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Ausmaß und Folgen von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder und die Notwendigkeit frühzeitiger Unterstützung und Prävention. Vortrag, Hannover, 28.05.2009. Dr. Monika Schröttle, Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF), Universität Bielfeld. - PowerPoint PPT Presentation
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Ausmaß und Folgen von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder und die Notwendigkeit
frühzeitiger Unterstützung und Prävention
Vortrag, Hannover, 28.05.2009
Dr. Monika Schröttle, Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF), Universität Bielfeld
1. Hintergrundinformationen zur Studie
1. Hintergrundinformationen zur Studie
Erste umfassende repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen
Frauen in Deutschland (2002-2004 im Auftrag des BMFSFJ).
Befragt wurden 10.264 in Deutschland lebende Frauen im Alter
von 16-85 Jahren zu Gewalterfahrungen in verschiedenen
Lebensbereichen.
2005-2009: zahlreiche Sonderauswertungen, u.a. zu
Gesundheitsfolgen, Migratinnen, Schweregraden und Mustern
von Gewalt in Paarbeziehungen, Risikofaktoren und
Unterstützungsbedarf sowie zu Gewalt gegen Frauen im
internationalen Vergleich (Auftraggeber/Finanzierung: BMFSFJ,
BMGS, European Commission, Land NRW).
2. Ausmaß, Formen und Kontexte von Gewalt gegen Frauen in Deutschland (Schröttle/Müller in: BMFSFJ 2004)
2.1 Gewaltausmaße (Frauen, 16-85 Jahre)
1. Gewaltprävalenzen im Überblick
Körperliche Übergriffe seit dem 16. Lebensjahr: 37% aller Befragten.
Sexuelle Gewalt seit dem 16. Lebensjahr: 13% der befragten Frauen.
Formen sexueller Belästigung: 58% der Befragten.
Formen psychischer Gewalt: 42% der befragten Frauen.
Körperliche oder sexuelle Übergriffe (oder beides) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner: 25% der Befragten.
Nachstellungen, Drohungen und sog. Stalking-Handlungen durch zurückgewiesene Ex-Partner oder andere Personen: 20%
37%
13%
58%
42%
25%
20%
Körperliche Gewalt
Sexuelle Gewalt
Sexuelle Belästigung
Psychische Gewalt
Körperl./sex. Gewaltdurch aktuelle/frühere
Partner
Nachstellungen/Stalking
2.2 Tatorte und Täter-Opfer-Kontexte
Gewalt gegen Frauen ist überwiegend Gewalt durch männliche Beziehungspartner und sie wird zumeist im häuslichen Bereich verübt.
Abbildung: Tatorte bei sexueller und körperlicher Gewalt gegen Frauen
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
in eigener Wohnung
vor eigener Wohnung
in Wohnung anderer
Arbeitsstelle/Schule/Ausbildung
öffentlicher Ort im Freien
öffentliches Gebäude
öffentliches Verkehrsmittel
Auto/KFZ
Parkplatz/Parkhaus
sonstiges
Tatorte körperliche Gewalt Tatorte sexuelle Gewalt
Tatorte und Täter-Opfer-Kontexte
Abbildung: Täter-Opfer-Kontexte bei sexueller und körperlicher Gewalt gegen Frauen
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Betreuungspers./prof.HelferInnen/sonstige
Freunde/Bekannte/Nachbarn
jemand aus der Familie
(Ex-)PartnerInnen/Geliebte
jemand ausArbeit/Ausbildung/Schule
jemand flüchtig Bekanntes
jemand Unbekanntes
TäterInnen körperliche Gewalt TäterInnen sexuelle Gewalt
3. Schweregrade und Muster von Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen (Schröttle/Ansorge in:
BMFSFJ 2009)
3. Differenzierung von Gewalterfahrungen:Schweregrade/Muster bei Gewalt in Paarbeziehungen
Jeweils ca. 1/3 der erfassten Handlungen körperlicher Gewalt durch Partner leicht/mäßig schwer, 2/3 tendenziell schwer bis sehr schwer/lebensbedrohlich (64% von Verletzungen gefolgt);
Gewalt durch frühere Partner im Vergleich zu Gewalt durch aktuelle Partner häufiger genannt und tendenziell schwerer/bedrohlicher.
Gewalt besonders häufig und bedrohlich im Kontext von Trennung/Scheidung.
Muster von Gewalt in aktuellen Paarbeziehungen (psychische Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt – häufig in Kombination).
Muster von Gewalt in Paarbeziehungen
ausschließlich leichte bis mäßig schwere Formen körperlicher Gewalt – mehrheitlich einmalige Einzelhandlungen
tendenziell schwere und sehr schwere körperliche und sexuelle Gewalt – zunehmend höhere Anzahl erlebter Gewalthandlungen
sehr schwere körperliche und sexuelle Gewalt – weit überwiegend mehrmalig erlebte Gewalt + zumeist im Kontext psychischer Gewalt(Misshandlungsmuster)
sexuelle Gewalt – überwiegend im Kontext (sehr) schwerer und systematischer körperlicher/psychischer Misshandlung
Orientierung an Gewalt als Einzelereignis entspricht nicht der Realität von schwerer Misshandlung in Paarbeziehungen.
Schweregrade und Muster psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt in der aktuellen Paarbeziehung
Trennungs- und Scheidungssituation - Hochrisikosituation
Angaben von Frauen, die sich schon einmal aus einer Paarbeziehung gelöst haben:
24% nannten körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch frühere Partner (in der Beziehung und/oder im Kontext von Trennung)
ca. 33% nannten Gewalt, Drohungen und diverse Formen von Nachstellung und Bedrängtwerden durch einen Ex-Partner
ca. 10% nannten Gewalt, deren Androhung und Angriffe auf Eigentum/Wohnung und die Kinder im direkten Kontext von Trennung und Scheidung
4. Folgen von Gewalt
Gesundheitliche Folgen von Gewalt - kurz-, mittel-
und langfristige Gewaltfolgen
Verletzungsfolgen
Somatische und psychosomatische Folgebeschwerden/-erkrankungen
Psychische Folgen
Psychosoziale Folgen
Gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen
Besonders gravierende Gesundheitsfolgen bei fortgesetzter Gewalt in Kindheit und Erwachsenenleben.
Fazit: Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellt ein erhebliches Gesundheitsproblem dar, das mit hohen individuellen aber auch gesamtgesellschaftlichen Folgen und Folgekosten u.a. im Gesundheitssektor verbunden ist.
5. Risikofaktoren und besonders häufig von Gewalt betroffene Gruppen
Soziostrukturelle Faktoren mit erhöhten Risiken für schwere Misshandlung
Alter (Frauen/Männer jüngeren und mittleren Alters; ältere tendenziell mehr schwere psychische Gewalt)
Bildung (fehlende Schul-/Berufsausbildung bei unter 35-jährigen Frauen/Männern; hohe + gleich hohe Bildungsabschlüsse bei ab 45-Jährigen)
Berufliche/soziale Lage (Arbeitslosigkeit des Mannes und Angewiesensein auf Sozialleistungen bei unter 35-jährigen; Wohlstand bei ab 45-Jährigen, wenn Partnerin gleich hohen oder höheren beruflichen oder Bildungsstatus)
Migrationshintergrund (Frauen mit türkischem MH häufiger und schwerer betroffen; steht im Zusammenhang mit intergenerationeller Vermittlung von Gewalt)
Soziale Isolation der Frauen (oft auch Folge von Gewalt in Kindheit/Jugend)
Gewaltsame Kindheitserfahrungen (stärkster Risikofaktor)
Alkohol (bei 2/3 relevant)
Macht- und Rollenverteilungen (traditionelle oder deren Gefährdung)
Täter-/Opferprofile
Woran lässt sich der typische Täter / das typische Opfer bei Misshandlung/schwerer Gewalt in Paarbeziehungen erkennen?
Anhand der soziostrukturellen Zusammensetzung nicht, denn …
- zwar erhöhtes Risiko in bestimmten sozialen Gruppen, Täter oder Opfer zu werden, aber:
- Mehrheit der Täter/Opfer in mittleren und höheren Bildungslagen; nicht arbeitslos, kein Migrations-
hintergrund, keine schwierige soziale Situation.
Gewalt gegen Frauen in gehobenen Bildungs- und Soziallagen bislang noch weitgehend tabuisiert und wird insgesamt seltener institutionell bekannt/sichtbar.
Bildung, berufliche und ökonomische Situation der betroffenen Frauen
Frauen mit höherer Bildung und höherem Sozialstatus erleben im Durchschnitt nicht seltener oder weniger schwere Gewalt durch Partner
38% der Frauen, die in Mustern schwerer körperlicher, psychischer und sexueller Misshandlung lebten, hatten Abitur/Fachabitur oder Hochschulabschluss.
70% der Frauen bezogen ein eigenes Einkommen, darunter 1/3 mittlere bis hohe Einkommen
Bildung, berufliche und ökonomische Situation bei Tätern
Täter mit höherer Bildung und höherem Sozialstatus üben nicht seltener oder weniger schwere Gewalt aus:
3% der Täter, die ihre Frauen schwer misshandeln, haben keinen Schul- und Ausbildungsabschluss
52% der Täter verfügen über niedrige und mittlere Abschlüsse
37% der Täter hatten die höchsten Bildungs- und Ausbildungsgrade
66% der Täter leben in Haushalten mittlerer bis hoher Einkommenslagen.
Gewaltsame Kindheitserfahrungen – stärkster Prädiktor für schwere Gewalt im
Erwachsenenleben
Bei Frauen, die Gewalt in Kindheit und Jugend erlebt haben, Risiko für spätere Partnergewalt 2- bis 3-mal höher; bei sexuellem Missbrauch Risiko für spätere sexuelle Gewalt 4-mal höher.
50-77% der in aktueller Paarbeziehung von Gewalt betroffenen Frauen haben Gewalt in der Kindheit erfahren (je nach Schwere der Gewalt, Muster 1-6).
75-77% der in aktueller Paarbeziehung von schwerer Gewalt betroffenen Frauen (Muster 5 und 6) haben körperliche, sexuelle und psychische Gewalt in Kindheit und Jugend erfahren.
6. Institutionelle Hilfe und Intervention
6. Institutionelle Hilfe und Intervention
Viele Frauen sprechen mit niemandem über die Gewalt (ca. 40-50% aller Frauen nach Situationen körperlicher oder sexueller Gewalt) – Anteile noch höher bei Gewalt durch aktuellen Partner (56% nach körperlicher Gewalt; 78% nach sexueller Gewalt durch den aktuellen Partner).
Hauptansprechpersonen zunächst engster FreundInnenkreis und Familienangehörige – hohe Bedeutung der nahen sozialen Umfelder.
Institutionelle Hilfe und Intervention nur von einem Teil der Frauen in Anspruch genommen.
Tabelle: Inanspruchnahme von institutionellen Hilfen und polizeilicher Intervention im Überblick(Die Prozentuierung bezieht sich auf Betroffene der jeweiligen Gewaltform seit dem 16. Lebensjahr und die Frage, ob eine dieser Hilfen schon einmal in Gewaltsituationen in Anspruch genommen wurde).
Medizinische Hilfen
Psychosoziale Hilfen
PolizeilicheIntervention
Anzeige
Körperliche Gewalt mit Verletzungsfolgen (alle Täterkategorien)
33% 19% 22% 16%
Sexuelle Gewalt (strafrechtlich relevante Handlungen, alle Täterkategorien)
12% 20% 8% 5%
Körperliche/sexuelle Gewalt in Paarbezie-hungen (mit und ohne Verletzungsfolgen)
21% 17% 13% 8%
Körperliche/sexuelle Gewalt in Paarbezie-hungen (mit Verletzungsfolgen)
37% 26% 26% 16%
Psychosoziale Hilfseinrichtungen
Kenntnis über psychosoziale Hilfseinrichtungen häufig nicht vorhanden (gut ein Drittel der gewaltbetroffenen Frauen keine Kenntnis über Hilfseinrichtungen; Anteile bei Migrantinnen, ostdeutschen Frauen, älteren/jüngeren Frauen und Frauen in ländlichen Gebieten oder mit geringerer Bildung am höchsten.)
Etwa jede vierte Frau, die ernsthaftere oder bedrohlichere Formen von Gewalt in Paarbeziehungen erlebt hat, hat schon einmal psychosoziale Hilfen in Anspruch genommen.
Häufig werden auch andere als spezifische Hilfseinrichtungen für Frauen in Gewaltsituationen in Anspruch genommen, z.B. therapeutische Praxen, allgemeine Beratungsstellen.
Unterschiede im Nutzungsverhalten: geringere Inanspruchnahme durch ab 50-Jährige, Frauen in gehobener soz. Lage, Migrantinnen ohne Sprachkenntnisse (bei therapeut. Angeboten).
7. Fazit für Politik und soziale Praxis
Fazit
Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Unterstützung und Intervention muss noch weiter intensiviert und differenziert werden, um Kenntnisstand bei schwer erreichbaren Opfergruppen zu verbessern / Einbeziehung sozialer Umfelder;
Sensibilität erhöhen für schwere Gewalt gegen Frauen in mittleren und gehobenen Bildungs- und Soziallagen. Hier spezifische niedrigschwellige Maßnahmen (Beratung) im Unterstützungssystem erforderlich;
Angebote für ältere gewaltbetroffene Frauen bereitstellen;
Angebote für „nur“ von psychischer oder weniger schwerer körperlicher Gewalt betroffene Frauen bereitstellen (=frühzeitige Prävention);
Migrantinnen: Mehrsprachige und kulturell sensible Schutz- und Unterstützungseinrichtungen für Frauen mit Migrationshintergrund (auch Therapie und nachgehende Angebote);
ganzheitlichere Unterstützungsangebote für jüngere Frauen / Paare in schwierigen sozialen Lagen / multiple Problemlagen;
Fazit
Besondere Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen für Frauen (und Männer) in Trennungs- und Scheidungssituationen
Angebote für traumatisierte Frauen (umfassendere Unterstützung, Kriseninterventionen und traumatherapeutische Angebote).
Diversität der Angebote weiterentwickeln.
Stärkere Einbeziehung der Ärzteschaft in Prävention und Intervention (hat Schlüsselrolle).
Stärkung interdisziplinärer Kooperationen von Polizei/Justiz, Unterstützungssystem und Ärzteschaft (im justiziellen Bereich erheblicher Fortbildungsbedarf).
Generell: mehr Praxisevaluation über Wirksamkeit von Maßnahmen / Monitoring.
Schlussbemerkungen
Prävention von häuslicher Gewalt und Unterstützung der Gewaltopfer, genereller Gewaltabbau in der Gesellschaft, Gleichstellung der Geschlechter im beruflichen und Ausbildungssektor und Gesundheitsprävention bedingen einander und sind auch konzeptionell noch enger zu verknüpfen.
Frühzeitige Prävention und differenzierte, qualitativ hochwertige Unterstützung für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, sind kein „Luxus“, sondern eine politische und gesellschaftliche Notwendigkeit (aus menschenrechtlicher, gleichstellungspolitischer, gesundheitspolitischer, und sozioökonomischer Perspektive).
Publikationen / Links
• Veröffentlichung der sekundäranalytischen Auswertungen für das BMFSFJ zu Gewalt gegen Frauen, Gesundheit, Migration, Schweregraden und Mustern sowie Risikofaktoren von Gewalt in Paarbeziehungen (www.bmfsfj.de) Stichwort: Forschung – Publikationen.
• GiG-net – Forschungsnetz Gewalt im Geschlechterverhältnis (Hrsg. 2008): „Gewalt im Geschlechterverhältnis. Erkenntnisse und Konsequenzen für Politik, Wissenschaft und Soziale Praxis.“ Verlag Barbara Budrich, Opladen.
• Band: Gewalt. Beschreibungen – Analysen – Prävention. Bundeszentrale für politische Bildung. (Heitmeyer/Schröttle 2006)
• RKI-Themenheft zu gesundheitlichen Folgen von Gewalt. Internet: www.rki.de Stichwort: Gesundheitsberichterstattung – Themenhefte.
• Weitere Ergebnisse der nationalen und internationalen Forschung: www.wibig.uni-osnabrueck.de und www.cahrv.uni-osnabrueck.de
Fragen?
Diskussion …
2.4 Gewaltbetroffenheit von Männern und Frauen – die These von der Geschlechtersymmetrie bei Gewalt in Paarbeziehungen
Wird nur körperlicher Übergriff einbezogen und keine Differenzierung nach Häufigkeit/Schwere der Übergriffe gemacht: Gewaltbetroffenheit von Männern/Frauen in Paarbeziehungen erscheint gleich hoch.
Bei Differenzierung: Frauen deutlich häufiger von mehrmaliger Gewalt und von schwereren / bedrohlichen Gewalthandlungen sowie sexueller Gewalt betroffen.
Aber: prinzipiell können auch Männer Opfer von Misshandlung in Beziehungen sein.
Repräsentative Studie zum Nachweis der Geschlechterdifferenz hinsichtlich Schwere der Gewalt: irische Gewaltprävalenzstudie.
Abbildung: Ergebnisse der irischen Gewaltprävalenzstudie (Watson et al. 2004) - Lifetime Prevalence of Severe Abuse and Minor Incidents.
(n=3000)
4. Gewalt gegen Migrantinnen vor dem Hintergrund aktueller Diskurse
Tabelle: Körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch aktuelle und/oder frühere Beziehungspartner
deutscher HK
türkischer HK
ausehem. UdSSR
Körperliche und/oder sexuelle Übergriffe durch aktuelle und/oder frühere Beziehungspartner(16-59 Jahre)
29% 37% 28%
Nur unter 35-Jährige 31% 39% 29%
Tabelle: Körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch aktuelle Beziehungspartner
deutscher HK türkischer HK
ehem. UdSSR
Körperliche und/oder sexuelle Übergriffe durch aktuelle Beziehungspartner(16-59 Jahre)
14% 29% 17%
Nur unter 35-Jährige 16% 29% 16%
Häufigkeit und Schwere der körperlichen/sexuellen Gewalt durch den aktuellen Partner
Gewaltbetroffene Frauen türkischer Herkunft erleben häufiger mehrmalige und seltener einmalige Gewalt
Gewaltbetroffenene Frauen türkischer Herkunft erleben häufiger als andere Befragungsgruppen schwerere Formen von Gewalt durch den aktuellen Partner (8% verprügelt, gewürgt, Waffengewalt oder sex. Gewalt vs. 4% der Migrantinnen aus ehem. UdSSR und 1% der Frauen deutscher Herkunft).
Auch psychische Gewalt, Kontrolle und Dominanz, Drohungen in Paarbeziehungen wird häufiger erlebt (ca. 44% der Frauen türkischer Herkunft, 20% der Frauen deutscher Herkunft und 34% der Frauen aus eh. SU).
Besondere Gefährdungen im Kontext von Trennung und Scheidung (1/3 der Frauen türk. HK und jede 7.-10. Frau anderer HK bei Trennung/Scheidung Gewalt)
Partnergewalt gegen Migrantinnen - Fazit
Deutlich erhöhte Risiken bei Frauen mit türkischem Migrations-hintergrund, Opfer von schwererer körperlicher und/oder sexueller Gewalt zu werden.
Besondere Gefährdungspotentiale und Schwierigkeiten / Bedrohung bei der Loslösung und Beendigung der Situation erfordern gezielte Unterstützung und Prävention (auch aber nicht nur bei Migrantinnen).
Aber: Probleme (auch schwerer) häuslicher Gewalt nicht auf Migran-tinnen begrenzt und auch in der Mehrheitsbevölkerung verbreitet.
Und: Mehrheit auch der Frauen türkischer Herkunft in Deutschland nicht von körperlicher/sexueller Gewalt und Kontrolle durch den aktuellen Partner betroffen.
Generell mehr Differenzierung in der Diskussion um Gewalt gegen und durch MigrantInnen erforderlich.