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1 ÚŘAD DOKUMENTACE A VYŠETŘOVÁNÍ ZLOČINŮ KOMUNISMU POLICIE ČESKÉ REPUBLIKY (Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus) 170 34 POŠTOVNÍ ÚŘAD PRAHA 7 POŠTOVNÍ SCHRÁNKA 21/ÚDV TEL.: 00420 2 - 974 812 202 E-MAIL: [email protected] ABTEILUNG DOKUMENTATION - TÄTIGKEIT UND ARBEITSERGEBNISSE 1. Zensur im Tschechoslowakischen Staatsfilm und dem Tschechoslowakischen Fernsehen in den Jahren 1948-1968 2. Inspektion des Ministeriums des Innern seit September 1968 bis Oktober 1968 3. Rentenregelung für die der volksdemokratischen Ordnung feindlich eingestellten Personen 4. Beziehung der Organe des kommunistischen Regimes zu den Bürgern jugoslawischer und griechischer Nationalität 5. Finanzielle Sondermittel der Staatsicherheit 6. Strafgefangenenlager im Jáchymov-Revier 7. Gefängnisanstalten in der ČSSR 8. Kampfgruppen 9. Deutsche Retributionshäftlinge in Diensten der I. Verwaltung 10. StB (Staatsicherheit) versus unabhängige Initiativen 11. X. Verwaltung des SNB (Corps der Nationalen Sicherheit) 12. Propaganda und Desinformationen der Staatssicherheit 13. Nomenklatur des Ministeriums des Innern, des Ministeriums für Nationale Sicherheit und des Föderalministeriums des Innern 14. Rat der freien Tschechoslowakei 15. Dienst der Sonderbestimmung 16. Agenturbearbeitung der Böhmischen Evangelischen Brüderkirche durch die Staats- sicherheit 17. Fonds der Inspektion des Ministeriums des Innern 18. Deportation tschechoslowakischer Bürger in die ehemalige UdSSR 19. Gesundheits- und Vermögensschäden, entstanden durch die Okkupation der ČSSR seit 21.8.1968 20. Ärztliche Konsultationen und Gesundheitsgutachten 21. Kommando der Staatsicherheit (Sektoren I-III) 22. Eindringen der Staatsicherheit in das Hochschulmilieu 23. Sowjetische Berater in der Tschechoslowakei

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ÚŘAD DOKUMENTACE A VYŠETŘOVÁNÍ ZLOČINŮ KOMUNISMU POLICIE ČESKÉ REPUBLIKY

(Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus)

170 34 POŠTOVNÍ ÚŘAD PRAHA 7

POŠTOVNÍ SCHRÁNKA 21/ÚDV

TEL.: 00420 2 - 974 812 202

E-MAIL: [email protected]

ABTEILUNG DOKUMENTATION - TÄTIGKEIT UND ARBEITSERGEBNISSE

1. Zensur im Tschechoslowakischen Staatsfilm und dem Tschechoslowakischen Fernsehen in den Jahren 1948-1968

2. Inspektion des Ministeriums des Innern seit September 1968 bis Oktober 1968 3. Rentenregelung für die der volksdemokratischen Ordnung feindlich eingestellten

Personen 4. Beziehung der Organe des kommunistischen Regimes zu den Bürgern jugoslawischer und

griechischer Nationalität 5. Finanzielle Sondermittel der Staatsicherheit 6. Strafgefangenenlager im Jáchymov-Revier 7. Gefängnisanstalten in der ČSSR 8. Kampfgruppen 9. Deutsche Retributionshäftlinge in Diensten der I. Verwaltung 10. StB (Staatsicherheit) versus unabhängige Initiativen 11. X. Verwaltung des SNB (Corps der Nationalen Sicherheit) 12. Propaganda und Desinformationen der Staatssicherheit 13. Nomenklatur des Ministeriums des Innern, des Ministeriums für Nationale Sicherheit und

des Föderalministeriums des Innern 14. Rat der freien Tschechoslowakei 15. Dienst der Sonderbestimmung 16. Agenturbearbeitung der Böhmischen Evangelischen Brüderkirche durch die Staats-

sicherheit 17. Fonds der Inspektion des Ministeriums des Innern 18. Deportation tschechoslowakischer Bürger in die ehemalige UdSSR 19. Gesundheits- und Vermögensschäden, entstanden durch die Okkupation der ČSSR seit

21.8.1968 20. Ärztliche Konsultationen und Gesundheitsgutachten 21. Kommando der Staatsicherheit (Sektoren I-III) 22. Eindringen der Staatsicherheit in das Hochschulmilieu 23. Sowjetische Berater in der Tschechoslowakei

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24. StB_-Emittler Miroslav Pich.Tůma 25. Zusammenarbeit der StB und der KGB beim Eindringen in die russische

Emigrantenorganisation NTS 26. Orthodoxe Kirche 27. Missbrauch von Gaststätten- und Unterkunftsdienstleitungen durch die ehemalige StB 28. StB-Aktion EUROPA 29. Stb-Vorgangsweise gegen die tsch. Bürger ukrainischer und deutscher Nationalität 30. StB-Aktivitäten gegen die römisch-katholische Kirche 31. Agent der I. Verwaltung des MdI, Max Rostock 32. Ausstellung der Operativtechnik der ehemaligen StB 33. Fall General Karel Rusov – August 1968 in der tsch. Armee 34. Ausstellung Tschechisches und slowakisches Exil des 20. Jahrhunderts 35. Personentötung an der tsch. Staatsgrenze in der Zeit der Unfreiheit 36. Nachrichtendienstliche Tätigkeit tschechoslowakischer Bürger zu Gunsten westlicher

Nachrichtendienste 37. StB-Unterstützung italienischer Terroristen 38. StB- Vorgangsweise gegen Kulaken in den Jahren 1948-1952 39. Fall Choc und spol 40. StB-Agent Valerij Vilinskij 41. Dokumentation der Organisation und Tätigkeit der I. Verwaltung des MdI 42. Tätigkeit der ehemaligen StB gegen die Radiostation Freies Europa 43. StB-Tätigkeit gegen PhDr. Václav Benda 44. Entwicklung der Organisation der StB-Strukturen auf der Ebene der Bezirke und Kreise 45. Liquidation von Unruhen durch Gewaltmittel 46. Entführungen, durchgeführt durch die StB 47. Richtlinie des Zentralkomitees der KPTsch vom 8. Januar 1971 über das Zentralregister

von Rechtsopportunisten 48. Vollzogene Todesstrafen in der Tschechoslowakei 49. Anzahl von Angehörigen und Mitarbeitern der tschechoslowakischen Staatssicherheit 50. Tschechoslowakische Justiz 1948 -1989

ABTEILUNG DOKUMENTATION − TÄTIGKEIT UND ARBEITSERGEBNISSE

Die Arbeit der Abteilung Dokumentation der ÚDV (Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu/Behörde zur Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus) beruht als Bestandteil der Polizei der Tschechischen Republik auf der Weisung des Innenministers Nr. 5/2001 vom 15. Januar 2001, mit welcher der Wirkungsbereich der Polizei der Tschechischen Republik – der Behörde für Dokumentation und Untersuchung von Verbrechern des Kommunismus − festgelegt ist. Die Abteilung Dokumentation:

a) prüft Anzeigen und Anregungen b) sucht im Zusammenwirken mit der Abteilung Ermittlung Unterlagen für die in der

Zeit vom 25. Februar 1948 bis 29. Dezember 1989 begangenen Straftaten, c) sammelt Unterlagen über die Tätigkeit, die mit der Rechtswidrigkeit des

kommunistischen Regimes im ausschlaggebenden Zeitraum vom 1. Januar 1945 bis 29. Dezember 1989 zusammenhängen, wertet sie aus und dokumentiert sie und

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d) bereitet offizielle Publikationen der ÚDV (Sammelwerke SECURITAS IMPERII, SEŠITY –HEFTE der ÚDV, Edition Svědectví – Zeugnis) vor.

Bedeutende legislative Basis für die Tätigkeit der ÚDV ist das Gesetz über die Rechtswidrigkeit des kommunistischen Regimes und den Widerstand dagegen (Nr. 198/1993 Slg., vom 9. Juli 1993). Darin wird festgestellt, dass die KPTsch, ihre Leitung sowie die Mitglieder für die Regierungsweise in der Tschechoslowakei in den Jahren von 1948 bis 1989 verantwortlich sind (z.B. für die Vernichtung europäischer Werte, Verletzung der Menschenrechte usw.). Das Regime, das die kommunistische Partei vier Jahrzehnte lang in der Tschechoslowakei durchsetzte, wird in seinem Wesen als verbrecherisch, illegitim und verwerflich bewertet. Das kommunistische Regime verweigerte seinen Bürgern die Möglichkeit, ihren politischen Willen frei zu äußern, zwang sie zur unbedingten Übereinstimmung mit Regimeaktionen, verletzte seine eigenen Gesetze sowie internationale Verpflichtungen des Staates und stellte so den Willen der KPTsch über das Gesetz, verfolgte seine eigenen Bürger (exekutierte, mordete, folterte, verhaftete, enteignete sie, behinderte sie, ihren Beruf auszuüben, hinderte sie an Ausreisen ins Ausland, schickte sie in Arbeitsstrafvollzugs- und Zwangsarbeitslager), gewährte den Personen Vorteile, die die Verbrechen begingen, verband sich mit der Fremdmacht usw. In §§ 3 und 4 wird der Widerstand der Bürger gegen dieses Regime als legitim, gerecht, moralisch berechtigt und beachtungswert beurteilt. Die Abteilung Dokumentation der ÚDV befasst sich mit der Dokumentation der Vorgangsweise von Repressivorganen des kommunistischen Regimes und der Rolle des Apparates der KPTSch im totalitären System in der Zeit von 1945-1989. Die Dokumentationsarbeit geht von der Voraussetzung aus, dass die bearbeiteten Themen eher allgemeinen Charakter haben, denn eine strafrechtliche Vorgangsweise ist aus verschiedensten Gründen auszuschließen (z.B. Tod des Straftäters). Wichtiger Punkt der Tätigkeit der Abteilung Dokumentation ist das Aussuchen von Anregungen für die Strafverfolgung und die Konsultationshilfe für die Abteilung Ermittlung. Die Abteilung bietet zugleich das Zusammenwirken den anderen Verwaltungsbehörden des Staates. Sie ist sehr bemüht, den Anfragen und Gesuchen entgegenzukommen. Wichtigste Bedingung für die erfolgreiche Dokumentation ist ein ungehinderter Zugang zu Archivmaterialien. Einzig auf Grund einer langfristigen und sorgfältigen Arbeit der Dokumentaristen können wir in das System des Funktionierens totalitärer Organe der Staatsmacht eindringen (Staatssicherheit, Militärabwehr, Apparat des MdI und der KPTsch, ČSLA, Kampfgruppen usw.) Die ÚDV nutzt dabei vor allem folgende Archive: Archiv des Ministeriums des Innern (Prag, Brünn-Kanice), Archiv des Justizministeriums, Archiv des Außenministeriums, Archiv der Behörde für Außenbeziehungen und Informationen (Archiv der ehemaligen I. Verwaltung des MdI), Staatliches Zentralarchiv – hier ist das ehemalige Archiv der KPTsch untergebracht, Zentrales Militärarchiv. Je nach Dokumentationsthema werden weitere Archive (z.B. Kreisarchive) besucht. Die ÚDV nutzt zugleich die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Institutionen, die ähnliche Tätigkeitsschwerpunkte besitzen. Dies gilt sowohl für die ČR (hier z.B. Institut für zeitgenössische Geschichte der Akademie der Wissenschaften der ČR, Tschechische Christliche Akademie, Institute und Lehrstühle der Hochschulen, Vereinigungen der durch

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das kommunistische Regime unmittelbar beschädigten Personen – KPVČ, Sie waren die Ersten, PTP-Svaz – Verband usw.), als auch für Ausland (z.B. in der BRD, Polen, Ungarn, der Slowakei). Die Vertreter der ÚDV nehmen an den Seminaren und Kolloquien teil, die sich mit der durch die Behörde bearbeiteten Problematik befassen. Übersicht über die gegenwärtig bearbeiteten Themen: 1. Zensur im Tschechoslowakischen Staatsfilm und dem Tschechoslowakischen Fernsehen in den Jahren 1948-1968 – Mgr. Milan Bárta Das Thema beinhaltet die Geschichte der Zensur, seit ihrem Beginn sofort nach der Machtergreifung durch die KPTsch, die Entstehung der speziellen Zensurbehörde (der „Hauptverwaltung für Presseaufsicht“) im Jahre 1953, die Entwicklung der Behörde sowie ihre Eingriffe und den Einfluss dieser Eingriffe auf die Situation in den Massenmedien, die der Unterstützung der Regierung der KPTsch dienen sollten. Zugleich stellt sie auch das vergebliche Bemühen der Zensoren dar, die zu dem sog. Prager Frühling des Jahres 1968 führende Entwicklung, an der die Massenmedien einen bedeutenden Anteil hatten, zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen. Im Jahre 1968 wurde diese Behörde aufgelöst. Sofort nach der Okkupation der ČSSR durch die Truppen des Warschauer Vertrags wurde jedoch das Bestehen der Zensurbehörde unter dem Namen Föderalbehörde für Presse und Informationen wiederhergestellt. Ihre Tätigkeit währte bis zum Jahre 1990. Ergebnis der Bearbeitung dieses Themas ist eine Ausarbeitung, die versucht, die Beschränkung der Freiheit von Massenmedien durch Anordnungen und Weisungen der KPTsch zu beschreiben und auch konkrete Beispiele dieser Wirkung festzuhalten. 2. Inspektion des Ministeriums des Innern seit September 1968 bis Oktober 1968 – Mgr. Milan Bárta Die Tätigkeit umfaßt die Dokumentation der Arbeit der Inspektion des Ministeriums des Innern im Jahre 1968, die Untersuchung der gesetzwidrigen Handlung der Repressivorgane des kommunistischen Regimes (insbesondere der Staatsicherheit) in den 50er Jahren (psychische und physische Folterung von Verhafteten, Morde usw.). Gegenwärtig wird die Tätigkeit der durch die Inspektion des Ministeriums des Innern errichteten Kommission in der Gefängnisanstalt Leopoldov und den Gefangenenlagern der Urangruben im Jáchymov-Revier nach zeitgenössischen Quellen bearbeitet. 3. Rentenregelung für gegen die volksdemokratische Ordnung eingestellte Personen – Mgr. Milan Bárta Im Jahre 1952 entschied sich das politische Sekretariat des ZK der KPTsch im Rahmen der Verfolgung des „Klassenfeindes“ für die Durchführung einer Rentenrevision von „Angehörigen der herrschenden bourgeoisen Klasse und ihres Machtapparates“. Im Jahre 1953 erließ die Regierung eine Verordnung, mit der diese Regelung in Kraft getreten ist. Die Verordnung wurde im Jahre 1956 aufgehoben. Mit der Umsetzung dieser Verordnung sollten die bei den Bezirks- und Kreisnationalausschüssen errichteten Sonderkommissionen

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beauftragt werden. Die Dokumentation konzentriert sich zurzeit auf konkrete Fälle der Anwendung dieses Regresses. 4. Beziehung der Organe des kommunistischen Regimes zu Bürgern jugoslawischer und griechischer Nationalität – Mgr. Milan Bárta Die Bearbeitung dieses Themas ist in zwei Teile eingeteilt, von denen sich ein jeder mit den Emigranten aus einem dieser Länder in der Tschechoslowakei nach dem Jahre 1948 sowie mit der Kontrolle der Vertretungsbehörden dieser Länder befasst. Im Falle jugoslawischer Staatsbürger konzentrieren sich die Nachforschungen auf die Ereignisse nach der sowjetisch-jugoslawischer Auseinandersetzung im Jahre 1958, als sich J.B. Tito und sein Jugoslawien von Verbündeten der UdSSU zu unversöhnlichen Feinden wandelten und in den Ostblockstaaten politische und ökonomische Sanktionen gegenüber Jugoslawien, die Jagd auf „Tito-Anhänger“ und „jugoslawische Spione“ folgten. Es werden die Reaktion auf diese Entwicklung in der Tschechoslowakei (vor allem in den Dokumenten der KPTsch und der Staatssicherheit) und die Fälle konkreter Aktionen (Prozess gegen den jugoslawischen Konsul in Bratislava Š. Kevič, Gewinnung des Chiffreurs der jugoslawischen Botschaft A. Novak usw.) dokumentiert. Im Falle griechischer Staatsbürger, meistens ehemalige Soldaten der kommunistischen Armee ELAS und Mitglieder der Kommunistischen Partei Griechenlands, wird das Interesse und die Sorge für diese Emigranten seitens der KPTsch sowie deren Kontrolle durch die Staatssicherheit dokumentarisch dargestellt. Unter ihnen befanden sich auch Gefangene aus den Reihen der griechischen Regierungsarmee, die sich bemühten, in die Heimat zurückzukehren. Deshalb standen sie unter ständiger Kontrolle der StB und schließlich wurden die meisten von ihnen in einem inszenierten Prozess verurteilt. Diese Dokumentation soll in ein Projekt eingefügt werden, das auf die Stellung der Nationalitätenminderheiten in der Tschechoslowakei in den Jahren 1945-1989 und deren Verfolgung durch das kommunistische Regime ausgerichtet ist. 5. Finanzielle Sondermittel der Staatsicherheit – Mgr. Milan Bárta Ein besonderer Geldfonds sollte einzig der Erstattung von Ausgaben dienen, die mit der operativen Arbeit der StB mit Geheimmitarbeitern zusammenhingen (z.B. Wartung verliehener und Konspirationswohnungen für Geheimtreffen, Kosten für Beförderung und Bewirtung der Mitarbeiter bei diesen Treffen, Sachgeschenke, einmalige Belohnungen, jedoch auch regelmäßige Vergütungen für die wichtigen Mitarbeiter). Es wird die allgemeine Entwicklung der Richtlinien bearbeitet, nach denen die Verfügung über die finanziellen Sondermittel sowie das konkrete Wirtschaften bei der StB-Bezirksverwaltung Prag in den Jahren 1988-1989 geregelt wurde. 6. Strafgefangenenlager im Jáchymov-Revier – Mgr. František Bártík Vom geographischen Standpunkt war die Tschechoslowakei der einzige europäische Staat, in dem zu Ende des 2. Weltkriegs das Uranerz gefördert wurde. Zuerst wurden zur Förderung insbesondere deutsche Retributionshäftlinge, später Strafgefangene der Zwangsarbeitslager (TNP) und Häftlinge der Arbeitsstrafvollzugslager (NPT) eingesetzt. In die TNP (nicht nur

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Uranförderung) wurden die Menschen ohne Gerichtsverfahren deportiert, bloß auf Grund der Entscheidung einer Kommission, der sog. Bezirksdrei, für die Zeit von drei Monaten bis zu zwei Jahren. In den NPT waren insbesondere politische Häftlinge, die zu hohen, manchmal lebenslänglichen Strafen verurteilt wurden, ferner dann kriminelle und Anfang der fünfziger Jahre auch Retributionshäftlinge konzentriert. Die Untersuchungen sind bemüht, die Geschichte von achtzehn Uranlagern festzuhalten, die im Gebiet von Jáchymov, Slavkov und Příbram errichtet wurden. Es wird vor allem der Zeitraum 1958-1961 beschrieben. Im Příbram-Revier arbeiteten die Häftlinge noch bis Mitte der achtziger Jahre in der Uranförderung. Die Dokumentation umfasste zuerst die Tätigkeit der Wacheinheit des SNB Jeřáb, später wurde der Focus auf die ganze Problematik der Lager (die Struktur, die Organisation, die SNB-Einheit Jeřáb und später die Innenwache des Ministeriums des Innern und die Ermittlung einzelner Fälle der Ungesetzlichkeit) erweitert. Zurzeit wird intensiv die Dokumentation über den Raum von Příbram (Lager Vojna und Bytíz), den Zeitraum der Tätigkeit von Innenverwaltung des MdI und die Unfälle mit tödlichem Ausgang an den Arbeitsstätten bearbeitet. Ferner werden die Zeugnisse ehemaliger Häftlinge mit dem Archivmaterial konfrontiert (formell geltende Vorschriften, Meldungen über außerordentliche Ereignisse usw.). Auf Grund der gesammelten Tatsachen wurde durch die ÚDV bereits eine Publikation herausgegeben: Tomek, P.: Tschechoslowakisches Uran, Prag 1999. 7. Gefängnisanstalten in der ČSSR – Mgr. František Bártík Die Dokumentation ist auf den Umbruchszeitraum des tschechoslowakischen Nachkriegsgefängniswesens orientiert, als sich der Schwerpunkt der Bestrafung von „Kriegsverbrechern“ auf die Eliminierung, bzw. Liquidierung des antikommunistischen Widerstandes verschoben hat. Nach dem Februar 1948 wurde das Gefängniswesen eines der Machtinstrumente der kommunistischen Diktatur. Von der Kompliziertheit des Themas zeugt auch die Tatsache, dass das Gefängniswesen im Verlauf der zun betrachtenden Zeit, d.h. 1945-1989, einigen Ministerien unterstand (Ministerium für Nationale Sicherheit, Justizministerium, Ministerium des Innern, Verteidigungsministerium). Es wird versucht, die Geschichte von Gefängnisanstalten (einschließlich der Haftanstalten und Militärgefängnisanstalten) in der ČSSR darzustellen. Es handelt sich konkret um Dislokation, Zeit, Struktur, Organisation, Häftlingsanzahl, personelle Besetzung, Straftätigkeit von SVS usw.). Bis jetzt ist ein Überblick über die Problematik der StB-Untersuchungsgefängnisse, die Geschichte ausgewählter Gefängnisanstalten (Ruzyně, Leopoldov) und die operative Tätigkeit unter Häftlingen erarbeitet worden. Es wurde eine Übersicht über die Gefängnisanstalten in den Jahren 1948-1989 erstellt (zugänglich auf der Internet-Seite der ÚDV). Es wurden Materialien zur Problematik des Militärgefängniswesens erfasst; dokumentarisch dargestellt sind zugleich die Gefängnisordnungen aus den Jahren 1948-1989. Es wird eine Liste der in dem Strafvollzug, bzw. der Haft Verstorbenen bearbeitet. Mit Rücksicht auf den Umfang dieses Themas bearbeitet die Dokumentation einzelne Teilaufgaben (Todesfälle von Häftlingen, Befehle und Gesetze, die den Strafvollzug des Freiheitsentzugs regeln, die Entwicklung der Differenzierung und Registrierung von Häftlingen, die Besetzung der Kommandoposten in einzelnen Gefängnissen usw.). Auf Grund der gesammelten Tatsachen wurde bisher durch die ÚDV eine Publikation herausgegeben: Tomek, P.: Zwei Studien über das tschechoslowakische Gefängniswesen 1948-1989, Hefte der ÚDV Nr. 3, Prag 2000.

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8. Kampfgruppen – PhDr. Jiří Bašta Die Dokumentation beabsichtigt, die Entstehung, legislative Verankerung, Entwicklung, Struktur und Wirkung der Einheiten der Kampfgruppen - bewaffnete Kraft der KPTSch - seit dem Jahre 1948 bis zur Auflösung im Jahre 1989 aufzuklären. Die Kampfgruppen (LM) wurden durch die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei aus beauftragten Betriebsmitarbeitern während des Februarputsches im Jahre 1948 außergesetzlich errichtet. Aufgabe der Kampfgruppen war es, die Betriebe vor vermuteten Sabotagen seitens der „Regimefeinde“ zu schützen. Allmählich entwickelte sich jedoch aus diesen freiwilligen Einheiten eine gut organisierte aufgerüstete Kraft unter direktem Kommando des ZK der KPTsch und mit breitem Wirkungsbereich, der von der Unterdrückung der Unruhen bis zur Beseitigung der Folgen von Elementarkatastrophen reichte. Es werden relevante Unterlagen aus verschiedenen gesamtstaatlichen Archiven, insbesondere aus umfangreichen Fonds des ZK der KPTsch, studiert. Nach Auswertung und Klassifizierung grundsätzlicher Dokumente werden einzelne Thementeilkreise im Rahmen einer Publikation bearbeitet werden. 9. Deutsche Retributionshäftlinge in Diensten der I. Verwaltung – PhDr. Jiří Bašta Das Thema dokumentiert die Fälle der Retributionshäftlinge, die Mitte der 50er Jahre amnestiert wurden und vor der Freilassung aus dem Strafvollzug und nachfolgender Abschiebung in die Bundesrepublik Deutschland durch die I. Verwaltung des MdI (Bestandteil der Staatssicherheit – Zivilaufklärung) angeworben wurden. Die im Archiv der I. Verwaltung des MdI aufbewahrten Akten unterliegen bisher einer Geheimhaltungsstufe, deshalb ist deren Studium erschwert. Bisher wurden die Agenturakten von 14 ausgewählten Personen ausgewertet – in der Mehrheit der Fälle haben jedoch die durch die tsch. Aufklärung formell angeworbenen Retributionshäftlinge die Zusammenarbeit mit der tsch. Aufklärung nach dem Verlassen der ČR abgelehnt. Im Rahmen der Suche nach sämtlichen Fällen dieser Art von Zusammenarbeit ist die Aufmerksamkeit in der Gegenwart auf eine weitere Auswahl von deutschen Retributionshäftlingen konzentriert, bei denen angenommen wird, dass sie durch die I. Verwaltung angeworben wurden. Die Publikation soll einige Fragen bezüglich der Motive der I. Verwaltung in diesen Sachen, des Charakters, der Typologie, der Häufigkeit der Ausnutzung von Kriegsverbrechern durch die StB –Organe beantworten und sich nicht zuletzt auf die Schicksale bedeutenderer oder hochgeschätzter Agenten der tsch. Aufklärung aus diesem Milieu orientieren. 10. StB (Staatsicherheit) versus unabhängige Initiativen – Mgr. Patrik Benda Das Ende des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei wurde von der Entstehung einer Reihe unabhängiger neuer Initiative (Bewegung für eine Bürgergesellschaft, Unabhängige Friedensvereinigung, Demokratische Initiative usw.) begleitet, die sich in unterschiedlicher Weise an der Störung des totalitären Anspruchs des Staates auf den Einzelnen beteiligten, also auch an der Vorbereitung des Aufschwungs der Bürgertapferkeit im Jahre 1989. Die Kommunistische Geheimpolizei war sich der Gefahr bewusst, welche

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diese Initiativen für das Regime bedeuteten, und deshalb versuchte sie mit verschiedenen Mitteln deren Tätigkeit nicht nur zu beobachten, sondern auch zu stören und zu zersetzen. Ziel der Dokumentation ist es nicht nur, die Schritte zu erfassen, welche die Staatssicherheit gegen die unabhängigen Initiativen unternahm, sondern auch die historische Forschung über den Anteil der unabhängigen Initiative am Sturz des Regimes durch die Sicht von der anderen Seite - der Seite der Staatssicherheit – zu ergänzen. Mit Rücksicht darauf, dass die meisten über die Repräsentanten der unabhängigen Initiative geführten Aktenunterlagen Ende Dezember 1989 vernichtet wurden, ist es in diesem Fall nötig, gewissermaßen von sekundären Materialien auszugehen, was die Tageslageberichte oder verschiede Arbeitspläne und deren Auswertung sind. 11. X. Verwaltung des SNB (Corps der Nationalen Sicherheit) „ X. Verwaltung des SNB“ war ein Deckname für die Abwehrverwaltung für den Kampf mit dem inneren Feind, für welchen jede Opposition aus den Reihen der einheimischen Bevölkerung sowie des Exils gehalten wurde. Diese Verwaltung entstand im Jahre 1974, ihre Tätigkeit wurde durch Reorganisation des Föderalministeriums des Innern im Jahre 1988 beendet. Inhalt der Tätigkeit der Verwaltung war – wie dies bereits aus dem Namen hervorgeht – die sog. „abwehrdienstliche Bearbeitung und Schutz“ von Personen und Institutionen aus allen möglichen Gebieten der damaligen Tschechoslowakei, in deren Rahmen eine ideologisch-feindliche Tätigkeit gegen das totalitäre Regime aufkommen könnte (es ging z.B. um Dissidentenbewegung, Kultur, Wissenschaft, Schulwesen, Emigration, Kirchen ), was in der Praxis einerseits die Verfolgung der dem Regime unbequemen Personen bedeutete, andererseits – mittels der StB-Mitarbeiter – die Beobachtung jeder Tätigkeit in diesen Institutionen. Ziel der Dokumentation ist es, die Methoden dieser „abwehrdienstlichen Bearbeitung“ sowie ihre Umsetzung, aber auch die Struktur und personelle Besetzung der X. Verwaltung des SNB selbst zu erfassen. 12. Propaganda und Desinformationen der Staatssicherheit – Mgr. Petr Cajthaml Durch die Staatssicherheit wurden die Massenmedien zur Verbreitung von Verleumdungen, Propaganda und Desinformationen ausgenutzt und missbraucht. Die Skala verbreiteter Informationen reichte von verhältnismäßig neutralen Informationen bezüglich der Sicherheitslage über die Propaganda, die die Tätigkeit der Sicherheitsorgane heroisierte, bis zu absichtlich lügnerischen Verleumdungen und Desinformationen über die Regimefeinde. Die Verbreitung der zweckmäßig geänderten Informationen war auch eine der durch die Operativorgane der Staatssicherheit (Aufklärung und Abwehr) verwendeten Methoden: Die Dokumentation erarbeitet einen Überblick über die Struktur und Tätigkeit der Bestandteile des Ministeriums des Innern, die in offiziellem sowie inoffiziellem Kontakt mit den Massenmedien waren und die Propagandakampagnen (MdI-Presseabteilung , MdI-Pressesekretär und weitere) organisierten. Gleichzeitig wird die Dokumentation über die Organe erstellt, die die Ausnutzung von Massenmedien durch die StB-Operativorgane (Desinformationsabteilung der Abwehr, die sog. Abteilung Aktive Maßnahmen /Beeinflussung/ der Abwehr) koordinierten. Außerdem werden auch das Zusammenwirken und die Verflechtung des Propagandaapparates des Ministeriums des Innern mit den wichtigsten Massenmedien (Fernsehen, Rundfunk, Tageszeitungen) und mit den die Massenmedien leitenden Parteiorganen dokumentarisch dargestellt. Die Studie soll in

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selbständigen Aufsätzen die einzelne propagandistisch ausgenutzte Fälle festhalten, und in eine komplexe Studie über das gegebene Thema ausmünden. (Bašta Jiří: Propagandistische Ausnutzung der Causa des amerikanischen Emigranten G.S. Wheeler in Securitas Imperii Nr. 7, ÚDV 2001; Cajthaml Petr: Hohes Spiel – Geschichte einer Verleumdung in Securitas Imperii Nr. 9, ÚDV 2002). 13. Nomenklatur des Ministeriums des Innern, des Ministeriums für Nationale Sicherheit und des Föderalministeriums des Innern – Mgr. Petr Cajthaml Ziel der Dokumentation ist es, die personelle Besetzung leitender Funktionen im Ministerium des Innern (der Minister und ihrer Stellvertreter) zu erfassen, die Vorgangsweise der die kommunistische politische Polizei –StB steuernde Ressortleitung in verschiedenen Phasen und Gestalten ihres Bestehens zu beschreiben. Im Rahmen der Dokumentation werden Angaben zu der personellen Besetzung einzelner Funktionen, dem Umfang des Wirkungsbereichs einzelner Funktionäre und dem Maße der persönlichen Verantwortung dieser Personen gesammelt. Auf Grund der Dokumentation soll eine Studie über die Organisation der Leitung des Ministeriums des Innern und eine Portraitsammlung von leitenden Funktionären des Ministeriums des Innern entstehen. 14. Rat der freien Tschechoslowakei – Mgr. Petr Cajthaml Der Rat der freien Tschechoslowakei (RSČ) wurde im Jahre 1949 als Gipfelorgan der tschechoslowakischen nach dem kommunistischen Umsturz im Februar 1948 entstandenen politischen Emigration gegründet. Nach Vorstellungen seiner Gründer (Politiker besiegter politischer Parteien) sollte er die Basis für die potentielle künftige Exilregierung werden, die zu einer Dachorganisation sämtlicher politisch aktiven Emigranten aus der Tschechoslowakei würde und diese bei den Regierungen demokratischer Staaten repräsentieren würde. Von Anfang an wurde er jedoch durch die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Emigrantenfraktionen paralysiert und Ende der 50er Jahre unterbrach er aus diesen Gründen seine Tätigkeit. In veränderter Gestalt und unter Beteiligung der Personen aus der neuen Emigrationswelle nach dem August 1968 wurde er in den 70er Jahren erneuert. Die Dokumentation beabsichtigt, das Interesse der Staatsicherheit für diese Exilorganisation, das Bemühen um das Eindringen in den Rat und die Versuche um die Zerrüttung ihrer Tätigkeit darzustellen. Es werden Akten der Aufklärung und Abwehr studiert, die den RSČ selbst und seine einzelnen Funktionäre betreffen. Ergebnis soll eine Studie über dieses Thema sein. 15. Dienst der Sonderbestimmung – Mgr. Petr Cajthaml und Prokop Tomek Der Dienst der Sonderbestimmung war von den sechziger Jahren Bestandteil der Aufklärung des Ministeriums des Innern. Seine Tätigkeit beinhaltete die Vorbereitung (und wohl auch die Realisierung) von Diversions- und Terrortaten als spezifische Methode der Führung des Nachrichtendienstes. Die Dokumentation beabsichtigt, die Organisation, personelle Besetzung und die Hauptrichtungen der Tätigkeit dieses Bestandteils der StB auf Grunde der durch die Aufklärung zu dieser Problematik geführten Akten zu beschreiben. Je nach dem Umfang der festgestellten Angaben wird eine Studie über die Tätigkeit dieses Bestandteils der StB und

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eventuelle Erkenntnisse über konkrete durchgeführte Aktionen des Dienstes der Sonderbestimmung erstellt und der Abteilung Ermittlung der ÚDV übergeben werden. 16. Agenturbearbeitung der Böhmischen Evangelischen Brüderkirche durch die Staats-sicherheit – Mgr. Peter Dinuš, PhDr. Auf Veranlassung des Vereins evangelischer Priester befasst sich die ÚDV mit der Untersuchung der Tätigkeit der ehemaligen Staatssicherheit gegen die Böhmische Evangelische Kirche. Der ursprüngliche Verdacht, dass die StB-Angehörigen diesbezüglich Amtsmißbrauch verübt haben, wurde nicht bestätigt. Deshalb wird dieses Thema durch die Dokumentationsabteilung der ÚDV bearbeitet. Ziel ist es, das Eindringen, die Beeinflussung und Zersetzung der zahlreichsten Protestantenkirche auf dem Gebiet der Tschechischen Republik (etwa 200.000 Mitglieder) – der Böhmischen Evangelischen Brüderkirche – durch die StB in den Jahren 1948-1989 zu dokumentieren. Mit Rücksicht darauf , dass die meisten Agenturunterlagen (Personal-, Objektakten) aus der StB-Provenienz zu dieser Problematik Ende 1989 vernichtet wurden, nutzen wir für die Bearbeitung dieses Themas überwiegend verschiedene Bewertungs- und analytische Materialien von Abwehrorganen der StB aus den 70er und 80er Jahren. Hervorgehoben wird deshalb der Zeitraum, der im Rahmen der evangelischen Kirche die aktive Wirkung der theologischen Bewegung junger Geistlicher (Neue Orientierung) darstellt, die gegen die Existenz des kommunistischen Regimes ausgerichtet war. Ergebnis dieser Arbeit soll eine Studie sein, die in das Sammelwerk der ÚDV „Securitas Imperii“ eingefügt oder als selbständige Publikation der ÚDV im Rahmen der Edition „Hefte“ veröffentlicht wird. 17. Fonds der Inspektion des Ministeriums des Innern – MUDr. Milada Kadlecová Die Inspektion des Ministeriums des Innern (IMV) befasste sich mit der Kontroll-inspektionstätigkeit auf verschiedenen Ebenen des MdI (Sonderinspektion der Personalverwaltung, der Hauptverwaltung der VB – Öffentlichen Sicherheit, der Bezirksverwaltungsleiter). Sie untersuchte die Taten der Angehörigen der StB, der VB, ungesetzliche Methoden und Ermittlungen, führte Untersuchung auf Verlangen der Prokuratur, der Gerichte durch und bot im Jahre 1968 die Stellungnahmen zur den Gesuchen um die Rehabilitation. Die Dokumentation konzentrierte sich auf das systematische Studium der Archivfonds der IMV mit Rücksicht auf die Straftaten der Angehörigen von Repressivorganen des ehemaligen Regimes aus den Jahren 1948-1989 mit dem Ziel, diejenigen Straftaten auszusuchen, die zwar damals durch die Inspektion untersucht wurden, aus denen jedoch keine strafrechtliche Verantwortung gezogen wurde. Sie werden mit der Geschädigtenkartei der ÚDV abgeglichen und die Fälle werden einzelnen Untersuchungsakten zugeordnet. Die Fälle, die für die Strafverfolgung nicht nutzbar sind, werden an die Publikationsgruppe weitergeleitet.

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18. Deportation tschechoslowakischer Bürger in die ehemalige UdSSR- MUDr. Milada Kadlecová Die Verhaftung tsch. Bürger und ihre gewalttätige Deportationen in die UdSSR begannen bereits nach dem Einzug der Roten Armee in das Gebiet der Tschechoslowakei im Jahre 1944 und gingen bis Anfang der fünfziger Jahre weiter. Die Dokumentation bemüht sich, den Anteil ehemaliger Repressivorgane bei Verhaftung und Übergabe der Bürger an Angehörigen sowjetischer Nachrichtendienste SMERŠ und später der KGB zu erfassen. Bei der Feststellung der strafrechtlichen Verantwortung konkreter Personen für die ungesetzliche Verschleppung in die UdSSR werden solche Fälle der ÚDV-Abteilung Ermittlung übergeben. Die gewonnenen Erkenntnisse fanden bereits Niederschlag in Publikationen (Čuka Petr: Deportation von Augustin Vološin in Securitas Imperii 1, ÚDV 1994 und Čuka Petr: Entführungen der Menschen aus der Tschechoslowakei durch die sowjetische KGB in Securitas Imperii 7, ÚDV 2001), ferner dienen sie als Unterlagen für die Zuerkennung des Entschädigungsanspruchs wegen Verschleppung gemäß dem Gesetz Nr. 172/2002 Slg. 19. Gesundheits- und Vermögensschäden, entstanden durch die Okkupation der ČSSR seit 21. 8. 1968 – MUDr. Milada Kadlecová Im Gefolge des Einmarsches der Truppen des Warschauer Vertrags im August 1968 wurden durch Schußwaffengebrauch und bei Unfällen von Militärfahrzeugen eine Reihe tschechoslowakischer Bürger getötet, es kam zu großen Schäden am Vermögen. Im Jahr 1968 befasste sich mit den Fällen die Regierung, im J. 1990 die FMV-Behörde für die Untersuchung der verfassungswidrigen Tätigkeit. Die Dokumentation ist auf der Suche nach weiteren konkreten Fällen zur Ergänzung und Bezifferung der Schäden. 20. Ärztliche Konsultationen und Gesundheitsgutachten – MUDr. Milada Kadlecová Für die Bedürfnisse der Behörde werden zu einzelnen Fällen von Personen Analysen, Stellungnahmen bearbeitet, Obduktionsberichte ausgewertet bzw. Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise gegeben. 21. Kommando der Staatsicherheit (Sektoren I-III)- PhDr. Jan Kalous Die Dokumentation konzentriert sich auf die Entwicklung der Struktur der Staatssicherheit in der ersten – blutigsten - Etappe ihrer Existenz bis 1953. Es werden sowohl realisierte Strukturgliederungen als auch Strukturvorschläge erörtert, die aus verschiedenen Gründen nicht zustande kamen. Einen wichtigen Aspekt bildet die Existenz des Ministeriums für Nationale Sicherheit in den Jahren 1950-1953, was die StB-Stellung in der Gesellschaft verstärkte. Im gegenwärtigen Bearbeitungsstadium werden ausgewählte Personalakten ehemaliger SNB-Angehörigen studiert und einzelne Aktionen erfasst.

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22. Eindringen der Staatsicherheit in das Hochschulmilieu – PhDr. Jan Kalous Die Dokumentation umfasst Unterlagen zu folgenden Gebieten: Regress gegenüber den Studenten und Professoren im Zeitraum der Jahre 1948-1989, Darstellung dieses Milieus in den Diplomarbeiten ehemaliger Absolventen der Hochschule des SNB, die Universität des 17. November usw. Das kommunistische Regime orientierte sich gleich nach dem Februar 1948 auf die Unterdrückung akademischer Freiheiten, die Kontrolle des Zugangs zur Bildung und die Repression von Studenten und Professoren. Viele von ihnen konnten nicht ihre Fähigkeiten im Leben ausnutzen. Diese Leute gingen ins Ausland, beziehungsweise emigrierten nach der August-Okkupation im Jahre 1968. Ein großer Teil von ihnen geriet ins Gefängnis, in PTP, TNP oder arbeitete unter ständiger Aufsicht in Arbeiterprofessionen. Gleichzeitig versuchte jedoch die Staatsicherheit die Reihen ihrer Mitarbeiter gerade durch Personen aus diesem Milieu zu erweitern. Einen wichtigen Aspekt stellten z.B. die Reisen ins Ausland oder die Kontakte zu bedeutenden Repräsentanten der Emigration oder der Dissidentenbewegung dar. 23. Sowjetische Berater in der Tschechoslowakei – PhDr. Jan Kalous Die Dokumentation konzentriert sich auf das Wirken sowjetischer Berater in der Tschechoslowakei (insbesondere im Ressort des MdI, bzw. des MfNS) in den Jahren 1949-1989. Die sowjetischen Berater waren offiziell in der Tschechoslowakei seit dem Herbst 1949 tätig. Sie beeinflussten auf eine sehr grundsätzliche Art und Weise die Entwicklung des ganzen sowjetischen Blocks während des Zeitraums des sog. Kalten Krieges. Gerade sie (außer dem Warschauer Vertrag, RGWH, der sowjetischen Botschaft, dem Apparat der KPTsch) stellten ein koordinierendes Glied zwischen Prag und Moskau dar. Erschütterndes Ergebnis ihrer Tätigkeit waren die politischen Prozesse in der Tschechoslowakischen Republik in den 50er Jahren. Später wurde ihre Position im Rahmen der Kraftministerien zwar geschwächt. Ihr grundsätzlicher Einfluss blieb jedoch trotzdem aufrechterhalten. Die Stellung sowjetische Berater entsprach der Ausnahmeposition der UdSSR im Rahmen des sog. sozialistischen Lagers. 24. StB-Emittler Miroslav Pich-Tůma – PhD. Jan Kalous Ziel der Dokumentation ist die Vorbereitung einer Publikation, die die Person eines gefürchteten Ermittlers der Staatssicherheit, Miroslav Pich- Tůma, näher darstellen sollte. Es war eben Pich-Tůma, der die brutalen Verhörmethoden in der ersten Etappe des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei angewandt hat. Obwohl über ihn selbst später Gericht gehalten wurde, blieb er dogmatischer Kommunist bis zu seinem Tod (nach dem Jahre 1990 ersuchte er sogar um die Rehabilitation). 25. Zusammenarbeit der StB und der KGB beim Eindringen in die russische Emigrantenorganisation NTS- PhDr. Jan Kalous Eines der Gebiete, die durch die KGB ständig beobachtet wurde, war die Tätigkeit der russischen Emigration. Aus dem ganzen Spektrum der russischen Emigration konzentriert

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sich die ÚDV-Dokumentation auf die Organisation NTS (Narodno trudovoj sojuz), die während des Kalten Krieges ihren Sitz in Frankfurt am Main hatte. Die KGB und nachher die StB nutzten beim Eindringen in die NTS die Bindungen der ehemaligen Zwischenkriegsemigration aus. Die Organisation NTS entstand im Jahre 1930 durch Zusammenschluss von zwei Richtungen (eine von ihnen entstand in der ČSR). Nach dem 2. Weltkrieg verlegte sie ihre Aktivität in die BRD. Sie orientierte sich auf die Verbreitung von unabhängiger Literatur, von Flugblättern und die Unterstützung der Dissidentenbewegung in der UdSSR. Die Organisation NTS veranstaltete regelmäßig verschiedene Diskussionsforen und Kurse der russischen Sprache. Die tschechoslowakische Staatssicherheit koordinierte ihre Aktivität gegen die NTS mit den sowjetischen Beratern und über sie mit der KGB-Zentrale. 26. Orthodoxe Kirche – PhDr. Jan Kalous Die Dokumentation konzentriert sich auf den gewalttätigen Zusammenschluss der griechisch-katholischen Kirche mit der orthodoxen Kirche nach dem Februar 1948, die Repression orthodoxer Priester, jedoch zugleich auf das Eindringen der StB in die orthodoxe Kirche. Es ist Tatsache, dass die orthodoxe Kirche keine Massenbasis hatte und so nicht die Position einer großen Kirche in der ČSR (Gläubige waren vor allem ehemalige Einwohner der Karpatoukraine, Emigration) erreichte. Trotzdem stellte gerade die Position der Kirche innerhalb der russischen Kommunität und ihre Bindungen an die russische Emigration im Ausland interessante Momente vom Standpunkt deren Ausnutzung durch die StB dar. 27. Missbrauch von Gaststätten- und Unterkunftsdienstleitungen durch die ehemalige StB – Mgr. Ondřej Koutek Die Staatssicherheit orientierte sich in ihrer Beobachtungstätigkeit in beträchtlichem Maße auf die Hotels und Restaurants, insbesondere auf die Objekte mit ausländischer Klientel. Die Direktoren solcher Hotels oder ihre Vertreter, oft auch einige weitere Angestellte (Rezeptionschefs, Kellner, Zimmermädchen oder Hotelfahrer) waren entweder direkte Angestellte der StB oder sie gehörten zu ihren Agenten oder gelegentlichen Mitarbeitern. Die StB bot ihnen oft als Gegenleistung Schutz und deckte ihre verschiedenen Verstöße – insbesondere aus dem Gebiet der Wirtschaftskriminalität. Die Hotels mit ausländischer Klientel hatten üblicherweise für die StB-Bedürfnisse reservierte Zimmer, wo die notwendige Technik für Abhören und Beobachtung beobachteter Personen untergebracht war. Ziel der Bearbeitung dieses Themas ist die Offenlegung der StB-Praktiken in Bezug auf die Hotels und Restaurants und die Schaffung eines Überblicks über den Umfang des Agenturnetzes in diesen Objekten. 28. StB-Aktion EUROPA - Mgr. Ondřej Koutek Im Rahmen der Aktion „EUROPA“ fahndete die Staatsicherheit nach der Existenz der sog. illegalen Agentur westlicher Aufklärungen auf dem ganzen Gebiet der ČSSR. Es handelt sich um eine sehr umfangreiche und langfristige Operation, die von 1959 mit kurzer Unterbrechung in der 2. Hälfte der 70er Jahre bis zum Sturz des kommunistischen Regimes verlief. Es wurden insbesondere Personen überprüft, an deren Identität gezweifelt wurde oder bei denen Widersprüche in ihren Autobiographien festgestellt wurden. Die konkreten Fälle

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betrafen zwei Hauptgruppen. Zu der ersten Gruppe gehörten die Personen, die nach dem Jahre 1945 in der Tschechoslowakei blieben und ihre echte Identität verbargen, weil sie sich mit ihrer Tätigkeit während des zweiten Weltkrieges strafbar gemacht hatten. In der zweiten Gruppe gab es solche Fälle von Personen, die nach 1948 in die Tschechoslowakei kamen und deren Identität strittig war. Während der ganzen Aktion gelang es der StB nicht, einen echten „Illegalen“ zu überführen, sie entdeckte jedoch einige Kriegsverbrecher, die sich in der Tschechoslowakei unter falschem Namen versteckten. In den 80er Jahren begann die StB im Rahmen der Aktion „EUROPA“, auch die vermuteten Waffen- und Dokumentenverstecke aus dem Ende des II. Weltkriegs zu prüfen. Die Fahndung war zwar gründlich und finanziell aufwendig, die meisten Untersuchungsaktionen endeten jedoch völlig erfolglos. Die Dokumentation der Aktion „EUROPA“ befindet sich in der Schlussphase und wird bald beendet werden. 29. Stb-Vorgangsweise gegen die tsch. Bürger ukrainischer und deutscher Nationalität - Mgr. Ondřej Koutek Die ukrainische sowie deutsche Minderheit in der ČSSR gehörten zu denjenigen Bevölkerungsgruppen, die Objekt der systematischen Beobachtung seitens der Staatssicherheit wurden. Die Ukrainer wurden insbesondere vom Standpunkt der Interessen der UdSSR als gefährlich betrachtet, weil bei ihnen die Zusammenarbeit mit den Organisationen ukrainischer Nationalisten im Westen und die Sehnsucht nach einer selbständigen Ukraine angenommen wurden. Die Ukrainer, die auf dem tschechischen Gebiet der Republik lebten, waren oftmals Angehörige oder Nachkommen der sog. weißen Emigration. Die tsch. Bürger deutscher Nationalität waren als potentielle Mitarbeiter der Nachrichtendienste der BRD oder als Basis des Revanchismus verdächtig. Das ganze Thema wird mit der Ausrichtung auf die Identifizierung grundsätzlicher politischer Entscheidungen, die zur Verfolgung dieser Nationalitätengruppen führten, der Beschreibung der Entwicklung der Organisationsstruktur der StB-Bestandteile, die sich mit den Deutschen und den Ukrainern operativ beschäftigten, und der Zusammenstellung eines Überblicks über den Zustand der Agentur, die Anzahl von beobachteten Personen usw. bearbeitet. Aufmerksamkeit wird auch der StB-Vorgangsweise gegenüber den Vereinen und Organisationen der deutschen und ukrainischen Minderheit gewidmet. Die Dokumentation dieses Themas wird als Bestandteil eines breiteren Projektes beabsichtigt, das sich mit der Stellung der Nationalitätenminderheiten in der Tschechoslowakei in den Jahren 1945-1989 und ihrer Verfolgung durch das kommunistische Regime beschäftigt. 30. StB-Aktivitäten gegen die römisch-katholische Kirche – PhDr. Jiří Plachý Mit Rücksicht auf den Umfang dieser Problematik werden in der Untersuchung vor allem Teilthemen bearbeitet, z. B. wesentliche Kirchenprozesse aus den 50er Jahren, die Person des Leitmeritzer Bischofs Dr. Štěpán, des Kardinals Trochta, die die Tätigkeit der römisch-katholischen Kirche verfolgenden Meldungen der X. Verwaltung des SNB aus den 80er Jahren, die StB-Zusammenarbeit mit einigen bedeutenderen Kirchenwürdenträgern usw. Im Rahmen der Dokumentation wurden einige Anregungen zur Untersuchung ehemaliger StB-Agehöriger gegeben, die sich an der Verfolgung der Kirche beteiligten. Zurzeit wird eine Dokumentation über das Eindringen der StB in die Strukturen der römisch-katholischen Kirche in der Leitmeritzer Diözese Ende der 80er Jahre systematisch erarbeitet. Bestandteil dieser Dokumentation ist auch die Bearbeitung der „offiziellen“ Beziehung des

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Staates und der Kirche (Religionsunterricht in den Schulen, Kollaborateurvereinigung katholischer Geistlicher – Pacem in Terris, Zerrüttung von Kirchenobjekten usw.) Ergebnis dieser Dokumentation sollte eine analytische im Sammelwerk der ÚDV zu veröffentlichende Studie sein. 31. Agent der I. Verwaltung des MdI, Max Rostock – PhDr. Jiří Plachý Die Dokumentationsakte „LIDICE“ wurde im Jahre 2001 angelegt, nach der Feststellung, dass einer der Kriegsverbrecher, der unmittelbare Verantwortung für die Ausrottung von Lidice 1942 trug − Kommandant der Dienststelle von SD - Kladno, SS-Obersturmführer Max Rostock − im Jhre 1953 vom Präsidenten Zápotocký begnadigt und durch die StB für die Zusammenarbeit gewonnen wurde. Der Rostock-Fall wurde dokumentarisch erfasst und eine Studie erarbeitet, die als selbständige ÚDV-Publikation erschien (Plachý Jiří: Fall FRITZ – Kriegsverbrecher Max Rostock als Agent der StB, Hefte Nr. 5, UDV 2002). Zurzeit werden einige ausführlichere Untersuchungen durchgeführt, die die Internetform der Publikation aktualisieren könnten, und ein Schlussbericht erarbeitet. 32. Ausstellung der Operativtechnik der ehemaligen StB- Mgr. Daniel Povolný Im Rahmen der Dokumentationsakte wurden Grundinformationen über die Organisationsordnung der StB-Bestandteile, die in den Jahren 1948-1989 die Operativtechnik entwickelten und einsetzten, über den Tätigkeitsinhalt einzelner Abteilungen dieser Bestandteile gesammelt. Aufmerksamkeit wurde ferner den Personalfragen, dem Personalbestand der StB-Angehörigen in einzelnen Zeiträumen und der Übersicht über die Leiter betreffender StB-Bestandteile und teilweise auch über einfache Angehörige gewidmet. Der Begriff Operativtechnik der StB umfasst Raum- und Telefonabhörgeräte, Korrespondenzkontrolle und Entschlüsselung von Chiffreschriften, Geheimuntersuchungen von Räumen und Verwendung von Deckausweisen bei den StB-Aktionen, einschließlich der Analyse von Vorschriften, die dabei verwendet wurden. Außerdem wurden Erkenntnisse über den Funkabwehrdienst und die Anpeilung von Agenturfunkstationen, die Herstellung von verschiedenen Arten der Operativtechnik, den Einkauf von Elektronik und Embargoanlagen im Westen sowie über die Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten sozialistischer Länder bei der Entwicklung und Herstellung der Operativtechnik, den Erfahrungsaustausch bezüglich ihrer Verwendung und der Taktik westlicher Nachrichtendienste in diesem Bereich gewonnen. Unter dem Namen „Nicht nur die Wände hatten Ohren“ wurde eine Ausstellung in Prag (Museum der Polizei der ČR, April-Mai 2001=, in Pilsen ( Westböhmisches Museum, September 2001), in Aussig (Stadtmuseum, Ende Oktober-November 2001), Preßburg (Tschechisches Zentrum, Januar 2002), in Kaschau (Slowakisches Technisches Museum, Februar 2002), in Berlin (Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstrasse, Mai-August 2002) und in Iglau (Kreisbehörde, Dezember 2002) erfolgreich präsentiert. Die Ausstellung wird noch in Moskau (Tschechisches Zentrum, März 2003) gezeigt. Zu der Ausstellung wurde eine Publikation mit einer grundlegenden Übersicht über die Arten der Operativtechnik erstellt (Povolný Daniel: Operativtechnik in Händen der StB, ÚDV 2001). Bereits in der Vergangenheit wurden Arbeiten über dieses Thema publiziert (Schovánek Radek: Organisationsentwicklung technischer Bestandteile des MdI 1948-1989 in

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Securitas Imperii 1 und 2, ÚDV 1994 ). Im Editionsplan gibt es eine weitere Studie auf das Thema Operativtechnik. 33. Fall General Karel Rusov – August 1968 in der tsch. Armee – Mgr. Daniel Povolný Im Rahmen der Dokumentation werden Informationen über die Tätigkeit der Tschechoslowakischen Volksarmee im Zeitraum von ungefähr 1967 bis September 1968 gesammelt, mit Ausrichtung auf die Schwerpunkte dieses Zeitraums – Vorbereitung eines Militärputsches im Zeitraum Dezember 1967- Januar 1968, Flucht des Generals Jan Šejna nach Westen, personelle Veränderungen in der Armee, Informationen über den potentiellen Eingriff der Truppen des Warschauer Vertrags, Besuche hoher Militärrepräsentanten in der ČSSR im Frühling 1968, Übung ŠUMAVA als Vorbereitung für die Invasion in die Tschechoslowakei, Tätigkeit der Truppen des Warschauer Vertrags im Verlauf der Invasion in die ČSSR und die Reaktion der ČSLA auf die Okkupation der Tschechoslowakei. 34. Ausstellung Tschechisches und slowakisches Exil des 20. Jahrhunderts – Mgr. Daniel Povolný Die Ausstellung wird durch die Vereinigung K-2001 in Brünn organisiert. Ihr Ziel ist es, die Schicksale der tschechischen und slowakischen Emigration im zwanzigsten Jahrhundert festzuhalten. Da es sich um einen langen ereignisreichen Zeitabschnitt handelt, ist die Ausstellung in einige Zeiträume eingeteilt: Zeitraum 1900-1955 (dieser Teil wird im Januar 2003 eröffnet), Jahre 1955-1968 (Eröffnung Ende 2004) und Jahre 1968- 1989 (Eröffnung 2006). Die ÚDV beteiligt sich an dieser Ausstellung als einer von vielen Partnern. Mit Rücksicht auf den Wirkungsbereich bereitet sie laufend Texte zu einzelnen Zeiträumen vor. Für die Jahre 1948-1955 waren es Beiträge über die Tätigkeit der Aufklärung, die Personenentführungen durch die StB, das System der Bewachung der Staatsgrenze, einschließlich einer Übersicht über die Opfer aus den Reihen der Flüchtlinge, StB-Provokationen bei Emigrationsversuchen (Aktion STEINE), Maßnahmen vor der Ausreise ins Ausland (Pass- und Visumausstellung), Regressmaßnahmen gegen die Verwandten und Freunde von Emigranten, Korrespondenzkontrolle im Postverkehr mit dem Ausland. 35. Personentötung an der tsch. Staatsgrenze in der Zeit der Unfreiheit – Mgr. Martin Pulec In der Akte wird die Problematik der Entwicklung der Organisation und der Tätigkeit bewaffneter Grenzorgane bearbeitet. Ferner wird die Entwicklung der Sicherung der Staatsgrenze des sog. eisernen Vorhangs an der Staatsgrenze der Tschechoslowakei mit der BRD und Österreich dokumentiert. Besondere Aufmerksamkeit wird den Tötungsfällen konkreter Personen an der Staatsgrenze gewidmet. Es ist zu klären, ob es sich um die Erschießung durch die Grenzwache, die Tötung durch elektrischen Strom oder Minen, die Bestandteil der Grenzsicherung waren, handelte. Diese konkreten Fälle werden den ÚDV-Ermittlern zur Verwertung übergeben. Zum Thema wurde bisher eine Studie publiziert (Pulec Martin: Abriss der Organisation und Tätigkeit bewaffneter Grenzorgane in den Jahren 1948-1951 in Securitas Imperii Nr. 7, ÚDV 2001). Ferner wird eine weitere zusammenfassende Studie über das gegebene Thema vorbereitet.

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36. Nachrichtendienstliche Tätigkeit tschechoslowakischer Bürger zu Gunsten westlicher Nachrichtendienste – Mgr. Martin Pulec Im Rahmen der Dokumentation wird Archivmaterial gesichtet, das sich auf die sog. Agenten-Gänger, Kuriere ausländischer Nachrichtendienste, bezieht, die die tsch. Staatsgrenze in der Zeit des Kalten Krieges, insbesondere im Zeitraum 1948-1956, passierten. Die weitere Dokumentationsphase konzentriert sich auf das Ausfindigmachen noch lebender ehemaliger Kuriere; um Kontakt zu ihnen aufnehmen und Gespräche mit ihnen zu führen, damit die StB-Archivmaterialien mit der Sicht der anderen Seite konfrontiert werden können. 37. StB-Unterstützung italienischer Terroristen – Mgr. Martin Pulec Im Rahmen der Dokumentation werden Kontakte tsch. Sicherheitsorgane zu italienischen Terroristen untersucht. 38. StB- Vorgehensweise gegen Kulaken in den Jahren 1948-1952 – Mgr. Šárka Rokosová Es handelt sich dabei um eine breit angelegte Dokumentation, die sich mit der Verfolgung der Landwirte mit Privatwirtschaft durch das kommunistische Regime befasst. Der erste Teil der Dokumentation setzt sich mit den sog. Administrativmaßnahmen, d.h. Methoden der Ausschaltung von Bauern durch außergerichtliche Methoden unter dem Schleier der „Gesetze“ (Gesetze über die Erfüllung des einheitlichen Wirtschaftsplanes, über die Hilfe für die Landwirten, den Abkauf der Mechanisierungstechnik, über die Bewirtschaftung der Verlustbetriebe, Gesetze über den Grundbesitz, Grundgesetze usw.) auseinander. Die weitere Phase wird sich der Dokumentation großer Prozesse mit Bauern widmen (aktuell die sog. Aktion Kluky – Prozess in Nordböhmen 1953). Perspektivisch sollen betreffende Unterlagen gefunden werden, um die Gesamtanzahl von gerichtlich betroffenen Bauern festzustellen. 39. Fall Choc und spol.- Mgr. Šárka Rokosová Das Thema beschreibt den Verlauf eines der ersten großen politischen Nachfebruarprozesse mit der Gruppe Choc und spol. Eine umfangreiche Gruppe (mehr als 70 Menschen, die sich z.T. nicht einmal kannten) wurde des Mordes eines hohen kommunistischen und Partisanenfunktionärs, Major Augustin Schramm, der staatsfeindlichen Tätigkeit, der Sabotage und der Verübung von Terroraktionen usw. beschuldigt. Obwohl keine Beschuldigung nachweislich bestätigt wurde, fällte das Staatsgericht im Jahre 1948 ein Urteil: 6 Todesstrafen (3 davon wurden vollzogen, der jüngste Hingerichtete war 23 Jahre alt), 3 lebenslängliche Freiheitsstrafen und weitere mehrjährige Freiheitsstrafen. 40. StB-Agent Valerij Vilinskij - Mgr. Šárka Rokosová Im Mittelpunkt der untersuchung steht die Person des Agenten V-101, Valerij Vilinskij. Vilinskij war langjähriger Sekretär des Verkehrsministers Pietor und zugleich bezahlter Mitarbeiter der StB. Von Vilinskij gewann z. B. die KPTsch ausführliche Informationen über die Verhandlungen nichtkommunistischer Parteien in der Zeit der Februarkrise 1948.

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41. Dokumentation der Organisation und Tätigkeit der I. Verwaltung des MdI – Prokop Tomek Die Aufklärung des Ministeriums des Innern der ehemaligen kommunistischen Tschechoslowakei machte eine komplizierte Entwicklung durch. Aus dem wenig leistungsfähigen Dienst am Anfang des kommunistischen Regimes entwickelte sie sich nach Säuberungen stalinistischen Typs unter direkter Aufsicht sowjetischer Berater in den sechziger Jahren zu einem umfangreichen Koloss. Aufgrund ihrer personellen Besetzung und der vielen verwendeten Methoden war sie einer der Bestandteile der politischen Polizei – Staatssicherheit. Nach der weiteren Säuberungsaktion im Rahmen der Liquidation des sog. Prager Frühlings am Anfang der 70er Jahre konnte sie ihre Kraft nicht mehr zurückgewinnen. Ziel der Dokumentation ist es, die Entwicklung und Tätigkeit dieses zum Teil geheimnisvollen Bestandteils der Staatssicherheit zu erfassen. Es werden Informationen über die personelle Besetzung, die Organisationsentwicklung und deren Änderungen, Etappen der inneren politischen Entwicklung und der Gesamtergebnisse gesammelt. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auch auf konkrete nachrichtendienstliche Operationen, die Fälle der zu dem „Feind“ übergelaufenen Kaderangehörigen und die Aufklärungsstrukturen, die sich mit der aktiven Tätigkeit an der Grenze des Terrorismus befassten. Das Thema wird durch den schwierigen Zugang zu den bisher häufig geheim gehaltenen Informationen erschwert. Die Ergebnisse dienen z.T. als Unterlage für die Strafverfolgung konkreter Fälle; bisher zu Teilstudien. (Tomek Prokop: Aktion MANUEL in Securitas Imperii Nr. 9, ÚDV 2002). 42. Tätigkeit der ehemaligen StB gegen die Radiostation Freies Europa – Prokop Tomek Das Radio Freies Europa entstand im Jahre 1951 als eines der Projekte der amerikanischen Nichtregierungsorganisation Ausschuss für Freies Europa. Es wurde zu einem der standhaftesten und lautesten Instrumente des antikommunistischen Widerstandes des tschechoslowakischen Exils. Das tschechoslowakische kommunistische Regime bemühte sich bis zum Jahre 1988, diese Station mit allen erdenklichen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Auf das Radio Freies Europa wurden Agenten angesetzt, um Nachrichten zu gewinnen, Destruktivoperationen durchzuführen und Gewaltaktionen vorzubereiten. Gegen das Radio Freies Europa wurden eine massive propagandistische Kampagne sowie eine aufwendige Störung seiner Sendung durch technische Mittel geführt. Die Dokumentation soll nachrichtendienstliche, propagandistische als auch direkt repressive Aktivitäten der Behörden der ehemaligen kommunistischen Tschechoslowakei festhalten. Es werden Archivakten von Agenten der Abwehr sowie der Aufklärung der Staatssicherheit ausgesucht und studiert, propagandistische Aktionen entdeckt, die Analyse der Ergebnisse der StB-Tätigkeit durchgeführt. Zum Thema Sendungsstörung durch technische Mittel wurde bereits eine Studie publiziert (Tomek Prokop: Sendung der ausländischen Radiosendung für die Tschechoslowakei in Securitas Imperii ), ÚDV 2002). 43. StB-Tätigkeit gegen PhDr. Václav Benda – Mgr. Patrik Virkner Die Dokumentation der StB-Tätigkeit und des anschließenden gerichtlichen Regresses gegen den Signatar der Charta 77, Mitglied des Ausschusses für die Verteidigung von zu Unrecht Verfolgten und ehemaligen ÚDV-Direktor, PhDr. Václav Benda, und seine Familie in den Jahren 1977 bis 1989.

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Die Dokumentation stellt mit Rücksicht auf die Vernichtung der meisten diesbezüglichen StB-Akten eine Rekonstruktion der StB-Aktivitäten auf Grund von erhaltenen Informationen, Akten der gegen V. Benda eingesetzten Geheimmitarbeiter und verschiedene sekundäre Teilmaterialien dar. 44. Entwicklung der Organisation der StB-Strukturen auf der Ebene der Bezirke und Kreise – Mgr. Patrik Virkner Die Dokumentation der Entwicklung der Organisationsstruktur und des Wirkungsbereiches (einschließlich aller Veränderungen) einzelner Bestandteile (Abteilungen, Referate, Gruppen) niedrigere Organisationsbestandteile der Staatsicherheit – Bezirks- und Kreisverwaltungen des MdI (SNB) in der Zeit von 1948-1989 ist Gegenstand dieser Dokumentation. Primärziel ist es, ausreichende allgemeine Informationen über diese Strukturen und einzelne Verwaltungen und Abteilungen auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik zu ermitteln. 45. Liquidation von Unruhen durch Gewaltmittel – Mgr. Patrik Virkner Die Dokumentation der Eingriffe von Repressivorganen des ehemaligen kommunistischen Regimes gegen Demonstrationen, Streiks und weitere Äußerungen der Unzufriedenheit der Bevölkerung . Ziel ist es, Informationen auch über weniger bekannte Unruhen in den Jahren 1948-1989 zu sammeln, mit Ausnahme der ausreichend beschriebenen Ereignisse der Jahre 1968-1969 und 1988-1989, die mit Gewaltmitteln unterdrückt wurden. 46. Entführungen, durchgeführt durch die StB – Mgr. Patrik Virkner Die Dokumentation der spezifischen StB-Tätigkeit – Entführungen der für das Regime unbequemen Personen (tsch. Staatsbürger sowie Ausländer) aus dem Ausland in die Tschechoslowakei, die nachfolgend verurteilt, bzw. auch propagandistisch ausgenutzt oder für die Zusammenarbeit angeworben wurden. Die Informationen zu einzelnen Fällen werden meistens zufällig gewonnen, und zwar aus mündlichen und schriftlichen Zeugnissen (Zeitungsartikel, Memoires usw.) von Augenzeugen und durch Studium von Archivmaterialien der ehemaligen StB. 47. Richtlinie des Zentralkomitees der KPTsch vom 8. Januar 1971 über das Zentralregister von Rechtsopportunisten – Mgr. Jaroslav Vorel Das Präsidium des ZK der KPTsch genehmigte in seiner Sitzung am 8. Januar 1971 eine Richtlinie, nach der ein einheitliches Zentralregister von „Repräsentanten, Exponenten und Trägern des Rechtsopportunismus, Organisatoren parteifeindlicher, antisozialistischer und antisowjetischer Kampagnen und Aktionen“ entstehen sollte. Im März des Jahres 1974 gab es auf dieser Liste insgesamt 6.335 Personen, später wurde diese Anzahl noch größer. Das Register bezweckte die Gewinnung und systematische Aufbewahrung einer Übersicht darüber, wo sich die erfassten Personen versammeln, und zugleich wurden Bedingungen zu deren Isolierung geschaffen. Die erfassten Personen mussten ihrer Stellung in exponierten Posten enthoben werden und es galt die Anordnung, sie an ihrer Rückkehr in die Posten in

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staatlichen und wirtschaftlichen Organen, den Institutionen und Einrichtungen mit politischer und ideologischer Wirkung auf das Bewusstsein von Bürgern im Rahmen der Gesellschafts, Kultur- und Schulorgane und Organisationen und auf dem Gebiet internationaler Beziehungen zu hindern. Die Erfassung dieser Personen im Zentralregister wirkte sich auf sie stark aus – die Betroffenen wurden aus der Arbeit wiederholt entlassen, in niedrigere Posten versetzt, sie konnten kaum eine neue Arbeitsstelle finden; viele von ihnen führen an, dass ihre Kinder infolge dessen zum Studium an den Ober- und Hochschulen nicht aufgenommen wurden. Die Ergebnisse dieser Dokumentation werden publiziert werden. 48. Vollzogene Todesstrafen in der Tschechoslowakei – Mgr. Jarosla Vorel Die ÚDV gab im Jahre 2002 eine Publikation von Otakar Liška und Koll. unter dem Namen „Vollzogene Todesstrafen. Tschechoslowakei 1918 -1989“. In dieser Publikation wurde (außer anderen Angaben) eine Datei hingerichteter Personen veröffentlicht, mit 1207 Namen von Personen, die durch tschechische und slowakische Gerichte (also nicht durch nazistische Okkupationsgerichte) wegen sämtlicher Straftaten, d.h. sowohl kriminellen als auch politischen Charakters, zur Todesstrafe verurteilt wurden. Diese Publikation wird durch Angaben ergänzt, erweitert und korrigiert, die es inzwischen gelang zu gewinnen. Ferner soll ein Sammelwerk entstehen, das einzig den aus politischen Gründen hingerichteten tschechoslowakischen Bürgern gewidmet wird. Dieses Sammelwerk wird unter anderem mit Fotos und Autobiographien der Hingerichteten versehen. 49. Anzahl von Angehörigen und Mitarbeitern der tschechoslowakischen Staatssicherheit – Mgr. Jaroslav Vorel Ziel der Dokumentation ist es, die Anzahl von Geheimmitarbeitern und Kaderangehörigen der tschechoslowakischen Staatssicherheit in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, einschließlich zusammenhängender Angaben, das heißt Angaben über die Anzahl und Art geführter Operativakten, der StB-Aktionen, Präventivmaßnahmen usw., festzuhalten. Mit Rücksicht auf den Umfang und anspruchsvollen Charakter dieser Arbeit, auch wegen unvollständig erhaltener Archivalien ist dies eine anspruchsvolle und langwierige Arbeit. 50. Tschechoslowakische Justiz 1948 -1989 – Mgr. Jaroslav Vorel Die ÚDV-Leitung entschied über die Bearbeitung der Thematik der Tätigkeit der tschechoslowakischen Justiz im Zeitraum der Unfreiheit 1948-1989. Zurzeit arbeitet ein Mitarbeiterteam der Behörde gemeinsam mit Mitarbeitern aus dem Staatlichen Zentralarchiv am ersten Teil eines Zyklus, der sich mit dem Zeitraum der Jahre 1948-1953 befasst. Diese Jahre des sog. „Gründerzeitraums“ des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei waren ein Zeitraum grundsätzlicher Veränderungen in der Geschichte des Landes. Diese Eingriffe bezeichneten selbstverständlich sehr empfindlich auch das Gebiet der tschechoslowakischen Justiz. Diese hatte gemeinsam mit politischen und Machtorganen des Staates den Hauptanteil an dem Unrecht, das während der ganzen Dauer der Regierung der kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei an deren Bürgern verübt wurde. Schreiendstes Unrecht verübte sie gerade im ersten Zeitraum der Jahre 1948-1953, im Zeitraum der Tätigkeit des Staatsgerichtes und der Staatsprokuratur, in der Zeit politisch

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motivierter Schauprozesse. Nach bisheriger Forschung unserer Behörde wurden in diesen Jahren ungefähr 250 Menschen hingerichtet, davon mehr als 80% aus politischen Gründen. Untrennbaren Bestandteil der Ergebnisse dieser Dokumentation bilden die ÚDV-Publikationen in der Presse und die Zusammenarbeit bei der Gestaltung von Dokumentarprogrammen für Fernsehen und Funk. Zu einer erfolgreichen Veranstaltung wurde im Jahre 2001 die Ausstellung der Operativtechnik der StB unter dem Namen „Nicht nur die Wände hatten Ohren“. Die Öffentlichkeit konnte sie in Prag, Aussig, Iglau, Pressburg, Kaschau, Bukurest, Seget, Berlin sehen. Es wird ihre Eröffnung in Moskau vorbereitet. Publikationen Die Abteilung Dokumentation bearbeitet Archivmaterialien und abgeschlossene Fälle für die Publikationsarbeiten der ÚDV. Großes Gewicht wird dabei auf hohes Fachniveau des Textes gelegt. Die ÚDV gab bisher 9 Nummern des Sammelwerkes SECURITAS IMPERII heraus. (Die Texte sind auch auf der Internet- Seite der ÚDV zugänglich): Nr. 1 - TS (Technische Verwaltung) der StB, STASI ZÁKON (STASI-GESETZ), Aktion „Klín“ (Keil) Nr. 2 - Aktion „NORBERT“, StB-Technik, II. Verwaltung des SNB 1988, Aktion „KLÍN“ Po stranicku (Im Stil der Partei) Nr. 3 - Die letzten Monate: Beratung der StB vom 20. Juli 1989 und ihre Realisierung (Dokumentenedition) Nr. 4 - Organisation und Leitung der Repression in der ČSSR. Operationsstabs des Generals Lorenc 1988 – 1989 (Dokumentenedition) Nr. 5 - November 1989 von der Sicht der StB, Aktion „PREVENCE“ – (Prävention), Aktion „IZOLACE (ISOLIERUNG), Katholische Kirche in Diplomarbeiten der StB, Beobachtung des äußeren und inneren Feindes im Jahre 1989 Nr. 6 - Tageslageberichte der Staatssicherheit vom November und Dezember 1989 (Dokumentenedition – 3 Bände) Nr. 7 - Fünfziger Jahre Nr. 8 - Agenten und Ausland Nr. 9 - Agenten und Ausland II Im Jahre 1999 leitete die ÚDV eine Editionsreihe der HEFTE. Bisher sind erschienen: Nr. 1 - Prokop Tomek: Tsch. Uran in den Jahren 1945-1989 Nr. 2 - Otakar Liška und Koll.: Vollzogene Todesstrafen – Tschechoslowakei 1918-1989 Nr. 3 - Prokop Tomek: Zwei Studien über das tsch. Gefängniswesen 1948-1989 Nr. 4 - Jan Kalous: Befehlsgruppe der Staatssicherheit im Januar und Februar 1950 – Hintergründe des Falles Číhošt Nr. 5 - Jiří Plachý: Fall FRITZ, Kriegsverbrecher Max Rostock als Agent der StB.

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Die Edition Zeugnis – bisher sind erschienen: Karel Lešanovský :Mit dem Schild und auf dem Schild. Tsch. Pfadfinderbewegung 1945-1989. František Šedivý: Unter dem Turm des Todes. Zeugnis eines politischen Häftlings. Jiří Bílek: Technische Hilfsbataillons. Über eine der Formen des Missbrauchs der Armee zur politischen Verfolgung. Karel Kaplan: Zwei Zeugnisse – I. Zeugnis des StB-Ermittlers Doubek.