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Heft 1 ] Kurze Mitteilungen 111 1972 aut~ergew/Shnlich langer ~berlappungszeit. Schachtelbruten mit 1--2 zu den Jungen ins Nest gelegten Eiern haben wit vereinzelt schon ~5t:ters nachweisen k/Snnen. Nach dem Schliipfen der Jungen wurde das ~ zur Sicherheit nochmals zur Kontrolle gefangen. Die Jungen dieser drltten Brut wurden am 26.7. beringt und diirften um den 3.8. ausgeflogen seln. Die ge- samte Fortpflanzungsphase dauerte also, vom ersten Ei bis zum Ausfliegen der letzten Jungen geredlnet, etwa 110 Tage, rechnet man die Nestbauzeit und die Versorgung der ausgeflogenen Jungen hinzu, mindestens 120 Tage. Es w~ire allerdings nicht richtig, aus diesen Daten den Schlu~ zu ziehen, der fri~he Lege- beginn k/Snne als Ursadle fiir das dreimalige Briiten angesehen werden. Zweifellos war er Voraussetzung dafiir, doch batten wir in w~rmeren Gebieten des Schwarzwaldes im Raum Baden-Baden schon mehrfac.h viel frfihere Legebeginne, ohne dat~ anschliet'~end drei Bruten erfolgt w~iren. Hans Lahrl, Vogelwarte Radolfzell, 776l MiSggingen, Am Schlo~berg Mergus serrator schioeIeri. -- Der "iron SCHISLEK major benannte Mittels~iger West- GrSnlands mui~te wegen major Dubois 1860 umbenannt werden. Der Ersatzname schioeIeri wird allgemein SALOMONS~N 1949 zugeschrieben, so z.B. yon VAURI~ (Birds of Palearctic Fauna. Nonpasseres, 1965 p. 138) nnd in der Check-list of North American Birds 5 th ed. p. 97, 1957. Hierbei ist jedoch tibersehen worden, daf~ bereits O. KLEINSCHMIDT 1943 (Katalog meiner ornithologischen Sammlung p. 211) schreibt: ,,(Mergus Serratrix) schioeleri, 8699, (~ Juli, Holstenborg, grislier, Fig. 26,2, Typus = major (Sch.)." Als Autor der meist anerkannten -- wenn auch nach den Angaben in der Literatur nur schwa& ausgepr~igten -- Form hat somit O. KLEINSCHMIDT ZU gelten, dessen Neubenennung mehrere Jahre friiher erfolgte als die SALOMONSEN'S. Auffallenderweise fehlt der Name auch in der verdienstvollen Ubersicht der yon KLelNSCH~tlDTbenannten Formen yon S. ECK (Zool. Abhandl. staatl. Mus. Tierkde Dresden 31, Nr. 7, 1970). Kurt Graf~ler, DDR-701 Leipzig, Perthesstr. 5 Welches Fliigelmafl ist richtig? -- Das zur Formenanalyse wohl wichtigste Merkmal ist die Fltigell~nge. Leider werden hierfiir immer noch verschiedene Mel~methoden empfohlen, die durch allzu knappe Beschreibung oft auch unterschiedlich ausgelegt werden kSnnen. An frischtotem bzw. lebendem Material vorgenommene Messungen ergeben dar(iber hinaus durch- wegs andere Werte als an ~ilterem Balgmaterial erzielte. Wirklich vergleichbar sind Resultate also erst damn, wenn sie mit der gleichen Methodik und beim gleichen Zustand des zu ver- messenden Objektes erhalten worden sin& -- In meinem ,,Identification Guide to European Passerines" (1970) habe ich versucht, die drei gebr~iuchlichsten Mef~verfahren zu beschreiben: 1) Abstand Bug--Spitze ohne Flachdriicken oder seitliche Ausrichtung, 2) der Ahstand bei flachgedriS.cktem Fliigel und 3) der Abstand bei flachgedrticktem und seitw~rts ausgerichtetem Fltigel. Ich selber befi~rworte Methode 3, gebe aber in meinem Guide aus praktischen Grtin- den solche Ma~e wieder, die mit Methode 2 erhaIten worden sin& Zu diesen meinen Be- schreibungen hat unliingst Herr Dr. H. Ke~M Stellung genommen (J. Orn. 111: 482--494). Er ist mit diesen Mef~verfahren nicht zufrieden und ftigt ein weiteres hinzu, welches er Methode KLEINSCHMIDTnennt. Dieses Mai~ wird bei st~irkstm6glichem Durchdrticken der Digitalgelenke in dorsoventraler und lateraler Richtung erreicht. Es sei zugestanden, daft hierdurch ein Maximalwert fiir die Fliigell~inge erreicht werden kann und aueh ein hSheres Mat~ an Repro- duzierbarkeit und Genauigkeit erzielt wird. An frischtotem Material angewandt, dtirfte diese Methode ideal sein, wenn es darum geht, ein wissenschafttich eindeutiges und exaktes Liingenmai~ zu erhahen. Auch ich empfehle entgegen der Behauptung yon KELM die Maximal- l~inge. Ich machte aber dringend davon abraten, die Methode KLEINSCHMIDT fiir lebende Kleinv~Sgel, die nach der Vermessung wieder in Freiheit gesetzt werden sollen, anzuwenden (in K~LMS Arbeit handelt es sich um Balgmaterial robusterer Arten). Fingerferdgkeit und

Welches Flügelmaß ist richtig?

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Page 1: Welches Flügelmaß ist richtig?

Heft 1 ] Kurze Mitteilungen 111 1972

aut~ergew/Shnlich langer ~berlappungszeit. Schachtelbruten mit 1--2 zu den Jungen ins Nest gelegten Eiern haben wit vereinzelt schon ~5t:ters nachweisen k/Snnen. Nach dem Schliipfen der Jungen wurde das ~ zur Sicherheit nochmals zur Kontrolle gefangen. Die Jungen dieser drltten Brut wurden am 26.7. beringt und diirften um den 3.8. ausgeflogen seln. Die ge- samte Fortpflanzungsphase dauerte also, vom ersten Ei bis zum Ausfliegen der letzten Jungen geredlnet, etwa 110 Tage, rechnet man die Nestbauzeit und die Versorgung der ausgeflogenen Jungen hinzu, mindestens 120 Tage.

Es w~ire allerdings nicht richtig, aus diesen Daten den Schlu~ zu ziehen, der fri~he Lege- beginn k/Snne als Ursadle fiir das dreimalige Briiten angesehen werden. Zweifellos war er Voraussetzung dafiir, doch batten wir in w~rmeren Gebieten des Schwarzwaldes im Raum Baden-Baden schon mehrfac.h viel frfihere Legebeginne, ohne dat~ anschliet'~end drei Bruten erfolgt w~iren.

Hans Lahrl, Vogelwarte Radolfzell, 776l MiSggingen, Am Schlo~berg

Mergus serrator schioeIeri. - - Der "iron SCHISLEK major benannte Mittels~iger West- GrSnlands mui~te wegen major Dubois 1860 umbenannt werden. Der Ersatzname schioeIeri wird allgemein SALOMONS~N 1949 zugeschrieben, so z.B. yon VAURI~ (Birds of Palearctic Fauna. Nonpasseres, 1965 p. 138) nnd in der Check-list of North American Birds 5 th ed. p. 97, 1957. Hierbei ist jedoch tibersehen worden, daf~ bereits O. KLEINSCHMIDT 1943 (Katalog meiner ornithologischen Sammlung p. 211) schreibt: ,,(Mergus Serratrix) schioeleri, 8699, (~ Juli, Holstenborg, grislier, Fig. 26,2, Typus = major (Sch.)." Als Autor der meist anerkannten - - wenn auch nach den Angaben in der Literatur nur schwa& ausgepr~igten - - Form hat somit O. KLEINSCHMIDT ZU gelten, dessen Neubenennung mehrere Jahre friiher erfolgte als die SALOMONSEN'S. Auffallenderweise fehlt der Name auch in der verdienstvollen Ubersicht der yon KLelNSCH~tlDT benannten Formen yon S. ECK (Zool. Abhandl. staatl. Mus. Tierkde Dresden 31, Nr. 7, 1970).

Kurt Graf~ler, DDR-701 Leipzig, Perthesstr. 5

W e l c h e s F l i i g e l m a f l i s t richtig? - - Das zur Formenanalyse wohl wichtigste Merkmal ist die Fltigell~nge. Leider werden hierfiir immer noch verschiedene Mel~methoden empfohlen, die durch allzu knappe Beschreibung oft auch unterschiedlich ausgelegt werden kSnnen. An frischtotem bzw. lebendem Material vorgenommene Messungen ergeben dar(iber hinaus durch- wegs andere Werte als an ~ilterem Balgmaterial erzielte. Wirklich vergleichbar sind Resultate also erst damn, wenn sie mit der gleichen Methodik und beim gleichen Zustand des zu ver- messenden Objektes erhalten worden sin& - - In meinem ,,Identification Guide to European Passerines" (1970) habe ich versucht, die drei gebr~iuchlichsten Mef~verfahren zu beschreiben: 1) Abstand Bug--Spitze ohne Flachdriicken oder seitliche Ausrichtung, 2) der Ahstand bei flachgedriS.cktem Fliigel und 3) der Abstand bei flachgedrticktem und seitw~rts ausgerichtetem Fltigel. Ich selber befi~rworte Methode 3, gebe aber in meinem Guide aus praktischen Grtin- den solche Ma~e wieder, die mit Methode 2 erhaIten worden sin& Zu diesen meinen Be- schreibungen hat unliingst Herr Dr. H. Ke~M Stellung genommen (J. Orn. 111: 482--494). Er ist mit diesen Mef~verfahren nicht zufrieden und ftigt ein weiteres hinzu, welches er Methode KLEINSCHMIDT nennt. Dieses Mai~ wird bei st~irkstm6glichem Durchdrticken der Digitalgelenke in dorsoventraler und lateraler Richtung erreicht. Es sei zugestanden, daft hierdurch ein Maximalwert fiir die Fliigell~inge erreicht werden kann und aueh ein hSheres Mat~ an Repro- duzierbarkeit und Genauigkeit erzielt wird. An frischtotem Material angewandt, dtirfte diese Methode ideal sein, wenn es darum geht, ein wissenschafttich eindeutiges und exaktes Liingenmai~ zu erhahen. Auch ich empfehle entgegen der Behauptung yon KELM die Maximal- l~inge. Ich machte aber dringend davon abraten, die Methode KLEINSCHMIDT fiir lebende Kleinv~Sgel, die nach der Vermessung wieder in Freiheit gesetzt werden sollen, anzuwenden (in K~LMS Arbeit handelt es sich um Balgmaterial robusterer Arten). Fingerferdgkeit und

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112 Kurze Mitteilungen [J.O~n.

Behutsamkeit sind z.B. bei Beringern sehr unterschiedlich vorhanden. Praktische Erw~.gungen haben mich daher veranlaf~t, die wissenschaftliche Exaktheit hinter das Wohlergehen der lebenden VSgel zu stellen.

Lars Svensson, Upplandsgatan 29, 3 tr. S-113 60 Stodiholm, Schweden

Chaetura spinicauda nistet in einem Wasserbeh[ilter. - - In Surinam ist Chaetura spini- cauda ziemlich gemein auf mit zerstreuten Baumgruppen und Palmen bewachsenen sandigen Savannen und an Waldr~indern. Bei starkem Regen jagt er 8fters in kleinen Gruppen ziemlich niedrig ~iber den Boden fliegend auf Waldwegen, bisweilen in Gesellschaft yon anderen Seglern. So sah ich am 12. Januar 1971 beim starken Regen eine Anzahl znsammen mit Chaetura brachyura und Tachornis squamata niedrig iiber dem Boden auf der Termitenjagd auf einer offenen Savanna bei Zanderij. Uber das Nisten yon C. spinicauda ist wenig bekannt. SNow (Zoologica 47, 1962: 129--139) beobachtete am 9. und l l . Juli 1959 ein Paar, das Jungen fiitterte, in einem Baumstumpf yon Pachira insignis auf Trinidad. Offenbar ist dies die erste Nestbeobachtung dieses Seglers. In Surinam konnte ich nun kiirzlich das Nisten dieses Seglers in menschlichen Bauten feststellen. Am Morgen vom 25. Juli 197t war ich am Waldrand yon Republiek, wo sich ein abgebrochenes Wochenendhiiusd~en befand. Nut ein runder etwa 6 Meter hoher Wasserbeh~iher aus Beton war stehengeblieben. Icl~ sah nun, wie zwei dieser Segler von oben hin in den Wasserbeh~iher ein- und ausflogen und offenbar Jungen fiitterten. Leider war die Oberseite des Wasserbeh~ihers f[ir mich unerreichbar.

SNOW hat auch das N~ichtigen eines Exemplars dieses Seglers in Gesellschaft yon Chaetura brachyura in unterirdischen BetonhShlen auf Trinidad festgestelh.

F. Haverschmidt, Ommen, Niederlande