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TYPISCH DEUTSCH? Am Goethe-Sprachlernzentrum (SLZ)in der chinesischen Hafenstadt Tianjin lernen die Kursteilnehmer nicht nur die deutsche Sprache, sondern erfahren auch viel uber das Leben und die Menschen in Deutschland.Wiesind die Deutschen? Und wie sind die Chinesen? Daruber diskutierten die Schuler des SLZTianjin im Deutschunterricht. "Typisch deutsch" ist das Thema im Un- terricht des KursesB 2.1 am 19. Dezem- ber 2011. Zuerst tauschen aile Lerner ihre Meinungen uber die Deutschen aus. Punktlich und ordentlich, ja das seien die Deutschen. Und flei~ig. Aber auch ein bisschen kuhl und distanziert. Und natOrlich wurden sie immer Kartoffeln es- sen und am liebsten Bier trinken. Schnell wird klar, dass es viele Vorurteile gibt. WAS SAGEN DIE DEUTSCHEN? Umso schaner,wenn Deutscheselbst gefragt werden, was "deutsch" ist, so wie in einem Artikel in der 50. Ausgabe der Zeitschrift vitamin de. DieKurst- eilnehmerlesen den Artikel und haren die Audiodateidazu.Sokannen sie die Meinungen junger Deutscher mit ihren eigenen Aussagen vergleichen. Ach, die Deutschen sind gar nicht immer so punk- tlich? Und sie haben doch Humor? Wer hatte das gedacht. TYPISCH CHINESISCH Wie argerlich Vorurteile sind, merken die Lerner wahrend der nachsten Aufgabe. Sie sollen sich zum Thema "Typisch chi- nesisch" au~ern. Ach, Chinesen lacheln gar nicht immer? Und siesagen manch- mal ganz direkt, wassie denken? Wer hatte das gedacht. "Esargert mich, wenn ich hare, dass aile Chinesen immer nur Reisessen. So muss es auch Deutsche argern, wenn andere sagen, Deutsche wurden immer nur Kartoffeln essen", sagt die Schulerin Lu Zhenqi. iirgerlich Aussage, on,die iiuSern, sich Besichtigung, -en, die bestiitigen Ergebnis, -se, das feststellen in eine Schublade stecken Vorurteil, -e, das widerlegen zutreffen, auf jmdn.jetw. (Akk.) ]EDER MENSCH 1ST ANDERS Vorurteile treffen vielleicht auf einen Teil der genannten Menschen zu, aber nie auf aile. Das ist das Ergebnis der Diskussion im Deutschkurs. Zhou Hu, der in Deutschland als Arzt arbeiten machte, sagt: "Ich bin zwar Chinese, aber ich esse keine Hunde und Katzen. Ich respektiere aber, dass Menschen in Sudchina das magen. Es gehart zu ihrer Kultur." Jedes Vorurteil lasst sich durch einige Beispiele bestatigen, aber auch durch andere Beispiele widerlegen. PASTAUND KAFFEE "Esgibt keinentypischen Deutschen odertypischen Chinesen.Jeder Mensch ist anders", sagt Liu Meng, der in Deutschlandstudieren mochte. Deshalb solie man Menschen personlich ken- nenlernen und nicht einfach in eine Schubladestecken, findet der junge Kursteilnehmer.Gesagt, getan. So stel- len die Lerner imGesprach mit ihrer Lehrerin und der deutschen Leiterin des Sprachlernzentrums fest: Diese beiden Deutschen essen viel lieber Pasta als Kartoffeln und trinken am liebsten Kaf- fee, nicht Bier. Karin Benke1mann-Zhang. Leiterin des Goethe-Sprachlernzenrrums Tianjin unangenehm, unerfreulich, lastig hier: Meinung, Ansicht, Auffassung hier: reden, seine Meinung sagen sich etw. genau ansehen; etw. anschauen beweisenjzeigen, dass etw. stimmt Resu1tat, Bi/anz, Konsequenz verstehen, erkennen, bemerken beurtei/en ohne Unterschiede zu machenjohne zu differenzieren Stereotyp, Ressentiment beweisenjzeigen, dass etw. nicht stimmt sich a1s rich/ig erweisen, korrektjrichtig sein

TYPISCH DEUTSCH? - Goethe-SLZtianjin.goetheslz.com/sites/default/files/Typisch Deutsch... · 2013. 9. 9. · TYPISCH DEUTSCH? Am Goethe-Sprachlernzentrum (SLZ)in der chinesischen

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  • TYPISCH DEUTSCH?

    Am Goethe-Sprachlernzentrum (SLZ)in der chinesischenHafenstadt Tianjin lernen die Kursteilnehmer nicht nur diedeutsche Sprache, sondern erfahren auch viel uber das Lebenund die Menschen in Deutschland. Wie sind die Deutschen?Und wie sind die Chinesen? Daruber diskutierten die Schulerdes SLZTianjin im Deutschunterricht.

    "Typisch deutsch" ist das Thema im Un-terricht des Kurses B 2.1 am 19. Dezem-ber 2011. Zuerst tauschen aile Lernerihre Meinungen uber die Deutschen aus.Punktlich und ordentlich, ja das seiendie Deutschen. Und flei~ig. Aber auchein bisschen kuhl und distanziert. UndnatOrlich wurden sie immer Kartoffeln es-sen und am liebsten Bier trinken. Schnellwird klar, dass es viele Vorurteile gibt.

    WAS SAGEN DIE DEUTSCHEN?Umso schaner, wenn Deutsche selbstgefragt werden, was "deutsch" ist, sowie in einem Artikel in der 50. Ausgabeder Zeitschrift vitamin de. Die Kurst-eilnehmer lesen den Artikel und haren

    die Audiodatei dazu. So kannen sie dieMeinungen junger Deutscher mit ihreneigenen Aussagen vergleichen. Ach, dieDeutschen sind gar nicht immer so punk-tlich? Und sie haben doch Humor? Werhatte das gedacht.

    TYPISCH CHINESISCHWie argerlich Vorurteile sind, merken dieLerner wahrend der nachsten Aufgabe.Sie sollen sich zum Thema "Typisch chi-nesisch" au~ern. Ach, Chinesen lachelngar nicht immer? Und sie sagen manch-mal ganz direkt, was sie denken? Werhatte das gedacht. "Es argert mich, wennich hare, dass aile Chinesen immer nurReis essen. So muss es auch Deutscheargern, wenn andere sagen, Deutschewurden immer nur Kartoffeln essen",sagt die Schulerin Lu Zhenqi.

    iirgerlich

    Aussage, on, die

    iiuSern, sichBesichtigung, -en, diebestiitigen

    Ergebnis, -se, dasfeststellen

    in eine Schublade stecken

    Vorurteil, -e, daswiderlegen

    zutreffen, auf jmdn.jetw. (Akk.)

    ]EDER MENSCH 1ST ANDERSVorurteile treffen vielleicht auf einenTeil der genannten Menschen zu, abernie auf aile. Das ist das Ergebnis derDiskussion im Deutschkurs. Zhou Hu, derin Deutschland als Arzt arbeiten machte,sagt: "Ich bin zwar Chinese, aber ich essekeine Hunde und Katzen. Ich respektiereaber, dass Menschen in Sudchina dasmagen. Es gehart zu ihrer Kultur." JedesVorurteil lasst sich durch einige Beispielebestatigen, aber auch durch andereBeispiele widerlegen.

    PASTAUND KAFFEE"Es gibt keinen typischen Deutschenoder typischen Chinesen. Jeder Menschist anders", sagt Liu Meng, der inDeutschland studieren mochte. Deshalbsolie man Menschen personlich ken-nenlernen und nicht einfach in eineSchublade stecken, findet der jungeKursteilnehmer. Gesagt, getan. So stel-len die Lerner im Gesprach mit ihrerLehrerin und der deutschen Leiterin desSprachlernzentrums fest: Diese beidenDeutschen essen viel lieber Pasta alsKartoffeln und trinken am liebsten Kaf-fee, nicht Bier.

    Karin Benke1mann-Zhang. Leiterindes Goethe-Sprachlernzenrrums Tianjin

    unangenehm, unerfreulich, lastig

    hier: Meinung, Ansicht, Auffassunghier: reden, seine Meinung sagen

    sich etw. genau ansehen; etw. anschauen

    beweisenjzeigen, dass etw. stimmtResu1tat, Bi/anz, Konsequenz

    verstehen, erkennen, bemerken

    beurtei/en ohne Unterschiede zu machenjohne zu differenzierenStereotyp, Ressentiment

    beweisenjzeigen, dass etw. nicht stimmtsich a1s rich/ig erweisen, korrektjrichtig sein