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Der Urologe [B] 6•2002 | 545 Berufspolitik BDU BDU Präsident Dr.Klaus Schalkhäuser wurde von der Mitgliederversammlung des Bundesver- bandes der Belegärzte (BDB) als Nachfolger von Dr. Klaus-Michael Hahn zum Bundesvorsit- zenden gewählt. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Entsprechend der „Hartz“-Kommission für den Arbeitsmarkt wurde zur gründlichen Reformie- rung des Gesundheitswesens jetzt eine „Rürup“- Kommision unter Federführung von Prof. Bert Rürup, TU Darmstadt, eingesetzt. In dem 26köp- figen Gremium sind keinerlei Mandatsträger der Ärzte- oder Zahnärzteschaft oder der Apotheker vertreten! Ärztlichen Sachverstand soll der Lei- ter des Augsburger Transplantationszentrums (!), Prof. E. Nagel, garantieren. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Erstmals hat ein Ärztekammerchef, Prof. Kolk- mann in Baden-Württemberg, die dortigen Ärzte zum „zivilen Ungehorsam“ gegen die rot-grüne Gesundheitspolitik aufgerufen. Die Leistungs- menge müsse deutlich reduziert, Praxen auch mal tageweise geschlossen bleiben. Auch der Chef der BÄK, Prof. Hoppe, stellte auf der „Medi- ca“ fest,dass wohl bald niemand mehr Lust habe, in diesem System zu arbeiten. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Die reguläre Patientenversorgung wird im Uni- versitätsklinikum Greifswald als einem der ersten Krankenhäuser in Deutschland bis zum Jahresende eingestellt. Von 15.12. 2002 bis 01. 01.2003 werden nur noch Notfall-Patienten ver- sorgt, teilte die Klinikleitung mit, die die Schlie- ßung mit dem unzumutbaren Sparkurs im Gesundheitswesen begründet. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Für eine Erweiterung der ambulanten Behand- lung in Kliniken und damit Öffnung der Kran- kenhausambulanzen sprechen sich Gesund- heitsexperten sowohl der Union als auch der Regierungskoalition aus. Nur die FDP lehnt dies ab. Diese Pläne sind e in weiterer Schritt in die Richtung der Liquidierung fachärztlicher Praxen. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ §§ Für Ärzte, die ihre Praxis in einer eigenen Immobilie betreiben, lauern beim Wechsel in den Ruhestand erhebliche Steuerfallen. Wer die Immobilie dann z.B. einfach ins Privatvermögen überführt, muss die „stillen Reserven“ versteu- ern. Betroffene sollten zum frühestmöglichen Zeitpunkt ihren Steuerberater ansprechen, es gibt (noch?) Auswege. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Aus gegebenem Anlass sei nochmals auf wichtige EBM-Änderungen für Urologen hingewiesen, die in diesem Quartal in Kraft getreten sind. 1. Vorsorge-Ziffern: Die GON 158 kann mit Beginn des 45. Lebensjahres bei Männern angesetzt werden, d.h. nach dem 44. Geburtstag. – Die GON 159 kann nunmehr erst ab dem 50. Lebensjahr, dem 49.Geburtstag abgerechnet werden.Jeweils jüngere Patienten können die entsprechenden Vorsorge-Leistungen also nur als private IGeL-Leistungen erhalten. Neu ist die GON 154, die „Animationsziffer“ zur Koloskopie. Sie kann ab dem 55.Lebensjahr (nach 54. Geburtstag) einmal in 10 Jahren (!) zum Ansatz gebracht werden. An Patientengespräch und Dokumentation werden hohe Anforderungen gestellt. Außerdem ist dem Patienten ein Merk-/ Informationsblatt auszuhändigen, das bei der zuständigen KV bezogen werden kann. 2. Prostata-Punktion: Hier wurde die völlig neue GON 313 geschaffen, die die alte 312 ablöst.Wich- tig ist die Änderung der Leistungslegende, denn hier wird erstmals von „Entnahme von histolo- gisch verwertbaren Biopsaten“ gesprochen (in der alten 312 hieß es lediglich „Prostata-Punk- tion!“), wobei „mindestens sechs“ Biopsate zu entnehmen sind. Dies sollte der Pathologe auch in seiner makroskopischen Beschreibung exakt mit aufführen! – Bei weniger als sechs Biopsaten ist wie bisher die Ziffer 312 abzurechnen. URO-Telegramm Redaktion: H. Jonitz, Darmstadt ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Der Deutsche Hausärzteverband werde sich im Kampf gegen die Öffnung von Klinikambu- lanzen an die Seite der Facharztkollegen stellen, versprach dessen Vorsitzender Kossow. Die Öff- nung von Kliniken stelle eine Bedrohung für alle Ärzte dar. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ Das Interesse an einer Patientenquittung ist bei gesetzlich Krankenversicherten gering.In einem Modellversuch in Rheinland-Pfalz hatten im II. Quartal 2002 22 Prozent, im III. Quartal lediglich noch 15 Prozent der Versicherten entsprechen- des Interesse bekundet und die Bescheinigung verlangt. ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ ✚ §§ Allgemeinmediziner dürfen künftig auch mit Facharzttiteln werben. Dies hat aktuell das BVG entschieden (Az.: 1 BvR, 525/99). Wenn danach ein anerkannter Facharzt gleich welchen Gebie- tes sich als Allgemeinarzt niedergelassen hatte, darf er ab sofort seine Facharztbezeichnung zusätzlich auf Praxisschild und anderen Unterla- gen mit aufführen.

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Der Urologe [B] 6•2002 | 545

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BDU Präsident Dr.Klaus Schalkhäuser wurde vonder Mitgliederversammlung des Bundesver-bandes der Belegärzte (BDB) als Nachfolgervon Dr. Klaus-Michael Hahn zum Bundesvorsit-zenden gewählt.

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Entsprechend der „Hartz“-Kommission für denArbeitsmarkt wurde zur gründlichen Reformie-rung des Gesundheitswesens jetzt eine „Rürup“-Kommision unter Federführung von Prof. BertRürup, TU Darmstadt, eingesetzt. In dem 26köp-figen Gremium sind keinerlei Mandatsträger derÄrzte- oder Zahnärzteschaft oder der Apothekervertreten! Ärztlichen Sachverstand soll der Lei-ter des Augsburger Transplantationszentrums (!),Prof. E. Nagel, garantieren.

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Erstmals hat ein Ärztekammerchef, Prof. Kolk-mann in Baden-Württemberg,die dortigen Ärztezum „zivilen Ungehorsam“ gegen die rot-grüneGesundheitspolitik aufgerufen. Die Leistungs-menge müsse deutlich reduziert, Praxen auchmal tageweise geschlossen bleiben. Auch derChef der BÄK, Prof. Hoppe, stellte auf der „Medi-ca“ fest,dass wohl bald niemand mehr Lust habe,in diesem System zu arbeiten.

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Die reguläre Patientenversorgung wird im Uni-versitätsklinikum Greifswald als einem derersten Krankenhäuser in Deutschland bis zumJahresende eingestellt. Von 15.12. 2002 bis 01.01.2003 werden nur noch Notfall-Patienten ver-sorgt, teilte die Klinikleitung mit, die die Schlie-ßung mit dem unzumutbaren Sparkurs imGesundheitswesen begründet.

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Für eine Erweiterung der ambulanten Behand-lung in Kliniken und damit Öffnung der Kran-kenhausambulanzen sprechen sich Gesund-heitsexperten sowohl der Union als auch derRegierungskoalition aus. Nur die FDP lehnt diesab. Diese Pläne sind e in weiterer Schritt in dieRichtung der Liquidierung fachärztlicher Praxen.

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§§ Für Ärzte, die ihre Praxis in einer eigenenImmobilie betreiben,lauern beim Wechsel in denRuhestand erhebliche Steuerfallen. Wer dieImmobilie dann z.B. einfach ins Privatvermögenüberführt, muss die „stillen Reserven“ versteu-ern. Betroffene sollten zum frühestmöglichenZeitpunkt ihren Steuerberater ansprechen, esgibt (noch?) Auswege.

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Aus gegebenem Anlass sei nochmals auf wichtige EBM-Änderungen für Urologen hingewiesen,die in diesem Quartal in Kraft getreten sind.

1. Vorsorge-Ziffern: Die GON 158 kann mit Beginn des 45. Lebensjahres bei Männern angesetztwerden, d.h. nach dem 44.Geburtstag.– Die GON 159 kann nunmehr erst ab dem 50.Lebensjahr,dem 49.Geburtstag abgerechnet werden.Jeweils jüngere Patienten können die entsprechendenVorsorge-Leistungen also nur als private IGeL-Leistungen erhalten.

Neu ist die GON 154, die „Animationsziffer“ zur Koloskopie. Sie kann ab dem 55.Lebensjahr (nach54. Geburtstag) einmal in 10 Jahren (!) zum Ansatz gebracht werden. An Patientengespräch undDokumentation werden hohe Anforderungen gestellt. Außerdem ist dem Patienten ein Merk-/Informationsblatt auszuhändigen, das bei der zuständigen KV bezogen werden kann.

2.Prostata-Punktion: Hier wurde die völlig neue GON 313 geschaffen,die die alte 312 ablöst.Wich-tig ist die Änderung der Leistungslegende, denn hier wird erstmals von „Entnahme von histolo-gisch verwertbaren Biopsaten“ gesprochen (in der alten 312 hieß es lediglich „Prostata-Punk-tion!“), wobei „mindestens sechs“ Biopsate zu entnehmen sind. Dies sollte der Pathologe auch inseiner makroskopischen Beschreibung exakt mit aufführen! – Bei weniger als sechs Biopsaten istwie bisher die Ziffer 312 abzurechnen.

URO-TelegrammRedaktion: H. Jonitz, Darmstadt

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Der Deutsche Hausärzteverband werde sich imKampf gegen die Öffnung von Klinikambu-lanzen an die Seite der Facharztkollegen stellen,versprach dessen Vorsitzender Kossow. Die Öff-nung von Kliniken stelle eine Bedrohung für alleÄrzte dar.

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Das Interesse an einer Patientenquittung ist beigesetzlich Krankenversicherten gering.In einemModellversuch in Rheinland-Pfalz hatten im II.Quartal 2002 22 Prozent, im III. Quartal lediglichnoch 15 Prozent der Versicherten entsprechen-des Interesse bekundet und die Bescheinigungverlangt.

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§§ Allgemeinmediziner dürfen künftig auch mitFacharzttiteln werben.Dies hat aktuell das BVGentschieden (Az.: 1 BvR, 525/99). Wenn danachein anerkannter Facharzt gleich welchen Gebie-tes sich als Allgemeinarzt niedergelassen hatte,darf er ab sofort seine Facharztbezeichnungzusätzlich auf Praxisschild und anderen Unterla-gen mit aufführen.