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DIE ZEITUNG DER SOZIALISTISCHEN JUGEND ÖSTERREICH. LINKS IM DRUCK. Ausgabe 1/13 Jänner 2013 www.sjoe.at Österreichische Post AG / Sponsoring.Post 02Z032957 S Wohnraum für alle: Mietenstopp jetzt! Während sich Superreiche die Taschen voll- stopfen, werden zu wenig öffentlich finanzierte Wohnungen gebaut. Georg Niedermühlbichler spricht über den knappen Wohnraum und die steigenden Renditen der Privaten. seite 15 Flucht ist kein Verbrechen! Abertausende Menschen flüchten Jahr für Jahr aus Angst vor Krieg, Folter und politischer Verfolgung nach Europa. Unzählige Flüchtlinge verloren bzw. verlieren dabei qualvoll ihr Leben vor den Toren der „Festung Europa“. Die Menschen die es bis hierher schaffen, werden dann in menschenunwürdigen Massenlagern, irgendwelchen abgelegenen Saualmen, oder herabgewirtschafteten Gasthäusern untergebracht. Darüber, über das Refugee- Camp, und ihre tagtägliche Arbeit im „Verein Ute Bock“ spricht die bekannteste Flüchtlingshelferin Österreichs, Ute Bock. Einen spannenden Einblick aus einem ganz anderen Blickwinkel gibt uns außerdem Fritz Knotzer, der Bürgermeister Traiskirchens, im Interview über das Massenlager in seiner Heimatstadt. seite 4 Let’s get droned! Mit der neuen „Wunderwaffe“, der fernge- steuerten Drohne, wird in Pakistan von US-Seite auf verheerende Weise ein verlogener Krieg geführt. Wie präzise sind die Drohnen wirklich? seite 19 Keine Rechten in der Hofburg! Am 1. Februar findet nach der letztjährigen Absage der WKR-Ball unter neuem Namen wieder statt. Wir wehren uns gegen dieses widerwärtige Vernetzungstreffen rechtsextremer Kräfte aus ganz Europa und nehmen diesen Skandal nicht einfach so hin! seite 10

Trotzdem 01/13

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Erste Ausgabe im Jahr 2013

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Page 1: Trotzdem 01/13

DIE ZEITUNG DER SOZIALISTISCHEN JUGEND ÖSTERREICH.

LINKS IM DRUCK.

Ausgabe 1/13Jänner 2013

www.sjoe.at

Österreichische Post AG / Sponsoring.Post 02Z032957 S

Wohnraum für alle: Mietenstopp jetzt!Während sich Superreiche die Taschen voll­stopfen, werden zu wenig öffentlich finanzierte Wohnungen gebaut. Georg Niedermühlbichler spricht über den knappen Wohnraum und die steigenden Renditen der Privaten.

seite 15

Flucht ist kein Verbrechen!Abertausende Menschen flüchten Jahr für Jahr aus Angst vor Krieg, Folter und politischer Verfolgung nach Europa. Unzählige Flüchtlinge verloren bzw. verlieren dabei qualvoll ihr Leben vor den Toren der „Festung Europa“. Die Menschen die es bis hierher schaffen, werden dann in menschenunwürdigen Massenlagern, irgendwelchen abgelegenen Saualmen, oder herabgewirtschafteten

Gasthäusern untergebracht. Darüber, über das Refugee-Camp, und ihre tagtägliche Arbeit im „Verein Ute Bock“ spricht die bekannteste Flüchtlingshelferin Österreichs, Ute Bock. Einen spannenden Einblick aus einem ganz anderen Blickwinkel gibt uns außerdem Fritz Knotzer, der Bürgermeister Traiskirchens, im Interview über das Massenlager in seiner Heimatstadt.

seite 4

Let’s get droned!Mit der neuen „Wunderwaffe“, der fernge­

steuerten Drohne, wird in Pakistan von US­Seite auf verheerende Weise ein verlogener Krieg

geführt. Wie präzise sind die Drohnen wirklich?

seite 19

Keine Rechten in der Hofburg!Am 1. Februar findet nach der letztjährigen Absage der WKR­Ball unter

neuem Namen wieder statt. Wir wehren uns gegen dieses widerwärtige Vernetzungstreffen rechtsextremer Kräfte aus ganz Europa und nehmen

diesen Skandal nicht einfach so hin!

seite 10

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Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend und eine zusammenbrechen-de Gesundheitsversorgung schla-gen immer weiter in den südlichen Euro-Ländern um sich. Eine ganze Generation, die so gut ausgebildet ist wie keine zuvor, wird um ihre Zukunft beraubt.

Auch in Österreich steigen die Arbeitslosenzahlen, im Besonde-ren die der Jugendlichen in lichte Höhen. Gleichzeitig hat sich ein ungeheures Privatvermögen von derzeit 18.000 € Milliarden (!) pri-vatem Finanzvermögen und min-destens derselbe Wert an Immobi-lien angehäuft. 2013 wird deshalb ein weichenstellendes Jahr für uns

als Sozialistinnen und Sozialisten. Es wird sich bei gewichtigen Wah-len wie in Deutschland und Italien zeigen, ob neoliberale Scheinexper-tInnen und IdeologInnen weiter am wirtschaftlichen und sozialen Sui-zid der Europäischen Union wei-terwerken können, oder wir das Ruder herumreißen und endlich Schritte im Sinne der arbeitenden Bevölkerung gesetzt werden. Dass Menschen bewusst durch eine radikale Umverteilungspolitik von unten nach oben ins Elend gestürzt werden, uns aber erzählt wird wir müssen alle etwas beitragen, die Vermögen der Reichen seit der Kri-se jedoch sogar massiv gewachsen sind, und weiterhin nicht angetas-

tet werden, ist nicht länger hinzu-nehmen! 40 Jahre ist es nun in etwa her, dass die Unis, Forschungsins-titute und Parteien aller Couleurs mit dem Glauben, dass egoistisches Verhalten und Profitstreben Einzel-ner den Wohlstand der gesamten Gesellschaft erhöht, infiziert wur-den. Dass diese menschenverach-tende Doktrin auf der Müllhalde der Geschichte landet, kann aber gar nicht schnell genug gehen!

Denn den Gürtel enger schnal­len, müssen nur die, die sich schon viel zu lange auf Kosten aller fett gefressen haben!

Die Trotzdem-Redaktion

Trotzdem 1/2013: Verlagspostamt: 1050 WienAufgabepostamt: 3432 TullnZulassungsnummer: GZ 02Z032957 S

Herausgeberin: Sozialistische Jugend Österreich (SJÖ), Amtshausgasse 4, 1050 WienTel.: 01/523 41 23, Fax: 01/523 41 23­85, Mail: [email protected], Web: www.sjoe.atDVR: 0457582, ZVR: 130093029

Medieninhaberin: Trotzdem VerlagsgesmbH, Amtshaus­gasse 4, 1050 Wien. Geschäftsführerin: Sybilla Kastner, Eigentümerin: SJÖ (100%), Tel.: 01/526 71 12, Fax: 01/526 71 12­85, Mail: [email protected]

Grundlegende Richtung: Das Trotzdem versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, Funk­tionärInnen und SympathisantInnen der SJÖ. Das Trotzdem informiert über aktuelle politische Debatten und thema­tisiert jugend­relevante Ereignisse.

Chefredaktion: Wolfgang Moitzi, Matthias Punz

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Nina Andree, Stefan Bartl, Silvia Czech, Naomi Dutzi, Boris Ginner, Michi Gogola, Marina Hanke, Julia Jakob, Fiona Kaiser, Lukas Lehner, Matt Krainz, Paul Majdzadeh­Ameli, Tarik Mete, Ruben Mörth, Daniel Posch, David Rautner, Marlene Reinberger, Louis Reumann, Daniel Riegler, Leonie Maria Tanczer, Sara Tavares da Costa

Lektorat: Matthias Punz

Art Direktion, Grafik: Peter Rüpschl

Produktion: NGL­Mediamondial, 3151 St. Georgen

Powered by: BMWFJ, gem. § 7 Abs. 2 B­JFG

02 INHALT02 INHALT

Inhalt

Ändere die Welt, sie braucht es!

Editorial

Vorwort von Wolfgang Moitzi: Gestalten wir gemeinsam das neue SPÖ-Parteiprogramm!

Coverstory

Flüchtlinge: We need our rights! We will rise!

Interview mit Ute Bock: „Denn die Welt ist da, damit wir alle leben können!“

Interview mit Fritz Knotzer: „Fordern faire Aufteilung, keine unmenschlichen Massenlager!“

Innenpolitik

Niederösterreich: Es gilt die Unschulds-vermutung

WKR-Ball: Und jährlich grüßt der WKR – jetzt mit neuem Namen!

Pro / Contra

Wehrpflicht: Nun sag, wie hast du’s denn mit der Wehrpflicht?

Geschichte

Neoliberalismus: 40 Jahre Konterrevolution

SPÖ

Bundesparteitag: Zwischen solider Staats-führung und ideologischem Aderlass

Schwerpunkt

Wohnen: Preisschock bei privaten Mieten

Interview mit Georg Niedermühlbichler: „Im privaten Bereich sind die steigenden Mieten die steigenden Renditen“

Internationales

Nordirland-Konflikt: Born with an opinion and hiding behind two flags

Pakistan: Let’s get droned!

Ausbeutung „made in Bangladesh“

Was kann die EU aus der Argentinien-Krise lernen?

Gesellschaft

Umwelt: Ökosozialismus – Als die Weltret-tung den Warenkorb verließ

Frauen

Sexarbeit: „Das älteste Gewerbe der Welt …“

Buch / Film / Musik

Eva Maltschnig – Warum Demokratie Parteien braucht! / Auswege / Muse – The 2nd Law

Kalender

Was war – was kommt

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Impressum

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ – Als gäbe es nicht schon das Hayek­Ins­titut um laufend Humbug in die Welt zu setzen, wird im Jänner die „Agenda Austria“ gegründet.

Finanziert von Privatstiftungen und mit der Order, dass „Reichtum“ die „Armut senkt“, will

der Think­Tank die Lehren der „Austrians“ (im Bild Friedrich August v. Hayek) verbreiten.

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EDITORIAL 03EDITORIAL 03

in neues Parteiprogramm ist nicht nur angesichts aktu-eller Herausforderungen

wie etwa der Bewältigung der Wirt-schafts- und Finanzkrise dringend notwendig, sondern auch aufgrund der mangelnden Qualität des derzeit gültigen Programms. Dieses wurde 1998 im Zeitalter der neoliberalen Durchdringung der Sozialdemokra-tie in Europa („Dritter Weg“, „New Labour“) in einem relativ geschlos-senen Kreis erarbeitet.

Aufbauend auf den historischen Erfahrungen der 1970er Jahre zur demokratischen Ausarbeitung pro-grammatischer Positionen und der Einbindung einer Vielzahl von Mei-nungen, steht die SPÖ nun vor der Herausforderung, die damaligen Strategien und Techniken weiter-zudenken und durch neue moderne Beteiligungsformen zu ergänzen.

Die mehrstufige Einbindung von Parteibasis und interessierten SympathisantInnen war bereits ein wesentliches Element des Pro-grammprozesses der 1970er Jahre: Die SPÖ trat an die Menschen heran. Meinungen wurden eingebracht und in den Programmentwurf eingear-beitet. Diese Ideen wurden zurückge-

spielt, um den bestehenden Entwurf durch Kommentare, Anregungen und Vorschläge verbessert, präzisiert und vervollständigt. Zur umfassenden Einbeziehung von Interessierten, aber auch von inaktiven Parteimit-gliedern, die nicht in den bestehen-den Parteistrukturen organisiert sind, bietet sich dabei neben klassischen Formaten die Einrichtung digitaler Diskussionsplattformen und Netz-werke an.

Programmprozess als Chance für einen Kurswechsel

Neben der Initiierung eines aktiven wechselseitigen Dialogs zwischen Parteiführung, Parteibasis und inte-ressierter Öffentlichkeit muss der Programmprozess eine Reihe von weiteren Zielen umfassen:

1. Politisierung und Selbstverortung der Partei

Ein neues Parteiprogramm bietet die Möglichkeit, die Politisierung der

Partei voranzutreiben und zugleich Offenheit und gesellschaftliche Ver-ankerung zu demonstrieren. Es muss dazu dienen, die Aufgaben der Sozial-demokratie im 21. Jahrhundert in ein neues kohärentes politisches Projekt zu verpacken.

2. Aktualisierung der Grundwerte und Anleitung der politischen Praxis

Gerade in Zeiten, in denen Parteipo-litik durch allgemeine Politikverdros-senheit in Frage gestellt wird, kann die Darstellung eines kohärenten politischen Projekts die Notwendig-keit einer starken politischen Ver-tretung auf Seiten der arbeitenden Bevölkerung aufzeigen. Muss aber auch Orientierung für die politische Praxis der Partei selbst bieten.

3. Chancen des Programm­prozesses

Der Programmprozess bietet die Chance, die wirkliche Größe und Brei-

te der Partei abzubilden und ihre vor-handenen kreativen und politischen Potentiale zu nutzen. Sofern es auch gelingt externe politisch Engagierte (etwa in Bereichen des Umwelt- und Klimaschutzes, der Menschenrechte, der Entwicklungspolitik, der Freiheit des Internets u.v.m.) mit authenti-schen und attraktiven Angeboten anzusprechen, kann die Partei wieder ein Anziehungspol für Intellektuelle, KünstlerInnen und fortschrittliche Kräfte werden.

Der Programmprozess innerhalb der SPÖ ist eine jahrelange Forde-rung der Sozialistischen Jugend und wird nun endlich umgesetzt. Umso wichtiger ist es für uns deshalb, dass sich die SJ auf allen Ebenen des Pro-zesses verstärkt einbringt und für ein sozialistisches Programm und die längst überfällige Abkehr vom „Dritten Weg“ in der Sozialdemokra-tie kämpft. Es muss uns gelingen, Themen, Inhalte und Forderungen zu einem großen Teil vorzugeben und mitzugestalten.

Danke für euer Engagement in der Sozialistischen Jugend

Abschließend möchte ich mich noch bei euch für euren Einsatz im Jahr 2012 bedanken, ohne den viele unse-rer Aktivitäten nicht möglich gewesen wären. Nicht zuletzt aufgrund der sich verschärfenden Auswirkungen der Krise, der europaweit steigen-denden Jugendarbeitslosigkeit und der vielen Wahlen in Österreich, wird das nächste Jahr wieder ein politisch spannendes werden!

Ich wünsche euch ein gutes neu-es Jahr! Für eine starke Sozialistische Jugend!

Vorwort von Wolfgang Moitzi

Gestalten wir gemeinsam das neue SPÖ-Parteiprogramm!

Mit dem (medial) aufgebauten Druck im Vorfeld des Bundespartei-tags vom Oktober 2012 ist es der Sozialistischen Jugend gelungen, die Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms auf Basis der Miteinbeziehung größtmöglicher Teile der Partei durchzusetzen.

Wolfgang MoitziVerbandsvorsitzender der SJÖ

E

Nach dem Beschluss zum Parteipro­grammprozess am Bundesparteitag

der SPÖ folgte ein inhaltlicher Start­schuss auf unserem Verbandstag.

Unter der Moderation von Wolfgang Moitzi diskutierten Nationalrats­präsidentin Barbara Prammer, der

Präsident des Pensionistenverbandes Karl Blecha und der ehemalige SJ

Verbandsvorsitzende Ludwig Dvorak über die Chancen und notwendigen Strategien zur erfolgreichen Erarbei­

tung eines neuen Programmes.

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04 COVERSTORY04 COVERSTORY

on 24. November bis 28. Dezember war im Sigmund-Freud-Park in Wien ein Pro-

testcamp von Flüchtlingen aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen stationiert. Im November wurde erst-mals in Mainstream-Medien über selbstorganisierten Widerstand von Flüchtlingen aus dem überfüllten Erstaufnahmezentrum in Traiskir-chen berichtet, als ein 35 km langer „Refugee-March“ von Traiskirchen nach Wien stattfand. Begonnen hat der Protestzug mit 200 Flüchtlingen aus Traiskirchen – in Wien wuchs der Zug auf ca. 800 Personen an – daraus entwickelte sich auch das „Refugee-Protest-Camp“ vor der Votivkirche.

Begonnen haben die Proteste freilich schon früher. Von 12. bis 14. Oktober haben somalische Flüchtlin-ge 50 Stunden lang vor dem Parla-ment ein Protestcamp eingerichtet und dort für ihre Rechte demonst-riert. Auch am 10. November fand in Wien eine Demo zur Unterstützung von Flüchtlingsprotesten quer durch

Europa statt. Mehr als 100 Flüchtlin-ge aus Traiskirchen kamen zur Demo und berichteten über die Zustände in ihrem Lager.

Am 16. November forderten Flüchtlinge, dass es keine Verfrach-tung mehr in entlegene Gebiete geben soll. Grund dafür war, dass tags zuvor 16 pakistanische Flüchtlinge auf die Kärntner Alpen nach St. Andrä im Lavanttal transferiert wurden. Eine Unterbringung an Orten fernab der Zivilisation, wo keinerlei Infra-struktur, soziale Anbindung oder Arbeitsmöglichkeiten bestehen und die Bewegungsfreiheit massiv einge-schränkt ist, ist inakzeptabel.

Seitdem sich vermehrt Wider-stand in Traiskirchen geregt hat, haben die Flüchtlinge mit zuneh-menden behördlichen Schikanen zu tun. Am Vorabend des Protestmar-sches wurde z. B. von der Lagerlei-tung in Traiskirchen kurzfristig eine „Standeskontrolle mit Anwesen-heitspflicht“ angekündigt – genau zu der Zeit, zu der die Versammlung

des Protestmarsches vor der Erst-aufnahmestelle (EASt) geplant war. Mehrere Flüchtlinge ließen sich wohl durch die Einschüchterungen von Behörden und BetreiberInnen der EASt von der Teilnahme abhalten, doch verhindert konnte der Protest-marsch schließlich nicht werden. Von Seiten der Lagerleitung und des Innenministeriums wird dementiert und erklärt, dass diese Kontrollen standardmäßig sind. Nicht alle der

zu Fuß aus Traiskichen angereisten Flüchtlinge blieben seither im Camp. Viele von ihnen fuhren wieder ins Lager zurück, weil die Behörden für die darauffolgenden Tage wei-tere Standeskontrollen mit Anwe-senheitspflicht angekündigt hatten. Diese Kontrollen wurden nun täglich durchgeführt, was viele der Flücht-linge zu PendlerInnen machte.

We will rise!

Mit ihrer Initiative machen die pro-testierenden Flüchtlinge darauf aufmerksam, dass im Asylverfah-ren sowie im System der Grundver-sorgung große Mängel herrschen. Obwohl sie einen prekären legalen Status haben und von Abschiebung bedroht sind, kämpfen sie für ihre grundlegenden Menschenrechte. Sie protestieren gegen undurchschau-bare Asylverfahren, verschärfte Gesetze und erheben folgende For-derungen für menschenwürdige Lebensbedingungen:

„Niemand überlegt, was es heißt, in ein

Bergdorf gebracht zu werden, wo du der

einzige Ausländer bist und der Bus an dir

absichtlich vorbeifährt, wenn du allein an der

Haltestelle stehst.“

V

We need our rights! We will rise!

Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zu Pflicht. Eine Geschichte aus dem katholisch geprägten Österreich in der besinnlichen Adventzeit.

Flüchtlinge

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Verbesserungen im Asylver­fahren, z. B. bessere Qualifi­kation der DolmetscherInnen, Zugang zu Informationen und Rechtsberatung in ihrer Sprache, raschere Verfahrens­abwicklung, Anerkennung des Flüchtlingsstatus und das Recht auf Familienzusammen­führung.

Keine Überstellungen in iso­lierte Unterkünfte mehr und Stopp bei Abschiebungen.

Zugang zum Arbeitsmarkt während dem Prozess des Asylverfahrens

Verbesserungen der Grund­versorgung, etwa Zugang zur Gesundheitsversorgung,

Begleitung durch Dolmet­scherInnen bei Arztbesuchen, ausreichendes und gesundes Essen, Möglichkeit des Schul­besuchs für Kinder in regulä­ren österreichischen Schulen, Zugang zu modernen Kom­munikationsmitteln (Internet, internationale Fernsehsender etc.) und mehr Angebote an deutschen Sprachkursen und beruflicher Ausbildung.

Der volle Forderungskatalog fin-det sich unter: refugeecampvienna.noblogs.orgDort kann man ebenso eine Solidaritätspetition unterschrei-ben oder einen offenen Brief an Innenministerin Mikl-Leitner schicken.

Was kommt aus dem Innenministerium?

Der Zugang von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zum The-ma Asylpolitik bleibt pragmatisch und kühl – sie diskutiert mit Ver-

treterInnen aus Bundesländern über die vereinbarte Erfüllung der jeweiligen Quote zur Aufnah-me von Flüchtlingen. Sie kündigte an, dass bei einer Nicht-Erfüllung der Quote in einzelnen Bundes-ländern „Plan B“ in Kraft treten müsste, der eine Unterbringung in leerstehenden Kasernen oder Containern vorsieht. Klingt wie ein schlechter Scherz? Es geht noch besser, wenn man hört wie die Innenministerin das Protest-camp sieht: „Als linken Populis-mus“, bei dem sich „nicht einmal zehn Flüchtlinge aus Traiskir-chen, aber viele Linksaktivisten“1) engagieren. Dass die Flüchtlinge bei diesen Protesten die treibende Kraft sind und sich glücklicher-weise viele hunderte Menschen mit ihnen bei Kundgebungen und kleineren Protestmärschen solidarisieren, ignoriert Mikl-Leitner gekonnt und übt sich in Realitätsverweigerung und Unmenschlichkeit. Integrations-Staatssekretär Kurz lud übrigens lieber zum „Charity-Punsch“ vor die Freyung, um dort mit Promi-nenten für die Seitenblicke zu posieren, statt sich im wenige Meter entfernten „Refugee Camp“ auch nur blicken zu lassen.

Fremdenfeindliche BürgermeisterInnen schüren Ängste

Dass nicht nur aus dem Innenmi-nisterium solche Töne kommen, sondern auch auf kommunaler Ebene Ängste geschürt werden, ist klar. Erst vor kurzem schei-terte die Errichtung einer Unter-kunft für AsylwerberInnen in Bad Leonfelden (Bezirk Urfahr-Umgebung, OÖ) am Widerstand des dortigen Bürgermeisters Alf-red Hartl (ÖVP). Hartl begründete sein Veto damit, dass man „nicht viel Gutes über solche Asylunter-künfte hört“. Ihm sei zwar „sehr wohl klar“, dass Oberösterreich ein Kontingent aufnehmen muss. Aber: „Ein Tourismusort, in dem sich die Leute wohlfühlen, ist nicht der geeignete Platz für eine Asyl-unterkunft. Wir wollen die Wohn- und Lebensqualität auch weiter beibehalten.“ Dem Hausbesitzer der möglichen Unterkunft drohte Hartl, die Freundschaft zu kün-digen, sollte er sein Vorhaben tatsächlich umsetzen. Dieser zog sein Angebot dann zurück.

In anderen Orten, wie z.B. Bad Zell (Bez. Freistadt, OÖ) funk-tioniert, was in Bad Leonfelden laut Bürgermeister Alfred Hartl nicht gehen kann: ein Asylwerbe-rInnen-Heim mitten im Ortszent-rum. Auch andere Gemeinden in diesem Bezirk, wie z. B. Gutau,

gehen mit gutem Beispiel voran und heißen AsylwerberInnen sogar herzlich willkommen. Bür-germeister Lindner (SPÖ) führte sie durch die Gemeinde und zeig-te ihnen die wichtigsten Einrich-tungen für das alltägliche Leben (Geschäfte, Ärzte, Bushaltestellen etc.). Dass ein menschenwür-diger Umgang mit Flüchtlingen für ÖVP-PolitikerInnen nicht in Frage kommt, bestätigt nur einmal mehr, dass diese Partei längst nichts mehr mit christlich-sozialen Grundwerten zu tun hat, denn von Nächstenliebe ist weit und breit keine Spur.

Flucht ist kein Verbrechen!

Die österreichische Regierung darf die Anliegen und Forde-rungen der protestierenden Flüchtlinge nicht länger ignorie-ren, sondern muss sie ernst neh-men und alles dafür tun, dass in Österreich menschenwürdige Asylpolitik betrieben wird, und jene bei uns Schutz und Hilfe fin-den, die es auch dringend nötig haben. Denn: Eine Gesellschaft kann man daran messen, wie sie mit ihren schwächsten Mitglie-dern umgeht.

COVERSTORY 05COVERSTORY 05

Eine Gesellschaft kann man daran messen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.

Seit über einem Monat weisen Flüchtlinge mit dem „refugee protest camp“ vor (und später in) der Wiener Votivkirche auf die katastro­phalen Zustände im Asylbereich hin. Doch die Regierung steckt lieber weiter den Kopf in den Sand und will den Protest „aussitzen“.

1) Quelle: derstandard.at,

30. November 2012

Quellen: no­racism.net,

derstandard.at, refugeecampvienna.

noblogs.org

In der Nacht auf den 28.12. räumte die

Polizei mit voller Bru­talität das Protest­

camp und zerstörte dabei die gesamte

Infrastruktur. Noch während die Flücht­

linge versuchten, die Gegenstände

im Camp zu retten, wurde mit dem

brachialen Abriss der Zelte begonnen.

Um illegaler Einwanderung ein Ende zu setzen, wurde 2005 zur Außengrenzsicherung die EU­finanzierte Agentur Frontex gegründet. Diese wurde von Flücht­lings­ und Menschenrechtsorganisationen immer wieder heftig kritisiert, weil sie die Genfer Flücht­lingskonvention missachtet. Denn trotz des Non­Refoulement­Prinzips, das besagt, dass kein Flüchtling in ein Land ausgewiesen werden darf, in dem sein Leben gefährdet sein könnte, werden Flüchtlingsboo­te, die aus Afrika über das Mittelmeer nach Europa kommen, von Frontex­MitarbeiterInnen abgedrängt und am Erreichen der Küste gehindert. Durch die strenge Grenzsicherung kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Verletzten und Toten.

Festung Europa

Jänner 2012: Mindestens 15 SomalierInnen ertrinken vor der Küste Libyens. Dabei handelt es sich nicht um Einzelschicksale: In den letzten 20 Jahren hatte die restriktive Asylpolitik Europas mehr als 20.000 Tote zur Folge, die auf der Suche nach einem besseren Leben vor den Mauern der Festung Europa starben. Und dafür erhält die EU jetzt auch noch den Friedensnobelpreis!?

EU und Menschenrechte?!

Fiona Kaiser und Nina Andree

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„Denn die Welt ist da, damit wir alle leben können!“

Die langjährige und unermüdliche Flüchtlingshelferin Ute Bock spricht mit TROTZDEM über ihre tagtägliche Arbeit im Verein Ute Bock, über das Refugee Camp, Kritik und wie wir alle unseren Beitrag zu einer besseren Welt leisten können.

s ist 10:15, als wir das – von außen sehr modern wirken-de – Gebäude in der Zoh-

mangasse 28 betreten. Die Innen-ansicht aber bereits verrät uns, dass hier gespart werden muss. Der Geruch von erkaltetem Zigaretten-rauch im Eingangsbereich und ner-vös auf- und abgehende Menschen vermitteln eine gewisse Unruhe, die ansteckend ist. Nach etwas Warte-zeit, die wir nutzen, um etwas vom stressigen Alltag im Büro des Ver-eins Ute Bock mitzubekommen, empfängt uns Frau Bock, die vom andauernden „Betteln“ bei Geldge-berInnen sichtlich gezeichnet ist, in ihrem vollgestopften, kunterbunten und gleichzeitig äußerst gemütli-chen Büro. Bocks Charakter macht eine riesige Portion Freundlichkeit aus, gleichzeitig ist das gesamte Gespräch gezeichnet von ihrem bis-sigen Zynismus.

TROTZDEM: Sie unterstützen das Refugee-Camp vor und in der Votiv-kirche, und waren auch persönlich dort. Was kann es bewirken und wel-che Meinung haben Sie davon?

Ute: Es wichtig ist, dass nicht nur die AusländerInnen auf die Straße gehen, sondern dass auch die Österreiche-rInnen protestieren. Die Österreiche-rInnen müssen auf die Straßen gehen und sagen: „Solche Sauereien will ich nicht in meinem Land!“. Ich halte es für absurd, wenn Flüchtlinge in ein Land kommen und dann als erstes auf die Straße gehen müssen, um auf ihre Rechte zu pochen. Das sollte auch die Aufgabe der ÖsterreicherInnen sein.

TROTZDEM: Ist das Ziel Ihrer der-zeitigen Plakatkampagnen, die Men-schen wachzurütteln und sie damit mehr für die Thematik zu sensibili-sieren?

Ute: Ja, absolut! Ich muss das The-ma immer präsent halten, denn sonst bekomme ich keine Spenden. Bei mir leben 40 Familien, die vom Staat ohne jegliche Mittel auf die Straße gesetzt werden. Und obwohl sie keine Mittel haben, bin ich von der Strebsamkeit – vor allem der Kinder – dieser Fami-

lien überzeugt. Ich denke, dass wir von diesen Kindern sehr viel lernen können. Ich habe schon oft die Erfah-rung gemacht, dass sie untereinander – unabhängig von Herkunft und Haut-farbe – eine wunderbare Solidarität zeigen. Deppert in der Hinsicht sind nur wir, die Erwachsenen. Besonders die Leute meiner Generation. Gerade die, die den Krieg und dessen Gräuel überlebt haben, haben daraus nichts gelernt. Leute aller Schichten sind so deppert. Trotzdem denke ich, dass Bildung der einzige Schlüssel ist, der Vorurteile aufheben kann. Ich glaube, wenn eine Person etwas gelernt hat, hat sie auch einen anderen Horizont. Ich denke, ein halbwegs gebildeter Mensch will nicht einfach einen Ste-cken in die Hand nehmen und den dem Nächsten über den Schädel zie-hen! Deshalb bezahle ich auch alles, was mit Bildung zu tun hat. Ich denke, dass Ungerechtigkeiten bereits in der

Ute Bock mit Josef Hader. Beide soli­

darisieren sich mit dem Refugee Protest Camp und unterstüt­zen die aufgestellten

Forderungen.

Interview

Ich denke, dass Unge­rechtigkeiten bereits in

der Schule verhindert werden müssen. Denn

wenn kein Geld für elementare Dinge wie

für einen Skikurs da ist, dann rutschen auslän­dische Kinder zu Men­

schen zweiter Klasse ab.

E

06 COVERSTORY06 COVERSTORY

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Schule verhindert werden müs-sen. Denn wenn kein Geld für elementare Dinge wie für einen Skikurs da ist, dann rutschen ausländische Kinder zu Men-schen zweiter Klasse ab. Und wenn das passiert, rebellieren junge Menschen noch viel stärker und machen Blödheiten. Merken Sie sich eines: Der pubertierende Eskimo ist genauso deppert wie der pubertierende Südafrikaner. Und deshalb halte ich die Gleich-behandlung bereits in der Schule für sehr wichtig.

TROTZDEM: Was ist Ihr persönli-cher Vorschlag für ein reformier-tes StaatsbürgerInnenwesen?

Ute: Wir kämpfen für ein geeintes Europa, ohne Grenzen. Wo man hinfahren kann, wo man will. Wo man arbeiten kann, wo man will. Wo man sich niederlassen kann, wo man will. Und bei uns gibt’s die erste Grenze auf der Mariahil-ferstraße zwischen dem 6. und 7. Bezirk. Bereits da hat man Vorur-teile, etwa auf den einzelnen Sozi-alämtern der Bezirke. Genauso ist es mit Niederösterreich und Wien. Ich war Heimleiterin in einem Gesellenheim der Stadt Wien und auch damals wurden die Auslän-derInnen bereits von einem Bun-desland ins andere geschickt.

Ich glaube, wenn man den Men-schen normal entgegenkommt, ihnen die Chance gibt, hier zu leben, weiß man in zehn Jahren nicht mehr wirklich, wo sie her-gekommen sind. Ich halte außer-dem diese bürokratischen Hür-den wie etwa Sprachprüfungen mit A2 Niveau für vollkommen sinnlos.

TROTZDEM: Registrieren Sie auch Unterstützung aus unter-schiedlichen politischen Lagern?

Ute: Naja, vor allem Ablehnung bemerke ich.

TROTZDEM: Von welchen Seiten genau?

Ute: Natürlich von der FPÖ! Aber auch vonseiten der SPÖ. Ich bin der Meinung, dass vonseiten des Herrn Häupl etwa viele Fehler gemacht werden in Hinsicht auf Stadtplanungspolitik. Wenn Sie sich in Wien umschauen, finden Sie genügend Straßen, in denen zum Beispiel nur Türkinnen und Türken wohnen. In lauter klei-nen Substandardwohnungen, alles spielt sich auf der Gasse ab und die Menschen sind isoliert von den ÖsterreicherInnen. Das trägt nicht dazu bei, dass Vorur-teile abgebaut werden. Sinnvol-ler wäre es, ausländische Famili-en in ganz normale Wohnbauten ziehen zu lassen, am besten zwei ausländische Familien in einen Wohnbau, in dem sonst öster-reichische Familien leben. Dann wird die Integration von selbst funktionieren.

TROTZDEM: Welche Erfahrun-gen haben Sie mit den Ämtern und Behörden?

Ute: Ich glaube, dass sich viel Ärger vermeiden lässt, wenn die Ämter öfter und besser koope-rieren. Die Bürokratie verkom-pliziert ständig alles!

Eine Frau, die hier bei uns im Haus untergebracht ist, leidet an Diabetes. Sie wohnte – bevor sie einen Asylbescheid erhalten hatte – in Oberösterreich. Dort wurde der zuckerkranken Frau der Arztbesuch verweigert, weil sie noch nicht krankenver-sichert war. Da sie lange keine Medikamente erhielt, wurde sie beinahe blind. Als sie nach Wien zu uns ins Haus kam, suchte sie das AKH auf, wo ver-sichert wurde, dass eine sofor-tige Operation ihre Sehfähigkeit erhalten und sie somit vor der völligen Blindheit bewahren könnte. Schließlich konnten die Ärzte sogar dazu bewegt werden, den Operationstermin vorzuverlegen. Die letzte Hürde war nun, dass der Frau – trotz meiner Bemühungen – keine Krankenversicherung gewährt wurde. Die Zuständigkeit wurde zwischen den Ländern Oberös-terreich und Wien hin- und hergeschoben. Nachdem das Problem nicht geklärt werden konnte und die Frau nicht vor-zeitig versichert wurde, hat der Verein Ute Bock die Operations-kosten übernommen.

Früher war es noch oft so, dass ein Auge zugedrückt wur-de und sich Wege finden ließen. Heute ist das in den meisten

Fällen nicht mehr möglich. Da heißt es dann meistens nur: „Das ist nicht unsere Zielgrup-pe, das ist nicht unser Zustän-digkeitsbereich!“

TROTZDEM: Wie gehen Sie mit persönlichen Angriffen, die es ja zur Genüge gibt, um?

Ute: Ich habe mittlerweile eine dicke Haut bekommen und mir angewöhnt immer noch depper-tere und blödere Antworten zu geben, wenn mir einer deppert kommt! Damit sich das Gegen-über auch ein bisschen ärgert.

TROTZDEM: Was ist Ihr persön-licher Neujahrswunsch?

Ute: Ich hatte nie den Wunsch oder das Gefühl, dass ich Kro-nenzeitung lesend am Strand an der Riviera liegen möchte – ich liebe meine Arbeit!

Ich wünsche mir, dass sich unser Miteinander endlich ver-ändert! Ein ganz simples Beispiel ist da etwa, wie Beamte mit den Leuten umgehen – egal, ob Aus-länderIn oder InländerIn: Die meisten überlegen nur, wo sie die Menschen hinschicken kön-nen, damit sie sie loswerden!

TROTZDEM: Wie können wir alle Ihrer Meinung nach in unserer Gesellschaft am effek-tivsten etwas bewirken und ver-ändern?

Ute: Wir müssen wieder mehr aufeinander zugehen, wir dür-fen nicht immerzu wegschauen. Die Leute müssen sich endlich wieder etwas „pfeifen“. Die Einführung von Bettelverboten und Ähnlichem bringt nichts. Man muss die Problematik an der Wurzel lösen und nicht ihre Auswirkungen beseitigen!

Denn die Welt ist da, damit wir alle leben können!

Ute Bock wurde bekannt durch ihren

Einsatz für Asyl­werberInnen und

Flüchtlinge, die sie mit dem in Wien behei­mateten Verein Ute

Bock mit Wohnraum, Kleidung, Kursen

und der Vermittlung von juristischer und medizinischer Hilfe

unterstützt.Der Dokumentationsfilm

„Bock for President“ feierte unter tosendem Applaus im besetzten Audimax 2009 Premi­ere. Der Spielfilm „Die verrückte Welt der Ute Bock“ ist ein Starauflauf österreichischer Schau­spielerInnen. Verrückt ist aber nicht Ute Bock, sondern die Welt, in der

wir leben!

A2 Niveau:AsylwerberInnen

haben eine Prüfung über ihre Deutschkennt­

nisse abzulegen. Das festgelegte A2 Niveau

entspricht Deutsch auf dem Niveau der vierten

Klasse AHS.

Die Einführung von Bettelverboten und Ähnlichem bringt nichts. Man muss die

Problematik an der Wurzel lösen und nicht ihre Auswirkungen beseitigen!

COVERSTORY 07COVERSTORY 07

Aktuelle Plakatserie des Flüchtlings­projekts Ute Bock.

Das Interview führten Silvia Czech & Lukas Lehner

Page 8: Trotzdem 01/13

Flüchtlinge

TROTZDEM: Flüchtlinge, die häufig unvorstellbare Strapa-zen überwunden haben, werden nach ihrer Ankunft in Österreich quasi sofort in einem Massenla-ger, genannt Erstaufnahmestelle, interniert. Welche Schritte setzt du, um dem ein Ende zu bereiten?

Fritz: Zuständig sind das Innenmi-nisterium und die ORS. Uns bleibt nur eine behördliche Zuständig-keit im feuer- und baupolizeilichen Bereich. Dort versuchen wir den untergebrachten AsylwerberIn-nen sowie den Bediensteten größt-möglichen Schutz durch Auflagen zu gewähren. Große Massenlager sind nicht nur unmenschlich, was die Unterbringung anbelangt, sie sind auch gefährlich, wenn es etwa zu einem Brand kommt. Auf der politischen Ebene kri-tisieren wir die Privatisierung des Betreuungsbereiches. Es ist abzulehnen, dass zur Betreuung von schutzsuchenden Menschen private Firmen – die natürlich auf Profitmaximierung ausgerichtet sind – eingesetzt werden.

TROTZDEM: Seit Jahren fordern Sie eine Entlastung für das größ-te Flüchtlingslager Österreichs. Wer blockiert?

Fritz: Ein großes Problem ist, dass die meisten politischen Fraktionen – auch innerhalb der SPÖ – oftmals politisches Kleingeld aus dem Thema schla-gen möchten. Österreich stellt sich gern als Tourismusland mit geöffneten Armen dar, aber wenn es um eine menschenwür-dige Unterbringung für einige, wenige Asylwerbende geht, wird blockiert. Direkt verant-wortlich für die Aufteilung sind das Innenministerium bzw. die zuständigen LandesrätInnen in den Bundesländern.

TROTZDEM: Wie geht die Trais-kirchner Bevölkerung mit dieser Situation um?

Fritz: Ich bin sehr stolz auf unse-re MitbürgerInnen. Sie haben in den mehr als 50 Jahren Geschichte gezeigt, dass es auch ohne Fremdenfeindlichkeit geht. Mir war es immer wichtig, gegen-über der Bevölkerung ehrlich zu sein, nichts zu vertuschen und auch immer wieder darzustel-len, dass kein direkter Zusam-menhang zwischen Kriminalität und AsylwerberInnen besteht. Traiskirchen ist eine, kriminalis-

tisch gesehen, sehr sichere Stadt. Natürlich gibt es auch unter der Bevölkerung oftmals Vorbehal-te und subjektives Unwohlsein aufgrund der großen Anzahl von Menschen, die kulturell anders sind. Wir wollen hier ansetzen und beispielsweise die Vorbehal-te mit gemeinsamen Veranstal-tungen abbauen. Der Dialog und sämtliche Integrationsbemühun-gen leiden allerdings an der gro-ßen Fluktuation und Anzahl an AsylwerberInnen. Solche Aufga-ben sind für uns als kleine Stadt nicht bewältigbar. Daher fordern wir auch vehement eine fairere innerösterreichische Aufteilung. Mit weniger Menschen hätten wir diesen unmenschlichen Mas-senlagerzustand beseitigt und auch das Arbeiten mit, und der Kontakt zu Flüchtlingen könnten besser organisiert werden.

TROTZDEM: Wie schaut deine Vision eines humanitären Asyl-wesens aus?

Fritz: Meine Vision ist, dass alle in diesem Land erkennen, dass es ein humanistisches Gebot ist, schutzsuchenden Menschen Hil-fe zu gewähren und sie aktiv in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen. Das beginnt bei einer menschenwürdigen und gut betreuten Unterbringung. Dazu braucht es Ausbildungs-möglichkeiten und Zugang zum Arbeitsmarkt. Zuerst beuten die „entwickelten“ Länder die Peri-pherie aus, führen Angriffs- und Interventionskriege und dann machen sie zuhause Stimmung gegen diejenigen Menschen, die wegen dieser Praxis flüchten mussten. So ist die politische Realität und es liegt an uns fort-schrittlichen, humanistischen Kräften, diese Stimmung und Praxis zu überwinden.

„Fordern faire Aufteilung, keine unmenschlichen Massenlager!“

Fritz Knotzer, Bürgermeister Traiskirchens, ist einer der erfahrensten PolitikerInnen im praktischen Asylbereich. Mit TROTZDEM spricht er über das menschenunwürdige Massenlager in seiner Heimatstadt und seine Vision für ein humanitäres Asylwesen.

Zuerst beuten die „entwickelten“ Länder die Peripherie aus, führen Angriffs­ und Inter­

ventionskriege und dann machen sie zuhause Stimmung gegen diejenigen Menschen, die

wegen dieser Praxis flüchten mussten.

Die Maximalbe­legung für das

Lager liegt bei 480 Personen. Bis zu

1.500 einquartierte AsylwerberInnen waren aber keine

Seltenheit.

Das Interview führten Silvia Czech & Lukas Lehner

08 COVERSTORY08 COVERSTORY

Fritz Knotzer wurde 1985 zum Bürger­

meister gewählt. Er war Landtagsabgeordneter der SPÖ, Klubobmann

im Landtag und Mitglied der Landesregierung.

Privatisierung des Betreuungsbereiches:Unter Schwarz­Blau und Innenminister Ernst Strasser wurden sowohl die Rechtsberatung und Betreuung für Asylwer­berInnen in privaten Unterkünften und Pensionen, als auch die Betreuung in menschen­unwürdigen Massenla­gern wie Traiskirchen privatisiert.

Gemeinsame Veranstaltungen:Im Jahr 2012 hat es z. B. erstmals einen eigenen Open­Air­Kinotag für minderjährige unbe­gleitete Flüchtlinge gegeben, zu dem über 300 Personen erschie­nen sind.

Fluktuation:Ständige Schwankung und Veränderung von Zahl und Zusammenset­zung der Flüchtlinge.

Erstaufnahmestelle:Derzeit gibt es in Öster­

reich nur drei Erstauf­nahmestellen. Die Stelle West in Oberösterreich,

Ost in Traiskirchen und eine kleinere am

Flughafen Schwechat bei Wien.

ORS:Tochter einer Schweizer

Aktiengesellschaft, die für die Betreuung im Lager Traiskirchen

zuständig ist.

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achtdemonstration und Unverhältnismäßigkeit scheinen in „Pröllistan“

auf der Tagesordnung zu stehen. Nicht nur, wenn es um Werbe-kosten für die blau-gelbe „Das Land sind wir“-Propaganda der ÖVP geht.

Narrenfreiheit in Pröllistan?

Einer, der sich ganz besonders hervorgetan hat und dessen eige-ne Homepage sich wie eine Chro-nologie der Skandale liest, ist der ÖVP-Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka. Unter seiner Zuständig-keit explodierten die Kosten der Landesgartenschau in Tulln von 5 auf über 22 Mio. Euro. Außer-dem hatte der Rechnungshof (RH) damals die Vergabe von 2,5 Mio. Euro Fördergeldern kritisiert, die ohne den dafür nötigen Regie-rungsbeschluss vonstatten ging. Ihre ganz eigene Sicht der Dinge hat die ÖVP NÖ auch auf einen weiteren RH-Bericht: Die Kritik an den Neubauten der Landeskli-niken Baden und Mödling (Distanz 12 km) wurde ignoriert, indem der Bericht abgelehnt wurde. Dass allein bei der Errichtung einer zusammengelegten Klinik 34 Mio. Euro hätten gespart werden kön-nen – ganz zu schweigen von den Verwaltungskosten – wurde von Sobotka nur mit „völlig absurd“ kommentiert. Pröll war noch deut-licher: „Manche Herren im Glas-palast am Donaukanal sind offen-sichtlich zu wenig qualifiziert“.

Eine Milliarde verzockt

Die Spekulationen mit Wohn-baugeldern, mit denen man bereits 2002 an die Finanz-märkte ging, tragen ebenfalls Sobotkas Handschrift. Anfang 2010 wurden vom RH Verlus-te im Ausmaß von einer Mil-liarde bestätigt. Dass die ÖVP noch immer von einem guten Geschäft spricht, liegt dar-an, dass man einen kleinen Rechenschritt „vergessen“ hat. Damals wurden noch ausstän-dige Darlehen verkauft, deren Wert sich durch „Abzinsung“ beinahe halbiert hatte. Um am Ende zumindest den Aus-gangswert zu erreichen, hätte die jährliche Verzinsung somit mindestens 4,6 % betragen müssen.

Fragwürdige Bankgeschäfte

Zum Glück hat man für heikle Fälle auch eine eigene Bank. „Besonders stolz macht es mich, dass man sieht, wie nahe die Hypo beim Land ist“, war vor kurzem auch von Generaldirek-tor Peter Harold bei der Eröff-nung des 41 Mio. Euro schweren Hypo-Neubaus zu hören. Daher ist auch klar, warum man zu fragwürdigen Mitteln greift um den Verdacht auf Untreue und Bilanzfälschung aus dem Weg zu räumen: Im Juli 2010 beinhaltete der Vorhabensbe-richt der Staatsanwaltschaft St. Pölten die sofortige Einstellung des Verfahrens. Weiters erfolg-te eine Weisung an das Landes-kriminalamt, die Ermittlungen einzustellen. Die KollegInnen in Wien sahen das anders, was zu einem zwei Jahre andauern-den Herumjonglieren mit dem Fall führte. Erst im Herbst 2012 kam wieder Bewegung in die Sache, die Korruptionsstaats-anwaltschaft übernahm und beantragte die Aufhebung der Immunität zweier VP-Abgeord-neten und Hypo-Aufsichtsrats-mitglieder.

Schuldenberg höher als Schneeberg und Ötscher

Dieser Niederösterreichische Weg spiegelt sich auch im Lan-deshaushalt nieder. Allein von 2006 bis 2010 hat sich der Schuldenstand des Landes auf vier Milliarden Euro verdop-pelt. Wenn man auch noch die Gemeindeschulden mitzählt, ergibt das eine Pro-Kopf-Ver-schuldung von 4.800 Euro. Mit diesem Schuldenberg hängt NÖ sogar Kärnten ab. Zum Glück kann man ja immer noch Regi-onalbahnen schließen und z. B. den Bedarf an 5.000 fehlenden Kleinkinderbetreuungsplätzen ignorieren.

Naomi Dutzi

Es gilt die UnschuldsvermutungÜberall blau-gelbe Schilder, blau-gelbe Fahnen und blau-gelbe 16-Bogen-Plakate. Blau-gelb, das sind nämlich die Niederösterreich-Farben, und gleichzeitig auch die Farben der ÖVP NÖ. Man soll da nicht so einen Unterschied machen, wenn es nach dem blau-gelben „Sonnenkönig“ Erwin Pröll geht.

Niederösterreich

Ein weiterer Schütz­ling Prölls hat es auf

die Anklagebank geschafft: Der

ehemalige ÖVP NÖ Landesgeschäfts­

führer und auf Prölls Drängen hin spätere Innenminister Ernst

Strasser darf nicht unerwähnt bleiben.

Er darf jetzt die nette Etikette „Unschulds­vermutung“ mit sich

herumtragen.

„Das Land sind wir“:NÖ – ein Reich unter Giebelkreuz und Glatze. Hier herrscht ein poli­tisches Klima absoluter Dominanz, geprägt von einem dichten Macht­netz, das bis in den kleinsten Blasmusikver­ein reicht. Wer Kritik an der regierenden Partei übt, wird „landesfeind­lich“ geschimpft.

Wolfgang Sobotkagehört seit 1998 der NÖ Landes­

regierung an. Trotz seiner höchst dubiosen Machen­schaften wurde er 2009 zum Landes­

hauptmann­Stellvertreter

befördert.

Foto: thumb_ina, sxc.hu

2007: Missachtung der gesetzlichen Auflagen bei der Vergabe eines 800­Mio.­Euro­Kredits an eine irische Zweckgesellschaft mit niederösterreichi­scher Beteiligung, die vermutlich teilweise in die Spekulationen mit Wohnbaugeldern involviert war.

2008: Krise – Hypo verkauft beinahe wertlose Lehman Papiere um überhöhten Preis an eine Liech­tensteiner Stiftung (betrieben von Hypo­Beratern) – im Gegenzug hilft die Hypo bei der Finanzierung durch ein kleines Wiener Bankhaus – die Hypo verlagert somit die eigenen Verluste und kann eine positive Jahresbilanz ziehen.

Bilanzfälschung

M

INNENPOLITIK 09INNENPOLITIK 09

Page 10: Trotzdem 01/13

10 INNENPOLITIK10 INNENPOLITIK

ufgrund der aktuellen politischen und medi-alen Dimension [...]

beschließt die Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgmbH für den Korporationsball nach der Ballsaison 2012 nicht mehr als Veranstaltungsstätte zur Ver-fügung zu stehen“ 1), lautete die Pressemitteilung der Hofburg im Dezember 2011.

Auch wenn das Festsetzen des Austragungsdatum des Balls auf den 27.1.2012, den Internatio-nalen Holocaust Gedenktag, zu all-gemeinen Entsetzen führte, nach mehreren Jahren des Protests schien es gelungen zu sein, die Rechtsextremen aus der Hofburg zu vertreiben. Die Freude wurde jedoch bald getrübt. Am 1. Februar 2013 findet nun der Wiener Aka-demikerball in der Hofburg statt, bei dem es sich um den WKR-Ball unter neuem Namen handelt. Der Veranstalter? – die Wiener FPÖ.

Verbotene Demos und Fangenspiel durch die Gassen

2010 und 2011 wurden erstmals die Demonstrationen gegen den WKR-Ball verboten. Die trotzdem stattfindenden Versammlungen führten zur chaotischen Auflösung und der Anzeige vieler eingekes-selten DemonstrantInnen und zu Kleindemonstrationen weit abseits des wirklichen Ziels des politischen Protests, den feiernden Rechtsext-

remen in der Hofburg. 2012 formte sich das Bündnis jetztzeichenset-zen.at, welches sich aus Nicht-regierungsorganisationen und politisch fortschrittlichen Kräften zusammensetzt. Die gespaltenen Gegen-WKR-Demonstrationen konnten dadurch mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Ergebnis des letzten Jahres: Eine erfolgreiche Gegenkundgebung mit der Besetzung des Helden-platzes mit rund 8.000 Menschen vor den Fenstern der tanzenden Burschenschafter.

Schockmomente des letzten Balls

Rund um die Feierlichkeiten gab es neben zahlreichen Festnahmen und Verletzten, einen gewaltsa-men Übergriff auf den ehemaligen SPÖ-Politiker Albrecht Konecny, mit anschließenden Freuden-postings in rechten Internetfo-ren. Umso schlimmer wirkt diese Attacke, im Wissen, dass nicht weit entfernte PolizeibeamtInnen nicht zu Hilfe kamen.

An den Tagen nach dem Ball herrschte weiters eine heftige Diskussion um Aussagen des FPÖ Obmanns Strache. In einem widerwärtigen Vergleich hatte er die Demonstrationen rund um den Ball mit der Judenverfolgun-gen und der Reichsprogromnacht gleichgesetzt.

2013 – wie weiter?

Ein wichtiges Ziel für den kom-menden 1. Februar sollte sein, erneut möglichst zahlreiche zivil-gesellschaftliche Organisationen als UnterstützerInnen gegen den stattfindenden Ball aufzustellen. Der Protest kann nur zu Erfolg führen, wenn erneut gesellschaft-licher Druck aufgebaut wird, der zu einem kompletten Verbot des Balls in der Hofburg führt. Bereits im Vorfeld das Ziel zu haben,

durch Blockaden und kleine Demozüge, den Ball nur auf einer organisatorischen Ebene lahm-zulegen, und sich wie im letzten Jahr freuen, wenn Ballbesuche-rInnen aufgrund von individua-listischen Handlungen Einzelner erst verspätet in der Hofburg ankommen, darf keine zu Ende gedachte Strategie sein. Viel eher muss der Versuch erneut gewagt werden, ein breites Bündnis zu organisieren und die Empörung über den Akademiker-Ball in einer großen, zentralen Kundge-bung münden zu lassen.

Wir stellen uns gegen das deutschnationale, rechte bis rechtsextreme Gedankengut des WKR und der BallbesucherInnen dieser Ausweichveranstaltung! Gemeinsam werden wir auch dieses Jahr wieder ein starkes, antifaschistisches Zeichen gegen diese vorgestrigen Gesinnungen setzen und unseren Protest gegen den Wiener Akademikerball auf die Straße tragen! Neuer Name – alter Inhalt! Keine Rechten in der Hofburg!

Ruben Mörth

WKR-Ball

Zentrale Abschluss­kundgebung am

Heldenplatz vor rund 8000 Menschen.

Obwohl mit Albrecht Konecny (Bild links

unten) ein Demonstrant schwer verletzt wurde, verglich FPÖ Obmann

Strache in widerwärtigs­ter Weise in der ZiB 2 die Gegen­Demos mit der

„Reichskristallnacht“ und ortet „Gewaltexzesse“

eines „gewaltbereiten lin­ken Mobs“. „Diese totali­tären Massenpsychosen, die damals passiert sind, [sind] auch dort von den Besuchern erlebt wor­

den. Jetzt kann man sich vorstellen, welches Leid diese Menschen damals

erleiden mussten.“

Albrecht Konecny wurde auf dem Heimweg von

einer Gegendemonstra­tion zum WKR Ball vor den Augen der Polizei

brutalst niedergeschla­gen. Geholfen wurde ihm

anschließend nur von PassantInnen.

1) OTS, Presseaussen­dung vom 1. Dez. 2011

Der WKR ist ein Dachverband deutschnationaler stu­dentischer Verbindungen. Er wird derzeit von Burschen­schaftern aus rechtsextremen Verbindungen dominiert. Trotzdem nicht alle Verbindungen, die im WKR aktiv sind, rechtsextrem sind, müssen sich doch die meisten Organisationen in dem Dachverband den Vorwurf des Rechtsextremismus gefallen lassen. Das hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren viele rechtskonserva­tive Verbindungen aus dem WKR ausgetreten sind.

Der WKR veranstaltet jedes Jahr den WKR­Ball, der Treffpunkt für internationale Rechtsextreme ist. Ein weiterer Fixpunkt ist jedoch auch das Totengedenken am 8.Mai, bei dem alljährlich Geschichte verklärt, der Holocaust geleugnet und Hetze gegen linke Gruppierun­gen und die Demokratie betrieben wird.

WKR (Wiener Korporationsring)

Und jährlich grüßt der WKR – jetzt mit neuem Namen!

Die Freude war groß, als im letzten Jahr die Betreibergesellschaft der Hofburg verkünde-te, dass die Hofburg ab nächstem Jahr nicht mehr für den Ball des Wiener Korporations-ringes zur Verfügung stehen werde. Doch sie währte nicht lange. Am 1. Februar wird der Ball unter neuem Namen erneut stattfinden.

„A

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Wehrpflicht

PRO / CONTRA 11PRO / CONTRA 11

Wehrpflicht erhalten, langfristig weg mit dem Heer!

Auf dem gerade vergangenen 34. Verbandstag haben sich die Dele-gierten der Sozialistischen Jugend Österreich mit überwältigender Mehrheit für die Abschaffung des Österreichischen Bundesheeres und für die Einführung eines Katas-trophenschutzdienstes ausgespro-chen. Bis dahin soll die allgemeine Wehrpflicht beibehalten und mas-siv reformiert werden. Mit dieser Positionierung liegt die Sozialisti-sche Jugend völlig richtig.

Entstanden als Antithese zu den feudalen Söldnerhee-ren des Mittelalters, soll-

te die Wehrpflicht weite Teile der (männlichen) Bevölkerung in die militärische Landesverteidigung einbinden. Noch heute sorgt das System der Wehrpflicht für eine unvergleichliche „Durchmischung“, was die soziale Zusammensetzung des Truppenkörpers betrifft. Für internationale Militäreinsätze im Interesse der Herrschenden ist die-ses Wehrsystem natürlich denkbar ungeeignet, weswegen es in den größten imperialistischen Staaten der Welt nicht mehr zur Anwendung

kommt. Die dauernd erforderliche Ausbildung junger Rekruten bin-det militärische Kräfte, die gleich-zeitig nirgendwo anders eingesetzt werden können und die bereits erwähnte „soziale Durchmischung“ sorgt zumindest für ein Minimum an öffentlicher Kontrolle der mili-tärischen Strukturen. Somit wirkt auch die Wehrpflicht in Österreich in gewisser Weise als „Hemmschuh“ auf dem Weg zu einer verstärkten Integration Österreichs in eine EU-Armee oder in die NATO.

Gleichzeitig besitzt die Wehr-pflicht auch innenpolitische Rele-vanz. Ein Heer, das sich zu einem Großteil aus „normalen Werktäti-gen“ zusammensetzt, die nur für eine kurze Zeit in die Militärhierar-chie eingebunden sind, wird nie so geeignet sein, sich gegen die eigene Bevölkerung zu wenden und Protes-te oder Aufstände im Inland nieder-zuschlagen, wie ein Berufsheer.

Wehrpflicht: Zwangsdienst oder gesellschaftliche Kontrolle über

unser Heer?

Michi Gogola

PROPRO CONTRACONTRA

Freiheit für 23.000 junge Männer jährlich

Jedes Jahr werden mehr als 23.000 junge Männer für sechs Monate zum Bundesheer ein-berufen und müssen dort ihren Zwangsdienst ableisten, obwohl die Wehrpflicht sicherheitspo-litisch überhaupt keinen Sinn mehr macht.

D ie Panzerschlachten im Marchfeld oder Efer-dinger Becken sind zum

Glück Geschichte. Die Welt – und so auch Österreich – ist mit ande-ren, mit neuen Herausforderun-gen konfrontiert. Die Probleme und Bedrohungsszenarien von heute sind andere geworden, auf die wir Antworten und Lösun-gen finden müssen. Und um den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen gerecht zu werden, brauchen wir best-ausgebildete Profis und keine schlecht ausgebildeten Wehr-diener.

Es gibt heute keine sach-liche Rechtfertigung mehr für die Aufrechterhaltung der all-gemeinen Wehrpflicht und die Zwangsverpflichtung von jungen

Männern. Gleiches gilt für den um drei Monate längeren Zivil-dienst. Das freiwillige Sozialjahr bietet jungen Menschen erstmals neue und vor allem sinnvolle Perspektiven mit angemesse-ner Entschädigung. Die jetzige Zwangsverpflichtung junger Männer muss ein Ende haben. Der Zivildienst darf nicht als Argument für die Beibehaltung der Wehrpflicht missbraucht werden. Die beste Lösung um auch diese Ungerechtigkeit zu beseitigen ist eben das Freiwil-lige Sozialjahr für Frauen und Männer einzuführen.

Tarik Mete

Nun sag, wie hast du’s denn mit der Wehrpflicht?

Die Ankündigung Michael Häupls im Wienwahlkampf 2010 und die darauffolgende Kampagne von Verteidigungsminister Darabos und der Parteispitze zur Abschaffung der Wehrpflicht hat eine tobende Diskussion zur Zukunft des Bundesheeres entfacht. Am 20. Jänner wird nun über diese in Form einer „Volksbefragung mit bindendem Charakter“ abgestimmt und damit der Vorwahlkampf zur Nationalratswahl 2013 eröffnet. Doch in welcher Form soll unser Heer zukünftig organisiert sein?

Quelle: www.sxc.hu, steved np3

Missstände beim Heer: Wirklich ein Argument für das Berufsheer, oder eher für eine Reform der

Wehrpflicht?

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40 Jahre KonterrevolutionDie Diktatur der Finanzmärkte ist vielleicht die treffendste Bezeichnung für jenes Stadium des Kapita-lismus, in dem wir uns derzeit befinden. Im finanzmarktgetriebenen Kapitalismus gilt das Primat der Wirtschaft. Regierungen haben sich weitgehend mit der Rolle der Marionetten abgefunden, die sich um das „Vertrauen der Märkte“ bemühen.

ie moderne Geschichtswis-senschaft unterteilt die wirt-schaftspolitische Entwick-

lung des vergangenen Jahrhunderts in unterschiedliche Epochen. Zwi-schen 1944 und 1973 war demnach die Epoche des keynesianischen Interventionsstaats, das Zeitalter des Wohlfahrtsstaates. Auch der deut-sche Politikwissenschafter Georg Fülberth sieht im Jahr 1973 das Schlüsseldatum für den Übergang zweier Perioden der kapitalistischen Entwicklung: vom wohlfahrtsstaat-lichen zum neoliberal geprägten Kapitalismus. 1)

Vom „Weg zur Knechtschaft“ …

Nach dem Ende des Zweiten Welt-krieges sah sich das neoliberale Lager mit deutlich veränderten wirtschaftspolitischen Rahmen-bedingungen konfrontiert: Auf der einen Seite der sowjetische Staats-

sozialismus, auf der anderen Seite der „New Deal“ des US-Präsidenten Roosevelt. Auf globaler Ebene hatten sich Formen verstärkter staatlicher Eingriffe in den Wirtschaftsbereich durchgesetzt. Aus Sicht der Neolibe-ralen wurde die eine Hälfte der Welt kommunistisch, die andere sozia-listisch – für den neoliberalen Säu-lenheiligen und Hardcore-Ideologen Friedrich August v. Hayek nichts anderes als ein „Weg zur Knecht-schaft“. Starke Gewerkschaften, hohe Löhne, eine kontinuierlich wachsende Wirtschaft, eine starke Steuerung der Wirtschaft, Vollbe-schäftigung und die Herausbildung eines umfassenden Sozial- und Wohlfahrtsstaats waren Kennzei-chen dieser Ära in den Industrie-ländern. Die Bewegungsfreiheit des Kapitals war deutlich reduziert, die staatliche Vollbeschäftigungspolitik schwächte die Verhandlungsmacht der Unternehmen gegenüber den

Gewerkschaften. Dazu kamen Preis-kontrollen, Nationalisierungspläne und ein Aufstieg linker Parteien in Westeuropa, Lateinamerika oder Asien, wodurch sich die Kräftever-hältnisse nach links verschoben.

… zur neoliberalen Konterrevolution

Zusätzlich dazu konnte ab dem Ende der 1960er Jahre von einem struk-

turellen Rückgang der Kapitalrenta-bilität in praktisch allen kapitalisti-schen Zentren gesprochen werden. Laut dem Ökonomen Candeias setzte ein durchschnittlicher Fall der Pro-fitrate ein, weil die Produktivitäts-reserven im Akkumulationsprozess zur Neige gingen. Solange die Wirt-schaft florierte, zogen sowohl Unter-nehmen wie Lohnabhängige vom wachsenden Kuchen Nutzen. Als das Wirtschaftswachstum zurück-ging, die realen Zinsraten negativ wurden und Profite wie Dividenden in den Keller rasselten, läuteten für die Unternehmen alle Alarmglo-cken. Die Zeit der „Entbettung“ der Marktprozesse aus dem Netz poli-tischer Regulierung und Beschrän-kung war gekommen. Der Neolibe-ralismus lieferte dem Kapital und den Unternehmen die theoretische Antwort auf diese Situation. Die monetaristischen Konzepte eines Milton Friedman kamen wie geru-

Neoliberalismus

Der US­Ökonom Milton Friedman

(1912­2006) ist Begründer des

Monetarismus und der „Chicagoer

Schule“, auf die sich die Politik der neo­

liberalen Wende berief. Er hatte enge Kontakte zur Repu­blikanischen Partei

und beriet etwa die US­Präsidenten Nixon und Reagan

(hier im Bild rechts).

D 1973 markiert das Schlüsseldatum für den Übergang zweier Perio­den der kapitalistischen

Entwicklung: vom wohlfahrtsstaatlichen

zum neoliberal geprägten Kapitalismus.

12 GESCHICHTE12 GESCHICHTE

Page 13: Trotzdem 01/13

keynesianisch:geht auf den britischen Ökonomen John M. Keynes zurück. Der Keynesianismus setzt auf eine Steuerung der Nachfrage und Staatseingriffe in die Wirtschaft.

Georg Fülberthist Professor für Politikwissenschaft an der Uni Marburg und politischer Publizist („junge Welt“, „Neues Deutschland“).

Friedrich A. von Hayek (1899­1992) war öster­reichischer Ökonom und gilt als „Urvater“ des Neoliberalismus. Er war strikter Antisozia­list und Mitgründer der neoliberalen Denk­fabrik „Mont Pèlerin Society“. Eingriffe ins Wirtschaftsgeschehen lehnte Hayek ab, da diese gegen das „Diktat der Evolution“ gerich­tet seien.

Durchschnittlicher Fall der Profitrate:Im Kapitalismus besteht eine Tendenz zur Ver­ringerung der Profitra­te – aufgrund äußerer Umstände (etwa weil Bodenschätze knapper werden) oder weil Kapi­talproduktivität „natürli­cherweise“ abnimmt und der technische Fortschritt dies antreibt (Anteil unbe­zahlter Mehrarbeit nimmt ab wenn mehr Maschinen im Einsatz).

IWF:Internationaler Währungsfonds

1) Vgl. Fülberth, Georg: G Strich – Kleine Geschichte des Kapitalismus, Köln 2006, S. 261.

fen, die neoliberale Konterrevo-lution und Transformation der globalen Wirtschaftsordnung folgten.

1973.

Am 11. März dieses Jahres ende-te das System fixer Wechselkur-se – eine langjährige Forderung der neoliberalen Denkschule Friedmans. Damit büßte das Geld seine Funktion als inter-nationales Regulierungsinstru-ment ein; Nationalwährungen mutierten zu Spekulationsob-jekten. Die Einführung freier, flexibler Wechselkurse war mit einer massiven Abwertung des US-Dollars verbunden, um US-Exporte konkurrenzfähi-ger zu machen (dies wurde als notwendig erachtet, da ange-sichts stärkerer europäischer Wirtschaften erstmals ein US-Leistungsbilanzdefizit eintrat). Da der US-Dollar die Rolle der Leitwährung einnahm, beein-flusste seine Abwertung alle anderen Währungen. Rohstoffe wie Öl wurden in Dollar gehan-delt, wodurch sich insbesonde-re für die Erdöl produzierenden Staaten ein Problem ergab. Der fallende Dollar-Kurs machte Preiserhöhungen notwendig, die in die Ölkrisen der 1970er Jahre gipfelten. Gerade diese Krisen waren es, die dem Neo-liberalismus den perfekten Vorwand lieferten, den Key-nesianismus als gescheitert zu erklären und eine globale Offen-sive anzutreten. Dass es dem Neoliberalismus immer wieder gelingen kann, aus selbst her-beigeführten Krisen auch noch Profit zu ziehen, zeigt sich heu-te anhand des „Krisenmanage-ments“ der EU.

Klassenkampf von oben.

Als äußerst effektive Strategie zur Festschreibung neoliberaler Politik erwies sich das Schaffen eines Netzes aus Zwängen, aus

dem kaum mehr zu entkommen ist. Dazu zählen neben flexiblen Wechselkursen auch der Abbau von Handelsschranken, was aus Wettbewerbsgründen Lohn-druck und flexible Arbeitszei-ten ermöglichte, sowie eine De-Industrialisierung (und, damit verbunden, eine Schwächung der lästigen Gewerkschaften) zur Folge hatte. Die höhere Mobi-lität des Kapitals z. B. durch den Wegfall von Kapitalverkehrs-kontrollen und die stärkere Abhängigkeit der Unternehmen vom Finanzmarkt erhöhten den Einfluss der FinanzinvestorIn-nen im Wirtschaftssystem. Deren Ruf nach Deregulierung, Privatisierung, Flexibilisie-rung, Liberalisierung wurde zum Zwang, wollte ein Staat im Standortwettbewerb bestehen. Und dass diese InvestorInnen an möglichst raschem Profit interessiert waren, nicht aber an langfristiger Wertschöpfung, liegt auf der Hand.

Neoliberale Transformation

Die Transformation der glo-balen Wirtschaftspolitik seit den 1970ern wird mit unter-schiedlichen Oberbegriffen beschrieben: Flexibler Kapita-lismus, Postfordismus, Globa-lisierung, Turbokapitalismus, freie Marktwirtschaft, trans-nationaler Kapitalismus oder eben Neoliberalismus. Gekenn-zeichnet ist dieser weitreichen-de Umbau von folgenden weite-ren Phänomenen:

einem Aufstieg der Finanz­märkte zur bestimmenden Kraft im Marktprozess,

der Verdrängung des Voll­beschäftigungsziels durch Haushaltsdisziplin und Infla­tionsbekämpfung,

höheren Zinsen und stei­gender Arbeitslosigkeit, sowie einer Schwächung der Gewerkschaften, um Lohn­druck und flexible Arbeitszeit­regelungen durchzusetzen,

mehr Freihandel und weniger Protektionismus, womit die Außenhandelsungleichge­wichte anstiegen,

der Entstehung einer interna­tionalen Schuldenökonomie, weil Finanzmärkte eine grö­ßere Rolle bei der Finanzie­rung von Investitionen spielen und es erleichtert wurde, Kre­dite zu bekommen, die Zinsen aber stark gestiegen sind und

gleichzeitig Steuersenkungen im Rahmen des Standortwett­bewerbs die Staatseinnahmen minimieren,

der Umsetzung von „Struk­turanpassungsprogrammen“ v. a. in Entwicklungs­ und Schwellenländern als Bedin­gung für den Erhalt von Kre­diten seitens internationaler Institutionen wie dem IWF.

Neoliberale Hegemonie

Mit dem Fall des Systems fixer Wechselkurse brach ein zen-traler Stützpfeiler der wohl-fahrtsstaatlich ausgerichteten Wirtschaftspolitik weg. Die Notwendigkeit, währungspo-litische und außenwirtschaft-liche Stabilität zu erlangen und erhalten verdrängte Zie-le wie Vollbeschäftigung. Es kam zur Verselbständigung der Finanzmärkte, um deren Gunst bis heute ein Wettlauf im Gang ist. Parallel zu diesen Weichenstellungen begüns-tigten die Wahlsiege Margaret Thatchers in Großbritannien, Ronald Reagans in den USA und Helmut Kohls in Deutsch-land den Vormarsch des Neo-liberalismus. Die Propaganda gegen den ausufernden, über-mächtigen Staat und für mehr individuelle Freiheit knüpfte geschickt an die staatskritische

Stimmung in der Gesellschaft an (1968er-Bewegung). Der Marsch neoliberalen Gedan-kenguts durch die Institutio-nen (Forschung, Lehre, Univer-sitäten, Unternehmen, Medien, Parteien, Schulen usw.) gelang nachhaltig. Durch gelockerte Regelungen zur Wahlkampffi-nanzierung in den USA erhielt das „big money“ zudem mehr Einfluss auf die dort bestim-menden Parteien. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks erhielt die neoliberale Hegemo-nie einen weiteren kräftigen Schub. Meisterstück war aber zweifellos, dass es dem Neoli-beralismus gelungen ist, sich bisher oppositionelle Grup-pen wie die Sozialdemokratie einzuverleiben. Dazu aber ein anderes Mal.

Boris Ginner

Die 1970er Jahre bilden auch bei der

Entwicklung der Schuldenquoten

einen gut ersichtli­chen Wendepunkt.

Während in der Zeit des Aufbaus des

Wohlfahrtsstaats die Schuldenquoten

zurückgegangen sind, ist der Neoliberalis­

mus mit dem Aufbau einer internationalen Schuldenökonomie

verbunden.

Als äußerst effektive Strategie zur Fest­schreibung neoliberaler Politik erwies sich das Schaffen eines Netzes aus Zwängen, aus dem kaum mehr zu entkommen ist.

Ronald Reagan und Margaret Thatcher gelten

als bedeutende Trieb­kräfte der neoliberalen Transformation, wenn­gleich sich diese schon vor ihrer Regentschaft abzuzeichnen begann.

Franklin D. Roosevelt (1882–1945) war zwischen 1933 und 1945 Präsident der Vereinigten Staaten. Seine Präsidentschaft ist

durch innenpolitische Reformen unter dem

Schlagwort „New Deal“ zur Bekämpfung der

Weltwirtschaftskrise geprägt.

GESCHICHTE 13GESCHICHTE 13

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14 SPÖ14 SPÖ

Europäischer Vergleich

Österreich steht im euro-päischen Vergleich gut da. Die Arbeitslosigkeit

ist eine der geringsten, die Kri-senauswirkungen schlagen sich bis dato nicht merklich spürbar bei der Bevölkerung durch und das Vertrauen der Finanzmärkte in den österreichischen Fiskus scheint stabil hoch zu sein. Die Folge ist eine geringe Verzinsung bei Neuverschuldungen, ein mit-telfristig gesichertes Sozial- und Pensionssystem und ein zumin-dest gerade noch vorhandenes Wirtschaftswachstum.

Dennoch Krise

Die Krise mag in Österreich (noch?) nicht das Ausmaß wie in anderen europäischen Staa-ten angenommen haben. Der Vergleich zeigt aber eindeutig, dass auch in Österreich in den letzten Jahren die Zahl junger Menschen ohne Arbeit rasant angestiegen ist. Die Löhne haben

sich in den letzten zehn Jahren für untere und mittlere Einkom-men deutlich verringert und zu guter Letzt ist die Staatsschuld aufgrund von Bankenrettungen eklatant angestiegen. Die Ant-wort auf diese Veränderungen ist eine gesamteuropäische Fis-kalpolitik, die weder Konjunktur stärkend, Arbeitsmarkt sichernd oder sozial verträglich ist.

Totsparen statt Sozialstaat

Angela Merkel und mit ihr der Großteil der europäischen RegierungspartnerInnen haben mit ihrer Spardiktion eine Kampfansage an das Modell des Sozial- und Wohlfahrtsstaates ausgegeben. Der Paradigmen-wechsel in der Diskussion über die Wirtschaftskrise hat sich erstaunlich schnell vollzogen. Während anfänglich klar betont wurde, dass ein Finanzsystem ohne Regeln, eine globalisierte Weltwirtschaft, deren oberstes Ziel Profitmaximierung lautet, sowie der andauernde Machtver-lust der Politik in Richtung Wirt-schaft nicht weiter eine Option für ein funktionierendes, stabi-les Europa sein können, so wird heute von einer hausgemachten Krise gesprochen. Die National-

staaten hätten sich vermeintlich unfinanzierbare Sozialsysteme geleistet und die GriechInnen überhaupt jahrelang „über ihre Verhältnisse gelebt“.

83 Prozent und seine Ursachen

Nur zögernd schafft es die Sozial-demokratie auf europäischer wie nationaler Ebene diese Situation zu analysieren und ein daraus resultierendes Alternativmodell hervorzubringen. 83 Prozent Zustimmung für einen amtieren-den SPÖ-Bundeskanzler auf sei-nem eigenen Parteitag sind nicht zuletzt auch eine Abrechnung mit einer Parteilinie, die es ver-absäumt, eine sozialistische Pers-pektive in ihr politisches Handeln zu bringen. Erst auf Druck der SJ konnte sich die Partei durchrin-gen, das Bankgeheimnis in Frage zu stellen. Auch die Erkenntnis, dass die Bundespartei dringend einer programmatischen Kur unterzogen werden muss, kam von Seiten der Jugend: Der Aus-arbeitung eines neuen Partei-programms wurde zugestimmt. Dennoch, das größte Problem der Bundespartei bleibt ihre eklatan-te Weigerung, politische Entschei-dungen im innerparteilichen Dis-kurs zu gewinnen. Der Schwenk in der Wehrpflichtdebatte ist nur ein augenscheinliches Beispiel für diesen Zustand: Politik nach Stimmungsbildern. Die Sozialde-mokratie wird sich in Österreich grundlegend ändern müssen. Die Ingangsetzung und Zulassung innerparteilicher Diskussionen über aktuelle politische Themen ist ebenso notwendig wie eine grundsätzliche Re-Ideologisie-rung der gesamten Parteilinie. Äußere Zwänge und Umfrage-werte sind keine guten Ratgeber für eine selbstbewusste, sozialde-mokratische Politik.

Luca Tschiderer

Parteitag

Der „Drüberfahren“­Kurs und die Unter­drückung innerpar­

teilicher Diskussion, etwa bei den Themen

Wehrpflicht und Fiskalpakt, haben das

Wahlergebnis Werner Faymanns deutlich

gedrückt.

Der wirtschaftliche Suizidkurs Europas,

angeführt von Deutsch­lands Kanzlerin Merkel,

führt immer mehr Ländern in den Abgrund. Hier noch am Bild: EU­Kommissionspräsident

Barroso und die vom Finanzmarkt installierte

Marionette Mario Monti, die sich in Italien neuerdings auch zu einer

Wahl antreten traut.

Foto: thumb_ina, sxc.hu

Zwischen solider Staatsführung und ideologischem Aderlass

Im Oktober fand der Bundesparteitag der SPÖ statt. Irgendwo zwischen Inszenierung und Selbstprofilierung zeigte erst ein desaströses Wahlergebnis, welche Diskussionen eigentlich geführt werden müssten.

Ö

Der Schwenk in der Wehrpflichtdebatte ist nur ein augenscheinliches Beispiel für diesen

Zustand: Politik nach Stimmungsbildern.

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SCHWERPUNKT 15SCHWERPUNKT 15

er Großteil der Miet-erhöhungen ist dabei auf den privaten Sektor

zurückzuführen. So sind im Zeitraum 2005–2011 die Mie-ten am Markt um 27 Prozent gestiegen, während MieterIn-nen in Gemeinde- und Genos-senschaftswohnungen lediglich (der Inflationsrate entspre-chend) 13 Prozent mehr zahlen mussten. In anderen Worten: Die Gewinne der Immobilien-besitzerInnen explodierten, während die steigenden Mieten für immer mehr Menschen exis-tenzbedrohend wurden.

Unwirksame Mietobergrenzen

In Österreich sind die Höchst-mieten für „Altbauwohnungen“ – durch den sogenannten Richt-wert – gesetzlich festgelegt. Die-se Obergrenzen werden in der Praxis aber durch unbegrenzt erlaubte Zuschläge (z. B. für Aus-stattung, Lage, etc.) umgangen. Für Wohnungen, die nach 1945 errichtet wurden, gilt ohnehin lediglich ein „angemessener Mietzins“, der im Endeffekt dem durchschnittlichen Marktpreis entspricht. Es gibt daher de fac-to keine gesetzliche Grenze für immer höhere Mieten.

„Grundbuch statt Sparbuch“

Durch die Erwartung hoher Mieterträge steigen auch die Immobilienpreise und die Spe-kulation wird angeheizt. Die Leidtragenden sind die Miete-rinnen und Mieter – sie müssen immer teurere Mieten bezah-len, damit die Renditen für die FinanzinvestorInnen flie-ßen. Die Spirale beginnt sich zu drehen, die Mieten steigen immer weiter und dienen der (Re-)Finanzierung von Speku-lationen anstatt von Investitio-nen. Da gerade angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise viele Vermögende in Immobi-lien eine sichere Anlagemög-lichkeit sehen, verschärft sich dieses Problem und der Immo-bilienmarkt wird weiter speku-lativ aufgeheizt.

Dazu kommt, dass gera-de in Ballungszentren in den letzten Jahren zu wenige (leistbare) Mietwohnungen errichtet wurden. Die steigen-de Nachfrage und Wohnungs-knappheit ermöglichen es den ImmobilienbesitzerInnen erst, die Preise weiter nach oben zu schrauben.

Privatisierungen

Der Markt versagt also wieder einmal, wenn es darum geht, allen Menschen genügend und vor allem leistbaren Wohn-raum zu bieten. Hier kann die Lösung nur in massiven Inves-titionen in den öffentlichen und gemeinnützigen Wohnbau lie-gen! Doch erst 2004 wurden unter Schwarz-Blau-Orange gemeinnützige Bundeswohn-baugesellschaften mit ins-gesamt 60.000 geförderten Mietwohnungen an rendite-norientierte Konsortien ver-kauft – inklusive BUWOG und dem dazugehörigen Skandal. Auch bei diesen Wohnungen

sind nun nicht mehr Gemein-nützigkeit und preiswerte Ver-mietung die Leitlinie, sondern möglichst hohe Gewinne für die Finanzinvestor Innen.

Linke Antworten auf Marktversagen!

Jüngst haben die Wiener Grü-nen einen Vorstoß zur Begren-zung der steigenden Mieten unternommen und das Problem damit in den Fokus der öffentli-chen Aufmerksamkeit gerückt. Gerade weil die Sozialdemokra-tie auf die beginnende Debatte relativ zurückhaltend reagiert hat, müssen wir uns als Sozi-alistinnen und Sozialisten in die Diskussion einbringen. Und zwar mit Forderungen, welche die Lebensrealitäten und Prob-leme der Menschen aufgreifen und mit einer sozialistischen Perspektive verbinden.

David Rautner

Preisschock bei privaten Mieten In den letzten Jahren sind die Mietkosten explodiert: Zwischen 2000 und 2011 stiegen die Mieten (ohne Betriebskosten) um ca. 40 Prozent, während die Löhne, in etwa der Inflationsrate entsprechend, durchschnittlich nur um 25 Prozent erhöht wurden. Das bedeutet, dass die Mieten um ca. zwei Drittel stärker gestiegen sind als die Inflations-rate oder die Löhne.

Wohnen

Besonders drastisch ist der durchschnittliche

Hauptmietzins in Altbauten (vor 1945 errichtet) gestiegen. Der Hauptmietzins beschreibt die reine

Miete, ohne Betriebskosten und

Umsatzsteuer.Quelle: Statistik

Austria, Mikrozensus.

D

• Die Einführung von klaren Mietobergrenzen bei privaten Mieten sowie einen Stopp dem Zuschlagswucher!

• Keine weiteren Privatisierungen, sondern massive Investitionen in den sozialen Wohnbau!

• Eine Überarbeitung der Betriebskosten: Als Betriebskosten sollen nur jene Kosten gelten, die die MieterInnen unmittelbar verursachen – Grund­steuer, Verwaltungs­ und Versicherungskosten dürfen nicht mehr auf MieterInnen übergewälzt werden.

• Spekulation mit leerstehenden Wohnungen beenden – Leerstandabgabe einführen!

• Schaffung der Möglichkeit zur Enteignung von brach liegendem Bauland, um es dem bestimmungs­mäßigen Zweck zuzuführen und so Spekulationen mit Grund und Boden zu verhindern.

SJ-Forderungen vom letzten Verbandstag

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16 SCHWERPUNKT16 SCHWERPUNKT

„Im privaten Bereich sind die steigenden Mieten die steigenden Renditen“

Der Präsident der Mietervereinigung Österreichs (MVÖ), Georg Niedermühlbichler, im Interview mit Trotzdem über steigende Mieten, das Modell „Sozialer Wohnbau“ und die Sinnhaftigkeit von Enteignungen.

eorg Niedermühlbichler ist seit November 2005 Abge-ordneter zum Wiener Land-

tag (SPÖ) und führt die Mieterverei-nigung Österreichs seit März 2008 in seinen Funktionen als Wiener Lan-desvorsitzender und Präsident. Die MVÖ ist ein gemeinnütziger Verein, mit dem Ziel, die Wohnverhältnisse der Menschen zu verbessern. Durch Rechtsberatung und -vertretung versucht sie zudem auch Menschen im konkreten Einzelfall zu helfen.

TROTZDEM: Wie hat sich der Miet-sektor in den letzten Jahren entwi-ckelt?

Georg: Österreichweit ist die Situati-on verschieden. Am Land gibt es viel mehr Menschen, die im Eigentum wohnen – österreichweit sind das 60 Prozent. Die Mietsituation konzen-triert sich hingegen hauptsächlich auf die Ballungszentren. Hier liegt vor allem Wien im Fokus. In Wien sind wir aber in der glücklichen Situation, einen hohen Anteil an geförderten Wohnungen zu haben.

Rund zwei Drittel der WienerInnen leben in Gemeinde- oder Genos-senschaftswohnungen. In diesem Bereich sind die Mietkosten durch-aus noch leistbar. Daneben haben wir den privaten Wohnungsmarkt. Hier ist der Großteil eigentlich auch preisgeregelt – durch das sogenann-te Richtwertsystem. Nur ein wirk-lich kleiner Teil unterliegt der freien Vereinbarung und damit dem freien Markt. Bei den Richtwerten haben wir allerdings gerade in den letzten Jahren zunehmend das Problem, dass sich die VermieterInnen nicht an die gesetzliche Preisbindung hal-ten und es für Wohnungssuchende schwer herauszufinden ist, was eigentlich verlangt werden darf.

TROTZDEM: Wie könnte eine Reform des Mietrechts ausschauen, die auch den steigenden Mieten etwas entge-gensetzen kann?

Georg: Grundsätzlich ist das Richt-wertsystem nicht schlecht, es ist nur verabsäumt worden festzule-gen, welche Zuschläge überhaupt

verlangt werden dürfen. Ein Lage-zuschlag hat beispielsweise nichts verloren. Die Lage haben ja nicht die VermieterInnen oder Hausbe-sitzerInnen geschaffen, sondern die „gute Lage“ ist der Allgemeinheit zu verdanken, die hier mit Infrastruk-turmaßnahmen investiert hat. Über die anderen Zuschläge kann man reden, sie müssten aber im Gesetz festgelegt sein und dann auch im Mietvertrag angeführt werden. Das ganze gehört aus unserer Sicht dann bei 25 % gedeckelt. Damit wären wir auch unter dem 7 €-Vorschlag von Maria Vassilakou.

TROTZDEM: Warum sind die Richt-werte von Bundesland zu Bundes-

land so verschieden? In Wien liegt der Richtwert bei € 5,16, in der Stei-ermark und Salzburg über 7 €, in Vorarlberg nur knapp unter 8 €. Ist das fair?

Georg: Das ist historisch gewach-sen. Bei der Einführung des Sys-tems war gerade in Wien sehr viel Altbausubstanz vorhanden, die in Folge dem Richtwert unterliegen sollte. Deshalb sah man einen nied-rigeren Richtwert als gerechtfertigt an. Grundsätzlich ist das aus meiner Sicht noch einmal zu überdenken. Optimal wäre natürlich, dass der Richtwert in allen Bundesländern gleich ist. Allerdings darf das zu keinen Erhöhungen führen!

TROTZDEM: Ein gängiges Argument zur Rechtfertigung von steigenden Mieten sind steigende Energiekosten, öffentlichen Abgaben, etc. Inwiefern haben sich steigende Betriebskosten auf die Mieten ausgewirkt?

Georg: Der Verweis auf die stei-genden Betriebskosten ist ein typi-

Interview

G Der Verweis auf die steigenden Betriebs­

kosten ist ein typisches Ablenkungsargument

der VermieterInnen und HausbesitzerInnen.

Quelle: www.sxc.hu, Ayla 87

Page 17: Trotzdem 01/13

SCHWERPUNKT 17SCHWERPUNKT 17

sches Ablenkungsargument der VermieterInnen und Haus-besitzerInnen. Was sie dabei verschweigen, ist wie sich die Betriebskosten überhaupt zusammensetzen. Wir kritisie-ren, dass bei den Betriebskos-ten schon ca. ein Viertel Ver-sicherungsbeiträge enthalten sind. Das ist insofern problema-tisch, weil hier die MieterInnen zahlen, damit im Schadensfall Kosten gedeckt werden, die eigentlich die VermieterInnen und HausbesitzerInnen zu tra-gen hätten. Das ist eine klassi-sche Verlagerung von Kosten, die eigentlich die VermieterIn-nen zu tragen hätten. Auch die Grundsteuer – eigentlich eine klassische Vermögenssteuer – wird fast immer den MieterIn-nen weiterverrechnet. Um die 40 Cent/m² stellen öffentliche Gebühren (Wasser, Abwasser, Müll) dar.

Diese sind zwar beispiels-weise in Wien kürzlich gestie-gen, sind jedoch nicht einmal im Ansatz für die Mietsteige-rungen der letzten Jahre ver-

antwortlich. Würde die Stadt Wien z.B. die Gebühren um 20 % senken, wäre das lediglich eine Ersparnis von 8 Cent/m².

TROTZDEM: Wohin sind die hohen Mieten der letzten Jahre dann geflossen?

Georg: Im privaten Bereich waren und sind die steigenden Mieten die steigenden Rendi-ten der VermieterInnen. Auf Gemeinde- und Genossen-schaftswohnungen trifft das aber nicht zu, deshalb sind in diesem Bereich die Mieten ja auch nicht so explodiert.

In den letzten Jahren wurde unter dem Schlagwort „Grundbuch statt Sparbuch“ sehr viel in Immobilien bzw. Grund und Boden investiert – was aber nun durch niedrige Mieten nie hereinzubekom-men ist.

TROTZDEM: Wurde in den letz-ten Jahren zu wenig gebaut und dadurch das Problem ver-schärft?

Georg: In Wien werden 6.000 bis 8.000 Wohneinheiten pro Jahr fertiggestellt. Mit dem fin-

den wir eigentlich das Auskom-men. Man muss auch aufpas-sen nicht zu viel zu bauen und damit Leerstand zu produzie-ren, denn das sind teure Inves-titionen. Wir könnten natürlich mehr Genossenschaftswoh-nungen bauen, wodurch weni-ger Menschen auf den privaten Wohnungsmarkt angewiesen wären. Da sich die Vermieter dann entscheiden müssen, ob sie eine Wohnung leer stehen lassen oder billiger vermieten, würden auch die Mieten sinken. Das würde aber enorme Kos-ten bedeuten, die weder Staat noch Land im Moment heben können. Angesichts der finan-ziellen Entwicklung kämpfen wir damit überhaupt 6.000 bis 8.000 neue Wohnungen pro Jahr übergeben zu können. Mehr ist im Moment auch nicht notwendig, mittelfristig wer-den wir aufgrund des enormen Bevölkerungszuwachses aber auf 10.000 kommen müssen. Was es aber auch zu beden-ken gilt, ist dass der Anspruch an Wohnraum, also an Flä-che, sehr gestiegen ist. Waren früher für eine Einzelperson noch 30 m² ausreichend, wer-den heute schon 40 bzw. 50m² gewünscht. Aufgabe wird hier auch sein, solche Wohnun-gen zur Verfügung zu stellen, in denen auch auf kleinerem Wohnraum gut gelebt werden kann – auch im Hinblick auf die ökologische Frage.

TROTZDEM: Der soziale Wohn-bau ist gerade in Wien ein Erfolgsmodell. Warum werden keine neuen Gemeindewohnun-gen mehr gebaut?

Georg: Das hat vor allem den Grund, dass wir uns vor 10 Jah-ren entschieden haben in die Sanierung zu gehen. Bei den Gemeindewohnungen werden so günstige Mieten eingehoben, dass für Sanierung nicht viel Geld übrig blieb. Insofern muss die Sanierung der Gemeinde-bauten gefördert werden. Der zweite Grund ist, dass Wiener Wohnen natürlich nicht billiger bauen kann als ein geförderter Wohnbau. Insofern konzen-trierte sich Wiener Wohnen auf die Sanierung, während der Neubau den Genossen-schaften überlassen wurde. In Zukunft glaube ich aber, dass es schon vernünftig ist, wieder Gemeindebauten zu errichten. Es ist wichtig, den Gemeinde-bau nicht zur „aussterbenden“ Wohnform werden zu lassen. Daher ist es auch psychologisch

ein wichtiges Zeichen, irgend-wann wieder neue Gemeinde-bauten zu errichten. Was als einer der ersten Schritte pas-sieren könnte ist, dass wir die bestehenden Gemeindebauten ausbauen.

TROTZDEM: Siehst du durch den Vorstoß der Grünen zur Mietzinsdeckelung die Tehmenführer Innenschaft der Sozialdemokratie beim Thema Wohnen in Gefahr? Vor allem weil die SPÖ doch eher verhalten reagiert hat?

Georg: Als jemand der sich mit dem Thema Wohnen und Mie-terInnenschutz auseinander-setzt finde ich es natürlich nie falsch, wenn über die Themen Wohnen und Mieten geredet wird und daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden. Die Grünen sind mit einem sehr plakativen Vorschlag in die Debatte gegangen, werden jedoch die ThemenführerIn-nenschaft nicht übernehmen können. Denn wir als Sozialde-mokratie haben die Kompetenz in diesem Bereich und das dür-fen wir uns nicht wegnehmen lassen. Es ist aber natürlich wichtig, als SPÖ die richtigen Antworten zu finden und alles dafür zu tun, das Thema weiter zu bearbeiten. Es wird die Auf-gabe 2013 und 2015 sein, das Thema Wohnen nicht anderen zu überlassen.

TROTZDEM: Sollte die Mög-lichkeit geschaffen werden brach liegendes Bauland zu enteignen, um es so seinem bestimmungsgemäßen Zweck zuzuführen?

Georg: Das wäre durchaus sinnvoll, hier haben wir aber das Problem, dass Eigentum in Österreich extrem geschützt ist – mehr als Leib und Leben, wie manche so schön sagen.

Die sozialdemokrati­sche Kommunalpolitik im „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit

war geprägt von umfassenden sozialen Wohnbauprojekten um die arbeitende

Bevölkerung aus ihrem kaum beschreibbaren Wohnelend zu holen. Der Karl­Marx­Hof ist einer der bekanntesten

Gemeindebauten Wiens.

Gemeinde­ und Genossenschafts­wohnungsmieten sind viel schwächer als die privaten gestiegen. Die Mieten sind hier in Relation zur Entwick­lung der Inflation und des mittleren Einkom­mens gesetzt.(Statistik Austria /Arbeiterkammer Wien)

Georg Niedermühlbichler ist Präsident der MVÖ

und Abgeordneter zum Wiener Landtag. Er ver­

tritt die SPÖ im Ausschuss „Wohnen, Wohnbau und

Stadterneuerung“.

Lagezuschlag: Auch für eine besonders „gute Lage“ – z. B. aufgrund der Verkehrsanbindung oder anderer (öffentlicher) Infrastruktur – kann ein Aufschlag auf den Richt­wert verlangt werden.

Wiener Wohnen ist die größte Wohnungs­verwaltung in Europa und in Besitz der Stadt Wien. Sie verwaltet, saniert und bewirt­schaftet rund 220.000 Gemeindewohnungen, 6.000 Geschäftslokale und über 47.000 Garagen und Abstellplätze.

2013: Nationalratswahl2015: Landtags­ und Gemeinderatswahl in Wien

Sozialer Wohnbau: Durch öffentliche

Investitionen soll leistbarer Wohnraum für alle Men­

schen zu Verfügung gestellt werden, da gerade dabei der

freie Markt immer wieder eindrucksvoll versagt. Dies

passiert in Österreich durch Gemeindewohnungen

und den geförderten Genossenschafts wohnbau.

Richtwert: Der Richtwert ist eine gesetzliche Obergrenze für Mieten. Zusätzlich dürfen Aufschläge ver­langt werden. Welche und wie viel ist aber gesetzlich nicht festgelegt, ein Einfallstor für Mietwu­cher! Der Richtwert gilt außerdem nur für „Altbauwohnungen“, die vor 1945 errichtet wurden. Für alle anderen kann ein „angemessener Markt­preis“ verlangt werden.

Das Interview führten Marina Hanke & David Rautner

Es ist wichtig, den Gemeindebau nicht zur „aussterbenden“

Wohnform werden zu lassen.

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Nordirland-Konflikt

ie jetzigen Proteste basieren auf einem jahr-hundertelangen Kon-

flikt. Um es aber kurz zu machen: Irland ist eine geteilte Insel, und das schon seit 1921. Davor war Gesamt-Irland Teil des britischen Königreiches. Infolge des Anglo-Irischen Krieges wurde dann aber entschieden, dass 6 Counties (vgl. Bezirke) bei Großbritannien (GB) verbleiben, die nun Nordirland formen. Die restlichen 26 Coun-ties wurden zur Republik Irland zusammengefasst und existieren seither unabhängig von der briti-schen Krone.

Loyalists vs. Nationalists

Um den Grund für diese Teilung zu verstehen muss erwähnt werden, dass Irland von zwei Religionen dominiert ist/wur-de. Katholizismus und Protes-tantismus. ProtestantInnen wurden immer mit der Bezeich-nung Loyalists oder Unionists identifiziert, die der Queen sozusagen „loyal“ waren und für eine „Union“ mit GB eintra-ten. Nationalists und Republi-cans sind Katholiken, die für ein eigenständiges, vereinigtes Irland eintreten. In Nordirland war die Zahl der ProtestantIn-nen immer höher als auf dem Rest der Insel. Das hat auch dazu beigetragen, dass diese 6 Counties bei der Teilung 1921 im Vereinigten Königreich ver-blieben. Bis heute ist diese reli-giöse und damit auch politische Verteilung gegenwärtig. Damit ist aber auch der Konflikt noch nicht beendet.

Hit the Road Jack …

Die Entscheidung des City Coun-cils vom 3. Dezember, die Union Flag vom Rathaus zu nehmen, war deshalb auch ein Punkt, der die Wogen hochgehen lies. Gedacht um eine faire, gleichbe-rechtigte und neutralere Atmo-sphäre in dieser geteilten Stadt zu schaffen, fühlten sich Loy-alists von diesem Schritt aufs Schärfste attackiert. Wenige Minuten nach der Abstimmung, die durch die Stimmen (24 gegen 21) der nationalistischen Par-teien „Sinn Fein“ und der SDLP initiiert und ermöglicht wurde, wurde das Rathaus von verär-gerten Loyalists gestürmt.

Feuer entbrannt

Diese Entscheidung hat bis-her zu mehreren Protesten in

unterschiedlichen Gegenden in Belfast und den angrenzen-den Städten geführt. Angeheizt wurde dies auch durch Flyer, die von den „Unionist“-Partei-en Democratic Unionist Party (DUP) und Ulster Unionist Par-ty (UUP) verteilt wurden. Auch die Orange Order, eine Art Bur-schenschaft in Nordirland die sich zum Unionism bekennt, ist treibende Kraft hinter den Protesten. Wie kleine Flammen werden somit in unterschied-lichen Gegenden sogenannte „riots“ gestartet, die bisher zu unzähligen Verletzten geführt haben. Darunter finden sich vor allem Attacken auf die Poli-zei, die soweit gingen, dass eine Polizistin fast bei einer Auto-bombe zu Tode kam.

Und wie weiter?

Die Bevölkerung hier ist solche Proteste mehr als gewohnt. Es wird deshalb damit gerechnet, dass sich die Ausschreitungen bald legen werden. Aber die weit größere Frage ist: Wie geht es weiter in Hinblick auf den gesamten Nordirland-Kon-flikt? Denn es ist schon inter-essant, dass innerhalb der EU noch „Friedensmauern“ tole-riert werden, die katholische und protestantische Gebiete in Belfast strikt voneinander trennen (mit insgesamt 21 Kilometer Länge und bis zu 8 Metern Höhe). Es ist auch interessant, dass die media-le Berichterstattung, sowohl innerhalb Irlands als auch international wenig bis kaum über die regelmäßigen Proteste informiert. Das Thema scheint tot. Zumindest scheint es für viele gegessen. Das ist es aber nicht, was gerade die aktuellen Proteste beweisen.

Born with an opinion and hiding behind two flags

Die Entscheidung des City Councils die Union Flag nicht mehr 365 Tage des Jahres über der City Hall wehen zu lassen hat zu Ausschreitungen in Belfast geführt. Der Nordirland-Konflikt flammt somit wieder medial auf und tritt – endlich - wieder ins Zentrum politi-scher Diskussionen.

Es ist schon interessant, dass innerhalb der EU noch „Friedensmauern“ toleriert werden, die katholische und protestantische Gebiete

in Belfast strikt voneinander trennen.

„Flag Protest“ vom 15.12. vor dem

City Council

Die Orange Order Burschenschaft ist die treibende Kraft hinter

den Protesten. Der Orden führt auch

jährlich Umzüge durch, die durch katholische

Viertel führen, was immer wieder zu

blutigen Auseinander­setzungen führt.

Unionists / Loyalists: Bezeichnung für ProtestantInnen und dabei AnhängerInnen des Gedankens, dass Nordirland Teil des Vereinigten Königreichs (GB) bleiben soll.

Nationalist / Republican: Bezeichnung für Katholi­ken und dabei Anhänger­Innen des Gedankens, dass Nordirland wieder mit der Republik Irlands vereinigt werden soll.

Union Flag(auch bekannt unter dem Namen „Union Jack“) ist die Fahne Großbritanniens und in Hinblick auf den Nordirland­Konflikt das Zeichen für Loyalists.

City Council: Stadtregierung

City Hall: Rathaus

18 INTERNATIONALES18 INTERNATIONALES

D

Leonie Maria Tanczer

Page 19: Trotzdem 01/13

INTERNATIONALES 19INTERNATIONALES 19

Let’s get droned!Der verlogene US-Drohnenkrieg in Pakistan und seine Auswirkungen.

Oktober 2001 verwende-te die USA in Afghanistan erstmals in ihrer Geschich-

te Drohnen nicht nur zur Überwa-chung, sondern bestückte sie mit Bom-ben und führte Anschläge durch. Seit damals haben die Vereinigten Staaten ihr Arsenal an „Predator Drohnen“ von 167 auf 7.000 erhöht. Waren Drohnen-anschläge unter Georg W. Bush noch die Ausnahme (52 bis Jänner 2009), so kam es in den letzten Jahren zu einer Intensivierung der Drohnenanschlä-ge. 2011 bildete die US-Air Force erst-mals mehr Drohnen-„PilotInnen“ als KriegsflugzeugpilotInnen aus. 1) Wäh-rend Barack Obamas Präsidentschaft führte die USA 292 Drohnenanschläge in Pakistan, Jemen, Somalia, Irak und Afghanistan durch, 2) wobei insgesamt zwischen 2.486 und 3.188 Menschen getötet wurden. 3)

Fehlende Richtlinien

Am 30. Jänner 2012 bestätigte die US-Regierung erstmals, dass sie für

Angriffe in Pakistan Drohnen ver-wenden würden. Ein halbes Jahr später erklärte Barack Obama in einem Interview der CNN, welche Voraussetzungen erfüllt sein müs-sen, um einen Drohnenanschlag durchzuführen:

„Es muss sich nach unseren Gesetzen richten, es muss sich um eine konkrete und nicht um eine vermutete Gefahr handeln und es muss sich um eine unmittelbare Bedrohung handeln, die es uns unmöglich macht, die Zielperson festzunehmen.“ 4) (Übersetzung TROTZDEM)

Abgesehen von dieser und eini-gen wenigen anderen kurzen und fragwürdigen Stellungnahmen von offizieller Seite hat die US-Ad-ministration, trotz mehrmaliger Aufforderung durch die UN, bis heute keine Informationen darü-ber veröffentlicht, unter welchen Richtlinien diese Angriffe durch-geführt werden. Das macht eine kritische Auseinandersetzung mit

den US-Drohnenanschlägen sehr schwierig.

Trotzdem oder gerade deswegen ist es wichtig, sich mit den Anschlä-gen und ihren Auswirkungen näher auseinander zu setzen.

Präzisionswaffe?

Wie funktionieren Drohnen? Wel-che Auswirkungen haben die Droh-nenanschläge auf die pakistanische Bevölkerung? 5) Wie wirken sie sich auf die US-amerikanisch-pakistani-

schen Beziehungen aus und welche Rolle spielen sie in ihrem gemeinsa-men „War on Terror“?

„Predator Drohnen“, jene Droh-nen, die von den USA, genauer dem CIA, in Pakistan und anderen Län-dern zum Einsatz kommen, sind unbemannte Flugobjekte, die bis zu 24 Stunden in der Luft sein können, mit „Hell fire Bomben“ bewaffnet sind und via Joystick gesteuert wer-den. Sie werden von der US-Admi-nistration meist als „extrem präzise“ beschrieben, allerdings sind von den Getöteten nur 2% ranghöhere Kämp-ferInnen (98% sind ZivilistInnen und Kämpfer Innen niederen Ranges).

Einer der wesentlichen Streit-punkte rund um die US-Drohnen-angriffe ist die Zahl der getöteten ZivilistInnen. Während die US Administration von 60 getöteten ZivilistInnen spricht, ergaben meh-rere unabhängige Untersuchungen sehr viel höhere Zahlen, von bis zu 480 in den insgesamt 292 Drohnen-anschlägen. Selbst konservativste

Die „PilotInnen“ der Drohnen

töten Menschen, manchmal meilen­weit entfernt vom Kriegsschauplatz,

mit einem Joystick vom Computerbild­

schirm aus.

Pakistan

Drohnen werden von der US­Administration

meist als „extrem präzise“ beschrieben,

allerdings sind 98% ihrer Opfer Zivilist­

Innen und Kämpfer­Innen niedrigen Ranges

Im

Page 20: Trotzdem 01/13

20 INTERNATIONALES20 INTERNATIONALES

Schätzungen lagen deutlich höher als die offiziellen Zah-len der US-Administration. 6) Schließlich setzte sich ein „New York Times“ Artikel vom 29. Mai 2012 fundiert damit auseinan-der, wie diese unglaubhaft nied-rige Zahl zustande kommt.

Zuerst töten, dann fragen

Alle bei einem Drohnenangriff getöteten Männer im wehr-pflichtigen Alter werden von der US-Administration als Terroris-ten oder mutmaßliche Terroris-ten verbucht. Nur wenn nach ihrem Tod bewiesen wird, dass dies nicht der Fall ist, gelten sie als Zivilisten. Abgesehen davon, dass es nach einem Drohnen-anschlag oft unmöglich ist, die schwer verstümmelten Leichen zu identifizieren, und weder die US-Administration noch ihre Partnerbehörden in Pakistan sonderliches Interesse an einer hohen Zahl an getöteten Zivilist-Innen haben, ermöglicht diese „Kill first“-Politik, zuerst zu töten und dann zu fragen. 7)

In dem vorher angeführten Zitat beschreibt Obama, unter welchen Umständen ein Droh-nenanschlag durchgeführt wird. Er spricht in diesem Interview auch von sogenannten „Killing Lists“, die Namen von rangho-hen al-Qaida und Talibans ent-hält, die eine unmittelbare und konkrete Gefahr für US-Ameri-kanerInnen und/oder die USA darstellen würden. Wenn diese dann durch sogenannte „perso-nal strikes“ getötet werden, han-delt es sich um eine juristische Grauzone, wobei die Unmittel-

barkeit der Gefahr ausschlagge-bend ist. Jetzt finden sich aber Namen für Wochen und Monate auf dieser Liste, was die Frage eröffnet, wie jemand für Wochen und Monate eine unmittelbare Gefahr darstellen kann? 8)

Bomben auf HelferInnen

Beim Großteil der Drohnen-angriffe handelt es sich jedoch nicht um „personal strikes“, wo die Zielperson bekannt ist, son-dern um sogenannte „signature strikes“, wo ihre Identität unbe-kannt ist. Aufgrund bestimmter Tagesabläufe, Bewegungen, Kleidung usw. wird die Zielper-son von einem CIA Agenten, der irgendwo vor einem Bildschirm sitzt und via Drohnenkame-ra das Geschehen aus der Luft verfolgt, ausgewählt und dann getötet.

Noch verstörender ist die Verwendung von sogenannten „secondary strikes“. Dabei wird nach dem ersten Anschlag, der das „Zielobjekt“ tötet, ein zwei-ter („secondary strike“) Anschlag durchgeführt, welcher die ein-treffenden ErsthelferInnen bzw. mutmaßlichen TerroristInnen tötet. Pakistanische und inter-nationale Hilfsorganisationen kommen deshalb nur mehr 6 Stunden nach einem Drohnen-angriff, um ihre MitarbeiterIn-nen nicht zu gefährden. Mehr-mals wurden diese „secondary strikes“ auch bei der Beerdigung des mutmaßlichen Terroristen verübt.

Trotz handfester Beweise, dass beim Großteil der Droh-nenangriffe die Zielperson nicht bekannt („signature strikes“) und auch die Verwendung von

„secondary strikes“ bewiesen ist, leugnet die US-Administration sowohl das eine wie das andere. Beides sind schwere Verletzun-gen des Internationalen Rechts sowie des „US Domestic Law“. 9)

Ständige Angst

Die Drohnenangriffe konzentrie-ren sich fast ausschließlich auf die Regionen nahe der pakista-nisch/afghanischen Grenze. Die Auswirkungen der ständigen Angriffe in dieser Region auf den Alltag und das Leben der Bevöl-kerung sind verheerend. Kann

das „Zielobjekt“ noch (unter fraglichsten Kriterien) ausge-wählt werden, so unterscheidet spätestens die „Hell fire“-Bombe nicht mehr. Alle Personen, die sich in einem gewissen Gefah-renradius befinden, werden schwer verletzt oder getötet. Diese Drohnen fliegen nun oft für Stunden über den Köpfen der BewohnerInnen, ohne dass diese wissen, wo, wann und war-um der nächste Anschlag verübt wird. Es ist kaum verwunder-lich, dass 1/3 der PatientInnen, die psychologische Hilfe suchen, unter posttraumatischem Stress-syndrom leiden. Ärzt Innen füh-ren keine Hausbesuche mehr durch, Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr zur Schule. Hat man anfangs noch Konflikte öffentlich ausdiskutiert und am

Alle bei einem Drohnenangriff getöteten Männer im wehrpflichtigen Alter werden als

Terroristen oder mutmaßliche Terroristen verbucht. Nur wenn im Nachhinein Gegentei­

liges bewiesen wird, gelten sie als Zivilisten.

Bei sogenannten „secondary strikes, wird nach der Tötung des „Zielobjekts“ noch ein zweiter Anschlag durchgeführt, der die eintreffenden HelferInnen töten soll.

„Predator Drohnen“:Die General Atomics MQ­1 Predator (dt.

Raubtier) ist eine fern­gesteuerte Drohne der

US­Luftwaffe.

“Hell fire Bomben”:Die AGM­114 Hellfire (Englisch für Höllen­feuer) ist eine Luft­

Boden­Rakete mit der die meisten Drohnen

bestückt sind. Wer sich bei der Detonation in ihrem Gefahrenradius befindet, hat wenig bis keine Überlebenschan­

cen. Hunderte ZivilistIn­nen wurden durch diese

Raketen getötet.

Page 21: Trotzdem 01/13

INTERNATIONALES 21INTERNATIONALES 21

öffentlichen Leben teilgenom-men, so ist dies kaum mehr der Fall. Zu oft fanden die Anschläge im öffentlichen Raum statt.

„War on Terror“ kontraproduktiv

Es überrascht nicht, dass 59–70% der pakistanischen Bevölkerung die USA für ihren „Feind“ hält und nur 11% in ihr ihren „Partner“ im „War against terror“ wiedererkennt. 10) Auch die Taliban konnten ihre Stel-lung in den Grenzregionen wei-ter ausbauen, und verzeichnen massiven Zuwachs.

Quer durch das ganze Land kommt es zu massiven Protesten gegen die US-Drohnenangriffe. Hat die pakistanische Regierung, Hauptpartnerin der USA im „War on Terror“, anfangs die US Droh-nenangriffe unterstützt, so lehnt diese nun die US Drohnenan-schläge mehrheitlich ab. Wegen des zunehmenden Druckes von Seiten der pakistanischen Bevölkerung sowie einem ver-sehentlichen NATO Luftangriff, der 24 pakistanische Soldaten tötete, der Ermordung Osama Bin Ladens auf pakistanischem Boden ohne Absprache mit der pakistanischen Regierung und der öffentliche Erschießung zweier Männer durch einen CIA Agenten verschlechterte sich das US-amerikanisch-pakistanische Verhältnis maßgeblich.

Mehrmals forderte die paki-stanische Regierung die USA vehement auf, die Drohnenan-griffe zu unterlassen, welche im Sinne der gemeinsamen

Terrorbekämpfung kontrapro-duktiv und Öl in das Feuer des Antiamerikanismus seien. Pre-mierminister Gilani bat die USA dabei, „dem Frieden eine Chan-ce zu geben“. 11)

Ebenso deutlich fi el die Ant-wort der USA aus. Hillary Clinton stellte bei ihrem Besuch in Pakis-tan im Oktober 2011 12) klar, dass die US-Militärförderungen in Milliardenhöhe an Pakistan nur solange fl ießen, solange auch der „War on Terror“ geführt wird, solange Drohnen am Himmel fl iegen. Mehrere von Wikileaks veröffentlichte Briefwechsel zwi-schen beiden Regierungen bele-gen den Druck, den die US-Regie-rung auf Pakistan ausübt. 13)

Fazit

Welche Schlüsse lassen sich abseits der verbrecherischen US-Außenpolitik aus den mas-siven Drohnenanschlägen in Pakistan ziehen?

a. Drohnen sind nicht diese „extrem präzise“ Wunder­waffe der Zukunft, die viele gerne in ihr sehen würden. Selbst wenn Barack Obama, wie von einigen vermutet, jeden Drohnenanschlag einzeln erlauben würde, und das nur der nobelsten Ziele wegen, bleibt in jeder mili­tärischen Struktur Raum für Missbrauch mit fatalen Konsequenzen.

b. Noch viel wesentlicher ist, dass die Idee Drohne, die „gezielte Tötung“, nicht aus der ewigen Gewaltspirale ausbricht. Gewalt, und so präzise sie auch sei, löst kein Problem. Gewalt erzeugt wieder Gewalt! Es ist an der Zeit, sich mit Ursachen auseinander zu setzen. Ursa­chen von Gewalt müssen bekämpft werden, nicht ihre Auswirkungen!

c. Gewalt muss in ihrer Komplexität und all ihren Formen verstanden werden. Machtstrukturen und Unter­drückung sind vielleicht weniger greifbar, doch des­halb nicht weniger wesent­liche Faktoren in einem Konfl ikt und umso wichtiger für dessen Lösung.

Die unzähligen zivilen Opfer, zerstörten Häuser und die ständige Angst vor weiteren Angriffen schürt den Antiamerika­nismus in Pakistan und treibt erst recht die Men­schen zu den radikalen Kräften im Land.

1) Tom Engelhardt: How drone war became the American way of life. In: http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/2012/02/201222791327288883.html (25.12.2012)

2) Stanford Law School (Stanford Clinic) and the New York University School of Law (NYU Clinic): Living Under Drones: Death, Injury and Trauma to Civilians from US Drone Practices in Pakistan. In: http://livingunderdrones.org/report/ (25.12.2012)

3) Pakistan expresses concern over drones. In: Al Jazeera english. Verfügbar unter: http://www.aljazeera.com/video/asia/2012/06/20126515115821308.html (25.12.2012)

4) Study Finds U.S. Drone Strikes in Pakistan. Miss Militant Targets and „Terrorize“ Civilians . In: Democracy Now. Verfügbar unter: http://www.democracynow.org/2012/9/26/study_fi nds_us_drone_strikes_in (25.12.2012)

5) Im weiteren Text wird vor allem auf die US­Drohnenangriffe in Pakistan eingegangen, da es wenig bis keine Informationen zu den Drohnenangriffen in Jemen sowie Somalia gibt.

6) Living Under Drones. S.Anm.1

7) JO BECKER und SCOTT SHANE: Secret ‘Kill List’ Proves a Test of Obama’s Principles and Will. Verfügbar unter: http://www.nytimes.com/2012/05/29/world/obamas­leadership­in­war­on­al­qaeda.html?pagewanted=all&_r=0 (25.12.2012)

8) Study Finds U.S. Drone Strikes in Pakistan.S.Anm.3 (25.12.2012)

9) Living Under Drones. S.Anm.1

10) ebd.

11) Clinton warns Pakistan over border fi ghters. In: Al Jazeera English. Verfügbar unter: http://www.aljazeera.com/news/asia/2011/10/2011102141748258104.html (25.12.2012)

12) ebd.

13) Fred Branfman: WikiLeaks Exposes the Danger of Pakistan’s Nukes. In: http://www.truthdig.com/report/item/wiki­leaks_exposes_the_danger_of_pakistans_nukes_20110113/ (25.12.2012)

Fußnoten

2) Stanford Law School (Stanford Clinic) and the New York University School of Law (NYU Clinic): Living Under Drones: Death, Injury and Trauma to Civilians from US Drone Practices in Pakistan. In: http://livingunderdrones.org/report/ (25.12.2012)

4) Study Finds U.S. Drone Strikes in Pakistan. Miss Militant Targets and „Terrorize“ Civilians . In: Democracy Now. Verfügbar unter: http://www.democracynow.org/2012/9/26/study_fi nds_us_drone_strikes_in (25.12.2012)

6) Living Under Drones. S.Anm.1

8) Study Finds U.S. Drone Strikes in Pakistan.S.Anm.3 (25.12.2012)

10) ebd.

12) ebd.

Matt Krainz

Gewalt muss in ihrer Komplexität und all ihren Formen verstanden werden. Macht­

strukturen und Unterdrückung sind viel­leicht weniger greifbar, doch deshalb nicht

weniger wesentliche Faktoren in einem Kon­fl ikt und umso wichtiger für dessen Lösung.

unterstützt:Von 2004 bis 2007 gab

die pakistanische Regie­rung sogar vor, selbst die Drohnenangriffe durch­zuführen. Wodurch sich

die USA nicht vor der pakistanischen Bevöl­kerung rechtfertigen

musste.

Öffentliche Erschießung:Der CIA Mitarbeiter

Raymond Allen Davis erschoss am 27. Jänner 2011 zwei Pakistaner

(Motiv unklar) und wur­de dafür nicht belangt. Große anti­amerikani­

sche Proteste in Pakistan waren die Folge.

Page 22: Trotzdem 01/13

22 INTERNATIONALES22 INTERNATIONALES

m 11. September wird seit 2001 vielen Men-schen gedacht. Die Opfer

eines Fabrikbrands in Pakistan an ebendiesem Tag im Jahr 2012 werden jedoch wohl auch in den Jahren nach ihrem Tod eher wenig Beachtung in internationa-len Medien finden. Zu unbequem sind die Fakten für „den Wes-ten“, stellen über 260 Tote doch das auf Ausbeutung basierende neoliberale System in Frage. Und nichts anderes als Ausbeutung ist das, was in der zu Ali Enterprises gehörenden Fabrik in Karatschi passierte: Die ArbeiterInnen erhielten einen Monatslohn von umgerechnet 50 Euro, Alters- oder Krankenversicherung gab es ebensowenig wie Arbeitsver-träge. 650 Menschen arbeiteten hinter vergitterten Fenstern und versperrten Notausgängen. Als das Feuer ausbrach, gab es für viele kein Entkommen.

Verantwortung will niemand übernehmen

Der Kleidungsdiscounter KiK, für den in dieser Fabrik produziert wurde, sicherte zwar Entschädi-gungszahlungen zu, diese kamen aber noch nicht bei den betroffe-nen Familien an. Von versperr-ten Notausgängen will man auch nichts wissen.

Kein wesentlich anderes Bild zeigte sich im November, als eine Fabrik in der Nähe von Dhaka/Bangladesch in Flam-men aufging. Sicherheitsmängel forderten auch hier ihren Tribut in Form von über hundert Men-schenleben. Aus Gründen der Profitmaximierung entschied man sich dagegen, einem Brand-schutzbericht aus dem Vorjahr Folge zu leisten. Aber weil sich über hundert jetzt für immer schweigende Menschen nicht verschweigen lassen, schweigen auch diejenigen nicht länger, die bis jetzt nicht wussten, dass sie eine Stimme haben: Tausende TextilarbeiterInnen in Bangla-desch demonstrieren nun gegen die schlechten Arbeitsbedingun-gen. In Industriegebieten steigt die Polizeipräsenz ständig an. Gewaltsame Ausschreitungen

sind keine Seltenheit, die Polizei antwortet mit Schlagstöcken und Tränengas auf die Forderungen nach höheren Löhnen (momen-tan liegt das Lohnniveau in der Textilbranche in Bangladesch bei 29 Euro im Monat), sichereren Arbeitsplätzen und der Bestra-fung der Verantwortlichen.

Wer ist aber Schuld?

Während die Regierung ver-spricht, Fabriken zu schließen, die nicht über Mindeststandards im Sicherheitsbereich verfügen, brennen laufend weitere ab. Von Seiten der Fabrikbetreiber heißt es lediglich, es seien alle Sicher-heitsmaßnahmen eingehalten worden, Profitmaximierung wiegt für sie schwerer als der Schutz ihrer Arbeitskräfte. Die Regierung streitet ab, Standards zu gering angesetzt zu haben, um sich Standortvorteile zu sichern. Die europäischen und amerika-nischen Unternehmen, für die hier produziert wurde, geben an, nichts von den Bedingungen in ihren Zulieferbetrieben zu wissen. Die KonsumentInnen, die bequemerweise zu Verant-wortungsträgerInnen ernannt werden (denn schließlich wür-de es ohne Nachfrage keine Produktion geben), werden mit falschen Gütesiegeln in die Irre geführt und können sich wirklich fair produzierte Kleidung häufig nicht leisten. Es ist also schwie-rig, einen Punkt zu finden, an dem angesetzt werden kann. Alle der genannten Gruppen tra-gen ein Stück der Verantwortung. Keine hat das Recht, sich dieser weiterhin zu entziehen. Um lang-fristig Verbesserungen zu erzie-len, dürfen aber nicht nur Symp-tome bekämpft werden. Es gilt, endlich gegen die Ursache aktiv zu werden: Ausbeutung ist ein unvermeidbarer Bestandteil des kapitalistischen Systems.

Julia Jakob

Ausbeutung „made in Bangladesh“Eine APA-Meldung, von manchen Tageszeitungen in die Online-Version übernommen. In die Printausgabe schaffte sie es nur selten. Noch im Juni schienen streikende TextilarbeiterInnen in Bangladesch fast niemanden zu interessieren. Einige Monate, Brandkatastrophen und Demonstrationen später haben sich auch heimische Medien – halbherzig – des Themas angenommen.

Bangladesch

Die ArbeiterInnen for­dern Konsequenzen für

die Verantwortlichen und kämpfen auf den

Straßen für einen siche­ren und gut bezahlten

Arbeitsplatz.

APA: Austrian Press Agency, Nachrichtenagentur

In Bangladeschs über 5000 Textilfabriken sind ca. 3,5 Millionen Men­schen beschäftigt. Der zweitgrößte Textil­exporteur der Welt liegt beim Human Develop­ment Index an 146. Stelle.

Inzwischen steht Bangladesch nach China auf dem zweiten Platz der Textilexporteure, nicht zuletzt dank der niedrigen Löhne.

Quellen: APA, derstandard.at, spiegel.de, NDR

A

Aber weil sich über hundert jetzt für immer schweigende Menschen nicht

verschweigen lassen, schweigen auch diejenigen nicht länger, die bis jetzt

nicht wussten, dass sie eine Stimme haben.

In Bangladeschs Textil­fabriken arbeiten haupt­sächlich jungen Frauen.

Sicherheitsvorkehrungen gibt es zwecks Profitma­ximierung in vielen der Betriebe nicht. Das kos­

tete in den letzten Jahren hunderte ArbeiterInnen

das Leben.

Page 23: Trotzdem 01/13

Zum Beispiel wurden das Rentensystem und die Erdölindustrie wieder reverstaatlicht.

Sparmaßnahmen:Vorbild war Washingtoner Consensus von IWF und Co.

INTERNATIONALES 23INTERNATIONALES 23

Parallelen zwischen Krise in Argentinien und Griechenland

atürlich waren Rahmen-bindungen für die Krise in Argentinien teilweise

andere beziehungsweise anderes ausgeprägt, jedoch war die Situ-ation mit der der Staat konfron-tiert gewesen ist, ähnlich mit der derzeitigen in der Europäischen Union – vor allem in Griechen-land, Spanien und Portugal.

Argentinien entschloss sich Anfang der 90er dazu, bei gleichzeitiger vollständiger Öff-nung des Kapitalmarktes, ihre Währung (Peso) an den Dol-lar zu koppeln und einen fes-ten Wechselkurs festzulegen. Damit wurde die Autonomie der Geldpolitik quasi ans Ausland abgegeben und die Notenbank de facto obsolet (Vergleichbar: Europäische Geldpolitik)

Die große Plünderung

Zudem wurde ein extrem radi-kales Liberalisierungs- und Pri-vatisierungsprogramm (z. B.: Rentensystem, Erdölindust-rie) umgesetzt. Über die Jah-re wurden auf Grund der vom Internationale Währungsfonds (IWF) empfohlenen Reformen große Leistungsbilanzdefizite angehäuft. Argentinien wurde aber vorgeworfen strukturell verkrustet zu sein und zu wenig auf den Haushalt geachtet zu haben. Selbiges wird derzeit

Ländern wie Griechenland vor-geworfen – jedoch greift diese Analyse zu kurz.

Platzen der Blase

Das Budget- und Handelsbilanz-defizit, wie auch die Arbeitslosig-keit stiegen massiv an. Durch die neoliberale Doktrin wurde die bestehende Industrie zerstört, Kapitalakkumulation rentierte sich nur noch im Finanzsektor. Im Jahr 1998 brach die große Wirtschaftskrise aus, auf welche mit harten Sparmaßnahmen auf den Rücken der arbeitenden Bevölkerung reagiert wurde: Rigoroses Sparen im Bildungs- und Gesundheitssystem, Lohn-kürzungen etc. Nun begann sich die Abwärtsspirale zu drehen: einnahmenseitig ein starker Rückgang im Steuerbereich, gefolgt von geringerer Kauf-kraft, etc. Durch die immer grö-ßer werdende Unsicherheit bei den AnlegerInnen und Investo-rInnen, durch den Rückzug von internationalen GeldgeberIn-nen kam es zu Kapitalflucht und schlussendlich im Beispiel von Argentinien zur Zahlungsunfä-higkeit – Griechenland steht seit Jahren an der Kippe.

Unterschiede

Argentiniens konnte auf die Abwertung des Peso zurückgrei-fen, da die Auflösung des Cur-rency Boards im Vergleich zum hypothetischen Euro-Ausstieg von Griechenland mit weniger großen Schwierigkeiten ver-bunden war. Der Peso wurde durch kontrollierte Inflationie-rung abgewertet, dadurch kam es bereits im Jahr 1999 zu einem Handelsüberschuss aufgrund von Exportsteigerung und Bin-nenmarktankurbelung. Somit kam es sukzessive zu einer Erho-

lung von der Krise und den Dog-men der neoliberalen Doktrin. Die Arbeitslosenquote sank von 25 % (1998) auf den heutigen Stand von 7 %.

Vorbild Argentinien?

Argentinien kann insofern ein Vorbild für die EU sein, als dass es völlig richtig war, sich von der neoliberalen Programmatik zu lösen, Bereitschaft zu zeigen in Krisenzeiten zu investieren und keine Scheu zu haben, Schlüs-selindustrien zu verstaatlichen (und auch dort zu belassen). Die Abwertung der Währung durch Modelle wie „Nord-Süd Euro“, oder ein Austritt Griechenlands sind zwar „schöne“ Gedanken-experimente, treffen aber nicht des Pudels Kern.

Daniel Riegler

„Die Politik der 90er Jahre kann man ganz offen als

riesige Plünderung Argen­tiniens bezeichnen“

— Andres Musacchio (Universität in Buenos

Aires), am 12. Dezember in Wien.

N

Nachdem der IWF mit seinen „Strukturan­

passungsprogrammen“ in Lateinamerika und

auch in Asien eine Spur der wirtschaftlichen Ver­wüstung und der Armut hinterlassen hat, werden jetzt in Europa dieselben

neoliberalen Irrwege begangen.

Argentinien

Was kann die EU aus der Argentinien-Krise lernen?

Mit der Abwertung des argentinischen Peso, sowie der Aussetzung der Zinszahlungen und des Schuldenabbaus ist ein Kapitel jüngerer Wirtschaftsgeschichte zu Ende gegangen. Argentinien war lange Zeit Vorzeigefall für liberale Wirtschaftspolitik und schlitterte damit geradeaus ins wirtschaftliche und soziale Desaster.

Andres Musacchio ist Ökonom am Institut für Wirt­schafts­ und Sozialgeschichte der Universität von Buenos Aires. Er war am 12. Dezember bei einem Vortrag am Institut für Internationale Entwicklung in Wien über die Lehren aus der Argentinien­Krise zu Gast.

Andres MusacchioArgentinien kann insofern ein Vorbild für die EU sein, als dass es völlig richtig war,

sich von der neoliberalen Programmatik zu lösen, Bereitschaft zu zeigen in Krisenzeiten

zu investieren und keine Scheu zu haben, Schlüsselindustrien zu verstaatlichen.

Page 24: Trotzdem 01/13

24 GESELLSCHAFT24 GESELLSCHAFT

Ökosozialismus – Als die Weltrettung den Warenkorb verließ

Inflation gibt‘s nicht nur beim Euro, nein auch das Wort Nachhaltigkeit hat durch seinen rasant steigenden Aufdruck massiv an Wert verloren. Ausnahmslos jeder Konzern kleistert damit die eigenen Wände zu. Wieso Nachhaltigkeit im Kapitalismus das Gleiche wie Sand in der Wüste ist und was uns wirklich retten kann.

eht man einkaufen, so bekommt man das Gefühl, die Weltrettung wäre bereits

vollbracht und Sozialismus sowieso überflüssig: Merkur unterstützt „grü-nen“ Strom, Coca-Cola vergleicht die Auflage von Plüschtieren (made in Sweatshops) mit der von Panzern und Ikea führt „ethische Mindestanforde-rungen“ ein. Die Liste an Projekten ist endlos, doch deren Botschaft immer gleich: Macht euch keine Sorgen, wir Unternehmen bekämpfen die globale Erwärmung und Hunger im Allein-gang. Kauft unsere Produkte schön weiter.

Woher der plötzliche Sinneswan-del? Wie kommt es, dass jeder 08/15 Konzern über Nacht nicht mehr böse sein will und aufhört Profit über Men-schenleben und Natur zu stellen, son-dern der Welt auch etwas „zurückge-ben“ (Managersprech) mag? Nun, das Böse verkauft sich eben schlechter. Der scheue Konsument soll doch nicht mit der unnötigen Information belastet werden, dass die Leiharbeit bei Ama-zon in Deutschland moderner Sklave-

rei gleichkommt. Stattdessen gründet man die „unabhängige“ NGO „World-reader“, verschenkt ein paar, wieder unter unmenschlichen Bedingungen produzierte, Kindles an Kinder in Afri-ka und stellt dann nette Videos online. Mit durch Leid erwirtschafteten Profit will man also Leid verhindern, hä?

Es ist sonnenklar: Die sozialen Projekte sind schlichte Propagan-daaktionen, die mit Einfühlsamkeit und gutem Willen nichts zu tun haben. Alles dient der Pflege des Marken-images und der Profitmaximierung. Hinter dieser sozialen Fassade wird weitergemacht wie bisher: Merkur schmeißt Tonnen an Lebensmittel weg, Coca-Cola privatisiert munter Wasserquellen und Ikea bezieht Holz von unbekannten, illegalen Quellen. Kapital kennt einfach keine Nachhal-tigkeit.

Die Ohnmacht der Konsumierenden

Weg von den Konzernen, hin zum durchschnittlichen Einkaufswa-

gen: In der armen, vom schlechten moralischen Gewissen geplagten neoliberalen Ökonomie des 21. Jahrhunderts wird das Paradigma der KonsumentInnensouveräni-tät besonders oft und gern betont. Sie will dem Konsumierenden eine gewisse wirtschaftliche Macht ein-reden, die auf Grund ihres Kauf-

verhaltens Auswirkungen auf die jeweiligen ökologischen und sozi-alen Produktionsbedingungen und Prozesse hat. Fair Trade – Kaffee, Biodiesel – Auto, 100% organic cot-ton Shirts von H&M oder Veggie Brat-würstel von Spar: durch den Kauf solcher Produkte soll die Welt durch Konsum positiv verändert werden, zumindest um ein kleines bisschen. Wie profitorientierte Großkonzerne und Interessen „positiv“ definieren ist an dieser Stelle zu hinterfragen. So hat beispielsweise das ORF For-mat Weltjournal die Bedingungen der Fair Trade Organisation über-blicksartig aufgearbeitet und dabei festgestellt, dass sich Kaffeebau-ern und Bäuerinnen in Nicaragua selbst mit Fair Trade Löhnen keine „ordentliche“ Mahlzeit leisten kön-nen und nach wie vor unter äußerst prekären Umständen leben. Auch die Arbeitsbedingungen sind nur bedingt besser als die jener Men-schen, die nicht unter dem Siegel arbeiten. Zynischerweise schenkt man den „fair behandelten“ Arbei-

Umwelt

G In einem profitori­entiertem Weltwirt­

schaftssystem handelt es sich somit um eine Ohnmacht der kon­sumierenden Masse

gegenüber den kapita­listischen Interessen.

Demzufolge kann es in einem falschen

System kein richtiges Einkaufen geben.

Page 25: Trotzdem 01/13

GESELLSCHAFT 25GESELLSCHAFT 25

terInnen noch Fußballschuhe, damit sie ein gutes Motiv für Kameras darstellen.

Ähnliches gilt für „Bio“-Produkte: hier wird dem/der KonsumentIn oft enthalten, was Bio überhaupt bedeutet. Zudem ist Unternehmen oft selbst nicht klar, wie bio oder organic ihre angehimmelten Produkte überhaupt sind.

In einem profitorientier-tem Weltwirtschaftssystem handelt es sich somit um eine Ohnmacht der konsumieren-den Masse gegenüber den kapitalistischen Interessen. Viel eher muss also von einer ProduzentInnensouveränität (wobei hier nicht von den „wah-ren“ ProduzentInnen z. B. einer Kaffeebäuerin, sondern den GroßunternehmerInnen die Rede ist) gesprochen werden, die vor Allem durch Marketing die Bedürfnisse der Konsu-mentInnen gezielt lenken und formen kann.

Die Grenzen des Wachstums

Demzufolge kann es in einem falschen System kein richtiges Einkaufen geben, wie die freie Journalistin Katrin Hartmann auf ihrem Blog Ende der Mär-chenstunde sehr gut auf den Punkt bringt. Dieses falsche System basiert auch auf der Annahme des unendlichen Wachstums. Die Gefahr die-ser Annahme hat der Club of Rome 1972 mit seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ äußerst gut veranschaulicht: Rohstoffverknappung, indus-trielle Produktion, Bevölke-rung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittel – all diese sich gegenseitig stark beeinflus-senden Erscheinungen wach-sen schon seit Jahrzehnten in exponentiellem Maß. Die Erde ist aber kein unendlich gro-ßer Planet, sondern ein Ort, der Grenzen hat. Grenzen, deren Überschreitung äußerst bedenkliche Folgen nach sich zieht: Hungersnöte, Steigende Meerespegel, vermehrtes Auf-kommen von Umweltkatastro-phen sind Ereignisse mit denen sich die Menschheit schon heu-te konfrontiert sieht.

Die neoliberale Antwort auf die Lösung dieser Prob-leme heißt Green Economy: Laut des UNEP (United Nations Environment Programme) soll durch die Anwendung umwelt-freundlicher und ressourcenef-fizienter Landwirtschaftsme-thoden und Investitionen in

nachhaltiges Wirtschaften soziale Ungerechtigkeit und Armut bekämpft und das Klima der Welt gerettet werden. Doch nur weil natürliche Ressour-cen effizienter genutzt werden führt das nicht automatisch zu mehr Umweltschutz. So wur-den in den letzten 200 Jahren Maschinen in ihrer Energie-nutzung effizienter, was bei gleichbleibender Produkti-on in der Theorie zu weniger Umweltverschmutzung führen sollte. Da jedoch Unternehmen profit orientiert wirtschaften, führte dieser Effizienzvorteil zu einer Produktivitätssteige-rung und im Endeffekt zu noch mehr Verpestung und einer Beschleunigung der Ressour-cenverknappung. Solange also Ökologie nur eine Strategie zur Gewinnmaximierung ist, bleibt er den Launen der Märk-te und den Kalkulationen der Unternehmen unterworfen.

Aber kehren wir einmal vor der eigenen Tür. Denn auch die ArbeiterInnenbewegung ist Komplizin des Kapitals und des grenzenlosen Wachstums geworden. Seit Jahrzehnten sind die obersten Ziele ledig-lich ein „guter Lohn“, ange-nehme Arbeitsbedingungen und Vollbeschäftigung. Maß-loser Konsum stand und steht nicht zur Debatte, der „indivi-duelle Verkehr“ samt den SUV-Stadtpanzern wird verteidigt. Wenn wir so weitermachen, dann trennt uns nur ein Deut von den Kapitalist Innen, die wir aufgrund ihres Profitstre-bens so bekämpfen. Wir blie-ben die idiotische Stütze des Wachstums.

Es ist an der Zeit, die Fra-ge nach der Nützlichkeit der produzierten Ware zu stellen! Sozialismus ist kein Konsum-versprechen! Unsere Bewe-gung ist nur dann wirklich antikapitalistisch, wenn auch der Zweck der Produktion in Frage gestellt wird. Nicht die umweltschonende Erzeugung von Weihnachtsschrott rettet uns, sondern die Abschaffung dieses Schrotts!

Ändern wir die Welt, sie braucht es!

Wir fordern eine Glokalisie-rung. Das heißt lokale, großteils autark agierende Wirtschafts-kreisläufe, sowie gleichzeitig eine gerechte Verteilung not-wendiger globaler Ressour-cen. Um die wirtschaftlichen Wachstumsgrenzen nicht zu überschreiten, muss der Staat

für einen Schrumpfungspro-zess der Wirtschaft sorgen („managed decline“). Dies erfordert auch eine Vergesell-schaftung des Großkapitals (Banken und Versicherungen) sowie der Mehrheit an Produk-tionsmittel.

Der wichtigste Meilenstein des Ökosozialismus wird die Einführung des bedingungs-losen Grundeinkommens sein. Sind die Menschen erst einmal vom Zwang der Erwerbstätig-keit entfernt, bleibt ihnen die Zeit ihre wahren Interessen zu erforschen. Denn die „Macht des Konsumenten“ ist nicht vergleichbar mit der Kraft, die politisch bewusste Bewohne-rInnen in einer Demokratie haben. KonsumentInnen dür-fen beim Kauf auf eine Verän-derung hoffen, während wir Gesetze beschließen. Ohn-macht kann man sich bei Billa erwerben, in unseren Regalen stehen provokante Transpa-rente. Die Wege zum ökologi-schen Sozialismus sind klar und liegen auf der Hand. Auf in den Kampf!

Bolivens Präsident Evo Morales hatte 2010 nach dem Scheitern des UN­Klimagipfels in Kopenhagen zur „alternativen Klimakon­ferenz“ geladen. 15000 Menschen aus über 130 Staaten kamen. Es wurden breite Teile der Bevölkerung, sozi­ale Bewegungen und NGOs eingebunden. Am Programm stand eine „weltweite Agenda gegen den Kapitalis­mus“ zum „Schutz von Mutter Erde und der Umwelt“. Der Gipfel wurde weltweit erfolg­reich totgeschwiegen.

Dutzende Bio­Siegel gaukeln den KonsumentInnen nach­haltige Produktion vor. Auch die großen Supermarktket­ten setzen alle auf eigene Bio­Linien zur Imageauf­besserung. Doch gerade

diese Bio­Eigensortimente der großen Supermärkte,

zerstören die wirkliche Bio­Landwirtschaft und machen

Bio­ Bauern und ­Bäuerin­nen abhängig.

Glokalisierung:Der Begriff verbindet Globalisierung mit Lokalisierung, wobei sie nicht als gegensätzlich, sondern als ergänzend angesehen werden.

Paradigma:Eine breit akzeptierte und wenig reflektierte (wissen­schaftliche) Meinung

Bio­Betrugsskandal:2009 entdeckten indische Behörden, dass Großteile

der indischen Bio­Baumwolle gentechnisch

verändert waren und somit den Biostandards nicht ent­sprachen. Der Spiegel titelte:

„C&A und H&M Opfer von Bio­Betrugsskandal“,

als ob diese Konzerne nicht profitiert hätten.

André Gorz (*1923 Wien; † 2007 Vosnon, Frankreich)

wandte sich der politi­schen Ökologie zu und wurde deren führender

Theoretiker. Die Politische Ökologie ist ein relativ jun­ger Zweig der Sozialwis­senschaften. Sie befasst sich mit den Auswirkun­gen ökologischer Verän­

derungen auf menschliche Gemeinschaften.

Paul Ameli & Louis Reumann

„Dann müssen wir der gegenwärtigen Situ­ation ein Ende machen, in der eine gesunde Wirtschaft nur um den Preis kranker Menschen möglich ist.“ — Erich Fromm

Page 26: Trotzdem 01/13

Aktuelle Lage

erzeit sind beispielsweise in Wien rund 2500 Sexarbei-terinnen registriert, öster-

reichweit sind es ca. 6500. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es darüber hinaus an die 3000–4000 nicht gemeldete Sexarbeiterinnen in Österreich gibt. 70–80 % der Sexar-beiterinnen in Österreich sind Mig-rantinnen oder Asylwerberinnen, Sexarbeit stellt für sie oft die einzig legale Möglichkeit dar, in Österreich zu arbeiten.

Bisher war die Situation von Sexarbeiterinnen in Österreich maß-geblich vom rechtlichen Status der „Sittenwidrigkeit“ beeinflusst. Sex-arbeiterinnen konnten daher ihren Lohn nicht einklagen. Diese Situation hat sich am 18. April 2012 geändert. Seitdem ist das OGH-Urteil (Oberster Gerichtshof) von 1989 durch einen neuen Präzedenzfall nichtig gemacht worden. Eine vereinbarte, sexuelle Dienstleistung darf trotzdem nicht gerichtlich eingeklagt werden. Somit respektiert dieses Urteil auch die sexuelle Autonomie.

Sexarbeiterinnen haben viele Pflichten und sehr wenige Rech-te. Prostitution wird nicht als Beruf anerkannt, da sie nicht der Gewerbe-ordnung entspricht. Seit 1986 gelten Sexarbeiterinnen als selbstständige Erwerbstätige. Sie sind einkommens-steuerpflichtig, bekommen aber zum Beispiel keine Arbeitslosenversiche-rung. Neben einer Registrierung (falls diese nicht stattfindet, riskieren sie Verwaltungsstrafen bis zu 10.000 €), sind sie verpflichtet, sich wöchentlich medizinischen Untersuchungen bei einer/einem Amtsärztin/Amtsarzt zu unterziehen. Von wem man genau untersucht wird, kann man sich nicht aussuchen.

In Österreich werden die genau-en Regelungen zur Sexarbeit von den Bundesländern bestimmt. In Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg ist der soge-nannte Straßenstrich verboten, Sex-arbeit ist nur in Bordellen erlaubt. In Vorarlberg ist bis heute noch nie ein Bordell bewilligt worden, daher gilt ein faktisches Prostitutionsverbot. In Wien gibt es seit November 2011 ein neues Prostitutionsgesetz. Ein Gesetz, welches in erster Linie im Sinne der AnrainerInnen gemacht wurde und dabei keine Verbesserungen für Sexarbeiterinnen gebracht hat. Von Seiten der Stadtregierung wird zwar zunehmend betont, dass die Situation der Sexarbeiterinnen zu verbessern sei, beispielsweise durch Versuche auch die Freier in Verantwortung zu ziehen, doch dies wurde keineswegs durch das neue Gesetz erreicht. Fakt bleibt: das Kernstück des Gesetzes soll den sogenannten „Strassenstrich“ aus den Wohngebieten drängen.

Für die betroffenen Frauen bedeu-tet das nicht nur, dass sie dadurch „unsichtbar“ gemacht werden son-dern, schlimmer noch, dass ihre Arbeitsbedingungen sich noch mehr verschlechtern, da sie gezwungen sind an abgelegenen, dadurch auch weniger beleuchteten und gefähr-licheren Orten zu arbeiten. Schon jetzt werden ca. 80 % der Sexarbei-terinnen misshandelt, bedroht oder vergewaltigt.

Anders, sieht die Gesetzesla-ge beispielsweise in Schweden aus. Während in Österreich in erster Linie die Sexarbeiterinnen bestraft werden,

sind es in Schweden nur die Freier die belangt werden können. Es ist also verboten sexuelle Dienstleistungen käuflich zu erwerben. Dieses Gesetz gilt bereits seit 1999. Es folgt in erster Linie dem Vorsatz Sexarbeiterinnen zu schützen, verursacht dadurch aber eine massive Bevormundung.

Man darf nicht außer Acht las-sen, dass Sexarbeit natürlich oft nicht freiwillig passiert, genauso wie ver-mutlich fast jede Form von ausbeu-terischer Arbeit, die am Arbeitsmarkt angeboten wird, nicht ausschliess-lich freiwillig getätigt wird. Selbst-verständlich fällt es hier nicht leicht

Vergleiche zu ziehen. Doch Sexarbeit ist eine Form von Arbeit und immer-hin Lebensrealität von vielen Frauen, die mit solchen Gesetzen illegalisiert wird. Freier sind Teil dieses Geschäf-tes und die Wahrscheinlichkeit, dass Sexarbeiterinnen den Freier schützen und dadurch noch mehr in den Unter-grund gedrängt werden, steigt durch so ein Gesetz.

FUNmotel?

Zurück nach Österreich: Die Frage, die sich nun stellt ist, ob „Europas größ-tes Laufhaus“ nun Verbesserungen für

Sexarbeit

„Das älteste Gewerbe der Welt …“

„Funmotel“: Das größte Laufhaus Europas soll in Niederösterreich „vor den Toren Wiens“ – wie in den Medien getitelt wird – entstehen. Es hagelte Kritik von vielen Seiten. Nur wenige beschäftigten sich mit der Bedeutung dieses Projektes für Sexarbeiterinnen.

D

26 FRAUEN26 FRAUEN

Im Laufhaus mieten sich Sexarbeiterinnen ein fixes Zimmer und warten dann auf ihre

Kunden.

Page 27: Trotzdem 01/13

die dort arbeitenden Sexarbeiter-innen bringen wird oder nicht.

Wodurch definiert sich eigentlich ein Laufhaus? In einem Laufhaus mietet sich eine Sexar-beiterin selbstständig ein. Die Miete inkludiert die Infrastruktur des Hauses, die sie nutzen kann und sie darf beziehungsweise soll ihre Dienste dort anbieten. Die Miete im Funmotel soll an die 100 Euro am Tag betragen. Also keine günstige Angelegenheit.

Die ersten Informationen zu diesem Projekt sind sehr einsei-tig. Es ist in erster Linie davon die Rede, dass es dem (männli-chen) Kunden an nichts fehlen soll. Frauen sind hierbei einzig und allein ein Produkt, das den Kunden zufriedenzustellen hat (und laut Betreiber auch wird!). Der genaue Standort wird noch geheim gehalten, um sich Ärger mit diversen BürgerInneninitia-tiven zu ersparen.

Den dort arbeitenden Sex-arbeiterinnen soll es an nichts fehlen. Damit ist gemeint, dass ein eigener Amtsarzt/Amtsärztin vor Ort sein soll, es soll Shopping-möglichkeiten geben, FriseurIn, KosmetikerIn, Fitnessangebote, ein Rückzugszimmer (das sie zwi-schendurch auch zusperren kön-nen) etc. sind Teil des Angebots. Ob dieses Angebot bei der Miete dabei ist, ist nicht klar. Die Sicherheit der Frauen soll auch gewährleis-tet werden. Zum Beispielt durch eine drei Meter hohe Mauer, die um das Gebäude herum gebaut wird. Angeblich eine behördlich angeordnete Maßnahme, um die Frauen vor Übergriffen zu schüt-zen. Männer würden sich durch die Tatsache, nur einen Ausgang vorzufinden eingeschüchtert füh-

len und sich dadurch eher zusam-menreißen. Wahrscheinlicher ist es, dass dadurch Kontrollen ein-facher durchzuführen sind. Somit können die – laut Schätzungen ca. 4000 – illegalen Sexarbeiterin-nen leichter ausfindig gemacht werden.

Selbstverständlich bringt das „Indoor“-Arbeiten für Sexar-beiterinnen ein gewisses Maß an Sicherheit. Denn die Wahrschein-lichkeit eines Übergriffes verrin-gert sich. Aber das ist bei einem so großen Gebäude natürlich auch nicht sichergestellt.

Die Tatsache, dass sämtliche Geschäfte für die Frauen vor Ort vorhanden sind, klingt auf den ersten Blick sogar ganz gut, kann aber auch die dort arbeitenden Frauen von der Außenwelt isolie-ren. Sie haben ja keinen Grund mehr, dieses Haus zu verlassen und haben keinen einzigen Kon-takt zu Außenstehenden. Der Ausstieg, wenn er erwünscht wird, wird dadurch erschwert.

Fazit

Es muss oberste Priorität sein, die Arbeitsverhältnisse von Sex-arbeiterinnen zu verbessern. Und, wie schon oben erwähnt, ist die Arbeit in einem Laufhaus vermutlich auch sicherer und somit eine unmittelbare Verbes-serung dieser. Trotz allem, muss man beachten, dass Sexarbeit dadurch aus unserem Blickfeld verschwindet und zunehmend unsichtbar gemacht wird. Sexar-beit aus den Straßen zu „verban-nen“ und sie aus dem Stadtbild entfernen zu lassen, führt nicht zu einer Verbesserung der Situation von Sexarbeiterinnen, sondern zu einer Verschlechterung. Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn! Die Probleme von Sexarbeiterinnen verlieren noch mehr an Beachtung, als sie es ohnehin schon tun.

Sexarbeiterinnen werden verurteilt aber die Nachfrage (in

erster Linie von Männern) wird ignoriert, also gesellschaftlich akzeptiert. Diese moralische Zweigleisigkeit muss überwun-den werden! Abgesehen davon, was man von Sexarbeit hält, ist Sexarbeit eine Tatsache und es sind in erster Linie Frauen, die unter der miserablen Gesetzes-lage in diesem Bereich leiden. Verbote werden nichts daran ändern, dass Sexarbeit existiert, sondern für Frauen, die sich in so eine Lage gedrängt sehen, nur Verschlechterungen bringen. Für die Rechte von Sexarbeiterinnen zu kämpfen, und vor allem mit ihnen zu kämpfen, heißt für die Rechte von Frauen zu kämpfen!

Es ist in erster Linie davon die Rede, dass es dem (männlichen) Kunden

an nichts fehlen soll. Frauen sind hierbei einzig und allein ein Produkt,

das den Kunden zufriedenzustellen hat

Sara Costa

FRAUEN 27FRAUEN 27

Die Sicherheit der Frauen soll auch gewähr­leistet werden. Zum Beispielt durch eine drei Meter hohe Mauer, die um das Gebäude herum gebaut wird.

In Wien wurde der Straßenstrich durch

ein neues Gesetz an den Stadtrand

gedrängt, was natür­lich zu massiven

arbeitstechnischen Verschlechterungen

für die Arbeiter­innen führte.

Der Begriff „Sexarbeit“ wird hier bewusst im Sinne der Definition des Vereins LEFÖ verwendet: „Wir sprechen von Sexarbeit, um einen akzeptierenden und unterstützenden Zugang gegenüber sexuellen DienstleisterInnen (mehrheitlich Frauen, aber auch TransGender­Personen und Männer) begrifflich zu transportieren. Wir sprechen auch von Sexarbeit um den Fokus auf die Arbeit zu richten, die erbracht wird und auf entsprechende Forderungen nach umfassen­den Arbeits­ und Sozialrechten für SexarbeiterInnen. Wir sprechen zudem von Sexarbeit, um die Hetero­genität der Arbeitsstätten und Arbeitsweisen in der Sex­Industrie zu verdeutlichen.“

Sexarbeit

Laut ABGB (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) ist ein Vertrag, der gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstößt, nichtig. Demnach ist es verboten Leichtsinn, Verstandesschwäche oder Zwangslagen von anderen Personen auszunutzen.

Sittenwidrigkeit

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BMG_Inserat_Gesundheitssystem_225x305mm.indd 2 20.12.12 14:16

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Warum Demokratie Parteien braucht!

Autorin: Eva MaltschnigPreis: 12 €, Seiten: 128Verlag: Czernin Verlag

ISBN: 978­3­7076­0433­7

1) http://emaltschnig.at/ warum­demokratie­parteien­braucht/

BUCHBUCH Warum Demokratie Parteien braucht!Politische Parteien sind das, was unter den dreckigen Fingernägeln des Systems zu finden ist. Die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft macht Parteien unnütz. So hört man es zumindest aus den Mündern der „WutbürgerInnen“ und glatzköpfigen Kabaret-tisten, welche sich durch die Abschaffung eines Großteils der repräsentativen Elemente der Demokratie eine bessere Welt erhoffen.

Sie propagieren die Ablehnung des Partei-ensystems, schwören auf soziale Bewegun-gen, welche wiederum nur Partikularinter-

essen vertreten, oder meinen, dass der “Ausstieg aus dem System“ der Schlüssel zum Glück ist.

Direkte Demokratie soll vorangetrieben werden, weil die verstaubten Parteien keine Veränderun-gen zulassen.

Aufgrund von sozialstrukturellen Veren-gungen, Ideenlosigkeit und teilweise steilen Hie-rarchien erscheint die Partizipation in Parteien unattraktiv. Jedoch ist die langfristige politische Organisation unbedingt notwendig um die Inte-ressen aller Gesellschaftsgruppen zu vertreten und die Qualität der Demokratie zu steigern.

Die Autorin zeigt hier auf bewundernswer-te Art & Weise wie Parteien noch zu retten sind, und warum gute Parteien eine Voraussetzung für funktionierende Demokratien sind.

„Denn die Welt werden wir nicht mit selbst-angebauten Tomaten und einer Trockentoilette revolutionieren, die Gesetze werden in Österreich immer noch in einem Parlament beschlossen!“1)

Daniel Posch

The 2nd Law

Künstler: MuseLabel: Helium 3, Warner

Genre: New ProgLänge: 53:49 min

Erscheinungsdatum:28.9.2012

Muse – The 2nd LawMuse ist eine britische Grammy-prämierte Rockband. Muse verbindet stilistisch Alternati-ve, Hard und Progressive Rock sowie Elect-ronica mit Elementen klassischer Musik und wird dem Subgenre New Prog zugeordnet.

Wenn Frontmann Matthew Belam-my sagt, dass „Veränderung das ist, was das entscheidende Momentum

erzeugt“, kann man eine gewisse Erklärungsnot eingefleischten Rockfans gegenüber erkennen. So ist das Ende September erschienene Album The 2nd Law mehr eine Ansammlung verschiedener Songs mit verschiedenen Stil-Elementen als ein abgerundetes Album. Eine klare Linie ist nicht zu erkennen. Alles in allem ein mutiges Album, dass sein Versprechen, anders zu sein, völlig einhält. Doch wer die Band kennt, der weiß auch dass Ihre Alben meist so lange in starker Kritik stehen, bis

man die erste Live-Performance erlebt hat. Genau das ist es nämlich, was Muse so einzigartig macht: Die Kombination aus den neuen, experimentellen Songs und den altbewährten, kurzweiligen Hym-nen. Muse ist und bleibt eine Live-Band.

Stefan Bartl

MUSIKMUSIK

Auswege

Land: ÖsterreichJahr: 2003Genre: DramaLaufzeit: 90 min.Regie: Nina Kusturica

AuswegeAuswege ist ein Film aus dem Jahr 2003, der aus der intensiven Kooperation zwischen dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäu-ser, der Wiener Regisseurin Barbara Albert und der Regie-Studentin Nina Kusturica entstanden ist.

In Österreich hat etwa jede vierte Frau zwi-schen 16 und 85 Jahren, die in einer Partner-schaft lebt oder gelebt hat, körperliche und/

oder sexuelle Gewalt durch den Partner erfah-ren. Gewalt macht entgegen der allgemeinen Meinung vor keinem Alter und keinem sozialen Milieu Halt.

Dieser Thematik widmet sich der scho-nungslos aufdeckende Film Auswege. Clau-dia, Margit und Sladjana sind drei sehr unter-schiedliche Frauen, die eines gemeinsam

haben: Die Frauen sind männlicher Gewalt ausgeliefert und suchen Auswege aus ihren Gewaltbeziehungen. Dabei werden sowohl ihre Gefühlslagen, ihre Situationen an sich, als auch die Arbeit in Frauenzentren und Frauen-häusern beleuchtet.

Marlene Reinberger

FILMFILM

BUCH / FILM / MUSIK 29BUCH / FILM / MUSIK 29

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30 KALENDER30 KALENDER

Jugendkultur

FORWARD.ST-Finale

Im Oktober fand das Finale des größten steirischen Bandcon-tests statt. Neben Bands wie From Dawn to Fall und Keiner Mag Faustmann, hatten die beliebtesten Newcomer Bands des Landes die Möglichkeit vor riesigem Publikum die Bühne zu rocken.

Jugendkultur

RESTART.TC-Finale

Tausende strömten auch heuer wieder zum restart.tc Skatecon-test Finale nach St. Pölten. Die Aftershowparty konnte mit Acts wie Sammy Deluxe und den Beth Edges auftrumpfen und war ebenfalls ein voller Erfolg.

Konferenz

Bundesparteitag

Starke inhaltliche Zeichen setzten Aktivistinnen und Aktivisten der Sozialistischen Jugend auf dem Bundesparteitag der SPÖ in St. Pölten. Die SPÖ sprach sich beispielsweise für ein Ende des kleinen Glücksspiels aus. Zudem wurde die Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms durchgesetzt.

Bildungsveranstaltung

Bildungswerkstatt 2012

Die größte Bildungsveranstaltung der Sozialistischen Jugend Österreich fand wieder in Velden am Wörthersee statt. Das öster-reichweite Seminar konnte 250 Jugendlichen aus ganz Österreich wieder einen spannenden Mix aus Politik und Spaß anbieten. In 14 verschiedene Workshops zu Themen wie Aktionismus, Rechts-extremismus, Klimawandel, sozialistischen Strategien, feminis-tischen Theorien oder Militarisierung wurde diskutiert und viel Neues mitgenommen. Bis zum nächsten Jahr!

Jugendkultur

SMASH IT UP DJ Contest

Im Smash It Up DJ Contest konnten sich die besten DJanes und DJs Oberösterreichs in den größten Clubs des Landes messen. Krönender Abschluss war das Finale im Nachtwerft Linz.

Konferenz

Verbandstag

Das höchste Gremium der Sozialistischen Jugend, der Ver-bandstag, tagte im Dezember in Wien. Schauplatz war das Bildungszentrum der Arbeiterkammer. Wolfgang Moitzi und Sybilla Kastner wurden in ihren Funktionen als Vorsitzender bzw. als Sekretärin bestätigt. Ebenso wurde auch der 17-köpfige Verbandsvorstand neu gewählt. Neben einer spannenden Dis-kussion zum neuen Parteiprogramm, stand die restliche Kon-ferenz im Zeichen der Antragsdebatte.

Kampagne

RISE UP Event in Brüssel

Nach dem erfolgreichen Kampagnenauftakt am 22. Septem-ber in Wien, und der anschließenden österreichweiten Tour, fand am dritten Dezemberwochenende in Brüssel das RISE UP Event statt.

Mehr als 300 junge AktivistInnen aus verschiedenen euro-päischen Ländern diskutierten in diversen Workshops über die aktuelle Krisenpolitik der Europäischen Union. Begleitet wurden sie dabei von PolitikerInnen, MinisterInnen und Wis-senschafterInnen.

WAS WARWAS WAR

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KALENDER 31KALENDER 31

Jugendkultur

Wintersportfest

Das legendäre Wintersportfest (WSF) der SJ fi ndet heuer in Murau am Kreischberg statt. 200 Jugendliche werden dank des abwechslungsreichen und dicht gedrängten Rahmenprogramms ein hoffentlich unvergessliches Wochenende erleben. Zur Pro-grammwahl stehen unter anderem ein Ski/Snowboard-Tag im Skigebiert Kreischberg, der Besuch der Therme Aqualux, der Brauerei Murrauer oder die inhaltliche Beschäftigung in den angebotenen Workshops. Auch der Spaß wird durch die stattfi n-denden Hauspartys nicht zu kurz kommen!

Wann? 25.–27. Jänner 2012Wo? Jugendgästehaus Murau (Steiermark)

TeilnehmerInnenbeitrag:ErsteinzahlerInnen 39 €, SJ-Mitglieder 49 €, Nichtmitglieder 89 €

Demonstration

Kein Salon für die extreme Rechte!

Der 27. Jänner soll auch heuer wieder Veranlassung dazu sein, aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus in Österreich und Europa aufzutreten. Am 1. Februar 2013 feiert nämlich der WKR-Ball als Akademikerball seine Neuaufl age. Wie-der sollen die Salons der Hofburg vom „rassistischen Who is Who Europas“ in Beschlag genommen werden. Neuer Name-gleicher Inhalt! Keine Rechten in der Hofburg!

Jugendkultur

SEM!BREAK Festival

Am 16. Februar wird das VAZ St. Pölten wieder zum Kochen gebracht und gemeinsam ordentlich das Semesterende gefeiert. 9000 BesucherInnen lassen die Veranstaltungshalle zur größten Indoorparty des Landes werden, die großartigen Acts werden bald bekanntgegeben. Kostenloser Eintritt!

Bildungsveranstaltung

Feministisches Seminar 2013

Vom 1. bis 3. März fi ndet das feministische Seminar (FemSem) der Sozialistischen Jugend statt. Wie jedes Jahr am Wochenende vor dem Weltfrauentag, dem 8. März. Junge Frauen aus ganz Öster-reich treffen sich ein Wochenende lang, um gemeinsam Wissen zu sammeln, sich auszutauschen, zu vernetzen und Spaß zu haben. In Workshops und Diskussionsrunden zu verschiedensten The-men hast du die Möglichkeit Feminismus zu erleben.

Wann? 1.–3. MärzWo? St. Gilgen am WolfgangseeTeilnehmerInnenbeitrag: SJ-Mitglieder 20 €, Nichtmitglieder 30 €

Seminar

Internationales Seminar

Die Sozialistische Jugend Österreich veranstaltet in Kooperation mit dem Renner Institut ein Internationales Seminar in Wien. Ziel ist es Interessierte zusammen zu bringen, sich innerhalb der Organisation verstärkt über die politische Lage in verschiedenen Regionen der Welt zu informieren und gemeinsam darüber zu diskutieren. Angeboten werden Workshops zu USA, China, die Arabische Welt, Lateinamerika und viele mehr! Beschränkte Teil-nehmerInnenzahl, also schnell anmelden unter www.sjoe.at!

Wann? 5.–7. April 2013Wo? Gartenhotel Altmannsdorf (Wien)

TeilnehmerInnenbeitrag: 25 €

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ICH BIN

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mich zum Wintersportfest anmeldenmich zum FemSem anmeldenein Trotzdem­Aboaktiv werdenInfos über die SJ

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Sozialistische JugendÖsterreichAmtshausgasse 41050 Wien

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Trotzdem 1/2013 – Die Zeitung der Sozialistischen JugendVerlagspostamt: 1050 Wien – Aufgabepostamt: 3432 Tulln

P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z032957 S

HOW TO BE A FEMINIST? BRAUNE SCHWESTERN

IMPRO.THEATERDIE KRISE, DIE NICHT MEHR GEHEN WOLLTE...

SOZIALISTISCHE STRATEGIENFRAUEN IN DER KUNST

1. W

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ICH

melde mich und __ weitere Frauen für das FemSem 2013 an

ich kann leider nicht mitfahren, möchte aber mehr über eure Aktivitäten erfahren

möchte ein Materialien-Infopaket von euch

möchte ein Gratis-Abo eurer Zeitung „Trotzdem“

möchte bei euch aktiv werden!

Du kannst während des FemSems nur einen Workshop besuchen. Bitte kreuze an, welchen Workshop du am liebsten besuchen möchtest und gib als Alternative auch deine zweite Wahl an.

FEM

SEM

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VERNETZEN. WISSEN SAMMELN.Junge Frauen aus ganz Österreich treffen sich ein Wochenende lang, um gemeinsam Wissen zu sammeln, sich auszutauschen, zu vernetzen und Spaß zu haben. In Work-shops und Diskussionsrunden zu verschiedensten Themen hast du die Möglichkeit, Feminismus zu erleben.

FEMINISMUS (ER)LEBEN.Wir wollen Antworten auf Fragen � nden, denen Frauen ständig begegnen: Warum besitzen wir nur 1 % des Welteigentums und bekommen noch immer knapp ein Viertel weniger Lohn für gleiche Arbeit? Warum ist es wichtiger, dass Männer nicht in die Arbeitslosigkeit rutschen, als Jobs für Frauen zu sichern? Wie geht es Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft heute? Wie wird mit Frauenkörpern umgegangen? Welche Rollenbilder lernen wir von klein auf und wie werden Frauen in Medien dar-gestellt? – Du willst mitdiskutieren? Sei dabei!

SPASS HABEN.Filmabende, Spiele, Spaß und Party machen das FemSem alles andere als langweilig und verkürzen die Nächte!

GEMEINSAM SIND WIR STARK!Wir wollen die vielfältige Unterdrückung von Frauen nicht hinnehmen. Und wir haben keine Lust mehr, aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Einkommen in Schubladen gesteckt zu werden. Wir wissen aber auch, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir viele sind. Sisters unite!

www.sjoe.at/frauen

DAS FEMINISTISCHE SEMINAR DER SOZIALISTISCHEN JUGENDFEMSEM 2013

RUCKSENDERWAHLE DEINEN WORKSHOP

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1. - 3. März 2013 - St. Gilgen am Wolfgangsee

WINTER-SPORT-FEST201325. – 27. Jänner Jugendgästehaus Murau (STMK)TMK)

WELTCUP-SKIGEBIET KREISCHBERG

THERME AQUALUX

BESUCH DER MURAUER BRAUEREI

WORKSHOPS UND MEDIENWERKSTATT

Gemeinsame Busanreise aus Niederösterreich!

Das Wintersportwochenende der SJ Niederösterreich!

Jetzt anmelden

unter www.sjnoe.at!

WELTCUP-SKIGGEBIET KREISCHBEEEEEEERRRG46 Pistenkilometer, 13 Seilbahnenn ununuunund d d LiLiLiLiftftftftee,e,e,e TTTTubing Area, Reeeeeeeennnn-- unundd SpSpeedsd trrre-e-e-ee-cken – all das und vieles meehrhrr bbieieeetetetetet t dadas s SkSkS igggeeebeeeeee ieeeeeeet t t Kreieeiieeiscscscsccccscchbhbhbhbbhbbhbhhbh errrg.g Mit ddemem BBusususu sind die Liftanlagen innn wewewewenininigeg nn MiM nuten errrereeerererrer icicicicccchbhhbhbhbhbhbhhbbar. WWWWiWiWWWWWW ntntntntntntntn ererspsporortftfanns koooommmmmen am Winterspoportrtr fefeeststst aauf jeden Fall auf ihre KKKoosoososossteteteteteteteen!n!n!n!n!n!nn!!

TTHHEERRMMMMEEEE AAQQUALUXUmUUmgegeben von den obersteirischen Bergen errrwr aaaaraaa tet dich innnnn dddder AQQUALUX Ther-mme in Fohnsdorf ein Thermeeneerlebnis! Vomm IIInnnnnn enen- bibis s zuzum Außenbeckekenn, vvomom Ströömungskanal bis zum Wellenbeckeen,n, vvomom MMasassasaggeg becken und Saunaland-schaft bis zur spektakulären Blaackck-H-Holole-RuuRuRutstststschchche – ege al, ob du relaxen, oder derWasserratte in dir freien Lauff llasassen möchtest, es ist für alle das Richtige dabei.

BESUCH DER BBRRAAUUEREI MURAUSeit 1495 brbrauaut t did e Brauerei Murau Bier in höchster Qualität. Im Zuge des Winttererspsporo tfestes kannst du an einer Führung durch das Brauereimuseum teteililnehmen und einen Einblick in die Braukunst gewinnen.

WOORRRRRRKKKKSSSSHHHHOOOOPPPSSSS UUUUNNNNDDDD MMMMMEDIENWERKSTATTAußeßeß rdrddemm hhasasasasst tttt dududududu iinn WoWooorkrkrkkshshops die Möglichkeiten dich inhaltlich weiterzubil-deen,n,nn,,,,n, wwähähäää rereeendd ddddieie MMededeee ieienwerkstatattttttttt ddasasasass WWWWWochenende eeee in Bild und Text einfängt. AmAmAmAmAAmmAm Abebbbb ndd fffeieree n wiir r dadannnn iimmmmmmeer ggrarandndndndndioioiooiosesesesessessee HHHHHHHauaa spartyys.s.sss EEininnneme uunvvergegessssli-chchchchhenenenenenn WWWWWWocococococcochehehehehenenenenenenendndnddnddndeeee ststteheht t nin chc tsts mmmmehehr r imimimmm WWWWegegegegegeeeee –––––– alaaalaallsososssos gleich annnnmemem ldldddddenenenen!

KOSTEN JETZT ANMELDEN!€ 49,- für SJ-Mitglieder www.sjnoe.at€ 89,- für Nicht-SJ-Mitglieder offi [email protected]€ 39,- für ErsteinzahlerInnen 02742/2255 222

WINTERSPORTFEST 2013Das Wintersportwochenende der SJ Niederösterreich!

Das legendäre Wintersportfest fi ndet heuer in Murau am Kreischberg statt. Du und 200 andere Jugendliche werden dank des abwechslungsreichen und dicht gedrängten Rahmenprogramms ein unvergessliches Wochenende erleben.

WELTCUP-SKIGGEBIET KREISCHBEEEEEEERRRG46 Pistenkilometer, 13 Seilbahnenn ununuunund d d LiLiLiLiftftftftee,e,e,e TTTTubing Area, Reeeeeeeennnn-- unundd SpSpeedsd trrre-e-e-ee-cken – all das und vieles meehrhrr bbieieeetetetetet t dadas s SkSkS igggeeebeeeeee ieeeeeeet t t Kreieeiieeiscscscsccccscchbhbhbhbbhbbhbhhbh errrg.g Mit ddemem BBusususu sind die Liftanlagen innn wewewewenininigeg nn MiM nuten errrereeerererrer icicicicccchbhhbhbhbhbhbhhbbar. WWWWiWiWWWWWW ntntntntntntntn ererspsporortftfanns koooommmmmen am Winterspoportrtr fefeeststst aauf jeden Fall auf ihre KKKoosoososossteteteteteteteen!n!n!n!n!n!nn!!

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BESUCH DER BBRRAAUUEREI MURAUSeit 1495 brbrauaut t did e Brauerei Murau Bier in höchster Qualität. Im Zuge des Winttererspsporo tfestes kannst du an einer Führung durch das Brauereimuseum teteililnehmen und einen Einblick in die Braukunst gewinnen.

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KOSTEN JETZT ANMELDEN!€ 49,- für SJ-Mitglieder www.sjnoe.at€ 89,- für Nicht-SJ-Mitglieder offi [email protected]€ 39,- für ErsteinzahlerInnen 02742/2255 222

WINTERSPORTFEST 2013Das Wintersportwochenende der SJ Niederösterreich!

Das legendäre Wintersportfest fi ndet heuer in Murau am Kreischberg statt. Du und 200 andere Jugendliche werden dank des abwechslungsreichen und dicht gedrängten Rahmenprogramms ein unvergessliches Wochenende erleben.

DVR: 0457582, ZVR: 130 093 029

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An dieSozialistische Jugend ÖsterreichAmtshausgasse 41050 Wien

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PLZ/Ort

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Beruf

Schule/Uni/Betrieb

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GIRLS ONLY!

Workshop. Diskussion. Frauenpolitik. Party.

Teilnehmerinnenbeitrag für Mitglieder: 20 EuroTeilnehmerinnenbeitrag für Nicht-Mitglieder: 30 Euro

Der Teilnehmerinnenbeitrag inkludiert Unterkunft, Verp� egung, An- und Rückreise.

ANREISENähere Infos über Anreisemöglichkeiten aus deinem Bundesland erhältst du nach der Anmeldung.

Weitere Infos zum FemSem erhältst du bei der SJ auf www.sjoe.at/frauen, unter [email protected] oder unter der Telefonnummer 01/523 41 23.

WORK

SHOPS HOW TO BE A FEMINIST?

Feministin - ja natürlich. Aber was heißt das eigentlich? Welche Methoden haben wir, um uns Gehör zu verschaffen? Von Suffragetten, die für das Wahlrecht für Frauen gekämpft haben, über die Riesinnen der so genannten 2. Frauenbewegung, die eine Vielzahl an Themen, die für uns heute noch relevant sind, aufgebracht haben, bis zu Sozialistinnen, die auch in der eigenen Bewegung für gleiche Rechte gekämpft haben und schlussendlich zu den in der jüngsten Vergangenheit neu aufkommenden Gruppen wie Femen oder Pussy Riot mit Masken hinter Gittern. Was können wir von unseren Vorgängerinnen lernen, die so viel erreicht haben? Treten wir gemeinsam in ihre Fußstapfen!

BRAUNE SCHWESTERNDie rechte Szene gilt als Männerdomaine - doch im Faschismus und Nationalsozialismus spielen auch Frauen immer eine Rolle. In diesem Workshop geht’s um den Bund deutscher Mädl, die NS-Frauenschaft und das deutsche Mutterkreuz. Doch nicht nur in der Vergangenheit � nden sich „braune Schwestern“- sie begegnen uns täglich! Rechte Organisationen verändern sich immer mehr und bieten Frauen Rollen von „rechter Emanze“ bis zum „Mutterkult“. Dieser Workshop beleuchtet Frauen am rechten Rand!

IMPRO. THEATERTheater muss nicht immer Kostüme, Shakespeare oder Bühnenbild bedeuten. Wir halten uns nicht an vorgegebene Drehbücher, wir haben selbst Ideen. Improvisationstheater ist Ausdruck, Form des Protests, Auftreten gegen vorherrschende Ungerechtigkeiten und vieles mehr. Und diese Bühne schaffen wir uns.

DIE KRISE, DIE NICHT MEHR GEHEN WOLLTE...Immobilienkrise, Finanzkrise oder Krise in Griechenland? Das Wort Krise scheint allgegenwärtig. Ge-folgt von Schlagwörtern wie, „Wir müssen die Banken retten“ oder „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“. Was müssen wir jedoch wirklich tun, um mit der Krise abzurechnen und wer hat uns diesen Schlamassel eigentlich eingebrockt? Wie trifft uns Frauen die momentane Wirtschaftslage? Sozialistische Antworten auf diese Fragen gibt’s hier!

SOZIALISTISCHE STRATEGIENSozialismus ist mehr als nur ein leeres Wort. Zahlreiche TheoretikerInnen haben dazu gearbeitet, so sind unterschiedlich(st)e Ideen entstanden. Was gibt es eigentlich für verschiedene Denkschulen? Wie unterscheiden sie sich? Wie interpretieren diese Denkschulen Ereignisse in der Geschichte und in der Gegenwart? Wo wollen wir in diesem Dschungel der Sozialistischen Strategien weiter -den ken? Eine Einführung dazu gibt’s hier.

FRAUEN IN DER KUNSTOb Mona Lisa oder Marylin Monroe, Frauen werden in der Kunst seit Jahrhunderten in allen Variationen dargestellt. Abseits der Leinwand mussten sich Frauen den Weg zu ihrer Kunst erst erkämpfen - bis heute! Wieso sind zum Beispiel nur 4% aller Regisseure Hollywoods weiblich? Wie bilden sich Feministinnen in der Kunst ab und wie stellen sie ihre Forderungen dar? Am Ende des Workshops ist auch Platz für deine Ideen und deine Kunst - kreiere dein eigenes Stencil zum sprayen!

HOW TO BE A FEMINIST? BRAUNE SCHWESTERN

IMPRO.THEATERDIE KRISE, DIE NICHT MEHR GEHEN WOLLTE...

SOZIALISTISCHE STRATEGIENFRAUEN IN DER KUNST

1. W

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ICH

melde mich und __ weitere Frauen für das FemSem 2013 an

ich kann leider nicht mitfahren, möchte aber mehr über eure Aktivitäten erfahren

möchte ein Materialien-Infopaket von euch

möchte ein Gratis-Abo eurer Zeitung „Trotzdem“

möchte bei euch aktiv werden!

Du kannst während des FemSems nur einen Workshop besuchen. Bitte kreuze an, welchen Workshop du am liebsten besuchen möchtest und gib als Alternative auch deine zweite Wahl an.

FEM

SEM

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VERNETZEN. WISSEN SAMMELN.Junge Frauen aus ganz Österreich treffen sich ein Wochenende lang, um gemeinsam Wissen zu sammeln, sich auszutauschen, zu vernetzen und Spaß zu haben. In Work-shops und Diskussionsrunden zu verschiedensten Themen hast du die Möglichkeit, Feminismus zu erleben.

FEMINISMUS (ER)LEBEN.Wir wollen Antworten auf Fragen � nden, denen Frauen ständig begegnen: Warum besitzen wir nur 1 % des Welteigentums und bekommen noch immer knapp ein Viertel weniger Lohn für gleiche Arbeit? Warum ist es wichtiger, dass Männer nicht in die Arbeitslosigkeit rutschen, als Jobs für Frauen zu sichern? Wie geht es Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft heute? Wie wird mit Frauenkörpern umgegangen? Welche Rollenbilder lernen wir von klein auf und wie werden Frauen in Medien dar-gestellt? – Du willst mitdiskutieren? Sei dabei!

SPASS HABEN.Filmabende, Spiele, Spaß und Party machen das FemSem alles andere als langweilig und verkürzen die Nächte!

GEMEINSAM SIND WIR STARK!Wir wollen die vielfältige Unterdrückung von Frauen nicht hinnehmen. Und wir haben keine Lust mehr, aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Einkommen in Schubladen gesteckt zu werden. Wir wissen aber auch, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir viele sind. Sisters unite!

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DAS FEMINISTISCHE SEMINAR DER SOZIALISTISCHEN JUGENDFEMSEM 2013

RUCKSENDERWAHLE DEINEN WORKSHOP

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1. - 3. März 2013 - St. Gilgen am Wolfgangsee

HOW TO BE A FEMINIST? BRAUNE SCHWESTERN

IMPRO.THEATERDIE KRISE, DIE NICHT MEHR GEHEN WOLLTE...

SOZIALISTISCHE STRATEGIENFRAUEN IN DER KUNST

1. W

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ICH

melde mich und __ weitere Frauen für das FemSem 2013 an

ich kann leider nicht mitfahren, möchte aber mehr über eure Aktivitäten erfahren

möchte ein Materialien-Infopaket von euch

möchte ein Gratis-Abo eurer Zeitung „Trotzdem“

möchte bei euch aktiv werden!

Du kannst während des FemSems nur einen Workshop besuchen. Bitte kreuze an, welchen Workshop du am liebsten besuchen möchtest und gib als Alternative auch deine zweite Wahl an.

FEM

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VERNETZEN. WISSEN SAMMELN.Junge Frauen aus ganz Österreich treffen sich ein Wochenende lang, um gemeinsam Wissen zu sammeln, sich auszutauschen, zu vernetzen und Spaß zu haben. In Work-shops und Diskussionsrunden zu verschiedensten Themen hast du die Möglichkeit, Feminismus zu erleben.

FEMINISMUS (ER)LEBEN.Wir wollen Antworten auf Fragen � nden, denen Frauen ständig begegnen: Warum besitzen wir nur 1 % des Welteigentums und bekommen noch immer knapp ein Viertel weniger Lohn für gleiche Arbeit? Warum ist es wichtiger, dass Männer nicht in die Arbeitslosigkeit rutschen, als Jobs für Frauen zu sichern? Wie geht es Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft heute? Wie wird mit Frauenkörpern umgegangen? Welche Rollenbilder lernen wir von klein auf und wie werden Frauen in Medien dar-gestellt? – Du willst mitdiskutieren? Sei dabei!

SPASS HABEN.Filmabende, Spiele, Spaß und Party machen das FemSem alles andere als langweilig und verkürzen die Nächte!

GEMEINSAM SIND WIR STARK!Wir wollen die vielfältige Unterdrückung von Frauen nicht hinnehmen. Und wir haben keine Lust mehr, aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Einkommen in Schubladen gesteckt zu werden. Wir wissen aber auch, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir viele sind. Sisters unite!

www.sjoe.at/frauen

DAS FEMINISTISCHE SEMINAR DER SOZIALISTISCHEN JUGENDFEMSEM 2013

RUCKSENDERWAHLE DEINEN WORKSHOP

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1. - 3. März 2013 - St. Gilgen am Wolfgangsee