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10:2016 4 Zeitkunst I Ausstellungen I m Jahr 1983 sprhte Blek le Rat sein ers- tes großformatiges Stencil (Schablonen- arbeit): es stellt einen älteren Mann mit einer Schirmmtze dar, der auf britische Soldaten schimpft. Heute gilt der Knst- ler als der Urvater der Schablonenkunst. Der 1951 in Boulogne-Billancourt (Frank- reich) geborene Xavier Prou ist unter dem Knstlernamen Blek le Rat bekannt. Wäh- rend einer New-York-Reise im Jahr 1971 begegnete er zum ersten Mal der Graf- fiti-Kunst, der er Jahre später eine neue knstlerische Dimension verleihen sollte. Nach einigen Versuchen des freihändigen Sprhens entdeckte er die Schablonen fr sich, die er fortan fr seine Stencils nutzte. Eines seiner ersten Motive war die Ratte, die zugleich auch zu seiner Signatur wur- de. Panzer und Bananen zählen ebenfalls zu seinen ersten Bildprotagonisten. Sie wurden zunächst auf Outdoor-Wände an- gebracht. „Beim Erschaffen von Kunst im öffentlichen Raum anhand Stencils ge- lang es Blek le Rat, an der Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation einen ganz besonderen Platz einzunehmen. Als Vorbild fr Knstler wie Banksy erhält er zukunftsweisend und auf eine beeindru- ckende Art stets die Verbindung mit den Alten Meistern aufrecht. Eine Kunst, lako- nisch und ohne große Gestik vorgetragen, die erst bei einer genaueren Betrachtung viele Bedeutungsebenen, viele Interpre- tationsmöglichkeiten eröffnet“, sagt Va- leri Lalov, der seit Anfang September die Galerie Kronsbein leitet. Nach dem Studi- um der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie baut Valeri Lalov mit seiner Doktorarbeit den Schwerpunkt „Kunst des 20. Jahrhunderts“ kontinuierlich aus. Parallel zu seinen Forschungen und Lehr- aufträgen an der Universität Regensburg ist er seit 2009 im Kunsthandel tätig und richtet seinen Blick immer mehr auf die Kunst der Gegenwart. „Und auf diesem Weg habe ich dann zur Galerie Kronsbein gefunden“, sagt der Galerist. Die renommierte Mnchner Galerie Kronsbein feiert die erste selbstständige Einzelausstellung von Werken des weltbe- kannten Knstlers Blek le Rat in Deutsch- land. Diese Schau mit exklusivem Charak- ter unter dem Titel „Blek le Rat. The man who walks through the walls“ folgt auf die erfolgreiche Ausstellung von Banksys Werken und bietet den Besuchern eine große Bandbreite von 24 in unterschied- lichen Techniken ausgefhrten Arbeiten: großformatige Leinwände, Mixed Media auf Holz oder Zement, bis hin zu origina- len Stencils. Eines der ausgestellten Werke ist „Madonna“ (2016) in Schwarzweiß mit ihrem Knaben auf dem Arm, demtig den Kopf zur Seite geneigt. Diverse Madonnen nach dem Vorbild Alter Meister wie Mi- chelangelo oder Caravaggio sprhte Blek le Rat schon Jahre zuvor. Die Verweise auf Werke namhafter Knstler der Vergangen- heit ziehen sich wie ein roter Faden durch Prous Repertoire. Blek le Rat, der Kunst an der Pariser École des Beaux Arts von 1971 bis 1983 studierte und häufiger Besucher des Louvre war, lässt nach eigener Aussa- ge „die Figuren aus den Museen heraus marschieren, um sie den Menschen und der Stadt zurckzugeben.” Ein prominen- tes Beispiel ist die Madonna nach Cara- vaggios „Madonna der Pilger“. Das im Jahr 1606 fertiggestellte Gemälde löste einen Skandal aus. Konsequenzen hatte das Su- jet auch fr Blek le Rat – 1991 wurde er beim Sprhen der Madonna in der Pari- ser rue Xavier Privas gefasst und musste sich vor Gericht verantworten. Privat war die „Madonna“ der Beginn der bis heute andauernden Beziehung zu seiner Frau Sybille. Im selben Jahr schuf der Knstler eine weitere „Madonna mit Kind“ in Leip- zig. Wiederentdeckt wurde die Arbeit erst 2012, denn das Werk ist in der Zwischen- zeit mit vielen Plakaten berklebt worden. Ebenfalls in der Mnchner Schau zu se- hen ist „The Man who walks through the walls“ als berlebensgroße Figur auf Lein- wand oder als dreifarbiger Siebdruck. Mit zwei Reisetaschen in den Händen, auf de- nen sein Knstlername Blek le Rat und das Wort „Stencils“ geschrieben steht sowie die deutsche Landesflagge abgebildet ist, blickt eine männliche Figur den Betrachter an – geschtzt hinter den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille und dennoch offen fr die Welt und Betrachter durch die kom- munikative Frontalität. Es wird der Knst- ler selbst dargestellt, wie er seine Stencils nach Deutschland bringt, nationale wie kulturelle Grenzen berschreitet und Hin- dernisse berwindet. In Städten wie Ber- lin, Köln, Leipzig und Wiesbaden ist Blek le Rat mit seiner Straßenkunst schon ver- treten. Selbstverständlich auch in seiner Heimatstadt Paris sowie in London, New York, San Francisco, Florenz, Neapel, Lis- sabon, Buenos Aires und Marrakesch – so- mit vernetzt er gleichsam die Welt. Unten links im Original von „The man who walks through the walls“ huscht die kleine Ratte durch das Bild. Diese wird immer wieder in vielen Arbeiten des Knstlers thematisiert, so zum Beispiel in „Running man with rat“ oder „Rope Pulling“. Nicht nur dieses Bild trägt die Merkmale eines Selbstporträts von Blek le Rat. Der Knstler selbst sagte einmal, dass er sich im Grunde in all sei- nen Figuren wiederfinde und einen Teil von sich selbst an den Wänden aller Städ- te zurcklasse, die er besucht. So stelle er sich der Welt vor, so will er die Schablo- nenkunst den Menschen näherbringen. Ähnliche Ziele verfolgt die Galerie Krons- bein: „Unsere zwei Standbeine der Galerie mit Pop- und Street Art auszubauen, die Kunst zu vermitteln und die Leute fr die- se Kunstrichtungen zu begeistern“, so Dirk G. Kronsbein. Mit Sicherheit werden sich nach der gut besuchten Vernissage der Ausstellung zu Blek le Rat schnell Käufer fr die gefragten Exponate finden. Urvater der SchablonenkUnSt Die Münchner Galerie Kronsbein zeigt Blek le Rat / Von Manfred Möller Blek le Rat.The man who walks through the walls bis 12.11. Galerie Kronsbein Wurzerstraße 12 80539 München Di-Fr 11-18 h, Sa 11-16 h u.n.Vereinbarung www.galeriekronsbein.com blek le rat, „Space cowboy“, 2014, Mischtechnik auf leinwand, 190 x 130 cm künstler blek le rat und Inhaber dirk G. kronsbein blek la rat, „Madonna“, 2016, Mischtechnik auf leinwand, 210 x 140 cm

Urvater der SchablonenkUnSt - Gallery Kronsbein · PDF file4 Zeitkunst I Ausstellungen 10:2016 I m Jahr 1983 sprühte Blek le Rat sein ers-tes großformatiges Stencil (Schablonen-arbeit):

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10:20164 Zeitkunst I Ausstellungen

Im Jahr 1983 spruhte Blek le Rat sein ers-tes großformatiges Stencil (Schablonen-arbeit): es stellt einen älteren Mann mit

einer Schirmmutze dar, der auf britische Soldaten schimpft. Heute gilt der Kunst-ler als der Urvater der Schablonenkunst. Der 1951 in Boulogne-Billancourt (Frank-reich) geborene Xavier Prou ist unter dem Kunstlernamen Blek le Rat bekannt. Wäh-rend einer New-York-Reise im Jahr 1971 begegnete er zum ersten Mal der Graf-fiti-Kunst, der er Jahre später eine neue kunstlerische Dimension verleihen sollte. Nach einigen Versuchen des freihändigen Spruhens entdeckte er die Schablonen fur sich, die er fortan fur seine Stencils nutzte. Eines seiner ersten Motive war die Ratte, die zugleich auch zu seiner Signatur wur-de. Panzer und Bananen zählen ebenfalls zu seinen ersten Bildprotagonisten. Sie wurden zunächst auf Outdoor-Wände an-gebracht. „Beim Erschaffen von Kunst im öffentlichen Raum anhand Stencils ge-lang es Blek le Rat, an der Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation einen ganz besonderen Platz einzunehmen. Als Vorbild fur Kunstler wie Banksy erhält er zukunftsweisend und auf eine beeindru-ckende Art stets die Verbindung mit den Alten Meistern aufrecht. Eine Kunst, lako-nisch und ohne große Gestik vorgetragen, die erst bei einer genaueren Betrachtung viele Bedeutungsebenen, viele Interpre-tationsmöglichkeiten eröffnet“, sagt Va-leri Lalov, der seit Anfang September die Galerie Kronsbein leitet. Nach dem Studi-um der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie baut Valeri Lalov mit seiner Doktorarbeit den Schwerpunkt „Kunst des 20. Jahrhunderts“ kontinuierlich aus.

Parallel zu seinen Forschungen und Lehr-aufträgen an der Universität Regensburg ist er seit 2009 im Kunsthandel tätig und richtet seinen Blick immer mehr auf die Kunst der Gegenwart. „Und auf diesem Weg habe ich dann zur Galerie Kronsbein gefunden“, sagt der Galerist.

Die renommierte Munchner Galerie Kronsbein feiert die erste selbstständige Einzelausstellung von Werken des weltbe-kannten Kunstlers Blek le Rat in Deutsch-land. Diese Schau mit exklusivem Charak-ter unter dem Titel „Blek le Rat. The man who walks through the walls“ folgt auf die erfolgreiche Ausstellung von Banksys Werken und bietet den Besuchern eine große Bandbreite von 24 in unterschied-lichen Techniken ausgefuhrten Arbeiten: großformatige Leinwände, Mixed Media auf Holz oder Zement, bis hin zu origina-len Stencils. Eines der ausgestellten Werke ist „Madonna“ (2016) in Schwarzweiß mit ihrem Knaben auf dem Arm, demutig den Kopf zur Seite geneigt. Diverse Madonnen nach dem Vorbild Alter Meister wie Mi-chelangelo oder Caravaggio spruhte Blek le Rat schon Jahre zuvor. Die Verweise auf Werke namhafter Kunstler der Vergangen-heit ziehen sich wie ein roter Faden durch Prous Repertoire. Blek le Rat, der Kunst an der Pariser École des Beaux Arts von 1971 bis 1983 studierte und häufiger Besucher des Louvre war, lässt nach eigener Aussa-

ge „die Figuren aus den Museen heraus marschieren, um sie den Menschen und der Stadt zuruckzugeben.” Ein prominen-tes Beispiel ist die Madonna nach Cara-vaggios „Madonna der Pilger“. Das im Jahr 1606 fertiggestellte Gemälde löste einen Skandal aus. Konsequenzen hatte das Su-jet auch fur Blek le Rat – 1991 wurde er beim Spruhen der Madonna in der Pari-ser rue Xavier Privas gefasst und musste sich vor Gericht verantworten. Privat war die „Madonna“ der Beginn der bis heute andauernden Beziehung zu seiner Frau Sybille. Im selben Jahr schuf der Kunstler eine weitere „Madonna mit Kind“ in Leip-zig. Wiederentdeckt wurde die Arbeit erst 2012, denn das Werk ist in der Zwischen-zeit mit vielen Plakaten uberklebt worden.

Ebenfalls in der Munchner Schau zu se-hen ist „The Man who walks through the walls“ als uberlebensgroße Figur auf Lein-wand oder als dreifarbiger Siebdruck. Mit zwei Reisetaschen in den Händen, auf de-nen sein Kunstlername Blek le Rat und das Wort „Stencils“ geschrieben steht sowie die deutsche Landesflagge abgebildet ist, blickt eine männliche Figur den Betrachter an – geschutzt hinter den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille und dennoch offen fur die Welt und Betrachter durch die kom-munikative Frontalität. Es wird der Kunst-ler selbst dargestellt, wie er seine Stencils nach Deutschland bringt, nationale wie

kulturelle Grenzen uberschreitet und Hin-dernisse uberwindet. In Städten wie Ber-lin, Köln, Leipzig und Wiesbaden ist Blek le Rat mit seiner Straßenkunst schon ver-treten. Selbstverständlich auch in seiner Heimatstadt Paris sowie in London, New York, San Francisco, Florenz, Neapel, Lis-sabon, Buenos Aires und Marrakesch – so-mit vernetzt er gleichsam die Welt. Unten links im Original von „The man who walks through the walls“ huscht die kleine Ratte durch das Bild. Diese wird immer wieder in vielen Arbeiten des Kunstlers thematisiert, so zum Beispiel in „Running man with rat“ oder „Rope Pulling“. Nicht nur dieses Bild trägt die Merkmale eines Selbstporträts von Blek le Rat. Der Kunstler selbst sagte einmal, dass er sich im Grunde in all sei-nen Figuren wiederfinde und einen Teil von sich selbst an den Wänden aller Städ-te zurucklasse, die er besucht. So stelle er sich der Welt vor, so will er die Schablo-nenkunst den Menschen näherbringen. Ähnliche Ziele verfolgt die Galerie Krons-bein: „Unsere zwei Standbeine der Galerie mit Pop- und Street Art auszubauen, die Kunst zu vermitteln und die Leute fur die-se Kunstrichtungen zu begeistern“, so Dirk G. Kronsbein. Mit Sicherheit werden sich nach der gut besuchten Vernissage der Ausstellung zu Blek le Rat schnell Käufer fur die gefragten Exponate finden.

Urvater der SchablonenkUnStDie Münchner Galerie Kronsbein zeigt Blek le Rat / Von Manfred Möller

Blek le Rat. The man who walks through the walls

bis 12.11.Galerie KronsbeinWurzerstraße 1280539 München

Di-Fr 11-18 h, Sa 11-16 h u.n. Vereinbarungwww.galeriekronsbein.com

blek le rat, „Space cowboy“, 2014, Mischtechnik auf leinwand, 190 x 130 cm

künstler blek le rat und Inhaber dirk G. kronsbein

blek la rat, „Madonna“, 2016, Mischtechnik auf leinwand, 210 x 140 cm