Stockmann 2007: 61ff). Die Evaluatorin ist mit dem Praxisfeld vertraut,
weshalb von einer hohen Sachkenntnis für die Durchführung der Evaluation ausge-
gangen werden kann. Sie übernimmt auch die moderierende Funktion, um eine er-
folgreiche Kommunikation mit den AkteurInnen des Evaluationsfeldes zu erhalten,
und sie leistet mit ihrem wissenschaftlichen Sachverstand einen wertvollen Beitrag.
Die Evaluatorin ist offen für die Klärung von Interessenskonflikten sowie Handlungs-
perspektiven, und sie wirkt an der Aushandlung von Zielen und Formen der Umset-
zung mit (vgl. Bohnsack/Nentwig-Gesemann 2010: 13; von Kardorff 2010: 244).
Nentwig-Gesemann (2010: 68f) fasst die Rolle der Evaluatorin unter den nachfolgen-
den Schlüsselaufgaben zusammen. Sie postuliert, dass die Evaluatorin im Rahmen
der moderierten Feedbackgespräche die Aufgabe hat, Erkenntnisse, die sie auf der
Grundlage ihrer Erhebungen und Auswertungen gewonnen hat, an die intendierten
NutzerInnen zu vermitteln. Dabei soll den Beteiligten ein gegenseitiges Verständnis
für unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven, Bewertungen und Wertehaltungen
ermöglicht werden. Die Aufgabe besteht darin, den Programmbeteiligten Einblicke in
42
die Erfahrungen und damit letztlich die Standortverbundenheit der Perspektiven der
jeweiligen anderen Beteilgten(gruppen) zu eröffnen und nicht etwa einen Konsens
herbeizuführen. Als weiteren Aspekt sieht sie die gegenseitige Anerkennung von Dif-
ferenzen, die mit ihrer Thematisierung im Diskurs überhaupt erst einer Reflexion zu-
gänglich gemacht werden.
Als Evaluationsansatz wird die responsive Evaluation gewählt. Die responsive Eva-
luation wurde 1975 von Stake entwickelt und 1988 im deutschsprachigen Raum von
Beywl etabliert. 1989 erfolgte eine Weiterentwicklung des responsiven Modells durch
Guba und Lincoln in Form des Konzepts „Fourth Generation Evaluation“ (vgl. Wrob-
lewski/Lassing/Kahlhammer 2007: 90). „Forth generation evaluation is a form of
evaluation in which the claims, concerns, and issus of stakeholders serve as organi-
zational foci (the basis for determining what information is needed), that is imple-
mented within the methodological precepts oft he constructivist inquiry paradig-
ma.“ (Guba/Lincoln 1989: 50)
Als Evaluationsmodell, wenn die Typologie nach Umgang mit Werten in Betracht ge-
zogen wird, wird ein wertepriorisierendes Modell gewählt, wobei es sich um eine nut-
zungsgesteuerte Evaluation handelt. Diese ist von der Aufklärung bis zur Ergebnis-
vermittlung so angelegt, dass ihre Nutzung durch die vorgesehenen NutzerInnen op-
timiert wird; unter Nutzung wird dabei die durch die Evaluation ausgelösten Handlun-
gen im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing verstanden. Diese Nutzung wird
fortlaufend durch formelle Abstimmungsgespräche mit den Projektteammitgliedern
eingeleitet. Die Evaluatorin muss dabei die intendierten NutzerInnen dafür gewinnen,
Bedingungen und Voraussetzungen der vorgesehenen Nutzungen im Vorhinein zu
klären und immer wieder zu überprüfen, damit die Evaluation präzise auf Nutzungs-
kurs gesteuert werden kann (vgl. Beywl, in: Flick 2006: 106f). Das vorrangige Ziel
dieser Studie ist es, die Maßnahme Primary Nursing auf ihre Verwendbarkeit hin zu
evaluieren. Nach Beywl (1988: 164) hat ein Gegenstand dann Verwendbarkeit,
„wenn er geeignet ist, praktische Probleme lösen zu helfen, d. h. wenn er in einem
bestimmten Handlungskontext nützlich ist. Er ist dann von extrinsischem, kontextge-
bundenem Wert.“ Guba und Lincoln (1981: 52, in: Beywl 1988: 165) postulieren,
dass die Evaluation zur Verwendbarkeit stark von den Besonderheiten lokaler Betei-
ligtengruppen, die mit der Maßnahme in Beziehung stehen oder durch sie betroffen
sind, abhängig ist. „Responsive evaluation is not only responsive for the reason that
it seeks out different stakeholder views but also since it responds to those items in
43
the subsequent collection of information. It is quite likely that different stakeholders
will hold very different constructions with respect to any particular claim, concern, or
issue.“ (Guba/Lincoln 1989: 41) Im Fall der Implementierung des Pflegeorganisati-
onssystems „Primary Nursing“ sind die Stakeholder PatientInnen, die am Projekt be-
teiligt sind (direkt) und indirekt PatientInnen, die auf dieser Intensivstation aufge-
nommen werden, Angehörige der PatientInnen, Pflegepersonen im Projektteam und
KollegInnen des Stationsteams, ÄrztInnen der Station, andere Berufsgruppen, die mit
den PatientInnen der Station arbeiten wie PhysiotherapeutInnen, LaborantInnen, Er-
gotherapeutInnen, LogotherapeutInnen, die Stationsleitung und deren Vertretungen,
sowie die direkte Vorgesetzte der Stationsleitung.
Während des gesamten Evaluationsprozesses werden die Ziele, Themen und Fra-
gestellungen und Interpretationen in Form von Gesprächen bestimmt, überprüft und
revidiert. Als Grundlage von Beschreibungen dienen Informationen, die systematisch
mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden gesammelt und im
Kapitel 5 angeführt werden. Guba und Lincoln (1989: 42) postulieren ebenso diese
Sichtweise: „The information may be quantitative or qualitative. Responsive evalua-
tion does not rule out quantitative modes, as is mistakenly believed by many, but
deals with whatever information is responsiv to the unresolved claim, concern, or is-
sue.“
Der Evaluationsprozess soll durch Konfliktthemen und Anliegen der Beteiligten ge-
steuert werden, um eine praktische Nützlichkeit aufweisen zu können (vgl. Beywl
1988: 145).
4.2 Analyseperspektiven
Zur Evaluation der Implementation von Primary Nursing auf der Intensivstation wäh-
rend der Pilotierungsphase wird während der gesamten Zeitspanne evaluiert, wes-
halb die folgenden drei Evaluationsperspektiven gewählt werden.
Ex-ante evaluations: In der Phase der Projektentwicklung, Konzeptualisierung und
Planung soll die Evaluation den Fokus auf personellen, institutionellen, finanziellen,
materiellen und theoretischen Rahmenbedingungen des Projekts legen, um einen
Beitrag zur Erstellung des Projektdesigns zu ermöglichen. Hierbei können frühzeitig
negative Effekte eruiert und gegebenenfalls korrigiert sowie Nachhaltigkeitschancen
abgeschätzt werden (vgl. Brandtstädter 1990: 217; Scriven 1991: 169, in: Stockmann
2007: 33).
44
On-going evaluations: Die Evaluation in der Implementationsphase soll das Projekt-
management bei der Steuerung durch Informationen über den Projektverlauf und den
gesammelten Projektergebnisse sowie durch Systematisierung und Bewertung die-
ser Informationen unterstützen. Entscheidungshilfen für die Durchführung sollen
dadurch aufgezeigt werden, was wiederum eine frühzeitige Korrekturmöglichkeit im
Projektdesign denkbar macht. Ebenso soll die Zielerreichung überprüft werden (vgl.
Stockmann 2007: 33f).
Ex-post evaluations: Die Evaluation soll nach Abschluss der Pilotstudie den vollen
Umfang der Wirkungen erfassen, bewerten und Zusammenhänge aufdecken sowie
Kausalitätsfragen untersuchen (vgl. Stockmann 2007: 34).
4.3 Evaluationskonzepte
Je nach Nutzen, den die Evaluation von der Implementation von Primary Nursing auf
der Intensivstation erbringen soll, wird zwischen preformativer, formativer und sum-
mativer Evaluationskonzepte unterschieden.
Phasen des Pro-
jektprozesses
Analyse-
perspektive
Erkenntnis-
interesse
Evaluations-
konzepte
Projektformulierung/
Planungsphase
Ex-ante Durchführungsvoraussetzungen
Projektentwicklung
Konzeptualisierung
Planung
Preformativ
Implementationsphase On-going Informationen zu Projektverlauf
und –ergebnisse
Korrekturmöglichkeiten
Zielerreichung
Summativ
Formativ
Wirkungsphase Ex-post Erfassung der Wirkungen
Kausalitätsfragen
Summativ
Abb. 4: Dimensionen der Evaluationsforschung (vgl. Stockmann 2007: 34).
Um die Voraussetzungen für die Durchführung des Projekts überprüfen zu können,
bedarf es einer preformativen Evaluation (vgl. Stockmann 2007: 35). Diese Voraus-
setzungen beziehen sich auf die personellen, institutionellen, finanziellen, materiellen
und theoretischen Rahmenbedingungen des Projekts. Die summativen Evaluation
45
verfolgt das Ziel der Überprüfung der Zielerreichung anhand der in der Planung fest-
gelegten Sollwerte. Es findet ein Soll-Ist-Vergleich statt, der sich strikt an den ange-
strebten Zielen orientiert. Desweiteren werden die intendierten und nicht-intendierten
Wirkungen, die durch die Maßnahmen ausgelöst wurden, erfasst und in Hinblick auf
die Zielerreichung und Kausalitätsfrage evaluiert (vgl. Stockmann 2007: 35f). Beim
formativen Evaluationskonzept werden die Ablaufprozesse beobachtet (vgl. Stock-
mann 2007: 35). Die Evaluation der Implementierung des Pflegeorganisationssys-
tems Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich der Herz-, Thorax-, Gefäßchi-
rurgischen (HTG) Intensivstation bezieht sich auf die Implementationsphase während
der Pilotierung in Form eines formativen Evaluationskonzeptes. Hierbei handelt es
sich um die Identifikation von Problemen bei der Implementation von Primary Nursing
sowie um die Frage, ob geplante Zeitpläne eingehalten werden. Es ist zu eruieren,
ob die Maßnahmen bei den verschiedenen Stakeholdern Akzeptanz finden, welche
Interessenskonflikte auftreten, ob qualifiziertes Personal für die Durchführung von
Maßnahmen in ausreichender Zahl zur Verfügung steht, wie die Kommunikation und
die Koordination der ausführenden Stellen untereinander und mit den Zielgruppen
des Programms funktionieren, ob die technische und finanzielle Ausstattung für die
Zielerreichung ausreichend ist und, ob die mit dem Programm eingeführten Innovati-
onen zielführend sind (vgl. Stockmann 2007:35). Ebenso wird die Wirkungsphase
mithilfe des summativen Evaluationskonzeptes überprüft.
4.4 Ethik und Limitationen der Studie
Vor Beginn der Studie müssen die rechtlichen und ethischen Vorgaben beachtet so-
wie der Evaluationsstandard DeGEval Nützlichkeit – Durchführbarkeit – Fairness –
Genauigkeit berücksichtigt werden (vgl. DeGEval-Gesellschaft für Evaluation e. V.
2008: 10ff).
Institutionsbezogenen Vorgaben: Die Evaluatorin bestätigt durch ihre Unterschrift die
Verpflichtungserklärung zum Datenschutz und erhält die Genehmigung für ein eige-
nes Passwort von der Pflegedirektion, um Zugang zur computerunterstützten Pflege-
dokumentation der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Intensivstation zu erhalten.
Ethische Richtlinien: Der Antrag bei der Ethikkommission der Medizinischen Univer-
sität Wien wird am 10. Mai 2011 eingereicht. Nach Bearbeitung des Antrags durch
die Kommissionsmitglieder werden die Korrekturvorschläge eingearbeitet; der Antrag
46
wird am 01. Juni 2011 nochmals eingereicht. Die Zustimmung der Ethikkommission
erfolgt am 06. Juli 2011.
Auf die Einhaltung der Grundprinzipien des Persönlichkeitsschutzes, wie die umfas-
sende Information und die freiwillige Zustimmung, die Anonymität und der Schutz
des/der Einzelnen, wird während der gesamten Evaluation geachtet.
Alle an der Evaluationsstudie teilnehmenden Personen erhalten eine ausführliche
Erklärung zur Studie und die Zusage zur Einhaltung der ethischen Grundprinzipien.
Mit ihrer Unterschrift auf dem Informationsblatt geben sie ihre Zustimmung zur Teil-
nahme an der Studie. Das Originalformular verbleibt bei der Evaluatorin, eine Kopie
erhält der/die Studienteilnehmer/in.
Um Ergebnisse zu erhalten, werden während der Pilotierungsphase und zum Ab-
schluss der Pilotierung Dokumentenanalysen der Pflegedokumentationen und
Dienstpläne, Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses und Reflexionsgespräche
mit den Mitgliedern der Projektgruppe, im Sinne problemzentrierter Interviews,
durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Methodenkombination, so dass ein
Problembereich gesellschaftlicher Realität von verschiedenen Seiten betrachtet und
analysiert werden kann (vgl. Lamnek 2005b: 363f).
5. Methode der Datenerhebung, -auswertung und -analyse
Um die persönliche Sichtweise der Primary Nurses bei der Umsetzung des Pflegeor-
ganisationssystem Primary Nursing zu untersuchen, wird das problemzentrierte
Interview mit Hilfe eines flexiblen Leitfadens als eine Methode der Datenerhebung
verwendet. Der Leitfaden soll einerseits dazu dienen, um die Befragten zu den für die
Organisation oder einen institutionellen Rahmen zentralen Themen hinzuleiten, an-
dererseits wird der Leitfaden dazu genutzt, um die Vergleichbarkeit der Interviewtex-
te zu sichern (vgl. Meuser/Nagel 2002b: 269, in: Nohl 2009: 21). Der Leitfaden be-
gleitet auch den Kommunikationsprozess und soll der Kontrolle dienen, inwieweit
seine einzelnen Elemente im Lauf des Gespräches behandelt worden sind (vgl. Wit-
zel 2000: Absatz 8).
Der deutsche Psychologe Andreas Witzel (2000: Absatz 4) postuliert, dass das prob-
lemzentrierte Interview drei Grundpositionen verfolgt; das sind die Problemzentrie-
rung, die Gegenstandsorientierung und die Prozessorientierung. Die Problemzentrie-
47
rung orientiert sich an einer gesellschaftlich relevanten Problemstellung und charak-
terisiert die Organisation des Erkenntnis- oder Lernprozesses. Die Gegenstandsori-
entierung ermöglicht die Flexibilität der Methoden gegenüber den unterschiedlichen
Anforderungen des untersuchten Gegenstandes. So kommt in dieser Evaluations-
studie einerseits das Leitfadeninterview mit den Primary Nurses zum Einsatz, ande-
rerseits werden moderierte Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern ge-
führt. Im Rahmen moderierter Reflexionsgespräche soll den Projektteammitgliedern
ein gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven, Be-
wertungen und Werthaltungen ermöglicht werden. Diese Gespräche werden nach
Abschluss einer Erhebungsphase abgehalten, das bedeutet in diesem Fall nach je-
dem/jeder Patienten/in, der/die im Projekt Primary Nursing involviert war. Diese Ge-
sprächsrunden dienen dazu, auf Grundlage der rekonstruierten Orientierungsmuster,
gemeinsam mit der Evaluatorin und den verschiedenen Beteiligten(gruppen), bewer-
tete Einschätzungen, Perspektiven für die zukünftige Praxis, Handlungsoptionen und
Empfehlungen (vgl. Nentwig-Gesemann, in: Flick 2006: 164f) abgeben zu können.
Darüber hinaus sollen die Beteiligten angeregt werden, explizit oder implizit Stellung
zum Evaluationsgegenstand zu beziehen. Das bedeutet, dass die rekonstruierten
multiperspektivischen Orientierungen, die impliziten Werthaltungen und expliziten
Bewertungen einerseits Gegenstand der Feedbackgespräche sind und andererseits
die Einschätzungen und Bewertungen, die die Evaluatorin selbst auf der Grundlage
ihrer empirischen Analyse formuliert, integriert sind (vgl. Nentwig-Gesemann 2010:
69f).
Die Prozessorientierung als dritte Grundposition des problemzentrierten Interviews
nimmt Bezug zum gesamten Forschungsablauf und insbesondere zu einer Vorinter-
pretation. Durch ein aufgebautes Vertrauensverhältnis und Offenheit wird die Erinne-
rungsfähigkeit gefördert und zur Selbstreflexion motiviert (vgl. Witzel 2000: Absatz 4).
Zur Ist-Stand – Erhebung des derzeitigen Pflegeorganisationssystems vor der Pilotie-
rungsphase werden, wie bereits anfangs beschrieben, standardisierte Beobachtun-
gen, Befragungen und Dokumentenanalysen mit Hilfe des Instruments zur Erfas-
sung von Pflegesystemen IzEP© (2010) verwendet.
Ein von der Evaluatorin erstelltes Bewertungsraster der Wirkungsindikatoren, das
nach Abschluss der Pilotierungsphase Anwendung findet, bezieht sich zum einen - in
48
Anlehnung an das Instrument zur Erfassung des Pflegeorganisationssystems IzEP©
(2010) - auf die vier Schlüsselkonzepte des Pflegeorganisationssystems, auf die de-
finierten Merkmale von Primary Nursing des Deutschen Netzwerkes Primary Nursing
(2008) und auf die Motivatoren, die auf der Basis von Herzbergs Theorie eine Rolle
spielen (Mayerhofer, in: Kasper/Mayerhofer 2002: 263). Andererseits wird auf die
Pflegequalität und auf das Pflegeverständnis der Pflegenden Bezug genommen.
Die Qualität der Pflegeplanung wird in Form einer Dokumentenanalyse mit Hilfe des
Messinstruments Q-DIO durchgeführt, das mit 29 Items auf einer drei bis fünf stufi-
gen Skala die dokumentierte Qualität der Pflegediagnosen, -interventionen und -
ergebnisse sowie deren innere Kohärenz misst. Die Studie zu den testtheoretischen
Gütekriterien des Q-DIO von Müller-Staub et al. (2010: 127) stellt Q-DIO als ein zu-
verlässiges und gültiges Instrument dar.
Zur Messung der Qualität von dokumentierten Pflegediagnosen, Pflegeinterventionen
und pflegesensiblen PatientInnenergebnisse sowie deren inneren Zusammenhänge
wird das Instrument Qualitiy of Nursing Diagnosis, Interventions and Outcomes (Q-
DIO) verwendet (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 327). Q-DIO wird ausgewählt, da sich
damit im Vergleich zu früheren Instrumente (wie beispielsweise das Ziegler-
Instrument, das Instrument „Dokumentation-Diagnostik“ das Instrument Cat-ch-Ing
oder die von Lunney entwickelte 7-Punkt-Skala zur Beurteilung der Genauigkeit der
Pflegediagnosen) die Qualität von Pflegediagnosen einschließlich theoriebasierter
Zeichen/Symptome und Ätiologie sowie die innere Kohärenz zwischen Pflegediagno-
sen, -interventionen und Pflegeergebnisse messen lässt (vgl. ebd.: 329f). Q-DIO ist
ein kriteriumsbezogenes Messinstrument, das vier Konzepte umfasst. Diese sind die
„Pflegediagnosen als Prozess“, bei dem die Vollständigkeit der Pflegeanamnese mit
psychosozialen und demografischen Angaben zum/zur Patienten/in eingeschätzt
wird. Das Konzept „Pflegediagnosen als Prozess“ enthält elf Items mit einer likert-
ähnlichen Dreipunkte-Skala. Pflegediagnosen als Produkt, Pflegeinterventionen und
pflegesensible PatientInnenergebnisse stellen Kernkomponenten des Pflegeprozes-
ses dar. Sie werden mit der 5-stufigen Likertskala gemessen und enthalten je ein
Eintrittsitem, wodurch das Vorhandensein und die Qualität der Pflegediagnosen res-
pektive –interventionen und –ergebnisse überprüft werden kann. Diese Kernkompo-
nenten beziehen sich auf die Benennung und die Problemdefinition des jeweiligen
Pflegeproblems, während die Folgeitems die Qualität von Zeichen/Symptomen und
49
ätiologischen Faktoren des Pflegeproblems beurteilen. Das Konzept „Pflegediagno-
sen als Produkt“ enthält die qualitativen Kriterien für die Formulierungen von Pflege-
diagnosen gemäß NANDA (vgl. Stefan/Allmer/Eberl et al. 2003: 31) unter Berück-
sichtigung des PES-Formats, das die Problembeschreibung (P), die Ätiologie (E =
Etiology) und die Symptome (S) enthält. Hier wird nicht nur die Vollständigkeit, son-
dern auch die Richtigkeit der gestellten und dokumentierten Pflegediagnosen sowie
deren ätiologischen Faktoren und Symptomen beurteilt. Das Konzept der „Pflegein-
tervention“ wird durch Items auf ihre Wirksamkeit hin bewertet und untersucht, ob die
Pflegeinterventionen einen kohärenten Zusammenhang mit der gestellten Pflegedi-
agnose aufweisen. Das Konzept „pflegesensible PatientInnenergebnisse“ beinhaltet
Items, die die erreichten und dokumentierten Patientinnenergenisse prüfen. Auch
wird der Fragestellung nachgegangen, ob die PatientInnenergebnisse als Folge von
wirksamen Pflegeinterventionen auftreten und, ob die Ergebnisse Verbesserungen
des Zustands des/der Patienten/in darstellen.
Q-DIO soll mittels Scores der Subdimensionen die Qualität dokumentierter Pflegedi-
agnosen, -interventionen und –ergebnisse ermitteln, wobei Mittelwerte über 3,5
(87,5% des höchstmöglichen Wertes) als gut betrachtet werden (vgl. Müller-Staub et
al. 2010: 120f).
Die Datenauswertung, der nach Flick (2009: 379ff) transkribierten Leitfadeninter-
views der Primary Nurses der Intensivstation, erfolgt mittels Inhaltsanalyse nach
Mayring. Der Interviewleitfaden gründet sich auf den Überlegungen zu den Schlüs-
selelementen von Primary Nursing, dem Rollenverständnis und der Motivation der
Pflegenden, als Primary Nurse tätig zu sein (vgl. Gerhardt 1986: 70).
Im ersten Schritt der Inhaltsanalyse wird das Material genau beschrieben, durch die
Fragestellung festgelegt, zusammengefasst, und es werden Analyseeinheiten be-
stimmt. Die einzelnen Kodiereinheiten werden entlang des Fallverlaufs paraphrasiert,
wobei nichtinhaltstragende Textbestandteile fallen gelassen werden. Danach wird
das Abstraktionsniveau der ersten Reduktion aufgrund des vorliegenden Materials
bestimmt. Alle Paraphrasen, die unter dem Niveau liegen, müssen verallgemeinert
werden. Im Zweifelsfall müssen theoretische Vorannahmen miteinbezogen werden.
Paraphrasen, die über dem Abstraktionsniveau liegen, werden vorerst belassen,
wodurch inhaltsgleiche Paraphrasen entstehen, die gestrichen werden können. In
einem zweiten Reduktionsschritt werden mehrere, sich aufeinander beziehende und
50
über das Material verstreute Paraphrasen zusammengefasst und durch eine neue
Aussage definiert. Am Ende der Reduktionsphase muss das Kategoriensystem einer
Überprüfung unterzogen werden, ob die darin zusammengestellten neuen Aussagen
das Ausgangsmaterial noch repräsentieren. Es müssen alle ursprünglichen Para-
phrasen des ersten Materialdurchganges im Kategoriensystem aufgehen. Eine weite-
re Zusammenfassung wird durch eine Festlegung des Abstraktionsniveaus auf eine
noch höhere Ebene und durch einen erneuten Durchgang der Interpretationsschritte
erreicht. Am Ende entsteht ein neues, allgemeineres und knapperes Kategoriensys-
tem, das ebenso rücküberprüft werden muss (vgl. Mayring 2008: 61).
Die Datenauswertung der Reflexionsgespräche erfolgt in Form einer Themenanaly-
se nach Froschauer und Lueger (2003), um sich damit einen Überblick über die
Themen zu verschaffen, die in der Folge in ihren Kernaussagen zusammengefasst
und im Kontext ihres Auftretens erkundet werden. Meinungen von der Projektgruppe
zu Primary Nursing sollen mit Hilfe des Textreduktionsverfahrens herausgearbeitet
werden. Charakteristischen Elemente werden dargestellt, um die Unterschiede eines
Themas in einem oder in verschiedenen Gesprächen erkennbar zu machen. Dabei
werden die zusammengehörigen Themen identifiziert und die Textstellen zu den ein-
zelnen Themen jeweils zusammenfassend abgebildet (vgl. Froschauer/Lueger 2003:
158ff).
Bei der typologischen Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses
nach Kelle und Kluge (2010) geht es darum, aus den Leitfadeninterviews mit den
Primary Nurses sowie aus der Pflegedokumentation und den Dienstplänen typische
Bestandteile herauszufinden und näher zu beschreiben. Ein realtypisches Vorgehen
besteht darin, echte Fälle als typisches Material zu identifizieren und dann genau zu
beschreiben. Die Beschreibung bezieht sich einerseits auf die Typisierungsdimensi-
onen, die inhaltlich festlegen, über welche Materialbestandteile typisiert werden soll.
Dies können Merkmale der Lebenssituation, Reaktionsformen, Handlungsorientie-
rung oder emotionale Befindlichkeiten sein. Andererseits werden Typisierungskrite-
rien definiert, die als „Idealtypen“, besonders häufige Fälle als Typen, besonders sel-
tene Fälle, Extremtypen oder Fälle von besonderem theoretischem Interesse als Ty-
pen zur Verfügung stehen. Typische Verläufe sind mit diesem Ansatz ebenfalls gut
analysierbar (vgl. Mayring 2002: 130ff).
51
Kelle und Kluge (2010: 11) postulieren, dass Typologien einerseits die Strukturierung
eines Untersuchungsbereichs ermöglichen, andererseits auch die Generierung von
Hypothesen und die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Theorien unterstützen.
Notwendige Voraussetzungen dafür sind ein systematischer Vergleich und eine sys-
tematische Kontrastierung von Fällen, um eine valide und methodisch kontrollierte
Beschreibung und Erklärung sozialer Strukturen zu erhalten. Kelle und Kluge (2010:
11) teilen den Prozess der Typenbildung in vier Stufen ein, wobei sich die erste Stufe
auf die Erarbeitung relevanter Vergleichsdimensionen bezieht. Bei der typologischen
Analyse pflegerischen Handelns der Primary Nurses werden jene Merkmale und Ka-
tegorien erarbeitet und definiert, mit deren Hilfe Ähnlichkeiten und Unterschiede zwi-
schen den Fällen erfasst und charakterisiert werden können. Diese Stufe inkludiert
die „Dimensionalisierung“, also die Bestimmung von relevanten Subkategorien bzw.
Merkmalsausprägungen, die einerseits auf deduktivem Weg entwickelt werden, an-
dererseits können neue, bislang unbekannte Kategorien gefunden werden (vgl. Kel-
le/Kluge 2010: 93).
Die zweite Stufe im Prozess beschreibt die Gruppierung der Fälle und die Analyse
empirischer Regelmäßigkeiten, wobei die Fälle anhand der definierten Vergleichsdi-
mensionen und ihrer Ausprägungen gruppiert und die ermittelten Gruppen in Bezug
auf empirische Regelmäßigkeiten untersucht werden. Die Darstellung erfolgt in Form
einer mehrdimensionalen Kreuztabelle, sogenannter Merkmalsräume, um einen
Überblick über alle möglichen Kombinationen zu erhalten und um eventuell Fälle für
weitere vergleichende Analysen den entsprechenden Feldern zuordnen zu können.
Die dritte Stufe analysiert die inhaltlichen Sinnzusammenhänge, da die untersuchten
sozialen Phänomene nicht nur beschrieben, sondern auch verstanden und erklärt
werden sollen. Dies verlangt wiederum nach Vergleiche und Kontrastierungen von
Fällen innerhalb der einzelnen Gruppen, aber auch zwischen den Gruppen (vgl. Kel-
le/Kluge 2010: 91ff). Kelle und Kluge (2010: 102) beschreiben, wie diese Vergleiche
dazu führen, dass Fälle anderen Gruppen zugeordnet werden können, denen sie
ähnlicher sind oder stark abweichende Fälle zunächst aus der Gruppierung heraus-
genommen und separat analysiert werden. Ebenso können zwei oder drei Gruppen
zusammengefasst werden, wenn sie sich sehr ähnlich sind, oder einzelne Gruppen
können weiter differenziert werden, wenn starke Unterschiede aufgeworfen werden.
Diese Phase der Analyse führt zur Reduktion des Merkmalsraums, die Anzahl der
Gruppen bzw. Merkmalskombinationen verringert sich.
52
Die vierte und letzte Stufe im Prozess der Typenbildung ist die Charakterisierung der
gebildeten Typen mit Hilfe der relevanten Vergleichsdimensionen und Merkmals-
kombinationen sowie anhand der rekonstruierten Sinnzusammenhänge. Als proble-
matisch wird die treffende Charakterisierung des „Gemeinsamen“ der Typen gese-
hen, wenn sich die Fälle eines Typus nicht in allen Merkmalen gleichen, sondern nur
ähneln. Hierbei wird die Auswahl sogenannter „Prototypen“ empfohlen; diese sind
reale Fälle, die die Charakteristika jedes Typus am besten repräsentieren. Mit der
Charakterisierung der gebildeten Typen schließt die Stufenfolge empirisch begründe-
ter Typenbildung ab (vgl. Kelle/Kluge 2010: 105ff).
6. Ergebnisdarstellung
Im Kapitel der Ergebnisdarstellung werden die Resultate der Wirkungsanalyse, der
Qualität der Pflegedokumentation, der Inhalts- und Themenanalyse sowie der typo-
logischen Analyse abgebildet.
6.1 Evaluation der Wirkungsphase
Die Wirkungsevaluation zielt darauf ab, mit größtmöglicher Zuverlässigkeit festzustel-
len, ob eine Intervention – Primary Nursing – die intendierten Wirkungen auslöst.
Ebenso gilt es festzuhalten, ob Einflüsse anderer Faktoren, die ebenfalls für die ge-
messenen Veränderungen verantwortlich sein könnten, ausgeschlossen werden
können. Wirkungen können sich in der Veränderung von Strukturen, Prozessen
und/oder in individuellen Verhaltensweisen zeigen, die sich analytisch auf den drei, in
Abbildung 5 dargestellten Dimensionen bestimmen lassen. Als erste Dimension wird
Struktur, Prozess und Verhalten bewertet, die zweite Dimension bezieht sich auf ge-
plante bzw. ungeplante Wirkungen, und die dritte Dimension meint eine Unterstüt-
zung (+) oder ein Zuwiderlaufen (-) der Wirkungen auf die Programm- bzw. Leis-
tungsziele (vgl. Stockmann 2007: 66f). Die Wirkungsdimensionen, die nachfolgend
dargestellt werden, werden anhand eines Bewertungsrasters, das von der Evaluato-
rin erstellt wird, evaluiert. Dieses ist im Anhang 2 zur besseren Nachvollziehbarkeit
ersichtlich.
53
Wirkungsdimensionen Intendiert Nicht-
intendiert
Struktur
- Grad der Verantwortung
- Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden
- Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch
- Pflegekontinuität
+ - + -
Prozess
- Planung der Transferierung/Entlassung
- Pflegequalität
+ - + -
Verhalten
- Rollenverständnis
- Motivation
- Pflegeverständnis
+ - + -
Abb. 5: Wirkungsdimensionen (vgl. Stockmann 2007: 66).
Bewertungsraster der Wirkungsindikatoren
Die Daten ergeben sich aus der Pflegedokumentation, den Dienstplänen und aus
den Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses. Die Bewertung der unten angeführ-
ten Kategorien mit den jeweiligen Subkategorien befindet sich bei zwölf, acht und
vier Punkten, wobei die höchste Punktezahl auf einen hohen Umsetzungsgrad des
Pflegeorganisationssystem Primary Nursing hinweist, bei geringerer Punkteanzahl
hingegen Primary Nursing nicht umgesetzt wird. Um einen Unterschied zwischen den
Umsetzungsgraden zu erkennen, hat die Autorin diese Punktezahlen gewählt. Die
Indikatoren setzen sich zusammen aus den Items des Instruments zur Erfassung von
Pflegesystemen IzeP© (2010), aus jenen Merkmalen von Primary Nursing, die vom
Netzwerk Primary Nursing (2008) angeführt werden sowie aus Motivatoren, die auf
Basis von Herzbergs Theorie eine Rolle spielen (Mayerhofer, in: Kasper/Mayerhofer
2002: 263).
54
Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren
Bewertungsraster 1.
PN
2.
PN
3.
PN
4.
PN
5.
PN
6.
PN
7.
PN
8.
PN
9.
PN
10.
PN
Ge-samt
Standard abwei-chung
Grad der Verantwor-
tung
9,6 10,4 10,4 10,8 10,8 8,8 8,4 10,8 7,6 6,4 9,4 1,5
Planung zur Trans-
ferierung/Entlasung
als Teil der Verant-
wortung
n.r. 8,0 8,0 4,0 n.r. 4,0 8,0 8,0 4,0 4,0 6,0 2,1
Tägliche Arbeitszu-
weisung nach Fall-
methode
7,4 10,3 9,7 6,9 5,1 9,7 6,3 10,3 7,4 6,9 8,0 1,9
Direkte Kommunika-
tion von Mensch zu
Mensch
9,3 12,0 8,0 8,4 7,6 8,0 8,0 10,7 7,1 7,6 8,7 1,6
Pflegekontinuität
7,0 10,0 11,0 11,0 9,0 10,0 10,0 11,0 7,0 9,0 9,5 1,5
Rollenverständnis
10,5 11,5 10,5 9,5 9,5 10,0 10,5 11,5 9,5 11,0 10,4 0,8
Pflegequalität
8,0 9,3 9,3 6,7 8,0 10,7 12,0 8,0 5,3 8,0 8,5 1,9
Motivation
9,6 10,4 10,4 8,8 8,0 10,4 8,8 10,4 7,2 8,8 9,4 1,1
Pflegeverständnis
10,0 12,0 9,0 8,0 10,0 8,0 8,0 10,0 12,0 12,0 9,9 1,7
Mittelwert
gesamt
8,9 10,4 9,6 8,2 8,5 8,8 8,9 10,1 7,5 8,2 8,9 0,9
Tab. 1: Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren.
Der Umsetzungsgrad des Pflegeorganisationssystems Primary Nursing sowie Er-
gebnisse zur Pflegequalität, Motivation und Pflegeverständnis während der Pilotie-
rungsphase bei zehn PatientInnen ergibt einen Mittelwert von 8,9, die Standardab-
weichung beträgt 0,9. Diese Werte sind ein Hinweis auf eine mittelgradige Umset-
zung des Systems.
Bei der Dimension „Grad der Verantwortung“ ergibt sich ein Mittelwert von 9,4 und
einer Standardabweichung von 1,5, wobei ein hoher Umsetzungsgrad bei der Pla-
nung der Pflegeinterventionen und beim Wissen über die Beteiligten, die im Primary
Nursing System arbeiten, besteht. Ebenso werden Angehörige nach Rücksprache
mit dem/der Patienten/in in die Pflegeplanung involviert. Gering bewertet wird die
Erstellung der Pflegeanamnese: Nur zwei Primary Nurses erstellen die Pflegeanam-
nese, jedoch nicht vollständig, sieben Primary Nurses haben sie von der Allgemein-
station ohne Ergänzungen übernommen und bei einem/einer Patienten/in gibt es gar
55
keine Pflegeanamnese. Als Teil der Verantwortung gehört die Planung zur Transfe-
rierung/Entlassung; zum Mittelwert von 6,0 und einer Standardabweichung von 2,1
ist anzumerken, dass bei vier PatientInnen die Transferierung und bei acht PatientIn-
nen die Gestaltung der letzten Lebensphase nicht relevant gewesen ist, bei vier Pati-
entInnen sind die Primary Nurses am Tag der Transferierung nicht im Dienst bzw.
betreuen einen/eine anderen/andere Patienten/in, so dass die Transferierung über
die Stationsleitung organisiert wird. Die Abschlussevaluation jedoch erfolgt durch die
Primary Nurses. Bei zwei PatientInnen wird die gesamte Organisation der Transferie-
rung von einer anderen Pflegeperson durchgeführt. Hinsichtlich Informationen zur
Gestaltung der letzten Lebensphasen ist bei zwei PatientInnen in der Pflegedoku-
mentation nichts dokumentiert, wobei ein/eine Patient/in während der Pilotierungs-
phase verstirbt und bei einem/einer Patienten/in eine infauste Prognose besteht.
Beim Konzept der „täglichen Arbeitszuweisung nach Fallmethode“ ergibt sich ein Mit-
telwert von 8,0 und eine Standardabweichung von 1,9. Es zeigt sich durchgängig
eine mittelgradige Einschätzung zur möglichen Auswahl der Primary Nurses, zum
Wissen über PatientInnen, die nicht im Projekt aufgenommen wurden, in der Ver-
bindlichkeit der Einhaltung der patientInnenbezogenen Planung aller Pflegepersonen,
bei der Arbeitszeit der Primary Nurses und hinsichtlich der Regelung bei Abwesen-
heit der Primary Nurse.
Der Mittelwert des Konzeptes der „direkten Kommunikation von Mensch zu
Mensch“ beträgt 8,7, die Standardabweichung 1,6. Neun Primary Nurses sind immer
bei den wesentlichen, den/die Patienten/in betreffenden Besprechungen anwesend
und alle für die Versorgung notwendigen Informationen über den/die Patienten/in
erfolgen über die Primary Nurse. Dienstübergaben finden bei drei Primary Nurses
immer zwischen Primary Nurse und Associate Nurses statt, bei fünf Primary Nurses
meistens zwischen der Primary Nurse und der Associate Nurses und bei zweien zwi-
schen Primary Nurse und anderen Pflegepersonen der Station. Hier ist anzumerken,
dass meistens Pflegepersonen, die nicht im Projektteam sind, die PatientInnen im
Nachtdienst betreuen. Die Mitgestaltung des Tagesablaufes ist bei sieben PatientIn-
nen selten möglich. Ärztliche Tätigkeiten werden meistens mit den Primary Nurses
abgestimmt, und TherapeutInnen werden bei fünf PatientInnen täglich im Behand-
lungsplan integriert. Externe Stellen, wie z. B. die OP-Leitstelle oder die Dialysestati-
on, nehmen mit neun PatientInnen den Kontakt über die Stationsleitung oder ÄrztIn-
nen der Station auf.
56
Das Konzept „Pflegekontinuität“ weist einen Mittelwert von 9,5 auf, bei einer Stan-
dardabweichung von 1,5. Alle Primary Nurses sind Vollzeit beschäftigt, zwei machen
nur Tagdienste mit 12,5 Stunden und fünf absolvieren Tagdienste und maximal drei
Nachtdienste und drei Pflegepersonen machen Tagdienste und mehr als drei Nacht-
dienste. Sieben Primary Nurses führen die Pflegeplanung und die geplanten Inter-
ventionen während ihres Dienstes immer durch, drei Primary Nurses führen sie meis-
tens durch. Bei Abwesenheit der Primary Nurse sind meistens klare Vertretungsre-
geln definiert, erkennbar meist am Tagespräsenzplan. Einmal wird das Aufstellen
von Vertretungsregeln versäumt, als die Primary Nurse und die Projektlei-
tung/Stationsleitung zur gleichen Zeit krank gewesen sind.
Das „Rollenverständnis“ ergibt einen Mittelwert von 10,4 und eine Standardabwei-
chung von 0,8. Hier ist besonders erwähnenswert, dass bei allen zehn Primary Nur-
ses PartnerInnen des multidisziplinären Teams die Aufgaben und Kompetenzen der
Primary Nurses kennen, sie sich für die Gestaltung des Pflegeprozesses und der
Pflegequalität verantwortlich fühlen und die Entscheidung über den Pflegeprozess
während des Projektzeitraumes bei ihnen liegt. Bei sechs PatientInnen orientieren
sich nur 75% der Pflegenden aus dem Team an der Pflegeplanung und erstatten Be-
richt. Zwei Primary Nurses empfinden eine Stärkung des Selbstbewusstseins und der
Kompetenz, fünf Primary Nurse verspüren hin und wieder durch die Übernahme der
Verantwortung Stress und Unbehagen und bei zwei Primary Nurses kommt es gene-
rell zu Stress und Unbehagen ab einem Betreuungszeitraum von sechs oder sieben
Diensten.
Die „Pflegequalität“ zeigt einen Mittelwert von 8,5 auf bei einer Standardabweichung
von 1,9. Bei sieben PatientInnen sind während der Pilotierungsphase Pflegeproble-
me aufgetreten, die sich jedoch in diesem Zeitraum wieder verbessern, zu 75% kön-
nen die geplanten Pflegeziele erreicht werden. Bei zwei PatientInnen werden keine
Hautdefekte, Infektionen oder Kontrakturen diagnostiziert.
Die „Motivation“ mit einem Mittelwert von 9,3 und einer Standardabweichung von 1,1
bezieht sich zum einen auf die Ermöglichung der/des direkten Rückmel-
dung/Feedbacks hinsichtlich der eigenen Leistung, ohne persönliche Angriffe und
normalerweise nicht durch einen Vorgesetzten, zum anderen auf die selbstständige
Zeit- und Arbeitsplanung der Pflegetätigkeiten bei Patientinnen und der Dienstplan-
und Freizeitgestaltung; beides trifft bei sieben Primary Nurses zu 75% zu. Bei allen
zehn Primary Nurses erfolgt eine direkte Kommunikation zwischen den verschiede-
57
nen für eine Aufgabe zuständigen Personen unabhängig von der Hierarchieebene
oder der funktionalen Stellung. Bei zwei Primary Nurses findet keine Qualitätskontrol-
le durch Personen einer höheren Hierarchieebene statt, bei acht Primary Nurses er-
folgt die Qualitätskontrolle durch die Stationsleitung in Form von Pflegevisiten.
Das „Pflegeverständnis“ weist einen Mittelwert von 9,9 auf, die Standardabweichung
beträgt 1,7. Diese Werte spiegeln die Berücksichtigung der PatientInnenbedürfnisse,
Ressourcen und die Einbeziehung der Angehörigen wider; bei fünf bis sieben Prima-
ry Nurses spielt das immer eine Rolle und bei allen zehn Primary Nurses steht
der/die Patient/in dauernd im Mittelpunkt, trotz großen maschinellen Aufwandes.
Diskurs
Anhand der Darstellung der Wirkungsindikatoren zeigt sich bei den Wirkungsdimen-
sionen, die in Struktur, Prozess und Verhalten unterteilt sind, dass bei der Struktur,
die den Grad der Verantwortung, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden,
die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch und die Pflegekontinuität beinhal-
tet, ein Umsetzungsgrad mittleren Ausmaßes mit einem Mittelwert von 8,9 erzielt wird.
Im Vergleich zur Ausgangssituation kann jedoch festgehalten werden, dass eine in-
tendierte Wirkung in allen vier Strukturbereichen durch Primary Nursing erzielt wird.
Als positiver, jedoch nicht intendierter Einflussfaktor, der in Fall 8 zu tragen kommt,
muss die präoperative Aufnahme des/der Patienten/in erwähnt werden, die auch den
hohen Umsetzungsgrad begünstigt. Als ungeplanter negativer Effekt bei der Wirkung
von Primary Nursing ist in Fall 9 der Krankenstand der Projektleitung/Stationsleitung
zu nennen, weil zudem die zu diesem Zeitpunkt eingeteilte Primary Nurse ebenfalls
krank gewesen und keine Regelung zur Vertretung beider Personen vorab getroffen
worden ist. Als weiterer nicht-intendierter negativer Faktor ist die mangelnde Auswahl
der möglichen Primary Nurses zu nennen, was eine Zuteilung der PatientInnen unter
Berücksichtigung der Fähigkeiten und Stärken der Primary Nurse erschwert.
Die Wirkungsdimension Prozess, die die Planung der Transferierung bzw. Entlas-
sung der PatientInnen und die Pflegequalität inkludiert, weist mit einem Mittelwert
von 7,3 einen Wert unter einer mittleren Umsetzung auf. Erklärbar ist dieser Wert
damit, dass als nicht-intendierter negativer Faktor, die Transferierung/Entlassung von
PatientInnen auf Intensivstationen nicht immer auf den Tag genau geplant werden
und die Primary Nurse dann auch nicht immer im Dienst sein kann. Die Pflegequalität
58
erweist sich als sehr gut und wird auf mittlerem Niveau bewertet, was zur positiven
geplanten Wirkung zur Zielerreichung beiträgt.
Die Wirkungsdimension Verhalten mit den Faktoren Rollenverständnis, Motivation
und Pflegeverständnis erreicht ebenfalls einen mittleren Umsetzungsgrad, jedoch mit
einem Mittelwert von 9,9, der damit im Vergleich zu den beiden anderen Dimensio-
nen ein bedeutend höheres Niveau aufweist. In Bezug auf das Rollenverständnis ist
als positive geplante Wirkung die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufs-
gruppen anzumerken, wobei als negative, nicht-intendierte Wirkung von Primary
Nursing das große Belastungsgefühl und der Stress sowie die mangelnde Unterstüt-
zung diesbezüglich von Seiten der Projektleitung als Einflussfaktor berücksichtigt
werden muss. Beim Faktor Motivation gilt es zwei negative nicht-intendierte Wirkun-
gen zu beachten. Da ist einerseits der zunehmende Personalmangel durch Kranken-
stände, der die Motivation der Projektteammitglieder negativ beeinflusst. Anderer-
seits zeigt sich durch fehlende Fortschritte der PatientInnen ebenfalls eine schlechte-
re Bewertung der Motivation, was besonders in Fall 9 zum Tragen kommt. Das Pfle-
geverständnis als dritter Aspekt der Wirkungsdimension Verhalten ergibt einen sehr
guten Umsetzungsgrad, die Einbeziehung der Angehörigen in die Pflege ist jedoch
nicht immer umsetzbar, da Angehörige nicht zustimmten oder keine Angehörigen
vorhanden sind. Den PatientInnen wird trotz großen maschinellen Aufwandes auf der
Intensivstation von allen Primary Nurses ein ganzheitliches Pflegeverständnis entge-
gengebracht, unter Berücksichtigung des Gesundheits- und Krankheitsverständnis-
ses sowie unter Einbeziehung des Umfeldes. Ressourcen der PatientInnen können
besonders während der Akutphase und Postakutphase nicht in der Pflege berück-
sichtigt werden.
6.2 Ergebnisse zur Qualität der Pflegedokumentation
Die Resultate beziehen sich auf Kriterien, die in den Konzepten „Pflegediagnosen als
Prozess“, „Pflegediagnosen als Produkt“, „Pflegeinterventionen“ und „Pflegeergeb-
nisse“ enthalten sind. Zum einen wird die Auswertung der zehn Pflegedokumentatio-
nen der PatientInnen, die in die Pilotstudie zu Primary Nursing aufgenommen worden
sin, nachfolgend dargestellt. Zum anderen werden die Ergebnisse der acht Pflegedo-
kumentationen der PatientInnen, die zur IzEP©-Erhebung zugestimmt haben, mit den
Primary Nursing PatientInnen verglichen.
59
Resultate zu „Pflegediagnosen als Prozess“
Das Konzept „Pflegediagnosen als Prozess umfasst Dimensionen eines ganzheitl i-
chen Assessments zur Pflegegeschichte und enthält elf Items“. (Müller-Staub et al.
2008: 331) Die Items für die Dokumentenanalyse beziehen sich auf Angaben zu dem
aktuellen Ereignis, das zum Spitalseintritt führte. Sie beinhalten Ängste und Sorgen
in Bezug auf den Spitalsaufenthalt, Erwartungen und Wünsche, Angaben zur Bewäl-
tigung der momentanen Situation und des momentanen Krankheitserlebens, zur so-
zialen Situation und Wohnverhältnisse, zu Beschäftigung, Bezugsperson, zum Infor-
mationsstand der Angehörigen, zu Informationen zur Lebensgeschichte, Glauben
und Lebenseinstellung, zur Intimsphäre, zu Frau/Mann sein und zu Angaben zu den
Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 332). Die elf
Items ergeben einen Maximalscore von 22 Punkten und einen Mittelwert von zwei.
Zwei Punkte werden vergeben, wenn die Aussagen vollständig erhoben bzw. mehre-
re Aussagen vorhanden sind. Ein Punkt weist auf teilweise erhobene bzw. eine Aus-
sage hin und null Punkte werden bei nicht erhobenen Aussagen zugeteilt (vgl. ebd.:
338).
Bei sechs PatientInnen der Pilotstudie werden die Pflegeanamnesen von der Allge-
meinstation übernommen, nachträglich finden keine Ergänzungen statt. Zwei Pfle-
geanamnesen werden von Pflegenden der Intensivstation erhoben und ein Patient
hat keine Pflegeanamnese.
Eine Auswertung ergibt zwölf Punkte, eine weitere beträgt elf Punkte und zwei Aus-
wertungen zu Pflegediagnosen als Prozess erzielen neun Punkte, weitere zwei errei-
chen fünf Punkte und eine Auswertung ergibt vier Punkte.
Bei allen vorhandenen Pflegeanamnesen fehlen Angaben zu dem aktuellen Ereignis,
das zum Spitaleintritt führte, zu Ängsten und Sorgen in Bezug auf den Spitalaufent-
halt, zu Erwartungen und Wünsche, zur Bewältigung der momentanen Situation/ des
momentanen Krankheiterlebens und zu Intimsphäre, zum Frau/Mann sein.
Die Auswertung der Vergleichsgruppe ergibt bei einem/einer Patienten/in zehn Punk-
te, eine weitere beträgt acht Punkte, zwei Auswertungen zu Pflegediagnosen als
Prozess erzielen sechs Punkte, eine weitere erreicht fünf Punkte. Bei drei PatientIn-
nen wurde keine Pflegeanamnese erhoben.
Wie bei der Projektgruppe fehlen auch bei der Vergleichsgruppe Angaben zum aktu-
ellen Ereignis, das zum Spitaleintritt führte, zu Ängsten, Sorgen in Bezug auf den
60
Spitalaufenthalt, Erwartungen und Wünsche, zur Bewältigung der momentanen Situ-
ation/Krankheiterleben und zur Intimsphäre, zum Thema Frau/Mann sein.
Resultate zu „Pflegediagnosen als Produkt“
Das Konzept „;Pflegediagnosen als Produkt‘ umfasst qualitative Kriterien einer for-
mulierten Pflegediagnose entsprechend dem PES-Format7 und enthält acht Items“.
(Müller-Staub et al. 2008: 331) Diese acht Items beziehen sich auf die korrekte Be-
schreibung und Nummerierung der Pflegediagnosen mit dem Pflegediagnosetitel, auf
die dokumentierte Ätiologie sowie auf die korrekte Verbindung zur Pflegediagnose,
auf das Vorhandensein von Symptomen und darauf, ob diese auch zur Pflegediag-
nose passen. Ein weiteres Item betrifft die Zielformulierung und die Erreichbarkeit
des Zieles (vgl. ebd.: 332).
Die Pflegedokumentationen dieser Studie beinhalten neben den aktuellen Pflegedi-
agnosen auch Hoch-Risiko-Pflegediagnosen, die aus Problem und Risikofaktoren
bestehen und nach dem PRF-Format8 gegliedert sind. Ebenso werden Syndrompfle-
gediagnosen in die Pflegedokumentation aufgenommen, die aus einem Bündel von
aktuellen und Hoch-Risiko-Pflegediagnosen bestehen (vgl. Stefan/Allmer/Eberl et al.
2003: 32). In diesem Fall wird die dokumentierte Ätiologie zu dokumentierten Risiko-
faktoren, und Symptome werden als „nicht relevant“ bewertet. Wellness- oder Ge-
sundheitspflegediagnosen werden in dieser Studie nicht miteinbezogen.
Die Qualität der Pflegediagnosen wird mit einer fünfstufigen Skala mit acht Items
gemessen, die einen Maximalscore von 32 Punkten und einem Mittelwert von vier
ergeben. Vier Punkte werden vergeben, wenn die Pflegediagnose richtig nach dem
PES-Format bzw. PRF-Format beschrieben ist. Drei Punkte gibt es, wenn die Be-
schreibung teilweise richtig erfolgt. Zwei Punkte weisen auf das aussagekräftig be-
schriebene Pflegeproblem hin, ein Punkt wird verteilt wird, wenn das Pflegeproblem
nicht aussagekräftig formuliert ist. Null Punkte werden dann vergeben, wenn es we-
der zu einer Formulierung einer Pflegediagnose kommt noch ein Pflegeproblem be-
schrieben ist. Bezugnehmend auf die Zielformulierung bei den Pflegediagnosen gibt
es vier Punkte, wenn das formulierte Ziel der Pflegediagnose entspricht bzw. durch
7 PES-Format bedeutet Problem, Etiology, Symptoms, wonach aktuelle Pflegediagnosen exakt
beschrieben werden. 8 PRF-Format bedeutet Problem und Risikofaktoren. Hoch-Risiko-Pflegediagnosen werden in diesem
Format korrekt beschrieben.
61
die Pflegeintervention erreichbar ist. Drei Punkte bedeuten, dass das Ziel nur teilwei-
se der Pflegediagnose entspricht und das Ziel nur teilweise durch Pflegeinterventio-
nen erreichbar ist. Wenn das Ziel einem Pflegeproblem richtig zugeordnet ist, wird
dies mit zwei Punkten bewertet; wird das Ziel nicht aussagekräftig entsprechend dem
Pflegeproblem formuliert, so wird ein Punkt vergeben. Wenn Ziele nicht beschrieben
werden, dann bedeutet dies null Punkte (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 338).
Zwei Auswertungen zu „Pflegediagnosen als Produkt“ ergeben 30 Punkte, eine wei-
tere beträgt 29 Punkte. Vier Auswertungen erzielen 28 Punkte und weitere zwei er-
reichen 24 Punkte, wobei ein Mal aufgrund von ausschließlich gestellten Hoch-
Risiko-Pflegediagnosen zwei Punkte nicht relevant sind, eine Auswertung erzielt 18
Punkte.
Die Auswertung der Vergleichsgruppe der „Pflegediagnosen als Produkt“ ergibt ein-
mal 31 Punkte, eine weitere beträgt 24 Punkte. Eine Auswertung erzielt 22 Punkte
und eine weitere 20 Punkte. Eine Auswertung erzielt 18 Punkte und eine weitere 16
Punkte. Zwei Beurteilungen erreichen 13 Punkte.
Die Mittelwertunterschiede ergeben sich durch die überwiegend gestellten Hoch-
Risiko-Pflegediagnosen, die keine Symptome beinhalten und dadurch zwei Items
nicht mitgezählt werden.
Aus den formulierten Pflegediagnosen ist klar ersichtlich, dass in der Pflegedoku-
mentation der PatientInnen der Vergleichsgruppe die beiden „Standardpflegediagno-
sen“ dieser Intensivstation „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risi-
ko“ nach der NANDA-Taxonomie II enthalten sind. Einmal wird die Pflegediagnose
„körperliche Mobilität, beeinträchtigt“ und einmal „Hautdefekt, bestehend“ nach der
NANDA-Taxonomie II angeführt. Eine frei formulierte Pflegediagnose ist ebenfalls
enthalten, die jedoch nach der NANDA-Taxonomie II als „Gewebeschädigung“ defi-
niert werden kann.
Die geplanten Pflegediagnosen der PatientInnen der Projektgruppe bestehen bei
allen ebenfalls aus den beiden Hoch-Risiko-Pflegediagnosen nach der NANDA-
Taxonomie II „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risiko“. Bei drei Pati-
entInnen ist, wie auch bei der Vergleichsgruppe, die frei formulierte Pflegediagnose,
62
die als „Gewebeschädigung“ nach der NANDA-Taxonomie II definiert werden kann,
enthalten. Außer den oben angeführten Pflegediagnosen werden 13 weitere aktuelle
Pflegediagnosen nach der NANDA-Taxonomie II angeführt. Diese lauten: Kommuni-
zieren verbal, beeinträchtigt, Entwöhnung vom Respirator, gestörte Reaktion, Haut-
defekt, bestehend, Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten, Freihalten der
Atemwege, ungenügend, Körperliche Mobilität, beeinträchtigt, Körperbild Störung,
Gewebeschädigung, Spontanatmung, ungenügend, Angst, Flüssigkeitsüberschuss,
Verwirrtheit, akut und Atemvorgang, beeinträchtigt. Drei Hoch-Risiko-
Pflegediagnosen nach der NANDA-Taxonomie II lauten: Körpertemperatur erniedrigt,
hohes Risiko, Körpertemperatur erhöht, hohes Risiko und Körpertemperatur verän-
dert, hohes Risiko. Eine Syndrompflegediagnose „Inaktivitätssyndrom, hohes Risi-
ko“ wurde ebenfalls gestellt.
Resultate zu „Pflegeinterventionen“
Das Konzept „,Pflegeinterventionen‘ beschreibt Kriterien für geplante und implemen-
tierte Interventionen sowie deren innere Kohärenz (Übereinstimmung
mit/Wirksamkeit auf) zu Pflegediagnosen“. (Müller-Staub et al. 2008: 331) Bei der
Qualität der Pflegeinterventionen werden diese in Bezug auf ihre Wirksamkeit, auf
eine konkrete und klare Benennung und auf die geplante und dokumentierte Durch-
führung untersucht, sowie die Wirksamkeit auf die Ätiologie der Pflegediagnose ge-
prüft. Drei Items mit einem Höchstwert von zwölf Punkten ergeben einen Mittelwert
von vier (vgl. ebd.: 331).
Bei drei Auswertungen zeigen sich zehn Punkte, weitere drei haben neun Punkte
erreicht und wiederum drei Auswertungen erzielen acht Punkte. Eine Auswertung
kommt auf sechs Punkte. Keine Auswertung kommt auf die Gesamtpunkteanzahl
von zwölf, bei allen zehn Bewertungen fehlt es an konkret formulierten Pflegeinter-
ventionen.
Die Auswertung der Pflegeintervention der Vergleichsgruppe ergibt einmal zwölf
Punkte und zweimal zehn Punkte. Eine Auswertung erbringt neun Punkte und zwei
Auswertungen erzielen acht Punkte. Eine Auswertung kommt auf sieben Punkte und
einmal gibt es fünf Punkte. Auch hier spiegelt sich die Problematik der nicht konkret
formulierten Pflegeinterventionen wider.
63
Resultate zu „Pflegeergebnisse“
Bei den pflegesensiblen PatientInnenergebnissen wird einerseits die Ergebnisevalu-
ierung bewertet und andererseits die Beschreibung der Veränderung bezüglich
Symptome, körperlicher Status, Wissensstand, Bewältigungsverhalten, Selbstpflege
in den ATLs oder im funktionellen Status und der Zusammenhang zwischen diesen
Veränderungen und den Pflegeinterventionen und Pflegediagnosen. Sieben Items
mit einer maximalen Punktevergabe von 28 ergeben einen Mittelwert von vier (vgl.
Müller-Staub et al. 2008: 331ff).
Die Auswertung der Pflegeergebnisse zeigt einmal 23 Punkte, ebenfalls je einmal 21
und 20 Punkte. Zwei Auswertungen ergeben 19 Punkte, wobei das Item „die Pflege-
diagnose wird entsprechend neu gestellt“ bei der Auswertung als nicht relevant beur-
teilt wird. Eine Auswertung kommt auf 17 Punkte und ebenfalls eine auf 16 Punkten.
Eine weitere erreicht 13 Punkte und eine zwölf Punkte, ebenfalls einmal werden
neun Punkte erzielt.
Die Problematik zeigt sich hier bei der konkreten Formulierung der Pflegeergebnisse
und - wie vorhin bereits beschrieben - bei den Pflegeinterventionen.
Die Auswertung der Pflegeergebnisse der Vergleichsgruppe ergibt einmal 23 Punkte,
zweimal 22 Punkte und einmal 21 Punkte. Ein Ergebnis liegt bei 16 und wiederum
eines bei sechs Punkten. Zwei Auswertungen ergeben null Punkte, da keine ent-
sprechenden Angaben zu den angelegten Pflegediagnosen gemacht worden sind.
Die Problematik mit den Pflegeergebnissen kann in der Vergleichsgruppe nicht iden-
tifiziert werden, da es sich hier nur um die standardisierten Hoch-Risiko-
Pflegediagnosen handelt. Die Formulierung der konkreten Pflegeinterventionen und
diese im Zusammenhang mit dem Pflegeergebnis zu betrachten, bereiten auch in der
Vergleichsgruppe Schwierigkeiten.
Resultat gesamt
Eine Auswertung ergibt einmal einen gesamten Mittelwert von 3,5 und zweimal 3,4,
jeweils eine weitere mit 3,3 und 3,2 und 3,1. Zwei Auswertungen kommen auf einen
Mittelwert von 2,9, eine auf 2,3 und eine auf 2,0. In der Projektgruppe ergibt das ei-
nen gesamten Mittelwert von 3,0, mit einer Standardabweichung von 0,5.
64
Die totalen Mittelwerte der Vergleichsgruppe ergeben einmal 3,9, einmal 3,7, einmal
3,5, ebenso einmal 3,1 und 2,7, jeweils einmal 1,8 und 1,7 und einmal 1,2. In der
Vergleichsgruppe zeigt sich ein Gesamtmittelwert von 2,7, mit einer Standardabwei-
chung 2,6.
Diskurs
Müller-Staub et al. (2010: 121) definieren einen Mittelwert von 3,5 als gut. Der totale
Mittelwert von 3,5 wird in der Projektgruppe einmal erreicht und in der Vergleichs-
gruppe präsentieren sich totale Mittelwerte von 3,9, 3,7 und 3,5. Die hohen Mittelwer-
te in der Vergleichsgruppe ergeben sich dadurch, dass überwiegend die „standardi-
sierten“ Hoch-Risiko-Pflegediagnosen mit den entsprechenden Standardmaßnahmen
angelegt worden sind.
Bei der Auswertung der Qualität der Pflegediagnosen, -interventionen und -
ergebnisse mit Hilfe des Instruments „Qualitiy of Nursing Diagnosis, Interventions
and Outcomes (Q-DIO)“ kann eine Verbesserung der Qualität der Pflegedokumenta-
tion festgestellt werden. Ein Indiz dafür ist einerseits die Auswahl der individuellen
aktuellen Pflegediagnosen, die sich in der Anzahl – hier ist nämlich eine steigende
Tendenz sichtbar - ebenfalls verändert hat. Andererseits sind inhaltliche Verbesse-
rungen bei Definitionen von Pflegeinterventionen, Zielerreichung und Evaluierung
und eine innere Kohärenz nachvollziehbar.
5.3 Kategorisch gegliederte Darstellungen der Leitfadeninterviews
Aus den geführten Leitfadeninterviews haben sich die Hauptkategorien „Übernahme
der Verantwortung“, „Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden“, „Direkte Kom-
munikation von Mensch zu Mensch“, „Beziehung zu PatientInnen“, „Beziehung zu
Angehörigen“, „Pflegeplanende/r ist Pflegedurchführende/r – Pflegekontinuität“, „Zu-
sammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“, „Motivation“,
„Organisation“ und „Gefühle/Empfindungen“ ergeben; nachfolgend sollen diese Ka-
tegorien dargestellt werden.
„Übernahme der Verantwortung“
Primary Nurses sehen im Pflegesystem Primary Nursing ein größere Verantwortung
als im System der Bereichspflege, bei der, hinsichtlich der PatientInnenzuteilung, die
Pflegenden die Betreuung der PatientInnen öfters wechseln können. Ebenso wird im
65
System der Bereichspflege der Umgang mit sterbenden PatientInnen als geringere
Belastung gesehen. Die Veränderung der Verantwortung manifestiert sich in der ge-
naueren Planung der Pflegediagnosen, dem Treffen von eigenen Entscheidungen,
dem Angebot von mehreren Pflegeinterventionen und der besseren Nachvollziehbar-
keit. Dies lässt sich durch eine bessere Kenntnis über den/die Patienten/in erklären,
kann aber auch mit einem erhöhten Engagement von Seiten der Primary Nurses
verbunden sein. Primary Nurses sehen in der präoperativen Aufnahme auf der Inten-
sivstation eine Erleichterung in der Übernahme der Verantwortung, da die PatientIn-
nen gezielt aufgeklärt und zu geplanten Pflegeinterventionen, die postoperativ An-
wendung finden, befragt werden können. Was jedoch nicht Usus auf dieser Intensiv-
station ist.
Andererseits werden auch keine Veränderungen in der Übernahme der Verantwor-
tung wahrgenommen, es kommt zu keiner Umgestaltung im Pflegeprozess und der
Pflegediagnostik. Mögliche Erklärungsansätze dafür sind, dass der Betreuungszeit-
raum zu kurz gewesen ist, die bestehenden Arbeitsbedingungen eine Veränderung
nicht zugelassen haben, fehlendes Wissen oder eine mangelnde Motivation von Sei-
ten der Primary Nurse vorliegen und Unterstützung von Projektteammitgliedern
und/oder der Stationsleitung nicht gewährleistet wird.
„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden“
Primary Nurses nehmen keine Veränderungen im Tagesablauf wahr, obwohl Früh-
stückszeiten und weitere pflegerische Interventionen an die Schlafgewohnheiten
des/der Patienten/in angepasst werden. Der Betreuungsumfang bei den PatientInnen
ist gleich geblieben.
„Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch“
Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch bezieht sich auf die Kommunika-
tion zwischen Primary Nurses und den PatientInnen, den ÄrztInnen und Therapeu-
tInnen, anderen Pflegepersonen und der Stationsleitung. Die Kommunikation mit An-
gehörigen wird hier nicht erwähnt, jedoch in der Kategorie „Beziehung zu Angehöri-
gen“ näher erläutert.
Gespräche mit ansprechbaren PatientInnen beinhalten die Aufenthaltsdauer, das
weitere Vorgehen, kulturelle Belange, den aktuellen Zustand, die Pflegeplanung und
die psychische Situation der PatientInnen.
66
Die Kommunikation zwischen Primary Nurses und den ÄrztInnen gestaltet sich auf-
grund der besseren Kenntnisse von PatientInnen intensiver, was sich auch bei den
Visiten bemerkbar macht. Primary Nurses werden vermehrt in die tägliche Zielformu-
lierung für den/die Patienten/in einbezogen und Anliegen werden angehört.
Ebenso zeigt sich eine sehr gute Kommunikation mit den TherapeutInnen, wenn es
sich um Terminabsprachen und die Planung handelt.
Ergebnisse weisen auf eine verbesserte Kommunikation zwischen den Pflegeperso-
nen hin. Durch umfangreiche Erkenntnisse über den/die Patienten/in erfolgt eine ge-
nauere, aber auch zeitintensivere Dienstübergabe. Zusatzinformationen werden im
EDV-gestützten Dokumentationssystem festgehalten. Daraus könnte auch in weite-
rer Folge eine verbesserte Pflegequalität abgeleitet werden.
Die Kommunikation zwischen Primary Nurses und der Stationsleitung wird beson-
ders in der Abhaltung der Pflegevisite hervorgehoben. Als weitere Aufgabe der Stati-
onsleitung wird die Informationsweitergabe über den Projektablauf und -verlauf an
alle beteiligten Personen der Station gesehen und gewünscht, als wesentlicher Be-
standteil wird hierbei die direkte und klare Kommunikation erwartet; letzteres findet
jedoch eher in Form von E-Mails bzw. durch das Aushängen von diversen Blättern
statt, was als nicht ausreichend bewertet wird. Kommunikative Präsenz wird von der
Stationsleitung gewünscht, da sich darin auch die Wertigkeit und Wichtigkeit des Pro-
jektes widerspiegelt.
„Beziehung zu PatientInnen“
Eine gelungene Pflegebeziehung, die sich durch die Pflegekontinuität und die eins-
zu-eins Betreuung ergibt, bildet auch eine gute Kommunikationsbasis. PatientInnen
merken sich einerseits den Namen der Primary Nurse, sind dadurch aber auch auf
diese Bezugsperson fixiert. Andererseits bestehen sie auf am Vortag besprochene
und geplante Maßnahmen. Pflegende erhalten Anerkennung von PatientInnen, auch
nonverbal. PatientInnen profitieren von Primary Nursing, Fortschritte sind klar er-
kennbar und aus subjektiver Sicht der Primary Nurses wird eine raschere Transferie-
rung begünstigt. Es gibt aber auch PatientInnen, die während des Betreuungszeit-
raumes keine Fortschritte oder sogar Rückschritte erleben. Diese Tatsache stellt für
die zugeteilte Primary Nurse ein Problem dar, da sie Pflegerfolge nur im Zusammen-
hang mit Fortschritten sieht, fehlende Pflegefehler oder die Aufrechterhaltung eines
konstanten Niveaus des/der Patienten/in werden hier nicht honoriert.
67
Primary Nurses, die sich beim/bei der Patient/in nicht als Bezugspflegeperson vorge-
stellt haben, können auch nicht namentlich genannt werden und werden daher nicht
als diese erkannt. Mögliche Ängste vor zu intensiven Kontakt mit PatientInnen
und/oder Angehörigen bzw. vor der Übernahme der Verantwortung könnten Gründe
dafür sein.
Aus diesen unterschiedlichen Darstellungen lässt sich die Auffassung von Joseph P.
Forgas (1995: 203ff, in: Napiwotzky 1998: 31) ableiten, der postuliert, „daß sich jede
Beziehung durch ein bestimmtes Niveau von Engagement und Vertrautheit aus-
zeichnet, das irgendwo auf einem Kontinuum zwischen beiden hypothetischen Ext-
remen nicht vorhandenen Kontakt und vollkommener Gegenseitigkeit bzw. Identität
der PartnerInnen angesiedelt ist“. Die Pflegebeziehung kann variieren von einem
oberflächlichen Kontakten bis hin zum persönlichen Engagement der Primary Nurses
mit einer gewissen Vertrautheit aufgrund der Pflegekontinuität; diese Variationsbreite
kann anhand der Daten belegt werden.
„Beziehung zu Angehörigen“
Einige Primary Nurses beschreiben die Beziehung zu Angehörigen, die freundlich,
offen, kooperativ und herzlich auftreten, als gut und erleben den gegenseitigen In-
formationsaustausch positiv. Gespräche mit Angehörigen über Ängste und Befürch-
tungen und gemeinsame Überlegungen, die die Arbeit der Primary Nurse erleichtern,
werden geführt. Verzweiflung des/der Patienten/in führt auch zur Verzweiflung und
Weinen der Angehörigen, die Primary Nurse kann hier jedoch durch einen gelungen
Beziehungsaufbau ebenso wie durch ihr persönliches Engagement und durch ihre
Kompetenz Unterstützung bieten. Angehörige sollten dieses Angebot an Unterstüt-
zung aber auch annehmen und akzeptieren können.
Die Angehörigen nehmen die Pflegekontinuität unterschiedlich wahr, erkennen aber
Fortschritte des/der Patienten/in. Besuchszeiten können in einem Einzelzimmer offe-
ner gestaltet werden als in einem Mehrbettzimmer. Auf die Möglichkeit des Besu-
cherwechsels innerhalb der Gruppe der Angehörigen wird hingewiesen, um Belas-
tungen für Einzelne zu reduzieren, vor allem bei jenen Angehörigen, bei denen die
Primary Nurses das Gefühl haben, dass sie mit der Situation des/der Patienten/in
überfordert sind und Stress erleben. Um diesen Personen eine Erholungsphase zu
ermöglichen, wird von der Primary Nurse dieses Angebot ausgesprochen. Ein weite-
68
rer Grund für die zuvor angebotene Möglichkeit könnte auch die selbst empfundene
Belastungssituation von Primary Nurses sein durch gestresst Angehörige.
Angehörige tauschen Informationen mit anderen Angehörigen aus, deren krankes
Familienmitglied ebenfalls im Projekt teilgenommen hat. Manche Projektteammitglie-
der bewerten diesen Austausch einerseits positiv, andererseits kann er auch Unbe-
hagen bereiten, nämlich dann, wenn PatientInnen, die bereits im Projekt involviert
gewesen und danach keiner Primary Nurse mehr zugeteilt sind, sich weniger gut be-
treut fühlen könnten. Konkret geäußert wird diese Möglichkeit zwar nie, doch kann
sie als ein Hinweis auf mangelnde Klarheit über die Regelung bzw. fehlende Rege-
lung, wie PatientInnen im Anschluss an das Projekt zu betreuen sind, gewertet wer-
den.
Angehörige werden von manchen Primary Nurses individuell in die Pflege involviert.
Individuelle Einbeziehung in die Pflege wird z. B. ermöglicht durch das Eincremen
der Beine, das Durchbewegen der Arme und Beine, eine Einsichtnahme in die Pfle-
gedokumentation, die Unterstützung beim Lagewechsel, die Flüssigkeits- und Nah-
rungsaufnahme, die Mundpflege oder die körperliche Nähe. Angehörige erhalten
dadurch auch das Gefühl gebraucht zu werden und für den/die Patienten/in da zu
sein. Andere Primary Nurses sehen wiederum in der Teilnahme an der Pflege eine
Belastung für den/die Patienten/in und für Pflegende aufgrund eines größeren Zeit-
aufwandes. Ein weiterer möglicher Grund dafür, dass die Teilnahme von Angehöri-
gen an der Pflege nicht immer positiv gesehen wird, kann in der fehlende Kompetenz
in Bezug auf eine konkrete Anleitung von Angehörigen bestehen, oder in einer Unsi-
cherheit, wenn Angehörige kontinuierlich das Handling der Primary Nurse beobach-
ten.
Manche PatientInnen erhalten auch keinen oder nur sporadisch Besuch, so dass ein
Beziehungsaufbau nicht möglich ist.
„Pflegeplanende ist Pflegedurchführende – Pflegekontinuität“
Die Aufgabe der Primary Nurse wird in der kontinuierlichen Betreuung des/der Pati-
enten/in gesehen, während sie im Dienst ist. Ebenso ist Teil der Aufgabe das ge-
meinsame Abhalten der Pflegevisite mit der Stationsleitung. Die Wirkung der Pflege-
kontinuität ist erkennbar, wenn auf Pflegeinterventionen vom Vortag aufgebaut wer-
den kann. Durch die Pflegekontinuität entsteht umfangreiches Wissen über den/die
Patienten/in, und Pflegeinterventionen können fortgesetzt werden. Daraus resultie-
69
rend kann es zu Fortschritten des/der Patienten/in kommen, was bei fehlender Konti-
nuität in Frage gestellt wird. Die Dienstübergaben sind viel genauer, Pflegende wis-
sen über Zustandsveränderungen des/der Patienten/in Bescheid.
Primary Nursing wird positiv bewertet, die mögliche Umsetzung wird in der kleinen
Gruppe gesehen, für PatientInnen, die nur wenige Tage an der Intensivstation ver-
bringen, wird sie jedoch nicht als sinnvoll erachtet.
Andererseits zeigt sich, dass bei PatientInnen mit infauster Prognose trotz Pflege-
kontinuität keine Fortschritte erzielt werden können. Diese scheinen auch abhängig
zu sein vom Allgemeinzustand und vom Krankheitsbild des/der Patienten/in. Trotz
fehlender Fortschritte könnte durch das Wissen um die Bedürfnisse des/der Patien-
ten/in das Wohlbefinden so gut wie möglich aufrechterhalten und Pflegefehler ver-
mieden werden, was ebenfalls als Pflegeerfolg bewertet werden könnte.
„Pflegeprozess“
Die Hauptkategorie „Pflegeprozess“ inkludiert die Subkategorien „Pflegeplanung“,
„Pflegediagnosen“ und „Pflegedokumentation“; sie sollen nachfolgend zusammenge-
fasst beschrieben werden.
Pflegediagnosen als Teil des Pflegeprozesses werden von den Primary Nurses indi-
viduell und detailliert angelegt, die sogenannten Standardpflegediagnosen, die bei
allen PatientInnen in die Pflegeplanung der IntensivpatientInnen dieser Station auf-
genommen werden, erscheinen nicht mehr ausreichend und sind unbefriedigend.
Pflegeprobleme, die als Pflegediagnosen in der NANDA-Taxonomie nicht aufge-
nommen wurden, werden frei formuliert.
Die Pflegeplanung erfolgt genauer, überlegter, patientInnenbezogener und überwie-
gend eigenverantwortlich, wodurch ein schrittweises Planen möglich ist. Als begüns-
tigender Faktor wird auch die Absprache mit den TherapeutInnen und ÄrztInnen ge-
sehen. Durch die genauere Dokumentation entsteht für alle beteiligten Personen ein
umfangreicheres Wissen über den/die Patienten/in. Notizen und Fotos über Verläufe
und Fortschritte des/der Patienten/in sowie Pflegevorschläge und Begründungen zur
Pflegediagnostik werden ebenfalls dokumentiert. Dieses Vorgehen erfordert einen
größeren Zeitaufwand, was gerade beim Erstellen der Pflegeplanung zu Beginn die
Betreuung eines/einer zweiten Patienten/in unmöglich erscheinen lässt. Die Doku-
mentation findet meist am Ende eines Dienstes statt. Grund dafür kann sein, dass an
arbeitsintensiven Tagen Primary Nurses erst dann die Ruhe finden, um umfangreich
70
und genau dokumentieren zu können. Daraus können aber auch Überstunden resul-
tieren, besonders dann, wenn die Pflegediagnostik neu erstellt werden muss.
Der Unsicherheit von einigen Primary Nurses bei der Pflegeplanung, der Auswahl
und dem Umfang der richtigen Pflegediagnosen und der Planung der korrekten Pfle-
geinterventionen, die aus den Daten hervorgeht, kann durch gegenseitige Unterstüt-
zung der Primary Nurses entgegengewirkt werden, aber auch dienstältere KollegIn-
nen, neue MitarbeiterInnen, SchülerInnen oder StudentInnen, die ihr Praktikum auf
dieser Station absolvieren, können als mögliche Hilfen in Betracht gezogen werden.
Die Pflegeplanung fällt bei der weiteren Übernahme der Rolle der Primary Nurse be-
reits leichter, was auch Hinweis dafür sein kann, dass bei intensiver und bewusster
Auseinandersetzung mit der Pflegediagnostik die Kompetenz des Diagnostizierens
gefördert und gesteigert wird. Die professionelle Durchführung der Pflegeplanung ist
abhängig von der Grundeinstellung jeder einzelnen Pflegeperson und Bestandteil
des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches im Gesundheits- und Krankenpflege-
gesetzes - schon seit vielen Jahren9 wird bzw. soll das so praktiziert werden.
Primary Nurses sehen die Verantwortung für die Pflegediagnosen bei der Stationslei-
tung. Es besteht eine Holschuld der Primary Nurses der Stationsleitung gegenüber,
um Termine zur Pflegevisite zu organisieren.
Engmaschig abgehaltene Evaluationen der Pflegediagnosen als wesentlicher Schritt
im Pflegeprozess, werden als zeitaufwändig empfunden und sollen zu einem Zeit-
punkt angesetzt werden, zu dem die Primary Nurse im Tagdienst den/die Patien-
ten/in betreut.
Eine klare Regelung u. a. zur Pflegeplanung bei Krankenstand der Primary Nurse ist
von großer Wichtigkeit, was daran deutlich wird, dass Associate Nurses bei Zu-
standsveränderung keine Evaluierung und Korrektur in der Pflegeplanung durchfüh-
ren. Vermutlich liegt es daran, dass sie nicht wissen, ob es auch für sie zulässig ist,
diese Veränderungen zu dokumentieren, dass sie die Verantwortung in diesem Zu-
sammenhang nicht wahrnehmen oder dass die Unterstützung durch die Projektlei-
tung nicht gegeben ist.
9 Seit dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 1997.
71
„Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“
Zusammenarbeit mit Pflegepersonen
Die Zusammenarbeit mit den Pflegenden der Station wird von einigen Primary Nur-
ses aufgrund der Kontrolle und Unterstützung der Stationsleitung und durch die Ein-
haltung der Pflegeplanung positiv gesehen. Änderungen der Pflegeplanungen wer-
den von den durchführenden Personen begründet. Die Zusammenarbeit erfolgt ei-
nerseits mit verschiedenen KollegInnen der Station oder mit Projektteammitgliedern
bzw. mit einer bestimmten Associate Nurse. Unterstützung wird von dem/der Wund-
manager/in dieser Station angeboten. Neue, einzuschulende MitarbeiterInnen wer-
den nicht involviert, obwohl dies als mitarbeiterInnenbezogenes Tätigkeitsfeld der
Primary Nurses beschrieben ist.
Bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegeinterventionen werden Pflegepersonen di-
rekt von manchen Primary Nurses angesprochen, was jedoch nicht jede Primary
Nurse so praktiziert. Die betroffene Pflegekraft darauf hin anzusprechen wird als
Aufgabe der Stationsleitung gesehen, andererseits könnten auch Angst oder Unsi-
cherheit von Seiten der Pflegepersonen bestehen, die Arbeit von KollegInnen, die
möglicherweise älter sind bzw. eine längere Berufserfahrung aufweisen, zu kritisieren.
Das pflegerische Handeln von KollegInnen zu beanstanden, könnte auch als zusätz-
liche Belastung empfunden werden. Die Ergebnisse legen die Interpretationen nahe,
dass die Stationsleitung dies von bestimmten Pflegepersonen akzeptierten würde,
was bei manchen Primary Nurses zum Gefühl der Ungerechtigkeit führen kann, da
Primary Nursing zu einem gesteigertes Verantwortungsbewusstsein beiträgt. Feh-
lendes Interesse für und unqualifizierte Kommentare über Primary Nursing lassen die
Vermutung zu, dass das ein Grund für eine Beeinträchtigung in der Zusammenarbeit
mit Pflegenden sein kann.
Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass es keine gravierenden Veränderung in der
Zusammenarbeit mit Pflegepersonen und in der Einhaltung der geplanten Pflegein-
terventionen gegeben hat, wobei letzteres möglicherweise von Primary Nurses nicht
kontrolliert werden kann oder wird.
Aufgrund der personellen Situation betreuen im Nachtdienst meist Nicht-
Projektteammitglieder den/die Patienten/in. Bei Anwesenheit der Primary Nurse im
Nachtdienst besteht aber die Möglichkeit, bei Unklarheiten Fragen zu stellen, auch
wenn die Primary Nurse einen/eine anderen/andere Patienten/in zu betreuen hat.
Zusätzlich gibt es die Option, dass die Primary Nurse mehrere Nachtdienste absol-
72
viert und tagsüber die Vertretungsfunktion durch eine bestimmt Associate Nurse er-
folgt.
Zusammenarbeit mit ÄrztInnen
Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen wird in Bezug auf Absprachen, Berichterstat-
tung und gemeinsame Überlegungen als sehr gut definiert, wodurch eine Steigerung
der Arbeitszufriedenheit wahrgenommen werden kann. Es wird das Gefühl vermittelt,
dass Primary Nurses ernst genommen werden. Die Ergebnisse lassen den Schluss
zu, dass Primary Nursing generell einen positiven Anklang bei den ÄrztInnen findet,
da durch die Pflegekontinuität ein umfangreicheres Wissen über den/die Patienten/in
festgestellt und konkrete Anliegen bei der Visite vorgebracht werden können und sich
die Visitenzeit subjektiv verkürzt. Davon kann aber auch abgeleitet werden, dass Ärz-
tInnen sich teilweise auf die Primary Nurse verlassen, weil auch umfangreiches Wis-
sen über medizinische Fakten besteht. Andererseits ergeben sich Situationen, in de-
nen Anordnungen nicht immer den Wünschen der Primary Nurses entsprechen.
Grund dafür kann in der ärztlichen Verantwortung liegen, denn geplante Ziele von
ÄrztInnen können andere sein als pflegerische Ziele, oder aber die Primary Nurse
kommuniziert ihre Wünsche nicht ausdrücklich.
Andere Primary Nurses erkennen wiederum keine Veränderung in der Zusammenar-
beit mit den ÄrztInnen, da sie den/die Patienten/in betreffende Anliegen immer schon
geäußert haben; zudem bezweifeln sie teilweise die Wahrnehmung der Primary Nur-
se, wenn z. B. keine entsprechende Vorstellung stattgefunden hat.
Fallbesprechungen mit ÄrztInnen und dem Pflegepersonen werden gewünscht, wür-
den jedoch eine Vorbereitungszeit auf Seite der ÄrztInnen benötigen, weshalb diese
selten bei den Primary Nursing PatientInnen abgehalten werden können. Diese Fall-
besprechungen könnten jedoch jungen MitarbeiterInnen dieser Station als Aneignung
von speziellem medizinischem Wissen Unterstützung sein.
Zusammenarbeit mit TherapeutInnen
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Primary Nurses die Zusammenarbeit be-
sonders mit den PhysiotherapeutInnen als sehr gut und angenehm empfinden. Dazu
beitragen die Verlässlichkeit bei Terminabsprachen und die gemeinsame Planung für
den nächsten Tag. Eine gewisse Kontinuität der TherapeutInnen kann festgestellt
werden. Je nach Zuweisung der ÄrztInnen wird auch mit LogopädInnen, Ergothera-
73
peutInnen und mit TherapeutInnen für die Stromtherapie zusammengearbeitet. Die
Eintragungen der TherapeutInnen am dafür vorgesehenen Plan finden unregelmäßig
statt, obwohl dieser Plan von allen Beteiligten sehr positiv bewertet wird. Pflegeper-
sonen sehen die Abstimmung der Pflegeinterventionen nach diesem Plan - wobei
sich TherapeutInnen auch untereinander abstimmen können - als bedeutenden Fak-
tor an.
Die Zuweisung von TherapeutInnen durch ÄrztInnen erfolgt abhängig vom Zustand
des/der Patienten/in, so dass nicht alle Primary Nurses die Zusammenarbeit mit den
TherapeutInnen bewerten können. Mobilisationsschritte werden von den Primary
Nurses und Associate Nurses in diesem Fall selbstständig durchgeführt. Trotz Pla-
nung kann dies, beispielsweise bei Personalmangel, nicht immer eingehalten werden.
„Motivation“
Die Motivation einiger Projektteammitglieder hat sich gesteigert durch Gespräche mit
der Stationsleitung, durch die Einsicht, dass eine Veränderung in der Pflege notwen-
dig ist, durch positive Feedbacks von KollegInnen und durch positive Erfahrungen
und erkennbare Fortschritte bei den PatientInnen. Pflege, die von der Primary Nurse
durchgeführt wird, kann auch andere KollegInnen im Zimmer motivieren, wodurch die
Zusammenarbeit gefestigt werden kann.
Neue MitarbeiterInnen könnten von Anfang an mit dem Pflegeorganisationssystem
Primary Nursing vertraut gemacht werden; das aber sollte Aufgabe der Stationslei-
tung sein. Andererseits wird die Einschulung neuer MitarbeiterInnen im System Pri-
mary Nursing negativ bewertet, da es Befürchtungen geben könnte, die Lernziele
nicht zu erreichen, wenn immer der/die gleiche Patient/in betreut wird.
Vereinzelt wird von Pflegepersonen Interesse bekundet, die bei Primary Nursing ger-
ne mitmachen würden, unter der Bedingung, dass sie eine Unterstützung bei der
Pflegeplanung erhalten und Besprechungen zu Primary Nursing während ihrer
Dienstzeit abgehalten werden, da sich ihr Wohnort außerhalb von Wien befindet.
Ergebnisse zeigen, dass die Wahl des/der Patienten/in, der/die von einer Primary
Nurse betreut werden soll, von der Primary Nurse selbst getroffen werden sollte, da
eine gegenseitige Sympathie Grundvoraussetzung für eine gelingende Pflegebezie-
hung bei Primary Nursing ist. Da ein positiver Beziehungsaufbau auf Gegenseitigkeit
beruht, sollte die Wahl in Rücksprache mit dem/der Patienten/in erfolgen. Im Zuge
der Aufklärung bzw. Absprache um die Rolle der Primary Nurse gilt es auch Informa-
74
tionen über den Betreuungsumfang mit dem/der Patienten/in zu klären, so dass
er/sie nicht das Gefühl bekommt, ganz im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen,
müssen doch andere PatientInnen auch betreut werden. Primary Nurses bauen
durch die Pflegekontinuität eine entsprechende Beziehung zum/zur Patienten/in auf,
was aber auch bedeuten kann, dass Pflegekräfte von PatientInnen vereinnahmt wer-
den können; andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, mit den zu Pflegenden
gemeinsame Grenzen zu besprechen, eine gewisse Kompetenz vorausgesetzt.
Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass Primary Nurses den Wunsch äußern, im Fall
einer Implementierung von Primary Nursing auf dieser Intensivstation, die Rolle der
Primary Nurse nicht mehr übernehmen zu müssen, für die Rolle der Associate Nurse
würden sie aber gerne zur Verfügung stehen. Das kann ein Zeichen von Unsicherheit
bei der Arbeit, von Angst vor der Verantwortung oder vor intensiven Kontakt mit Pati-
entInnen und Angehörigen sein, was in weiterer Folge zu Belastungen bis hin zu
Burnout führen kann.
Als eines der zentralen Themen wird während der Pilotierungsphase der Personal-
mangel von den Projektteammitgliedern beklagt, woraus sich Überstunden ergeben;
dieser Umstand wird von jeder einzelnen Pflegeperson individuell bewertet und ver-
arbeitet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Primary Nursing generell als gutes Pflegeorganisati-
onssystem gesehen wird, die Implementierung auf dieser, einer 16 Betten führenden
Intensivstation, wird jedoch in Frage gestellt. Diese Einstellung basiert auf der Sta-
tions- und Teamgröße und durch die PatientInnen, die sich in einem schlechten All-
gemeinzustand befinden, bei denen die Letalität relativ hoch ist. Aus den Ergebnis-
sen kann abgeleitet werden, dass PatientInnen in einem schlechten Allgemeinzu-
stand erst nach Wochen von Primary Nurses übernommen werden, was wiederum
ein Grund für Erfolglosigkeit bzw. Unzufriedenheit mit der Arbeit sein kann. Folglich
gilt es zu bedenken, welche PatientInnen zu welchem Zeitpunkt von einer Primary
Nurse betreut werden sollten.
Es zeigt sich, dass die fehlende Motivation und das Desinteresse einzelner Projekt-
teammitglieder, die Motivation der anderen herabsetzt, und dieses mangelnde Inte-
resse als störend empfunden wird, da sich diese Personen freiwillig zu Primary
Nursing gemeldet haben.
Besprechungstermine werden nicht eingehalten und damit die Einschätzung der Re-
levanz von Primary Nursing deutlich gemacht. Die fehlende Vorbildwirkung durch die
75
Projektleitung, kein Verantwortungsbewusstsein für den/die Patienten/in bei Abwe-
senheit der Primary Nurse, das Nichteinhalten der geplanten Pflegeinterventionen,
die Zuteilung von Nicht-Projektteammitgliedern durch die Stationsleitung zu den Pri-
mary Nursing PatientInnen, die Notwendigkeit umfangreicher Dokumentation, unqua-
lifizierte Bemerkungen über Primary Nursing auf diversen Blättern, Personalmangel,
Unruhe im Stationsteam und die Angst vor Mehrarbeit, bedingt durch fehlendes Wis-
sen zu Primary Nursing, sind ebenfalls Faktoren für eine ungenügende Motivation
der Pflegepersonen.
Unterschiedliche Meinungen und Wünsche zur Implementierung von Primary Nursing
werden von den Projektteammitgliedern sowie vom gesamten Pflegeteam wahrge-
nommen bzw. kommuniziert. Negative Aspekte zu Primary Nursing, auch als kon-
struktive Kritik geäußert, scheinen aus Sicht der Primary Nurse von der Projektlei-
tung nicht akzeptiert zu werden.
„Organisation“
Zur Hauptkategorie „Organisation“ werden die Kategorien „Projektablauf“, „Hierar-
chieebene“, „Stationssituation“, „Projektleiterin/Stationsleiterin“, „Planung“, „Bespre-
chungen“ und „Dienstplangestaltung“ näher erläutert.
Projektablauf
Als bedeutender Aspekt wird der Ärger über fehlende Pflegeanamnesen und Einver-
ständniserklärungen zum Projekt der PatientInnen ausgedrückt, ebenso wie Unklar-
heiten über die Organisation der Einverständniserklärung und über Projektinformati-
on. Informationen darüber sollten immer von der gleichen Person gegeben werden.
Das können Hinweise sein über nicht konkret formulierte Ablauforganisation oder
mangelndes Wissen darüber, fehlende Informationsweitergabe und ungenügende
Unterstützung bzw. Zusammenarbeit mit der Projektleitung. Die Erstellung der Pfle-
geanamnese bzw. die Organisation dieser ist ein eigenverantwortlicher Tätigkeitsbe-
reich und sollte als Aufgabe der Primary Nurse klar geregelt sein.
Über das weitere Vorgehen besteht beim/bei der neunten Patienten/in noch Unklar-
heit, die sich jedoch bis zum Projektende aufgeklärt hat, dadurch, dass von der Stati-
onsleitung der Wunsch ausgesprochen wird, Primary Nursing wie bisher bei ei-
nem/einer Patienten/in weiterführen zu wollen. Bei den Pflegenden, die die Rolle der
Primary Nurse übernehmen werden, wird es Zu- und Abmeldungen geben.
76
Die Ergebnisse zeigen, dass der Mitmachgedanke zu Projektbeginn bei den Primary
Nurses vorhanden gewesen ist. Da sich das Projekt in eine andere Richtung als er-
wartet entwickelt und sich die Interessen generell verändern, wird vereinzelt ein Aus-
stieg aus dem Projektteam gewünscht, der jedoch von der Projektleitung während
der Projektzeit nicht akzeptiert werden kann.
Hierarchieebene
Aufgrund fehlender Dokumentation könnte es zu einer veränderten Auswertung der
TIPPS 10 kommen, wodurch negative Veränderungen des Personalschlüssels be-
fürchtet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Standpunkte der Führungsebene
zu Primary Nursing dem Projektteam nicht klar sind. Primary Nursing würde aber als
relevant erachtet werden, Lob und Anerkennung würden die Motivation steigern und
die Wertigkeit des Projektes erkennbar machen.
Stationssituation
Resultate der Studie zeigen, dass Primary Nurses einerseits die Situation auf der
Station als locker empfinden, da von Seiten der Stationsleitung eine große Entschei-
dungsfreiheit gegeben ist, was aber wird von manchen KollegInnen nicht geschätzt
wird. Diese Entscheidungsfreiheit wird jedoch nicht von allen als solche empfunden,
beispielsweise hinsichtlich der PatientInnen- bzw. Zimmerzuteilung. Da für Primary
Nurses die PatientInnenzuteilung mehr oder weniger schon festgelegt ist, kann der
Wunsch nach einem Wechsel nur schwer bis gar nicht realisiert werden.
Es wird eine Grundunzufriedenheit am System geäußert wegen der zahlreichen Pro-
jekte, die gleichzeitig durchgeführt werden, der vielen Krankenstände und der unko-
ordinierten Abläufe bei der Dienstplangestaltung, der Aufnahme und Entlassung der
PatientInnen sowie der Veränderung der Besprechungstermine. Associate Nurses
übernehmen die Betreuung des/der Patienten/in bei Abwesenheit der Primary Nurse,
was bedeutet, dass sie sich an die Vorgaben der Pflegeplanung halten sollten, wobei
auch der Stationsbetrieb aufrecht erhalten werden muss und Vorgaben nicht immer
berücksichtigt werden können.
10 TIPPS – Tägliches Intensivpflegepunktesystem als Methode zur täglichen Erfassung der Leistungen
(vgl. Lausch 2000: 112).
77
Die Ergebnisse weisen auch auf den Wunsch hin, die Station mit Fotos vom Stati-
onspersonal zu gestalten, um den Beziehungsaufbau für Angehörige zu Pflegenden
zu erleichtern.
Projektleitung/Stationsleitung
Die Daten lassen den Schluss zu, dass es keine Vertretung der Projektleitung wäh-
rend ihrer Abwesenheit gegeben hat, so dass die korrekte Weiterführung von Prima-
ry Nursing nicht gewährleistet war. Ebenso zeigt sich eine Unklarheit in Bezug auf
die Rolle der Stationsleitung im Projekt, die zugleich die Projektleitung innehat, außer,
dass Pflegevisiten abgehalten werden, die aber auch bei den anderen PatientInnen
durchgeführt werden. Möglicherweise ist es den Befragten wichtig, dass Einschulun-
gen zu Primary Nursing von der Projektleitung organisiert werden. Zudem entsteht
ein Ungerechtigkeitsgefühl, wenn manche Projektteammitglieder die Rolle der Prima-
ry Nurse oder Associate Nurse ablehnen können, weil sie mit dem/der Patienten/in
oder den Angehörigen nicht zurechtkommen bzw., wenn eine Auszeit in der Betreu-
ung für einen oder zwei Dienste gewünscht wird, demselben Wunsch jedoch bei an-
deren Pflegepersonen von der Projektleitung trotz vorangegangener Regelung bei
der Projektplanung nicht nachgekommen wird. Befürchtet wird aber auch, dass sich
Pflegepersonen, wenn es einmal erlaubt wird, immer von ihrer Rolle entbinden las-
sen würden. Andererseits besteht in Primary Nursing die Notwendigkeit, dass zum
positiven Beziehungsaufbau sowohl die Pflegeperson als auch der/die Patient/in das
Recht haben, sich über die Beibehaltung der Pflegebeziehung auszusprechen. Re-
gelungen scheinen in diesem Fall nicht klar genug definiert zu sein, oder aber es ist
zu einer Nichteinhaltung dieser Regelung gekommen.
Dem Desinteresse der KollegInnen zur Einhaltung der Vorgaben bei Primary Nursing
scheint von der Stationsleitung nicht entsprechend nachgegangen zu werden, was
möglicherweise den Wünschen der Projektteammitglieder widerspricht. Es ist davon
auszugehen, dass Projektteammitglieder den Stellenwert, den das Projekt bei der
Stationsleitung genießt, hinterfragen.
Planung
Die Daten weisen darauf hin, dass es an einer optimalen Planung zu Primary
Nursing fehlt. Insbesondere bei längerem Krankenstand der Primary Nurse würde es
keine konkrete Regelung geben und Unklarheit darüber bestehen, ob nach dem
78
Krankenstand die Primary Nurse, die den/die Patienten/in primär übernommen hat,
weiter betreut, oder, ob eine zweite Primary Nurse bis zum Projektende den/die Pati-
enten/in übernehmen und evaluieren sollte.
In der Regel erfolgt die PatientInnenauswahl durch die Stationsleitung mit bedingtem
bis keinem Mitspracherecht der Primary Nurses. Bedeutend scheint auch hier, dass
es eine klare Vorgabe braucht. Primary Nurses werden automatisch ihrem/ihrer Pati-
enten/in zugeteilt, es besteht keine Wahlmöglichkeit. Im PatientInnenzimmer kann
dann evtentuell noch mit einer Pflegeperson die PatientInnenbetreuung getauscht
werden.
Ab einer Aufenthaltsdauer von fünf Tagen wird die Übernahme von PatientInnen
durch eine Primary Nurse als ein zentraler Aspekt gesehen.
Es sollte für alle beteiligten Berufsgruppen klar erkennbar sein, welche Primary Nur-
se bei welchem/welcher Patienten/in zugeteilt ist, z. B. durch eine Markierung an der
PatientInnentafel.
Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Primary Nurses auch die Betreuung
von zwei PatientInnen übernehmen sollten, was ab dem zweiten Tag, nachdem die
Pflegeplanung angelegt ist, als möglich erscheint. Das würde auch das Gefühl der
ungerechten PatientInnenverteilung im übrigen Pflegeteam verändern und Primary
Nurses hätten auch die Möglichkeit andere PatientInnen zu betreuen.
Als wichtigen Punkt vor der Implementierung von Primary Nursing wird eine professi-
onelle Schulung zum Thema „Pflegediagnostik“ in Betracht gezogen, damit ein ein-
heitliches Verständnis und Vorgehen praktiziert werden kann. Obwohl immer wieder
Fortbildungen zu dieser Thematik stattfinden, scheinen diese Aspekte nach wie vor
problematisch zu sein.
Die Implementierung von Primary Nursing würde eine generelle Veränderung bei der
Dienstplangestaltung und eine Flexibilität der Pflegenden bedeuten. Hier stellt sich
auch die Frage, in wie weit Pflegende sich bereit erklären würden, sich von ihrer ge-
wohnten Dienstplangestaltung zu entfernen bzw., welche Veränderungen - transpa-
rent für alle Betroffenen - von der Stationsleitung geplant werden müssten, um Pri-
mary Nursing durchführen zu können.
Besprechungen
Primary Nursing sollte allen Pflegepersonen bzw. dem gesamten Stationsteam von
einer Person einer höheren Hierarchiestufe in Form einer „verpflichtenden“ Teambe-
79
sprechung erklärt werden, um Grundbegriffe, Vorteile, Vorgehensweise und Kriterien
der PatientInnenauswahl und Umfang der Pflegeplanung zu erläutern, wodurch mög-
licherweise Unsicherheit, Widerstände und Angst vor Mehrarbeit reduziert werden
könnten.
Bei den morgendlichen Dienstübergaben sollte erwähnt werden, welche Primary
Nurse bei welchem/welcher Patienten/in eingeteilt ist.
Projektgesprächstermine würden zu kurzfristig bekannt gegeben werden und die Re-
flexionsgespräche gehen nicht konform mit der Dienstplaneinteilung der Primary
Nurses, die dadurch nicht immer anwesend sein können.
Als mögliche Reaktion auf die Problematik der Angehörigenbetreuung, aber auch im
Sinne der Fortbildungen zu Primary Nursing, könnte für einige Projektteammitglieder
eine Fortbildung über eine besucherfreundliche Intensivstation geplant werden.
Dienstplangestaltung
Die Ergebnisse zeigen, dass Tagdienste zur Planung der Pflege besser geeignet
sind als Nachtdienste, was einem Charakteristikum von Primary Nursing entsprechen
würde. Dienstplanänderungen würde die Stationsleitung vornehmen, ebenso die Pa-
tientInnenzuteilung an die Associate Nurses, wenn die Primary Nurse nicht im Dienst
ist. Die Betreuung des/der Patienten/in tagsüber erfolgt überwiegend durch die Pri-
mary Nurse oder Associate Nurses, wobei sich meist eine geringe Zahl an Associate
Nurses abwechseln. In der Nacht übernehmen Pflegepersonen, die nicht im Projekt-
team involviert sind, die Betreuung.
Ebenso würden durch zu viele freie Tage hintereinander Primary Nursing schlechter
bewertet werden, da viel Zeit verloren geht, in der viel beim/bei der Patienten/in ge-
macht werden könnte.
Aus den Resultaten lässt sich ableiten, dass zu viele Nachtdienste für das Konzept
Primary Nursing eher nicht passend sind, auch wenn es für Pflegepersonen ange-
nehm erscheint. Eine Pflegeplanung, wie oben bereits angeführt, würde nicht optimal
durchgeführt werden können. Ein pflegerischer Beziehungsaufbau zu dem/der Pati-
enten/in und den Angehörigen erscheint ebenso nur bedingt möglich.
„Gefühle/Empfindungen“
Daten der Studie weisen darauf hin, dass positive Gefühle in Bezug auf Primary
Nursing geäußert werden. Es werden Vorteile erkannt, z. B., dass durch die Pflege-
80
kontinuität ein größeres Wissen über den/die Patienten/in, über Diagnostik und The-
rapie entstehen und die PatientInnen von diesem Wissen profitieren würden. Ebenso
würden PatientInnenfortschritte kontinuierlich beobachtet werden können, aber auch
das Gefühl der Erleichterung zum Zeitpunkt der Transferierung des/der Patienten/in
wird beschrieben. Dieses Gefühl könnte sich darauf zurückführen lassen, dass Pri-
mary Nurses über den Erfolg des/der Patienten/in, zu dem sie einen besonderen Bei-
trag geleistet haben, froh sind, aber auch, dass die Beziehung zum/zur Patienten/in
und den Angehörigen beendet ist, da durch die Kontinuität auch eine gewisse Belas-
tung wahrgenommen wird. Andererseits könnte das Gefühl der Erleichterung auch
aus Angst bzw. Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Zustandes des/der
Pateinten/in entstehen. Ergebnisse weisen ebenso auf eine gute Zusammenarbeit in
der Projektgruppe hin. Als positiver Aspekt wird auch die Möglichkeit der Teilung der
Verantwortung mit einer zweiten Pflegeperson, also einer Associate Nurse, gesehen.
Es zeigt sich, dass es einigen Primary Nurses in der Ausübung der Rolle gut gegan-
gen ist, Primary Nursing hat hier also gut funktioniert, jedoch ist eine Abgrenzung bei
Dienstende notwendig, damit Primary Nurses ihre Gedanken um den/die Patienten/in
nicht mit nach Hause nehmen, was ein belastender Faktor wäre.
Durch die Selbstreflexion der Handlungen aufgrund der kontinuierlichen PatientIn-
nen- und Angehörigenblicke wird zwar eine Verbesserung der Pflegequalität be-
schrieben, andererseits wird dies aber auch als anstrengend empfunden. Es entsteht
die Angst vor übler Nachrede oder davor, etwas falsch zu machen, vor allem dann,
wenn die Primary Nurses nicht oder noch nicht die entsprechenden Kompetenzen
aufweisen und in ihrem Tun unsicher sind.
Die Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass bei längerfristiger Betreuung des/der
Patienten/in dann keine Belastung wahrgenommen werden würde, wenn eine Mög-
lichkeit bestehen würde, dazwischen andere PatientInnen betreuen zu können. Zu
realisieren wäre das durch eine entsprechende PatientInnenzuteilung im gleichen
Zimmer des/der Primary Nursing Patienten/in oder dadurch, dass die Primary Nurse
überhaupt das PatientInnenzimmer wechselt, jedoch unter der Voraussetzung, dass
sie bei Fragen und Unklarheiten zum/zur Primary Nursing Pateinten/in zur Verfügung
stehen würde.
Möglicherweise ist es für Primary Nurses besonders wichtig, persönlichen Dank von
Angehörigen zu bekommen. Die Freude darüber, wenn diese Erfahrung gemacht
wird, mag als Hinweis darauf gelten.
81
Tendenziell zeigt sich, dass negative Gefühle wie Unmut und Frustration durch gro-
ßen Zeit-, Arbeits-und Energieaufwand entstehen würden, da viele Therapien und
Interventionen angeboten werden würden. Einfluss auf das Entstehen dieser negati-
ven Gefühle haben auch abwertende Kommentare von KollegInnen, die umfangrei-
che Dokumentationspflicht und die intensiven Gesprächen mit Angehörigen, sowie
Erklärungs- und Kontrollaufwand bei der Umsetzung von Primary Nursing. Die per-
manente Forderung nach Anwesenheit von den PatientInnen und/oder Angehörigen
wird als Anstrengung empfunden.
Vermutlich besteht aus Angst, Unsicherheit oder Unkenntnis die fehlende Bereit-
schaft mancher Pflegepersonen zur Übernahme der kontinuierlichen Verantwortung
eines/einer Patienten/in.
Die Daten lassen den Schluss zu, dass bei einigen Primary Nurses große Belastun-
gen durch den längeren Betreuungszeitraum des/der Patienten/in und durch die in-
tensiven Gespräche mit den Angehörigen entstehen würden, vor allem dann, wenn
der/die Patient/in keine Fortschritte macht. Es entwickelt sich ein Gefühl der Machtlo-
sigkeit und Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeit. Ein ständiges Nachdenken dar-
über, warum der/die Patient/in keine Fortschritte macht, ob er/sie an diesem Zustand
schuld sei oder etwas falsch mache oder übersehen würde, verstärken die oben be-
nannten Gefühle.
Angst wird geäußert, dass PatientInnen und/oder Angehörige das Gefühl haben
könnten, ungerecht bzw. bevorzugt behandelt zu werden, wenn ein/eine Patient/in
von einer Primary Nurse betreut wird und der/die andere nicht, trotzdem die Patien-
tInnen vor Projektstart ausreichend informiert werden. Konkrete Aussagen darüber
werden von den Primary Nurses jedoch nicht wahrgenommen.
Zudem wird das Gefühl der Unsicherheit beschrieben, wenn geplante Pflegemaß-
nahmen aufgrund von Zeit- und/oder Personalmangel nicht eingehalten werden kön-
nen oder aber, wenn die Pflegeplanung verändert werden muss und die Primary
Nurse nicht im Dienst ist. Dies lässt sich einerseits durch mangelhaftes Wissen über
Primary Nursing erklären, andererseits scheint es an konkreten Regeln bzw. Vorga-
ben und an Unterstützung zu fehlen.
Aufgrund eines gesteigerten Verantwortungsgefühl und der Pflegekontinuität entsteht
eine emotionale Bindung und das Gefühl des „Mitgenommenseins“, besonders bei
sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen. Es kann zu Verzweiflung bei den
Primary Nurses kommen, weil sie sehr in die Betreuung involviert sind, der/die Pati-
82
ent/in zudem sympathisch wirkt, bemüht und motiviert ist, die Angehörigen sehr zu-
gänglich sind, die Primary Nurses aber nicht weiter helfen können und die Qualen
des/der Patienten/in machtlos beobachten müssen.
Trotz langer Verweildauer auf der Intensivstation hat der/die Patient/in keine Kontrak-
turen und steht auf einem Aktivitätsniveau, was zwar auch positiv bewertet wird, der
Primary Nurse aber nicht gefällt, weil sie es nicht beeinflussen kann.
Gefühle wie Traurigkeit und ein Nicht-Wohlfühlen entstehen, wenn ein Beziehungs-
aufbau stattgefunden hat, eine fehlende Distanz vorherrscht oder auch, wenn die
PatientInnen jung sind.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine geringe Arbeitszufriedenheit durch die
schlechte Stimmung und den rauen Umgangston, in Verbindung mit einer fehlenden
Unterstützung durch die Stationsleitung, entstehen würde.
Diskurs
Die Daten lassen den Schluss zu, dass tendenziell zwischen zwei Gruppen von Pri-
mary Nurses unterschieden werden kann. Die einen nehmen eine positive Verände-
rung im System Primary Nursing und den vier Schlüsselelementen – Übernahme der
Verantwortung, tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode, direkte Kommunikation
und Pflegeplanende ist Pflegedurchführende - wahr, sind motiviert in der Umsetzung
und Durchführung, weisen ein entsprechendes Wissen über Primary Nursing auf,
erleben eine positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen und fordern die Un-
terstützung von verschiedenen KollegInnen und der Stationsleitung bei Bedarf ein.
Diese Gruppe agiert in ihrem Tätigkeitsfeld eigenständig und kann mit Problemen
umgehen bzw. diese bewältigen. Pflegeerfolge, die u. a. durch Fortschritte der Pati-
entInnen und durch den persönlichen Dank von Angehörigen gekennzeichnet sind,
weisen auf die Arbeitszufriedenheit der Primary Nurses hin. Vorschläge und Ideen im
Bereich Primary Nursing werden leichter umgesetzt, und eine Implementierung nach
konkreten Richtlinien scheint auf dieser Station möglich.
Die andere Gruppe jedoch erlebt durch Primary Nursing ein besonderes Belastungs-
gefühl, eine Implementierung lehnt sie daher eher ab; sie steht einer weiteren, freiwil-
ligen Übernahme der Rolle der Primary Nurse ablehnend gegenüber, die Rolle der
Associate Nurse aber würde sie übernehmen. Veränderungen der vier Schlüs-
selelemente von Primary Nursing können in dieser Gruppe nicht immer aufgezeigt
83
werden. Die Pflegekontinuität und, dadurch bedingt, der intensive Beziehungsaufbau
zu PatientInnen und Angehörigen tragen besonders zur Entstehung dieses Gefühls
bei. Ein Abschalten nach Dienstende ist scheinbar nicht möglich, und Gedanken über
den/die Patienten/in und über die Verantwortung belasten in der Freizeit weiterhin die
Primary Nurses. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen wird als
unverändert beschrieben, TherapeutInnen werden nicht immer von den ÄrztInnen
zugewiesen, und wenn doch, ist keine Kontinuität gegeben bzw. stellt sich keine
Veränderung ein. Pflegeerfolge bzw. Fortschritte der PatientInnen werden nicht un-
bedingt dem Resultat von Primary Nursing zugeschrieben bzw., es können keine
Fortschritte dokumentiert werden. Der kontinuierliche Umgang mit PatientInnen mit
infauster Prognose bzw. mit sterbenden PatientInnen scheint ebenfalls problemati-
sche zu sein.
Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass die Rolle der Stationsleitung einen scheinbar
wesentlichen Aspekt bildet. Dabei spielt vermutlich die direkte Informationsweiterga-
be zu Primary Nursing an das gesamte Pflegeteam eine zentrale Rolle. Ebenso wird
der Unterstützungsfaktor als bedeutend erachtet, hinsichtlich der Vorgaben, aber
auch in der Einhaltung von Regeln, die das System betreffen. Organisatorische Be-
lange, die das Projekt berühren, sollten ausschließlich im Aufgabenbereich der Pro-
jektleitung, die auch die Stationsleitung ist, liegen. Zusätzlich sollte eine Person be-
nannt werden, die die Vertretung der Stationsleitung übernimmt und mit Primary
Nursing vertraut ist, um damit ein Weiterführen des Systems zu ermöglichen. Das
Abhalten der Pflegevisite wird von Primary Nurses einerseits gefordert, andererseits
wird kein Unterschied erkannt, da Pflegevisiten bei allen PatientInnen stattfinden.
5.4 Thematisch gegliederte Darstellungen der Reflexionsgespräche
Während des Pilotierungszeitraumes werden nach jedem/jeder Projektpatienten/in,
insgesamt jedoch nur acht, Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern ge-
führt. Die Anzahl ergibt sich daraus, dass bei zwei PatientInnen der Abstand zum
letzten Gespräch zu kurz ist und die Inhalte im darauffolgenden Gespräch gemein-
sam behandelt werden.
Es werden 18 Themen aus den Textstellen der transkribierten Reflexionsgespräche
identifiziert, diese sind „Gefühle/Empfindungen“, „Dienstplangestaltung“, „Wis-
sen/Durchsetzungsvermögen/Dienstjahre“, „Ansichten der Associate Nurse“, „Bezie-
84
hung zu Angehörigen und zu PatientInnen“, „Pflegeplanung“, „Organisation“, „Zu-
sammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“, „Verantwortung“,
„Dokumentation“ und „Motivation“.
Eine Analyse der Themenabfolge ist nicht möglich, da die Evaluatorin die Themen
ins Gespräch eingebracht hat (vgl. Froschauer/Lueger 2003: 161). Aufgrund der ge-
ringen TeilnehmerInnenzahl an den Reflexionsgesprächen, die in Abbildung 6 darge-
stellt wird, können nicht die Meinungen aller Projektteammitglieder herausgearbeitet
werden.
Reflexionsgespräch TeilnehmerInnen
1. Reflexionsgespräch Projektleitung, Primary Nurse, sechs Pflegepersonen, stati-
onsleitender Oberarzt
2. Reflexionsgespräch Primary Nurse, eine Pflegeperson, stationsleitender Ober-
arzt
3. Reflexionsgespräch Projektleitung, drei Pflegepersonen, ein/eine Physiothera-
peut/in
4. Reflexionsgespräch Projektleitung, Primary Nurse, zwei Pflegepersonen,
ein/eine Physiotherapeut/in
5. Reflexionsgespräch Primary Nurse, ein/eine Physiotherapeut/in
6. Reflexionsgespräch
(6. und 7. Patient/in werden
zusammen besprochen)
Projektleitung, eine der beiden Primary Nurses, eine Pflege-
person
7. Reflexionsgespräch
(8. und 9. Patient/in werden
zusammen besprochen)
Projektleitung, zwei Pflegepersonen, stationsleitender Ober-
arzt
8. Reflexionsgespräch
(Abschlussgespräch nach
zehn PatientInnen)
Projektleitung, vier Pflegepersonen
Abb. 6: Teilnahme an den Reflexionsgesprächen.
Die nachfolgenden Abbildungen stellen einen exemplarischen Teil der Themencha-
rakteristika zu den einzelnen Themen und die Spezifika dar. Die detaillierte Ausfüh-
rung ist im Anhang 4 ersichtlich. Im Anschluss der charakteristischen Darstellung
erfolgt die Analyse zum entsprechenden Thema, wobei die unterschiedlichen oder
85
ähnlichen Auffassungen über ein Thema und mögliche Erklärungen dazu aufgezeigt
werden (vgl. Froschauer/Lueger 2003: 162).
Thema 1: „Gefühle“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 1: Gefühle
Text 1: Zu Beginn skepti-
sches Gefühl, Befürchtun-
gen, dass sich der Zustand
des/der Patienten/in ver-
schlechtert.
Erleichterung über positive
Entwicklung, Traurigkeit
über Umstände, die von
der Primary Nurse nicht
beeinflussbar sind, die
den/die Patienten/in aber
sichtlich belasten.
Befürchtung/Angst vor Ver-
schlechterung des PatientIn-
nenzustandes und Erleichte-
rung über positive Entwicklun-
gen
Diese Gefühle werden von
der Primary Nurse mit mind.
zehnjähriger Berufserfah-
rung nicht nur im Zusam-
menhang mit Primary
Nursing beschrieben.
Abb. 7: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des
Auftretens zum Thema „Gefühle“.
Analyse zum Thema „Gefühle“
Die Ergebnisse zeigen, dass es bei der ersten Primary Nurse im Projekt noch an Er-
fahrungswerten fehlt. Aufgrund von nicht klar formulierter Vorgaben und Richtlinien
über Primary Nursing entstehen Unsicherheiten in der Übernahme der Verantwor-
tung und in der anschließenden Rechenschaftspflicht der Associate Nurses gegen-
über der Primary Nurse.
Wissen von ExpertInnen unterstützt die Primary Nurses bei der Verantwortungsüber-
nahme. Die Zusammenarbeit mit dem/der Wundmanager/in wird sehr positiv gese-
hen und ist im Bedarfsfall auch gewünscht.
Aus den Daten geht hervor, dass einige Pflegepersonen in der längerfristigen Über-
nahme der PatientInnenbetreuung eine große Belastung sehen, unabhängig von Be-
rufserfahrung und Dienstjahren. Dies bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit
sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen, sondern auch auf PatientInnen, bei
86
denen keine pflegerischen Fortschritte erkennbar sind, und auf PatientInnen, die die
Primary Nurse sehr in Anspruch nehmen. Hier gilt es zu klären, welche Pflegeperso-
nen die Rolle der Primary Nurse bzw. der Associate Nurse einnehmen können, und
wie auf psychische Belastungen reagiert werden soll bzw., welche Bewältigungsmög-
lichkeiten angeboten werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umgang
mit sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen. Auch hier muss gezielte Unter-
stützung vorhanden sein. Die Betreuung des/der sterbenden Patienten/in in den letz-
ten Stunden wird von der Associate Nurse übernommen, die ebenfalls aufgrund der
Pflegekontinuität eine große Belastung empfindet. Diese Belastung kann vermutlich
durch das rasche Ableben nach Therapiebeendigung, wenn es für die Associate
Nurse überraschend gekommen ist, trotz langjähriger Berufserfahrung als erschwe-
render Faktor gesehen werden.
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine positive Einstellung Primary
Nursing gegenüber, den Pflegepersonen durch die mehrmalige Übernahme der Rolle
als Primary Nurse sowie durch umfangreiche Informationen und klare Vorgaben Si-
cherheit gibt. Konkrete Richtlinien vorzugeben und mit allen Pflegepersonen bzw. mit
dem gesamte Stationsteam direkt zu kommunizieren, wird als Aufgabe der Projektlei-
tung, die auch Stationsleitung ist, sowie als wesentlicher Aspekt in der Kommunikati-
on gesehen.
Pflegepersonen, die sich im Beziehungsaufbau mit den PatientInnen und den Ange-
hörigen abgrenzen können, die bereit sind, die eigene Arbeit zu reflektieren, eine
gute Gesprächsbasis mit allen Beteiligten finden und die nicht nur Fortschritte der
PatientInnen als Erfolg der eigenen Arbeit sehen, empfinden die Rolle der Primary
Nurse als nicht belastend.
Die Stationsleitung spricht die Vermutung aus, dass Pflegepersonen die Betreuung
der Angehörigen nicht zu ihren Aufgaben zählen, obwohl es im Tätigkeitsbereich ei-
ner Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson beschrieben ist. Durch die-
se unprofessionelle Einstellung Angehörigen gegenüber und auch aufgrund von Des-
interesse können im Umgang mit Angehörigen Probleme auftreten, wie beispielswei-
se bei der Kommunikation bzw. dabei, diese in die Pflege zu integrieren.
Charakteristisch scheint, dass ein positives Arbeitsklima wichtig ist für eine gute Zu-
sammenarbeit untereinander und zwischen den verschieden Berufsgruppen. Durch
Personalmangel, großen Arbeitsaufwand und das Hervorheben der Projektteammit-
glieder bzw. der Primary Nursing PatientInnen etc. entsteht ein schlechtes Arbeits-
87
klima, das die Kommunikation untereinander und die Arbeitszufriedenheit negativ
beeinflusst.
Thema 2: „Dienstplan“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 2: Dienstplan
Text 1: Negativ werden die
vielen Nachtdienste gesehen,
und es besteht der Wunsch
nach mehr Tagdiensten.
Zu viele Nachtdienste der
Primary Nurse werden nega-
tiv gesehen.
Die Dienstplangestaltung mit
vielen Nachtdiensten ist für
Primary Nursing nicht sinn-
voll, was auch im siebten
Reflexionsgespräch so gese-
hen wird. Wunsch, als Pri-
mary Nurse hauptsächlich
Tagdienste zu haben,
Zusammenhang mit der Rol-
le der Stationsleitung, Orga-
nisation und Pflegekonti-
nuität
Abb. 8: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des
Auftretens zum Thema „Dienstplan“.
Analyse zum Thema „Dienstplan“
Die Daten lassen den Schluss zu, dass im Zusammenhang mit Pflegekontinuität die
Tagdienstpräsenz der Primary Nurse von großer Wichtigkeit ist. Die Pflegepersonen
sehen die Gestaltung ihres Dienstplanes unterschiedlich. So beharren einige Pflege-
personen auf ihre Nachtdienste bzw. den bestehenden Dienstplan aufgrund privater
Gegebenheiten. Andere Pflegepersonen wiederum, die nur Tagdienste absolvieren,
sehen die Notwendigkeit einer Dienstplangestaltung mit überwiegend Tagdiensten.
Sie würden es als Primary Nurse auch sinnvoll finden, kurze Tagdienste in einer
Fünf-Tage-Woche zu absolvieren. Individuelle Vorlieben der Pflegepersonen beein-
flussen also auch die Dienstplangestaltung, wobei das System Primary Nursing eine
PatientInnenorientierung auch in der Dienstplangestaltung vorsieht und damit eine
erhöhte Flexibilität der Pflegenden erforderlich ist. Inwieweit das Privatleben der
Pflegepersonen beeinträchtigt wird bzw. wurde, muss noch geklärt werden.
88
Die Dienstplangestaltung ist Aufgabe der Stationsleitung. Änderungen in Bezug auf
Primary Nursing scheinen für das Projektteam nicht klar zu sein. Die Ergebnisse zei-
gen, dass es nach Angaben der Stationsleitung an personellen Ressourcen fehlt,
den Dienstplan so zu gestalten, dass Primary Nursing an der gesamten Station um-
gesetzt werden kann. Die Dienstplangestaltung ist mittelfristig zu gestalten, so dass
es z. B. nicht möglich ist den Plan kurzfristig zu verändern, da er zwei Monate im Vo-
raus geschrieben sein soll.
Unklar erscheint noch die Regelung, wie vorgegangen werden soll, wenn die Primary
Nurse längere Zeit frei hat oder krank ist. Soll diese dann bereits von einer anderen
Primary Nurse abgelöst werden? Wenn ja, ab wie vielen Tagen, oder soll eine be-
stimmt Associate Nurse bestätigt werden, die die Vertretung übernimmt?
Thema 3: „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 3: Wissen,
Durchsetzungsstärke,
Dienstjahre
Text 1: Pflegeperson mit
dreijähriger Erfahrung ist
skeptisch, ob Fortschritte
des/der Patienten/in nur auf-
grund von Primary Nursing
erzielt worden sind.
Fraglich, ob Erfolge des/der
Patienten/in durch Primary
Nursing erzielt worden sind.
Unterschiedliches Verständ-
nis und Wissen über Primary
Nursing dienstjüngerer Pfle-
gepersonen
Abb. 9: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des
Auftretens zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“.
Analyse zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“
Es ist davon auszugehen, dass das Verständnis für Primary Nursing unterschiedlich
zu sein scheint. Klar ist, dass die standardisierten Pflegemaßnahmen von allen Pfle-
gepersonen der Station bei allen PatientInnen durchgeführt werden. Der Unterschied
liegt in der Pflegekontinuität und im Wissen über den/die Patienten/in, mit der Folge,
dass dadurch Fortschritte des/der Patienten/in schneller erkannt und darauf reagiert
89
werden kann. Auch medizinische Belange wie beispielsweise bakteriologische Be-
funde, Untersuchungen oder Arzneimittelgaben können schneller hinterfragt werden.
Als eine der wesentlichen Eigenschaften der Primary Nurse wird das Durchset-
zungsvermögen beschrieben. Wichtig dabei ist, dass sie geplante Pflegemaßnahmen
begründen kann und entsprechend argumentiert, wenn es sich um medizinische An-
liegen handelt. Sie sollte auch bereit sein, bei Nichteinhaltung der geplanten Maß-
nahmen, die Ursachen dafür zu ergründen. Als unterstützend für das Durchset-
zungsvermögen werden die Berufserfahrung und Kenntnisse in pflegerischen und
medizinischen Schwerpunkten genannt. Diese Eigenschaften sind nicht nur dienstäl-
teren Pflegepersonen vorbehalten, auch jüngere KollegInnen können sich Älteren
gegenüber durchsetzten. Andererseits gibt es auch dienstältere KollegInnen, die die-
ses Durchsetzungsvermögen nicht aufweisen und Probleme damit haben.
Als belastender Faktor bei Primary Nursing wird das Fehlen von Fortschritten bzw.
Pflegeerfolgen beim/bei der Patienten/in gesehen. Diese Problematik hat in diesem
Projekt vorwiegend Pflegepersonen betroffen, die schon eine langjährige Berufser-
fahrung aufweisen können. Hier wird eine Veränderung in der Einstellung zur Pflege
von IntensivpatientInnen als notwendig erachtet, da zwar einerseits die Beibehaltung
des Pflegeniveaus und die Verhinderung von Pflegekomplikationen als Erfolg be-
trachtet werden können, andererseits aber ist die professionelle Begleitung von Pati-
entInnen, deren Zustand sich zunehmend verschlechtert, ebenfalls als Erfolg zu se-
hen.
Die Abhaltung der Pflegevisite als eine der Aufgaben der Stationsleitung wird von
jüngeren Pflegepersonen als Belastung und Kontrolle empfunden. Es muss eine in-
tensive Auseinandersetzung mit dem/der Patienten/in stattfinden, um die Pflegediag-
nosen und die Planung zu kennen, was ja vorrangige Aufgabe der Primary Nurse ist.
Einige Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung betrachten die Pflegevisite
als Unterstützung durch die Stationsleitung beim Formulieren der Pflegediagnosen
und der Maßnahmen und sehen es als Holschuld, die Stationsleitung um eine Pfle-
gevisite zu bitten, sollte keine stattgefunden haben. Als kritisch wird jedoch oft der
ausgewählte Zeitpunkt gesehen, wenn nämlich gerade dann die Pflegevisite durch-
geführt werden soll, wenn sehr viel Arbeit beim/bei der Patienten/in bzw. im Patien-
tInnenzimmer anfällt.
90
Bei der Stationsleitung besteht Unklarheit darüber, welche Einstellung die Pflegedi-
rektion Primary Nursing gegenüber vertritt. Diese Ungewissheit erzeugt auch Unsi-
cherheit im Projektteam.
Thema 4: „Ansichten der Associate Nurse“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 4: Ansichten der
Associate Nurses
Text 1: Durch die Associate
Nurse werden keine Verän-
derungen in der Betreuung
des/der Patienten/in wahr-
genommen, außer, dass die
Pflegeplanung ausführlicher
ist.
Pflegeperson mit langjähri-
ger Erfahrung sieht als Asso-
ciate Nurse keine Verände-
rung in der Betreuung
des/der Patienten/in. Die
Pflegeplanung wird ausführli-
cher durchgeführt.
Zusammenhang mit der Rol-
le der Associate Nurse, Ver-
antwortung, Pflegeplanung.
Einstellung und Wissen über
Primary Nursing
Abb. 10: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“.
Analyse zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“
Eine Associate Nurse mit langjähriger Berufserfahrung stellt keine Veränderungen in
der Pflege fest, außer dass die Pflegeplanung ausführlicher dokumentiert ist. Es
handelt sich hier auch um jene Pflegeperson, die die Rolle der Associate Nurse der
der Primary Nurse vorzieht.
Eine Associate Nurse mit zweijähriger Berufserfahrung beklagt sich über die Diskon-
tinuität bei der Betreuung der PatientInnen, da ein Wechsel nach zwei Diensten zu
einem/einer anderen Patienten/in hat erfolgen müssen. Die Einteilung obliegt der
Stationsleitung, die darauf achten sollte, dass auch die Pflegekontinuität durch die
Associate Nurses aufrechterhalten wird.
91
Thema 5: „Benefit für PatientInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 5: Benefit für
PatientInnen
Text 1: Es wissen alle Be-
scheid darüber, was der/die
Patient/in schon kann und die
Verbesserung der Mobilität ist
Tag für Tag zu beobachten.
Gespräche tun dem/der Pati-
enten/in psychisch gut.
Sehr großer Erfolg aus der
Sicht des/der Arztes/Ärztin
Wissen über die Fortschritte
des/der Patienten/in, die
auch Tag für Tag beobachtet
werden können, wird von der
Primary Nurse beschrieben.
Gespräche über psychische
Probleme mit der Primary
Nurse, die schon langjährig
Berufserfahrung hat, tun
dem/der Patienten/in gut.
Erfolge werden von ÄrztIn-
nen wahrgenommen.
Zusammenhang mit Arbeits-
zufriedenheit und Pflegekon-
tinuität
Zusammenhang mit Kom-
munikation und Beziehung
zu Patienten/in
Zusammenhang mit Kom-
munikation und Zusam-
menarbeit mit den ÄrztInnen
Abb. 11: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Benefit für PatientInnen“.
Analyse zum Thema „Benefit für PatientInnen“
Ein zentraler Aspekt scheinen die beobachtbaren Fortschritte zu sein, die auch von
ÄrztInnen wahrgenommen werden. Sie zeigen auf, dass Primary Nursing für Patien-
tInnen sehr viel Benefit bringt. Von den Primary Nurses wird auch eine subjektive
Verkürzung der Liegedauer der PatientInnen wahrgenommen, was jedoch im Thema
drei zu „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“ schon beschrieben wurde. Au-
ßerdem werden nicht nur PatientInnen betreut, die kontinuierliche Fortschritte auf-
weisen, sondern auch Rückschritte machen können, die ebenso eine kontinuierliche
Betreuung, der für Pflegepersonen nicht belastend sein soll, erhalten sollten.
Gespräche mit der Primary Nurse und den PatientInnen sowie deren Angehörigen
können bei einem gelungenen Beziehungsaufbau die Pflege unterstützen. Pflege-
92
personen müssen auch in der Lage sein, diese Gespräche zulassen zu können, oh-
ne dass sie für sie eine Belastung darstellen.
Die Ergebnisse untermauern, dass nach Projektende Primary Nursing PatientInnen
nur noch geringere Fortschritte machen. Dies kann als Hinweis darauf gesehen wer-
den, dass Primary Nursing erfolgreich ist, jedoch eine Beibehaltung der Pflegekonti-
nuität nach Projektende notwendig wäre.
Thema 6: „Kontinuität“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auf-
tretens
Thema 6: Kontinuität
Text 1: Manche Pflegeperso-
nen sind öfter beim/bei der
Patienten/in, sie sind moti-
viert und bringen Vorschläge
ein.
Der Aufbau eines Vertrauens-
verhältnisses wird ermöglicht
durch die kontinuierliche
Pflege durch sechs Pflege-
personen, was nicht funktio-
nieren würde, wenn jeden
Tag eine andere Pflege-
person den/die Patienten/in
betreut.
Durch Pflegekontinuität ist
der Aufbau eines Vertrau-
ensverhältnisses möglich.
Manche Pflegepersonen be-
treuen den/die Patienten/in
öfter und bringen Vorschlä-
ge, wodurch auch der Auf-
bau eines Vertrauens-
verhältnisses möglich ist.
Zusammenhang mit Zusam-
menarbeit mit Associate Nur-
ses, Kommunikation und
Organisation
Abb. 12: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Kontinuität“.
Analyse zum Thema „Kontinuität“
Die Pflegekontinuität wird als wesentlicher Aspekt in der Betreuung von PatientInnen
gesehen, um einerseits eine gute Kommunikationsbasis mit PatientInnen und Ange-
hörigen zu schaffen und andererseits bei Fortschritten der PatientInnen auf Pflegein-
terventionen aufbauen zu können. Durch diese Pflegekontinuität entsteht ein größe-
res Wissen über den/die Patienten/in, was eine genauere Dienstübergabe und Infor-
mationsweitergabe ermöglicht.
93
Die präoperative Aufnahme von PatientInnen auf der Intensivstation fördert die
Kommunikation mit PatientInnen und Angehörigen sowie die Durchführung der Pfle-
geplanung.
Bei fehlender Pflegekontinuität entsteht ein begrenzter Wissenstand über den/die
Patienten/in, und es kann erst verspätet an Pflegeinterventionen angeknüpft werden,
wodurch sich wiederum die Fortschritte der PatientInnen verlangsamen können.
Aus den Daten lässt sich ableiten, dass manche Pflegepersonen in der Pflegekonti-
nuität eine Belastung sehen. Dies wird sowohl von Pflegepersonen mit langjähriger
Berufserfahrung als auch von Pflegepersonen mit kurzer, ca. zweijähriger Berufser-
fahrung so erlebt. Diese Belastung wird vor allem bei PatientInnen mit besonderem
Zustandsbild, wie beispielsweise im Durchgangssyndrom, beschrieben, aber auch
bei PatientInnen, die keine Fortschritte aufweisen oder sterbend sind. Diese Belas-
tungszustände werden ab dem vierten Betreuungstag bis hin zu einer Woche erlebt.
Thema 7: „Kommunikation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 7: Kommunikation
Text 1: Ein aufgebautes Ver-
trauensverhältnis wird
vom/von der Patienten/in
selbst bestätigt und es wer-
den Gespräche mit dem/der
Patienten/in geführt, die man
sonst nicht führen würde.
Bereitschaft, sich näher auf
den/die Patienten/in einzulas-
sen, bei der Übernahme von
drei PatientInnen würde aber
die Zeit dazu fehlen.
Aufgebautes Vertrauensver-
hältnis zwischen Primary
Nurse und Patient/in ermög-
licht intensive Gespräche
über Ängste, Gefühle und
Beschwerden von PatientIn-
nen.
Der/die Patient/in bestätigt,
dass ein Vertrauensverhält-
nis mit der Primary Nurse mit
langjähriger Berufserfahrung
aufgebaut worden ist.
Dadurch können Gespräche
mit ihm/ihr geführt werden,
die bei oftmaligem Wechsel
von Pflegepersonen nicht
möglich wären. Dieses Ver-
trauensverhältnis setzt vo-
raus, dass Pflegepersonen
bereit sind, sich auf den/die
Patienten/in näher einzulas-
sen.
Abb. 13: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Kommunikation“.
94
Analyse zum Thema „Kommunikation“
Die Daten lassen den Schluss zu, dass durch ein aufgebautes Vertrauensverhältnis
Pflegepersonen sehr viel von PatientInnen und Angehörigen erfahren. Diese Infor-
mationen können sie einerseits nutzen, um die Pflegeplanung entsprechend zu ge-
stalten oder sie bei der Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und TherapeutInnen vorzu-
bringen. Diese Informationen können sehr persönlich sein und Pflegende auch emo-
tional belasten, unabhängig davon, ob die betreuende Pflegeperson eine langjährige
Berufserfahrung aufweisen kann oder nicht. Nicht jede Pflegeperson ist bereit, sehr
persönliche Themen des/der Patienten/in oder der Angehörigen zu besprechen. Bei
oftmaligem Wechsel der Pflegepersonen wird der Beziehungsaufbau nicht oder
kaum stattfinden, so dass eher allgemeine Themen kommuniziert werden.
Ebenso zeigt sich, dass für das Pflegeteam relevante Mitteilungen u. a. per E-Mail
von der Stationsleitung weiter geleitet werden. Projektteammitgliedern ist es aber
wichtig, dass Informationen, die vor allem Primary Nursing betreffen, von der Stati-
onsleitung face to face an das Stationsteam kommuniziert werden, aber auch, dass
sie Feedback erhalten. Beschwerden über fehlende Informationsweitergabe werden
vom Projektteam geäußert. Hier gilt es kritisch anzumerken, dass sich die Frage
stellt, ob und wie regelmäßig Pflegende ihr Postfach mit den Dienstmails lesen, da
auch im Zusammenhang mit Terminvereinbarungen für die Reflexionsgespräche dies
versäumt worden ist, obwohl die Evaluatorin immer an alle Projektteammitglieder
entsprechende Informationen verschickt hat. Der Stellenwert von Primary Nursing für
die Stationsleitung wird von den Projektteammitgliedern differenziert hinterfragt, da
Vorgehensweise und Erfolge unzureichend an das gesamte Team weiter gegeben
werden. Die Rolle der Stationsleitung, die ebenfalls die Projektleitung übernommen
hat, wird kritisch gesehen.
Die Kommunikation zwischen Pflegepersonen und PhysiotherapeutInnen wird von
beiden Seiten unterschiedlich gut bewertet. Missverständnisse, die durch falsches
Auffassen von Informationen und durch ungenügendes Zuhören entstehen, sind auf
Personalmangel, großem Arbeitsaufwand und schlechter Stimmung auf der Station
zurückzuführen. Es erfolgen jedoch auch Absprachen zwischen Primary Nurses und
PhysiotherapeutInnen, wenn keine Zuweisung von ÄrztInnen für den/die Primary
Nursing Patienten/in ausgefüllt werden. Diese Absprachen beinhalten Informationen
zu bestimmten Übungen für den/die Patienten/in, die die Primary Nurse auch mit
ihm/ihr durchführen kann, um die Fortschritte des/der Patienten/in zu unterstützen
95
Projektteammitglieder helfen sich gegenseitig beim Formulieren von Pflegediagno-
sen, was von allen sehr geschätzt wird.
Thema 8: „Angehörige“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 8: Angehörige
Text 1: Der/Die Angehörige
verlangt immer die Bezugs-
pflegeperson, es wird keine
andere Pflegeperson toleriert.
Es dauert länger, bis die/der
Angehörige begriffen hat,
dass sich alle Pflegeperso-
nen gleich gut um den/die
Patienten/in kümmern.
Die Primary Nurse wird
vom/von der Angehörigen
immer verlangt, andere Pfle-
gepersonen werden anfangs
nicht toleriert, erst als er/sie
begriffen hat, dass sich an-
dere Pflegepersonen gleich
gut um den/die Patienten/in
kümmern.
Zusammenhang mit Kom-
munikation
Fehlende Informationsweiter-
gabe über Primary Nursing
an Angehörige
Sich als Primary Nurse ab-
grenzen können
Abb. 14: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Angehörige“.
Analyse zum Thema „Angehörige“
Ein wesentlicher Aspekt zeigt sich in der Betreuung von Angehörigen, bei der die
Abgrenzung als Primary Nurse besonders wichtig erscheint. Das Prinzip von Primary
Nursing sollte an Angehörige klar kommuniziert und die Zuständigkeit anderer Pfle-
gepersonen aufgezeigt werden. Wie intensiv der Beziehungsaufbau zugelassen wird,
ist einerseits von jeder einzelnen Pflegeperson abhängig, andererseits aber auch
davon, inwieweit die Angehörigen den Kontakt zu den Pflegepersonen wünschen. Es
darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Betreuung und Anleitung
von Angehörigen in den Tätigkeitsbereich Diplomierter Gesundheits- und Kranken-
pflegepersonen fällt.
Die Intensität, wie stark Angehörige in die Pflege involviert werden, hängt vom/von
der Patienten/in ab, wie sehr sie das wünschen, aber auch davon, ob aufgrund des
möglicherweise größeren Zeitaufwandes eher eine physische Belastung oder, da sie
ihre Angehörigen nicht damit konfrontieren möchten, eine psychische Belastung ent-
stehen kann. Ein weiterer Gesichtspunkt liegt in der Kompetenz jeder einzelnen Pfle-
96
geperson, ob sie in der Lage ist, die Anleitung professionell durchzuführen und auch
Geduld für die Pflegetätigkeit mitbringt.
Das Involvieren von Angehörigen in die Pflege kann auch eine offene Besucherreg-
lung nach sich ziehen. Inwieweit das auf dieser Station möglich ist, gilt es abzuklären
bzw. hängt auch davon ab, ob der/die Patient/in in einem Einbett- oder Mehrbett-
zimmer liegt.
Im Kontext der Ablauf der Pilotierungsphase wird mehrmals kritisch angemerkt, dass
eine fehlende Informationsweitergabe über Primary Nursing an Angehörige besteht,
obwohl Angehörige weiter an die Projektleitung verwiesen werden können. Dies be-
zieht sich vor allem auf Frage, von wem der/die Patient/in nach Ende des Pilotie-
rungszeitraumes jedes/jeder einzelnen Patienten/in weiter betreut wird. Befürchtun-
gen werden von Pflegepersonen auch dahingehend geäußert, dass sich Angehörige
untereinander austauschen und sich ungerecht behandelt fühlen könnten. Diese Be-
fürchtung konnte nicht bestätigt werden, sie scheint jedoch ein Hinweis zu sein, dass
die Kommunikation bzw. Organisation und die Rolle der Projektleitung nicht zufrie-
denstellend in das Projekt einfließt.
Angehörigen fällt die Kontinuität in den Pflegeinterventionen bewusst auf, und sie
äußern sich dazu auch positiv. Ebenso wird Zufriedenheit über die Arbeit ausgespro-
chen, was zur Folge hat, dass Angehörige ihren Unmut bekunden, wenn es zu einer
sehr raschen Transferierung des/der Patienten/in kommt.
Thema 9: „Pflegeplanung“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 9: Pflegeplanung
Text 1: Eine Bezugspflege-
person dokumentiert genau-
er, als wenn mehrere Pfle-
gepersonen für den/die Pa-
tienten/in zuständig sind.
Eine Pflegeperson, die kon-
tinuierlich den/die Pati-
enten/in betreut, kann die
Pflegeplanung genauer
dokumentieren, als wenn
mehrere Pflegepersonen
sporadisch die Betreuung
übernehmen.
Zusammenhang mit Pflegekonti-
nuität, Kommunikation, Organisa-
tion
Abb. 15: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Pflegeplanung“.
97
Analyse zum Thema „Pflegeplanung“
Das Thema „Pflegeplanung“ beinhaltet die Planung der Pflegeinterventionen, den
Pflegeprozess und die Pflegediagnosen bzw. Pflegediagnostik.
Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass Pflegepersonen mit langjähriger
Berufserfahrung erkennen, dass durch die Pflegekontinuität der Primary Nurse und
durch den Beziehungsaufbau das Wissen über den/die Patienten/in und seine/ihre
Probleme größer ist, wodurch die Pflegeplanung viel genauer und bewusster erfol-
gen kann. Ziele und Interventionen können mit dem/der Patienten/in, sofern er/sie
kontaktierbar ist, gemeinsam definiert werden. Dieses Vorgehen entspricht einer kor-
rekten Durchführung des Pflegeprozesses.
Aufgrund der individuellen Einstellung zur Wichtigkeit des Pflegeprozesses bzw. der
Pflegediagnostik sowie zum Pflegeverständnis der Pflegepersonen und der unter-
schiedlichen Ausbildung/Fortbildung zum Thema „Pflegeprozess“ kann es u. a. zu
verschiedenen Interpretationen der PatientInnenprobleme kommen, was wiederum
ein Hinweis auf unterschiedliches Wissen und Können im Zusammenhang mit dem
Pflegeprozess sein kann. Unsicherheiten bei der Pflegediagnostik werden sowohl
von jüngeren Pflegepersonen als auch von Pflegenden mit langjähriger Berufserfah-
rung beschrieben. Diese Unsicherheiten beziehen sich einerseits auf den Umfang
der Wunddokumentation, der Anzahl und Arten der Pflegediagnosen sowie das Ab-
setzen von Pflegediagnosen. Andererseits werden inhaltliche Probleme definiert, wie
etwa die Planung mitverantwortlicher Tätigkeiten und Standardmaßnahmen, die
scheinbar nicht immer schriftlich auf der Station dokumentiert werden. Hier könnte
die Stationsleitung in Form der Pflegevisite einen klärenden Auftrag erfüllen.
Unterstützung bei der Wahl und Formulierung der Pflegediagnosen sowie den Inter-
ventionen wird durch die Projektteammitglieder in der Gruppe ermöglicht, was aber
auch Raum öffnet für verschiedenen Interpretationen der PatientInnenprobleme.
Pflegepersonen der Projektgruppe – vor allem jene, die über längere Berufserfah-
rung verfügen - formulieren mit zunehmender Projektdauer individuelle Pflegediag-
nosen, auch solche, die psychische Probleme beinhalten. Pflegediagnosen, die nicht
in der Auswahlliste des EDV-Programms enthalten sind, werden von der Stationslei-
tung bzw. von einer bestimmten Pflegeperson aus dem Pflegeteam extra angelegt.
Darin spiegelen sich auch die positive Einstellung zur Relevanz der Pflegediagnostik
und die Inkaufnahme des Mehraufwandes wider.
98
Diskussionen zwischen den Projektteammitgliedern über die passenden Pflegediag-
nosen werden damit begründet, dass eine gute Pflegeplanung zu einer Arbeitser-
leichterung führen kann, was zuvor noch als Belastung gesehen wurde. Diese Belas-
tung bezieht sich auf den Zeitaufwand aufgrund der umfangreichen Dokumentation
und auf den Mehraufwand, wenn Pflegeplanungen von einer Pflegeperson für meh-
rere PatientInnen gemacht werden müssen. Als Vorteil wird jedoch der routiniertere
Umgang mit dem Pflegeprozess nach mehrmaliger Rollenübernahme als Primary
Nurse gesehen.
Daten weisen zudem auf Unsicherheiten am Start der Pilotierungsphase in Bezug
auf konkretes Wissen über die Ausgestaltung der einzelnen Rollen hin, die im Pfle-
gesystem vertreten sind und über ihre Verantwortlichkeit im Pflegeprozess. Es wird
von Unklarheit im Vorgehen gesprochen, wenn die Primary Nurse nicht anwesend ist,
die Associate Nurse die Betreuung des/der Patienten/in übernimmt und sich der Zu-
stand so verändert, dass Modifikationen der Pflegediagnose, der Zielformulierung
und/oder der Pflegeinterventionen notwendig werden. Die Unklarheit bezieht sich auf
die Frage, ob Associate Nurses diese Veränderungen durchführen dürfen oder nicht.
Daraus kann geschlossen werden, dass es an konkreten Informationen bzw. Vorga-
ben über die Aufgaben der Associate Nurses mangelt und die Rolle der Projektleite-
rin, die unterstützend einwirken sollte, unvollständig wahrgenommen wird.
PatientInnen, die aufgrund ihrer Erkrankung keine pflegerischen und/oder medizini-
schen Fortschritte erreichen können, stellen sowohl für jüngere, als auch für Pflege-
personen mit langjähriger Berufserfahrung eine Belastung dar. Die Arbeitszufrieden-
heit sinkt, weshalb ein anderer Zugang zum Pflegeverständnis entwickelt werden
muss. Es gilt es andere Pflegediagnosen und Ziele, wie Erhaltungsziele, zu formulie-
ren. Hierfür bedarf es einer klaren Kommunikation mit der Stationsleitung und dem
Pflegeteam und ein Angebot an Unterstützungsmaßnahmen, wie mit dieser Proble-
matik am besten umgegangen werden kann.
Ein weiteres Problem wird in der fehlenden Einhaltung der geplanten Pflegeinterven-
tionen gesehen. Pflegepersonen, die nicht im Projektteam involviert sind, oft auch
über eine langjährige Berufserfahrung verfügen und die Betreuung des/der Patien-
ten/in übernehmen, halten die geplanten Maßnahmen teilweise nicht ein. Dies unter-
bricht einerseits die Pflegekontinuität und führt zum Unmut sowie zur Reduktion der
Arbeitszufriedenheit der Projektteammitglieder, vor allem auch dann, wenn dieses
Vorgehen von der Projektleitung toleriert wird.
99
Thema 10: „Organisation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 10: Organisation
Text 1: Ein Vorteil für
den/die Patienten/in besteht
darin, dass er/sie in einem
Einzelzimmer ist und von der
Primary Nurse betreut wird.
Wäre der/die Patient/in in
einem Mehrbettzimmer,
würde es wahrscheinlich
anders ablaufen, wenn man
mehrere PatientInnen zu
betreuen hat und zusätzlich
einen/eine neuen/neue Mit-
arbeiter/in einschult.
Ein Vorteil für die Betreuung
eines/einer Primary Nursing
Patienten/in wird im Einzel-
zimmer gesehen. Die er-
folgreiche Umsetzung von
Primary Nursing wird in
Frage gestellt, wenn Patien-
tInnen in einem Mehrbett-
zimmer liegen und die Pfle-
geperson mehrere Patien-
tInnen zu betreuen hat und
evtl. noch einen/eine neu-
en/neue Mitarbeiter/in ein-
zuschulen hat.
Der/die ersten Patient/in liegt in
einem Einzelzimmer, was in der
Umsetzung von Primary Nursing
positiv bewertet wird, weil keine
weiteren PatientInnen in diesem
Fall mitbetreut werden müssen
und keine neuen MitarbeiterInnen
einzuschulen sind.
Zusammenhang mit Zusammen-
arbeit mit Pflegepersonen
Abb. 16: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Organisation“.
Analyse zum Thema „Organisation“
Die Daten weisen darauf hin, dass der/die erste Patient/in im Projekt in einem Ein-
zelzimmer betreut wird. Die Primary Nurse kann sich auf diesen/diese Patienten/in
konzentrieren und ihm/ihr die volle Aufmerksamkeit und Zeit für intensive Gespräche
mit ihm/ihr und den Angehörigen schenken. Dies wird jedoch besonders von Pflege-
personen, die nicht in der Projektgruppe involviert sind, auch kritisch bewertet, da
einerseits der Vorwurf besteht, dass die Primary Nurse nur für die Pflege eines/einer
Patienten/in verantwortlich ist. Andererseits nimmt der/die Patient/in die Primary Nur-
se sehr in Anspruch, da er/sie glaubt, dass die Pflegeperson nur für ihn/sie da ist, da
die Arbeit in den anderen PatientInnenzimmer nicht gesehen wird. Hier liegt es an
der Primary Nurse, klar zu kommunizieren und deutliche Grenzen zu setzen, die für
den/die Patienten/in, die Angehörigen und die Primary Nurse akzeptabel sind. Es
zeigt sich, dass die Primary Nurse, die im Einzelzimmer eingeteilt ist, auch bei Pfle-
getätigkeiten anderer PatientInnen unterstützend zur Seite steht. Die Zuteilung der
100
PatientInnen in die Zimmer erfolgt unabhängig von der Krankenversicherung, sie
ergibt sich nach den freien Plätzen in den Zimmern bzw. dann, wenn ein/eine Pati-
ent/in aufgrund einer Infektion in einem Einzelzimmer isoliert werden muss. Bei Pri-
mary Nursing PatientInnen in einem Mehrbettzimmer – Zwei-, Drei- oder Vierbett-
zimmer, hat die Primary Nurse eher die Möglichkeit, einen/eine anderen/andere Pati-
enten/in an einem Tag zu betreuen und ist trotzdem bei Unklarheiten zur Pflegepla-
nung und Zustandsveränderungen anwesend, so dass sie gefragt bzw. Veränderun-
gen der Pflegeplanung selbst übernehmen kann. Ebenso gestaltet sich die Betreu-
ung eines/einer zweiten Patienten/in in einem Mehrbettzimmer auch einfacher.
Ein weiterer Kritikpunkt - ebenfalls von Pflegepersonen, die nicht im Projektteam sind,
geäußert – besteht darin, dass der Pflegeumfang des/der Primary Nursing Patien-
ten/in größer ist, als bei zwei PatientInnen, die an einem Tag zu betreuen sind. Diese
Aussage wird jedoch von einem Projektteammitglied mit langjähriger Berufserfahrung
dementiert, er/sie behauptet, dass es keinen Unterschied in der Betreuung der Pati-
entInnen und der Angehörigen, inklusive der Gespräche, gibt.
Unstimmigkeiten ergeben sich auch bei der morgendlichen PatientInnenzuteilung,
also bei der Überlegung, welche Pflegeperson an diesem Tag, welche PatientInnen
betreut. Der Tagespräsenzplan ermöglicht eine Übersicht der Rollen- und PatientIn-
nenzuteilung, dieser muss jedoch bei Dienstplanänderungen aktualisiert werden. Bei
der Dienstübergabe werden zu allen PatientInnen kurz medizinische und pflegeri-
sche relevante Fakten vorgestellt, wobei in Frage gestellt wird, dass die Aufmerk-
samkeit für alle 16 PatientInnen gleich ist. Während der Projektzeit wird der Wunsch
geäußert, dass durch eine konkrete Regelung und konsequente PatientInnenzutei-
lung durch die Stationsleitung zuerst die neuen MitarbeiterInnen, dann die Primary
Nurse den PatientInnen zugeteilt werden und danach das übrige Pflegeteam sich
einteilen kann bzw. eingeteilt wird. Möglicherweise ist es für die Primary Nurses be-
sonders wichtig, dass sie nicht automatisch den Primary Nursing PatientInnen zuge-
teilt werden, sondern auch Mitspracherecht und Auswahlmöglichkeit für einzelne Ta-
ge bekommen. Das wird zum einen mit der enormen Belastung der kontinuierlichen
Betreuung eines/einer Patienten/in über einen längeren Zeitraum begründet. Zum
anderen steht das Bedürfnis dahinter, auch andere Tätigkeiten, wie z. B. eine Patien-
tInnenaufnahme durchführen zu können. Kaplow et al. (1989, in: Manley 2002:94)
empfehlen bei einer Unterbrechung der Pflegekontinuität durch die Primary Nurse
eine Lösung mit maximaler Flexibilität, die sich vor allem auch bei zwölf-Stunden
101
Diensten ergeben, nämlich das Konzept des Co-Primary Nursing. Dabei werden zwei
Primary Nurses für einen/eine Patienten/in benannt, die sich ablösen und als dritte
bzw. und vierte Pflegende die Associate Nurses die Pflege übernehmen, wenn beide
Primary Nurses nicht im Dienst sind. Dieses Vorgehen würde eine permanente Ein-
teilung von Gruppen erforderlich machen, die als „Primary-Team-Pflege“ bezeichnet
werden kann (vgl. Atkinson 1991, in Manley 2002:94).
Einige Pflegepersonen des Projektteams mit unterschiedlich langer Berufserfahrung
haben die Befürchtung, dass andere PatientInnen und die Angehörigen die Betreu-
ungssituation ungerecht finden könnten, was auch schon beim Thema „Angehöri-
ge“ diskutiert worden ist. Daraus lässt sich schließen, dass Informationen über das
Projekt „Primary Nursing“ nur mangelhaft an PatientInnen und Angehörige weiter ge-
geben worden sind und diese Aufgabe der Projektleitung nicht oder nur mangelhaft
umgesetzt worden ist.
Aus dieser Thematik geht hervor, dass Vorgehensweisen besprochen und Richtlinien
vorgegeben werden müssen, welche PatientInnen ab welchem Zeitpunkt und wie
lange eine Primary Nurse benötigen. Empfehlungen durch Projektteammitglieder ge-
hen von einer Aufenthaltsdauer ab drei oder vier Tagen auf der Intensivstation aus.
Der Stationsleitung muss auch klar sein, welche Pflegeperson – allerdings auf freiwil-
liger Basis - die Rolle der Primary Nurse übernehmen kann. Dies setzt voraus, dass
sie ihre MitarbeiterInnen richtig einschätzen können sollte. Auch muss klar definiert
werden, wie lange die Primary Nurse die PatientInnenbetreuung übernimmt und was
danach geschieht, wenn der/die Patient/in länger als ein Monat stationär ist. Eine
klare Regelung bei längerer Abwesenheit der Primary Nurse durch Krankenstand,
Urlaub oder Freizeit und die Übernahme der Vertretungsfunktion der Stationsleitung
müssen ebenfalls erfolgen.
Nach Projektende wird beschlossen, dass Primary Nursing weitergeführt wird, um im
Fall einer Implementierung nicht von vorne beginnen zu müssen.
Zum Thema „Pflegeplanung“ ist bereits die Problematik des fehlenden einheitlichen
Verständnisses und des Zugangs diskutiert worden. Zu Projektbeginn wird das dop-
pelte und uneinheitliche Dokumentieren kritisiert. Die Pflegeplanung und –
dokumentation sind Inhalt des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches im Ge-
102
sundheits- und Krankenpflegegesetz seit 1997, Bestandteil der Ausbildung zur Dip-
lomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson; auch eine PC-gestützte Doku-
mentation auf der Station ist seit vielen Jahren implementiert. Die Daten zeigen, dass
trotzdem weiterhin Probleme beschrieben werden, wenn das individuelle Anlegen
von Pflegediagnosen bei den PatientInnen mangelhaft ist, meist die standardisierten
Hoch-Risiko-Pflegediagnosen verwendet werden und die innere Kohärenz der Pfle-
gediagnosen nicht gegeben ist. Die Folge davon ist, dass die Pflegeinterventionen
mit den Ergebnissen und Pflegediagnosentiteln nicht zusammenpassen. Dies kann
als Hinweis auf fehlendes Interesse der Pflegepersonen in der Umsetzung des Pfle-
geprozesses gewertet werden, das aber auch wesentliches Element bei Primary
Nursing ist. Andererseits zeigt sich, dass trotz mehrmalig durchgeführter Fortbildun-
gen zu diesem Thema, nach wie vor Bedarf an einer Weiterschulung besteht.
Einen Teil der Pflegediagnostik stellt die Evaluation der Pflegediagnosen dar, die die
Primary Nurse im Dienst durchzuführen hat. Unklarheit besteht bei Abwesenheit der
Primary Nurse darüber, ob diese Tätigkeit dann die Associate Nurse erledigen darf
bzw. muss. Auch hier sind konkrete Regelungen zu treffen, um diese Unsicherheit
durch Klarheit zu beseitigen.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Projektteammitglieder fehlendes Wissen
darüber äußern, wie die Projektleitung und höhere Hierarchieebenen die Wichtigkeit
bzw. Wertigkeit des Projektes einschätzen. Auch beklagen sie mangelnde Unterstüt-
zung von der Projektleitung in Bezug auf die Akzeptanz im übrigen Pflegeteam und
die Informationsweitergabe zum Projekt an PatientInnen, Angehörige und dem Pfle-
geteam. Möglicherweise ergibt sich diese Einstellung unter anderem durch die Ab-
wesenheit der Projektleitung bei zwei von acht Reflexionsgesprächen bzw. ihrer ver-
späteten Anwesenheit. Zusätzlich werden oftmalige Absenzen der Stationsleitung
wegen verschiedener Besprechungen in höheren Hierarchieebenen kritisch ange-
merkt; das führt zu Unmut und Unsicherheit im Team, da Besprechungsinhalte nicht
an das Pflegeteam weitergegeben werden. Bei einer Teambesprechung für das ge-
samte Pflegeteam wird eine Informationsweitergabe angeboten, wobei kaum Fragen
zu Primary Nursing gestellt werden. Dies kann als Zeichen geringen Interesses dem
Projekt gegenüber gesehen werden, oder aber es besteht bereits umfangreiches
Wissen vom Pflegeteam zu Primary Nursing.
103
Problematisch zeigen sich in einem Reflexionsgespräch fehlende Informationen der
Projektleitung über einen/eine der letzten Primary Nursing Patienten/in, da auch die
Primary Nurse bei diesem Reflexionsgespräch nicht anwesend ist. Diese Pflegeper-
son äußert schon vor der Übernahme der Rolle der Primary Nurse den Wunsch, aus
dem Projekt auszusteigen, was aber von der Projektleitung nicht akzeptiert wird, da
sie der Meinung ist, „wenn man sich für etwas meldet, müsse man das auch durch-
halten bis zum Projektende“. (6. Reflexionsgespräch, S. 7, Z. 6-7) Die Rolle der Pri-
mary Nurse wird in diesem Fall nur bedingt freiwillig übernommen.
Die Projektleitung hält telefonische Rücksprache mit der zukünftigen Primary Nurse
über den/die möglichen/mögliche Patienten/in. Eine zeitgerechte Planung scheint in
diesem Fall nicht möglich zu sein, so dass die Pflegeperson zu Hause angerufen
wird. Als wesentlichen Aspekt bei Primary Nursing ist schon beim Thema „Gefüh-
le“ das sich Abgrenzen können und der Schutz der Privatheit der Pflegepersonen
beschrieben worden, was hier von Seiten der Projektleitung scheinbar nicht eingehal-
ten wird.
Manley (2002: 97f) führt Bedingungen an, die für die Einführung von Primary Nursing
auf einer Station erfüllt sein sollten, um dieses Pflegeorganisationssystem umsetzen
zu können. Diese Bereitschaftsfaktoren sind unter anderem eine adäquate Personal-
besetzung mit Pflegenden, Effektivität der Stationsleitung, Orientierungsprogramm,
effektives Stationsprüfungssystem, kompetente Pflegende, Verständnis der Pflegen-
den und Offenheit in der Kommunikation. Ebenso werden als Voraussetzungen die
kontinuierliche Bewertung der Primary Nursing Praxis durch Stationskonferenzen,
um die Diskussion und Problemlösung zu erleichtern, die frühe Identifikation von un-
terstützenden Systemen und AnsprechpartnerInnen und Zeit für die Planung und
Dokumentation der Pflege gesehen. Aus den oben angeführten Beschreibungen ist
klar erkennbar, dass einige dieser Faktoren nicht oder nur mangelhaft umgesetzt
werden.
Neue MitarbeiterInnen werden im Projekt nicht involviert, obwohl es als gute Gele-
genheit gesehen wird, neue KollegInnen mit Primary Nursing vertraut zu machen, um
ihr Wissen darüber und ihre positive Einstellung zu fördern. Zudem wird in der Tätig-
keitsbeschreibung der Primary Nurse und Associate Nurse in Bezug auf mitarbeiter-
Innenbezogene Aufgaben explizit die Einarbeitung neuer MitarbeiterInnen beschrie-
ben.
104
Es wird die Möglichkeit aufgezeigt, dass die Primary Nurse die bereits eingeteilten
Nachtdienste beibehalten kann, da dadurch eine Regelung gefunden werden konnte,
dass eine auf freiwilliger Basis bestimmte Pflegeperson die Rolle der Associate Nur-
se und die Verantwortung für die Tagdienste übernimmt bzw. sich mit der Primary
Nurse teilt. Durch eine optimale Kommunikation und korrekte Pflegeplanung kann
diese Regelung von beiden Pflegepersonen positiv bewertet werden. Manley (2002:
91) erwähnt, dass innerhalb der Intensivpflege Pflegende in Nachtdiensten ebenso
viele Möglichkeiten haben, eine Beziehung zum/zur Patienten/in und deren Angehö-
rigen zu entwickeln und aufrecht zu erhalten, wie in Tagdiensten.
Der Projektleitung scheint es besonders wichtig zu sein, dass mehr Pflegepersonen
sich für Primary Nursing motivieren bzw. motiviert werden sollten. Als Unterstüt-
zungsmöglichkeiten werden von einem Projektteammitglied mit langjähriger Berufs-
erfahrung die gemeinsame PatientInnenübernahme angeboten und vorgeschlagen,
dass zu Beginn die Rolle der Associate Nurse übernommen werden sollte, um einen
besseren Einblick in das System zu erhalten. Zwei Pflegepersonen melden sich nach
Projektende freiwillig zu Primary Nursing, unter der Voraussetzung, dass Gespräche
zu Primary Nursing während ihrer Dienstzeit stattfinden, da sie eine weite Anreise in
die Arbeit haben.
Von Pflegenden wird die Empfehlung ausgesprochen, dass die positiven Seiten von
Primary Nursing mit bereits Bestehendem in der Pflegepraxis verbunden werden soll-
ten. Dabei würde sich jedoch die Frage stellen, ob das Pflegeorganisationssystem
dann weiterhin unter dem Namen Primary Nursing geführt werden kann oder sich ein
anderes System entwickeln würde.
Die Ergebnisse zeigen, dass Projektteammitglieder trotz regelmäßigem Mailkontakt
mit allen Projektteammitgliedern nachfragen, ob nach sieben PatientInnen das Pro-
jekt noch immer durchgeführt wird. Dies kann - ebenso wie die geringe Teilnahme an
Reflexionsgesprächen bzw. am Endgespräch durch die Projektteammitglieder - als
Hinweis auf fehlendes Interesse, unregelmäßiges Lesen der E-Mails oder mangelnde
Informationsweitergabe gewertet werden.
105
Überlegungen von Pflegepersonen zu besseren Arbeitsbedingungen, wie z. B. die
Umgestaltung des Materiallagers, sprechen für eine bestehende Motivation, die je-
doch durch die Übernahme von Tätigkeiten und eine dadurch bedingte Mehrarbeit
wiederum negativ beeinflusst wird. Zudem wird Unmut darüber geäußert, dass dann
auch noch PatientInnen ohne Unterstützung von PhysiotherapeutInnen mobilisiert
werden müssen.
Betroffenen scheint auch die finanzielle Verschlechterung durch die Tagdienste, die
nur unter der Woche absolviert werden sollten, ein wichtiger Aspekt zu sein. Ebenso
wird die Frage aufgeworfen, ob es Ressourcen geben würde, um dies auszugleichen,
da die Primary Nurse ja auch Verantwortung übernehmen würde. Eine Lösung bzw.
Antwort dazu kann nicht gefunden werden.
Thema 11: „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 11: Zusammenar-
beit mit ÄrztInnen
Text 1: Wenn bei der Visite
gefragt wird, ob der/die Pati-
ent/in Schmerzen hat und
Schmerzmittel benötigt, und
die Pflegeperson sagt, sie
kennt den/die Patienten/in
nicht, dann stört das die Ärz-
tInnen sehr, es würde den
Anschein haben, dass man
jemanden von der Straße
holt, der den/die Patienten/in
zwölf Stunden betreut und
dann wieder geht.
Fehlendes Wissen der Pfle-
gepersonen über die Pati-
entInnen finden die ÄrztIn-
nen störend und unprofes-
sionell.
Arzt/Ärztin mit langjähriger Be-
rufserfahrung auf dieser Station
bewertet die Arbeit und das Wis-
sen über die PatientInnen der
Pflegepersonen.
Zusammenhang mit Pflegekonti-
nuität, Verantwortung, Motivation,
Kommunikation, Pflegeverständ-
nis
Abb. 17: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“.
106
Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“
Die Daten lassen den Schluss zu, dass die ÄrztInnen dieser Station, besonders jene
mit langjähriger Berufserfahrung, das Pflegeorganisationssystem Primary Nursing
sehr positiv einschätzen und das umfangreiche Wissen der Primary Nurses über
den/die Patienten/in besonders hervorheben. Dieses Wissen wird deshalb als be-
sonders positiv gesehen, weil ÄrztInnen bei der Visite pflegerelevante Gegebenhei-
ten im eigenverantwortlichen und mitverantwortlichen Bereich von der verantwortli-
chen Pflegeperson wissen möchten und diese oft nicht in der Lage zu sein scheint,
entsprechende Auskunft geben zu können, da sie den/die Patienten/in erstmals in
der Früh übernommen hat. Diese Kenntnisse über die PatientInnen sind auch ab-
hängig von der Einstellung zur Arbeit und vom Interesse jeder einzelnen Pflegeper-
son, sie sind aber auch bedingt durch die Pflegekontinuität und die Kommunikation
mit dem/der Patienten/in.
Das System Primary Nursing scheint auch für die ÄrztInnen interessant, weshalb
auch bei dieser Berufsgruppe eine Kontinuität in der medizinischen Versorgung um-
gesetzt werden könnte und sich ÄrztInnen über die PatientInnengruppe ein umfang-
reicheres Wissen zulegen und dementsprechend auch rascher reagieren könnten.
Durch diese Kontinuität würde sich auch ein intensiverer PatietInnenkontakt ergeben
und Bedürfnissen der PatientInnen, die durch die Primary Nurse kommuniziert wer-
den, würden empathischer behandelt werden.
Als wesentlicher Aspekt werden definierte Zielvorgaben bei den PatientInnen gese-
hen, besonders für ÄrztInnen, die den Wochenenddienst versehen und dadurch eine
Orientierung erhalten. Sie würden dann nicht das Therapiekonzept nur für das Wo-
chenende umstellen, was wiederum zu einer gewissen Kontinuität führen würde, an
der sich auch die Primary Nurses orientieren könnten.
Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung erleben die Zusammenarbeit mit
den ÄrztInnen sehr gut. Es ist den ÄrztInnen bekannt, wer die Rolle der Primary Nur-
se für diesen/diese Patienten/in übernommen hat. Die Primary Nurses werden bei
der Visite explizit um die Meinung gefragt und können ihr Wissen in medizinische
und pflegerische Belange einbringen, es wird ihnen Vertrauen entgegengebracht.
Durch die Pflegekontinuität und Kommunikation mit PatientInnen und Angehörigen
erhalten die Primary Nurses wichtige Informationen, die u. a. bei der Visite an ÄrztIn-
107
nen übergeben werden. Primary Nurses haben einerseits das Gefühl, dass sich Ärz-
tInnen auf sie verlassen, weil sie über den/die Patienten/in besser informiert sind,
andererseits hängt diese Informiertheit auch von der Berufserfahrung ab.
Die Ergebnisse zeigen, dass aufgrund eines entsprechenden Durchsetzungsvermö-
gens und Begründungsgeschicks der Primary Nurse Vorschläge und Wünsche für
den/die Patienten/in erfolgreich und auch schneller umgesetzt werden.
Andererseits zeigt sich, dass Primary Nurses mit geringer Berufserfahrung keinen
Unterschied in der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen erkennen, wobei manche von
ihnen ihre Anliegen immer schon bei der Visite geäußert und medizinische Belange
für den/die Patienten/in eingefordert haben. Andere Primary Nurses hingegen wer-
den als solche gar nicht wahrgenommen werden, in dem Fall haben sie sich jedoch
auch nicht ausdrücklich den ÄrztInnen gegenüber als zuständige Primary Nurse zu
erkennen gegeben oder der Betreuungszeitraum von ca. einer Woche ist relativ kurz
gewesen.
Von manchen ÄrztInnen werden aber auch Vorschläge der Primary Nurse ignoriert,
nach einer Woche wird dieser Vorschlag jedoch von einem/einer anderen Arzt/Ärztin
eingebracht und umgesetzt. Dies führt zum dem Gefühl, nicht ernst genommen zu
werden. Besonders in der Anfangszeit des Projektes wird dies so beschrieben, da
ÄrztInnen anscheinend nicht gewohnt sind, von Pflegepersonen Vorschläge zu erhal-
ten.
Primary Nurses berichten auch von Diskrepanzen bei den ärztlichen Zuweisungen
für Physiotherapie für den/die Patienten/in, da Aussagen von ÄrztInnen nicht konform
mit den Aussagen der TherapeutInnen gehen. Das bedeutet, dass es trotz eines ge-
äußerten Wunsches der Primary Nurse keine Zuweisung gibt, obwohl dies behauptet
wird. Das hat für die Primary Nurse zur Folge, dass sie Mobilisationsschritte mit
dem/der Patienten/in alleine durchzuführen hat, was bei großem Arbeitsaufwand
auch zu kurz kommen könnte.
Fallbesprechungen, also medizinische Informationsgespräche über einen/eine aus-
gewählten/ausgewählte Patienten/in werden von Pflegepersonen positiv gesehen;
sie geben besonders Primary Nurses mehr Informationen über den/die Patienten/in,
und neue MitarbeiterInnen erhalten Informationen zu den verschiedenen Krankheits-
bildern auf der Station, die sie für den zukünftigen Tätigkeitsbereich benötigen. Vo-
raussetzung für diese Fallbesprechungen ist eine gewisse Vorbereitungszeit, so dass
108
sich ÄrztInnen in den „Fall“ einlesen können, um umfangreich berichten zu können.
Fallbesprechungen werden jedoch nur sporadisch abgehalten und nie bei ei-
nem/einer Primary Nursing Patienten/in.
Thema 12: „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 12: Zusammenar-
beit mit TherapeutInnen
Text 1: Weiterkommen die
Pflegepersonen anfänglich
mit den PhysiotherapeutIn-
nen, sie bemühen sich sehr.
Der ausgehängte Zeitplan
war sehr hilfreich, damit man
sieht, wann sie zum/zur Pa-
tienten/in kommen. Der Zeit-
plan ist oft abgestimmt mit
dem Mittagessen oder der
Besuchszeit. Sie bringen
Ideen ein und fragen, wie sie
helfen können. Meistens ist
der/die gleiche Physiothera-
peut/in beim/bei der Patien-
ten/in.
PhysiotherapeutInnen be-
mühen sich sehr und brin-
gen Ideen ein; Erfolge kön-
nen beim/bei der Patien-
ten/in erzielt werden. Der
ausgehängte Zeitplan ist
sehr hilfreich bei der Pla-
nung der Pflege. Eine Kon-
tinuität der Physiotherapeu-
tInnen wird meist eingehal-
ten.
Die Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung erzielt gemein-
sam mit innovativem/r Physiothe-
rapeuten/in, der/die immer
zum/zur Patienten/in kommt, Er-
folge. Der Zeitplan wird mit der
Pflege abgestimmt.
Zusammenhang mit Kommunika-
tion und Organisation
Abb. 18: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“.
Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“
Die Ergebnisse ergeben, dass die Zusammenarbeit von beiden Berufsgruppen posi-
tiv bewertet wird, wobei PhysiotherapeutInnen mehrmals betonen, dass es in der Be-
treuung der PatientInnen keine Unterschiede gäbe. PhysiotherapeutInnen versuchen,
abhängig von der Dienstpräsenz, ebenfalls eine Kontinuität aufrecht zu erhalten, al-
lerdings wird auch eine fehlende Kontinuität mit sporadischem Einsatz der Physiothe-
rapeutInnen bei einem/bei einer Patienten/in beschrieben. Übergaben und Abspra-
109
chen finden zwischen den PhysiotherapeutInnen statt, um auf gleichen Wissenstand
über PatientInnen zu sein. Durch eine gewisse Kontinuität in der Betreuung durch die
PhysiotherapeutInnen wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, wodurch es zur
Angstreduktion und Motivation der PatientInnen kommt, wenn auch die Pläne mit den
PatientInnen besprochen werden.
Die Daten lassen ebenso den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Be-
rufserfahrung gemeinsam mit einem/r innovativen Physiotherapeuten/in, der/die im-
mer zum/zur Patienten/in gekommen ist, Erfolge erzielen können. Am Vortag wird mit
dem/der Physiotherapeuten/in und dem/der Patienten/in der Plan besprochen und
die Umsetzung findet am nächsten Tag statt. Der Zeitplan wird mit der Pflege bzw.
auch mit anderen TherapeutInnen abgestimmt, allerdings erfolgt trotz eines positiven
Feedbacks und einer Arbeitserleichterung aller Berufsgruppen die Eintragung in den
Therapieplan nicht immer gewissenhaft. Pflegepersonen mit langjähriger Berufser-
fahrung und Physiotherapeut/in sind der Ansicht, dass die Kommunikation und die
Planung bei Primary Nursing PatientInnen besser erfolgen, als bei anderen Patien-
tInnen, da die Kontinuität der Pflegepersonen vorhanden ist und diese mehr Wissen
über den/die Patienten/in aufweisen können.
Individuelle Planungen und Absprachen mit TherapeutInnen sind für manche Patien-
tInnen notwendig, besonders wenn Logopädie angeordnet ist oder der/die Patient/in
jeden zweiten Tag zur Dialyse gebracht werden muss.
Die Gesprächsbasis zwischen den einzelnen Berufsgruppen wird als gut beschrieben,
wobei sich die Pflegepersonen eine Forcierung der Physiotherapie durch kontinuierli-
che Zuteilung von Seiten der ÄrztInnen wünschen.
Andererseits hzeigtat sich auch, dass es bei Primary Nursing PatientInnen keine Zu-
teilung von PhysiotherapeutInnen gibt, so dass die Primary Nurse die Verantwortung
für die Mobilisation übernimmt.
PhysiotherapeutInnen beschreiben, dass eine fehlende Transparenz darüber beste-
hen würde, welche Pflegeperson als Primary Nurse bei welchem/welcher Patien-
ten/in eingeteilt ist. Sie schlagen deshalb vor, dass eine Markierung an der PatientIn-
nentafel erfolgen soll, die für alle Berufsgruppen sofort ersichtlich ist. Das erwähnte
Blatt Papier mit den aktuellen Namen der Primary Nurse und des/der Patienten/in,
das im Aufenthaltsraum ausgehängt ist, kann von den TherapeutInnen nicht regis-
triert werden, da sich diese selten im Aufenthaltsraum dieser Station befinden.
110
Die Planung der Tätigkeiten aller Berufsgruppen erscheint bei PatientInnen mit in-
fauster Prognose auch von Personen mit langjähriger Berufserfahrung schwierig.
Pflegepersonen und TherapeutInnen sind scheinbar nur gewohnt, Maßnahmen zur
Erreichung von Fortschritten bzw. Erfolgen zu planen und durchzuführen. Fehlende
Fortschritte hingegen werden oft persönlich genommen und als Misserfolge bewertet.
Die positive Zusammenarbeit zwischen PhysiotherapeutInnen, Primary Nurses und
Associate Nurses, die sich durch eine fixe Ansprechperson begründet, auch von den
PhysiotherapeutInnen an die Stationsleitung als solches kommuniziert. Physiothera-
peutInnen erkennen bei einer fehlenden Kontinuität durch die Pflegepersonen eine
mangelhafte Übergabe in Bezug auf die Mobilität des/der Patienten/in, allerdings
könnten sich Pflegepersonen mit Hilfe der Dokumentation der PhysiotherapeutInnen
über den Mobilitätsstatus der PatientInnen informieren. Pflegepersonen hätten dann
die Möglichkeit, Übungen in Absprache mit dem/der Patienten/in zu übernehmen.
Aufgrund der geringen Präsenz von PhysiotherapeutInnen kann nicht täglich Physio-
therapie bei den PatientInnen erfolgen. Nach Rücksprache mit der Primary Nurse
könnten jedoch Übungen vorgezeigt werden, die diese dann mit dem/der Patienten/in
durchführt. Auch in Abhängigkeit von der Arbeitsbelastung sind aber nicht alle Pfle-
gepersonen dazu bereit, diese Tätigkeiten zu übernehmen.
Manche PhysiotherapeutInnen erwähnen, dass einige überlastete Pflegepersonen
bei Anwesenheit der PhysiotherapeutInnen das PatientInnenzimmer verlassen, ohne
diesen ihre Unterstützung anzubieten.
Thema 13: „Zufriedenheit mit der Arbeit“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 13: Zufriedenheit
mit der Arbeit
Text 1: Wenn beim/bei der
Patienten/in einiges erreicht
wird und Versprechen
dem/der Patienten/in gegen-
über eingehalten werden
können, ist es für die Pri-
Erfolge beim/bei der Patien-
ten/in und eingehaltene
Versprechen von der Pri-
mary Nurse dem/der Pati-
enten/in gegenüber sind
sehr befriedigend und für
Erfolge des/der Patienten/in und
durchgeführte Pläne werden sehr
positiv von der Primary Nurse mit
langjähriger Berufserfahrung be-
wertet.
111
mary Nurse sehr befriedi-
gend und für alle Beteiligten
positiv.
alle Beteiligten positiv.
Abb. 19: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“.
Analyse zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“
Die Erfolge des/der Patienten/in und Maßnahmen, die mit dem/der Patienten/in ge-
plant und auch durchgeführt werden, werden von der Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung sehr positiv bewertet, und es fällt leichter die Verantwortung weiter-
hin zu übernehmen. Für Erfolge bzw. Fortschritte der PatientInnen wünschen sie sich
auch Lob von der Stationsleitung. Primary Nurses möchten Erfolge des/der Patien-
ten/in miterleben, weshalb sie es schade finden, wenn die Transferierung frühzeitig
erfolgt. Ob es durch Primary Nursing tatsächlich zu einer Reduktion der Aufenthalts-
dauer der PatientInnen kommt, wie von Primary Nurses subjektiv wahrgenommen,
bleibt eine offene Frage.
Fotodokumentationen von Pflegeproblemen der PatientInnen sollen einerseits zur
Argumentationshilfe den ÄrztInnen und KollegInnen bzw. der Stationsleitung gegen-
über dienen, andererseits können positive, aber auch negative Veränderungen auf-
gezeigt werden.
Die Daten ergeben, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung Unzufrie-
denheit äußern, wenn sich beim/bei der Patienten/in keine Erfolge/Fortschritte ein-
stellen. Diese Problematik offenbart sich auch in der Pflegeplanung und in der Zu-
sammenarbeit mit PhysiotherapeutInnen. Daraus kann geschlossen werden, dass
verschiedene Berufsgruppen im Gesundheitswesen bzw. in bestimmten Bereichen
sich mit Erfolglosigkeit bei PatientInnen, Rückschritten bis hin zur Sterbephase nur
schwer abfinden können, wenn sie vom naturwissenschaftlichen Verständnis des
wieder Heilens geprägt sind.
Zufriedenheit wird von den Primary Nurses über das umfangreiche Wissen über
den/die Patienten/in geäußert, besonders in Bezug auf Erkrankung und medizinische
Belange. Problematischer werden Informationen gesehen, die mit psychischen und
sozialen Belange zusammenhängen. Sehr persönliche Informationen erleben Prima-
112
ry Nurses, selbst wenn sie eine langjährige Berufserfahrung aufweisen, teilweise als
große Belastung.
Thema 14: „Verantwortung“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftretens
Thema 14:
Verantwortung
Text 1: Es besteht großes
Verantwortungsbewusstsein,
wenn etwas von der Primary
Nurse in der Pflegeplanung
vorgeschrieben wird, weil sie
dann auch dafür gerade ste-
hen muss. Ansonsten ma-
chen das Pflegepersonen für
PatientInnen für zwei oder
drei Tage, und wenn die
nächste Pflegeperson
kommt, dann werden viel-
leicht Änderungen durchge-
führt. Im Endeffekt enden
Arbeit und Verantwortung
bei Dienstende.
Verantwortung für geplante
Pflege, Primary Nurse muss
dafür gerade stehen.
Im System der Bereichs-
pflege übernehmen Pflege-
personen die Verantwor-
tung nur für die Zeit, so-
lange sie den/die Patien-
ten/in betreuen, danach
wird sie von einer anderen
Pflegeperson übernommen.
Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung empfindet großes
Verantwortungsbewusstsein bei
der Erstellung der Pflegeplanung,
die sich insofern verändert hat, als
dass sie jetzt für den gesamten
Zeitraum verantwortlich ist und
nicht nur für zwei bis drei Tage,
wenn sie den/die Patienten/in be-
treut und danach eine andere
Pflegeperson diese Verantwor-
tung übernimmt.
Abb. 20: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Verantwortung“.
Analyse zum Thema „Verantwortung“
Die Daten lassen den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfah-
rung großes Verantwortungsbewusstsein bei der Erstellung der Pflegeplanung emp-
finden, insofern, dass sie jetzt für den gesamten Zeitraum, während sie die Rolle der
Primary Nurse inne haben, verantwortlich sind und nicht nur für zwei bis drei Tage, in
deren sie den/die Patienten/in betreuen und danach eine andere Pflegeperson diese
Verantwortung übernimmt. Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung äußern
Unsicherheit beim Anlegen von nicht-standardisierten Pflegediagnosen, da dafür
auch die Verantwortung übernommen werden muss. In Bezug auf die Richtigkeit der
113
Pflegediagnose kommt ein Gefühl der Angst auf, gerade in Bereichen, wo die Psyche
oder das soziale Umfeld sich als Pflegeproblem erweist. Eine weitere Schwierigkeit
wird darin gesehen, dass jede Pflegeperson andere Prioritäten beim Anlegen von
Pflegediagnosen setzt und für diese dann auch die Verantwortung trägt.
Ebenso zeigt sich im Endgespräch, dass Pflegepersonen mit langjähriger Berufser-
fahrung kein Belastungsgefühl bei der Übernahme der Verantwortung wahrnehmen.
Es wird aber auch angemerkt, dass der Großteil des Pflegeteams nicht oder noch
nicht bereit wäre, die Verantwortung in diesem Umfang zu übernehmen.
Von ÄrztInnen wird die Veränderung der Qualität in der Planung und Pflege bei Pri-
mary Nursing durch die Kontinuität und im Gegensatz zu oftmaligem Wechsel der
Pflegepersonen bemerkt. Diese Veränderung im positiven Sinn bestätigen Pflege-
personen mit langjähriger Berufserfahrung, mit einem Verweis darauf, dass die Pri-
mary Nurses Angst vor falscher Planung hätten und deshalb auch besonders genau
dokumentieren würden. Ein weiterer Vorteil zeigt sich in der Pflegekontinuität, da
durch die Kenntnisse um den/die Patienten/in, seine/ihre Fortschritte und Bedürfnis-
se viel gezielter und detaillierter zu planen sind und darauf aufgebaut werden kann.
Thema 15: „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 15: Zusammenar-
beit mit Pflegepersonen
Text 1: In der kleinen Grup-
pe funktioniert es besser,
man spricht sich leichter ab.
Die Zusammenarbeit in der
kleinen Gruppe funktioniert
besser, die Kommunikation
findet leichter statt.
Pflegeperson mit langjähriger Be-
rufserfahrung findet die Zusam-
menarbeit in der Projektgruppe
sehr gut, und die Kommunikation
findet leichter statt.
Abb. 21: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“.
114
Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“
Die Ergebnisse belegen, dass Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung die
Zusammenarbeit in der Projektgruppe als sehr gut beschreiben und dass die Kom-
munikation leichter stattfindet. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Projektgrup-
pe aus elf Pflegepersonen besteht, im gesamten Pflegeteam jedoch 60 Pflegeperso-
nen tätig sind. Primary Nurses nehmen die Unterstützung der gesamten Projekt-
teammitglieder wahr, es wird gemeinsam über passende Pflegediagnosen diskutiert
und es werden Ideen in Bezug auf Pflegeinterventionen ausgetauscht. Zudem wird
die Unterstützung von ExpertInnen in speziellen Fragen sehr positiv wahrgenommen,
auch entsteht Sicherheit bei speziellen pflegerischen Tätigkeiten. ExpertInnen bera-
ten Primary Nurses u. a. im Wundmanagementbereich, bei Aromapflege und Phytho-
therapie. Manley (2002: 101) führt die Darstellung der „therapeutischen Wirkung“ des
KollegInnenteams nach Johns (1992) an, bei dem die Primary Nursing Praktizieren-
den Hilfe suchen und finden können, was in der Praxis von großer Bedeutung ist.
Unter den KollegInnen sollte eine ähnliche Form gegenseitiger Fürsorge bestehen,
wie sie den PatientInnen entgegengebracht wird.
Ebenso wird berichtet, dass das Pflegeteam eine genauere und effizientere
Dienstübergabe wahrnimmt, da die Primary Nurse durch die Pflegekontinuität und
die regelmäßige Kommunikation mit dem/der Patienten/in, den ÄrztInnen und Thera-
peutInnen einen gesamten Überblick über den/die Patienten/in hat.
Anderseits kann aus den Daten abgeleitet werden, dass auch fehlendes Interesse
der Nichtprojektteammitglieder sich an die angelegte Pflegeplanung zu halten, vor-
herrscht, gerade dann, wenn die Primary Nurse oder eine Pflegeperson aus der Pro-
jektgruppe nicht im Dienst ist und die Pflege dieses/dieser Patient/in übernimmt.
Auch wird berichtet, dass bei Abwesenheit der Primary Nurse mit zweijähriger Be-
rufserfahrung und der Associate Nurses eine Nichteinhaltung der geplanten Pflege-
maßnahmen festgestellt wird. Pflegepersonen haben teilweise auch andere Vorstel-
lungen hinsichtlich der Pflegediagnosen bzw. –interventionen.
Die Kontrolle über die Einhaltung der geplanten Maßnahmen wird als Aufgabe der
Stationsleitung gesehen, die in einem Fall aufgrund von Krankenstand dieser Tätig-
keit nicht nachkommen kann. Es wird auch geschildert, dass die Vertretung der Sta-
tionsleitung diese Tätigkeit nicht übernommen hat, was auch daran liegen kann, dass
diese Aufgabe von der Stationsleitung nicht delegiert bzw. darüber vorher kommuni-
115
ziert worden. Auch das Abhalten von Pflegevisiten in diesem Zeitraum kann nicht
festgestellt werden.
Des Weiteren lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass Widerstände dem Pro-
jekt gegenüber den Projektverlauf begleiten. Diese machen sich durch unqualifizierte
Bemerkungen über die Tätigkeiten verbal bzw. auch am Aushang bemerkbar. Dies
kann als Hinweis auf fehlendes Wissen über Primary Nursing oder auch auf Angst
vor der Implementierung interpretiert werden.
Verantwortungsbewusstsein von Seiten der Associate Nurse zeigt sich in der Durch-
führung und Begründung der Evaluation der Pflegediagnose aufgrund von angeord-
neter Therapieänderung, wenn die Primary Nurse Nachtdienst absolviert.
Die Daten lassen zudem den Schluss zu, dass bei bereits geplanten Maßnahmen
des/der Primary Nursing Patienten/in in der Betreuung von mehreren PatientInnen
kein Problem gesehen wird. Für Primary Nurses scheint es von besonderer Bedeu-
tung zu sein, dass sie sporadisch andere PatientInnen bei einzelnen Diensten be-
treuen dürfen, um etwas Abstand von dem/der Primary Nursing Patienten/in zu ge-
winnen, was im Thema „Organisation“ ebenfalls angesprochen wird. Vom übrigen
Pflegeteam werden Projektteammitglieder, wenn sie im Dienst sind, automatisch und
ohne zu fragen, zum/zur Projektpatienten/in eingeteilt. Die Möglichkeit des PatientIn-
nentausches besteht in einem Mehrbettzimmer, wenn dann KollegInnen diesen/diese
Patienten/in übernehmen. Die Projektleitung achtet auf die kontinuierliche Präsenz
von Associate Nurses im Tagdienst. Associate Nurses kritisieren in diesem Zusam-
menhang aber auch, dass deshalb keine Wahlmöglichkeit bei der PatientInnenbe-
treuung bestehen würde, unabhängig davon, ob die letzten zwei Tage ein/eine ande-
rer/andere Patient/in betreut worden ist.
Möglicherweise ist es der Projektleitung besonders wichtig, dass die Primary Nurses
die Abschlussevaluation durchzuführen haben. Problematisch ist es jedoch, wenn
diese längere Zeit davor nicht im Dienst gewesen ist. Hier sollte die Möglichkeit ge-
geben sein, dass unter bestimmten Bedingungen auch eine Associate Nurse die Ab-
schlussevaluation übernimmt, wenn diese den/die Patienten/in kontinuierlich betreut
und ein umfangreiches Wissen über ihn/sie hat.
116
Ebenso scheint es von Bedeutung zu sein – und das wird von der Stationsleitung als
ein großer Kritikpunkt angemerkt -, dass sich Pflegende erst spät Informationen über
die Pflegeplanung und –diagnosen einholen, nämlich meist erst nachdem eine Pfle-
gevisite angekündigt worden ist. Diese Kritik betrifft hauptsächlich Nichtprojektteam-
mitglieder. Die Pflegeplanung muss bei Dienstbeginn und Übernahme des/der Pati-
ent/in durchgelesen werden, um über Pflegediagnosen, -ziele und -interventionen
Bescheid zu wissen. Nur darauf aufbauend kann professionelle Pflege stattfinden.
Thema 16: „Dokumentation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 16: Dokumentation
Text 1: Es wird der Zusatz-
button „Ereignisse“ gut ge-
nutzt, in dem viel reinge-
schrieben wird, wo man kurz
Informationen über den/die
Patienten/in nachlesen kann
und eine Übersicht hat. Man
sieht gleich, ob etwas Spe-
zielles gewesen oder was
gemacht worden ist.
Dokumentation unter dem
Zusatzbutton „Ereig-
nisse“ eignet sich als gute
und rasche Übersicht über
den/die Patienten/in.
Pflegerelevante Inhalte, die noch
nirgends dokumentiert worden
sind, werden unter dem Zusatz-
button „Ereignisse“ niederge-
schrieben. Dieser dient auch zur
guten und raschen Übersicht.
Zusammenhang mit Kommunika-
tion, Verantwortung, Zusammen-
arbeit mit Pflegepersonen, Thera-
peutInnen und ÄrztInnen
Abb. 22: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Dokumentation“.
Analyse zum Thema „Dokumentation“
Die Dokumentation stellt einen Teil des Pflegeprozesses dar, der auch im Gesund-
heits- und Krankenpflegegesetz von 1997 inhaltlich angeführt ist. In diesem Fall wird
auf die Dokumentation von pflegerelevanten Gegebenheiten unter dem Zusatzbutton
„Ereignisse“ Bezug genommen, die an keiner anderen Stelle niedergeschrieben wer-
den. Inhalte könnten z. B. eine Kurzzusammenfassung der Krankengeschichte
des/der Patienten/in sein, da beispielsweise eine Magenresektion auch für Pflegein-
terventionen von großer Bedeutung sein können. Als weitere Punkte könnten hier
besondere Vorkommnisse vom Tag oder von der Nacht eingetragen oder Wünsche
117
an KollegInnen formuliert werden. Es haben alle Berufsgruppen Zugang zum Zu-
satzbutton „Ereignisse“, um sich zu informieren bzw. auch selbst etwas zu dokumen-
tieren. Diese Möglichkeit soll auch einer guten und raschen Übersicht dienen.
Thema 17: „Motivation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 17: Motivation
Text 2: Die Motivation soll
auch von höherer Instanz
vorgelebt werden, was aber
derzeit nicht stattfindet.
Es fehlt ein „Pusher“ in der
Gruppe, der den Rücken der
Pflegepersonen stärkt und
sagt, dass sie es gut ma-
chen.
Eine Motivation der Projekt-
leitung für das Projekt ist
nicht erkennbar.
Es besteht fehlende Unter-
stützung und Stärkung für
das Projektteam.
Pflegeperson mit langjähriger Be-
rufserfahrung wünscht sich eine
erkennbare Motivation von Seiten
der Projektleitung, die auch das
Projektteam unterstützt, stärkt und
lobt.
Abb. 23: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Motivation“.
Analyse zum Thema „Motivation“
Möglicherweise ist es den Projektteammitgliedern besonders wichtig, dass eine er-
kennbare Motivation von Seiten der Projektleitung spürbar ist, diese auch das Pro-
jektteam unterstützen und stärken sowie Lob aussprechen, was jedoch vermisst wird.
Pflegepersonen wünschen sich Lob und Wertschätzung, sowie Informationen an das
Pflegeteam über die PatientInnen, die im Projekt gewesen sind, so dass auch die
Erfolge wahrgenommen werden.
Aufgrund der geringen Teilnahme an Besprechungen wird auch der Stellenwert des
Projektes von Projektteammitgliedern in Frage gestellt. Unklarheit besteht außerdem
darin, warum das Projekt Primary Nursing gestartet worden ist, obwohl bereits vor
dem zweiten Reflexionsgespräch von der Stationsleitung gesagt wird, dass es für
eine Umsetzung keine Ressourcen gibt. In diesem Zusammenhang stellen sich fol-
gende Fragen: Sind die Ressourcen zu Projektbeginn nicht klar definiert worden? Ist
eine vollständige Implementierung für die gesamte Station generell geplant gewesen?
118
Ist es ausdrücklicher Wunsch der Stationsleitung gewesen, dieses Projekt durchzu-
führen? Wenn ja, hat sie auch ihre persönlichen Ressourcen mit berücksichtigt?
Die Daten lassen den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfah-
rung eine große Belastung aufgrund von sehr pflegeintensiven PatientInnen, Perso-
nalmangel, Einschulung neuer MitarbeiterInnen und zusätzlich noch die Übernahme
von zwei PatientInnen als Primary Nurse wahrnehmen. Diese Belastungssituation
kann ein Hinweis darauf sein, dass Primary Nursing im Intensivpflegebereich nicht
immer umsetzbar ist und sich bei anhaltend schlechten Arbeitsbedingungen die Mo-
tivation weiter reduzieren würde; auch kann es zu vermehrten Krankenständen bis
hin zu einem Burnout11 kommen, was ein Projektteammitglied, das jedoch nie Prima-
ry Nurse gewesen ist, ebenfalls kritische angemerkt.
Zudem berichten Projektteammitglieder über eine negative Einstellung des übrigen
Pflegeteams Primary Nursing gegenüber. Dies wird erstmals im dritten Reflexionsge-
spräch angesprochen und im sechsten nochmals zur Diskussion gebracht. Projekt-
teammitglieder versuchen durch Aufzeigen der Vorteile von Primary Nursing Informa-
tionen an das Pflegeteam weiterzugeben, trotzdem werden keine Veränderungen
wahrgenommen. Dies ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass - wie bereits beim
Thema „Verantwortung“ - Pflegepersonen die Pflegekontinuität ablehnen, die Ver-
antwortung fürchten oder Angst davor haben, dass die Pflegepersonen im Projekt-
team bzw. die Primary Nurses bessere Pflegepersonen sind.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Pflegepersonen, die nicht im Projektteam
sind, nicht motiviert zu sein scheinen, über die „Standardpflegediagnosen“, wie z. B.
die Pflegediagnosen „Infektion, hohes Risiko“ oder „Hautdefekt, hohes Risiko“ hinaus,
noch andere relevante Diagnosen anzulegen. Vereinzelt wird die Pflegediagnose
„Selbstpflegedefizit“ verwendet. Das Anlegen der Pflegediagnosen bzw. das Diag-
nostizieren von Pflegepersonen könnte auch sehr viel mit der individuellen Einstel-
lung zum eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich zu tun haben, also damit, für wie
11 Zum Begriff „Burnout“ schreiben Aronson et al (1985: 25, in: Domnowski 2010: 94): „ . . . das
Ausbrennen ist das Resultat andauernder oder wiederholter emotionaler Belastungen im Zusammenhang mit langfristigem, intensivem Einsatz für andere Menschen . . .. Das Ausbrennen ist die schmerzhafte Erkenntnis (von Helfern), dass sie diesen Menschen nicht mehr helfen können, dass sie nicht mehr zu geben haben und sich völlig verausgabt haben.“
119
wichtig eigenverantwortliche Tätigkeiten eingestuft werden. Zudem wird von der Pro-
jektleitung kritisch angemerkt, dass das regelmäßige Abhalten von Pflegevisiten not-
wendig wäre, da ansonsten die Pflegediagnostik nicht oder nur mit Standarddiagno-
sen versehen durchgeführt wird, allerdings werden die Pflegediagnosen bei beste-
henden Gewebeschädigungen immer gut geplant. Pflegepersonen empfinden Unsi-
cherheit bzw. eine mangelnde Motivation, eine Planung im mitverantwortlichen Tätig-
keitsbereich anzulegen, wobei die oben angeführte Pflegediagnose „Gewebeschädi-
gung“ mit der Intervention eines Verbandwechsels sehr wohl in den mitverantwortli-
chen Bereich fällt. Die zuvor angeführte Problematik bezieht sich hauptsächlich auf
die Beatmung der PatientInnen und die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine.
Pflegepersonen regen eine weitere Schulung zur Pflegediagnostik an, was aber von
der Projektleitung nicht unterstützt wird, da es immer wieder Schulungen zu dieser
Thematik gegeben hat. Die letzte Schulung ist von zwei KollegInnen der Station
durchgeführt worden, jedoch hat es nur eine geringe Teilnehmerzahl gegeben. Neue
MitarbeiterInnen, die erst vor kurzem ihre Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits-
und Krankenpflegeperson beendet haben, bringen das Wissen um den Pflegepro-
zess und der Pflegediagnostik mit. Sie sollten auch MitarbeiterInnen, deren Ausbil-
dung länger zurück liegt (vor 1997) beim Diagnostizieren und Formulieren unterstüt-
zen, sofern diese es annehmen können.
Die Projektleitung sieht in der Problematik der Pflegediagnostik sehr wohl auch die
fehlende Motivation der Pflegepersonen, sich mit dieser Thematik auseinanderzuset-
zen. Die Notwendigkeit des Diagnostizierens und die Funktionen von Pflegediagno-
sen müssen den Pflegepersonen klar sein, um auch ein entsprechende Verständnis
dafür zu entwickeln. Das Erstellen der Pflegediagnosen der Stationsleitung zuliebe
ist nicht die richtige Einstellung dazu.
Es lässt sich aus den Daten ableiten, dass die Projektleitung nicht an die vollständige
Überleitung des Projektes auf das übrige Pflegeteam glaubt und darin einen langwie-
rigen Prozess erkennt. In diesem Zusammenhang gilt es auch die Aussage, dass es
für eine Umsetzung an Ressourcen fehle, kritisch zu betrachten.
Die Projektleitung und auch die anwesenden Projektteammitglieder sind der Meinung,
dass in der Regel nicht alle 16 PatientInnen dieser Station die Betreuung von einer
Primary Nurse benötigen. Die Pflege dieser PatientInnen werden Pflegepersonen
120
übernehmen, die Primary Nursing völlig ablehnen. Es werden fünf bis sechs Patien-
tInnen geschätzt, die von einer Primary Nurse betreut werden sollten. Dieses Vorge-
hen kann damit begründet werden, dass z. B. PatientInnen nach einer aortokorona-
ren Bypassoperation oder nach einer unkomplizierten Herzklappenoperation meist
nur ein bis vier Tage auf der Intensivstation verbringen und danach auf eine Überwa-
chungs- oder Normalbettenstation transferiert werden. PatientInnen mit einem lang-
wierigen postoperativen Verlauf jedoch, deren stationärer Aufenthalt mehrere Wo-
chen betragen kann und deren Selbstständigkeit stark eingeschränkt ist, könnten von
der Pflegekontinuität durch Primary Nursing profitieren.
Um eine hohe Motivation bei der Implementierung von Primary Nursing zu erzielen,
so schreibt Hannelore Josuks (2008: 57), sind spezielle Rahmenbedingungen, die
sinnvolle Aufgabenstellung, die Übernahme von Verantwortung, die Delegation und
die Einbeziehung der MitarbeiterInnen in Entscheidungen von wesentlicher Bedeu-
tung. Aus den oben angeführten Beschreibungen geht deutlich hervor, dass es zum
einen an Rahmenbedingungen fehlt, wie beispielsweise bei der korrekten Durchfüh-
rung der Pflegediagnostik, zum anderen aber wird meist auch die Übernahme der
Verantwortung von Pflegepersonen abgelehnt. Als Ursachen dafür stehen Angst bzw.
Unsicherheit und fehlendes Wissen über Primary Nursing im Vordergrund. Die Infor-
mationsweitergabe von der Stationsleitung bzw. von höherer Hierarchieebene an das
gesamte Stationsteam, mit dem Ziel, die Mitentscheidung der MitarbeiterInnen zu
fördern und zu integrieren, ist mangelhaft und führt damit ebenfalls nicht zu einer Mo-
tivationssteigerung.
Thema 18: „Beziehung zum/zur Patienten/in“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 18: Beziehung
zum/zur Patienten/in
Text 2: Die ProjektpatientIn-
nen sind bis jetzt sehr an-
strengend und fordernd, so
dass man dann, wenn er/sie
den Namen ruft und etwas
Belastung durch Primary
Nursing PatientInnen, die
sehr fordernd sind, wird
empfunden. Es besteht die
Notwendigkeit, diesen Pati-
Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung empfindet eine
große Belastung, wenn PatientIn-
nen sehr fordernd sind, immer nur
den Namen der Primary Nurse
121
will, es nicht mehr hören
kann. Es müssen Grenzen
aufgezeigt werden, die
der/die Patient/in auch ver-
steht; der Primary Nurse
geht es dann auch besser.
entInnen die Grenzen auf-
zuzeigen, dann geht es den
Pflegepersonen besser.
rufen. Hier sieht sie eine große
Notwendigkeit, dass dem/der Pati-
enten/in auch Grenzen aufgezeigt
werden.
Abb. 24: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit
des Auftretens zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“.
Analyse zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“
Die Daten weisen darauf hin, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung
es als große Belastung empfinden, wenn PatientInnen sehr fordernd sind. Dies zeigt
sich z. B. daran, dass der/die Patient/in immer nur den Namen der Primary Nurse ruft,
wenn etwas benötigt wird und auch die Selbstständigkeit des/der Patienten/in darun-
ter leidet, wenn er/sie glaubt, dass die Primary Nurse u .a. dafür da ist, ihm/ihr alles
zu machen. Hier wird eine große Notwendigkeit gesehen, dass sie dem/der Patien-
ten/in auch Grenzen aufzeigt und dass gemeinsam klare Regeln für eine gute Zu-
sammenarbeit aufgestellt werden. Das setzt jedoch voraus, dass die Pflegeperson
ihr Anliegen auch so kommunizieren kann, dass es der/die Patient/in auch verstehen
und akzeptieren kann.
Zudem zeigt sich, dass die Betreuung von PatientInnen mit schlechtem Zustandsbild,
wenn also keine Fortschritte erzielt werden können, eine Belastung darstellt. Daraus
lässt sich schließen, dass der Umgang einer Primary Nurse mit PatientInnen, die e-
her passiv sind und bei denen keine Erfolge erzielt werden können, gerade durch die
Pflegekontinuität sehr bedrückend sein kann. Hinzu kommt, dass bei kontaktierbaren
PatientInnen Ziele besprochen werden konnten, die anfangs euphorisch geplant
worden, jedoch von Erfolglosigkeit gekennzeichnet sind. Wenn Erfolge beim/bei der
Patienten/in erzielt werden können, hat das auch eine Zufriedenheit mit der eigenen
Arbeit zur Folge. Fehlende Erfolge oder Rückschritte lösen bei dieser Primary Nurse
die Befürchtung aus, etwas falsch gemacht zu haben, weshalb dann der Wunsch
geäußert wird, die Rolle der Primary Nurse nicht mehr übernehmen zu müssen. Die
Übernahme der Rolle der Associate Nurse hingegen wäre möglich. Zu dieser Er-
kenntnis kommen Primary Nurses, nachdem sie das zweite Mal diese Rolle über-
122
nommen und die gleichen Belastungen und Gefühle wahrgenommen haben, wie
beim ersten Mal.
Manley (2002: 97f) beschreibt Stress und Burnout, die sich oft aus der Pflege von
schwerkranken oder anspruchsvollen PatientInnen ergeben. Diese PatientInnen be-
finden sich in einer physiologischen, psychologischen und sozialen Krise, und auch
die Angehörigen benötigen umfangreiche Hilfe über eine lange Zeit, wenn sie bei-
spielsweise über Monate auf der Intensivstation bleiben. Für die Pflegepersonen be-
deutet das, dass sie über einen längeren Zeitraum tagein und tagaus für den/die
gleichen/gleiche Patienten/in zuständig sein müssen. Andere Pflegepersonen hinge-
gen schätzen die Beziehung zum/zur Patienten/in, die mit der Zuständigkeit und Ver-
antwortung einhergeht, da die Durchführung der Interventionen besser gewährleistet
und überwacht werden kann. Sie kennen den/die Patienten/in und die Angehörigen
besser, was wiederum zu weniger Stress führt, da sie z. B. über persönliche Eigen-
heiten des/der zu Pflegenden besser Bescheid wissen, und damit weniger Frustrati-
on auf beiden Seiten herrscht. Manley (2002: 96) führt die Studie von Bowman
(1990b) an, aus dessen Forschungsergebnissen abgeleitet werden kann, dass Pfle-
gende ihre Arbeit als weniger belastend finden, wenn ihre Rolle klar und selbstbe-
stimmt ist und sie diese kontrollieren können.
Von Maslach (zitiert in Pasternak, 1988, in: Manley 2002: 96) wird kritisch angemerkt,
dass Pflegende zwar oft über praktische Fähigkeiten verfügen, aber eben nicht über
jene kommunikativen Fähigkeiten, die nötig sind, um mit spannungsgeladenen emo-
tionalen Wechselbeziehungen umzugehen. Stress und Burnout werden, so gesehen,
eher auf Defizite in den Fertigkeiten und Kenntnissen der Pflegenden zurückzuge-
führt als auf Primary Nursing selbst.
Diskurs
Die geführten Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern sollen einerseits
dazu dienen, dass von jedem/jeder Primary Nursing Patienten/in gemeinsam Mei-
nungen zum Ablauf eingeholt und diskutiert werden. Andererseits ist es Aufgabe der
responsiven Evaluation, dass die Nutzung von Primary Nursing für die vorgesehenen
NutzerInnen mit Hilfe dieser Reflexionsgespräche optimiert werden sollte (vgl. Beywl,
in: Flick 2006: 106f). Wie bereits zu Beginn der thematischen Analyse angeführt,
können nur bedingt Meinungen der Projektteammitglieder eingeholt werden, da die
123
Teilnahme an den Reflexionsgespräche nur unregelmäßig von den Projektteammit-
gliedern erfolgt und die Teilnehmer nie vollzählig da sind.
Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass sich, in Hinblick auf die vier
Schlüsselelemente von Primary Nursing, zwei Gruppen heraus kristallisieren: Auf der
einen Seite stehen Pflegepersonen, die ein positives Gefühl durch die Übernahme
der Verantwortung, die Pflegekontinuität und die direkte Kommunikation äußern. Bei
Unsicherheiten mit der Erstellung der Pflegediagnosen und der nachfolgenden Pla-
nung nehmen sie die Unterstützung durch KollegInnen und der Stationsleitung wahr.
Die Pflegediagnostik erscheint bei Primary Nursing viel umfangreicher und ange-
passt an den/die Patienten/in. Trotz der umfangreicheren Dokumentation wird Zufrie-
denheit und eine bessere Nachvollziehbarkeit geäußert. Die Pflegevisite wird als
wichtiger Aspekt bei Primary Nursing gesehen. Bei der täglichen Arbeitszuweisung
nach Fallmethode übernimmt diese Gruppe von Pflegepersonen alle pflegerischen
Aufgaben im Zusammenhang mit dem/der ihr zugeteilten Patienten/in. Bei der
Dienstplangestaltung werden Tagdienste empfohlen, um die pflegerische Beziehung
zum/zur Patienten/in und deren Angehörigen zu ermöglichen. Es zeigt sich aber
auch, dass durch eine gute Zusammenarbeit mit der Associate Nurse trotz Absolvie-
rung von Nachtdiensten eine Pflegekontinuität möglich erscheint. Durch diese Pfle-
gekontinuität und den daraus folgenden Beziehungsaufbau entsteht umfangreiches
Wissen um den/die Patienten/in, das in der Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen
positiven Anklang findet. Pflegende der Projektgruppe erkennen hier auch einen Be-
nefit für den/die Patienten/in, da auf Interventionen, die wenn möglich mit dem/der
Patienten/in, besprochen werden, aufgebaut werden kann, und es damit möglich wird,
Fortschritte in Richtung Selbstständigkeit und Wundheilung zu dokumentieren. Zu-
dem kann auch eine Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit angenommen werden.
Verbesserungsvorschläge, die die Umsetzung von Primary Nursing erleichtern kön-
nen, werden in Diskussion gestellt, wie beispielsweise ein Plan für TherapeutInnen,
der direkt bei der Position der PatientInnen ausgehängt wird und Übersicht gibt, wer
zu welcher Uhrzeit die Therapie durchführt. Ebenso sollte eine Markierung an der
PatientInnentafel erfolgen, auf der die Zuteilung der Primary Nurse auf einen Blick für
alle Berufsgruppen klar ersichtlich ist. PhysiotherapeutInnen empfinden die Zusam-
menarbeit überwiegend positiv und versuchen auch in ihrer Berufsgruppe eine Konti-
nuität in der therapeutischen Betreuung der PatientInnen herzustellen, was jedoch
aufgrund von Personalmangel durch Krankenstände oder fehlende Zuweisungen
124
durch ÄrztInnen nicht immer möglich ist. Auch in dieser Berufsgruppe wird ange-
merkt, dass durch die Kontinuität eine Vertrauensbasis zu den PatientInnen aufge-
baut und dadurch Angst reduziert bzw. die Motivation der PatientInnen gesteigert
werden kann. ÄrztInnen schätzen das umfangreiche Wissen der Primary Nurses, die
ihr Wissen bei der Visite einbringen können und damit aktiv in der Zieleplanung für
den/die Patienten/in ihren Beitrag leisten. Sie fungieren als sogenannter Anwalt (vgl.
Manthey 2005: 67f) für den/die Patienten/in, indem Anliegen geäußert werden, die
nach Absprache mit den ÄrztInnen bestenfalls umgesetzt werden können. Subjektiv
wird durch diese Zusammenarbeit auch die Visitenzeit verkürzt. Primary Nurses erle-
ben das Gefühl der Wertschätzung.
Die zweite Gruppe, die sich aus den Daten ergibt, empfindet wiederum in Bezug auf
die vier Schlüsselelemente Primary Nursing als Belastung, gerade durch die Über-
nahme der Verantwortung und der Pflegekontinuität, besonders dann, wenn Pfle-
gende sich nicht abgrenzen können bzw. ihre Gedanken immer, sogar in der Freizeit,
um den/die Patienten/in kreisen. Hinzu kommt, dass Pflegende bei fehlenden Patien-
tInnenfortschritten sich selbst die Schuld zuweisen und sich fragen, ob etwas ver-
gessen oder übersehen wurde. Intensive Gespräche mit den PatientInnen und An-
gehörigen, die durch die Kontinuität auch intime Gesprächsinhalte preisgeben bzw.
Verzweiflung und Ängste äußern, tragen zusätzlich zu diesem Gefühl der Belastung
bei. Die individuelle Pflegeplanung wird als sehr zeitaufwändig erlebt, so dass - be-
sonders nach arbeitsintensiven Diensten - erst nach Dienstende dokumentiert und
evaluiert werden kann und damit Überstunden anfallen. Es gibt ebenso Hinweise
darauf, dass zu den „Standard-Pflegediagnosen“ keine weiteren angelegt werden,
obwohl Hilfeleistungen bei der Mobilisation und Körperpflege beschrieben werden.
Unterstützung durch Projektteammitglieder wird angeboten und von den Primary
Nurses auch wahrgenommen. Die Pflegevisite, die nicht konstant mit der Primary
Nurse stattfindet, wird teilweise als Kontrolle und nicht als Unterstützung erlebt. Die
Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen gestaltet sich unterschiedlich.
Es können sowohl positive als auch negative Aspekte aufgezählt werden. So zeigt
sich, dass Primary Nurses immer schon in der Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und
TherapeutInnen Wünsche und Beschwerden äußern und Pflegepersonen, die sich
nicht an geplante Maßnahmen gehalten haben, zur Rede stellen. Andererseits geht
aus den Daten hervor, dass Primary Nurses von Pflegepersonen im und außerhalb
125
des Projektteams aufgrund von Desinteresse und fehlender Motivation keine Unter-
stützung erleben bzw., die geplanten Interventionen nicht eingehalten werden. Diese
Faktoren wiederum können zu Unzufriedenheit mit der Arbeit führen. Hinzu kommt
noch, dass keine Fortschritte der PatientInnen wahrgenommen werden können bzw.
ein/eine Patient/in verstirbt. Der Umgang mit diesen Situationen scheint durch die
Pflegekontinuität zusätzlich belastend zu sein. Durch die wahrgenommene Belastung
wird von Primary Nurses der Wechsel für einen Dienst zu einem/einer anderen Pati-
enten/in erbeten, so dass die Betreuung wieder leichter fällt, was aber nicht immer
möglich ist. Die Zuteilung bzw. die Kontinuität von PhysiotherapeutInnen ist nicht
immer gegeben, so dass die Primary Nurse die Mobilisation selbstständig durchzu-
führen hat, was aber auch Teil der täglichen Arbeitszuteilung nach der Fallmethode
zu sein scheint. Zudem zeigt sich, dass TherapeutInnen ihre Zuweisungen nur spo-
radisch im Zeitplan eintragen, trotzdem dieser Zeitplan als sehr praktisch gewertet
wird. Vermutlich spielt auch hier der Personalstand eine wesentliche Rolle, da Per-
sonalmangel aufgrund von Krankenständen der Pflegepersonen die Umsetzung von
Primary Nursing erschweren und eine Stresssituation bei Primary Nurses auslösen.
Die Daten weisen darauf hin, dass Pflegepersonen der Projektgruppe, die nie die
Rolle der Primary Nurse inne gehabt haben, auch kritische Aspekte in die Reflexi-
onsgespräche einbringen, z. B. das Thema „Burnout“ aufgrund der verschiedenen
Belastungssituationen, und wie diesem vorgebeugt bzw. wie damit umgegangen
werden kann. Ein weiterer Aspekt stellt die finanzielle Situation dar. Wenn Primary
Nurses, so wie in der Literatur angeführt, nur Tagdienste absolvieren sollen und das
ausschließlich unter der Woche, dann würde ein finanzieller Nachteil für sie entste-
hen. Dadurch, dass sie auch die Verantwortung für den/die Patienten/in übernimmt,
hat die Primary Nurse eine besondere Position inne, die auch finanziell abgegolten
werden sollte. Zudem kommt der Vorschlag, das Pflegeorganisationssystem der Be-
reichspflege beizubehalten und die Vorteile von Primary Nursing in dieses System zu
integrieren.
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass für Projektteammitglieder die Rolle der
Stationsleitung bzw. Projektleitung nicht ganz klar in Erscheinung getreten ist. Im
System Primary Nursing verliert sie die Autorität, da die Verantwortung für die ent-
sprechenden PatientInnen die Primary Nurses tragen. Ihre Aufgaben liegen vielmehr
126
in der klinischen Leitung, dem gesamten Management der PatientInnenversorgung,
sowie in der Unterstützung der Primary Nurses bei Fragen zu bestimmten Themen
(vgl. Manthey 2005: 73ff). Hinzu kommt auch die Funktion der Projektleitung, die die
Planung und Durchführung des Projektes beinhaltet. Die mangelnde Klarheit des
Rollenverständnisses in Bezug auf die Stationsleitung bzw. Projektleitung, die von
den Projektteammitglieder kritisch gesehen wird, findet ihren Niederschlag auch da-
rin, dass sich Pflegende mehr Unterstützung hinsichtlich der Einhaltung der kontinu-
ierlichen Durchführung der Pflegeinterventionen von allen Pflegepersonen wünschen
würden. Ebenso wird die Weitergabe von Informationen über Primary Nursing an alle
Berufsgruppen, die im Projekt involviert sind, hauptsächlich jedoch an alle Pflegen-
den des Stationsteams und an PatientInnen und deren Angehörige, als wesentliche
Aufgabe gesehen; auch dies wird scheinbar nur unzureichend umgesetzt. Die Pfle-
gevisite scheint für den Großteil der Projektteammitglieder als Unterstützung durch
die Stationsleitung gesehen zu werden, es wird diesbezüglich jedoch kein Unter-
schied in der Durchführung bei anderen PatientInnen wahrgenommen. Bei größerem
Interesse der Stationsleitung am Befinden der Projektteammitglieder und deren psy-
chische Leistungsfähigkeiten könnten möglicherweise besondere Belastungssituatio-
nen vermeiden werden. Auch zeigt sich, dass aufgrund von Personalmangel durch
Krankenstände Primary Nursing nicht optimal umgesetzt werden kann. Daraus lässt
sich schließen, dass zur Organisation von Primary Nursing bestimmte Regeln beste-
hen sollten, die es einzuhalten gilt, und die es auch ermöglichen, bei Abwesenheit
der Stationsleitung ein Weiterführen des Systems zu gewährleisten. Diese organisa-
torischen Belange beziehen sich auf eine längere Abwesenheit der Primary Nurse,
die Evaluation der Pflegediagnosen bei Zustandsveränderungen des/der Patienten/in
sowie bei der Zuteilung der PatientInnen bei Projektstart und während der laufenden
Projektzeit, wenn der Wunsch nach Auszeit geäußert wird.
127
5.5 Typologische Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses
Inhalte der Ergebnisdarstellung der typologischen Analyse nach Kelle und Kluge
(2010) sind einerseits Fallvergleiche der Primary Nurses und der PatientInnen und
andererseits werden die Resultate aus den Leitfadeninterviews, der Pflegedokumen-
tationen und der Dienstpläne aufgezeigt.
Die nachfolgenden Tabellen stellen die Fälle der Primary Nurses dar, es werden das
Alter, Geschlecht, die Anzahl der Dienstjahre auf dieser Station, die Absolvierung der
Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen
(SAB) und die Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung auf der Station der Primary Nurses
erfasst. Ebenso werden die Anzahl der Rollenübernahmen der Primary Nurses, die
Anzahl und Art der absolvierten Dienste, wie Tag- und Nachtdienste, sowie die ge-
samten Dienste in der Projektphase und die Anzahl der Tage, die PatientInnen im
Projekt involviert waren, aufgezeigt. Die anschließende Tabelle kontrastiert die in das
Pilotprojekt involvierten PatientInnen, wobei Alter, Geschlecht, Einweisungsgrund,
gesamte Liegedauer und den Zeitraum, wann der/die Patient/in von der Primary Nur-
se übernommen wurde, aufgezeichnet werden.
128
Tab. 2: Fallvergleich der Primary Nurses.
Fall Alter Ge-
schlecht
Dienst-
jahre
SAB zur
Intensivpfle-
ge
Vollzeit/
Teilzeit
Wie oft PN Anzahl der Tage beim/bei
der Patienten/in der PN
Projektzeitraum
des/der Patien-
ten/in
1. PN 31a Weibl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 7 Tagdienste
7 Nachtdienste
Von 14 Diensten
31 Tage
2. PN 55a Männl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 11 Tagdienste
0 Nachtdienste
Von 14 Diensten
27 Tage
3. PN 38a Weibl. > 10 ja 43 h Erstes Mal 5 Tagdienste
4 Nachtdienste
Von 9 Diensten
17 Tage
4. PN 31a Weibl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 8 Tagdienste
2 Nachtdienste
Von 10 Diensten
18 Tage
5. PN 27a Weibl. 2 nein 40 h Erstes Mal 6 Tagdienste
5 Nachtdienste
1x Gutstunden
Bei Beginn 1 Woche frei
27 Tage
6. PN 26a Männl. 2 nein 40 h Erstes Mal 6 Tagdienste
1 Nachtdienst
6 Tage durchgehend frei
Von 7 Diensten
14 Tage
7. PN 26a Männl. 3 nein 40 h Erstes Mal 3 Tagdienste
2 Nachtdienste
Von 5 Diensten
6 Tage
8. PN 55a Männl. > 10 ja 40 h Zweites Mal 5 Tagdienste
0 Nachtdienste
Von 5 Diensten
9 Tage
9. PN 31a
38a
Weibl.
Weibl.
> 10
> 10
Ja
ja
40 h
43 h
Beide das
zweite Mal
10 Tagdienste
0 Nachtdienste
1x durchgehend 5 Tage frei, 8
Tage krank
6 Tagdienste
4 Nachtdienste
Von 10 Diensten
41 Tage
10. PN 26a Männl. 2 nein 40 h Zweites Mal 3 Tagdienste
1 Nachtdienst
Von 4 Diensten
6 Tage
129
Fall Alter Geschlecht Einweisungsdiagnose Aufenthalts-
dauer
Zeit der Übernahme
durch PN
1 67a Männl. Linksventrikelersatz (LVAD) 70 Tage Nach 40 Tagen
2 67a Männl. Aortenklappenersatz, Trikuspitalklap-
penrekonstruktion
161 Tage Nach 130 Tagen
3 58a Männl. Kardiogener Schock, Extrakorporale Membranoxi-
genation (ECMO), Fasziotomie, Oberschenkelam-
putation
34 Tage Nach 17 Tagen
4 75a Männl. Aortenklappenersatz, offenes Sternum 37 Tage Nach 19 Tagen
5 50a Männl. Gefäßinterponat, Fasziotomie 33 Tage Nach 6 Tagen
6 51a Weibl. Gefäßinterponat, einfacher Aortokoronarer Bypass 15 Tage Einen Tag nach Auf-
nahme
7 53a Männl. Herztransplantation 6 Tage Einen Tag nach Auf-
nahme
8 64a Männl. Herzinsuffizienz, präoperative Aufnahme für LVAD 17 Tage Nach 6 Tagen
9 55a Männl. Trikuspitalklappenrekonstruktion > 180 Tage Nach 100 Tagen
10 41a Männl. St. p. Myokardinfarkt, kardiogener Schock, LVAD 47 Tage Nach 41 Tagen
Tab. 3: Fallvergleich der PatientInnen
Erarbeitung relevanter Vergleichsdimensionen
Die nachfolgend angeführten Vergleichsdimensionen werden auf deduktivem Weg
entwickelt. Sie werden aus dem Interviewleitfaden sowie aus den Pflegedokumenta-
tionen und den Dienstplänen gewonnen, bzw. bereits vorhandene und bekannte Ka-
tegorien werden genutzt. Beim Erscheinen neuer Phänomene werden unbekannte
Kategorien formuliert (vgl. Kelle/Kluge 2010: 93f).
Kategorien Dimensionalisierung
Phase der Intensivpflege Akut / Subakut / Stabilisierung / Rehabilitation /
Sterbephase (vgl. Friesacher 2010: 49f)
Verantwortung Verbindlich über max. ein Monat
Freiwillig – gezwungen
Belastend – nicht belastend
Arbeitsformen Machine-Work / Safety-Work / Comfort-Work / Sen-
timental-Work / Articulation-Work / Work of Patients
(vgl. Friesacher 2010: 50)
Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in Kurzfristig / mittelfristig / langfristig
Pflegeplanung und Durchführung aus einer
Hand
Direkte – durch andere Pflegeperson
Kontinuierlich – flexibel
Individuelle Pflegeplanung – Standard
Innere Kohärenz der Pflegediagnosen
Pflegeerfolg PatientInnenfortschritte - Rückschritte
130
Pflegefehler vorhanden – nicht vorhanden
Zusammenarbeit Gut unter PTM12
– schlecht unter PTM
Gut zw. den Pflegenden der Station – schlecht zw.
den Pflegenden der Station
Gut unter den BG13
– schlecht unter den BG
vorhanden mit STL14
– nicht vorhanden mit STL
Kommunikation vertikal – horizontal - gemischt /
direkt – indirekt
Motivation Zufriedenheit – Unzufriedenheit
Arbeitsbedingungen
Führungsstil
Informationen (z.B. Teambesprechungen)
Gestaltung der Pflege
Verantwortungsspielraum
Möglichkeit der Selbstentfaltung
Planung der Interventionen im Tätigkeitsbe-
reich
Eigenverantwortlich – mitverantwortlich - interdis-
ziplinär
Abb. 25: Überblick über Kategorien und Dimensionen der Struktur des pflegerischen Han-
delns der Primary Nurses.
Bildung von Subkategorien und Dimensionen
Nachfolgend werden die Subkategorien zu „Phase der Intensivpflege“, „Arbeitsfor-
men“, „Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in“, „Zusammenarbeit“, „Verantwortung“,
„Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand“, „Pflegeerfolge“ sowie „Motivati-
on“ mit den Dimensionen angeführt. Zu jeder Kategorie werden Beispiele der Fälle
angeführt.
Kategorie: Phase der Intensivpflege
A) Akutphase
Dimensionen:
Rasches Handeln unter Zeitdruck
Pflegende und ÄrztInnen arbeiten Hand in Hand
Komplexität der Handlungen
Mitverantwortliche Tätigkeiten stehen im Vordergrund
12 PTM = Projektteammitglieder
13 BG = Unterschiedliche Berufsgruppen dieser Station, wie z. B. ÄrztInnen, PhysiotherpeutInnen,
ErgotherapeutInnen usw. 14
STL = Stationsleitung, die ebenfalls die Rolle der Projektleitung übernommen hat; zusätzlich wird hier auch die Zusammenarbeit mit den Vertretungspersonen der Stationsleitung miteinbezogen.
131
B) Postakutphase
Dimensionen:
Wechselndes Zustandsbild des/der Patienten/in
Auftreten von Komplikationen
Erschwerte Kommunikation durch Beatmung und Anal-
gosedierung
Aufwendige Überwachung der Vitalparameter und medi-
kamentöser Maßnahmen
Überwiegend mitverantwortliche Tätigkeiten - geringer
Anteil an eigenverantwortliche Tätigkeiten
C) Phase der Stabilisation
Dimensionen:
Ausschleichen von apparativen und medikamentösen
Maßnahmen
Mögliche unvorhersehbare Rückschläge
Empathie
Tätigkeitsbereich befindet sich im mitverantwortlichen,
eigenverantwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbe-
reich
D) Phase der Rehabilitation
Dimension:
Der/die Patient/in führt Lebensaktivitäten alleine durch –
mit Unterstützung einer Pflegeperson
Äußerung von Wünschen und Bedürfnissen
Tätigkeiten überwiegend im eigenverantwortlichen Tätig-
keitsbereich, gering auch im interdisziplinären Bereich
E) Sterbephase
Dimensionen:
Belastend – nicht belastend
Anerkennung von Grenzen – fehlende Anerkennung von
Grenzen
Würdevollen Abschied ermöglichen – nicht möglich
Zulassen eigener Emotionen – eigene Emotionen werden
unterdrückt (vgl. Salomon: 2010: 61)
Abb. 26: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Phase der Intensiv-
pflege“.
Fall 1: In Fall 1 befindet sich der Patient nach 40 Tagen Intensivaufenthalt im Über-
gang von der Stabilisationsphase in die Rehabilitationsphase, wobei apparative
Maßnahmen wie der Linksventrikelersatz und die Nierenersatztherapie weiterhin be-
stehen bleiben. Fortschritte sind einerseits erkennbar, wie z. B. folgende Aussage
belegt: „ . . . der Patient wurde binnen kürzester Zeit auf feuchte Nase gegeben und
132
danach konnte das Tracheostoma zugeklebt werden.“ (1. Leitfadeninterview, S. 1, Z.
12-13) Andererseits führt der Patient selbstständig die Mundpflege durch und kann
sich Gesicht, Oberkörper und Beine waschen.
Fall 2: Die Pflege des Patienten erfolgt in der Stabilisationsphase und in der Phase
der Rehabilitation nach 130 Tagen Intensivaufenthalt. Die kontinuierliche Nierener-
satztherapie ist ausgeschlichen, der Patient wird jedoch alle zwei Tage zur chroni-
schen Dialyse gebracht und kommt danach wieder zurück auf die Intensivstation. Die
Rehabilitationsphase stellt sich so dar, dass der Patient bei Pflegemaßnahmen mit-
helfen kann, seine Wünsche und Bedürfnisse äußert und Pflegende ihre Tätigkeiten
hauptsächlich im eigenverantwortlichen aber auch im interdisziplinären Bereich ab-
solvieren und durch das Einbeziehen der PhysiotherapeutInnen bei der Mobilisation.
Fall 3: Der Patient wird in der Akutphase von einem Krankenhaus aus einem ande-
ren Bundesland transferiert. Die Primary Nurse übernimmt den Patienten nach 17
Tagen Intensivaufenthalt. Er befindet sich im kardiogenen Schock, es besteht eine
lebensbedrohliche Situation. Rasches Handeln und die Zusammenarbeit zwischen
ÄrztInnen und den Pflegepersonen im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich sind vor-
rangig, wobei medizinisches Fachwissen und Kenntnisse über verschiedene Geräte
von großer Bedeutung sind, da die Kreislaufunterstützung zusätzlich zur medikamen-
tösen Therapie mittels extrakorporaler Membranoxigenation stattfindet. In der Posta-
kutphase kommt es zu einem Kompartmentsyndrom des rechten Unterschenkels,
was in weiterer Folge eine Oberschenkelamputation notwendig macht. Die therapeu-
tischen Maßnahmen der Akutphase bestehen weiterhin. Der Patient ist beatmet und
analgosediert. Während der Stabilisationsphase können Medikamente ausgeschli-
chen werden, der Patient muss nicht mehr beatmet werden, und er ist kontaktierbar.
Empathie und Kommunikation sind hier bedeutend, da bekannt ist, dass der Patient
leidenschaftlicher Motorradfahrer ist und nun eine Beinamputation notwendig gewe-
sen ist. Ein Beziehungsaufbau zum Patienten und den Angehörigen ist hier wichtig.
Der Patient wird vor der Rehabilitationsphase in das Krankenhaus zurück transferiert,
aus dem er primär gekommen ist.
Fall 4: Der Patient, der nach 19 Tagen von der Primary Nurse übernommen wird,
befindet sich in der Stabilisationsphase, wobei immer wieder Rückfälle aufgrund re-
spiratorischer und kardialer Verschlechterungen beschrieben werden. Der Patient
muss in Bauchlage gebracht und wieder analgosediert werden, um die respiratori-
sche Situation zu verbessern. Von großer Bedeutung ist zu diesem Zeitpunkt der be-
133
ruhigende und einfühlsame Zuspruch für die Ehefrau durch die Primary Nurse. Nach
Zustandsverbesserung kann ein respiratorisches Weaning erfolgen, ebenso sind
Schluckübungen möglich, so dass der Patient wenig breiige Kost zu sich nehmen
darf.
Durch immer wiederkehrende Zustandsverschlechterungen und nachdem die medi-
zinischen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, wird von den ÄrztInnen be-
schlossen, die Katecholamintherapie einzustellen. Der Patient befindet sich in der
Sterbephase, was für die Associate Nurse, die an diesem Tag den Patienten betreut,
als große Belastung empfunden wird, da der Patient binnen kurzer Zeit verstirbt. Die
Primary Nurse ist an diesem Tag nicht im Dienst, worüber sie sehr froh ist, da auch
sie diese Situation als große Belastung gesehen hätte, weil sie den Patienten und die
Ehefrau durch die Pflegekontinuität schon gut kennt.
Fall 5: Der Patient wird in der Stabilisationsphase nach sechs Tagen Intensivaufent-
halt von der Primary Nurse übernommen. Die kontinuierliche Nierenersatztherapie
wird auf ein intermittierendes chronisches Dialyseprogramm zweimal in der Woche
ausgeschlichen und die Phase der Rehabilitation eingeleitet, wobei Kräftigungsübun-
gen, Stromtherapie und die Mobilisation, trotz Fasziotomie so gut wie eben möglich
im Vordergrund stehen. Die Primary Nurse gibt dem Patienten das Gefühl, über alle
Probleme, die ihn belasten, mit ihr besprechen zu können; „ . . . der Patient machte
einen depressiven Eindruck, ich habe ihn am Abend klar darauf angesprochen und
ihn gefragt“. (5. Leitfadeninterview, S. 2, Z. 26-27)
Fall 6: Die Patientin wird einen Tag nach Aufnahme auf der Intensivstation von der
Primary Nurse übernommen. Drei Tage hindurch befindet sie sich im sogenannten
Durchgangsyndrom, wo zeitliche, örtliche und zur Person Desorientiertheit besteht.
Die Patientin befindet sich in der Postakutphase, das Zustandsbild stellt sich wech-
selnd dar und die Kommunikation mit ihr ist erschwert. Mit der Phase der Stabilisati-
on entwickelt sich die Situation der Patientin immer weniger problematisch, sie wird
zunehmend orientierter, so dass die Phase der Rehabilitation eingeleitet werden
kann, auch, weil die Patientin bereits in der Lage ist, bei der Mobilisation mitzuhelfen
und zunehmend selbstständiger bei der Körperpflege erscheint.
Fall 7: Der Patient wird bereits einen Tag nach der Aufnahme in der Postakutphase
von der Primary Nurse übernommen. Es kommt rasch zur Stabilisation, so dass die
Phase der Rehabilitation eingeleitet werden kann. Der Patient wird mobilisiert, und er
134
wird zunehmend selbstständiger. Die Transferierung wird nach kurzer Zeit angespro-
chen.
Fall 8: Der Patient wird in einem schlechten Allgemeinzustand bereits präoperativ
auf der Intensivstation aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich in der
Stabilisationsphase. In dieser Phase steht die Bedeutung des Krankseins für den
Patienten und seine Angehörigen im Vordergrund. Ein Beziehungsaufbau zwischen
Primary Nurse und Patienten ist wesentlich, um empathisches Vorgehen durch die
Pflegeperson zu ermöglichen. Nach zunehmender Verbesserung des Allgemeinzu-
standes kommt die Phase der Rehabilitation, der Patient fordert geplante Maßnah-
men zur schrittweisen Zielerreichung ein und führt diese auch durch.
Fall 9: Die Übernahme des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach 100 Tagen,
der Patient befindet sich in der Stabilisationsphase. Versuche, den Patienten von der
Beatmungsmaschine zu entwöhnen, sind immer wieder von Rückschlägen gekenn-
zeichnet. Auch wird der Patient kontinuierlich hämodiafiltriert, und die Sternotomie-
wunde wird aufgrund eines positiven Keimnachweises mit einem V.A.C.-System15
versorgt. Der Patient ist tracheotomiert und benötigt wenig Sauerstoffgabe über die
Kanüle. Versuche, den Patienten zu dekanülieren sind aufgrund des starken en-
dotrachealen Sekrets, das trotz positivem Hustenreflex immer wieder abgesaugt
werden muss und eine Rekanülierung erfordert, problematisch.
Fall 10: Der Patient wird nach 41 Tagen von der Primary Nurse übernommen. Zu
diesem Zeitpunkt tritt der Patient von der Phase der Stabilisation in die Phase der
Rehabilitation über. Das Ausschleichen der Medikamente und Mobilisationsschritte
sowie das Erlernen des Umgangs mit dem LVAD stehen im Vordergrund.
Kategorie: Arbeitsformen
A) „Machine-Work“
Dimensionen:
Arbeit an technischen Geräten, Maschinen, Verfahren
B) „Safety-Work“
Dimensionen:
Sicherheitsarbeit zum Schutz des/der Patienten/in
C) „Comfort-Work“
Dimensionen:
Sorge um das Wohl des/der Patienten/in
D) „Sentimental-Work“
15 V.A.C. (Vacuum-assisted closure)-System: Vakuumtherapie wird zur Verkleinerung der Wundfläche,
Förderung der Granulationsgewebeneubildung und effektiver Wundreinigung durch einen auf den Schwamm einwirkenden Unterdruck angelegt (vgl. Willy, Schmidt, Gerngroß 2005: 3).
135
Dimension: Inoffizielle Inhalte der Pflege
Persönliche Beziehung zum/zur Patienten/in
E) „Articulation-Work“
Dimension:
Verständigung mit beatmeten PatientInnen
Kommunikation zwischen den BG
Aushandeln und Organisieren von Arbeitsabläufen
Beteiligung von Angehörigen
F) „Work of Patients“
Dimensionen:
Gelungene Kooperation zwischen Patienten/in und Pflegepersonen
Abb. 27: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Arbeitsformen“.
Fall 1: Sicherheitsarbeit zum Schutz des Patienten zeigt sich darin, dass der Wunsch
nach Abklärung von möglichen Komplikationen durch FachärztInnen geäußert wird.
Die Gefühlsarbeit nach Zustandsverbesserung steht dabei im Vordergrund. Es wer-
den zusätzlich Überlegungen angestrebt, welche Maßnahmen dem Patienten noch
helfen könnten. Ebenso wird versucht, dem Patienten die Wartezeit auf einen immer
wieder verschobenen Operationstermin mit einem Spaziergang im Garten verkürzen.
Zudem wird Kommunikationsarbeit geleistet, da die Primary Nurse einerseits mit den
ÄrztInnen und dem Kardiotechniker Termine organisiert, andererseits auch Angehö-
rige in die Pflege integriert, dadurch, dass diese Essen und Trinken verabreichen und
dies der Primary Nurse kommuniziert wird. Work of Patients ist als vierte Arbeitsform
erkennbar, da der Patient bei der Körperpflege aktiv mitarbeitet, und auch Mobilisati-
onsschritte mit ihm besprochen werden.
Fall 2: Ein großer Teil der Arbeit bezieht sich auf Verständigungsarbeit, da die Kom-
munikation zwischen KollegInnen, anderen Berufsgruppen und einer anderen Abtei-
lung im Vordergrund steht. Es werden Arbeitsabläufe koordiniert, wie beispielsweise
die Mobilisation des Patienten in Absprache mit Tätigkeiten der ÄrztInnen oder die
zeitliche Abstimmung mit der chronischen Dialysestation mit dem Tagesablauf des
Patienten. Angehörige, im Besonderen die Ehefrau, werden in die Pflege mit einbe-
zogen, individuelle Besuchszeiten mit der Primary Nurse abgesprochen. Die Ehefrau
gibt der Primary Nurse auch Auskunft über pflegerelevante Informationen der Kran-
kengeschichte ihres Mannes. Bei der Transferierung des Patienten auf die Normal-
station wird dies am Vortag mit dem Patienten und der Ehefrau besprochen und die
Übergabe des Patienten von der Primary Nurse organisiert.
136
Fall 3: Machine-Work und Safety-Work stehen in der ersten Zeit nach der Aufnahme
bei diesem Patienten im Zentrum der Arbeit der Primary Nurse. Die Überwachung
der Vitalparameter, der Maschine zur extrakorporalen Membranoxigenierung, die
Beatmung, die Nierenersatztherapie und der enorme medikamentöse Therapieauf-
wand benötigen hier die volle Aufmerksamkeit, ohne die Sorge um den Patienten zu
vernachlässigen. In weiterer Folge ist die Verständigungsarbeit anzuführen. Die
Kommunikation mit dem Patienten, den Angehörigen, den KollegInnen und mit ande-
ren Berufsgruppen ist wesentlich, um Arbeitsabläufe zu koordinieren und Informatio-
nen einzuholen. Die Primary Nurse gibt an, mit der Ehefrau des Patienten und mit
dem/der Psychologen/in sehr gut zusammen zusammenzuarbeiten: „ . . . wir haben
im Vorfeld viel gesprochen, wie wir ihm seine Situation am besten erklären soll-
ten.“ (3. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 10-11) Die Ehefrau wirkt auch unterstützend auf
die Pflege ein, indem sie Mundpflege mit Tee oder Kaffee, der für sie von der Prima-
ry Nurse bereitgestellt wird, durchführt. Durch Gespräche und Körperkontakt mit dem
Patienten hat sie ihre Angst verloren, wodurch sich der Patient auch beruhigter fühlt.
Dies kann auch als Teil der Gefühlsarbeit gesehen werden. Ein weiterer Aspekt der
Gefühlsarbeit stellt das Einfühlungsvermögen der Primary Nurse dem Patienten und
der Ehefrau gegenüber dar, als der Patient in einer depressiv verstimmten Phase
nicht mit machen will, die Augen fest zudrückt und die Ehefrau sehr verzweifelt ist
und weint.
Fall 4: Abhängig vom Zustandsbild des Patienten kann die Form der Arbeit als Ma-
chine-Work und Safety-Work beschrieben werden, da es sich um die Überwachung
der Nierenersatztherapie, der Beatmung, kombiniert mit Bauchlage, handelt oder Ri-
sikofaktoren für Infektionen oder Hautdefekte berücksichtigt werden müssen. Bei ei-
ner Zustandsverbesserung steht die Verständigungsarbeit im Vordergrund. Die
Kommunikation und der Informationsaustausch mit dem Patienten und der Ehefrau
stellen wesentliche Aspekte dar. Der Patient wird über die weitere Planung und Ziel-
setzung informiert und die Ehefrau mit kleinen Maßnahmen, wie Beine eincremen
und Durchbewegen der Beine, in die Pflege integriert. Zusätzlich wird ihr die Pflege-
planung erklärt. Auch die Gefühlsarbeit erscheint während der gesamten Aufent-
haltsdauer des Patienten als Arbeitsform. Tägliche Gespräche mit der Ehefrau und
Zuspruch für Patient und Ehefrau, die auch eine emotionale Bindung erzeugen, aber
auch die Primary Nurse belasten können. Gerade in der Sterbephase steht die Ge-
fühlsarbeit im Vordergrund.
137
Fall 5: Der Großteil der Arbeitsform findet als Verständigungsarbeit statt. Die Primary
Nurse ist gefordert, kommunikativ zwischen den verschiedene Berufsgruppen wie
Pflegepersonen, ÄrztInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen sowie TherapeutInnen
für die Stromtherapie zu vermitteln, Termine mit der chronischen Dialyse und den
TherapeutInnen zu koordinieren, sowie Angehörige zu informieren und in kleine Pfle-
gehandlungen miteinzubeziehen. Auf Anraten der Primary Nurse wechseln sich die
Angehörigen mit den Besuchen ab, so dass sich die Ehefrau, die einen angespann-
ten Eindruck macht, auch erholen kann. Im Mittelpunkt steht der Patient, der - ver-
bunden mit Gefühlsarbeit - viel Zuspruch und Aufmerksamkeit benötigt. Die Mitarbeit
des Patienten wird von der Primary Nurse ebenfalls gefördert. Aufgrund der Pflege-
kontinuität hat sie Wissen über die Patientenfortschritte und über seine Möglichkeiten,
und dadurch, dass sie Zeit für ihn aufwendet, kann er sich trotz eingeschränkter Fä-
higkeiten seiner Hände zur Seite drehen.
Fall 6: Sicherheitsarbeit ist besonders zu Beginn der Übernahme der Patientin von
großer Bedeutung, da während eines Durchgangsyndroms sich die Patientin bei-
spielsweise notwendige Katheter zur Medikamentenverabreichung entfernen oder
aus dem Bett stürzen könnte. Nachdem sich der Zustand nach drei Tagen verbessert
hat, kann in weiterer Folge von einer Verständigungsarbeit gesprochen werden, wo-
bei bei dieser Patientin während der Safety-Work gerade auch die Kommunikation
von großer Bedeutung ist. Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse, der Pa-
tientin, den ÄrztInnen und den Angehörigen, die jedoch nur sporadisch zu Besuch
kommen und sich in die Pflege nicht einbringen wollen, ist ein wesentlicher Bestand-
teil dieser Arbeit. TherapeutInnen kommen bei der Patientin nicht zum Einsatz, Be-
wegungsübungen und die Mobilisation werden von der Primary Nurse durchgeführt.
Der Zustand der Patientin verändert sich rasch, so dass eine Mitarbeit der Patientin
durchaus möglich ist und auch umgesetzt wird. Teile der Körperpflege und Mobilisa-
tionsschritte werden bereits selbstständig erledigt.
Fall 7: Machine-Work und Safety-Work finden nur sehr kurzfristig für die ersten bei-
den Tage nach der Aufnahme statt, danach kann bereits in Work of Patients überge-
gangen werden. Der Patient toleriert immer längere Phasen im Querbett, und für die
Körperpflege benötigt er immer weniger Unterstützung, bis er sie schließlich auch
selbst durchführen kann.
Fall 8: Bis sich der Allgemeinzustand des Patienten stabilisiert hat, kann von einer
Safety-Work zum Schutz des Patienten gesprochen werden. Verständigungsarbeit
138
wird bereits bei der präoperativen Übernahme des Patienten geleistet. Es werden
unter Einbeziehung der Angehörigen pflegespezifische Interventionen mit ihm be-
sprochen. Ziele werden gemeinsam formuliert, die der Patient nach der Implantation
des Linksventrikelersatzes (LVAD) erreichen soll bzw. selbst auch erreichen will. Die
Ehefrau, die zu Hause die Pflege ihres Mannes übernommen hat, wird im gemein-
samen Einverständnis gebeten, sich in Pflegebelange zurückzunehmen und sich Zeit
für sich zu nehmen. Wenn es darum geht, dass der Patient die Entscheidung zur
Operation mit den Anstrengungen, die damit verbunden sind, verstehen soll und die
Primary Nurse ihn dabei unterstützt, spielt auch die Gefühlsarbeit eine entscheiden-
de Rolle. Ebenso hat Comfort-Work bei der Arbeit der Primary Nurse einen wichtigen
Anteil, da der Patient nun das Handling mit dem LVAD erlernen und die Angst, etwas
falsch zu machen, abbauen sollte.
Pflegeinterventionen und Mobilisationsschritte, die bereits präoperativ besprochen
worden sind, finden Anwendung. Eine weitere Form der Arbeit besteht in der Mitar-
beit des Patienten. Der Patient kann seit einem Jahr erstmals wieder selbst essen
und seit drei Jahren erstmals sich selbst das Gesicht waschen. Verschiedene thera-
peutische Maßnahmen und Mobilisationsschritte ermöglichen es dem Patienten, über
eine bestimmte Zeit im Lehnsessel zu sitzen, wobei hier auch die Verständigungsar-
beit in Bezug auf Koordination der Arbeitsabläufe zwischen den Berufsgruppen statt-
finden muss.
Fall 9: Während der gesamten Betreuungszeit durch die Primary Nurse wird Sicher-
heitsarbeit zum Schutz des Patienten vor respiratorischen Notfällen durchgeführt.
Ebenso werden immer wieder Krampfanfälle beschrieben, die sich nach medikamen-
töser Therapie einstellen. Ein wesentlicher Teil der Betreuung besteht in der Ver-
ständigungsarbeit, die zwischen Primary Nurse, Patient, Ehefrau, Pflegepersonen,
ÄrztInnen und TherapeutInnen stattfindet. Der Patient erhält verschiedene Therapien
von den PhysiotherapeutInnen sowie Ergotherapie und Stromtherapie, was von den
Arbeitsabläufen her organisiert werden muss. Die Ehefrau kommt regelmäßig zu Be-
such; ihre Besuche erfolgen zu unterschiedlichen Zeiten, was sie jedoch mit der Pri-
mary Nurse abspricht, die wiederum diese Information ans Pflegeteam weiterleitet,
wenn sie selbst nicht im Dienst ist. Wohlbefindensarbeit kommt hier ebenfalls zum
Tragen, werden mit dem Patienten doch vereinzelt Ausfahrten in den Garten in den
Tagesablauf integriert. Nachdem er immer wieder Rückfälle erleidet, ist Gefühlsarbeit
139
von Seiten der Primary Nurse sehr wichtig, um den Patienten und die Ehefrau zu be-
ruhigen und zu ermutigen, nicht aufzugeben.
Fall 10: Verständigungsarbeit zwischen Primary Nurse, Patienten, ÄrztInnen, Thera-
peutInnen und den Angehörigen ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Pri-
mary Nurse, beispielsweise die Organisation der Arbeitsabläufe mit den Therapeu-
tInnen, wie z. B. die Logopädie, oder die Unterstützung bei der Pflege durch Angehö-
rige. Zur Verständigungsarbeit hinzu kommt die Wohlbefindensarbeit; weil der Pati-
ent eher ängstlich ist, wird Unterstützung durch den Bruder angeboten. Die Ehefrau
verlässt bei Pflegehandlungen immer das Zimmer. Da der Patient der muslimischen
Kultur angehört, werden von der Primary Nurse entsprechende Aspekte in der Pflege
berücksichtigt. Der Patient macht, begünstigt durch seine Mitarbeit, während der Be-
treuung durch die Primary Nurse täglich Fortschritte.
Kategorie: Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in
A) kurzfristig
Dimensionen:
Ab Aufnahmetag bis 14 Tage
B) mittelfristig
Dimensionen:
Zwei bis vier Wochen
C) langfristig
Dimensionen:
Ab einem Monat
Abb. 28: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Aufenthaltsdauer“.
Fall 1: Dieser Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von insgesamt 70 Ta-
gen auf.
Fall 2:Der Patient hat eine langfristige Aufenthaltsdauer von 161 Tagen.
Fall 3: Der Patient hat eine langfristige Aufenthaltsdauer von 34 Tagen.
Fall 4: Mit einer Aufenthaltsdauer von 37 Tagen kann von einem langfristigen Auf-
enthalt gesprochen werden.
Fall 5: Der Patient weist mit 33 Tagen eine langfristige Aufenthaltsdauer auf.
Fall 6: Eine 15-tägige Aufenthaltsdauer der Patientin auf der Intensivstation wird als
mittelfristig bewertet.
Fall 7: Mit sechs Tagen auf der Intensivstation befindet sich der Patient im Bereich
der kurzfristigen Liegedauer.
Fall 8: Der Patient befindet sich mit 17 Tagen in einer mittelfristigen Aufenthaltsdauer.
Fall 9: Der Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von 100 Tagen auf.
140
Fall 10: Mit einer Aufenthaltsdauer von 47 Tagen befindet sich der Patient in einem
langfristigen Zeitrahmen.
Kategorie: Zusammenarbeit
A) zwischen Projektteammitgliedern
Dimensionen:
Gut - schlecht
B) mit Pflegepersonen des übrigen Teams
Dimensionen:
Vorhanden – nicht vorhanden
Gut - schlecht
C) mit der Stationsleitung
Dimensionen:
Vorhanden – nicht vorhanden
D) mit anderen Berufsgruppen
Dimensionen:
Vorhanden – nicht vorhanden
Gut - schlecht
E) Kommunikation
Dimensionen:
Vertikal – horizontal – gemischt
Direkt – indirekt
Abb. 29: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Zusammenarbeit“.
Fall 1: Die Zusammenarbeit von den Projektteammitgliedern, Pflegepersonen aus
dem übrigen Team und den ÄrztInnen funktioniert gut. Pflegende halten sich an die
vorgegebene Pflegeplanung und ÄrztInnen setzen Therapievorschläge um. Die Pri-
mary Nurse würde gerne den/die Wundmanager/in in die Planung der Wundversor-
gung miteinbeziehen, er/sie ist jedoch im Urlaub. Die Stationsleitung bietet Unterstüt-
zung an, und Hinweise zur Evaluierung der Pflegediagnosen werden gegeben. Der
Patient liegt in einem Einbettzimmer, so dass sich die Primary Nurse vor allem auf
ihren Patienten konzentrieren kann.
Die Kommunikation erfolgt horizontal im Projekt- und Pflegeteam und vertikal zwi-
schen ÄrztInnen und Primary Nurse sowie zwischen der Stationsleitung und der Pri-
mary Nurse, da diese eine Rechenschaftspflicht der Stationsleitung gegenüber hat.
Es findet eine direkte Kommunikation, also eine face-to-face Kommunikation zwi-
schen der Primary Nurse und den KollegInnen, ÄrztInnen, TherapeutInnen, der Sta-
tionsleitung, der PatientInnen und Angehörigen statt. Indirekte Kommunikation hin-
gegen findet ihren Niederschlag in der Pflegedokumentation und der Pflegeplanung,
sowie in den ärztlichen Anordnungen und Berichte der TherpeutInnen.
141
Fall 2: Die Primary Nurse gibt eine sehr gute Zusammenarbeit mit bestimmten Pfle-
gepersonen, also jenen Associate Nurses, die sich an die Pflegeplanung gehalten
haben, ÄrztInnen und den PhysiotherapeutInnen an. Terminabsprachen entspre-
chend der Pflegeplanung werden eingehalten, und es erfolgt eine gemeinsame Pla-
nung mit dem Patienten, den PhysiotherapeutInnen und der Primary Nurse. Von der
Primary Nurse kritisch bewertet wird die mangelnde Motivation von einigen Projekt-
teammitgliedern, die sich freiwillig gemeldet haben; dazu trifft sie die Aussage: „ . . .
dass Primary Nursing nicht so wichtig genommen wird von der eigenen Gruppe, das
ist etwas, was mich wahnsinnig stört.“ (2. Leitfadeninterview, S. 10, Z. 20-22) Der
Patient wird von einem Einzelzimmer in ein Dreibettzimmer verlegt, wodurch die Kol-
legInnen im Zimmer durch die Arbeit der Primary Nurse positiv beeinflusst werden, z.
B. dadurch, dass dann auch die anderen PatientInnen mobilisiert werden. Die Zu-
sammenarbeit mit der Stationsleitung beschränkt sich auf Absprachen bzw. einer
Rückversicherung hinsichtlich der Korrektheit bei der Pflegedokumentation. Die
Kommunikationsbasis kann hier als Mischform zwischen horizontaler und vertikaler
Kommunikation aufgrund der formlosen Berichterstattung angesehen werden. Im
Projektteam, Pflegeteam und mit den PhysiotherapeutInnen kommt es zu einer hori-
zontalen, und zwischen ÄrztInnen und Primary Nurse zu einer vertikalen Kommuni-
kation. Sie wird zum einen direkt durchgeführt, wie beispielsweise bei der sehr aus-
führlichen Dienstübergabe zwischen den Pflegenden oder bei Absprachen mit dem
Patienten, der Angehörigen und den TherapeutInnen. Zum anderen erfolgt sie indi-
rekt durch die schriftliche Dokumentation der Pflegeplanung und der schriftlich fest-
gehaltenen pflegerelevanten Aspekte der Krankengeschichte durch die Primary Nur-
se.
Fall 3: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert gut. Geplan-
te Pflegemaßnahmen werden eingehalten, und eine Associate Nurse erklärt sich zur
Übernahme des Patienten bereit, wenn die Primary Nurse gerade zu Beginn vorwie-
gend im Nachtdienst ist; ihrer Meinung nach wird die Verantwortung geteilt. Bei Pfle-
gepersonen, die nicht im Projektteam sind, muss immer begründet werden, warum
diese oder jene Maßnahme geplant wird, was für die Primary Nurse sehr anstren-
gend ist. Zusätzlich hört man diese KollegInnen immer Stöhnen, wenn sie die um-
fangreiche Pflegeplanung durchlesen müssen, da sie das als sehr zeitaufwändig
empfinden. Aufgrund der vielen Krankenstände des Pflegepersonals sind Pflegeper-
sonen, die nicht der Projektgruppe angehören, nicht nur im Nachtdienst dem Patien-
142
ten zugeteilt, sondern auch im Tagdienst. Die Zusammenarbeit mit der Stationslei-
tung zeigt sich nur einmal in Form eines kurzen Gespräches zur Pflegeplanung. Die
Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen funktioniert meistens gut, da beispielsweise nach
Drängen der Primary Nurse Therapievorschläge noch vor dem Wochenende erledigt
werden. Die Arbeit und das Wissen der Primary Nurse wird von den ÄrztInnen ernst
genommen, sie wird bei der Visite angehört, wenn es u. a. um diagnostische Maß-
nahmen geht, die bereits vor Tagen erledigt worden sind. Andererseits wird z. B. die
Anweisung der Stromtherapie zusätzlich an den Armen erst verspätet, nach nochma-
ligem Urgieren durch die Primary Nurse angeordnet. Die Zusammenarbeit mit den
TherapeutInnen gelingt, es ist jedoch kein Unterschied zu früher erkennbar.
Die Kommunikation erfolgt horizontal im Projekt- und Pflegeteam und vertikal zwi-
schen den ÄrztInnen und der Primary Nurse. Mit der Stationsleitung und der Primary
Nurse ergibt sich wiederum die gemischte Form der Kommunikation, da sich die Sta-
tionsleitung die schriftliche Dokumentation ansieht und informell darüber ein Aus-
tausch stattfindet.
Eine direkte Kommunikation erfolgt zwischen der Primary Nurse und den KollegInnen,
ÄrztInnen, TherapeutInnen, der Stationsleitung, den PatientInnen und Angehörigen.
Die indirekte Kommunikation ergibt sich durch die Pflegeplanung sowie die schriftli-
chen ärztlichen Anordnungen und Berichte der TherpeutInnen.
Fall 4: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen erweist sich in Bezug auf Ver-
änderung der Pflegediagnosen bzw. Pflegeplanung nach Zustandsverschlechterung
negativ, da der Patient bereits wieder analgosediert und beatmet ist, in der Pflege-
planung jedoch nach wie vor ein kooperativer und wacher Patient im respiratorsichen
Weaning beschrieben wird. Es hat sich von den Pflegenden „keiner getraut etwas
umzuschreiben.“ (4. Leitfadeninterview, S. 1, Z. 13) Die Primary Nurse arbeitet mit
den PhysiotherapeutInnen nicht zusammen, da Physiotherapie nicht möglich ist. Die
Zusammenarbeit mit der Stationsleitung erfolgt durch die Kontrolle der Pflegediagno-
sen, die im Dienstplan vorgegeben werden, also welche Pflegeperson an welchem
Tag beim entsprechenden Patienten eingeteilt ist. Die Zusammenarbeit mit den Ärz-
tInnen wird von der Primary Nurse nicht erwähnt.
Die Kommunikation zwischen den Pflegepersonen und der Primary Nurse erfolgt ho-
rizontal, direkt und indirekt. Zwischen der Stationsleitung und der Primary Nurse be-
steht eine vertikale Kommunikation.
143
Fall 5: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen stellt sich unterschiedlich gut
dar. Pflegepersonen der Projektgruppe halten sich an die vorgegebene Pflegepla-
nung, wobei die Primary Nurse von einer Associate Nurse bei Zustandsveränderung
des Patienten zu Hause angerufen worden ist, mit der Frage, wie sie die Pflege fort-
führen solle. Pflegepersonen, die nicht in der Projektgruppe sind, halten sich nicht an
die Vorgaben, sie führen Standardpflegemaßnahmen und nicht die vorgeschriebenen
Interventionen durch, und wenn sie zwei PatientInnen zu betreuen haben, wird der
Primary Nursing Patient nicht mobilisiert. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen
sind keine Veränderungen festzustellen, auch weil die Primary Nurse immer schon
Anliegen, die PatientInnen betreffen, ansprechen. Nachdem der Patient verschiede-
ne Therapien von unterschiedlichen TherapeutInnen erhalten hat, ist die Koordinati-
on sehr wichtig und die Primary Nurse muss darauf achten, dass der Patient, auch
wenn er den Termin bei der chronischen Dialyse hat, trotzdem Physiotherapie be-
kommt. Die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung zeigt sich im Abhalten der Pfle-
gevisite und Informationsweitergabe in Bezug auf die Dokumentation.
Eine horizontale Kommunikation besteht zwischen den Pflegepersonen und Thera-
peutInnen, wobei zwischen der Primary Nurse, der Stationsleitung und den ÄrztInnen
von einer vertikalen bzw. von einer gemischten Kommunikationsform gesprochen
werden kann, da Informationen auch formlos weitergegeben werden.
Zwischen allen Personen wird eine direkte Kommunikation angewendet, durch diver-
se Dokumentationen zum Patienten erfolgt sie auch indirekt.
Fall 6: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert sehr gut, ge-
genseitige Unterstützung ist gegeben. Mit Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-
team angehören, gestaltet sich die Zusammenarbeit problematisch, da teilweise ge-
plante Pflegeinterventionen ohne Begründung nicht eingehalten bzw. sogar umge-
schrieben werden. Ebenso wird die von der Stationsleitung getroffene PatientInnen-
zuteilung im Nachtdienst nicht eingehalten, so dass die Primary Nurse dann das Pa-
tientInnenzimmer wechseln muss und die Pflege der Primary Nursing Patientin nicht
mehr übernehmen kann. Von Seiten der Stationsleitung erfährt die Primary Nurse
keine Unterstützung, da es sich dabei um langjährige Pflegepersonen auf dieser Sta-
tion handelt. Mit der Stationsleitung wird einmal die Pflegevisite abgehalten. Die Zu-
sammenarbeit mit den ÄrztInnen ist unverändert, Vorschläge in Bezug auf Hinzuzie-
hung eines/einer Diätologen/in werden trotz Begründung abgelehnt. Die Primary
Nurse ist sich nicht sicher, ob die ÄrztInnen über ihre Rolle Bescheid wissen bzw.
144
diese zur Kenntnis nehmen. Eine Zusammenarbeit mit TherapeutInnen findet nicht
statt.
Die Kommunikationsbasis zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen er-
folgt direkt, aber auch indirekt und horizontal. Zwischen Primary Nurse und Stations-
leitung kommt es zu einer gemischten Form der Kommunikation, das bedeutet, so-
wohl horizontal als auch vertikal, direkt und indirekt. Eine vertikale Kommunikation
besteht zwischen der Primary Nurse und den ÄrztInnen.
Fall 7: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen funktioniert gut, der/die Wund-
manager/in ist für entsprechende Fragen ebenfalls zur Unterstützung bereit. Die Sta-
tionsleitung führt während der Anwesenheit der Primary Nurse keine Pflegevisite
durch, an bestimmten Tagen ist dafür aber auch keine Zeit. Das Einholen der Einver-
ständniserklärung für das Projekt wird von der Stationsleitung an die Primary Nurse
delegiert, die dieses Vorgehen jedoch nicht in Ordnung findet.
TherapeutInnen werden keine zugewiesen, die Mobilisation wird von der Primary
Nurse durchgeführt. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen werden keine Unter-
schiede beschrieben.
Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen erfolgt ho-
rizontal und direkt, sowie indirekt in Form der Pflegeplanung. Zu den ÄrztInnen und
der Stationsleitung besteht eine vertikale Kommunikation.
Fall 8: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen funktioniert gut. Tagsüber sind
meist Projektteammitglieder beim Patienten eingeteilt und in der Nacht Pflegeperso-
nen, die nicht im Projekt involviert sind. Dies ist im Wochenpräsenzplan, den die Sta-
tionsleitung erstellt hat, ersichtlich. Geplante Pflegemaßnahmen werden eingehalten,
bzw. auch bei Abwesenheit der Primary Nurse begründet abgesetzt. Die Stationslei-
tung führt einmal eine sehr ausführlich Pflegevisite durch, da es der Primary Nurse
ein großes Bedürfnis ist und auch beide die Verantwortung dafür tragen. Mit den
TherapeutInnen gelingt die Zusammenarbeit ebenfalls sehr gut. Es wird bereits am
Vortag mit dem/der Physiotherapeuten/in die Planung besprochen, wobei die Primary
Nurse darauf achtet, dass zum geplanten Zeitpunkt die Pflege absolviert ist und sie
dann auch bei der Mobilisation unterstützend zur Seite stehen kann. Schlucktraining
mit dem/der Logopäden/in wird zur Mittagszeit vereinbart, ebenso kommt es zur ter-
minlichen Vereinbarung für die Ergotherapie. Von allen TherapeutInnen erfolgt ein
positives Feedback zu den Terminabsprachen. Die Zusammenarbeit zwischen der
Primary Nurse und den ÄrztInnen kennzeichnet eine wertschätzende Basis. Es wird
145
anerkennend festgestellt, dass durch die Pflegekontinuität umfangreiches Wissen
über den Patienten besteht, das während der Visite eingebracht werden kann und
das auch die Visitendauer verkürzt. Ein Absetzen der Physiotherapie wird von der
Primary Nurse erfolgreich verhindert.
Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse, Pflegepersonen und TherapeutIn-
nen erfolgt horizontal, direkt und aufgrund der Dokumentation auch indirekt. Eine
vertikale Kommunikation findet zwischen ÄrztInnen und der Primary Nurse sowohl
direkt als auch indirekt statt. Zu der Stationsleitung besteht ebenfalls eine vertikale
Kommunikationsform, da konkrete Vorgaben zur Pflegevisite vorliegen und diese
strikt von der Primary Nurse eingefordert werden.
Fall 9: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern entwickelt sich negativ.
Teilweise besteht ein fehlendes Interesse daran, nach den geplanten Pflegemaß-
nahmen zu arbeiten bzw. die Pflege bei Abwesenheit der Primary Nurse zu über-
nehmen. Eine Associate Nurse nimmt sich von ihrer Funktion zurück, da sie die Zu-
sammenarbeit mit dem Patienten ablehnt, was von der Stationsleitung zu Beginn ak-
zeptiert wird. Da die Stationsleitung zu einem späterem Zeitpunkt aufgrund von
Krankenstand die Unterstützungsfunktion nicht wahrnehmen kann und diese auch
nicht delegiert hat, wird Primary Nursing nicht nach Vorgaben durchgeführt. Nach
zehn Diensten beim Patienten muss die Primary Nurse ebenfalls in den Kranken-
stand gehen, wodurch es dann keine verantwortliche Pflegeperson für den Patienten
mehr gibt. Zehn Tage danach erklärt sich ein Projektteammitglied, das auch während
der Krankenstandszeit der Primary Nurse frei gehabt hat, dazu bereit, die Rolle der
Primary Nurse zu übernehmen.
Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen funktioniert sehr gut, es werden auch
immer wieder neue Therapievorschläge ihrerseits eingebracht.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen Primary Nurse
und den ÄrztInnen nicht positiv, da aus Sicht der Primary Nurse Rückschläge des
Patienten auf eine fehlende Ursachenbehebung zurückzuführen sind, würden doch
ausschließlich Symptome therapiert.
Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen besteht
auf horizontaler Basis, direkt und indirekt, wobei diese nicht als erfolgreich beschrie-
ben wird. Ebenso kann von horizontaler Kommunikation zwischen Primary Nurse und
TherapeutInnen gesprochen werden. Mit den ÄrztInnen und der Stationsleitung be-
steht eine vertikale Kommunikationsebene.
146
Fall 10: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern gestaltet sich aufgrund
der kurzen Betreuungszeit speziell mit einer Associate Nurse positiv. Im Nachdienst
wird der Patient von Pflegepersonen betreut, die nicht in der Projektgruppe sind, wo-
bei die Primary Nurse in einem Nachtdienst die Pflege nicht übernehmen kann, da
eine andere Pflegende bereits die Nacht davor den Patienten betreut hat, bei Unklar-
heiten hat sie jedoch die Möglichkeit die Primary Nurse zu fragen. Eine Pflegevisite
wird während dieser Zeit mit der Stationsleitung nicht durchgeführt. Die Zusammen-
arbeit mit den TherapeutInnen gestaltet sich unproblematisch, und in der Zusam-
menarbeit mit den ÄrztInnen kann kein Unterschied festgestellt werden, ob diese
über die Rolle der Primary Nurse nun Bescheid wissen oder nicht.
Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und en Pflegepersonen sowie The-
rapeutInnen erfolgt auf horizontaler Ebene und mit ÄrztInnen und der Stationsleitung
auf vertikaler Ebene. Dies geschieht überwiegend direkt, jedoch aufgrund der Pfle-
gedokumentation und der schriftlichen ärztlichen Anordnungen auch indirekt.
Kategorie: Verantwortung
A) Verbindlichkeit16
Dimensionen:
erfolgt – nicht erfolgt
B) Freiwilligkeit
Dimensionen:
Freiwillig – erzwungen
C) Belastung
Dimensionen:
belastend – nicht belastend
Abb. 30: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Verantwortung“.
Fall 1: Die Verantwortung wird bei der Übernahme der Rolle der Primary Nurse ver-
bindlich für die Zeitdauer von höchstens einem Monat übernommen, wobei keine
Abneigung besteht, diese noch weiter zu behalten. Die Übernahme erfolgt bedingt
freiwillig, da sie sich zwar als Projektteammitglied freiwillig gemeldet hat, jedoch ge-
hofft hat, nicht als erste die Rolle übernehmen zu müssen. Die Übernahme der Ver-
antwortung wird nicht als Belastung empfunden, da großes Interesse an der Betreu-
ung des Patienten besteht.
16 Unter Verbindlichkeit wird die verbindliche Übernahme für die Pflege definiert, wobei die Primary
Nurse die Anamnese-, Planungs- und Evaluationsschritte im Pflegeprozess selbst durchführt, sowie die Ausführung der geplanten Maßnahmen verantwortet (vgl. Moers/Schiemann, 2008: 329).
147
Fall 2: Die Verantwortung für diesen Patienten wird freiwillig und verbindlich von der
Primary Nurse übernommen.
Fall 3: Die Übernahme der Verantwortung beinhaltet das genaue Wissen um den
Patienten, die Auseinandersetzung mit der Krankengeschichte und der medikamen-
tösen Therapie, da manche Dinge von ÄrztInnen übersehen werden. Die Primary
Nurse muss sich oft auch rechtfertigen oder darüber diskutieren, warum gewisse
Pflegemaßnahmen geplant werden, die dann doch nicht durchgeführt werden. Die
Übernahme der Verantwortung erfolgt freiwillig; wegen der ursprünglichen Einteilung
der Primary Nurse für mehrere Nachtdienste, erhält sie Unterstützung von einer be-
stimmten Associate Nurse, an die sie einen Teil der Verantwortung abgibt, was sie
als sehr angenehm empfindet.
Fall 4:Die Primary Nurse übernimmt die Verantwortung freiwillig, bemerkt jedoch,
dass diese für sie eine große Belastung darstellt. Sie bittet eine Associate Nurse, den
Patienten einen Tag lang zu übernehmen. Bei Fragen zum Patienten steht sie jedoch
zur Verfügung, da sie gemeinsam im Dreibettzimmer eingeteilt sind.
Fall 5: Die Primary Nurse sieht die Übernahme der Rolle der Primary Nurse als nicht
freiwillig an. Ihr anfängliches Interesse an dem Projekt hat während der Projektphase
nachgelassen, sie kann jedoch nicht mehr aus dem Projekt aussteigen, ohne min-
destens einmal Primary Nurse zu sein. Wenn sie im Dienst ist, übernimmt sie die Be-
treuung des Patienten. Dadurch, dass sie ihr Privatleben vom Beruf gut trennen kann,
empfindet sie auch kein Gefühl der Belastung. Was ihr jedoch deutlich wird, ist der
Umstand, „dass vom Team erwartet wird, dass gewisse Sachen perfekter oder zu
100 Prozent gemacht werden müssen, dafür trägt die Primary Nurse die Verantwor-
tung“. (5. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 30-32)
Fall 6: Die Übernahme der Verantwortung erfolgt freiwillig und aufgrund der kurzen
Dauer der Verantwortungsübernahme besteht der Wunsch, wenn möglich nochmals,
die Rolle der Primary Nurse übernehmen zu wollen. Da die Patientin in der Phase
des Durchgangs für die Primary Nurse sehr belastend ist, wird die Pflege für einen
Dienst von einer Associate Nurse übernommen, die Primary Nurse ist jedoch für
Fragen im Zimmer anwesend, sie betreut zu dieser Zeit einen/eine anderen/andere
Patienten/in.
Fall 7: Die Übernahme der Rolle der Primary Nurse erfolgt auf unfreiwilliger Basis.
Die Projektteilnahme ist zu Beginn freiwillig, jedoch merkt die Primary Nurse sehr
bald, dass ihre Interessen anders gelagert sind. Sie will vom Projekt wieder ausstei-
148
gen, was von der Stationsleitung aber nicht akzeptiert wird. Als Primary Nurse stellt
sie dann aber keine Belastungen fest, während der Dienste ist sie immer beim Pati-
enten eingeteilt.
Fall 8: Die Übernahme der Verantwortung mit der Rolle der Primary Nurse erfolgt
bereits das zweite Mal und auf freiwilliger Basis. Während des neuntägigen Betreu-
ungszeitraums ist die Primary Nurse immer beim Patienten eingeteilt. Generell emp-
findet sie in der Ausübung dieser Rolle keine Belastung, erwähnt jedoch, dass die
Betreuung der Angehörigen sehr wohl anstrengend sein kann.
Fall 9: Zum Zeitpunkt der Übernahme der Rolle als Primary Nurse findet eine Ein-
schulung eines/einer neuen Mitarbeiters/in statt, so dass die Primary Nurse die Pati-
entInnenauswahl selbst durchführt, da sie die Pflege bei einem/einer Patienten/in in
einem Mehrbettzimmer übernehmen will, um den Zielen der Einschulung gerecht zu
werden. Nach sechs bis sieben Diensten beschreibt die Primary Nurse ein starkes
Belastungsgefühl, da sie sich immer mit der Überlegung auseinandersetzt, warum
der Patient keine Fortschritte macht. Sie fragt sich, ob sie etwas falsch macht und, ob
sie dafür die Schuld trägt, da sie sich sehr für den Patienten verantwortlich fühlt.
Nach zehn Diensten ist die Primary Nurse im Krankenstand.
Die Übernahme des Patienten durch eine weitere Primary Nurse erfolgt nach weite-
ren zehn Tagen auf freiwilliger Basis, da sie bemerkt, dass sich niemand sonst dafür
verantwortlich fühlt. Auch sie empfindet die Pflegesituation als große Belastung, da
keine Fortschritte verzeichnet werden können und nur eine Symptombehandlung
durch ÄrztInnen stattfindet.
Fall 10: Die Übernahme der Rolle der Primary Nurse wird bereits zum zweiten Mal
auf freiwilliger Basis entschieden. Während des Betreuungszeitraums ist die Primary
Nurse einmal nicht für die Pflege des Patienten eingeteilt. Durch die rasche Transfe-
rierung kann keine Belastungssituation festgestellt werden.
Kategorie: Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand
A) Dienstplangestaltung
Dimensionen:
Vorwiegend Tagdienste – keine/kaum Nacht-
dienste / vorwiegend Nachtdienste – wenige
Tagdienste
Mehr als drei Tage hintereinander frei
B) Kontinuität
149
Dimensionen: Kontinuierlich – flexibel
C) Durchführung der Pflege
Dimensionen:
Direkt – durch andere Pflegeperson
D) Pflegediagnostik
Dimensionen:
Individuell – Standard
Innere Kohärenz – fehlende Kohärenz
Abb. 31: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeplanung und
Durchführung aus einer Hand“.
Fall 1: Die Primary Nurse beklagt die vielen Nachtdienste, für die sie von der Stati-
onsleitung eingeteilt worden ist und die sieben freien Tage, die anfangs geplant wor-
den sind, wodurch die Pflegeplanung und die Absprache mit dem Patienten aus ihrer
Sicht nicht kontinuierlich erfolgen kann. An den Tagdiensten ist sie beim Patienten
die Pflegeperson, die auch die Pflege durchführt, ansonsten wird die Pflege von
Associate Nurses bzw. Pflegepersonen aus dem übrigen Stationsteam übernommen.
Die Pflegeplanung wird von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Es werden
insgesamt elf individuelle Pflegediagnosen angelegt, wie beispielsweise „Kommuni-
zieren verbal beeinträchtigt“, „Entwöhnung vom Respirator, gestörte Reaktion“,
„Selbstpflegedefizit, Waschen und Sauberhalten“ oder „Körpertemperatur erniedrigt,
hohes Risiko“, „Körperliche Mobilität, beeinträchtigt“; dabei ist die innere Kohärenz
nur teilweise gegeben. Die Pflegeinterventionen werden im eigenverantwortlichen
Tätigkeitsbereich beschrieben, Standardpflegemaßnahmen sind in den Hoch-Risiko-
Pflegediagnosen angeführt, ebenso wie das endotracheale Absaugen aus den mit-
verantwortlichen Tätigkeitsbereich als Maßnahme bei der Pflegediagnose „Entwöh-
nung vom Respirator, gestörte Reaktion.
Fall 2: Die Primary Nurse absolviert ausschließlich Tagdienste und hat einmal
durchgehend vier Tage, ansonsten drei Tage frei. Außer an zwei Tagen ist sie immer
bei ihrem Patienten eingeteilt. Diese zwei Tage empfindet sie als angenehm, da die
Kontinuität eine gewisse Belastung für sie darstellt, „ . . . weil es für mich auch an-
strengend war . . ., nach den beiden Tagen hat es mir wieder gefallen, bei meinem
Patienten weiter zu machen“. (2. Leitfadeninterview, S. 2/3, Z. 28/1)
Pflegediagnosen, die aufgrund des langen Intensivaufenthaltes bereits angelegt wor-
den sind, werden von der Primary Nurse bei Übernahme des Patienten evaluiert.
Zwei weitere Pflegediagnosen werden individuell dem Zustand des Patienten ent-
sprechend angelegt, wie „Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten“ und
150
„Körperbild, Störung“ aufgrund fehlender Rumpfkontrolle. Die innere Kohärenz der
Pflegediagnosen ist teilweise gegeben. Pflegeinterventionen zu den Pflegediagnosen
werden ausschließlich im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant, Maßnah-
men bei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen entsprechen den Standardplänen.
Fall 3: Aufgrund der Nachtdienste und der zweimal vier freien Tage, wird die Pflege
beim Patienten auch von anderen Pflegepersonen übernommen. Wenn die Primary
Nurse im Tagdienst ist, übernimmt sie die Rolle der Pflegeplanenden und –
durchführenden.
Bei Übernahme des Patienten durch die Primary Nurse werden Pflegediagnosen zu
Gewebeschädigung und Hautdefekten angelegt, die bisher nicht geplant worden sind.
Zusätzlich wird die Pflegediagnose „Angst“ aufgrund der Veränderung seines Ge-
sundheitszustandes nach sieben Tagen formuliert. Die innere Kohärenz der Pflege-
diagnosen ist nur teilweise erfüllt. Alle Pflegeinterventionen, außer der Wundversor-
gung, werden im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant, Standardpflege-
maßnahmen sind bei den Hoch-Risiko-Pflegediagnosen enthalten.
Fall 4: Die Primary Nurse hat drei Nachtdienste eingeteilt, ansonsten nur Tagdienste
absolviert, mit einer Freizeit von höchstens drei Tagen hintereinander. Einmal über-
nimmt eine Associate Nurse die Pflege im Tagdienst, im Nachtdienst sind meist Pfle-
gepersonen beim Patienten eingeteilt, die nicht in der Projektgruppe sind. Bei der
Übernahme des Patienten werden von der Primary Nurse die bestehenden Pflegedi-
agnosen evaluiert und neue, individuelle Pflegediagnosen angelegt, wie z. B. „Flüs-
sigkeitsüberschuss“, „Kommunizieren verbal, beeinträchtigt“ und „Körpertemperatur
verändert, hohes Risiko“. Bei diesen Pflegediagnosen sind klar eigenverantwortliche
Tätigkeiten definiert. Maßnahmen bei der Pflegediagnose „Entwöhnung vom Respi-
rator, gestörte Reaktion“ sind sowohl im eigenverantwortlichen als auch im mitver-
antwortlichen Bereich formuliert. Die Pflegediagnose „Inaktivitätssyndrom, hohes Ri-
siko“ beinhaltet eigenverantwortliche und interdisziplinäre Maßnahmen. Hoch-Risiko-
Pflegediagnosen werden mit Standardpflegemaßnahmen versehen. Das Datum der
Evaluation wird immer so gewählt, dass die Primary Nurse im Tagdienst ist. Die inne-
re Kohärenz der Pflegediagnosen ist teilweise gegeben. Das Formulieren der Pfle-
gediagnosen erscheint durch das oftmalige und genauere Dokumentieren jetzt einfa-
cher, weil man über die passenden Pflegediagnosen schon besser Bescheid weiß.
Fall 5: Die Primary Nurse startet mit einem Tagdienst und hat danach zehn freie Ta-
ge, insgesamt sind sechs Tagdienste und fünf Nachtdienste eingeteilt. Im Tagdienst
151
übernimmt sie die Pflege und Planung des Patienten, bei Abwesenheit der Primary
Nurse sind meist Associate Nurses eingeteilt, im Nachtdienst wird die Betreuung von
Pflegepersonen übernommen, die nicht im Projektteam sind. Die Pflegediagnosen
werden von der Primary Nurse bei Übernahme des Patienten evaluiert. Während ih-
rer Abwesenheit wird eine Pflegediagnose von einem Nicht-Projektteammitglied an-
gelegt. Die Pflegediagnosen sind einerseits in Form der standardisierten Hoch-
Risiko-Pflegediagnosen angelegt, und andererseits beziehen sie sich auf Hautdefek-
te und Gewebeschädigung sowie auf eine eingeschränkte körperliche Mobilität. Pfle-
geinterventionen werden etwa in gleichen Teilen im eigenverantwortlichen, mitver-
antwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbereich formuliert. Die innere Kohärenz
der Pflegediagnosen ist nur teilweise gegeben.
Fall 6: Während der 15-tägigen Aufenthaltsdauer und einer Betreuungszeit von 14
Tagen hat die Primary Nurse einen Nachtdienst und sechs Tagdienste eingeteilt.
Einmal hat sie zusammenhängend sechs Tage frei, und während eines Tagdienstes
wird die Pflege der Patientin von einer Associate Nurse übernommen. Pflegediagno-
sen werden von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Zu den standardisierten
Hoch-Risiko-Pflegediagnosen werden die Pflegediagnosen „Körperliche Mobilität,
beeinträchtigt“, „Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten“, „Verwirrtheit,
akut“ und „Kommunikation verbal, beeinträchtigt“ individuell für diese Patientin im
Pflegeprozess aufgenommen, allerdings fehlen konkrete Maßnahmen dazu. Die in-
nere Kohärenz ist nur gering gegeben.
Fall 7: Während der sechstägigen Aufenthaltsdauer des Patienten absolviert die
Primary Nurse drei Tagdienste und zwei Nachtdienste, wobei sie immer beim Patien-
ten eingeteilt ist und die Pflege durchführt. Die beiden standardisierten Hoch-Risiko-
Pflegediagnosen „Infektion, hohes Risiko“ und „Hautdefekt, hohes Risiko“ werden
von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Weitere Pflegediagnosen zur Mobilität
oder Körperpflege werden in Erwägung gezogen, jedoch wird aufgrund der raschen
Zustandsverbesserung keine Notwendigkeit zur Umsetzung gesehen. Die innere Ko-
härenz der Pflegediagnosen ist gegeben.
Fall 8: In neun Tagen werden von der Primary Nurse fünf Tagdienste beim Patienten
absolviert. Während ihrer Anwesenheit ist sie kontinuierlich beim Patienten und führt
auch die geplante Pflege sowie die Evaluation der Pflegediagnosen und die Ab-
schlussevaluation vor der Transferierung durch. Bei Übernahme des Patienten wer-
den die beiden bestehenden Hoch-Risiko-Pflegediagnosen und die Pflegediagnose
152
„Hautdefekt, bestehend“ im Sakralbereich evaluiert und die drei weiteren Diagnosen,
„Körperliche Mobilität, beeinträchtigt“, „Selbstpflegedefizit, Waschen und Sauberhal-
ten“ sowie die frei formulierte Pflegediagnose zur VAD-Einstichstelle angelegt. Zu
den Pflegediagnosen werden ausschließlich Interventionen im eigenverantwortlichen
Tätigkeitsbereich formuliert. Die innere Kohärenz bei den Pflegediagnosen ist über-
wiegend gegeben.
Fall 9: Die erste Primary Nurse hat während des 20-tägigen Betreuungszeitraums
zehn Tagdienste und einmal fünf Tage durchgehen frei, danach ist sie im Kranken-
stand. Die Übernahme der Pflege ist während ihrer Anwesenheit immer gegeben.
Die zweite Primary Nurse ist während ihrer 14-tägigen Betreuungszeit für fünf Tag-
dienste und vier Nachtdienste eingeteilt, wobei auch sie während ihrer Anwesenheit
die Pflege des Patienten übernimmt. Zwischen erster und zweiter Primary Nurse gibt
es zehn Tage ohne Zuteilung von Pflegenden. Bei Abwesenheit der Primary Nurses
wird die Pflege von verschiedenen Pflegepersonen übernommen.
Bei Übernahme des Patienten werden die bestehenden Pflegediagnosen von der
Primary Nurse evaluiert, wobei insgesamt neun Pflegediagnosen angelegt worden
sind, die die respiratorische Situation, die Mobilität und den Hautzustand betroffen
haben; darüber hinaus sind die standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen Teil
der Pflegediagnostik und aufgrund der kontinuierlichen Hämodiafiltration die Pflege-
diagnose „Körpertemperatur verändert, hohes Risiko“ dokumentiert. Die beschriebe-
nen Pflegeinterventionen befinden sich im eigenverantwortlichen, mitverantwortlichen
und interdisziplinären Tätigkeitsbereich, eine innere Kohärenz der Pflegediagnosen
ist teilweise gegeben.
Fall 10: Die Primary Nurse ist insgesamt sechs Tage für den Patienten verantwort-
lich, sie hat zwei Tagdienste und zwei Nachtdienste eingeteilt. Bis auf einem Dienst
ist sie immer für die Pflege des Patienten zuständig. Die Abschlussevaluation kann
von ihr nicht durchgeführt werden, da der Patient vor ihrem nächsten Dienst bereits
transferiert worden ist.
Bei der Übernahme des Patienten werden die bestehenden Pflegediagnosen evalu-
iert, wobei die beiden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen angelegt und
eine Pflegediagnose zur LVAD-Einstichstelle und zwei weitere zu vorhandenen
Hautdefekten definiert gewesen sind. Zur Mobilität und Körperpflege werden keine
pflegediagnostischen Einträge gefunden. Pflegeinterventionen werden im eigenver-
153
antwortlichen und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich formuliert, die innere Kohä-
renz der Pflegediagnosen ist in einem geringen Grad gegeben.
Kategorie: Pflegeerfolg
A) Erkennbare PatientInnenfortschritte
Dimensionen:
vorhanden – keine Fortschritte / Rückschritte
B) Pflegefehler
Dimensionen:
vorhanden – nicht vorhanden
Abb. 32: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeerfolg“.
Fall 1: Patientenfortschritte sind in der verbalen Kommunikation, bei der Entwöhnung
vom Respirator und beim Freihalten der Atemwege sowie in der Mobilität erkennbar.
Bei der Selbstständigkeit der Selbstpflege hat sich der Status nicht verändert. Ein
bestehender Hautdefekt an der linken Ferse sowie eine nekrotische Veränderung an
der LVAD-Austrittstelle werden beschrieben, beide haben bereits vor Übernahme
durch die Primary Nurse bestanden. Eine Besserung der Austrittsstelle wird im Ver-
lauf beschrieben.
Fall 2: Patientenerfolge sind in den Pflegediagnosen „Selbstpflegedefizit, Waschen
und Sauberhalten“ und „Körperbild, Störung“ beschrieben, letztere kann abgesetzt
werden. Ebenso zeigen sich Erfolge in der eingeschränkten körperlichen Mobilität
durch Zurückerlangung des Tag-Nacht-Rhythmus, durch Mobilisation in den Lehn-
stuhl von zwei Stunden täglich und durch die Bettfahrrad-Dauer von 30 Minuten.
Vereinzelte kleine Hautdefekte werden im Laufe des Intensivaufenthalts festgestellt,
die jedoch bei Transferierung abgeheilt sind.
Fall 3: Pflegeerfolge zeigen sich in der Abheilung diverser kleiner Hautdefekte; als
Patientenfortschritt wird die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine nach Trache-
otomie mit Hilfe der Navasonde dokumentiert.
Fall 4: Aufgrund der Fort- und Rückschritte des Gesundheitszustandes des Patien-
ten kann nicht von Patientenerfolge gesprochen werden. Positiv wird jedoch in der
Sterbephase die Linderung der Schmerzen, die persönliche Zuwendung, die Kom-
munikation der Associate Nurse und das Abschiednehmen der Ehefrau gewertet.
Fall 5: Zu Beginn der Patientenübernahme können keine Fortschritte verzeichnet
werden. Nach zehn bis zwölf Tagen werden erste Fortschritte des Patienten in der
Mobilität beschrieben, so können Zeitintervalle im Querbettsitzen ausgedehnt werden.
154
Ebenso sind Fortschritte in der Wundheilung definiert. Entstandene Hautdefekte sind
zum Zeitpunkt der Transferierung abgeheilt. Für die Primary Nurse entwickelt sich
der Zustand des Patienten zum Positiven.
Fall 6: Erfolge der Patientin sind klar gegeben und beschrieben, so dass die Patien-
tin bald die Intensivstation verlassen kann. Pflegediagnosen können zur Transferie-
rung abgesetzt werden.
Fall 7: Erfolge des Patienten sind in Form der Mobilitätssteigerung und Zunahme der
Selbstständigkeit klar zu verzeichnen. Pflegefehler sind keine beschrieben.
Fall 8: Nachdem der Patient zur präoperativen Aufnahme in einem schlechten All-
gemeinzustand, bettlägerig und von der Ehefrau zu Hause gepflegt gekommen ist,
kann ein sehr großer Patientenfortschritt festgestellt werden. Der Patient kann zum
Zeitpunkt der Transferierung selbstständig Essen, benötigt bei der Körperpflege nur
noch geringe Unterstützung von der Pflegeperson und sitzt täglich mindestens eine
Stunde im Lehnsessel.
Der beschriebene Hautdefekt hat sich bis zur Transferierung nicht verbessert.
Fall 9: Trotz der langen Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und der geringen
Mobilität des Patienten werden keine Kontrakturen festgestellt, er befindet sich auf
gleichem Bewegungsniveau. Von respiratorischer Seite können keine Erfolge festge-
stellt werden. Hautdefekte und Gewebeschädigung werden während des Beobach-
tungszeitraumes beschrieben, weisen jedoch keine Veränderung auf.
Fall 10: Die Fortschritte des Patienten werden von der Primary Nurse als tagtäglich
beobachtbar beschrieben, und der Patient kann sechs Tage nach Übernahme der
Betreuung durch die Primary Nurse transferiert werden.
Oberflächliche Hautdefekte im Axillarbereich werden als abgeheilt beschrieben, eine
Pflegediagnose kann daher abgesetzt werden. Die Nekrosen an den Fingerspitzen
sind zum Zeitpunkt der Transferierung noch bestehend, allerdings ist eine Verbesse-
rung feststellbar.
Kategorie: Motivation
A) Arbeitsbedingungen
Dimensionen:
positiv - negativ
B) Führungsstil
Dimensionen:
autoritär – laissesz faire
unterstützend – nicht unterstützend
155
Kontrollen – keine Kontrollen
C) Informationen (z. B. Teambesprechungen)
Dimensionen:
vorhanden - fehlen
D) Gestaltung der Pflege
Dimensionen:
frei - vorgegeben
E) Verantwortungsspielraum
Dimensionen:
groß - klein
F) Möglichkeit der Selbstentfaltung
Dimensionen:
vorhanden – nicht vorhanden
G) Zufriedenheit mit der Arbeit
Dimensionen:
vorhanden – nicht vorhanden
Abb. 33: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Motivation“.
Fall 1: Die Primary Nurse gibt an, dass die Stationsleitung Unterstützung angeboten
und eine einmalige Kontrolle in Bezug auf die Evaluation der Pflegediagnosen
durchgeführt hat. In der Gestaltung der Pflege sieht sie höchstens eine Einschrän-
kung durch die Therapieplanungen von ÄrztInnen. Sie kann sich individuell Zeit für
den Patienten nehmen. Durch ihre Verantwortlichkeit als Primary Nurse ist sie für die
Planung der Pflege zuständig. Sie nützt die Möglichkeit, KollegInnen in deren Bera-
tungsfunktion miteinzubeziehen und äußert Zufriedenheit mit der Arbeit, da es auch
eine gute Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen gibt und Fortschritte möglich sind.
Fall 2: Durch das Gespräch mit der Stationsleitung über Primary Nursing und aus
dem Wunsch heraus, die Routine und Eintönigkeit, aus denen leicht Fehler entste-
hen können, zu durchbrechen, ist die Motivation zu Primary Nursing gegeben. Kon-
trollen bzw. Absprachen bei der Pflegeplanung und Dokumentation finden durch die
Stationsleitung statt. Die Gestaltung der Pflege erfolgt in Absprache mit dem Patien-
ten, ÄrztInnen und TherapeutInnen.
Da die Primary Nurse die Endverantwortung für ihr Handeln und für den Patienten
bzw. für die Pflege von zwei PatientInnen übernommen hat, ist ihr Verantwortungs-
spielraum groß. Ihr Wunsch besteht jedoch auch darin, nicht immer die Verantwor-
tung übernehmen zu müssen. Sie ist sehr interessiert an Primary Nursing und über-
nimmt damit einen gewissen Aufgabenbereich, in dem sie sich entfalten kann.
Die Primary Nurse ist sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, da sie Schritt für Schritt die Er-
folge des Patienten beobachten kann und bei der Transferierung des Patienten, nach
156
so langem Intensivaufenthalt, ein persönlicher Dank von der Ehefrau ausgesprochen
wird. Zusätzlich trägt positives Feedback einiger Pflegepersonen, die nicht in der
Projektgruppe sind, zu ihrer Zufriedenheit bei.
Kritisch angemerkt wird der scheinbare Mangel an Informationen über Primary
Nursing im übrigen Pflegeteam, da dieses aus Unwissenheit „lästernde Bemerkun-
gen“ tätigt. Ebenso wird der Personalmangel durch vermehrte Krankenstände, der es
der Primary Nurse unmöglich macht, den Patienten bei der Transferierung auf die
Normalstation zu begleiten, negativ vermerkt.
Fall 3: Aufgrund von Krankenständen betreut die Primary Nurse immer zwei Patien-
tInnen, wobei sie auch Aufnahmen und Entlassungen gemeinsam mit einem/einer
Kollegen/in, der/die im Dreibettzimmer mit ihr eingeteilt ist, übernimmt. Die umfang-
reiche Pflegeplanung nimmt sehr viel Zeit und Energie in Anspruch, weshalb die Pri-
mary Nurse das Gefühl hat, sie müsse sich irgendwie die Zeit stehlen. Die Zeit, die
notwendig wäre, steht nicht zur Verfügung. Zusätzlich besteht eine Grundunzufrie-
denheit im gesamten Pflegeteam, nachdem zu den Krankenständen noch die Durch-
führung zusätzlicher Projektarbeiten an diversen Projekten hinzu kommt. Zudem
werden Arbeits- bzw. Organisationsabläufe als unkoordiniert beschrieben. Dies be-
zieht sich vor allem auf die Dienstplangestaltung und auf Aufnahmen und Entlassun-
gen; es finden immer wieder Veränderungen statt, die Primary Nurse kann sich des-
halb kaum auf etwas einstellen, was ihre Arbeit erschweren würde.
Auf die Gestaltung des Tagesablaufes kann sie nicht viel Einfluss nehmen, außer bei
der Körperpflege; da der Patient gerne länger schläft, wird bei ihm die morgendliche
Pflege als Letzter durchgeführt.
Die Primary Nurse äußert Zufriedenheit mit der Arbeit, nachdem sie Fortschritte beim
Patienten erkannt und die viele investierte Energie zum Erfolg geführt hat.
Fall 4: Durch Primary Nursing wird sich die Pflegeperson der Pflege wieder bewuss-
ter. Ein Problem ergibt sich jedoch durch den Personal- und Zeitmangel, so dass die
Pflege nicht immer so umsetzen werden kann, wie die Pflegeperson es möchte.“ Ei-
ne Aussage der Primary Nurse verdeutlicht diese Problematik: „ . . . der Patient wur-
de Querbett gesetzt und dann musste gleich danach beim Patienten daneben ein
zentralvenöser Katheter vom Arzt steril gelegt werden. Während dieses Vorgangs
hat sich die Kreislaufsituation des Patienten im Querbett verschlechtert, so dass er
sofort wieder ins Bett gelegt werden musste. Trotz lautem Ruf um dringende Hilfe,
war keine Pflegeperson zur Stelle, die helfen konnte, da alle in den anderen Zimmern
157
beschäftigt waren und so wurde der Patient mühevoll durch eine Pflegeperson wie-
der ins Bett gelegt, wobei daneben weiter steril gearbeitet wurde.“ (4. Leitfadeninter-
view, S. 5/6, Z. 27-30/1-2)
Aufgrund des intensiven Arbeitsaufwandes im Tagdienst nach drei freien Tagen kann
sie die Pflegediagnosen des Patienten erst am Abend evaluieren, und da sich in die-
sen Tagen sehr viel verändert hat, muss sie länger in der Arbeit bleiben, um alles
korrekt zu dokumentieren; das ist für die Primary Nurse nicht akzeptabel.
In Bezug auf die Dokumentation der geplanten Maßnahmen, die aufgrund von Per-
sonal- oder Zeitmangel nicht durchgeführt worden sind, besteht Unsicherheit darüber,
ob diese Angaben erlaubt sind oder nicht.
Von den PhysiotherapeutInnen wird eine ersichtlichere Information darüber ge-
wünscht, welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in Primary Nurse ist.
Da sie selten im Dienstzimmer sind, wo ein Blatt Papier genau darüber informiert,
wissen sie meist nicht über die entsprechenden Personen Bescheid. Sie würden es
als sehr hilfreich empfinden, durch Markierung an der PatientInnentafel mit der An-
sprechperson in Kontakt treten zu können.
Die Primary Nurse gibt an, dass sie mit ihrer Arbeit zufriedener gewesen wäre, wenn
sie Patientenfortschritte gesehen hätte und die Pflegemaßnahmen Schritt für Schritt
hätte aufbauen können.
Fall 5: Die Primary Nurse äußert Unstimmigkeiten bei der Pflegediagnostik, beson-
ders bei den Inhalten der Evaluation. Es werden Gespräche mit der Stationsleitung u.
a. zu diesem Thema geführt. Einmal wird eine Pflegevisite mit der Stationsleitung
und der Primary Nurse abgehalten, weitere werden entweder angekündigt, aber auf-
grund einer PatientInnenaufnahme nicht eingehalten, oder während ihrer Abwesen-
heit mit Associate Nurses durchgeführt. Die zehn freien Tage der Primary Nurse
werden von der Stationsleitung bewusst eingeteilt, um herauszufinden, welche Kon-
sequenzen eine Erkrankung der Primary Nurse zur Folge hätte.
Aufgrund der Missgunst im übrigen Pflegeteam und der üblen Nachrede, dass Prima-
ry Nurses immer nur einen/eine Patienten/in zu betreuen hätten, versucht die Prima-
ry Nurse ab dem zweiten Tagdienst einen/eine weiteren/weitere Patienten/in zu
übernehmen. Die Primary Nurse empfindet es als Mehraufwand, wenn sie zwei Pati-
entInnen zu betreuen hat, besonders, wenn am Nachmittag noch ein/eine Patient/in
auf der Intensivstation aufgenommen wird und sie noch die gesamte Dokumentation
des/der Primary Nursing Patienten/in zu erledigen hat. Informationen diesbezüglich
158
von der Stationsleitung an das Stationsteam werden von der Primary Nurse nicht
wahrgenommen. Ebenso kritisiert sie die Art und Weise der Informationsweitergabe,
welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in gerade als Primary Nurse
eingeteilt ist, mit den Worten: „. . . auf einem Zettel ausgehängt, wo dann jede Pri-
mary Nurse eine komische Komikfigur bekommt, wo ich mir schon Gedanken mache,
über die Wertigkeit des Projektes“. (5. Leitfadeninterview, S. 8, Z. 7-9)
Die Primary Nurse versucht ihren Verantwortungsspielraum einzugrenzen, in dem sie
klar und deutlich den KollegInnen und den Angehörigen gegenüber kommuniziert,
dass sie ihr Privatleben von der Arbeit trennt. „Eine Associate Nurse hat angerufen,
da der Patient beim Querbettsitzen plötzlich eine Asystolie hatte, und sie nicht wuss-
te wie sie bei der Pflegediagnostik fortfahren sollte, habe ich gesagt, dass ich jetzt
am Telefon keine Auskunft darüber geben kann.“ Auf eine Aussage der Ehefrau hin,
die angemerkt hat, dass die Primary Nurse ein paar Tage nicht im Dienst gewesen
ist, gibt sie zur Antwort, dass sie einen Dienstplan und auch ein Privatleben habe.
Mit ihrer Arbeit ist die Primary Nurse zufrieden, da sie erleben kann, dass es dem
Patienten besser geht und, dass er Fortschritte gemacht habe, weil man sich als ver-
antwortliche Pflegeperson auch vermehrt einsetzt.
Fall 6: Die Primary Nurse äußert bei der Übernahme der Patientin Unsicherheit beim
Erstellen der Pflegediagnosen, auch bei der Übernahme eines/einer weiteren Patien-
ten/in. Bei der Pflegevisite mit der Stationsleitung wird über die Pflegeplanung ge-
sprochen, wobei sie auch die Unordnung um die Patientin herum kritisiert. Diese Un-
ordnung ist während des Durchgangsyndroms der Patientin entstanden, da sie alles
aus dem Bett geworfen hat. Die Primary Nurse hat das Gefühl, dass die Stationslei-
tung dafür kein Verständnis hat, ist es doch nur eine Momentaufnahme gewesen. Als
Hinweise auf eine fehlende Unterstützung durch die Stationsleitung werden die feh-
lenden Kontrolle bzw. Ermahnungen bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegeinter-
ventionen bzw. der von ihr geplanten PatientInnenzuteilung im Nachtdienst gewertet.
Die Primary Nurse fühlt sich aufgrund des Umgangstons von manchen KollegInnen
persönlich angegriffen, was die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation negativ beein-
flusst. Als weiteren Kritikpunkt sieht sie die negative Grundstimmung mancher Pfle-
gepersonen, die sich dann auch negativ auf das Arbeitsklima auswirkt.
Die Primary Nurse äußert aber Zufriedenheit über die eigene Arbeit, setzt Bewe-
gungsübungen und Mobilisationsschritte ohne Unterstützung von TherapeutInnen ein,
und die Patientin kann erfolgreich auf die Normalbettenstation transferiert werden.
159
Fall 7: Die Zuteilung des Primary Nursing Patienten wird von der Stationsleitung
kurzfristig verändert und der Primary Nurse erst am Tag der Übernahme mitgeteilt.
Nachdem der Patient als sehr instabil angekündigt worden ist, wird die Zuteilung von
der Primary Nurse kritisch betrachtet. Der Patient stabilisiert sich jedoch sehr rasch
und der Zustand verbessert sich, so dass die Primary Nurse sich mit gutem Gewis-
sen auch vermehrt um andere PatientInnen kümmern kann. Am Tagesablauf und an
der Pflege des Patienten können keine Abweichungen zu anderen PatientInnen fest-
gestellt werden. Ebenso kann bei der Verantwortlichkeit kein Unterschied zur Be-
reichspflege bemerkt werden.
Fall 8: Es werden immer öfter Informationen von der Stationsleitung an das Pfle-
geteam weitergegeben, welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in Pri-
mary Nurse ist, und an der PatientInnentafel wird eine Markierung, für alle Berufs-
gruppen ersichtlich, angebracht. Teilweise besteht aber auch von einigen Projekt-
teammitgliedern geringes Interesse, sich über die derzeitige Einteilung zu informieren
bzw., stimmt der Wochenpräsenzplan aufgrund von Dienstplanänderungen nicht im-
mer mit der tatsächlichen Dienstmannschaft überein. Von der Primary Nurse wird
noch ein genereller Informationsmangel zu Primary Nursing im übrigen Pflegeteam
bemerkt. Die Informationen zu Primary Nursing sollen von höherer Hierarchieebene
erfolgen, und von allen Pflegepersonen soll eine verpflichtende Teilnahme an diesen
Informationsgesprächen beispielsweise in Form einer Teambesprechung eingefor-
dert werden. Dabei sollen die Grundbegriffe zu Primary Nursing erklärt, Vorteile und
Unterschiede zwischen den Pflegeorganisationssystemen aufgezeigt werden, um
Ängste, Widerstände und Gerüchte im Pflegeteam zu reduzieren. Die Primary Nurse
merkt an, dass nach wie vor eine generelle Unruhe auf der gesamten Station besteht,
dass auch in Abhängigkeit vom Pflegeaufwand auf der Station der Personalschlüssel
berechnet wird und dass es bei fehlender Dokumentation der Pflegeinterventionen
auch zur Beeinflussung der Auswertung des Personalschlüssels kommt und dieser
eventuell sogar von der Pflegedirektion herabgestuft werden kann. Zudem stellt die
Primary Nurse noch fest, dass die Stationsleitung zusätzlich mit den Ideen und Ge-
danken einer neuen, leitenden und eine Hierarchiestufe über ihr stehenden Pflege-
kraft hinsichtlich der Führungsaufgaben sehr beschäftigt zu sein scheint.
Da für viele Pflegepersonen die Betreuung von Angehörigen eine Belastung darstellt,
besteht für drei Projektteammitglieder die Möglichkeit, eine Fortbildung zum Thema
160
„Besucherfreundliche Intensivstation“ zu besuchen. Inhalte dieser Fortbildung, an der
auch die Primary Nurse teilnehmen darf, sind dieser nicht bekannt.
Der Patient der Primary Nurse verbringt die Zeit auf der Intensivstation in einem
Zweibettzimmer, weshalb die Primary Nurse auch für die Pflege des/der zweiten Pa-
tienten/in eingeteilt wird. Vom Arbeitsaufwand gibt es diesbezüglich keine Probleme,
da die Pflegeplanung beim Primary Nursing Patienten bereits angelegt worden ist
und zu bestimmten Pflegemaßnahmen eine zweite Pflegeperson unterstützend zu
Hilfe kommt. Die Primary Nurse ist mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, gekennzeichnet
durch die Erfolge des Patienten und der positiven Zusammenarbeit mit den verschie-
denen Berufsgruppen und zusätzlich durch die Bezahlung, die Dienstplangestaltung
und die Überstundenregelung.
Fall 9: Aufgrund der großen Belastungssituation gibt die erste Primary Nurse an,
dass sie die Rolle der Primary Nurse nicht mehr übernehmen möchte, als Associate
Nurse aber gerne zur Verfügung stehe. Sie zeigt hinsichtlich des Projektes auch ne-
gative Aspekte in Form von konstruktiver Kritik bei der Stationsleitung auf. Diese Kri-
tik wird jedoch als „Schlechtmachen“ des Projektes interpretiert. Eine spezielle Un-
terstützung durch die Stationsleitung kann sie nicht feststellen, außer, dass sie die
Pflegevisite abhält, die aber auch bei allen anderen PatientInnen durchgeführt wird.
Als die Stationsleitung ebenfalls im Krankenstand ist und keine Regelung über die
Weiterführung von Primary Nursing vorliegt, wird das Projekt vernachlässigt. Eine
gleichzeitige Einschulung von neuen MitarbeiterInnen und die Rollenübernahme als
Primary Nurse wird nicht positiv gesehen; da Lernzielen nicht entsprechend nachge-
gangen werden kann, sei der Lernerfolg nicht gegeben.
Auch die zweite Primary Nurse erlebt die Übernahme des Patienten als schwere Be-
lastungssituationen, hinzu kommt ihr großer Ärger über das Desinteresse der Kolle-
gInnen an Primary Nursing. Ebenso wird das Prinzip der freiwilligen Teilnahme bzw.
Rollenübernahme nicht berücksichtigt, wie es zu Projektbeginn besprochen worden
ist.
Fall 10: Die Primary Nurse äußert Zufriedenheit über ihre Arbeit, nachdem der Pati-
ent auch sichtlich Fortschritte gemacht hat. Durch den kurzen Betreuungszeitraum
sind die Gestaltung der Pflege und der Verantwortungsspielraum eher eingeschränkt.
Nachdem nach zehn PatientInnen das Projekt ans Ende gekommen ist, bekommt
das Projektteam von der Stationsleitung die Information, dass sie Primary Nursing
weiterführen und eventuell einzelne KollegInnen in die Gruppe aufnehmen möchte.
161
Nach Angaben der Primary Nurse gibt es jedoch Projektteammitglieder, die nicht
mehr involviert sein möchten bzw. die Rolle der Primary Nurse nicht mehr überneh-
men werden. Informationen an das übrige Pflegeteam hat es zu diesem Zeitpunkt
noch nicht gegeben.
Gruppierung der Fälle und Analyse empirischer Regelmäßigkeiten
Die nachfolgende Darstellung zeigt Merkmalskombinationen in Form von Kreuztabel-
len auf, um Fälle anhand der definierten Vergleichsdimensionen sowie ihrer Ausprä-
gungen gruppiert und nach empirischer Regelmäßigkeit darzulegen. Damit soll ein
Überblick über alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten und Grundlagen für weite-
re vergleichende Analysen geschaffen werden, um Fällen den entsprechenden Fel-
dern zuordnen zu können. Ebenso werden Fälle miteinander verglichen, die einer
Merkmalskombination zugeordnet werden, um die interne Homogenität der gebilde-
ten Gruppen zu überprüfen (vgl. Kelle/Kluge, 2010: 91ff).
Kategorie A:
„Verantwortung“
Kategorie B: „Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand“
Subkategorie B1:
Dienstplan – mehr
Tagdienste als
Nachtdienste, nicht
mehr als drei Tage
hintereinander frei
Subkategorie
B2:
Kontinuität
Subkategorie
B3:
Durchführung
der Pflege
Subkategorie B4:
Pflegediagnostik
Subkategorie A1:
Verbindlichkeit
Fall: 2, 7, 8 Fall: 1, 3, 5, 7, 8 Fall: 1, 3, 5, 7, 8 Fall: 1, 2, 3, 4, 5,
6, 7, 8. 9, 10
Subkategorie A2:
Freiwilligkeit
Fall: 2, 4, 6, 8, 10 Fall: 1, 8 Fall: 1, 2, 3, 8 Fall: 1, 2, 3, 4, 5,
6, 7, 8, 9, 10
Subkategorie A3:
Belastung
Fall: 4, 9 Fall: 2, 3, 6, 9 Fall: 2, 3, 9 Fall: 3, 4, 9
Tab. 4: Darstellung von Merkmalskombinationen „Verantwortung“ und „Pflegeplanung und
Durchführung aus einer Hand“ in einer Kreuztabelle.
Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Verantwortung“ und „Pflege-
planung und Durchführung aus einer Hand“
In allen Fällen ist klar erkennbar, dass im Zusammenhang mit der Pflegediagnostik
eine Verbindlichkeit besteht und diese auch freiwillig durchgeführt wird. Anzumerken
ist hier, dass das Diagnostizieren in der Pflege Teil des eigenverantwortlichen Tätig-
162
keitsbereiches des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege laut
Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist und nicht einen expliziten Part von Prima-
ry Nursing darstellt.
Fall 2, 7, 8: Die Merkmalskombination „Verbindlichkeit“ und „Dienstplangestal-
tung“ zeigt in Fall 2, 7 und 8, dass Fall 2 und 8 nur Tagdienste beim Patienten absol-
vieren und Fall 7 auch zwei Nachdienste eingeteilt ist. Fall 7 und 8 führen während
der Dienste immer selbst die Pflege beim Patienten durch. Fall 2 gibt an, dass an
zwei Tagen die Pflege eines/einer anderen Patienten/in durchgeführt worden ist.
Fall 1, 3, 5, 8: Hier zeigt sich eine Kontinuität in der Durchführung der Pflege bei An-
wesenheit der Primary Nurse, die Dienstplangestaltung erfolgt jedoch mit Tag- und
Nachtdiensten bzw. mehreren freien Tagen.
Fall 2, 4, 6, 8, 10: In diesen Fällen wird die freiwillige Übernahme der Rolle der Pri-
mary Nurse bestätigt, wobei Fall 2, 4 und 6 die Rolle jeweils zweimal übernommen
haben.
Fall 1: Primary Nurse zu sein, ist für Fall 1 bedingt freiwillig, da sie sich zwar freiwillig
zur Projektteilnahme gemeldet hat, aber nicht gleich als erste Primary Nurse begin-
nen wollte.
Fall 3: Die Rolle der Primary Nurse wird freiwillig übernommen, aufgrund der vielen
Nachdienste, die sie auch weiterhin behalten will, teilt sie die Verantwortung mit einer
bestimmten Associate Nurse.
Fall 5, 7: Beide haben sich zu Beginn für das Projekt freiwillig gemeldet, aufgrund
veränderter Tatsachen und anderer Interessen äußern beide aber den Wunsch, aus
dem Projekt aussteigen zu dürfen, was jedoch erst nach einer einmaligen Rollen-
übernahme als Primary Nurse von der Projektleitung akzeptiert wird.
Fall 9: Die Funktion der Primary Nurse wird bedingt freiwillig angenommen, da sie
einen/eine neuen/neue Mitarbeiter/in einzuschulen hat, und sie bereits negative Er-
fahrungen in Fall 4 durch das Erleben einer enormen Belastung in dieser Aufgaben-
stellung wahrgenommen hat. Die Primary Nurse absolviert nur Tagdienste, wobei in
Fall 4 die Pflege auf ihren Wunsch hin von einer Associate Nurse übernommen wird.
Bei Fragen steht sie jedoch zur Verfügung. In Fall 9 ist die Primary Nurse nach zehn
Diensten beim Patienten im Krankenstand. Sie beschreibt ein starkes Belastungsge-
fühl bereits nach sechs bis sieben Diensten: „ . . . ich würde sagen nach zwei Wo-
chen, das waren etwa sechs bis sieben Dienste . . ., weil ich mich dauernd damit be-
schäftige und darüber nachdenke, wenn kein Fortschritt erkennbar ist oder der Pati-
163
ent einen Rückschritt macht, . . . bin ich daran schuld, habe ich etwas falsch gemacht
oder habe ich etwas übersehen, man fühlt sich so sehr verantwortlich für den Patien-
ten.“ (9. Leitfadeninterview, S. 1/2, S. 29-32/1-2)
Fall 2, 3, 8: Ein Gefühl der Belastung wird durch die Pflegekontinuität erklärt, durch
schwierige Gespräche mit Angehörigen, aber auch durch die umfangreiche Pflege-
dokumentation.
Fall 2 gibt z. B. an: „ . . . wenn ich jetzt zwei Tage einen anderen Patienten pflegen
kann, weil es für mich auch anstrengend war . . . nach den beiden Tagen hat es mir
wieder bei meinem zugeteilten Patienten gefallen weiter zu machen.“ (2. Leitfadenin-
terview, S. 1/2, Z. 27-28/1)
Fall 3 beschreibt die Belastung der Angehörigen wie folgt: „ . . . wir haben über die
ganzen Ängste und Befürchtungen, was alles eintreten kann, gesprochen . . . es geht
dann schon sehr nahe.“ (3. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 27-29) Zum Thema Pflegedo-
kumentation stellt die Primary Nurse fest: „ . . . nach den freien Tagen, wenn man
Tagdienst hat, wird die Evaluation der Pflegediagnosen durchgeführt und das heißt,
dass man den ganzen Tag bei der Evaluierung sitzt und das war mühsam.“ (3. Leit-
fadeninterview, S. 4, Z. 21-25)
Fall 6: Die Patientin befindet sich im Durchgangssyndrom und die Primary Nurse
sagt nach ihrem dritten Betreuungstag: „ . . . ich kann nicht mehr zu ihr gehen.“ (6.
Leitfadeninterview, S. 5, Z. 7)
Kategorie C:
„Phase der Inten-
sivpflege“
Kategorie D: „Arbeitsformen“
Subkategorie D1:
„Machine-Work“
Subkategorie D2:
„Safety-Work“
Subkategorie D3:
„Comfort-Work“
Subkategorie D4:
„Sentimental-Work“
Subkategorie D5:
„Articulation-Work“
Subkategorie D6:
„Work of Patients“
Subkategorie C1:
Akutphase
Fall: 3 Fall: 3
Subkategorie C2:
Postakutphase
Fall: 3, 7 Fall: 3, 6, 7
Subkategorie C3:
Stabilisationsphase
Fall: 1, 4 Fall: 1, 2, 4, 8, 9 Fall: 9 Fall: 3, 4, 8, 9 Fall: 3, 4, 5, 6, 8, 9,
10
Subkategorie C4:
Rehabilitationsphase
Fall: 10 Fall: 1 Fall: 1, 2, 5, 8, 10 Fall: 1, 5, 6, 7, 8,
10
Subkategorie C5:
Sterbephase
Fall: 4
Tab. 5: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Arbeitsformen“ in einer Kreuztabelle.
Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Phasen der Intensivpflege“ und
„Arbeitsformen“
Fall 3: In der Akut- und Postakutphase stehen die Arbeitsformen „Machine-
Work“ und „Safety-Work“ im Vordergrund. Lebenserhaltende Maschinen kommen in
diesen Phasen zum Einsatz. Während der Stabilisationsphase wird einerseits „Sen-
timental-Work“ eingesetzt, da sich der Patient in der Aufwachphase befindet und
gemeinsam mit der Ehefrau versucht wird, die Problematik der Beinamputation zu
verarbeiten und da auch Gefühle der Ehefrau mit berücksichtigt werden müssen. An-
dererseits spielt „Articulation-Work“ eine wesentliche Rolle, geht es doch um die Zu-
sammenarbeit verschiedener Berufsgruppen und eine optimale Koordination der Ar-
beitsabläufe, wie beispielsweise die Durchführung der Trachetomie: „ . . . der Patient
ist binnen drei Tagen tracheotomiert worden, wo ansonsten das über das Wochen-
ende hinausgeschoben werden würde.“
Fall 6: „Safety-Work“ ist besonders in der Postakutphase wichtig, als sich die Patien-
tin im Durchgangssyndrom befindet, und damit die Gefahr der Selbstgefährdung ge-
geben ist. Bei zunehmender Orientiertheit kommt es zur Stabilisations- und anschlie-
ßend innerhalb von drei Tagen zur Rehabilitationsphase. Während der Stabilisati-
onsphase werden in Form der „Articulation-Work“ Tätigkeiten koordiniert und zwi-
schen Primary Nurse, ÄrztInnen und Patientin kommuniziert. Durch rasche Zunahme
der Mobilität kann in der Rehabilitationsphase von „Work of Patients“ gesprochen
werden, wobei die Mitarbeit bei der Mobilisation von großer Bedeutung ist, sowie die
zunehmende Selbstständigkeit bei der Körperpflege, die nur noch geringer Unter-
stützung durch die Primary Nurse bedarf.
Fall 7: Am ersten postoperativen Tag nach der Herztransplantation befindet sich der
Patient in der Postakutphase, in der „Machine-Work“ und „Safety-Work“ vorrangig
sind. Der Zustand des Patienten stabilisiert sich sehr rasch, so dass anschließend
die Rehabilitationsphase eingeleitet werden kann, in der „Work of Patients“ in Bezug
auf Mobilisation und Körperpflege zu Tage tritt. Bis zur Transferierung benötigt der
Patient keine Unterstützung mehr bei der Körperpflege.
Fall 1: Der Patient wird nach 40 Tagen Intensivaufenthalt von der Primary Nurse
übernommen. Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich in der Stabilisationsphase. Auf-
grund der Unterstützung des linken Herzens mittels eines LVADs wird „Machine-
Work“ und „Safety-Work“ angewendet, wobei beide Arbeitsformen auch bei Zu-
166
standsverbesserung und zunehmender Mobilität begleitend in der Rehabilitations-
phase zur „Articulation-Work“ und „Work of Patients“ zum Tragen kommen. Termine
mit ÄrztInnen, TherapeutInnen und dem Kardiotechniker müssen besprochen und
organisiert werden, auch erfolgen Absprachen zwischen Primary Nurse und Angehö-
rigen in Bezug auf die Ernährung. Ebenso wird „Sentimental-Work“ in die Arbeit in-
kludiert, wenn es darum geht, verschobene Operationstermine dem Patienten zu er-
klären und die Wartezeit beispielsweise durch einen Besuch im Garten zu verkürzen.
Fall 4: Bei der Übernahme des Patienten durch die Primary Nurse nach 19 Tagen,
befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase. Diese Phase ist gekennzeichnet
durch „Machine-Work“ und „Safety-Work“, wobei eine maschinelle Unterstützung der
Beatmung und Nierenfunktion zum Einsatz kommt. Der Patient ist kontaktierbar und
bekommt täglich Besuch von seiner Ehefrau. Während dieser Phase wird auch „Sen-
timental-Work“ und „Articulation-Work“ eingesetzt. Pflegeziele werden mit dem Pati-
enten und der Ehefrau besprochen, und die Ehefrau wird in die Pflege mit einbezo-
gen. Tägliche Gespräche und Zuspruch werden von der Primary Nurse in die ent-
standene Pflegebeziehung eingebracht, was letztendlich auch in der Sterbephase
des Patienten von großer Bedeutung ist.
Fall 2: Der Patient wird nach 130 Tagen von der Primary Nurse übernommen, zu
diesem Zeitpunkt befindet er sich in der Stabilisationsphase, und „Safety-Work“ ist
aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion von Bedeutung. Durch eine zuneh-
mende Zustandsverbesserung ist ein Übergang in die Rehabilitationsphase ange-
zeigt, hier kommt die „Articulation-Work“ zum Einsatz. Termine mit der chronischen
Dialysestation und den TherapeutInnen werden organisiert und individuelle Besuchs-
zeiten mit der Ehefrau besprochen, die in die Planung integriert wird, da auch sie
Maßnahmen bei der Pflege übernommen hat.
Fall 8: Der Patient ist bereits präoperativ zur Stabilisation auf der Intensivstation auf-
genommen worden. Während dieser Phase stehen die „Safety-Work“ und die „Articu-
lation-Work“ im Vordergrund. Aber auch „Sentimental-Work“ wird von der Primary
Nurse angewendet, als es um die Unterstützung durch die Primary Nurse bei der
Entscheidung zur Operation geht.
Pflegeziele und entsprechende Maßnahmen, die er selbst auch postoperativ einge-
fordert hat, werden mit dem Patienten besprochen. TherapeutInnen werden ebenfalls
involviert, so dass eine Überleitung in die Rehabilitationsphase erfolgen kann. Orga-
nisatorische und therapeutische Pläne werden täglich für den nächsten Tag bespro-
167
chen. „Comfort-Work“ in der Rehabilitationsphase ist ein wichtiger Bestandteil, wenn
es um das Erlernen des Umgangs mit den LVAD geht, um dem Patienten auch die
Angst davor zu nehmen, etwas falsch zu machen. Durch zunehmende Mobilität ist
die Rehabilitationsphase auch durch „Work of Patients“ gekennzeichnet.
Fall 9: Die Übernahme der Pflege des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach
100 Tagen, der Patient befindet sich in der Stabilisationsphase. In dieser Phase
kommen „Safety-Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“ und „Articulation-
Work“ zum Einsatz. Sicherheitsarbeit muss aufgrund der respiratorischen Situation
und der Krampfanfälle des Patienten kontinuierlich geleistet werden. Die Koordinati-
on der Arbeitsabläufe zwischen Primary Nurse, ÄrztInnen und TherapeutInnen sowie
das Einbeziehen der Angehörigen fällt unter „Articulation-Work“. Besuche mit dem
Patienten im Garten sind unter „Comfort-Work“ einzuordnen. Nachdem der Patient
auch immer wieder Rückschritte von respiratorischer Seite erlitten hat, muss hier
„Sentimental-Work“ angewendet werden, um die Ehefrau während der Phasen der
Zustandsverschlechterung zu beruhigen.
Fall 10: Der Patient wird nach 41 Tagen von der Primary Nurse in der Stabilisations-
phase übernommen. „Articulation-Work“ steht hier im Vordergrund, da es sich um die
Organisation der Arbeitsabläufe von ÄrztInnen, TherapeutInnen und der Primary
Nurse handelt. In der Rehabilitationsphase setzt sich aufgrund der Zusammenarbeit
mit den verschiedenen Berufsgruppen ebenfalls noch „Articulation-Work“ fort, und
durch die zunehmende Mobilität des Patienten kommt „Work of Patients“ hinzu. Da
der Patient einer anderen Kultur angehört, ist auch hier „Comfort-Work“ von Bedeu-
tung, um mögliche Wünsche oder Rituale in die Pflege miteinzubringen.
Fall 5: Bei der Übernahme des Patienten nach sechs Tagen Intensivaufenthalt be-
findet sich der Patient in der Stabilisationsphase, hier findet „Articulation-Work“ An-
wendung. Verschiedene TherapeutInnen werden im Therapieschema des Patienten
integriert, was einer Organisation und Koordination durch die Primary Nurse bedarf.
Zusätzlich müssen Termine für die chronische Dialyse geregelt werden. Die Verstän-
digungsarbeit zieht sich fort in die Rehabilitationsphase, zusätzlich kommt es auf-
grund der zunehmenden Mobilität des Patienten zu „Work of Patients“, trotz Ein-
schränkungen der Hände. Zuspruch und Ermutigungen des Patienten von Seiten der
Primary Nurse sind Kennzeichen für „Articulation-Work“.
168
Kategorie C:
„Phase der Inten-
sivpflege“
Kategorie I: „Planung der Interventionen“
Subkategorie I1:
„im eigenverant-
wortlichen Tätig-
keitsbereich“
Subkategorie I2: „im mitverant-
wortlichen Tätigkeitsbereich“
Subkategorie I3:
„im interdisziplinä-
ren Tätigkeitsbe-
reich“
Subkategorie C1:
Akutphase
Fall: 3 Fall: 3
Subkategorie C2:
Postakutphase
Fall: 3, 6, 7 Fall: 3, 7
Subkategorie C3:
Stabilisationsphase
Fall: 1, 2, 3, 4, 5,
6, 8, 9, 10
Fall: 1, 4, 5, 9, 10 Fall: 5, 9
Subkategorie C4:
Rehabilitationsphase
Fall: 1, 2, 5, 6, 7,
8, 10
Fall: 5, 7, 10 Fall: 5
Subkategorie C5:
Sterbephase
Fall: 4 Fall: 4
Tab. 6: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Planung der
Interventionen“ in einer Kreuztabelle.
Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Phasen der Intensivpflege“ und
„Planung der Interventionen“
Fall 3: In der Akut- und Postakutphase werden Pflegeinterventionen im eigen- und
mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich formuliert. In der Stabilisationsphase werden
ausschließlich eigenverantwortliche Tätigkeiten geplant.
Fall 7: Bei den beiden vorliegenden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen
werden ausschließlich Standardpflegemaßnahmen geplant, die im eigen- und mit-
verantwortlichen Tätigkeitsbereich integriert sind. Dies bezieht sich auf die Postakut-
und auf die Rehabilitationsphase.
Fall 2, 8: Pflegeinterventionen werden in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase
ausschließlich im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant.
Fall 1, 10: Geplante Interventionen in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase
beinhalten den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich.
Fall 5: Es werden sowohl in der Stabilisationsphase als auch in der Rehabilitations-
phase Interventionen im eigen- und mitverantwortlichen sowie im interdisziplinären
Bereich formuliert.
169
Fall 9: Interventionen werden ausschließlich für die Stabilisationsphase geplant, wel-
che sich auf den eigen- und mitverantwortlichen sowie auf den interdisziplinären Be-
reich beziehen.
Fall 4: Geplante Interventionen nehmen in der Stabilisationsphase und Sterbephase
Bezug auf den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich.
Fall 6: Pflegediagnosen sind angelegt, jedoch fehlt es teilweise an formulierten Maß-
nahmen. Maßnahmen, die geplant sind, gelten für den eigenverantwortlichen und
interdisziplinären Tätigkeitsbereich.
Kategorie E:
„Aufenthaltsdauer“
Kategorie F: „Pflegeerfolg“
Subkategorie F1: „PatientInnenfort-
schritte“
Subkategorie F2: „Pflegefehler“
Subkategorie E1:
kurzfristig
Fall: 7
Subkategorie E2:
mittelfristig
Fall: 6, 8 Fall: 8
Subkategorie E3:
langfristig
Fall: 1, 2, 3, 5, 10 Fall:1, 2, 3, 5, 9, 10
Tab. 7: Darstellung der Merkmalskombinationen „Aufenthaltsdauer“ und „Pflegeerfolg“ in
einer Kreuztabelle.
Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Aufenthaltsdauer“ und „Pflege-
erfolg“
Fall 7: Bei einer sechstägigen Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation können Fort-
schritte im Bereich der Mobilität und Körperpflege wahrgenommen werden. Pflege-
fehler, wie beispielsweise Hautdefekte, werden nicht beschrieben.
Fall 6, 8: Die Aufenthaltsdauer dieser Patienten beschränkt sich auf 15 bzw. 17 Tage,
liegt also im mittelfristigen Bereich. Fortschritte des/der Patienten/in werden im Be-
reich der Mobilität und Körperpflege sowie der Nahrungsaufnahme klar definiert. Fall
6 weist auch eine Verbesserung der Orientierung auf. Pflegefehler werden in Fall 6
nicht benannt, in Fall 8 sind kleine Hautdefekte beschrieben, die sich zum Zeitpunkt
der Transferierung noch nicht verbessert haben. Zu unterscheiden gilt, dass Fall 6
postoperativ und Fall 8 zur präoperativen Versorgung bereits auf der Intensivstation
aufgenommen wurde.
170
Fall 1, 2, 3, 5, 10: Die Aufenthaltsdauer dieser Patienten erstreckt sich auf einen
Zeitraum von 33 bis 161 Tagen. Fortschritte sind bei Fall 1, 2, 5 und 10 im Bereich
der Mobilität und Körperpflege beschrieben. In Fall 1 und 3 beziehen sich die Fort-
schritte auf die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine, Fall 1 hat sich zusätzlich
in der verbalen Kommunikation verbessert, und Fall 2 hat den Tag-Nacht-Rhythmus
wiedererlangt. Bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen werden zum
Zeitpunkt der Transferierung bzw. nach Projektbeendigung in Fall 1, 2, 3, 5 und 10
als verbessert bzw. abgeheilt beschrieben.
Fall 9: Beim Patient mit einer langfristigen Aufenthaltsdauer von 100 Tagen können
keine konkreten Fortschritte aufgezeigt werden. Sein vorrangiges Problem besteht
hinsichtlich der Respiration, wobei der Patient oftmals de- und rekanüliert werden
muss, da Trachealsekret vermehrt vorhanden ist, das der Patient nicht effizient ge-
nug aushusten kann. Als Pflegeerfolg werden sehr wohl das Fehlen von Kontraktu-
ren sowie der auf gleichem Niveau bestehende Mobilitätsgrad beschrieben. Bereits
bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen zeigen keine positiven Verände-
rungen.
Fall 4: Mit einer Aufenthaltsdauer von 37 Tagen können beim Patienten aufgrund der
schlechten Prognose keine Fortschritte erzielt werden. Der Patient verstirbt auf der
Intensivstation. Ein Hautdefekt wird als abgeheilt dokumentiert und bei einer Gewe-
beschädigung im Bereich des Nasenloches wird keine Veränderung beschrieben.
Kategorie G:
„Motivation“
Kategorie H: „Zusammenarbeit“
Subkategorie H1:
Projektteammit-
glieder
Subkategorie H2:
Pflegepersonen
Subkategorie H3:
Stationsleitung
Subkategorie H4:
andere Berufs-
gruppen
Subkategorie G1:
Negative Arbeitsbe-
dingungen
Fall: 2, 4, 8, 9 Fall: 2, 3, 4, 5, 6,
8
Fall: 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9, 10
Subkategorie G2:
Gestaltung der Pflege
Fall: 1, 2, 5, 7, 8 Fall: 1, 2, 7, 8, 10 Fall: 1, 2, 3, 5, 8,
9
Subkategorie G3:
Großer Verantwor-
tungsspielraum
Fall: 5 Fall: 1, 2, 5 Fall: 1, 2, 3, 8
Subkategorie G4:
Möglichkeit der
Fall: 1, 8 Fall: 1 Fall: 1 Fall: 1
171
Selbstentfaltung
Subkategorie G5:
Zufriedenheit mit der
Arbeit
Fall: 1, 3, 6, 10 Fall: 1, 2, 3 Fall: 1 Fall: 1, 2, 3, 8
Tab. 8: Darstellung der Merkmalskombinationen „Motivation“ und „Zusammenarbeit“ in einer
Kreuztabelle.
Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Motivation“ und „Zusammenar-
beit“
Fall 2, 4, 8, 9: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern wird negativ be-
wertet, da teilweise fehlendes Interesse daran besteht, nach den geplanten Maß-
nahmen der Primary Nurse zu arbeiten bzw., es an der Motivation für Primary
Nursing mangelt, oder es auch Desinteresse über die PatientInnenzuteilung der
Associate Nurses gibt. In Fall 9 lehnt ein Projektteammitglied die Rolle der Associate
Nurse mit der Begründung ab, dass sie nicht bei diesem/dieser Patienten/in arbeiten
möchte, weil sie nicht harmonieren.
Fall 2, 3, 4, 5, 6, 8: Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, die nicht im Projekt-
team integriert sind, gestaltet sich problematisch, da die Primary Nurse bei diesen
KollegInnen immer die geplanten Maßnahmen begründen muss; geplante Interven-
tionen werden nicht durchgeführt oder auch unbegründet verändert. Zusätzlich wird
ein Stöhnen von den Pflegenden wahrgenommen, wenn sie die umfangreiche Pfle-
geplanung durchlesen müssen. Aufgrund von Krankenständen werden nicht nur Pro-
jektteammitglieder beim/bei der Patienten/in eingeteilt.
Ebenso zeigt sich eine gewisse Unsicherheit bei einer Zustandsveränderung des/der
Patienten/in in Bezug auf Pflegediagnostik während der Abwesenheit der Primary
Nurse daran, dass Evaluationen bzw. Veränderungen der Pflegediagnosen nicht
durchgeführt werden. Fall 5 berichtet über Missgunst im Pflegeteam, gekennzeichnet
durch üble Nachrede und das Behaupten falscher Tatsachen. Fall 6 merkt negative
Arbeitsbedingungen aufgrund des schlechten Umgangstons von manchen KollegIn-
nen an und fühlt sich dabei persönlich angegriffen.
Fall 8 berichtet über einen generellen Informationsmangel bei Pflegepersonen, die
nicht dem Projektteam angehören.
Fall 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10: Die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung ist in Fall 3
reduziert auf ein kurzes Gespräch in Bezug auf die Pflegeplanung. Zusätzlich wird
172
eine mangelnde Koordination bei der Dienstplangestaltung und bei Aufnahmen und
Entlassungen der PatientInnen beschrieben. Fall 4, 5, 6, 8 beziehen die Zusammen-
arbeit mit der Stationsleitung auf das Kontrollieren der angelegten Pflegediagnosen
bzw. das Abhalten der Pflegevisite, auf die Informationsweitergabe hinsichtlich der
Pflegedokumentation und auf die Vorgabe der PatientInnenzuteilung anhand eines
Wochenpräsenzplanes. Fall 6 kann in Bezug auf die Einhaltung des vorgegebenen
Wochenpräsenzplanes besonders durch langjährig auf dieser Station tätige KollegIn-
nen keine positive Unterstützung von Seiten der Stationsleitung wahrnehmen. Fall 7,
9, 10 erleben keine Pflegevisite mit der Stationsleitung. Das Einholen der Einver-
ständniserklärung vom Patienten zum Projekt wird in Fall 7 von der Stationsleitung
an die Primary Nurse delegiert. Während des Krankenstandes der Stationsleitung in
Fall 9 gibt es keine Vertretung, so dass Primary Nursing, auch aufgrund des Kran-
kenstandes der Primary Nurse, über einen Zeitraum von zehn Tagen nicht durchge-
führt wird, bis sich eine andere Pflegeperson bereit erklärt, die Rolle der Primary
Nurse für diesen Patienten zu übernehmen. In Fall 10 wird von der Stationsleitung
die Information an die Projektteamitglieder weiter gegeben, dass nach Projektende
Primary Nursing weitergeführt wird und dass sich einige Pflegepersonen dazu bereit
erklärt hätten, mitzumachen.
Fall 1, 2, 5, 7, 8: Die Gestaltung der Pflege unterscheidet sich meist kaum vom Rou-
tinetagesablauf, bis auf eine zeitliche Abstimmung mit den PatientInnen bezüglich
der Einnahme des Frühstücks und der Durchführung der Körperpflege. Projektteam-
mitglieder wirken in Form von Ratschlägen unterstützend mit. Über die besonders
gute Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung durch jene/r Pflegeperson, die die
Wundmanagementausbildung absolviert hat, wird berichtet.
Fall 1, 2, 7, 8, 10: Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, die nicht im Projekt in-
volviert sind, funktioniert gut, was sich in der Einhaltung der geplanten Pflegemaß-
nahmen widergespiegelt. In Fall 8 wird über eine notwendige Evaluierung von Pfle-
gediagnosen während der Abwesenheit der Primary Nurse berichtet, wobei die Pfle-
gediagnose begründet beendet worden ist.
Fall 1, 2, 3, 5, 8, 9: Aufgrund der positiven Entwicklung bei der Zusammenarbeit mit
den ÄrztInnen wird der Primary Nurse mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wodurch
eine umfangreichere Mitsprache und eine Mitgestaltung bei Therapie- und Zielvorga-
ben der PatientInnen ermöglicht werden. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutIn-
nen gestaltet sich sehr positiv, Termine sowie Mobilisationsschritte werden bespro-
173
chen, und es wird von Seiten der TherapeutInnen versucht, ebenfalls eine Kontinuität
in der Betreuung aufrecht zu erhalten. Fall 1, 2, 3, 4, 8 und 10 integrieren Angehörige
mit kleinen Aufgaben in die Pflege; dazu gehören beispielsweise das Verabreichen
von Getränken und Nahrungsmittel mit einem Vermerk in der Flüssigkeitsbilanz oder
die Unterstützung beim Lagewechsel des/der Patienten/in sowie das Eincremen der
Arme und Beine. Ebenso werden Angehörige über die Pflegeplanung und die Ziel-
setzung informiert.
Fall 5: Die Primary Nurse versucht ihren Verantwortungsspielraum zu beschränken,
indem sie klar und deutlich Dienstzeit und Freizeit voneinander abgrenzt. Die Not-
wendigkeit dieser Abgrenzung zeigt sich z. B. daran, dass Angehörige fragen, wo sie
in letzter Zeit gewesen und was in ihrer Abwesenheit alles geschehen sei, oder da-
ran, dass eine Associate Nurse zu Hause anruft und über das Vorgehen der weiteren
Pflegeplanung Auskunft haben möchte. In diesen Fällen gibt sie ausdrücklich an,
dass sie zu Hause sei und darüber nicht Bescheid wisse.
Mit der Stationsleitung führt die Primary Nurse ein klärendes Gespräch bezüglich der
Inhalte der Pflegeplanung und der Evaluierung, dass diese im Pflegeteam nicht kon-
form gehen und dass sie Änderungen von Einträgen vorgenommen habe.
Fall 1, 2, 3, 8: Die Primary Nurse sieht ihre Verantwortung u. a. in der Planung der
Pflege des/der Patienten/in, wobei sie der Stationsleitung rechenschaftspflichtig ist
und dies auch besonders von Fall 2 und 8 eingefordert wird (ist in beiden Fällen die
gleiche Pflegeperson). Als weiteren Schwerpunkt in der Verantwortung werden die
direkte Kommunikation zwischen den Berufsgruppen, PatientInnen und Angehörigen
sowie die Organisation verschiedener Arbeitsabläufe gesehen. Die Primary Nurses
beschreiben aber auch, dass sich manche ÄrztInnen auf sie verlassen bzw., dass sie
auch vorrangig zu medizinischen Belangen gefragt werden, da sie sich durch die
Pflegekontinuität ein umfassendes Wissen über den/die Patienten/in erworben haben.
Die Primary Nurses in Fall 1 und 2 geben an, auch einmal ganz gerne die Associate
Nurse sein zu wollen, um nicht diese Verantwortung tragen zu müssen.
Fall 1: Die Primary Nurse kann sich in ihrer Rolle selbst entfalten. Ihr ist ihre Verant-
wortung bewusst, bezieht KollegInnen innerhalb und außerhalb des Projektteams in
die Pflege mit ein, auch um Ratschläge einzuholen. Aufgrund der umfangreichen
Mitsprachemöglichkeit bei der Visite mit ÄrztInnen, fühlt sich die Primary Nurse ak-
zeptiert und wertgeschätzt. Auch die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen ge-
174
staltet sich positiv, so werden z. B. die nächsten Mobilisationsschritte gemeinsam
diskutiert.
Fall 8: Da der Patient bereits präoperativ aufgenommen worden ist, kann sich die
Primary Nurse bei der Planung der Pflegemaßnahmen und der Zielformulierung -
beides wird gemeinsam mit dem Patienten durchgeführt - voll entfalten. In der Pfle-
gediagnostik werden dem Patientenzustand entsprechend individuell formulierte
Pflegediagnosen angelegt, auch da die Primary Nurse angibt, dass das Formulieren
der standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen für sie keine Befriedigung bringen
würde. Auch die Organisation der Arbeitsabläufe durch die positive Zusammenarbeit
verschiedener Berufsgruppen hat sie in ihrem Tun bestärkt.
Fall 1, 3, 6, 10: Die Primary Nurses in diesen Fällen äußern absolute Zufriedenheit
mit ihrer Arbeit aufgrund der positiven Unterstützung von Seiten der Projektteammit-
glieder und wegen der klar erkennbaren Fortschritte der PatientInnen. Fall 1 drückt
auch Zufriedenheit mit der Arbeit aus, erfährt sie doch Unterstützung von Pflegeper-
sonen, die nicht dem Projektteam angehören, dadurch, dass diese sich an die Pla-
nung halten. Außerdem beeinflusst die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung, den
ÄrztInnen und den TherapeutInnen die Arbeitszufriedenheit positiv.
Fall 2, 3: Die Primary Nurses bewerten ihre Arbeitszufriedenheit unter dem Aspekt
der Zusammenarbeit mit Pflegepersonen außerhalb des Projektteams und den Ärz-
tInnen sowie TherapeutInnen positiv. Zusätzlich wird die Zufriedenheit der Arbeit
durch positives Feedback einiger Pflegepersonen gestärkt. Ebenso werden Fort-
schritte der PatientInnen erlebt, was wiederum die Arbeitszufriedenheit steigert, und
in Fall 2 erhält die Primary Nurse noch persönlich ein ausgesprochenes Lob und
großen Dank von der Ehefrau des Patienten.
Fall 8: Die Primary Nurse ist aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Therapeu-
tInnen und der klar erkennbaren Fortschritte des Patienten besonders zufrieden mit
ihrer Arbeit. Auch die Dienstplangestaltung, die Überstundenregelung und die Bezah-
lung tragen zur Zufriedenheit positiv bei.
175
Erklären und Verstehen von Sinnzusammenhängen
In diesem Schritt werden nun nach der Konstruktion von Merkmalsräumen und der
oben angeführten beschreibenden Darstellung des Zusammenhangs von Kategorien
und Merkmalen die inhaltlichen Sinnzusammenhänge analysiert (vgl. Kelle/Kluge
2010: 91ff).
Erstens: Im Sinne von Primary Nursing verantwortungsbewusstes Handeln
Der „reale“ Typus: Fall 8
Verantwortung: Freiwillige Rollenübernahme der Primary Nurse; Pflegekon-
tinuität ist einerseits durch ausschließlich Tagdiensten, in
denen auch die Pflege von der Primary Nurse durchgeführt
wird, gegeben. Die Pflegeplanung und Evaluierung wird von
der Primary Nurse absolviert. Es wird keine Belastung emp-
funden.
Planung der Interventionen: Im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich; Pflegeziele und
Maßnahmen können mit dem Patienten besprochen wer-
den. Pflegediagnosen werden individuell, dem Zustand des
Patienten entsprechend, angelegt.
Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: Zusammenarbeit mit den
Associate Nurses verläuft gut.
Pflegepersonen: Geplante Pflegemaßnahmen werden
eingehalten.
Stationsleitung: Primary Nurse besteht auf die Pflegevi-
site mit der Stationsleitung, um den Pflegeprozess mit
ihr zu besprechen – es besteht Rechenschaftspflicht.
ÄrztInnen: Akzeptanz, Wertschätzung, Mitspracherecht
bei Diagnostik, Therapie und Ziele
TherapeutInnen: Terminabsprachen und Diskussion
über weitere Arbeitsschritte sowie gegenseitige Unter-
stützung
Arbeitszufriedenheit: Zufriedenheit mit der Arbeit entsteht durch klare Fortschritte
des Patienten.
Arbeitsbedingungen: Die unruhige und angespannte Arbeitssituation hat sich
leicht entspannt, die Primary Nurse kann aufgrund ihrer
eigenen Einstellung gut damit umgehen. Die Übernahme
eines/einer zweiten Patienten/in stellt für die Primary Nurse,
nachdem die Pflegediagnosen angelegt sind, kein Problem
dar.
176
Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Rehabilitationsphase, der Patient ist
bereits präoperativ aufgenommen worden.
Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Mittelfristig, 17 Tage, Zuteilung nach sechs Tagen
Dienstjahre: > zehn Jahre
Abb. 34: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des ersten
„realen“ Typus.
Bei Fall 8 handelt es sich um eine 55 jährige Pflegeperson, die länger als zehn Jahre
auf dieser Intensivstation tätig ist und die eine Sonderausbildung für die Pflege von
PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen gemacht hat. Sie geht einer Vollzeit-
beschäftigung von 40 Stunden nach und absolviert ausschließlich Tagdienste. Die
Rollenübernahme zur Primary Nurse erfolgt auf freiwilliger Basis bereits das zweite
Mal. Der 64 jährige Patient wird mit schwerer Herzinsuffizienz aus einem anderen
Krankenhaus transferiert und präoperativ zur LVAD Implantation auf der Intensivsta-
tion aufgenommen. Er befindet sich in einem schlechten Allgemeinzustand, ist in sei-
ner Mobilität eingeschränkt und selbstständige Nahrungsaufnahme und Körperpflege
sind nicht mehr möglich, die Ehefrau hat den Patienten zu Hause gepflegt. Die Pri-
mary Nurse übernimmt den Patienten nach sechs Tagen Intensivaufenthalt und be-
treut ihn kontinuierlich während ihrer Anwesenheit. Sie erstellt die Pflegeanamnese
und leitet aufgrund der Pflegeprobleme des Patienten die Pflegediagnosen ab. In
Zusammenarbeit mit dem Patienten werden Pflegeziele in Form von Nahzielen for-
muliert, und sie definiert in Absprache mit ihm die Pflegemaßnahmen, die sich auf
den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich beziehen. Die Evaluation der Pflegedi-
agnosen findet im Dienst der Primary Nurse statt. Zum Zeitpunkt der Transferierung
von der Intensivstation ist die Primary Nurse nicht anwesend, sie bereitet jedoch den
Transferierungsbericht und die Abschlussevaluation der Pflegediagnosen vor. In Ge-
sprächen mit der Ehefrau wird gemeinsam geklärt, dass sie sich ein bisschen zu-
rücknehmen und Zeit für sich in Anspruch nehmen soll, da später - wenn der Patient
entlassen wird - wieder ihre volle Energie und Aufmerksamkeit benötigt werden wird.
Die Ehefrau und der Patient können diese Abmachung gut akzeptieren. Der Patient
befindet sich während seines Intensivaufenthaltes in der Stabilisations- und Rehabili-
tationsphase. Die Primary Nurse wendet Interventionen in „Safety-Work“, „Sentimen-
tal-Work“, „Articulation-Work“ und bei fortschreitender Mobilität des Patienten „Work
of Patients“ an.
177
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen TherapeutInnen funktioniert insofern gut, als
dass sie Terminabsprachen treffen, zu welchem Zeitpunkt beispielsweise Logopädie
oder Ergotherapie durchgeführt werden und wann die Physiotherapie zum Einsatz
kommen soll. Für die Primary Nurse bedeutet diese terminliche Absprache, dass sie
ihre Pflegeinterventionen an diesen Terminplan anpasst. Interventionsschritte wer-
den gemeinsam mit dem Patienten, den TherapeutInnen und der Primary Nurse be-
sprochen, die dann auch vom Patienten eingefordert werden.
Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert nach anfänglichen
Problemen wegen Unwissenheit über die Patientenzuteilung gut. Bei Abwesenheit
der Primary Nurse übernimmt im Tagdienst meist eine bestimmte Associate Nurse
den Patienten, und im Nachdienst wird die Pflege von Pflegepersonen, die nicht im
Projekt involviert sind, durchgeführt. Geplante Pflegemaßnahmen werden eingehal-
ten, wäre dies nicht der Fall, würde die Primary Nurse die entsprechende Pflegeper-
son zur Rede stellen. Die Stationsleitung erstellt am Wochenpräsenzplan die Patien-
tenzuteilung, so dass zumindest im Tagdienst immer eine Pflegeperson aus dem
Projektteam den Patienten betreut. Von der Primary Nurse werden auch positive
Veränderungen, die während eines Reflexionsgespräches ausgemacht worden sind,
erwähnt. Dazu gehört, dass bei der morgendlichen Dienstübergabe die Information,
welcher/welche Patient/in einer Primary Nurse zugeteilt ist, von der Stationsleitung
an das Pflegeteam weitergegeben wird und die Markierung der Zuteilung an der Pa-
tientInnentafel erfolgt, damit alle Berufsgruppen auch über diese Einteilung Bescheid
wissen. Als wesentlichen Aspekt sieht die Primary Nurse die Einforderung der Pfle-
gevisite mit der Stationsleitung, da sie ihr auch rechenschaftspflichtig ist und die Sta-
tionsleitung die Letztverantwortung trägt.
Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen beruht auf einer wertschätzenden Basis. Das
umfangreiche Wissen über den Patienten aufgrund der Pflegekontinuität wird sehr
positiv gesehen und kann bei der täglichen Visite auch eingebracht werden, so dass
sich nach subjektivem Gefühl der Primary Nurse die Visitenzeit verkürzt. Therapie-
wünsche werden von den ÄrztInnen akzeptiert und Ziele gemeinsam formuliert.
Die Betreuung eines/einer zweiten Patienten/in erfolgt von der Primary Nurse am
zweiten Tag nach Übernahme des Patienten, nachdem das Anlegen und das Evalu-
ieren bereits bestehender Pflegediagnosen und die entsprechende Pflegeplanung
durchgeführt ist, da dies sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Betreuung des/der
178
zweiten Patienten/in erfolgt optimaler Weise in einem Mehrbettzimmer, in dem auch
der Primary Nursing Patient liegt.
Die Arbeitsbedingungen empfindet die Primary Nurse als suboptimal, da noch gewis-
se Unruhen, die sich jedoch schon gebessert haben, im Pflegeteam herrschen - be-
gründet auch durch Unwissenheit von Pflegepersonen in Bezug auf Primary Nursing
und dem Personalmangel durch Krankenstände. Die Primary Nurse kann durch ihre
positive Einstellung und Bewältigungsstrategien sowie der für sie passenden Dienst-
plangestaltung, Überstundenregelung und Bezahlung damit gut umgehen.
Die Primary Nurse ist an der Umsetzung von Primary Nursing interessiert, und sie
sieht es als Aufgabe der Stationsleitung alle Pflegepersonen umfangreich über Pri-
mary Nursing zu informieren, um Unklarheiten zu beseitigen und Interesse zu fördern.
Die Betreuung von Angehörigen wird generell von Pflegepersonen oftmals als belas-
tender Faktor beschrieben, so dass die Stationsleitung für drei Projetteammitglieder
eine Fortbildung zum Thema „Besucherfreundliche Intensivstation“ ermöglicht, bei
der auch die Primary Nurse von Fall 8 teilnehmen wird.
Die Arbeitszufriedenheit der Primary Nurse ergibt sich aus der positiven Entwicklung
und dem Beziehungsaufbau zum Patienten sowie aus den klar erkennbaren Patien-
tenfortschritten, die auch auf der guten Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen
beruht. Zusätzlich wird Interesse von einigen Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-
team angehören, bekundet, was von ihr als Erfolg gewertet wird.
Was macht den Fall 8 zum realtypischen Fall für ein verantwortungsbewusstes Han-
deln im Sinne von Primary Nursing?
Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:
1. Die Übernahme der Verantwortung als wesentliches Kernelement bei Primary
Nursing von der Aufnahme bis zur Entlassung wird durch das Handeln der Prima-
ry Nurse deutlich. Bei Anwesenheit führt sie die Schritte des Pflegeprozesses aus,
das bedeutet, dass sie die Pflegeanamnese erhebt, Pflegediagnosen anlegt, Ziele
und Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten plant, selbst auch die Pflege
durchführt, wenn sie im Dienst ist, und die Pflegediagnosen evaluiert. Sie hat die
Möglichkeit, den Patienten bereits präoperativ zu begleiten und ihn bis zur Trans-
ferierung zu betreuen. Zur Absicherung der Korrektheit der Pflegediagnostik for-
dert sie Unterstützung in Form einer Pflegevisite mit der Stationsleitung, der die
Primary Nurse rechenschaftspflichtig ist, ein.
179
2. Die positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen, die nicht immer als un-
problematisch dargestellt wird, zeichnet das verantwortungsbewusste Handeln
aus, da die Primary Nurse, andere Pflegepersonen sowie TherapeutInnen und
ÄrztInnen auch interessiert sind, Lösungsvorschläge einzubringen. Damit wird
auch Interesse für Primary Nursing von Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-
team angehören, bekundet.
3. Als weiteres Kernelement und wesentlicher Aspekt ist die direkte Kommunikation
hervorzuheben. Einerseits bespricht die Primary Nurse mit dem Patienten die
Pflegeziele, plant gemeinsam mit ihm die Maßnahmen und berät auch die Ehe-
frau zu relevanten Belangen, so dass es auch ihr damit gut geht. Andererseits
werden Termine und Ziele mit TherapeutInnen und ÄrztInnen besprochen, um
Handlungsabläufe zu koordinieren und Fortschritte zu ermöglichen. Diese Fakto-
ren sind auch Bestandteil von „Articulation-Work“ während der beiden Phasen der
Intensivpflege, der Stabilisations- und Rehabilitationsphase.
4. Die Pflegekontinuität ergibt sich u. a. auch dadurch, dass die Primary Nurse nur
Tagdienste bei Vollzeitbeschäftigung absolviert und keine Belastung durch die
Kontinuität empfindet; sie kann aber auch damit zu tun haben, dass der Patient
eine mittelfristige Aufenthaltsdauer von 17 Tagen aufweist und die Übernahme
der Primary Nurse bereits nach sechs Tagen erfolgt. Durch diese Pflegekontinui-
tät entsteht auch ein umfangreiches Wissen über den Patienten, das sich auch
bei der Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen positiv auswirkt.
5. Die langjährige Berufserfahrung und die absolvierte Sonderausbildung für die
Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen ermöglichen es der
Primary Nurse einen Patient zu betreuen, der ein komplexes Krankheitsbild auf-
weist, der viel Zuwendung und Aufmerksamkeit benötigt und bei dem neben „Ma-
chine-Work“, „Safety-Work“ und „Articulation-Work“ auch „Comfort-Work“ und
„Sentimental-Work“ zum Einsatz kommen.
Wird dem Fall 8 Fall 1 gegenüber gestellt, zeigt sich, dass auch hier die Primary
Nurse mit langjähriger Berufserfahrung und absolvierter Sonderausbildung die Rolle
freiwillig eingenommen hat, auch wenn sie anfangs überrascht gewesen ist, als erste
Primary Nurse zu fungieren. Im Unterschied zu Fall 8 absolviert sie Tag- und Nacht-
dienste, wobei von 14 Diensten sieben Tag- und sieben Nachtdienste während einer
Vollzeitbeschäftigung von 40 Stunden von der Stationsleitung eingeteilt werden.
180
Während der Anwesenheit der Primary Nurse wird auch die Pflege von ihr durchge-
führt. Die Übernahme eines 67 jährigen Patienten, der eine langfristige Aufenthalts-
dauer von 70 Tagen aufweist, erfolgt nach 40 Tagen postoperativ nach der Implanta-
tion eines LVADs. Der Patient befindet sich zu diesem Zeitpunkt in der Stabilisati-
onsphase mit nachfolgender Rehabilitationsphase. Die Primary Nurse sieht ihre Ver-
antwortung auch im Pflegeprozess, wobei die von der Normalstation bereits beste-
hende Pflegeanamnese übernommen wird. Angelegte Pflegediagnosen werden eva-
luiert, neue angelegt, Ziele und Maßnahmen, die den eigen- und mitverantwortlichen
Tätigkeitsbereich betreffen, werden von der Primary Nurse geplant. Die Evaluierung
wird anfangs von einer Associate Nurse durchgeführt, der Evaluationszeitpunkt wird
dann so gewählt, dass die Primary Nurse im Tagdienst ist. Von der Stationsleitung
werden einmal die Pflegediagnostik kontrolliert und Veränderungsvorschläge einge-
bracht.
Die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen erfolgt ebenfalls auf einem wertschät-
zenden Niveau, und Absprachen und Wünsche können eingebracht werden - auch
ein Zeichen von „Articulation-Work“.
Gespräche mit der Ehefrau geben ein Feedback über die wahrgenommene Pflege-
kontinuität, die sie als sehr positiv empfindet.
Aufgrund einer Zustandsverschlechterung von respiratorischer Seite berichtet die
Primary Nurse über ein belastendendes Gefühl der Traurigkeit, dass sie u. a. auf die
Pflegekontinuität zurückführt. Dieses Gefühl kennt sie aber auch bei anderen Patien-
tInnen, deren Zustand sich negativ entwickelt. Nachdem der Patient diese Krise
überstanden hat, empfindet sie keine Belastung mehr.
Der Patient liegt in einem Einzelzimmer, so dass die Primary Nurse nur einen Patien-
ten zu betreuen hat, was einen gewissen Unmut im Pflegeteam hervorruft, der aber
auch mit den Start eines neuen Projektes zusammenhängen kann; die Primary Nur-
se lässt sich jedoch nicht irritieren.
Die Arbeitszufriedenheit basiert wie in Fall 8 auf einer positiven Zusammenarbeit der
Berufsgruppen und auf den erfolgreichen Beziehungsaufbau zum Patienten und der
Ehefrau, sowie auf den Fortschritten, die der Patient während des Betreuungszeit-
raums gemacht hat. Als negativen Aspekt bewertet die Primary Nurse das Projekt-
ende nach einem Monat, mit dem Ergebnis, dass Primary Nursing dann trotz der Er-
folge beim Patienten nicht mehr weiter geführt wird. Sie erklärt sich bereit, weiterhin
den Patienten zu betreuen.
181
Wird dem Fall 8 nun Fall 2 gegenüber gestellt, - hier handelt es sich um die gleiche
Primary Nurse als Pflegeperson wie in Fall 8 - ergeben sich Unterschiede.
Der 67 jährige Patient, der sich in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase befin-
det, wird nach 130 Tagen von der Primary Nurse auf freiwilliger Basis übernommen.
Auch bei diesem Patienten werden nur Tagdienste absolviert, an zwei Tagen findet
in der Pflegekontinuität eine Unterbrechung statt, da sich die Primary Nurse für die
Betreuung eines/einer sehr instabilen Patienten/in freiwillig zuteilt, um für kurze Zeit
Abstand von ihrem Patienten zu bekommen. Diese Auszeit von ihrem Primary
Nursing Patienten beschreibt sie als angenehm, da die Kontinuität anstrengend für
sie ist, sie aber mit gutem Gewissen die Betreuung einer Associate Nurse übergibt,
die bei Fragen zum Patienten jederzeit zu ihr kommen kann. Die Zusammenarbeit
mit allen Berufsgruppen wird auch hier als sehr positiv beschrieben, und die Koordi-
nation mit der chronischen Dialyse und den täglichen Arbeitsabläufen haben zu ihrer
großen Zufriedenheit beigetragen. In diesem Fall kommen „Safety-Work“ und „Articu-
lation-Work“ vorrangig zum Einsatz. Die geplanten Pflegemaßnahmen beziehen sich
auch hier ausschließlich auf den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich. Der erfolg-
reiche Beziehungsaufbau zum Patienten und der Ehefrau zeigt sich besonders am
Tag der Transferierung, als sich die Ehefrau persönlich bei der Primary Nurse be-
dankt und ihr ein Lob ausspricht. Der Patient hat große Fortschritte gemacht, so dass
er nach insgesamt 161 Tagen von der Intensivstation auf die Normalstation transfe-
riert werden kann. Die Primary Nurse hat dafür alles vorbereitet und die Abschluss-
evaluation der Pflegediagnosen durchgeführt. Eine Begleitung bei der Transferierung
ist nicht möglich, da bereits der/die nächste Patient/in zur Aufnahme angekündigt ist
und keine andere Pflegeperson zur Verfügung steht, um diese Aufnahme zu über-
nehmen.
Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unterschie-
den zu dem realtypischen Fall 8 geordnet, so ergeben sich nachfolgende Kriterien:
Große Unterschiede zeigen sich in der präoperativen Aufnahme von Fall 8 im Ge-
gensatz zu Fall 1 und 2, sowie in der Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation von 17
Tagen des Patienten in Fall 8, in Fall 1 von 70 und in Fall 2 von 161 Tagen.
In allen drei Fällen wird die Verantwortung freiwillig übernommen, die sechs Schritte
des Pflegeprozesses von der Primary Nurse durchgeführt. Die Planung der Interven-
tionen erfolgt in Fall 2 - so wie in Fall 8 - ausschließlich im eigenverantwortlichen Tä-
182
tigkeitsbereich, Fall 1 plant während der Stabilisationsphase auch mitverantwortliche
Tätigkeiten. Die Pflegekontinuität ist in Fall 1 wie in Fall 8 gegeben, in Fall 2 werden
zwei Tage Auszeit von der Primary Nurse gewünscht, jedoch mit der Option, dass
eine Associate Nurse die Pflege übernimmt und jederzeit die Möglichkeit hat, die
Primary Nurse bei Unklarheiten zu fragen. Die Zusammenarbeit mit allen Berufs-
gruppen ist in allen Fällen positiv verlaufen, und es besteht eine pflegerische Bezie-
hung zwischen Primary Nurse, Patient und Angehörigen. Bei allen drei Patienten ist
ein klarer Fortschritt erkennbar, in Fall 2 erhält die Primary Nurse persönlichen Dank
von der Ehefrau des Patienten. Alle drei Patienten befinden sich bei Übernahme der
Primary Nurse in der Stabilisationsphase und gelangen anschließend in die Rehabili-
tationsphase, wobei die Patienten von Fall 2 und Fall 8 von der Intensivstation auf
die Normalstation transferiert werden, der Patient von Fall 1 weiterhin noch auf der
Intensivstation bleibt und trotz Projektende auch künftig von der Primary Nurse be-
treut wird. Neben „Safety-Work“ in der Stabilisationsphase, die in allen drei Fällen
gegeben ist, sind in Fall 1 und in Fall 8 „Sentimental-Work“ ebenso Bestandteil der
Pflege wie auch „Articulation-Work“ und „Work of Patients“. Bei Fall 2 ist „Sentimen-
tal-Work“ nicht erkennbar.
Zweitens: Belastendes Handeln im System Primary Nursing
Der „reale“ Typus: Fall 4
Verantwortung: Die Rollenübernahme erfolgt freiwillig, eine Kontinuität in
der Durchführung ist nicht gegeben, da ein Belastungsge-
fühl durch die kontinuierliche Betreuung wahrgenommen
wird. Die Pflegeplanung und Evaluierung wird von der Pri-
mary Nurse durchgeführt, dabei besteht Unsicherheit über
korrekte Durchführung.
Planung der Interventionen: Im eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich
Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: Überwiegend gute Zusammen-
arbeit, bei Verschlechterung des Zustands des Patien-
ten werden jedoch die Pflegediagnosen während der
Abwesenheit der Primary Nurse nicht verändert. In der
Sterbephase wird die Betreuung des Patienten und der
Angehörigen von einer Associate Nurse übernommen.
Pflegepersonen: Geplante Pflegemaßnahmen werden
nicht immer eingehalten.
Stationsleitung: Vorschläge in Bezug auf das Abhalten
183
der Pflegevisite werden von der Stationsleitung nicht
akzeptiert. Konstruktive Kritik wird von der Stationslei-
tung negativ bewertet.
ÄrztInnen: unverändert
TherapeutInnen: kommen beim Patienten nicht zum
Einsatz.
Arbeitszufriedenheit: Es besteht eine gute Übersicht über den Patienten, die
Pflege wird gut geplant. Aufgrund fehlender Fortschritte
beim Patienten ist die Zufriedenheit nicht gegeben. Der Tod
des Patienten belastet sie sehr.
Arbeitsbedingungen: Durch Personalmangel kann die geplante Pflege oft nicht
umgesetzt werden. In Notfallsituationen ist keine weitere
Pflegeperson zur Unterstützung da, da sie mit ihren Patien-
tInnen beschäftigt sind. Durch großen Arbeitsaufwand kön-
nen die Pflegediagnosen nicht während der Dienstzeit eva-
luiert werden, die Primary Nurse muss deshalb länger im
Dienst bleiben.
Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Sterbephase
Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Langfristige Aufenthaltsdauer von 37 Tage, nach 19 Tagen
wird er von der Primary Nurse übernommen.
Dienstjahre: > zehn Jahre, SAB
Abb. 35: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des zweiten
„realen“ Typus.
Bei Fall 4 handelt es sich um eine 31 jährige Pflegeperson, die bereits über zehn
Jahre auf dieser Intensivstation ist, in Vollzeit mit einer 40 Stunden Verpflichtung ar-
beitet und die Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehand-
lungsstationen (SAB) absolviert hat. Ihre Dienstplangestaltung beinhaltet Tag- und
Nachtdienste. Sie hat sich freiwillig zur Rollenübernahme der Primary Nurse gemel-
det. Die Zuteilung erfolgt zu einem 75 jährigen Patienten, der bereits seit 19 Tagen
auf der Intensivstation ist und sich in der Stabilisationsphase nach einem Aorten-
klappenersatz mit offenem Sternum, das bereits mit einem V.A.C.-System versorgt
ist, befindet. Er ist orientiert und kontaktierbar, ein pflegerischer Beziehungsaufbau
zum Patienten und der Ehefrau ist erfolgt. Im Pflegeprozess übernimmt die Primary
Nurse die Verantwortung für das Erstellen und Evaluieren der Pflegediagnosen und
für die Pflegeplanung, wobei sie auch für kleinere Maßnahmen die Ehefrau in die
Pflege integriert; diese übernimmt z. B. das Eincremen und Durchbewegen der Beine.
184
Die Zusammenarbeit mit Projektteammitgliedern gestaltet sich sehr gut, so dass von
einer Associate Nurse die Übernahme der Pflege des Patienten angeboten wird,
nachdem die Primary Nurse durch die Pflegekontinuität ein großes Belastungsgefühl
äußert. Dieses ausgeprägte Belastungsgefühl ergibt sich, wie vorhin erwähnt, durch
die kontinuierliche Anwesenheit beim Patienten und die intensive Gesprächsführung
mit der Ehefrau, die sie besonders nach einer Zustandsverschlechterung des Patien-
ten als notwendig erachtet. Während der Abwesenheit der Primary Nurse ver-
schlechtert sich der Zustand des Patienten weiterhin, er wird analgosediert, beatmet
und bauchgelagert, um die Atmung zu stabilisieren bzw. zu verbessern. Der Patient
ist zu diesem Zeitpunkt nicht kontaktierbar, und es hat sich am Zustandsbild des Pa-
tienten so vieles verändert, dass es notwendig wäre, Pflegediagnosen zu evaluieren
bzw. abzusetzen, was jedoch nicht erfolgt. Nach drei freien Tagen wird die umfang-
reiche Evaluation der Pflegediagnosen, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, von der
Primary Nurse durchgeführt, weshalb sie aufgrund des arbeitsintensiven Tages län-
ger Dienst verrichten muss. Geplante Pflegemaßnahmen werden von Pflegeperso-
nen, die nicht im Projetteam involviert sind, nur teilweise eingehalten, hierzu kommt
es kaum zu Aussprachen, und eine Unterstützung durch die Stationsleitung wird
nicht wahrgenommen. Aber auch manche geplante Maßnahmen können wegen Per-
sonalmangel nicht durchgeführt werden und auch bei Notfallsituationen, in denen
eine zweite Pflegeperson benötigt wird, gibt es keine Unterstützung.
Vorschläge zu Veränderungen bei der Pflegevisite werden von der Stationsleitung
nicht angenommen, und konstruktive Kritik, die das Projekt betrifft, wird von der Sta-
tionsleitung durch eine negative Reaktion abgetan.
Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen funktioniert gut, auf einem wertschätzenden
Niveau, was jedoch keinen Unterschied zu anderen PatientInnen macht, Therapeu-
tInnen werden beim Patienten nicht involviert.
Arbeitsformen beziehen sich in der Stabilisationsphase auf „Machine-Work“, „Safety-
Work“ und „Articulation-Work“, letztere findet im Besonderen mit dem Patienten und
der Ehefrau statt. Auch „Sentimental-Work“ findet Anwendung bei den „emotional
bindenden“ Gesprächen mit der Ehefrau, wie es die Primary Nurse benennt. An der
Zustandsverschlechterung und der infausten Prognose des Patienten wird der Über-
gang in die Sterbephase deutlich. Hier kommt vorwiegend „Sentimental-Work“ und
„Articulation-Work“ zum Einsatz. In dieser Phase wird der Patient von einer Associate
Nurse betreut, worüber die Primary Nurse sehr erleichtert ist, da sie durch den Be-
185
ziehungsaufbau eine emotionale Bindung empfindet, und das Sterben für sie eine
große Belastung darstellt. Sie gibt jedoch an, dass sie generell mit Sterben und Tod
keine Probleme hat, und dass schon oft PatientInnen bei ihr verstorben sind; in die-
sem speziellen Fall aber empfindet sie es als eine große Belastung. Arbeitszufrie-
denheit ist hier kaum gegeben, da keine Patientenfortschritte verzeichnet werden
können und eine Belastung durch den negativen Ausgang erlebt wird. Die Zusam-
menarbeit mit den Associate Nurses und die erfahrene Unterstützung werden jedoch
positiv erlebt.
Was macht den Fall 4 zum realtypischen Fall für ein belastendes Handeln im System
Primary Nursing?
Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:
1. Die Übernahme der Verantwortung für den Patienten 24 Stunden lang ist
durch das Handeln der Primary Nurse nicht immer gewährleistet, da sie die
Pflegekontinuität aufgrund eines großen Belastungsgefühls unterbricht und
Associate Nurses die Pflege übernehmen bzw., den Patienten und die Ehe-
frau auch in der Sterbephase betreuen.
Bei Anwesenheit evaluiert sie die im Pflegeprozess bereits bestehenden Pfle-
gediagnosen bzw. legt neue an, sie plant Ziele und Maßnahmen und erklärt
diese dem Patienten und der Ehefrau. Zur Absicherung der Korrektheit der
Pflegediagnostik wird eine Pflegevisite mit der Stationsleitung durchgeführt,
mit dem Vorschlag, bei der Pflegevisite eine Associate Nurse zu involvieren,
um Kenntnisse der Associate Nurse über die angelegten Pflegediagnosen und
Maßnahmen zu überprüfen. Dieser Vorschlag wird jedoch von der Stationslei-
tung abgelehnt.
2. Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen wird nicht ganz unproblematisch
gesehen, z. B. hinsichtlich einer Veränderung der Pflegediagnosen nach einer
Zustandsverschlechterung des Patienten oder in Bezug auf das Nichteinhalten
von geplanten Pflegemaßnahmen von Pflegepersonen, die daraufhin nicht zur
Rechenschaft gezogen werden. Die Zusammenarbeit mit ÄrztInnen befindet
sich unverändert auf einer wertschätzenden Basis mit Mitspracherecht. The-
rapeutInnen kommen beim Patienten nicht zum Einsatz.
3. Als weiterer wesentlicher Aspekt wird die direkte Kommunikation genannt. Die
Primary Nurse informiert den Patienten und die Ehefrau über die Pflegeziele
186
und die geplanten Maßnahmen. Sie führt sehr lange und ausgiebige Gesprä-
che mit der Ehefrau, die zwar eine große Belastung für die Primary Nurse dar-
stellen, die sie aber für notwendig erachtet. Diese Faktoren sind auch Be-
standteil von „Articulation-Work“ während der beiden Phasen der Intensivpfle-
ge, der Stabilisations- und der Sterbephase.
4. Die Pflegekontinuität durch die Primary Nurse ist nicht gegeben, da sie belas-
tende Situationen erlebt und nach einer entsprechenden Zuteilung die Pflege
bei einem/einer anderen Patienten/in durchführt, mit der Bitte an Associate
Nurses, ihren Patienten zu betreuen. Gründe für diese „Auszeit“ können darin
liegen, dass der Patient eine langfristige Aufenthaltsdauer von 37 Tagen auf-
weist und die Übernahme der Primary Nurse bereits nach 19 Tagen erfolgt ist,
und dass keine Patientenfortschritte bzw. Pflegeerfolge von der Primary Nurse
wahrgenommen werden.
5. Die langjährige Berufserfahrung und die absolvierte Sonderausbildung für die
Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen sind in diesem Fall
kein Garant für die Bewältigung emotional belastender Situationen. Trotzdem
versucht die Primary Nurse in der schwierigen Phase für den Patienten und
die Ehefrau durch „Sentimental-Work“ und „Articulation-Work“ unterstützend
da zu sein. Mit Sterben und Tod ist die Primary Nurse schon mehrmals kon-
frontiert worden, in diesem Fall wird jedoch durch die emotionale Bindung eine
besondere Belastung empfunden.
Eine Gegenüberstellung von Fall 4 zu Fall 9 zeigt, dass der Patient von zwei Primary
Nurses zu unterschiedlichen Zeitpunkten betreut wird. Die Rollenübernahme der ers-
ten Primary Nurse, die auch die Primary Nurse in Fall 4 ist, erfolgt bedingt freiwillig,
da sie zu dieser Zeit einen/eine neuen/neue Mitarbeiter/in einschult und der Lerner-
folg für diese Person nicht optimal gewährleistet ist. Der Patient wird von der Primary
Nurse selbst ausgewählt; es handelt sich hier um einen 55 jährigen Patienten, der
nach einer Trikuspitalklappenrekonstruktion postoperativ auf der Intensivstation auf-
genommen wird und eine langfristige Aufenthaltsdauer von mehr als 180 Tagen auf-
weist. Die Übernahme des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach 100 Tagen.
Zu diesem Zeitpunkt und während des gesamten Betreuungszeitraums durch die
Primary Nurse befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase, wobei sein respi-
ratorisches Problem im Vordergrund steht. Das bedeutet, dass er tracheotomiert ist,
187
viel Trachealsekret abzusaugen ist, er aber auch intermittierend ohne Unterstützung
selbstständig atmen und das Sekret aushusten kann. Zusätzlich zeigen sich immer
wieder Krampfanfälle, die sich durch eine medikamentöse Therapie bessern. Bei der
Übernahme führt die Primary Nurse die Evaluation der bestehenden Pflegediagno-
sen durch und legt neue Pflegediagnosen, die sie als relevant erachtet, an. Interven-
tionen werden in allen drei Tätigkeitsbereichen, dem eigen- und mitverantwortlichen
sowie dem interdisziplinären, geplant. Die erste Primary Nurse absolviert nur Tag-
dienste beim Patienten, ein belastendes Gefühl, wie in Fall 4 bereits beschrieben,
stellt sie jedoch schon nach sechs oder sieben Diensten fest. Nach zehn Diensten, in
denen sie die Pflege auch kontinuierlich durchgeführt hat, wird die Primary Nurse
krank. Bis dahin ist ihre Arbeitsform gekennzeichnet durch „Safety-Work“, bei der
besonderes Augenmerk auf die Atmung und die bestehenden Krampfanfälle gelegt
wird. Ebenso sind „Articulation-Work“, „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ we-
sentliche Bestandteile pflegerischen Handelns der Primary Nurse. Intensive Gesprä-
che werden mit der Ehefrau, die jede Veränderung wahrnimmt und diese hinterfragt,
geführt. Besuche in den Garten sollen das Wohlbefinden des Patienten fördern, und
zusätzlich führen TherapeutInnen verschiedene Therapien durch, die Fortschritte
beim Patienten ermöglichen sollen. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen
gestaltet sich sehr gut, Terminabsprachen werden eingehalten und verschiedene
Therapiemöglichkeiten, wie beispielsweise mit dem Patienten schwimmen zu gehen,
werden diskutiert. Da die Endotrachealkanüle immer wieder einen starken Würgereiz
beim Patienten auslöst, entfernt die Primary Nurse diese nach Rücksprache mit den
ÄrztInnen und ersetzt sie durch einen sogenannten Platzhalter, wobei die Primary
Nurse regelmäßig das Sekret absaugt, was auch das Wohlbefinden des Patienten
fördert. Dies ist aber immer nur für begrenzte Zeit möglich, da sich immer sehr viel
Sekret sammelt, so dass der Patient wieder rekanüliert werden muss und keine wirk-
lichen Fortschritte erkennbar sind. Individuelle Besuchszeiten werden mit der Ehe-
frau abgesprochen, bei Abwesenheit der Primary Nurse fühlt sich jedoch keine Pfle-
geperson dafür verantwortlich. Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen wird
durch Desinteresse erschwert, und es zeigt sich auch keine Kontinuität bei der Zutei-
lung zum Patienten. Eine Associate Nurse möchte die Pflege des Patienten nicht
übernehmen, da nach eigener Aussage keine harmonische Beziehung besteht.
Zum Zeitpunkt des Krankenstandes der ersten Primary Nurse ist auch die Stations-
leitung erkrankt, eine Delegation an eine Vertretung in Bezug auf Primary Nursing ist
188
nicht erfolgt, so dass der Patient zehn Tage ohne Primary Nurse und konkreter Zutei-
lung von Associate Nurses auf der Station verbringt.
Nach diesen zehn Tagen erklärt sich eine zweite Primary Nurse bereit, diese Rolle
zu übernehmen. Sie kann ebenfalls eine langjährige Berufserfahrung und die Son-
derausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen
aufweisen. Zu diesem Zeitpunkt tritt sie das zweite Mal die Rolle an, das erste Mal
erfolgte in Fall 3, der nachfolgend erläutert wird. Sie absolviert Tag- und Nachtdiens-
te, und die Pflegekontinuität während ihrer Anwesenheit ist gewährleistet. Bei der
Patientenübernahme evaluiert sie die Pflegediagnosen und plant weitere Maßnah-
men für den Patienten; diese Arbeit beschreibt sie als sehr umfangreich und belas-
tend, da aufgrund von Personalmangel nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Fehlende
Patientenfortschritte und die ausschließliche Symptombehandlung ärztlicherseits füh-
ren auch bei dieser Primary Nurse zu einer großen Belastung. Es fehlt ihr an weite-
ren konstruktiven Plänen, welche Interventionen dem Patienten helfen könnten.
Nachdem schon sehr viel für ihn getan worden ist, gibt es keine weiteren Lösungs-
vorschläge. Durch den pflegerischen Beziehungsaufbau zum Patienten und der Ehe-
frau stellt diese Ratlosigkeit ebenfalls einen psychischen Ballast dar. Als zusätzlicher
Belastungsfaktor wird das Desinteresse der KollegInnen gesehen, die sich nicht an
die Pflegeplanung halten und sie schon gar nicht erst durchlesen.
Wird dem Fall 4 nun Fall 3 gegenüber gestellt, so zeigt sich eine freiwillige Über-
nahme der Rolle der Primary Nurse durch eine 38 jährige Pflegeperson, die eine
langjährige Berufserfahrung und die Sonderausbildung für die Pflege von PatientIn-
nen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) aufweisen kann. Sie arbeitet in einer
Vollzeitbeschäftigung mit einer 43 Stunden Verpflichtung und gestaltet ihren Dienst-
plan gerne mit Tag- und Nachtdiensten, auf die sie auch nicht verzichten möchte.
Der ihr zugeteilte 58 jährige Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von 34
Tagen auf, nach 17 Tagen wird die Betreuung von der Primary Nurse übernommen.
Bei der Aufnahme befindet er sich im kardiogenen Schock und benötigt maschinelle
Kreislaufunterstützung. Die Phasen der Intensivpflege während seiner Aufenthalts-
dauer sind die Akutphase, die Postakutphase und die Stabilisationsphase, gekenn-
zeichnet durch „Machine-Work“ und „Safety-Work“ in den beiden ersten Phasen. In
der Stabilisationsphase wird „Articulation-Work“, gekennzeichnet durch die Koordina-
tion und Organisation diverser Arbeitsabläufe mit TherapeutInnen und ÄrztInnen,
189
geleistet. Ebenso werden intensive Gespräche mit der Ehefrau geführt, die ihre
Ängste vor der Reaktion des Patienten nach dessen Aufwachen äußert, wenn dieser
seine Beinamputation wahrnimmt, ist er doch vor der Operation ein leidenschaftlicher
Motorradfahrer gewesen. Aus diesen Gründen wird in der Aufwachphase ein/eine
Psychologie/in hinzugezogen. Zum Zeitpunkt der Stabilisationsphase kommt auch
„Sentimental-Work“ zum Einsatz, auch die Ehefrau übernimmt dabei einen großen
Part. Durch Körperkontakt mit dem Patienten baut sie die Distanz zu ihm ab, auch
gibt sie ihm das Gefühl, dass sie für ihn da ist. Bei der Mundpflege wird sie miteinbe-
zogen, indem sie dem Patienten den Mund mit Tee oder Kaffee auswischt.
Bei der Übernahme des Patienten ist kaum etwas dokumentiert, so dass die Primary
Nurse relevante Pflegediagnosen anlegt, eine Fotodokumentation zu den Hautdefek-
ten und Gewebeschädigungen durchführt und entsprechend den formulierten Zielen
Maßnahmen plant, die sich auf den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich
beziehen. Die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen gelingt sehr gut; besonders
hervorzuheben gilt es die Tatsache, dass die Primary Nurse die Pflegekontinuität mit
einer bestimmten Associate Nurse teilt. Während sie Nachtdienste versieht, über-
nimmt die Associate Nurse die Pflege des Patienten. Das wird von beiden sehr posi-
tiv erlebt, da die Primary Nurse nicht auf ihre Nachtdienste verzichten muss und sie
trotz Kontinuität ein bisschen Abstand zum Patienten erfährt. Von Seiten der Stati-
onsleitung ist die Zusammenarbeit durch eine kurze Überprüfung der Pflegeplanung
erfolgt.
Der Patient wird, nachdem sich sein Zustand stabilisiert hat, rasch wieder in sein Ur-
sprungskrankenhaus zurück transferiert, was für die Primary Nurse eine gewisse Er-
leichterung darstellt, da sie sich schon vor Reaktionen des Patienten über seine
Beinamputation gefürchtet hat. Andererseits findet sie es schade, da sie die Patien-
tenfortschritte noch gerne weiter verfolgt hätte.
Als großen Belastungsfaktor wird der Zeitmangel beim Patienten gesehen, bedingt
durch den Personalmangel auf der Station. Ebenso muss die Primary Nurse mit
Pflegepersonen, die nicht dem Projektteam angehören, darüber diskutieren, warum
sie welche Pflegemaßnahme plant. Als weiteren Belastungsfaktor werden die unko-
ordinierten Abläufe gesehen, die die Dienstplangestaltung, PatientInnenaufnahmen
und Transferierungen betreffen.
190
Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unter-
schiedlichkeit zum realtypischen Fall 4 geordnet, so ergeben sich nachfolgende Kri-
terien:
In Fall 4 und Fall 3 erfolgt die Rollenübernahme als Primary Nurse auf freiwilliger Ba-
sis, in Fall 9 besteht nur eine bedingte Freiwilligkeit, da die Primary Nurse einen/eine
Mitarbeiter/in einzuschulen hat und die Befürchtung besteht, ihm/ihr das Erreichen
der Lernziele zu erschweren. Die Primary Nurses weisen eine langjährige Berufser-
fahrung und die Absolvierung des SAB auf und gehen einer Vollzeitbeschäftigung
von mindestens 40 Stunden nach. In Fall 9 werden von der ersten Primary Nurse nur
Tagdienste absolviert, in Fall 3, 4 und in Fall 9 von der zweiten Primary Nurse wer-
den Tag- und Nachtdienste versehen. Die Nachtdienste sind der Primary Nurse in
Fall 3 sehr wichtig. Anzumerken ist, dass die Primary Nurse in Fall 4 und die erste
Primary Nurse in Fall 9 ein und dieselbe Pflegeperson ist, genauso wie in Fall 3 und
die zweite Primary Nurse in Fall 9.
In allen drei Fällen handelt es sich um eine langfristige Aufenthaltsdauer der Patien-
ten, wobei sich die Fälle 3 und 4 mit 34 bzw. 37 Tagen ähnlich sind, Fall 9 weist eine
Aufenthaltsdauer von mehr als 180 Tagen auf. Die Prognose des Patienten in Fall 3
erscheint positiv im Gegensatz zu Fall 4 und 9.
Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen in Fall 4 und 9 erscheint unbefriedigend, da
geplante Pflegemaßnahmen nicht eingehalten werden und Desinteresse für Primary
Nursing besteht. In Fall 3 erweist sich die Zusammenarbeit als sehr gut, besonders
im Wechsel mit einer bestimmten Associate Nurse. Die Zusammenarbeit mit den Ärz-
tInnen wird in Fall 4 unverändert, jedoch auf wertschätzendem Niveau beschrieben,
TherapeutInnen kommen nicht zum Einsatz. In Fall 3 wird von einer sehr positiven
Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und diversen TherapeutInnen gesprochen, und in Fall
9 wird besonders die gute Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen hervorgehoben.
Der Patient in Fall 4 wird in der Stabilisationsphase übernommen und geht aufgrund
seiner Zustandsverschlechterung in die Sterbephase über. Der Patient in Fall 9 be-
findet sich kontinuierlich in der Stabilisationsphase, allerdings sind keine Zustands-
verbesserung bzw. Patientenfortschritte erkennbar. Das Nichtvorhandensein von di-
versen Pflegefehlern wird von den Primary Nurses nicht als Pflegeerfolg gesehen. In
Fall 3 wird der Patient von der Akutphase über die Postakutphase in die Stabilisati-
onsphase gebracht, in der er dann in ein anderes Krankenhaus transferiert wird.
191
In allen drei Fällen wird „Safety-Work“, „Articulation-Work“ und „Sentimental-
Work“ geleistet. In Fall 3 kommt „Machine-Work“ in der Akut- und Postakutphase
hinzu und in Fall 9 „Comfort-Work“ in der Stabilisationsphase.
Als Belastungsfaktoren werden in Fall 4 die fehlenden Patientenfortschritte, die Pfle-
gekontinuität, die intensiven Gespräche mit der Ehefrau und letztendlich die Betreu-
ung des Patienten und der Ehefrau in der Sterbephase erlebt. Ebenso werden Per-
sonal- und Zeitmangel als belastend empfunden, so dass die Evaluation der Pflege-
diagnosen erst durch Absolvieren von Überstunden möglich ist. Einen weiteren As-
pekt stellt das Nichteinhalten der geplanten Pflegemaßnahmen und die mangelnde
Unterstützung von Seiten der Stationsleitung dar. In Fall 3 ergeben sich Belastungs-
faktoren ebenfalls aufgrund von Zeit- und Personalmangel, aber auch durch unkoor-
dinierte Abläufe bei der Dienstplangestaltung, bei den PatientInnenaufnahmen und
der Transferierung. In Fall 9 wird ebenfalls, wie in Fall 4, die Pflegekontinuität als
große Belastung erlebt, die bereits nach sechs bis sieben Diensten wahrgenommen
wird. Ebenso sind fehlende Patientenfortschritte, die ausschließliche Symptombe-
handlung durch die ÄrztInnen, sowie die intensive Gesprächsführung mit der Ehefrau
als Belastungsfaktoren anzusehen. Auch die schlechte Zusammenarbeit mit den
Pflegepersonen und die fehlende Unterstützung durch Stationsleitung bzw. fehlende
Präsenz tragen dazu bei.
Drittens: Unverändertes Handeln im System Primary Nursing
Der „reale“ Typus: Fall 6
Verantwortung: Die Rollenübernahme erfolgt freiwillig; während ihrer Diens-
te, die tagsüber und einmal in der Nacht eingeteilt sind, führt
sie bis auf einmal immer die Pflege bei ihrer Patientin durch.
Pflegediagnosen werden von der Primary Nurse angelegt
und evaluiert.
Planung der Interventionen: Sie erfolgt im eigenverantwortlichen und interdisziplinären
Tätigkeitsbereich, wobei es auch bei angelegten Pflegedi-
agnosen an geplanten Maßnahmen fehlt.
Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: sehr gut
Pflegepersonen: fehlendes Interesse an der Pflegepla-
nung und Nichteinhalten der geplanten Maßnahmen
Stationsleitung: Pflegevisite wird abgehalten und die
Primary Nurse soll für Ordnung bei ihrer Patientin sor-
192
gen, die durch das Durchgangssyndrom alles aus dem
Bett geworfen hat.
ÄrztInnen: es wird keine Veränderung wahrgenommen,
trotz Hinweis. Vorschläge werden nicht akzeptiert.
TherapeutInnen: kommen nicht zum Einsatz.
Arbeitszufriedenheit: Arbeitszufriedenheit ist aufgrund der Fortschritte der Patien-
tin gegeben, unverändert zu anderen PatientInnen.
Arbeitsbedingungen: Schlechte Stimmung auf der Station, Angstgefühl; von man-
che KollegInnen fühlt sie sich durch deren Umgangston
persönlich angegriffen.
Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Rehabilitationsphase
Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Mittelfristige Aufenthaltsdauer von 15 Tagen, Übernahme
von der Primary Nurse erfolgt nach einem Tag.
Dienstjahre: Zwei Jahre, ohne SAB
Abb. 36: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des dritten
„realen“ Typus.
Bei Fall 6 handelt es sich um eine 26 jährige Pflegeperson, die eine zweijährige Be-
rufserfahrung auf dieser Station aufweist, die Sonderausbildung für die Pflege von
PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht gemacht hat. Sie
absolviert Tag- und Nachtdienste in einer 40 Stunden Vollzeitbeschäftigung. Die
Übernahme der Patientin als Primary Nurse erfolgt auf freiwilliger Basis. Bei der Pa-
tientin handelt es sich um eine 51 jährige Person, die nach einem Gefäßinterponat
an der Aorta und einem einfachen aortokoronarem Baypass postoperativ auf der In-
tensivstation aufgenommen wird. Ihre Aufenthaltsdauer von 15 Tagen wird als mittel-
fristig eingestuft, und sie wird am ersten postoperativen Tag von der Primary Nurse
übernommen. Die Primary Nurse hat Tag- und Nachtdienste während der Betreu-
ungszeit eingeteilt. Eine Pflegekontinuität ist jedoch wegen der belastenden Situation
während des Durchgangssyndroms der Patientin nicht gegeben auch deshalb nicht,
weil im Nachtdienst eine Pflegeperson die Betreuung der Patientin übernimmt, die im
Dienst eine Nacht davor diese schon betreut hat. Bei der Übernahme der Patientin
befindet diese sich in der Postakutphase. Zeichen einer Desorientiertheit - die Pati-
entin befindet sich in einem Durchgangssyndrom - erfordern „Safety-Work“, damit sie
sich nicht verletzt oder sich einer lebensbedrohlichen Situation aussetzt. Die Primary
Nurse ist während dieser Zeit sehr gefordert, durch gutes Zureden, also „Articulation-
Work“, die Patientin zu beruhigen. Aus diesem Grund wünscht sie sich für einen Tag
193
eine Auszeit und betreut da einen/eine anderen/andere Patienten/in. Die Patientin
gelangt rasch von der Stabilisationsphase in die Rehabilitationsphase, in der Mobili-
sationsschritte einen wesentlichen Anteil der Arbeit der Primary Nurse einnehmen.
„Work of Patients“ ist hier schon möglich, da eine zunehmende Selbstständigkeit in
der Körperpflege und bei der Mobilität vorhanden ist. Eine Zusammenarbeit mit The-
rapeutInnen findet hier nicht statt. Die ärztliche Zusammenarbeit zeigt sich unverän-
dert, ihre Rolle als Primary Nurse – so ist ihr Empfinden – wird von den ÄrztInnen
nicht wahrgenommen.
In die Verantwortung der Primary Nurse fällt u. a. das Anlegen und Evaluieren der
Pflegediagnosen sowie die Planung der Pflegemaßnahmen; zwar werden bei der
Übernahme Pflegediagnosen angelegt, die innere Kohärenz jedoch ist nicht gegeben.
Das bedeutet, dass entweder bei aktuellen Pflegediagnosen die Ätiologie oder
Symptome nicht formuliert sind, oder bei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen Risikofakto-
ren fehlen oder nur mangelhaft angelegt sind. Ebenso fehlt es an einer Zielformulie-
rung und generell an Maßnahmen und deren konkrete Beschreibung. Sind Maßnah-
men geplant, so beziehen sie sich auf den eigenverantwortlichen und interdisziplinä-
ren Tätigkeitsbereich.
Die Zusammenarbeit mit KollegInnen aus der Projektgruppe, die auch ihre Unterstüt-
zung anbieten, gestaltet sich sehr gut. Mit Pflegepersonen, die nicht im Projektteam
involviert sind, gibt es keine gute Zusammenarbeit, da beispielsweise anderes Ver-
bandsmaterial als von der Primary Nurse geplant, angebracht wird; auch von Seiten
der Stationsleitung wird keine Unterstützung wahrgenommen. Die Pflegevisite wird
mit der Stationsleitung einmal abgehalten, dabei spricht diese u. a. eine Rüge über
die Unordnung beim Bett der Patientin aus. Darüber ärgert sich die Primary Nurse
sehr, da diese anmerkt, normalerweise sehr ordentlich zu sein, und der Grund für
diese Unordnung in dem Verwirrtheitszustand der Patientin, die alles aus dem Bett
geworfen hat, liegt.
Das Stationsklima wird von der Primary Nurse als unverändert schlecht empfunden,
und abhängig von den KollegInnen, die im Dienst sind, ist der Umgangston besser
oder schlechter, wobei sich die Primary Nurse auch persönlich angegriffen fühlt. Sie
findet es schade, dass das Arbeitsklima manchmal so schlecht ist, da sie gerne auf
dieser Station arbeitet und ihre Arbeit auch gerne versieht.
Über den Fortschritt und die rasche Transferierung der Patientin ist die Primary Nur-
se sehr zufrieden, so dass sie gerne ein zweites Mal die Rolle übernehmen würde.
194
Die Abschlussevaluation wird von der Primary Nurse durchgeführt, eine Begleitung
bei der Transferierung ist nicht möglich, da zu diesem Zeitpunkt die Primary Nurse
frei hat.
Was macht den Fall 6 zum realtypischen Fall für ein unverändertes Handeln im Sys-
tem Primary Nursing?
Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:
1. Die Übernahme der Verantwortung für den Patienten über 24 Stunden von der
Aufnahme bis zur Entlassung in Bezug auf den Pflegeprozess ist bedingt gege-
ben. Die Primary Nurse übernimmt die Pflegeanamnese von der Normalstation
und setzt relevante Pflegediagnosen anhand der Probleme der Patientin an. Zu
erreichende Ziele und notwendige Maßnahmen werden nur teilweise formuliert.
Bestehende Formulierungen der Interventionen beziehen sich auf den eigenver-
antwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbereich. Evaluationen der Pflegedi-
agnosen werden durchgeführt bzw. auch abgesetzt, wenn das Problem behoben
ist. Pflegevisite wird einmal mit der Stationsleitung abgehalten, die jedoch wie bei
anderen PatientInnen erfolgt und nicht als Unterstützung wahrgenommen wird.
2. Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern erfolgt auf einer guten Basis.
Von den KollegInnen wird Unterstützung angeboten. Mit Pflegepersonen, die
nicht im Projektteam integriert sind, gibt es Probleme in Bezug auf die Einhaltung
geplanter Maßnahmen und auf den Umgangston, bei dem sich die Primary Nurse
angegriffen fühlt und der das Arbeitsklima negativ beeinflusst. Die Zusammenar-
beit mit den ÄrztInnen ist unverändert, die Rolle als Primary Nurse wird trotz Be-
kanntgabe nicht wahrgenommen. TherapeutInnen kommen bei der Patientin nicht
zum Einsatz.
3. Die direkte Kommunikation ist besonders bei der intensiven Gesprächsführung
mit der Patientin vorhanden. Gespräche mit Angehörigen werden kaum geführt,
da es einen sehr jungen Sohn gibt, der die Patientin sporadisch und nur kurz be-
sucht; er ist anscheinend mit der Situation überfordert. Die direkte Aussprache mit
den KollegInnen, um das Arbeitsklima zu verbessern, wird offenbar nicht gesucht.
Mit den ÄrztInnen erfolgt die Kommunikation wie bisher, Therapievorschläge von
der Primary Nurse werden dabei nicht berücksichtigt.
4. Die Pflegekontinuität wird nicht aufrechterhalten. Die Primary Nurse absolviert
während der sieben eingeteilten Dienste zwei Dienste bei anderen PatientInnen.
195
Einmal wird der Wunsch geäußert, dass die Betreuung der Patientin von einer
Associate Nurse übernommen werden soll, da der Betreuungsaufwand für die
Primary Nurse sehr anstrengend ist.
5. Die Primary Nurse weist eine zweijährige Berufserfahrung auf dieser Station auf
und hat die Sonderausbildung noch nicht absolviert. In der Betreuung der Patien-
tin macht sie teilweise einen überforderten Eindruck, verlangt aber Ablöse. Wäh-
rend der Postakutphase wird „Safety-Work“ angewendet, besonders als es um
die Sicherheit während des Durchgangssyndroms geht. In der Stabilisationspha-
se findet „Articulation-Work“ statt, dabei wird sehr viel mit der Patientin gespro-
chen, um sie zu beruhigen. In der Rehabilitationsphase, in der es keine Unter-
stützung von Seiten der TherapeutInnen gibt, weil die Patientin rasch mobiler und
selbstständiger wird, ist „Work of Patients“ vorrangig. Die Patientin wird bis in den
Lehnsessel mobilisiert, und eine aktive Mithilfe bei der Körperpflege ist möglich.
Die Gegenüberstellung von Fall 6 zu Fall 7 zeigt eine Pflegeperson von 26 Jahren
mit dreijähriger Berufserfahrung als Primary Nurse, die die Rolle unfreiwillig über-
nommen hat. Sie hat die Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf In-
tensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht absolviert und geht einer Vollzeitbe-
schäftigung von 40 Stunden nach, mit einer Dienstplangestaltung mit Tag- und
Nachtdiensten. Der Patient, der ihr zugeteilt wird, ist 53 jährig und hatte eine Herz-
transplantation mit einer kurzfristigen Aufenthaltsdauer von sechs Tagen, die Über-
nahme erfolgt am ersten postoperativen Tag. Die Primary Nurse evaluiert bei Über-
nahme die beiden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen und beschreibt Zie-
le; sie dokumentiert Maßnahmen einerseits mit Standardmaßnahmen und formuliert
sie andererseits im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich. Eine Pflegevisite mit der
Stationsleitung wird während des Betreuungszeitraums nicht abgehalten. Die Ab-
schlussevaluation wird im Nachtdienst von der Primary Nurse durchgeführt, bei der
Transferierung ist eine Begleitung von ihr aufgrund der Diensteinteilung nicht möglich.
Bei der Übernahme des Patienten befindet dieser sich in der Postakutphase, in der
„Machine-Work“ und „Safety-Work“ zum Einsatz kommen. Ein rascher Übergang in
die Rehabilitationsphase zeigt sich durch zunehmende Mobilität und Selbstständig-
keit des Patienten. „Work of Patients“ ist wesentlicher Bestandteil im Tagesablauf der
Primary Nurse. Während ihrer Dienste ist sie kontinuierlich beim Patienten eingeteilt
und führt die Pflege durch. Aufgrund von Personalmangel wird die Betreuung ei-
196
nes/einer zweiten Patienten/in von der Primary Nurse übernommen, so dass nicht
ihm alleine die ganze Aufmerksamkeit zuteilwird.
Die Zusammenarbeit besonders mit der Wundmanagerin erweist sich als gut. Nach-
dem die Primary Nurse tagsüber immer beim Patienten eingeteilt ist, führt auch sie
die geplanten Maßnahmen durch und kann keine Abweichungen durch die KollegIn-
nen erkennen. Bei der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen hat sich nichts verändert,
sie wird auch nicht explizit von der Primary Nurse thematisiert. TherapeutInnen
kommen nicht zum Einsatz.
Wird nun Fall 6 Fall 5 gegenüber gestellt, so sehen wir eine unfreiwillige Rollenüber-
nahme als Primary Nurse von einer 27 jährigen Pflegeperson mit zweijähriger Be-
rufserfahrung auf dieser Station. Sie hat die Sonderausbildung für die Pflege von Pa-
tientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht gemacht, geht einer
40 Stunden Vollzeitbeschäftigung nach und absolviert Tag- und Nachtdienste. Wäh-
rend der Betreuungszeit des Patienten hat sie zu Beginn durchgehend acht Tage frei,
von der Stationsleitung wissentlich so eingeteilt, um herausfinden zu können, wie zu
reagieren ist, wenn eine Primary Nurse erkrankt ist. Der Patient, den sie nach sechs
Tagen postoperativ nach einem Gefäßinterponat an der Aorta und einer Fasziotomie
übernimmt, weist einen langfristigen Intensivaufenthalt von 34 Tagen auf, der Be-
treuungszeitraum beträgt 17 Tage. Bei Übernahme des Patienten ist eine Pfle-
geanamnese von der Normalstation vorhanden, Pflegediagnosen werden von der
Primary Nurse evaluiert bzw. neu angelegt, Ziele formuliert und Maßnahmen im Be-
reich eigen- und mitverantwortlicher sowie interdisziplinärer Tätigkeiten geplant. Zu
diesem Zeitpunkt befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase, in der „Articula-
tion-Work“ im Vordergrund steht. Koordination und Organisation der Arbeitsabläufe
verschiedener Berufsgruppe sind Kennzeichen dieser Arbeitsform. Der Patient ist im
Dialyseprogramm alle zwei Tage auf der chronischen Dialyse aufgenommen, mit den
TherapeutInnen werden die Maßnahmen im Vorfeld abgesprochen, besonders auch
nach der Stabilisationsphase in der Rehabilitationsphase. Zusätzlich werden Ge-
spräche mit den Angehörigen geführt, ein Wechseln von den Besuchszeiten zwi-
schen Ehefrau und Sohn wird von der Primary Nurse angeraten, so dass sich die
Ehefrau ein bisschen entspannen und Ruhe finden kann. Eine tägliche telefonische
Auskunftsmöglichkeit wird ihr zugesichert, sie kann so auch beruhigt zu Hause die
Zeit verbringen. Während der Rehabilitationsphase kommt, wie oben bereits ange-
197
führt, „Articulaion-Work“ zur Anwendung, aber auch „Work of Patients“ ist eine we-
sentliche Arbeitsform bei diesem Patienten. Nachdem der Patient gut kontaktierbar
ist und bei KollegInnen den Eindruck erweckt, depressiv verstimmt zu sein, wird er
direkt von der Primary Nurse darauf angesprochen; er tritt diesem Verdacht jedoch
entgegen. Der Zustand des Patienten verbessert sich, und er kann bei Pflegemaß-
nahmen etwas mithelfen, z. B. in dem er sich im Bett zur Seite drehen kann. Nach-
dem der Schluckversuch positiv bestanden wird, kann die nasogastrale Sonde ent-
fernt werden, und der Patient beginnt langsam zu essen.
Pflegepersonen, die nicht im Projektteam integriert sind, halten sich nicht an die ge-
planten Pflegemaßnahmen und äußern sich über das Projekt mit unprofessionellen
Bemerkungen. Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern ist gut, aller-
dings ruft eine Pflegeperson die Primary Nurse zu Hause an und möchte eine Aus-
kunft über bestehende Pflegediagnosen haben. Die Primary Nurse wehrt dieses An-
sinnen ab und verweist auf ihre Freizeit. Die Stationsleitung führt einmal eine Pflege-
visite mit der Primary Nurse und zweimal mit Associate Nurses durch. Bei der letzten
Terminvereinbarung zur Pflegevisite kommt ein/eine Patient/in zur Aufnahme, so
dass keine Zeit dafür ist. Mit der Stationsleitung wird auch die Problematik der man-
gelhaften Übereinstimmung bei der Durchführung der Pflegediagnostik, insbesonde-
re bei der Evaluation besprochen. Die Evaluation soll kein Eintrag eines Verlaufspro-
tokolls sein, es wird eine weitere Schulung in Bezug auf Pflegediagnostik angeregt.
Negative Aspekte, die das Projekt, betreffen können mit der Stationsleitung nicht be-
sprochen werden, diese sieht alles sehr positiv und spricht nur über die tollen Verän-
derungen.
Mit den TherapeutInnen besteht eine gute Zusammenarbeit, wobei immer mit Nach-
druck darauf geachtet wird, dass, wenn der Patient zur chronischen Dialyse kommt,
trotzdem auch die physikalische Therapie durchgeführt wird. Bei der Zusammenar-
beit mit den ÄrztInnen wird kein Unterschied bemerkt, allerdings hat die Primary Nur-
se schon immer Unklarheiten angesprochen und thematisiert.
Der Zeitaufwand für die Dokumentation wird negativ bewertet, vor allem dann, wenn
zwei PatientInnen zu betreuen sind, der Arbeitsaufwand tagsüber sehr intensiv ist
und zusätzlich eine Fotodokumentation erforderlich ist; in diesen Fällen wird meist
erst am Abend dokumentiert.
198
Der Fortschritt des Patienten wird von der Primary Nurse positiv gesehen, sie spricht
dies der Tatsache zu, dass beinahe eine eins-zu-eins Betreuung beim Patienten
stattfindet und durch die Pflegekontinuität nachvollziehbar ist.
Wird nun Fall 6 Fall 10 gegenüber gestellt, so zeigt sich, dass die Übernahme, wie
bei Fall 6, ebenso auf freiwilliger Basis besteht; wie schon in Fall 6 erwähnt, handelt
es sich hier um die gleiche Primary Nurse. Der 41 jährige Patient, der von ihr nach
41 Tagen bei einer langfristigen Aufenthaltsdauer von 47 Tagen übernommen wird,
kommt postoperativ nach einer LVAD-Implantation zu Aufnahme auf die Intensivsta-
tion. Auch bei diesem Patienten handelt es sich um einen kurzen Betreuungszeit-
raum durch die Primary Nurse von insgesamt sechs Tagen, drei Tagdienste und ein
Nachtdienst werden dabei absolviert. Während der Tagdienste führt die Primary Nur-
se die Pflege beim Patienten durch, während ihres Nachdienstes wird der Patient
jedoch von einer anderen Pflegeperson betreut. In der Zusammenarbeit mit Pflege-
personen, die nicht im Projektteam sind, gibt es keine Veränderung, da die meiste
Zeit die Primary Nurse die Pflege übernimmt. Negative Bemerkungen sind nach wie
vor wahrzunehmen. Mit Projektteammitgliedern ist die Zusammenarbeit gut, der Pa-
tient wird überwiegend von einer Associate Nurse und der Primary Nurse gepflegt.
Zwischen TherapeutInnen und Primary Nurse funktionieren die Absprachen gut, ge-
genüber den ÄrztInnen jedoch kann keine Veränderung festgestellt werden.
Bei der Übernahme des Patienten gibt es keine Pflegeanamnese, es wird auch keine
von der Primary Nurse angelegt. Pflegediagnosen evaluiert sie nur teilweise, dabei
handelt es sich um bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen, die bei den
standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen angelegt sind. Pflegeziele werden
formuliert und Maßnahmen im Bereich eigen- und mitverantwortlicher Tätigkeiten
geplant. Eine Abschlussevaluation zum Zeitpunkt der Transferierung kann von der
Primary Nurse nicht durchgeführt werden, da diese an dem Tag frei hat; auch eine
Associate Nurse oder eine andere Pflegeperson führt diese Abschlussevaluation
nicht durch. Eine Pflegevisite mit der Stationsleitung wird während der Betreuungs-
zeit nicht abgehalten.
Der Patient befindet sich bei der Übernahme in der Stabilisationsphase und bald da-
rauf in der Rehabilitationsphase. „Articulation-Work“, und „Work of Patients“ kommen
in beiden Phasen zum Einsatz. Durch das Organisieren der Arbeitsabläufe mit den
TherapeutInnen und durch das Einbeziehen der Angehörigen in die Pflege – z. B.
199
unterstützt der Bruder des Patienten die Primary Nurse beim Lagewechsel im Bett -
findet eine direkte Kommunikation mit den einzelnen Personen statt. Ebenso wird
„Comfort-Work“ integriert; da der Patient nämlich Moslem ist, wird von der Primary
Nurse Rücksicht auf gewünschte Rituale genommen. Die Ehefrau ist ebenfalls täg-
lich zu Besuch, sie verlässt jedoch bei Pflegehandlungen immer das PatientInnen-
zimmer.
Die Primary Nurse ist über die täglichen Fortschritte sehr zufrieden und begrüßt unter
diesen Voraussetzungen die geplante Weiterführung von Primary Nursing.
Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unter-
schiedlichkeiten zum idealtypischen Fall 6 geordnet, so ergeben sich nachfolgende
Kriterien:
Bei Fall 6 und 10 besteht die Rollenübernahme der Primary Nurse, die ein und die-
selbe Person ist, auf freiwilliger Basis, Fall 5 und 7 übernehmen die Rolle unfreiwillig.
In Fall 5, 6, und 10 kann eine zweijährige und in Fall 7 eine dreijährige Berufserfah-
rung festgestellt werden. Für alle Fälle gilt: Es gibt keinen Abschluss der Sonderaus-
bildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivpflegestationen, es wird einer
Vollzeitbeschäftigung von 40 Stunden nachgegangen und es werden Tag- und
Nachtdienste absolviert.
Bei den PatientInnen handelt es sich in Fall 6 um eine mittelfristige Aufenthaltsdauer
und einem Betreuungszeitraum von 14 Tagen, in Fall 5 um eine langfristige Aufent-
haltsdauer und einem Betreuungszeitraum von 27 Tagen, in Fall 7 beträgt der Be-
treuungszeitraum sechs Tage bei mittelfristiger Aufenthaltsdauer, und in Fall 10
ergibt sich bei einer langfristigen Aufenthaltsdauer eine Betreuungszeit von sechs
Tagen.
Die Pflegekontinuität durch Primary Nurse ist in Fall 6 nicht gegeben, sehr wohl aber
in Fall 7, 5 und 10. Im Pflegeprozess werden bis auf Fall 10 die Pflegeanamnesen
von der Normalstation übernommen, in Fall 10 ist keine vorhanden. Die Pflegediag-
nosen werden von der Primary Nurse bei Übernahme des/der Patienten/in evaluiert
bzw. neu angelegt, Ziele werden formuliert und Maßnahmen geplant. Zu Fall 6 ist
anzumerken, dass die innere Kohärenz der Pflegediagnosen nicht gegeben ist und
teilweise die Planung der Maßnahmen fehlt. In Fall 5, 7 und 10 kann dies nicht beo-
bachtet werden. Die Abschlussevaluation erfolgt in Fall 5, 6, und 7, in Fall 10 wird
keine gemacht, da die Primary Nurse zum Zeitpunkt der Transferierung frei hat und
200
sich niemand sonst dafür verantwortlich fühlt. Pflegevisiten mit der Stationsleitung
werden in Fall 5 und 6 durchgeführt, in Fall 7 und 10 versäumt.
Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern erfolgt auf einer guten Basis,
mit Pflegepersonen außerhalb des Projektteams gibt es in allen Fällen eine proble-
matische Zusammenarbeit in Bezug auf die Einhaltung bzw. die generelle Durchfüh-
rung der geplanten Maßnahmen; hinzu kommen üble Nachreden über Primary
Nursing, und insbesondere Fall 6 beschreibt einen schlechten Umgangston bis hin
zu persönlichen Angriffen.
Mit den TherapeutInnen, wenn diese bei den PatientInnen zum Einsatz kommen, wie
in Fall 5, 7 und 10, funktioniert die Zusammenarbeit gut, eine Kontrolle über die
Durchführung der Therapie wird zudem in Fall 5 beschrieben. Hinsichtlich der Zu-
sammenarbeit mit den ÄrztInnen kann keine Veränderung festgestellt werden, Fall 5
bespricht und thematisiert immer schon medizinische Aspekte mit den ÄrztInnen, Fall
6, 7 und 10 stellen ebenfalls keine Veränderung fest, fühlen sich auch nicht als Pri-
mary Nurse wahrgenommen, auch wenn Fall 7 und 10 dies nicht explizit erwähnen,
sehr wohl aber Fall 6.
Bei der Übernahme der PatientInnen befinden sich Fall 6 und 7 in der Postakutphase,
gehen dann in die Stabilisations- und Rehabilitationsphase über. Fall 5 und 10 sind
bei Übernahme in der Stabilisationsphase und gehen dann wie Fall 6 und 7 in die
Rehabilitationsphase über. In allen Fällen finden „Articulation-Work“ und „Work of
Patients“ Anwendung, in Fall 10 kommt zusätzlich die Arbeitsform „Comfort-
Work“ zum Einsatz und in Fall 6 „Machine-Work“ sowie „Safety-Work“, in Fall 7 eben-
falls „Safety-Work“.
Die Arbeitszufriedenheit basiert bei allen Fällen auf PatientInnenfortschritte; aufgrund
dieser Tatsache würde die Primary Nurse in Fall10 die Rolle nochmals übernehmen,
Fall 5 und 7 hingegen sprechen sich klar dagegen aus.
Unterschei-
dungsmerkmale
/ Typen
Verantwortungsbewusstes
Handeln
Belastendes
Handeln
Unverändertes
Handeln
Typ 1 Typ 2 Typ 3
Verantwortung Freiwillig, kontinuierlich, großer Ver-
antwortungsspielraum, Rechenschafts-
pflicht der Stationsleitung gegenüber
Freiwillig, fehlende Kontinuität, großer
Verantwortungsspielraum, Pflegevisite
mit Stationsleitung zur Überprüfung der
korrekten Pflegeplanung
Freiwillig bis unfreiwillig, unverbindlich,
gleichbleibender Verantwortungsspiel-
raum, Pflegevisite wird wie bei allen
PatientInnen erlebt.
Planung der In-
terventionen
Überwiegend im eigenverantwortlichen
Tätigkeitsbereich, in der Stabilisations-
phase auch im mitverantwortlichen Tä-
tigkeitsbereich
Im eigen-, mitverantwortlichen und in-
terdisziplinären Tätigkeitsbereich
Im eigen-, mitverantwortlichen und in-
terdisziplinären Tätigkeitsbereich, wo-
bei es auch bei angelegten Pflegediag-
nosen an geplanten Maßnahmen fehlt.
Zusammenarbeit Positive Zusammenarbeit mit allen Kol-
legInnen und Berufsgruppen
Teilweise positive Zusammenarbeit mit
allen KollegInnen und unverändert mit
ÄrztInnen und TherapeutInnen
Unveränderte Zusammenarbeit mit al-
len KollegInnen und Berufsgruppen
Phase der Inten-
sivpflege
Vorwiegend in der Stabilisations- und
Rehabilitationsphase
Erfolglose Stabilisationsphase, die in
die Sterbephase übergeht oder der/die
Patient/in immer am gleichen Level
verbleibt ohne Zustandsveränderung.
Phasen von der Postakutphase bis Re-
habilitationsphase sind enthalten.
Arbeitsformen „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articu-
lation-Work“, „Comfort-Work“, „Senti-
mental-Work“, „Work of Patients“
„Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articu-
lation-Work“, „Comfort-Work“, „Senti-
mental-Work“
„Machine-Work“„Safety-Work“, „Articu-
lation-Work“, “Work of Patients”, „Com-
fort-Work“, „Sentimental-Work“
Zufriedenheit Sehr zufrieden mit der eigenen Arbeit Unzufrieden mit der eigenen Arbeit Unveränderte Zufriedenheit mit der
202
Fortschritte der PatientInnen und Pfle-
geerfolge sind erkennbar. Persönlicher
Dank von Angehörigen
Fehlende Patientenfortschritte und
Pflegeerfolge, wenig Zeit für Evaluation
der Pflegediagnosen und Pflegepla-
nung, Belastung durch Pflegekontinuität
und umfangreiche Dokumentation, so-
wie durch Zeitmangel und großem Ar-
beitsaufwand
eigenen Arbeit, Pflegeerfolge sind teil-
weise, aber nicht immer erkennbar.
Dienstjahre > zehn Jahre Berufserfahrung, Sonder-
ausbildung absolviert
> zehn Jahre Berufserfahrung, Sonder-
ausbildung absolviert
Bis drei Jahre, keine Sonderausbildung
absolviert
Fälle Fall: 1, 2, 8 Fall: 3, 4, (9)17 Fall: 5, 6, 7, 10
Abb. 37: Charakterisierung der gebildeten Typen.
17 Fall 9 in Klammer bedeutet, dass beide Primary Nurses bei der Rollenübernahme bereits das zweite Mal eine besondere Belastung wahrgenommen haben.
Charakterisierung der gebildeten Typen
Aus den oben angeführten Erläuterungen lassen sich charakteristische Merkmale für
verantwortungsbewusstes Handeln im Sinne von Primary Nursing ableiten. Diese
sind die freiwillige Rollenübernahme der Primary Nurse mit kontinuierlicher Verant-
wortung im Pflegeprozess und die eingeforderte Rechenschaftspflicht der Stationslei-
tung gegenüber. Zu den geplanten Interventionen gehören vorwiegend Tätigkeiten,
die zum eigenverantwortlichen Bereich gezählt werden. Die Primary Nurse kann so-
wohl Tagdienste als auch Nachtdienste absolvieren, ermöglicht durch eine klare Re-
gelung der Betreuung durch Associate Nurses während ihrer Abwesenheit. Die ver-
schiedenen Arbeitsformen beziehen sich, je nach Zustand des/der Patienten/in, auf
„Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-Work“ sowie in der Rehabilitationspha-
se „Work of Patients“, es lassen sich aber auch aufgrund der langjährigen Berufser-
fahrung der Primary Nurse und durch den pflegerischen Beziehungsaufbau zu
dem/der Patienten/in „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ als Arbeitsform erken-
nen.
Ein weiteres Kennzeichen für verantwortungsbewusstes Handeln ist die positive Zu-
sammenarbeit mit allen Berufsgruppen, gekennzeichnet durch eine direkte Kommu-
nikation miteinander, wenn es sich um die Koordination und Organisation von Ar-
beitsabläufen handelt und Vorschläge bei der ärztlichen Visite eingebracht und im
besten Fall umgesetzt werden.
Die Arbeitszufriedenheit ergibt sich einerseits aus dieser positiven Zusammenarbeit
mit anderen Berufsgruppen, auch wenn Unstimmigkeiten auf der Station das Arbeits-
klima trüben. Andererseits tragen die Fortschritte der PatientInnen sowie der persön-
liche Dank von Angehörigen zur Zufriedenheit bei.
Charakteristische Merkmale für belastendes Handeln im System Primary Nursing
sind Belastungen, die aufgrund der Pflegekontinuität empfunden werden - trotz frei-
williger Rollenübernahme der Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung und
Vollzeitbeschäftigung. Dieses Gefühl wird durch Personal- und Zeitmangel noch ver-
stärkt, wenn geplante Maßnahmen nicht durchgeführt werden können und die um-
fangreiche Pflegeplanung nicht konzentriert, in Ruhe erledigt werden kann bzw.,
wenn noch nach Dienstende dokumentiert werden muss. Intensive Gespräche mit
Angehörigen in Zeiten, in denen es dem/der Patienten/in schlecht geht bzw. keine
204
Zustandsverbesserung erreicht werden kann und jede negative Veränderung den
Angehörigen gegenüber begründet werden muss, werden ebenfalls als Belastungs-
faktoren wahrgenommen. Fehlende PatientenInnenfortschritte deutet die Primary
Nurse als Versagen ihrerseits, und Gedanken zu dieser Situation nimmt sie mit nach
Hause. Ein Abschalten nach Dienstende bzw. ein sich Abgrenzen von der Arbeit ist
für die Primary Nurses nicht möglich. Der Umgang mit Sterben und Tod fällt ihr, trotz
langjähriger Berufserfahrung, aufgrund des pflegerischen Beziehungsaufbaus zu
dem/der Patienten/in und den Angehörigen schwer.
Die Zusammenarbeit mit der eigenen Berufsgruppe wird zwischen sehr gut bis
schlecht gewertet. Das Desinteresse und die Ablehnung für Primary Nursing sowie
das Ignorieren der geplanten Pflegemaßnahmen und die fehlende Unterstützung
durch die Stationsleitung führen ebenfalls zu negativen Gefühlen der Primary Nurse.
Die Bewertung der Zusammenarbeit mit TherapeutInnen reicht von „nicht vorhan-
den“ bis zu „sehr gut“, die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen ist unverändert bis po-
sitiv. Ratlosigkeit über weitere Therapievorschläge zur Erreichung von erwünschten
Fortschritten beim/bei der Patienten/in führt trotz positiver Zusammenarbeit dazu,
dass keine Unterstützung durch TherapeutInnen und ÄrztInnen erlebt wird. Das Feh-
len von Pflegefehlern bzw. das Erhalten eines bestimmten Niveaus beim/bei der Pa-
tienten/in kann die Primary Nurses nicht als Erfolg bewerten.
Die PatientInnen befinden sich meist in der Stabilisationsphase ohne positive Zu-
standsveränderung, oder der Zustand verschlechtert sich soweit, dass der/die Pati-
ent/in sterbend ist. Arbeitsformen sind „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-
Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“; gerade „Articulation-Work“, „Comfort-
Work“ und „Sentimental-Work“ verlangen der Primary Nurse viel an Empathie für Pa-
tientInnen und deren Angehörige ab und stellen bei fehlenden Bewältigungsstrate-
gien entscheidende Faktoren für Belastungssituationen dar.
Charakteristische Merkmale für unverändertes Handeln im System Primary Nursing
zeigen sich in der mangelhaft durchgeführten Pflegediagnostik, besonders in Fall 6, 7,
und 10. Interventionen werden wie bisher in allen Tätigkeitsbereichen geplant, die
Wahl der Pflegediagnosen beschränkt sich überwiegend auf die beiden standardi-
sierten Hoch- Risiko-Pflegediagnosen, auf bestehende Hautdefekte und Gewebe-
schädigungen bzw. beziehen sich auf die Eintrittsstelle des LVADs. Pflegevisiten
werden als Kontrolle wahrgenommen, die Rechenschaftspflicht wird nicht berück-
205
sichtigt und die Durchführung einer Pflegevisite nicht eingefordert. Vordergründige
Arbeitsformen sind die „Articulation-Work“ und „Work of Patients“; in Fall 10 kommt
aufgrund des muslimischen Glaubens noch „Comfort-Work“ zum Einsatz.
Das Einbeziehen der Angehörigen wird in keinem Fall wahrgenommen, nur in Fall 5
wird die Besuchszeitenregelung angesprochen.
Die Pflegekontinuität ist bis auf Fall 6 immer gegeben, in Fall 7 und 10 handelt es
sich nur um einen kurzen Betreuungszeitraum, worauf sich diese Kontinuität begrün-
den lässt. In Fall 5 werden von der Primary Nurse insgesamt elf Dienste versehen,
sechs Tagdienste und fünf Nachtdienste, so dass auch hier keine langzeitige Konti-
nuität im Tagdienst gegeben ist. Fall 6 fordert trotz eines kurzfristigen Betreuungs-
zeitraumes eine Auszeit für einen Dienst bei der Patientin, da diese aufgrund eines
Durchgangssyndroms sehr anstrengend in der Betreuung ist.
Die Zusammenarbeit mit Projektteammitgliedern gestaltet sich in allen Fällen gut, mit
Pflegepersonen, die nicht im Projekt involviert sind, gibt es in allen Fällen Probleme
mit der Einhaltung der geplanten Maßnahmen, unpassende Bemerkungen über Pri-
mary Nursing werden nach wie vor gemacht. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztIn-
nen findet keine Veränderung statt, in Fall 6, 7, und 10 wird die Rolle der Primary
Nurse nicht einmal wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen
gelingt gut, insofern diese überhaupt zum Einsatz gekommen sind.
Diskurs
Die Ergebnisse der typologischen Analyse nach Kelle und Kluge (2010) lassen den
Schluss zu, dass zwischen drei Realtypen pflegerischen Handels im Pflegeorganisa-
tionssystem unterschieden werden kann. Das ist zum einen „verantwortungsbewuss-
tes Handeln“ im Sinne von Primary Nursing, das dadurch gekennzeichnet ist, dass
die Verantwortung mit großem Verantwortungsspielraum auf freiwilliger Basis konti-
nuierlich von den Primary Nurses übernommen wird. Die Unterstützung von der Sta-
tionsleitung bei der Pflegediagnostik wird in Form der Pflegevisite eingefordert, da
ein Verständnis der Rechenschaftspflicht ihr gegenüber besteht, trägt doch die Stati-
onsleitung die Verantwortung für die Pflegequalität der Station. Das Ausmaß der an-
gelegten Pflegediagnosen ist umfangreicher und individuell an den/die Patienten/in
angepasst. Pflegeinterventionen werden überwiegend im eigenverantwortlichen Tä-
tigkeitsbereich geplant, außer der/die Patient/in befindet sich in der Stabilisations-
phase, hier werden auch Interventionen im mitverantwortlichen Bereich miteinbezo-
206
gen. Zudem zeigt sich, dass alle Arbeitsformen im pflegerischen Handeln Anwen-
dung finden und eine positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen besteht –
Grund dafür ist in einer erfolgreichen direkten Kommunikation zwischen allen Betei-
ligten dieses Systems zu sehen. Daraus ergibt sich auch ein hohes Maß an Arbeits-
zufriedenheit, zusätzlich bedingt durch die klar erkennbaren Fortschritte der Patien-
tInnen. Angehörigen werden mit kleinen Aufgaben in der Pflege betraut. Pflegende,
die verantwortungsbewusstes Handeln umsetzen, weisen eine Berufserfahrung von
mehr als zehn Jahren auf dieser Station auf und haben die Sonderausbildung für die
Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) absolviert.
Zum anderen lässt sich aus den Daten der Realtypus „belastendes Handeln“ im Sys-
tem Primary Nursing ableiten. Primary Nurses übernehmen die Rolle und damit ver-
bunden die Verantwortung für den/die Patienten/in freiwillig, allerdings zeigt sich
auch hier ein großer Verantwortungsspielraum. Aufgrund des vorzeitig eintretenden
Belastungsgefühls ist die Pflegekontinuität nicht gewährleistet. Associate Nurses
übernehmen u. a. die Pflege des/der Patienten/in, trotz Anwesenheit der Primary
Nurse. Die Pflegevisite mit der Stationsleitung wird einerseits als Unterstützung, an-
dererseits als Kontrolle wahrgenommen. Belastendes Handeln ist zudem gekenn-
zeichnet durch eine divergente Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen. Sie kann
von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ sein, letzteres, wenn sich beispielsweise Pflegende
nicht an die geplanten Interventionen halten. Die Pflegediagnostik wird gerade in ar-
beitsintensiven Phasen als sehr zeitaufwändig und belastend gesehen, weil sie sehr
umfangreich und individuell an den/die Patienten/in angelegt ist. Die Planung der
Interventionen bezieht sich auf den eigen- und mitverantwortlichen, sowie auf den
interdisziplinären Tätigkeitsbereich, dabei kommen alle Arbeitsformen außer „Work of
Patients“ zum Tragen. Angehörige werden in die Pflege integriert, intensive Gesprä-
che stehen hier im Vordergrund. Da keine Fortschritte beim/bei der Patienten/in er-
zielt werden können und sich keine Zustandsveränderungen zeigen bzw., es zum
Versterben des/der Patienten/in kommt, entwickelt sich eine ausgeprägte Belas-
tungssituation. Primary Nurses äußern Schuldgefühle und Gedanken darüber, etwas
falsch gemacht oder vergessen zu haben. Die Rolle der Associate Nurse würden sie
bevorzugen, um den Druck der Verantwortung ausweichen zu können. Primary Nur-
ses, deren Handeln durch ein subjektives Gefühl der Belastung beschwert ist, weisen
die SAB auf und haben mehr als zehn Jahre Berufserfahrung auf dieser Station.
207
Als dritter Realtyp stellt sich „unverändertes Handeln“ im Pflegeorganisationssystem
Primary Nursing dar. Den Daten zufolge erfolgt die Übernahme der Verantwortung in
einem gleichbleibenden Verantwortungsspielraum freiwillig bis unfreiwillig, da sich
die Einstellung zu Primary Nursing und die Interessen der Pflegenden verändert ha-
ben. Die Pflegekontinuität ist nicht immer gegeben, wie der Wunsch der Primary
Nurses, einen/eine anderen/andere Patienten/in betreuen zu wollen und die vielen
freien Tagen, die von der Stationsleitung so geplant worden sind, deutlich machen.
Die Pflegediagnostik wird überwiegend mit den Standard-Pflegediagnosen bzw. mit
der Pflegediagnose Gewebeschädigung versehen, zum Teil fehlt es an Pflegeinter-
ventionen, und die innere Kohärenz der Pflegediagnosen ist nicht gegeben. Interven-
tionen werden in allen drei Tätigkeitsbereichen formuliert. Die Unterstützung durch
die Stationsleitung in Form der Pflegevisite wird als solche nicht wahrgenommen.
Wenn sie stattfindet, kann keine Veränderung zu den anderen PatientInnen festge-
stellt werden. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen gestaltet
sich wie bisher, TherapeutInnen werden dem/der Patienten/in nicht immer zugewie-
sen, und bei der Visite mit den ÄrztInnen können ebenfalls keine Veränderungen
aufgezeigt werden. Primary Nurses, die ihre Anliegen schon immer vorgebracht ha-
ben, praktizieren das wie bisher, andere wiederum haben das Gefühl, als Primary
Nurse nicht registriert zu werden, dieses Gefühl äußern sie aber nicht explizit. Ar-
beitsformen, die sich in der Postakutphase, der Stabilisationsphase und der Rehabili-
tationsphase zeigen sind „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-Work“ und
„Work of Patients“. „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ können hier nicht ange-
führt werden. Gründe dafür sind möglicherweise, dass die Primary Nurses höchstens
über eine Berufserfahrung von drei Jahren auf dieser Station verfügen, keine SAB
aufweisen können, sich noch unsicher bei ihren Handlungen fühlen oder es an der
Kompetenz, sich auf Gefühle der PatientInnen und Angehörigen einzulassen und
damit umzugehen, fehlt. Die Arbeitszufriedenheit stellt sich wie bisher dar, zudem
sind Pflegeerfolge nicht immer erkennbar, Fortschritte der PatientInnen sind aufgrund
der erfolgreichen Transferierung auf die Normalstation gegeben.
208
7. Schlussfolgerung
Die summative Evaluation des Pflegeorganisationssystem Primary Nursing zeigt an-
hand des Bewertungsrasters der Wirkungsindikatoren, dass eine mittelgradige Um-
setzung von Primary Nursing bei einem Mittelwert von gesamt 8,9 erfolgt ist. Aus den
Ergebnissen lässt sich ableiten, dass Indikatoren, wie der Grad der Verantwortung,
die Pflegekontinuität, das Rollenverständnis, die Motivation und das Pflegeverständ-
nis zwischen mittelgradiger und hochgradiger Umsetzung bewertet werden, die Pla-
nung der Transferierung/Entlassung als Teil der Verantwortung sich jedoch zwischen
mittelgradiger und geringgradiger Umsetzung befindet. Grund dafür ist u. a. auch,
dass bei zwei PatientInnen dieser Indikator keine Relevanz aufzeigt. Die Indikatoren
„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“, „Direkte Kommunikation von Mensch
zu Mensch“ und „Pflegequalität“ weisen einen mittleren Umsetzungsgrad auf.
Diese Resultate lassen sich mit Hilfe der Ergebnisse der typologischen Analyse nach
Kelle und Kluge (2010) begründen, wobei drei Realtypen identifiziert werden konnten.
Hierbei handelt es sich einerseits um den Typus „verantwortungsbewusstes Han-
deln“ im Sinne von Primary Nursing, was sich auch im Bewertungsraster an den Indi-
katoren „Grad der Verantwortung“, „Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“,
„Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch“, „Pflegekontinuität“, „Motivati-
on“ sowie im „Pflegeverständnis“ positiv widerspiegelt. Direkte Gespräche mit den
Angehörigen ermöglichen u. a. deren Einbeziehen in die Pflege für einzelne Maß-
nahmen, sie unterstützen aber auch Vereinbarungen, die den Bedürfnissen und Inte-
ressen des/der Patienten/in entsprechen. Zudem zeigt sich eine sehr gute Zusam-
menarbeit mit allen Berufsgruppen, insbesondere wird den Primary Nurses aufgrund
des umfangreichen Wissens über den/die Patienten/in von den ÄrztInnen Wertschät-
zung entgegengebracht. Als weiterer Typus kann der Realtyp „belastendes Han-
deln“ im System Primary Nursing dargestellt werden; hier zeigt sich ein hoher Um-
setzungsgrad bei der Übernahme der Verantwortung, bei der Pflegekontinuität und
der täglichen Arbeitszuweisung nach Fallmethode sowie im Rollenverständnis. Auch
hier findet eine direkte Kommunikation mit den Angehörigen statt, die es ermöglicht,
gewisse Interventionen zu übernehmen bzw. mit ihnen Absprachen über das weitere
pflegerische Vorgehen zu treffen. Aufgrund von mangelnden bzw. fehlenden Pflege-
erfolgen empfinden Primary Nurses eine Rechtfertigungspflicht den Angehörigen ge-
genüber. Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen und TherapeutInnen gestaltet sich
209
unterschiedlich, allerdings kann auch hier eine Wertschätzung den Primary Nurses
gegenüber wahrgenommen werden. Die zuvor angeführten Indikatoren werden als
Ursachen für belastendes Handeln erkannt. Der dritte Realtyp ist gekennzeichnet
durch „unverändertes Handeln“ im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing. An-
hand der Wirkungsindikatoren kann bei den Indikatoren „Grad der Verantwortung“,
„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“ und bei „Direkte Kommunikation von
Mensch zu Mensch“ eine mittelgradigen bis geringgradigen Umsetzung aufgezeigt
werden, die sich auch in den erhobenen Daten unverändert darstellt. Primary Nurses
erkennen keine Veränderung bei der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Be-
rufsgruppen und fühlen sich auch nicht von den ÄrztInnen in ihrer Rolle wahrge-
nommen. In Fall 5 liegt der Grad der Verantwortung zwischen mittlerer und hoher
Umsetzung, jedoch wird keine Veränderung der enthaltenen Faktoren wahrgenom-
men. Im Vergleich der übrigen Indikatoren zum Typus des „verantwortungsbewuss-
ten Handelns“ können keine Unterschiede festgestellt werden, diese ergeben sich
ausschließlich durch verbale Äußerungen der Primary Nurses und aus der Pflegedo-
kumentation.
Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch als ein Schlüsselelement bei
Primary Nursing wird überwiegend von der Primary Nurse koordiniert. Durch die
Pflegekontinuität wird eine Vertrauensbasis zum/zur Patienten/in und den Angehöri-
gen aufgebaut, so dass von einer erfolgreichen pflegerischen Beziehung gesprochen
werden kann. Daraus ergibt sich, dass die Primary Nurse sowohl Informationen
vom/von der Patienten/in als auch von den Angehörigen erhält und auch weitergeben
kann. Diese Informationen werden einerseits als indirekte Kommunikation in der
Pflegeplanung dokumentiert, andererseits werden sie auf direktem Wege wie bei-
spielsweise bei der Visite den ÄrztInnen weitergeleitet oder mit PhysiotherapeutInnen
in gemeinsamer Absprache über weiteres Vorgehen erörtert. Die Koordination der
Termine außerhalb der Station, wie z. B. mit der chronischen Dialyse, erfolgt ebenso
durch die Primary Nurse. Inhalte dieser sogenannter „Articulation-Work“ können auch
aus Daten der typologischen Analyse abgeleitet werden. Zudem kommt es aufgrund
des umfangreichen Wissens zu einer ausgedehnten Dienstübergabe an Associate
Nurses oder an andere Pflegepersonen, die den/die Patienetn/in übernehmen. Da-
neben findet eine direkte Kommunikation mit der Stationsleitung bei der Pflegevisite
statt, die einerseits von den Primary Nurses eingefordert wird, andererseits kommt
auch die Stationsleitung auf die Primary Nurses zu und macht Termine aus.
210
Die Daten dieser Pilotstudie belegen insgesamt gesehen eine positive Veränderung
der Qualität der Pflegedokumentation. Deutlich wird dies im Vergleich zu den Patien-
tInnen, deren Daten vor der Pilotierungsphase erhoben wurden und zwar im Resultat
der „Pflegediagnosen als Produkt“, wo eine korrekte Beschreibung der Pflegediagno-
sen mit den ätiologischen Faktoren und Symptomen bzw. den Risikofaktoren sowie
die Zielformulierung vorgenommen wird. Es zeigt sich, dass zu den sogenannten
Standard-Pflegediagnosen „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risi-
ko“ 13 weitere aktuelle Pflegediagnosen und drei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen an-
gelegt werden, überwiegend erfolgt hier eine korrekte Formulierung. Die Resultate zu
„Pflegeinterventionen“ zeigen ebenfalls eine positive Veränderung an, wobei es nach
wie vor Hinweise auf eine Problematik hinsichtlich der konkreten und nachvollziehba-
ren Formulierung der Pflegeinterventionen gibt. Die Resultate zu „Pflegeergebnis-
se“ zeigen immer noch Schwächen in der korrekten Formulierung der Ergebnisse
sowie in der Darstellung des Zusammenhangs zwischen Pflegeinterventionen und
Pflegeergebnissen auf. Zudem werden Schwierigkeiten bei der Evaluation der Pfle-
gediagnosen in Bezug auf Inhalt und Formulierung belegt. Bei den Ergebnissen zu
„Pflegediagnosen als Prozess“, die die korrekte Erstellung der Pflegeanamnese be-
leuchten, kommt die Evaluatorin zu dem Schluss, dass bei den vorhandenen Pfle-
geanamnesebögen, die von der Normalstation meist übernommen werden, sowohl in
der Projektgruppe als auch in der Vergleichsgruppe keine Angaben oder Ergänzun-
gen zum aktuellen Ereignis, das zum Spitalseintritt führte, zu Ängsten, Sorgen, Er-
wartungen und Wünschen, zur Bewältigung der momentanen Situation, zum aktuel-
len Krankheitserleben, zur Intimsphäre, zum Thema Frau/Mann sein gemacht wer-
den. In der Vergleichsgruppe fehlen zudem drei Pflegeanamnesebögen. In der Pro-
jektgruppe kommt es zu einer einmaliger präoperativen Aufnahme eines/einer Pati-
enten/in auf die Intensivstation; hier hat die Primary Nurse bereits die Pflegeanam-
nese erhoben, die jedoch lückenhaft ausgefüllt ist.
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es trotz der positiven Veränderung der
Qualität der Pflegedokumentation einer weiteren Schulung zur Pflegediagnostik be-
darf. Zudem sollte die Stationsleitung im Rahmen der Pflegevisite ihr Augenmerk be-
sonders auf die Vollständigkeit, die korrekte Formulierung und die innere Kohärenz
der Pflegediagnosen richten.
211
Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass für eine erfolgreiche Implementie-
rung von Primary Nursing auf dieser Erwachsenen-Intensivstation nochmals Daten
dazu erhoben werden müssen, welche Pflegepersonen sich auf freiwilliger Basis be-
reit erklären, die Rolle der Primary Nurse zu übernehmen. Die bestehenden Res-
sourcen zur kompletten Implementierung von Primary Nursing auf dieser Station so-
wie die Einstellung der Pflegedirektion gegenüber Primary Nursing werden bereits
während der Pilotierungsphase von der Stationsleitung in Fragen gestellt, wozu es
einer Abklärung bedarf. Zudem sollte eine umfangreiche Informationsweitergabe an
alle Pflegepersonen über Primary Nursing erfolgen, um Ungereimtheiten und Unsi-
cherheiten zu reduzieren und das Arbeitsklima zu verbessern. Ebenso sollten Rechte
und Pflichten der Primary Nurses und der Associate Nurses klar ausgesprochen
werden, vor allem in Bezug auf das richtige Vorgehen bei Zustandsveränderungen
der PatientInnen und bei Abwesenheit der Primary Nurse. Diese Faktoren, die maß-
geblich für eine erfolgreiche Implementierung von Bedeutung sind, können die Moti-
vation aller Beteiligten positiv beeinflussen. Es zeigt sich, dass Hygienefaktoren im
Zusammenhang mit Herzbergs Motivationstheorie, die sich als sogenannte Begleit-
umstände der Arbeit ergeben (vgl. Josuks 2008: 56; Mayerhofer, in: Kas-
per/Mayerhofer 2002: 262), wie beispielsweise Beziehungen zu Vorgesetzten, Ar-
beitsbedingungen, Informationen und der Führungsstil, einer Unzufriedenheit mit der
Arbeit und einem Leistungsabfall vorbeugen können. Desinteresse, fehlende Infor-
mationsweitergabe über Primary Nursing und Demotivation Pflegender aufgrund von
nicht optimaler Arbeitsbedingungen hingegen wirken sich negativ auf die Motivation
des Primary Nursing Teams und die Einstellung zur Arbeit aus. Für die Stationslei-
tung lassen sich hieraus entsprechende Aufträge ableiten, um mögliche negative
Hygienefaktoren zu identifizieren und eliminieren zu können (vgl. Josuks 2008: 57).
Das Pflegeverständnis in Richtung Ganzheitlichkeit, das körperliche, psychosoziale
und umweltbezogene Aspekte in die Pflege integriert, kann vor allem ab der Stabili-
sationsphase bis hin zur Rehabilitationsphase bzw. Sterbephase in Form von „Articu-
lation-Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“ und „Work of Patients“ dargestellt
werden, wobei auch die Einbeziehung der Angehörigen eine wesentliche Rolle spielt.
Die Übernahme der Verantwortung sowie die Pflegekontinuität können als Belas-
tungsfaktoren genannt werden, hier gilt es als eine wesentliche Aufgabe der Stati-
onsleitung, Kompetenzen und entsprechendes Wissen der Pflegepersonen zu beur-
212
teilen und darüber zu entscheiden, ob die Rollenübernahme der Primary Nurse mög-
lich ist oder nicht.
Aus den Daten geht ebenso hervor, dass Richtlinien für die Implementierung von
Primary Nursing aufgestellt bzw. kommuniziert und ihre Einhaltung kontinuierlich
kontrolliert werden müssen. Diese Richtlinien beziehen sich zum einen auf die
Dienstplangestaltung, wobei sich aus den Daten ableiten lässt, dass Nachtdienste,
Wochenenddienste und Tagdienste mit einer 12,5 Stunden Präsenz im Handlungs-
kontext dieser Intensivstation möglich erscheinen. Jedoch gilt es die Anzahl der
Nachtdienste zu berücksichtigen, die ein Viertel der gesamten Dienste nicht über-
schreiten sollte; auch sollten nicht mehr als drei freie Tage hintereinander geplant
werden, um eine Pflegekontinuität noch zu gewährleisten. Bei einem größeren Aus-
maß an Nachtdiensten kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer bestimmten
Associate Nurse die Pflegekontinuität ebenfalls aufrechterhalten. Zudem zeigt sich,
dass Richtlinien über das weitere Vorgehen bei einem Krankenstand der Primary
Nurse erstellt werden sollten; darin kann u. a. geregelt werden, ob und wie lange die
Associate Nurses die Vertretungsfunktion der Primary Nurse übernehmen sollten
bzw., ob eine zweite Primary Nurse angegeben wird, die die Verantwortung des/der
Patienten/in auch dann weiter übernimmt, wenn die erste Primary Nurse wieder im
Dienst ist.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Primary Nurses mit einer Berufserfahrung
von bis zu drei Jahren auf dieser Station keine Veränderungen beim pflegerischen
Handeln im Kontext von Primary Nursing feststellen. Es ist davon auszugehen, dass
Veränderungen ab einer Berufserfahrung von drei Jahren herbeigeführt und wahrge-
nommen werden können, so dass der Schluss nahe liegt, dass die Rolle der Primary
Nurse erst ab drei Jahren Berufserfahrung auf dieser Station übernommen werden
sollte. Bis dahin, jedoch erst ab einem Jahr Berufserfahrung, kann die Rolle der
Associate Nurse wahrgenommen werden. Um das Burnout-Risiko zu minimieren,
sollten Überlegungen angestrebt werden, wie lange eine Primary Nurse einen/eine
Patienten/in betreuen sollte, vor allem, wenn eine längere Aufenthaltsdauer auf der
Intensivstation vorauszusehen ist.
Eine weitere Richtlinie sollte ein einheitliches Vorgehen in der Pflegediagnostik und
die Erreichung einer inneren Kohärenz der Pflegediagnosen ermöglichen. Als ein
wesentliches Instrument der Qualitätskontrolle wird die Pflegevisite mit der Stations-
213
leitung gesehen, die auch als Unterstützungsfaktor für diese Aspekte herangezogen
werden könnte.
8. Diskussion
Die vorliegende Evaluationsstudie beschäftigt sich mit der Frage, ob das Pflegeorga-
nisationssystem Primary Nursing auf einer Erwachsenen-Intensivstation mit dem
Spezialgebiet der Herz-, Thorax- Gefäßchirurgie implementierbar ist. Die Ergebnisse
weisen auf die Notwendigkeit eines umfangreichen Implementierungskonzeptes hin,
wobei es zu überlegen gilt, ob sich der Aufwand für die Implementierung von Primary
Nursing lohnt, wenn laut Angaben der Stationsleitung - wie in der Pilotstudie - weiter-
hin ein/eine Patient/in von einer Primary Nurse betreut werden sollte, und auch weil
es an Ressourcen fehlt. Überlegungen von Pflegenden legen nahe, dass Primary
Nursing für PatientInnen mit einem bestimmten Krankheitsbild sinnvoll erscheinen
würde. Um Belastungsfaktoren zu reduzieren, sollte auf die Freiwilligkeit und eine
entsprechender Kompetenz der Pflegenden Rücksicht genommen werden.
Mit Hilfe der Pflegevisite als Kontrollinstrument auf Führungsebene mit verbindlichem
Charakter, das den gesamten Pflegeprozess überprüfen soll und nach Angaben der
Stationsleitung häufig durchgeführt wird, sollten Unsicherheiten bei der Pflegediag-
nostik reduziert werden können. Die Daten weisen nach wie vor auf Probleme bei
den Formulierungen und der inneren Kohärenz der Pflegediagnosen hin. Flach (2012:
14ff) beschreibt die Pflegevisite auf Makroebene als ein Instrument zur Sicherstel-
lung und Weiterentwicklung der Qualität, zur Überprüfung der Qualität aus Sicht der
MitarbeiterInnen, zur Ermittlung von fachlichen und methodischen Defiziten in der
Handlungskompetenz der Pflegepersonen, um notwendige Fortbildungen in Betracht
zu ziehen, zur Darstellung möglicher Risiken und vorhandener Fehlerquellen sowie
zur Ermittlung des Arbeitsklimas. Demnach kann die Pflegevisite zu einem kontinu-
ierlichen Verbesserungsprozess beitragen. Aus dieser Perspektive gilt es den Nutzen
der Pflegevisite bei Primary Nursing hervorzuheben. Zurbrügg und Lüdi-Conti (2012,
in: Heering 2012: 236) postulieren, dass das Niveau der Anwendungsqualität der
Pflegevisite regelmäßig erfasst und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden sollte.
Die Zufriedenheit der PatientInnen und der Angehörigen wird in dieser Evaluations-
studie anhand der Aussagen der Primary Nurses bzw. durch die Pflegedokumentati-
214
on erhoben. Im Falle der Implementierung sind weitere Forschungsarbeiten anzure-
gen und PatientInnen sowie Angehörige über ihre Zufriedenheit zu befragen. Dar-
über hinaus gibt es auch Forschungsbedarf hinsichtlich der Liegedauer der Patien-
tInnen auf der Intensivstation, die nach den subjektiven Einschätzungen der Primary
Nurses durch dieses Pflegeorganisationssystem verkürzt erscheint.
Die in den Leitfadeninterviews identifizierten Kategorien und Themen aus den Refle-
xionsgesprächen weisen auf ähnliche Resultate, die in der Literatur beschrieben sind,
hin. Die Übertragung auf andere Bereiche gilt es zu hinterfragen, da die Ergebnisse
personen- und kontextgebunden zu betrachten sind. Außerdem ist die Repräsentati-
vität der Pilotstudie mit zehn PatientInnen und insgesamt sieben Pflegepersonen, die
die Rolle der Primary Nurse übernommen haben, zu hinterfragen, auch wenn drei
Pflegepersonen mit der Rolle der Primary Nurse zweimal betraut worden sind.
Primary Nursing könnte durch die Übernahme der Verantwortung, Autonomie und
Fachkompetenz einen Beitrag zur Professionalisierung in der Pflege leisten (vgl.
Kübler 2010: 16). So versteht Veit (2004: 35) beispielsweise unter pflegerischem
Handeln, dass jeder Mensch ein Individuum mit einer eigenen Lebensgeschichte,
einer spezifischen Umwelt und Erfahrungen ist, die nur ihm eigen sind. Professionell
Pflegende müssen deshalb im Einzelfall prüfen und abwägen, was dem konkreten
Menschen in seiner spezifischen Situation helfen kann. Primary Nurses könnten die-
ses Postulat erfüllen und unter Einbeziehung pflegewissenschaftlicher Aspekte durch
Evidence-based Nursing (EBN) im Rahmen des Pflegeprozesses die Professionali-
sierung in der Pflege fördern.
9. Empfehlungen
Wie bei Clayton und McCabe (1991, in: Manley 2002: 101) beschrieben, werden
auch in der vorliegenden Studie u. a. Notwendigkeiten dargestellt, die vor der Einfüh-
rung von Primary Nursing auf dieser Erwachsenen-Intensivstationen berücksichtigt
werden sollten. Als ein wesentlicher Faktor wird die umfangreiche Aufklärung des
gesamten Stationsteams über Primary Nursing genannt, die u. U. in Form einer Ver-
anstaltung mit verpflichtender Teilnahme erfolgen sollte. Zudem sollten Maßnahmen
geplant werden, die das Durchsetzungsvermögen und das Argumentationsgeschick
der Pflegepersonen stärken. Ebenso sollten Möglichkeiten in Betracht gezogen wer-
215
den, wie die Fähigkeit unterstützt werden kann, zu dem/der Patienten/in und den An-
gehörigen eine pflegerische Beziehung aufzubauen, ohne der Gefahr des Burnouts
ausgesetzt zu sein.
Als weitere Faktoren werden die Erweiterung des notwendigen Wissens und die
Kompetenzen zur Einschätzung und Pflege der PatientInnen gesehen, vor allem hin-
sichtlich einer passenden Zuteilung der Primary Nurse mit der entsprechenden Ex-
pertise.
Zudem sollten Strategien überlegt werden, die eine Umstellung des Pflegeorganisa-
tionssystems leichter umsetzbar machen. Dazu zählen Überlegungen über die An-
zahl der PatientInnen, die von Primary Nurses betreut werden können bzw. Überle-
gungen dazu - wie schon von einer Pflegeperson erwähnt -, ob nicht PatientInnen mit
einem bestimmten Krankheitsbild, die eine besondere Expertise verlangen, von einer
bestimmten Primary Nurse übernommen werden sollten. Dieser Vorschlag bezieht
sich beispielsweise auf PatientInnen, die zur Überbrückung bis zu einer Herztrans-
plantation einen Linksventrikelersatz (LVAD) implantiert bekommen. Abzuraten ist
von der Übernahme der Betreuung eines/einer Patienten/in durch eine Primary Nur-
se, der/die bereits schon eine längere Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation auf-
weist und bei dem/der Fortschritte nicht erkennbar sind, wenn dies für die Pflegeper-
sonen ein Belastungsfaktor darstellt.
Als zusätzliche Strategie können weiterführende Schulungen zu Primary Nursing in
Betracht gezogen werden, um sich mit dem System intensiver auseinandersetzen
und um das Pflegeorganisationssystem individuell für die Station weiterentwickeln zu
können. Weiters können geschulte Pflegepersonen bei der Implementierung eine
Coaching-Rolle übernehmen und die Stationsleitung bzw. die Person, die die Imple-
mentierung übernimmt, unterstützen. Als wesentlicher Aspekt bei der Implementie-
rung kann die Einbindung einer zweiten Person genannt werden, die im Fall von Ab-
wesenheit der Stationsleitung die Implementierung mit gleichem Wissensstand fort-
führen kann.
Rumke (2013: 386) empfiehlt die Sicherstellung einer kontinuierlichen Begleitung bei
der Implementierung mit täglichen Besuchen, die bei Fortbestehen reduziert werden
können. Dies könnten beispielsweise Personen der Organisationsentwicklung18 sein.
18 Die Gesellschaft für Organisationsentwicklung definiert Organisationsentwicklung als einen über
längeren Zeitraum festgelegten, organisationsumfassenden Entwicklungs- und Veränderungsprozess von Organisationen und der in ihnen tätigen Menschen. Dieser Prozess beruht auf Lernen aller Be-
216
In weiterer Folge sollten schwerpunktmäßig Feedbackrunden mit aktiver Teilnahme
in Form von Reflexionsgesprächen über die Arbeitsprozesse etwa zweimal in der
Woche erfolgen. Die gewonnenen Daten legen die Notwendigkeit nahe, Gesprächs-
termine frühzeitig bekanntzugeben und wenn möglich Termine so zu legen, dass
Pflegepersonen, die bei der Implementierung involviert sind, im Dienst sind. Auf-
kommende Unklarheiten und Neuerungen sowie positive Entwicklungen sollten hier
besprochen und wichtige Informationen wiederum an das gesamte Team kommuni-
ziert werden.
Kaplow et al. (1989, in: Manley 2002: 94) empfehlen bei einer Unterbrechung der
Pflegekontinuität durch die Primary Nurse eine Lösung mit höchst möglicher Flexibili-
tät, die sich vor allem auch bei zwölf-Stunden Diensten anbietet, nämlich das Kon-
zept des Co-Primary Nursing. Dabei werden zwei Primary Nurses für einen/eine Pa-
tienten/in benannt, die sich ablösen und als dritte bzw. als vierte Pflegende Associate
Nurses die Pflege übernehmen, wenn beide Primary Nurses nicht im Dienst sind. In
ähnlicher Weise ist das im Projekt umgesetzt worden und hat sich auch als prakti-
kable erwiesen. Auf Dauer würde dies eine permanente Einteilung von Gruppen er-
forderlich machen, was als „Primary-Team-Pflege“ bezeichnet werden kann (vgl. At-
kinson 1991, in: Manley 2002: 94).
Auch sollte eine Konkretisierung der Aufgabenbereiche der einzelnen Rollen im Sys-
tem Primary Nursing als Teil der Informationsvermittlung dargelegt werden.
Zudem sollten in Bezug auf die Rollenübernahme klare Regeln formuliert werden, z.
B. durch die Fragestellung: „Welche Pflegepersonen können die Rolle der Primary
Nurse bzw. der Associate Nurse übernehmen?“ Die Betreuung von IntensivpatientIn-
nen, die sich in einer physiologischen, psychologischen und/oder sozialen Krise be-
finden, und deren Angehörige, die Unterstützung über einen längeren Zeitraum be-
nötigen, kann aufgrund der kontinuierlichen Pflege der Primary Nurse zu Stress und
Burnout führen. Hier gilt es einerseits Regeln zu benennen, ab welchem Zeitpunkt
und wie lange die Betreuung von einer Primary Nurse durchgeführt werden soll/kann
bzw., welche Strategien angewendet werden können, um frühzeitig Belastungen zu
troffenen in Form der direkten Mitwirkung und praktischen Erfahrung, wodurch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Organisation und der Qualität des Arbeitslebens erzielt werden kann (vgl. Flick/von Kardorff/Steinke 2010: 229).
217
erkennen und diesen entgegenzuwirken, aber auch um Unterstützungsmöglichkeiten
anbieten zu können.
Ebenso sollten Kriterien für eine erfolgreiche Dienstplanung von der Stationsleitung
für alle Pflegenden transparent gemacht werden. Die Beibehaltung des erstellten
Wochenpräsenzplanes erweist sich als sinnvolle Maßnahme, Primary Nurses sollten
allerdings auch die Möglichkeit haben, als Maßnahme gegen eine zu hohe Belastung
andere PatientInnen zu betreuen.
Positive Veränderungen in der Pflegediagnostik sind durch die individuell formulier-
ten Pflegediagnosen, -ziele und –interventionen, in möglicher Absprache mit dem/der
Patienten/in, erkennbar, eine innere Kohärenz der Pflegediagnosen ist aber nur teil-
weise gegeben. Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, dass einerseits weiter-
führende Schulungen notwendig sind, um ein einheitliches Wissen und Vorgehen
sowie eine innere Kohärenz zu ermöglichen; andererseits sollten Richtlinien im Um-
gang mit der Pflegeanamnese erstellt werden, da die Daten der Studie generell auf
unvollständig erhobene Pflegeanamnesen, die nur bedingt für die Pflegeplanung
herangezogen werden können, hinweisen. Aber auch die Pflegevisite stellt ein we-
sentliches Instrument zur Überprüfung der Pflegequalität dar, wobei der Stationslei-
tung empfohlen wird, ein besonderes Augenmerk auf die oben angeführten Ge-
sichtspunkte zu legen. Weiterer Fort- und Weiterbildungsbedarf besteht zu den The-
men Umgang mit sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen, professionelle
Anleitung von Angehörigen sowie Kommunikation in Konfliktsituationen, beispiels-
weise bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegemaßnahmen. Ebenso sollten ver-
schieden Pflegekonzepte Teil der Weiterbildung sein wie z. B. Kinästhetik, Basale
Stimulation oder Aromapflege usw.
Von besonderer Wichtigkeit erscheint die direkte Kommunikation zwischen der Stati-
onsleitung und den Pflegepersonen auf der Basis klarer Regelungen über die ein
Konsens besteht.
Bei vollständiger Implementierung von Primary Nursing auf dieser Herz-, Thorax-,
Gefäßchirurgischen-Intensivstation bzw. bei insgesamt 25%, mindestens aber sechs
PatientInnen (vgl. Abderhalden 2010: 25), sollte in regelmäßigen Abständen eine
Evaluation des Pflegeorganisationssystems stattfinden, wozu sich das Instrument zur
Erfassung des Pflegeorganisationssystems (IzEP©) eignen würde.
218
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226
11. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: IzEP© Gesamtscore des Pflegesystems der untersuchten Intensivstation….26
Abb. 2: IzEP© Stationsprofil der untersuchten Intensivstation…………………………27
Abb. 3: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-
Intensivbereich……………………………………………………………………………...36
Abb. 4: Dimensionen der Evaluationsforschung (vgl. Stockmann 2007: 34)………...44
Abb. 5: Wirkungsdimensionen (vgl. Stockmann 2007: 66)…………………………….53
Abb. 6: Teilnahme an den Reflexionsgesprächen……………………………………...84
Abb. 7: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-
heit des Auftretens zum Thema „Gefühle“……………………………………………….85
Abb. 8: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-
heit des Auftretens zum Thema „Dienstplan“……………………………………………87
Abb. 9: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-
heit des Auftretens zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“……...88
Abb. 10: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“………………..90
Abb. 11: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Benefit für PatientInnen“………………………...91
Abb. 12: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Kontinuität“………………………………………..92
Abb. 13: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Kommunikation“………………………………….93
Abb. 14: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Angehörige“……………………………………….95
Abb. 15: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Pflegeplanung“……………………………………96
Abb. 16: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Organisation“……………………………………..99
Abb. 17: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“………………105
Abb. 18: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“……….108
227
Abb. 19: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“…………………..110
Abb. 20: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Verantwortung“………………………………….112
Abb. 21: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“……….113
Abb. 22: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Dokumentation“…………………………………116
Abb. 23: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Motivation“……………………………………….117
Abb. 24: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-
derheit des Auftretens zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“……………..120
Abb. 25: Überblick über Kategorien und Dimensionen der Struktur des pflegerischen
Handelns der Primary Nurses……………………………………………………………130
Abb. 26: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Phase der In-
tensivpflege“……………………………………………………………………………….131
Abb. 27: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Arbeitsfor-
men“………………………………………………………………………………………...135
Abb. 28: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Aufenthalts-
dauer“………………………………………………………………………………………139
Abb. 29: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Zusammenar-
beit“…………………………………………………………………………………………140
Abb. 30: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Verantwor-
tung“………………………………………………………………………………………...146
Abb. 31: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeplanung
und Durchführung aus einer Hand“……………………………………………………..148
Abb. 32: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeer-
folg“…………………………………………………………………………………………153
Abb. 33: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Motivati-
on“…………………………………………………………………………………………..154
Abb. 34: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des
ersten „realen“ Typus……………………………………………………………………..175
Abb. 35: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des
zweiten „realen“ Typus……………………………………………………………………182
228
Abb. 36: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des
dritten „realen“ Typus……………………………………………………………………..191
Abb. 37: Charakterisierung der gebildeten Typen…………………………………….201
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren…………………………………54
Tab. 2: Fallvergleich der Primary Nurses………………………………………………128
Tab. 3: Fallvergleich der PatientInnen………………………………………………….129
Tab. 4: Darstellung von Merkmalskombinationen „Verantwortung“ und „Pflegepla-
nung und Durchführung aus einer Hand“ in einer Kreuztabelle……………………..161
Tab. 5: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Ar-
beitsformen“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………164
Tab. 6: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und
„Planung der Interventionen“ in einer Kreuztabelle……………………………………168
Tab. 7: Darstellung der Merkmalskombinationen „Aufenthaltsdauer“ und „Pflegeer-
folg“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………………169
Tab. 8: Darstellung der Merkmalskombinationen „Motivation“ und „positive Zusam-
menarbeit“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………...170
229
12. Kurzfassung und Abstract
Diese Studie befasst sich in Form einer Pilotstudie mit der Implementierung des
Pflegeorganisationssystems Primary Nursing auf einer Herz-Thorax-
Gefäßchirurgischen Intensivstation des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Wesent-
liche Grundelemente dieses Systems sind nach Manthey (2005: 61) die Übertragung
der Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen auf eine Person, die tägliche
Arbeitszuweisung nach Fallmethoden, die direkte Kommunikation von Mensch zu
Mensch und die Übernahme der Verantwortung für die erbrachte Qualität der Pflege,
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
Der Fokus der Evaluation liegt in der praktischen Nutzbarkeit und Akzeptanz von Sei-
ten der Pflegenden, pflegerischen Vorgesetzten, ÄrztInnen, TherapeutInnen, Patien-
tInnen und derer Angehörigen. Ziel ist es einerseits, durch die summative Evaluation
die Zielerreichung zu überprüfen, andererseits Bedingungen und Richtlinien für eine
erfolgreiche Implementierung sowie Veränderungen der Qualität der Pflegedokumen-
tation aufzuzeigen und die Wirkung auf pflegerisches Handeln darzustellen.
In Form des Bewertungsrasters der Wirkungsindikatoren konnte ein mittlerer Umset-
zungsgrad von Primary Nursing auf dieser Erwachsenenintensivstation dargelegt
werden. Anhand von Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses, moderierter Refle-
xionsgespräche mit den Projektteammitgliedern, Pflegedokumentationen und mit Hil-
fe der Dienstpläne der Pflegepersonen konnten Situationen analysiert und Bedin-
gungen für eine Implementierung aufgezeigt werden. Grundvoraussetzung für eine
erfolgreiche Implementierung ist die umfangreiche Informiertheit über das Pflegeor-
ganisationssystem aller im Primary Nursing involvierten Personen. Ebenso Voraus-
setzungen sind personelle Ressourcen und ein entspanntes Arbeitsklima für eine
gute Zusammenarbeit zwischen allen Berufsgruppen und jenen Pflegenden, die die
Rolle der Primary Nurse auf freiwilliger Basis und mit einer Berufserfahrung von min-
destens drei Jahren auf dieser Station übernehmen; als weitere wesentliche Bedin-
gung zu nennen ist die Unterstützung bei der Implementierung durch beispielsweise
das Organisationsentwicklungsteam des Hause. Bei erkennbarer bzw. geäußerter
Belastung aufgrund der Übernahme der Verantwortung und der Pflegekontinuität
sollten Copingstrategien von Seiten der Station angeboten werden können. Weiter-
führende Schulungen zu Primary Nursing und zur Pflegediagnostik könnten die Im-
plementierung positiv unterstützen, da trotz positiver Veränderung der Qualität der
230
Pflegedokumentation, weitere Verbesserungen und ein einheitliches Verständnis zur
Pflegediagnostik angestrebt werden sollte.
Zudem konnten drei Typen pflegerischen Handelns aufgezeigt werden; diese sind
das verantwortungsbewusstes Handeln, das belastende Handeln und das unverän-
derte Handeln. Ergebnisse der typologischen Analyse lassen den Schluss zu, dass
konkrete Richtlinien zu einer transparenten Dienstplangestaltung, zu der Vertretung
der Primary Nurse bei Abwesenheit durch längere Freizeit oder Erkrankung sowie zu
Aufgaben und Rollenübernahme der Primary Nurse und Associate Nurse notwendig
sind. Zudem sollten in Richtlinien der Zeitpunkt der Übernahme des/der Patienten/in
und der Betreuungszeitraum festgehalten werden.
Abstract
This study deals with the implementation of the organizational care system, primary
nursing, on a cardiothoracic vascular surgery intensive care unit of the Viennese
hospitals association in the form of a pilot project. The essential base elements of the
system are based on Manthey, (2005:61) the transfer of decision making responsibil-
ity onto one person, daily task assignments based on case methods, direct human to
human communication and taking responsibility for the quality of care provided, 24
hours a day, 7 days a week.
The focus of the evaluation lies on the practical usefulness and acceptance on the
part of the caretakers and nursing supervisors, physicians, patients, and their rela-
tives. The main objective is on the one hand to monitor the achievement of objects
through summative evaluation and on the other hand to develop terms and guide-
lines for a successful implementation, and also to demonstrate a change in the quali-
ty of care documentation and to show its effect on nursing processes.
With an assessment framework for impact indicators the mean effectiveness of Pri-
mary Nursing at an adult intensive care unit could be verified. Through guideline in-
terviews with Primary Nurses and reflection discussions with project team members,
plus nursing records and with the help of the schedules of the nursing staff, situations
were analyzed and conditions were illustrated. The conditions for a successful im-
plementation are, extensive information about the Organizational Care System for
everyone involved with Primary Nursing. Also important are personnel resources,
and a relaxed work atmosphere. Both benefit a good cooperation between other pro-
231
fessionals and nurses that fulfill the roll as Primary Nurses on a voluntary basis.
These nurses have a work experience of at least three years at the specific ward.
They are also supported by, for example an improvement team of institution. If pres-
sure is built up due to the taking of further responsibilities and the care continuity, the
ward should offer coping strategies. Further schooling in Primary Nursing and nurs-
ing diagnosis can also have a positively effect on the implementation, because even
though a positive change in the quality of nursing documentation has already taken
place, an improvement and a consistent understanding for nursing diagnosis can be
aspired to.
Furthermore, three kinds of nursing processes can be identified. These are responsi-
ble action, burdening action, and unchanged action. From these it can be concluded
that concrete transparent scheduling guidelines, and also the transference of the
tasks of Primary Nurses and Associate Nurses are necessary. Further, guidelines
should regulate the moment and period of the transference of the patient to Primary
Nurses.
232
13. Anhang
Anhang 1: Interviewleitfaden
1. Wie ist es dir als Primary Nurse gegangen?
2. Wie war die Zusammenarbeit mit den Associate Nurses?
3. Wie sicher hast du dich in der Rolle der Primary Nurse gefühlt?
4. Was hat sich an der Pflegeorganisation verändert?
5. Wie hast du die Zusammenarbeit mit dem/der Patienten/in erlebt?
6. Wie hast du die Beziehung zu den Angehörigen erlebt?
7. Was hat dich zur Projektmitarbeit „Primary Nursing“ motiviert?
8. Wie siehst du generell die Betreuung von PatientInnen?
9. Was hat sich für dich an der Pflegedokumentation verändert?
10. Was kannst du für den/die nächsten Patienten/in als Veränderungsvorschlag dem
Projektteam empfehlen?
233
Anhang 2: Bewertungsraster
Grad der Verantwortung
Vollständig – 12P Teilweise – 8P Gering – 4P
Pflegeanamnese wird immer
von der PN erstellt.
Pflegeanamnese wird von der
Allgemeinstation erstellt und von
der PN ergänzt.
Pflegeanamnese wird von der
Allgemeinstation erstellt und
nicht von der PN ergänzt..
Die PN plant die Pflegeinterven-
tionen des/der Patienten/in –
erkennbar durch HZ, wenn In-
terventionen an- oder abgesetzt
werden. AN oder andere DGKP
begründen geplante/geänderte
Interventionen.
PN plant zu 50% die Pflegein-
terventionen, AN ändert mit
Begründung/Rechenschaft die
Interventionen, andere DGKP
ändern ohne Begrün-
dung/Rechenschaft.
Pflegeinterventionen werden
von unterschiedlichen DGKP
geplant, ohne Begrün-
dung/Rechenschaft an die PN
abzugeben.
Der/die Patient/in kennt die PN
als Ansprechperson beim Na-
men.
Der/die Patient/in kennt meist
die PN als Ansprechperson
beim Namen.
Der/die Patient/in kennt die PN
als Ansprechperson kaum beim
Namen. Es werden mehrere
DGKP kontaktiert.
Die Zuordnung der PN ist im-
mer in der Dokumentation er-
sichtlich.
Die Zuordnung der PN ist meist
in der Dokumentation ersichtlich.
Die Zuordnung der PN ist selten
in der Dokumentation ersicht-
lich.
Die Zuordnung der PN und AN
ist immer am Tagespräsenzplan
dokumentiert.
Die Zuordnung der PN und AN
ist meist am Tagespräsenzplan
dokumentiert.
Die Zuordnung der PN und AN
ist selten am Tagespräsenzplan
dokumentiert.
Die Zuordnung der PN ist für
alle Beteiligten klar erkennbar.
Die Zuordnung der PN ist für
alle Beteiligten meist erkennbar.
Die Zuordnung der PN ist für
alle Beteiligten selten erkenn-
bar.
Die PN trägt die Verantwortung
von der Aufnahme bis max. ein
Monat bzw. bis zur Entlassung.
Die PN trägt die Verantwortung
für mehrere aufeinander folgen-
de Dienste.
Die PN trägt die Verantwortung
für die Dauer eines Dienstes.
Die Stationsleitung führt wö-
chentlich ein Reflexionsge-
spräch/Pflegevisite mit der PN,
in dem diese ihrer Rechen-
schaftspflicht bzgl. Des Pflege-
prozesses und der durchgeführ-
ten Pflege nachkommt.
Die Stationsleitung führt ein Mal
im Monat ein Reflexionsge-
spräch/Pflegevisite mit der PN,
in dem diese ihrer Rechen-
schaftspflicht bzgl. Des Pflege-
prozesses und der durchgeführ-
ten Pflege nachkommt.
Die Stationsleitung führt nie ein
Reflexions-
gespräch/Pflegevisite mit der
PN, in dem diese ihrer Rechen-
schaftspflicht bzgl. Des Pflege-
prozesses und der durchgeführ-
ten Pflege nachkommt.
Alle an der pflegerischen Ver-
sorgung Beteiligten wissen,
dass sie im Primary Nursing
Die meisten an der pflegeri-
schen Versorgung Beteiligten
wissen, dass sie im Primary
Nur die betroffenen Pflegeper-
sonen wissen, dass sie im Pri-
mary Nursing System arbeiten.
234
System arbeiten. Nursing System arbeiten.
Angehörige werden nach Rück-
sprache mit dem/der Patien-
ten/in von der PN in die Pflege-
planung involviert.
Angehörige werden von der PN
meist in die Pflege-planung in-
volviert.
Angehörige werden von der PN
kaum oder nie in die Pflegepla-
nung involviert.
Planung zur Transferierung/Entlassung als Teil der Verantwortung
Immer – 12P Teilweise – 8P Selten – 4P
PN plant die Transferierung und
übergibt den/die Patienten/in an
die andere Station.
PN plant zu meist die Transfe-
rierung – durch ihre Abwesen-
heit wird dies von der AN durch-
geführt. Oder PN plant und an-
dere DGKP z.B. STL übergibt
den/die Patienten/in
Vorwiegend führen andere
DGKP die Planung und Über-
gabe der Transferierung durch.
Es sind eindeutige Informatio-
nen der PN zur Gestaltung der
letzten Lebensphase des/der
Patienten/in in der Pflegedoku-
mentation enthalten.
Es sind eindeutige Informatio-
nen von mehreren DGKP´s (aus
Projektteam) zur Gestaltung der
letzten Lebensphase des/der
Patienten/in in der Pflegedoku-
mentation enthalten.
Es sind eindeutige Informatio-
nen von beliebigen DKGP´s der
Station zur Gestaltung der letz-
ten Lebensphase des/der Pati-
enten/in in der Pflegedokumen-
tation enthalten.
Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode
Bedarf des/der Patienten/in
wird immer berücksichtigt –
12P
Bedarf des/der Patienten/in
wird > 50% berücksichtigt –
8P
Bedarf des/der Patienten/in
wird < 50% berücksichtigt –
4P
Die tgl. Durchführung der Pfle-
geinterventionen erfolgt indivi-
duell in Abstimmung mit
dem/der Patienten/in.
> 50% kommt es zur individuel-
len Abstimmung des Tagesab-
laufs.
Pflegeinterventionen werden
routinemäßig wie bei allen Pati-
enten/innen durchgeführt.
Die Zuweisung der PatientIn-
nen erfolgt immer unter Be-
rücksichtigung der Fähigkei-
ten und Stärken der PN – 12P
Die Zuweisung der PatientIn-
nen erfolgt meist unter Be-
rücksichtigung der Fähigkei-
ten und Stärken der PN – 8P
Die Zuweisung der PatientIn-
nen erfolgt selten unter Be-
rücksichtigung der Fähigkei-
ten und Stärken der PN - 4P
Die Zuteilung der PN erfolgt
unter Berücksichtigung ih-
rer/seiner Fähigkeiten und Stär-
ken.
Bei einer möglichen Auswahl
durch die Tagdienstpräsenz der
PN´s werden bei der Zuteilung
der PN die Fähigkeiten und
Stärken berücksichtigt.
Aufgrund fehlender Auswahl-
möglichkeit, da nur eine PN im
Dienst ist, werden die Fähigkei-
ten und Stärken der PN nicht
berücksichtigt.
Es sind mehrere PN am Tag
der Zuteilung im Dienst.
Es sind mind. 2 PN am Tag der
Zuteilung im Dienst. Es kann
eine Auswahl getroffen werden,
bzw. erfolgt die Zuteilung am
Es gibt nur eine PN im Dienst –
sie wird dem/der Patienten/in
zugeteilt.
235
nächsten Tag mit einer anderen
PN.
PN kennt auch die Diagnose
und Probleme der anderen
PatientInnen der Station.
PN kennt auch die Diagnose
und Probleme von > 50% der
PatientInnen der Station.
PN kennt auch die Diagnose
und Probleme von < 50% der
PatientInnen der Station.
Die patientInnenbezogene Pla-
nung der PN ist für alle Pfle-
genden verbindlich – trifft völlig
zu.
Die patientInnenbezogene Pla-
nung der PN ist für alle Pflegen-
den verbindlich – trifft meist zu.
Die patientInnenbezogene Pla-
nung der PN ist für alle Pfle-
genden verbindlich – trifft selten
zu.
Die Arbeitszeit der PN ist auf
die Kernprozesse der Versor-
gung abgestimmt – trifft völlig
zu.
Die Arbeitszeit der PN ist auf die
Kernprozesse der Versorgung
abgestimmt – trifft meist zu.
Die Arbeitszeit der PN ist auf
die Kernprozesse der Versor-
gung abgestimmt – trifft selten
zu.
Bei Abwesenheit der PN ist
eine geplante Vertretung (AN)
für alle Beteiligten erkennbar –
trifft völlig zu.
Bei Abwesenheit der PN ist eine
geplante Vertretung (AN) für alle
Beteiligten erkennbar – trifft
meist zu.
Bei Abwesenheit der PN ist
eine geplante Vertretung (AN)
für alle Beteiligten erkennbar –
trifft selten zu.
Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch
Einbeziehung des/der Patien-
ten/in in die Entscheidungs-
findung von Pflegeinterven-
tionen findet immer statt –
12P
Einbeziehung des/der Patien-
ten/in in die Entscheidungs-
findung von Pflegeinterven-
tionen findet meist statt – 8P
Einbeziehung des/der Patien-
ten/in in die Entscheidungs-
findung von Pflegeinterven-
tionen findet selten statt – 4P
Die PN nimmt immer an den
wesentlichen, den/die Patien-
ten/in betreffenden interdiszipli-
nären Besprechungen teil (Visi-
te, Fallbesprechung, Therapie-
besprechung).
Die PN nimmt meist an den
wesentlichen, den/die Patien-
ten/in betreffenden interdiszipli-
nären Besprechungen teil (Visi-
te, Fallbesprechung, Therapie-
besprechung).
Die PN nimmt selten an den
wesentlichen, den/die Patien-
ten/in betreffenden interdiszipli-
nären Besprechungen teil (Visi-
te, Fallbesprechung, Therapie-
besprechung).
Die PN gibt alle für die Versor-
gung notwendigen Informatio-
nen über den/die Patienten/in
weiter und/oder holt fehlende
Informationen ein – trifft völlig
zu.
Die PN gibt alle für die Versor-
gung notwendigen Informatio-
nen über den/die Patienten/in
weiter und/oder holt fehlende
Informationen ein – trifft meist
zu.
Die PN gibt alle für die Versor-
gung notwendigen Informatio-
nen über den/die Patienten/in
weiter und/oder holt fehlende
Informationen ein – trifft selten
zu.
Die Dienstübergabe findet im-
mer zwischen PN und der ihr
zugeteilten AN statt.
Die Dienstübergabe findet meist
zwischen PN und AN statt.
Die Dienstübergabe findet zwi-
schen PN und verschiedenen
DGKP`s statt.
Der/die Patient/in gestaltet den
Tagesablauf mit der PN.
Der/die Patient/in kann meist
den Tagesablauf mit- gestalten.
Der/die Patient/in gestaltet den
Tagesablauf selten mit.
236
Ärztliche Tätigkeiten werden je
nach Dringlichkeit immer mit
der PN abgesprochen.
Ärztliche Tätigkeiten werden je
nach Dringlichkeit meist mit der
PN abgesprochen.
Ärztliche Tätigkeiten finden
ohne Berücksichtigung des
geplanten Ablaufs der PN statt.
Informationsbedarf des/der
Patienten/in bzw. der Angehöri-
gen wird immer von der PN
koordiniert.
Informationsbedarf des/der Pati-
enten/in bzw. der Angehörigen
wird meist von der PN koordi-
niert.
Informationsbedarf des/der
Patienten/in bzw. der Angehöri-
gen wird selten von der PN
koordiniert.
Die PN führt immer die Stand-
ortbestimmung mit dem/der
Patienten/in durch.
Die PN führt meistens die
Standortbestimmung mit
dem/der Patienten/in durch.
Die PN führt selten die Stand-
ortbestimmung mit dem/der
Patienten/in durch.
TherapeutInnen werden von der
PN täglich in den Behandlungs-
plan der/der Patienten/in inte-
griert.
TherapeutInnen werden von der
PN mind. 4x/Wo in den Behand-
lungsplan der/der Patienten/in
integriert.
TherapeutInnen werden von der
PN < 4x/Wo in den Behand-
lungsplan der/der Patienten/in
integriert.
Externe Stellen z.B. OP-
Leitstelle bei evt. zusätzlichen
chir. Eingriff nehmen immer
Kontakt mit der PN auf.
Externe Stellen nehmen Kontakt
mit der PN oder anderen
DGKP´s auf.
Externe Stellen nehmen Kon-
takt mit der STL, ÄrztInnen oder
beliebige DGK´s auf.
Pflegekontinuität
Immer – 12P Meist – 8P Selten – 4P
PN macht nur Tagdienste und
ist in der Kernarbeitszeit bei
ihrem/ihrer Patienten/in.
PN macht meist Tagdienste (< 3
Nachtdienste) und ist > 75% in
der Kernarbeitszeit bei ih-
rem/ihrer Patienten/in.
PN macht Tagdienste und
Nachtdienste (> 3) und ist
dadurch < 75% in der Kernar-
beitszeit bei ihrem/ihrer Patien-
ten/in.
PN führt das Pflege-
assessment, die Pflege-planung
und die geplanten Interventio-
nen durch, wenn sie im Dienst
ist.
PN führt das Pflege-
assessment, die Pflege-planung
durch. Die geplanten Interven-
tionen werden von ihr meist
während ihrer Dienstpräsenz
durchgeführt.
Das Pflegeassessment, die
Pflegeplanung und die geplan-
ten Interventionen, werden von
verschiedenen DGKP durchge-
führt.
Es sind klare Vertretungsregeln
definiert für den Fall längerer
Abwesenheit der PN – trifft
völlig zu.
Es sind klare Vertretungsregeln
definiert für den Fall längerer
Abwesenheit der PN – trifft
meist zu.
Es sind klare Vertretungsregeln
definiert für den Fall längerer
Abwesenheit der PN – trifft
selten zu.
PN ist 40 Stunden Vollzeit be-
schäftigt.
PN ist 75% Teilzeit beschäftigt. PN ist 50% Teilzeit beschäftigt.
Rollenverständnis
237
Immer – 12P Meist – 8P Selten – 4P
Die PartnerInnen im multipro-
fessionellen Team kennen die
Aufgaben und Kompetenzen
der PN.
Die PartnerInnen im multipro-
fessionellen Team kennen meist
die Aufgaben und Kompetenzen
der PN.
Die PartnerInnen im multipro-
fessionellen Team kennen
kaum die Aufgaben und Kom-
petenzen der PN.
Die PN fühlt sich für die Gestal-
tung des Pflege-prozesses ver-
antwortlich.
Die PN fühlt sich meist für die
Gestaltung des Pflege-
prozesses verantwortlich.
Die PN fühlt sich selten für die
Gestaltung des Pflege-
prozesses verantwortlich.
Die Entscheidung über den
Pflegeprozess innerhalb des
Projektzeitraums des/der Pati-
enten/in liegt an der PN.
Die Entscheidung über den
Pflegeprozess innerhalb des
Projektzeitraums des/der Patien-
ten/in liegt an der PN und AN.
Die Entscheidung über den
Pflegeprozess innerhalb des
Projektzeitraums des/der Pati-
enten/in liegt an mehreren
DGKP´s.
Es ist die Aufgabe der PN, die
Planung der Pflege mit anderen
Berufsgruppen zu koordinieren.
Es ist die Aufgabe der PN und
AN, die Planung der Pflege mit
anderen Berufsgruppen zu ko-
ordinieren.
Es ist die Aufgabe mehrerer
DGKP´s und der STL, die Pla-
nung der Pflege mit anderen
Berufsgruppen zu koordinieren.
Pflegende aus dem Team ori-
entieren sich an der Pflegepla-
nung des/der Patienten/in und
erstatten Bericht (schriftlich
und/oder mündlich), wenn sie
davon abweichen mussten.
Pflegende aus dem Team orien-
tieren sich zu 75% an der Pfle-
geplanung des/der Patienten/in
und erstatten Bericht (schriftlich
und/oder mündlich), wenn sie
davon abweichen mussten.
Pflegende aus dem Team ori-
entieren sich selten an der
Pflegeplanung des/der Patien-
ten/in und erstatten selten Be-
richt (schriftlich und/oder münd-
lich), wenn sie davon abwei-
chen mussten.
Die PN fühlt sich hauptsächlich
verantwortlich für die Qualität
der von ihr selbst durchgeführ-
ten Pflege.
Die PN fühlt sich zu 75% ver-
antwortlich für die Qualität der
von ihr selbst durchgeführten
Pflege.
Die PN fühlt sich zu 50% ver-
antwortlich für die Qualität der
von ihr selbst durchgeführten
Pflege.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt zur
Stärkung des Selbstbewusst-
seins und der Kompetenz.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt zu 75%
zur Stärkung des Selbstbe-
wusstseins und der Kompetenz.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt zu 50%
zur Stärkung des Selbstbe-
wusstseins und der Kompetenz.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt nie zu
Stress und Unbehagen.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt hin und
wieder zu Stress und Unbeha-
gen.
Die Übernahme der Verantwor-
tung durch die PN führt zu
Stress und Unbehagen.
Pflegequalität
Ausgezeichnet – 12P Sehr gut – 8P Gut – 4P
Es sind keine Hautdefekte,
Infektionen, Kontrakturen wäh-
Es sind während der Pilotie-
rungsphase Probleme aufgetre-
Es sind während der Pilotie-
rungsphase Probleme aufgetre-
238
rend der Pilotierungs-phase
aufgetreten.
ten, die sich jedoch in diesem
Zeitraum wieder verbessert ha-
ben.
ten, die sich in diesem Zeitraum
nicht verbessert haben.
Vorbestehende Probleme konn-
ten während der Pilotierungs-
phase behoben werden.
Vorbestehende Probleme konn-
ten während der Pilotierungs-
phase verbessert werden.
Vorbestehende Probleme konn-
ten während der Pilotierungs-
phase weder verbessert noch
behoben werden.
Geplante Pflegeziele konnten
zu 100% erreicht werden.
Geplante Pflegeziele konnten zu
75% erreicht werden.
Geplante Pflegeziele konnten
zu 50% erreicht werden.
Motivation19
Trifft immer zu – 12P Trifft zu 75% zu – 8P Trifft < 50% zu – 4P
Ermöglichung direkter Rück-
meldungen/Feedback hinsicht-
lich der eigenen Leistung, ohne
persönlichen Angriff oder „Ab-
qualifizierung“ und normaler-
weise nicht durch einen Vorge-
setzten.
Ermöglichung direkter Rückmel-
dungen/Feedback hinsichtlich
der eigenen Leistung, ohne
persönlichen Angriff oder „Ab-
qualifizierung“ und normaler-
weise nicht durch einen Vorge-
setzten.
Ermöglichung direkter Rück-
meldungen/Feedback hinsicht-
lich der eigenen Leistung, ohne
persönlichen Angriff oder „Ab-
qualifizierung“ und normaler-
weise nicht durch einen Vorge-
setzten.
Ermöglichen von Lernprozes-
sen, die Wissenszuwachs, ver-
stärkte Kreativität, Selbststän-
digkeit und Entfaltung hervor-
bringen.
Ermöglichen von Lernprozes-
sen, die Wissenszuwachs, ver-
stärkte Kreativität, Selbststän-
digkeit und Entfaltung hervor-
bringen.
Ermöglichen von Lernprozes-
sen, die Wissenszuwachs, ver-
stärkte Kreativität, Selbststän-
digkeit und Entfaltung hervor-
bringen.
Selbstständige Zeit- und Ar-
beitsplanung in Bezug auf Pfle-
getätigkeiten bei PatientInnen,
Dienstplan- und Freizeitgestal-
tung.
Selbstständige Zeit- und Ar-
beitsplanung in Bezug auf Pfle-
getätigkeiten bei PatientInnen,
Dienstplan- und Freizeitgestal-
tung.
Selbstständige Zeit- und Ar-
beitsplanung in Bezug auf Pfle-
getätigkeiten bei PatientInnen,
Dienstplan- und Freizeitgestal-
tung.
Direkte Kommunikation zwi-
schen den verschiedenen für
eine Aufgabe zuständigen
Menschen unabhängig von der
Hierarchieebene oder der funk-
tionalen Stellung.
Direkte Kommunikation zwi-
schen den verschiedenen für
eine Aufgabe zuständigen Men-
schen unabhängig von der Hie-
rarchieebene oder der funktiona-
len Stellung.
Direkte Kommunikation zwi-
schen den verschiedenen für
eine Aufgabe zuständigen
Menschen unabhängig von der
Hierarchieebene oder der funk-
tionalen Stellung.
Individuelle Verantwortlichkeit
für die Resultate – es finden
Individuelle Verantwortlichkeit
für die Resultate es - finden
Individuelle Verantwortlichkeit
für die Resultate - es finden
19 Das Bewertungsraster zur Motivation erfolgt in Anlehnung an die Grundsätze, die bei
Veränderungen der Arbeitsorganisation auf der Basis von Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie eine Rolle spielen (Mayerhofer 2002: 263)
239
keine Qualitätskontrollen durch
Personen höherer Hierarchie-
stufen statt.
Qualitätskontrollen durch die
Stationsleitung statt.
Qualitätskontrollen durch Per-
sonen höherer Hierarchiestufen
statt.
Pflegeverständnis
Trifft immer zu – 12P Trifft teilweise zu – 8P Trifft selten zu – 4P
Bedürfnisse der/des Patien-
tin/Patienten werden in der
Pflegeplanung berücksichtigt.
Bedürfnisse der/des Patien-
tin/Patienten werden in der Pfle-
geplanung berücksichtigt.
Bedürfnisse der/des Patien-
tin/Patienten werden in der
Pflegeplanung berücksichtigt.
Ressourcen der/des Patien-
tin/Patienten werden in der
Pflegeplanung berücksichtigt.
Ressourcen der/des Patien-
tin/Patienten werden in der Pfle-
geplanung berücksichtigt.
Ressourcen der/des Patien-
tin/Patienten werden in der
Pflegeplanung berücksichtigt.
Angehörige der/des Patien-
tin/Patienten werden in die
Pflege integriert.
Angehörige der/des Patien-
tin/Patienten werden in die Pfle-
ge integriert.
Angehörige der/des Patien-
tin/Patienten werden in die
Pflege integriert.
Die Patientin/Der Patient wird
inmitten der unterstützenden
Maschinen noch als Mensch
gesehen.
Die Patientin/Der Patient wird
inmitten der unterstützenden
Maschinen noch als Mensch
gesehen.
Die Patientin/Der Patient wird
inmitten der unterstützenden
Maschinen noch als Mensch
gesehen.
Anhang 3: Messintrument Q-DIO
Messinstrument für die Dokumentenanalyse Punkte-
Skala
Pflegediagnostik als Prozess
Es sind folgende Angaben aufgenommen:
2
1
0
1. zum aktuellen Ereignis, das zum Spitaleintritt führte
2. Ängste, Sorgen in Bezug auf den Spitalaufenthalt, Erwartungen und Wünsche
3. zur sozialen Situation und Wohnverhältnissen
4. zur Bewältigung der momentanen Situation / Krankheitserleben
5. zur Informationen zur Lebensgeschichte, Glaube und Lebenseinstellung
6. zum Infostand der Patientin und der Angehörigen
7. zu Intimsphäre, Frau/Mann sein
8. zu Beschäftigung
9. zu Bezugspersonen
10. zu den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)
11. Relevante Pflegeschwerpunkte wurden aufgrund der PBE festgehalten
11 Items, Maximalscore= 22, Mittelwert= 2
Pflegediagnosen als Produkt
Punkte-
Skala
4 3 2 1 0
12. Pflegediagnosen sind mit dem Pflegediagnosetitel beschrieben
13. Der Pflegediagnosetitel ist korrekt (NANDA) und mit einer Nummer versehen
14. Die Ätiologie (E) ist dokumentiert
15. Die Ätiologie (E) ist richtig, mit der Pflegediagnose (P) verbunden
16. Symptome / Zeichen (S)sind festgehalten
17. Symptome / Zeichen (S) sind der Pflegediagnose (P) entsprechend richtig zugeordnet
18. Das Pflegeziel entspricht der Pflegediagnose
19. Das Pflegeziel ist durch die Pflegeinterventionen erreichbar
8 Items, Maximalscore= 32, Mittelwert= 4
Pflegeinterventionen
4
3
2
1
0
20. Es sind konkret formulierte Pflegeinterventionen geplant
21. Die Pflegeinterventionen wirken auf die Ätiologie der Pflegediagnose
22. Die Pflegeinterventionen werden nach Durchführung dokumentiert
3 Items, Maximalscore= 12, Mittelwert= 4
241
Pflegeergebnisse
23. Akute, stark wechselnde Diagnosen werden täglich, oder von Schicht zu Schicht, oder
komplexe, dauernde Diagnosen werden wöchentlich neu eingeschätzt; oder es handelt
sich um Routinesituationen (nicht extra formuliert, nicht neu eingeschätzt)
24. Die Pflegediagnose wird entsprechend neu gestellt
25. Das Pflegeergebnis ist dokumentiert
26. Das Pflegeergebnis ist beobachtbar/messbar formuliert
27. Das Pflegeergebnis zeigt
- eine Verbesserung im Zustand der Patientin
- eine Verbesserung im Wissensstand
- eine Verbesserung im Bewältigungsverhalten
- eine erhöhte Selbstpflegefähigkeit
- ein verbesserter, funktioneller Status
28. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Pflegeergebnis und den Pflegeinterventio-
nen
29. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Pflegeergebnis und der Pflegediagnose
7 Items, Maximalscore= 28, Mittelwert= 4
Total Items 29
242
Anhang 4: Tabellen der Themencharakteristika und die Spezifika
Thema 1: „Gefühle“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 1: Gefühle
Text 1: Zu Beginn skepti-
sches Gefühl. Befürchtun-
gen, dass sich der Zustand
des/der Patienten/in ver-
schlechtert.
Erleichterung über positive
Entwicklung. Traurigkeit
über nicht beeinflussbare
Dinge durch die Primary
Nurse, die den/die Patien-
ten/in sichtlich belasten.
Angst, sich auf den/die Pati-
enten/in und Angehörigen
näher einzulassen, vor al-
lem, wenn man sich auf
Angehörige aller PatientIn-
nen einlassen soll. In diesem
Fall ist es aber sehr gut aus-
gegangen. Fraglich ist, wenn
das intensive Einlassen
schlecht ausgeht, wie man
dann damit umgeht.
Unsicherheit im Bereich des
Wundmanagements, bei
Entscheidungen der Wund-
behandlung war das Bedürf-
nis, sich abzusprechen vor-
handen. Entscheidung
musste selbst getroffen wer-
den, da Wundmanager/in im
Urlaub und dann krank war.
Angst davor, nachdem man
Befürchtung/Angst vor Ver-
schlechterung des PatientInnen-
zustands und Erleichterung über
positive Entwicklung.
Angst, sich auf die Angehörigen
näher einzulassen, trotz positiver
Erfahrung. Im Fall der Implemen-
tierung von Primary Nursing auf
der gesamten Station, müssen
sich Pflegende auf alle Angehöri-
gen der 16 PatientInnen einlas-
sen. Was ist, wenn dieses Einlas-
sen nicht gut ausgeht?
Bestehende Unsicherheit in Zu-
sammenhang mit Verantwor-
tungsbewusstsein in der Wundbe-
handlung.
Wird von der Primary Nurse mit
mind. zehnjähriger Berufserfah-
rung nicht nur im Zusammenhang
mit Primary Nursing beschrieben.
Wird von der Projektleiterin im-
mer wieder beobachtet und be-
schrieben, dass es nicht als Auf-
gabe der Pflegepersonen be-
trachtet wird.
Spezielle Wundbehandlungen
werden mit dem/der Wundmana-
ger/in besprochen, als wesentli-
cher Aspekt in der Verantwor-
tungsübernahme für den/die Pa-
tienten/in und in der direkten
Kommunikation mit ExpertInnen.
243
als Primary Nurse nur für
einen Patienten zuständig
war, danach wieder zwei
PatientInnen zu übernehmen
und das entsprechende
Zeitmanagement optimal
durchzuführen.
Unsicherheit, ob Associate
Nurses die Evaluation der
Pflegediagnosen durchfüh-
ren dürfen, wenn die Primary
Nurse nicht im Dienst ist,
oder nicht.
Text 4: Für die Primary Nur-
se war es sehr anstrengend,
weil sie immer zum/zur glei-
chen Patienten/in gehen
musste. Es wurde als Er-
leichterung gesehen, als ein
Projektteammitglied die Be-
treuung des/der Patienten/in
übernommen hat.
Gefühl des Ausbrennens,
wenn man immer beim/bei
der Patienten/in ist, mit den
Angehörigen sehr intensiv
spricht.
Unsicherheit bei den
Associate Nurses, ob bei
Abwesenheit der Primary
Nurse, bei Zustandsverän-
derung des/der Patienten/in,
Pflegemaßnahmen verän-
dert werden dürfen.
Die Sterbephase wurde von
Associate Nurse sehr heavy
empfunden, weil die Ent-
scheidung zum Therapieen-
Es wird mehr Zeit für den/die Pri-
mary Nursing Patenten/in inves-
tiert und es bestehen Ängste, wie
danach wieder das Zeitmanage-
ment funktionieren wird, wenn die
Primary Nurse zwei PatientInnen
betreuen muss.
Unsicherheit über die Durchfüh-
rung der Evaluation von Pflegedi-
agnosen.
Gefühle der Anstrengung, Belas-
tung, des Ausbrennens werden
durch die Primary Nurse be-
schrieben, die sich schwer ab-
grenzen kann, durch die kontinu-
ierliche Betreuung des/der Patien-
ten/in und deren Angehörigen.
Unsicherheiten bei Rechte und
Pflichten einer Associate Nurse.
Belastungen treten auf im Um-
gang mit Sterbenden und deren
Angehörigen und im Zusammen-
hang mit Primary Nursing.
Erste Primary Nurse hat sehr viel
Zeit mit dem /der Patienten/in
verbracht, da dies der Projektbe-
ginn war, konnte sie sich darauf
beschränken.
Problematik wird von einer erfah-
renen Pflegeperson beschrieben,
evtl. bedingt durch mangelhafte
Information.
Erfahrene Pflegeperson hat Prob-
leme mit dem Abgrenzen können
und erfährt dadurch eine große
Belastung, die sie nur für kurze
Zeit ertragen kann.
Wird im Text 1 auch beschrieben.
Der Umgang mit sterbenden
Patientinnen im System Primary
Nursing wird von Primary Nurse
und Associate Nurse, die beide
244
de relativ bald gefallen ist
und der/die Patient/in inner-
halb von 15 Minuten ver-
storben ist.
Es hätte die Primary Nurse
zu sehr mitgenommen, da
sie ein sehr gutes Verhältnis
mit dem/der Patienten/in und
Angehörigen hatte.
Text 5: Angespannte Stim-
mung auf der Station wird
von den PhysiotherapeutIn-
nen wahrgenommen, was
auch nicht förderlich für die
Kommunikation ist.
Text 6: Größeres Gefühl der
Sicherheit bei der zweiten
Übernahme der Rolle der
Primary Nurse.
Text 7: Frustrierend werden
die Rückschritte bzw. feh-
lende Fortschritte beim/bei
der Patienten/in erlebt so-
wohl pflegerischer- als auch
ärztlicherseits.
Die enge Beziehung zum/zur
Patienten/in wird von der
Primary Nurse bereits nach
14 Tagen als Belastung
empfunden, weil Gedanken
immer um den/die Patien-
ten/in vorherrschend sind
und sie nach Dienstende
nicht abschalten kann.
Diskussion wird geführt,
Angespanntes Stationsklima wird
von PhysiotherapeutInnen wahr-
genommen, was die Kommunika-
tion mit Pflegepersonen beein-
trächtigt.
Primary Nurse fühlt sich sicherer,
nachdem sie bereits das zweite
Mal die Rolle der Primary Nurse
übernommen hat.
Rückschritte bzw. fehlende Fort-
schritte werden sowohl von jünge-
ren als auch von älteren Pflege-
personen als frustrierend erlebt.
Auch bei Pflegeperson mit dreijäh-
riger Berufserfahrung wird die
enge Beziehung zum/zur Patien-
ten/in nach etwa 14 Tagen als
Belastung gesehen. Gedanken
über den/die Patienten/in sind
auch noch zu Hause vorhanden,
Abschalten ist nicht möglich,
Burnout Gefahr wird diskutiert.
langjährige Erfahrungen auf die-
ser Station haben, aufgrund des
Beziehungsaufbaus als sehr
belastend empfunden.
Steht im Zusammenhang mit
Organisation, Rolle der Stations-
leitung, Kommunikation.
Erfahrene Pflegeperson nimmt
Sicherheit durch mehrmalige
Rollenübernahme wahr.
Es werden nur Fortschritte von
den Pflegepersonen positiv be-
wertet. Eine Pflegeperson sieht
jedoch auch das Fehlen von
Pflegekomplikationen als erfolg-
reiche Pflege bei PatientInnen,
die keine Fortschritte machen
können.
Burnout Gefahr durch die enge
PatientInnenbeziehung und
durch die Übernahme der Ver-
antwortung wird von einer Pfle-
geperson mit dreijähriger und
einer mit über zehnjähriger Be-
rufserfahrung beschrieben.
245
dass wenn Pflegepersonen
als Primary Nurse nicht ab-
schalten können oder sich
nicht abgrenzen können,
kann ein Burnout entstehen.
Der intensive Bezug zu den
PatientInnen und Angehöri-
gen werden von jeder Pfle-
geperson indiv. gesehen,
manche empfinden es als
sehr positiv, andere wiede-
rum als negativ.
Es kann manche Pflegeper-
sonen neugierig machen, die
das sich dann anschauen
und sagen, es ist doch
nichts für mich und andere
sagen, ich habe eine Freude
dabei, ich möchte das ma-
chen.
Es wird sich allgemein der
Pflegeprozess verbessern,
auch wenn jetzt Pflegeper-
sonen weder Primary Nur-
ses noch Associate Nurses
sind. Die Hoffnung besteht,
dass es dann immer weniger
Pflegepersonen gibt, die sich
mit dem Pflegeprozess nicht
so gut auskennen bzw. da-
mit nicht auseinandersetzen
möchten. Diese Pflegeper-
sonen kann man jetzt auch
nicht von der Station verwei-
sen, die haben dann halt
andere Qualitäten.
Text 8: Als Gegenargument
Intensiver Bezug zu PatientInnen
und Angehörigen wird positiv und
negativ gesehen.
Interesse wird nach dem/der ach-
ten Primary Nursing Patienten/in
von Pflegepersonen, die nicht im
Projektteam sind kundgetan, die
sich das System anschauen
möchten und dann entscheiden,
ob sie Freude dabei haben oder
nicht.
Positive Veränderung im Pflege-
prozess wird von der Stationslei-
tung wahrgenommen und es wird
eine Möglichkeit darin gesehen,
dass sich diese Verbesserung auf
den Großteil des Pflegeteams
auswirkt.
Die starke Verbundenheit mit
Projektleiterin erwähnt positive
und negative Einstellungen von
Pflegepersonen zu intensiver
PatientInnen- und Angehörigen-
beziehung.
Zusammenhang mit Kommunika-
tion, Organisation.
Es benötigt eine gewisse Anlauf-
zeit, Kommunikation und Erken-
nen der Vorteile, bis sich auch
andere Pflegepersonen für Pri-
mary Nursing interessieren.
Wahrnehmen der Verbesserung
des Pflegeprozesses im Zusam-
menhang mit Rolle der Stations-
leitung, Organisation und Kom-
munikation.
Hoffnung und Möglichkeit, dass
sich diese Verbesserung auf
Großteil des Teams auswirkt.
Pflegepersonen, die sich nicht so
intensiv mit dem Pflegeprozess
auseinandersetzen, haben ande-
re Qualitäten, die für das gesam-
te Team auch wichtig sind.
Zusammenhang mit Kontinuität
246
für die Implementierung von
Primary Nursing wird die
starke Verbundenheit mit
dem/der Patienten/in gese-
hen. Man muss sich mit den
Problemen des/der Patien-
ten/in auseinandersetzen.
dem/der Patienten/in und die Aus-
einandersetzung mit den Proble-
men werden als Nachteil bei Pri-
mary Nursing gesehen.
und Verantwortung. Einstellung
zur eigenen Arbeit wird von lang-
lähriger Pflegeperson angespro-
chen.
Thema 2: „Dienstplan“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 2: Dienstplan
Text 1: Negativ werden die vie-
len Nachtdienste gesehen und
es besteht der Wunsch nach
mehr Tagdiensten.
Text 2: Im Nachtdienst sind
kaum Pflegepersonen aus dem
Projektteam dem/der Patien-
ten/in zugeteilt.
Die Veränderungen der Dienst-
plangestaltung sind für Projekt-
teammitglieder nicht klar und
wurden seitens der Stationslei-
tung auch nicht kommuniziert.
Primary Nurse möchte den ein-
geteilten Dienstplan wegen des
Projektes nicht verändert be-
kommen.
Text 7: Primary Nurse zu sein,
wenn man mehr Nachtdienst als
Tagdienste eingeteilt hat er-
Zu viele Nachtdienste der Pri-
mary Nurse werden negativ
gesehen.
Nachtdienste werden während
der Pilotierungsphase kaum
von Associate Nurses bei den
Primary Nursing PatientInnen
versehen.
Unklare Dienstplangestaltung
von der Stationsleitung.
Veränderungen des Dienstpla-
nes werden aus privaten Grün-
den nicht gerne gesehen.
Mehr Tagdienste als Nacht-
dienste sind sinnvoll.
Die Dienstplangestaltung mit
vielen Nachtdiensten ist für
Primary Nursing nicht sinnvoll,
was auch im siebenten Reflexi-
onsgespräch so gesehen wird.
Wunsch, als Primary Nurse
hauptsächlich Tagdienste zu
haben.
Zusammenhang mit Rolle der
Stationsleitung, Organisation
und Pflegekontinuität.
Fehlende Kommunikation sei-
tens der Stationsleitung, wie
sich die Dienstplange-staltung
während der Pilotierungsphase
verändern soll bzw. wird.
Langjährige Pflegeperson be-
harrt auf ihren Dienstplan mit
mehreren Nachtdiensten.
Pflegeperson mit zweijähriger
Berufserfahrung findet es wich-
tig, mehr Tagdienste als Prima-
247
scheint nicht sinnvoll.
Text 8: Von der Dienstplange-
staltung würden sich kurze Tag-
dienste für die PatientInnen bes-
ser eignen, wobei seitens der
Stationsleitung die mögliche
Planung unklar ist, weil der
Dienstplan zwei Monate vorher
geschrieben sein muss und es
keine Ressourcen gibt und man
nicht so kurzfristig umplanen
kann. Pflegepersonen würden
kein Privatleben mehr planen
können, sie müssen jetzt schon
sehr oft einspringen.
Es wäre für den/die Patienten/in
perfekt, aber von der Organisa-
tion mit diesem vorgegebenen
Personalschlüssel ist die Um-
setzung kaum möglich.
Die Flexibilität der Dienstplange-
staltung, wenn sie von Pflege-
personen möglich wäre, ist je-
doch vom System her nicht um-
setzbar.
Im jetzigen Dienstplanmodus
sollte man eine zweite Pflege-
person finden, die die Pflege
übernimmt, wenn die Primary
Nurse länger frei hat.
Kurze Tagdienste werden von
einer Pflegeperson befürwortet,
die generell nur Tagdienste
absolviert.
Dienstplanung muss von der
Stationsleitung zwei Monate
voraus erfolgen.
Durch knappen Personal-
schlüssel ist die Flexibilität der
Dienstplangestaltung, wenn es
für Pflegepersonen akzeptiert
wird, aber nicht möglich nach
Angaben der Stationsleitung.
Zweite Pflegeperson soll ge-
nannt werden und sie sollte die
Pflege übernehmen, wenn Pri-
mary Nurse frei hat. Ein Mög-
lichkeit die Dienstplangestal-
tung nach derzeitigem Modus
zu optimieren.
ry Nurse zu machen.
Eine andere Pflegeperson, die
ausschließlich Tagdienste ver-
sieht, findet es sinnvoll, dass
mehr Tagdienste gemacht wer-
den sollen.
Zusammenhang mit Rolle der
Stationsleitung, Organisation
und Kommunikation.
Fehlende Flexibilität in Bezug
auf Dienstplangestaltung. Das
Privatleben soll nicht in Mitlei-
denschaft gezogen werden.
Nachtdienste sollen für manche
Pflegepersonen beibehalten
werden.
Zusammenhang Organisation
und Pflegekontinuität.
248
Thema 3: „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 3: Wissen,
Durchsetzungsstärke, Dienst-
jahre
Text 1: Pflegeperson mit drei-
jähriger Erfahrung ist skeptisch,
ob Fortschritte des/der Patien-
ten/in nur aufgrund von Primary
Nursing erzielt wurden.
Text 2: Fehlendes Wissen über
die richtige Handhabung des
Pflegeanamnesebogens und
auf den schaut auch keiner.
Das Durchsetzungsvermögen
ist unterschiedlich. Es traut sich
nicht jeder, ältere KollegInnen
anzusprechen, warum sie ge-
wisse Vorgaben nicht eingehal-
ten haben.
Primary Nurses müssen Pfle-
gepersonen sein, die sich auch
durchsetzen können und schon
mehr Erfahrung haben.
Text 6: Primary Nurse mit drei
Dienstjahren sieht in Primary
Fraglich, ob Erfolge des/der
Patienten/in durch Primary
Nursing erzielt wurden.
Pflegeanamnesebogen wird
nicht im Pflegeprozess inte-
griert.
Unterschiedliches Durchset-
zungsvermögen der Pflegeper-
sonen älteren KollegInnen ge-
genüber, die die geplante Pfle-
ge nicht einhalten, unabhängig
von der Berufs-erfahrung, meist
jedoch jüngere Pflegepersonen,
was auch im sechsten Reflexi-
onsgespräch erwähnt wurde.
Primary Nurses müssen Pfle-
gepersonen sein, die sich
durchsetzen können und eine
mehrjährige Berufserfahrung
haben.
Pflegevisiten werden von Pfle-
geperson mit zweijähriger Be-
Verständnis für Primary Nursing
– Erfolge werden von Pflegeper-
son mit dreijähriger Berufserfah-
rung nicht unbedingt dem Pfle-
georganisationssystem zuge-
sprochen.
Zwei langjährigen Pflegeperso-
nen fehlt das genaue Wissen
über die Pflegeanamnese. Pfle-
geanamnesebögen werden von
den Allgemeinstationen über-
nommen, wenn der/die Patient/in
zutransferiert wird.
Zusammenhang mit Pflegepla-
nung, Verantwortung und Orga-
nisation.
Zusammenhang mit der Rolle
der Stationsleitung, die die Ein-
haltung der geplanten Pflege-
maßnahmen kontrollieren sollte,
Kommunikation, Rolle der Prima-
ry Nurse und Organisation.
Eine Primary Nurse mit zweijäh-
riger Berufserfahrung hat
Schwierigkeiten, sich älteren
KollegInnen gegenüber durchzu-
setzen in Bezug auf Einhaltung
der geplanten Pflegemaßnah-
men.
Zusammenhang mit Rolle der
Primary Nurse und der Stations-
249
Nursing den Nachteil, dass öfter
die Pflegevisite stattfindet, man
als Primary Nurse die Pflegedi-
agnosen genau kennen muss,
was bei anderen PatientInnen
nicht so tragisch gesehen wird.
Jüngere Pflegepersonen haben
eher Schwierigkeiten sich ge-
genüber älteren durchzusetzen
und auf die geplanten Maß-
nahmen zu bestehen.
Inwieweit wird die Umsetzung
von Primary Nursing von der
Pflegedirektion gewünscht, die
evtl. andere Schwerpunkte im
Pflegebereich berücksichtigt.
Text 7: Es stellt eine Belastung
dar, dass man bei PatientInnen,
die keine Fortschritte aufwei-
sen, unvoreingenommen wieder
an die Planung neuer Ziele
herangeht.
Die Primary Nurse muss sich
auch zurechtfinden, wenn
beim/bei der Patienten/in keine
Erfolge möglich sind.
Text 8: Die Pflegevisite ist im
Rahmen eines Gespräches
verlaufen, wo Unklarheiten
auch in Hinblick auf die Formu-
lierung besprochen wurden und
Hilfestellung von der Stations-
leitung angeboten wurde.
rufserfahrung als Nachteil bei
Primary Nursing gesehen, da
man den/die Patienten/in genau
kennen muss.
Geringeres Durchsetzungsver-
mögen jüngerer Pflegeperso-
nen älterer KollegInnen gegen-
über.
Wie die Pflegedirektion zu Pri-
mary Nursing steht und welche
Schwerpunkte im Pflegebereich
berücksichtigt werden, wird von
der Stationsleitung hinterfragt.
Fehlende Fortschritte bei den
PatientInnen stellen eine Belas-
tung dar. Zielformulierung in
der Pflegeplanung müssen
verändert werden – auch die
Einstellung der Primary Nurses,
damit sie im Umgang mit die-
sen PatientInnen zurechtkom-
men.
Laut Auskunft der Stationslei-
tung verläuft die Pflegevisite in
Form eines Gespräches mit der
Primary Nurse, wo Unklarheiten
über Formulierung angespro-
chen und Unterstützung ange-
boten werden.
leitung und Übernahme der Ver-
antwortung.
Unterschiedliches Verständnis
und Wissen über Primary
Nursing dienstjüngerer Pflege-
personen.
Wird im Text 2 von Pflegeperso-
nen mit langjähriger Erfahrung
ebenfalls beschrieben.
Zusammenhang mit Kommunika-
tion und Organisation.
Zusammenhang mit Gefühlen,
Pflegeplanung. Veränderung der
Einstellung der Pflegepersonen
bei PatientInnen, die keine Fort-
schritte machen. Auch für Pfle-
gepersonen mit langjähriger
Berufserfahrung ist es eine Be-
lastung, wenn beim/bei der Ptai-
enten/in keine Erfolge erkennbar
sind.
Unterschiedliche Ansichtsweisen
zur Pflegevisite, die einerseits
von jüngeren Pflegepersonen als
Kontrolle seitens der Stationslei-
tung gesehen werden und eine
Belastung darstellen. Anderer-
seits wird die Pflegevisite als
Unterstützung beim Formulieren
der Pflegediagnosen wahrge-
nommen.
Zusammenhang mit Rolle der
250
Stationsleitung, Kommunikation,
Pflegeplanung, Verantwortung
und Organisation.
Thema 4: „Ansichten der Associate Nurse“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 4: Ansichten der
Associate Nurses
Text 1: Seitens der Associate
Nurse werden keine Verände-
rungen in der Betreuung des/der
Patienten/in wahrgenommen,
außer, dass die Pflegeplanung
ausführlicher war.
Text 7: Es ist für die Associate
Nurse nicht okay, wenn sie zwei
Tage hindurch einen/eine Pati-
enten/in betreut und am dritten
Tag dann zum/zur Primary
Nursing Patienten/in wechseln
muss, obwohl andere Associate
Nurses im Dienst sind.
Pflegeperson mit langjähriger
Erfahrung sieht als Associate
Nurse keine Veränderung in der
Betreuung des/der Patienten/in.
Die Pflegeplanung wird ausführ-
licher durchgeführt.
Associate Nurse mit zweijähri-
ger Erfahrung findet es nicht in
Ordnung, wenn man nach zwei
Tagdiensten bei einem/einer
Patienten/in dann zum/zur Pri-
mary Nursing Patienten/in
wechseln muss, obwohl andere
Associate Nurses auch im
Dienst sind.
Zusammenhang mit Rolle der
Associate Nurse, Verantwor-
tung, Pflegeplanung. Einstellung
und Wissen über Primary
Nursing.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation, Pflegekontinuität und
Organisation.
Thema 5: „Benefit für PatientInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 5: Benefit für
PatientInnen
Text 1: Es wussten alle Be-
scheid, was der/die Patient/in
schon konnte und die Verbesse-
rung der Mobilität konnte Tag für
Tag beobachtet werden.
Gespräche haben dem/der Pati-
enten/in psychisch gut getan.
Wissen über die Fortschritte
des/der Patienten/in, die auch
Tag für Tag beobachtet werden
konnten wurde von der Primary
Nurse beschrieben.
Gespräche mit der Primary
Nurse, die schon langjährig
Berufserfahrung hat, über psy-
chische Probleme, haben
Zusammenhang mit Arbeitszu-
friedenheit und Pflegekontinui-
tät.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation und Beziehung zu Pati-
enten/in.
251
Gigantischer Erfolg aus der
Sicht des Arztes.
Für die Effizienz der Betreuung
der PatientInnen ist Primary
Nursing optimal. Die Primary
Nurse weiß genau, welche Me-
dikamente der/die Patient/in
bekommt, welche Therapie
er/sie hat, wann die letzten Ab-
striche abgenommen wurden
und dass dann auch nach den
Befunden gefragt werden kann.
Text 2: Es hat sich bestätigt,
dass der/die Patient/in von Pri-
mary Nursing profitiert hat.
Text 3: Der Zustand des/der
Patienten/in verbessert sich
zusehends und er/sie wurde
sehr rasch transferiert.
Die Fortschritte der PatientIn-
nen, die im Projekt waren und
die Zeit vorüber war, haben sich
danach erkennbar verringert.
Text 7: Die Erfolge beim/bei der
Patienten/in sind kaum messbar,
es gibt pflegerischerseits keine
Rückschritte, aber auch keine
Fortschritte.
dem/der Patienten/in gut getan.
Erfolge werden von ÄrztInnen
wahrgenommen.
Langjährig Pflegeperson sieht
die Effizienz der Betreuung der
PatientInnen durch Primary
Nursing optimal.
Wissen der Primary Nurse über
ihren/ihre Patienten/in wird sehr
positiv gesehen.
Bestätigung, dass PatientInnen
von Primary Nursing profitieren.
Rasche Zustandsverbesserung
des/der Patienten/in, wodurch
rasche Transferierung möglich
war.
Bei ProjektpatientInnen, die
nach einem Monat noch nicht
transferiert waren und Primary
Nursing zu Ende war, konnte
ein Nachlassen der Fortschritte
beobachtet werden.
Geringe Zufriedenheit bei Pati-
entInnen, die keine Fortschritte
machen, jedoch auch keine
Rückschritte bemerkbar sind.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation und Zusammenarbeit mit
den ÄrztInnen.
Zusammenhang mit Organisati-
on, Pflegekontinuität, Verant-
wortung, Kommunikation, Zu-
sammenarbeit mit ÄrztInnen
und TherapeutInnen.
Zusammenhang mit Zufrieden-
heit mit der eigenen Arbeit.
Subjektive empfundene Verkür-
zung der Liegedauer der Patien-
tInnen durch Primary Nursing.
Zusammenhang mit Verantwor-
tung, Pflegekontinuität und Or-
ganisation.
Einstellung zur Arbeit und vor-
herrschendes Pflegeverständ-
nis.
252
Thema 6: „Kontinuität“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftre-
tens
Thema 6: Kontinuität
Text 1: Manche Pflegepersonen
waren öfter beim/bei der Patien-
ten/in, sie waren motiviert und
haben Vorschläge eingebracht.
Der Aufbau eines Vertrauens-
verhältnisses wurde ermöglicht
durch kontinuierliche Pflege von
sechs Pflegepersonen, was
nicht funktionieren würde, wenn
jeden Tag eine andere Pflege-
person den/die Patienten/in be-
treut.
Eine Pflegeperson hat Erfolge
und Rückschritte beim/bei der
Patienten/in von Anfang an mit-
erlebt und hat es positiv erlebt,
die Erfolge in kleinen Schritten
zu sehen, als der/die Patient/in
z.B. alleine mit wenig Aufwand
stehen kann und sagt, wie
traumhaft es im Garten war,
oder wie gut das Essen
schmeckt.
Durch das genauere Wissen
über den/die Patienten/in der
Pflegeperson, werden immer
neue Schritte gewagt. Bei feh-
lendem Wissen wären die Pfle-
gepersonen zurückhaltender,
bes. am ersten Betreuungstag,
vor allem, was auch die psychi-
sche Ebene betrifft.
Pflegeperson ist es lieber, drei
Tage hintereinander PatientIn-
Durch Pflegekontinuität ist der
Aufbau eines Vertrauensver-
hältnisses möglich.
Erfolge und Rückschritte wur-
den von einer langjährigen
Pflegeperson miterlebt. Die
nachfolgenden Erfolge wurden
dann von dieser Pflegeperson
als besonders toll erlebt.
Genaueres Wissen über
den/die Patienten/in führt zu
einem kontinuierlichen, schritt-
weisen Vorgehen in der Pflege
und Kommunikation, die
Dienstübergaben erfolgen de-
taillierter.
Manche Pflegepersonen haben
den/die Patienten/in öfter be-
treut und Vorschläge einge-
bracht, wodurch auch der Auf-
bau eines Vertrauensverhältnis-
ses möglich war.
Zusammenhang mit Zusam-
menarbeit mit Associate Nur-
ses, Kommunikation und Orga-
nisation.
Zusammenhang mit Zufrieden-
heit mit der Arbeit.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation, Zufriedenheit mit der
Arbeit, Organisation und Zu-
sammenarbeit mit ÄrztInnen
und TherapeutInnen.
253
nen zu betreuen, da ab dem
zweiten Tag man ihn/sie schon
besser kennt, Dienstübergaben
werden detaillierter.
Nachmittags weiß man über
den/die Patienten/in schon bes-
ser Bescheid als um neun oder
zehn Uhr in der Früh/vormittags,
wenn die Visite stattfindet.
Wenn der/die Patient/in zwei
Wochen oder länger von der
Primary Nurse betreut wird,
kann sie auch besser die Fort-
schritte beurteilen, weil eine
Kontinuität gegeben ist. Bei
neuerlichem Dienstantritt weiß
man, dass man wieder den/die
gleichen/gleiche Patienten/in
betreut, was man gemacht hat,
was am Vortag versprochen
wurde, was er/sie dann aber
auch erwartet. Es wird von den
KollegInnen toleriert.
Text 2: Wenn mehrere Pflege-
personen bei der Pflege beteiligt
sind, gehen oft wichtige Dinge
für den/die Patienten/in verloren
z.B. Vorgaben zur Ernährung.
Text 3: Die Kontinuität beider
verantwortlicher Personen war
gegeben.
Text 4: Primary Nurse war nicht
Bei fehlender Pflegekontinuität
weiß man erst am Nachmittag
über den/die Patienten/in Be-
scheid. Visiten wären am
Nachmittag besser.
Die PatientInnenbetreuung
durch die Primary Nurse zwei
Wochen und länger führt zu
einer besseren Beurteilung der
Fortschritte.
Durch die kontinuierliche Be-
treuung des/der Patienten/in
wissen Pflegende, was ge-
macht und mit dem/der Patien-
ten/in geplant wurde, was dann
auch eingefordert wird und von
den KollegInnen aber auch
toleriert wird.
Wesentliche Informationen
können verloren gehen, wenn
mehrere Pflegepersonen an der
Pflege beteiligt sind.
Primary Nurse war kontinuier-
lich im Tag- und Nachtdienst
beim/bei der Patienten/in, wenn
sie Nachtdienst hatte, wurde die
Pflege von einer Associate Nur-
se kontinuierlich übernommen.
Fehlende Pflegekontinuität sei-
Zusammenhang mit Kommuni-
kation, Organisation und Zu-
sammenarbeit mit ÄrztInnen.
Einstellung der Pflegepersonen,
inwieweit und zu welchem Zeit-
punkt sie sich über den/die Pa-
tienten/in informieren.
Zusammenhang mit Pflegepla-
nung.
Kann auch den Pflegepersonen
Sicherheit geben, dass sie im-
mer den/die gleichen/gleiche
Patienten/in betreuen.
Zusammenhang mit Zusam-
menarbeit mit Pflegepersonen,
Organisation, Dokumentation.
Vertretungsfunktion der Primary
Nurse wird an bestimmte
Associate Nurse weitergege-
ben. Es besteht eine klare Re-
gelung.
Zusammenhang mit Dienst-
plangestaltung, Organisation
und Kommunikation.
Pflegeperson mit langjähriger
254
anwesend, als der/die Patient/in
verstarb, Associate Nurse war
beim/bei der Patienten/in.
Text 6: Der/Die Patient/in wurde
vier Mal von Primary Nurse be-
treut. Da er/sie im Durchgang-
syndrom war, was für die Prima-
ry Nurse sehr anstrengend war,
hat ein Mal die Pflege eine an-
dere Pflegeperson übernom-
men.
Überlegungen, einen/eine Pati-
enten/in auszuwählen, der/die
bereits präoperativ auf der In-
tensivstation aufgenommen ist,
der/die gemeinsam mit der Pri-
mary Nurse die Pflege und Ziele
planen kann und Angehörige
vorab schon mit einbezogen
werden können.
Text 8: Wenn die PatientInnen
öfters von verschiedenen Pfle-
tens der Primary Nurse. Beglei-
tung des/der Patienten/in und
der Angehörigen in der Sterbe-
phase durch die Associate Nur-
se – beide sind langjährige
Pflegepersonen.
Belastung der aufgrund des
Durchgangssyndroms des/der
Patienten/in. Übernahme der
Betreuung durch andere Pfle-
geperson.
Präoperative Aufnahme auf der
Intensivstation von PatientInnen
unterstützen Primary Nurses in
der Pflegeplanung und Kom-
munikation mit PatientInnen
und Angehörigen.
Fehlendes Wissen über die
PatientInnen bei fehlender Pfle-
Berufserfahrung konnte auf-
grund der Belastung die Pflege-
kontinuität nicht aufrecht erhal-
ten und war erleichtert, dass sie
während der Sterbephase die
Betreuung nicht übernehmen
musste.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation, Belastung durch ster-
benden Patienten.
Primary Nurse mit zweijähriger
Berufserfahrung hat den/die
Patienten/in, der/die im Durch-
gangssyndrom war und als sehr
anstrengend beurteilt wurde,
insgesamt vier Mal betreut und
ein Mal hat die Pflege auf
Wunsch eine andere Pflegeper-
son übernommen.
Zusammenhang mit Belastung,
Zusammenarbeit mit Pflegeper-
sonen, Organisation.
Positives Erleben bei der
präoperativen Aufnahme ei-
nes/einer Patienten/in, da die
Primary Nurse mit dem/der Pa-
tienten/in die Pflegeplanung mit
Zielformulierung durchführen
konnte und die Angehörige
ebenfalls schon miteinbezogen
wurde.
Zusammenhang mit Organisati-
on, Pflegeplanung, Kommunika-
tion, Angehörigenbetreuung.
Einstellung der Pflegepersonen
über Informationssammlung
255
gepersonen betreutet werden
und ein oftmaliger Wechsel statt-
findet, dann bekommt man ge-
wisse Dinge nicht so mit, als
wenn die Pflege kontinuierlicher
z.B. drei Tage hintereinander
stattfindet.
Diese Kontinuität kommt beson-
ders auch bei der Körperpflege
zu tragen, da die Pflegeperson
dann schon weiß, was kann
der/die Patient/in oder nicht und
kann entsprechend Zeit zur Ver-
fügung stellen zur selbstständi-
gen Durchführung.
gekontinuität.
Primary Nurse weiß genau, was
der/die Patient/in kann oder
nicht und setzt dieses Wissen
z.B. bei der Förderung der
Selbstständigkeit bei der Kör-
perpflege ein.
über PatientInnen.
Zusammenhang mit Organisati-
on. Pflegeverständnis der Pfle-
gepersonen.
Thema 7: „Kommunikation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 7: Kommunikation
Text 1: Ein aufgebautes Ver-
trauensverhältnis wird vom/von
der Patienten/in selbst bestätigt
und es wurden Gespräche mit
dem/der Patienten/in geführt, die
man sonst nicht führen würde.
Bereitschaft, sich näher auf
den/die Patienten/in einzulas-
sen, bei der Übernahme von drei
PatientInnen würde aber die Zeit
dazu fehlen.
Einlassen auf Angehörigenge-
sprächen, würde normalerweise
abgeblockt werden, weil es emo-
tional sehr nahe geht, wenn
Aufgebautes Vertrauensver-
hältnis zwischen Primary Nurse
und Patient/in ermöglicht inten-
sive Gespräche über Ängste,
Gefühle und Beschwerden von
PatientInnen.
Einlassen auf Angehörigenge-
spräche, die auch emotional
sehr nahe gehen können, wird
normalerweise abgeblockt.
Der/die Patient/in bestätigt,
dass ein Vertrauensverhältnis
mit Primary Nurse mit langjähri-
ger Berufserfahrung aufgebaut
wurde. Dadurch können Ge-
spräche mit ihm/ihr geführt wer-
den, die bei oftmaligem Wech-
sel von Pflegepersonen nicht
möglich wären. Dieses Vertrau-
ensverhältnis setzt voraus, dass
Pflegepersonen bereit sind, sich
auf den/die Patienten/in näher
einzulassen.
Zusammenhang mit Pflegekon-
tinuität.
Zusammenhang mit Angehö-
rigenbetreuung, Belastung und
Pflegekontinuität.
Gewisse Berufserfahrung kön-
256
Gespräche tiefschürfend sind.
Ein spezielles Gespräch hat die
Pflegeperson sehr mitgenom-
men.
Der/Die Patient/in hat erzählt,
wie es ihm/ihr mit dem Tracheo-
stoma ergangen ist, oder als
er/sie das Gefühl hatte, keine
Luft zu bekommen und dass
er/sie vergessen hatte, dass die
PatientInnenrufanlage die Pati-
entInnenrufanlage ist und wie es
sich anfühlt, dass er/sie sich zu
diesem Zeitpunkt nicht mitteilen
konnte. Gespräche über sei-
ne/ihre Erkrankung, Aufklärung
über die Operation, Nebenwir-
kungen, die er/sie selbst gar
nicht so wahrgenommen hat,
wurden geführt.
Text 2: Zu geringe und fehlende
konkrete Kommunikation zwi-
schen Stationsleitungen und
dem Team, fehlendes Feed-
back.
Text 5: Die Kommunikation zwi-
schen Pflegepersonen und Phy-
siotherapeutInnen funktionierte
unterschiedlich gut. Es können
auch Missverständnisse entste-
hen, wenn manche Sachen
falsch aufgefasst werden oder
nur die Hälfte gehört wird.
Trotz langjähriger Berufserfah-
rung gibt es Gespräche, die die
Primary Nurse sehr mitgenom-
men haben.
Zwischen Stationsleitung und
Pflegeteam besteht eine zu
geringe bzw. fehlende konkrete
Kommunikation. Projektteam-
mitglieder wünschen sich ein
Feedback von der Stationslei-
tung.
Von Seiten der Physiotherpeu-
tInnen wird die Kommunikation
zwischen Pflegepersonen und
ihrer Berufsgruppe als unter-
schiedlich gut dargestellt. Es
entstehen auch Missverständ-
nisse, wenn gewisse Dinge
falsch aufgefasst werden oder
nen Voraussetzung sein, um
Angehörigengespräche auch
führen zu können.
Zusammenhang Berufserfah-
rung und Gefühle.
Zusammenhang mit Rolle der
Stationsleitung und Organisati-
on.
Aufgrund von großem Arbeits-
aufwand bei Pflegepersonen
und Fehlinterpretationen ent-
stehen Missvertsändnisse, die
von TherapeutInnen wahrge-
nommen werden und die Zu-
sammenarbeit negativ beein-
flussen können.
257
Absprachen mit Primary Nurses
funktionieren sehr gut. Sollte es
keine Zuweisung für den/die
Primary Nursing Patienten/in
geben, können kurze Übungs-
absprachen mit der Primary
Nurse erfolgen, welche Übungen
sie durchführen kann und es
muss nicht unbedingt ein Mehr-
aufwand für die Pflege sein.
Text 6: Absprachen in der Pro-
jektgruppe, welche Pflegediag-
nosen z.B. für diesen/diese Pa-
tienten/in passend wäre.
Es muss bei der Dienstübergabe
kommuniziert werden, beson-
ders die ersten Tage, wer bei
welchem/welcher Patienten/in
Primary Nurse ist. E-Mails ver-
schicken alleine genügt nicht.
nur die Hälfte gehört wird.
Absprachen mit den Primary
Nurses funktionieren sehr gut,
auch wenn für den/die Primary
Nursing Patienten/in keine ärzt-
liche Zuweisung vorhanden ist,
werden Übungen mit der Prima-
ry Nurse besprochen, die
der/die Patient/in ohne Physio-
therapeutInnen durchführen
kann, ohne dass zwingend ein
Mehraufwand für die Pflegeper-
son besteht.
Absprachen und Unterstützung
in der Projektgruppe bei der
Auswahl und Formulierung der
Pflegediagnosen.
Bei den Dienstübergaben in der
Früh ist eine Information an das
gesamte Team notwendig, wel-
che Pflegeperson bei wel-
chem/welcher Patienten/in Pri-
mary Nurse ist. E-Mails zu ver-
schicken ist nicht genug an
Kommunikation.
Primary Nurse mit zweijähriger
Berufserfahrung führt Abspra-
chen mit PhysiotherapeutInnen
durch, auch ohne Zuweisung
von ÄrztInnen.
Zusammenhang mit Pflegepla-
nung, Zusammenarbeit mit
Pflegepersonen, TherapeutIn-
nen und ÄrztInnen.
Pflegeperson mit langjähriger
Berufserfahrung schätzt die
Unterstützung bei der Formulie-
rung von Pflegediagnosen sehr.
Informationsweitergabe per E-
Mail reicht nicht aus. Projekt-
teammitglieder wünschen sich
die Informationsweitergabe zu
Primary Nursing face to face.
Zusammenhang mit der Rolle
der Stationsleitung.
Thema 8: „Angehörige“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 8: Angehörige
Text 1: Der/Die Angehörige hat
immer die Bezugspflegeperson
verlangt, es wurde keine andere
Pflegeperson toleriert. Es hat
länger gedauert, bis die/der An-
gehörige begriffen hat, dass sich
alle Pflegepersonen gleich gut
um den/die Patienten/in küm-
Die Primary Nurse wurde
vom/von der Angehörigen im-
mer verlangt, andere Pflege-
personen wurden anfangs nicht
toleriert, erst als er/sie begriffen
hat, dass sich andere Pflege-
personen gleich gut um den/die
Patienten/in kümmern.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation.
Fehlende Informationsweiterga-
be über Primary Nursing an
Angehörige.
Sich als Primary Nurse abgren-
zen können.
258
mern.
Der/Die Angehörige war bereit,
bei Pflegehandlungen das Pati-
entInnenzimmer zu verlassen,
oder auch Dinge für den/die
Patienten/in mitzubringen.
Es ist ein Lernprozess, mit An-
gehörigen richtig umzugehen,
vor allem, wenn ein Bezie-
hungsaufbau stattgefunden hat
und Ängste der Angehörigen
geschildert werden, oder wenn
die Besuchszeiten individuell für
Angehörige angepasst werden.
Angehörige hat betont, dass sie
es gemerkt hat, dass die Pflege
immer gleich ist.
Die Einbeziehung der Angehöri-
gen muss individuell aussehen,
da nicht alle dazu bereit wären
und es auch nicht immer von
den PatientInnen gewünscht
wird. Auch nicht alle Pflegeper-
sonen möchten sich darauf ein-
lassen und eher die Besuchs-
zeiten so gestalten, dass sie
Ruhe haben.
Text 2: Angehörige sind moti-
viert mitzumachen.
Angehörige hat Ängste mit Pri-
mary Nurse besprochen.
Der/Die Angehörige verlässt bei
Pflegehandlungen das Patien-
tInnenzimmer. Pflegerelevante
Utensilien werden vom/von der
Angehörigen mitgebracht.
Die Angehörige betont, dass sie
bemerkt hat, dass die Pflege-
handlungen gleich-bleibend
sind, trotz unterschiedlicher
Pflegepersonen.
Motivierte Angehörige, die bei
Pflegemaßnahmen mitmachen
möchten.
Ängste der Angehörigen wur-
Zulassen können, dass Angehö-
rige im PatientInnenzimmer bei
Pflegehandlungen bleiben bzw.
auch unterstützend dabei sind,
dazu bedarf es einer langjähri-
gen Berufserfahrung, auf Ange-
hörige sich einlassen können
und auch der geäußerte
Wunsch von PatientInnen und
Angehörigen.
Zusammenhang mit Pflegekon-
tinuität, Kommunikation – Anlei-
ten der Angehörigen und Orga-
nisation, um evtl. eine individu-
elle Besucherregelung zu er-
möglichen, wird aber nicht von
allen Pflegepersonen ge-
wünscht – haben lieber Ruhe
während der Besuchszeit.
Zusammenhang mit Einhalten
der geplanten Pflegemaßnah-
men, Pflegeplanung, Pflegekon-
tinuität und Kommunikation.
Als Primary Nurse sich auf An-
gehörige Einlassen und Ab-
grenzen können, was mit Si-
cherheit und Berufserfahrung im
259
Text 3: Angehörige, deren Pati-
entInnen auch in der Projekt-
gruppe waren, haben schon
etwas neidvoll reagiert, als sie
bemerkt haben, dass jetzt ein
anderer/eine andere Patient/in
von einer Primary Nurse betreut
wird. Die anderen Angehörigen
haben das aber nicht bemerkt,
da sie über das Pflegeorganisa-
tionssystem nicht Bescheid
wussten.
Die Angehörige hat sich mit
Händen und Füßen gegen die
Transferierung gewährt.
Text 4: Der Ehefrau wurde die
Pflegeplanung gezeigt.
Text 6: Angehörige wurden in
die Pflege nicht einbezogen. Es
gab einen 18jährigen Sohn, der
ab und zu kurz zu Besuch kam.
Text 7: Vorgehen nach Projekt-
ende, wenn die Angehörige sehr
fixiert ist auf die Primary Nurse,
trotz umfangreicher Information
bei Projektstart, kann diese an
die Stationsleitung verwiesen
werden.
Die Angehörigenbetreuung hat
den mit der Primary Nurse be-
sprochen.
Neidvolle Blicke von Angehöri-
gen, deren PatientInnen bereits
in der Projektgruppe waren und
jetzt von keiner Primary Nurse
mehr betreut werden.
Angehörige, deren PatientInnen
nicht in der Projektgruppe wa-
ren, haben keine Veränderun-
gen wahrgenommen.
Rasche Transferierung eines
Patienten nach Wels wurde von
der Angehörigen kaum akzep-
tiert.
Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung hat Ehefrau die
Pflegeplanung gezeigt, da sie
sich auch ein bisschen damit
auskennt.
18jähriger Sohn, der nur spora-
disch zu Besuch kam, wurde in
die Pflege nicht einbezogen.
Umgang mit PatientInnen und
Angehörigen, die nach einem
Monat nicht mehr von Primary
Nurse betreut werden, fühlen
sich in Stich gelassen, trotzdem
es vorher kommuniziert wurde.
Die Angehörigenbetreuung
Zusammenhang steht.
Zusammenhang mit Rolle der
Stationsleitung, Kommunikation
und Organisation. Richtlinien
müssen für alle Betroffenen
vorgeben sein und kommuni-
ziert werden, wie lange ein/eine
Patient/in von einer Primary
Nurse betreut wird und was
danach geschieht.
Zusammenhang mit Zufrieden-
heit mit der Arbeit der Pflege-
personen, Kommunikation und
Organisation.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation und Pflegeplanung.
Ängste der Angehörigen müs-
sen berücksichtigt werden.
Problematik wurde bereits im
Text 3 behandelt. Adäquate
Regelung wurde noch nicht
gefunden.
Zusammenhang mit Kommuni-
kation, Organisation und Rolle
der Stationsleitung.
Pflegeperson mit langjähriger
260
auch sehr viel mit der Persön-
lichkeit der einzelnen Pflegeper-
son zu tun, ob sie das kann oder
nicht, das kann man nicht aner-
ziehen.
steht in Zusammenhang mit der
Persönlichkeit der jeweiligen
Pflegeperson und auch mit der
Berufserfahrung. Es stellt sich
die Frage, ob das erlernbar ist.
Berufserfahrung sieht die Ange-
hörigenbetreuung in Abhängig-
keit mit der Persönlichkeit jeder
einzelnen Pflegeperson und mit
der Berufserfahrung.
Thema 9: „Pflegeplanung“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 9: Pflegeplanung
Text 1: Eine Bezugspflegeper-
son dokumentiert genauer, als
wenn mehrere Pflegepersonen
für den/die Patienten/in zustän-
dig sind.
Gegenseitiger Austausch bei
der Pflegeplanung findet statt,
was aber nur in der Projekt-
gruppe funktioniert. Das restli-
che Pflegeteam geht ins Zim-
mer, liest sich das evtl. durch
und macht das Standardverfah-
ren und davor besteht Angst,
was jedoch nur vereinzelt auf-
getreten ist, tageweise hat es
funktioniert.
Es wurde viel genauer doku-
mentiert, wenn man es richtig
macht, wie man es in der Schu-
le gelernt hat und es wurde das
Mittelmaß beim/bei der Patien-
ten/in gefunden.
Eine Pflegeperson, die konti-
nuierlich den/die Patienten/in
betreut, kann die Pflegepla-
nung genauer dokumentieren,
als wenn mehrere Pflegeper-
sonen sporadisch die Betreu-
ung übernehmen.
Gegenseitige Unterstützung
bei der Pflegeplanung in der
Projektgruppe. Einhaltung der
geplanten Pflegemaßnahmen
wird unterschiedlich von den
übrigen Pflegepersonen wahr-
genommen und durchgeführt
wird.
Viel genauere Dokumentation.
Versuch die Pflegeplanung so
durchzuführen, wie es in der
Schule gelernt wird.
Es muss ein Mittelmaß an
dokumentierten Pflegeproble-
men für PatientInnen gefunden
werden, sodass nicht jeder
kleinste Hautdefekt durch eine
Pflege-diagnose dokumentiert
wird.
Zusammenhang mit Pflegekontinuität,
Kommunikation, Organisation.
Wertigkeit des Projektes in der Pro-
jektgruppe und restliches Pflegeteam
sowie fragliche Wertschätzung der
Arbeit jeder einzelnen Pflegeperson.
Gegenseitiges Lernen wird ermög-
licht.
Zusammenhang mit Zusammenarbeit
mit Pflegepersonen, Rolle der Stati-
onsleitung, Kommunikation.
Einstellung jeder Pflegeperson zum
Pflegeprozess, unterschiedliche In-
terpretation der PatientInnenproble-
me, unterschiedliches Wissen und
Können im Zusammenhang mit dem
Pflegeprozess.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,
Rolle der Stationsleitung
261
Angelegte Evaluationstermine
sollen an Tagen geplant wer-
den, wenn die Primary Nurse
im Tagdienst ist.
Sollte sich etwas am Zustand
des/der Patienten/in verändern
und die Primary Nurse ist nicht
im Dienst, so soll eine Associa-
te Nurse ebenfalls die Verände-
rung der Pflegediagnosen bzw.
die Evaluation durchführen.
Text 2: Es hat sich gezeigt,
dass bei der Übernahme
des/der Patienten/in von der
Primary Nurse, in der Pflege-
planung keine Fotodokumenta-
tion vorhanden war, was nor-
malerweise generell üblich ist.
Es gibt für manche Probleme
des/der Patienten/in keine pas-
sende Pflegediagnose. Neue
oder andere Pflegediagnosen,
die selten verwendet werden,
können nur von der Stationslei-
tung bzw. von einem Kollegen
im PC aufgenommen werden.
Diskussionen werden geführt,
wie man was schreibt, was
aufgrund des Umfanges aus-
zuarten beginnt und die Motiva-
tion der Projektteammitglieder
herabsetzt.
Es hat mit der Stationsleitung
noch keine Absprache zu den
Evaluationen müssen im Tag-
dienst der Primary Nurse er-
folgen.
Bei Zustandsveränderungen
des/der Patienten/in und Ab-
wesenheit der Primary Nurse,
muss die Associate Nurse
begründet die Pflegeplanung
verändern und der Primary
Nurse dann Rechenschaft
abgeben.
Fehlende Fotodokumentation
eines/einer Patienten/in bei
der Übernahme der Betreuung
von der Primary Nurse.
Für manche PatientInnenprob-
leme gibt es im Dokumentati-
onssystem keine passende
Pflegediagnose, die dann nur
von der Stationsleitung oder
von einer bestimmten Pflege-
person im PC-Programm auf-
genommen werden kann.
Umfangreiche Diskussionen
werden über die Art und Weise
der Formulierung geführt, was
an Überhand gewinnt und die
Motivation der Projektteam-
mitglieder herabsetzt.
Keine Absprache mit der Sta-
tionsleitung und Primary Nurse
Zusammenhang mit Organisation,
Dienstplangestaltung, Verantwortung.
Zusammenhang mit Rolle der
Associate Nurse, Verantwortung,
Kommunikation
Unsicherheiten, da erst die Pilotie-
rungsphase begonnen hat. Fehlen-
des konkretes Wissen über die ein-
zelnen Rollen, die im Pflegesystem
vertreten sind
Fehlendes einheitliches Vorgehen bei
der Pflegeplanung im gesamten Pfle-
geteam.
Zusammenhang mit der Rolle der
Stationsleitung, Pflegekontinuität,
Verantwortung.
Projektteammitglieder machen sich
Gedanken über individuelle Pflegedi-
agnosen der PatientInnen. Es werden
nicht nur Standardpflegediagnosen
angelegt.
Zusammenhang mit der Rolle der
Stationsleitung, Zusammenarbeit mit
Pflegepersonen.
Unsicherheiten beim Dokumentieren
sind klar erkennbar.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,
Motivation, Rolle der Stationsleitung.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung erkennt Schwierigkeiten in
262
Pflegediagnosen gegeben.
Wenn man diese umfangreiche
Pflegedokumentation mehrmals
in kurzer Zeit bei verschiede-
nen PatientInnen machen
müsste, wäre das sehr belas-
tend und zeitaufwändig.
Text 3: Die Primary Nurse setzt
andere Prioritäten bei der Pfle-
geplanung, was für die
Associate Nurse interessant
war.
Es wurde eine sehr umfangrei-
che Wunddokumentation aus
mehreren Perspektiven durch-
geführt, was Pflegepersonen
demotiviert, sich alle anzu-
schauen. Für die Beurteilung
von Veränderungen der Haut-
defekte waren sie aber sehr
wichtig.
Man sollte aber eine gewisse
Grenze setzen und nicht alle
mit langjähriger Berufserfah-
rung über bestehende Pflege-
diagnosen.
Belastung und großer Zeitauf-
wand, wenn Pflegepersonen
bei mehreren PatientInnen
hintereinander eine umfang-
reiche Pflegeplanung durch-
führen müssen.
Jede Primary Nurse setzt un-
terschiedliche Prioritäten bei
der Pflegeplanung, was von
einer Associate Nurse ange-
merkt wurde, die eine langjäh-
rige Berufserfahrung hat.
Eine sehr umfangreiche Foto-
dokumentation aus verschie-
denen Perspektiven demoti-
viert Pflegepersonen sich nä-
her mit dieser Pflegeplanung
auseinanderzusetzen, obwohl
sie für die Beurteilung der
Veränderung wichtig waren.
Es sollten Grenzen gesetzt
werden beim Umfang der Fo-
todokumentation.
der korrekten Formulierung von Pfle-
gediagnosen und wünscht sich Un-
terstützung seitens der Stationslei-
tung, die jedoch nicht stattgefunden
hat.
Zusammenhang mit Rolle der Stati-
onsleitung, Verantwortung, Organisa-
tion.
Unsicherheit bei der Formulierung der
Pflegediagnosen und fehlender routi-
nierter Umgang führt bei Pflegeper-
sonen zur Belastung durch empfun-
denen Mehraufwand.
Zusammenhang mit Pflegekontinuität,
Verantwortung, Organisation.
Individuelle Einstellung zum Pflege-
prozess und Verständnis für Pflege-
diagnostik.
Unterschiedliche Prioritätensetzung
der Pflegepersonen bei den Pflege-
problemen des/der Patienten/in –
Sichtweise des/der Patienten/in wenn
möglich berücksichtigen.
Es bestehen unterschiedliche Auffas-
sungen über den Umfang der Wund-
dokumantation.
263
Wimmerl fotodokumentieren.
Angst als Pflegediagnose wur-
de für diesen Patienten ange-
legt.
Text 6: Je genauer und öfter
man sich mit den passenden
Pflegediagnosen für die Patien-
tInnen beschäftigt, umso leich-
ter fällt dann das Diagnostizie-
ren. Es soll kein Zwang sein,
sondern man muss schon ein
Verständnis dafür haben.
Es ist schwer gefallen, wenn es
keine Pflegeprobleme mehr
gibt, die Pflegediagnosen ab-
zusetzen und evtl. nur noch
eine Risiko-Pflegediagnose zu
belassen.
Es wird als Arbeitserleichterung
empfunden, wenn die Pflege
geplant ist.
Text 7: Als Pflegeperson sollten
keine mitverantwortlichen Tä-
tigkeiten geplant werden wie
Es wurden nicht nur körperli-
che Pflegediagnosen gestellt,
sondern auch psychische wie
z.B. Angst.
Die genaue und oftmalige
Auseinandersetzung mit den
Pflegediagnosen bringt Si-
cherheit und Wissen beim
Diagnostizieren.
Unsicherheit beim Absetzen
der Pflegediagnosen.
Arbeitserleichterung von Pfle-
geperson mit langjähriger Be-
rufserfahrung empfunden,
wenn die Pflege gut geplant
ist.
Es sollten keine mitverantwort-
lichen Tätigkeiten in der Pfle-
geplanung enthalten sein.
Wahl einer psychischen Pflegediag-
nose – abhängig vom Pflegever-
ständnis der Pflegepersonen, Berufs-
erfahrung, Aufbau einer Vertrauens-
basis mit dem/der Patienten/in.
Zusammenhang mit Verantwortung.
Individuelle Einstellung zum Pflege-
prozess führt auch zu einer indiv.
Auseinandersetzung mit der Pflege-
diagnostik der einzelnen Pflegeper-
sonen. Pflegeperson mit langjähriger
Berufserfahrung erkennt Erleichte-
rung beim Diagnostizieren, nachdem
er/sie die Verantwortung für die Pfle-
geplanung während des Projektes
schon mehrmals übernommen hat.
Pflegeperson mit zweijähriger Be-
rufserfahrung äußert Probleme beim
Absetzen der Pflegediagnosen, wenn
der/die Patient/in danach keine oder
nur Risiko-Pflegediagnosen aufweist.
Dies kann ein Hinweis auf fehlendes
konkretes Wissen über den Pflege-
prozess.
Eine gute Pflegeplanung wird als
Arbeitserleichterung von einer Pfle-
geperson mit langjähriger Berufser-
fahrung gesehen, die scheinbar be-
reits ein anderes Verständnis zur
Pflegediagnostik entwickelt hat und
diese nicht als Belastung definiert.
Wie im Text 6 zeigt sich auch hier
das indiv. Verständnis der Pflegedi-
agnostik. Unsicherheit gibt die Doku-
264
z.B. die Dekanülierung ei-
nes/einer tracheotomierten
Patienten/in. Hier stehen vor-
dergründig die Überwachungs-
pflicht und der Schutz, dass
der/die Patient/in nicht am
Trachealsekret erstickt.
Diskussionen werden geführt,
welche PatientInnenprobleme
geplant werden sollen oder
müssen, wenn es beim/bei der
Patienten/in keine Erfolge gibt.
Müssen/sollen Maßnahmen
geplant werden, die standard-
mäßig auf der Station durchge-
führt werden wie z.B. Wärmen
des/der Patienten/in mit Bair
Hugger bei hämodiafiltrierten
PatientInnen, obwohl der Stan-
dard nicht schriftlich aufliegt.
Es muss so geplant werden,
dass es für den/die Patienten/in
ist und nicht für die Pflegeper-
son. Ziele müssen für den/die
Patienten/in abgesprochen
werden.
Inwiefern kann der/die Pati-
ent/in in der ersten postoperati-
ven Zeit mitbestimmen und
sagen, das will ich? Manche
PatientInnen können sehr wohl
mitbestimmen was sie wollen.
Wichtig ist, dass die Pflegeper-
son mit dem/der Patienten/in
kleine Ziele bespricht.
Unsicherheit bei den Pflegedi-
agnosen/
Planung der Pflegemaßnah-
men bei PatientInnen mit in-
fauster Prognose, wo keine
Erfolge mehr in Aussicht sind.
Fragliche Notwendigkeit, ob
Standardmaßnahmen geplant
werden müssen, auch wenn
kein Pflegestandard als sol-
cher schriftlich aufliegt.
Pflegeplanung muss für
den/die Patienten/in sein und
nicht für die Pflegeperson.
Ziele (Nahziele) müssen so-
fern möglich, mit dem/der Pa-
tienten/in abgesprochen wer-
den.
mentation der mitverantwortlichen
Tätigkeiten, die einen großen Anteil in
der Pflege von IntensivpatientInnen
einnimmt.
Die Berufserfahrung der Pflegeper-
sonen allein kann dazu nicht beitra-
gen, dass, wenn für den/die Patien-
ten/in keine Fortschritte mehr möglich
sind, keine Belastung auftritt. Es
muss ein eigener Zugang im Pflege-
verständnis vorhanden sein.
Fehlende klare und einheitliche Vor-
gaben zum Standardpflegplan der
Station.
Zusammenhang mit Organisation,
Kommunikation, Rolle der Stationslei-
tung.
Indiv. Verständnis/Wissen über Pfle-
geplanung führt dazu, dass Patien-
tInnen in die Planung, wenn möglich,
nicht einbezogen werden und teilw.
Probleme nicht aus der Sicht des/der
Patienten/in formuliert werden, son-
dern aus Sicht der Pflegeperson.
Zusammenhang mit Kommunikation.
265
Text 8: Die Pflegeplanung er-
folgt genauer und bewusster
und man bekommt etwas bes-
ser oder auch bewusster mit,
was die Angehörigen betrifft
oder was sich beim/bei der
Patienten/in verändert.
Genauere und bewusster for-
mulierte Pflegeplanung, da
man als Primary Nurse mehr
an Informationen über den/die
Patienten/in und Angehörigen
erfährt und auch besser beur-
teilen kann, was sich beim/bei
der Patienten/in verändert hat.
Pflegepersonen mit langjähriger Be-
rufserfahrung erkennen, dass durch
die Pflegekontinuität der Primary
Nurse das Wissen über den/die Pati-
enten/in größer ist, wodurch die Pfle-
geplanung viel genauer und bewuss-
ter erfolgen kann.
Thema 10: „Organisation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 10: Organisation
Text 1: Ein Vorteil für den/die
Patienten/in war, dass er/sie in
einem Einzelzimmer war und
von der Primary Nurse betreut
wurde. Wäre der/die Patient/in
in einem Mehrbettzimmer, wäre
es wahrscheinlich anders abge-
laufen, wenn man mehrere
PatientInnen zu betreuen hat
und zusätzlich einen/eine neu-
en/neue Mitarbeiter/in ein-
schult.
Wenn der/die Patient/in nach
der Primary Nurse läutet, hat
er/sie mehr Zeit für ihn/sie,
auch zum Plaudern.
Wenn man als Primary Nurse
nicht im zugeteilten Zimmer ist,
hilft man trotzdem bei anderen
PatientInnen mit.
Der/Die Patient/in hat im Ein-
zelzimmer das Gefühl, dass die
Primary Nurse nur für ihn/sie da
Ein Vorteil für die Betreuung
eines/einer Primary Nursing
Patienten/in wird im Einzel-
zimmer gesehen. Die erfolg-
reiche Umsetzung von Primary
Nursing wird in Frage gestellt,
wenn PatientInnen in einem
Mehrbettzimmer liegen und die
Pflegeperson mehrere Patien-
tInnen zu betreuen hat und
evtl. noch einen/eine neu-
en/neue Mitarbeiter/in einzu-
schulen hat.
Primary Nurse kann sich um
ihren/ihre Patienten/in mehr
kümmern, hat mehr Zeit für
ihn/sie auch zum Plaudern.
Die Primary Nurse hilft auch
in anderen PatientInnenzim-
mern bei der Pflege mit.
PatientInnen im Einzelzimmer
sehen die Arbeit nicht außer-
halb des Zimmers und glau-
Der/die ersten Patient/in liegt in ei-
nem Einzelzimmer, was in der Um-
setzung von Primary Nursing positiv
bewertet wird, weil keine weiteren
PatientInnen in diesem Fall mitbetreut
werden müssen und keine neuen
MitarbeiterInnen einzuschulen sind.
Zusammenhang mit Zusammenarbeit
mit Pflegepersonen.
Für die Primary Nurse sind auch Ge-
spräche mit dem/der Patienten/in
wichtig. Sie kann sich auch dafür Zeit
nehmen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Pflegekontinuität und Zusammenar-
beit mit Pflegepersonen.
Aufklärung über die Arbeit der Prima-
ry Nurse und den anderen Pflegeper-
sonen für PatientInnen ist wichtig, um
266
ist. Er/Sie ist froh, wenn jemand
bei ihm/ihr ist. In einem Vier-
bettzimmer würde das anders
aussehen.
In einem Mehrbettzimmer wür-
den es die anderen PatientIn-
nen und Angehörigen auch
mitbekommen, dass immer die
gleiche Pflegepersonen bei
diesem/dieser einen Patien-
ten/in sind und die sich viel-
leicht mehr Zeit nehmen, das
wäre diesen PatientInnen ge-
genüber ungerecht. In diesem
Fall müssten alle PatientInnen
im Zimmer eine Primary Nurse
haben, was derzeit extrem
schwer umzusetzen ist.
PatientInnen sollen mindestens
vier Tage auf der Intensivstati-
on sein, um von einer Primary
Nurse betreut zu werden.
Man würde für diesen Schreib-
aufwand einen/eine Sekretär/in
benötigen.
Dokumentation ist eine Kata-
strophe, da die Tastatur und die
Maus bei den PC´s nicht gut
funktionieren und man noch
mehr Zeit zum Schreiben benö-
tigt.
Überlegungen werden ange-
strebt, was mit dem/der Patien-
ten/in weiter geschieht, wenn
er/sie nach einem Monat Pri-
mary Nursing nicht mehr im
ben, dass die Primary Nurse
nur für sie da ist bzw. sind
froh, wenn jemand bei ihnen
im Zimmer ist.
Empfundene Ungerechtigkeit
PatientInnen und deren Ange-
hörigen gegenüber, wenn
ein/eine Patient/in von einer
Primary Nurse betreut wird
und die anderen PatientInnen
im Mehrbettzimmer nicht.
PatientInnen, die mindestens
vier Tage auf der Intensivstati-
on aufgenommen sind, kön-
nen/sollen von einer Primary
Nurse betreut werden.
Für großen Schreibaufwand
wird ein/eine Sekretär/in ge-
wünscht.
Defekte oder nicht gut funktio-
nierende Bestandteile beim
PC, die einen größeren Zeit-
aufwand bei der Dokumentati-
on verursachen.
Primary Nurse hat den
Wunsch geäußert, den/die
Patienten/in nach dem Pro-
jektmonat weiterhin betreuen
zu wollen, um seine/ihre Fort-
ein Verständnis für die Abwesenheit
im PatientInnenzimmer zu erhalten.
Die Primary Nurses müssen sich
auch Abgrenzen können.
Pflegepersonen haben Befürchtung,
dass andere PatientInnen die Betreu-
ungssituation ungerecht finden.
Zusammenhang mit Rolle der Stati-
onsleitung, Kommunikation und Pfle-
gekontinuität.
Vorgehensweise muss besprochen
und Richtlinien vorgegeben werden,
welche PatientInnen zu welchem
Zeitpunkt und wie lange eine Primary
Nurse benötigen.
Die umfangreiche Dokumentation
sowie defekte PC-Bestandteile führen
zu einem gesteigerten Schreibauf-
wand, wodurch sich Pflegepersonen
eine zusätzliche Schreibkraft wün-
schen.
Es fehlt an konkreten Richtlinien, wie
die Betreuung der PatientInnen nach
Projektende zu erfolgen hat. Patien-
tInnen erhalten bei Projektstart die
Information über die Projektdauer,
267
Projekt ist. Die Primary Nurse
möchte in diesem Fall den/die
Patienten/in weiterhin betreuen.
Wenn die Primary Nurse ei-
nen/eine neuen/neue Mitarbei-
ter/in einschult, könnten diese
das System gleich kennen ler-
nen.
Text 2: Projektleiterin war beim
Reflexionsgespräch nicht an-
wesend.
Dokumentationen sollten nur
ein Mal erfolgen, gut ersichtlich
und für alle klar sein, wo was
zu dokumentieren ist bzw.
nachzulesen ist, z.B. unter
aktuellen Bericht.
Fehlende Unterstützung von
höherer Hierarchieebene, es
hat nicht diesen Stellenwert,
den sich die Projektteam-
mitglieder erwarten.
Die Pflegeplanung sowie die
Fotodokumentation sollten bei
allen PatientInnen von allen
Pflegepersonen durchgeführt
werden und funktionieren, wo-
bei eine entsprechende Kon-
trolle notwendig ist.
Die Stationsleitung muss hinter
dem Projektteam stehen und
bei der morgentlichen Patien-
schritte auch danach zu erle-
ben.
Neue MitarbeiterInnen könnten
Primary Nursing kennen ler-
nen, wenn sie von einer Pri-
mary Nurse eingeschult wer-
den.
Keine Anwesenheit der Pro-
jektleiterin beim zweiten und
fünften Reflexionsgespräch.
Dokumentation soll nur ein Mal
erfolgen und für alle ersichtlich
und einheitlich sein.
Fehlende Unterstützung von
höherer Hierarchieebene mit
fraglichen Stellenwert dem
Projekt gegenüber.
Pflegeplanung und bei Bedarf
die Fotodokumentation sollte
seit 1997 Bestandteil der ei-
genverantwortlichen Tätigkei-
ten sein und aufgrund von
immer wieder durchgeführten
Fortbildungen auch funktionie-
ren. Kontrolle ist jedoch immer
notwendig.
Stationsleitung muss hinter
dem Projektteam stehen und
die PatientInnenzuteilung kon-
was danach kommt, scheint nicht klar
zu sein.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Rolle der Stationsleitung, Dienstplan-
gestaltung.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Dienstplangestaltung, Rolle der Stati-
onsleitung.
Einstellung und Wissen zu eigenver-
antwortlichen Tätigkeiten wie z.B. der
Pflegeprozess.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Verantwortung, Rolle der Stationslei-
tung.
Die Projektteammitglieder vermissen
die Unterstützung von höherer Hie-
rarchieebene und hinterfragen den
Stellenwert des Projektes.
Fehlende Einheitlichkeit in der Pfle-
geplanung und Dokumentation durch
unterschiedliches Wissen und Ausbil-
dung.
Zusammenhang mit Pflegekontinuität,
Verantwortung, Beziehung zu Patien-
tInnen und Angehörige.
Projektteammitglieder wünschen sich
Zuerkennung zum Projekt von der
Stationsleitung sowie konsequente
268
tInnenzuteilung konsequent,
trotz Personalmangel, die Ein-
teilung treffen und mit den Pfle-
ge-personen über Dienstplan-
änderungen kommunizieren.
Überlegungen werden getrof-
fen, wie das Materiallager bes-
ser angelegt oder aufgeteilt
werden kann, um Wegstrecken
für Pflegepersonen zu reduzie-
ren.
Stationsleitung hat telefonisch
nachgefragt, ob und bei wem
die entsprechende Pflegeper-
son Primary Nurse sein möch-
te.
Überlegungen werden disku-
tiert, wer aus dem Projektteam
die Rolle der Primary Nurse
noch übernehmen kann.
Beim/Bei der dritten Patien-
ten/in ist eine genannte Associ-
ate Nurse für die Tagdienste
und die Primary Nurse für die
Nachtdienste verantwortlich,
was als positiv erachtet wird.
Es läuft sehr viel im Hinter-
grund ab, mit vielen Bespre-
chungen, was von den Stati-
onsleitungen aber nicht weiter
ans Team kommuniziert wird.
sequent durchführen trotz
Personalmangel und notwen-
dige Dienstplanänderungen
mit den Pflegepersonen kom-
munizieren.
Wegstrecken für Pflegeperso-
nen verkürzen und z.B. das
Materiallager entsprechend zu
organisieren.
Telefonische Kontaktaufnah-
me von der Stationsleitung mit
der von ihr ausgewählten zu-
künftigen Primary Nurse und
Absprache über den/die
nächsten Primary Nursing
Patienten/in.
Positives Feedback über Ge-
staltungsmöglichkeit, sodass
die Primary Nurse die Nacht-
dienste weiterhin absolvieren
kann und eine genannte Pfle-
geperson fix die Rolle der
Associate Nurse übernimmt.
Viele Besprechungen laufen
im Hintergrund mit der Stati-
onsleitung und der höheren
Hierarchieebene, was jedoch
nicht ans Team weiter kom-
muniziert wird, die Stationslei-
tung aber sehr oft nicht auf der
PatientInnenzuteilung ihrerseits.
Zusammenhang mit Rolle der Stati-
onsleitung und Primary Nurse, Kom-
munikation.
Pflegepersonen überlegen sich Ver-
besserungen der Arbeitsbedingun-
gen.
Telefonische Anfrage und Absprache
für die nächste Primary Nurse und
dem/der Patienten/in.
Beibehaltung der Nachdienst ist der
Primary Nurse wichtig. Es werden
Möglichkeiten gefunden, um Primary
Nursing in diesem Fall auch umset-
zen zu können.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Dokumentation, Zusammenarbeit mit
Pflegepersonen und konkrete Rollen-
zuteilung.
Besprechungsinhalte von höherer
Hierarchieebene wird nicht ans Team
weiter kommuniziert, wodurch Unsi-
cherheit besteht und die oftmalige
Abwesenheit der Stationsleitung im
Team negativ bewertet wird.
269
Text 3: Neuer/Neue Mitarbei-
ter/in war während der Pro-
jektphase nicht einzuschulen.
Es wird immer behauptet, dass
die Primary Nurse immer nur
einen/eine Patienten/in be-
treuen muss, was aber nicht
stimmt.
Es macht keinen Unterschied
bei der Betreuung eines/einer
zweiten Patienten/in und es
werden auch Angehörigenge-
spräche bei beiden geführt.
Text 4: In einem Dreibettzim-
mer mit einem Kollegen ge-
meinsam, kann man die Be-
treuung des/der Patienten/in
abwechseln.
Bei der Teambesprechung
wurde über Primary Nursing
diskutiert, wobei nur wenige
Fragen gestellt wurden und der
Hauptdiskussionspunkt war,
dass die Primary Nurse nur
einen/eine Patienten/in über-
nehmen muss.
Text 5: Reflexionsgespräch
ohne Projektleitung.
Station anzutreffen ist.
Neuer/Neue Mitarbeiter/in
wurde bei Primary Nursing
nicht involviert.
Behauptungen von Pflegeper-
sonen des übrigen Teams,
dass Primary Nurses immer
nur einen/eine Patienten/in
betreuen müssen, was aber
nicht stimmt. Dies wurde auch
mehrmals angesprochen und
diskutiert.
Es werden keine Unterschiede
in der Betreuung eines/einer
zweiten Patienten/in von der
Primary Nurse gesehen und
es werden auch Angehörigen-
gespräche geführt.
Abwechslung der PatientIn-
nenbetreuung in einem Drei-
bettzimmer ist möglich.
Wenige Fragen werden bei der
Teambesprechung zu Primary
Nursing vom Pflegeteam ge-
stellt. Hauptanliegen ist die
scheinbar ungerechte Zahl der
PatientInnenzuteilung.
Projektleiterin ist beim Reflexi-
onsgespräch nicht anwesend.
Keine Involvierung von neuen Mitar-
beiterInnen bei Primary Nursing.
Diskussionen über Umfang von Pfle-
ge- und Betreuungstätigkeiten der
Primary Nurses im gesamten Pfle-
geteam. Es gibt unterschiedliche
Ansichten.
Zusammenhang mit der Rolle der
Stationsleitung und Kommunikation.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung sieht keine Unterschiede in
der Betreuung mehrerer PatientInnen
und deren Angehörigen.
Wechsel bei der Patientinnenbetreu-
ung in einem Mehrbettzimmer ist
möglich und wird auch gewünscht.
Scheinbar geringes Interesse vom
Pflegeteam zu Primary Nursing, da
bei der Teambesprechung nur weni-
ge Fragen dazu gestellt wurden. Dis-
kussionen werden geführt über die
Zahl der PatientInnen, die von den
Primary Nurses übernommen wer-
den, was auch schon Thema im Text
3 war.
Projektleiterin ist wie beim zweiten
Reflexionsgespräch nicht anwesend,
was von der Primary Nurse mit zwei-
270
Bei der großen Übergabe von
16 PatientInnen kann man sich
nicht alles merken. Meist lässt
die Konzentration nach drei
schon nach. Man konzentriert
sich nur noch auf die PatientIn-
nen, die man betreut hat bzw.
betreuen wird. Ins Detail kann
man bei der großen
Dienstübergabe auch nicht
gehen, weil sie sich dann in die
Länge ziehen würde.
Es ist zurzeit so, dass die Pfle-
gepersonen immer mehr Arbeit
dazu bekommen von allen an-
deren Berufsgruppen und dann
entstehen negative Reaktionen,
wenn es darum geht den/die
Patienten/in z.B. ohne Physio-
therapeutInnen zu mobilisieren.
Text 6: Aufgrund des kurzen
Zeitintervalls wurden die Pati-
entInnen der sechsten und
siebenten Primary Nurse im
Gespräch zusammen bespro-
chen. Eine Primary Nurse war
nicht anwesend. Projektleiterin
kommt erst später zum Ge-
spräch.
Am Tagespräsenzplan ist ein-
getragen, wer beim/bei der
Primary Nursing Patienten/in
die Primary Nurse ist und wer
zu welchem Zeitpunkt die
Fehlende Konzentration bei
der Dienstübergabe aller Pati-
entInnen. Die Aufmerksamkeit
beschränkt sich meist nur für
diese PatientInnen, die von
der Pflegeperson betreut wer-
den.
Mehrarbeit wird von den Pfle-
gepersonen angegeben, auf-
grund der Übernahme von
Tätigkeiten anderer Berufs-
gruppen.
Gespräche über zwei Primary
Nursing PatientInnen wurden
zusammen gezogen, da die
Betreuung eines/einer Patien-
ten/in nur kurzfristig war. Pro-
jektleiterin kommt erst später
zum Gespräch dazu, eine
Primary Nurse war nicht an-
wesend.
Zuteilung der Primary Nurse
und Associate Nurses am
Tagespräsenzplan – durch
Diensttäusche stimmt dieser
nicht immer mit dem Dienst-
jähriger Berufserfahrung negativ be-
wertet wird.
Bei der Dienstübergabe im gesamten
Pflegeteam reduziert sich die Auf-
merksam bei steigender Zahl der
PatientInnen. Pflegepersonen kon-
zentrieren sich auf die PatientInnen,
denen sie zugeteilt werden möchten.
Umfangreiche Informationen zu den
PatientInnen können hier nicht weiter
gegeben werden.
Pflegepersonen erhalten Mehrarbeit
durch Tätigkeiten von anderen Be-
rufsgruppen, was negative Reaktio-
nen hervorruft.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Zusammenarbeit mit anderen Berufs-
gruppen und der Rolle der Stations-
leitung.
Zusammenhang mit Dienstplange-
staltung und Termin des Reflexions-
gespräches, Kommunikation und
Motivation zum Projekt.
Der Tagespräsenzplan ermöglicht
eine Übersicht der Rollen- und Pati-
entInnenzuteilung, muss jedoch bei
Dienstplanänderungen aktualisiert
werden.
271
Associate Nurse ist, wobei der
Plan aufgrund von Diensttäu-
schen nicht immer stimmt.
Die PatientInnenzuteilung sollte
in der Früh so aussehen, dass
zuerst die Pflegepersonen sich
zuteilen, die neue Mitarbeite-
rInnen einschulen und dann die
Primary Nurse zu ihrem/ihrer
Patienten/in zugeteilt wird,
dann besteht im Team auch
mehr Klarheit.
Es besteht der Wunsch, dass
man als Primary Nurse bei sehr
anstrengenden PatientInnen
auch die Möglichkeit bekommt,
im Dienst ein Mal zu ei-
nem/einer anderen Patienten/in
zu gehen, dass man evtl. im
selben Zimmer bleibt.
Die Auswahl, welcher/welche
Patient/in als Nächstes eine
Primary Nurse zugeteilt be-
kommen soll, gestaltet sich
schwierig.
Die Projektleiterin kann über
den Ablauf beim/bei der letzten
Primary Nursing Patienten/in
nichts sagen.
Zuständige Primary Nurse
möchte die Projektgruppe ver-
lassen, wobei bis Projektende
eine Verpflichtung besteht,
dabei zu bleiben, auf jeden Fall
als Associate Nurse.
plan überein.
Um eine bessere Übersicht zu
schaffen, soll die PatientIn-
nenzuteilung in der Früh mit
den neuen MitarbeiterInnen
beginnen, dann die Primary
Nurse und anschließend das
restliche Pflegeteam eingeteilt
werden.
Primary Nurses haben oft den
Wunsch, bei anstrengenden
PatientInnen ein Mal ei-
nen/eine anderen/andere Pati-
enten/in betreuen zu können.
Sie kann jedoch im selben
Zimmer eingeteilt bleiben, wo
sich der/die Primary Nursing
Patient/in befindet.
PatientInnenauswahl für Pri-
mary Nursing ist schwierig.
Projektleiterin ist nicht infor-
miert über den/die letz-
ten/letzte Primary Nursing
Patienten/in.
Primary Nurse möchte die
Projektgruppe verlassen, muss
jedoch bis Projektende als
Associate Nurse dem Projekt-
team zur Verfügung stehen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Rolle der Stationsleitung.
Es wird von einer Pflegeperson mit
langjähriger Berufserfahrung eine
konkrete Regelung der PatientInnen-
zuteilung vorgeschlagen, um Klarheit
bzw. eine Übersicht zu schaffen.
Zusammenhang mit Kommunikation
und Zusammenarbeit mit Pflegeper-
sonen.
Die Möglichkeit, einen Dienst nicht
den/die Primary Nursing Patienten/in
betreuen zu müssen, wird im Text 4
ebenfalls erwähnt. Die Übernahme
eines/einer Patienten/in im gleichen
Zimmer ermöglicht Rückfragen an die
Primary Nurse bzw. erkennt diese
trotzdem auch Veränderungen
des/der Patienten/in.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Rolle der Stationsleitung und Zu-
sammenarbeit mit Pflegepersonen.
Fehlende Informationen der Projekt-
leitung über letzten/letzte Primary
Nursing Patienten/in.
Interessen der Primary Nurse mit
zweijähriger Berufserfahrung haben
sich verändert, weshalb sie aus der
Projektgruppe ausscheiden möchte.
Laut Vorgaben der Projektleitung
muss sie zumindest als Associate
272
Primary Nursing soll nach Pro-
jektende weitergeführt werden,
damit im Fall der Implementie-
rung nicht von vorne begonnen
werden muss.
Überlegungen müssen getrof-
fen werden, wie man mehr
Pflegepersonen motivieren
kann, die Rolle der Primary
Nurse oder Associate Nurse
übernehmen zu wollen. Als
Einführung in das System
könnte eine gemeinsame Pati-
entInnenübenahme mit der
Primary Nurse sein. Um Angst
vor der Verantwortung zu neh-
men können Pflegepersonen
mit der Rolle der Associate
Nurse beginnen.
Text 7: Im Krankheitsfall der
Primary Nurse ab einer Woche
sollte eine Associate Nurse
den/die Patienten/in überneh-
men bzw. sollte eine neue Pri-
mary Nurse bestimmt werden.
Das konkrete Vorgehen soll für
alle klar geregelt sein.
Evaluationen bei Abwesenheit
der Primary Nurse sollen be-
gründet von der Associate Nur-
se durchgeführt werden.
Primary Nursing soll am Pro-
jektende weiter geführt wer-
den, jedoch ohne Projektcha-
rakter, damit im Fall der Im-
plementierung nicht wieder
von vorne begonnen werden
muss.
Motivation fördern, dass mehr
Pflegepersonen bei Primary
Nursing mitmachen möchten.
Angst vor der Verantwortung
nehmen, indem Pflegeperso-
nen mit Primary Nurse ei-
nen/eine Patienten/in gemein-
sam übernehmen oder sie
beginnen mit der Rolle der
Associate Nurse.
Übernahme der Rolle der Pri-
mary Nurse, wenn diese ab
einer Woche krank ist. Konkre-
te Regelung muss für alle
Pflegepersonen klar sein.
Notwendige Evaluationen sol-
len bei Abwesenheit der Pri-
mary Nurse von einer Associa-
te Nurse durchgeführt werden,
die den/die Patienten/in gut
kennt, mit dem Wissen der
Nurse bis zum Projektende zur Ver-
fügung stehen.
Nach dem/der siebenten Primary
Nursing Patienten/in wird die Weiter-
führung von Primary Nursing von der
Projektleitung ausgesprochen, um im
Fall der Implementierung nicht von
vorne beginnen zu müssen.
Wunsch wird von der Projektleitung
ausgesprochen, das Interesse für
Primary Nursing bei mehreren Pfle-
gepersonen zu wecken. Pflegeperson
mit langjähriger Berufserfahrung
macht den Vorschlag, mit KollegIn-
nen gemeinsam den/die Patienten/in
als Primary Nurse zu übernehmen,
oder dass zu Beginn die Rolle der
Associate Nurse übernommen wird,
um einen Einblick zu erhalten.
Klare Regelung bei Krankheit der
Primary Nurse wird angesprochen, da
in diesem Fall über eine Woche sich
keine andere Primary Nurse bzw.
Associate Nurse verantwortlich ge-
fühlt hat und auch die Projektleitung
nicht anwesend war.
Konkrete Regelungen müssen aus-
gesprochen werden in Bezug auf die
Evaluationen der Pflegediagnostik bei
Abwesenheit der Primary Nurse.
Zusammenhang mit Zusammenarbeit
273
100prozentige Durchdringung,
dass alle Pflegepersonen für
Primary Nursing sind, wird es
nie in einem so großen Team
geben. Es benötigen auch nicht
alle PatientInnen eine Primary
Nurse. Es sollte weiterhin die
Wahlmöglichkeit gegeben sein,
dass es einen/eine Patienten/in
gibt und es gibt auch eine Pri-
mary Nurse, die das gerne
machen würde. Es macht kei-
nen Sinn zu sagen es müssen
alle Pflegepersonen Primary
Nurses sein, wenn sie damit
unzufrieden oder unglücklich
sind bzw. ausbrennen, dann
hat es keinen Sinn, außerdem
gibt es auch nicht die Ressour-
cen auf der Station, bei allen
PatientInnen Primary Nursing
durchzuführen.
Es macht Sinn zu schauen,
was ist an Primary Nursing gut
und was wurde auf der Station
früher schon gemacht, das sich
bewährt hat und setzen das
dann in die Praxis um.
Das wird nicht für jede Pflege-
person tragbar sein, da es in
diesem Team eingefordert und
kontrolliert werden muss und
das ist undurchführbar. Manche
Pflegepersonen machen es
dann, manche nicht und dann
bestehenden Rechenschafts-
pflicht der Primary Nurse ge-
genüber.
100prozentige Durchdringung
ist nicht realistisch in einem so
großen Team und es benöti-
gen nicht alle PatientInnen
eine Primary Nurse. Regelung,
welcher/welche Patient/in von
einer Primary Nurse betreut
wird, die die Rolle auf freiwilli-
ger Basis übernimmt.
Fehlende Ressourcen auf der
Station für die Umsetzung von
Primary Nursing bei allen Pati-
entInnen.
Positive Effekte von Primary
Nursing mit bereits Vorhande-
nem auf der Station zusam-
menbringen und in dieser
Form in die Praxis umsetzen.
Unzufriedenheit durch fehlen-
de Kontinuität in der Umset-
zung von Primary Nursing.
Kontrolle wird als wichtig er-
achtet.
mit Pflegepersonen, Kommunikation,
Rolle der Primary Nurse und Associa-
te Nurse.
Primary Nursing muss auf Freiwillig-
keit beruhen und es benötigen auch
nicht alle PatientInnen eine Primary
Nurse, wobei die Charakteristika von
Patientinnen benannt werden sollten,
die die Zuteilung von einer Primary
Nurse erhalten sollten. Ebenso sind
auf die Ressourcen der Station zu
achten, bei wie vielen PatientInnen
Primary Nursing umsetzbar ist.
Projektteammitglied, das nie Primary
Nurse war, empfiehlt, die positiven
Seiten von Primary Nursing mit be-
reits Bestehendem in der Pflegepra-
xis zu verbinden.
Primary Nursing wird nicht von allen
Pflegepersonen positiv gesehen und
die Umsetzung erfolgt nicht konse-
quent, so dass eine kontinuierliche
Kontrolle und Zurechtweisung not-
wendig ist. Diese Kontrolle erscheint
bei einzelnen PatientInnen umsetz-
274
entsteht wieder die Unzufrie-
denheit im Team.
Im Einzelfall ist es besser kon-
trollierbar, man kann es einfor-
dern und man muss schauen,
wie ist es am besten für den/die
Mitarbeiter/in und für den/die
Patienten/in.
Die Instrumente wären alle
vorhanden, nur hat jede Pfle-
geperson ihren Pflegeprozess,
ihre Pflegeplanung, die sie
dann über den/die Patienten/in
stülpt.
Das Originalkonzept Primary
Nursing, das aus Amerika
stammt, wird auf dieser Station
nie umsetzbar sein, es fehlt an
der Ausbildung, an den Hilfs-
kräften.
Vor drei Tagen macht es kei-
nen Sinn, dass man Primary
Nursing bei PatientInnen durch-
führt.
Man kann mit der Brechstange
nicht Primary Nursing erzwin-
gen. Es ist Einstellungssache
und der innere Zugang, was
man nicht erzwingen kann.
Bessere Kontrollierbarkeit im
Einzelfall als bei allen Patien-
tInnen.
Die wesentlichen Instrumente,
wie der Pflegeprozess sind
vorhanden, nur stülpen die
Pflegepersonen die Standard-
pflegediagnosen, meist Risi-
kopflegediagnosen den Pati-
entInnen über.
Das Originalkonzept Primary
Nursing stammt aus Amerika
und ist auf dieser Station bzw.
in Österreich nicht eins zu eins
umsetzbar, da andere Voraus-
setzungen gegeben sind.
PatientInnen sollen mind. drei
Tage schon auf der Station
sein, um abschätzen zu kön-
nen, ob die Betreuung durch
eine Primary Nurse notwendig
ist.
Primary Nursing soll auf Frei-
willigkeit beruhen, es ist Ein-
stellungssache jeder Pflege-
person.
bar, jedoch nicht bei der Implementie-
rung auf der gesamten Station.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,
Rolle der Stationsleitung, Belastung.
Die Instrumente zur Pflegediagnostik
sind vorhanden und werden schon
langjährig umgesetzt, es fehlt jedoch
an einem einheitlichen Verständnis
und der individuellen Formulierung
der Pflegediagnosen für die Patien-
tInnen.
Projektteammitglied, das nie Primary
Nurse war, sich jedoch mit der The-
matik sehr auseinandergesetzt hat,
ist der Ansicht, dass Primary Nursing,
so wie es in Amerika entstanden ist,
in Österreich nicht umsetzbar ist, da
andere Voraussetzungen in der Aus-
bildung und Berufspraxis vorhanden
sind.
Ab welchem Zeitpunkt und ob über-
haupt PatientInnen von einer Primary
Nurse betreut werden sollten, wird
auch im Text 1 angesprochen. Kon-
krete Richtlinien erscheinen notwen-
dig.
Wie bereits oben angeführt, muss
Primary Nursing auf Freiwilligkeit
beruhen. Auch hier sind Richtlinien,
wer die Rolle der Primary Nurse und
Associate Nurse übernehmen kann,
notwendig.
275
Projektteammitglied fragt nach
dem/der siebenten Primary
Nursing Patienten/in, ob das
Projekt überhaupt noch läuft.
Text 8: Die Primary Nurses der
beiden letzten PatientInnen
waren beim Reflexionsge-
spräch nicht anwesend. Vom
Projektteam waren insgesamt
vier von elf Pflegepersonen und
die Projektleitung präsent.
Beim End- und Reflexionsge-
spräch nach zehn PatientInnen
wurde der Wunsch geäußert,
Primary Nursing nach Projekt-
ende weiter zu führen, wobei
sich zwei Pflegepersonen da-
gegen ausgesprochen haben,
die nicht mehr mitmachen
möchten und eine Pflegeperson
nur unter der Bedingung, dass
sie nur Associate Nurse sein
möchte, mitmachen würde. Drei
Pflegepersonen möchten zu-
sätzlich mitmachen.
Die Einschulung dieser neuen
KollegInnen soll durch Primary
Nurses erfolgen, indem diese
Pflegepersonen neue KollegIn-
nen zu den PatientInnen mit-
nehmen, die Pflegeplanungen
gemeinsam machen und das
Wesentliche zu Primary
Nursing erklären.
Die geplante Betreuung durch
Fehlendes Interesse oder
Kommunikation im Team bzw.
von der Stationsleitung.
Primary Nurses war nicht an-
wesend. Vier von elf Projekt-
teammitgliedern und die Pro-
jektleitung waren zum letzten
Reflexions- bzw. Endgespräch
anwesend.
Weiterführung von Primary
Nursing nach Projektende.
Zwei Pflegepersonen möchten
nicht mehr mit machen, drei
haben sich neu dazu gemeldet
und eine Pflegeperson möchte
nur die Rolle der Associate
Nurse einnehmen.
KollegInnen werden durch
Pflegepersonen, die die Rolle
der Primary Nurse bereits
übernommen hatten, einge-
schult.
Einem Projektteammitglied mit zwei-
jähriger Berufserfahrung ist, trotz
regelmäßigem Mailkontakt seitens
der Evaluatorin an alle Projektteam-
mitglieder, unklar, ob nach sieben
PatientInnen das Projekt noch immer
durchgeführt wird.
Geringe Teilnahme am letzten Refle-
xion- bzw. Endgespräch durch die
Projektteammitglieder.
Zusammenhang mit der Rolle der
Stationsleitung, Kommunikation und
Motivation.
Wie bereits in Text 6 angesprochen,
wird eine Weiterführung von Primary
Nursing gewünscht, jedoch mit Per-
sonal- und Rollenveränderungen.
Die Einschulung interessierter Kolle-
gInnen erfolgt durch die Primary Nur-
ses und die gemeinsame Übernahme
der PatientInnen.
276
die Primary Nurse soll sich
wiederum über ein Monat er-
strecken, mit der Option, diese
Zeitspanne auch zu verlängern.
Die Rahmenbedingungen müs-
sen noch konkretisiert werden,
weil Pflegepersonen z.B. in
diesem Monat keine Aufnahme
übernehmen können und ein
Monat auch sehr lange sein
kann, wenn man immer
beim/bei der gleichen Patien-
ten/in ist.
Überlegungen müssen getrof-
fen werden, wenn eine Primary
Nurse länger als eine Woche
krank ist, ob dann eine andere
Pflegeperson die Rolle der
Primary Nurse übernimmt oder
dass nach einem Monat eine
andere Primary Nurse den/die
Patienten/in übernimmt, weil es
schlecht ist, Primary Nursing
abzubrechen, nur weil die Zeit
vorüber ist, der/die Patient/in
aber noch auf der Intensivstati-
on bleibt. Es soll die Entschei-
dung an der Primary Nurse
liegen, ob sie nach einem Mo-
nat weiterhin die Rolle beibe-
halten möchte oder nicht.
Schulungen zum Thema Pfle-
geprozess haben schon mehr-
mals stattgefunden, zuletzt
wurde eine interne Schulung
von zwei KollegInnen der Stati-
on abgehalten, wo sich die
Der Betreuungszeitraum einer
Primary Nurse soll sich weiter-
hin über ein Monat erstrecken,
jedoch mit der möglichen Ver-
längerung dieser Zeitspanne.
Vorgabe konkreter Rahmen-
bedingungen, da bei der Be-
treuung eines/einer Patien-
ten/in über ein Monat gewisse
Tätigkeiten, wie z.B. die Pati-
entInnenaufnahme nicht
durchgeführt werden können.
Konkrete Richtlinien werden
einerseits benötigt bei Vertre-
tungsfunktion bzw. Rollen-
übernahme bei längerem
Krankenstand/Abwesenheit
der Primary Nurse. Anderer-
seits bei Weiterführung nach
einem Monat, wenn PatientIn-
nen eine längere Aufenthalts-
dauer auf der Station haben.
Mehrmalige Schulungen zum
Pflegeprozess haben bereits
stattgefunden, es fehlt teilwei-
se jedoch am Interesse der
Umsetzung bzw. am einheitli-
chen Verständnis.
Der Betreuungszeitraum soll weiter-
hin über ein Monat bzw. optional län-
ger sein.
Konkrete Rahmenbedingungen wer-
den gewünscht, da bei einem Betreu-
ungszeitraum eines/einer Patienten/in
von einem Monat gewissen Tätigkei-
ten nicht durchgeführt werden können
und dies von den meisten Pflegeper-
sonen negativ bewertet wird.
Richtlinien werden eingefordert zur
Vertretungs- und Übernahmefunktion
der Rolle der Primary Nurse bzw. bei
längerer Liegedauer der PatientInnen
als ein Monat.
Fehlendes einheitliches Verständnis,
Wissen und Interesse an der Umset-
zung des Pflegeprozesses trotz
mehrmaliger Schulungen, was eben-
falls in Text 2 und 7 thematisiert wur-
de.
277
freiwillige Teilnahme sehr in
Grenzen gehalten hat und die
Bereitschaft nicht vorhanden
war.
Es wurde von der Stationslei-
tung versucht, täglich eine
Pflegevisite durchzuführen, bis
auf einem/eine Patienten/in, wo
sie krank war, um auch Unklar-
heiten bei der Pflegeplanung
gemeinsam mit der Primary
Nurse besprechen zu können.
Markierung mit „PN“ an der
PatientInnentafel soll weiterhin
bestehen bleiben und zusätz-
lich werden E-Mails an alle
Teammitglieder verschickt zur
Information welche Primary
Nurse zu welchem/welcher
Patienten/in zugeteilt ist. Am
Wochenpräsenzplan wird eben-
falls vermerkt, wer Primary
Nurse und wer zu welchem
Zeitpunkt die Associate Nurse
ist, was auch die Zusammenar-
beit mit den ÄrztInnen und
PhysiotherapeutInnen erleich-
tert.
Primary Nurses, die fünf Kurz-
dienste pro Woche haben, wä-
ren dann auch finanziell
schlechter gestellt, obwohl sie
mehr an Verantwortung über-
nehmen.
Um bei Unklarheiten bei der
Pflegeplanung behilflich zu
sein, wurde von der Stations-
leitung versucht, täglich eine
Pflegevisite abzuhalten, was
außer im Krankenstand meist
durchgeführt wurde.
Zur Informationsweitergabe,
wer bei welchem/welcher Pati-
enten/in Primary Nurse ist, und
zur Erleichterung der Zusam-
menarbeit, erfolgt einerseits
die Markierung an der Patien-
tInnentafel mit „PN“ und ande-
reseits werden E-Mails an alle
Teammitglieder verschickt und
es erfolgt der Eintrag am Wo-
chenpräsenzplan.
Finanzielle Verschlechterung,
wenn Primary Nurse nur Tag-
dienste macht und diese nur
unter der Woche, obwohl sie
mehr Verantwortung über-
nimmt. Ressourcen zum Aus-
gleich dieser finanziellen Ver-
schlechterungen werden hin-
terfragt.
Pflegevisiten sollen Primary Nurses
bei der Pflegeplanung unterstützen
und wurden meist von der Stationslei-
tung abgehalten.
Drei Möglichkeiten werden angeführt
zur Informationsweitergabe, wer bei
welchem/welcher Patienten/in Prima-
ry Nurse sein wird.
Finanzielle Verschlechterung und
mögliche Ressourcen werden von
einer älteren Pflegeperson angespro-
chen.
278
Thema 11: „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 11: Zusammenarbeit
mit ÄrztInnen
Text 1: Wenn bei der Visite
gefragt wird, ob der/die Pati-
ent/in Schmerzen hat und
Schmerzmittel benötigt, und die
Pflegeperson sagt, sie kennt
den/die Patienten/in nicht, dann
stört das die ÄrztInnen sehr, es
würde den Anschein haben,
dass man jemanden von der
Straße holt, der den/die Patien-
ten/in zwölf Stunden betreut
und dann wieder geht.
In manchen Dingen sind Ärz-
tInnen nicht sehr involviert, es
werden Telefonate von der
Primary Nurse mit dem/der
Diätologen/in geführt, damit
der/die Patient/in auch ein Es-
sen erhält, worüber er/sie sich
auch sehr gefreut hat. Bei der
Bitte um Koständerung an Ärz-
tIn am Wochenende, wurde
diese mit einem „das kann man
nicht, dann bekommt er/sie halt
nichts zu essen“ abgetan und
da würde einem der/die Pati-
ent/in schon Leidtun und die
Frustration ist größer, weil man
dem/der Patienten/in auch bes-
ser kennt.
Über eine Woche werden An-
liegen vorgebracht, die aber
ärztlicherseits nicht durchge-
führt werden, danach über-
Fehlendes Wissen der Pflege-
personen über die PatientIn-
nen finden die ÄrztInnen stö-
rend und unprofessionell.
ÄrztInnen bringen sich in man-
chen Dingen für den/die Pati-
enten/in nicht sehr ein, Telefo-
nate werden dann von der
Primary Nurse übernommen.
Frustration durch fehlendes
Einfühlungsvermögen der
ÄrztInnen den PatientInnen
gegenüber, wenn sie dann halt
am Wochenende nichts zu
essen bekommen.
Anliegen von der Primary Nur-
se werden eine Woche lang
von den ÄrztInnen ignoriert bis
dann durch Wechsel des
Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-
fahrung auf dieser Station bewertet
die Arbeit und das Wissen über die
PatientInnen der Pflegepersonen.
Zusammenhang mit Pflegekontinuität,
Verantwortung, Motivation, Kommu-
nikation, Pflegeverständnis
Primary Nurse übernimmt ärztliche
Tätigkeit in Form eines Telefonates,
um für den/die Patienten/in Wohlbe-
finden und Freude zu ermöglichen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Durchsetzungsvermögen der Primary
Nurse, Belastung.
Primary Nurse hat das Gefühl, nicht
ernst genommen zu werden, wenn
Vorschläge für den/die Patienten/in
ignoriert werden und nach einer Wo-
279
nimmt ein/eine anderer/andere
Arzt/Ärztin den Hauptdienst,
der/die dann von sich aus die-
sen Vorschlag macht, dann hat
man als Pflegeperson das Ge-
fühl, es bringt nichts, wenn man
den Mund aufmacht.
Für Fallbesprechungen benöti-
gen die ÄrztInnen eine gewisse
Vorbereitungszeit, dass sie sich
genauer über den/die Patien-
ten/in informieren.
Anregung, ob ÄrztInnen sich
auch die Zuständigkeit der
PatientInnen aufteilen könnten.
Text 2: Die Zusammenarbeit
mit den ÄrztInnen funktioniert
sehr gut.
Text 3: Gespräch über Trache-
otomie des/der Patienten/in mit
Primary Nurse ist positiv verlau-
fen, sodass der/die Patient/in
bald tracheotomiert wurde.
Text 5: Es muss immer wieder
von der Primary Nurse gesagt
werden, dieser/diese Patient/in
braucht z.B. die Physiotherapie.
Hauptdienstes selbst diese
Idee eingebracht wird.
Fallbesprechungen bedürfen
einer Vorbereitungszeit seitens
der ÄrztInnen.
Primary Nursing Konzept
scheint auch für die Umset-
zung im ÄrztInnenteam inte-
ressant.
Sehr gute Zusammenarbeit mit
den ÄrztInnen.
Rasche Umsetzung ärztlicher-
seits von Anliegen der Primary
Nurse.
ÄrztInnen müssen immer auf-
merksam gemacht werden,
was der/die Patient/in benötigt.
che von einem/einer anderen
Arzt/Ärztin dann selbst vorgeschlagen
und durchgeführt werden.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Rolle der Primary Nurse, Durchset-
zungsvermögen, Belastung, Motivati-
on.
Fallbesprechungen über PatientInnen
werden seitens der Pflegepersonen,
bes. für neue MitarbeiterInnen positiv
gesehen. ÄrztInnen benötigen aus-
reichende Vorbereitungszeit, um sich
in die Krankengeschichte einlesen zu
können.
Zusammenhang mit Kommunikation
und Organisation.
Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-
fahrung auf dieser Station findet das
System Primary Nursing interessant
und überlegt die Umsetzung auch im
ÄrztInnenteam.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung erlebt die Zusammen-
arbeit sehr gut.
Anliegen der Primary Nurse, die lang-
jährig Berufserfahrung hat und sich
durchsetzen kann, wurde rasch um-
gesetzt.
Primary Nurse mit zweijähriger Be-
rufserfahrung macht ÄrztInnen auf-
merksam, was Patient/in benötigt.
280
Text 6: Es hat keine Unter-
schiede gegeben bei der Zu-
sammenarbeit mit den ÄrztIn-
nen.
Text 7: Die Strukturierung von
Primary Nursing wird von den
ÄrztInnen positiv gesehen und
es gibt Überlegungen von ei-
nem/einer stationsleitenden
Oberarzt/Oberärztin diese
Struktur auch bei den ÄrztInnen
einzuführen.
Primary Nursing wurde bei
diesem/dieser Patienten/in
nicht bemerkt. Davor wurde es
bei manchen PatientInnen
wahrgenommen, da es auch
extra gesagt wurde.
Das Wissen der Primary Nurse
wird sehr geschätzt.
Zuweisung der TherapeutInnen
geht oft nicht konform mit den
Aussagen der KollegInnen.
Keine optimale Zusammenar-
beit zwischen den ÄrztInnen,
da es oft unterschiedliche The-
rapieanweisungen gegeben
Keine Unterschiede in der
Zusammenarbeit mit den Ärz-
tInnen.
Weiterhin bestehende Interes-
se der ÄrztInnen, dieses Sys-
tem auch im ÄrztInnenteam
umzusetzen.
Primary Nursing wurde bei
diesem/dieser Patienten/in von
den ÄrztInnen nicht wahrge-
nommen.
Das Wissen der Primary Nur-
ses wird von den ÄrztInnen
sehr geschätzt.
Zuweisung für TherapeutInnen
gehen oft nicht konform mit
den Aussagen der KollegInnen
im ÄrztInnenteam.
Durch unterschiedliche Thera-
pieanweisungen der ÄrztInnen
besonders am Wochenende
hat sich die Zusammenarbeit
Primary Nurse mit zweijähriger Be-
rufserfahrung hat keinen Unterschied
in der Zusammenarbeit mit den Ärz-
tInnen erkannt.
Die Umsetzung der Struktur von Pri-
mary Nursing wird nach wie vor, wur-
de im Text 1 schon angeführt, positi-
ve und praktikabel für das ÄrztInnen-
team gesehen.
Die Primary Nurse als solche wurde
von den ÄrztInnen nicht wahrge-
nommen, sie ist eine Pflegeperson
mit zweijähriger Berufserfahrung und
hat die Rolle nicht explizit angespro-
chen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Rolle der Primary Nurse.
Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-
fahrung auf dieser Station schätzt das
Wissen über die PatientInnen sehr.
Pflegeperson mit zweijähriger Be-
rufserfahrung bemerkt, dass die ärzt-
lichen Zuweisungen für Physiothera-
pie mit den Aussagen der Therapeu-
tInnen nicht immer konform gehen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Dokumentation.
Pflegepersonen kritisieren die unter-
schiedlichen Therapieanweisungen
von ÄrztInnen, besonders am Wo-
chenende, wo es scheinbar keine
281
hat, besonders am Wochenen-
de, wo es scheinbar intern kei-
ne Absprachen in Bezug auf
die Zielvorgabe für den/die
Patienten/in gegeben hat. Es
sollten bei diesen PatientInnen
Langzeitziele formuliert werden,
auch zur Orientierung für
diensthabende ÄrztInnen am
Wochenende.
Text 8: ÄrztInnen bringen der
Primary Nurse mehr Vertrauen
entgegen und Wünsche medi-
zinischerseits für den/die Pati-
enten/in werden schneller erle-
digt.
Primary Nursing wird von den
ÄrztInnen aus Sicht der Pflege-
person positiv empfunden.
Sehr positiv wird von den Ärz-
tInnen das umfassende Wissen
von den Pflege-personen ge-
sehen.
nicht optimal gestaltet. Es
fehlen Absprachen in Bezug
auf Zielvorgaben für die Pati-
entInnen zur Orientierung für
ÄrztInnen am Wochenende.
Mehr Vertrauen von den Ärz-
tInnen den Primary Nurses
gegenüber, Wünsche werden
schneller erledigt.
ÄrztInnen finden Primary
Nursing positiv und schätzen
das Wissen der Primary Nur-
ses über den/die Patienten/in
sehr.
Zielvorgaben zur Orientierung für
diensthabende ÄrztInnen gibt.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Pflegekontinuität, Durchsetzungs-
vermögen, Berufserfahrung der Pri-
mary Nurses.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung gibt an, dass ÄrztInnen den
Primary Nurses mehr Vertrauen ent-
gegenbringen, wodurch auch Vor-
schläge bzw. Wünsch für den/die
Patienten/in rascher erledigt werden.
Zusammenhang mit Pflegekontinuität,
Kommunikation und Verantwortung.
Auch aus Sicht der Pflegepersonen
schätzen sie die Einstellung der Ärz-
tInnen zu Primary Nursing und das
umfangreiche Wissen der Primary
Nurses über die PatientInnen als sehr
positiv ein, wie auch im Text 7 von
ärztlicher Seite bereits beschrieben
wurde.
282
Thema 12: „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 12: Zusammenarbeit
mit TherapeutInnen
Text 1: Weitergekommen sind
die Pflegepersonen anfänglich
mit den PhysiotherapeutInnen,
sie haben sich sehr bemüht.
Der ausgehängte Zeitplan war
sehr hilfreich, damit man sieht,
wann sie zum/zur Patienten/in
kommen. Der Zeitplan ist oft
abgestimmt mit dem Mittages-
sen oder der Besuchszeit. Sie
bringen Ideen ein und fragen,
wie sie helfen können. Meis-
tens ist der/die gleiche Physio-
therapeut/in beim/bei der Pati-
enten/in.
Text 2: Die Zusammenarbeit
funktioniert gut, die Primary
Nurse weiß, wer zum/zur Pati-
enten/in kommt, es kann der
Tagesablauf dadurch besser
geplant werden.
Text 3: PhysiotherapeutInnen
waren nicht sehr häufig
beim/bei der Patienten/in und
sie haben sich abgewechselt.
Nach Aussage eines/einer
Physiotherapeutens/in macht
es keinen Unterschied, ob es
sich um einen/eine Primary
Nursing Patienten/in handelt
oder nicht. Wenn genügend
PhysiotherapeutInnen da sind,
versucht man auch eine Konti-
PhysiotherapeutInnen haben
sich sehr bemüht und Ideen
eingebracht, Erfolge konnten
beim/bei der Patienten/in er-
zielt werden. Der ausgehängte
Zeitplan ist sehr hilfreich bei
der Planung der Pflege. Eine
Kontinuität der Physiothera-
peutInnen wurde meist einge-
halten.
Gute Zusammenarbeit mit
PhysiotherapeutInnen, Primary
Nurse weiß, wer zum/zur Pati-
enten/in kommt und der Ta-
gesablauf kann besser geplant
werden.
PhysiotherapeutInnen waren
nicht oft beim/bei der Patien-
ten/in und ein Wechsel der
Personen hat stattgefunden.
Physiotherapeut/in erkennt
keinen Unterschied in der Be-
treuung der PatientInnen.
Wenn genügend Physiothera-
peutInnen im Dienst sind, wird
versucht, eine Kontinuität auf-
recht zu erhalten.
Die Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung hat gemeinsam mit
innovativem/r Physiotherapeuten/in,
der/die immer zum/zur Patienten/in
gekommen ist, Erfolge erzielt. Der
Zeitplan wurde mit der Pflege abge-
stimmt.
Zusammenhang mit Kommunikation
und Organisation.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung bewertet die Zusam-
menarbeit als sehr gut, sie weiß wer
wann zum/zur Patienten/in kommt,
um die Pflege danach abstimmen zu
können.
Fehlende Kontinuität sporadischer
Einsatz der PhysiotherapeutInnen
beim/bei der Patienten/in.
Es wird kein Unterschied in der Be-
treuung der PatientInnen von ei-
nem/einer Physiotherapeut/in mit
langjähriger Erfahrung angegeben.
Eine Kontinuität wird gewährleistet,
wenn genügend PhysiotherapeutIn-
nen im Dienst sind, was in diesem
Fall scheinbar nicht möglich war, wie
283
nuität in der Betreuung aufrecht
zu erhalten.
Das Eintragen am Terminplan
von den TherapeutInnen wurde
in letzter Zeit vernachlässigt
und sollte wieder kontinuierlich
durchgeführt werden, dass
auch andere TherapeutInnen
wissen, wer wann beim/bei der
Patienten/in ist.
Das Hauptproblem scheint bei
der Logopädie zu sein, da
der/die Patient/in für Übungen
sitzen sollte und das vorher mit
den Physio-therapeutInnen
geplant werden soll.
Absprachen mit Physiothera-
peuten/in für den nächsten Tag
haben stattgefunden und sind
auch eingehalten worden.
Text 4: Es macht keinen Unter-
schied, ob Primary Nursing
Patient/in oder nicht, wenn wir
eine tägliche Zuweisung für
den/die Patienten/in bekom-
men. Oft ist nicht erkennbar,
wer der/die Primary Nursing
Patient/in ist, oder man erfährt
es per Zufall durch ein Ge-
spräch.
Es besteht der Wunsch, eine
Markierung an der PatientIn-
nentafel anzubringen.
Termineintragungen am Plan
für TherapeutInnen wurden
vernachlässigt, werden aber
als praktisch von den Physio-
thera-peutInnen erachtet.
Planung soll indiv. mit den
TherapeutInnen abgestimmt
sein.
Absprachen mit Physiothera-
peuten/in für den nächsten
Tag haben stattgefunden und
wurden eingehalten.
Keine Unterschiede bei der
Betreuung von PatientInnen
seitens der Physiothera-
peutInnen – wird mehrmals
erwähnt. Oft ist für Physiothe-
rapeutInnen auch nicht er-
kennbar, wer der/die Primary
Nursing Patient/in ist.
Der Wunsch wird geäußert,
dass eine Markierung an der
PatientInnentafel angebracht
werden soll, wer der/die Pri-
oben angeführt.
Trotz positivem Feedback werden
Eintragungen am Terminplan von
TherapeutInnen vernachlässigt.
Individuelle Planung und Absprachen
mit TherapeutInnen sind für manche
PatientInnen notwendig, besonders
wenn Logopädie angeordnet ist.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung hat sich am Vortag mit
Physiotherapeuten/in abgesprochen
und die Umsetzung fand nächsten
Tag statt.
Physiotherapeut/in erkennt keine
Unterschiede in der Betreuung der
PatientInnen, wie in Text 3 ebenfalls
angesprochen. Unklarheit wird ange-
geben bei der Identifizierung von
Primary Nursing PatientInnen.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Organisation, Kontinuität, Verantwor-
tung.
Vorschlag von Physiotherapeut/in
eine Markierung an der PatientInnen-
tafel anzubringen, damit jeder weiß,
welche Primary Nurse bei wel-
284
Die Kommunikation und die
Planung verlaufen sehr gut,
besser als bei anderen Patien-
tInnen.
Anhand des Therapieplans aller
TherapeutInnen besteht eine
bessere Übersicht und man
kann die eigene Arbeit auch
besser planen.
Bei PatientInnen mit einem
schlechten Zustand ist es
schon schwierig einen Ge-
samteindruck zu bekommen
oder etwas zu planen, auch für
die Physiotherapie.
Text 5: Seitens der Physiothe-
rapie wird auch versucht eine
Kontinuität in der Betreuung
aufrecht zu erhalten.
Die Kommunikation zwischen
Pflegepersonen, ÄrztInnen und
TherapeutInnen funktioniert gut
und Pläne werden eingehalten.
Die Eintragung am Therapie-
plan wird durchgeführt und
beim/bei der Primary Nursing
Patienten/in genauer ausgefüllt.
Die Fortschritte waren beim/bei
der Patienten/in gut erkennbar.
Sollte der/die geplante Physio-
therapeut/in frei haben, finden
interne Übergaben statt. Physi-
mary Nursing Patient/in ist.
Kommunikation und die Pla-
nung verlaufen besser als bei
anderen PatientInnen.
Bessere Übersicht durch den
Plan der TherapeutInnen,
dadurch bessere Pflegepla-
nung möglich.
PatientInnen mit schlechtem
Zustand ist es schwierig einen
Gesamteindruck zu bekom-
men und etwas zu planen,
auch für die Physiotherapeu-
tInnen.
PhysiotherapeutInnen versu-
chen eine Kontinuität aufrecht
zu erhalten und es besteht
eine gute Gesprächsbasis
zwischen Primary Nurse, Ärz-
tInnen und PhysiotherapeutIn-
nen, Pläne werden eingehal-
ten.
Genauere Eintragung am The-
rapieplan der TherapeutInnen
beim/bei der Primary Nursing
Patienten/in.
Erkennbare Fortschritte
beim/bei der Patienten/in.
Interne Absprachen und Über-
gaben erfolgen zw. den Physi-
otherapeutInnen, wenn Physi-
chem/welcher Patienten/in eingeteilt
ist.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung und Physiotherapeut/in
sind der Ansicht, dass die Kommuni-
kation und die Planung besser erfol-
gen, als bei anderen PatientInnen.
Korrekt ausgefüllter Terminplan er-
leichtert die Tätigkeiten aller Berufs-
gruppen.
Die Planung der Tätigkeiten aller
Berufsgruppen erscheint bei Patien-
tInnen mit infauster Prognose schwie-
rig.
Physiotherapeut/in versucht eine
Kontinuität aufrecht zu erhalten, wie
im Text 1 und 3 beschrieben. Es ist
eine gut Gesprächsbasis zwischen
den einzelnen Berufsgruppen vor-
handen und die Pläne werden einge-
halten.
Die Eintragung am Therapieplan der
Primary Nursing PatientInnen erfolgt
nach Angaben des/der Physiothera-
peuten/in gewissenhafter und Fort-
schritte beim/bei der Patienten/in sind
klar erkennbar.
Übergaben und Absprachen zwi-
schen den PhysiotherapeutInnen, um
auf gleichen Wissenstand über Pati-
285
otherapeutInnen finden es gut,
dass die Primary Nurse über
den Verlauf des/der Patien-
ten/in Bescheid weiß und was
von therapeutischer Seite bei
ihm/ihr alles gemacht wurde,
was bei einem oftmaligen
Wechsel der Pflegepersonen
nicht möglich ist.
Wenn immer der/die gleiche
Physiotherapeut/in zum/zur
Patienten/in kommt, besteht
schon ein gewisses Vertrau-
ensverhältnis und der/die Pati-
ent/in weiß für den nächsten
Tag kommt wieder der oder die
um diese Zeit und es werden
Ziele mit dem/der Patienten/in
besprochen, sodass sich
der/die Patient/in darauf einstel-
len kann und weniger ängstlich
oder sogar motivierter ist.
An Dialysetagen musste immer
eine konkrete Absprache statt-
finden, ansonsten wäre der/die
Patient/in nur durchbewegt
worden.
Es werden die Primary Nursing
PatientInnen von der Physio-
therapie nicht besser betreut,
es werden alle PatientInnen
von der Therapie her gleich
betreut.
Man merkt, wenn es sich um
keinen/keine Primary Nursing
Patienten/in handelt und ver-
schiedene Pflegepersonen
otherapeutIn frei hat, der/die
den/die Patienten/in betreut
hat.
Positiv wird gesehen, dass die
Primary Nurse über den Pati-
entInnenverlauf Bescheid
weiß, was von therapeutischer
Seite gemacht wurde.
Aufbau eines Vertrauensver-
hältnisses zw. PatientInnen
und TherapeutInnen. Ziele und
Pläne werden gemeinsam
besprochen, dadurch haben
PatientInnen auch weniger
Angst und sind motivierter.
Konkrete Absprachen sind in
bestimmten Fällen notwendig
z.B. an Dialysetagen.
Keine Unterschiede bei der
Betreuung der PatientInnen
seitens der Physiotherapeu-
tInnen.
Eine fehlende Pflegekontinui-
tät seitens der Pflegepersonen
wird durch eine mangelhaften
Übergabe in Bezug auf die
entInnen zu sein. Positives Feedback
über umfangreiches Wissen der Pri-
mary Nurses.
Bestehendes Vertrauensverhältnis
und Angstreduktion durch Kontinuität
der PhysiotherapeutInnen, die auch
Pläne mit den PatientInnen bespre-
chen.
Zusammenhang mit Benefit für
den/die Patienten/in
Konkrete Absprachen müssen zwi-
schen Primary Nurse und den Phy-
siotherapeutInnen erfolgen, wenn es
sich z.B. um die Dialysetage handelt.
Wie bereits in Text 3 und 4 angeführt
gibt es keine Unterschiede bei der
Betreuung seitens der Physiothera-
peutInnen.
Physiotherapeut/in erkennt an der
Kontinuität und des Wissens der
Pflegeperson, ob der/die Patient/in
von einer Primary Nurse betreut wird
286
betreuen, magelt es an einer
genauen Übergabe, z.B. ob mit
der Mobilisation schon begon-
nen wurde, was alles schon
gemacht wurde usw., manche
KollegInnen legen einen Wert
auf eine gute Übergabe, man-
che halt nicht.
Es wird von den Physiothera-
peutInnen dokumentiert, was
gemacht wird, wo Pflegeperso-
nen auch nachlesen und sich
informieren können.
Die Zuweisung der ÄrztInnen
für Physiotherapie soll seitens
der TherapeutInnen mehr for-
ciert werden, um eine Kontinui-
tät zu gewährleisten.
Es gibt je nach Dienstpräsenz
zwischen fünf bis acht Physio-
therapeutInnen für sieben In-
tensivstationen und es kann
sein, dass der/die Primary
Nursing Patient/in für diesen
Tag nicht geplant ist, dann
sollte man sich mit der Primary
Nurse absprechen, was seitens
der Pflege machbar ist.
Durch die Überbelastung der
Pflegepersonen haben Physio-
therapeutInnen oft das Gefühl,
dass, wenn sie bei den Patien-
tInnen etwas machen, die Pfle-
geperson im Zimmer nichts
mehr zu tun hat.
Mobilität des/der Patienten/in
wahr-genommen.
Dokumentation erfolgt auch
von den PhysiotherapeutIn-
nen, Pflegepersonen können
hier nachlesen und sich infor-
mieren.
PhysiotherapeutInnen sollen
die Zuweisung zur Physiothe-
rapie von den ÄrztInnen forcie-
ren, um eine Kontinuität zu
gewährleisten.
Fünf bis acht Physiotherapeu-
tInnen sind für sieben Inten-
sivstationen zuständig, wobei
Absprachen erfolgen müssen,
wenn keine PhysiotherapeutIn
zum/zur Patienten/in kommt,
was die Pflegeperson mit
dem/der Patienten/in üben
kann.
Wenn Pflegepersonen viel zu
tun haben, haben Physiothe-
rapeutInnen oft das Gefühl,
dass bei ihrer Anwesenheit,
die Pflege-person dann nicht
mehr im Zimmer sein muss.
oder nicht.
Mit Hilfe der Dokumentation der Phy-
siotherapeutInnen können sich Pfle-
gepersonen über den Mobilitätsstatus
der PatientInnen informieren.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Dokumentation, Motivation, Interesse.
Zur Gewährleistung der Kontinuität
der Physiotherapie müssen Abspra-
chen mit ÄrztInnen und regelmäßige
Zuweisungen forciert werden.
Eine gewisse Anzahl an Physiothera-
peutInnen steht für bestimmte Inten-
sivstationen zur Verfügung, so dass
nicht immer für PatientInnen Physio-
therapeutInnen zugeteilt werden kön-
nen. Pflegepersonen könnten dann in
Absprache Übungen mit dem/der
Patienten/in übernehmen.
Manche überlastete Pflegepersonen
verlassen bei Anwesenheit der Phy-
siotherapeutInnen das PatientInnen-
zimmer, ohne diese evtl. zu unter-
stützen.
287
Text 6: PhysiotherapeutInnen
waren bei beiden PatientInnen
nicht im Einsatz.
Text 7: Die Zusammenarbeit
mit den PhysiotherapeutInnen
hat immer sehr gut funktioniert.
Beim Gespräch mit der Stati-
onsleitung wurde auch von
Seiten der Physiothera-
peutInnen geäußert, dass die
Zusammenarbeit mit den Pri-
mary Nurses und Associate
Nurses sehr angenehm ist, weil
sie einen/eine Ansprechpart-
ner/in haben, der/die sie über
Fortschritte informieren kann.
Beim/bei der sechsten und
siebenten Patienten/in waren
keine Physiothera-peutInnen
im Einsatz.
Sehr gute Zusammenarbeit mit
PhysiotherapeutInnen.
Sehr angenehmes Zusam-
menarbeiten mit den Primary
Nurses und Associate Nurses
wurde von den Physiothera-
peutInnen der Stationsleitung
kommuniziert, da sie ei-
nen/eine fixen/fixe Ansprech-
partner/in haben, der/die sie
über Fortschritte informiert.
Bei zwei PatientInnen mit einer Pro-
jektdauer von 14 und 6 Tagen, waren
keine PhysiotherapeutInnen einge-
teilt.
Pflegeperson mit zweijähriger Be-
rufserfahrung beschreibt eine sehr
gute Zusammenarbeit mit den Physi-
otherapeutInnen.
Die Zusammenarbeit zwischen Phy-
siotherapeutInnen, Primary Nurses
und Associate Nurses wird aufgrund
der fixen Ansprechperson an die Sta-
tionsleitung positiv kommuniziert.
Thema 13: „Zufriedenheit mit der Arbeit“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 13: Zufriedenheit mit
der Arbeit
Text 1: Wenn beim/bei der
Patienten/in einiges erreicht
wurde und Versprechen
dem/der Patienten/in gegen-
über eingehalten werden kön-
nen, ist es für die Primary Nur-
se sehr befriedigend und für
alle Beteiligten positiv.
Text 3: Als es dem/der Patien-
ten/in besser gegangen ist,
wurde er/sie sehr rasch nach
Wels transferiert, sodass wir
die Erfolge letztendlich nicht
Erfolge beim/bei der Patien-
ten/in und eingehaltene Ver-
sprechen von der Primary
Nurse dem/der Patienten/in
gegenüber, sind sehr befriedi-
gend und für alle Beteiligten
positiv.
Durch rasche Transferierung
nach Zustands-verbesserung
des/der Patienten/in, konnten
die Erfolge nicht miterlebt wer-
den, was schade gefunden
Erfolge des/der Patienten/in und
durchgeführte Pläne werden sehr
positiv von der Primary Nurse mit
langjähriger Berufserfahrung bewer-
tet.
Erfolge des/der Patienten/in möchten
von der Primary Nurse miterlebt wer-
den. Es stellt sich die Frage, ob es
durch Primary Nursing zur Reduktion
der Liegedauer der PatientInnen
288
miterleben können.
Text 4: Unzufriedenheit, weil
sich beim/bei der Patienten/in
kaum Fortschritte zeigen und
die Primary Nurse den/die Pati-
enten/in mobilisieren möchte.
Zufriedenheit über das Wissen
über den/die Patienten/in.
Text 8: Wenn der/die Patient/in
Fortschritte macht, möchte man
dann auch als Primary Nurse
weiterhin die Verantwortung
übernehmen und die Lorbeeren
dafür kassieren.
PatientInnenprobleme werden
auch fotodokumentarisch fest-
gehalten, um bei ÄrztInnen
besser argumentieren zu kön-
nen, um dann bei entsprechen-
den Maßnahmen auch die Er-
folge aufzeigen zu können.
wurde.
Unzufriedenheit bei erfolgloser
Pflege
Zufriedenheit über umfangrei-
ches Wissen über den/die
Patienten/in.
Bei Fortschritten des/der Pati-
enten/in ist der Wunsch wei-
terhin als Primary Nurse die
Verantwortung zu übernehmen
vorhanden und man möchte
dafür auch ein Lob erhalten.
Fotodokumentation zur besse-
ren Argumentation den ÄrztIn-
nen gegenüber und um Ver-
änderungen auch aufzeigen zu
können.
kommt?
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung äußert Unzufriedenheit,
wenn sich beim/bei der Patienten/in
keine Erfolge/Fortschritte zeigen.
Sehr zufrieden ist sie über das um-
fangreiche Wissen über den/die Pati-
enten/in.
Wie in Text 4 bereits erwähnt, werden
Fortschritte der PatientInnen sehr
positiv erlebt und es fällt leichter die
Verantwortung weiterhin zu über-
nehmen. Für Erfolge wird auch Lob
gewünscht.
Fotodokumentation von Pflegeprob-
lemen der PatientInnen soll einerseits
zur Argumentationshilfe dienen, an-
dererseits können positive, aber auch
negative Veränderungen aufgezeigt
werden.
Thema 14: „Verantwortung“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftretens
Thema 14:
Verantwortung
Text 1: Es besteht großes Ver-
antwortungsbewusst-sein,
wenn etwas von der Primary
Nurse in der Pflegeplanung
vorgeschrieben werden muss,
weil sie dann auch dafür gera-
de stehen muss. Ansonsten
machen das Pflegepersonen
für PatientInnen für zwei oder
drei Tage und die nächste Pfle-
geperson kommt, die dann
Verantwortung für geplante
Pflege, Primary Nurse muss
dafür gerade stehen.
Im herkömmlichen System
übernehmen Pflegepersonen
die Verantwortung nur für die
Zeit, solange sie den/die Pati-
enten/in betreuen, danach wird
sie von einer anderen Pflege-
person übernommen.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung empfindet großes Ver-
antwortungsbewusstsein bei der Er-
stellung der Pflegeplanung, die sich
insofern verändert hat, dass sie jetzt
für den gesamten Zeitraum verant-
wortlich ist und nicht nur für zwei bis
drei Tage, wenn sie den/die Patien-
ten/in betreut und danach übernimmt
eine andere Pflegeperson diese Ver-
antwortung.
289
vielleicht Änderungen durch-
führt. Im Endeffekt sind die
Arbeit und die Verantwortung
bei Dienstende vorüber.
In der Qualität der Planung und
Pflege gibt es auch Unterschie-
de, wenn zu oft ein Wechsel
der Pflegepersonen stattfindet.
Es besteht oft Angst, die Ver-
antwortung zu übernehmen und
dafür gerade zu stehen.
Text 2: Als Primary Nurse geht
man dem nach, ob der/die Pa-
tient/in das auch erhalten hat,
was geplant oder vorgeschrie-
ben war oder hinterfragt, wa-
rum er/sie es nicht erhalten hat.
Der Großteil des Teams ist für
die Übernahme der Verantwor-
tung und dass sie dafür gerade
stehen müssen, was sie plane,
noch nicht bereit.
Für die Standardpflegediagno-
sen, die bei allen PatientInnen
angelegt werden, müssen die
Pflegepersonen auch die Ver-
antwortung übernehmen, auch
wenn es jetzt nur während der
Dienstzeit ist, wenn man
Unterschiede werden in der
Planungs- und Pflegequalität
durch oftmaligen Wechsel der
Pflegepersonen wahrgenom-
men.
Angst vor der Verantwortung
Einhalten der geplanten Pfle-
gemaßnahmen muss von der
Primary Nurse kontrolliert und
hinterfragt werden.
Fehlende Bereitschaft für die
Übernahme der Verantwortung
von vielen Pflege-personen.
Verantwortung muss immer
von Pflegepersonen über-
nommen werden, wenn auch
nur im kleinen Rahmen.
Ein/Eine Arzt/Ärztin hinterfragt die
Veränderung der Qualität in der Pla-
nung und Pflege bei Primary Nursing
durch die Kontinuität und im Gegen-
satz bei oftmaligem Wechsel der
Pflegepersonen. Diese Veränderung
im positiven Sinn wurde von einer
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung bestätigt, mit der Begrün-
dung, dass die Primary Nurses Angst
hätten, wenn sie etwas falsch planen
würden.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung kontrolliert und hinter-
fragt die Durchführung der geplanten
Maßnahmen.
Zusammenhang mit Berufserfahrung,
Motivation und Durchsetzungsvermö-
gen.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung ist der Ansicht, dass viele
Pflegepersonen noch nicht bereit
wären, diese Verantwortung zu über-
nehmen. Die wird auch von der Pri-
mary Nurse bestätigt.
Pflegepersonen erkennen eine gene-
relle Übernahme der Verantwortung
bei der Pflegediagnostik. Bei Primary
Nursing ist der Zeitrahmen größer,
als wenn die Pflege nur für zwei oder
drei Tage übernommen wird.
290
beim/bei der Patienten/in einge-
teilt ist.
Text 8: Die Übernahme der
Verantwortung in Bezug auf die
Pflegeplanung wurde von zwei
von insgesamt vier anwesen-
den Pflegepersonen (die bei-
den anderen Pflegepersonen
waren nie Primary Nurse) nicht
als Belastung gesehen.
Problematisch erscheint das
Anlegen von Pflegediagnosen,
die routinemäßig nicht angelegt
werden, und das Tragen der
Verantwortung dafür, ob es
auch die richtige Pflegediagno-
se für diesen/diese Patienten/in
ist.
Jede Pflegeperson hat andere
Prioritäten und dazu zu stehen
ist auch schwierig.
Zwei von vier anwesenden
Pflegepersonen erleben die
Übernahme der Verantwortung
als nicht belastend.
Unsicherheit beim Anlegen
von Pflegediagnosen, die nicht
routinemäßig verwendet wer-
den und dass dafür die Ver-
antwortung getragen werden
muss.
Jede Pflegeperson hat andere
Prioritäten beim Anlegen der
richtigen Pflegediagnosen und
dazu zu stehen ist auch
schwierig.
Zwei von vier Pflegepersonen mit
langjähriger Berufserfahrung empfin-
den kein Belastungsgefühl bei der
Übernahme der Verantwortung.
Pflegepersonen mit langjähriger Be-
rufserfahrung äußert Unsicherheit
beim Anlegen von nicht-
standardmäßiger Pflegediagnosen,
da dafür auch die Verantwortung
übernommen werden muss.
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung erkennt eine Schwierigkeit
darin, dass jede Pflegeperson andere
Prioritäten setzt beim Anlegen von
Pflegediagnosen, die dann auch da-
für verantwortlich ist.
Thema 15: „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 15: Zusammenarbeit
mit Pflegepersonen
Text 1: In der kleinen Gruppe
funktioniert es besser, man
redet sich leichter zusammen.
Im großen Team werden Pfle-
gepersonen sich die Pflegepla-
Die Zusammenarbeit in der
kleinen Gruppe funktioniert
besser, die Kommunikation
findet leichter statt.
Fehlende Interesse und Ver-
antwortungsgefühl für die, von
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung findet die Zusammenarbeit
in der Projektgruppe sehr gut und es
findet die Kommunikation leichter
statt.
Die oben angeführt Pflegeperson
sieht auch das fehlende Interesse der
291
nung durchlesen und sich den-
ken, nach zwölf Stunden gehe
ich nach Hause und am nächs-
ten Tag wird schon wieder die
Primary Nurse oder jemand aus
der Projektgruppe da sein.
ExpertInnen zur Unterstützung
der Primary Nurse in speziellen
Fragen wird sehr positiv gese-
hen.
Aus dem Projektteam haben
alle die Primary Nurse unter-
stützt, es wurde miteinander
gesprochen und Ideen einge-
bracht.
Text 2: Die Übergabe ist viel
genauer und effizienter, da der
gesamte Überblick über den/die
Patienten/in vorhanden ist.
Widerstände und blöde Bemer-
kungen kommen vom übrigen
Team.
Text 3: Geplante Pflege wurde
von Associate Nurse durchge-
führt, sie musste ein Mal evalu-
ieren und eine Maßnahme lt.
plastischen/plastische Chirur-
gen/in verändern. Auf diese Art
und Weise ist auch die Betreu-
der Primary Nurse angelegte,
Pflegeplanung vom übrigen
Pflegeteam.
ExpertInnen für spezielle Fra-
gen werden von der Primary
Nurse positiv gesehen.
Unterstützung der Primary
Nurse durch die Projektteam-
mitglieder.
Genauere und effizienter
Dienstübergaben, da ein ge-
samter Überblick über den/die
Patienten/in vorhanden ist.
Widerstände und blöde Be-
merkungen kommen vom üb-
rigen Team.
Geplante Pflege und ein Mali-
ge Evaluation von Associate
Nurse durchgeführt, da Prima-
ry Nurse Nachtdienste absol-
vierte.
Betreuung mehrerer PatientIn-
nen ist so möglich.
Nichtprojektteammitglieder an der
angelegten Pflegeplanung, auch
wenn die Primary Nurse oder eine
Pflegeperson aus der Projektgruppe
nicht im Dienst sind.
Die Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung sieht die Unterstüt-
zung von ExpertInnen in speziellen
Fragen sehr positiv und es gibt ihr
auch Sicherheit.
Die Primary Nurse hat auch die Un-
terstützung der gesamten Projekt-
teammitglieder wahrgenommen, es
wurde diskutiert und Ideen in Bezug
auf Pflegediagnostik ausgetauscht.
Von Primary Nurse mit langjähriger
Berufserfahrung wird berichtet, dass
dem Pflegeteam die genauere und
effizientere Dienstübergabe bewusst
wird. Die Primary Nurse hat einen
gesamten Überblick über den/die
Patienten/in.
Die Primary Nurse beschreibt auch
Widerstände dem Projekt gegenüber,
die sich durch blöde Bemerkungen
über die Tätigkeiten verbal bzw. auch
am Aushang, wer die nächste Prima-
ry Nurse ist, bemerkbar machen.
Associate Nurse führt aufgrund von
angeordneter Therapieänderung die
Evaluation der Pflegediagnose durch,
da die Primary Nurse Nachtdienst
absolvierte. Bei bereits geplanten
Maßnahmen wird in der Betreuung
von mehreren PatientInnen kein
292
ung mehrerer PatientInnen
gleichzeitig möglich.
Text 7: Bei Abwesenheit der
Primary Nurse und der
Associate Nurses haben Pfle-
gepersonen aus dem übrigen
Team den/die Patienten/in be-
treut, die sich jedoch nicht im-
mer an die vorgeschriebene
Pflegeplanung gehalten haben
und ganz andere Vorstellungen
gehabt haben.
Aufgrund des Krankenstandes
der Stationsleitung konnte das
Einhalten der Pflegemaßnah-
men nicht kontrolliert und hin-
terfragt werden. Vertretungen
der Stationsleitung müssen
instruiert werden, im Krank-
heitsfall der Stationsleitung, die
Organisation und Durchführung
von Primary Nursing zu kontrol-
lieren sowie die Pflegevisiten
zu übernehmen.
Die Primary Nurse soll trotz
vorgegebener Einteilung die
Möglichkeit haben, zu ei-
nem/einer anderen Patienten/in
gehen zu können.
Bei Projektabschluss bzw. bei
Geplante Pflegemaßnahmen
wurden bei Abwesenheit der
Primary Nurse und Associate
Nurses nicht eingehalten, teil-
weise haben auch andere
Vorstellungen zu Pflegemaß-
nahmen bestanden.
Durch Krankenstand der Stati-
onsleitung wurden das Nicht-
einhalten der geplanten Pfle-
gemaßnahmen nicht hinter-
fragt.
Instruktion an VertreterInnen
der Stationsleitung, dass im
Krankheitsfall die Organisation
und Durchführung von Primary
Nursing weitergeführt werden
und Pflegevisiten abgehalten
werden.
Primary Nurses sollen auch
einen/eine anderen/andere
Patienten/in betreuen können
und sich eine Auszeit vom/von
der Primary Nursing Patien-
ten/in nehmen können.
Die Abschlussevaluation soll
Problem gesehen.
Bei Abwesenheit der Primary Nurse
mit zweijähriger Berufserfahrung und
der Associate Nurses wird eine
Nichteinhaltung der geplanten Pfle-
gemaßnahmen festgestellt. Pflege-
personen haben teilweise auch ande-
re Vorstellungen.
Zusammenhang mit Organisation,
Kommunikation, Dienstplangestal-
tung, Berufserfahrung und Durchset-
zungsvermögen.
Kontrolle über Einhaltung der geplan-
ten Maßnahmen wurde aufgrund von
Krankenstand der Stationsleitung
nicht durchgeführt. Die Vertretung hat
diese Tätigkeit nicht übernommen
bzw. es wurde auch nicht delegiert
bzw. vorher kommuniziert. Das Ab-
halten von Pflegevisiten wurde eben-
falls nicht in Vertretung durchgeführt.
Primary Nurse mit zweijähriger Be-
rufserfahrung, aber auch jene mit
langjähriger Berufserfahrung,
wünscht/en sich, dass sie sporadisch
einzelne Dienste andere PatientInnen
betreuen dürfen, um etwas Abstand
vom/von der Primary Nursing Patien-
ten/in zu gewinnen, was im Thema
„Organisation“ ebenfalls angespro-
chen wird.
Von der Projektleitung wird gefordert,
293
Transferierung des/der Patien-
ten/in soll die Primary Nurse
jedoch die Abschluss-
evaluation durchführen.
Text 8: Als Problem wird gese-
hen, wenn Pflegepersonen die
vorgeschrieben Pflegeplanung
nicht einhalten und man sich
als junger/junge Mitarbeiter/in
nicht durchsetzen kann.
Es gibt immer KollegInnen, die
bei der Erstellung oder Formu-
lierung von Pflegediagnosen
behilflich sind.
Bereits gestellte Pflegediagno-
sen werden oft nicht bei
Dienstbeginn durchgelesen.
Diese werden erst gelesen,
wenn die Ankündigung zur
Pflegevisite stattgefunden hat,
was jedoch nicht sinnvoll ist, da
die Durchführung von Pflege-
maßnahmen auch für vormit-
tags geplant worden sind.
Von den Associate Nurses
waren meistens die gleichen
Pflegepersonen aus dem Pro-
jektteam beim/bei der Patien-
ten/in eingeteilt, wobei sich die
Associate Nurse die Zuteilung
dann auch nicht aussuchen
konnte. Es wird hier auch auf
die Kontinuität geachtet.
von der Primary Nurse erfol-
gen.
Fehlendes Durchsetzungs-
vermögen von jungen Pflege-
personen, die sich bei Nicht-
einhaltung der geplanten Pfle-
gemaßnahmen nicht behaup-
ten können.
Unterstützung bei der Erstel-
lung und Formulierung von
Pflegediagnosen durch Kolle-
gInnen.
Gestellte Pflegediagnosen
werden meist nicht bei Dienst-
beginn durchgelesen, erst
wenn eine Pflegevisite ange-
kündigt wird.
Kontinuität bei den Associate
Nurses war gegeben.
dass die Primary Nurse die Ab-
schlussevaluation durchzuführen hat.
Problematisch ist jedoch, wenn diese
längere Zeit davor nicht im Dienst
war.
Wie in Text 7 beschrieben gibt es das
Problem, dass sich Pflegepersonen
mit geringer Berufserfahrung bezüg-
lich der Einhaltung der geplanten
Pflegemaßnahmen nicht durchsetzen
können.
KollegInnen aus dem Projektteam
unterstützen bei der Erstellung und
Formulierung der Pflegediagnosen,
wie auch im Text 1 beschrieben.
Die Stationsleitung kritisiert die späte
Information über die Pflegeplanung
und –diagnosen, meist erst nachdem
eine Pflegevisite angekündigt wird.
Diese Kritik betrifft Nichtprojektteam-
mitglieder.
Die Projektleitung hat auf die Kontinu-
ität der Associate Nurses geachtet,
wobei von einer Associate Nurse mit
zweijähriger Berufserfahrung kritisiert
wird, dass deshalb absolut keine
Wahlmöglichkeit bestanden hat, auch
wenn die letzten zwei Tage ein/eine
anderer/andere Patient/in betreut
wurde.
294
Thema 16: „Dokumentation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 16: Dokumentation
Text 1: Es wurde der Zusatz-
button „Ereignisse“ gut genützt,
indem viel reingeschrieben
wurde, wo man kurz über
den/die Patienten/in nachlesen
kann und eine Übersicht hat.
Man sieht gleich, ob etwas
Spezielles war oder was ge-
macht wurde.
Text 2: Eine Kurzzusammen-
fassung über Vorerkrankungen
des/der Patienten/in sollte er-
sichtlich unter dem Zusatzbut-
ton „Ereignisse“ dokumentiert
werden, um pflegerelevante
Dinge auch berücksichtigen zu
können, wie z.B. die Magenre-
sektion des/der Patienten/in.
Dokumentation unter dem
Zusatzbutton „Ereignis-
se“ eignet sich als gute und
rasche Übersicht über den/die
Patienten/in.
Zusatzbutton „Ereignis-
se“ auch für eine Kurzzusam-
menfassung der Vorerkran-
kungen des/der Patienten/in,
um pflegerelevante Dinge
auch berücksichtigen zu kön-
nen.
Pflegerelevante Inhalte, die noch
nirgends dokumentiert wurden, wer-
den unter dem Zusatzbutton „Ereig-
nisse“ niedergeschrieben. Dieser
dient auch zur guten und raschen
Übersicht.
Zusammenhang mit Kommunikation,
Verantwortung, Zusammenarbeit mit
Pflegepersonen, TherapeutInnen und
ÄrztInnen.
Wie im Text 1 beschrieben, eignet
sich der Zusatzbutton „Ereignis-
se“ sehr gut für die Dokumentation
und Kurzzusammenfassung pflegere-
levanter Gegebenheiten des/der Pa-
tienten/in.
Thema 17: „Motivation“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 17: Motivation
Text 2: Die Motivation soll auch
von höherer Instanz vorgelebt
werden, was aber derzeit nicht
stattfindet.
Es fehlt ein Pusher in der
Gruppe, der den Rücken der
Pflegepersonen stärkt und sagt,
dass sie es gut machen.
Durch fehlende Kommunikation
und Darstellung der Wichtigkeit
Motivation für das Projekt von
der Projektleitung nicht er-
kennbar.
Fehlende Unterstützung und
Stärkung für das Projektteam.
Geringes Interesse und gerin-
ge Teilnahme an Teambe-
Pflegeperson mit langjähriger Berufs-
erfahrung wünscht sich eine erkenn-
bare Motivation seitens der Projektlei-
tung, die auch das Projektteam un-
terstützt, stärkt und lobt.
Aufgrund der geringen Teilnahme an
Besprechungen wird der Stellenwert
295
von Primary Nursing sind nur
vereinzelt Pflegepersonen inte-
ressiert, an Teambesprechun-
gen oder wie jetzt an Reflexi-
onsgesprächen teilzunehmen.
Durch schlechten PatientInnen-
stand, Personalmangel, Ein-
schulung neuer MitarbeiterIn-
nen und die Übernahme als
Primary Nurse von zwei Patien-
tInnen findet eine große Belas-
tung statt.
Von der Stationsleitung wird bei
der Teamsupervision gesagt,
dass zur Umsetzung von Pri-
mary Nursing die Ressourcen
fehlen. Aus diesem Grund fehlt
u.a. das Verständnis, warum
etwas gemacht werden soll,
wenn es nicht umgesetzt wer-
den kann.
Es fehlt an Anerkennung, das
hast du jetzt gut gemacht, oder
dass in der Früh bei der
Dienstübergabe an das gesam-
te Team weiter gegeben wird,
dass der/die zweite Projektpati-
ent/in abgeschlossen ist und
wie es verlaufen ist.
Fehlende Wertschätzung über
die Arbeit, die geleistet wurde,
da auch sehr viel Anstrengung
dahinter gestanden ist.
Text 3: Die Einstellung zu Pri-
mary Nursing im Team hat sich
noch nicht verbessert.
sprechungen und Reflexions-
gesprächen durch fehlende
Kommunikation und Darstel-
lung der Wichtigkeit von Pri-
mary Nursing.
Große Belastung der Primary
Nurse durch den schlechten
PatientInnenstand, Personal-
mangel, Einschulung neuer
MitarbeiterInnen und Über-
nahme von zwei PatientInnen.
Fehlende Ressourcen zur
Umsetzung werden von der
Stationsleitung angesprochen
bei einer Teamsupervision,
wodurch ein fehlendes Ver-
ständnis entstanden ist, wa-
rum das Projekt überhaupt
begonnen wurde.
Fehlendes Lob und Wert-
schätzung, oder die Erwäh-
nung bei der Dienstübergabe
in der Früh, was aus dem/der
Primary Nursing Patienten/in
geworden ist.
Fehlende Wertschätzung über
die geleistete Arbeit.
des Projektes von Pflegeperson mit
langjähriger Berufserfahrung in Frage
gestellt.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung klagt über große Belas-
tung aufgrund von sehr pflegeintensi-
ven PatientInnen, Personalmangel,
Einschulung neuer MitarbeiterInnen
und zusätzlich noch die Übernahme
von zwei PatientInnen als Primary
Nurse.
Unklarheit besteht, warum das Pro-
jekt Primary Nursing gestartet wurde,
obwohl bereits vor dem zweiten Re-
flexionsgespräch von der Stationslei-
tung gesagt wird, dass es für die Um-
setzung keine Ressourcen gibt.
Pflegepersonen wünschen sich Lob
und Wertschätzung, sowie Informati-
on an das Pflegeteam über PatientIn-
nenstatus.
296
Text 6: Das Projekt wird nach
wie vor als unbeliebt vom übri-
gen Team eingeschätzt und es
werden nur die Nachteile gese-
hen. Es fehlt an konkreter In-
formation und das Aufzeigen
von Vorteilen von Primary
Nursing.
Text 8: Pflegepersonen des
übrigen Teams konnten nicht
motiviert werden, die angeleg-
ten Pflegediagnosen zu verän-
dern bzw. zu ergänzen, außer
die Pflegediagnose Selbstpfle-
gedefizit wurde vereinzelt bei
PatientInnen angelegt.
Pflegevisite muss regelmäßig
von der Stationsleitung durch-
geführt werden, da ansonsten
keine Pflegediagnosen ange-
legt werden bzw. Beschrän-
kungen mit den Risikopflegedi-
agnosen vorliegen. Es wird von
den Pflegepersonen als unge-
liebtes Kind gesehen.
Hautdefekte und Gewebeschä-
digungen sind immer gut ge-
plant.
Schulungen zur Pflegediagnos-
tik sollten wieder stattfinden,
wobei es bereits Schulungen
gegeben hat und die neuen
MitarbeiterInnen kommen
frischdiplomiert von der Schule
und die sollten sich auskennen.
Nach dritten/dritter bzw.
sechsten/sechster Patienten/in
hat sich die Einstellung zu
Primary Nursing im übrigen
Team noch nicht verbessert.
Es werden nur Nachteile ge-
sehen. Vorteile müssen aufge-
zeigt werden.
Keine Motivation der übrigen
Pflegepersonen an der Pfle-
gediagnostik etwas zu verän-
dern. Die Pflegediagnose
„Selbstpflegedefizit“ wurde
vereinzelt bei PatientInnen
angelegt.
Abhalten von regelmäßigen
Pflegevisiten sind notwendig,
da sonst keine Pflege-
diagnosen angelegt werden
bzw. nur Risikopflegediagno-
sen routinemäßig mit fehlen-
der korrekter Ziel- und Maß-
nahmen-formulierung.
Hautdefekte und Gewebe-
schädigung sind laut Stations-
leitung immer gut geplant.
Wunsch nach Schulungen zur
Pflegediagnostik, wobei es
bereits mehrmals Schulungen
gegeben hat und neue Mitar-
beiterInnen frischdiplomiert
von der Ausbildung kommen,
die sich mit der Pflegediagnos-
tik besser auskennen sollten.
Projektteammitglieder berichten über
negative Einstellung des übrigen
Pflegeteams Primary Nursing gegen-
über. Auch keine Verbesserung trotz
Aufzeigen der Vorteile nach sechs
PatientInnen.
Pflegepersonen, die nicht im Projekt-
team sind, sind nicht motiviert außer
den „Standardpflegediagnosen“ noch
andere relevante Diagnosen anzule-
gen. Vereinzelt wird die Pflegediag-
nose „Selbstpflegedefizit“ verwendet.
Von der Projektleitung wird kritisch
angemerkt, dass das regelmäßige
Abhalten von Pflegevisiten notwendig
wäre, da ansonsten die Pflegediag-
nostik nicht oder nur mit Standarddi-
agnosen versehen, durchgeführt wird.
Wobei die Pflegediagnosen bei be-
stehenden Gewebeschädigungen
immer gut geplant werden.
Pflegepersonen regen eine weitere
Schulung zur Pflegediagnostik an,
wobei diese von der Projektleitung
nicht positiv gesehen wird, da es
immer wieder Schulungen gegeben
hat und neue, frischdiplomierte Mitar-
beiterInnen dies in der Ausbildung
lernen.
297
Wenn man die Pflegediagnostik
sich anschaut, dann merkt
man, dass z.B. die Symptome
mit der Ätiologie oder mit dem
Pflegediagnosentitel nicht zu-
sammen passen und das
scheint eine Verständnisfrage
zu sein und keine Motivations-
frage.
Das zweite Problem ist die
Motivationsfrage, dass Pflege-
personen sagen, das ist ärztli-
che Sache und da erstelle ich
jetzt keine Pflegeplanung.
Es hat auch damit zu tun, wie
bemüht Pflegepersonen sind
und sich mit der Pflegediagnos-
tik auseinandersetzen und das
hat wiederum mit Motivation zu
tun.
Pflegediagnosen sollen nicht
mit der Einstellung gestellt wer-
den, weil die Stationsleitung
das möchte und es steht dann
bei den Maßnahmen nur
Stromtherapie, Physiotherapie
usw., nur damit etwas doku-
mentiert ist.
Langwieriger Vorgang, bis posi-
tives Beispiel der Projektgruppe
auf alle KollegInnen übergreift,
was jedoch nie hundert prozen-
tig funktionieren wird. Hoffnung
der Stationsleitung, dass der
Prozentanteil größer wird.
Es gibt auch PatientInnen, die
Symptome passen oft nicht mit
der Ätiologie oder mit dem
Pflegediagnosentitel zusam-
men. Es scheint dass ein feh-
lendes Verständnis vorliegt.
Fehlende Motivation bei mit-
verantwortlichen Maßnahmen
eine Pflegeplanung anzulegen.
Fehlende Bemühungen sich
mit der Pflegediagnostik aus-
einanderzusetzen, da die Mo-
tivation nicht vorhanden ist.
Notwendigkeit und Funktion
der Pflegediagnosen muss für
die Pflegepersonen klar sein
und dass sie sie nicht für die
Stationsleitung stellen, dass
diese befriedigt ist.
Langwieriger Vorgang, dass
positives Beispiel von der Pro-
jektgruppe auf das restliche
Team übergreift.
Nicht alle PatientInnen müs-
Pflegeperson, die nie die Rolle der
Primary Nurse innehatte, kritisiert,
dass Pflegediagnosentitel mit den
Symptomen, Zielen und Maßnahmen
oft nicht zusammen passen. Die Pfle-
geperson sieht hier das Problem vor-
dergründig in einer Verständnisfrage
und nicht in einer Motivationsfrage.
Pflegepersonen empfinden Unsicher-
heit bzw. fehlt es an Motivation, eine
Planung im mitverantwortlichen Tä-
tigkeitsbereich anzulegen.
Projektleitung sieht in der Problematik
sehr wohl auch die fehlende Motivati-
on der Pflegepersonen, sich mit der
Pflegediagnostik auseinanderzuset-
zen.
Notwendigkeit und Funktionen von
Pflegediagnosen müssen den Pfle-
gepersonen klar sein, um auch das
entsprechende Verständnis dafür zu
entwickeln. Das Erstellen der Pflege-
diagnosen der Stationsleitung zu
liebe, ist das falsche Verständnis
dafür.
Projektleitung sieht in der positiven
Überleitung des Projektes auf die
übrigen Pflegepersonen als langwie-
rigen Prozess und bezweifelt, dass es
zu 100 Prozent sein wird.
Die Projektleitung und auch die an-
298
keine Primary Nurse benötigen
und es würden evtl. fünf oder
sechs PatientInnen auf der
Station sein, die eine Primary
Nurse benötigen.
sen von einer Primary Nurse
betreut werden. Die Pflege
dieser PatientInnen würde den
Pflegepersonen obliegen, die
Primary Nursing absolut ab-
lehnen. Nach Meinung der
Projektleitung würden fünf bis
max. sechs PatientInnen von
16 eine Primary Nurse benöti-
gen.
wesenden Projektteammitglieder sind
der Meinung, dass nicht alle 16 Pati-
entInnen dieser Station die Betreuung
von einer Primary Nurse benötigen.
Die Pflege für diese PatientInnen
werden Pflegepersonen übernehmen,
die Primary Nursing völlig ablehnen.
Es werden fünf bis sechs PatientIn-
nen geschätzt, die von einer Primary
Nurse betreut werden sollten.
Thema 18: „Beziehung zum/zur Patienten/in“
Thema Themencharakteristik Besonderheiten des
Auftretens
Thema 18: Beziehung
zum/zur Patienten/in
Text 2: Die ProjektpatientInnen
waren bis jetzt sehr anstren-
gend und fordernd, dass man
dann, wenn er/sie den Namen
gerufen hat und etwas wollte,
es nicht mehr hören konnte. Es
mussten Grenzen aufgezeigt
werden, die der/die Patient/in
auch verstanden hat und der
Primary Nurse ist es dann auch
besser gegangen.
Text 4: Der/Die Patient/in konn-
te aufgrund seines/ihres Zu-
standes nicht sehr viel mitma-
chen, er/sie war ansprechbar
und es wurde ihm/ihr alles er-
klärt und die Ziele mit ihm/ihr
besprochen.
Belastung durch Primary
Nursing PatientInnen, die sehr
fordern sind. Notwendigkeit,
diesen PatientInnen die Gren-
zen aufzuzeigen, dann geht es
den Pflegepersonen besser.
Bei schlechtem Zustand
des/der Patienten/in kann nicht
sehr viel mit dem/der Patien-
ten/in gemacht werden, es
wurde jedoch alles erklärt und
die Ziele mit ihm/ihr bespro-
chen.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung empfindet eine große
Belastung, wenn PatientInnen sehr
fordernd sind, immer nur den Namen
der Primary Nurse rufen. Hier sieht
sie eine große Notwendigkeit, dass
sie dem/der Patienten/in auch Gren-
zen aufzeigt.
Primary Nurse mit langjähriger Be-
rufserfahrung betreut einen/eine Pati-
enten/in mit schlechtem Zustandsbild,
sodass keine Fortschritte erzielt wer-
den konnten. Sie empfindet den Um-
gang mit PatientInnen, gerade als
Primary Nurse, die eher passiv sind
und wo keine Erfolge erzielt werden
können, als Belastung. Der/Die Pati-
ent/in war auch kontaktierbar und
Ziele konnten besprochen werden.
299
14. Lebenslauf
Angaben zur Person
Name Mag.a Gerlinde Rebitzer
E-Mail [email protected]
Schul- und 1975-1979 Volksschule Trofaiach
Berufsbildung 1979-1983 Hauptschule, 1. Klassenzug, Trofaiach
1983-1984 Einjährige Haushaltungsschule St. Martin
1984-1985 Allgemeine Gesundheits- und
Krankenpflegeschule am LKH Graz
1985-1988 Allgemeine Gesundheits- und
Krankenpflegeschule am LKH Leoben, Diplomiert am
30.09.1988 mit Erfolg
1996-1997 Sonderausbildungskurs für die Pflege von
Patienten an Intensivbehandlungsstationen
1999-2001 Berufsreifeprüfung
2001-2006 IDS Pflegewissenschaft, Abschluss am
12.04.2006 mit Mag. phil.
01.02.2007 Individuelle Gleichhaltung der
Sonderausbildung für Lehraufgaben
Seit SS 2009 Studentin im Doktoratsstudium der
Philosophie Soziologie, geisteswissenschaftl. Stzw
Seit WS 2009 Lehrbeauftragte an der FH für
Gesundheits- und Krankenpflege Wien
Arbeitserfahrung 1988-1991 Kaiser Franz Josef Spital, 2. Med., F 19
1991-1992 Kaiser Franz Josef Spital Rehabilitationsstation
1992-1997 KA Rudolfstiftung Interne und Allgemeine
Intensivstation 12A
1997-2006 AKH Wien HTG-Intensivstation 13B2
seit 2006 SZO-Donauspital, Lehrerin an der Schule für
Gesundheits- und Krankenpflege
Muttersprache Deutsch
Fremdsprachen Englisch: Wort und Schrift
Studien- und Mitarbeit beim Projekt "Verbesserung der EDV-Nutzung"
300
Projektarbeit in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule SZO und
Erstellung der Schulhomepage
Wissenschaftliche Begleitung der Pflegestudie "Auswir-
kung der Pflegeintervention Therapeutic Touch bei Patien-
ten und Patientinnen mit Hörsturz" 2007-2010, Publikation
des Endberichtes 2011