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Warum gibt es Übelkeit und Warum gibt es Übelkeit und Erbrechen in der Erbrechen in der Schwangerschaft? Schwangerschaft? Pathophysiologie der Pathophysiologie der Hyperemesis gravidarum Hyperemesis gravidarum C. Tempfer C. Tempfer Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien

Warum gibt es Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft? Pathophysiologie der Hyperemesis gravidarum C. Tempfer Universitätsklinik für Frauenheilkunde

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Warum gibt es Übelkeit und Warum gibt es Übelkeit und Erbrechen in der Erbrechen in der

Schwangerschaft?Schwangerschaft?Pathophysiologie der Hyperemesis Pathophysiologie der Hyperemesis

gravidarumgravidarum

C. TempferC. Tempfer

Universitätsklinik für Frauenheilkunde WienUniversitätsklinik für Frauenheilkunde Wien

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Hyperemesis grav. - Hyperemesis grav. - EpidemiologieEpidemiologie

Übelkeit, bzw. Übelkeit + Erbrechen in Übelkeit, bzw. Übelkeit + Erbrechen in etwa 74-90%, 37-56% etwa 74-90%, 37-56%

(Lacroix et al. 2000)(Lacroix et al. 2000)

1. Trimester1. Trimester– 50% SSW 14; 95% SSW 2050% SSW 14; 95% SSW 20

(Brandes et al. 1967)(Brandes et al. 1967)

Wernicke‘sche Enz. 49 FälleWernicke‘sche Enz. 49 Fälle Ätiologie?Ätiologie?

– Maternale, plazentare Hormone (hCG, Thyroxin)Maternale, plazentare Hormone (hCG, Thyroxin)– Höhe der [] korreliert mit Auftreten, IntensitätHöhe der [] korreliert mit Auftreten, Intensität

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Hyperemesis grav. - Hyperemesis grav. - EpidemiologieEpidemiologie

hCG - TSH-AgonisthCG - TSH-Agonist– hohe hCG-Werte: Hyperthyreosehohe hCG-Werte: Hyperthyreose

Beispiel BlasenmoleBeispiel Blasenmole Chemorezeptortriggerzone - hCG-Rez. Chemorezeptortriggerzone - hCG-Rez. (Lumey et al. 1998)(Lumey et al. 1998)

– Area postrema-HirnstammArea postrema-Hirnstamm Ätiologie Ätiologie

– hoher Energieverlust – neg. Selektionsdruckhoher Energieverlust – neg. Selektionsdruck– assoziierter Vorteil?assoziierter Vorteil?

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NährstoffzufuhrNährstoffzufuhr - - fetale Effekte Ifetale Effekte I

TiermodellTiermodell (Griggio et al. 1997)(Griggio et al. 1997)– Verminderung während 2. Hälfte der Grav.Verminderung während 2. Hälfte der Grav.

low birth weightlow birth weight– Verminderung während GesamtdauerVerminderung während Gesamtdauer

low birth weight, weniger Nachkommenlow birth weight, weniger Nachkommen Humane DatenHumane Daten

– Dutch Famine Study Dutch Famine Study Lumey et al. 1998Lumey et al. 1998 GesamtschwangerschaftGesamtschwangerschaft minus 200-300 gminus 200-300 g

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NährstoffzufuhrNährstoffzufuhr - - fetale Effekte IIfetale Effekte II

TiermodellTiermodell (Griggio et al. 1997)(Griggio et al. 1997)– Verminderung NUR während 1. Hälfte der Grav.Verminderung NUR während 1. Hälfte der Grav.

höheres Geb.-gew., höheres Plazentagewichthöheres Geb.-gew., höheres Plazentagewicht Humane DatenHumane Daten

– Dutch Famine Study Dutch Famine Study (Lumey et al. 1998)(Lumey et al. 1998) Unterernährung NUR 1. TrimesterUnterernährung NUR 1. Trimester

– gleiches Geburtsgewicht (median 3500 g)gleiches Geburtsgewicht (median 3500 g)– höheres Plazentagewichthöheres Plazentagewicht

– Princess Anne Mat. Hospital Princess Anne Mat. Hospital (Godfrey et al. 1996)(Godfrey et al. 1996) Kohlenhydrate in Frühgrav. Kohlenhydrate in Frühgrav. unterdrückenunterdrücken Plazentawachstum Plazentawachstum

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Das SchafmodellDas Schafmodell

SchafzüchterpraxisSchafzüchterpraxis– Weidewechsel während der ersten Wochen Weidewechsel während der ersten Wochen

der Grav.der Grav. Heasman et al. 1998Heasman et al. 1998

– restricted food intake (-50%) 1. SS-Hälfterestricted food intake (-50%) 1. SS-Hälfte– Stimulation des PlazentawachstumsStimulation des Plazentawachstums

d 145 (= Termin) sign. höheres Plaz.-gewichtd 145 (= Termin) sign. höheres Plaz.-gewicht hohe Energiezufuhr = verm. Plaz.-gew., hohe Energiezufuhr = verm. Plaz.-gew.,

LBW LBW (Wallace et al. 1997)(Wallace et al. 1997)

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IGF-1 versus IGF-2IGF-1 versus IGF-2

Einfluß der Plazenta auf fet. WachstumEinfluß der Plazenta auf fet. Wachstum– IGF-1 Rezeptor - Expression i. d. Plaz. vermind.IGF-1 Rezeptor - Expression i. d. Plaz. vermind.

Frühgrav. Frühgrav. IGF-2IGF-2 (Robinson et (Robinson et al. 1995)al. 1995)

Spätgrav., postnatal Spätgrav., postnatal IGF-1IGF-1 IGF-2 unabhängig v. mütterl. FastenIGF-2 unabhängig v. mütterl. Fasten Schaf: Fasten - IGFBP-1 in mat. + fet. Plasma Schaf: Fasten - IGFBP-1 in mat. + fet. Plasma ABERABER: IGFBP-2 nur mat. Plasma: IGFBP-2 nur mat. Plasma nutrient partitioningnutrient partitioning

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Nutrient PartitioningNutrient Partitioning Fetus: Emesis - plazentare hCG-Fetus: Emesis - plazentare hCG-

ProduktionProduktion Reduktion Absolutmenge an NährstoffenReduktion Absolutmenge an Nährstoffen IGF-1/IGF-2-Abhängigkeit: relativer IGF-1/IGF-2-Abhängigkeit: relativer

Vorteil des Fetus auf Kosten der MutterVorteil des Fetus auf Kosten der Mutter Wert des relativen Vorteils hängt vom Wert des relativen Vorteils hängt vom

absoluten Wert der Nährstoffe ababsoluten Wert der Nährstoffe ab Strategie umso erfolgreicher, je weniger Strategie umso erfolgreicher, je weniger

Nährstoffe vorhanden sind Nährstoffe vorhanden sind

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IGF-1 und PlazentawachstumIGF-1 und Plazentawachstum

insulin secretory response to glucose insulin secretory response to glucose (Huxley et al. 2000)(Huxley et al. 2000)

periphere Insulinsensitivität periphere Insulinsensitivität (Huxley et al. 2000)(Huxley et al. 2000)

anabole SW-Lage; mütterl. Fettdepotsanabole SW-Lage; mütterl. Fettdepots reduzierte Nährstoffzufuhr in Grav.reduzierte Nährstoffzufuhr in Grav.

[Insulin] reduziert[Insulin] reduziert (Wallace et al. 1997)(Wallace et al. 1997) KonsequenzenKonsequenzen

– Insulin - PlazentaInsulin - Plazenta

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Insulin - hCG - PlazentaInsulin - hCG - Plazenta

Insulin hemmt hCG-ProduktionInsulin hemmt hCG-Produktion (Barnea et al. (Barnea et al. 1993)1993)

hCG stimuliert SchilddrüsehCG stimuliert Schilddrüse (Mori et al. 1988)(Mori et al. 1988)– steigert Produktion von Thyroxinsteigert Produktion von Thyroxin

Thyroxin stimuliert Plazentawachstum Thyroxin stimuliert Plazentawachstum (Spencer et al. 1993)(Spencer et al. 1993)

Durch Emesis bedingte niedrige Durch Emesis bedingte niedrige

Insulinspiegel verstärken T4-getriggertes Insulinspiegel verstärken T4-getriggertes Plazentawachstum.Plazentawachstum.

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LeptinLeptin

Plazenta produziert Leptin Plazenta produziert Leptin (Emond et al. 1999)(Emond et al. 1999) mRNA, höchste [] in Chorionzotten mRNA, höchste [] in Chorionzotten

(Masuzaki et al. 1997)(Masuzaki et al. 1997) peak at 8 weekspeak at 8 weeks

Leptin - Hypothalamus - AppetitLeptin - Hypothalamus - Appetit Sinn der Leptinrhythmik während Grav. ?Sinn der Leptinrhythmik während Grav. ? Verminderung der Nährstoffzufuhr in der Verminderung der Nährstoffzufuhr in der

Frühgrav.Frühgrav.

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Hyperemesis grav. - Hyperemesis grav. - PrognosePrognose

SpontanabortSpontanabort (Jarnfelt et al. 1983)(Jarnfelt et al. 1983) perinatale Mortalität perinatale Mortalität (Tierson et al. 1986)(Tierson et al. 1986) low infant birth weightlow infant birth weight (Brandes et al. 1967)(Brandes et al. 1967) Frühgeburtlichkeit Frühgeburtlichkeit (Brandes et al. 1967, Tierson et al. 1986)(Brandes et al. 1967, Tierson et al. 1986) Metaanalyse 11 Studien Metaanalyse 11 Studien (Weigel et al. 1989)(Weigel et al. 1989)

– Frühabort/SpätabortFrühabort/Spätabort

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Hyperemesis grav. - Hyperemesis grav. - TherapieTherapie AntiemetikaAntiemetika (Jewell et al. 2000)(Jewell et al. 2000)

– Metaanalyse - 12 Studien: MetoclopramidMetaanalyse - 12 Studien: Metoclopramid Akupressur (P6 Nei Guan)Akupressur (P6 Nei Guan)

– 5 placebokontroll. Studien - 800 Frauen5 placebokontroll. Studien - 800 Frauen Ingwer: Ingwer: 6 RCT’s; n=675 4/6 Effekt/Zintona 6 RCT’s; n=675 4/6 Effekt/Zintona

(Borrelli et al. 2005)(Borrelli et al. 2005) Kortikosteroide (Prednisolon, Methylprednisolon)Kortikosteroide (Prednisolon, Methylprednisolon) Vitamin B6 - PyridoxinVitamin B6 - Pyridoxin (Tierson et al. 1986)(Tierson et al. 1986) Helicobacter pyloriHelicobacter pylori (62% PCR Speichel, 91% IgG) (62% PCR Speichel, 91% IgG)

– 10/14 Fallkontrollstudien Assoziation 10/14 Fallkontrollstudien Assoziation (Goldberg et (Goldberg et al. 2007)al. 2007)

n=166; n=166; i.v.-Therapiei.v.-Therapie - - SchwangerschaftsausgangSchwangerschaftsausgang

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ZusammenfassungZusammenfassung

Nutrient partitioningNutrient partitioning Hyperemesis assoz. mit guter Hyperemesis assoz. mit guter

PrognosePrognose Plazentawachstum IGF-1 vs. IGF-2Plazentawachstum IGF-1 vs. IGF-2

– IGFBP-2IGFBP-2– vermind. Nährstoffzufuhr beeinflußt vermind. Nährstoffzufuhr beeinflußt

anabole Hormoneanabole Hormone Insulin, LeptinInsulin, Leptin