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Vorbereitung der Stadterneuerung in Witten-Annen Integriertes Handlungskonzept im Auftrag der Stadt Witten Bearbeitung: Planungsgruppe STADTBÜRO www.stadtbuero.com Dortmund, Juni 2006

Vorbereitung der Stadterneuerung in Witten-Annen · 2019. 8. 14. · Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung 3 • und der Arbeitskreis

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  • Vorbereitung der Stadterneuerungin Witten-Annen

    Integriertes Handlungskonzept

    im Auftrag der Stadt Witten

    Bearbeitung:

    Planungsgruppe STADTBÜROwww.stadtbuero.com

    Dortmund, Juni 2006

  • Vorbereitung der Stadterneuerung in Witten-Annen

    Integriertes Handlungskonzept

    Bearbeitung:

    Planungsgruppe STADTBÜROwww.stadtbuero.com

    Dipl.-Ing. Dirk Ruß

    Dipl.-Ing. Carsten SchäferDipl.-Ing. Antonia Schulitz

    im Auftrag der Stadt Witten

    Amt für Wirtschaftsförderungund Liegenschaften

    58449 Witten

    Projektkoordination und Leitung

    Petra Klein,Amt für Wirtschaftsförderung

    und LiegenschaftenTel. (02302) 581-1711

    Fotos:Planungsgruppe STADTBÜRO

    Witten / Dortmund im Juni 2006

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Gliederung

    Gliederung Handlungskonzept Witten-Annen

    1 Einleitung S. 01

    2 Das Programmgebiet Witten Annen S. 7

    2.1 Abgrenzung des geplanten Programmgebietes S. 7

    2.2 Allgemeine Gebietsbeschreibung S. 9

    2.3 Einwohner- und Sozialsstruktur S. 11

    2.4 Das Programmgebiet aus Sicht der Bürger S. 19

    3 Handlungsfelder und Projektansätze S. 23

    3.1 Attraktivierung und Belebung der Stadtteilmitte S. 23

    3.11 Mitte des öffentlichen Lebens, des Gemeinswesens

    und der Stadtteilidentifikation

    S. 24

    3.12 Stärkung der ökonomischen Mitte, Erhalt und Stärkung

    der Nahversorgung

    S. 28

    3.2 Erneuerung von Wohnquartieren S. 35

    3.3 Öffentlicher Freiraum und Wege durch Annen S. 55

    3.4 Soziale Infrastruktur S. 69

    3.5 Beschäftigung und Qualifizierung S. 83

    3.6 Stadtteilmanagement und Projektsteuerung S. 89

    3.7 Öffentlichkeitsarbeit und Stadtteilimage S. 93

    4 Startermaßnahmen S. 97

    5 Maßnahmen- und Kostenübersicht Anlage

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

    1

    1 Einleitung und Zusammenfassung

    Das geplante Programmgebiet in Witten-Annen mit ca. 17.500 Einwohnern liegt nordöstlich

    der Wittener Innenstadt. Es umfasst neben dem Zentrum des Stadtteils Annen auch Gebiete

    aus den angrenzenden Stadtteilen Witten-Mitte und Rüdinghausen. Das Gebiet verfügt überein eigenes, in großen Teilen funktionierendes Nebenzentrum. Die Infrastrukturausstattungist gut; so liegen neben Kindergärten und Schulen auch Zweigstellen der VHS und derStadtbücherei im Programmgebiet. Innerhalb des Gebietes lassen sich verschiedene Wohn-

    quartiere identifizieren, die sich sowohl städtebaulich als auch von ihrer Sozialstruktur deut-lich voneinander unterscheiden. Der Großteil des Wohnungsbestandes befindet sich im Pri-vateigentum. Die acht größeren Wohnungsanbieter stellen insgesamt rund 2.500 Wohnun-gen in Annen. Dieser Bestand konzentriert sich im Wesentlichen in zusammenhängenden

    Gebieten des Geschoßwohnungsbaus an den Rändern des Programmgebietes. Im Stadtteilsind auf einigen großflächigeren Arealen auch industrielle und gewerbliche Nutzungen ange-siedelt.

    Das Programmgebiet Witten-Annen weist mit den ihm eigenen Versorgungs- und Infrastruk-

    tureinrichtungen neben seinen städtebaulichen Potenzialen und Entwicklungschancen aberauch deutliche Defizite und Entwicklungshemmnisse auf, die Handlungsbedarfe erkennenlassen. Die Bevölkerungs- und Sozialstruktur ist aufgrund des stark überdurchschnittlichenAnteils an Transfereinkommensbeziehern innerhalb der Gesamtstadt Witten am auffälligsten.

    Die soziale Segregation verschärft sich in bestimmten Teilgebieten des Stadtteils. Funktions-schwächen finden sich auch in den Einzelhandelslagen und in Teilen der gewerblichen Nut-zungen. Der Stadtteil wird durch die S-Bahn Trasse in zwei Teile zerschnitten, die nur überunattraktive Anknüpfungspunkte miteinander verbunden sind. Das Image des Programmge-bietes ist insgesamt schlecht.

    Um weiteren negativen Entwicklungen in Annen entgegenzuwirken, strebt die Stadt Witten

    für diesen Bereich eine Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt NRW“ an. Durch einenProzess der integrierten Stadterneuerung sollen die Lebensbedingungen für die Bewohner inverschiedenen Bereichen verbessert werden. Vorgesehen sind beispielsweise Maßnahmen

    zur Belebung der Stadtteilmitte, zur Erneuerung von Wohnquartieren, zur Attraktivierung vonÖffentlichen Freiräumen, zur Verbesserung der Sozialen Infrastruktur und zur Beschäftigungund Qualifizierung der Bewohner. Wesentliche Elemente sind zudem die Einrichtung einesStadtteilmanagements und Maßnahmen zur Steigerung des Gebietsimages und der Identifi-

    kation der Bewohner mit ihrem Wohnort. Vorraussetzung, um diese Ziele zu erreichen, ist eingemeinsames und zielgerichtetes Vorgehen der Fachverwaltung der Stadt Witten, aller Ein-richtungen, Institutionen, Kirchengemeinden, freien Träger, bürgerschaftlicher Gruppen undinteressierter Einzelpersonen im Stadtteil.

    Das vorliegende integrierte Handlungskonzept bildet den Rahmen und zugleich Einstieg in

    den weiteren gemeinsamen Stadterneuerungsprozess in Annen: Es beschreibt die wesentli-chen Handlungsfelder und Projektansätze, die zusammen mit der Verwaltung, Bürgern undzahlreichen anderen Akteuren erarbeitet wurden. Gleichzeitig dient das Konzept als Grund-

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

    2 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    lage zur Aufnahme in das Landesprogramm ‚Soziale Stadt’ und zur Beantragung von Mittelnder Städtebauförderung des Landes.

    Bevor in Kapitel 2 näher auf den Stadtteil und die Inhalte des Handlungskonzeptes einge-

    gangen wird, soll zunächst die Vorgehensweise zur Erarbeitung des vorliegenden Hand-

    lungskonzeptes erläutert und eine Kurzzusammenfassung der wesentlichen Inhalte desKonzeptes gegeben werden.

    Vorgehensweise – Beteiligung und Aktivierung der lokalen Akteure in Witten-Annen

    Mitte des Jahres 2005 hat das Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes NRW die

    Stadt Witten besucht und eine Aufnahme des Stadtteils Annen in das Programm Soziale

    Stadt in Aussicht gestellt. Mit Einsetzung der Projektleitung im Amt für Wirtschaftsförderungund Liegenschaften sind die Vorbereitungen für die Antragstellung zur Aufnahme in das För-derprogramm angelaufen. Für die Beauftragung eines externen Büros zur Unterstützung beider Erarbeitung des vom Land NRW geforderten Integrierten Handlungskonzeptes konnten

    erste Fördermittel eingeworben werden. Seit Beginn des Jahres 2006 wurde mit dieser ex-ternen Unterstützung intensiv an dem Handlungskonzept für Annen gearbeitet. Seitens derStadtverwaltung ist hierzu

    • unter Federführung des Amtes für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften eineKernarbeitsgruppe der für den Projektzusammenhang bedeutenden Fachämter Ju-gendhilfe und Schule, Planung, Statistik, Stadtentwicklung und Wahlen sowie der In-tegrationsbeauftragten der Stadt zur Erarbeitung der wesentlichen Inhalte

    • und eine erweiterte Verwaltungsrunde unter Beteiligung aller übrigen Ämter zurverwaltungsinternen, ressortübergreifenden Abstimmung des Arbeitsprozesses gebil-det worden.

    Im Rahmen der Arbeit zum Handlungskonzept für Annen sind gesamtstädtische Entwicklun-

    gen und Rahmenbedingungen sowie bestehende Akteursgruppen und –netzwerke berück-sichtigt und einbezogen worden. Bestehende Lösungsansätze und Projektvorschläge mit

    Bezug für den Stadtteil Annen haben Eingang in das Konzept gefunden. Im Einzelnen sind indiesem Zusammenhang aufzuführen:

    • die Bürgerinitiative Annen e.V. und hier insbesondere auch der Arbeitskreis Kinderund Jugend der Bürgerinitiative,

    • der Arbeitsprozess und die bisher vorliegenden Ergebnisse aus dem Stadtentwick-lungsprozess ‚Unser Witten 2020’,

    • das Wittener Internationale Netzwerk (‚WIN‘),

    • das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) der Stadt Witten, die Beteiligung von Kin-dern und Jugendlichen und die Einbeziehung ihrer Ideen und Vorstellungen für dieEntwicklung des Stadtteils ist ein wesentliches Element der zukünftigen Stadtteiler-neuerung in Annen. Eingang in das Stadterneuerungsvorhaben finden die zu erwar-tenden Ergebnisse der Beteiligung zur Aufstellung des Flächennutzungsplanes (Stär-ken-/Schwächenanalyse von Annen u.a. mit zwei Fotostreifzügen) im Juni 2006.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

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    • und der Arbeitskreis Ladenlokalmanagement Annen, in dem die Gemeinschaft Anne-ner Gewerbetreibender (GAG e.V.) vertreten ist.

    Darüber hinaus sind zahlreiche Einzelgespräche, Abstimmungsrunden und eigene Veran-staltungen zur Einbeziehung der verschiedenen lokalen Akteure durchgeführt worden:

    • zahlreiche Einzelgespräche mit Institutionen, Einrichtungen, freien Trägern, Vereinenund Gruppierung sowie interessierten Einzelpersonen aus dem Stadtteil Annen,

    • zwei Veranstaltungen mit den Beschäftigungs- und Qualifizierungsträgern in Wittenzur Entwicklung konkreter Projektideen im Rahmen des geplanten Stadterneuerungs-vorhabens,

    • zwei Gesprächsrunden sowie weitere Einzelgespräche mit den Wohnungsunterneh-men, die eigene Wohnungsbestände im Stadtteil Annen bewirtschaften,

    • drei Workshopveranstaltungen zur Erarbeitung und Abstimmung des Handlungskon-zeptes (mit engagierter Teilnahme von jeweils über 70 Akteuren),

    • eine soziale Stadtteilrunde mit den Kinder- und Jugendeinrichtungen und den Trägernsozialer Angebote im Stadtteil Annen

    • sowie eine an drei Tagen durchgeführte Bürgerbefragung zu den Sichtweisen der An-nener Bevölkerung zu ihrem Stadtteil.

    Sämtliche Ergebnisse werden im vorliegenden Integrierten Handlungskonzept zusammen-

    geführt und dargestellt. Das Konzept gibt dabei einen Rahmen für den Stadterneuerungspro-zess in Annen für die nächsten Jahren vor, der perspektivisch im Verlauf der weiteren Um-

    setzung fortzuschreiben ist. Naturgemäß müssen einzelne, konkrete Fragen zur Konzeptionund Realisierung der verschiedenen Projekte zu diesem Zeitpunkt noch offen bleiben. Ein-zelne Details der Projekte sind im Zuge der weiteren Projektentwicklung zu konkretisieren.

    Strategie und Prinzipien des Handlungsansatzes zur Integrierten Stadterneuerung

    Das geplante Programmgebiet in Witten-Annen hat sich im Vergleich zur Gesamtstadt Wittenin den letzten Jahren hinsichtlich seiner Wohn- und Lebensqualität sowie seiner Funktion alsNebenzentrum weniger gut entwickelt. Die städtebauliche Situation und zahlreiche soziode-mografischen Indikatoren lassen einen deutlichen Handlungsbedarf erkennen. Hier soll im

    Rahmen eines Handlungsansatzes zur integrierten Stadterneuerung frühzeitig gegen ge-steuert werden. Dieser Ansatz zielt auf eine Verbesserung der städtebaulichen, ökonomi-schen, sozialen und kulturellen Bedingungen im Stadtteil ab, um dadurch für Annen einenachhaltig, positive Entwicklungsperspektive zu eröffnen. Um die Tragfähigkeit der Konzep-

    tion zur integrierten Stadterneuerung und die Umsetzungschancen des Handlungsansatzesin Witten-Annen zu erhöhen, wird es vor allem um die Beachtung nachfolgender Strategienund Arbeitsprinzipien gehen:

    • Langfristige Perspektive: Unmittelbare Wirkungen und Erfolge für eine positiveEntwicklung im Stadtteil werden sich nicht kurzfristig erreichen lassen. Daher ist eserforderlich, die Perspektive des Stadterneuerungsprozesses von vornherein auf ei-nen längeren Zeitraum von mehreren Jahren zu erweitern.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

    4 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    • Ressortübergreifende Aufgabe: Im Rahmen des Integrierten Arbeitsansatzes giltes, Strategien, Maßnahmen und Projekte in verschiedenen Handlungsfeldern zu ent-wickeln, miteinander zu verknüpfen und umzusetzen. Dies verlangt eine ressort- undfachübergreifende Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure.

    • Einordnung in den gesamtstädtischen Zusammenhang: Derzeit wird in Witten in-tensiv an einer gesamtstädtischen Entwicklungskonzeption ‚Unser Witten 2020’ gear-beitet. Die Rahmenbedingungen und Vorgaben des gesamtstädtischen Handlungs-rahmens sind bei der Erarbeitung der Konzeption im Stadtteil zu beachten. Im Ge-

    genzug werden die Ergebnisse des Prozesses in Annen in die Konzeption der ge-samtstädtischen Entwicklung eingebracht.

    • Stadt Witten als Initiator und Moderator: Der Handlungsspielraum der Stadt zurBeeinflussung der Entwicklung im Stadtteil ist nicht nur aufgrund der kommunalen Fi-

    nanzsituation eingeschränkt. Die Stadt übernimmt in dem Gesamtprojekt die Rolledes Impulsgebers und Moderators von privaten Aktivitäten. Eine starke Verantwor-tung liegt bei den Haus- und Grundeigentümern, den Unternehmen sowie den ver-schiedenen Institutionen und Einrichtungen im Stadtteil.

    • Einbeziehung der Interessengruppen und Akteure: Viele Projekte und Maßnah-men können nur umgesetzt werden, wenn sich die oben genannten lokalen Akteuremit Engagement und eigenen Investitionen am Erneuerungsprozess in Annen beteili-gen.

    • Aktivierung und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger: Die Bürgerschaft inAnnen ist schon frühzeitig aktiv geworden und hat den Diskussionsprozess um dieEntwicklung des Stadtteils angestoßen und maßgeblich gestaltet. Sie ist an der weite-ren Projektentwicklung und –steuerung intensiv zu beteiligen.

    • Bündelung vorhandener Ressourcen: Finanzielle Mittel und personelle Ressourcensind begrenzt. Daher gilt es, im Rahmen des Handlungsansatzes für Annen innovati-ve Finanzierungskonzepte zu entwerfen, die auf eine Bündelung vorhandener Res-sourcen setzen.

    • Einwerbung Stadterneuerungsmittel und weiterer Fördermittel: Die Umsetzungdes Stadterneuerungsvorhabens und der einzelnen Projekte kosten dennoch zusätz-liches Geld. Um die Handlungsoptionen zu erweitern, sind neben den Mitteln derStädtebauförderung weitere Mittel aus den Förderprogrammen anderer Ressorts aufder Landes- und Bundesebene sowie auf Ebene der Europäischen Gemeinschaft ein-zuwerben und einzusetzen.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

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    Handlungsfelder und -schwerpunkte

    Für die integrierte Stadterneuerung in Witten-Annen ergeben sich im Überblick nachfolgende

    Handlungsfelder und –schwerpunkte, die im vorliegenden Handlungskonzept näher ausge-führt werden.

    Handlungsfeld Attraktivierung und Belebung der Stadtteilmitte von Annen: Im nördlich

    der Bahn gelegenen Teil von Annen soll der Bereich rund um den Annener Markt als Mittedes öffentlichen Lebens, des Gemeinwesens und der Stadtteilidentifikation gestärkt werden.Wesentliche Bausteine in diesem Bereich sind die Integration der geplanten privaten Neu-

    bauvorhaben zum Wohnungsbau an der Nordseite des Marktplatzes und auf der Brachflächesüdlich der Westfeldstraße, der Erhalt und die Stärkung des Wochenmarktes, die Ansiedlungdes zukünftigen Quartiersmanagements und des geplanten ‚Stadtteilzentrums’, das mit sei-nen vorgesehenen sozialen und kulturellen Angeboten den Kristallisationspunkt des Stadter-

    neuerungsvorhabens und der Belebung des Stadtteillebens bilden soll. Darstellung diesesHandlungsfeldes erfolgt ab Seite 23.

    Der Bereich um Bebel- und Annenstraße soll als ökonomische Mitte von Annen gestärkt

    werden. Dabei geht es um den Erhalt und die Stärkung der Nahversorgung. Notwendige

    Impulse sind hier von den geplanten privaten Investitionen auf der Fläche an der ‚Oster-mannspitze’ und im Bereich des Ostermanngebäudes an der Annenstraße zu erwarten. Ne-ben kleinteiligen, baulichen Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raums und desStadtbildes gilt es, die bestehenden Aktivitäten der „Gemeinschaft Annener Gewerbetreiben-

    der“ und des „Arbeitskreises Ladenlokalmanagement Annen“ zu unterstützen und durch dieverstärkte Einbeziehung der Haus- und Grundstückseigentümer weiter zu entwickeln (abSeite 28).

    Handlungsfeld Erneuerung von Wohnquartieren: Im Kontext der Entwicklung am ge-

    samtstädtischen Wohnungsmarktes gilt es, die Wohnstandorte in Annen für Familien mit

    Kindern zu attraktivieren, durch die Förderung von Nachbarschaften die Integration und dasZusammenleben in den Wohnquartieren zu stärken und auf den demografischen Wandel inder Stadtteilbevölkerung durch innovative Formen des altengerechten Wohnens zu reagie-ren. Neben den baulichen Maßnahmen im Gebäudebestand und im Wohnumfeld ist hierbei

    der Aufbau von quartiersbezogenen Infrastruktur- und Wohnfolgeeinrichtungen erforderlich.Konkrete Handlungsansätze ergeben sich an den Standorten, an denen die Wohnungsun-ternehmen aktiv werden und eigene Mittel in die Erneuerung des Wohnungsbestandes inve-stieren. Weitergehende Erläuterungen und Erneuerungsstrategien für ausgewählte Quartierebefinden sich auf Seite 35ff.

    Handlungsfeld öffentlicher Freiraum und Wege durch Annen: Die Grünflächen in Annen

    und der Übergang zu den umgebenden Freiräumen stellen ein großes Potenzial des Stadt-teils dar. Die Gestaltungs- und Nutzungsqualität der bestehenden Flächen und Wege ist zu

    erhöhen. Dies verspricht positive Wirkungen auf den Freizeitwert und das Image von Annen.Neben den einzelnen, kleinteiligen baulichen Maßnahmen auf den Flächen selbst nimmtinsbesondere die Beschilderung und Herstellung einer besseren Orientierung zu den zen-tralen Flächen mit Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten eine wichtige Bedeutung in diesemHandlungsfeld ein (siehe Seite 55ff).

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Einleitung und Zusammenfassung

    6 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Handlungsfeld Soziale Infrastruktur: In Zeiten knapper Kassen soll der Bestand an sozia-

    ler Infrastruktur im Stadtteil gesichert und vorhandene Angebote und Ressourcen bessermiteinander abgestimmt werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Schaffung zentralerRäumlichkeiten, an denen die vorhandenen Angebote im Stadtteil zusammengeführt und

    konzentriert werden. Im Ostermanngebäude an der Annenstraße soll der bereits entwickelteSchwerpunkt ‚Bildung, Qualifizierung, Arbeitsvermittlung und Beratung’ weiter gestärkt wer-den. In einem möglichst im Bereich des Annener Marktes zu schaffenden ‚Stadtteilzentrum’sollen verschiedene soziale, gemeinwesenorientierte und kulturelle Angebote entwickelt

    werden und Räumlichkeiten für die Selbstorganisation bürgerschaftlichen Engagements be-reit gestellt werden (siehe Seite 69ff).

    Handlungsfeld Beschäftigung und Qualifizierung: Die bestehenden Angebote und Po-

    tenziale der verschiedenen Träger von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in

    Witten sollen für den Projektzusammenhang Soziale Stadt stärker auf einander abgestimmtund in sinnvoller Arbeitsteilung erbracht werden. In den strategischen Handlungsfeldern desHandlungskonzeptes sollen insbesondere für die Bereiche des Garten- und Landschafts-baus, für haushaltsbezogene Dienstleistungen und einen Quartiersservice sowie für das ge-

    plante ‚Stadtteilzentrum’ neue Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte entwickelt und fürderen Umsetzung entsprechende Mittel der Arbeitsverwaltung akquiriert werden (siehe Seite83ff).

    Handlungsfeld Stadtteil- und Quartiersmanagement: Zur zentralen Koordination des zu-

    künftigen Stadterneuerungsprozesses wird ein zentrales Stadtteil- und Quartiersmanage-ment eingerichtet. Die Aufgaben bestehen unter anderem darin, die unterschiedlichen Akti-vitäten und Projekte zu koordinieren, die Akteure einzubeziehen und zu vernetzen und dieBewohnerbeteiligung zu organisieren und durchzuführen. Zugleich werden entsprechendeArbeitsstrukturen zur Projektsteuerung eingeführt, um die Stadtteilarbeit mit dem Verwal-tungshandeln zu koordinieren und mit der Politik abzustimmen (siehe Seite 89ff).

    Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit und Stadtteilimage: In den gerade genannten

    Handlungsfeldern der Stadterneuerung werden konkrete Ansatzpunkte für eine positiveÖffentlichkeitsarbeit vorgeschlagen, um das Bild von Annen nach außen zu verbessern und

    die Identifikation der Annener Bürgerschaft mit ihrem Stadtteil zu stärken. Hierin liegt einwichtiges Aufgabengebiet für das Stadtteil- und Quartiersmanagement (siehe Seite 93ff).

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    7

    2 Das Programmgebiet Witten-Annen

    Das geplante Programmgebiet Witten-Annen liegt im östlichen Stadtgebiet, direkt angren-

    zend an die Wittener Innenstadt. Mit ca. 17.500 Einwohnern umfasst es den zentralen Be-

    reich des Stadtteils Annen sowie angrenzende Wohnbereiche aus den Stadtteilen Witten-Mitte und Rüdinghausen. Da der Stadtteil Annen nördlich und südlich des Programmgebietesweitgehend ländlich geprägt ist, kann der Stadtteil weder städtebaulich noch bezüglich derSozialstruktur mit dem Programmgebiet gleich gesetzt werden. Das identitätsstiftende histo-

    rische Zentrum des Stadtteils Annen ist jedoch gleichzeitig zentraler Bereich des Programm-gebietes.

    Dieses Kapitel gibt eine Einführung in das geplante Programmgebiet und seine Charakteri-

    stika. Nach der Abgrenzung des Programmgebietes (Kapitel 2.1) wird im Kapitel 2.2 die Hi-storie, die Funktionszuweisungen, Nutzungen und Flächenpotenziale des Gebietes erläutert.Zentrale Bedeutung für die nachfolgende Ableitung von Bedarfen und Handlungsansätzen

    hat die Analyse der Einwohner- und Sozialstruktur im Programmgebiet und seiner Teilräumein Kapitel 2.3. Abschließend werden kurz die Ergebnisse einer im März 2006 durchgeführtenBürgerbefragung vorgestellt (Kapitel 2.4).

    Witten-Mitte

    Annen

    Dortmund

    Herdecke

    Wetter

    geplantesProgrammgebiet

    Abbildung:

    Lage des Stadtteils Annen und des geplantenProgrammgebietes im Stadtgebiet;eigene Darstellung

    2.1 Abgrenzung des geplanten Programmgebiets

    Die Abgrenzung des geplanten Programmgebiets wurde vorbereitet durch das Amt für Ju-

    gendhilfe und Schule sowie das Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen der StadtWitten. Gemeinsam erarbeiteten die Ämter eine Analyse entscheidender Sozialindikatoren

    auf Ebene der statistischen Blöcke, die Grundlage der Abgrenzung ist. In die Analyse einge-flossen ist der

    - Anteil Arbeitsloser,

    - Anteil Sozialhilfeempfänger,

    - Anteil ausländische Einwohner,

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    8 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    - Anteil Jugendgerichtshilfefälle,

    - Anteil Hilfe zur Erziehung.

    Ergänzt durch städtebauliche Kriterien, hierbei insbesondere der Zustand des städtebauli-

    chen Umfeldes, erfolgte die Abgrenzung des geplanten Programmgebietes.

    Das geplante Programmgebiet umfasst im Kern das Zentrum des Stadtteils Annen entlang

    der Annener Straße und der Bebelstraße. Eingefasst in das geplante Programmgebiet sind

    darüber hinaus die angrenzenden Wohnsiedlungsbereiche. An den östlichen und westlichenRändern reicht das geplante Programmgebiet über die Grenzen des Stadtteils Annen hinausund bezieht auch Bereiche der Stadtteile Rüdinghausen und Witten-Mitte ein. Diese werdenin der subjektiven Wahrnehmung der Bewohner jedoch regelmäßig dem Stadtteil Annen zu-

    geordnet.

    Das geplante Programmgebiet beinhaltet damit neben gründerzeitlichen Bebauungsstruktu-

    ren mit Wohn- und Gewerbenutzungen auch Siedlungsbereiche aus den 1920/30er Jahrensowie Gebäude aus der Nachkriegszeit. Neben Geschosswohnungsbauten sind auch Einfa-milienhäuser in das Programmgebiet eingeschlossen. Darüber hinaus sind einzelne Gewer-beareale im Programmgebiet enthalten.

    Damit umfasst das geplante Programmgebiet eine Vielzahl unterschiedlicher städtebaulicher

    Strukturen mit entsprechend vielfältigen Anforderungen und Bedarfen.

    Karte: Abgrenzung des Programmgebietes Witten-Annen

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    9

    2.2 Allgemeine Gebietsbeschreibung

    Annen weist eine lange eigenständige Geschichte auf. Erst 1929 wurde die bis dahin selbst-

    ständige Gemeinde Annen als Stadtteil in die Stadt Witten eingegliedert. Die lange Eigen-ständigkeit ist noch sehr deutlich in der städtebaulichen Struktur abzulesen. Mit der Erschlie-ßung des Siedlungsgebietes durch die Bahn im Jahr 1847 entwickelte sich die ehemals

    landwirtschaftlich strukturierte Gemeinde zu einem prosperierenden Industriestandort. DerBereich um den neu gebauten Bahnhof wuchs zu einem städtischen Zentrum. Noch heutedokumentieren die erhaltenen und das Straßenbild prägenden Jahrhundertwende-Bauten diedamalige Bedeutung. Mit der Industrialisierung stieg parallel durch den Arbeitskräftebedarf

    auch die Einwohnerzahl. Diese Bedeutung als Wohnstandort innerhalb der Stadt Witten istbis heute noch gegeben.

    Innerhalb der Stadt Witten besitzt das Programmgebiet Annen einen nicht unbedeutenden

    Stellenwert als Wohn- und Arbeitsstandort. Das im Kern des Gebietes liegende Stadtteilzen-

    trum von Annen verfügt im gesamtstädtischen Vergleich über eine hohe Verkaufsflächen-ausstattung und nimmt die Versorgung für den Stadtteil Annen und in Teilen für die angren-zenden Stadtteile Rüdinghausen sowie Stockum wahr. Darüber hinaus sind im Programm-gebiet größere Gewerbeareale vorhanden. Nicht zuletzt nutzt die Privat-Universität Witten-

    Herdecke im Zentrum des Programmgebietes sowie auf nordwestlich angrenzenden Flächengrößere Raumkapazitäten. Entsprechend der hohen Einwohnerzahl sind auch Bildungs- so-wie Sport- und Freizeitangebote in nennenswertem Umfang am Ort vorhanden, so dassgrundsätzlich alle wesentlichen städtischen Funktionen für die Bewohner in unmittelbarerWohnungsnähe erreichbar sind.

    Die Wohnnutzung überwiegt im Programmgebiet. Im zentralen Bereich um den Bahnhof, den

    Marktplatz, die Annen- und die Bebelstraße befinden sich vor allem Gebäude aus der Grün-derzeit. Angrenzende Gebiete sind durch Ein- und Zweifamilienhäuser sowie zwei bis drei-geschossige Zeilenbauweise aus den 1920er bis 1950 Jahren geprägt. Von hoher städte-

    baulicher Bedeutung ist eine am südwestlichen Rand des Programmgebietes gelegeneBergarbeitersiedlung aus den 1920er Jahren. In den 1960er und 1970er Jahren wurden be-sonders an den Rändern des Programmgebietes Neubauprojekte mit der für diese Zeit cha-rakteristische Zeilen- und Punktbauweise realisiert. Durch diese Heterogenität in der Bau-

    weise entstehen innerhalb des Programmgebietes in sich geschlossene Quartiere mit sehrunterschiedlichem Charakter, die sich auch hinsichtlich der Sozialstruktur der Bewohnerdeutlich unterscheiden (s. Analyse der Einwohner- und Sozialstruktur).

    Das gesamte Gebiet ist topographisch vergleichsweise bewegt. Ausgehend vom zentralen

    Bereich rund um den Bahnhaltepunkt steigt das Gelände nach Norden und Süden an. Wäh-rend sich die Wohnbereich tendenziell an den Hanglagen befinden, liegen die Gewerbe- undIndustrieareale sowie die bedeutenden Verkehrstrassen und hier vor allem die Bahnstreckein den tieferen Lagen. Das geplante Programmgebiet wird durch ein Band mit Gewerbe- und

    Industrieflächen und die Lage der Bahntrasse deutlich in einen nördlichen und südlichenBereich unterteilt. Diese Teilung betrifft auch das Zentrum des Stadtteils Annen.

    Unterbrochen wird die fast flächendeckende Bebauung nur vereinzelt durch Grünflächen.

    Hervorzuheben ist hierbei der Bereich Annener Halde, der „Imberg“, das Steinbachtal mit

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    10 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    dem Freibad, eine größere Grün- und Brachfläche an der Hamburger Straße sowie direktangrenzend das Waldgebiet „Herrenholz“ und die Frei- und Erholungsflächen „Am Homber-ge“.

    Im Umkreis des Annener Zentrums befinden sich mehrere Brachflächen bzw. untergenutzte

    Gebäude oder Flächenareale, die als Potenzialflächen für die weitere Entwicklung desStadtteilzentrums bzw. des Stadtteils insgesamt positiv in Verwertung gebracht werden kön-nen. Am Rande der Einkaufslage Annener Straße handelt es sich hier z.B. um die so ge-nannte „Ostermann-Spitze“, für die private Investitionsabsichten bestehen. Aber auch die

    derzeit untergenutzte „Thyssen-Halle“ an der Stockumer Straße bietet auf Grund der unmit-telbaren Nähe zum Annener Markt ein Entwicklungspotenzial. Das Gleiche gilt für die Brach-fläche an der Hamburger Straße, für die erste Ideen für Wohnbebauung bestehen.

    ImbergAnnener Halde

    Am Homberge

    Thyssen Halle

    Hamburger Straße

    Wickmann-Fläche Ostermann-Spitze

    Steinbachtal

    Herrenholz

    Karte: Grün-, Gewerbe- und Potenzialflächen im Programmgebiet Witten-Annen

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

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    2.3 Einwohner- und Sozialstruktur

    Der Stadtteil Annen ist sowohl in der Wahrnehmung der Wittener Bürger als auch in statisti-

    schen Auswertungen durch eine schwierige Bevölkerungs- und Sozialstruktur charakterisiert.

    Insbesondere der Anteil an Transfereinkommensbeziehern und an Bewohnern mit Migrati-onshintergrund ist im Vergleich zur Gesamtstadt hoch. Die Bevölkerung ist im Vergleich zur„überalterten“ Wittener Bevölkerung jung, dennoch ist jeder Fünfte Einwohner im Programm-gebiet über 65 Jahre alt. In den letzten Jahren musste das Programmgebiet überdurch-

    schnittliche Einwohnerverluste hinnehmen, was darauf hinweist, dass das Gebiet an Attrak-tivtät für die Wohnbevölkerung verliert. Deutlich sind auch die Unterschiede in der Sozial-struktur zwischen dem Programmgebiet und dem Stadtteil Annen. Einen ersten Überblickgibt die untenstehende Tabelle. Im folgenden soll auf die einzelnen Parameter jeweils kurzeingegangen werden.

    Auch innerhalb des mit insgesamt 17.406 Einwohnern sehr großen und heterogenen Pro-

    grammgebietes Witten-Annen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Sozialstruktur undTendenzen der sozialen und räumlichen Segregation. Aus diesem Grund erfolgt eine Analy-

    se von 10 Quartieren, die nach den Kriterien Funktion und Städtebau, Sozialdaten und Ein-wohnerstruktur auf Basis der Baublöcke abgegrenzt wurden.

    Die Analyse der Sozialstruktur basiert auf einer von der Stadt Witten durchgeführten Sozial-

    raumanalyse und wurde in einigen Punkten ausdifferenziert und ergänzt. Sie dient zum einen

    der Abgrenzung des Programmgebiets als auch zur Ableitung von Bedarfen und Handlungs-ansätzen.

    Einwohner AnteilSozialhilfe-empfänger

    Arbeitslo-senquote

    AnteilAusländer

    Anteil 0-24Jahre

    Anteil 25-64Jahre

    Anteil 65und älter

    Stand 31.12.2005 31.12.2004*31.06.2004

    31.12.2004*31.06.2004

    31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005

    Stadt Wit-ten

    101.588 4,4% 8,3% 8,3% 24,3% 54,7% 21,0%

    StadtteilAnnen

    18.822 5,1%* 8,5%* 7,7% 25,5% 55,7% 18,8%

    Pro-grammge-biet1

    17.406 11,9% 10,6% 10,6% 26,6% 53,8% 19,6%

    Tabelle: Überblick über die Sozialstruktur im Programmgebiet, der Stadt Witten und Stadtteil AnnenQuelle: Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlender Stadt Witten; Amt für Jugendhilfe und Schule derStadt Witten

    1 Das geplante Programmgebiet bezieht Teile der Innenstadt und des Stadtteils Rüdinghausen ein.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    12 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Bevölkerungsentwicklung

    Am 31.12.2005 lebten im Programmgebiet Soziale Stadt Annen gut 17% der Bevölkerung

    der Stadt Witten. Somit hat die Entwicklung dieses Gebietes einen wesentlichen Anteil ander Entwicklung der Gesamtstadt. Die Bevölkerung in Witten hat seit 1992 kontinuierlich ab-

    genommen, insgesamt wurde seit 1992 ein Bevölkerungsverlust von ca. 5% verzeichnet. DerStadtteil Annen hat dagegen im gleichen Zeitraum in zwei Phasen Einwohner gewonnen.Das Programmgebiet hat zwischen 2003 und 2005 fast 2% seiner Einwohner verloren undverzeichnete damit in dieser Zeit deutlich stärkere Bevölkerungsverluste als die Gesamtstadt

    und der Stadtteil. Für die Zukunft prognostiziert das Amt für Stadtentwicklung, Statistik undWahlender Stadt Witten sowohl für die Gesamtstadt als auch für den Stadtteil Annen weiteredeutliche Einwohnerverluste2 (vgl. Grafiken).

    92

    94

    96

    98

    100

    102

    104

    106

    Stadt Witten Stadtteil Annen Programmgebiet

    Index: 1992=100 2003=100

    Abbildung:

    Entwicklung der Bevölkerungin Witten, Stadtteil Annenund Programmgebiet seit1992;eigene Darstellung.

    Quelle: Amt für Stadtent-wicklung, Statistik und Wah-lender Stadt Witten

    92

    93

    94

    95

    96

    97

    98

    99

    100

    Stadt Witten Stadtteil Annen

    Index: 2006=100Abbildung:

    Prognose der Bevölkerungder Stadt Witten und StadtteilAnnen nach der Hauptvari-ante der Stadt Witten

    eigene Darstellung.

    Quelle: Amt für Stadtent-wicklung, Statistik und Wah-lender Stadt Witten

    2 Die Entwicklungen des Programmgebietes kann erst ab 2003 betrachtet werden, da es aufgrund derNeueinteilung von statistischen Einheiten erst ab diesem Zeitpunkt abgebildet werden kann und diePrognosedaten zudem nicht kleinräumig verfügbar sind.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    13

    Einwohnerdichte

    Die Einwohnerdichte im Stadtteil Annen ist

    mit 15.68 Einwohner pro km2 vergleichs-weise niedrig. Im Stadtteil Witten Mitte istdie Einwohnerdichte fast doppelt so hoch.Es ist jedoch davon auszugehen, dass die

    Bevölkerungsdichte im ProgrammgebietAnnen signifikant über dem Wert für denStadtteil liegt, da dieser neben dem Pro-grammgebiet einen großen Anteil unbe-bauter Flächen umfasst.

    Altersaufbau der Bevölkerung von Annen

    Die Bevölkerung der Stadt Witten weist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung von Nordrhein-

    Westfalen eine deutliche Überalterung auf. Die Bevölkerung im Programmgebiet Annen istim Vergleich zur Stadt Witten jünger, liegt aber immer noch über dem Altersschnitt von Nord-

    rhein-Westfalen. Über ein Viertel der Bevölkerung im Programmgebiet ist jünger als 25 Jah-re, während gleichzeitig fast ein Fünftel der Bevölkerung über 65 Jahre alt ist. Ein zeitlicherVergleich des Altersaufbaus der Bevölkerung im Programmgebiet von 2003 mit 2005 zeigtebenfalls eine deutliche Tendenz zur Überalterung: Während der Anteil der jüngeren Alters-gruppen abgenommen hat, ist der Anteil der Älteren angestiegen.

    5,6

    1 1

    2 9

    25,5

    4,8

    9,7 9,8

    27,926,8

    2 1

    10,411,3

    26,3

    19,6

    10,2

    18,7

    4,9

    27,5

    0 %

    5 %

    10 %

    15 %

    20 %

    25 %

    30 %

    0 - 5 6 bis 15 16 bis 24 25 bis 44 45 bis 64 65 und älter

    NRW (31.12.04) Stadt Witten (31.12.2005) Programmgebiet (31.12.2005)

    Abbildung:

    Altersaufbau der Bevölke-rung in Nordrhein-Westfalen,der Stadt Witten und im Pro-grammgebiet;eigene Darstellung.

    Quelle: Amt für Stadtent-wicklung, Statistik und Wah-lender Stadt Witten, LDSNRW (www.lds.nrw.de)

    Einwohner/km2

    Stadt Witten 1.409

    Stadtteil Annen 1.568

    Stadtteil Witten Mitte 3.026

    Dortmund 2.100

    Tabelle:

    Einwohnerdichteam 31.12.2004

    Quelle: Amt fürStatistik derStadt Witten;www.meinestadt.de

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    14 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    5,2

    11,210,4

    28,8

    25,8

    18,7

    10,411,3

    26,3

    19,6

    4,9

    27,5

    0 %

    5 %

    10 %

    15 %

    20 %

    25 %

    30 %

    0 - 5 6 bis 15 16 bis 24 25 bis 44 45 bis 64 65 und älter

    Programmgebiet (31.12.2003) Programmgebiet (31.12.2005)

    Abbildung:

    Entwicklung der Alters-schichtung im Programmge-biet, Vergleich 2003 und2005;

    eigene Darstellung.

    Quelle: Amt für Stadtent-wicklung, Statistik und Wah-lender Stadt Witten

    Die kleinräumige Analyse in den 10 Quartieren zeigt deutliche Unterschiede in der Alters-struktur. Das Quartier 4 weist mit fast 34% Bewohnern über 65 Jahren eine extreme Überal-terung auf. Hieran hat jedoch das Altenzentrum St. Joseph an der Stockumer Straße mit

    Karte: Bewertung der Altersstruktur in den 10 Quartieren; eigene DarstellungQuelle: Amt für Jugendhilfe und Schule

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    15

    160 Pflegeplätzen einen wesentlichen Anteil. Auffallend sind auch die Quartiere 1, 5 und 9:

    Hier liegt der Anteil der unter 25-jährigen jeweils über 31%. Auch auf dieser kleinräumigenBetrachtungsebene werden Besonderheiten in einzelnen Blöcken durch die Aggregation zuQuartieren verdeckt. Beispielsweise ist im Bonnermannsfeld (Quartier 2) ein großer Anteil an

    Kindern und Jugendlichen zu erwarten. Durch den hohen Anteil älterer Menschen in angren-zenden Straßenzügen ist dieses Quartier jedoch insgesamt als „Altes Quartier“ einzustufen.

    Migranten

    Der Anteil ausländischer Mitbürger im Programmgebiet lag am 31.12.2004 mit 10,6% deut-

    lich höher als in der Gesamtstadt und im Stadtteil Annen (siehe Tabelle Seite 11). In denletzten Jahren ist der Anteil von Ausländern sowohl in der Stadt Witten als auch in Annen

    relativ konstant geblieben. Über den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund insge-samt lässt sich keine Aussage treffen. Auch Spätaussiedler werden aufgrund ihrer deutschenStaatsangehörigkeit nicht als Migranten erfasst. Die Zahl der Ausländer ist innerhalb desProgrammgebietes sehr unterschiedlich verteilt. Im Quartier 5, welches innerstädtisch und

    durch gründerzeitlichen Geschosswohnungsbau von Kleineigentümern geprägt ist, leben fast23% Ausländer. Auffallend niedrig ist der Ausländeranteil von nur 6% in Quartier 3. DiesesQuartier ist dominiert von Ein- und Zweifamilienhäusern.

    Karte: Kleinräumige Verteilung des Ausländeranteils in den 10 Quartieren; eigene DarstellungQuelle: Amt für Jugendhilfe und Schule

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    16 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose

    Am 31.06.2004 waren von den 17.656 Einwohnern im

    Programmgebiet Witten Annen knapp 30% sozialversi-cherungspflichtig beschäftigt. Eine zunehmende Zahlvon Menschen in Annen ist jedoch von Armutslagen

    und sozialer Ausgrenzung betroffen. Der Anteil der So-zialhilfeempfänger an der Bevölkerung liegt bei knapp12% und damit fast dreimal so hoch wie in der Gesamt-stadt mit 4,35%. Auch die Arbeitslosenquote liegt mit

    10,6% deutlich über der Quote von 8,3% für die StadtWitten. Ausländer sind deutlich stärker von Sozialhilfeund Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche. Auffallendist, dass fast 50% aller Erwerbslosen bereits ein Jahr

    oder länger keine Arbeit haben, somit sind ca. 5% derAnnener Bevölkerung im Erwerbsfähigen Alter vonLangzeitarbeitslosigkeit betroffen. 8,8% der Arbeitslo-sen sind Jugendliche unter 25 Jahren.

    Tabelle: Sozialindikatoren imProgrammgebiet Annen am 31.06.2004;

    Quelle: Amt für Statistik der Stadt Witten

    Einwohner mitHauptwohnsitz

    17.656

    Anteil sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigte amWohnort

    29,9

    Sozialhilfeempfängerquote 11,9

    Anteil Nicht-Deutsche anSozialhilfeempfängern

    18,8

    Arbeitslosenquote 10,6

    Anteil Ausländer an Ar-beitslosen

    13,8

    Anteil unter 25 Jährige anArbeitslosen

    8,8

    Anteil Langzeitarbeitsloseran Arbeitslosen

    46,2

    Anteil Langzeitarbeitsloseran 20-65 Jährigen

    4,9

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    17

    Abbildung: Kleinräumige Verteilung des Anteils von Menschen mit Transfereinkommen in den 10Quartieren; eigene Darstellung,; Quelle: Amt für Jugendhilfe und Schule

    Der Anteil von Menschen, die auf Transfereinkommen angewiesen sind, zeigt in den 10

    Quartieren eine große Bandbreite. So liegt der Anteil an Sozialhilfeempfängern und Arbeits-

    losen in Quartier 5 mit fast 30% am höchsten. Besonders niedrig ist der Anteil von Trans-fereinkommen-Empfängern in Quartier 3 und 10.

    Fazit

    Zusammenfassend zeigen sich deutliche Defizite in der Sozialstruktur des Programmgebie-

    tes, denen im Rahmen der integrierten Stadteilentwicklung begegnet werden muss. Beson-

    dere Brisanz entfaltet sich jedoch durch die Konzentration bestimmter sozialer Lagen in ver-schiedenen Quartieren und der dadurch entstandenen sozialen Segregation innerhalb desGebietes (siehe Karte). Hieraus lassen sich für das weitere Handlungskonzept kleinräumiggeeignete Bedarfe, Strategien und Maßnahmen ableiten. Plakativ lassen sich die kleinräumi-gen Unterschiede in der nachfolgenden Karte darstellen:

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    18 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Abbildung: Überblick über die Sozialstruktur im Programmgebiet; eigene Darstellung,

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    19

    2.4 Das Programmgebiet aus Sicht der Bürger

    Aus Sicht der Annener Bürgerschaft besteht bereits seit einigen Jahren Handlungsbedarf fürden Annener Kernbereich.

    Auf einer Zukunftswerkstatt im Jahr 2002 wurden unter Beteiligung von Bürgern und Fach-

    leuten erstmals die Stärken (z. B. hoher Erholungs- und Freizeitwert, gute Anbindung an dasAutobahnnetz und die anliegenden Städte, in Teilen attraktive alte Bausubstanz) undSchwächen (z. B. fehlende Vernetzung der im Stadtteil Aktiven, unattraktiver ökonomischer

    Kern, Brachflächen, soziale Problemlagen, angespannte Verkehrssituation im Bereich desBahnübergangs, fehlende Treffmöglichkeiten) des Stadtteils heraus gearbeitet.

    In einer öffentlichen Abendveranstaltung der Bürgerinitiative Annen e.V. im August 2005

    wurden als zentrale Handlungsschwerpunkte u.a. die Bereiche soziale Infrastruktur/ Veran-

    staltungsorte, städtebauliches Umfeld/ Flächen/ Sauberkeit, Verkehr/ Bahnhofszugang, lo-kale Ökonomie, Wohnen und Wohnbauprojekte sowie Zusammenarbeit und Integration defi-niert.

    Die Teilnehmer an den Workshops zum Integrierten Handlungskonzept haben diese Ein-

    schätzung ihres Stadtteils in großen Teilen bestätigt, differenziert und darauf aufbauend diein diesem Handlungskonzept dargestellten zentralen Handlungsfelder, Ziele und möglicheMaßnahmen erarbeitet.

    Die Annener Bürgerschaft hat in ihrer realistischen Sicht auf den Stadtteil die Potenziale er-

    kannt, aber ebenso die Gefahr einer Verschlechterung der Situation. Aufgrund der Verbun-denheit mit dem Stadtteil ist sie bereit, sich aktiv am Stadterneuerungsprozess zu beteiligenund sich für Annen zu engagieren.

    Die im Rahmen des Beteiligungsprozesses zur Erarbeitung des integrierten Handlungskon-

    zeptes an drei Tagen im März durchgeführte Befragung der Annener Bürgerinnen und Bür-

    ger kommt zu einem vergleichbaren Ergebnis. Mit insgesamt 95 befragten Personen handeltes sich hierbei nicht um eine repräsentative Befragung sondern vielmehr um ein Stimmungs-bild der aktuellen Meinungen und Bedürfnisse im Programmgebiet. Die detaillierten Ergeb-nisse der Befragung können in Anhang 1 des Handlungskonzeptes eingesehen werden.

    Insgesamt zeichnet sich ein relativ heterogenes Bild der Bevölkerung von ihrem Stadtteil ab.

    Drei Viertel der befragten Bewohner geben an, gerne in Annen zu leben und fast 50% derBefragten leben seit mehr als 20 Jahren dort. Der Stadtteil scheint in vielen Fällen zentralerLebensmittelpunkt zu sein: So lebt von 65% der Befragten die Familie ebenfalls ganz bzw.

    teilweise in Annen. Auch die Freunde von 75% der Befragten leben ganz oder teilweise inAnnen. Dies ist ein wesentlicher Faktor, aus dem sich eine starke Bindung der Bewohner anihren Wohnort ergibt.

    38% der Befragten leben im selbst genutzten Eigentum, während 30% zur Miete bei privaten

    Eigentümern wohnen. Nur 12% haben eine Wohnung von einem Wohnungsunternehmengemietet. Insgesamt herrscht mit 74% „Ja-„ und nur 2% „Nein-Stimmen“ eine große Zufrie-denheit mit der eigenen Wohnung.

    Anders stellt sich die Situation beim Wohnumfeld dar: Hier äußern 20% ihre Unzufriedenheit.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    20 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Weitere wichtige Handlungsansätze ergeben sich aus den folgenden Aussagen: 23% nen-

    nen einen Erneuerungs- und Modernisierungsbedarf in ihrem Gebäude bzw. ihrer Siedlung;6% sagen, dass die Wohnungsgrößen und –zuschnitte in ihrem Gebäude bzw. ihrer Sied-lung nicht den heutigen Anforderungen entsprechen und 15% sehen einen Verbesserungs-bedarf bei der Ausstattung der Wohnungen.

    Durchschnittsnoten für die Bereiche

    4,0

    3,7

    3,3

    3,2

    3,1

    3,0

    3,0

    2,7

    2,4

    2,3

    2,2

    2,0

    2,0

    1,9

    0 1 2 3 4

    Angebote für Jugendliche

    Spielmöglichkeiten für Kinder

    Kulturelle Angebote

    Soziale Hilfs- und Beratungsangebote

    Image

    Treff- und Kommunikationsmöglichkeiten

    Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten

    Schulen

    Kindergärten

    Sonstige Angebote durch Vereine etc.

    Nachbarschaftliches Zusammenleben

    Zugang zu Naherholung

    Einkaufen/ Versorgung

    Sportangebote

    Quelle: Bürgerbefragung Soziale Stadt Annen im März 2006; eigene Auswertung und Darstellung

    Bei einer Bewertung verschiedener Aspekte in Annen nach Schulnoten, werden besonders

    die Sportangebote, die Möglichkeiten für Einkaufen und Versorgung sowie der Zugang zu

    Naherholung als positiv erachtet (siehe Grafik). Die Situation in den Bereichen Sport undVersorgung halten 70% der Befragten für ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Besonders negativ bewertetwerden die Angebote für Jugendliche. Diese werden von fast 40% der Befragten als ‚unge-nügend‘ oder ‚mangelhaft‘ erachtet.

    Analog zu der Bewertung nach Noten werden als besondere Stärken von Annen die Ein-

    kaufsmöglichkeiten, die Verkehrsanbindung, der Zugang zur Naherholung sowie die Sport-angebote genannt.

    Die zwei meist genannten Themenfelder sind jedoch aus Sicht der Bürger gleichzeitig die

    zwei größten Schwächen: Nämlich die zurück gehenden Einkaufsmöglichkeiten und die zu-nehmenden Leerstände sowie der Verkehr und die Verkehrsführung.

    Aufgrund der schlechten Zugangssituation, der Verinselung und des tendenziell mangelhaf-

    ten Gesamtzustandes werden die Grünflächen im Programmgebiet nicht oder eher negativwahrgenommen – auch wenn sie grundsätzlich ein großes Potenzial darstellen.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    21

    Weitere häufig genannte Schwächen sind das Stadtbild, die Gestaltung des Bahnhofs und

    des Bahnübergangs, die fehlende Sauberkeit und Ordnung, die sozial benachteiligten Ge-biete sowie das Schlechte Image des Stadtteils.

    Als deutliches positives Zeichen für den weiteren Entwicklungsprozess in Annen kann ge-

    wertet werden, dass sich bereits knapp 50% der Befragten in einem Annener Verein odereiner Initiative engagieren und mehr als die Hälfte erklären, dass sie sich für den Stadtteilengagieren würden. Projekte wie der Imberg zeigen, dass es in Annen eine außerordentlichhohe Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement gibt. Nur 5% der Befragten geben an,dass sie überlegen, aus dem Stadtteil Annen wegzuziehen.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Das Programmgebiet Witten-Annen

    22 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    23

    3 Handlungsfelder und Projektansätze

    Aus der durchgeführten Analyse des Programmgebietes, der Beteiligung von Bewohnern

    sowie der Diskussion mit verschiedenen Akteuren, Initiativen und Gruppen aus dem Stadtteil

    und der Stadtverwaltung ergeben sich für die integrierte Stadterneuerung in Witten-Annen

    die im folgenden beschriebenen Handlungsfelder und –schwerpunkte.

    3.1 Handlungsfeld ‚Attraktivierung und Belebung der Stadtteilmitte‘

    Der Stadtteil Annen ist geprägt durch eine attraktive Bausubstanz im Stadtkern, besonders

    an der Bebel- und Annenstraße, sowie an der Südseite des Marktplatzes. Der gewachsene

    Ortskern wird von den Annener Bürgern als eine Stärke des Stadtteils gewertet. Auffallend

    ist jedoch, dass durch die trennende Wirkung der Bahnlinie nicht ein Zentrum existiert, son-

    dern zwei. Diese „Geteiltheit“ des Stadtteils wird sehr negativ gesehen. Nördlich der Bahnli-

    nie befindet sich rund um den Marktplatz das von den Bürgern so wahrgenommene „Wohn-

    und soziale Zentrum“, wo sich eine Vielzahl sozialer Einrichtungen befinden. Südlich der

    Bahnlinie befindet sich das ökonomische Zentrum Annens.

    Karte: Übersicht über die zwei Zentren in Annen

    Annener Markt Mitte des öffentlichen Lebens, des Gemein-wesens und der Stadteilidentifikation

    Annen- und Bebelstraße Stärkung der ökonomi-schen Mitte, Erhalt und Stärkung der Nahversorgung

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    24 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Da für den Annener Marktplatz eine Belebung durch eine ökonomische Nutzung sehr un-

    wahrscheinlich scheint, soll entsprechend der bereits existierenden Profilierung hier eine

    Mitte des öffentlichen Lebens, des Gemeinwesens und der Stadtteilidentifikation entstehen.

    Diese Entwicklung soll dem Marktplatz als wichtigem Identifikationspunkt für die Bewohner

    wieder eine neue Lebendigkeit und Attraktivität geben und die Verbindung des nördlichen

    und südlichen Bereichs räumlich und sozial unterstützen. Für den Bereich der Annen- und

    Bebelstraße ist es das Ziel, die ‚ökonomische Mitte‘ zu stärken und die Nahversorgung zu

    erhalten und zu stärken. Auf die beiden Bereiche wird im folgenden gesondert eingegangen.

    3.1.1 Handlungsfeld ‚Mitte des öffentlichen Lebens, des Gemeinwesens

    und der Stadtteilidentifikation‘

    Ausgangssituation

    Der Annener Marktplatz ist aufgrund seiner städtebaulichen

    Dimensionen, des historisch städtebaulichen Gesamten-

    sembles im Nahbereich, der architektonisch ansprechenden

    Randbebauung und seines Baumbestandes ein attraktiver

    öffentlicher Platz, der eine hohe Gestaltungs- und Aufent-

    haltsqualität besitzt. Er bildet als einziger ‚echter‘ Platz in

    Annen einen zentralen Identifikationspunkt für die Bevölke-

    rung von Annen.

    Derzeit hinterlässt er allerdings einen wenig belebten Ge-

    samteindruck, da in den letzten Jahren die ökonomische

    Randnutzung (Kino, Lebensmittelgeschäft und Gaststätte)

    verloren gegangen ist. Die Gebäude an der Nordseite des

    Platzes zeigen zudem deutliche Spuren der Deinvestition.

    Die benannten gewerblichen Flächen und die meisten Woh-

    nungen stehen leer. Aktuell beschränkt sich die Handels-

    Nutzung am Marktplatz auf einen Fleischer an der südlichen

    Platzseite sowie den einmal wöchentlich statt findenden

    Wochenmarkt. Seitens der Bevölkerung wird eine Neubele-

    bung des Platzes gewünscht. Eine neue ökonomische Be-

    lebung erscheint angesichts der Entfernung zu den anderen

    Nahversorgungsangeboten im Stadtteil und des Zuschnitts

    der gewerblichen Flächen wenig realistisch.

    Der Marktplatz wird jedoch heute bereits vielmehr als „so-

    ziales Zentrum von Annen“ wahrgenommen. In einem etwas

    größer gefassten Bereich um den Marktplatz haben diverse

    soziale Einrichtungen ihren Standort, so z.B. die evangeli-

    sche und katholische Kirche mit ihren jeweiligen Angeboten,

    die Freiligrath-Hauptschule und der evangelische Kindergar-

    ten.

    Südseite des Annener Marktplat-zes

    Gestaltung auf dem Marktplatz

    Unterführung an der Stockumer Straße

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    25

    Großen Einfluss auf die Entwicklung am Markplatz werden zudem die zwei geplanten Neu-

    bauvorhaben haben, welche aktuell in Planung sind. Am der Nordseite des Marktplatzes wird

    noch im Jahr 2006 durch einen privaten Investor ein dreigeschossiges Wohngebäude mit

    Eigentumswohnungen errichtet. Auf der Brachfläche südlich der Westfeldstraße sollen zu-

    künftig Einfamilien- und Mehrgenerationenwohngebäude entstehen.

    Im Rahmen der Belebung der Stadtteilmitte ist zudem zentral, die „gefühlte“ Trennung der

    beiden Zentren sowohl durch eine verbesserte Gestaltung des Bahnübergangs als auch

    durch eine attraktive Nutzung am Marktplatz wieder miteinander zu verknüpfen. Die beste-

    hende Unterführung ist wenig attraktiv und nicht behindertengerecht.

    Die Thyssenhalle an der Stockumer Straße ist ein Industrie-Bau der 1940er Jahre mit hohem

    städtebaulichen Wert. Das Gebäude ist jedoch bisher nicht unter Denkmalschutz gestellt

    worden, da eine Nutzungsperspektive unklar ist. Seit Jahrzehnten ist das Gebäude weitge-

    hend ungenutzt. Der Eigentümer unterlässt notwendige Instandsetzungsarbeiten, so dass

    der negative bauliche Gesamteindruck der Immobilie das Erscheinungsbild an der Stocku-

    mer Straße nachhaltig negativ prägt. Gleichzeitig bieten die qualitativ hochwertige Architektur

    und die ungenutzten Flächen ein großes Entwicklungspotenzial. Allein die Größe des Objek-

    tes erschwert die Entwicklung einer Nutzungskonzeption, die zugleich inhaltlich und funktio-

    nal stimmig sowie wirtschaftlich tragfähig erscheint.

    Karte: Bestand und Maßnahmen um den Annener Marktplatz

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    26 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Erneuerungsstrategie und Maßnahmen

    Zur Aufwertung des Bereiches um den Annener Marktplatz tragen eine Reihe von Maßnah-

    men bei, die zum Großteil in den nachfolgenden Handlungsfeldern genauer beschriebenwerden.

    • Integration des geplanten Neubauvorhabens an der Nordseite des Marktplatzes:

    Durch den Abriss der stark vernachlässigten Bausubstanz und die Neuerrichtung ei-

    nes Wohngebäudes wird der Platzbereich mit einer neuen Nutzung deutlich aufge-wertet, die auch zu einer zusätzlichen Belebung beitragen wird. Zusammen mit demnachfolgend beschriebenen Wohnungsneubauvorhaben wird die Wohnfunktion imZentrum von Annen deutlich gestärkt.

    • Integration des geplanten Neubauvorhabens südlich der Westfeldstraße: Seit

    vielen Jahren soll die Brachfläche südlich der Westfeldstraße als Wohnbauflächeentwickelt werden. Die zunächst geplante Bebauung im Rahmen des Sozialen Woh-nungsbaus ist schon vor einigen Jahren aufgegeben worden. Mittlerweile wird die

    Entwicklung als Baufläche für hochwertige Einfamilien- und Mehrgenerationenhäuserfavorisiert. Hierzu besteht derzeit ein erstes, ernsthaftes Investitionsinteresse. Mit derNeubebauung eröffnet sich die Chance, mit einem qualitätsvollen Wohnungsangebotden Innenstadtbereich als Wohnstandort beispielsweise für die Zielgruppe Familienmit Kindern zu attraktivieren.

    • Gestaltung Marktplatz: Nach Fertigstellung des Wohngebäudes an der Nordseite

    des Marktplatzes erfolgt eine entsprechende bauliche Anpassung der öffentlichenPlatzfläche. Hierbei gilt es, die bestehende Gestaltumgsqualität zu erhalten und wei-

    ter zu entwickeln und zugleich den Platz in seiner Funktion als Marktplatz und Veran-staltungsbereich zu stärken. Eine zentrale Bedeutung nimmt dabei eine Öffnung desPlatzes zur Hamburgstraße und zum daran angrenzenden Spielbereich hinter demTelekomgebäude ein (s. unten).

    • Erhalt und Stärkung des Wochenmarktes: Der Wochenmarkt ist schon heute das

    belebende Element für die Nutzung des Platzbereiches. Neben dem Aspekt der Nah-versorgung bietet der Wochenmarkt an dieser Stelle Gelegenheit zum Treffen und zurKommunikation.

    • Ansiedlung zukünftiges Quartiersmanagement: Als Domizil des zur Umsetzung

    des Projektes Soziale Stadt geplanten Quartiersmanagements bietet sich ein mittler-weile leerstehendes Ladengeschäft in der südlichen Bebauung an der Ecke zurStockumer Straße an (s. Handlungsfeld Stadtteilmanagement).

    • Ansiedlung des ‚Stadtteilzentrums‘: Von der Bürgerschaft in Annen wird als Stand-

    ort für das geplante Stadtteilzentrum (s. Handlungsfeld Soziale Angebote und Infra-struktur) der Bereich um den Annener Markt gewünscht. Die verschiedenen geplantenAngebote der Einrichtung führen dann zu einer weiteren Belebung. Im Idealfall verfügtdas in diesem Zusammenhang vorgesehene Stadtteilcafé über eine Außengastrono-

    mie auf dem Marktplatz. Von hier aus können auch entsprechende Freiluftveranstal-tungen auf dem Platz organisiert und durchgeführt werden. Mögliche Standortoptio-nen werden ggf. geprüft.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    27

    • Neugestaltung der Spielfläche an der Hamburgstraße: Wenn dieser Bereich eine

    zusätzliche Öffnung über die derzeitige Grundstücksfläche des Telekomgebäudeserfährt, erhält diese Spielfläche eine zentrale Bedeutung insbesondere für die Neu-bauvorhaben am Annener Marktplatz und auf der angrenzenden Brachfläche. Dieser

    Bereich erhält damit eine wichtige Scharnierfunktion (s. Handlungsfeld Freiraum undWege durch Annen).

    • Schaffung einer Wegeverbindung von der Annenstraße über / zum Marktplatz

    durch die Frei- und Spielfläche hinter der Hamburgstraße Richtung Westen und Nor-

    den (s. Handlungsfeld Freiraum und Wege durch Annen). Mit der Anlage einer derar-tigen Wegeverbindung erhält der heute rückwärtig orientierte Bereich eine fußläufigeAnbindung an die umgebende Bebauung.

    • Aufwertung der KZ-Gedenkstätte an der Immermannstraße (s. Handlungsfeld

    Freiraum und Wege durch Annen): Die Freifläche der eh. KZ-Außenfläche an der Im-mermannstraße soll in die Gesamtplanung in diesem Bereich mit einbezogen werden.In der Stadt gibt es schon länger die Vorstellung, eine offene Überdachung auf demPlatz anzubringen, unter der Infotafeln aufgestellt werden können - hier kann man

    dann im Rahmen des historischen Stadtteilrundgangs Stadtgeschichte zu diesemThema aufarbeiten.

    • Umbau und Sanierung der Thyssenhalle: Im Rahmen der Erarbeitung des Inte-

    grierten Handlungskonzeptes konnte keine tragfähige Nutzungskonzeption für das

    Gebäude entwickelt werden. Es ist jedoch wichtig, dieses markante, stadtbildprägen-de Gebäude an der Einfahrtsstraße nach Annen in den nächsten Jahren einer neuenNutzung zuzuführen. Daher soll eine Machbarkeits- und Rentabilitätsstudie in Auftraggegeben werden, die weitere Handlungsoptionen für den Umgang mit der Immobilieaufzeigt und Grundlage für weitere Gespräche mit dem Eigentümer sein kann.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    28 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    3.1.2 Handlungsfeld „Stärkung der ökonomischen Mitte von Annen,

    Erhalt und Stärkung der Nahversorgung“

    Ausgangssituation

    Der Stadtteil Annen verfügt über eine gute Einzelhandelsausstattung. Etwa 70 Betriebe mit

    einer Verkaufsfläche von ca. 15.000 qm umfasst das Amt für Stadtentwicklung, Statistik und

    Wahlen Annen. Nach Berechnungen der GfK Marktforschung GmbH entfällt ein Großteil des

    Annener Umsatzes auf den kurzfristigen Bedarf, d.h. insbesondere Lebensmittel. Bei Gütern

    des mittelfristigen Bedarfs (z.B. Bekleidung, Schuhe, Bücher oder Spielwaren) bleiben die

    Umsätze mangels ausreichender Angebote jedoch deutlich hinter dem Kaufkraftpotenzial der

    Bevölkerung zurück. Die räumliche Ausdehnung konzentriert sich auf die Bebelstraße und in

    Teilen die Geschwister-Scholl-Straße im Osten sowie die Annenstraße im Westen. Zudem

    existiert in der Stockumer Straße ein Gewerbepark mit einem Lebensmitteldiscounter und

    einem Technologiepark. Problematisch stellt sich die Situation dar, dass die Wickmann-

    Werke den Annener Standort zwischen Annenstraße, Erlenweg und Westfalenstraße im Jahr

    2007 aufgeben werden. Derzeit finden erste Gespräche im Hinblick auf eine zukünftige Nut-

    zung statt.

    Das Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen ist im gesamtstädtischen Zentrengefüge

    als „Versorgungszentrum B“ definiert und nimmt in dieser Funktion die Versorgung für den

    Stadtteil Annen und in Teilen für die angrenzenden Stadtteile Rüdinghausen sowie Stockum

    wahr. Die Gewährleistung der Grundversorgung der Wohnbevölkerung steht dabei im Vor-

    dergrund.

    Die Annener Bevölkerung hat die Einkaufsmöglichkeiten in ihrem Stadtteil im Rahmen einer

    Befragung im März 2006 (siehe auch Kapitel 2.4) als insgesamt gut bewertet.

    13,6

    55,7

    20,5

    8

    2,3

    0

    0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %

    sehr gut

    gut

    befriedigend

    ausreichend

    mangelhaft

    ungenügend

    Abbildung: Bewertung der Situation

    im Bereich Einkaufen und Versor-

    gung nach Schulnoten

    Quelle: Bürgerbefragung Soziale

    Stadt Witten-Annen März 2006, eige-

    ne Auswertung und Darstellung

    Demgegenüber weisen die Ergebnisse der Einzelhandelsstrukturuntersuchung der GMA aus

    dem Jahr 1997 auf Missstände im Hinblick auf Gestaltung und Einkaufsatmosphäre hin. Ge-

    wünscht wurden von den befragten Kunden ein größere Zahl an gastronomischen Angebo-

    ten, eine Verbesserung der Sauberkeit, eine erhöhte Aufenthaltsqualität und gestalterische

    Aufwertungen im Straßenraum und an den Geschäftsgebäuden. Seit 1997 sind keine gestal-

    terischen Maßnahmen im Abschnitt der Annenstraße bzw. gezielte Ansiedlungen gastrono-

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    29

    mischer Angebot erfolgt, so dass die Aussagen der Untersuchung immer noch als aktuell

    gewertet werden können. Verbesserungen haben sich durch ein neu errichtetes Wohn- und

    Geschäftsgebäude mit dem heutigen Penny-Markt im Kreuzungsbereich Annen-/ Westfalen-

    straße ergeben, das die Ausstattung mit Einzelhandelsangeboten aufgewertet hat. Hier soll

    noch im Frühjahr 2006 auch ein gastronomisches Angebot entstehen. Diese Maßnahme

    kompensiert aber eher die in der Vergangenheit vom Markt genommenen Einrichtungen.

    Das ökonomische Zentrum von Annen besteht aus den drei unterschiedlich zu charakterisie-

    renden Bereichen ‚Bebelstraße’, ‚Annenstraße/Bahnhof’ und ‚Annenstraße’. Diese sind in der

    folgenden Karte dargestellt.

    Karte: Bereiche des ökonomischen Zentrums in Witten-Annen, eigene Darstellung

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    30 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Bereich Bebelstraße

    Die Bebelstraße ist das historische Zentrum des Stadtteils

    Annen. Dies ist noch sehr eindrucksvoll an der alten Bau-

    substanz ablesbar. Der Straßenbereich wird flankiert von

    gut erhaltenen Gebäuden aus der Zeit der Jahrhundertwen-

    de mit überwiegend kleinteiligen Grundstücken.

    Der Straßenraum ist in den 1980er Jahren im Rahmen einer

    Wohnumfeldmaßnahme als verkehrsberuhigter Bereich neu

    gestaltet worden. Zusammen mit den sehenswerten Fassa-

    den besteht hier ein attraktives städtebauliches Umfeld.

    Als Einzelhandelsstandort hat die Bebelstraße an Bedeu-

    tung verloren. Mindernutzungen und Dienstleistungen sind

    teilweise in die Gewerbeeinheiten eingezogen. Auffallend

    sind darüber hinaus gastronomische Leerstände.

    Zudem ist der verkehrsberuhigte Bereich sehr autodominant

    gestaltet. Durch Abpollerungen sind die direkt vor den Häu-

    sern verfügbaren Flächen sehr gering dimensioniert, was

    z.B. die Nutzung für Außengastronomie-Angebote ein-

    schränkt.

    Bereich Annenstraße

    Der westliche Abschnitt der Annenstraße ist als Einkaufsla-

    ge gewachsen. Durch den Bau der Verlängerung der West-

    falenstraße Ende der 1990er Jahre wurde die Verkehrsbe-

    lastung in diesem Abschnitt der Annenstraße reduziert.

    Der Straßenquerschnitt wurde nicht verändert und wirkt

    dementsprechend überdimensioniert. Die Fußwege entlang

    der Fahrbahn sind demgegenüber sehr schmal. Insgesamt

    besteht keine außerordentliche Aufenthaltsqualität.

    Die Randbebauung ist sehr uneinheitlich. Durch die unter-

    schiedlichen Geschossigkeit entsteht ein unharmonisches

    Bild. Vereinzelt sind die Gebäudefassaden in einem moder-

    nisierungsbedürftigen Zustand.

    Bereich Annenstraße/ Bahnhof

    Der Bereich südlich des Bahnhofs Annen-Nord ist gekennzeichnet durch eine höhere Ver-

    kehrsbelastung. Der in Ost-West-Richtung verlaufende Verkehr nutzt diesen Teil der Annen-

    straße. Die Aufenthaltsqualität ist dementsprechend eingeschränkt.

    Gleichzeitig stellt dieser Abschnitt der Annenstraße ein wichtiges Verbindungselement zwi-

    schen der Bebelstraße und dem westlichen Teil der Annenstraße dar.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    31

    In den letzten Jahren wurde diese Funktion gestärkt durch die Realisierung ökonomischer

    Nutzungen. So wurden ein Lebensmitteldiscounter und ein Textildiscounter angesiedelt. Eine

    Eisdiele soll demnächst folgen

    Erneuerungsstrategien und Maßnahmen

    Im Rahmen des Handlungsfeldes ‚Stärkung der ökonomischen Mitte von Annen‘ des Projek-

    tes ‚Soziale Stadt Annen‘ ist es das Ziel, das Einzelhandelsangebot im Amt für Stadtentwick-

    lung, Statistik und Wahlen zu sichern und zu stärken, um eine hinreichende Nahversorgung

    und darüber hinaus gehende Handelsangebote sowie komplementäre Nutzungen für die

    Stadtteilbewohner langfristig und nachhaltig zu erhalten. Zusammen mit anderen Maßnah-

    men innerhalb des Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlens Annen soll in der Summe

    eine „lebendige Mitte“ erhalten werden. Entscheidend wird hierbei die Profilierung der einzel-

    nen Abschnitte des Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlens Annen sein, denn nicht

    überall wird das Einkaufen oder das Flanieren an erster Stelle stehen können. Die Aufwer-

    tung der Gestaltqualität ist darüber hinaus für den östlichen Abschnitt der Annenstraße zwi-

    schen der Ostermann-Immobilie und der Ostermannspitze eine wichtige Zielsetzung, die

    gemeinsam mit den ansässigen Gewerbetreibenden strukturiert und umgesetzt werden soll-

    te. Und nicht zuletzt gilt es, die aktive Kaufmannschaft im Stadtteil Annen auch weiterhin bei

    ihren Maßnahmen und Ideen zu unterstützen.

    Karte: Bereich und Maßnahmen im ökonomischen Zentrum von Witten-Annen

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    32 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Ein breites Spektrum an Maßnahmen ist dabei zu entwickeln und umzusetzen:

    • Vorhandene Projektideen einbinden: Die Projekt-

    ideen im Bereich der Annenstraße zwischen der

    Westfalen- und Holzkampstraße sind aktiv in die Ü-

    berlegungen zur Weiterentwicklung der Einkaufslage

    einzubinden.

    Auf der so genannten „Ostermann-Spitze“ soll ein

    Ärztehaus mit Gastronomieangebot im Erdgeschoss

    entstehen. Ein solcher Dienstleistungsschwerpunkt

    kann die Frequenz in der Annenstraße zusätzlich be-

    leben. Entscheidend wird die Ausrichtung der Ein-

    gangssituation sein, insbesondere die Lage der gast-

    ronomischen Angebote zur Einzelhandelslage ent-

    lang der Annenstraße.

    Auf dem noch als Parkplatz genutzten Areal gegen-

    über dem ehemaligen Möbelhaus „Ostermann“ ist ein

    zusätzliches Wohn- und Geschäftshaus geplant, das

    nicht nur das gewerbliche Angebot an der Annen-

    straße ergänzen, sondern auch durch den baulichen

    Lückenschluss zu einer stadtgestalterischen Aufwer-

    tung beitragen kann.

    Blick auf „Ostermann-Spitze“

    Blick in Richtung „Ostermann-

    Parkplatz“

    • Fassadenprogramm östliche Annenstraße: Die

    Gestaltqualität der Randbebauung der Annenstraße

    wurde u.a. durch die Kunden kritisiert. Ein Fassa-

    denprogramm könnte die Eigentümer zu Modernisie-

    rungsmaßnahmen motivieren. Insbesondere vor dem

    Hintergrund der vereinzelt vorhandenen Gebäude

    aus der Jahrhundertwendezeit mit sehr ansprechen-

    den Fassaden könnte diese Maßnahme zu einer

    Aufwertung des Gesamteindrucks viel beitragen.

    Positivbeispiele für Fassaden in

    der westlichen Annenstraße

    • Akzentuierte Straßengestaltung östliche Annen-

    straße zwischen Ostermann-Immobilie und Os-

    termannspitze: Die Einkaufslage entlang der An-

    nenstraße erstreckt sich zwischen dem Kreuzungs-

    bereich mit der Westfalenstraße im Osten bis auf

    Höhe des ehemaligen Möbelhauses „Ostermann“ im

    Westen. Durch den Bau der Westfalenstraße hat

    dieser Straßenabschnitt eine geringere Verkehrsbe-

    lastung aufzunehmen. Dementsprechend besteht die

    Chance, durch eine Verringerung des Straßenquer-

    schnittes im Rahmen einer Umgestaltung zu einer

    verkehrsberuhigten Zone ein Mehr an Aufenthalts-

    qualität zu bieten und insbesondere mehr Raum für

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    33

    Fußgänger zu schaffen. Allerdings sollte dem Belang

    der ansässigen Geschäfte, mit dem PKW erreichbar

    zu sein, ebenfalls Rechnung getragen werden.

    Die Umgestaltung muss nicht durch Einsatz aufwän-

    diger Oberflächenmaterialien realisiert werden. Ent-

    scheidend ist aber, den Anfangs- und Endpunkt zu

    akzentuieren, d.h. den Bereich am „Ostermann-

    Parkplatz“ sowie an der „Ostermann-Spitze“ gestalte-

    risch z.B. durch ein Pflasterband hervorzuheben. Er-

    gänzende Bepflanzungen oder Möblierungen können

    die Maßnahme insgesamt abrunden.

    • Platzbereich im Rahmen der Maßnahme „Oster-

    mann-Spitze“ gestalten: Zusammen mit der Reali-

    sierung eines Ärztehauses und der im Erdgeschoss

    geplanten Gastronomie könnte, ergänzend zur Bele-

    bung der Annenstraße, ein Platzbereich entlang der

    Annenstraße geschaffen werden, der ein außengast-

    ronomisches Angebot aufnimmt und damit auch ei-

    nen Treff-, Kommunikations- und Verweilort inner-

    halb der Einkaufslage „westliche Annenstraße“ mar-

    kiert.

    • Straßenraum Bebelstraße für gastronomische

    Nutzungen vorbereiten: Die Bebelstraße hat als

    Einzelhandelsstandort an Bedeutung verloren. Auf

    Grund der bestehenden Aufenthaltsqualität und hin-

    sichtlich der hohen Gestaltqualität lässt sich die Be-

    belstraße mit einem gastronomischen Schwerpunkt

    weiter entwickeln. Schon aktuell überwiegen im

    Straßenbild die gastronomischen Angebote. Etwa

    vier Schwerpunkte können definiert werden. Insbe-

    sondere der Kreuzungsbereich Bebel-/Geschwister-

    Scholl-Straße ist hier hervorzuheben. Die vorhande-

    ne Gestaltung muss dabei kaum verändert werden.

    Lediglich der Bereich vor den Gebäuden muss durch

    Wegnahme der bestehenden Poller und z.B. der Ge-

    staltung von Pflanzbeeten ausgeweitet werden, um

    Platz für Außengastronomie zu schaffen. Ergänzend

    können schadhafte Elemente der vorhandenen

    Möblierungen ausgetauscht werden.

    Bsp. Café Restaurant „Pélo“

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    34 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    • Festveranstaltung der Gemeinschaft Annener

    Gewerbetreibender e.V. mit Laufevent koppeln:

    Eine überregional wirksame Veranstaltung wie ein

    Laufevent auf dem „Rheinischen Esel“ wäre geeig-

    net, um eine Festveranstaltung der Gemeinschaft

    Annener Gewerbetreibender e.V. noch stärker öffent-

    lichkeitswirksam zu entwickeln. Die Bebelstraße bie-

    tet hierzu nicht nur auf Grund ihrer Nähe zum „Rhei-

    nischen Esel“ einen geeigneten Rahmen.

    Blick in die Geschwister-Scholl-

    Straße

    • Unterstützung des AK Ladenlokalmanagement Annen: Ein zu installierendes

    Stadtteilmanagement könnte die seit längerer Zeit eingeübte Arbeit des Arbeitskreises

    Ladenlokalmanagement hilfreich unterstützen. Insbesondere im Hinblick auf eine in-

    terdisziplinäre Vernetzungsarbeit wäre das Stadtteilmanagement ein nützlicher Part-

    ner.

    • Unterstützung der Beschäftigungsmaßnahme „Dorfmeister“: Dem Wunsch der

    Kunden nach mehr Sauberkeit und Sicherheit kommt das Projekt „Dorfmeister“ der

    QuaBed gGmbH in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Annener Gewerbetreiben-

    der e.V. sehr nahe. Dieses Initiative könnte im Rahmen der Stadtteilerneuerung noch

    erweitert und durch das Stadtteilmanagement aktiv unterstützt werden.

    • Eigentümer in den Prozess aktiv einbinden: Ein großes Manko des Einkaufsstand-

    ortes Annen ist nach Auskunft der Kunden die Gestaltung der Geschäftshäuser. Zur

    Behebung dieses Missstandes sind insbesondere auch die Eigentümer stärker einzu-

    beziehen. Organisations- und Arbeitsstrukturen im Sinne einer „Immobilien- und

    Standortgemeinschaft“ könnten zu einer Verbesserung der Situation beitragen und die

    Arbeit der Gemeinschaft Annener Gewerbetreibender e.V. und des AK Ladenlokal-

    management sinnvoll ergänzen.

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    35

    3.2 Handlungsfeld ‚Erneuerung von Wohnquartieren‘

    Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes zur Stadterneuerung für Witten-Annen hat

    das Handlungsfeld ‚Erneuerung von Wohnquartieren’ eine zentrale Bedeutung, da die Ent-wicklung des gesamten Stadtteils unmittelbar abhängig von den Entwicklungen in den ein-

    zelnen Wohnquartieren ist. Im Zentrum der Betrachtung stehen die zusammenhängendenSiedlungsbereiche mit einem überwiegenden Anteil an Mietwohnungen, in denen sich ge-genwärtig ein deutlicher Erneuerungsbedarf ablesen lässt. Dieser Handlungsbedarf leitetsich nicht nur aus den städtebaulichen Rahmenbedingungen und einem baulichen Sanie-

    rungsbedarf in den einzelnen Quartieren ab, sondern lässt sich auch aus den kleinräumigenDaten zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur ablesen. Im Rahmen des Handlungsfeldes zurErneuerung der Wohnquartiere sollen daher integrierte Projektansätze entwickelt werden,die neben der baulichen Erneuerung auf eine soziale Stabilisierung und Stärkung der Mieter-

    strukturen, auf zukünftige Anforderungen am Wohnungsmarkt und somit auch auf eine woh-nungswirtschaftlich nachhaltige Bewirtschaftungsperspektive zielen. Der Handlungsansatz istdarauf ausgerichtet, die größeren Wohnungsanbieter in den Erneuerungsprozess einzube-ziehen und sie als Projektträger und Kooperationspartner in der Stadtteilentwicklung zu ge-

    winnen. Im Rahmen des bisherigen Erarbeitungsprozesses zum Integrierten Handlungskon-zept ist der größte Teil der betreffenden Wohnungsunternehmen in Form von verschiedenenbilateralen Gesprächen und zwei Gesprächsrunden mit der Wohnungswirtschaft einbezogenworden.

    Wohnungswirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Erneuerungsansätze in denWohnquartieren

    Um die in den nachfolgenden Ausführungen dargestellten Erneuerungsansätze einordnen zukönnen, soll in einem ersten Schritt eine gesamtstädtische Einordnung des in diesem Hand-lungsfeld betrachteten Mietwohnungsbestandes erfolgen und ein Überblick über die wesent-lichen wohnungswirtschaftlichen Kennzahlen des Wohnungsangebotes im Programmgebietgegeben werden. Es soll ein Eindruck von der quantitativen und qualitativen Bedeutung deslokalen Wohnungsangebotes am gesamtstädtischen Wohnungsmarkt vermittelt werden, ausder sich die spezifischen Erneuerungsstrategien und -ansätze in den einzelnen Quartierenentwickeln lassen.

    Wohnungsnachfrage

    Die Stadt Witten verliert – abgeschwächt im Vergleich zu der allgemeinen Entwicklung in derRegion – deutlich an Einwohnern. Die Bevölkerungsentwicklung in Witten insgesamt ist be-reits in den letzten Jahren rückläufig gewesen. Auch zukünftig wird entsprechend der von derStadt Witten erstellten Prognosen von einem weiteren Rückgang an Bevölkerung ausgegan-gen (s. Kap. 2.3). Die aktuelle Wohnungsbedarfsprognose, die im Auftrag der Stadt Wittenfür das Stadtentwicklungskonzept ‚Unser Witten 2020’ von der InWIS Forschung & BeratungGmbH erstellt wurde, zeigen, dass diese negative Entwicklung für die Wohnungsnachfragedurch die weiterhin anhaltende Tendenz zur Verkleinerung der Haushalte vermindert wird.Demnach geht die Bevölkerung im Zeitraum von 2005 bis 2020 zwar von 101.588 um 7,2%

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    36 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    auf 94.283 zurück, die Zahl der Haushalte verringert sich im gleichen Zeitraum aber lediglichum 4,5% von 48.984 auf 46.791.

    Die Entwicklung im Programmgebiet verlief in den letzten Jahren noch ungünstiger als inWitten insgesamt. Auch zukünftig ist ein solcher Trend zu erwarten. Für den Stadtteil Annenzeigt die kleinräumige Prognose eine im gesamtstädtischen Vergleich negative Tendenz beider Bevölkerungsentwicklung (s. Kap. 2.3). Das Gutachten von InWIS kommt zudem im in-nerstädtischen Vergleich hinsichtlich verschiedener Standortfaktoren zu unterdurchschnittli-chen Werten für Annen. Dieser negativen Entwicklung soll im Rahmen des Stadterneue-rungsvorhabens ‚Soziale Stadt’ begegnet werden, indem auf die Potenziale der einzelnenWohnstandorte, die zentrale Lage sowie die gute Infrastrukturausstattung und Versorgungs-situation in dem historisch gewachsenen und bedeutenden Stadtteil von Witten aufgebautwird. Die integrierten Wohnstandorte im Programmgebiet sollen im Vergleich zu den Wohn-standorten an den Siedungsrändern im Wittener Stadtgebiet weiter gestärkt werden.

    In Hinblick auf die Bevölkerungsstruktur in Annen und die Ausgangsbedingungen am ge-samtstädtischen Wohnungsmarkt erhalten die im weiteren betrachteten Wohnstandorte imProgrammgebiet mit ihrer Versorgungsfunktion für bestimmte Zielgruppen eine realistischeund nachhaltige Entwicklungsperspektive am lokalen Wohnungsmarkt. Die Standorte sollengestärkt, das vorhandene Wohnungsangebot weiter entwickelt und in die geplante Stadttei-lentwicklung einbezogen werden. Zielgruppen und Zielsetzungen im Rahmen dieser Strate-gie sind:

    • „Wohnstandorte für Familien in der Stadt stärken“: Attraktivierung der zentralen, inte-grierten Wohnstandorte für Familien

    • „Integration im Wohnbereich unterstützen“: Schaffung von Voraussetzungen undEntwicklung von Modellen im Wohnbereich für eine gesellschaftliche Integration vonMenschen mit Migrationshintergrund

    • „Demografischen Wandel begegnen“: Entwicklung von Modellen eines alten- undMehrgenerationen Wohnens im Wohnungsbestand zur Erhaltung und Stärkung be-stehender Mieter- und Nachbarschaftsstrukturen

    Im geringen Umfang sollen durch punktuelle Neubauaktivitäten innovative Impulse zur Stär-kung des Wohnstandortes in Annen ausgelöst werden. Hierzu sind derzeit zwei Neubauvor-haben zu erwähnen, die durch eine entsprechende programmatische Ausrichtung im Rah-men dieser Gesamtstrategie wichtige Beiträge leisten können:

    • Neubebauung der Brachfläche südlich der Westfeldstraße. Die Stadt ist hierschon längere Zeit in Gesprächen mit verschiedenen Investoren, um unmittelbar imZentrum von Annen eine qualitätvolle Neubebauung zu erreichen.

    • Abriss bestehender Wohnbebauung und Neubebauung am Preinsholz. Die zumAbriss vorgesehenen Gebäudezeilen an der Straße ‚Am Preinsholz’ befinden sich imEigentum der kommunalen Siedlungsgesellschaft Witten. Die Wohngebäude sindnach Prüfung des Wohnungsunternehmens unter keinem wirtschaftlich vertretbarenAufwand mehr zu sanieren, so dass hier der Abriss unmittelbar bevorsteht. Im Auf-trag des Unternehmens ist ein erster städtebaulicher Entwurf zur Realisierung eines

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    37

    Geschosswohnungsbaus erarbeitet worden. Es gibt Überlegungen, betreute Wohn-formen in das Wohnungsbauvorhaben zu integrieren.

    Wohnungsangebot

    Das Wohnungsangebot im Programmgebiet ist durch das Wohnen im Eigentum im Ein- undZweifamilienhaus sowie durch das Wohnen zur Miete im kleinteiligen Wohnungsbestand imEigentum privater Haus- und Wohnungseigentümer bestimmt. Darüber hinaus existiereninsbesondere an den Rändern des Programmgebietes größere zusammenhängende Sied-lungsbereiche im Eigentum von Wohnungsunternehmen. Diese Standorte zeichnen sich ne-ben ihrer Lagegunst innerhalb des Siedlungskerns von Witten durch unterschiedliche Poten-ziale und Handlungsbedarfe in Hinblick auf die oben genannte programmatische Zielsetzungim Handlungsfeld zur Erneuerung der Wohnquartiere aus. Die näher untersuchten Woh-nungsbestände sind in der nachfolgenden Karte dargestellt.

    Karte: Übersicht über die Bestände der Wohnungsunternehmen im Programmgebiet

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    38 Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten

    Das Wohnungsangebot der im Programmgebiet vertretenen Wohnungsunternehmen lässtsich wie folgt charakterisieren:

    Eigentümerstruktur

    Von den größeren Wohnungsunternehmen wer-den im Programmgebiet über 2.200 Wohnungenbewirtschaftet. Über die Hälfte dieses Wohnungs-bestandes befindet sich im Eigentum der lokalenWohnungswirtschaft. Zum einen ist dies die Sied-lungsgesellschaft Witten mbH als kommunalesUnternehmen und zum anderen die Wohnungsge-nossenschaft Witten-Ost eG, eine kleine Woh-nungsgenossenschaft, die einen Großteil ihresgesamten Bestandes im Programmgebiet hält.

    Baualtersklassen

    Entsprechend der Siedlungsentwicklung findetsich in dem Mietwohnungssegment ein breitesAngebot an Wohnungen, die entsprechend derverschiedenen Bauepochen verschiedene Quali-täten hinsichtlich der Grundrissqualität, der Woh-nungsausstattung und des Wohnumfeldes mitbrin-gen. Entsprechend des Baualters ergeben sichunterschiedliche bauliche Erneuerungsbedarfe, dieauch schon in der Vergangenheit zu Erneue-rungsansätzen der Wohnungseigentümer in ein-zelnen Quartieren geführt haben.

    Wohnungsstruktur und –gemenge

    In den verschiedenen Wohnquartieren wird ein

    breites Spektrum an unterschiedlichen Woh-nungsgrößen vorgehalten, wobei ein deutlichesÜbergewicht an kleinen und mittelgroßen Woh-nungen zu erkennen ist. Die größeren, familienge-

    rechten Wohnungen haben eine gesamtstädtischgrößere Bedeutung zur Wohnraumversorgungdieser Zielgruppe.

    Deutsche Annington

    10%

    Siedlungsgesell-schaft Witten

    35%

    THS3%

    LEG4%

    Wohnungsgenos-senschaft Witten-

    Ost31%

    Aachener Siedlungsgesell-

    schaft5% Wohnungsgenos-

    senschaft für den EN-Kreis

    2%

    Imeo Wohnen10%

    Insgesamt 2256 Wohnungen

    608

    545

    685

    418

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    700

    vor 1945 1946-1959 1960-1979 ab 1980

    353

    589

    960

    5 6

    189

    109

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    700

    800

    900

    1000

    0-45 qm 46-60 qm 61-77 qm 65-92 qm 78-92 qm über 93 qm

    Insgesamt 2256 Wohnungen

  • Integriertes Handlungskonzept Soziale Stadt Witten-Annen Handlungsfelder und Projektansätze

    39

    Wohnungsbindungen

    Von den über 2.200 Wohnungen sind derzeit nurnoch knapp ein Viertel mit einer öffentlichen Bin-dung versehen. Dies sind aber immer noch rd.15% des derzeit mit öffentlichen Bindungen verse-henen Wohnungsbestandes (rd. 4.000 WE) inWitten insgesamt. Der überwiegende Teil desWohnungsangebotes wird am freien Wohnungs-markt angeboten. Es ist zu erwarten, dass in dennächsten entsprechend der allgemeinen Entwick-lungen im Sozialwohnungsbestand weitere Woh-nungen aus der Bindung fallen. In Witten gehenbis zum Jahre 2010 rd. 1.400 Wohnungen (ca.30%) dem Sozialwohnungsbestand verloren.

    Mietenstruktur

    Entsprechend der unterschiedlichen Baualters-und Wohnungsausstattungsklassen ist das Mie-tenspektrum des Wohnungsangebotes im Pro-grammgebiet breit gefächert. Für eine entspre-chende Wohnlage gibt de