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Aktuelle KONTAKTOLOGIE 12 AKTKONTAKTOL JULI 2014 · 10. JAHRGANG · 23. HEFT Wahrnehmung und Sehtraining im Sport* Ein Überblick Sport(spie)ler sind oft „visuelle Mehr- kämpfer“ 1 und „Informationsmanager“. 2,3 Gute Seh- und Wahrnehmungsleistung sowie hohe Aufmerksamkeit sind für Spitzensportler un- verzichtbar! Beim Handball aus den Augen- winkeln wahrnehmen, was Mitspieler und/ oder Gegenspieler gerade tun; beim Tennis oder Beachvolleyball möglichst genau „vor- hersehen“ (antizipieren), welchen Weg der Ball nimmt: (Visuelle) Wahrnehmung und Reaktion spielen bei nahezu allen Sportarten eine ent- scheidende Rolle. 4 Doch lässt sich gutes Sehen trainieren? Greift man das Bild von Tidow 1 auf, dass Sport- spieler „visuelle Mehrkämpfer“ sind, macht es Sinn, mögliche Trainingswirkungen in den einzelnen Disziplinen dieses „visuellen Mehr- kampfes“ (räumliches Sehen/Tiefensehen, pe- ripheres Sehen/Gesichtsfeld, dynamisches Se- hen/blickmotorische Leistung, Antizipations- leistung u.a.) gesondert aufzuzeigen. 4 Trainierbarkeit der Seh- oder Wahrnehmungsleistung: Was ist (wissenschaftlich) gesichert? Eine Trainierbarkeit des räumlichen (beid- äugigen) Sehvermögens wird von zahlreichen Autoren beschrieben 5 – sicher auch, weil speziell beim Stereosehen im Nahbereich auch motorische Anteile (Vergenzbewe- gungen, Akkommodation, Pupillenreaktion) leistungsbeeinflussend sind. Im Bereich des Gesichtsfeldes wird die Möglichkeit einer trainingsbedingten (funktionellen) Ausdeh- nung vor allem aber einer verbesserten funk- tionellen Ausschöpfung beziehungsweise Nutzung beschrieben. 6-8 Studien zur Verbesserung der Beobachtungs- und Beurteilungsleistung durch gezielte Wahrnehmungsschulung („Sehtraining“) – unter anderem mit der Entwicklung situa- tionsangepasster Blickstrategien – zeigen, dass visuelle Fähigkeiten wie die (periphere) synchronoptische Entscheidungsleistung, das Erkennen von Technikfehlern oder das peri- phere Sehen durchaus verbesserbar sind. 6,9-11 Die durch zahlreiche Studien belegte Trai- nierbarkeit der blickmotorischen Leistungsfä- higkeit und der dynamischen Sehschärfe 12-17 wird ursächlich weniger auf muskuläre als vielmehr auf zentral-koordinative Effekte zu- rückgeführt, das heißt auf verbesserte oder schneller abrufbare Motorikprogramme aus den Zentren für die horizontale Blickmotorik in der pontinen Formatio reticularis. 1 Tidow (1993) sieht den Haupteffekt des (blickmo- torischen) Sehtrainings in einer Verbesse- rung des sogenannten „antizipatorischen Timings“ 1 , das heißt, das visuelle System „lernt“ den Abruf zielgenauer Sakkaden, den fließenden Übergang beim Abbremsen der Sakkade in eine gleitende Augenfolgebewe- gung und damit die kurzzeitige foveanahe Abbildung (und ggf. Identifizierung) des sich bewegenden Objektes. 4 Bessere Antizipationsleistungen bei Sport- spielern im Vergleich zu Nicht-Sportlern oder Anfängern werden von zahlreichen Autoren beschrieben. 18-19 Danach fixieren Experten kürzer, sie nehmen früher Informationen auf als Novizen und sind früher entschei- dungsfähig. Leistungssportler sind bei der Zielpunktantizipation präziser als Freizeit- beziehungsweise Nichtsportler. Die Extra- polationsleistung (-genauigkeit) ist durch Übung verbesserbar. 18-19 Trainingsempfehlungen oder spezielle Seh- trainings für Sportler, so genannte Sports Vi- sion Trainings oder Eye Exercise Programms, werden seit mehr als 30 Jahren unter ande- rem von Revien und Gabor (1981), Berman (1988), Stein, Slatt und Stein (1987), Stein et al. (1989), Loran & McEwan (1995), Wil- son und Falkel (2004) oder Erickson (2007) empfohlen beziehungsweise vorgestellt. 20-26 Solche (überwiegend) sportartunspezifische Übungen, also zum Beispiel Augenmuskel- „Stretching“, schnelle Blicksprünge, Augen- kreisen, „Scharfstellen“, das heißt akkom- modieren auf Objekte in unterschiedlichen Entfernungen (Verbesserung der Akkommo- dationsflexibilität) und so weiter sind auf- grund ihres Neuigkeitswertes am Anfang zwar meist attraktiv, erzeugen aber gerade bei Sportlern in der Regel nach kurzer Zeit Langeweile. 4 Außerdem konnte die Effekti- vität dieser Programme bezogen auf eine Verbesserung der Seh-/Wahrnehmungs- leistung sowie vor allem der sportspezi- fischen Leistungsfähigkeit wissenschaftlich bisher nicht belegt werden. 27-29 Sports Vision Trainings – wirklich effektiv? Aktuell werden auch in Deutschland (zu- mindest in Teilen aus dem anglo-ameri- kanischen Raum übernommene) „Sports Vision Trainings“ angeboten und in einigen Sportarten bereits angewendet. Die Anbie- ter suggerieren, dass sich durch Anwendung dieser Sports Vision Trainings die Seh- und Wahrnehmungsleistungen im Sport gezielt steigern lassen. Diese Trainings wenden Be- standteile des sogenannten „Visualtrainings“ carmeta-Fotolia.com * Dieser Beitrag ist Gustl Wilke (†), meinem langjährigen Kollegen und Forschungspartner in Dankbarkeit und Freundschaft gewidmet, anlässlich seines 70. Geburtstages.

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Aktuelle KontAKtologie12 AktkontAktol Juli 2014 · 10. JAhrgAng · 23. heft

Wahrnehmung und Sehtraining im Sport*Ein Überblick

• Sport(spie)ler sind oft „visuelle Mehr-kämpfer“1 und „Informationsmanager“.2,3 Gute Seh- und Wahrnehmungsleistung sowie hohe Aufmerksamkeit sind für Spitzensportler un-verzichtbar! Beim Handball aus den Augen-winkeln wahrnehmen, was Mitspieler und/oder Gegenspieler gerade tun; beim Tennis oder Beachvolleyball möglichst genau „vor-hersehen“ (antizipieren), welchen Weg der Ball nimmt: (Visuelle) Wahrnehmung und Reaktion spielen bei nahezu allen Sportarten eine ent-scheidende Rolle.4 Doch lässt sich gutes Sehen trainieren?Greift man das Bild von Tidow1 auf, dass Sport-spieler „visuelle Mehrkämpfer“ sind, macht es Sinn, mögliche Trainingswirkungen in den einzelnen Disziplinen dieses „visuellen Mehr-kampfes“ (räumliches Sehen/Tiefensehen, pe-ripheres Sehen/Gesichtsfeld, dynamisches Se-hen/blickmotorische Leistung, Antizipations-leistung u.a.) gesondert aufzuzeigen.4

Trainierbarkeit der Seh- oder Wahrnehmungsleistung: Was ist (wissenschaftlich) gesichert?

Eine Trainierbarkeit des räumlichen (beid-äugigen) Sehvermögens wird von zahlreichen Autoren beschrieben5 – sicher auch, weil speziell beim Stereosehen im Nah bereich auch motorische Anteile (Vergenzbewe-gungen, Akkommodation, Pupillenreak tion)

leistungsbeeinflussend sind. Im Bereich des Gesichtsfeldes wird die Möglichkeit einer trainingsbedingten (funktionellen) Ausdeh-nung vor allem aber einer verbesserten funk-tionellen Ausschöpfung beziehungsweise Nutzung beschrieben.6-8

Studien zur Verbesserung der Beobachtungs- und Beurteilungsleistung durch gezielte Wahrnehmungsschulung („Sehtraining“) – unter anderem mit der Entwicklung situa-tionsangepasster Blickstrategien – zeigen, dass visuelle Fähigkeiten wie die (periphere) synchronoptische Entscheidungsleistung, das Erkennen von Technikfehlern oder das peri-phere Sehen durchaus verbesserbar sind.6,9-11

Die durch zahlreiche Studien belegte Trai-nierbarkeit der blickmotorischen Leistungsfä-higkeit und der dynamischen Seh schärfe12-17 wird ursächlich weniger auf muskuläre als vielmehr auf zentral-koordinative Effekte zu-rückgeführt, das heißt auf verbesserte oder schneller abrufbare Motorikprogramme aus den Zentren für die horizontale Blickmotorik in der pontinen Formatio reticularis.1 Tidow (1993) sieht den Haupteffekt des (blickmo-torischen) Sehtrainings in einer Verbesse-rung des sogenannten „antizipatorischen Timings“1, das heißt, das visuelle System „lernt“ den Abruf zielgenauer Sakkaden, den fließenden Übergang beim Abbremsen der Sakkade in eine gleitende Augenfolgebewe-gung und damit die kurzzeitige foveanahe

Abbildung (und ggf. Identifizierung) des sich bewegenden Objektes.4 Bessere Antizipationsleistungen bei Sport-spielern im Vergleich zu Nicht-Sportlern oder Anfängern werden von zahlreichen Autoren beschrieben.18-19 Danach fixieren Experten kürzer, sie nehmen früher Informationen auf als Novizen und sind früher entschei-dungsfähig. Leistungssportler sind bei der Zielpunktantizipation präziser als Freizeit- beziehungsweise Nichtsportler. Die Extra-polationsleistung (-genauigkeit) ist durch Übung verbesserbar.18-19

Trainingsempfehlungen oder spezielle Seh-trainings für Sportler, so genannte Sports Vi-sion Trainings oder Eye Exercise Programms, werden seit mehr als 30 Jahren unter ande-rem von Revien und Gabor (1981), Berman (1988), Stein, Slatt und Stein (1987), Stein et al. (1989), Loran & McEwan (1995), Wil-son und Falkel (2004) oder Erickson (2007) empfohlen beziehungsweise vorgestellt.20-26

Solche (überwiegend) sportartun spezifische Übungen, also zum Beispiel Augenmuskel-„Stretching“, schnelle Blicksprünge, Augen-kreisen, „Scharfstellen“, das heißt akkom-modieren auf Objekte in unterschiedlichen Entfernungen (Verbesserung der Akkommo-dationsflexibilität) und so weiter sind auf-grund ihres Neuigkeitswertes am Anfang zwar meist attraktiv, erzeugen aber gerade bei Sportlern in der Regel nach kurzer Zeit Langeweile.4 Außerdem konnte die Effekti-vität dieser Programme bezogen auf eine Verbesserung der Seh-/Wahrnehmungs-leistung sowie vor allem der sportspezi-fischen Leistungsfähigkeit wissenschaftlich bisher nicht belegt werden.27-29

Sports Vision Trainings – wirklich effektiv?

Aktuell werden auch in Deutschland (zu-mindest in Teilen aus dem anglo-ameri-kanischen Raum übernommene) „Sports Vision Trainings“ angeboten und in einigen Sportarten bereits angewendet. Die Anbie-ter suggerieren, dass sich durch Anwendung dieser Sports Vision Trainings die Seh- und Wahrnehmungsleistungen im Sport gezielt steigern lassen. Diese Trainings wenden Be-standteile des sogenannten „Visualtrainings“ ca

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* Dieser Beitrag ist Gustl Wilke (†), meinem langjährigen Kollegen und Forschungspartner in Dankbarkeit und Freundschaft gewidmet, anlässlich seines 70. Geburtstages.

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Aktuelle KontAKtologie 13AktkontAktol Juli 2014 · 10. JAhrgAng · 23. heft

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an, ergänzt durch neue, auf den Sport aus-gerichtete, Trainingsansätze/-mittel (Shut-ter-Brille, Eyeport®-Vision Training System, Dynavision D2®-Trainer, fitLight® u.a.; vgl. Abb. 1). Doch auch diese Trainings sind bisher wis-senschaftlich nicht oder aber nur unzurei-chend evaluiert. Eine aktuelle (kontrollierte) RCT-Studie an der Ruhr-Universität Bochum zur Effektivität eines – zur Zeit auch Spitzen-sportlern offeriertes – Sports Vision Trainings ergab keine signifikanten trainingsgruppen-spezifischen Unterschiede zwischen der Trai-ningsgruppe, die über 6 Wochen dreimal wö-chentlich trainierte, und der Kontrollgruppe, die – ebenfalls über 6 Wochen dreimal wö-chentlich – ein Placebotraining durchführ-te.30 Das exemplarisch untersuchte, aktuell im deutschen Sport verbreitete/angewandte, Sports Vision Training muss daher im Hinblick auf die anvisierte Verbesserung der visuellen Leistungsfähigkeit als ineffektiv bewertet werden.30

Die Tatsache, dass erfahrene Sportler(innen) im Hinblick auf ihre Beurteilungsleistung An-fängern überlegen sind31-32, zeigt auch, dass sich in der visuellen Wahrnehmungsleistung multifaktoriell neben den verschiedenen per-zeptuellen Fähigkeiten (z.B. räumliches und zeitliches Auflösungsvermögen, Bewegungs-wahrnehmung und Blickmotorik, Tiefensehen und peripheres Sehen), die zum Teil auch un-tereinander zusammenhängen, zusätzlich kognitive Komponenten (z.B. Kenntnisse, Erfahrung) widerspiegeln. Lerneffekte und Verbesserungen werden gegebenenfalls auf beiden Ebenen erzielt10,33 – anscheinend aber nur bei anforderungsorientiertem, (sportart)-spezifischem Training.

Was kann nun für die sport(spiel)- spezifische Schulung der Wahrnehmung gefolgert werden?

In Einklang mit Tidow (1993) bleibt zunächst festzuhalten, „… dass jeglichem Sehtraining eine hohe Wirkungsspezifität zuerkannt wer-den muss und keine generalisierbaren Über-tragungseffekte zu erwarten sind“.1 Dies wird durch die Ergebnisse der oben genannten Bochumer-RCT-Studie bestätigt.30 Positive Lerneffekte sind nach Munzert und Hossner34 nur „…dann zu erwarten, wenn das Stimu-lusmaterial in der Trainingsphase den Wahr-nehmungsbedingungen in der Realsituation (Anmerkung des Autors: also der Sportspiel-

Realität) entspricht“. Zwar sind vereinzelt auch Transfereffekte von reinen Wahrneh-mungsübungen auf die Realsituation nach-weisbar, „…generell lässt sich jedoch auch für die Kopplung von Wahrnehmungs- und Bewegungsanforderung sagen, dass sie mög-lichst spezifisch gestaltet werden, die Trai-ningssituation also möglichst exakt der an-gezielten Spielsituation entsprechen sollte“.34

„Visueller Mehrkampf“ in den Sportspielen setzt eine optimale Informationsaufnahme (und folglich auch optimale Korrektion beim Sport, als erstem Schritt) voraus. Das ist die Voraussetzung für ein erfolgversprechendes

„Informations-Management“.4

Im sport(spiel)spezifischen Wahrnehmungs-training müssen Sportspieler (dann) folglich durch „…gezielt und variabel gesetzte Be-anspruchungen zu ‚visuellen Mehrkämpfern’ ausgebildet werden“.1 Nicht ausgeschöpfte blickmotorische (koordinative) Ressourcen sollten genutzt werden.4

Insofern war es nur folgerichtig, dass Voigt und Westphal (1995) – quasi als „Vorreiter“ – Erkenntnisse aus der Wahrnehmungsfor-schung und Sinnesphysiologie sowie aus eigenen Beobachtungen im Rahmen ihrer langjährigen Trainertätigkeit im Spitzensport

Abb. 1: „Sports Vision Training“ – ausgewählte Übungsformen und Trainingsgeräte

(a) Eyeport®-Vision Training System (in Kombination mit einer Shutter-Brille)

(b) P-Rotator® (in Kombination mit Shutter-Brille und Laser-Pointer)

(c) Dynavision D2®-Trainer (in der Mitte eine zu erkennende/zu memorierende Zahl(enkombination) als „Fixationskontrolle“

(d) Perlschnur-Trainer (Brockschnur)

(e) „Flipper“ (kombiniert mit Rot-Grün-Brille)

(f) Training (haploskopisch) am Computerbildschirm

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Aktuelle KontAKtologie14 AktkontAktol Juli 2014 · 10. JAhrgAng · 23. heft

für die Sportpraxis aufbereitet und mit der „Volleyball-Kartothek 6 – Wahrnehmungs-schulung“ sportartspezifisch umgesetzt ha-ben.35-37 Sie klassifizierten eine erste „Syste-matik zur Wahrnehmungsschulung“ sowie eine Übungssammlung mit dem Ziel der Ausbildung vorbereitender Fähigkeiten wie Auge-(Ball-)Hand-Koordination (Ganzheit-liches „peripheres“ und zentrales „scharfes“ Sehen etc.), Dynamisches Sehen (Augenfol-gebewegungen, antizipative Blicksprünge etc.) und Diagnosemerkmale „lesen“, vor al-lem aber auch zur Anwendung in komplexen Spielsituationen mit Mehrfachaufgaben und spielnaher Beanspruchung (z.B. Antizipieren und Umschalten).36

Im Tennis bereiteten Bornemann, Strakerjahn und Jendrusch (1998) sowie Bornemann und Wittkämper (1998) – analog auf Grundlage sinnesphysiologischer Erkenntnisse – ten-nisspezifische Übungsformen zur Wahrneh-mungsschulung und zur Optimierung von Antizipation und Wahrnehmung im Tennis mit Trainingsbeispielen zur Bewältigung von Situationen unter Zeitdruck auf.38-39

Eine Vielzahl weiterer Übungsprogramme zum Wahrnehmungs-, Antizipations- oder Torwarttraining (z.T. auf der Grundlage von Blickbewegungsanalysen) wurden publi-ziert.40-42 Das Problem einer quantitativen Prüfung dieser trainingsbezogenen Maß-nahmen zur Schulung der visuellen Informa-tionsaufnahme43 ist aber nach wie vor nur unzureichend bearbeitet/gelöst.

Autor: Dr. Gernot Jendrusch,Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternäh-rung, Ruhr-Universität BochumE-Mail: [email protected]

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