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285 Storer u. Elliot : Chromsiures Chromoryd. raday giebt an, dass das Eisen aufgelost wird. Diese Widerspruche lassen sich nicht ganz vereinigen , indessen ist im letztcrcn Fall ersiclitlich, dass eine ahnliche zweite Form der Auflosung des Eisens hier stattfindet, wie ich sic bei der Verbindung des Eisens mit Eisenoxyd in cter Saure (s. Nr. 3) angefiihrt habe. Uebrigens ist zu bemer- ken, dass Stickoxydul, wenn nicht specie11 untersucht, leicht mit Ssnerstoff verwechselt werden kmn. XLV. Ueber das chromsaure Chromoxyd und aiia- loge chromsai ire Verbindungen mit einer iieiien Ansichl iiber die ('oiisli tutioii des schwarzeii Manganoxyds. VOil F. H. Storer und E. W. Elliot. (Chcm. Xews 1862, No. 144-148 im Auszugc.) I. Chroinsaurcs Chromoxjd (Crz03, CrO,). Wenn man zu cineni bcliebigen neutralen Chrom- oxydsalz , z. B. Chromalaun oder Chroinsulfat oder Chroin- chlorid , einen llinlanglichen IJeberschuss von ncutralein chroiiisauren I<ali fiigt, 60 bildct sicli ein hellbrauner Nie- derschlag , M alircnd die durch Filtration getrennte Losung die gelbrothe Farbe dcs zacifach - clrounsauren Kali zeigt. Das Filtrat lasst beiiii Verdunsten Krystalle, die, je nachdem, ein Geinenge von zweifncli-cliroillsaureiii Kali mit schwefel- saurem Iiali oder Chlorkaliurn darstellen ; oft bernrrkt man nuch Krystalle von neutralern chronisaixren Kali. Die Verf. stcllteii den Niedersclilag ziir Analyse durch Mischen eincr Lijsung von Chromalaun mit einem Ueberschuss von neu- tralc UI chromsauren Kali dar. Der braune Niedersclilag

Ueber das chromsaure Chromoxyd und analoge chromsaure Verbindungen mit einer neuen Ansicht über die Constitution des schwarzen Manganoxyds

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285 Storer u. Elliot : Chromsiures Chromoryd.

r a d a y giebt a n , dass das Eisen aufgelost wird. Diese Widerspruche lassen sich nicht ganz vereinigen , indessen ist im letztcrcn Fall ersiclitlich, dass eine ahnliche zweite Form der Auflosung des Eisens hier stattfindet, wie ich sic bei der Verbindung des Eisens mit Eisenoxyd in cter Saure (s. Nr. 3) angefiihrt habe. Uebrigens ist zu bemer- ken, dass Stickoxydul, wenn nicht specie11 untersucht, leicht mit Ssnerstoff verwechselt werden k m n .

XLV. Ueber das chromsaure Chromoxyd und aiia- loge chromsai ire Verbindungen mit einer

iieiien Ansichl iiber die ('oiisli tutioii des schwarzeii Manganoxyds.

V O i l

F. H. Storer und E. W. Elliot.

(Chcm. Xews 1862, No. 144-148 im Auszugc.)

I. Chroinsaurcs Chromoxjd (Crz03, CrO,).

Wenn man zu cineni bcliebigen neutralen Chrom- oxydsalz , z. B. Chromalaun oder Chroinsulfat oder Chroin- chlorid , einen llinlanglichen IJeberschuss von ncutralein chroiiisauren I<ali fiigt, 60 bildct sicli ein hellbrauner Nie- derschlag , M alircnd die durch Filtration getrennte Losung die gelbrothe Farbe dcs zacifach - clrounsauren Kali zeigt. Das Filtrat lasst beiiii Verdunsten Krystalle, die, je nachdem, ein Geinenge von zweifncli-cliroillsaureiii Kali mit schwefel- saurem Iiali oder Chlorkaliurn darstellen ; oft bernrrkt man nuch Krystalle von neutralern chronisaixren Kali. Die Verf. stcllteii den Niedersclilag ziir Analyse durch Mischen eincr Lijsung von Chromalaun mit einem Ueberschuss von neu- tralc UI chromsauren Kali dar. Der braune Niedersclilag

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Storer u. Elliot : Chromssures Chromoxyd. 289

wurde rnit kaltem Wasser gewaschen , wobei das Wasch- wasser immer blasser wurde, aber stets etwas gefarbt blieb, auch wenn das Auswaschen Wochen lang fortgesetzt wurde. Es ergab sich bald, dass die Farbe des Waschwassers von geloster Chromsanre herriihrte, die dureh das Waschwasser dem Niederschlage entzogen wurde. Am 8ten Tage hor- ten die Verf. mit dem Auswaschen anf. Der Niederschlag wurde bei 50-55O getrocknet und analysirt; er wurde in sehr verdunnter Salpetersaixre durch gelindes Erwarmen ge- liist, das Chromoxyd auf belcannte Weise mit Ammoniak gefallt, gewaschen und gewogen, und die Chromshre aus dem eingeengten und mit Essigsaure angesauerten Filtrat als chroinsaures Bleioxyd gefallt und gewogen. Die uber dem gefallten chromsauren Bleioxyd befindliche Fliissigkeit war vollkommen farblos.

Die Resultate der Analyse waren: Cr03 = 16,27 P.C. Cr203 = 46,43 p.C. Wasser = 37,30 p.C. (durch Differenz).

Um die Wirkung zu studiren, welchc das Waschen auf den Niederschlag ausubt, stellten die Verf. in der ange- gebenen Weise eine betrachtliche ' Quantitat des fraglichen braunen Niederschlages dar. (Es wurden zur Darstellung concentrirte Liisungen genommen). Der Niederschlag wurde rasch mit kaltem Wasser gewaachen, bis die meclianisch adharirendcn Salze des Filtrats entfernt zu sein schienen. Wahrend dieses kurzen Auswaschens erlitt die Substanz keine Veranderung in der Farbe oder einer anderen ausser- lichen Eigenschaft. Ein Theil wurde nun vom Filter ge- nommen und lufttrocken der Analyse unterworfen (Analyse a); der Rest wurde 6 Stunden rnit kaltem Wasser gewa- schen und ein Theil lufttrocken analysirt (Analyse b). Den schliesslichen Rest (etwa 2 Theeloffel voll) wuschen die Verf. mit 5 Liter Wasser, worauf die bei 100° getrocknete Substanz analysirt wurde (Analyse c).

Analysen. In 100 Th.: a. b. C.

Cr203 39,69 45,26 65,17 CrO, 22,42 15,12 8,87 HO (durch Differenz) 38,89 39,62 25,96

Journ. f. prakt. Chemie. XC 5. 19

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290 Storer u. Elliot : chromsaures Chrotnoxyd.

Es ist wahrscheinlich, dass sich durch noch weiter fort- gesetztes Waschen alle Chromsaure entfernen liisst. Die Zusammensetzung der unter a analysirten Substanz wird sehr annahernd die Zusammensetzung des urspriinglichen Niederschlages angeben, weil durch das kurze Auswaschen nur wenig von der gebundenen Chromsaure entfernt sein kann.

Die Substanz a ist wahrscheinlich ein chromsaures Chromoxyd von der Formel Crz03,Cr03, yon dem etwas Saure durch Auswaschen entfernt worden ist.

Zur Kenntniss der Reaction bei Bildung dieses Cr203, CrO, geben die Verf. Folgendes: Ein einziger Tropfen einer concentrirten Chromalaunliisung bewirkt in einer sol- chen von neutralem chromsauren Kali sofort einen bleiben- den Niederschlag; umgekchrt ist diess nicht der Fall, der Niederschlag wird erst bleibend bei Anwesenheit eines ziem- lich grossen Ueberschusses von chromsaurem Kali. Durch genaue quantitative Experimente haben die Verf. ermittelt, dass 5 Aequivalente chromsaiires Kali zu einem Aequivalent Chromalaun gefugt werden rnussen, urn den Niederschlag zu bewirken.

5 . (K0,Cr03) +KO, SO3, Cr,O3,3. SO3 = 4. (KO, SO,) + + 2 . (KO, 2 . Cr03) + Crz03, Cr03. Fur irgend ein anderes normales Chromoxydsalz wird

eine ahnliche Formel die Reaction ausdruclsen z. B. Cr2C13 + 5 . (K0,Cr03) = 3 . (KO, SO3) + 2 . (KO, 2. Cr03) + + Cr203, Cr03.

Cr2Oa3. so3 + 6 . (KO, CrO3) = 3.(I(o, SO3) + 2 .(KO, 2 . CrOs) + Cr203,Cr03.

Unter genauer Berucksichtigung der nach der Formel erforderlichen Verhaltiiisse stellten die Verf. aus Chrornalaun und neutralem chromsauren ISali einc neue Quantitat des fraglichen Xiederschlages her und rnachten wie vorher 3 Analysen, welche die unter Analyse a, b und c angegebe- nen Resultate vollkomlnen bestbtigten. Die Verf. analysir- ten ferner 2 Proben des fraglichen Niederschlages , welclie gar nicht gemrasehen wurden, sondern nur durch Pressen zwischen Fliesspapier vom griissten Theile der adhbrirendeu

Oder

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Skorer le Elliot : CBromsaures Cbrmsxyd. PSI

&emden Sal5e befreit worden waren. Wegen deEi adh&i- renden schwefelsauren Kalis war die Bestimmung der Chrom- saure als chromsaures Bleioxyd nicht anwendbar, und be- dienten sich die Verf. daher fiir diese Analysen der Rose- schen Methode, Chromoxyd von Chromsaure durch salpetdr- saures Quecksilberoxydul zu trennen.

Die Probe 1 wurde dargeJJteUd dwch Mischung concen- trirter LSsungen von 1 Aeq. Chromalaun und 8 Aeq. chrom- saurw Kali, fiir die Probe 2 wurden auf 1 Aeq. Cbomalaun 16 Aeq. chromsaures Kali genornmen.

Analysen der Idttrocknen Pmben :

cr2 0 3 33,06 p.C. 33,54 p.C. Cr03 32903 I, 30953 9,

HO (durch Differenz) 34,91 ,, 35993 ?,

1. 2.

In Bemg auf da8 gefundene Chromoxyd liegt der Be- trag der Chromsgure naher 1 als 2 Aeq., was eben unter Beriicksichtigung der Thatsache natudich ist, dass ein Theil der gefundenen Saure auf Recslnung des adh&irenden sauren chromsauren Kalis eu setzen ist.

Mit aller Genauigkeit aber liess sich die Zusammen- setaung des fraglichen Niederschlages nach einem fur die Anctlyse desselben Niederschlages bereits von Vog e 1 (dies. Journ. LXXVII, Bd. 484) mitgetheilten Verfahren bestimmen. V o g e l der den Niederschlag auf einem andern Wege, als die Verf. erhielt, giebt ihm irrthumlich die Forrnel Cr02.

Das Verfahren ist in kurzem Folgendes: Der luft- trockne, nicht gewaschene Niederschlag wird in e k e mik gewogener Chlorcdciumrohre verbundene Reductionsrohre gebracht und die letztere vorsiehtig allmahlich bis zu schwa- cher Rothgluth erhitzt. Dsa entweichende Wasser wird von der Chlorcalcciumrohre absorbirt , die adharirenden Salze, namlich : schwefebaures Kali 3 fach chromsaures Kali und ein wenig neutrales chromsaures Kali werden durch die angewmdte Hitze nicht veri%ndert, wohl aber verliert das chrornsaure Chromoxyd so lange 0, bis reines Chromoxyd rest&. Am Ende der Operation spult man das Ganze BUS der ReductionsrShre und wascht so lsnge mit Wasser bb

19 *

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292 Storcr u. Elliot : Chromsaures Chromoxyd.

reines Chromoxyd zuriickbleibt, welches getrocknet, gegliiht und gewogen wird.

Verfahren : Folgendes ist das Resultat einer Analyse nach diesem

Grm. Gewicht der Reductionsrijhre + Niederschlag 10,3845 Gewicht der Recluctionsrohre 9,6136 Gewicht des Niederschlages 0.77 12 Gewicht der Reductionsriihre nach dcm Gliihen 10,2673 Gliihverlust 0,1175 Gewicht des Ruckstnndes 0,6537 Gewicht des CaC1-rohrs nach dem Gluhen= 17,4196 Gewicht des CaC1-rohrs vor dem Gluhen 17,3204 Gewicht des Wassers 0,0992 Gewicht des Sauerstoffs (0,1175- 0,0992) 0,0183 Gewicht des Cr,O, 0.1674 Gewicht der liislichen Salze (0,6537- 0,1674) 0,4863

1 Aeq. Cr203 : 1 Aeq. 0 = Gef. Cr203 : x 0. 76,48 : 8 0,1674 : x = 0,0175.

Statt 0,0175 Oxygen sind gefunden 0,183. Der Fehler von 0,0008 Grm. ist ein Verlust von eben so vie1 bei der Wasserbestimmung.

Eine zweite Analyse bestatigte die Resnltate der ersten. Die Formel des Niederschlages ist daher CrzOs, Cr08.

S c h w e i z e r (s. dics. Journ. XXXIX, 269) hat beo- bnchtet, dass, wenn Stickoxyd durch eine miissig verdiinnte Iijsung von saurem chromsauren Icali geleitet wird, sich nach einiger Zeit, besonders bei gelindem Erwarmcn, ein brauner Niederschlag ausschcidet , den er aber niclit ana- lysirt hat. Die Verfasser haben die Angabe Schweieer ’s bestatigt gefunden. Das fragliche Pracipitat begann sich aber erst nach 42 Stunden, wahrend welcher clie Mutterlauge massig erwarmt wnrde, auszuscheiden, und diese Ausschei- dung setzte sich Wochen lang sehr langsam fort. Die TJer- fasser haben durch mehrere Analysen ermittelt, dass dieses Pracipitat gleichfalls Crs03, Cr03, rnit den vorher beschriebe- nen Eigenschaften darstellt. S c h 117 e i z e r clriickt die bei Gildung des Niederschlags Stott habende Reaction durch folgende Formel aus:

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4.(I(O, 2 . Cr03) + 2 . NO2 = 2 . (KO, Cr03) + 2 . (KO,NOJ + -/- 6. (Cr02).

2 . (KO, 2 . Cr03) f NO2 =KO, Cr03 + KO, NO, + + Crz03, Cr03. Die namliche theilweise Reduction der Chromsaure im

zweifach chromsauren Kali, wie sic durch Stickoxyd be- wirkt wircl, kann auch durch Alkohol unter Beihiilfe des Lichtes ausgefuhrt werden. Der so gebildete Niederschlag ist bereits durch V o g e l analysirt worden (s. dies. Journ. LXXVII, 482), er giebt ihm die 2 Formeln Cr203, Crop oder CrO, und scheint der letzteren den Vorzug zu geben. Dieser Niederschlag ist in Beziehung auf Farbe, Textur und Zusammensetzung identisch mit dem vorher beschriebenen. Es ist kaum niithig, die wohlbekannte Reduction der wass- rigen Chromsaure dnrch Schwefelsaure, gewisse organische Korper, Allrohol nnd Papier zu erwahnen, Licht und Warme begunstigen die Reaction, und das braune chromsaure Chromoxyd wird oft gebildet, wenn die Reduction eine nur theilweise ist.

Ferner erhalt man dasselbe durch Oxydation des Chrom- oxydhydrat, so z. €3. durch Oxydation uberschiissigen Chromoxydhydrats durch Chlorwasser oder wenn man dasselbe einer Temperatur uber 200°, aber unter Rothgluth unter freiem Luftzutritt aussetzt.

K r u g e r (dies. Journ. XXXII, 383) hat uber den letz- teren Piinkt die ersten Angaben gemacht, indem er haupt- sachlich beweisen wollte , dass das Ergliihen des erhitzten Chronioxyds auf den1 plijtzlichen Entweichen vorher absor- birten Sauerstoffes beruht, beilaufig aber auch bemerlrt, dass die Absorption dieses Sauerstoffes zur Bildung eines be- stimmten Chromoxyds von der Formel CrOz Veranlassung giebt. Die Ansichten K r u g e r ’ s uber diesen Gegenstand halten die Verf. fur irrthumlich in mehrfacher Beziehung. K r u g e r fand in dem Kiirper, welchen er analysirte 63,70 p.C. Chrom und 36,30 p.C. Sauerstoff; das fragliche CrO, musxte 62,12 p.C. Chrom enthalten, wa8 also einen Untesschicd von 1,58 pC. zwischen dem Chromgehalt

Die Verfasser schreiben:

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von K r u g e r ' s Substanz und dem des imaginaren CrOz ausmacht. Es betragt nun aber der ganze Unterschied zwischen dem Chrom im ursprunglichen Chromoxyd (68,62 p.C.) und dem im fraglichen hoheren Oxyd CrOz (62,12 p.C.) nur 6,50 p.C. Daraus ergiebt sich, dass eine Abweichung von 1,58 p.C. im Betrage des Chroms fast 25 p.C. des gan- sen Unterschiedes zwischen Cr203 und CrOz betriigt. Krii- g e r 's Angabe erscheint daher nicht richtig; derselbe glaubte ferner die Abwesenheit de1- Chromsaure in der fraglichen Substanz dadurch zu erweisen, dass er dieselbe mit Schwe- felsaure und Kochsalz erwarmtc ; da keine Chlorchronisiiure sichtbar wurde, schloss er auf die Abwesenheit der Chrom- saure. Diese ganze Probe erscheint aber den Verf. im ge- gebenen Falle als eine rohe. Es ist in der fraglichen Sub- stanz wirklich Chromsiiure, wenn auch meistens nur in geringer Mengo vorhanden. Durch 5 stundiges Erhitzen von Chromoxydhydrat bei einer Temperatur von 200-2 100 erhielten tiel ein hrannschwarzes Pulver, welches sich sehr schwierig in verdunnten Sauren loste und der Flussigkeit eine dunkelgelbe Farbe mittheilte. Mit Wasser digerirt lieferte das Pulver einc theilweise Losung von hellgelber Farbe, und diese Losung gab mit einer Losung von Was- serstoffsuperoxyd eine sehr deutliche Reaction auf Ueber- chromsaure (dies. Journ. LXXX, 44). Als das Pulver mit einer wassrigen Lbsung von Chlorammonium schnell gekocht wurde, war die filtrirte Losung gelb und gab mit Wasser- stoffsuperoxyd die Reaction der Ueberchromsiiure. Es er- giebt sich also, dass die fragliche Substanz Chromsiiure, wenn auch meistens in sehr geringer Quantitat, enthiilt und die Verf. meinen schliesslich , dass durch langes Erhitzen in der Luft sich ein Theil des Chromoxyds in Chromsaure verwandelt , welche sich sogleich mit einem Aequivalent Chromoxyd verbindet, und dass das Ende des Processes, melches aber nur selten, wenn uberhaupt zu erreichen ist, in der Verwandlung dor ganzen Masse in Cr2O3,CrO3 besteht.

Viele Chemiker, darnnter V a u q u e 1 i n , B e r z e 1 i u s, D 8 b e r e i n e r und Tho m son haben das Experiment aus- gefuhrt, das salpetersanre Chromoxyd schwach zu gluhen

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Storer u, Elliot : Chromsaures Chrornoxya. 295

oder m s dssselbe ist, SaIpeterssiure iD Beriihrung mit me- tallischem Chrom oder Chromoxydhydrat eur Trockne eu verdaxnpfen und den Riickstand miissig zu gluhen. Ber - ze l ius (Schweigger’e Journ. f. Chem. t~. Phys. XXTI, 56) glaubte in diesem Falle ein bestimrntes Chromoxyd, iuter- mediar zwischen Cr203 und Cr03, der Formel CrOt ent- sprechend, erhalten zu haben ; V a u q u e l i n glaubte (Ann. de Chim. XXV, 201) durch wiederholtes Verdunsten von Salpetersaure mit metallischem Chrom Chromsiiure zu erhal- ten; T h o m s o n (Phil. TrRns. Part. I, p. 206) und G o d o n (Ann. de Chim. LIII, 224) meinten, dass bei dem Process ein grosser Theil des griinen Oxyds in Chromsaure verwan- delt wiirde : noch andere behaupteten mit I) o b e r e i n e r (S c h w e i g g e r ’ s Journ. f. Chem. u. Phys. XXII, 482) dass durch Zersetzung des Nitrats chromsaures Chromoxyd ge- bildet werde.

Zur Kenntniss dieses Processes haben die Verf. erstlich die Anwesenheit der Chromsaure in dem Product der Ver- dampfung von Salpetersiiure mit Chromoxyd qualitativ dnrch die Reaction mit Wasserstoffsnperoxyd nachgewiesen ; selbst rtls ein Theil des Productes auf Platinfolie bia zur begin- nenden Rothgluth der letzteren erhitzt wurde, konnte, nwh- dem die gegliihte Masse 36 Stunden in Wasser golegen hatte, in der iiberschwimmenden, schwachgelben Flussigkeit noch die Chromsaure mit Wasserstoffsuperoxyd nachgewie- sen werden. -- ZUF quantitativen Analyse wurde Chrom- oxydhydrat mit iiberschiissiger reiner Salpetersaure im Was- serbade zur Trockne verdampft , alle Salpetersaure konnte auf dem Wasserbade nicht ausgetrieben werdea

Ein Theil des Products, nach R o s e’s Methode ana€y- sirt lieferte :

Cr203 = 64,85 P.C. Cr03 = 31,51 p.C.

3,64 p.C.

Urn den Einfluss der Temperatur bei diesem P r o c a e zu studiren, nahmen die Verf. nun Prsben des im Wasser bade gebliebenen Riickstandes und setzten sie der Reibe nach einer immer hoheren Temperatur aus. Eine Probe

NOs u. HO =

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(KO. 1) des verdampften Ruckstandes wwde in einem Por- cellanschalchen bei niedriger Temperatur unter bestandi- gem Umruhren zur volligen Trockniss verdampft ; eine an- dere Probe (No. 2) wurde zuerst wie No. 1 behan'delt und dann einige Miiiuten ein wenig starker erhitzt, wobei reich- liche Dampfe von salpetriger SBure entwichen; in dieser Weise wurde fortgefahren bis zu No. 5, der letzten Probe, welche unter Vermeidung beginnender Rothgluth so stark als miiglich erliitzt wurde.

Aiiolyscn: CrOs. No. 1 25,lS p.C.

No. 3 48,52 ,,

Xo. 5 60,39 ,,

No. 2 26,09 ))

No. 4 55,49 ,)

Wird dagegen der im Wasserbacle erhaltene Ruckstand der Rothgluhhitze ausgesetzt, so entweicht sammtliche Sal- petersaure und sammtlicher absorbirte Sauerstoff und reines Chromoxyd Cr203 bleibt zuruck.

Ails den erlangten Resultaten der Analyse schliessen die Verf., dass beiin Verdampfen von Salpetersaure in Be- ruhrung mit Chromoxyd keine bestimmte Verbindung son- dern nur j e nach der Temperatnr ein unbestimmtes Ge- misch von Chromsaure und Chromoxyd gebildet wird.

Zur Geschichte mehrerer hier unter neuen Gesichts- punlrten bescliriebenen Substanzen geben die Verf. Fol- gendes :

V a u q u e l i n (Ann. d. Chim. LXX, p. 85, 86, 1809) erhielt die \Ton ihm fur brnunrothes Chromoxyd gehaltene Substanz durch inehrere Methoden, dcren Detail hier nicht erwahnt zu werden braucht. Seine Experimcnte fuhrten ihn zum Schluss, class es zwei Oxyde des Cliroms giebt, die sicb nur durch ihren Sauerstoffgehalt unterscheiden.

Eine Angabe, die aucli ohne Angabe der AutoritHt in G melin 's Hnndbucli (Cave 11 dish Soc.Ed. IV, 114) gemacht 11 ird, ist wichtig zur Beurtheilung der Existenzfrage des sog. braunen Chrornoxyds. Es wird dort namlich vou Sal- zen des brauiien Chromoxyds gesprochen, die man durch Auflosen dcs letzteren in Sauren erhalten und aus denen

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Ammoniak das braune Chromoxyd unverandert niederschla- gen SOH. Djeses ist, wie die Verf. nachgewiesen haben, nicht der Fall, sondern es wird in solchem Falle grunes Chromoxyd (Cr,03) niedergeschlagen und Chromsaure bleibt in Losung; wahr ist es, dass wegen der gelben Farbe der uberschwimmenden Losung der eigentlich grune Nieder- schlag ein sclimutzig braunes Aussehen besitzt.

T h o m s o n (Phil. Trans. Part I, p. lS6, 1827) scheint auch an die Existenz einrs braunen Chromoxyds geglaubt zu haben, und es fur intermediar zwischen Cr203 und CrO3 gehalten zu haben. Doch hat er die stetige Entfernung von Chromsaure aus dem fraglichen Oxyd durch Auswaschen beobachtet und giebt ubrigens auch fur das ausgewaschene ,,Oxyd" (so nennt er dasselbe) eine Formel, der Verbinduug (CrzOa)ci, Cr03 entsprechend.

Die glcichzeitig mit den Untersuchnngen T h o m s on's von M a u s (Po g g. Ann. LX, 127) ausgefuhrten Experimente deuten auf die Existenz des chromsauren Chromoxyds und die Nichtexistenz eines Oxyds Cr02 schon mit vieler Be- stimnitheit hin, obgleich Maus keine quantitativen Analysen der fraglichen Niederschlage ausfiihrte. Ma u s vermischte eine wiissrige L8sung yon Chromsesquichlorid mit chrom- saurem Kali und digerirte den gewaschenen Nieder- schlag mit essigsaurem Bleioxyd ; er erhielt dadurch ein Pracipitat von chromsaurem Bleioxyd und eine Losting von essigsanrem Chromoxyd. Bei der Behandlung der namlichen Substanz mit Arseniksaure erhielt ere unlosliches arsenik- saures Chromoxyd und eine Losung von Chromsaure. Er glaubte, dass die Erhitzung des salpetersauren Chromoxyds ein chromsaures Chromoxyd erzeugte , welches aber stets Salpetersanre enthielt, weil eine zur Austreibung aller Sal- petersaure erforderliche Hitze das chromsaure Chromoxyd in Chromoxyd verwandelte.

Durch 3 Wochen lang fortgesetztes Waschen des brau- nen Niederschlages, den er beim Vermischen einer Losung von Chromsesquichlorid mit chromsaurern Kali erhielt, will 31 a u s alle Chromsaure aus dem ursprunglichen Niederschlag entfernt haben, eben so aus einern chromsauren Eisenoxyd,

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welches er durch Mischung einer Eisenchloridlosung mib chromsaurem Kali darstellte.

Die Ansichten von M a us befinden sich nicht in Ueber- einstimmung mit denen von B e r z e l i u s . Dieser halt (Pogg. Ann. VII, 415, 1826) die Existenz des Chromoxyds Cr02 auf- recht. I m J. 1529 weist er (Jahresber. VIII, 123) die Ansichten von Ma u s zuriick und giebt folgende Griinde fiir seine An- nahme der Existenz des Chromoxyds CrOz: Den ersten Grund leitet er aus der Annlogie der Schwefelsaure und Chromsaure, welche sich auf ihren Isomorphismus basirt, her; demnath sol1 es auch eine der schwefligen Saure analoge Sauerstoffverbindung des Chroms geben, eben das fragliche CrO,. Diess scheint den Verf. indessen kein beweisender Grund zu sein. Aus der gane allmahlich stattiindenden Reac- tion zwischen der Losung eines Chromoxydsalzes und des chromsauren Kalis, wobei die Flussigkeit zuerst dunlielgelb, dann braun wird und nach dem Absetzen des sich dann Lildenden braunen Niederschlages aucli braun bleibt, schliesst B e r z e 1 i u s ferner anf die Existcnz zweier Chromoxyde, niimlich eincs in der Flussiglreit gelost blcibenden von der Formel Cr20J und des Niederschlages von der Formel CrOz. Diese Annahme eines loslichen Chromoxyds ist aber offen- bar irrthiilnlich ; die Flussigkeit besitzt nach dem Abfiltri- ren des braunen Niederschlages die Farbe einer zweifach chromsauren Kalilosung. Schliesslich sucht Berzel iu s das Factnm, dass das fragliche Oxyd bei der Analyse Chrom- oxyd und Chromsaure liefert :ius der Analogie gewisser an- derer Reactionen, wie z. €3. die Zersetzung der unterschwef- ligen Saure in schweflige Sanre und Schwefel oder der sal- petrigen Siiure in Stickoxyd und Salpetersaure (3 . NO3 +

Auch eine Angabe Ram me Is b erg’s (Pogg. Ann.LXVIII, p. 274, 1846) ist noch erwahnenswerth. R a m m e 1 s b e r g hat eine Wasserbestimmung in dem gewaschenen fraglichen Niederschlag ausgefiihrt. Er will den Niederschlag so lange gewaschen haben, bis das Wasser farblos durchlief und giebt ihm nach seiner Analyse die Formel:

(Cr203)3(Cr03)f + 9. HO.

H0=2.N02+N05+HO).

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Simlea : Bmd- und Beisespectraskap. 299

Die Angabe, dass das Filtrat zdetzt farblos war, eraeheint den Verf niclzt glaublich.

(Fortsetzuiig folgt.)

Ein Hand- und Reisespectroskop. Von

Dr. R. Th. Simler.

(Tm Auszuge aus den Berner Mittheilungen.)

Ein wesentlicher Mange1 aller bisherigen Spectroslrope besteht in der Schwierigkeit des Einvisirens der Lichtquelle. Da die Spalte oft kaum 4 MilIimeter weit geiiffnet ist und man unter einem zur optischen Axe des Instrumentes spitzen Winlrel in die Oculariiffnung sieht, der Lichtquelle also form- lich den Rucken kehrt, so ist diese Schwierigkeit des Ein- visirens leicht begreiflich, namentlich wcnn das Rohr nicht an ein Stativ festgeschranbt ist, sondern yon der Hand g e tragen wird.

Nichts war mir daher naher liegend als die Frage: Sollre sich das Spectrum nicht in die Axe des Instrirmentes zu- ruckbringen lassen, so, dass ea gerade iiber die Spalte projieirt wird elnd acif dzese Art Awge, Spalte eind Lichtquelle in ein cind derselben Geraden sich befinden?

Die Optik bietet zwei Mittel dar, die praktisch verwend- bar sind, um einen Lichtstrahl von seiner Bahn abzulenken: 1) das Princip der Reflexion oder Spiegelung, 2) das Prin- cip der Refraction oder Brechung. Das erstere ist offenbar das einfachere; die Anwenclung des letzteren ist nichts an- deres als die urngekehrte Aufgabe der Achromasie ; ein zer- streutes Lichtbundel sol1 ohne Ayfhebung der Zerstreuung in die urspriingliche Richtung des unzerstreuten Lichtstrah- les abgelenkt werden.