66
Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

Vorlesung Europäische Umweltpolitik

FS 2010

von

V. Calenbuhr

An der

Universität Basel,

19-20/03/10

Page 2: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 2

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

3.1 Ordnungsrechtliche Instrumente

3.2 Markt-basierte Instrumente (MBI)

3.3 Freiwillige Selbstverpflichtungen (Covenants)

Page 3: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 3

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

3.1 Ordnungsrechtliche Instrumente

3.2 Markt-basierte Instrumente (MBI)

3.3 Freiwillige Selbstverpflichtungen (Covenants)

Page 4: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 4

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

Europäische Regularien:

– Regulierung (Verordnung)• Direkt anwendbar in den Mitgliedsstaaten (MS)• Überwiegend für ganz spezifische Anwendungen (zB im Bereich

der Gemeinsamen Agrarpolitik; aber auch in anderen Bereichen)

Page 5: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 5

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

Europäische Regularien:

– Direktive (Richtlinie)• Bindend, was das Erreichen konkreter Ziele angeht• Doch die Wahl der Instrumente, d.h. der Umwetzung bleibt den

Mitgliedsstaaten überlassen• Aufgrund dieser Flexibilität werden Verordnungen sehr oft

eingesetzt

Page 6: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 6

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

Europäische Regularien:

– Entscheidung (Decision)• Bindend, bzgl. Ziele und Instrumente• Anwendung z.B. im Umweltbereich im Rahmen internationaler

internationaler Abkommen

Page 7: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 7

A. Grundlagen

3. Instrumente der Umweltpolitik

3.0 Einleitung: Instrumente auf europäischer Ebene

Europäische Regularien:

– Doktrin des direkten Effekts (EuGH)Erlaubt es unter bestimmten Umständen, dass Direktiven in den MS

bindend sind, obwohl es keine spezielle nationale Anwendungsregel gibt.

Page 8: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 8

3) Instrumente des Verursacherprinzips

Ordnungsrechtliche Ansätze Ökonomische InstrumenteGebote (Auflagen)1.Emissionsstandards2.Produktstandards (Phtalat-Verbot)3.Technologiestandards (EIPPC Direktive, Sevilla Prozess4.Vorschriften über Produktmengen, Ansiedlungsmöglichkeiten

Umweltabgaben1.Steuern, Gebühren, Sonderabgaben2.Emissionsabgaben, Nutzerabgaben, Produktabgaben3.Finanzierungs- und Lenkungsabgaben

Verbote1.DDT2.FCKW (Montréal Protokoll)

Handelbare Emissionsrechte (Zertifikate, Kyoto-Protokoll)

Umwelthaftpflicht

Branchenabkommen1.Selbstverpflichtungen der Industrie2.Covenants (NL)

Page 9: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 9

3.1 Auflagen (allgemein)

– Auflagen dominieren die praktische Umweltpolitik auf nationaler und internationaler Ebene

– Ziel: firmenindividuelle Zuweisung absoluter Emissionshöchstgrenzen

– Umsetzung:• Festsetzung von Grenzwerten

– Schadstoffemissionen– Schall Fluglärm

• Vorschrift von Produktions/Entsorgungstechnologien nach dem Stand der Technik

Page 10: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 10

3.1 Auflagen (EU-Mitgliedsstaaten)

– Bsp. Deutschland: Emissions (Mengen-)-StandardDen Rahmen dazu bilden

– Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) – Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft)

(z.B. Großfeuerungsanlagen-Verordnung)– Sie definiert Grenzwerte für den Ausstoß von Schadstoffen aus

großen Feuerungsanlagen wie Elektrizitätswerken – Stand der Technik

– Beispiel Vereinigtes Königreich: Technologie-Standards: „Best Practical Means“

Page 11: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 11

3.1 Auflagen (International)

Beispiel USA: Technologie-Standards

• U.S.A.: „Best Available (Control) Technology (BACT)– Definition (EPA):

“The most stringent technology available for controlling emissions; major sources are required to use BACT, unless it can be demonstrated that it is not feasible for energy, environmental, or economic reasons.”

– “Use of the BACT concept is allowable on a case by case basis for major new or modified emissions sources in attainment areas and applies to each regulated pollutant“

Page 12: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 12

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Einleitung Technologie-Standards auf EU-Ebene:

– Industrielle Aktivitäten liefern einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftwachstum und somit zum Wohlstand

– Allerdings haben sie auch eine grosse Auswirkung auf die Umwelt – Dabei haben die grössten Industrie-Anlagen einen beträchtlichen Anteil der

Gesamtemissionen in die Luft:» 83% Schwefeldioxid (SO2)» 34% Stickoxide (NOx)» 43% Staub» 55% flüchtige organische Verbindungen» They also have other important environmental impacts, including emissions

to water and soil, generation of waste and the use of energy.– Daneben haben sie einen bedeutenden Anteil der Schadstoffeinleitung in

Gewässer und Böden– Sie generieren Abfälle – Und verbrauchen viel Energie

(Quelle: Website der GD Umwelt)

Page 13: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 13

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Einleitung Technologie-Standards auf EU-Ebene:

– Emissionen aus Industrieanlagen stehen deshalb seit den 70er Jahren im Zentrum der EU-Umweltpolitik

– Heutige Situation::» IPPC Direktive: integrierte Maßnahme zur Vermeidung und

Eindämmung von Emissionen. » Die sogenannten sektoralen Verordnungen definieren spezifische

Minimalanforderungen einschließlich von Emissionsgrenzwerten (Großfeuerungsanlagen, Müllverbrennung, Aktivitäten unter Verwendung von organischen Lösungsmitteln und Titandioxid-Produktion) Block, Kapitel 6.

– European Pollutant Release and Transfer Register (E-PRTR): Macht der Öffentlichkeit detaillierte Informationen bzgl. Emissionen, Abfällen und Schadstoffen von annähernd 24.000 Industrieanlagen zugänglich.

(Quelle: Website der GD Umwelt)

Page 14: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 14

3.1 Auflagen (EU-Ebene)Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels

des „Sevilla“-Prozesses

– Die IPPC Direktive (Dir 96/61/EC; Dir 2008/1/EC) basiert auf den folgenden Prinzipien: 1. Integrierter Ansatz2. Best available techniques/technologies (BAT)3. Flexibilität4. Öffentliche Partizipation

– Die Umsetzung der IPPC-Direktive erfolgt durch das EIPPC-Bureau am JRC-IPTS in Sevilla für die GD Umwelt

– Deshalb spricht man auch vom Sevilla-Prozess

(Quelle: Website der GD Umwelt)

Page 15: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 15

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

• Scientific facilitation process:

“The European IPPC Bureau exists to organise an exchange of information, between Member States and the industries concerned, on best available techniques (BAT). “

• This work is required by Article 16(2) of the Directive 96/61/EC concerning integrated pollution prevention and control.”

• “The Directive is being implemented across the European Union between 1999 and 2007, by which time all existing industrial activities covered by the Directive must have operating permits based on BAT.“

Page 16: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 16

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

• A particular feature of BAT under IPPC is that it addresses the environment as a whole requiring an holistic and integrated thinking to environmental protection.

• Objective: To organise a technical working group for each of the following subjects, carry out an exchange of information regarding BAT for that subject and to draft a BAT reference document for submission to DG environment.

Page 17: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 17

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

• For each subject area, the Bureau produces a final draft document (BREF) presented to DG Environment at a meeting of the IPPC BAT information exchange forum.

• After being subjected by DG environment to inter- service consultation, the documents are adopted formally by the Commission under the provisions of Article 16(2) of Directive 96/61/EC.

• The technical specifications elaborated represent the new technology standard.

Page 18: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 18

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

Die Technologie-Sektoren des Sevilla Prozesses • Mineral oil and gas refineries • Produktion of large volume organic chemicals • Common Waste Water and Waste Gas Treatment • Management in the Chemical Sector • Processing of textiles Tanning of hides and skins • Intensive rearing of poultry and pigs • Slaughterhouses and animal by-products processing • Smitheries and foundries, etc.

Page 19: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 19

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

Technologie-Sektoren des Sevilla Prozesses : • Manufacture of pulp and paper, • Production of iron and steel• Production of cement and lime, • Industrial cooling systems • Chlor-alkali production, • Manufacture of glass • Production of non-ferrous metals • Ferrous metal processing

Page 20: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 20

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

Technologie-Sektoren des Sevilla Prozesses :• Management of tailings and waste-rock in mining activities • Economic and cross media effects of BAT • Production of large volume inorganic chemicals (ammonia,

acids and fertilizers) • Production of large volume inorganic chemicals (solids and

others) • Waste incineration • Waste treatments • Surface treatment of metals and plastics using chemical or

electrolytic means

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Page 21: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 21

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

Technologie-Sektoren des Sevilla Prozesses:

• Large combustion plants • Surface treatment using solvents • Emissions from storage of chemicals • Food, drink and milk processing • Production of fine organic chemicals • Production of specialty inorganic chemicals • Production of polymers • Production of ceramics

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Page 22: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 22

3.1 Auflagen (EU-Ebene)

Technologie-Standards auf EU-Ebene anhand des Beispiels des „Sevilla“-Prozesses

Evaluierung/Wirkungen:– Technologie:

» Wirksamer Mainstreaming Mechanismus» Bietet aber keinen Anreiz um selbst

innovativ/Technologie-Leader zu werden – Politisch

» EU 1. Runde der 40 Sektoren in 2006 beendet» EU 2. Runde beginnt mit geringen Modifikationen» BREFs finden internationale Anerkennung und

Respekt auch bei Ländern, die nicht am Konsultationsprozess teilgenommen haben

» Konzept wird auf Übertragbarkeit geprüft (USA, Japan, China)

Page 23: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 23

3.1 Verbote (EU-Ebene)

Beispiel: Phtalat-Verbot (Verbot von Weichmachern in Kinderspielzeug)

– Betroffene Stoffe : di-iso-nonyl phtalates (DINP), di(2-ethylhexyl) phtalates (DEHP), dibutyl phtalate (DBP), di-iso-décyl phtalate (DIDP), di-n-octyl phtalate (DNOP), butylbenzyl phtalate (BBP).

– Seit 1999 auf EU-Ebene verboten– Umsetzung des Verbots

• Erfordert einen aufwändigen Nachweis der Unbedenklichkeit einer grossen Anzahl von Stoffen

• Verbot wurde alle 3-Monate auf Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse erneuert

• Risikoabschätzung s.a. REACH, Kapitel 8

Page 24: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 24

3.1 Verbote (International)

Beispiel: Montréal Protokoll (Verbot von Stoffen die die Ozonschicht schädigen)

• Völkerrechtlicher Vertrag des Umweltrechts, 1987

• Inkrafttreten: 1989

• Betroffene Stoffe:

FCKWs, Halone, Bromide und Tetrachlorkohlenstoff

• Vorsorge-Prinzip angewandt

• Liste der Stoffe kann nur mit 2/3-Mehrheit der Unterzeichner-Staaten geändert werden

• Laufende Anpassung

Page 25: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 25

3.1 Verbote (International)

Beispiel: Stockholmer Konvention (Verbot des Insektizids DDT)

• 1970: Verbot in S• 1971: Starke Nutzungseinschränkung in CH• 1972: Verbot in den USA, D• 1972 – 1977: Weitere Einschränkung bis zum Verbot in CH• Völkerrechtlicher Vertrag des Umweltrechts, 1987 • 1989: Verbot in Indien (ausser für Malaria-Bekämpfung)• 1992: A• 2001 Stockholm Konvention:

– Verbot: – Ausnahme: Bekämpfung von Krankheitsübertragenden

Insekten

Page 26: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 26

3.2 Markt-basierte Instrumente, MBI (Allgemein)

Warum ökonomische oder markt-basierte Instrumente (MBI) ?

– Verursacher zahlen in der Regel nicht für Umwelt- oder Gesundheitsschäden.

– Stattdessen werden die Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet ( externe Kosten)

Page 27: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 27

3.2 Markt-basierte Instrumente (Allgemein)

Beispiele für externe Kosten:

- Verursachter Schaden durch z.B.: - Verschmutzung von Luft und Wasser, - Entsorgung von Abfall und Schadstoffen, - Verlust von Böden- Verlust der Artenvielfalt, - Klimawandel sowie die damit assoziierten

Überschwemmungen, Hitzewellen, Stürme und Gesundheitskosten

Page 28: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 28

3.2 Markt-basierte Instrumente (Allgemein)

Warum ökonomische oder markt-basierte Instrumente (MBI) ?

– Klassische „Command-and-Control“-Ansätze (d.h. Gebote

und Verbote) haben ihre Berechtigung, • sie führen aber oft zu hohen Ausgaben für

Ausweichlösungen, und • Sind oft nicht flexibel

Beispiel: Einführung der Abgaskatalysatoren von Autos

Page 29: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 29

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Allgemein)

Warum ökonomische oder markt-basierte Instrumente (MBI) ?

– Die Steuerlösung ist die „klassische“ Lösung der Ökonomie für das Problem externer Kosten

– In den 30er Jahren von Arthur Cecil Pigou in England entwickelt Pigousteuer

– Von Beginn an mit der Lösung von Umweltproblemen in Verbindung gebracht

Page 30: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 30

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Pigou-Steuer)

Logik der Pigou-Steuer

• Der Verursacher einer negativen Externalität wird mit einer Steuer belastet

• Das 'optimale' Niveau der Vermeidung von Verschmutzung liegt dort wo die Grenzkosten der Vermeidung gleich dem Grenznutzen sind

• D.h. der Steuersatz pro Verschmutzungseinheit sollte den externen Grenzkosten, die in der sozial optimalen Situation

entstehen entsprechen.

Page 31: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 31

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Pigou-Steuer)

Problematik der Pigou-Steuer

• In der Praxis ist das Optimum dem Gesetzgeber oft (meist) nicht bekannt

• D.h. eine vollständige Internalisierung ist meist nicht möglich

• Theoretisch könnte man sich iterativ an die optimale Lösung herantasten, doch ist das sehr zeit- und kostenaufwändig

Page 32: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 32

GVK: Grenzvermeidungskostenx*: unkorrigierte Gleichgewichtsemissionx**: volkswirtschaftlich optimale Emissionsmenget**: Steuer pro emittierter SchadstoffeinheitGS: Umweltsteuer in Abhängigkeit der Schadstoffemission

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Allgemein)

Page 33: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 33

Page 34: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 34

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Standard-Preis-Ansatz)

Problematik der Pigou-Steuer

– Als Lösung dieser Problematik schlugen Baumol & Oates (1971-72) eine pragmatische Vorgehenswese vor, die unter der Bezeichnung Standard-Preis-Ansatz bekannt geworden ist:

• Der Gesetzgeber wählt das zu erzielende Niveau der Verschmutzung (Emission)

• Grundlaged dazu sind wissenschaftliche Fakten• Darauf folgt dann die Bestimmung eines Steuersatzes,

der es den Produzenten/Konsumenten erlaubt, sich anzupassen.

Page 35: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 35

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Allgemein)

Trotz der Entwicklung und Verwendung des Standard-Preis-Ansatzes und seiner pragmatischen Herangehensweise hat es Versuche zu Schätzungen der vollständigen Internalisierung der externen Kosten gegeben:

– Beispiel Energiesektor in UK:

durch SO-Emission für Energieerzeugung (fossile Brennstoffe): 1-2% of GDP (Soziale und Umweltkosten)

Einpreisung der Externalität würde KWh Strom um 0.02-0,07€ erhöhen (das würde teilweise Verdopplung der Stromrechnung mit sich bringen

– Beispiel Transport: ~8% (N, CH)

Page 36: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 36

3.2 MBI-Abgaben/Steuern (Allgemein)

Versuche zur Schätzung der vollständigen Internalisierung der externen Kosten

Weitere Beispiele: – UK landfill tax (1996)

– >400Mt/a; ¾ werden deponiert – Berücksichtigung der Methan-Emissionen und

Grundwasserverunreinigung– Staffelung der Steuer gemäß Aktivität/Toxizität– Erhöhung im Laufe der Zeit– Aufkommensneutral

• Strassennutzungsgebühren: Versuch der Internalisierung der Infrastrukturkosten (CH)

Page 37: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 37

3.2 MBI – Handelbare Rechte (Allgemein)

Coase (1960) kam zu dem Schluss, dass der gleiche Effekt erzielt werden könne, indem

– Man Besitzrechte für die Umwelt vergibt– Und dann den Austausch dieser Rechte zwischen

den verschiedenen Besitzern in Gang setzt.– Diese würde dann solange die Besitzrechte handeln,

bis das Potential der Verschmutzungsvermeidung erschöpft ist.

Konzept der handelbaren (Verschmutzungsrechte)

Page 38: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 38

3.2 MBI (Allgemein)

Diese theoretischen Konzepte finden heute Anwendung als MBI, z.B. als

• Umweltsteuern• Emissionshandel• Nach Meinung von Experten sind diese Instrumente – falls

korrekt angewandt– Kosten-effektiv– Sie schaffen Anreize, und– Stimulieren Innovation (OECD, 2001)

• Sie können ebenso dazu dienen, Staatseinkommen zu generieren, das es erlaubt Umweltschutzprogramme zu finanzieren.

• Es besteht nicht notwendigerweise ein Zielkonflikt.

Page 39: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 39

3.2 MBI (Allgemein)

Deshalb finden MBI in verstärktem Masse Befürworter– Skandinavische Länder, Niederlande (70er-80er Jahre)

– MBIs wurden in den letzten beiden Dekaden des 20. Jhrdts. weithin empfohlen auf

• Europäischer-, so wie globaler Ebene

– Das 5. und 6. Europäische Umwelt Aktions-Programm (Art. 3) erwähnen MBI als Beitrag zur Nachhaltigkeit

– Green paper on market based instruments for environment and related policy purposes ( COM (2007) 140 final

– Leitlinien:• Verursacherprinzip (Artikel 174/2 des EU-Vertrages) • Ökonomische Effizienz

Page 40: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 40

3.2 MBI (Allgemein)MBI können effektiv auf die thematischen Bereiche des 6.

Europäischen Umwelt Aktions Programm angewendet werden:

– Klimawandel, – Bewahrung der Natur und Biodiversität,

– Umweltschutz und Gesundheit, sowie

– durch die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und der Abfallentsorgung.

Page 41: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 41

3.2 MBI (Allgemein)

Formen der Besteuerung durch MBI

– Produktsteuern

– Produktionsmittel-Besteuerung

– Emissionssteuern• Pigousteuer• In der Praxis eher: Standard-Preis Ansatz

– Handelbare Rechte• Emissionen• Fangquoten• Schadstoffgehalt in Produkten

Page 42: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 42

Page 43: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 43

Page 44: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 44

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Beispiel: Schweden — NOx Abgabe

– Grossen Stromproduzenten wurden hohe Abgaben auferlegt– Ziel: Schaffung von Anreizen zur Reduzierung von NOx-

Emissionen– Aufkommensneutralität zum Schutze der Firmen– Einmaliges Arrangement in Europa– Positive Erfahrungen beim Erreichen der Ziele

Page 45: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 45

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Beispiele: Niederlande — Abgabe auf Wasserverschmutzung

– 14 Sektoren sind verantwortlich für 90 % der Wasserverschmutzung

– Rückgang der Wasserverschmutzung um • 90% zwischen 1969 und 1975, sowie• Weiteren 20 % bis 1980

– Die Hälfte des Erfolges lässt sich dabei auf die Wasserabgabe und begleitender Maßnahmen zurückführen

Page 46: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 46

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Beispiel: Dänemark: Steuer auf Leitungswasser

– Reduzierung des Wasserverbrauchs in dänischen Haushalten um 26 % zwischen 1989 und 1998;

– Die Hälfte des Rückgangs wurde nach Einführung der Steuer erreicht

Bereits die Ankündigung der Einführung eines Ökonomischen Instruments kann das Verhalten beeinflussen

Page 47: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 47

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Beispiel: Irland – Abgabe auf Plastiktüten

– Reduzierung um rund 90% des Plastiktütenverbrauchs nach Einführung der Abgabe

Page 48: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 48

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiel EFTA)

Beispiele: Norwegen – Steuer auf Pestizide

– Differenzierte Steuer auf Pestizide in Abhängigkeit der Toxizität

– Reduzierung des Gebrauchs von Pestiziden– Reduzierung des wahrgenommenen Umwelt und

Gesundheits-Risikos

Page 49: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 49

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Beispiele: London – Verkehrsstauabgabe (congestion charge)

– Festlegung begrenzter Zonen in der Innenstadt– Deutliche Reduzierung der Staus– Gesteigertes Interesse das Modell auf andere Städte zu

übertragen (z.B. Stockholm, Mailand)

Page 50: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 50

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiel Schweiz)

Entfernungs- und Gewichtsbezogene Strassenabgabe für kommerzielle Fahrzeuge über 3,5t

» Abgabe abhängig von Fahrzeugemissionsniveau. » Strassentransport wurde sauberer und effizienter» Keine ausreichende Verlagerung des Verkehrs

von der Strasse auf die Schiene» Wirkungen auf die Fahrzeugflotte: Bereits ein

Jahr vor der Einführung kam es zu erhöhten Verkaufszahlen für sauberere Fahrzeuge

» Verkehrsaufkommen: 5% weniger kommerzieller Verkehr im ersten Jahr, während es im Vorjahr eine 7% Steigerung gab.

Page 51: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 51

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Beispiele EU-Mitgliedsstaaten)

Zur Effektivitätssteigerung werden in zunehmendem Masse auch Instrumente verschiedener Kategorien gemeinsam eingesetzt

– DK (frühe 90er Jahre): C02-Steuer + Freiwillige Energie Spar Programme

– UK: (2001): „Climate change levy“, gleiche Konstruktion introduced in the UK in 2001 provides the same mix of an economic instrument and an instrument from the 'moral suasion' category.

– Neuere Entwicklungen: Kombination verschiedener ökonomischer Instrumente: z.B. EU Massnahmen im Bereich des Klimaschutzes später in der Vorlesung

Page 52: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 52

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertungskriterien der Umweltpolitischen Instrumente

• Ökonomische Effizienz

• Ökologische Zielsicherheit

• Fähigkeit zur Induktion von Innovationen

• (Verwaltungstechnische Effizienz)

Page 53: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 53

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Ökologische Effektivität:

– Empirische Studien sind nach wie vor rar – Gründe dafür

• Langsame Entwicklung einer Politk-Evaluierungskultur • Methodische Schwierigkeiten• Mangelnde Daten• MBI werden häufig gemeinsam mit Command-And-Control

Instrumenten eingesetzt• Fehlende Vergleichsbasis für den Fall ohne MBI

Page 54: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 54

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Ökonomische Effizienz:

– Fakten die die Lehrmeinung der ökonomischen Effizienz untermauern sind schwer zu bekommen

– Zu beachten ist, dass ‚full-pricing‘ der bestimmende Faktor für effiziente Maßnahmen darstellt.

– Z.B.: • Benzinpreise sind in Europa gut doppelt so hoch wie in USA• Gleichzeitig ist die europäische Fahrzeugflotte 25-50%

Treibstoff-effizienter als die amerikanische.

Page 55: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 55

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Ökonomische Effizienz:

– ‚Full pricing‘ ist sicher noch keine Realität

– Entsprechend einer Eurostat-Studie (2003) sind die Steuerlasten im Zusammenhang mit einer Energie-Steuer in den nordischen Ländern nicht fair verteilt

Das Verursacherprinzip wird nicht wirklich angewandt

• So zahlen Haushalte den weitaus größten Teil • während die produzierende Industrie von der Steuer

ausgenommen ist, oder entschädigt wird.• Ebenso zahlen Dienstleister mehr als Produzenten

Page 56: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 56

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Ökonomische Effizienz:

– Solche Steuerpraktiken können potenzielle Effizienzsteigerungen, die das eigentliche Motiv für die Steuer sind, ad absurdum führen.

– Stattdessen werden teuere Reduktionsoptionen in den Haushalten nötig

Excess-costs

Page 57: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 57

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Ökonomische Effizienz:

– Wettbewerbsaspekte der europäischen Industrie sind ebenfalls zu berücksichtigen

Internationaler Kontext

– Das ist das Hauptargument für viele Steuerausnahmen– Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass

Umweltsteuern Arbeitplätze vernichten

Page 58: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 58

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Bewertung: Innovationsanreize

– Eher positiv zu beurteilen

– Hängt aber von der detaillierten Umsetzung der umweltpolitschen Massnahme ab.

Detailliertere Diskussion im Rahmen des Vorlesungsblocks zum Thema der

technologischen Entwicklung

Page 59: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 59

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Lehren (EEA Studie, No8, 2005): Checkliste von Kriterien, die die Chance erhöhen, dass eine MBI-Maßnahme erfolgreich ist:

» 1. Ein „Champion“, der bereit ist das Risiko zu tragen, die Maßnahme einzusetzen: zB Bürgermeister von London, der die „congestion charge“ einführte, eine Massnahme, der andere Städte folgten (Stockholm, Mailand).

» 2. 'Picking winners'. Konzentration auf Themen, für die es Übereinstimmung gibt und bei denen Handlungsdruck herrscht; z.B. Verkehrsstaus, Müll.

» 3. Kombination verschiedener Instrumente, die die Stärken von MBI zum Tragen bringen.

Page 60: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 60

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Lehren (EEA Studie, No8, 2005): Checkliste von Kriterien, die die Chance erhöhen, dass eine MBI-Massnahme funktioniert:

» 4. Einfachheit und Nachvollziehbarkeit erleichtern die Umsetzung. IT und Kommunikation helfen.

» 5. Realistische Ziele: Ziele sollten nur so hoch gesteckt sein, dass sie auch erreuichbar sind (technisch, finanziell, Bereitschaft).

» 6. Zeitige Ankündigung des Instruments: Phase-in und fine-tuning des Systems erlauben eine effektive Anpassung an die Massnahme.

Page 61: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 61

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Lehren (EEA Studie, No8, 2005): Checkliste von Kriterien, die die Chance erhöhen, dass eine MBI-Massnahme funktioniert:

» 7. Wenig Veränderungen: Sowhl Industrie als auch Regulator profitieren von Stabilität. Lehren sollten nach ausreichender Zeit gezogen werden, bevor dann unvermeidliche Veränderungen vorgenommen werden.

» 8. Verständnis für das Potential von „trade-offs“ im Sinne der Nachhaltigkeit und der Positionen verschiedener Interessengruppen. Identifizierung inakzeptabler „trade-offs“ Impact Assessments.

» 9. Einbeziehung von Interessengruppen: Frühe Konsultationen, öffentliche Teilnahme.

Page 62: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 62

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (Bewertung)

Lehren (EEA Studie, No8, 2005): Checkliste von Kriterien, die die Chance erhöhen, dass eine MBI-Massnahme funktioniert:

» 11. Industrie und Verbraucher müssen reagieren können: Substitute/Alternativen, auf die man umspringen kann, müssen vorhanden sein und funktionieren.

» 12. Indexierung der Steuer/Abgabe zur Vermeidung, dass die Massnahme mit der Zeit ineffektiv wird..

» 13. Konsistenz: Kompatibilität mit anderen, z.B. Internationalen Systemen muss gegeben. Emissionshandle z.B. Funktioniert umso besser, je grösser der Markt ist.

Page 63: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 63

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (EU-Ebene)

Auf nationaler Ebene hat man überwiegend positive Erfahrungen mit MBIs gemacht. Wie sieht die Situation auf EU-Ebene aus?

» MBI wurden im 5. und 6. Europäischen Umweltaktionsprogramm befürwortet (1980er und 90er Jahre)

» Revidierte Lissabon-Strategie (2005)» Revidierte EU Nachhaltigkeitsstrategie (2006)» Green Paper for market-based instruments for

environment and related policy purposes (2007)

Page 64: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 64

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (EU-Ebene)

Auf nationaler Ebene hat man überwiegend positive Erfahrungen mit MBIs gemacht. Wie sieht die Situation auf EU-Ebene aus?

– „Green Paper for market-based instruments for environment and related policy purposes“ (2007)

• Diskutiert verschiedene Sektoren vor allem im Bezug auf Energie

• Befürwortet Umweltsteuer-Reform– Weniger Wohlfahrts-negative Steuern (z.B. Besteuerung

von Arbeit)– Hin zu mehr Wohlfahrt-positiven Steuern (z.B; auf

Ressourcen, Umweltschädigende Stoffe)

Page 65: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 65

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (EU-Ebene)

Übersicht

» Europäischer Emissionshandel im Rahmen der Energie und Klimapolitik

» Energie-Besteuerungsdirektive

» EuroVignette-Direktive

» MBI im Agro-Umweltbereich

» MBI im Bereich der Kohäsionspolitik mit Hinblick auf die Bereiche Energie und Umwelt

Page 66: Vorlesung Europäische Umweltpolitik FS 2010 von V. Calenbuhr An der Universität Basel, 19-20/03/10

05/03/10, 17:00-19:0006/03/10, 09:00-11:00

V. Calenbuhr 66

3.2 MBI –Steuern/Abgaben (EU-Ebene)

Energie-Besteuerungsdirektive (2004)

» Regelt die Minimalbesteuerung aller kommerziellen Energiehaltigen Substanzen (Kohle, Benzin, Diesel, Gas)

» Besteuerung dieser Substanzen nur wenn wirklich als Brennstoff benutzt.

» MS können höhere Raten anwenden als von der Direktive vorgeschrieben

» Viele Ausnahmen und Übergangsregelungen, z.B. sollen private Autofahrer nicht zu sehr beansprucht werden

Ausführlichere Diskussion im Rahmen der Klimathematik (und einem Exkurs zum Thema Transport)