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TPAZIFIK-·· .. .._6_ NFORMATION'SSTELLE
Postfach 68, Hauptstraße 291561 NecendettelsouGermqny
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Gespräche auf BougainvilIe:'RebelienfOhre~und Kommandeureder sOdpazifischenFriedenstruppe,Joseph Kabul, FrancisOna,lsrriael Toroama,Mflrilyn Moses und Paul Bobby (von links), Die Kommandeuresind Colonel savenaca Draunidalo (mit MO~e),Brigadier PeterAbigail, Colonel Fetu'utolo Tupou und ColonelSeuleTakai,(Quelle Islands Business Pacific, Oktober 1994)
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Dossier Nr. 38
Kein Friede auf BouqainvllleEine Chronologie des KonfliktsOktober 1992 -Dezember 1994
Autor: Roland SeibDatum: Februar 1995 "
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BougainvilIe Chronologie Seite 1
Rebellen zu Aufgabe unterUN-Friedensmlssion bereit -Wingtl dagegen für bedingungslose Kapitulation
Die Führer der revolutionärenArmee BougainvilIes(BRA) haben sich in Honiara/Salomonendazu bereit erklärt, unter denBedingungenundbei Anwesenheit einer UN-Friedensmissionaufzugeben. Sie fordertengleichzeitig die BeteiligungvonKirchenrepräsentanten, damitein faires Gehör der Rebellensichergestelltsei. DieRegierungWingtl fährt dagegen einenkompromißlosenKurs.Vertreterdes Premiers stellten klar, daßfür die Rebellen nur die bedingungslose Aufgabe oder daspolitischeAsyl in einemDrittlandals Option bleibe. ImVordergrund der BougainviliePolitik Wlngtis stehe die Wiederherstellungvon Gesetz undOrdnung, der Verwaltungsdienste und allgemein der Normalität. Erst wenn dies erreicht sei,will die Regierungdarüber entscheiden, welcher Regierungstyp für die Bevölkerung Bougainvilles geeignet sei. Schonzuvor hatteWingti angekündigt,daß der Konflikt bis Ende desJahres 1993 durch das Militärbeendetwerde und der Betriebder Mine wieder aufgenommenwerdenkönne.DerMinenbetreiber CRA hatte dies zurückgewiesen. Für CRA wird es keineÖffnung der Mine unter militärischer Belagerung geben.Bougainville-MinisterOgio kündigte derweil die baldige Öffnung des Flughafens Buin imSüdender Inselan. DerFlughafen war auf dem Höhepunktder
Auseinandersetzungenvor mehrals drei Jahren geschlossenwordenund soll nun wieder'dieschnelle Verbindung zum Norden der Inselermöglichen.
Die Clanchefs von Buin, Siwaiund Nagovls haben die Regierungdazu aufgefordert,das Militär umgehend aus Süd-Bougainville abzuziehen,da diesesillegal im Landsei. Die Behauptung, Dorfälteste hätten dieTruppen zu Hilfe gerufen, seiunwahr.Auch sei die UnterstützungdersogenanntenSüd-Bougainville Interim Regierungdurch Wingti nicht akzeptabel,da nur die Räte der Dorfchefsdie einzigen legitimen Repräsentantender Bevölkerungseien. Die Erklärung der SiwaiChefswar von RosemarieGillespie überRadio übermitteltworden. Die austrausehe Rechtsanwältin und Friedensaktivistinhält sich seit Oktober illegal imvon RebellenbesetztenInselteilauf. (Times 26.11.92, 7.u.14.1.93, IsBuDez.92)
Pax Christi fordert Strafverfahren gegen eustrett
sche Piloten
Die katholische OrganisationPax Christi in Sydneyversucht,ein Strafverfahren gegen dieaustralischen Piloten einzuleiten, die die gechartertenHelikopter für die StreitkräftePNGsin BougainvilIe fliegen. PaxChristi wirft ihnen nach australischem Recht Komplizenschaftbei Mord,Kidnappingund Menschenrechtsverletzungen vor.Die Anschuldigungenbetreffenbeispielsweiseden Überfall derArmee auf ein Dorf auf den benachbarten Salomonen Inseln,bei dem im Oktober mehrerePersonen getötet wurden. EinDorfbewohnerwurde anschließend mit dem Hubschraubernach PNG zum Verhörverfrachtet und späterfreigelassen. Im Dezemberwar
ein mit 13 Menschen besetztesBoot bei der Überfahrt nachdenSalomonenaus Helikopternheraus mit Maschinengewehrenbeschossenworden. BereitszuBeginnder Krise auf BougainvilIe waren exekutierte Rebellenvon Hubschraubern aus insMeer geworfen worden, einVorfall, der In PNG als st.Valentinstag-Massakerbekanntwurde. (TImes 10.u.23.12.92, 7.1.93, NoEasy WayOut. A personal account of howbrother Brian Leak, FMS escaped fromBougalnVl7/e,In VOICE 1/93)
Annäherung zwischenSalomonen und PNG?
Noch um die Jahreswendeschien eine Eskalation derSpannungenzwischen den Salomonenund PNG unausweichlich. LetzterAuslöser hierfürwarder bewaffneteSchlagabtauschzwischenzwei Schiffen der beiden Länder auf dem Territoriumder Salomonen. Ende Januarzeichnetsich eine diplomatischeAnnäherung ab. Ergebnis derGespräche der Delegationender beidenLänder ist ein bishernicht veröffentlichtes GrenzArrangement,das nun von deneinzelnen Regierungen weiterbehandelt werden soll. (Times7.1.93, Embassy of PNG, Press Release1.2.93)
-Treffen der BougaInvilIeFührer - Friedenskomitee
gebildet
Über 200 Dorfälteste, NGO-Mitgliederund Unternehmenhabenvom 20.-23. April auf derBougainvilIevorgelagertenInselBuka an dem ersten Forum der
Seite 2 BougainvilIe Chronologie
Führer der North Solomon-Provinz teilgenommen. Angestrebtwurde ein Konsens für einenLösungsversuch des mittlerweile fünfjährigen Konflikts. An demTreffen, das vom PNG-Ministerfür BougainvilIe, Michael Ogio,geleitet wurde, nahmen Führerder sechs VerwaltungSdistrikteteil. Nicht anwesend waren Vertreter der Inselmitte, die' weiterhin durch die BougainvilIe Revolutionary Armee (BRA) kontrolliert wird. Die Dorfchefs bildeten
- die North Solomon-Provinz seiwiederherzustellen,- den Bewohnern sei von außerhalb das Recht bestrittenworden, am eigenen Ressourcenreichtum teilzuhaben,- die Insel werde nie mehr sosein wie früher, da künftig dieBevölkerung än der Entwicklungder Insel partizipieren wird,- der Mangel an Arbeitsplätzenhabe zur Rebellion von Teilender Jugend geführt und- die großen Kirchen seien am
"'v"-" ,.'/!..",/Solomon
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Pacific Islands Business Mllrz 1993
ein 13köpfiges Verhandlungskomitee, das den Versuch machen soll, mit den Rebellen insGespräch zu kommen. Die Abschlußresolution der Dorfältesten benennt folgende Übereinstimmungen:- die Sezessionsforderung seiein Hindernis für jegliche fFriedensinitiative,
Entstehen des Konflikts mitverantwortlich, da sie auf die tatsächlichen Veränderungen inder Provinz nicht reagiert bzw.ihre Mitglieder nicht darauf vorbereitet hätten. Die 'Kirchen sollten jetzt einen Neuanfang wagen und sich am Aufbau derInsel beteiligen.
Auf dem Treffen bestand weiterKonsens darin, daß der Rat derFührer künftig an der politischenEntwicklung teilhaben solle, daßdas Verwaltungszentrum derProvinz in Kamarau auf Bukaerrichtet werde, daß die Salomonen-Inseln die BRA-Vertretungin Honiara schließen sollten unddaß generell die Frauen ankünftigen Verhandlungen beteiligt werden.
Die gleichfalls zu dem Treffeneingeladene Rebellenbwegunghatte zuvor die beabsichtigteFeuereinsteIlung angekündigt,die allerdings an die Voraussetzung gebunden war, daß dieStreitkräfte PNGs von der Inselabgezogen werden. Ein Abzugder Armee wurde indessen vonden Dorfältesten abgelehnt. Sieapplaudierten dem auf demTreffen anwesenden Kommandeur der PNG-Streitkräfte, derden Verbleib der Truppen aufder Insel zusagte. Sein Statement ergänzte er mit der als persönllch deklarierten Einschätzung, daß internationale Friedensdelegationen auf der Inselunnötig seien. Seine Soldatenführten auf BougainvilIe nichtwirklich Krieg, eine Einschätzung, die schwerlich mitden allein seit Oktober getöteten14 Soldaten in Einklang zu bringen Ist. Das Verteidigungsministerium hat allein im März einehalbe Mlo. Kina an Kompensationszahlungen an die Hinterbliebenen getöteter Armeeangehöriger geleistet.
Die Forderung der Mehrheit derInselführer dokumentiert einenMeinungswandel in der Bevölkerung. Noch im Dezember hatten44 Dorfälteste die Landung derTruppen auf Buin aufs schärfste'kritisiert. Auch Vertreter des imSüdwesten der Insel gelegenenSiwai forderten den Abzug derArmee, die von den Bewohnernentgegen der Behauptung dernationalen Regierung nicht an-
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gefordertwordenseI. Jetzt wirdoffensichtlichparallelzurArmeein Teilen der Insel der Aufbaulokaler bewaffneter Widerstandsgruppen betrieben, diedie Dörfer vor den Rebellenschützen sollen.Die Zurückweisung der BRA ermöglicht nichtnurdieWiederherstellungstaatlicher Ordnung, sondern - vielwichtiger - den Bezug administrativer Dienstleistungen, aufdie die Bevölkerungnach Jahren der Blockade dringend angewiesen ist. Dem kommt dieRegierungin Port Moresbyentgegen, in dem sie auf die großen Fortschrittebei derWiederherstellungvon Schulen, medizinischer Versorgung,Transport- und Kommunikationsmitteln hinweist. Für denAufbau der Provinzstrukturensollen in den kommendenfünfJahren 124 Mio. Kina bereitgestelltwerden.
RebellenfahrerFrancisOna willindessen den Kampf weiterfUhren. Am 17. Mai, dem drittenJahrestag der selbsterklärtenUnabhängigkeitder Insel, rief erim SipuruGebietvor über5.000Anhängern dazu auf, vereintweiterzukämpfen. Beobachtergehen davonaus, daß die BRAihreTaktikgeänderthat undnunin Kleingruppenvon denBergenaus operiert.(Times 14.1., 4.2., 18.3.,22.4., 29.4.93, Wantok 4.3.93, Pacific Repolt 25. 1., 8.3., 3.5.93, PIM 1I93, IsBu Apriu. Junl93, Embassy of PNG, Press Release No.6, 14 u. 15193)
Amnesty fordert von Regierung Aufkliirung überTod gefangener Rebellen
Der Gesundheitsminister derInterimsregierungvon BougainvilIe ist in GefangenschaftderPNG-Streitkräfte nach Folterungen gestorben. AmnestyInternationalforderte die Regierungin einemdringendenAppellauf, den Tod Savias und denVerbleib von zwei anderen
Männer umgehend z~ klären.Alle drei waren im Februarvonden Truppen festgenommenwordenundgaltenanschließendals ''verschwunden''.WährendaibishernochkeineAntworterhalten hat, forderte der Verteidigungsminister die BRA-FUhrerzurKapitulationauf. IhnendrohevonSeitenderArmeekeineGefahr,getötetzu werden.(aI11.5.93,PIMJunI93)
Streitkräfte IntensivierenOperationen
Nach letztenMeldungengehendie Streitkräftederzeit mit 500Soldatenzu einerGroßoffensiveüber, Kieta und Aropa sollenzurückerobert und die Küstenvon Koromira bis Arawa gesichert werden.DesweiterensollenTeiledesCrownPrinceRange, einer sich von Panguna imInselzentrumbis zur Grenze imBuin- und Siwai-DistrikthinziehendenBergkette, durchkämmtwerden.(Republic of Bougainviiie, PressRelease 14.7.93)
Doch Besuche von Beobachtern erlaubt?
PNGs JustizministerEmbel hatauf der Menschenrechtskonferenz In Wien Mitte Juni angekündigt, daß BougainvilIe nundoch von internationalen Organisationen und humanitärenNGo's besucht werden darf.Voraussetzung sei allerdings,daß die Sicherheitslagedurchdie Streitkräftegeklärt sei. DieRegierung beabsichtige auch,eine Menschenrechtskommission einzusetzen,die potentielleGreueltaten der Armee untersuchen soll. (Post-Courier 21.6.93,Embassy of PNG, Press Release 28.6.93)
Wiedereröffnung der Mine inSicht?
Währenddie Kämpfeim schwerkontrollierbaren Zentrum derInsel anhielten,berichteteNBC,
daß Ende des vergangenenJahres bereits erste Verhandlungen zwischen PNG-Regierung und Minenbetreibern begonnen hätten. Dafür sprichtnicht nur die AnkündigungWingtis der diesjährigen Wiedereröffnung,sondern auch diestelqenden Aktienkurse desUnternehmens.(PNB Februar 93 u.eigene Meldung)
-FriedensgesprächeRegierung blockiert
Nachdem im April auf BougainvilIe ein erstes Treffen vonDorfführern und Regierungsmitgliedernstattgefundenhatte,wurden Mitte des Jahres vonVertretern der Insel weitere Anstrengungen unternommen,Wege aus dem seit fUnfJahrenanhaltenden Konflikt zu finden.Seit September zeichnet sicherneut ab, daß die Zentralregierung wenig Interesse an einerfriedlichen konsensorientiertenRegelung hat und stattdessenauf eine militärische Lösungsetzt.
EndeJuli trafen sich Dorfältesteder regierungskontrolliertenGebiete und Vertreter der rebellierenden BougainvilIe Interimregierung in der HauptstadtderSalomonInseln Honiara,umeine Löung "made in BougainvilIe" zu finden. Beide Parteienunterzeichneten ein Friedensund Waffenstillstandsabkommen.Die Dorfführer versuchtenzudem, als Mitglieder eineseigens gegründeten Verhandlungskomitees für Ende September eine Friedenskonferenz
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für Gesamt-Bougainville in dieTat umzusetzen. Vertreter derBougainvilIe Revolutionary Army(BRA) hoben ihre fortbestehende Bereitschaft zur Teilnahme an Verhandlungen hervor,soweit ihre Sicherheit durch eineunabhängige dritte Partei garantiert sei. Diesbezügliche Sicherheitsgarantien werden aber bisheute von der Regierung in PortMoresby strikt abgelehnt.
Ein weiterer Versuch, Friedensgespräche In die Wege zu leiten, ist von einer DelegationDorfältester aus den rebellenkontrollIerten Gebieten im Süd-.westen BougainvilIes im Augustin Port Moresby unternommenworden. Die Gruppe, der derAltpolitiker Paul Lapun angehört, zählt zu den Mitbegründerndes Bahasi Friedenskomitees.Dieses war Im Juni gegründetworden und hat bisher in einigenGebieten bei der Wiederherstellung von Frieden undNormalität große Erfolge zu verzeichnen. Das Komitee wieauch andere beteiligte Nichtregierungsorganisationen lehnenwie bisher eine militärische Lösung grundsätzlich ab. Bei vielen Dorfbewohnern, so Lapun,bestünde weiterhin große Angstvor den Sicherheitskräften wieauch der Rebellenbewegung.
Das Bahai Komitee ist auch mitbeteiligt an einer für den 10.September in Siwai im Südwesten der Insel geplanten großen Friedenszeremonie, an derRegierungsmitglieder, Armee,Kirchen und Frauengruppen teilnehmen wollen. Die auf einerkatholischen Missionsstationstattfindende Versammlungsieht die Übergabe der Waffendurch BRA-Mitglieder vor.
Während in Port Moresby vonden großen Erfolgen bei Friedensvereinbarungen und derWiederherstellung" tftfentlicher
Dienstleistungen die Rede ist,wächst die Kritik von Organisationen und Vertretern der Insel. So wurde dem Minister fürBougainvilIe, Ogio, von Inselvertretern aufgrund dessen Untätigkeit der Rücktritt nahegelegt.Der Zentralregierung wird Verzö-
..gerungstaktik und fehlendeauch materielle Unterstützungvorgeworfen. Während diesevon Frieden rede, gingen diemilitärischen Aktionen weiter,die Blockade werde fortgesetztund die Zahl der Toten steige.
Die Regierung geht davon aus,daß nun nach dem befriedetenSüdwesten nur noch Teile desInselzentrums einschließlichPanguna und Kongara unterKontrolle der Aufständischenstünden. Daß die Lage vor Ortweniger klar und sicher ist, alsbehauptet, belegen die wiederholten Angriffe der BRA, beidenen seit Anfang August dreiSoldaten, ein die·Armee begleitendes Mitglied einer dörflichenWiderstandsgruppe und vierRebellen getötet wurden. In diesem Zusammenhang wird auflogistische Probleme aufgrundfinanzieller Zwänge der Streitkräfte verwiesen. So könntendie ·Soldaten derzeit nicht ausder Luft versorgt werden. Eineder überfallenden Patrouillen seinach vier Tagen ohne Lebensmitte.1auf dem Rückmarsch zumBasiscamp gewesen.
Die Armee benennt auch Kommunikationsprobleme aufgrundfinanzieller Engpässe, um dasVerbot des Bougainville-Besuchs eines Roten Kreuz-Vertreters zu erklären. Dem Offiziellen war trotz Genehmigung ausPort Moresby der Zugang durchMilitärs verwehrt worden. EinenTag später war die Einreisedann doch möglich. Das RoteKreuz versucht nun, die 30.000Flüchtlinge in den von der Regierung kontrollierten Auffangla-
gern mit Medikamenten, Nahrung und Kleidung zu versorgen.Die Europäische Kommissionund die australische Regierunghaben weitere humanitäre wieauch Wiederaufbauhilfe zugesichert. (rimes 5., 19.& 26.8., 2" 9., 16.&23.9., 14., 21. & 28.10., PACNEWS 12. &14.10.93, PNB Aug., Sept & ot« 93)
Amnesty kritisiert Men-schenrechtsverletzungen
Papua-Neuguinea ist unter denfünf Ländern, die in der asiatisch-pazifischen Region derMenschenrechtsverletzunge nbeschuldigt werden. Der al-Jahresbericht für 1993 benenntPNG neben Indonesien, Osttimor, Thailand, Jammu undKashmir (Indien) als. Länder, indenen dle staatlich hingenommene Tötung politischer opponenten zu belegen ist.
Danach wurden zahlreiche Anhänger der BRA von den Streitkräften "extralegal" hingerichtet.Weitere Menschen sollen dem'Verschwindenlassen" zum Opfer gefallen sein. Auch der Rebellenbewegung werden schwere Übergriffe wie etwa die Tötung gefangengenommener Personen zur Last gelegt. Aus anderen Landesteilen seien gleichfalls Berichte über Folterungenund Mißhandlungen eingegangen. (Times 15.7.93, ai-Jahresbericht 1993)
Streitkräfte In Panguna?
Nach einer Meldung der TIMESsoll nun auch die MinenstadtPanguna unter der Kontrolle derStreitkräfte stehen. Der Parlamentsvertreter des Zentrumsder Insel, Eigilio, appellierte indiesem Zusammenhang an denVerteidigungsminister sicherzustellen, daß gefangengenommenen Rebellenführeren nichtdas gleiche Schicksal wie etwaKen Savia geschehe. Der bekannte BRA-Aktivist ist zu Be-
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ginn des Jahres in Gewahrsamder Militärs''Verschwunden''.(Tl1Tl6S 7.10.93)
Mlnenbetrelber eRA nichtwillkommen
Der Parlamentsvertreter farSOd-Bougainville, Laimo, hateine AnkOndigungdes CRAPräsidenten zurückgewiesen,umgehend nach Wiederherstellung des Friedensdie Kupfermine in Betrieb nehmen zuwollen. Keinem BergbauunternehmenundzuletztCRAwerde,so Laimo, die Rückkehrauf dieInsel erlaubt, solange die Bevölkerung darüber nicht entschiedenhabe. (Tl1Tl6S 23.9.93)
-Gespr6cheabgesagt -
Priorität einer militärischenL6sung
Ein für den 22. November geplantesGesprächaller am Konflikt beteiligten Gruppen fandnicht statt, da der für die Inselverantwortliche Minister agioam gleichen Tag von Wingtiohne Begründungzurück nachPort Moresby beordert wurde.Ein neuer Termin ist nicht inSicht.Thematisiertwerdensollteauf dem Treffen die Forderungder Übergangsregierungnacheiner militärfreienZone, die esden Führem der sezessionistischenBRAermöglichensoll, aneiner Friedenskonferenzteilzunehmen, sowie nach größerer wirtschaftlicherund politischerAutonomiederProvinz.
Das geplatzteTreffen ging einhermit demRückzugder letztenunabhängigenZeugendes Kon-
flikts vor Ort "Medizin ohneGrenzen" (MSF). Die Organisation sah aufgrund der Einschränkungen ihres Engagementsdurchdas MilitärkeineandereWahl als den Rückzug.Port MoresbybezeichnetdieseEinschnitte als ~"IokaleSicherheitserfordernisse zwecksSicherstellung der (MSF) eigenen Sicherheit".NachAngabender Mediziner schließt dasEmbargo der Insel eine Versorgung der Bevölkerung mitMedikamentenund anderen lebensnotwendigenGüternweiteraus. Angesichts der Anarchieund Unsicherheit bleibe denMenschen als einzige Überlebensoption nur die Aufgabeihrer Dörfer und die Ansiedlungin den regierungskontrolliertenAuffanglagern. Bis heute seienallerdingsin denunkontrolliertenGebieten noch geschätzte50.000 Menschen dem Regierungsembargo und der Gewaltder Guerillaausgesetzt.
Auch einer Delegation australischer Parlamentsabgeordneterblieb der Besuchder Insel verwehrt, da Sicherheitsbedenkenvon Seiten der PNG-Reglerunggeltend gemacht wurden. DieMission der Australier soll nunimApril stattfinden.
Nach Angaben der BRA erhielten die Regierungstruppenam 27. Dezember den Befehl,nach Panguna zu marschierenund die Kupfermine einzunehmen. Dies ist auch vom Bürodes Premierministers bestätigtworden. Danach sei die Armeemit derAufgabe betraut,die Mine bis Ende des Jahres unterihre Kontrolle zu bringen. Bougainville-MinisterOgio hielt dagegen, eine solche Offensivegebe es nicht. Endedes Jahreswurde dann von Regierungsseite hinter vorgehaltenerHandmitgeteilt,die EinnahmederMine sei jederzeit möglich. Daßdies trotzdemnicht funktioniere,
liege nicht an den Rebellen,sondern an den HundertenvonZivilisten, die weiterhin in demGebiet um die Mine leben. ImJanuar schließlich gab der Verteidigungsminister in einemFernsehinterview zu, daß derKrieg nicht mit Gewehren zugewinnen sei. Die mächtigsteWaffe sei es, das VertrauenderMenschen zu gewinnen. EinenTag später gab die Regierungdie InbetriebnahmeeinesRadiosenders in ZentralbougainvilIebekannt, mit dem "die Herzender Bevölkerung für die Zukunftvorbereitetwerden sollen".
Ungeachtet solcher Rhetorikgeht der Krieg um die in Rebellenhand verbliebenen 10%der Insel weiter. Allein im Dezember kamen über 15 Menschen ums Leben, zum Teil inSchießereien aber auch durchMorde. Sicherheitskräfte habenEnde Februar 7.000 Personenaus ZentralbougainvilIe in Auffanglager umgesiedelt, um demMilitär bessere Operationsmöglichkeiten zu ermöglichen.Im März soll ein neuerVersuchunternommenwerden,dasZentrumder Insel und die PangunaMine vor Ankunft der australischen ParlamentsdelegationimApril unter vollständige Regierungskontrolle zu bringen. DieBRA gab bekannt, sie habe einen Funkspruch des Truppenhauptquartiers mit der Orderabgefangen, vor Ankunft derAustralier so viele Guerillaswiemöglichzu töten. (PNB Nov. 93, Jan.& Feb. 94, IsBu Feb. 94)
Amnesty kritisiert Menschenrechtsverletzungendurch Regierung und BRA
"Regierungstruppenmordenundfoltern Oppositionelle auf derInsel BougainvilIe- und die Regierung von Papua-Neuguineatut wenig bis gar nichts, um sieaufzuhalten."-Pies ist die Kernaussage des jüngsten, Mitte
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NovembervorgelegtenBerichtsder Menschenrechtsorgansisation. Amnesty berichtet darin,daß es seit der Rückkehr derMilitärs auf die Insel im Jahr1991 anhaltendeBerichte überTötungen,Mißhandlungen,Vergewaltigungen und Schikanierungen vermuteter BRA-Unterstützer gebe. Mindestens60Menschenseienwahrscheinlichillegal exekutiertworden. Ebenso klagt Amnesty die Rebellenan,denensie Exekutionen,Mißhandlungen und andere Menschenrechtsverletzungen vorwirft. Betroffenseien Personen,die die BRAdes Verrats an derUnabhängigkeitsbewegungverdächtigt. (ai, PNG - Under the barrel ofa gun. BougainvilIe 1991 to 1993,19.11.1993)
Tote durch Diarrhöe
Der Ausbruchvon DiarrhöeundRuhraufder Inselhatmittlerweile epidemieartigeAusmaßeangenommen.Allein bis EndeDezemberstarben45 zumeistKinder. Die Krankheitensind nichtnur in Kriegsgebietenausgebrochen, sonderngrassierenauchin den staatlichen Auffanglagern, in denen zumTeil -wie Ende Dezember in Buin -keine Nahrungsmittel mehrverfügbar sind. Hinzu komme,so ein Regierungsbericht,derakute Mangel an Arzneimitteln.Von den Krankheitenverschontblieben bisher allein Buka, dienördliche Region BougainvilIessowie die umliegenden Inseln.Die Ursacheder Epidemiewirdin der fehlenden Immunisierungder Kinder seit 1989 gesehen.(Times 9. & 30.12.93, 10.2.94)
Neues Buch offenbartfehlende "psychologische
Kriegsführung"
Das Buch eines ehemaligenOffiziersundjetzigenStudentenhat nun enthüllt, daß im Jahr
1989 auf BougainvilIeeine gesamteKompaniederArmeedenKriegsdienstverweigertund damit gemeutert hat. Dem völligüberraschtenTruppenkommandeur sei von den angetretenenSoldaten mitgeteilt worden, siehätten in den vergangenendreiMonatenihre Pflicht erfüllt undwürdenjetzt gerne nach Hausegehen. Demzu Hilfe gerufenenübergeordnetenOffizier sei aufseine Frage an die Truppe, obsie bereitwäre, noch eine Woche zu dienen und daher amnächsten Tag anzutreten, imChor geantwortetworden:Nein.Die gesamteKompaniesei daraufhin auf das Festland ausgeflogen und durch eine neueersetzt worden. Der Autor führtdie Verweigerungauf die fehlendeKenntnispsychologischerKriegsführung beim Offizierkorpszurück. (Times 3.2.94)
BCL-Mlnenelgner diskutieren WIederbetrieb
Auf 300 bis 400 Millionen Kinawerden die Kosten für die Wiederaufnahme des Bergbaubetriebs geschätzt. Diesgeht aus einemTreffen des Direktoriumsder BougainvilIeMine in PortMoresbyhervor.Voraussetzungder Inbetriebnahmesei allerdings eine Bewertungder wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der Mine. Desweiteren müsse die politischeStabilitätgesichertund ein Konsens der Bewohner über denWeiterbetrieb vorhanden sein.Auf der Sitzung wurde gleichfalls ein Nettoverlustdes Unternehmens von 2,7 Mio. für dasvergangene Jahr angekündigt.Man habe aber keine Krediteaufnehmenmüssen. Eine Dividendewurdenicht gezahlt. (Times14.2.94)
Der Kurs der BougainvilIeAktiewar Im Dezember in die Höhegeschnellt,nachdemder Vertei-
digungsministerkurz vor Weihnachtenverlauten ließ, die Truppen stünden fünf Kilometer vorder Mine. (PNB Dez. 93)
1994 HaushaltskürzungenfürProvinz
Das Budget von 8,3 Mio. Kinafür 1994 wird weitgehend zumAufbau der Verwaltungund derWiederherstellung staatlicherDienstleistungenverwendet.Dagegen können die für diesesJahr anvisierten Wiederaufbauprogrammenicht verwirklichtwerden, da hierfür keine Mittelaus Port Moresbybereitstehen.Der Haushalt ist im Vergleichzum Vorjahr erheblich gekürztworden. Erstmals mit 50.000Kina bedachtwerden allerdingsdie selbsternannten Freiheitskämpfer der lokalen Widerstandsgruppen, die das Militärim Kampf gegendie BRA unterstützen.Diesehattenim Dezembergegenüberder Provinzregierung ihre Forderung nach Gehaltszahlungen mit dem Argument verdeutlicht,nur sie seienaufgrundihrerKenntnisder örtlichen Bedingungendazu in derLage, dem Militär bei der Eliminierung des harten Kerns derBRA zu helfen. (Times 30.12.93 s10.2.94)
WIrtschaftsvereinigunggegrDndet
In Buka hat eine Wirtschaftsvereinigung ihr Büro eröffnet.Ziel der Gruppeist es, ihrenMitgliedern beim Aufbau der darniederliegendenWirtschaft mittels finanziellerHilfen oder Trainingsprogrammen zu helfen.Man sei sich auch des Interesses von Auswärtigen amWiederaufbau bewußt, wolleaber sicherstellen,daß die lokale Bevölkerungan künftigenUnternehmenmit einer Mehrheitsbeteiligung engagiert ist. (Times30.12.93)·~
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Annäherung durch Gespräche und Friedenstruppe
Erstmals seit 1991 ist es zudirekten Gesprächen zwischenVertretern der PNG-Regierungund Mitgliedern der Übergangsregierung von BougainvilIe gekommen.Das geheime-Treffen fand vom 5.-6. Juni inder Hauptstadt der SalomonInseln, Honiara, unter der Federführungeines dortigenhohenBeamtenstatt.Ziel sei es gewesen, den Vertrauensbildungsprozeß In Gang zu bringen und auf eine BougainvilieKonferenz hinzuarbeiten, dienun im August auf der Inselstattfinden soll. Die Gesprächefolgten einem Vorschlag desAußenministersvon PNG,JuliusChan, auf Einrichtung einermultinationalenTruppe, die diekünftigen Friedensverhandlungen auf der Insel überwachen soll. Chanhat hierzuTonga,VanuatuundFiji eingeladen,wobei letzteres Land mit 300Soldaten den Kern des verbandesstellensoll. SowohlTonga als auch Fiji haben die Ideebisher befOrwortet,da jeglicheinternationale Präsenz auf derInsel die Friedensoptionstärke.Der Zusage des tonganischenKönigs Taufa'ahau Tupou IVfolgtedie fOnftägigeStaatsvisitedes Kronprinzen. Fijis PremierSitiveni Rabuka,der sich im Juni ebenfalls als Gast der Regierung in Port Moresby aufhielt,sagte die Entsendungvon 150Mannzu. Bedingungsei, so Rabuka, die Einladung der Regierung sowie die Bereitschaft deram Konflikt Beteiligten zur Kooperation.
An den Bemühungen fOr eineLösung des ins sechste J,~hrgehenden Bürgerkriegs warenauch eine Delegation des australischen Parlaments, diePNG-Politiker Joseph Onguglound Stephen Pokawln sowieVertreterderKirchenbeteiligt.
Es gibt keine militärische Lösung des Konflikts. Fortschrittesind nicht mit der Waffe zu erzielen. Dies ist das zusammenfassende Ergebnisder vierköpfigen Delegation australischerAbgeordneter,die die von derRegierungkontrolliertenGebieteBougainvilIesEndeApril für dreiTage besuchenkonnte. In unerwartetfreienGesprächensei, soder Leiter der Gruppe StephenLoosley,klar geworden,daß dieBevölkerunggenuggelitten habe und zu einem normalenLeben ohne Bedrohung zurückkehren wolle. Der besteWeg zumFriedenseien nuneinWaffenstillstand,die Aufnahmevon Gesprächenmit denRebellenunddieÖffnungder Insel fürNichtregierungsorganisationen(NGOs), die Medien und denZuflußhumanitärerHilfe. Zudemsei es psychologisch wichtig,den Forderungenvon amnestyintemational zu entsprechenund eine Kommission einzurichten, die die in BougainvilIeverursachten Greueltaten untersucht. Loosley sicherte zudem 10 Mio. seiner Regierungfür den Wiederaufbau vonGesundheits- und Bildungseinrichtungenzu.
DerPNG-Abgeordneteund alleinige Vertreter der von Regierungsseite als radikal eingeschätzten Black Action Party,Onguglo,hatte im April eine ei;.gene Friedensrnission begonnen. In den Salomonensprach er über Funk mit demOberkommandierenden derBRA (BougainvilIe Revolutionary Army), FrancisOna.Onguglu fordert nun eine Amnestie
für die Rebellen, die 100%igeÜbernahmeder Mine durch dieLandbesitzer und die Kontrolleder Insel durch die VereintenNationen.Manus-PremierPokawin hingegen hat ein Referendum als Lösung der Krise vorgeschlagen.NachNiederlegungder BRA-Waffen könnten dieInsulaner innerhalb von dreiJahrendarüber entscheiden,obsie unabhängig oder Teil desStaatesPNGbleibenwollen.DieArmee des Landes dagegensolle sich vordringlich mit demWiederaufbau der Insel befassen.
Im Gegensatz zur nun erkennbaren Entschärfung der Lageschiender Konflikt AnfangMärzmilitärisch noch zu eskalieren.Nach Presseberichten hattensich die Zusammenstöße zwischen PNG-Armee und Rebellender BRAauf Gebieteausgedehnt, die sich bisher unterder Regie der Streitkräfte befanden.WährendPremierWingti bis heute von der Kontrollevon 95% der Landfläche ausgeht, berichtete Sean Dorneyvon Zusammenstößen im Norden.der Insel. Damit seienTeileBougainvilles,die in den letztenbeidenJahren von Regierungsseite kontrolliertwurden,wiederunsicher geworden. Auch imInselzentrumkam es zu heftigenKämpfen.DieArmee gab zu, dieKontrolle über eine der wichtigsten Straßenan der Ostküsteverloren zu haben. Die anhaltendenGefechte triebenvieleder Bewohnerin den Dschungeloder in die seit Monaten überlasteten 35 Auffanglager, in denen sich nach Angaben des fürBougainvilIe zuständigen Ministeriums mehr als 90.000 Menschen aufhalten sollen. Aufgrund der Geldprobleme derProvinzverwaltung in Buka leidendieFlüchtlingeseit Monatenan Hunger. Die Lebensmittelsituation sei so katastrophal, daßsich die Beamtenstatt desAuf-
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baus der Infrastruktur nur noch. um die Versorgung kümmemwürden. Auch die Regierungstruppen selen von der Knappheit betroffen. Da Geld fehlekönnten die Soldaten nicht be~liefert werden. Zivile Pilotenübernähmen nur widerwillig diese Aufgabe, nachdem die Hubschrauber zunehmend unterBeschuß gerieten. Mitte Märzbeging die BRA im Süden aougainvilles mit dem Angriff aufeinen Versorgungskonvoy derSicherheitskräfte ein Massakerdas 13 Tote (hauptsächlich Mit~glieder der die Regierung unterstützenden lokalen Widerstandsgruppen) und zwei Dutzend Verletzte zurückließ.
Während die Regierung .am 25.April dem Militär weitere 39 7Mio. u.a. für die Beschaffu~gneuer Waffen gewährte und damit wiederum auf ein militärisches Handeln setzte dürftendie Lösungsansätze der zumgleichen Zeitpunkt im Land weilenden austrausehen Parlamentarier sowie das EngagementChans entscheidend zur spürbaren Deeskalation beigetragenhaben. Ursächlich hierfür istauch das selbst in einem vertraulichen Regierungsbericht benannte Chaos bei den Sicherheitskräften vor Ort, das derBRA Auftrieb gebe. Um dem zubegegnen, seien, so der Report,umgehend Friedensgesprächezuzulassen und die Forderungnach bedingungsloser Kapitulation der Rebellen aufzugeben.
Mittlerweile hat die nationale Regierung in Buka eine aus Polizeibeamten bestehende Kommission eingerichtet, die diedurch Armee und BRA verursachten Menschenrechtsverletzungen untersuchen soll.Das Vorgehen, damit gerade dieauf der Insel kaum angesehenen Sicherheitsbehörden zubeauftragen, hat in Port Mo-
resby zu Protesten der Nationalen Allianz der NGOs (NANGO) geführt. Damit solle nur derkürzlich für BougainvilIe ernannte Berichterstatter der Genfer UN-Menschenrechtskommission besänftigt werden.(Times 31.3., 28.4., 5., 12., 19. & 26.5., 2.& 9.6.94, Post-Courier30.5.94,PNGPrimeMinisterPress Release 25.4.94, EmbassyofPNG Press Release28.4., 10.5.,7.,8. &16.6.94, Pacific Report 30.5.94, IsBu Mal94, PNBMllrz, April, Mal & Jun194)
Rebellenführer entmachtet?
Nach Quellen der Times ist dieLeitung der Rebellenbewegung -BRA von jungen Kommandeuren und Mitgliedern übernommen worden. Die bisherigenFührer Francis Ona, dessenrechte Hand Joseph Kabul unddie ausländischen UnterstützerMike Forster, Moses HaviniRosemarie Gillespie und Marti~Miriori seien entmachtet wordenda man das Vertrauen In si~aufgrund irreführender Erwartungen hinsichtlich der Unabhängigkeit verloren habe. Sie seiendiejenigen, die aufgrund ihrerGewehre tatsächlich über dieMacht verfügten. Für künftigeFriedensverhandlungen mit derRegierung sei nun allein diemilitärische Kommandoebeneund nicht die Übergangsregierung zuständig.
Die im April in BougainvilIe weilende Delegation des austrauschen Parlaments kam zur Einschätzung, daß sich die BRAderzeit aus drei Gruppen zusammensetzt:
die politisch einem ProgrammZuzuordnenden, die Anhängervon Cargo-Kulten und Kriminelle, die derzeit nicht der Kontrolle der BRA unterstehen. Einemilitärische Kapazität der Beweg~ng sei weiterhin gegeben.(TImes28.4.94, IsBu Mai 94)
-Gespräche abgebrochen·Konflikte innerhalb BRA·Fortschritte des Militärs·Bevölkerung hungert
Während es am 4. und 11. Juniin der Hauptstadt der SalomonInseln, Honiara, noch zu denersten Geheimverhandlungenzwischen Vertretern der sezessionistischen Übergangsregierung von BougainvilIe und derRegierung PNGs selt 1991gekommen ist, wurden überraschend wenige Tage später bereits geplante Nachfolgegespräche abgesagt. PNGs Regierungsspitze mit Wingti undChan begründete den Schritt damit, man wolle künftig nichtmehr mit den (Übersee-) Repräsentanten sondern ausschließ.lieh mit den hochkarätigen Guerillaführern der BougainvilIe Revolutionary Army (BRA) verhandeln, Genannt wurden FrancisOna, Sam Kauona und JosephKabul. Zudem gebe es ernsteAuseinandersetzungen zwischen den Rebellenführem inBougainvilIe und den "selbsternannten" Sprechern der Übergangsregierung (BIG)' um MikeForster, Moses Havini und Martin Miriori, die von der Guerillavor Ort nicht mehr anerkanntwürden. Man wolle warten sochan, bis der Konflikt bereinigtseI.
Tatsächlich ist im August eineBRA-Gruppe in Honiara aufgetaucht und hat die einzige Funkstation, die Kontakt zu den vonRebellen kontrollierten Gebietenauf BougainvilIe hielt, zerstört.Die Gruppe, die be-anspruchtdie BRA in Nord-, Zentral- undSüdbougainvilIe zu repräsen-
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tieren, verlangte außerdemdieAuslieferung von Miriori anPNG. In einer Stellungnahmeerklärten BRA-Kommandeure,die Station sei verwüstet worden, weil durch sie unwahreStellungnahmenverbreitetworden seien. Nun sei die Zeit gekommen, um Frieden auf derInsel zu schaffen. Alles anderesei zweitrangigund könnenachder Unabhängigkeit auf dlplomatischem Weg geregelt werden.
DieAbsagedes für 17.Juni geplanten dritten Gesprächs hatauf BougainvilIe für erheblicheVerärgerung gesorgt. Der Vorsitzende der (legalen) Interimregierung auf der Insel Buka,der gemeinsammit denFührernder sieben ÜbergangsbehördenundhohenBeamtender ProvinzNord-Salomonen an dem Gespräch in Honiara teilnehmenwollte, kritisierte das Verhaltender Regierungals großenRückschritt auf dem Weg zum Dialog. Die Bewohnerder Inselseien die großen Verlierer, während sich bei den Führemallesum die eigenen persönlichenDifferenzendrehe.
Regierungschef Wingti ist imAugust auch von der Idee abgerückt,auf der Insel einemultinationale Truppe zur Überwachung der Friedensverhandlungen zu stationieren. Dem Vorschlagvon AußenministerChanhatten bereits Tonga, Vanuatuund Fidschi zugestimmt. DieTruppe sei höchstens für eine24- bis 48stündige Periodenötig, sagte der Regierungschef.
Während die kurzfristige Annäherung der Konfliktparteienim Juni und Juli zu einer gewissen Stabilisierungder Lageauf der Insel geführt hat, nachBougainville-MinisterOgio ist eszu keinen Schießereien odergrößeren Konfrontationen gekommen, hat das Militär Mitte
August die Panguna-Mineeingenommen. Man. habe einengroßen Durchbruch erzielt: dadie letzte Hochburg der BRAgefallen sei, erklärtenOffiziere.Und dies ohne großen Widerstand der Rebellen. Auf denVormarschhättendieseinsoweitreagiert, als sie die Häuserderfrüheren Minenangestellten inBrandsetzten.DieLage in Pangunaseiderzeitzwarruhig,manerwarte aber den Angriff derBRA, hießes.
Der Vormarsch der Militärskommt überraschend,da nochim Juli davon gesprochenwurde,dieTruppenauf BougainvilIebefänden sich aufgrund akuterGeldknappheit in einer schweren Krise. Berichtetwurde,daßdie Marinewegen fehlenderErsatzteile nicht auslaufenkönne.Auch Helikopter, die zurLebensmittel-versorgung derSoldatenerforderlichseien,hättennur imNotfallstartendürfen.
Zumindest aber im zivilen Bereich ist die fehlendefinanzielleUnterstützungausPortMoresbyunübersehbar. Nach Angabender Behördenin Bukasteheninden über die Insel verteiltenstaatlichen Auffanglagern über60.000Menschenam RanddesHungertods, da keine Lebensmittelverteiltwerdenkönnten.Ineinem Lager auf der Nachbarinsei East New Britain hätten500 Flüchtlinge seit über dreiWochen keine Nahrung mehrerhalten. Die Versorgungssituation sei insgesamt "sehr kritisch". Auch das gesamteWiederaufbauprogramm seizum Stillstand gekommen.Ausder Hauptstadt hieß es, dasKabinett habe sechs MillionenKina zugesagt,die das Finanzministerium nun aufzubringenversuche. Dagegen verwiesdessenMinisterdarauf,erwolledas Geld im Land gerecht verteüen. Es sei unfair, so viel fürBouqalnvllle auszugeben, das
die Regierung bisher 60 bis 70Millionen gekostet habe. Mittlerweile ist der Provinzverwaltung von BougainvilIe der Vorschlag unterbreitet worden,Lebensmittel in den lokalen Läden auf Kreditbasis zu besorgen. (Times 23.6., 14.7., 4., 11. &18.8.94, PNB Jul & August 94, PNG Embassy Bonn, News Summary 30.6., 11. &25.7.94)
Banner Militärhilfe
DieBundesregierungin Bonn istdazu bereit, die StreitkräftePNGs in den kommendendreiJahrenmit schweremGerätauszurüsten. Details seien noch imRahmen eines neuen Hilfsprogramms zu vereinbaren.Dies kündigteder deutscheBotschafter Klaus Jöring der Presse inPortMoresbybei derÜbergabe von Ausrüstungsgütern(LKW etc.) imWert von 1,5Millionen Kina an. Das Ausrüstungsgüter sollen allerdings,so die Vorgabe des BRD-Ver.treters, "nur für Vorhaben genutztwerden,die mit den Prinzi-pien internationalen Friedensund demRespektvor den Menschenrechten übereinstimmen."(ForeignAffairs Pott Moresby, News Summary 8.7.94)
-Friedensbemühungen ge
scheitert - Krieg geht weiter
Die Hoffnung auf Frieden aufder Kupferinsel hat sich zerschlagen. Die Verhandlungenzwischenden RebellenderBougainville Revolutionary Army(BRA),der selbsternanntenInterimsregierung der Insel (BIG)und der Regierung von PNGsind gescheitert. Während aufder Insel weiter gestorbenwird,
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ist die Regierung Chan zur bekannten Rhetorik früherer Kabinette zurückgekehrt. Der Regierungschef kündigte an, die friedensfeindliche Kräfte auf derInsel "zur Strecke zu bringen".Aber auch die Rebellen verweigern unter Hinweis auf die ''Teileund Herrsche-Taktik" der PNGRegierung jegliches Entgegenkommen. Solange es keine vollständige Unabhängigkeit derInsel gebe, erklärten sie, werdeweiter Blut vergossen. Verhandlungsbereite Widerstandsgruppen werden als nicht representativ diskreditiert.
Dabei schien der sechsjährigeKrieg mit der Übernahme derRegierungsgeschäfte durchChan Ende August ein glückliches Ende zu nehmen. Er erklärte die Lösung des Konfliktszur absoluten Priorität seinerAmtszeit und ging - ein historischer Durchbruch - auf die Rebellenbewegung zu. Nach Vorgesprächen mehrerer Chan-Vertrauter mit BRA-KommandantSam Kauona am 26. und 27.August unterschrieben am 3.September in der Hauptstadtder Salomon-Inseln, Honiara,Kauona und Vertreter der BIGmit dem Premierminister einenFriedensvertrag. In diesem wurden ein innerhalb von siebenTagen auszurufender Waffensstillstand und die Aufhebung. derBlockade vereinbart, die seitApril 1990 große Leiden unterder Zivilbevölkerung BougainvilIes verursacht hatte. Außerdemwurde eine multinationale Friedenstruppe (South Pacific Regional Peace Keeping Force)zur Überwachung der Waffenru'he und eines neutralen Gebietsangeregt, auf dem es dann ab10. Oktober zu weiteren Verhandlungen kommen sollte.
Die Friedenstruppe, der 418Soldaten aus Fiji, Vanuatu undTonga angehörten, ist nach Rn-
kunft am 3. Oktober bereits am19. des Monats wieder abgezogen worden, obwohl Rebellenwie Zivilbevölkerung ihren Verbleib forderten. Sie sollte insbesondere die Sicherheit derRebellen garantieren, dieschließlich die Teilnahme an derKonferenz boykottierten. Dochschon im Vorfeld kam es zumStreit über die Einhaltung derWaffenruhe. Die BRA beklagtesich, daß PNG das Schweigender Waffen benutzt habe, umseine bei den Kämpfen stark inMitleidenschaft gezogenenTruppenverbände vor allem inZentral-Bougainville zu stärken,anstatt, wie im Vertrag vorgesehen, 'die bisherigen Positionenbeizubehalten. Die 1989 stillgelegte Panguna Mine sei, sodie BRA, noch nach dem Waffenstillstand von der ArmeePNGs besetzt und militärischgesichert worden.
Dieser Vorstoß war den Streitkräften noch Mitte August mißlungen. Damals hatten geschätzte 300 Soldaten von dreiSeiten die Grube angegriffen.Meldungen zufolge war die Offensive ein voller Erfolg. DieMine sei besetzt, die Rebellengeflüchtet, hieß es. Ex-PremierWingti erklärte in einer Pressekonferenz den Krieg für gewonnen und verlangte die bedingungslose Kapitulation der "kriminellen Rebellen". Nach einigen Tagen stellte sich die Lagevöllig anders dar. Keine der dreiAngriffsgruppen hatte die Grubeerreicht. Die Angreifer hattenhohe Verluste. Der Truppenkommandeur und mehrere Soldaten fielen. Es gab viele Verwundete. Mehrere der eingesetzten von Australiern geflogenen Iroquois-Hubschrauber wurden schwer beschädigt. Die Soldaten PNGs kamen aufgrundverlorener Mobilität und Versorgung in große Schwierigkeiten.
Zwist gab es auch über und inder multinationalen Truppe, diemit australischer und neuseeländiseher Logistik unterstützt werden sollte. Die Soldaten erhielten bei der Vorbereitung ihresEinsatzes in Australien von dortigen Trainern die Weisung, dieFeinde zu töten. Auf der Inselschließlich angelangt, hatte faktisch nicht, wie vertraglich vereinbart, ein fijianischer Offizierdas Kommando, sondern einGeneral aus Australien. Rebellenführer Sam Kaouna fühltesich dann auch aufgrund derfehlenden Neutralität der Australier um seine Bemühungen zumFriedensschluß betrogen undvon den gesamten Vorbereitungen von der Friedenskonferenzin der Inselhauptstadt Arawaausgeschlossen. Bereits zuvorhatte er in einem Brief vom 30.September den Regierungschefdarum gebeten, im Friedensprozeß eine Pause einzulegen,da alles zu hastig verlaufe.
Zu den Gesprächen ab 10. Oktober erschien dann weder Kaouna noch ein Vertreter der Interimsregierung. Sie begründetenihren Boykott mit mangelnderSicherheit, da die PNG-Militärsentgegen dem Waffenstillstandsabkommen die RegionUm Arawa nicht geräumt hätten.Daß dieser Verdacht offenbarnicht unbegründet ist, belegenmehrere Vorfälle nach Konferenzbeginn. Bel Zwischenfällenmit der Armee wurden einige
. Tage später zwei Bougainvillerschwer verletzt. Am 19. Oktoberist auch der Rebellen-Kommandant der Arawa-Gegend, dersich als einziger der Sezessionisten auf die Konferenz gewagtund dort den Abzug der TruppenPNGs gefordert hatte, in Arawaangeschossen worden. Er entkam in einem von Kugeln durchlöcherten Auto. BRA und BIGerklärten daraufhin, sie würdenerst nach Abzug der PNG-Trup-
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penan denGesprächenteilnehmen. Chan bestritt, daß derWaffenstillstand den Rückzugseiner Männer vorgesehenhabe. Der AußenministerAustraliens, Gareth Evans, kam derBRA überraschendmit der ErklärungzuHilfe, dasAbkommensehe sehr wohl den Truppenabzug aus "neutralen Zonen"wie Arawa vor. Evans zeigtesich zutiefst enttäuscht,daß dieKonferenz, auf der schließlichweit über 2.000 Menschenvonder ganzen Insel teilnahmen,von der PNG-Regierungabgebrochenwurde. Teilnehmerberichteten, es habe bei den Gesprächen kaum Fortschrittegegeben.
. DaßtrotzdemFrontenaufgebrochen wurden,erwies sich wenige Tage nach Auflösung desTreffens.EineFraktionder BRAaus dem nördlichen Nasio-Gebiet von Zentral-Bougainvilleunterzeichnetemit Regierungsvertreterneinen eigenständigenFriedensschluß. Die anwesenden 15 Guerillakommandeuregaben an, über die Hälfte derBRA-Kämpfer zu repräsentieren. Derzeit seien auf der Inselnoch bis zu 5.000 Rebellenaktiv. Inzwischenhaben sich dieVereintenNationeneingeschaltet. Dessen GeneralsekretärButros-Ghali hat die Bitte derSalomon-Inseln akzeptiert, beiden Friedensbemühungen zuhelfen. Zuvor schon hatte sicheineRepräsentantinder Organisationvor Ort mitVertreternvonRegierung und Rebellengetroffen.
Derweil kommt das Aufbauprogramm für BougainvilIe aufgrund der desolatenFinanzlagein Port Moresby kaum voran.Die Insel ist wegender zerstörten Volkswirtschaft direkt vonÜberweisungenaus der Hauptstadt abhängig. Soldaten bezeichnetendieVersorgungslageals sehr kritisch. So strandeten
ImNovember400Soldatenundmehr als 100PolIzeibeamteaufBuka. Es sei weder Geld vorhanden, sie aufs Festland zurückzufliegen,nochumLebensmittel zu kaufen, erklärten siegegenüber den Medien. (TImes25.8., 1., 8. & 15.fI." 6., 20. & 27.10.,17.11.94,FR 12.9. & 24.10.94,PNB Sept.,Okt.& Nov. 94, IsBu Okt. 94, PIM Nov. 94,Foreign Affairs Port Moresby, News Summary 25.126.,30. & 31.8., 1. & 14.9.94, 7.,13., 17. & 21.10., 2. & 22.123.11.94,PNGEmbassy Bonn, Press Release 24.10.94,Brief von Martin Mitiori vom 30.11.94 anECSIEPlZeist)
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