Upload
phamminh
View
219
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
5. Jahrgang, 5. Ausgabe, 1-21
Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2010
Teil 1: Zytostatika
Histamin-2HCl (Ceplene®)
Ofatumumab (Arzerra®)
- - - Rubrik Neue Arzneimittel - - -
Mifamurtid (Mepact®)
Pazopanib (Votrient®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 2 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2010
Teil 1: Zytostatika*
Prof. Dr. Georg Kojda
Fachpharmakologe DGPT, Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf [email protected]
*Aus einem Vortrag des Autors vom 24.01.2011 im großen Hörsaal des LFI der Universi-tätsklinik Köln (organisiert durch Apothekerkammer Nordrhein/Apothekerverband Köln
e.V./Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein Bezirksstelle Köln)
Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum
Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier:
http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html
Titelbild : Universitätsbibliothek New York , Urheber: Photoprof, Lizenz: Fotolia
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 3 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
www.harley.com
Rembrandt: Die Anatomie des Dr. Tulp
21 neue Arzneistoffe in 2010
Herz-KreislaufDronedaronVernakalant
StoffwechselDenosumabBazedoxifenFebuxostat
COPDIndacaterolRoflumilast
Seltene Erkrankungen
AmifampridinEltrombopaq
Velaglucerase alfaConestat alfa
TumoreHistamin-2HClOfatumumabMifamurtidPazopanib
Andere Indikationen
Prucaloprid (Obstipation) Asenapin (Manie)Silodosin (benigne Prostatahyperplasie) Bilastin (Urticaria)Tapentadol (Opioid) Corifollitropin alfa (Ovarstimulation)
Übersicht
ArzneistoffHistamindihydrochlorid (Ceplene®)
Indikation
ZusatznutzenVerlängerung der ersten Remission
Behandlung (s.c.) von erwachsenen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie in erster Remission, die gleichzeitig mit Interleukin-2 (IL-2) behandelt werden
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 4 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Akute myeloische Leukämie
maligne Erkrankung des Knochenmarks.
häufigste Leukämieform bei Erwachsenen
unkontrollierte Myeloblastenproliferation
unzureichende Differenzierung
Anreicherung vor allem in Leber, Milz und den Lymphknoten
Anämie, Neutro- und Thrombozytopenie
unbehandelt innerhalb weniger Monate letaler Verlauf
www.cancer.gov
Blutstammzelle
Myeloide Stammzelle Lymphoide Stammzelle
Myeloblast Lymphoblast
LymphozytenThrombozytenErythrozyten
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Therapie bei akuter myeloischer Leukämie
Induktionstherapie: 3 Tage Anthrazyklin (Daunorubicin, Idarubicin) gefolgt von 7 Tagen Cytarabin evtl. nach 4 Wochen erneutRemission bei ca. 70 %
Erhaltungstherapie (Postremissionstherapie)normalerweise 1-2 Zyklen Chemotherapie (Konsolidierung bei Patienten <60 Jahre)
Allogene Stammzelltransplantation (passender Spender erforderlich)
Effektivität: 5-Jahres-Überlebensrate ca. 20-30 %
Für Patienten, die nicht für eine Erhaltungstherapie geeignet sind existiert keine Therapieempfehlung!
www.cancer.gov
Blutstammzelle
Myeloide Stammzelle Lymphoide Stammzelle
Myeloblast Lymphoblast
LymphozytenThrombozytenErythrozyten
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 5 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Wirkungsmechanismus
Der Wirkungsmechanismus von Histamindihydrochlorid bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie ist nicht bekannt.
Vermutet wird, dass es bei der Kombination mit IL-2 zu einem Schutz von NK- und T-Zellen verbunden mit einem Erhalt der zytotoxischen Aktivität gegen Tumorzellen kommt, die auf einer Hemmung der NADPH-Oxidase beruht
Griendling K et al., 2002
NADPH-Oxidase
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Klinische Effektivität
Bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie in Remission, führt die Kom-bination von Histamin-dihydrochlorid (HDC) und Interleukin-2 (IL-2) zur Verlängerung der Remissionszeit.
Der stabile Abstand weist darauf hin, dass die Kombination einen Rezidiv eher verhindert als verzögert.
Brune et al., Blood 2006;108:88-96
Dosierung:erst IL-2: 2x16.400 U/kg, s.c.
nach einigen MinutenHDC: 2x0,5 mg/Tag, s.c.
21 Tage Zyklen
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 6 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Klinische Effektivität
Der Effekt der Kombination von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 (IL-2) beruht auf der Gruppe der Patienten in erster Remission.Die Verlängerung der Remissionszeit betrug 159 Tage.
Bei Patienten in wiederholter Remission hatte die Kom-bination keinen Effekt (nicht dargestellt).
Brune et al., Blood 2006;108:88-96
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Klinische Effektivität
Die Kombination von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 (IL-2) hatte keinen Effekt auf das Gesamtüberleben!
Brune et al., Blood 2006;108:88-96
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 7 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Nebenwirkungen
Die Kombination von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 (IL-2) löst mehr als 40 Nebenwirkungen aus, die signifikant häufiger vorkommen als in der Kontrollgruppe. Hierzu zählen
Flush (87%)Kopfschmerz (51%)Granulome an Injektionsstelle (44%)Müdigkeit/Abgeschlagenheit (42%)Fieber (41%)Erytheme an Injektionsstelle (38%)Übelkeit (31%)
http://www.vlib.us
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
Kontraindikationen
Die Kombination von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 (IL-2) ist bei bestimmten Komorbiditäten und Pharmakotherapien kontraindiziert:
ÜberempfindlichkeitHerzinsuffizienzsytemische Steroide, H2-Blocker, Clonidinallogene Stammzelltransplantation Schwangerschaft/Stillzeit
http://www.vlib.us
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 8 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
FazitFür Patienten mit einer akuten myeloischen Leukämie ohne Möglichkeit einer allogenen Stammzelltransplantation fehlt es an einer Standardtherapie zur
Erhaltung einer Remission. Hier führt die Kombination von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 (IL-2) zur Verlängerung der Remissionszeit. Der Effekt beruht
auf der Gruppe der Patienten in erster Remission. Die Verlängerung der Remissionszeit betrug in dieser Gruppe 159 Tage. Bei Patienten in wiederholter
Remission hatte die Kombination keinen Effekt. Ob sich die im 2. Anlauf zugelassene Therapie in Europa etablieren und/oder in den USA zugelassen wird
ist derzeit unklar.* Der Hersteller hat sich verpflichtet weitere Studien durchzuführen.
Histamindihydrochlorid (Ceplene®)
*Die EMA-Zulassung beruht ausschließlich auf einer einzigen Studie. Bei der Entscheidung über die Zulassung wurden eine weitere Studie als wünschenswert angesehen. In den USA
wurde Ceplene nicht zugelassen.
ArzneistoffOfatumumab (Arzerra®)
Indikation
ZusatznutzenVerbesserung der Überlebensrate
Behandlung (s.c.) von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), die refraktär auf Fludarabin und Alemtuzumab sind.
Ofatumumab (Arzerra®)
Ofatumumab ist ein humaner monoklonaler CD20 Antikörper (IgG1)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 9 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Blutstammzelle
Myeloide Stammzelle Lymphoide Stammzelle
Myeloblast Lymphoblast
LymphozytenThrombozytenErythrozyten
Chronisch lymphatische Leukämie
maligne Erkrankung des Knochenmarks
Non-Hodgkin-Lymphom
häufige Leukämieform bei Erwachsenen mit stark ansteigender Inzidenz ab 40 J
unkontrollierte B-Zell-Proliferation
unzureichende Differenzierung
www.cancer.gov
Ofatumumab (Arzerra®)
Blutstammzelle
Myeloide Stammzelle Lymphoide Stammzelle
Myeloblast Lymphoblast
LymphozytenThrombozytenErythrozyten
beobachtendes Zuwarten bei symptomloser Leukozytose
klassische Zytostatika Fludarabin, Chlorambucil
Antikörper gegen B-Zell-Antigene Alemtuzumab (CD53)Rituximab (CD20)
Nahezu alle Patienten erfahren ein Rezidiv, welches bei Remissionsdauer von 12-15 Monaten erneut mit der Standardtherapie behandelt wird.
Für Fluidarabin- und Alemtuzumab-refraktäre Patienten existiert keine Therapieoption
www.cancer.gov
Ofatumumab (Arzerra®)
Therapie bei chronisch lymphatischer Leukämie
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 10 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Ofatumumab bindet vorwiegend an den „small Loop“ des CD20 Proteins
verursacht ein „cross-liniking“ und eine Relokalisierung von CD20 und fördert dadurch B-Zell zytotoxische Wirkungen wie
Antikörperabhängige B-Zelltoxizität
Komplement-abhängige B-Zelltoxizität
Apoptose (weniger bei Ofatumumab)
Wirkungsmechanismus
Ofatumumab (Arzerra®)
small loop
Klinische EffektivitätErgebnisse einer geplanten Interimsanalyse an Fludarabin/Alemtuzumab-refraktären Patienten (FA-ref, n=59) und an Fludarabin-refraktären Patienten mit ausgeprägter Lymphadenopathie
(Alemtuzumab-ungeeignet, BF-ref, n=79).
Die Reponderraten betrugen 58 % (FA-ref) und 47 % (BF-ref).
Bisherigen Daten zufolge geht der Effekt der Therapie kaum über die Therapiedauer hinaus
Wierda et al., J Clin Oncol. 2010
Ofatumumab (Arzerra®)
progressionsfreies Überleben
Überlebeninsgesamt
Überleben in FA-ref nach Ansprechen
Überleben in BF-refnach Ansprechen
einarmige Studie,
initial 1x300 mgin Woche 1,
dann 8 Wochen wöchentlich 1x2.000mg,
und weitere 16 Wochen monatlich 1x2.000mg
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 11 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
NebenwirkungenDas Sicherheitsprofil wird trotz vieler Therapieprobleme bei den Patienten als
akzeptabel angesehen. Infusionsreaktionen traten besonders häufig zu Begin der Therapie auf. Infektionen, die häufigste Todesursache, sind auch Bestandteil der
schwerwiegenden Erkrankung.
Ofatumumab (Arzerra®)
Sehr häufigInfektion der Atemwege einschließlich Pneumonie (70%)InfusionsreaktionenNeutropenie Anämie
HäufigSepsis einschließlich neutropenische Sepsis und septischer Schock, Herpes-Virus-Infektion, Infektion der HarnwegeFebrile Neutropenie, Thrombozytopenie, LeukopenieAnaphylaktoide Reaktionen, ÜberempfindlichkeitTachykardieHypotonie, BluthochdruckBronchospasmus, Hypoxie, Dyspnoe, Brustbeschwerden, Schmerzen im Nasen-Rachen-Raum, Husten, verstopfte NaseDünndarmobstruktion, Durchfall, ÜbelkeitNesselsucht, Juckreiz, HautrötungRückenschmerzenZytokin-Freisetzungs-Syndrom, Fieber, Schüttelfrost, Hyperhidrose, Fatigue
Kontraindikationen
Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden beiÜberempfindlichkeit gegen Ofatumumab oder einen der sonstigen
Bestandteile.
Es liegen keine ausreichenden Daten zur Sicherheit einer Gabe vonOfatumumab bei Patienten mit aktiver Hepatitis vor.
Ofatumumab (Arzerra®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 12 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
FazitTrotz guter Ansprechrate bei der ersten Chemotherapie erfahren nahezu alle Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie ein Rezidiv, welches bei einer Remissionsdauer von 12-15 Monaten erneut mit der Standardtherapie
behandelt wird. Für Fludarabin- und Alemtuzumab-refraktäre Patienten existiert keine Therapieoption. Ofatumumab zeigte bei solchen Patienten eine klinisch relevante Wirkung, die allerdings die Therapiedauer nicht
wesentlich überschritt. Bei Patienten beider Gruppen, die auf die Therapie ansprachen, zeigte Ofatumumab einer Verbesserung des Überlebens. Neben
einer Reihe weiterer Nebenwirkungen, sind insbesondere Infusionsreaktionen und Infektionen zu beachten. Ofatumumab wird derzeit
auf seine Effektivität zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis geprüft.
Ofatumumab (Arzerra®)
ArzneistoffMifamurtid (Mepact®)
Indikation
Zusatznutzen
Zur Behandlung nicht metasta-sierter, resezierbarer hochmaligner ('high-grade') Osteosarkome bei Kindern, Jugendlichen und jungenErwachsenen im Anschluss an eine makroskopisch vollständigeTumorresektion.
Mifamurtid (Mepact®)
Verbesserung der Überlebensrate
Muramyltripeptid-Phosphatidylethanolamin vollsynthetisches Analogon von Muramyldipeptid,
dem kleinsten natürlich vorkommenden immunstimulierenden Bestandteil der Zellwand
von Mycobacterium sp.
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 13 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Osteosarkom
entsteht in der Regel aus Osteoblasten
häufigster Knochentumor bei Kindern und Jugendlichen
56 % aller Knochentumoren im Alter <20 Jahre
Inzidenz in Europa ist <2,4 per 100.000
Primärtumor meist in Röhrenknochen
bei Diagnose schon Metastasenbildung bei 15-20%(schlechte Prognose!)
Metastasenbildung zu ca. 90 % in der Lunge
Chirurgische Resektion teilweise mit Amputation
Neoadjuvante Chemotherapie vor OP um Amputation zu vermeiden
5-Jahres-Überlebensrate mit adjuvanter Chemotherapie (nach OP) beträgt ca. 65 %
seit ca. 20 Jahren keine neue Therapieoption
uniklinik-freiburg.de
Mifamurtid (Mepact®)
Osteosarkom an der Ulna
Röntgenbild
Kernspintomographie.
Wirkmechanismus Mifamurtid
Aus: europressmed.de
Mifamurtid bindet spezifisch an NOD2, einem hauptsächlich in Monozyten, dendritischen Zellen und Makrophagen vorhandenen intrazellulären Rezeptor für natürliches Muramyldipeptid, bewirkt eine starke Aktivierung von Monozyten- und Makrophagen über den Transkriptionsfaktor NFκB Bildung von Zytokinen wie Tumornekrosefaktor (TNF-alpha), Inter-leukin-1 (IL-1beta), IL-6, IL-8 und IL-12Bildung von Adhäsionsmolekülen wie das Lymphozytenfunktions-assoziierte Antigen-1 (LFA-1) und das interzelluläre Adhäsionsmolekül-1 (ICAM-1)löst zytotoxische Effekte auf Tumorzellen aus
Mifamurtid (Mepact®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 14 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Klinische Effektivität672 Patienten mit kürzlich diagnostiziertem nicht-metastasierendem Osteosarkom erhielten nach einem 2x2-faktoriellen Design eine Basis-Chemotherapie ±Ifosfamid und ±Mifamurtid.
Die erste Analyse nach 3 Jahren zeigte keinen signifikanten Vorteil für Ifosfamid und Mifamurtid. Die zweite Analyse nach 6 Jahren zeigte dann signifikante Effekte für Mifamurtid
aber nicht für Ifosfamid
Meyers PA et al., J Clin Oncol 2008
Mifamurtid (Mepact®)
Dosierung:2-4 mg/qm2x pro Woche in Wochen 1-121x pro Woche in Wochen 13-36
Gesamtüberlebensteigt von 70% auf 78% (P=0,03)Relative Risikoreduktion: 30 %
Ereignisfreies Überlebensteigt numerisch von 61 auf 67 % (P=0,08)Relative Risikoreduktion: 20 %
Die Ergebnisse gelten nur für Patienten:- ohne Metastasierung bei Diagnose und- mit operablem Primärtumor.
Bei Patienten mit Metastasierung ist Mifamurtid wirkungslos und Patienten mit inoperablem Primärtumor waren aus der Studie ausgeschlossen.
Mifamurtidjanein
Zeit [Jahre]Gesc
hätz
ter
An
teil Ü
berl
eb
en
der
NebenwirkungenDas Sicherheitsprofil ist an mehr als 700 Patienten und 21 Gesunden geprüft worden. Nahezu
alle Patienten erfuhren mindestens eine UAW. Die häufigsten Nebenwirkungen lassen sich wahrscheinlich auf den Wirkungsmechanismus zurückführen. Insgesamt waren die meisten
UAWs von leichtem oder mittleren Schweregrad.
Mifamurtid (Mepact®)
Sehr häufig (bis zu 90 %!)
Anämie,
Anorexie, Kopfschmerz,
Schwindel,
Tachykardie, Hypertonie, Hypotonie
Dyspnoe, Tachypnoe, Husten
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Obstipation, abdominelle Schmerzen
Hyperhidrosis,
Myalgie, Arthralgie, Rückenschmerz, Schmerz in Extremitäten, Brustschmerz
Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit/Schwäche, Asthenie
Hypothermie
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 15 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Kontraindikationen
Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden
bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigenBestandteile,
hoch dosierter Anwendung von NSAID,
gemeinsamer Anwendung mit Ciclosporin sowie anderenCalcineurin-Inhibitoren
Schwangerschaft
Stillzeit
Mifamurtid (Mepact®)
FazitDas Osteosarkom ist ein agressiver Tumor, der vor allem bei Kindern und
Jugendlichen vorkommt. Durch die vor ca. 20 Jahren entwickelte Kombination aus neo-adjuvanter Chemotherapie, Tumorresektion und adjuvanter Chemotherapie
konnte die 5-Jahres-Überlebensrate von 15% auf 65-70 % gesteigert werden. Nun steht mit Mifamurtid eine neue Therapieoption zur Verfügung, mit welcher nach den Ergebnissen der bislang größten klinischen Studie zur Osteosarkomtherapie
eine weitere Steigerung der Überlebensrate auf 78 % möglich ist.
Von diesem insgesamt geringen therapeutischen Fortschritt profitieren allerdings nur Patienten, die bei Diagnose noch keine erfassbaren Metastasen aufweisen. Bei
Patienten mit Metastasierung (15-20 %), deren 5-Jahres-Überlebensrate trotz Chemotherapie unter 50 % liegt, hat Mifamurtid keine Wirkung. Patienten, deren
Primärtumor nicht operabel ist, müssen von einer Therapie mit Mifamurtid ausgeschlossen werden.
Mifamurtid (Mepact®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 16 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
ArzneistoffPazopanib (Votrient®)
Indikation
ZusatznutzenBislang nicht nachgewiesen
Zur Erstlinien-Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenemNierenzellkarzinom (RCC) und zur Behandlung von Patienten, die vorher eine Therapie ihrer fort-geschrittenen Erkrankung mit Zytokinen erhalten hatten
Pazopanib (Votrient®)
Nierenzellkarzinom
59.000 neue Fälle und 27.000 Tote/Jahr in der EU
75 % davon >50 Jahre, m 2-3 > w
bei Diagnose ca. 60 % lokalisiert
familiäre Formen bekannt
chirurgische Resektion ist Standard
bei 60 % der Fälle ist das von Hippel–Lindau Tumor-Suppressor Gen (VHL) inaktiviert
dies bewirkt verminderten Abbau (Akkumulation) der alfa-Untereinheit des Transkriptionsfaktors Hypoxie-induzierbarer Faktor (HIF1 alfa)
dies bewirkt u.a. eine Steigerung der Expression der Mediatoren VEGF-A und PDGF-ß
biologische Rationale für den Einsatz von Blockern für deren Rezeptoren, wie auch von Bevazizumab, Temsirolimus und Everolimus
seit 2005 wirksame Pharmakotherapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (Sunitinib ist Standard)
aus: N Engl J Med. 2007
Pazopanib (Votrient®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 17 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Imatinib und Nachfolger
Imatinib (Glivec®)Chronisch myeloische Leukämie u.a.
Dasatinib (Sprycel®)Chronisch myeloische Leukämie(nach Therapieversagen von Imatinib)
Nilotinib (Tasigna®)Philadelphia-Chromosom-pos. chron. myeloischer Leukämie (CML)
Sorafenib-Tosylat (Nexavar®)Nierenzellkarzinom
Sunitinib (Sutent®)Gastrointestinale StromatumorenNierenzellkarzinom
Pazopanib (Votrient®)Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC)
Pazopanib (Votrient®)
Indikationen von Imatinib
Imatinib (Glivec®)Chronisch myeloische Leukämiegastrointestinale StrumatumoreAkute lymphoblastische LeukämieDermatofibrosarkoma protuberansChronische eosinophile LeukämieHypereosinophiles SyndromMyelodysplastische ErkrankungenMyeloproliferaive Erkrankungen(Umsatz GKV 2007: 203 Mio €*)
http://dermis.multimedica.de/dermisroot/de/19487/diagnose.htm
*Schwabe U., Paffrath D.: Arzneiverordnungsreport 2008, Springer Berlin, Heidelberg, New York
Pazopanib (Votrient®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 18 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Wirkmechanismus Tyrosinkinasehemmer
Aus: Atkins et al. Nature Reviews Drug Discovery 5, 279–280 (April 2006) | doi:10.1038/nrd2012
Rezeptor-Tyrosin-Kinasen werden nach extrazellulärer Ligandenbindung oligomerisiert und autophophoryliertDie darauf folgenden Signal-transduktionskaskaden sind in wichtige zelluläre Fähigkeiten wie Überleben und Proliferation involviertPazopanib hemmt mehrere RTKs: VEGFR-1, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-a/β, c-kit u.a. und wirkt vorwiegend als Angiogenesehemmer
Pazopanib (Votrient®)
Pazopanib
Klinische EffektivitätErgebnisse der Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms mit 800 mg/Tag
Pazopanib bei Patienten ohne vorherige Behandlung (n=233) und Zytokin-vorbehandelten Patienten (n=202) im Vergleich zu Placebo. Die Reponderrate betrug 30 %.
Sternberg et al., J Clin Oncol. 2010
Pazopanib (Votrient®)
progressionsfreies Überleben
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 19 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
NebenwirkungenDas Sicherheitsprofil wird trotz vieler Therapieprobleme und seltenen schwerwiegenden UAWs
(<1%) wie transitorische ischämische Attacke, ischämische Schlaganfälle, myokardiale Ischämien, kardiale Dysfunktion, gastrointestinale Perforationen und Fisteln, QT-
Verlängerungen und pulmonale, gastrointestinale und zerebrale Blutungen bei den Patienten als akzeptabel angesehen.
Sehr häufigVerminderter AppetitGeschmacksstörungenHypertonieDurchfallÜbelkeitErbrechenBauchschmerzenVerfärbung der HaareFatigue
HyperbilirubinämieHautausschlagHaarausfallHypopigmentierungErythemJuckreizTrockene HautHyperhidroseMyalgieMuskelkrämpfeProteinurieAsthenieMukositisÖdemBrustschmerzen
Pazopanib (Votrient®)
HäufigThrombozytopenieNeutropenieLeukopenieHypothyreoseKopfschmerzenSchwindelLethargieParästhesieHitzewallungenNasenblutenDysphonieDyspepsieStomatitisFlatulenzBlähbauchLeberfunktionsstörungen
NebenwirkungenAusgewählte Nebenwirkungen, die möglicherweise bei Pazopanib seltener
vorkommen als bei Sunitinib (Hand-Fuss-Syndrom, Stomatitis/Mukositis, Hautausschlag)
southernhoffs.blogspot.com
shandfacts.wordpress.com
southernhoffs.blogspot.com
illustrationsource.com
Pazopanib (Votrient®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 20 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Kontraindikationen
Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden
bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigenBestandteile und
bei schwerer Leberfunktionsstörung.
Pazopanib (Votrient®)
FazitDas fortgeschritte Nierenzellkarzinom kann erst seit wenigen Jahren
wirksam pharmakologisch therapiert werden, wobei Sunitinib als Standard gilt, denn der Arzneistoff verlängert die Zeit des progressionsfreien Überlebens (11 Monate) sowie das Gesamtüberleben (4,6 Monate).
Pazopanib verlängert die Zeit des progressionsfreien Überlebens insgesamt um ca. 5 Monate und bei Behandlungs-naiven Patienten um ca.
9 Monate und ist damit nicht besser wirksam als Sunitinib.
Pazopanib wurde nur unter Vorbehalt zugelassen. Weil direkte Vergleiche fehlen, ist nicht bekannt, ob sich die beobachteten Unterschiede im
Nebenwirkungsprofil zwischen Pazopanib und Sunitinib, die sich durch verschiedene Affinitäten an den Zielproteinen ergeben könnten, als
klinisch relevant erweisen. Der Hersteller hat inzwischen eine direkte Vergleichsstudie zwischen Sunitinib und Pazopanib begonnen.
Pazopanib (Votrient®)
Neue Arzneimittel 2010 - Zytostatika - 21 -
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2011;5(1):1-21
Hinweise 1) Die Bezeichnung Zusatznutzen bezieht sich auf das Gesetz zur Neuordnung des Arz-neimittelmarkts (AMNOG), wonach der g-BA eine Nutzenbewertung neu zugelassener Arzneimittel nach § 35 a SGB V durchführt. Es handelt sich bei den Kommentaren um eine klinisch-pharmakologische Kurz-Einschätzung des Autors, die auf den publizierten Zulassungsstudien und/oder den „European Public Assessment Report der europäischen Zulassungsbehörde „European Medicinal Agency (EMA) beruht.
2) Die Informationen zu den Arzneimitteln sind verkürzt dargestellt. Ausführlichere Informationen finden besonders interessierte Leser unter Weblink 1.
3) Eine vollständige Liste der 21 im Jahr 2010 zugelassen Arzneistoffe mit Indikationen und derzeitigem Zusatznutzen bei dieser Indikation ist unter folgendem Link erhältlich: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/fortbildungkoeln/index.html
Weblinks 1) wissenschaftliche Diskussion der Arzneistoffdaten einschließlich Nutzen-Risiko Einschätzung in den European Public Assessment Reports (EPARs,) der Zulassungsbehörde European Medicinal Agency (EMA), verzeichnet nach Handelsnamen, abgelegt unter Assessment History (nur in englischer Sprache) http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/landing/epar_search.jsp&murl=menus/medicines/medicines.jsp&mid=WC0b01ac058001d125&jsenabled=true
Literatur Zitate zu Leitlinien, Phase III-Studien und anderer verwendeter Literatur sind auf Nachfrage beim Autor erhältlich
Impressum: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html