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Messbare Akuteffekte Dunkle Schokolade macht PAVK-Patienten Beine Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit können weiter und länger gehen, wenn sie eine knappe halbe Tafel Schokolade verzehren. In einer italienischen Studie hat das funktioniert – aber nur mit dunkler Schokolade. - Kakao ist reich an Polyphenolen, die oxidativen Stress reduzieren sowie die Stickstoffmonoxid-Produktion ankurbeln und dadurch die Gefäße erweitern. Dunkle Schokolade wiederum ist reich an Kakao. Folglich sollte dunkle Schokolade die Ge- fäße erweitern und damit die Gehbe- schwerden von Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) er- leichtern. Forscher der römischen Universität La Sapienza überprüften diese Hypothese in einer Interventionsstudie mit 20 Patienten, die an einer PAVK im Stadium IIb nach Fon- taine litten. Die beschwerdefreie Gehstre- cke betrug also weniger als 200 m. Die Probanden erhielten entweder 40 g dunkle Schokolade oder Milch- schokolade zugeteilt. Vor und zwei Stunden nach dem Verzehr der Schokolade mussten sie einen Test auf dem Laufband absolvie- ren. Tatsächlich verlängerte sich bei Patienten, die dunkle Schokolade gegessen hatten, die maximale Gehstrecke um 11% und die maximale Gehzeit um 15%. Die Kon- zentration von NO und NO2 im Serum stieg um 57%. Keine dieser Veränderungen war bei Probanden festzustellen, die Milchscho- kolade zu sich genommen hatten. rb Loffredo L et al. J Am Heart Assoc 2014; 3: e001072; doi: 10.1161/JAHA.114.001072 AKTUELL MAGAZIN Genug gesessen! Am Programm soll’s nicht liegen Vor der Glotze wächst der Krebs Menschen, die viel fernsehen, tragen ein erhöhtes Risiko, an bestimmten bös- artigen Tumoren zu erkranken. Die Augen sind allerdings nicht betroffen. - Den Zusammenhang zwischen der Zeit, die Menschen vor dem Fernsehapparat zu- bringen, und dem Risiko, an Krebs zu er- kranken, haben Daniela Schmid und Micha- el Leitzmann von der Universität Regens- burg untersucht. Tatsächlich stellten sie für bestimmte Tumorarten – nämlich Darm- krebs und Gebärmutterkarzinome – eine solche Korrelation fest. Dass dies allein aufs deutsche TV-Programm zurückgeht, ist aber unwahrscheinlich. Denn die Regensburger Forscher zogen für ihre Metaanalyse auch Studien aus anderen Ländern heran. Insgesamt gingen 43 wissenschaftliche Artikel, für die mehr als vier Millionen Men- schen untersucht worden waren, in die Ana- lyse ein. Knapp 69 000 Personen waren an Krebs erkrankt. In den einschlägigen Unter- suchungen ging es zunächst ums Sitzen als solches, sei es als Freizeitgestaltung oder als Beruf, aber speziell auch ums Sitzen vor dem TV-Empfänger. Verglichen wurden da- bei Menschen, die viel, mit solchen, die we- nig von ihrer Zeit sitzend verbrachten. Generelle Vielsitzer hatten ein um 24% höheres Risiko, einen Kolonkrebs zu entwi- ckeln; pro zwei zusätzlich versessener Stun- den täglich erhöhte sich die Rate um 8%. Für Endometriumkarzinome betrug die Steige- rung 32% und je zwei Stunden 10%. Auch für Lungenkrebs war eine Risikosteigerung von 21% festzustellen. Viel vor dem Fernseher zu sitzen, hatte ei- nen ähnlichen Effekt. Hier lagen die Risikoer- höhungen für Darmkrebs (54%) und Endo- metriumkarzinome (66%) sogar noch über jenen fürs Sitzen an sich. Allerdings über- lappten sich die Konfidenzintervalle, was eher gegen die Hypothese spricht, Fernse- hen fördere die Krebsentstehung besonders. Es gab freilich Studien, die speziell das Sitzen vor dem Zimmerkino als gefährlich dargestellt hatten. Erklärt wurde dies damit, dass vor dem Fernsehgerät neben dem Sit- © Jürgen Tomicek © Rob Stark/fotolia.com Das Richtige gegessen. zen weitere, der Gesundheit abträgliche Praktiken betrieben werden. Der Konsum von Süßgetränken, Knabber- und Fastfood wäre hier zu nennen, auch greifen Fernseh- zuschauer nachweislich häufiger zu Tabak- produkten. Manche Zuschauer sollen sogar Alkohol zu sich nehmen. Zumindest in die- sem Fall dürfte ein Zusammenhang mit dem Programmangebot nicht völlig auszuschlie- ßen sein. rb Schmid D et al. J Natl Cancer Inst 2014; 106: dju098; doi:10.1093/jnci/dju098 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (13) 7

Vor der Glotze wächst der Krebs

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Messbare Akuteffekte

Dunkle Schokolade macht PAVK-Patienten BeinePatienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit können weiter und länger gehen, wenn sie eine knappe halbe Tafel Schokolade verzehren. In einer italienischen Studie hat das funktioniert – aber nur mit dunkler Schokolade.

− Kakao ist reich an Polyphenolen, die oxidativen Stress reduzieren sowie die Sticksto� monoxid-Produktion ankurbeln und dadurch die Gefäße erweitern. Dunkle Schokolade wiederum ist reich an Kakao. Folglich sollte dunkle Schokolade die Ge-fäße erweitern und damit die Gehbe-schwerden von Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) er-leichtern.

Forscher der römischen Universität La Sapienza überprüften diese Hypothese ineiner Interventionsstudie mit 20 Patienten, die an einer PAVK im Stadium IIb nach Fon-taine litten. Die beschwerdefreie Gehstre-

cke betrug also weniger als 200 m. Die Probanden erhielten entweder 40 g dunkle Schokolade oder Milch-schokolade zugeteilt. Vor und zwei Stunden nach dem Verzehr der Schokolade mussten sie einen Test auf dem Laufband absolvie-ren.

Tatsächlich verlängerte sich bei Patienten, die dunkle Schokolade gegessen hatten, die maximale Gehstrecke um 11% und die maximale Gehzeit um 15%. Die Kon-zentration von NO und NO2 im Serum stieg um 57%. Keine dieser Veränderungen war

bei Probanden festzustellen, die Milchscho-kolade zu sich genommen hatten. rb ■

■ Lo� redo L et al. J Am Heart Assoc 2014; 3: e001072; doi: 10.1161/JAHA.114.001072

AKTUELL_MAGAZIN

Genug gesessen!

Am Programm soll’s nicht liegen

Vor der Glotze wächst der KrebsMenschen, die viel fernsehen, tragen ein erhöhtes Risiko, an bestimmten bös-artigen Tumoren zu erkranken. Die Augen sind allerdings nicht betro� en.

− Den Zusammenhang zwischen der Zeit, die Menschen vor dem Fernsehapparat zu-bringen, und dem Risiko, an Krebs zu er-kranken, haben Daniela Schmid und Micha-el Leitzmann von der Universität Regens-burg untersucht. Tatsächlich stellten sie für bestimmte Tumorarten – nämlich Darm-krebs und Gebärmutterkarzinome – eine solche Korrelation fest. Dass dies allein aufs deutsche TV-Programm zurückgeht, ist aber unwahrscheinlich. Denn die Regensburger Forscher zogen für ihre Metaanalyse auch Studien aus anderen Ländern heran.

Insgesamt gingen 43 wissenschaftliche Artikel, für die mehr als vier Millionen Men-schen untersucht worden waren, in die Ana-lyse ein. Knapp 69 000 Personen waren an Krebs erkrankt. In den einschlägigen Unter-suchungen ging es zunächst ums Sitzen als solches, sei es als Freizeitgestaltung oder als Beruf, aber speziell auch ums Sitzen vor dem TV-Empfänger. Verglichen wurden da-

bei Menschen, die viel, mit solchen, die we-nig von ihrer Zeit sitzend verbrachten.

Generelle Vielsitzer hatten ein um 24% höheres Risiko, einen Kolonkrebs zu entwi-ckeln; pro zwei zusätzlich versessener Stun-den täglich erhöhte sich die Rate um 8%. Für Endometriumkarzinome betrug die Steige-rung 32% und je zwei Stunden 10%. Auch für Lungenkrebs war eine Risikosteigerung von 21% festzustellen.

Viel vor dem Fernseher zu sitzen, hatte ei-nen ähnlichen E� ekt. Hier lagen die Risikoer-höhungen für Darmkrebs (54%) und Endo-metriumkarzinome (66%) sogar noch über jenen fürs Sitzen an sich. Allerdings über-lappten sich die Kon� denzintervalle, was eher gegen die Hypothese spricht, Fernse-hen fördere die Krebsentstehung besonders.

Es gab freilich Studien, die speziell das Sitzen vor dem Zimmerkino als gefährlich dargestellt hatten. Erklärt wurde dies damit, dass vor dem Fernsehgerät neben dem Sit-

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Das Richtige gegessen.

zen weitere, der Gesundheit abträgliche Praktiken betrieben werden. Der Konsum von Süßgetränken, Knabber- und Fastfood wäre hier zu nennen, auch greifen Fernseh-zuschauer nachweislich häu� ger zu Tabak-produkten. Manche Zuschauer sollen sogar Alkohol zu sich nehmen. Zumindest in die-sem Fall dürfte ein Zusammenhang mit dem Programmangebot nicht völlig auszuschlie-ßen sein. rb ■

■ Schmid D et al. J Natl Cancer Inst 2014; 106: dju098; doi:10.1093/jnci/dju098

MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (13) 7