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x 2 media perspektiven 1/2001 ................................................................................................................................................................ Entwicklungen und Strategien der größten deut- schen Medienunternehmen Formationen deutscher Medienmultis 1999/2000 Von Horst Röper* Wie sehr Zusammenschlüsse und Akquisitionen in- zwischen das Wirtschaftsleben prägen, ist gleich am Anfang des letzten Jahres deutlich geworden: Im Januar 2000 gab der amerikanische Online- dienst AOL die Übernahme des größten Medien- konzerns der Welt, Time-Warner, bekannt, eine Transaktion in der Größenordnung von über 180 Mrd Dollar. Anfang Februar 2000 ging die Über- nahmeschlacht zwischen der britischen Vodafone und der deutschen Mannesmann AG zu Ende. Die Übernahme des deutschen Konzerns stellte mit einem Volumen von über 200 Mrd Dollar einen weltweiten Rekord dar. Nach einer Analyse von Thomas Financial sind im letzten Jahr Fusionen mit einem Gesamtwert von 3,5 Billionen Dollar abgewickelt worden. In Deutschland wurde mit 275 Mrd Dollar erneut ein neuer Rekordwert er- reicht. Darin enthalten ist mit der Mannesmann- Übernahme allerdings ein besonders gewichtiger Einzelposten. (1) Dass im Laufe des Jahres gerade in der Medien- branche noch weitere Großfusionen abgewickelt wurden, ist wohl weniger ein Branchenspezifikum als ein Reflex auf die in den letzten Jahren deutlich gewachsene Bedeutung und Größe der Branche. Von internationaler Relevanz waren beispielsweise die Fusion von Pearson TV und CLT-UFA, die Über- nahme der Lycos Inc. durch das spanische Unter- nehmen Terra Networks S.A., die Fusion von Vivendi und Seagram oder der Kauf der Infinity Broadcasting-Gruppe in den USA durch Viacom. Viele Fachleute gehen davon aus, dass die Fusions- welle in der Gesamtwirtschaft auch in nächster Zeit nicht abebben wird. „Sie wird sich eher ver- stärken“, mutmaßt der Deutsche-Bank-Chef Rolf- Ernst Breuer. „Wir haben in Europa bisher eine erste Welle von nationalen Fusionen gesehen. Die zweite Phase mit transnationalen Fusionen steht uns noch bevor.“ (2) Auch EU-Wettbewerbskommis- sar Mario Monti sieht das ähnlich. Im letzten Jahr seien bei der EU-Kommission 344 Fälle angemel- det worden, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine Trendumkehr sei nicht erkennbar. (3) Der lang- jährige Präsident der Monopolkommission Erhard Kantzenbach dürfte zu den wenigen gehören, die ein Ende der Fusionsflut nahen sehen. „Die Zahl der scheiternden Zusammenschlüsse wird dazu führen, dass die Zahl der Fusionen abnimmt,“ meint Kantzenbach. (4) Die Gründe für das Schei- tern lägen häufig in kulturellen Konflikten bei transnationalen Fusionen. In der Medienindustrie ist die Gefahr des Schei- terns wohl insgesamt geringer, da sich die meisten Fusionen auf europäischer Ebene vollziehen, also in Ländern mit sich näher stehenden Kulturen. Zudem stimmten in jüngerer Zeit bei einer freund- lichen Konjunktur und einer boomenden Werbe- nachfrage die ökonomischen Rahmenbedingungen. Die etablierten Medienkonzerne, die im Zentrum dieser Aufsatzreihe stehen, (5) weisen gleichfalls überwiegend positive Geschäftsentwicklungen auf. Das gilt selbst für den zuletzt anfälligen Kirch-Kon- zern. Zeitweilig mächtig aufstrebenden Jungunter- nehmen sind die Grenzen des Wachstums deutlich geworden. Abschreckendes Beispiel war Ende letz- ten Jahres der Börsencrash der EM TV Merchandi- sing AG. Die Zeiten, in denen ein schnelles Auf- schließen zu den führenden Anbietern im Medien- bereich, ermöglicht durch Deregulierungen (priva- ter Rundfunk) oder durch Börsenkapitalisierung im Zuge der Interneteuphorie, möglich war, schei- nen vorbei. Welches Ausmaß die Medienkonzen- tration inzwischen erreicht hat, illustriert eine Zahl, die Bertelsmann-Statistiker errechnet haben. Danach beschäftigt sich im Durchschnitt jeder Mediennutzer in Deutschland täglich eine Stunde lang mit den Produkten des Konzerns. Bertelsmann AG Die beiden Großfusionen von AOL und Time- Warner sowie von Vivendi und Seagram haben an Bertelsmanns Stellenwert unter den führenden Weltkonzernen gerüttelt. Auch ohne derartige Deals hat der Konzern aber im letzten Jahr beim Umsatz kräftig zugelegt und sehr gute Gewinne er- zielt. Der Umsatz im Geschäftsjahr 1999/2000 ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als 6 Mrd DM (24 %) auf 32,4 Mrd DM gestiegen. Rund die Hälfte dieses Wachstums geht auf die erstmalige Konsoli- dierung der CLT-UFA zurück. Der Jahresüberschuss lag auf einem neuen Rekordniveau von 1,3 Mrd DM. Die Umsatzrendite erreichte trotz etlicher Pro- blemfelder im Konzern einen Wert von 13,3 Pro- zent. Auch in den nächsten Jahren dürfte der Ge- winn hoch sein, da noch weitere außerordentliche Erträge über die Teilzahlungen aus dem Verkauf der AOL-Beteiligungen ausstehen. Allein mit die- sem Deal erlöst Bertelsmann sukzessive rund 15 Mrd DM. Hinzu kommen weitere Verkäufe wie etwa die der Netzwerkfirma Mediaways für 3,3 Mrd DM an die spanische Telefonica oder Erlöse durch Börsengänge (Pixelpark, Lycos Europe N.V.). Nach einer Phase der Konsolidierung ohne volu- menstarke Zukäufe verfügt der Konzern über enor- me Finanzen. Bereits Mitte letzten Jahres standen dem Konzern 22 Mrd DM für Einkäufe zur Verfü- gung. Eine ganze Reihe von Investitionsfeldern hat der Vorstandsvorsitzende Thomas Middelhoff in der Vergangenheit benannt. Priorität genießt der- zeitig offenbar das Musikgeschäft; der Fernsehbe- reich wurde durch die Fusion der CLT-UFA mit der Großfusionen prägen weltweit das Wirtschaftsleben Im Jahr 2000 spektakuläre Fusionen in der Medienbranche Die meisten Experten erwarten Anhalten der Fusionswelle Deutsche Medien- konzerne überwie- gend mit positiver Geschäftsentwick- lung Bertelsmann-Kon- zern: 1,3 Mrd DM Gewinn, Umsatz- rendite von 13,3 % Erhebliche Mittel für Investitionen verfügbar ................................................................................. * Medienwissenschaftler, FORMATT-Institut, Dortmund. U

U Formationen deutscher Medienmultis 1999/2000€¦ · der langjährige Musikmanager Rudi Gassner wer-den, der jedoch Ende letzten Jahres überraschend gestorben ist. Nun leitet Rolf

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Entwicklungen und Strategien der größten deut-schen Medienunternehmen

Formationen deutscher Medienmultis 1999/2000

Von Horst Röper*

Wie sehr Zusammenschlüsse und Akquisitionen in-zwischen das Wirtschaftsleben prägen, ist gleicham Anfang des letzten Jahres deutlich geworden:Im Januar 2000 gab der amerikanische Online-dienst AOL die Übernahme des größten Medien-konzerns der Welt, Time-Warner, bekannt, eineTransaktion in der Größenordnung von über 180Mrd Dollar. Anfang Februar 2000 ging die Über-nahmeschlacht zwischen der britischen Vodafoneund der deutschen Mannesmann AG zu Ende. DieÜbernahme des deutschen Konzerns stellte miteinem Volumen von über 200 Mrd Dollar einenweltweiten Rekord dar. Nach einer Analyse vonThomas Financial sind im letzten Jahr Fusionenmit einem Gesamtwert von 3,5 Billionen Dollarabgewickelt worden. In Deutschland wurde mit275 Mrd Dollar erneut ein neuer Rekordwert er-reicht. Darin enthalten ist mit der Mannesmann-Übernahme allerdings ein besonders gewichtigerEinzelposten. (1)

Dass im Laufe des Jahres gerade in der Medien-branche noch weitere Großfusionen abgewickeltwurden, ist wohl weniger ein Branchenspezifikumals ein Reflex auf die in den letzten Jahren deutlichgewachsene Bedeutung und Größe der Branche.Von internationaler Relevanz waren beispielsweisedie Fusion von Pearson TV und CLT-UFA, die Über-nahme der Lycos Inc. durch das spanische Unter-nehmen Terra Networks S.A., die Fusion vonVivendi und Seagram oder der Kauf der InfinityBroadcasting-Gruppe in den USA durch Viacom.

Viele Fachleute gehen davon aus, dass die Fusions-welle in der Gesamtwirtschaft auch in nächsterZeit nicht abebben wird. „Sie wird sich eher ver-stärken“, mutmaßt der Deutsche-Bank-Chef Rolf-Ernst Breuer. „Wir haben in Europa bisher eineerste Welle von nationalen Fusionen gesehen. Diezweite Phase mit transnationalen Fusionen stehtuns noch bevor.“ (2) Auch EU-Wettbewerbskommis-sar Mario Monti sieht das ähnlich. Im letzten Jahrseien bei der EU-Kommission 344 Fälle angemel-det worden, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. EineTrendumkehr sei nicht erkennbar. (3) Der lang-jährige Präsident der Monopolkommission ErhardKantzenbach dürfte zu den wenigen gehören, dieein Ende der Fusionsflut nahen sehen. „Die Zahlder scheiternden Zusammenschlüsse wird dazuführen, dass die Zahl der Fusionen abnimmt,“

meint Kantzenbach. (4) Die Gründe für das Schei-tern lägen häufig in kulturellen Konflikten beitransnationalen Fusionen.

In der Medienindustrie ist die Gefahr des Schei-terns wohl insgesamt geringer, da sich die meistenFusionen auf europäischer Ebene vollziehen, alsoin Ländern mit sich näher stehenden Kulturen.Zudem stimmten in jüngerer Zeit bei einer freund-lichen Konjunktur und einer boomenden Werbe-nachfrage die ökonomischen Rahmenbedingungen.Die etablierten Medienkonzerne, die im Zentrumdieser Aufsatzreihe stehen, (5) weisen gleichfallsüberwiegend positive Geschäftsentwicklungen auf.Das gilt selbst für den zuletzt anfälligen Kirch-Kon-zern. Zeitweilig mächtig aufstrebenden Jungunter-nehmen sind die Grenzen des Wachstums deutlichgeworden. Abschreckendes Beispiel war Ende letz-ten Jahres der Börsencrash der EM TV Merchandi-sing AG. Die Zeiten, in denen ein schnelles Auf-schließen zu den führenden Anbietern im Medien-bereich, ermöglicht durch Deregulierungen (priva-ter Rundfunk) oder durch Börsenkapitalisierungim Zuge der Interneteuphorie, möglich war, schei-nen vorbei. Welches Ausmaß die Medienkonzen-tration inzwischen erreicht hat, illustriert eineZahl, die Bertelsmann-Statistiker errechnet haben.Danach beschäftigt sich im Durchschnitt jederMediennutzer in Deutschland täglich eine Stundelang mit den Produkten des Konzerns.

Bertelsmann AGDie beiden Großfusionen von AOL und Time-Warner sowie von Vivendi und Seagram haben anBertelsmanns Stellenwert unter den führendenWeltkonzernen gerüttelt. Auch ohne derartigeDeals hat der Konzern aber im letzten Jahr beimUmsatz kräftig zugelegt und sehr gute Gewinne er-zielt. Der Umsatz im Geschäftsjahr 1999/2000 istgegenüber dem Vorjahr um mehr als 6 Mrd DM(24 %) auf 32,4 Mrd DM gestiegen. Rund die Hälftedieses Wachstums geht auf die erstmalige Konsoli-dierung der CLT-UFA zurück. Der Jahresüberschusslag auf einem neuen Rekordniveau von 1,3 MrdDM. Die Umsatzrendite erreichte trotz etlicher Pro-blemfelder im Konzern einen Wert von 13,3 Pro-zent. Auch in den nächsten Jahren dürfte der Ge-winn hoch sein, da noch weitere außerordentlicheErträge über die Teilzahlungen aus dem Verkaufder AOL-Beteiligungen ausstehen. Allein mit die-sem Deal erlöst Bertelsmann sukzessive rund 15Mrd DM. Hinzu kommen weitere Verkäufe wieetwa die der Netzwerkfirma Mediaways für 3,3Mrd DM an die spanische Telefonica oder Erlösedurch Börsengänge (Pixelpark, Lycos Europe N.V.).

Nach einer Phase der Konsolidierung ohne volu-menstarke Zukäufe verfügt der Konzern über enor-me Finanzen. Bereits Mitte letzten Jahres standendem Konzern 22 Mrd DM für Einkäufe zur Verfü-gung. Eine ganze Reihe von Investitionsfeldern hatder Vorstandsvorsitzende Thomas Middelhoff inder Vergangenheit benannt. Priorität genießt der-zeitig offenbar das Musikgeschäft; der Fernsehbe-reich wurde durch die Fusion der CLT-UFA mit der

Großfusionen prägenweltweit das

Wirtschaftsleben

Im Jahr 2000 spektakuläre

Fusionen in der Medienbranche

Die meisten Expertenerwarten Anhalten

der Fusionswelle

Deutsche Medien-konzerne überwie-gend mit positiverGeschäftsentwick-lung

Bertelsmann-Kon-zern: 1,3 Mrd DMGewinn, Umsatz-rendite von 13,3 %

Erhebliche Mittel für Investitionen verfügbar

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britischen Pearson-Gruppe deutlich ausgebaut, dasangekündigte Engagement bei einem US-Senderfehlt allerdings noch. (6) Ähnliches gilt für dasWachstum der Sparte Fachinformationen, die nachEinschätzung des Konzerns mit zuletzt 1,3 MrdDM Umsatz noch nicht die nötige Größe erreichthat. Größere Zuwächse der Industriegruppe Arvato(4,4 Mrd DM Umsatz), die jüngst in Mohn MediaGruppe umbenannt worden ist, sind eher unwahr-scheinlich. Der Auslandsanteil am Umsatz istwegen der Konsolidierung der alten CLT-UFA vonknapp 72 auf gut 69 Prozent zurückgegangen.Wichtigster Markt sind mit einem Anteil von 34Prozent die USA. Die Familie Mohn und ihre Stif-tungen besitzen inzwischen 92,9 Prozent des Kon-zerns, nachdem in einer ersten Tranche ein Teil desAnteils der Zeit-Stiftung übernommen worden ist.Die restlichen Anteile in Höhe von 7,1 Prozent sol-len in den nächsten Jahren gekauft werden.

Das von Middelhoff eingeschlagene Innovations-tempo spiegelt sich auch in immer neuen Bezeich-nungen für einzelne Konzernteile wider. Unter demjüngsten Begriff, Direct Group Bertelsmann, sindseit Ende letzten Jahres der Internethandel und dieBuchclubs zusammengeführt worden. In der DirectGroup arbeiten 13 000 der insgesamt gut 76 000Mitarbeiter des Konzerns in einem Verkaufsbereichohne Zwischenhändler. Kernstück sind die traditio-nellen Buchclubs. Den 50 Millionen Kunden stehenneben den traditionellen postalischen Bestellwegenoder dem Einkauf in einem der Clubläden nunauch das Internet und künftig das WAP-Handy zurVerfügung. Der gesamte E-Commerce-Bereich mitden US-Firmen BOL, Barnesandnoble.com, demMusikhandel CDNow und auch der innovativenBroadband-Group, die mit Pay-TV-Angeboten überdas Breitbandkabel experimentiert, kann somit aufein riesiges potentielles Kundenreservoire zurück-greifen. Zugleich werden damit den traditionellenBuchclubs Impulse gegeben. Zuletzt hatten geradediese Buchclubs Probleme. In Deutschland etwawar die Mitgliederzahl seit 1992 rückläufig. Erstim letzten Jahr konnten die Verluste gestoppt wer-den. Die Rendite des Clubgeschäfts sackte aller-dings mehr und mehr ab.

In der Direct Group Bertelsmann sind auch diezahlreichen Beteiligungen an Internetfirmen ange-siedelt, ein Portefeuille, das ständig verändert wird.Bertelsmann hat für weitere Zukäufe 1 Mrd Dollareingeplant – ein in Deutschland einzigartiges Volu-men. Andererseits werden auch Beteiligungen ver-äußert. Derzeitig steht mit dem UnternehmenPixelpark in Berlin eine der ältesten Beteiligungenim Onlinebereich zum Verkauf. Vor Jahren hatteBertelsmann für die Mehrheit des Unternehmensgerade 40 Mio DM gezahlt, heute ist die Beteili-gung rund 1 Mrd DM wert.

Das Musikgeschäft ist mit beinahe 10 Mrd DM dieumsatzstärkste Produktlinie des Konzerns und zu-gleich das Sorgenkind. Die Rendite liegt unter 5Prozent und damit weit unter der bei Bertelsmanngenerell angestrebten Marke von 15 Prozent. ImWeltmarkt liegt BMG auf Rang fünf und konnte

sich in den letzten Jahren kaum verbessern.Zudem wird das Geschäft durch Produktpiraterieüber das Internet erschwert. Hinzu kamen Verän-derungen in der BMG-Führung. Jahrelang wurdeder Bereich von Michael Dornemann geleitet, derkürzlich ausgeschieden ist. Dornemann zählte wieMiddelhoff einst zu den Kandidaten für die Nach-folge des langjährigen Vorstandsvorsitzenden MarkWössner. Insofern kam das Ausscheiden des unter-legenen Kandidaten nicht überraschend. Nachfol-ger Dornemanns sollte nach einigem Hin und Herder langjährige Musikmanager Rudi Gassner wer-den, der jedoch Ende letzten Jahres überraschendgestorben ist. Nun leitet Rolf Schmidt-Holtz denVorstandsbereich, der zuvor mit Printmedien undden Fernsehaktivitäten betraut war, im Musikge-schäft allerdings Novize ist.

Schmidt-Holtz soll BMG zum Weltmarktführermachen. Middelhoff hat dieses Ziel schon vor ge-raumer Zeit vorgegeben. Der Sprung von Platz 5auf Platz 1 ist mit internem Wachstum nicht mach-bar. BMG muss also zukaufen. Im Gespräch ist diebritische Thorn-EMI-Gruppe, derzeit im Weltmarktnoch vor dem Bertelsmann-Unternehmen. (7) DieVerhandlungen mit den verkaufswilligen Britendauern an. Eine Übernahme wäre insbesondereunter kartellrechtlichen Aspekten schwierig.

Der Expansionskurs ausgerechnet im Musikge-schäft ist riskant, denn das illegale Brennen vonCDs dürfte weder technisch noch rechtlich aus derWelt zu schaffen sein. „Für Jugendliche ist derzeitcool, Musik kostenlos aus dem Netz zu ziehen –ohne Rücksicht auf das Recht am geistigen Eigen-tum,“ hat Middelhoff erkannt. „Wenn wir das nichtändern können, steht unsere Musiksparte wie diegesamte Musikindustrie vor dem Aus. Und ganzehrlich: Ich weiß nicht, ob wir das schaffen.“ (8)Middelhoff geht beim Rettungsversuch unkonven-tionell vor. Die Großen der Musikindustrie hattengerade eine Klage gegen den InternettauschdienstNapster wegen dessen illegaler Musikangebote imNetz gewonnen, als Bertelsmann den Einstieg beiden Amerikanern bekanntgab. Bertelsmann will dieNapster-Piraterie trockenlegen, indem der Dienstkünftig nur noch gegen Bezahlung den Downloadvon Musikstücken ermöglicht. Offen bleibt freilich,ob die große Napster-Gemeinde den Weg mitgehenwird oder zu einem anderen Anbieter wechselt, derweiterhin den kostenlosen Download ermöglicht.Die Risiken der kleinvolumigen Napster-Beteiligungsind kalkulierbar, eine Übernahme der Thorn-EMIhingegen würde die Musikbranche mit einem ku-mulierten Umsatz von annähernd 20 Mrd DM zumzentralen Bereich des Bertelsmann-Konzernsmachen.

Direct Group Bertelsmann bündelt

Aktivitäten im Internethandel und

Clubgeschäft

BMG Entertainment:umsatzstärkste

Sparte mit niedrigerRendite

BMG soll durchZukäufe Weltmarkt-führer werden

Expansionskurs imMusikgeschäft birgtRisiken

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Mit einem rasanten Tempo wird nach wie vor derFernsehbereich ausgebaut. Durch die Fusion derCLT-UFA mit den Fernsehaktivitäten der britischenPearson-Gruppe zur RTL Group ist der größteFernsehkonzern in Europa entstanden. Das Unter-nehmen hat einen Wert von 50 Mrd DM und dürf-te einen Umsatz von über 8 Mrd DM erzielen. Diebeiden Partner ergänzen sich gut. Schon bislangwaren sie bei einzelnen Unternehmen Partner, soetwa in Großbritannien beim Sender Channel 5(gemeinsamer Anteil jetzt 65 %) oder bei den Pro-duktionsunternehmen Grundy-UFA in Deutsch-land. Zudem stärken die Briten die außereuropä-ischen Aktivitäten, die bei der alten CLT-UFA nurmarginal ausgebildet waren. Pearson bringt als er-folgreicher TV-Produzent Verbindungen zu zahlrei-chen TV-Sendern weltweit ein. Bei der Sportrechte-verwertung sieht sich die RTL Group in Europaführend und will diese Position durch eine Koope-ration mit dem französischen Pay-TV-AnbieterCanal Plus noch weiter ausbauen.

Als größtem Anteilseigner der RTL Group stehtdem Bertelsmann-Konzern die Führungsrolle zu.Zusammen mit dem WAZ-Konzern halten die Gü-tersloher 37 Prozent der Anteile, 30 Prozent besitztdie Groupe Bruxelles Lambert/Audiofina, 22 Pro-zent Pearson und 11 Prozent werden an der Börsegehandelt. Die Börsennotierung eines Beteiligungs-unternehmens ist für Bertelsmann immer noch un-gewöhnlich, im Gegensatz zu früher aber nichtmehr ausgeschlossen, wie auch das Beispiel Pixel-park zeigt.

Die Rolle des deutschen Marktes im neuen Unter-nehmen ist deutlich geringer als bei der ehema-ligen CLT-UFA, die über 60 Prozent ihres Umsatzes

in Deutschland erzielte. Der stärkste einzelne Um-satzträger bleibt der Sender RTL, der seine Spit-zenposition im deutschen Markt allerdings einge-büßt hat. In der Zuschauergunst hat ihn die ARDeingeholt, und im Werbemarkt hat ihn die ProSie-ben SAT.1 Media AG überholt. Der Bertelsmann-Konzern ist auf seinem Weg zur Senderfamilienoch nicht so weit wie der Kirch-Konzern. Eine Be-teiligung am News-Sender n-tv scheiterte bislang,so dass es Überlegungen zum Aufbau eines eige-nen Nachrichtenkanals gibt. Auch über Aktivitätenim Teleshopping wird nachgedacht. KonkurrentKirch ist in beiden Branchensegmenten bereits imMarkt.

Inzwischen konnten immerhin die Anteile vonMurdoch und von Canal Plus an VOX übernom-men werden, so dass der Sender heute praktischvollständig zur RTL Group gehört. Bei RTL II undbei Super RTL sind die jeweiligen Partner trotzvorliegender Angebote aber nicht verkaufswillig.Gerade der zuletzt positive Geschäftsverlauf derbeiden Sender hat die Eigner bestärkt, an ihrenAnteilen festzuhalten. Der Bauer-Konzern würdeseine Anteile an RTL II sogar selbst gern auswei-ten, denn insbesondere über den Markterfolg derersten Staffel von „Big Brother“ steht der Senderder zweiten Generation heute besser da als jezuvor. Im letzten Jahr hat der Sender den größtenZuschauerzuwachs in Deutschland erzielt und sei-nen Marktanteil von 4,0 auf 4,8 Prozent gesteigert.Für das anders als Bauer eher prüde GütersloherUnternehmen ist das Programm von RTL II mitseinen zahlreichen Sexsendungen zwar auch ruf-schädigend, der finanzielle Erfolg ist aber offen-sichtlich wichtiger. Diese Einstellung hat sich auchan dem umstrittenen Format „Big Brother“ gezeigt,das inzwischen auch vom Hauptprogramm RTLausgestrahlt wird. In den Niederlanden wurde diePosition ausgebaut, indem die restlichen Anteile ander Holland Media Groep aufgekauft wurden. Zum

RTL Group: größterFernsehkonzern

Europas

Bertelsmann größterAnteilseigner

Sender RTL stärksterUmsatzträger der

Gruppe

Positiver Geschäfts-verlauf vor allem bei RTL II und Super RTL

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Unternehmen gehören unter anderem drei Fern-sehprogramme.

Im Produktionssektor hat das Verbundunterneh-men enorm zugelegt. Gemessen am Produktions-umfang in Minuten war die Gruppe Fremantle/Grundy vor Pearson 1998 führend in Deutschland.Ihr folgten auf Rang zwei die Unternehmen derCLT-UFA. (9) Nach dem Zusammenschluss domi-nieren sie mit deutlichem Abstand vor den übrigenAnbietern den deutschen Produktionsmarkt.

Die Beteiligungen über die ehemalige CLT-UFAim kommerziellen Hörfunk sind in den Jahren1999/2000 weitgehend unverändert geblieben.

Gruner + JahrDer Hamburger Zeitschriftenkonzern Gruner + Jahr,an dem die Bertelsmann AG zu 74,9 Prozent betei-ligt ist, hat planmäßig einen Wechsel an der Unter-nehmensspitze vollzogen. Gerd Schulte-Hillen tratmit 60 Jahren ab. Er hatte die Führung 1981 über-nommen und in fast zwei Jahrzehnten ein in derdeutschen Verlagswirtschaft beispielloses Wachs-tum organisiert. Zum Kernstück seines Expansions-

RTL Group im deutschen

Produktionsmarktführend

Gruner + Jahr erziel-te 2000 zweitbestesErgebnis der Unter-nehmensgeschichte

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kurses wurde die Internationalisierung. Bei Gruner+ Jahr macht das Auslandsgeschäft heute 58 Pro-zent des Gesamtumsatzes aus. In Deutschland liegtder Verlag bei der Auflage klar hinter dem Markt-führer Bauer zurück, verdient aber außerordentlichgut. Gruner + Jahr bedient mit seinen Titeln dengehobenen Teil des Marktes und kann diese Leserviel besser im Werbemarkt vermarkten als etwaBauer. Der Werbeumsatz übersteigt deutlich jenender Konkurrenten. Im Geschäftsjahr 1999/2000 hatGruner + Jahr nach den vorläufigen Bilanzzahlen5,78 Mrd DM umgesetzt und damit erneut einedeutliche Steigerung erzielt (6,9 %). Inklusive deraußerordentlichen Erträge kommt der Konzern aufein Ergebnis von 751 Mio DM – das zweitbeste derUnternehmensgeschichte. Die Umsatzrendite dergewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 10,5 Pro-zent.

Der wichtigste Auslandsmarkt ist Frankreich, wodie Rendite deutlich über dem Inland liegt. Wie beianderen Verlagen auch sind osteuropäische Länderin den letzten Jahren wichtiger geworden. Gruner+ Jahr ist als einer von wenigen sogar in Rußlandund in China engagiert. Bedeutender ist allerdingsdas Geschäft in den USA, das der neue Vorstands-vorsitzende Bernd Kundrun entsprechend auf diePrioritätenliste gesetzt hat. Einen ersten Schritt beider weiteren Expansion hat noch Schulte-Hillengemacht, als er im letzten Jahr die prosperierendeWirtschaftszeitschrift INC. Magazine übernahm.Ende 2000 kam mit Fast Company ein zweiterWirtschaftstitel hinzu. Und der neue Chef Kundrungab die Linie vor: „Wir wollen im größten Zeit-schriftenmarkt der Welt zu den Top 5 der Verlageaufrücken, und Fast Company passt hervorragendin diese Strategie.“ Auch in anderen Ländern wur-den Titel zugekauft, in Frankreich etwa Femme,überwiegend wurden allerdings neue Titel selbst inden Markt gebracht. Dass auch dem in der Bran-che sehr angesehenen Auslandsmanager Axel Ganznicht alles gelingt, zeigte sich in Großbritannien.Trotz etlicher Versuche hat Ganz die nötige Ver-lagsgröße dort nicht erreicht. Im letzten Jahrwurde das Engagement durch den Verkauf der bri-tischen Tochter beendet. In Österreich wurde dieFellner-Gruppe durch eine Fusion mit den Zeit-schriften des Kurier deutlich gestärkt (vgl. dasKapitel über den WAZ-Konzern).

Die Tageszeitungen im Ausland sind hoch profi-tabel. Dies gilt insbesondere für die führende Zei-tung in Ungarn, Nepszabadsag. Kleinere Titel inUngarn wurden im letzten Jahr abgegeben. Auchin Rumänien und der Slowakischen Republik wer-den auflagenstarke Titel verlegt. Jüngst kam eine49-Prozent-Beteiligung in Jugoslawien bei denTages- und Wochenzeitungen Blic hinzu.

Das Zeitungsgeschäft wird künftig von AchimTwardy (noch bei Springer) geführt werden. Vor-gänger Kundrun hat in diesem bei Gruner + Jahrjungen Geschäftsfeld auch Niederlagen erlebt. Soscheiterte etwa der Versuch, zusammen mit demFreiburger Verleger Michael Zäh kostenlose Sonn-tagsblätter nach dem Vorbild der Zeitung zumSonntag in anderen Städten der Republik zu etab-lieren. Die Hamburger haben sich inzwischen ausdiesem Markt im Inland zurückgezogen. Hierzu-lande wenig beachtet, verbreiten die Hamburgerüber ihr Beteiligungsunternehmen in Bukarestschon seit September 1999 das Gratisblatt Metro-bus (zweimal wöchentlich, 50 000 Exemplare). Ver-luste beschert die Berliner Zeitung, allerdings wer-den diese bereichsintern aufgefangen durch statt-liche Gewinne des Berliner Kurier und insbesonde-re der Sächsischen Zeitung in Dresden. Die Ham-burger Morgenpost wurde nach langen Verlustjah-ren abgegeben und kann das Ergebnis künftignicht mehr belasten. (10) Stark beschäftigt hat denKonzern im letzten Jahr die Einführung der Wirt-schaftszeitung Financial Times Deutschland zu-sammen mit dem britischen Mutterhaus des ange-sehenen Titels. Damit ist im Februar letzten Jahres– außerhalb von lokal begrenzten Gebieten – erst-mals nach Jahrzehnten wieder eine Tageszeitung inder Bundesrepublik gegründet worden. Für dieMarkteinführung haben die beiden Häuser diestolze Summe von 150 Mio DM eingeplant. Bis-lang entwickelt sich der Titel nach Verlagsauskunftentsprechend den Erwartungen.

Im Zeitschriftenbereich wurde mit einer ähnlichenVerlagskonstellation der Titel National Geographicannähernd gleichzeitig im September 1999 inDeutschland, Polen und Frankreich eingeführt. InDeutschland hatte der Titel im dritten Quartal2000 eine geprüfte Auflage von 300 000 Exem-plaren. Weitere Neulinge waren Living at homeund Famous (zunächst unter dem Titel Biografiegestartet). Eingestellt wurde die Zeitschrift Konrad.Immer noch vage ist die Zukunft der einzigen Pro-grammzeitschrift, denn TV Today ist nach wie vordefizitär. Das People-Magazin Gala hat dagegeneine langjährige Verlustphase beendet. Im Segmentder Wirtschaftspresse ist Gruner + Jahr zumMarktführer aufgestiegen. Den Titel Capital kos-tete der Wechsel von der monatlichen zur zwei-wöchentlichen Erscheinungsweise Auflage (beisteigenden Werbebuchungen). Börse Online er-reicht bei hohem Anzeigenaufkommen inzwischeneine Auflage von über 250 000 Exemplaren, Bizzkommt auf 150 000 Exemplare und liegt damit aufder Höhe des Monatstitels impulse.

In der Fernsehproduktion nutzt der Verlag seineMarkennamen. Gruner + Jahr hat die Chancenvon Multimediaverknüpfungen früh erkannt undmit stern-tv eines der ersten Produkte dieser Artim Privatfernsehen lanciert. (11) Weitere Formatesind bzw. waren: „GEO 360 Grad“ (bei arte), „GEO-Dokumentation“ (VOX), „Börse Online“ (N 24),„P.M.-Reportage“ (VOX), „Tapetenwechsel“ (BR, inKooperation mit Neues Wohnen), „Brigitte TV“

Im Ausland vorallem auf US-Markt

Expansion ange-strebt, britische

Tochter verkauft

Tageszeitungen imAusland hoch

profitabel

Inland: Trennung vonHamburger Morgen-post, Neueinführungvon Financial TimesDeutschland

Neueinführungenund Einstellungenauch bei den Zeitschriften

Bereich Fernseh-produktion

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(ARD), „Bizz“ (Pro 7). Jüngst hat der Konzern dieMehrheit an der Fernsehtochter verkauft und hältnur noch 25 Prozent an dem Unternehmen.

Rasanter als die TV-Produktion entwickelt sich derOnlinebereich. Gruner + Jahr ist mit praktischallen Titeln im Internet vertreten. Wie gering dieEinnahmen allerdings nach wie vor sind, weist diejüngste Bilanz aus. Danach wurde der Nettowerbe-umsatz im Geschäftsjahr 1999/2000 zwar verdop-pelt, blieb mit 25 Mio DM für den Konzern aller-dings marginal. Gruner + Jahr investiert freilichauch außerhalb der eigenen Marken und hat sichauch bei Lycos Deutschland oder bei E-Commerce-Unternehmen engagiert. Die Spanne reicht vomImmobilienmarkt über Reisen bis zum Autohan-del. Dafür ist der Konzern diverse Joint-Venturesmit namhaften Partnern wie dem Otto-Versand, derDirekt Anlage Bank oder der Dekra eingegangen.Die Onlineaktivitäten sind in der G+J ElectronicMedia Service GmbH (EMS) gebündelt, die auch inden nächsten Jahren zu den Investitionsschwer-punkten gehören soll.

Der Kirch-KonzernDer Kirch-Konzern hat eine radikale Umorganisa-tion nahezu abgeschlossen. Diese Veränderungenwaren wegen der zeitweiligen Liquiditätsproblemeökonomisch unvermeidlich und wegen des Wech-sels vom – inzwischen über 70jährigen – Alleinbe-sitzer Leo Kirch auf eine kleine Eignergruppe ge-boten. Die angestrebte Rechtsform der Aktienge-sellschaft hat den Unternehmer zudem zu mehrTransparenz gezwungen, die Kirch zuvor abgelehnthat, die aber gerade für ein Medienunternehmeneine Selbstverständlichkeit sein müßte. Parallel zudieser Umstrukturierung ist es dem Konzernzudem gelungen, wesentliche Geschäftsfelder wieetwa den Bereich des Free-TV auszuweiten undgleichfalls neu zu strukturieren, den Rechtebestandsowohl im zentralen Fictionbereich als auch imSport auszubauen und letztlich auch das Pay-TVzu reorganisieren. Der Konzern scheint heute so-wohl im Free-TV als auch in der Produktion unddem Rechtehandel einschließlich des Sportbereichsgut aufgestellt. Erhebliche Probleme bereitet abernach wie vor das Pay-TV. Das reorganisierte Ange-bot des Senders Premiere findet zu wenig Akzep-tanz beim Publikum. (12) Die letzten Geschäfts-pläne mit deutlich steigenden Abonnentenzahlensind inzwischen schon wieder Makulatur. Der Ein-stieg des Medienmultis Rupert Murdoch hat zwarkurzfristig für Entspannung gesorgt, könnte sichaber wegen einiger ungewöhnlicher Vertrags-bestimmungen, auf die noch eingegangen wird,schon mittelfristig selbst als Problem erweisen.

Der Unternehmer Leo Kirch will sein Vermögen ineine Stiftung einbringen, die künftig alle Anteilean der Kirch Holding, der Konzernzentrale, haltensoll. Welche Rolle Sohn Thomas später im Unter-nehmen einnehmen wird, ist offen. Unterhalb die-ser Holding sind für die drei zentralen Konzern-bereiche weitere Holdings eingerichtet worden: dieKirchMedia, die KirchPayTV und die KirchBeteili-gungen. Das wichtigste Unternehmen ist dieKirchMedia GmbH & Co KG aA. Derzeitig besitztdie KirchHolding noch rund drei Viertel der An-teile. Hinzu kommen 6,7 Prozent von ThomasKirch. Mit dem angestrebten Börsengang soll derAnteil der Holding verringert, aber über 50 Prozentgehalten werden. Partner in der KirchMedia (über-wiegend auch bei der KirchPayTV) sind die US-Unternehmen Capital Research und die LehmanBrothers, der italienische Medientycoon Silvio Ber-lusconi über die Fininvest, der saudische InvestorAl Waleed und die deutsche Rewe-Gruppe, die ihrefrüheren Anteile an der ProSieben-Gruppe gegendie Beteiligung eingetauscht hat. Künftig dürfteauch noch Murdoch hinzukommen, der bislangschon wichtigster Partner im Pay-TV ist.

Die KirchMedia hat für 1999 erstmals einenGeschäftsbericht veröffentlicht. Danach hat dasUnternehmen knapp 4 Mrd DM umgesetzt. DieserUmsatz wurde mit jeweils rund 45 Prozent gleich-gewichtig in den Bereichen Rechtehandel und Pro-duktion sowie werbefinanziertes Fernsehen erzielt.Das Free-TV dürfte in den nächsten Jahren aberrasch zum mit Abstand wichtigsten Umsatzträgerwerden. Dies ist insbesondere auf die Fusion derbeiden bis dahin konkurrierenden Anbieter ProSie-ben und SAT.1 zurückzuführen. Die neue ProSie-ben SAT.1 Media AG wird beherrscht von derKirchMedia, die 88,5 Prozent der Stammaktienhält. Die ProSieben SAT.1 Media AG betreibt nebenden Programmen SAT.1 und ProSieben auch Kabel1 und den Nachrichtensender N 24. Hinzu kom-men dürften künftig Anteile am einstigen Pro-gramm TM3. Daneben besitzt die KirchMedia voll-ständig den Spartensender DSF und ein Viertel derAnteile am erfolgreichsten spanischen PrivatsenderTelecinco.

Über diverse Tochterunternehmen gehörenauch Produktionsunternehmen zur KirchMedia,u.a. die Fiction-Spezialisten CBM und die NeueDeutsche Filmgesellschaft samt diverser Töchter,der Generalist Janus oder die Game-Show-Pro-duzenten Glücksrad und Geh aufs Ganze. Hinzukommen Dienstleistungsunternehmen, unter denendie PlazaMedia (Unterföhring) als Studiobetreiberund zentraler Sportproduzent insbesondere fürDSF und Premiere einen besonderen Stellenwerthat.

Der Bereich des internationalen Rechtehandelsund der Produktion ist in die EpsilonMediaGroupeingebracht worden. Die Anteile halten hälftig dieKirchMedia und die italienische Mediaset aus demBerlusconi-Konzern. Die neue Gesellschaft finan-ziert insbesondere internationale Koproduktionenund erwirbt vornehmlich auf dem US-Markt Sen-

Onlinebereich

Umorganisation nahezu

abgeschlossen

Holding-Struktur mitKirchMedia als wichtigstem Unternehmen

KirchMedia 1999 mit knapp 4 Mrd DMUmsatz

Rechtehandel undProduktion in EpsilonMediaGroupeingebracht

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derechte. Nicht ohne Stolz vermerkt der Geschäfts-bericht, dass 1999 trotz der steigenden Konkurrenzanderer Anbieter die Hälfte aller amerikanischenKinoerfolge über die KirchMedia auf den deut-schen Fernsehmarkt gelangten. Der Rechtebestandist immens groß. 1999 soll er insgesamt 64 000Programmstunden umfasst haben: rund 42 000Stunden mit Serien, 20 000 Stunden mit Spiel-filmen und 2 700 Stunden TV-Movies. (13) In denklassischen Genres Drama, Krimi, Komödie undAction stehen jeweils Kontingente mit fünfstelligenProgrammstunden zur Auswahl.

Der gleichfalls große Bestand an Kinderprogram-men ist in die Gesellschaft Junior.TV ausgelagertworden, die jeweils zur Hälfte zur KirchMedia undzur EM TV Merchandising AG gehört. Die EM TVAG zahlte für die teilweise Übernahme des Rechte-pakets eine halbe Mrd DM. Nun soll ein Teil derRechte indirekt wieder an die KirchMedia zurück-fallen. Nach dem Börsencrash des einstigen Starsam neuen Markt will die KirchMedia 16,7 Prozentder EM TV-Anteile übernehmen und vom Unter-nehmensgründer Thomas Haffa zudem weitere 9Prozent der Stimmrechte erhalten, so dass dieKirchMedia bei EM TV über eine Sperrminoritätverfügte. Für 550 Mio Dollar will der Konzernzudem 25 Prozent an der Formel-Eins-Holdingkaufen. Weitere 25 Prozent blieben bei EM TV.Auch diese Pläne haben erneut gezeigt, dass dieKirchMedia in der Lage ist, auch kurzfristig finan-zielle Transaktionen von erheblicher Größenord-nung vorzunehmen.

Mit dem Engagement in der Formel 1 würde derKonzern zugleich seine Position im Rechtehandelmit Sportereignissen stärken. Die diversen Unter-nehmen in dieser Branche wurden in der Taurus-Sport GmbH zusammengefaßt. Parallel wurde derBesitz bei allen Gesellschaften auf eine Mehrheiterhöht. Kernstücke der Sportrechte sind die Fuß-ball-Bundesliga und die beiden nächsten Welt-meisterschaften. Der Gesamtkonzern ist damitnicht nur in der Lage, die Pay- und Free-TV-Rechtenach eigenem Gusto auf seine Sender aufzuteilen,sondern verfügt zudem über eine wertvolle Wareim Rechtehandel.

Auch wenn sich der Kirch-Konzern schon vor Jah-ren aus dem Kino- und Verleihgeschäft in Deutsch-land weitgehend zurückgezogen hat, dürfte dieKirchMedia hierzulande heute das einzige Unter-nehmen mit einer nahezu kompletten Struktur imSinne einer vertikalen Verwertung sein. Im milliar-denschweren Free-TV-Markt der Bundesrepublik istder Bertelsmann-Konzern als einziger Konkurrentvon Rang überholt worden. Bertelsmann ist mitder RTL Group zumal in der Veranstaltung vonFernsehprogrammen allerdings stärker internatio-nalisiert als die KirchMedia. Diese wiederummacht den Mangel über die Verbindungen zu ihrenEignern Berlusconi und Murdoch wett. Zum Ab-runden des Geschäfts gehörte jüngst auch der Ein-stieg in den Markt des Teleshopping. Schon zuvorwar Thomas Kirch an dem Anbieter H.O.T. betei-

ligt. Im Zuge der Veränderungen bei dem ehemali-gen Sender TM3 soll dieses Engagement verstärktwerden. (14) Kirch hat auch in diesem Bereich in-zwischen die Nase vorn. Der Konkurrent RTL hegtallerdings ebenfalls Pläne für das Teleshopping.

Die KirchHolding hält derzeit noch knapp 70 Pro-zent an der Pay-TV-Gesellschaft, in die insbesonde-re der 95-Prozent-Anteil am Unternehmen Premie-re eingegliedert worden ist. Daneben sind auch dieAnteile an den Spartenanbietern DiscoveryChannelDeutschland, GoldStarTV und Krimitel sowie amSchweizer Teleclub und den mit Premiere verbun-denen Dienstleistungsunternehmen (u. a. Abonnen-tenverwaltung, Call-Center) in die neue Holdingeingebracht worden. Sie ist die Achillesferse desKonzerns, denn nach wie vor ist der Sender Pre-miere hoch defizitär. Die mit der Neuausrichtungauf ein vielkanaliges digitales Angebot verbunde-nen Erwartungen auf schnell steigende Abonnen-tenzahlen sind kräftig enttäuscht worden. Statt derbereits für Ende letzten Jahres erwarteten 2,9 Mil-lionen Abonnenten gibt Premiere mit 2,2 Millioneneine stagnierende Kundenbasis an. Die meisten Be-zieher der unterschiedlichen digitalen Programm-pakete sind Altkunden des einkanaligen Premiere-programms. Auch teure Werbekampagnen habenbislang nicht erreicht, die Abonnentenzahl auchnur annähernd auf die Größenordnungen von An-bietern etwa in Frankreich oder in Großbritannienzu schrauben. Weder Umgruppierungen innerhalbder einzelnen Programmpakete noch neue Ange-bote haben bislang geholfen. Selbst das Sportpaketmit den Übertragungen sämtlicher Fußball-Bun-desligaspiele hat deutlich weniger Fans angespro-chen als erwartet. Speziell dieses Paket kommtPremiere wegen der Rechtekosten und der Produk-tionskosten besonders teuer.

Geprägt durch die negativen Erfahrungen mit derAbonnentenentwicklung, veröffentlicht Premiereinzwischen keine Prognosen über die Geschäftsent-wicklung mehr. Auf der Basis älterer Angabenzeigt sich aber, dass der Unternehmensumsatznoch deutlich unter den Kosten liegt. Der Break-even musste immer weiter in die Zukunft gerücktwerden. Damit erhöhen sich die ohnehin gewal-tigen Anlaufkosten noch weiter. Der HaupteignerKirch muss die Verluste tragen, auch wenn er in-zwischen Partner für sein Pay-TV-Unternehmen ge-funden hat. Mit einem Anteil von gut 20 Prozentist der von Rupert Murdoch kontrollierte britischeAnbieter BSkyB der wichtigste unter ihnen.

Gerade dieser Kooperationsvertrag hat es aber insich. Kirch musste aus der Position der Schwächeungewöhnliche Konditionen akzeptieren. Mit demGeld der Briten erhielt das Unternehmen zunächstzwar finanziellen Spielraum, eine Ausstiegsklauselkönnte sich aber als Stolperstein erweisen.Murdoch hat sich das Recht ausbedungen, seine

Kinderprogramme inGesellschaft

Junior.TV eingebracht

Sportrechtehandel inTaurusSport GmbH

zusammengefaßt

Konzern-Struktur imSinne vertikaler

Verwertung nahezukomplett

KirchPayTV GmbH &Co KG aA: Premierenach wie vor defi-zitär

Enorme Anlauf-verluste zwangen zurSuche nach Partnern

Kooperation mitMurdoch mit vertraglichen Risiken

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Anteile im nächsten Jahr bei mangelndem Ge-schäftserfolg zum Einstandspreis zurückgeben zukönnen oder aber selbst 51 Prozent der Pay-TV-Holding zu übernehmen. Kirch steht unter Erfolgs-druck. Die Bareinlage von Murdoch dürfte inzwi-schen bereits aufgezehrt sein, und die ursprüng-liche Überkreuzbeteiligung mit BSkyB ist bereitsversilbert. Der Anteil an dem in Großbritannienerfolgreichen Anbieter hatte zunächst 4,3 Prozentbetragen und war vom Kirch-Konzern als Einstiegin den britischen Markt gefeiert worden. Wiewenig Murdoch dem Partner Kirch traut, zeigt sichauch in einem Vetorecht, das Murdoch genießt,auch ohne eine Sperrminorität zu besitzen. Für Ge-schäftsabschlüsse mit einem Volumen von mehrals 75 Mio DM benötigt die UnternehmensleitungMurdochs Zustimmung.

Die schlechte Verhandlungsposition von Kirchgegenüber Murdoch resultierte auch aus einem ge-

scheiterten Versuch, für Premiere in den USA Inve-storen zu finden. Nachdem die geplante Anleiheals hoch risikoreich eingestuft worden war, musstedas Unterfangen aufgegeben werden. Murdochhatte anschließend alle Trümpfe in der Hand.

Wenn Premiere scheitern sollte, wird das weit-reichende Folgen für den Kirch-Konzern haben.Abgesehen von den Milliardenverlusten würdeauch Kirchs Position im Rechtehandel tangiert. Bis-lang ist allein Kirch im deutschen Markt in derLage, insbesondere US-Unternehmen Komplettan-gebote für die Rechteverwertung im Pay- wie imFree-TV anzubieten.

Glanzstück der Neustrukturierung des Kirch-Kon-zerns ist die Fusion der ProSieben-Gruppe mitdem Sendeunternehmen SAT.1. Seit den Anfängendes Privatfernsehens hat Leo Kirch um den Ein-fluss bei SAT.1 gekämpft. Zunächst kaschiert undspäter offen hat er gegen die Phalanx von Verle-gern gestritten, die in den frühen Tagen unter demTerminus Verlegerfernsehen ein informationshalti-ges Programm etablieren wollten, damit aber

ProSieben SAT.1Media AG: Fusion ermöglicht Optimie-rung der Free-TV-Angebote bei Werbekunden undPublikum

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scheiterten und sich letztlich allesamt aus dem Un-ternehmen zurückgezogen haben. Einzig an Bordgeblieben ist bislang der Springer-Konzern, der ander neuen AG mit noch 11,5 Prozent beteiligt ist.Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Kon-zern sich demnächst von den einflusslosen Antei-len trennen wird. Die KirchMedia hat mit einemdurchgerechneten Anteil von 52 Prozent dasSagen, nachdem der einstige ProSieben-Aktionär,die Rewe-Gruppe, sein Paket gegen eine Beteili-gung an der Holding eingetauscht hat. Gut einDrittel der neuen AG befindet sich im Streubesitz.Das neue Unternehmen dürfte einen Jahresumsatzvon über 4 Mrd DM erreichen.

Der Kirch-Konzern hat damit optimale Möglich-keiten, im Free-TV mit aufeinander abgestimmtenProgrammen um das Publikum und insbesondereum die Werbemilliarden zu buhlen. Schon heuteist das Unternehmen der größte Anbieter im Wer-bemarkt. Ist die gerade erst begonnene Feinjustie-rung der Programme SAT.1, ProSieben, Kabel 1und N 24 erst abgeschlossen, dürfte diese Positionnoch deutlich besser sein. Welche Synergieeffektezudem im Verbund zu erzielen sind, zeigt sich ex-

emplarisch beim Nachrichtenangebot. Künftig sollder neue News-Sender N 24 zentrale Steuerungs-funktionen übernehmen und für die Schwesterun-ternehmen die Nachrichtensendungen produzieren.Die Kostenvorteile sind immens. Allein bei SAT.1sollen sie 50 Mio DM pro Jahr betragen. (15)

Zugleich zeigt sich an dieser Entwicklung, wiewenig die Regelungen zur Vielfaltsicherung inDeutschland noch zu bewirken vermögen. Dassheute mit dem für den Informationsbereich zustän-digen ehemaligen Springer-Manager Claus Larassein Einzelner die letzte Entscheidung über dieNachrichtensendungen von drei bedeutenden Pro-grammen und zudem über einen News-Kanal hat,ist genau das Gegenteil von Vielfalt. Aber selbst

Senderverbund ver-deutlicht Ohnmachtder Vielfaltsicherun-gen in Deutschland

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wenn die zuständigen Landesmedienanstalten ge-gen diesen geballten Einfluss auf die öffentlicheMeinungsbildung vorgehen wollten, wären ihnendie Hände gebunden, weil die Gesetzgeber dieKonzentrationskontrolle zugunsten von medien-wirtschaftlichen Interessen ausgehöhlt haben. (16)Künftig dürfte in den Verbund wohl auch der ehe-malige Sender TM3 verstärkt eingebunden werden,wenn der Kirch-Konzern das Unternehmen von sei-nem Partner Murdoch weitgehend übernehmensollte. (17) Zugleich hat der Konzern damit einenzwar nur wenig lästigen Konkurrenten ausgeschal-tet, der aber immerhin anderen zum Einstieg inden deutschen Markt hätte dienen können. Ähn-lich war der Konzern in der Vergangenheit bereitsbei den Übernahmen der ehemaligen Sender Tele5 oder Musicbox vorgegangen. Dass nun auch dieTeleshopping-Aktivitäten des Senders H.O.T., andem nominell Kirch-Sohn Thomas beteiligt ist, inden Verbund integriert werden sollen, rundet dasBild ab.

Der neue Senderverbund mit seinem großenProgrammbedarf stellt zugleich auch eine Auslas-tungsgarantie für die zahlreichen Produktionsun-ternehmen des Konzerns (18) und eine Abnahme-garantie für den Bereich des Rechtehandels dar.Die Bemühungen des zentralen Konkurrenten Ber-telsmann bzw. RTL Group sind in dieser Hinsichtbei weitem nicht so weit entwickelt. Den wahr-scheinlich einzigen Schwachpunkt in dieser Ver-wertungskette, den Entertainment-Bereich, soll nunder ehemalige SAT.1-Chef Fred Kogel beheben.

Als kleinstes Glied in der Verwertungskette dientdas Ballungsraumfernsehen. In dieser in Deutsch-land im Vergleich zu anderen Ländern noch deut-lich unterentwickelten Sparte hat sich der Kirch-Konzern zum wichtigsten Player entwickelt. DieMetropolensender tv.berlin und tv.münchen ge-hören vollständig zum Verbund, der Konkurrent inMünchen hat inzwischen die Segel gestrichen; beiHamburg 1 besteht nach diversen Anteilsaufkäufeninzwischen eine Mehrheit von knapp 90 Prozent;in Nordrhein-Westfalen will der Konzern im Ver-bund mit der DFA Deutsche FernsehnachrichtenAgentur mitmischen.

Als einzige der drei aktiven Holdings ist die Kirch-Beteiligungs GmbH & Co KG nicht als Aktienge-sellschaft konstruiert worden, soll demnach wohlvollständig im Besitz des Konzerns bleiben. Der-zeitig stellt der Beteiligungsbesitz so etwas wieeine Restgröße all jener Unternehmen dar, dieweder in die KirchMedia noch in die PayTV AGpassten. Wertvollster Teil ist die Beteiligung inHöhe von 40 Prozent an der Axel Springer-VerlagAG (vgl. das Kapitel zum Springer-Konzern). Zu-kunftsträchtig ist das Unternehmen BetaTechnik,zu der die Weiterentwicklung des Decoders d-boxgehört. Auch die Beteiligungen an Kinos vornehm-

lich in Österreich und der Schweiz gehören zumUnternehmen. Nach dem Börsengang der Constan-tin Film AG in München beträgt der Anteil an demFilmproduktions- und Verleihunternehmen noch24 Prozent. (19)

Axel Springer-Verlag AGIm Springer-Konzern herrscht insbesondere in derVorstandsetage seit dem Tod des KonzerngründersAxel Cäsar Springer ein stetiges Stühlerücken. Mitden jüngsten personellen Veränderungen im Vor-stand gehen nun auch weitgehende Umbesetzun-gen in den Chefredaktionen der wichtigsten Blätterdes Konzerns einher. Auffällig ist eine deutlicheVerjüngung. Vorstandsvorsitzender bei Springerwird Anfang nächsten Jahres Matthias Döpfner (37 Jahre), der zuletzt Die Welt leitete und derzeitigals Vorstand sowohl den Zeitungsbereich als auchdie Multimedia-Aktivitäten verantwortet. Döpfnerwird Gus Fischer ablösen, der erst vor drei Jahrenzu Springer kam, seine sehr weitreichenden Vor-stellungen über die Expansion, Diversifizierungund Internationalisierung des Konzerns aber nichtumsetzen konnte. Als Zeitungsvorstand abgelösthat Döpfner bereits Claus Larass, der als Kronprinzgalt, inzwischen aber zum Kirch-Konzern abgewan-dert ist. Für die Auslandsaktivitäten zeichnet An-dreas Wiele (37 Jahre) verantwortlich. BILD-ChefUdo Röbel wird sich künftig um den vergleichs-weise kleinen Bereich Bild online kümmern. MitKai Diekmann (36 Jahre) steht sein Nachfolger be-reits fest. Diekmanns Karriere schien unter demfrüheren Vorstands-Chef Jürgen Richter bereits be-endet. Nun wird er parallel auch zum Herausgebervon Bild und Bild am Sonntag berufen und damitso etwas wie der erste Journalist bei Springer. AlsChefredakteur bei der Welt am Sonntag folgt Diek-mann Thomas Garms (42 Jahre), der zuletzt dieKörperkult-Zeitschrift Mens Health leitete. Letztlichwurde auch der langjährige Chefredakteur der Bildam Sonntag, Michael Spreng, abgelöst.

Die personellen Veränderungen werden zu einerZeit vollzogen, in der viele Titel des Konzerns be-merkenswert gut im Markt stehen. Das gilt auchfür den Konzern insgesamt. Gus Fischer hat 1999die einst angestrebten Umsatzsprünge zum erstenMal teilweise realisiert. Der Konzern legte um 8,3Prozent auf 5,2 Mrd DM zu. Der Jahresüberschussblieb mit 5,7 Prozent für ein Verlagshaus allerdingsbescheiden. Die Investitionen erreichten mit 476Mio DM ein Rekordniveau. (20) Die Aktionäredurften dennoch zufrieden sein, denn die Dividen-de lag mit 28 DM immerhin doppelt so hoch wie1995, und im selben Zeitraum ist die Aktie fast aufden zweieinhalbfachen Wert gestiegen. Auch dieEigenkapitalquote ist stetig gestiegen und liegt bei33,7 Prozent. Trotz dieser zuletzt positiven Ent-wicklung hat die Hauptaktionärin Friede Springeraber offenbar Handlungsbedarf für die zahlreichenpersonellen Veränderungen gesehen. Da wirtschaft-liche Gründe aktuell nicht gegeben waren, habenBeobachter vielfach politische Gründe unterstellt.Das Haus Springer solle wieder stärker durch einekonservative Linie geprägt werden.

Kirch auch wichtigster Akteur im

Ballungsraum-fernsehen

KirchBeteiligungsGmbH & Co KG

Umfangreiche personelle Verände-rungen in führendenPositionen

Marktlage des Konzerns ist gut

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Das mit Abstand wichtigste Geschäftsfeld bildenbei Springer die Zeitungen, die 1999 mit knapp 3 Mrd DM einen Umsatzanteil von 56 Prozent er-reichten. Sie sind die eigentliche Cash-Cow des Un-ternehmens. Der Zeitungsbereich steuert mehr als80 Prozent zum Jahresergebnis bei. Selbst der mitrund 1,4 Mrd DM gleichfalls umsatzstarke Zeit-schriftenbereich verblasst dagegen mit einem Jah-resergebnis von 44 Mio DM. Die Umsatzrenditefällt mit 3,3 Prozent schwach aus. Der Bereich derBuchverlage hat, bedingt durch Zukäufe und dieReorganisation zur Verlagsgruppe Econ UllsteinList, den Umsatz kräftig auf 150 Mio DM ausge-weitet. Zugleich wurde der Bereich aber erstmalsvon den elektronischen Medien (164 Mio DM)übertroffen. Beide Segmente steuerten zum Ge-samtumsatz nur jeweils rund 3 Prozent bei. Dieelektronischen Medien haben dabei ein positivesErgebnis erzielt, der Buchbereich war erneut defi-zitär. Der Auslandsumsatz wurde um mehr als einViertel auf 800 Mio DM gesteigert, liegt mit 15,5Prozent im Vergleich zu anderen Konzernen aberimmer noch relativ niedrig.

In der Produktpalette haben sich im Zeitungs-bereich analog zu den annähernd statischen Ver-hältnissen in der Branche kaum Änderungen erge-ben. Wie engagiert Springer den Status quo vertei-digt, hat sich exemplarisch in Köln gezeigt, wo derKonzern als Abwehrmaßnahme gegen eine Gratis-zeitung mit Köln extra ein ähnliches Produkt star-tete. Die zeitweilig auch im Markt der Sonntagszei-tungen drohende Konkurrenz durch kostenloseTitel scheint sich erledigt zu haben (vgl. dazu dasKapitel zu Gruner + Jahr). Erstaunlich entwickelthat sich Springers Flaggschiff Die Welt. HoheInvestitionen in das Blatt haben zu deutlichen Zu-wächsen im Anzeigen- und Lesermarkt geführt.

Im dynamischen Zeitschriftenmarkt hat Springersowohl mit neuen Titeln als auch durch Zukäufeseine Aktivitäten ausgeweitet. In der Gruppe derWirtschaftstitel ist Springer inzwischen mit demEuro am Sonntag, mit Finanzen und mit dem Neu-ling Aktienresearch präsent. Bei den Jugendzeit-schriften gelang durch die Übernahme der Titelaus der Schweizer ehemaligen Marquardt-Gruppeder Einstieg. Mädchen, Miss Beauty and more undPopcorn wurden inzwischen um den Neuling Yamergänzt. Dem sehr erfolgreichen Titel ComputerBild wurde Computer Bild Spiele beigestellt. Nachjahrelangen Überlegungen wurde auch der Bereichder Spezialzeitschriften, die bislang im Top SpecialVerlag erschienen, neu geordnet. Springer hat seinTochterunternehmen mit dem Jahr Verlag fusio-niert und hält am neuen Unternehmen genau wieder Partner 50 Prozent. Insbesondere durch dieneue Größe dürfte der Jahr Top Special Verlag bes-sere Marktchancen haben. (21) Zudem hat der Ver-lag Anfang des Jahres die Autozeitschriften einermittelständischen Verlagsgruppe in Baden-Würt-temberg übernommen. Der kleine Bereich derFachzeitschriften wurde mit dem Verkauf derMedical Tribune aufgegeben. Hinzu gekommensind durch eine Beteiligung am Yukon Verlag inMünchen Aktivitäten bei den Kundenzeitschriften.

Im Ausland ist die Beteiligung am Ringier-Verlagin der Tschechischen und Slowakischen Republikverkauft worden. Andererseits sind die Aktivitätenin Frankreich und in Portugal leicht ausgebautworden.

Im Fernsehbereich verliefen die Entwicklungen un-terschiedlich. Während der Anteilsbesitz in derProduktion weiter ausgebaut worden ist, hat sichder Konzern aus der Programmveranstaltung fak-tisch verabschiedet. Als einer der wesentlichenGründungsväter des Senders SAT. 1 hatte der Kon-zern die lange und kostspielige Aufbauphase finan-zieren müssen. Nach der Fusion des Senders mitder ProSieben-Gruppe hält Springer nur nocheinen Anteil von 11,5 Prozent an dem neuen Ge-meinschaftsunternehmen. Der bei SAT.1 noch be-stehende Einfluss auf die Informationssendungendes Programms ist verloren. Ein ausschließlichesFinanzinvestment liegt aber nicht auf der Linie desKonzerns, so dass ein Verkauf des einflusslosen Be-teiligungspakets wahrscheinlich erscheint. Auchstrategisch scheint eine direkte Beteiligung anFernsehsendern zur gesicherten Auftragslage derProduktionsfirmen nicht nötig, so lange die Bezie-hungen zum zweitgrößten Aktionär Springers,dem Kirch-Konzern, nicht – wie in der Vergangen-heit – getrübt sind. Ein anderer Teil der Produk-tionsunternehmen dürfte über den MiteignerStudio Hamburg von den Beziehungen zum NDRprofitieren.

Im privaten Hörfunk gehört Springer nationalnach wie vor zu den bedeutendsten Anteilseignern.Eine Ausweitung der Aktivitäten hat in den letztenJahren aber nur noch über Beteiligungsunterneh-men, insbesondere über Radio Schleswig-Holstein,stattgefunden.

Die Internetangebote des Konzerns sind, gestütztauf die eingeführten Marken der Printtitel, gutnachgefragt. Gerade den Onlinebereich will derkünftige Konzernchef massiv ausbauen und Sprin-ger damit auch neue Geschäftsfelder erschließen.Im E-Commerce ist der Konzern mit Beteiligungenbeispielsweise am Internetbuchhändler Booxtranur schwach vertreten. Wenn die Branchenerfah-rung „Content is king“ im Onlinebereich Zukunfthat, verfügt der Konzern über reichhaltige Ressour-cen.

Georg von Holtzbrinck GmbH & Co KG, StuttgartMit einem Umsatz von 4,14 Mrd DM ist der Holtz-brinck-Konzern in Stuttgart das drittgrößte Medien-haus Deutschlands. In den letzten zehn Jahren istder Umsatz verdreifacht worden. Heute werden11 500 Mitarbeiter beschäftigt. Der Schwerpunktliegt mit etwa zwei Dritteln der Mitarbeiter nachwie vor in Deutschland. Das Unternehmen agiertaber längst international und ist seit der Über-nahme der Londoner Verlagsgruppe Macmillan

Zeitungen mit Umsatzanteil von

56 % (1999) wichtig-stes Geschäftsfeld

Zukäufe im Zeitschriftenmarkt

Fernsehsektor: Ausbau im Produk-tionsbereich, Rückzug bei Programmver-anstaltern

Springer-Konzern bedeutender Anteils-eigner im privatenHörfunk

Onlinesektor sollausgebaut werden

Nach Umsätzen drittgrößtes MedienunternehmenDeutschlands

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(inzwischen zu 100 %) ein internationaler Player.Auch die Diversifizierung des einst allein ausBuchverlagen und einem Buchclub bestehendenUnternehmens ist weit gediehen, wenngleich derGroßteil des Umsatzes weiterhin im Stammge-schäft erzielt wird. Die wenigen vom Konzern ver-öffentlichten Unternehmensdaten lassen genauereAngaben nicht zu. Der Konzern ist kerngesund undhat nach der gewichtigen Übernahme der Macmil-lan-Gruppe 1995 schnell zu alter Solidität zurück-gefunden. Das manager magazin bezifferte dieEigenkapitalquote 1999 mit 45 Prozent. (22) Zudieser Solidität trägt eine vertragliche Regelungder drei Holtzbrinck-Geschwister bei, mit der siesich verpflichten, mindestens 80 Prozent des Ge-winns im Unternehmen zu belassen.

Das Unternehmen „versteht sich längst als Con-tentprovider, der seine Inhalte in jeder vom Kun-den gewünschten Form darbietet“ (Geschäftsbe-richt). Die Diversifikation verlief allerdings wech-selhaft. Im umsatzstarken Privatfernsehen ist derKonzern nur noch bei n-tv engagiert. Der BerlinerNachrichtensender hat in den ersten Jahren vielhöhere Investitionen verbraucht als erwartet, ist in-zwischen allerdings sehr profitabel. Für 1999wurde ein Gewinn von netto 16,5 Mio DM ausge-wiesen, der im letzten Jahr wohl noch deutlich ge-steigert worden ist. Holtzbrinck ist für die Werbe-akquisition und auch für die Zulieferung einzelnerSendungen zuständig. Ein Teil dieser Sendungenwird über ein gemeinsames Tochterunternehmenmit n-tv realisiert. Zudem leistet n-tv gute Dienstebei der Cross-Promotion für Printprodukte (u.a.Handelsblatt-Ticker; Tele-Börse). Partner bei n-tv istinsbesondere der US-Konzern AOL-Time-Warner.Eine Beteiligung am Sender SAT.1 wurde aufge-geben.

Wichtigster Partner der Stuttgarter ist das US-Un-ternehmen Dow Jones & Company Inc., mit demHoltzbrinck seit Jahren in einer strategischenAllianz verbunden ist. Diese Allianz ist stetig ge-wachsen und umfasst inzwischen auch die fürbeide Unternehmen wichtigen Wirtschaftszeitun-gen The Wall Street Journal und das Handelsblatt.Die Partner haben sich bei den Verlagen der bei-den Zeitungen wechselseitig Beteiligungen einge-räumt. Zur Kooperation mit den Amerikanerngehört darüber hinaus eine inzwischen mehrheit-liche Beteiligung an einem Wirtschaftsverlag inPrag und dessen Tochter in Bratislava sowie dieNachrichtenagentur vwd Vereinigte Wirtschafts-dienste. Trotz der Verbindungen des Holtzbrinck-Konzerns zum Sender n-tv hat die vwd ein ge-meinsames Tochterunternehmen mit der Agenturddp/ADN Allgemeiner Deutscher Nachrichten-dienst GmbH (ADN) aufgebaut, die zur ProSieben-Gruppe gehört und darüber eng verbunden ist mitdem neuen n-tv-Konkurrenten N 24.

Diese Verbindung mit dem Kirch-Konzern reihtsich ein in eine Folge verschiedenartiger Koopera-tionen mit Kirch. Dazu zählen Absprachen überdie frühe Entwicklung von SAT.1, häufig gegen die

übrigen Anteilseigner aus dem Verlegerlager, derVerkauf des Buchclubs an den Fernsehunterneh-mer Kirch oder die Beteiligung von Kirch am Ver-lag der Tageszeitung Main Post in Würzburg in dermarginalen Höhe von 1 Prozent.

Stark ausgebaut haben die Stuttgarter in jüngererZeit ihr Engagement im Internet. Für dieses Enga-gement hat das Unternehmen, das sich selbst eherals Unternehmensgruppe denn als Konzern ver-steht, die Eigenständigkeit der einzelnen Unterneh-men nur teilweise übernommen. Zwar agierenauch die einzelnen Zeitungsverlage im Netz, da-neben wurden aber mit der Economy One AG vonder Handelsblatt-Gruppe und der holtzbrinck net-worXs AG zwei Holdinggesellschaften gegründet.Der holtzbrinck networXs wurde ein Investitions-budget von jährlich 60 Mio DM eingeräumt, mitdem Beteiligungen an Internetunternehmen erwor-ben werden sollen. Schon für dieses Jahr rechnetder Konzern mit einem kumulierten Umsatz dieserUnternehmen von über 400 Mio DM. Zu diesenBeteiligungsunternehmen gehören etwa die WSIWebseek, Booxtra, xipolis.net oder Gauss Inter-prise. Legt man die Erfahrungen mit der Geschäfts-politik des Konzerns zugrunde, so dürften beigewinnträchtigen Unternehmen die Minderheits-anteile in den nächsten Jahren zu Mehrheitsbeteili-gungen aufgestockt oder zu vollständigen Über-nahmen ausgebaut werden.

Im Zeitungsbereich hat der Konzern seine Beteili-gungen teilweise sukzessive erhöht, so etwa inKonstanz (zunächst gegen den anhaltenden Wider-stand der Altbesitzer) oder zuletzt in Berlin beimTagesspiegel. Wohl vor allem weil in den letztenJahren geeignete Objekte nicht auf dem Marktwaren, ist der Anteilsbesitz im Zeitungsmarkt nichtmehr ergänzt worden. Holtzbrinck gehört in derBranche schon seit Jahren zu den größten Anbie-tern und liegt mit einem Marktanteil von 3,3 Pro-zent bei den verkauften Abonnementzeitungen imBundesgebiet (ohne die Fachtageszeitung Handels-blatt) auf Rang neun der größten Verlagsgruppen.(23) Hinzu kommt die führende WochenzeitungDie Zeit, die seit der Übernahme durch Holtz-brinck 1996 allerdings kaum zur Ruhe gekommenist. Die in den letzten Jahren sinkende Auflage hatzu wiederholten konzeptionellen und auch zu per-sonellen Änderungen in der Chefredaktion geführt.Gemessen am Werdegang anderer Wochenzeitun-gen steht Die Zeit allerdings nach wie vor gut da.

Die für den Holtzbrinck-Konzern traditionellwichtige Sparte der Wirtschaftspresse ist inzwi-schen wettbewerbsintensiver, nachdem sich immermehr Verlage in der werbeträchtigen Branche mitneuen Zeitschriften etablieren. Der Konzern hältder wachsenden Konkurrenz insbesondere mit derWirtschaftsWoche stand und hat mit der Tele-Börseselbst eine neue Zeitschrift gestartet.

Im Privatfernsehennur noch bei n-tv

engagiert

Seit längerem strategische Allianz

mit Dow Jones &Company Inc.

Verbindungen zumKirch-Konzern

Internetengagementstark erweitert

Beteiligungen beiZeitungen teilweiseerhöht

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Die Holtzbrinck-Strategie der sukzessiven Auswei-tung des Anteilsbesitzes gilt auch für den privatenHörfunk. Heute zählt der Konzern bundesweit zuden wichtigsten Eignern, da nicht nur Beteiligun-gen aufgestockt worden sind (etwa in Niedersach-sen oder Sachsen), sondern zudem die Expansiondieser Sender unterstützt worden ist. So ist derVeranstalter Hit-Radio Antenne Niedersachsen in-zwischen auch am dritten landesweiten Sender be-teiligt, und der Mannheimer Sender Radio Regen-bogen hat sich beim neuen Programm big.FM en-gagiert. Zudem wird das Know-how auch imEventbereich in Kooperationen mit weiteren Part-nern (z.B. mit dem Sender VH 1 oder dem Fußball-Bundesligisten Werder Bremen) genutzt.

Westdeutsche Allgemeine, EssenAn welcher Stelle der WAZ-Konzern, der sichneuerdings WAZ Mediengruppe nennt, unter dendeutschen Medienkonzernen genau rangiert, istnicht ausmachen. Der Konzern sieht sich selbsthinter Bertelsmann und Springer auf Rang drei.Mit der zuletzt genannten Umsatzzahl von knapp 4Mrd DM liegt er allerdings auch hinter dem Holtz-brinck-Konzern. Die Umsatzzahlen der WAZ sindallerdings vage, da der Konzern traditionell keineBilanz veröffentlicht und auch keinen Konsolidie-rungskreis benennt. Welche Beteiligungsunterneh-men in den Konzernumsatz einbezogen werdenund welche nicht, bleibt daher offen. Der Konzernmit 12 000 Mitarbeitern befindet sich an der Spitzein einem Umbruch. Ende 1999 ist GeschäftsführerGünther Grotkamp ausgeschieden, der den Kon-zern jahrzehntelang geprägt hat. Sein KompagnonErich Schumann ist ebenfalls bereits über 70 Jahrealt. Mit Bernd Nacke und Lutz Glandt sind inzwi-schen zwei weitere Geschäftsführer bestellt. DieNachfolger finden ein gut aufgestelltes Unterneh-men vor, das zu den renditestärksten Medienbetrie-ben der Republik gehört.

Der WAZ-Konzern hat in den letzten Jahren dieInternationalisierung insbesondere in Osteuropaweit vorangetrieben. Den frühen Investitionen inZeitungsverlage in Ungarn folgten Beteiligungenan Zeitungen und Zeitschriften in Bulgarien, Kro-atien und zuletzt Rumänien. Bei allen Engage-ments des Konzerns ist neben der Beteiligungs-höhe die Marktstellung der Unternehmen zentral.In Osteuropa handelt es sich entsprechend jeweilsum die national oder zumindest regional führen-den Anbieter.

Diese Marktmacht auf- und auszubauen hat ausge-hend vom Stammland Nordrhein-Westfalen auchfür die Engagements in Österreich und in Thürin-gen gegolten. In Österreich wurde rasch nach demEinstieg bei der führenden Tageszeitung Krone derzweitgrößte Titel des Landes, der Kurier, in dieDachgesellschaft Mediaprint einbezogen. Derzeitbestehen ähnliche Planungen auch für den Zeit-schriftenbereich, sind allerdings kartellrechtlichnoch nicht gebilligt. Danach sollen die bislang zumKurierverlag gehörenden Titel in die Fellner-Grup-pe eingebracht werden. Am neuen Großverlag soll

der Konzern mit 30 Prozent beteiligt werden. DenRest behalten die Alteigner Gruner + Jahr (bisher75 %) und die Fellner-Brüder (25 %). Die Fusion hatin Österreich für Aufsehen gesorgt, vor allem weildamit die beiden Nachrichtenmagazine News undProfil unter ein gemeinsames Dach gerieten.

Mit einer weiteren Fusion in Österreich solleine Schwachstelle beseitigt werden. Der Onlinean-bieter CityWeb Network wurde mit dem öster-reichischen Anbieter Lion.cc zusammengeführt.Der WAZ-Konzern ist an diesem Unternehmen mit25 Prozent plus einer Stimme beteiligt und hatzudem 10 Prozent am Mutterkonzern, der LibroAG, übernommen. Zusammen kommen die beidenDienste auf 120 000 Kunden. Zuvor war eine natio-nale Ausweitung des Cityweb in Deutschland ge-scheitert, nachdem sich der Partner Springer-Kon-zern schnell wieder aus dem Joint-Venture zurück-gezogen hatte.

Auch der Zeitschriftenbereich, der wegen des be-deutenderen Zeitungs- und Anzeigenblattgeschäfts(wöchentlich fast fünf Millionen Exemplare) immerein Schattendasein geführt hat, ist jüngst ausge-baut worden. Der WAZ-Konzern hat mit 75 Prozentdie Mehrheit am Gong Verlag in Nürnberg über-nommen. Der Konzern verstärkt sich mit demKauf im Markt der Publikumszeitschriften. Die Es-sener verfügten bislang über nur drei Yellow-Press-Titel, die im Tochterunternehmen Verlag Welt amSonnabend in Düsseldorf erscheinen. In der Ver-bindung der beiden Zeitschriftenverlage werdenvom WAZ-Konzern Synergiepotenziale gesehen.Diese wiederum waren bestimmend für das Kauf-interesse der WAZ. Wie diese Potenziale genutztwerden sollen und welche Standorte und Redaktio-nen davon betroffen sein werden, läßt der Konzernnoch offen. Insbesondere die Zeitschriften die aktu-elle und die 2 liegen mit ihren redaktionellenSchwerpunkten nah an den drei Yellow-Titeln derWAZ, die zuletzt Absatzprobleme hatten: Echo derFrau 387 000 Exemplare; frau aktuell 340 000;Neue Welt 392 000. Synergien könnten sich auchzwischen den Programmzeitschriften Gong, der in-haltsgleichen Bild + Funk und TV direkt sowie derFernsehbeilage des WAZ-Konzerns ergeben. DasSupplement BWZ erreicht in Nordrhein-Westfalenund Thüringen eine Gesamtauflage von 1,75 Mil-lionen Exemplaren. Der Gong Verlag erzielte zu-letzt einen Umsatz von rund 250 Mio DM. Da derWAZ-Konzern nicht alle Beteiligungsunternehmenübernommen hat, dürfte der zugekaufte Umsatzallerdings deutlich geringer sein.

Während Übernahmen im Zeitschriftenbereichwegen der bislang nachrangigen Rolle des Kon-zerns in dieser Branche kartellrechtlich unproble-matisch sind, sperrte sich das Bundeskartellamtgegen Beteiligungsprojekte der WAZ im Zeitungs-sektor. Nachdem der BGH im letzten Jahr eine

Weitere Expansionim privaten Hörfunk

Internationalisierungvor allem in

Osteuropa voran-getrieben

Starkes Engagementin Österreich

Mehrheit am GongVerlag übernommen

Beteiligungserhöhun-gen im Zeitungs-sektor teilweiseuntersagt

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Untersagungsverfügung des Bundeskartellamtesbestätigt hat, muss der Konzern seine Mehrheitsbe-teiligung an dem Regionalblatt Iserlohner Kreisan-zeiger und Zeitung wieder auf unter 25 Prozent be-grenzen. Den Beteiligungskonstrukteuren in Essendürften freilich Regelungen gelingen, die dentatsächlichen Einfluss nicht verändern. Dies ist fürden Konzern wichtiger denn je, nachdem er in Iser-lohn im letzten Jahr den eigenen Titel WestfälischeRundschau vom Markt genommen hat. Über diegleichfalls vom Bundeskartellamt verfügte Zurück-führung der Anteile an der Ostthüringer Zeitung inGera hat der BGH noch nicht entschieden. Nichtuntersagt worden ist die vollständige Übernahmeder beiden lokalen Wochenblätter Borbecker Nach-richten und Werdener Nachrichten am Stammsitzdes Konzerns in Essen.

Im Rundfunkbereich profitiert der Konzern vonden Aktivitäten der Bertelsmann AG. Die wesent-lichen Anteile der beiden Konzerne an der luxem-burgischen CLT sind vor Jahren in der GesellschaftBW TV zusammengeführt worden. Die Essenerhalten daran einen Anteil von 20 Prozent und sinddarüber an dem neuen Unternehmen RTL Groupdurchgerechnet mit 7,4 Prozent beteiligt (vgl. dasKapitel zur Bertelsmann AG). Eigenständig hält derWAZ-Konzern nach wie vor eine Beteiligung ambelgischen Produktionsunternehmen D & D Enter-tainment-Group und an zahlreichen lokalen Hör-funksendern in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kom-men über die österreichischen Verlage Beteiligun-gen an dortigen Radioprogrammen. Auch aneinem künftigen regionalen Fernsehprogramm fürNordrhein-Westfalen will sich der Konzern betei-ligen. Von der Landesanstalt für Rundfunk hat einKonsortium von WAZ-Konzern, DuMont-Schaubergin Köln und MediaConsult in Dortmund zwar dieLizenz erhalten, inzwischen klagt aber einer derunterlegenen Bewerber gegen diesen Bescheid.

Das Interesse der WAZ dürfte ohnehin wenigerdem landesweiten Fernsehen gelten als vielmehrBallungsraumangeboten. Über dessen Zulassungberät ähnlich wie in Hessen auch in Nordrhein-Westfalen der Gesetzgeber. Ein Ballungsraum-sender in den Großstädten des Ruhrgebiets würdesich aber just jener Werbemärkte bedienen, die derWAZ-Konzern überwiegend in den letzten Jahr-zehnten zu seinen Gunsten monopolisiert hat. Umdiese Werbemärkte geht es der WAZ. Mit landes-weitem Fernsehen hat sie als Gesellschafter derehemaligen Tele-West (in Kooperation mit RTL)negative Erfahrungen gemacht. Für die Ballungs-räume an Rhein und Ruhr bestehen andere Erwar-tungen.

Als neues Geschäftsfeld interessiert sich derKonzern – wie im übrigen auch andere Zeitungs-verlage – für die Postzustellung, ein Markt, der imZuge der Deregulierung für neue Investoren offensteht. Gerade der WAZ-Konzern kann dabei auf er-

hebliche Distributionserfahrungen basierend aufder Zustellung von Zeitungen und Anzeigenblät-tern zurückgreifen.

Bauer VerlagsgruppeDie Bauer Verlagsgruppe, wie sie sich neuerdingsnennt, ist als Zeitschriftenunternehmen nach wievor sehr erfolgreich. Nach eigener Darstellung er-reicht das Unternehmen im Inland als MarktführerAnteile von 53 Prozent der Gesamtauflage bei denProgrammzeitschriften, 36 Prozent bei der Yellow-Press und 49 Prozent bei den Jugendtiteln, hinzukommen 20 Prozent bei den Frauenzeitschriften.Auch in Osteuropa sind in den letzten Jahren statt-liche Positionen erarbeitet worden: In Polen istBauer mit 15 Titeln klar der Marktführer bei denZeitschriften, in der Tschechischen Republik im-merhin auf Platz zwei. Sowohl im Inland als auchim Ausland werden vertriebsstarke Titel verlegt,von denen eine ganze Reihe weit über eine MillionExemplare verkauft, so auch die noch relativ jungeProgrammzeitschrift TV 14, die zuletzt 1,7 Millio-nen Exemplare absetzte. Eine Schwäche ist aller-dings nach wie vor das Anzeigengeschäft, das nurgut 600 Mio DM erreicht, während die Vertriebs-erlöse deutlich über 2 Mrd DM betragen. Da derVertrieb im wettbewerbsintensiven deutschenMarkt kaum noch Zuwächse erlaubt, hat dasUnternehmen nun eine Trendwende angekündigt:„Die Bauer Verlagsgruppe agiert angesichts derMarktentwicklung aber nicht mehr nur als reinerVertriebsverlag, sondern focussiert sich intensiverauf das Anzeigengeschäft.“

Auch der relative Bedeutungsverlust des deutschenMarktes setzt sich im Konzern weiter fort. Beieinem seit 1997 praktisch stagnierenden Gesamt-umsatz in Höhe von 3 Mrd DM wird das Auslands-geschäft immer wichtiger. 1999 wurde im Auslandein Umsatz von 985 Mio DM erzielt. Das entsprichteinem Auslandsanteil von 31,9 Prozent. Schon imletzten Jahr dürfte das 1999 gesteckte Ziel, im Aus-land ein Drittel des Gesamtumsatzes zu erlösen,erreicht worden sein. Da der Konzern auch für dasJahr 2000 von einem annähernd konstanten Um-satz ausgeht, gehen die Zugewinne im Ausland er-neut auf Kosten des Inlandsumsatzes.

Dies liegt auch an der bislang hierzulande nur an-gekündigten, aber nicht vollzogenen Ausweitungin anderen Geschäftsfeldern. Weder die positiveEntwicklung des Beteiligungsunternehmens RTL IInoch die im Zuge der Digitalisierung erwarteteVerbreiterung des Angebots hat bislang zu der be-absichtigten Ausweitung des Fernsehgeschäfts ge-führt. Bei Bauer wird das Interesse vorsichtig for-muliert: Der Einstieg ins „eigene TV-Geschäft“werde nicht mehr ausgeschlossen, heißt es im Ge-schäftsbericht. Ähnlich vorsichtig agiert der Kon-zern auch im Zeitungsbereich, in dem Bauer nachwie vor nur mit der Volksstimme in Magdeburgengagiert ist. Eine Ausweitung insbesondere desHörfunkengagements durch die Übernahme derehemaligen Gong-Beteiligungen vornehmlich inBayern scheiterte wohl nicht zuletzt daran, dass

Über BW TV Beteili-gung an RTL Group

Interesse an Ballungsraum-

fernsehen

Deutscher Markt verliert für Bauer relativ an Bedeutung

Neue Geschäftsfelderwerden nur vorsich-tig erschlossen

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eine „bayerische Lösung“ beim Verkauf der Gong-Anteile präferiert wurde (vgl. dazu das KapitelBurda).

Innovationen sind für dieses Jahr insbesondere beiden Onlineaktivitäten angekündigt. Der Konzernwill sich mit Venturekapital an Start-Up-Firmen

beteiligen und insbesondere die Markenstrategieauf das Internet übertragen. Vor allem die MarkeBravo soll davon profitieren. Von den angekündig-ten Onlineinvestitionen in Höhe von 100 Mio DM

Innovationen bei denOnlineaktivitäten

geplant

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sollen allein ein Drittel für bravo.de verwendetwerden. Die Marke der Jugendzeitschrift wirdschon seit geraumer Zeit erfolgreich für andereZeitschriften (Bravo Girl, Bravo Screen Fun, BravoSport) genutzt, erreicht mit der Sendung Bravo TVbei RTL II hohe Reichweiten und verkauft unterdem Label Bravo Hits seit 1992 jährlich mehrfachMillionen von CDs. Wie andere Konzerne auch hatsich Bauer mit der Dock23 Bauer Internet Com-pany GmbH eine Holding aufgebaut. Auch dieFernsehproduktion über das Beteiligungsunterneh-men Me, Myself and Eye (MME) in Hamburg, andem Bauer mit rund 45 Prozent beteiligt ist, sollausgebaut werden. MME war schon in den letztenJahren einer der expansivsten Produzenten imdeutschen Markt und will über einen angekündig-ten Börsengang Kapital für beschleunigtes Wachs-tum sammeln.

Im Kerngeschäft mit Zeitschriften setzt der Kon-zern auf neue Konzepte. Wie in den Vorjahren sol-len neue Titel zumindest für die Absicherung derbestehenden Marktanteile sorgen. Zuletzt wurdenetwa die Titel Web.direkt (inzwischen wieder ein-gestellt), Avanti oder Marienhof-Magazin aufgelegt,und für das Frühjahr angekündigt ist mit Vidaeine weitere Frauenzeitschrift. Zukäufe etablierterTitel wie Schöne Woche vom Klambt-Verlag sind inden letzten Jahren – anders als in früheren Jahren– selten geworden. Vollständig übernommen wor-den ist zum Jahreswechsel der Helbert Verlag(bislang anteilig 50 %), der vor allem Sex-Blätterherausgibt. Ende 2000 umfasste Bauers Palette ins-gesamt rund 140 Titel, die je hälftig im In- undAusland verlegt werden. Von kleineren Nebenge-schäften hat sich der Konzern inzwischen weitge-hend gelöst. Zuletzt wurde eine Beteiligung andem Offertenblatt Annoncen Avis in Hamburg ver-kauft und das Programmsupplement TeleStundeeingestellt.

Verleger Heinrich Bauer hat in einer seiner sel-tenen Pressekonferenzen angekündigt, dass derKonzern auch in der nächsten Generation imFamilienbesitz bleiben soll. Der Konzern beschäf-tigt 5 600 Mitarbeiter.

Hubert Burda MediaDer Burda-Konzern steht gut da. Im Jahr 1999 hatder Konzern mit 8,2 Prozent erneut eine deutlicheUmsatzsteigerung auf 2,24 Mrd DM erreicht. DieZahl der Mitarbeiter stieg auf 4 481. Einbezogen inden Konzernbericht werden inzwischen 74 inlän-dische und 14 ausländische Unternehmen. Burdawächst weiterhin auch im Ausland, zuletzt aller-dings nicht mehr schneller als im Inland. Der Um-satzanteil der ausländischen Märkte blieb mit 22Prozent relativ konstant. Die Selbstdarstellung inder Bilanz 1999, Burda sei ein „weltweit agieren-der Medienkonzern“, ist freilich hoch gegriffen.Das Auslandsgeschäft ist im wesentlichen konzen-

triert auf Europa, wenngleich auch in einzelnenMärkten Asiens einige Zeitschriften vertriebenwerden. Zudem ist Burda nur in Ansätzen eindiversifizierter Medienkonzern. Hörfunk, Fernse-hen, Onlinedienste und auch Zeitungen (Schweri-ner Volkszeitung) spielen nur eine begrenzte Rolle.Burda ist im wesentlichen immer noch ein Zeit-schriftenunternehmen. Die Bedeutung der tech-nischen Betriebe, insbesondere der Druckereien, istallerdings zugunsten des Verlagsbereichs in denletzten Jahren deutlich zurückgefahren worden.Vor allem daran zeigt sich die Handschrift des Ver-legers Hubert Burda, der den elterlichen Betriebumgekrempelt hat. Wie sehr der Verleger dasUnternehmen prägt, weist auch der Bilanzberichtdes Jahres 1999 aus. (24)

Burda profitierte beim Wachstum auch von dergünstigen Entwicklung der Werbewirtschaft. DerAnzeigenumsatz weist die höchsten Steigerungs-raten auf. Das dürfte auch für das Jahr 2000 gelten,in dem sich das Unternehmen nach Gruner + Jahrauf dem zweiten Rang der Anzeigenumsätze stabi-lisiert hat. Zu diesem hohen Niveau trägt ganz we-sentlich das Magazin Focus bei, das in den beidenletzten Jahren jeweils Belegungsrekorde meldeteund zuletzt rund 7 500 Anzeigenseiten verkaufte.

Das Innovationstempo bei Zeitschriften dürfte beiBurda höher sein als bei seinen Mitbewerbern. Ins-besondere im dichtbesetzten Inlandsmarkt (25)sind neue Titel stets mit dem Risiko des Scheiternsverbunden. Auch Burda hat dieses zuletzt wiedererfahren müssen. Während Flops von kleinerenTiteln wie etwa Burda Feine Küche kaum Spurenhinterlassen, ist das Scheitern groß angekündigterEinführungen wie die des Frauentitels Vivian, demangeblich ein völlig neues Konzept zugrundelag,folgenschwer. Vivian hat zweistellige Millionenbe-träge verschlungen, und sein Scheitern hat auchdie Beziehungen zu den Werbeagenturen belastet.Andere neue Titel sind besser gestartet, so etwaViel Spass und Instyle, eine weitere Frauenzeit-schrift. Gewichtig war der Start von Focus Money,mit dem sich Burda an der Gründungswelle neuerWirtschaftstitel beteiligte. Die Markenstrategie solldurch ein Fernsehmagazin Focus Money TV er-gänzt werden. Das Fernsehmagazin Focus TV wirdschon seit Jahren für ProSieben produziert. (26)Helmut Markwort, Chefredakteur von Focus, plantzudem ein Hörfunkprogramm mit dem Schwer-punkt Information und dem Titel Focus. Ausgebauthat der Konzern erneut auch seine Beteiligungenan anderen Verlagen. Dies gilt für kleinere Anteils-erhöhungen bei einzelnen Titeln der Milchstraßen-Gruppe und ein neues Joint-Venture mit demWürzburger Vogel-Verlag, insbesondere für dieComputertitel Chip und Computer easy. Auch imAusland sind weitere Titel hinzugekommen. DasAuslandsengagement wird fast ausschließlich inKooperation mit dem italienischen PartnerverlagRizzoli betrieben. Zusammen mit den Italienern istüber eine Beteiligung an der Pegasus Publishing inAthen auch der Markteinstieg in Griechenland ge-lungen.

Neue Konzepte imKerngeschäft Zeitschriften

Umsatzsteigerungenauch beim

Burda-Konzern

Vor allem das Magazin Focus sehrerfolgreich

Erfolge und Flops beineuen Zeitschriften

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x29 media perspektiven 1/2001Formationen deutscher Medienmultis 1999/2000

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Deutlich ausgebaut worden ist der Beteiligungsbe-sitz im privaten Hörfunk. Burda scheiterte zwarmit dem Plan, das ehemalige Beteiligungsporte-feuille der Gong-Gruppe allein zu übernehmen,der Konzern hat aber mit 40 Prozent den größtenAnteil an der übernehmenden Holding, HFB Hör-funk- und Fernsehen Beteiligungsgesellschaft. Zudiesem Beteiligungspaket gehören insbesondereLokalradios in Bayern, zudem aber auch Beteili-gungen an landesweiten Sendern und an einigenlokalen Fernsehstationen.

Wie andere Konzerne auch hat Burda seine Be-teiligungen im Onlinebereich in einer Holding zu-sammengefasst und durch zahlreiche weitere Über-nahmen aufgewertet. Ein Teil der Aktivitätenwurde in die Focus Digital AG ausgegliedert undMitte letzten Jahres an die Börse gebracht. DerKurs entwickelte sich im Zuge der allgemeinenTendenz negativ.

Anmerkungen:

1) Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 9.1. 2001.2) Vgl. Die Zeit v. 9.11.2000.3) Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 5.1. 2001.4) Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 28.12. 2000.5) Die folgenden Ausführungen erheben erneut keinen Anspruch

auf Vollständigkeit, rücken vielmehr die aktuelle Entwicklung inden Mittelpunkt und basieren auch auf den vorangegangenenDarstellungen. Vgl. zuletzt Röper, Horst: Formationen deutscherMedienmultis 1998/99. In: Media Perspektiven 7/1999, S. 345-378.Auch die Konzernorganigramme sind nicht nach dem Kriteriumder Vollständigkeit, sondern vielmehr mit dem Schwerpunkt aufdie Medienangebote zusammengestellt. Beteiligungen an Indu-strieunternehmen wie Druckereien fehlen beispielsweise weit-gehend. Der Aufsatz berücksichtigt den Stand von Anfang Januar2001, die Organigramme – von wenigen Aktualisierungenabgesehen – den Stand Ende 2000.

6) Einem solchen Investment stehen nach wie vor Regelungen imWege, die den Auslandsbesitz an amerikanischen TV-Sendern auf24,9 Prozent beschränken. Bertelsmann ist aber traditionell nuran Beteiligungen mit Einfluss auf die Geschäftsführung interes-siert.

7) Ursprünglich hatte Time-Warner Thorn-EMI übernehmen wollen.Da zeitgleich aber die Fusion von Time-Warner und AOL zurGenehmigung bei den Kartellbehörden anstand, ist die strittigeÜbernahme von Thorn-EMI im September letzten Jahres aufge-geben worden.

8) Vgl. Stern-Interview v. 6.7. 2000.9) Vgl. dazu: Pätzold, Ulrich/Horst Röper: Fernsehproduktions-

volumen in Deutschland 1998. In: Media Perspektiven 9/1999, S, 447-468, hier S. 456.

10) Das Boulevardblatt hatte Schulte-Hillen erworben, doch das Blattgesundete nie. Dennoch mag sich die frühe Übernahme für denVerlag ausgezahlt haben, da mit der lange Zeit einzigen Zeitungim Konzern auch Branchen-Know-how erworben wurde, das beiden späteren Zukäufen von Tageszeitungen hohen Wert hatte.

11) Die Produktion des Magazins wurde inzwischen in ein Beteili-gungsunternehmen ausgegliedert, an dem der Moderator, Günter Jauch, mehrheitlich beteiligt ist.

12) Vgl dazu: Breunig, Christian: Programmbouquets im digitalenFernsehen. Marktübersicht, Inhalte und Akzeptanz von digitalemFree-TV und Pay-TV in Deutschland. In: Media Perspektiven9/2000, S. 378-394.

13) Vgl. Geschäftsbericht S. 33. Bei diesen Angaben wird vomKonzern die sog. Programmstunde mit 45 Minuten angesetzt, wie sie für die Ausstrahlung im Privatfernsehen üblich sei.

14) Der zeitweilig zum Murdoch-Konzern gehörende Sender TM3 soll mehrheitlich vom Teleshopping-Unternehmen H.O.T. über-nommen werden. Auch die ProSieben SAT.1 Media AG soll sichbeteiligen. Murdoch soll für den Kauf Anteile an der KirchMediaerhalten.

15) Die Funktion von N 24 als Info-Zentrale kann über den Konzern-verbund hinaus auch für weitere Verwertungen genutzt werden.Schon heute liefert das Unternehmen Beiträge an das Sparten-programm Kardio-TV für Ärzte.

16) Vgl. zu der Problematik den jüngsten Bericht der Kommission zurErmittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) mit detail-liertem Material und Studien: KEK: Fortschreitende Medienkon-zentration im Zeichen der Konvergenz. Berlin 2000. (Schriftenrei-he der Landesmedienanstalten Bd. 17). Zur Konzentration in denlokalen und regionalen Märkten exemplarisch: Pätzold,Ulrich/Horst Röper: Medienatlas Niedersachsen-Bremen 2000.Medienkonzentration – Meinungsmacht – Interessenverflechtung.Hrsg. von der Gründungsorganisation ver.di NiedersachsenBremen und dem DJV Niedersachsen Hannover 2000.

17) Das Engagement Murdochs beim kleinen Münchener Sender, daswegen der zeitweiligen Übertragungen der Fußball Champions-League für Furore sorgte, war wohl im Kern nicht mehr als einstrategisches Instrument zum Markteinstieg in Deutschland, ähn-lich das gleichfalls kurze Engagement bei VOX. Die damit ver-bundenen Hoffnungen von Optimisten, Murdoch wolle als dritteKraft im deutschen Privatfernsehen agieren, sind geplatzt.

18) Vgl. dazu: Pätzold, Ulrich/Horst Röper: Fernsehproduktions-volumen in Deutschland 1998. In: Media Perspektiven 9/1999, S, 447-468; FORMATT-Institut: Zur Lage mittelständischer Fern-sehproduzenten in Deutschland. Düsseldorf 2000 (Schriftenreiheder Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten).

19) Durch die mögliche Beteiligung an der EM TV AG kommengegebenenfalls indirekte Anteile an der Constantin Film hinzu.

20) Die Investitionen dürften auch künftig hoch liegen. Der Konzernveranschlagt allein für den Ende letzten Jahres begonnenenNeubau in Berlin Kosten in Höhe von 340 Mio DM. Die imletzten Jahr gleichfalls hohen Investitionen am Druckstandort inEssen-Kettwig wurden durch einen Brand ausgelöst und warenüber Versicherungen abgedeckt.

21) Der Konzern hat aus dem ehemaligen Tochterunternehmen nurden Titel ralley racing selbst übernommen, der Anfang des Jahresin dem neuen Titel Auto-Bild Motorsport aufgehen soll.

22) manager magazin April 1999, S. 96.23) Vgl. Röper, Horst: Zeitungsmarkt 2000: Konsolidierungsphase

beendet? In: Media Perspektiven 7/2000, S. 297-309.24) Unter anderem anläßlich seines 60. Geburtstags, der Verleihung

der Ehrenbürgerwürde der Stadt Offenburg und einer Ehren-professur ist Burda in dem Bericht gleich 76mal – von kleinerenFotos abgesehen – abgebildet.

25) Vgl. dazu: Vogel, Andreas: Leichtes Wachstum der Großverlage.Daten zum Markt und zur Konzentration der Publikumspresse inDeutschland im I. Quartal 2000. In: Media Perspektiven 10/2000,S, 464-478.

26) Die zweite wichtige Produktion der Focus TV Produktions GmbH,das Magazin Die Reporter, gleichfalls von ProSieben ausgestrahlt,ist allerdings zu Jahresbeginn abgesetzt worden.

Beteiligungen im privaten Hörfunk

ausgebaut

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