Welche Fettbestimmungsverfahren können für Dauermilch in Vorschlag gebracht werden?

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  • 164 28. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmittelchemiker. [Zeit~hrLfe'bUennts~S~t chung

    3. Wah l yon Ausschu l~mitg l iedern . Vors i t zender : Der Aussehul~ besteht aus 21 Mitgliedern, yon welchen alle

    3 Jahre 7 gew~hlt ~Terden. Es scheiden in diesem Jahr aus: Bbmer , Cantz le r , F resen ius , Gerum, Hhr te l , Kerp und Wir th le .

    Prhsident J u c k e n a ck: Ieh beantrage der Einfachheit balber Wiederwahl durch Zuruf. - - Geschieht.

    Vors i t zender : Durch den Tod yon Kollege Wi l leke ist eine Stellvertreter- stelle frei. Wir haben nocb ein oder zwei Nitglieder in niehtleitender Stellung zu wghlen. Sie sind ja damals damit einverstanden gewesen, dab diese Wahl erfolgen soll, sobald eine Stelle frei wird, nicht aber so, daft wir ein Mitglied hinauswghlen, wenn es aus nichtleitender in eine leitende Stellung tritt. Diesen Beschlul] haben Sie gefafit. Es handelt sich jetzt um die Wahl des Stellvertreters ftir den ver- storbenen Kollegen Wi l leke . Vorgesehlagen ist Herr Dr. Schmeehe l vom Hygie- nischen Staatsinstitut in Hamburg. Ieh hi)re keinen Widerspruch; die Wahl ist also erfolgt.

    4. Wir kommen nun zum n~ehsten und letzten Punkt der Tagesordnung, den Ort der ngchst jhhr igen i iauptversammlung zu wghlen. DerAussehul~ schlhgt Ihnen far das ngchste Jahr Bremen vor. Ich sehe keinen Widersprueh. Bremen ist also als nAchstjhhriger Versammlungsort gew~hlt.

    Prof. Laband-Bremen: Gestatten Sie mir, meiner Freude darfiber Ausdruck zu geben, dal~ Ihre Wahl auf Bremen gefallen ist. Grot~e u will ich nieht maehen. In landschaftlieher Hinsieht werden Sie nicht das finden, was Sie hier in Baden-Baden fanden, aber eins kSnnen Sie sieher sein, wir werden Sie offenen tterzens empfangen.

    Vors i t zender : Ich danke Herrn Kollegen Laband. Wtinscht noch jemand das Wort? Das ist nicht der Fall. Dann schliel~e ieh die

    gescblossene Mitgliederversammlung.

    Es folgen hier die Ergebnisse der gemeinsamen P r t i fung d er F e t tbe s t immung in T rocken- und Kondensmi leh .

    Welche Fettbestimmungsverfahren k~nnen fiir Dauermilch in Vorschlag gebracht werden?

    Von

    F. E. ~ottbohm 1) und O. Baumann.

    Mit te i lung aus dem Hygien ischen St~ats ins t i tu t Hamburg.

    Zwischen dem Verband deutscher Dauermilchfabriken e.V. und dem gerein Deutscher Nahrungsmittelchemiker sind vor kurzem Vereinbarungen fiber die an Dauer- milchpr~parate zu stellenden Anforderungen getroffen worden. Bei diesen Yerhand- lungen wurde seitens der Fabrikanten der Vorsehlag gemacht, die Untersuchungs- verfahren, insbesondere soweit sie die Ermittelung des Fettgehaltes betreffen, einer Nachprfifung zu unterziehen~ da infolge mangelhafter ~bereinstimmung der Fett- prozente sich bei Handelsanalysen zuweilen Schwierigkeiten ergeben. Dieser Anregung hat der Ausschul~ des Vereins Deutscher Nahrungsmittelchemiker stattgegeben, naeh- dem sich eine genfigende Anzahl yon Untersuchungsstellen zur Teilnahme an den Nachprfifungen bereit gefunden hatte. Das erforderliehe Material wurde yon einer

    1) Referent.

  • 62. Band. I Jail/August 1931.1 f .E . N o ttb ohm und 0. B a umann, Fettbestimmung in Dauermilch. 165

    Stelle aus allen Betei l igten zugesandt. Damit bei dem :Maugel an einheitlichen Untersuchungsvorschriften das Ergebnis aicht durch eiue Unzahl you verschiedenen Verfahren zu untibersichtlich werden konnte, warden far die Untersuchnng yon vornherein zwei besonders hi~ufig angewandte Methoden in Vorschlag gebracht, ni~mlich:

    1. Das u yon R(~se-Got t l ieb , 2. ein Salzsi~nre-Verfahren. Da das zweite Verfahren sehr verschieden gehandhabt zu werden pfiegt, wurden

    fiber Einzelheiten (Menge des angewaudten Materials, Sti~rke der Si~ure, Art and Dauer des Erhitzens usw.) hi, here Angaben eingefordert. Mit Rticksicht auf die allgemeine Anweisuug sollen daher nur die Ergebnisse, die an Hand dieser beiden Methoden erzielt worden sind, besprochen werden.

    Fet tbest immungen nach I (Rbse-Got t l ieb) und II (Schmid-Bondzynsk i ) .

    I Milch in Pulverform I Condensmilch r

    Unter- ' UngezuckerteI Gezuckerte suchungs- I Magermilch Vollmilch Sahne I Vollmilch Magermilch

    stelle I I II I II I II ] I II I II

    A B C D E F G H

    Durch- schnitt

    0,8 1,1 0,9 1,4 1,1 1,6 1,3 1~4 1,1 1,0 1~3 1,6 1~6 1,1

    1,1 1,4

    26,3 26,6 26,9 27,0 26,6 26,6 26,4 26,6 26,5 -- 26,6 26,4 26,6 26,9 27,0 --

    26,6 26,7

    38,3 38,4 39,2 39,4 38,2 38,6 38,3 38,9 38,7 -- 38,6 38,2 39,0 39,1 38,8 39,5

    38,6 38,6

    7,6 7,7 7,5 7,6 7,5 7,6 7,5 7,7 7,7 7,7 7,6 8~0 7~1 7,5

    7,5 7~7

    0,5 0,5 0,6 0,4 0,7') 0,2 0,6 0,5 0,4 0,4 0,6 0,4

    0,4 0~6

    Vollmilch I II

    8,4 8,6 9,2 - - 8,4 9,0 ~) 8,5 9,3 8,8 - - 8,5 - - 8,7 9~3 8,6 --

    8,6 9,0

    Aus der lJbersicht gewinnt man zuni~chst den Eiudruck, als ob beide Methoden durchweg ftir alle Milchdauerwaren hinreichend tibereinstimmende Werte liefern, um den Anforderungen der Praxis zu gentigen. Mit den etwas niedrigeren Zahlen, die nach dem Verfahren von RSse-Got t l ieb erhalten werden, kSnnte man sich ab- finden, da sie im HC)chsffalle nur wenige Zehntel eines Prozentes betragen. 1Nach dem Gesamteindruck dieser Zusammenstellung zu schliel~eu, hi~tte demnach die gestellte Aufgabe eine aberraschend schnelIe and eindeutige LOsuug gefimden. Leider ist das nicht der Fall. Bef ni~herem Eiugeheu auf die Einzelergebnisse der Uutersuchuugs- stellen and die dazu gemachten Erli~uterungen ergibt sich ein Bild, wie es yon Sach- kennern, die von vornherein mit Schwierigkeiten gerechnet haben, nicht anders er- wartet worden ist. Es muff deshalb in eine ErSrteruug fiber die Verwendbarkeit der einzelnen Methoden bei den verschiedenen Arten yon Mflchdauerwaren ein- getreten werdeu.

    1. Ver fahren -con Rsse-Got t l ieb . 0ffenbar haben sich bei ihrer Anwendnng auf Trockenpri~parate keine neunens-

    werteu Schwierigkeiten ergeben. Es scheint aber empfehlenswert, sich in jedem Falle an eine nigher festzulegeude Menge yon Material zu binden. In einem Bericht tiber

    ') Nach Weibul l .

  • 166 2S. Hauptversammlung Deutscher hrahrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f. Untorsuohung [ tier Lebensmittel.

    vergleichende Fettbestimmungen ~hnlicher Art, die yon den Forschungsanstalten Kiel und Weihenstephan und yon der Landwirtschaftskammer 01denburg vorgenommen wurden, weist Gr immer 1) darauf bin, dal~ bei dem Arbeiten nach ROse-Got t l ieb mitunter keine vollsthndige bsung des Milehpulvers eintrat und dal~ dann die Ergebnisse zu niedrig ausfielen. Far ungezuckerte Kondensmilch findet die Methode ebenfalls keinen ungeteilten Beifall. Es Wird bemgngelt, daft sie auch hier zuweilen zu niedrige Werte liefert, und als Grund fiir diese Erscheinung auf zu starke Homogenisierung hingewiesen.

    Die yon allen beteiligten Stellen angefiihrten Zahlen liegen zwisehen 7,1 and 7,7%. Die grUl~te Abweichung yore Durchsehnittswert betrhgt demnach etwa 5%. Dies warde an sich nicht gegen die Verwendbarkeit der Methode sprechen, zumal auch yon einzelnen Untersuchungsstellen ausgeftihrte Doppelbestimmungen hinreichende Ubereinstimmang zeigen. Es mul3 jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, dal~ auch erheblich h8here Abweichungen mitgeteilt wurden. K onin g und M o o ij '~) weisen darauf hin, dal] man bei der FettbestimmuDg in Milch naeh RSse-Got t l ieb nicht immer zuverIhssige Werte bekommt, iNamentlich am Ende der Laktationsperiode der Kahe soll die whsserige Schicht bei dieser Methode nicht selten trabe sein. Da ein Teil des Fettes durch diese Ausscheidung eingeschlossen wird, bekommt man zu niedrige Werte.

    Jedenfalls kann als festgestellt angesehen werden, dal3 die Anwendung des Ver- fahrens yon R 5 s e - G o t tl i e b zuweilen zu unangenehmen Uberrasehungen Anlat] gegeben hat und deshalb mit einem gewissen Mifitrauen aufgenommen wird. Soweit gezuckerte Kondensmilch in Frage kommt, ist die Unsicherheit dieser Arbeitsweise durch die erheblichen Schwankungen der Ergebnisse zweier Untersuchungsstellen erneut be- st~tigt worden.

    2. Sa lzshure -Ver fahren . Schon die verschiedenartigen Benennungen ftir die Arbeitsweise mit Salzsgure

    lassen es vorerst angebracht erscheinen, eine strenge Unterseheidung der einzelnen Verfahren zu vermeiden, zumal selbst mit der Namensbezeiehnung eine feststehende Arbeitsweise kaum gegeben sein dgrfte. Ffir die Salzs~uremethode haben sieh in den meisten Laboratorien besondere Arbeitsweisen eingebargert. Die Abweiehungen beziehen sich im wesentlichen auf die St~rke tier Si~ure, daneben auf Substanzmenge, Kochdauer und andere Handgriffe. Es diarfte deshalb angebracht sein, eine Ver- einheitlichung der Arbeitsweise anzustreben. Bevor aber in dieser Richtung Vor- schl~tge gemacht werden, soll die Berechtigung der Benennung nach den verschiedenen Autoren geklg, rt werden, da oft die gleiehe Methode unter den verschiedensten Bezeich- nungen aufgeftihrt wird.

    Die Ergebnisse des Salzshureversuchs waren bezeichnet als Methode yon S c h m i d- Bondzynsk i oder als Methode g a tz la f f oder in Kombinution Schmid-Bondzynsk i - Ratz la f f . Es bleibt deshalb nachzupriifen: 1. Wer den Kern der Methode geliefert hat und 2. ob die zugefagten Verbesserungen so wesentlich sind, dai] die Nach- arbeiter genannt zu werden verdienen. Die erste Anwendung yon Salzsi~ure beim Aufschliefien yon Milch und Michprodukten stammt yon Werner Schmid ~) und lautet folgendermafien :

    ~) Chem.-Ztg. 1930, ~4, 916. 2) Pharm. Weekbl. 1916, ~8, 25 und 50. 3) Zeitschr. an~lyt. Chem. 1888, ~ 464.

  • ' ~2. Band. l F .E . N o t tb o h m und 0. B aura ann , Fet tbest immung in Dauermi lch . 167 J u l i /Aug~st 1931.1

    ,,Man nimmt ein Reagierglas yon etwa 50 ccm Inhalt, das in Zehntel Kubik- zentimeter eingeteilt ist, bringt genau gemessene 5 cem Rahm oder 10 ccm Milch hinein, setzt 10 ecru koncentrierte Salzsi~ure zu, kocbt unter Umschwenken, bis die Fltissigkeit dunkelbraun, ktihlt durch Einstellen in kaltes Wasser ab, ftigt 30 ccm Ather zu, sehtittelt urn, 1N~t stehen, migt das u der :~_therl0sung, pipettiert 10 ccm davon heraus, verdunstet in einem gewogenen Porzell.antiegel im Wasser- bad unter Blasen, schliel31ich bei 100 ~ Luftbad~ wiegt und berechnet auf die ur- sprt'mgliche Quantit~t der ~'~_therl~sung. Wean die Prozedur richtig ausgefiihl~ worden ist. scheiden sich Ather und wi~sserige Ltisung absolut Mar, ohne die mindeste Triibung; die iitherisehe Lt~sung daft beim Ausfliegen aus der Pipette keine wiisserigen Tr~pfchen zeigen. - - Die Resultate sind vo]lkommen genau, differieren unter sich und gegen die gewShnlichen gewichtsanalytischen Methoden nicht in I/lO%. Die Aus- ftlhrung beansprucht bei gehSriger Einriehtung h6ehstens eine Viertelstunde".

    Die erste Abiinderung zu diesem Verfahren hat S tan is laus Bondzynsk i 1) gebracht. Wiihrend S ch mid mit einem graduziertem Reagensglase arbeitete, verwendet Bondzynsk i ein mit 2 Kugeln versehenes Rohr, das mit dem heute tibliehen Geri~t filr die Fettbestimmung nach R0se-Got t l ieb die gr6gte J~nlichkeit hat. (Abbildung im Original)S). In der unteren Kugel wird das Aufschlieiien mit kaltgesi~ttigter Salzsliure vorgenommen. Dartiber hinaus beschreibt Bondzynsk i genauestens alle Einzelheiten des Yerfahrens. Da Schmid seine Arbeitsweise nar in groben Ziigen skizziert hat, bringt eigentlieh Bondzynsk i , abgesehen yon der Apparatur, kaum etwas Neues. Es fragt sich deshalb, ob die unwesentlich e Verbesserung des Yerfahrens yon Schmid dazu berechtigt, den Namen Bondzynsk i als Teilhaber an dieser Methode zu nennen. Es gibt wohl kaum ein analytisches Yerfahren, das sieh in seiner spiiteren Ausftihrung nicht gewisse Abiinderangen gegentiber dem Original hat gefallen lasSen mtissen. Man sollte sieh aber htiten, den ersten Aator in den Hintergrund zu stellen oder wom(~glich ganz fallen zu lassen, well andere diese oder jene vielleicht schon durch die fortschreitende Technik gegebene kleine Ver- besserung angeb~acht haben. Es hat den Anschein, als ob die Arbeitsweise yon S c h m i d nicht wegen der yon B o n d z y n s k i angebrachten Verbesserungen nach diesem mit benannt geworden ist, sondern weil ein gewisser Ste fan Bondzynsk i (offenbar der Sohn von Stan is laus) dieses Salzsi~ureverfahren auf die Bestimmung des Fett- geha!tes yon Ki~se tibertragen hat. S te fan Bondzynsk i gibt selbst an, dag sein Verfahren yon dem bei der Milehanalyse iiblichen nicht abweicht.

    Nicht selten wird auch der Name Ratz la f f mit der Methode yon Schmid in Zusammenhang gebracht. Ratz la f f 3) hat die Anwendung des Salzsi~ureverfaihrens auf Khse naehgeprtift und hierbei die Beobachtung gemacht, dag eine liingere Erhitzung, und zwar his zum Sieden erforderlich ist, damit die Eiweigk0rper vtillig zerstOrt werden. Er nimmt deshalb die Aufschlietiung in einem besonderen Kolben vor and spiilt erst naehher in ein graduiertes Rohr. Bei ih'm findet sieh auch zum ersten male die u von Petroli~ther, die aber offenbar von Bruno R~se 4) ent- liehen worden ist. Da ROse auch bereits Alkohol anwendet, gibt die heutige Aus- fiihrung der Methode kaum Anlag, Ratz la f f besonders zu nennen. Man sollte es

    ~) Landw. Jahrb. d. Schweiz 1889, 3, 119. 2) Zeitschr. analyt. Chem. 1891, 30, 728. :*) lKilchzeitung (Leipzig) 1903, 82, 65. 4) Zeitschr. angew. Chem. 1888, 1, 100.

  • 168 2S. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung L der Lebensmittel.

    bei der Kennzeichnung , ,Schmid-Bondzynsk i " bewenden lassen und nicht, wie es bei der Beratung des Abschnittes K~set) geschehen isL yon einem u Bond- zynsk i -Ratz la f f sprechen.

    Die ~JTbert.ragung der Methode yon Schmid-Bondzynsk i auf gezuckerte Milchdauerwaren lhl~t sich nicht ohne weiteres durchfOhren. Als Unzutr~glichkeiten, die zu Fehlergebnissen fQhrten, werden genannt: Leichtes Verkohlen des Zuckers beim Aufschliel~en, Festwerden beim Erkalten des Salzs~ureaufschlusses~ Schwierigkeiten beim Trennen der Flassigkeiten im ROse-Gott l ieb-Rohr und anderes mehr.

    Kon ing nnd Mooij nehmen AnstoB an der 0palescenz der w~sserigen Flassig- keit, die bei der RSse-Gott l ieb-Methode auftritt und die nach ibrer Ansieht ver- ursacht wird dutch hohe Pasteurisierung der Milch. Sie lehnen auch die abliche Salzshurebehandlung ab und machen den Vorschlag, die EiweiBstoffe mit KupfersulfaL Essigs~ure oder Asaprol vorher zu entfernen. Der Behandtung mit Kupfersulfat wird der u gegeben, da die Fhllung Sich schneller filtrieren l~tBt. Ihre Arbeitsweise f~ihrt demnach zu einer Kombination der bekannten EiweiBf~llung nach R i t t h a n sen mit der Salzs~uremethode. Koning und Mooij fiihren allerdings die aufgeschlossene F10ssigkeit nicht in ein R0se-Got t l ieb -Rohr aber, sondern filtrieren das Fett ab, trocknen Filter und Rackstand, um alles zusammen ira S o x h 1 e t- Apparat zu extrahieren.

    Brauer 2) hat noch vor nieht langer Zeit die Extraktion des mit Kupfersulfat erhaltenen EiweiB-Fettgemisches im Soxhlet-Apparat vorgenommen. Es ist abet erwiesen, dab das Ausziehen yon Fett aus solchen EiweiBrackst~nden Schwierigkeiten bereite L weshalb der Sicherheit halber eine Wiederholung der Extraktion nach vor- heriger grandlicher Zerkleinerung der harten~ glasigen Masse erforderlich wird. Anch T i l lmans und St rohecker ~) halten die Soxhlet-Methode bei Milchpulver far unbrauchbar, weil meist zu wenig Fett gefunden wird. Sie vertreten die Ansicht, dab dies mit der um die Fettk~igelchen vorhandenen Eiweil~haut zusammenhAngt. Dieser Auffassung hat such R o s s ~ e 4) beigepflichtet.

    Durch die Einfuhr der holl~mdischen Blockmilch und ihre Nachprafung auf den vereinbarten Mindestfettgehalt bot sich Gelegenheit, die yon hollhn~ischen Chemikern angewandte amtliche Methode n~her kennen zu lernen. Dabei stellte sich heraus, dab dieses Verfahren far gezuckerte Kondensmilch allen anderen Methoden vorzuziehen ist. R os s 6 e hat wohl als erster eine Ubersetzung der amtlichen holl~ndischen Methode gebraeht. Die gt~ten Erfolge, die er mit dem Salzs~ureverfahren nach Weibu l l erzielt ha L stehen im Einklang mit den langjhhrigen Erfahrungen, die an Hand eines umfangreichen und vielseitigen Materials im Hygienischen Staatsinstitut gemacht worden sind. Die Verfasser glauben daher ohne Bedenken, far gezuekerte Milchdauerw&ren die amtliche holl~ndische Methode in Vorschlag bringen zu kSnnen.

    Zusammenfassung. Auf Grund des Ausfalles der von 8 Untersuchungsstellen erstmalig vorgenommenen

    Nachpr~ifung der Fettgehaltsbestimmungen yon Milchdauerwaren~ bringt der Ausschufi des u Deutscher Lebensmittelchemiker in u

    1) Diese Zeitschrift 1912, 24, 140. ~) Zeitschr. 5ffentt. Chem. 1922, 21, 197. ~) Diese Zeitschrift 1924, 47, 377. 4) Deutsche Nahrungsm. Rundsch. 1928, S. 69.

  • 62. Band. 1 Juli]August 1931.J :F. E. hTottbohm und O. Baumann, Fettbestimmung in Dauermilch. 169

    ,,Die Fettbestimmungen in Milchdauerwaren werden yon den fraher beteiligten Untersuchungsstellen in gleichem Umfange wiederholt. Zur Anwendung sollen lediglich die beiden naehstehend anfgefahrten u kommen~ und zwar:

    1. F~ir n icht gezueker te ~ i l chdauerwaren das u yon Schmid-Bondzynsk i .

    5 g Kondensmilch (1 g Trockenmileh) werden nach Zusatz yon etwas t~imsstein ]m Erlenmeyer-K61bchen, das mit einem Trichter bedeckt ist, mit 10 ccm Salzs~ure vom Spez. Gewicht 1,124 znn~chst auf freier Flamme erhitzt, bis das Schhumen aufhSrt und dann noeh etwa 20 Minuten aber einem Asbestdrahtnetz in schwachem Sieden erhalten. Die warme Fl~issigkeit wird in ein Rohr naeh R6se-Got t l ieb abergefahrt und das K61bchen znn~chst mit 10 ccm Alkohol, dann mit 25 ccm Ather nachgespalt. Nach Zusatz yon 25 ecru Petrol~tther wird nach bekanntem u fahren ein aliquoter Teil in ein Glask61behen abgehebert und der Rackstand nach dem Abdestillieren des L0sungsmittels zur W~gung gebracht. Will man die Um- rechnung vermeiden, so wiederholt man das AnsseMtteln mit je 25 cem Ather und Petrolhther, hebert m6glichst restlos ab und vereinigt die Flassigkeiten im ge- wogenen Glask01behen.

    Diese Arbeitsweise hat den Vorzug, da~ sie auch far homogenisierte Milch und far Khse anwendbar ist.

    2. Far gezucker te M i l chdauerwaren das Ver fahren yon Weibull~).

    RuM 10 g gezuekerte Kondensmilch (10 g Bloekmilch) werden in einem Becherglase mit 20 ccm Wasser angerahrt und mit 30 ccm Salzshure yore Spez. Gewieht 1A24 versetzt. Das Gemisch wird unter Zusatz yon Bfmsstein mit aufge- legtem Uhrglas auf einer Asbestplatte 15--20 Minuten gekocht. Zweckm~l]ig rhrt man mit einem Glasstab, bis das Sch~umen der Fliissigkeit aufh6rt. Die heifie, mit dem gleiehen u heiBen Wassers verdannte Masse wird durch ein ange- feuchtetes Filter gegossen und der Rackstand bis zum Verschwinden der Salzs~ure- reaktion mit heiBem Wasser ausgewaschen. Filter mit Rackstand werden zweck- mhl]ig in dem vorher benutzten Becherglase bei 100 ~ getrocknet und nachher in eine Extraktionshalse abergef~hrt. Zur Gewinnung des Fettes genngt eine 1-standige )~ther-Extraktion im S o x h 1 e t- Apparat".

    Die Bereitstellung entsprechender Proben hat der Verband Deutscher Dauer- milchfabriken e.V. in entgegenkommender Weise far den Sp~tsommer bereits zugesagt. Um eine erweiterte Beteil]gung an der erneuten bTachprafung herbeizufahren, werden diese beiden Methoden al len Fachgenossen zur Anwendung empfohlen. Damit auch diese Ergebnisse bei der endgaltigen Entscheidung nicht fehlen, wird gebeten, sie dem Referenten zur Verfagung zu stellen und his zum 1. April 1932 einzusenden. Es steht somit zu hoffen, dal] die heikle Frage der zweckmhl~igsten Untersuehungs- verfahren far Fettbestimmungen in Milchdauerwaren eine befriedigende LSsung finden wird.

    1) Staatsblad van het Koninkrijk der Nederlanden 1925 Nr. 56. Besluit van den 23. Juni 1925 tot toepassing der artikelen 14 en 15 tier Warenwet (Staatsblad 1919, ~r. 581).

  • 170 2s. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmittslchemiker. [Zeitschr. f. Untersuchtmg [ der LebensmitteL

    Zweite Sitzung. Mittwoch, den 13. Mai 1931.

    Vors i t zender : Ieh erSffne hiermit die Fortsetzung der Hauptversammtung und m0chte zunhchst Ihr Einversti~ndnis erbitten, dab wir zuerst den Vortrag yon Herrn Dr. B ecke l hOren, der IAchtbilder vorzufahren beabsichtigt.

    Dann m0chte ich far diejenigen tterren, die gestern nicht bier waren, wieder- holen, dal~ far jeden Vortrag nur 20 Minuten zur Verfagung stehen und 5 Minuten far die Diskussion.

    Ieh bitte nun Herrn Dr. B e c k e 1, seinen Vortrag zu halten fiber: D a s Kup fer- serum der 5I i leh.

    Das Kupferserum der Milch. Von

    Dr. August Beckel, Stadichemiker am Chemischen Untersuchungsamt der Stadt Dfisseldorf.

    Wenn fiber das Kupfersermn der Milch ausffihrlieh berichtet wird, so besteht hierbei keineswegs die Absicht, der groBen Zahl yon Verfahren zur tterstellung von Milchseren ein weiteres anzuschliel~en. Denn so wertvoll die Bestimmung der Licht- brechung der Milehseren, mSgen sie wie immer auch hergestellt sein, sich ffir die Untersuchung yon Milch beim Vorliegen yon Vergleichsproben auch erwiesen hat, so darf man sich doeh der Einsicht nicht verschliei~en, dab die UnsicherheiC der Bem'- teilung ohne gergleichsproben nicht geringer ist, als etwa auf Grund des Gehaltes an fettfreier Trockenmasse oder der Dichte des Spontanserums. Schwankungen des Milch- zuckergehalts und damit der Brechung kOnnen fiberdies auch in kurzer Zeit eintretem wi~hrend gleiehzeitig nur der osmotisehe Druek unveri~ndert bleibt oder sieh h(Schstens innerhalb enger Grenzen bewegt. 0hne Heranziehung der Methoden zur Messung des osmotischen Drueks - - d. h. also der Gefrierpunktserniedrigung -- vermag man eine Milch mit niedrigem Milchzuckergehalt, demnach mit herabgesetzter Brechung, nicht zutreffend zu beurteilen, ganz abgesehen davon, dag gering gewi~sserte Proben fiber- haupt der Erfassung entgehen k0nnen. In vielen FNlen gibt wohl der erhiShte Chlor- gshalt einen Fingerzeig dafar, dal~ eine Probe mit niedrigem Gehalt an fettfreisr Troekenmasse oder niedriger Serambreehung nicht gewi~ssert zu sein braucht.

    Es liegt bisher noeh keine Methode vor, welche unmittelbar aus der Licht- breehung und dem Chlorgehalt der Milch den osmotisehen Druek bezw. den Gefrier- punkt zu bereehnen gestattet, wenn es auch an Anregungen und Versuchen nicht fehlt. In gewissem Sinne kiSnnen schon die Methoden hierher gerechnet werden, nach welchen der Milchzuckergehalt ausder Brechung des Chlorcalciumserums sntnommen und mit dem Chlorgehalt oder der Leitfi~higksit kombiniert wird. Bekanntlich ergibt die Ackermann 'sche Milchzuckertabelle aus der Brechung zu niedrige Werte. Auch nach der Verbesserung durch Schu lze 1) werden wohl bei normalen Gemelken guts Ergebnisse erhalten, nicht aber bei Milchproben anormaler Zusammensetzung. Ver- suehe, mittels Brechung und Chlorgehalt die Gefrierpunktserniedrigung zu bsrechnen, hatte auch Post ~) erw~hnt, aber nicht bekanntgegeben. Das Verfahren yon Post ,

    ~) Diese Zeitschrift 1929, 57, 460. 2) Diese Zeitschrift 1926, 52, 376.