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WettbewerbSS 2018
Prof. Dr. Susanne Soretz
Worum wird es gehen?
Arbeitsteilung macht Koordinationsmechanismus unverzichtbar ➜
Märkte erfüllen diese Funktion am besten
bei vollkommenem Wettbewerb sind MarktergebnissePareto-optimal
Marktversagen führt zu Fehlallokationen
Unternehmen mit Marktmacht (Monopole, Oligopole) verhaltensich anders als Mengenanpasser, in der Regel geringeresAngebot zu höheren Preisen, dadurch wird dieInformationsfunktion der Preise gestört, es entstehenWohlfahrtsverluste
Wettbewerbspolitik: Regulierung soll Marktmacht reduzieren bzw.Marktergebnisse korrigieren
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 1 / 186
Gliederung
1. Einführung und Überblick: Warum Wettbewerb?
2. Das allg. Gleichgewicht und das 1. Wohlfahrtstheorem:Pareto–Optimum — Wettbewerbsgleichgewicht — Gerechtigkeitund Wohlfahrt — Marktgleichgewichte bei unvollk. Konkurrenz —Anbieteranzahl und Kostenstruktur
3. Das Monopol:Monopolist. Preissetzung: Partialanalyse — Monopolmacht imallgemeinen Gleichgewicht — Das natürliche Monopol
4. Regulierung:Grenzkostenpreisbildung — Ramsey-Preise — Tarifgestaltung —Subvention — Ausschreibung eines natürlichen Monopols
5. Das Monopson und das bilaterale Monopol
6. Das Oligopol:Mengenwettbewerb nach Cournot — Preiswettbewerb nachBertrand — Wettbewerbsbeschränkung: Kooperation
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 2 / 186
Literatur
Bester, H. (2017), Theorie der Industrieökonomik, Springer.
Binger, B. R., Hoffman, E. (1998) Microeconomics with Calculus,Addison Wesley.
Borrmann, J., FinsingerJ. (1999) Markt und Regulierung, Vahlen.
Henderson, J. M., Quandt, R. E. (1983) Mikroökonomische Theorie,Vahlen.
Hey, J. D. (2003) Intermediate Microeconomics, McGrawHill.
Linde, R. (1996), Mikroökonomie, Kohlhammer Verlag.
Tirole, J. (1999), Industrieökonomik, Oldenbourg.
Wied-Nebbeling, S., (2009) Preistheorie und Industrieökonomik,Springer.
Wiese, H., (2014) Mikroökonomik, Springer.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 3 / 186
Organisatorisches
Folien im Internet unterrsf.uni-greifswald.de/lehrstuehle/wiwi/avwl/lehrstuhl-soretz/lehre
Sprechstunden Mittwoch Nachmittag nach Vereinbarung, bitte peremail anmelden: [email protected]
Übung:(beginnt mit Besprechung der AVWL-Klausuren aus dem WS):siehe Übungsplan
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 4 / 186
Klausuren
Scheinklausur für BWLer am Semesterende:19. Juli 2018 um 08 Uhr s.t. im HS Loe➜ Diplom-BWLer melden sich im HIS an➜ BSc-BWLer melden sich beim ZPA an
Klausur für B.A.-Studenten:im Rahmen der AVWL Anfang September
Vorkorrekturanträge bitte per email mit Angabe des Grundes (undTermins) bis zwei Wochen vor der betreffenden Klausurbeantragen:z.B.: Vorkorrektur der AVWL wegen Fachmodulprüfung,Vorkorrektur AVWL wegen Auslandsbewerbung am 15.09.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 5 / 186
1 Einführung und Überblick: Warum Wettbewerb?
Wettbewerb sichert Effizienz: das Marktergebnis ist pareto-optimal
Preise komprimieren alle Informationen über die Knappheit derverschiedenen Güter
Wettbewerb ist damit allen anderen Allokationsverfahrenüberlegen
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 6 / 186
Soziale Wohlfahrt aus der Herstellung eines Gutes:
X
P
➩ maximale soziale Wohlfahrt, wenn Grenznutzen = Grenzkosten.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 7 / 186
Koordination durch einen Wettbewerbsmarkt:
X
P
Konsumenten erhöhen die Nachfrage, bis Preis = Grenznutzen
Produzenten erhöhen das Angebot, bis Preis = Grenzkosten
Marktgleichgewicht (Angebot = Nachfrage) bringt Grenznutzenund Grenzkosten in Übereinstimmung
Das Gleichgewicht auf einem Wettbewerbsmarkt maximiert diesoziale Wohlfahrt!
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 8 / 186
Der Fall vieler Güter und Produktionsfaktoren
Es müssen nicht nur Nutzen und Kosten aus der Herstellungeines Gutes gegeneinander abgewogen werden, sondern auchdie Produktionsmengen verschiedener Güter sowie die Aufteilungder Produktionsfaktoren auf die Sektoren.
Besonders in einem solchen komplexen Umfeld sindWettbewerbsmärkte allen anderen Allokationsverfahrenüberlegen.
Sowohl Grenznutzen als auch Grenzkosten eines Gutes bzw.eines Produktionsfaktors hängen auch von der Verfügbarkeitanderer Güter bzw. Produktionsfaktoren ab.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 9 / 186
Beispiel: Der Nutzen von Skistiefeln ist größer, wenn mehrSkiurlaube gemacht werden. Der Grenznutzen steigt bzw. dieNachfrage verschiebt sich nach oben. Die optimaleSkistiefelmenge steigt.
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 10 / 186
Beispiel: Die Herstellungskosten von Textilien steigen, wenn derLohnsatz steigt. Die Grenzkosten steigen bzw. das Angebotverschiebt sich nach oben. Die optimale Menge Textilien sinkt.
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 11 / 186
2 Das allgemeine Gleichgewicht und das ersteWohlfahrtstheorem
Quelle: Wiese (Kap. M) oder Henderson/Quandt (Kap. 9)
Ziel: Herleitung des 1. Wohlfahrtstheorems:„Jedes Marktgleichgewicht ist Pareto-optimal“
Weg: Charakteristische Eigenschaften des Parto-Optimums finden;zeigen, dass diese Eigenschaften auch im Marktgleichgewicht erfülltsind
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 12 / 186
Annahmen: Das 2x2x2-Modelles gibt zwei Individuen: a und b
es gibt zwei Güter, Gut 1 und Gut 2
es gibt zwei Produktionsfaktoren: Arbeit L und Kapital K
jeder Sektor produziert mit beiden Produktionsfaktoren gemäß
X 1 = X 1(L1,K 1) bzw. X 2 = X 2(L2,K 2) (1)
beide Produktionsfunktionen sind linear homogen (konstanteSkalenerträge).
die Produktionsfaktoren sind substituierbar, wobei die Grenzrateder technischen Substitution abnimmt (konvexe Isoquanten)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 13 / 186
2.1 Das Pareto–Optimum
Bedingungen für Pareto–Optimalität:
1. Effiziente Produktion:
Verteilung der Produktionsfaktoren auf die Sektoren:In keinem Sektor kann die Produktionsmenge erhöht werden, ohnedafür in einem anderen Sektor die Produktionsmenge zu senken.
2. Effizienter Verbrauch:
Verteilung der Güter auf die Haushalte:Kein Haushalt kann mehr besser gestellt werden, ohne dafür einenanderen Haushalt schlechter zu stellen.
3. Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch:
Produktionsmengen der Güter:Durch eine Änderung der Produktionsstruktur kann kein Haushaltmehr besser gestellt werden kann.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 14 / 186
Effiziente Produktion
Isoquanten:
L
K
weiter außen liegende Isoquante: größere Produktionsmenge
Wanderung auf der Isoquante: Substitution der Faktoren
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 15 / 186
L
K
Steigung der Isoquanten:Grenzrate der technischen Substitution GRTS
dX = 0 ➩
➩ GRTS =
∣∣∣∣
dKdL
∣∣∣∣=
XL
XK(2)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 16 / 186
Die Edgeworth–Box der Produktion:
K 1
K 2 L1
L2
Effiziente ProduktionDie Produktionsfaktoren sind effizient auf die Sektoren aufgeteilt, wenndie Grenzraten der technischen Substitution übereinstimmen.
➩ GRTS1 = GRTS2 das heißtdK 1
dL1 =dK 2
dL2
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 17 / 186
Die effiziente Produktion: ein Zahlenbeispiel
So lange die Grenzraten der technischen Substitution verschiedensind, ist es möglich, in einem Sektor mehr zu produzieren, ohne indem anderen Sektor weniger zu produzieren.Ausgangspunkt: Sowohl Arbeit als auch Kapital werden vollbeschäftigt. Die GRTS1 beträgt
∣∣dK 1/dL1
∣∣= 5, die GRTS2 beträgt
∣∣dK 2/dL2
∣∣= 10.
Erhöht man den Arbeitseinsatz in Sektor 2 um eine Einheit, kannman zehn Einheiten Kapital einsparen.
Wenn man diese zehn Einheiten Kapital in Sektor 1 nutzt, werdenzwei Einheiten Arbeit frei.
Eine Einheit davon braucht man in Sektor 2, mit der anderenEinheit kann man mehr als in der Ausgangssituation produzieren.
Erst wenn die GRTS in beiden Sektoren übereinstimmen, kannman durch eine Änderung der Produktionsstruktur keineMehrproduktion mehr erreichen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 18 / 186
Die Transformationskurve
Die Transformationskurve ist die grafische Darstellung aller effizientenGüterkombinationen.
K 1
K 2 L1
L2
X 1
X 2
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 19 / 186
Die Grenzrate der Transformation
in der Regel ist die Transformationskurve konkav
die Steigung der Transformationskurve heißt Grenzrate derTransformation GRT
die GRT gibt an, auf wieviel Einheiten von Gut 2 verzichtetwerden muss, um eine Einheit von Gut 1 mehr zu produzieren:Opportunitätskosten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 20 / 186
Opportunitätskosten und Grenzproduktivitäten:
Die Grenzrate der Transformation misst die Opportunitätskosten vonGut 1:
GRT =
∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣
(3)
Die Produktionsmengen verändern sich durch Veränderung desFaktoreinsatzes
dX 1 = X 1L1dL1 +X 1
K 1dK 1 und dX 2 = X 2L2dL2 +X 2
K 2dK 2
Eine Bewegung auf der Transformationskurve erfolgt durch dieVerlagerung von Produktionsfaktoren von Sektor 2 in Sektor 1, d. h.
dL1,dK 1 > 0 und dL2,dK 2 < 0 (4)
wobei dL1 =−dL2 und dK 1 =−dK 2 (5)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 21 / 186
so dass die GRT∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣= (6)
➩ GRT =X 2
K 2
X 1K 1
=X 2
L2
X 1L1
(7)
Die GRT entspricht bei effizienter Produktion dem Verhältnis derGrenzproduktivitäten von Arbeit bzw. Kapital.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 22 / 186
Effizienter Verbrauch
Indifferenzkurven:
X 1
X 2
X 1
X 2
Die Präferenzen bestimmen die Form der Indifferenzkurven:
➜ je besser die Güter substituierbar sind, um so weniger gekrümmtsind die Indifferenzkurven
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 23 / 186
X 1
X 2
Steigung der Indifferenzkurve: Grenzrate der Substitution GRS
U = U(X 1,X 2) ➩ dU =
dU = 0 ➩
➩ GRS =
∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣=
UX1
UX2(8)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 24 / 186
Die Edgeworth–Box des Verbrauchs:
X 2a
X 2b X 1a
X 1b
Effizienter VerbrauchDie Konsumgüter sind effizient auf die Haushalte verteilt, wenn dieGrenzraten der Substitution übereinstimmen.
➩ GRSa = GRSb das heißtdX 2a
dX 1a=
dX 2b
dX 1b
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 25 / 186
Effizienter Verbrauch: ein Zahlenbeispiel
So lange die Grenzraten der Substitution verschieden sind, ist esmöglich, einen Haushalt besser zu stellen, ohne den anderen Haushaltschlechter zu stellen.Ausgangspunkt: Sowohl Gut 1 als auch Gut 2 werden vollständigverbraucht. Die GRSa beträgt dX 2a/dX 1a = 2, die GRSb beträgtdX 2b/dX 1b = 1.
Erhöht man den Konsum an Gut 1 von Haushalt a um eine Einheit,kann man seinen Konsum von Gut 2 um zwei Einheiten senken.Wenn man diese zwei Einheiten von Gut 2 nun Haushalt b gibt,dann werden zwei Einheiten des Gutes 1 frei.Eine Einheit davon braucht man, um Haushalt a so gut zu stellenwie zuvor, die andere Einheit kann zur Nutzensteigerungverwendet werden.Erst wenn die GRS beider Haushalte übereinstimmen, kann mandurch eine Änderung der Verbrauchsstruktur keineNutzensteigerung mehr erreichen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 26 / 186
Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch
Produktionsmöglichkeiten ➩ Transformationskurve
daraus resultierende Konsummöglichkeiten ➩ Edgeworth-Box desVerbrauchs
X 1
X 2
Effiziente Koordination vonProduktion und VerbrauchProduktion und Verbrauch sindeffizient koordiniert, wenn dieGrenzraten der Substitution derGrenzrate der Transformationentsprechen ➩ GRT = GRS.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 27 / 186
Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch: ein
Zahlenbeispiel
So lange die Grenzraten der Substitution von der GRT abweichen, istes möglich, durch Änderung der Produktionsstruktur einen (beliebigen)Haushalt besser zu stellen.Ausgangspunkt: Sowohl Gut 1 als auch Gut 2 werden vollständigverbraucht. Die GRSa = GRSb = GRS beträgt dX 2/dX 1 = 2, die GRTbeträgt dX 2/dX 1 = 1.
Wird um eine Einheit mehr von Gut 1 produziert, kann um eineEinheit weniger von Gut 2 produziert werden.
Die Haushalte verzichten aber auf zwei Einheiten von Gut 2, wennsie eine Einheit mehr von Gut 1 bekommen.
Die „übrige“ Einheit von Gut 2 kann somit nutzensteigerndverwendet werden.
Erst wenn die GRS mit der GRT übereinstimmen, kann mandurch eine Änderung der Produktionsmengen keineNutzensteigerung mehr erreichen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 28 / 186
2.2 Das Wettbewerbsgleichgewicht
Annahmen: vollkommener/vollständiger Wettbewerb:
viele kleine Anbieter und Nachfrager auf allen Märkten
ein homogenes Produkt je Markt
kein technischer Fortschritt
Annahmen: kein Marktversagen
Rivalität im Konsum
Anwendbarkeit des Ausschlussprinzips
keine externen Effekte und Unteilbarkeiten
➜ Marktverhalten: Anbieter und Nachfrager sindMengenanpasser/Preisnehmer
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 29 / 186
Die Faktormärkte
Faktornachfrage gewinnmaximierender, mengenanpassenderUnternehmen:
maxL1,K 1
G1 = p1X 1(K 1,L1)−wL1− rK 1 (9)
➩X 1
L1
X 1K 1
=wr
➩ GRTS1 = Faktorpreisverhältnis (10)
genauso: maxL2,K 2
G2 = p2X 2(K 2,L2)−wL2− rK 2 (11)
➩X 2
L2
X 2K 2
=wr
➩ GRTS1 = GRTS2 (12)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 30 / 186
Faktornachfrage:
L1
w
L2
w
➜ Wenn sich alle Firmen an dem gleichen Faktorpreis orientieren,stimmen die jeweiligen Wertgrenzprodukte überein.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 31 / 186
noch einmal Faktornachfrage:
L1
K 1
L2
K 2
➜ Wenn sich alle Firmen an dem gleichen Faktorpreisverhältnisorientieren, stimmen die jeweiligen GRTS überein.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 32 / 186
Ergebnis: effiziente Produktion
Da sich alle Unternehmen am gleichen Faktorpreisverhältnisorientieren, stimmen alle GRTS überein.
Faktorpreise bündeln alle relevanten Informationen über dieKnappheit der Faktoren.
Die Allokation der Produktionsfaktoren auf Wettbewerbsmärktenist Pareto-optimal.
Zentral dafür ist, dass alle Firmen den selben Faktorpreisengegenüber stehen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 33 / 186
Die Gütermärkte
Güternachfrage nutzenmaximierender, mengenanpassenderHaushalte:
maxX1a,X2a
Ua(X 1a,X 2a) u. N.ya = p1X 1a +p2X 2a (13)
➩Ua
X1a
UaX2a
=p1
p2 (14)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 34 / 186
genauso: maxX1b ,X2b
Ub(X 1b,X 2b) u. N.yb = p1X 1b +p2X 2b
➩Ub
X1b
UbX2b
=p1
p2 (15)
➩ GRSa = GRSb (16)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 35 / 186
Güternachfrage:
X 1a
X 2a
X 1b
X 2b
➜ Wenn sich alle Haushalte an dem gleichen Güterpreisverhältnisorientieren, stimmen die jeweiligen GRS überein.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 36 / 186
Ergebnis: effizienter Konsum
Da sich alle Haushalte am gleichen Güterpreisverhältnisorientieren, stimmen alle GRS überein.
Die Güterpreise bündeln alle relevanten Informationen über dieKnappheit der Güter.
Der Verbrauch der Güter erfolgt auf WettbewerbsmärktenPareto-optimal.
Zentral dafür ist, dass alle Haushalte den selben Güterpreisengegenüber stehen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 37 / 186
Die Koordination von Produktion und Verbrauch
Aus gewinnmaximierender und mengenanpassender Faktornachfrageder Unternehmen folgte (s.o.):
p1X 1L1 = w = p2X 2
L2 bzw. p1X 1K 1 = r = p2X 2
K 2 (17)
Daraus bestimmt man die GRT im Marktgleichgewicht:
GRT =
∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣=
X 2L2
X 1L1
=X 2
K 2
X 1K 1
=p1
p2 (18)
Aus nutzenmaximierender und mengenanpassender Güternachfrageder Haushalte folgte (s.o.):
GRS =
∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣= GRSa = GRSb =
p1
p2(19)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 38 / 186
Zusammenfügen beider Bedingungen ergibt
GRT =p1
p2 = GRS (20)
Ergebnis: effiziente Koordination
Da Produzenten und Konsumenten den selben Güterpreisengegenüber stehen, stimmen GRT und GRS überein.
Die Güterpreise vermitteln die Knappheit der Güter zwischenProduktion und Verbrauch.
Die Koordination von Produktion und Verbrauch ist imWettbewerbsgleichgewicht Pareto-optimal.
Zentral dafür ist, dass Unternehmen und Haushalte den selbenGüterpreisen gegenüber stehen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 39 / 186
Zusammenfassung
Das erste Wohlfahrtstheorem:Unter der Bedingung vollständigen Wettbewerbs (sowie derAbwesenheit von Marktversagen) gilt:Jedes Marktgleichgewicht ist Pareto-optimal.
Die Aufteilung der Produktionsfaktoren ist effizient(GRTS1 = w/r = GRTS2), da alle Unternehmen auf der Basis desgleichen Faktorpreisverhältnisses entscheiden.
Die Aufteilung der Konsumgüter auf die Haushalte ist effizient(GRSa = p1/p2 = GRSb), da alle Haushalte auf der Basis desgleichen Güterpreisverhältnisses entscheiden.
Die Koordination von Produktion und Verbrauch ist effizient(GRT = p1/p2 = GRS), da Unternehmen und Haushalte auf derBasis des gleichen Güterpreisverhältnisses entscheiden.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 40 / 186
Die Preise erfüllen damit ihre Lenkungsfunktion, sie signalisierendie Knappheit von Produktionsfaktoren und Gütern.
Die Preise können ihre Lenkungsfunktion nur erfüllen, wenn sienicht verzerrt werden: bspw. verschiedene Mehrwertsteuersätzefür verschiedene Güter; Wohngeld als Preissubvention fürmanche Haushalte; vergünstigter Kinoeintritt für Studenten; sozialgestaffelte Kindergartengebühren; geringere Ökosteuer fürenergieintensive Branchen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 41 / 186
2.3 Gerechtigkeit und Wohlfahrt
Quelle: Linde Kap. 6.3 oder Hey Kap. 9
Wie gut geht es den beteiligten Haushalten in den jeweiligenPareto-Optima?
Es gibt Pareto-Optima, die wir als ungerecht empfinden,beispielsweise wenn Haushalt a nichts bekommt und Haushalt balles.
Gerechtigkeitsvorstellungen werden in sozialenWohlfahrtsfunktionen erfasst, die Auskunft darüber geben,welches Pareto-Optimum sozial besser bewertet wird als welchesandere.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 42 / 186
Wenn die Gütermengen vorgegeben sind, dann kann man aus derKontraktkurve die zugehörigen Nutzenniveaus ableiten:
X 2a
X 2b X 1a
X 1b
Ua
Ub
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 43 / 186
Auf der Basis gegebener Technologien und gegebener Faktormengensind viele Güterkombinationen möglich (sh. Edgeworth-Box derProduktion). Entsprechend ist die Nutzenmöglichkeitenkurve dieUmhüllende:
Ua
Ub
Die Nutzenmöglichkeitenkurve gibt alle realisierbaren Kombinationenvon Nutzenniveaus zweier Haushalte an.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 44 / 186
Die Nutzenmöglichkeitenkurve verläuft immer fallend: Der Nutzeneines Haushalts ist nur zu erhöhen, wenn dafür der Nutzen desanderen Haushalts gesenkt wird (andernfalls wäre die ersteSituation nicht effizient gewesen).
Genauere Aussagen über den Verlauf derNutzenmöglichkeitenkurve sind ohne weiteren Annahmen überdie Präferenzen nicht möglich.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 45 / 186
Welcher Punkt auf der Nutzenmöglichkeitenkurve soll realisiert
werden?
➩ Welche Nutzenverteilung ist gerecht?Gerechtigkeit hat immer etwas mit Gleichheit zu tun, es gibt aber sehrverschiedene Ansichten, was gleich sein soll:
Startgerechtigkeit: gleiche Anfangsausstattung aller Haushalte
Leistungsgerechtigkeit: gleiches Einkommen bei gleicher Leistung
Regelgerechtigkeit: auf alle Wirtschaftssubjekte sollen diegleichen Regeln angewendet werden
Ergebnisgerechtigkeit: gleiche Güterausstattung (oder gleicheNutzenniveaus) für alle Haushalte
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 46 / 186
Wohlfahrtsfunktionen
Die Überlegungen bezüglich sozialer Gerechtigkeit werden in derRegel in Form von sozialen Wohlfahrtsfunktionen zusammengefasst:
Soziale Wohlfahrtsfunktion:Eine soziale Wohlfahrtsfunktion gibt an, welche Größen für dasWohlergehen einer Gesellschaft (eines Landes) maßgeblich sind undin welcher Weise das gesellschaftliche Wohlfahrtsniveau von ihnenabhängt.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 47 / 186
Zwei verschiedene Ansätze: Leontief-Lerner und Bergsson
Leontief-Lerner-Wohlfahrtsfunktion:
unterstellt, dass das Wohlergeheneiner Gesellschaft von der Menge anGütern abhängt, die ihr zur Verfügungstehen W = W (X 1, . . . ,X n)
➜ Verteilung ist irrelevant
X 1
X 2
Bergsson-Wohlfahrtsfunktion:
unterstellt, dass das Wohlergeheneiner Gesellschaft von denNutzenniveaus der Individuenabhängt W = W (Ua, . . . ,Um)
➜ Ungleichheitsaversion bestimmtKonvexität der soz. Indifferenzkurven
Ua
Ub
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 48 / 186
Vorstellungen über Ungleichheitsaversion:
unendliche Ungleichheitsaversion:
Rawls postuliert unendlicheUngleichheitsaversion:W = min[U1, ...,Um]
➜ die Wohlfahrt hängt ausschließlich vondem Nutzen des am schlechtestengestellten Mitglieds der Gesellschaft ab
Ua
Ub
gar keine Ungleichheitsaversion:
Bentham postuliert gar keineUngleichheitsaversion: W = ∑m
j=1 U j
➜ selbst Umverteilung von Armen zuReichen ist wohlfahrtsneutral möglich
Ua
Ub
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 49 / 186
wohlfahrtsabhängige Ungleichheitsaversion:
Nash postuliert mit demWohlfahrtsniveau abnehmendeUngleichheitsaversion:W = (U1 − U1) · . . . · (Um − Um)
➜ die soz. Indifferenzkurven sind immerweniger gekrümmt
Ua
Ub
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 50 / 186
Das gesellschaftliche Wohlfahrtsmaximum
Ua
Ub
Nur Punkte auf der Nutzenmöglichkeitenkurve (d. h. nur effizientePunkte) können ein Wohlfahrtsmaximum sein.➩ 1. Schritt: Herstellung von Effizienz
Der wohlfahrtsmaximierende Punkt ist der Tangentialpunkt vonNutzenmöglichkeitenkurve und Indifferenzkurve.➩ 2. Schritt: Herstellung von Verteilungsgerechtigkeit
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 51 / 186
und warum das Wohlfahrtsmaximum i.d.R. nicht bestimmbar ist:
„Die richtige“ soziale Wohlfahrtsfunktion ist im Allgemeinen nichtfestzulegen, denn:
Die Mitglieder einer Gesellschaft haben verschiedene Ansichtenüber soziale Wohlfahrtsfunktion, bspw. die Ungleichheitsaversion,aber auch über die relevanten Variablen.
Unmöglichkeitstheorem von Arrow: Konsistente (aberverschiedene) individuelle Präferenzen lassen sich nichtwiderspruchsfrei zu einer konsistenten gesellschaftlichenWohlfahrtsfunktion aggregieren.
➜ deshalb nutzen wir die Effizienz des Wettbewerbs(Pareto-Kriterium) und ergänzen um sozialpolitische Maßnahmen(Umverteilung, sozialer Ausgleich)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 52 / 186
Wettbewerb — Neoliberalismus — Marktradikalismus?
Liberalismus (liberalis = freiheitlich)
ist im 17. Jahrhundert entstanden
zunächst insbesondere als Gegenbewegung zu
Ungleichheit der Menschen: Fürsten, Könige, Leibeigene...
Merkantilismus: strikte Regelung der Wirtschaft durch Königebzw. Fürsten, vor allem Exportförderung zur Generierung vonStaatseinnahmen und Importbeschränkung durch Zölle, keineBerufsfreiheit
Kameralismus: Fürsten organisierten die Wirtschaft so, dass ihreEinnahmen maximiert wurden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 53 / 186
wichtige Wegbereiter:
John Locke (1632–1704)
Philosoph
früher Wegbereiter der Aufklärung
Adam Smith (1723 – 1790)
Moralphilosoph, Begründer der klassischenNationalökonomie
➜ Wealth of Nations ➜ unsichtbare Hand
John Stuart Mill (1806 – 1873)
Philosoph und Nationalökonom
Utilitarismus ➜ wichtig ist wie gut es den Menschengeht (nicht die Macht der Nation)
➜ forderte Bildung, Gleichberechtigung, Erbschaftssteuer
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 54 / 186
Liberalismusjeder Einzelne darf selbst bestimmen, was er produziert und wemer es verkauft
bedeutet nicht ungezügelten Egoismus, sondern vor allemNutzung der Wettbewerbskräfte statt Interventionismus
selbstverständlich gibt es Grenzen, beispielsweise durch Gesetze
es soll der Gesellschaft möglichst gut gehen(Utilitarismus ➜ dafür muss es den Bürgern möglichst gut gehen)
freiheitliches Weltbild und unsichtbare Hand➜ Privateigentum; Wettbewerb als Koordinationsmechanismus
die Weltwirtschaftskrise und die große Rezession zeigten die Grenzender reinen Marktkräfte
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 55 / 186
Gegenbewegung: Keynesianismus
John Maynard Keynes (1883 – 1946)
Mathematiker und Ökonom (und Philosophund Historiker, mathematische Dissertation)
propagierte nach Weltwirtschaftskrise undDeflation nachfrageorientierteWirtschaftspolitik
Keynesianismus
Staat soll Nachfragerückgang der privaten Haushalte ausgleichen
Marktwirtschaft kann sich nicht alleine aus Deflation befreien:sinkende Löhne ➜ sinkende Nachfrage ➜ sinkendeUnternehmensgewinne ➜ sinkende Löhne
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 56 / 186
Reaktion auf Keynesianismus: Neoliberalismus
Chicagoer Schule
wichtig: Milton Friedman, Nobelpreis 1976
betonen besonders stark die Nachteile vonStaatseingriffen
Österreichische Schule
wichtig: Friedrich von Hayek, Nobelpreis 1974
heben Ungleichgewichte und Anpassungsprozesse anGleichgewichte hervor(Keynes’sche Unterkonsumption unglaubwürdig)
Ordoliberalismus (ordo (lat.) = Ordnung)
wichtig: Walter Eucken
der Staat gibt den Ordnungsrahmen vor für den freienWettbewerb
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 57 / 186
in Deutschland: Soziale Marktwirtschaft
Ludwig Erhard (1897 – 1977)
Wirtschaftswissenschaftler
deutscher Wirtschaftsminister 1949 – 1963(danach Bundeskanzler)
gilt als Vater des Wirtschaftswunders und derSozialen Marktwirtschaft
Soziale Marktwirtschaftsoll „auf der Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative miteinem gerade durch die wirtschaftliche Leistung gesichertensozialen Fortschritt verbinden“ (Müller-Armack)
entstanden im Weltbild des Ordoliberalismus
aber stärkere soziale Komponente (nach EntwicklerMüller-Armack und auf Betreiben Adenauers)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 58 / 186
Zusammenfassung:
freie Entscheidung des Einzelnen und Koordination durch Märkteerfüllen unsere Vorstellung einer freiheitlichen Grundordnung
Marktgleichgewicht ist Pareto-effizient (sh. erstesWohlfahrtstheorem), aber erfüllt nicht unsere Vorstellungen vonGerechtigkeit
deshalb wird umverteilt ➜ soziale Marktwirtschaft
dabei entsteht ein Zielkonflikt zwischen Effizienz undGerechtigkeit (equity-efficiency trade off)
heute geht es bei „Neoliberalismus“-Diskussion primär um:
➜ wie viel Umverteilung empfinden wir als gerecht?
➜ wie wägen wir die Nachteile von Staatseingriffen gegen dieNachteile der ungerechten Marktergebnisse ab?
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 59 / 186
2.4 Überblick: Marktgleichgewichte beiunvollkommener Konkurrenz
Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. I)
Marktergebnisse in der Realität sind nicht immer Pareto–optimal:es gibt Marktversagen ➜ Ursachen:
Gütereigenschaften wie Nichtrivalität im Konsum (Leuchtturm)oder mangelnde Ausschließbarkeit (Straßennetz)➜ Behandlung in Finanzwissenschaft
externe Effekte (Umweltverschmutzung)➜ Behandlung in Umweltökonomie (und Finanzwissenschaft)
Marktmacht: Unternehmen verhalten sich dann nicht mehrmengenanpassend (Oligopol auf dem Strommarkt)➜ Thema hier im Folgenden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 60 / 186
Die Marktstruktur: das morphologische Marktformenschema
Die Marktstruktur hängt wesentlich davon ab, wie vieleMarktteilnehmer es auf den beiden Marktseiten gibt:
Nachfrager
einer wenige viele
einerbilateralesMonopol
beschränktesMonopol
Monopol
Anbieter wenigebeschränktesMonopson
bilateralesOligopol
Oligopol
viele Monopson Oligopson Polypol
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 61 / 186
Relativierung des Marktformenschemas
Contestable Markets nach Baumol/Panzar/Willig (1982):
Nicht alleine die Anzahl der auf dem Markt befindlichenUnternehmen entscheidet über deren Verhalten. Genau so wichtigist der potentielle Wettbewerb. Ist der Marktzugang frei und derMarktaustritt kostenlos, dann ist der Markt bestreitbar und hoheMarktanteile führen nicht zu Preissetzungsspielraum.In der Realität überwiegen jedoch Märkte mit beschränktemZugang.
Abgrenzung wenige versus viele Anbieter:
Abgrenzung erfolgt in der Regel über die Spürbarkeit der Aktioneneinzelner Anbieter für die Mitkonkurrenten. Die Resultate sindaber nicht immer eindeutig.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 62 / 186
Abgrenzung des Marktes:
Für die Anzahl der Marktteilnehmer ist der relevante Marktentscheidend (Bsp.: Markt für Werbung auf Litfaßsäulen, Markt fürWerbung in allen Medien). Kriterium für den relevanten Markt sinddie Substitutionsmöglichkeiten, gemessen anhand derKreuzpreiselastizität
ηX1,P2 =dX 1/X 1
dP2/P2
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 63 / 186
2.5 Anbieteranzahl und Kostenstruktur
Mengenanpassende Unternehmen:
maxx
G(x) = Px −C(x)
➩ (21)
x
➜ individuelle Angebotsfunktion entspricht GK -Funktionaggregiertes Angebot = Anbieteranzahl × individuelles Angebot
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 64 / 186
Kurzfristiges versus langfristiges Marktgleichgewicht:
X
P
(kurzfristiges) Marktgleichgewicht: Preis und Menge konstant
verändert sich die Anbieteranzahl, dann verlagert sich dieAngebotsfunktion
➜ dann passen sich Preis und Menge im Marktgleichgewicht an
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 65 / 186
positive Gewinne ➜ Markteintritte ➜ Anbieteranzahl steigtnegative Gewinne ➜ Marktaustritte ➜ Anbieteranzahl sinkt
langfristiges Marktgleichgewicht:
Im langfristigen Marktgleichgewicht bleibt die Anbieteranzahl konstant.Dafür müssen die Gewinne null sein ➜ Nullgewinnbedingung.
Wann sind die Gewinne null?
G ≷ 0 ⇐⇒
⇐⇒ P ≷ DK (22)
Zwischenfazit:
Gewinnmaximierung ➜ P = GK
Gewinne versus Verluste ➜ P ≷ DK
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 66 / 186
Beziehung zwischen Grenzkosten und Durchschnittskosten:
x
normal: steigende Grenzkosten, Fixkosten
DK sind bei geringer Menge groß (Fixkosten) und sinkenzunächst (Fixkostendegression), später dominieren diesteigenden GK ➜ U-förmige DK
DK sinken, solange GK < DK und steigen, sobald GK > DK
➜ die GK schneiden die DK in deren Minimum
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 67 / 186
Maximal realisierbarer Gewinn:
x
Angebot gemäß GK -Funktion
➜ positiver Gewinn, falls P > DK ➜ Markteintritte ➜
Angebotsfunktion verlagert sich nach rechts ➜ Preis sinkt ➜
Gewinn sinkt
➜ Verlust, falls P < DK ➜ Marktaustritte ➜ Angebotsfunktionverlagert sich nach links ➜ Preis steigt ➜ Gewinn steigt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 68 / 186
langfristiges Marktgleichgewicht:
x X
P
sei am Anfang n gering ➜ Preis hoch ➜ Gewinne ➜ Markteintritte
Preis sinkt so lange bis P = DK und damit Nullgewinne
erst dann Anbieteranzahl konstant ➜ Preis und Menge konstant
➜ langfristig produziert das einzelne Unternehmen im Minimum derDK und die Anbieteranzahl ergibt sich aus n∗x∗ = X ∗
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 69 / 186
Zusammenfassung Marktgröße:
die Anbieteranzahl ist nur konstant, wenn der Preis denDurchschnittskosten entspricht
Mengenanpasser wählen ihre Angebotsmenge immer so, dassder Preis den Grenzkosten entspricht
Nullgewinne und Gewinnmaximierung gleichzeitig sind nurmöglich, wenn Durchschnittskosten und Grenzkostenübereinstimmen
langfristig produziert jedes Unternehmen im Minimum derDurchschnittskosten
➜ die Anbieteranzahl hängt davon ab, wievielfach dieNachfragemenge die individuelle Produktionsmenge übersteigt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 70 / 186
➜ je höher die Fixkosten, um so größer die Produktionsmenge, beider die Durchschnittskosten minimal sind ➜ um so wenigerAnbieter im langfristigen Marktgleichgewicht(wenige Flugzeugproduzenten, aber viele Friseure)
➜ je größer die Nachfrage, um so mehr Unternehmen könnenkostendeckend in dem Markt anbieten(wenige Panzerproduzenten, aber viele Bäcker)
X
P
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 71 / 186
3 Das Monopol
Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. II.1) und Tirole (Kap. 1.1.1, 10.1)
Der Monopolist nutzt seine Marktmacht, um das Marktergebnis zuseinen Gunsten zu verändern:
In der Regel setzt er einen höheren Preis, so dass diekonsumierte Menge sinkt.
Dadurch entstehen Wohlfahrtsverluste.
Der soziale Überschuss auf dem betroffenen Markt sinkt. Es wirdsuboptimal wenig in dem monopolisierten Sektor produziert, unddadurch subpotimal viel in den anderen Sektoren.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 72 / 186
Einschränkung:
Der untersuchte Fall des sogenannten reinen Monopols istrealitätsfern.
Die Marktmacht ist beschränkt, wenn es Substitute gibt oder derMarkt bestreitbar ist.
Die Marktmacht kann auch zeitlich beschränkt sein, wenn neueAnbieter in den Markt kommen, bspw. weil Patente auslaufen oderwegen der Monopolgewinne.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 73 / 186
3.1 Monopolistische Preissetzung: Partialanalyse
Der Monopolist maximiert seinen Gewinn
maxX
G = P(X )X −C(X )
➩∂G∂X
=
➩PM −C′
pM =−1η
prozentualer Preisaufschlag
Monopolgrad nach Lerner(23)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 74 / 186
Preissetzung führt zum gleichen Gewinnmaximum
maxP
G = PX (P)−C(X (P))
➩∂G∂P
=
➩PM −C′
pM=−
1η
➜ mengensetzende und preissetzende Monopolisten erheben dengleichen Preisaufschlag und realisieren beide den Cournot’schenPunkt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 75 / 186
Die Marktmacht des Monopolisten:
Erhöht der Monopolist den Preis, dann bekommt er für jedeverkaufte Einheit etwas mehr (positiver Summand aus demGrenzerlös).
Andererseits sinkt die nachgefragte Menge, so dass derMonopolist weniger Einheiten verkaufen kann als vorher(negativer Summand).
Je elastischer die Nachfrage, um so stärker sinkt die nachgefragteMenge.
Die Monopolmacht und damit der relative Preisaufschlag sind umso größer, je unelastischer die Nachfrage ist, da sichPreisaufschläge dann leichter durchsetzen lassen. (Bspw. relativgeringe Preiselastizität des Energieverbrauchs ➩ großeMarktmacht der Energieversorger.)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 76 / 186
Statische Ineffizienz durch Marktmacht
X
P
Das Gewinnmaximum impliziert GE != GK
➩ Angebot im Cournot’schen Punkt.
Für das Wohlfahrtsmaximum gilt Preis!= Grenzkosten.
Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust aus dem monopolistischenPreisaufschlag: Harberger Dreieck oder Dead-Weight Loss.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 77 / 186
Wird außerdem ineffizient produziert?
Monopolist würde trotz höherer Kosten nicht vom Markt verdrängtaber: sein Gewinn würde sinken!➜ auch Monopolisten produzieren zu minimalen Kosten
Sind Eigentumsebene (Aktionäre) und Entscheidungsebene(Management) getrennt, hat das Management vielleicht andereZiele neben der Gewinnmaximierung➜ dann ist ein Monopolist schwerer zu kontrollieren als einKonkurrenzunternehmen➜ bei Monopolen wird eher sog. X-Ineffizienz auftreten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 78 / 186
falls ineffiziente Produktion, zusätzlicher Wohlfahrtsverlust:
X
P
bei höheren GK sinkt die Menge und steigt der Preis weiter
WFV steigt noch über den Wohlfahrtsverlust gemäß HarbergerDreieck hinaus
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 79 / 186
Dynamische Ineffizienz durch Marktmacht
Kernproblem:
technischer Fortschritt reduziert bspw. Produktionskosten odererhöht die Produktqualität, aber es erfordert Aufwand,technischen Fortschritt zu erreichen (Forschungsabteilung)
Monopole sind oft wenig innovativ (Bsp. Deutsche Bahn)
Grund: geringere Anreize zu Innovationen im Monopol, da sich dieKostenreduktion nur auf eine geringere Stückzahl auswirkt;außerdem keine Gefahr, durch innovative Konkurrenz aus demMarkt vertrieben zu werden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 80 / 186
Referenzsituation „soziales Optimum“:
Wann sollte eine Innovation durchgeführt werden?
X
P
sinken die Grenzkosten von c auf c, dann steigt die Wohlfahrt umWFG∗ =
∫ cc X D(P∗(c))dc
➜ Innovation durchzuführen ist sinnvoll, wenn die Kosten derInnovation geringer als WFG∗ sind
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 81 / 186
Konkurrenzgleichgewicht:
X
P
KR steigt um gleiche Fläche wie WFG∗ im sozialen Optimum,Konsumenten würden Innovation befürworten
aber Gewinne der Unternehmen bleiben null, also können Kostender Innovation sich nicht amortisieren
➜ Innovation wird nicht durchgeführt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 82 / 186
Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz:
➩ innovatives Unternehmen ist das einzige, das über die neueTechnologie verfügt
X
P
falls Cournot’scher Preisgrößer als c:inkrementelle Innovation
Erfinder unterbietet die anderen infinitesimal ➜ setzt gesamteMenge X D(c) ab ➜ Gewinnsteigerung aus Innovation ist:GK = (c −c)X D(c)< WFG∗
Innovation lohnt sich nur, wenn Kosten < GK
➜ falls GK < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird abernicht durchgeführt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 83 / 186
Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz:
X
P
falls Cournot’scher Preiskleiner als c:drastische Innovation
Erfinder setzt Monopolpreis PM < c ➜ verkauft MonopolmengeX D(PM ) ➜ Gewinnsteigerung aus Innovation istGK = (PM −c)X D(PM)< WFG∗
Innovationsanreiz wieder kleiner als im sozialen Optimum➜ falls GK < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird aber
nicht durchgeführt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 84 / 186
Monopolist:
X
P
gewinnmaximierender Preis sinkt durch Innovation, Absatzmengesteigt, Gewinn steigt
wie viel genau steigt der Gewinn? ➜ entscheidend für denInnovationsanreiz des Monopolisten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 85 / 186
Veränderung des optimalen Gewinns mit den Grenzkosten:
dGM
dc=
d((PM∗−c)X D(PM∗))
dc
=∂ (PM∗−c)X D(PM∗)
∂c︸ ︷︷ ︸
=−XD(PM∗)
+∂ (PM∗−c)X D(PM∗)
∂PM∗︸ ︷︷ ︸
=0 im Opt.
∂PM∗
∂c
=−X D(PM∗) (24)
Gewinnsteigerung aus Innovation ist:
∆GM = GM(PM(c))−GM(PM(c))
=
=
∫ c
cX D(PM∗)dc (25)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 86 / 186
X
P
Monopolist führt Innovation durch, wenn die Kosten der Innovationgeringer sind als ∆GM < GK < WFG∗
Innovationsanreiz des Monopolisten ist ebenfalls zu klein, es gibtalso sozial wünschenswerte Innovationen, die nicht durchgeführtwerden.
falls ∆GM < Kosten < WFG∗, wäre Innovation sinnvoll, wird abernicht durchgeführt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 87 / 186
Ergebnisse:
im Konkurrenzgleichgewicht ohne Patentschutz fehlt derInnovationsanreiz völlig
im Konkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz ist derInnovationsanreiz zu gering (GK < WFG): da eine suboptimalgeringe Menge produziert wird, sind die Auswirkungen derKostensenkung zu gering
im Monopol ist der Innovationsanreiz noch geringer als imKonkurrenzgleichgewicht mit Patentschutz (∆GM < GK )
bei Konkurrenz profitieren Unternehmen davon, durch InnovationMarktanteile zu gewinnenMonopolist profitiert aber nur von Absatzsteigerung durchsinkenden Preis:„ersetzt sich selbst“ ➜ replacement effect (Arrow)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 88 / 186
Die Preissetzung des Mehrproduktmonopolisten
Ein Monopolist, der zwei Güter anbietet, maximiert seinen Gewinn:
maxP1,P2
G =P1X 1(P1,P2)+P2X 2(P1,P2)
−C(X 1(P1,P2),X 2(P1,P2))
∂G∂P1 =
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 89 / 186
➩P1 −C1′
P1 =−1
η1 − (P2 −C2′)X 2
P1
P1X 1P1
(26)
analog∂G∂P2
!= 0
➩P2 −C2′
P2 =−1
η2 − (P1 −C1′)X 1
P2
P2X 2P2
(27)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 90 / 186
entscheidend ist die Beziehung zwischen den beiden Gütern:
Sind die Güter substitutiv, dann ist die Kreuzableitung positiv
∂X 2
∂P1 > 0 und∂X 1
∂P2 > 0 (28)
da die Nachfrage nach Gut 2 (Gut 1) steigt, wenn der Preis desGutes 1 (des Gutes 2) zunimmt.
Sind die Güter komplementär, dann ist die Kreuzableitung negativ
∂X 2
∂P1< 0 und
∂X 1
∂P2< 0 (29)
da die Nachfrage nach Gut 2 (Gut 1) sinkt, wenn der Preis desGutes 1 (des Gutes 2) zunimmt.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 91 / 186
Preissetzung bei substitutiven Gütern (X 2P1 > 0):
Der Mehrproduktmonopolist erhebt in beiden Sektoren einenhöheren (prozentualen) Aufschlag auf die Grenzkosten als einMonopolist, der nur Sektor 1 oder nur Sektor 2 beliefert.
Der Mehrproduktmonopolist nutzt aus, dass er beide Preisegleichzeitig anheben kann und damit den Konsumenten dieMöglichkeit nimmt, auf das günstigere Gut auszuweichen.
Die Marktmacht des Monopolisten steigt, wenn er nicht nur einenMarkt, sondern weitere Märkte für substitutive Güter kontrolliert(Bsp.: (frühere) lokale Energieversorger, die frühere Post).
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 92 / 186
Preissetzung bei komplementären Gütern (X 2P1 < 0):
Der Mehrproduktmonopolist erhebt in beiden Sektoren einenkleineren (prozentualen) Aufschlag auf die Grenzkosten als einMonopolist, der nur Sektor 1 oder nur Sektor 2 beliefert.
Durch Preiserhöhungen auf einem Markt verschlechtern sich dieGewinnmöglichkeiten auf dem anderen Markt. Wenn derMonopolist von der Verschlechterung selbst getroffen wird, senktdas seinen Preisaufschlag.
Hier spürt der Monopolist einen Teil der verzerrenden Wirkungseiner Preissetzung selbst auf dem zweiten Markt, so dass sichsein Preissetzungsspielraum verringert.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 93 / 186
3.2 Monopolmacht im allgemeinen Gleichgewicht
Monopolisten nutzen ihre Marktmacht, um den Preis zu erhöhenund dadurch ihren Gewinn zu steigern.
Inwieweit ist das allgemeine Gleichgewicht verzerrt?
Wird in der Ökonomie insgesamt „zu wenig“ produziert, das heißtweniger als bei effizientem Faktoreinsatz produziert werdenkönnte?
Wir werden zeigen, dass auch Monopolisten wegen ihrerGewinnerzielungsabsicht effizient produzieren.
Somit ist die Faktorallokation trotz Marktmacht effizient(Produktion auf der Transformationskurve).
Aber die Abstimmung zwischen Produktion und Konsum istineffizient, so lange nicht alle Märkte den gleichen Monopolgradaufweisen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 94 / 186
Effiziente Produktion?
Faktornachfrage des Monopolisten in Sektor 1:
maxK 1,L1
G1 = P1(X 1(K 1,L1)) ·X 1(K 1,L1)− rK 1 −wL1 (30)
➩∂G1
∂K 1 = (31)
∂G1
∂L1 = (32)
(33)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 95 / 186
K 1
r
L1
w
➜ Monopolist produziert weniger als Mengenanpasser
➜ dafür benötigt er weniger Kapital bzw. Arbeit
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 96 / 186
➩ GRTS1 =X 1
L1
X 1K 1
= (34)
=wr
(35)
genauso für den Monopolist in Sektor 2:
➩ GRTS2 =X 2
L2
X 2K 2
=wr
➩ GRTS1 = GRTS2 (36)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 97 / 186
K 1
K 2 L1
L2
X 1
X 2
Ergebnis: effiziente Produktion
(Gütermarkt-)Monopolisten sind Mengenanpasser auf denFaktormärkten
sie sind mit dem gleichen Faktorpreisverhältnis konfrontiert
ineffiziente Produktion (GRTS 6= w/r ) würde den Gewinn desMonopolisten reduzieren
es werden Produktionspunkte auf der Kontraktkurve undentsprechend auf der Transformationskurve realisiert
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 98 / 186
Effizienter Verbrauch?
Haushalte sind Mengenanpasser und maximieren ihren Nutzen➩ Marktergebnis wie bei vollkommenem Wettbewerb:
GRSa = GRSb =p1
p2(37)
Ergebnis: effizienter Verbrauch
Haushalte sind Mengenanpasser auf den Gütermärkten.
Auch bei Monopolmacht werden Konsumpunkte auf derKontraktkurve realisiert.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 99 / 186
Effiziente Koordination von Produktion und Verbrauch?
Die Grenzrate der Transformation:
GRT =
∣∣∣∣
dX 2
dX 1
∣∣∣∣=
X 2L2
X 1L1
=X 2
K 2
X 1K 1
(38)
➩ GRT =p1
(
1+ 1η1
)
p2(
1+ 1η2
) (39)
Die Grenzrate der Substitution:
GRSa = GRSb = GRS =p1
p2 (40)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 100 / 186
Übereinstimmung von GRT und GRS?
p1(
1+ 1η1
)
p2(
1+ 1η2
)??=
p1
p2 (41)
Wenn die Monopolgrade 1/η i nicht genau übereinstimmen —oder wenn nur ein Sektor monopolisiert ist — dann unterscheidetsich die Grenzrate der Transformation von der Grenzrate derSubstitution.
Beispiel: Monopol nur in Sektor 1
p1(
1+ 1η1
)
p2<
p1
p2(42)
Die GRT ist kleiner als die GRS, die Koordination von Produktionund Verbrauch ist ineffizient.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 101 / 186
Monopol nur in Sektor 1:
X 1
X 2
Ergebnis: keine effiziente Koordination von Produktion undVerbrauch
der Produktionspunkt liegt auf der Transformationskurve, jedochist die GRT kleiner als die GRS
es wäre eine Pareto–Verbesserung, wenn mehr von Gut 1 unddafür weniger von Gut 2 produziert würde
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 102 / 186
3.3 Das natürliche Monopol
Bei steigenden Kosten ist das Monopol keine stabile Marktform.Langfristig werden zusätzliche Anbieter in den Markt drängen.Dies senkt die Produktionskosten für alle Anbieter.
Anders ist das bei sinkenden Kosten. In diesem Fall sind dieKosten am geringsten, wenn nur ein Unternehmen den gesamtenMarkt bedient. Zentrale Ursachen sind Unteilbarkeiten undNetzeffekte.(Beispiele: Elektrizitätsnetze, Müllabfuhr, Postzustellung)
Ein Monopol ist dann gesellschaftlich wünschenswert. Und es isteine stabile Marktform: Deshalb nennt man diesen Fall dasnatürliche Monopol.
Trotzdem muss die monopolistische Preissetzung verhindertwerden, um keine Wohlfahrtseinbußen zu erleiden.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 103 / 186
Subadditivität
Eine Kostenfunktion ist subadditiv, wenn die Herstellung einerbestimmten Produktionsmenge in nur einer Produktionsstättekostengünstiger ist als die Herstellung in zwei (oder mehr)Produktionsstätten:
C(X )< C(X1)+ . . .+C(Xn) mit X = X1 + . . .+Xn (43)
Subadditivität tritt im Wesentlichen in zwei Fällen auf:
bei steigenden Skalenerträgen
bei Fixkosten (Unteilbarkeiten)
In jedem Fall ist davon auszugehen, dass bei hinreichend hoherProduktionsmenge die Kosten wieder steigen.
➩ Ein natürliches Monopol liegt vor, wenn die Kostenstruktur imrelevanten Bereich subadditiv ist.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 104 / 186
Skalenvorteile
Im Einproduktunternehmen liegen Skaleneffekte vor, wenn bei einerMengenerhöhung die Kosten nur unterproportional steigen, d. h. wenndie Kostenelastizität kleiner als 1 ist:
ηC,X =dC/CdX/X
< 1 (44)
Daraus folgen sinkende Durchschnittskosten:
ηC,X < 1 ➩d(C/X )
dX< 0 (45)
und Durchschnittskosten, die über den Grenzkosten liegen:
ηC,X < 1 ➩CX
>dCdX
(46)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 105 / 186
Ursachen für Skalenvorteile
Technische Ursachen: Das Volumen steigt schneller als dieOberfläche. Dadurch kann beispielsweise die beförderteWassermenge verdoppelt werden, während die Kosten für Rohrenur weniger stark steigen.
Spezialisierte Produktionsfaktoren: Bei einer Ausweitung derProduktionsmenge können spezialisierte Produktionsfaktorenbesser ausgelastet werden. Es ist dann lohnend, spezialisierteArbeitskräfte einzustellen oder Spezialmaschinen anzuschaffen.
Transaktionskosten: In der Regel steigen die Transaktionskostenunterproportional: Beschaffung größerer Mengen je Transaktion;häufigere Transaktionen
Gesetz der großen Zahl: Störungen im Produktionsprozesswerden besser kalkulierbar, so dass beispielsweise Ersatzlageroder Überkapazitäten geringer ausfallen können.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 106 / 186
Die Kosten bei Subadditivität
X X
bei Produktionsmengen bis zum Minimum der DK herrschenSkalenvorteile, danach überwiegen die steigenden Kosten(Überstunden, etc.)
bei erheblichen Skalenvorteilen wird das Minimum der DK erst beieiner großen Produktionsmenge erreicht
falls die Skalenvorteile immer wirken, haben die DK kein Minimum
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 107 / 186
Marktverhalten im natürlichen Monopol
Mengenanpassendes Verhalten ist unmöglich:
maxX
G =PX −C(X )
➩∂G∂X
= (47)
➩ P = GK (48)
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 108 / 186
➜ die Erlöse sind kleiner als die Kosten
➜ es entstehen Verluste
➜ bei sinkenden DK führt mengenanpassendes Verhalten immer zuVerlusten
➜ der größte Produzent kann alle anderen Produzenten unterbietenund vom Markt verdrängen
dann ist der Weg frei für monopolistische Preissetzung
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 109 / 186
Monopolistische Preissetzung im natürlichen Monopol:
X
P
die Höhe des Gewinns richtet sich nach der Differenz zwischenPreis im Cournot’schen Punkt und Durchschnittskosten bei dieserProduktionsmenge
denkbar ist auch der Fall, dass der Monopolist im Cournot’schenPunkt Nullgewinne oder gar Verluste macht
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 110 / 186
Therapien des natürlichen Monopols
Dilemma:
einerseits ist die Produktion in nur einem Unternehmen mitgeringeren Kosten verbunden: Effizienzvorteil der Größe
andererseits führt Monopolmacht zu ineffizienter Allokation:GRS 6= GRT
Drei mögliche Lösungen: (Milton Friedman: „Drei Übel“)
1. Lösung: das Monopol zum Staatsbetrieb machen (Bsp.: früherePost oder Bahn, Müllabfuhr)
Vorteil: Es kann (theoretisch) Pareto-effizienteProduktionsmenge „befohlen“ werdenNachteil: Tendenz zur Bürokratisierung, sog.X-Ineffizienz; deshalb heute selten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 111 / 186
2. Lösung: das Monopol in privater Hand belassen und staatlichregulieren (Bsp.: Gasversorgung)
heute am häufigsten gewähltes „geringstes“ Übel,z.B. Eingriff in die Preisgestaltung
➜ detaillierte Besprechung im folgenden Kapitel
3. Lösung: Nichtstun, d. h. das Monopol unter vollständiger privaterVerfügungsmacht belassen➜ insbesondere, wenn
man mit Nachfragewachstum rechnet, so dass dieKosten nicht mehr subadditiv sindder Markt bestreitbar ist, so dass potenzielleKonkurrenz den Monopolisten diszipliniertdie Lösungen 1. und 2. noch schlechter sind
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 112 / 186
4 Regulierung
Quelle: Borrmann/Finsinger (Kap. 6,7 und 10)Die wichtigsten Formen der Regulierung sind:
Preissetzung durch den Staat:Grenzkostenpreisbildung würde zum sozialen Optimum führen,allerdings entstehen Verluste, die durch den Staat ausgeglichenwerden müssen.Durchschnittskostenpreisbildung (auch: Ramsey-Preise,Eigenwirtschaftlichkeitsgebot, Gebot der Kostendeckung)vermeidet das Verlustproblem, allerdings bleiben das Effizienz-und das Informationsproblem bestehen.
Regulierung der Tarifgestaltung: Der zweigliedrige Tarifermöglicht, die bei Grenzkostenpreisen entstehenden Verlusteüber Grundgebühren zu decken.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 113 / 186
Eingriff in die Preisgestaltung durch Subventionen: DurchSubventionen kann der Grenzerlös des Monopolisten so weiterhöht werden, dass sein Gewinnmaximum gerade bei der sozialoptimalen Produktionsmenge liegt.
Ausschreibung des Monopols: Wer bereit ist zum geringsten Preisanzubieten, darf Monopolist sein. Ersetzt Wettbewerb im Marktdurch Wettbewerb um den Markt.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 114 / 186
4.1 Grenzkostenpreisbildung
Grenzkostenpreisbildung führt (theoretisch) zur Realisierung dessozialen Optimums:
X
P
Mengenausweitung ist so lange wohlfahrtssteigernd, wie derGrenznutzen (sh. Nachfrage) über den Grenzkosten liegt
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 115 / 186
In der Praxis entstehen jedoch Probleme:
Effizienzproblem:➩ keine Notwendigkeit zur Kostenminimierung ➩ ineffizienteProduktion➩ kein Anreiz zur Umsetzung technischen Fortschritts
Informationsproblem:➩ Grenzkostenfunktion muss bekannt sein, auch Veränderungender Grenzkosten bei Kapazitätsveränderungen➩ wenig verlässliche Informationen aus dem Unternehmen ➩
Grenzkosten werden zu hoch und Nachfrage zu gering ausgeben
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 116 / 186
Anpassung an veränderte Bedingungen:➩ Anpassung administrativ festgelegter Preise nicht hinreichendflexibel➩ Anpassungen u. U. auch politisch schwer durchsetzbar
Mittelaufbringung:➩ Wohlfahrtsverluste (bspw. aus Steuern auf anderen Märkten)zusätzlich zu der zu erhebenden Summe➩ Subvention zum Verlustausgleich an einen Monopolistenerzeugt u. U. politischen Widerstand
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 117 / 186
4.2 Ramsey-Preise
Durchschnittskostenpreise maximieren die soziale Wohlfahrt unter derNebenbedingung der Kostendeckung:
X
P
➜ es entsteht ein Wohlfahrtsverlust gegenüber Grenzkostenpreisen
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 118 / 186
Spezialfall: (teilweise) preisunelastische Nachfrage
Beispiele: Telefon, Strom, Gasversorgung
X
P
Preis kann ohne Wohlfahrtsverlust erhöht werden
Verlustdeckung durch höhere Preise ist wohlfahrtsneutral
aber höhere Preise entsprechen einer regressiven Besteuerung,somit aus Verteilungssicht problematisch
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 119 / 186
Bewertung der Durchschnittskostenpreise:
Effizienzproblem so wie bei Grenzkostenpreisen:➩ kein Anreiz zu effizientem Faktoreinsatz➩ kein Anreiz zur Umsetzung von kostensparendem technischenFortschritt
Informationsproblem so wie bei Grenzkostenpreisen:➩ zu regulierendes Unternehmen ist im Besitz der Informationenund hat keinen Anreiz, diese preiszugeben
Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: unverändertproblematisch
Durchschnittskostenpreise verhindern Verluste und das damitverbundene Mittelaufbringungsproblem
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 120 / 186
Ramsey-Preise im Mehrproduktfall:
Durchschnittskostenpreis lässt sich nicht mehr sinnvoll definieren
viele Preiskombinationen denkbar, die die Nullgewinnbedingungerfüllen
welche Preise sollten für ein Wohlfahrtsmaximum gesetzt werden?
Gesucht ist der maximale soziale Überschuss bei Kostendeckung(sog. Ramsey-Problem)
maxP1,P2
KR+PR u. N. G = 0 (49)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 121 / 186
maxP1,P2
KR1+KR2+P1 ·X 1(P1)+P2 ·X 2(P2)−C(X 1,X 2)
u. N. P1 ·X 1(P1)+P2 ·X 2(P2)−C(X 1,X 2) = 0 (50)
➩ L = (51)
➩∂L
∂P1 = (52)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 122 / 186
➩(P1 −CX1)/P1
(P2 −CX2)/P2=
η2
η1(53)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 123 / 186
Ergebnisse:
Der (Gemeinkosten-)Aufschlag auf die GK sollte um so größersein, je geringer die Preiselastizität der Nachfrage für dasjeweilige Gut ist.
Bei unelastischer Nachfrage wirkt ein Preisaufschlag so wie eineKopfsteuer: verzerrungsfreie Möglichkeit der Verlustabdeckung.
Je nach der Höhe der Preiselastizitäten kann es sozial optimalsein, Güter mit elastischer Nachfrage nahe an den Grenzkostenanzubieten und die Fixkosten durch um so höherePreisaufschläge auf Güter mit weniger elastischer Nachfrage zudecken ➩ interne Subventionierung
Beispiel: Im Fernverkehr der Bahn werden höhere Preiseberechnet, um im Nahverkehr die Preise reduzieren zu können.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 124 / 186
noch Ergebnisse:
Ramsey-Preise stehen im Widerspruch zu verbreitetenGerechtigkeitsvorstellungen: besonders hohe Preisaufschlägesollen den Nachfragern auf Märkten „aufgebürdet“ werden, wo esschlecht möglich ist auszuweichen.Oft sind davon insbesondere geringer verdienende Nachfragerbetroffen (Reiche können auf den Privatjet ausweichen, Armemüssen die Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehrhinnehmen)
Bei Neueinführung von Ramsey-Preisen sind die Lasten ungleichverteilt, das reduziert u. U. die politische Durchsetzbarkeit.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 125 / 186
4.3 Tarifgestaltung
Wenn es möglich ist, verschiedene Preise in Abhängigkeit vomVerbrauch zu setzen, dann können Verluste trotzGrenzkostenpreisen vermieden werden.
Das geht nur, wenn Güter nicht weiterverkauft werden können,sonst gäbe es Zwischenhändler, die zu den jeweils günstigstenBedingungen einkaufen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 126 / 186
Varianten:Zweigliedrige Tarife, d. h. Grundgebühr + Stückpreis, mit demSpezialfall des PauschaltarifsBlocktarife, d. h. verschiedene Stückpreise in verschiedenenMengenintervallenoptionale Tarife, d. h. verschiedene Kombinationen vonGrundgebühren und Stückpreisen nach Wahl des Konsumenten
Beispiele: Vesorgungsbetriebe (Strom, Gas, Wasser, Telefon),Bahncard (optional), Jahreskarten für Zoo/Schwimmbad o. ä.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 127 / 186
Zweigliedriger Tarif:
Grundgebühr L fällt für den Zugang zum Konsum an
Stückpreis P fällt für die Nutzung einer Einheit an
Idee:
die konsumierte Menge richtet sich nach dem Stückpreis
der entstehende Verlust kann durch die Grundgebühr gedecktwerden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 128 / 186
Regulierung durch zweigliedrigen Tarif:
Nachfrage richtet sich nach Stückpreis➜ bei Grenzkostenpreisen wird die optimale Menge nachgefragt
Grundgebühr wird nur entrichtet, wenn sie geringer ist als dieKonsumentenrente➜ dann stellt sich der Haushalt durch Teilnahme am Markt besser
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 129 / 186
der gewinnmaximierende zweigliedrige Tarif:
X
P
Stückpreis im Cournot’schen Punkt maximiert den Gewinn
Grundgebühr erlaubt darüber hinaus Abschöpfung derKonsumentenrente und weitere Erhöhung des Gewinns
➜ sowohl Stückpreis als auch Grundgebühr des zweigliedrigenTarifs müssen ebenfalls kontrolliert werden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 130 / 186
Bewertung des zweigliedrigen Tarifs:
Effizienzproblem bleibt erhalten: wenn der Nutzen der Haushaltehinreichend groß ist, können Gebühren auch über das notwendigeMaß erhöht werden ➩ auch größere Verluste können gedecktwerden
Informationsproblem: bleibt erhalten, da Stückpreis undGrundgebühr staatlich festgelegt werden müssen
Problem der Anpassung an veränderte Rahmenbedingungenbleibt erhalten
Mittelaufbringung: erfolgt durch die Nutzer des Gutes, dadurchkeine zusätzlichen Verzerrungen auf anderen Märkten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 131 / 186
4.4 Subvention
Durch Zahlung einer Subvention können monopolistischeGewinnmaximierung und soziales Optimum in Übereinstimmunggebracht werden:
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 132 / 186
Ergebnisse:
(Stück-)Subvention erhöht den Grenzerlös, ergo weitet derMonopolist seine Produktionsmenge aus
bei optimaler Subvention liegt der Cournot’scher Punkt imsozialen Optimum
der sozialer Überschuss ist dann maximal
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 133 / 186
Bewertung der Regulierung durch Subvention:
Effizienzproblem: ist gelöst durch Gewinnmaximierung desMonopolisten
Informationsproblem: wesentlich geringer, da kein direktesInteresse des Unternehmens an Falschinformation besteht
Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: Subventionssatzmuss neu bestimmt und festgelegt werden, aber auch hierVereinfachung, da das Unternehmen keinen Anreiz zuFalschinformation mehr hat
Mittelaufbringung: Subventionszahlung ist noch höher als der beiGK-preisen nötige Verlustausgleich➩ Verzerrung durch Mittelaufbringung ist groß➩ massiver Eingriff in die Verteilung: Monopole nutzen ihreMarktmacht zur Gewinnerzielung und bekommen darüber hinausSubvention➩ politische Probleme bei der Umsetzung: geringe Akzeptanzeiner Subvention an einen gewinnmaximierenden Monopolisten
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 134 / 186
4.5 Ausschreibung eines natürlichen Monopols
Idee: Wettbewerb im Markt wird durch Wettbewerb um den Marktersetzt.
Bestreitbare Märkte hätten den gleichen Effekt: Ein Monopolist,der fürchten muss, durch seinen Monopolgewinn Konkurrenten inden Markt zu locken, wird zu Durchschnittspreisen (➩ Nullgewinn)anbieten.
Die meisten natürlichen Monopole sind aber durch hohe Marktein-oder -austrittskosten gekennzeichnet, somit nicht bestreitbar.
Der fehlende Wettbewerbsdruck kann dann durch regelmäßigwiederkehrende Ausschreibungen des Monopols ersetzt werden.
Beispiele: Ausschreibung der Müllabfuhr, Ausschreibung vonNahverkehrslinien
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 135 / 186
Funktionsweise der Ausschreibung:
Konzession/Lizenz, einen Markt zu bedienen, wirdausgeschrieben
Gebote um die Lizenz sind die Güterpreise
Zuschlag geht an das Unternehmen, das den geringsten Preisgeboten hat
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 136 / 186
Bewertung des Ausschreibungsverfahrens:
Effizienzproblem: gelöst durch die Nutzung der Wettbewerbskräfte(ineffizient produzierende Unternehmen werden unterboten)
Informationsproblem: gelöst, da Informationen überKostenverläufe und Nachfrage nur innerhalb des Unternehmensbenötigt werdenjedoch:
Auswahl der geeigneten Qualität durch den Staat (andernfallsQualitätsminimierung durch Monopolisten)Beurteilung von Angeboten bei mehrteiligen Tarifen oder imMehrproduktfall erfordert detaillierte Kenntnisse derNachfragefunktion, z. T. auch der KostenverläufeKollusion zwischen den Bietern muss ausgeschlossen werden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 137 / 186
Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen: immer dannproblematisch, wenn während des Lizenzzeitraums Anpassungennötig werden
Mittelaufbringung: gelöst durch Durchschnittskostenpreise
versunkene Kosten können entweder durch geeignete Wahl desLizenzzeitraums unbedeutend werden (Bsp. Lizenzzeitraum =Lebensdauer eines Müllwagens) oder durch staatlicheBereitstellung der irreversiblen Investitionen aus dem Marktgenommen werden (Bsp. Schienennetz versus Betreibung derBahnlinie)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 138 / 186
5 Das Monopson und das bilaterale Monopol
Quelle: Wied-Nebbeling Kap. II.3 und II.4; Wiese Kap. O.4
Monopson: Ein Nachfrager trifft auf viele Anbieter
Der Nachfrager übt Marktmacht aus und wählt den für ihn bestenPunkt auf der Angebotsfunktion.
Beispiele: Lebensmittelketten als Nachfrager von Agrarprodukten,VW als Nachfrager von spezifischen Zwischenprodukten
bilaterales Monopol: Ein Nachfrager trifft auf einen Anbieter
Sowohl Nachfrager als auch Anbieter verfügen über Marktmacht.
Das Marktergebnis hängt davon ab, wessen Macht größer ist, daskann von der Existenz substitutiver Güter abhängen, aber auchsituationsabhängig sein.
Beispiel: Arbeitsmarkt, Rüstungsgüter.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 139 / 186
5.1 Das Monopson
Nachfrage des Monopsonisten:
Für einen Monopsonisten ist der Güterpreis nicht mehr exogen.
Der Zusammenhang zwischen Güterpreis und Güterangebot istdurch die Angebotsfunktion beschrieben.
Wenn der Monopsonist mehr nachfragt, steigt der Preis, den er fürdas Gut bezahlen muss.
Der Monopsonist wählt den für ihn optimalen Punkt auf derAngebotsfunktion.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 140 / 186
Marktmacht im Monopson: Partialanalyse
X
P
Erhöht der Monopsonist seine Nachfrage, dannsteigt sein Nutzen um den Grenznutzensteigen seine Ausgaben um die Grenzausgabe
∂P(X )X∂X
=∂P(X )
∂X︸ ︷︷ ︸
>0
X +P(X )> P (54)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 141 / 186
Der Monopsonist wird seine Nachfrage ausweiten, bis derGrenznutzen mit der Grenzausgabe übereinstimmt:
GN =∂P(X )
∂XX +P(X )
➩GN −P
P=
1ηA
Monopsongrad (55)
der Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um den Preis unter denGrenznutzen zu senken
der Monopsonist reduziert die Nachfrage (im Vergleich zumMengenanpasser), weil dadurch der Preis sinkt
dadurch kann er seinen Nutzen insgesamt steigern
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 142 / 186
Der Monopsongrad 1/ηA:
der Monopsongrad ist positiv und liegt zwischen null undunendlich
die prozentuale Abweichung des Preises vom Grenznutzen ist umso größer, je unelastischer das Güterangebot ist, d. h. je größerder Monopsongrad ist
geringe Elastizität des Güterangebots bedeutet, dass einPreisabschlag leicht durchgesetzt werden kann, ohne dafür dienachgefragte Menge stark senken zu müssen, der Monopsonisthat also große Marktmacht
wenn es nahe Substitute gibt (andere Güter, die die Anbieterstattdessen produzieren können), dann liegt der Monopsongradnahe null, die Marktmacht des Monopsonisten ist gering
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 143 / 186
X
P
durch den Preisabschlag sinkt die angebotene Menge
➜ es entsteht ein Wohlfahrtsverlust
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 144 / 186
Ergebnisse Monopson:der Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um das Marktergebniszu seinen Gunsten zu verbessern
er reduziert seine Nachfrage, um den Preis (unter denGrenznutzen) zu senken
die Marktmacht ist um so größer, je geringer die Preiselastizitätder Angebots ist
es entsteht ein Wohlfahrtsverlust, da die nachgefragte Mengesinkt
alle Ergebnisse des Monopols sind übertragbar
in der Regel dürfte ein Monopson keine stabile Marktform sein
staatliche Regulierung kann erforderlich sein
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 145 / 186
Marktmacht im Monopson: allgemeines Gleichgewicht
Monopson in Sektor 1:
Gewinnmaximierung mengenanpassender Unternehmen➩ GRTS1 = w/r = GRTS2
➩ effiziente Produktion➩ GRT = p1/p2
Nutzenmaximierung des Nachfragers:
maxX1,X2
U(X 1,X 2) u. N. y = p1(X 1)X 1 +p2X 2
L =
∂L
∂X 1 =
∂L
∂X 2=
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 146 / 186
➩UX1
UX2=
p1(
1+ 1η1
A
)
p2>
p1
p2(56)
➩ GRS > GRT ➩ ineffiziente Koordination
X 1
X 2
X 1
X 2
Die Wohlfahrt würde steigen, wenn mehr von Gut 1 und dafür wenigervon Gut 2 produziert würde.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 147 / 186
Realistischer: Monopsonist auf dem Arbeitsmarkt
Für einen Monopsonisten auf dem Arbeitsmarkt ist der Lohnsatznicht mehr exogen.
Der Zusammenhang zwischen Lohnsatz und Arbeitsangebot istdurch die Arbeitsangebotsfunktion beschrieben.
maxK ,L
G(K ,L) = PX (K ,L)−w(L)L− rK
∂G∂K
= (57)
∂G∂L
= (58)
(59)
➜ Grenzausgabe w(1+ηw ,L)> w
➜ der Lohn für alle Beschäftigten muss erhöht werden
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 148 / 186
Monopsongrad:
PXL −ww
=1
ηL,w(60)
Der Monopsongrad ist positiv und liegt zwischen null undunendlich.
Die prozentuale Abweichung des Lohnsatzes vomWertgrenzprodukt der Arbeit ist um so größer, je unelastischerdas Arbeitsangebot ist.
Geringe Elastizität des Arbeitsangebots bedeutet, dass dieArbeiter schlecht ausweichen können (stark spezialisierteArbeiter, regional einziger Arbeitgeber)
Wenn es gute Substitute gibt (andere Arbeitgeber), dann liegt derMonopsongrad nahe null.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 149 / 186
L
w
Ein Monopsonist nutzt seine Marktmacht, um zu einemgeringeren Lohn weniger Arbeit nachzufragen. Die produzierteMenge ist dadurch suboptimal gering.
Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust (Dreieck). Zusätzlich erfolgt eineUmverteilung zu Gunsten des Monopsonisten.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 150 / 186
5.2 Das bilaterale Monopol
Bilaterales Monopol auf dem Gütermarkt:
Ein Monopsonist würde gemäß „Grenznutzen = Grenzausgabe“entscheiden und dadurch eine geringere Güternachfrage beigeringerem Preis realisieren (s.o.).Ein Monopolist würde gemäß „Grenzerlös = Grenzkosten“entscheiden.
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 151 / 186
Der Preis, den der Monopsonist zahlen würde, ist geringer als P∗.
Der Preis, den der Monopolist setzen würde, ist größer als P∗.
Der Preis als Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängtvon der Verhandlungsmacht der beiden Seiten ab: AlternativeProduktion, alternative Konsumgüter,...
Der Preis im bilateralen Monopol kann größer oder kleiner als P∗
sein.
Die Menge wird auf jeden Fall geringer sein als X ∗!
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 152 / 186
Beispiel Arbeitsmarkt:
Der Monopsonist ist einziger Arbeitsnachfrager am Ort, würdegemäß „Wertgrenzprodukt = Grenzausgabe“ entscheiden unddadurch eine geringere Arbeitsnachfrage bei geringeremLohnsatz realisieren (s.o.).
Der Monopolist ist einziger Anbieter von Arbeit oderAngebotskartell (d. h. Gewerkschaft) und würde gemäß„Grenzerlös = Grenzkosten“ entscheiden,
Grenzkosten signalisieren das Arbeitsleid, entsprechen derArbeitsangebotskurve, Grenzausgabe resultiert aus derArbeitsangebotskurve
Wertgrenzprodukt entspricht der Arbeitsnachfragekurve,Grenzerlös resultiert aus der Arbeitsnachfrage
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 153 / 186
L
w
Der Monopsonist würde wM.pson < w∗ setzen, die Gewerkschaftals Monopolist würde wM.pol > w∗ setzen.
Der Lohn als Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängtvon der Verhandlungsmacht der beiden Seiten ab:Glaubwürdigkeit von Streiks/Aussperrungen, Höhe derArbeitslosigkeit, politische Einflussnahme, etc.
Im bilateralen Monopol kann der Lohn größer oder kleiner als w∗
sein, auf jeden Fall ist Lbil < L∗.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 154 / 186
Ergebnisse bilaterales Monopol:
das Verhandlungsergebnis im bilateralen Monopol hängt von derMacht der beiden Marktseiten ab
über die Höhe des resultierenden Preises sind ohneweitergehende Annahmen keine Aussagen möglich
die gehandelte Menge wird eindeutig suboptimal gering sein
es entsteht ein Wohlfahrtsverlust
auch das bilaterale Monopol ist inhärent instabil, da dieExtragewinne neue Marktteilnehmer anziehen
sollte die Marktmacht länger bestehen bleiben, ist staatlicheRegulierung nötig
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 155 / 186
6 Das Oligopol
Quelle: Borrmann/Finsinger (Kap. 3) und Wied-Nebbeling (Kap.IV.1-IV.3 und VI.2)
Oligopol:wenige Anbieter stehen vielen Nachfragern gegenüber
➩ jeder Anbieter hat Marktmacht, das Marktergebnis hängt aber auchvom Verhalten der anderen Anbieter ab
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 156 / 186
Erinnerung: Wie viele Anbieter auf einem Markt tätig sind, hängt vonder Kostenstruktur ab:
X X
wenn die Kostenstruktur im relevanten Bereich der Nachfragesubadditiv ist, kann langfristig nur ein Anbieter auf dem Marktbestehen
wenn die Größenvorteile bei sehr kleinen Mengen schonverschwinden, ist Platz für sehr viele Anbieter ➜ vollkommeneKonkurrenz (Bsp. Friseure, Bäcker)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 157 / 186
Oligopol:
X
„wenige“ Anbieter sind auf dem Markt tätig, wenn Subadditivitätzwar nicht bis in den relevanten Bereich der Nachfrage reicht,aber den Marktzutritt neuer Anbieter behindert
➜ jeder Anbieter spürt die Auswirkungen des Verhaltens deranderen Anbieter
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 158 / 186
Marktverhalten:
Jeder Anbieter muss Vorstellungen über das Verhalten deranderen Anbieter entwickeln. (Beispiel: Marktführer undMarktfolger)
Jeder Anbieter kann Mengen- oder Preisstrategie verfolgen.Realistisch: Zunächst Mengenfestlegung(Kapazitätsentscheidung), dann Preisfestlegung.
Wegen der Möglichkeit zu strategischem Verhalten sind vieleVerhaltensweisen im Oligopol möglichBeispiele:
Mengenwettbewerb mit verschiedenen MachtverteilungenPreiswettbewerbKollusion
Das konkrete Ergebnis hängt von den jeweiligenRandbedingungen und den beteiligten Entscheidungsträgern (!)ab.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 159 / 186
6.1 Mengenwettbewerb nach Cournot
Die Anbieter stehen der gemeinsamen Marktnachfrage gegenüber:
Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) wobei X = X1 + . . .+Xn (61)
Gegeben das Verhalten (Ausbringungsmenge) der anderen Anbieter,kann man das optimale Verhalten des Anbieters i bestimmen:
maxXi
Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) (62)
➩∂Gi
∂Xi=
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 160 / 186
➩P −Ci
′
P=−
Xi
X1η
(63)
Die Oligopolisten nutzen ihre Marktmacht, um den Preis über dieGrenzkosten anzuheben.
Der relative Preisaufschlag ist um so größer, je größer derMarktanteil Xi/X ist. Bei Symmetrie (gleich große Oligopolisten)ist der Marktanteil um so größer, je weniger Anbieter auf demMarkt sind.
Der relative Preisaufschlag ist um so größer, je unelatischer dieMarktnachfrage reagiert, wie beim Monopol.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 161 / 186
Ergebnisse:
Da der Preis höher ist als die Grenzkosten, entsteht einWohlfahrtsverlust.
Es resultiert wettbewerbspolitischer Eingriffsbedarf wie beimnatürlichen Monopol.
Je weiter das Oligopol ist (mehr Oligopolisten), um so näher istdas Marktergebnis am sozialen Optimum.
Je enger das Oligopol ist (weniger Oligopolisten), um so eher istmit Verzerrungen zu rechnen, die der Regulierung bedürfen.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 162 / 186
Beispiel: Oligopol mit linearer Nachfrage und gleichen, linearen
Kosten
lineare Nachfrage P = a−bX = a−b(X1+ . . .+Xn)
identische, lineare Kosten Ci′ = c ∀i
Für die Anbieter i bzw. j folgt:
∂Gi
∂Xi=
∂Gj
∂Xj=
➩ Xi = Xj (Symmetrie wg. identischer Kosten) (64)
Spezialfall Duopol:
X1 +X =a−c
b➩
➩ X1 =a−c2b
−X2
2und analog X2 =
a−c2b
−X1
2
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 163 / 186
X2
X1
Das Gleichgewicht liegt im Schnittpunkt der beidenReaktionsfunktionen und ist stabil.Wegen Symmetrie X1 = X2:
➩
➩ X1 = X2 =13
a−cb
➩ X =23
a−cb
Cournot’sche 2/3-Lösung (65)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 164 / 186
Gleichgewicht bei n Oligopolisten:
X = nXi ➩
➩ X =n
n+1a−c
b(66)
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 165 / 186
Erweiterung: Marktführerschaft nach Stackelberg
Einer der Oligopolisten könnte die Reaktion des anderenantizipieren: n könnte die Reaktionsfunktionen der anderenkennen und berücksichtigen.
Dann wählt n auf den Reaktionsfunktionen der anderenOligopolisten denjenigen Punkt, der seinen Gewinn maximiert.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 166 / 186
Alle Marktfolger i = 1, . . . ,n−1 betrachten die Gesamtmenge als vonihrer eigenen Entscheidung unabhängig (wie oben):
maxXi
Gi = P(X )Xi −Ci(Xi) mit P = a−bX und C′i = c (67)
➩∂Gi
∂Xi=
∂Gj
∂Xj=
➩ Xi = Xj (68)
Marktfolger verhalten sich wie Cournot-Oligopolisten.Gesamtangebot X = (n−1)Xi +Xn
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 167 / 186
Die Reaktionsfunktion der Marktfolger ist:
−bXi +a−bX −c = 0 mit X = (n−1)Xi +Xn
➩
➩ Xi =a−cbn
−Xn
n(69)
➩ X = (n−1)Xi +Xn =
➩ P = a−bX =
(70)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 168 / 186
Der Marktführer maximiert seinen Gewinn und beachtet dabei dieReaktionsfunktionen der Marktfolger
maxXn
Gn = P(X )Xn −Cn(Xn) mit P = a−bX und C′n = c
➩∂Gn
∂Xn=
➩ Xn =a−c2b
Monopolmenge, unabhängig von n (71)
➩ X = (72)
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 169 / 186
Beispiel Duopol: n = 2Marktführer 2 bietet Monopolmenge an:
X2 =a−c2b
(73)
Marktfolger 1 bietet halbe Monopolmenge an:
X1 =a−c4b
(74)
Ergebnisse:
Der Marktführer hat einen größeren Marktanteil als imCournot-Gleichgewicht.
Der Marktfolger produziert eine geringere Menge.
Die Gesamtmenge ist größer, der Wohlfahrtsverlust geringer.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 170 / 186
X
P
(Hier) ohne Erklärung: die Festlegung von Marktführer undMarktfolger ➜ Marktfolger könnte versuchen, zum Marktführer zuwerden ➜ beide Duopolisten würden dann je (a−c)/2b anbieten,insgesamt würde die Konkurrenzmenge erzeugt ➜ beideDuopolisten würden sich aber verbessern, wenn sie ihr AngebotreduziertenGenerell gilt: Je geringer das „Einvernehmen“ zwischen denOligopolisten, um so größer ist die Gesamtmenge und um sogeringer ist der Wohlfahrtsverlust.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 171 / 186
6.2 Preiswettbewerb nach Bertrand
Setzen die Oligopolisten direkt die Preise, so ist dasGleichgewicht grundlegend anders: Es resultierenGrenzkostenpreise und somit das soziale Optimum.
Argumentation:
Wenn einer der Oligopolisten seinen Preis marginal senkt, sozieht er die gesamte Nachfrage auf sich.
Die Umsatzeinbuße durch die Preissenkung wird durch denstarken Zuwachs der abgesetzten Menge mehr als ausgeglichen,so dass der Gewinn steigt.
Da den anderen Oligopolisten so der Verlust der gesamtenAbsatzmöglichkeit droht, senken sie ihrerseits den Preis.
Dieser Prozess setzt sich fort, bis Grenzkostenpreise erreichtsind; eine weitere Preissenkung wäre gewinnmindernd.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 172 / 186
Würdigung:
Die Ergebnisse des Preiswettbewerbs nach Bertrand sind nichtrobust: Bei Kapazitätsgrenzen der einzelnen Anbieter odersteigenden Grenzkosten kann nicht mehr sicher vonGrenzkostenpreisen ausgegangen werden.
Auch Produktdifferenzierung würde Grenzkostenpreiseverhindern, da ein Oligopolist dann nicht mehr durch marginalePreissenkungen die gesamte Nachfrage auf sich ziehen kann.
Aus dem Bertrand-Gleichgewicht darf nicht der Optimismusabgeleitet werden, dass trotz Marktmacht im Oligopol sozialoptimale Marktergebnisse resultieren.
Das Bertrand-Modell belegt vor allem die Bedeutung derAnnahmen über das Unternehmensverhalten und die strategischeInteraktion im Oligopol.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 173 / 186
Nobelpreis 2014 an Jean Tirole
Jean Tirole erhielt 2014 den Nobelpreis fürWirtschaftswissenschaften
„for his analysis of market power andregulation“
Tirole hat viel über Oligopole gearbeitet
er zeigt, dass man nicht einfache Prinzipienauf alle Oligopole anwenden kann (z.B.Preisobergrenzen), sondern dieWettbewerbspolitik immer die speziellenBedingungen einer Industrie berücksichtigenmuss
seine Ideen haben Eingang in dieWettbewerbspolitik gefunden: heute sind vielstärker Ökonomen beteiligt, nicht nurJuristen
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 174 / 186
6.3 Wettbewerbsbeschränkung: Kooperation
Quelle: Wied-Nebbeling (Kap. VI 2.2)
Da sich die Gewinnmöglichkeiten der Oligopolisten durchMachtkämpfe verschlechtern, liegt es nahe, „gemeinsame Sache“ zumachen.
Implizite (stillschweigende) Kooperation (geringsterKooperationsgrad)
Einigung auf Wettbewerbsregeln (auch: Niedrigstpreisgarantien ➜
reduzierte ein Anbieter den Preis, so würden alle anderen denPreis übernehmen ➜ Preissenkungen erhöhen nicht den Gewinn➜ Preise über den GK können aufrecht erhalten werden)
Verhaltensabstimmung (Quotierung, Preisabsprachen)
Kartellbildung
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 175 / 186
gemeinschaftliche Maximierung des Gesamtgewinns durchKartellbildung/Kollusion:
G = P(X )X −C1(X1)− . . .−Cn(Xn) mit X = X1 + . . .+Xn
➩∂G∂X1
=
➩∂G∂Xi
=
die Gesamtproduktionsmenge wird so auf die Unternehmenverteilt, dass die Grenzkosten gleich hoch sind
der (gemeinsame) Grenzerlös muss gleich den (einheitlichen)Grenzkosten sein
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 176 / 186
lineare Nachfrage P(X ) = a−bX und konstante Kosten c
∂P∂X
X +P = C′i ➩
➩ X =a−c2b
(75)
Die Gesamtmenge entspricht dann der Monopolmenge.Die Summe des Gewinns ist so maximal, ebenso derWohlfahrtsverlust.
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 177 / 186
Die Mengenverteilung auf die Unternehmen hängt von denKostenverläufen ab:
Bei gleichen und konstanten Grenzkosten ist die Aufteilungirrelevant ➜ Aufteilung nach Marktanteilen vor Kartellbeginn odergleichmäßig
Bei steigenden und in allen Unternehmen identischenGrenzkosten erfordert Gewinnmaximierung einheitlicheProduktionsmengen, was schwer durchsetzbar ist, wennUnternehmen vor Kartellbeginn verschiedene Größen hatten.
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 178 / 186
Bei steigenden und unterschiedlichen GK muss das Unternehmenmit den höchsten GK die geringste Menge produzieren ➜
Durchsetzung problematisch:
Xi
P
X
P
Prof. Dr. Susanne Soretz Wettbewerb SS 2018 179 / 186
Würdigung:
Gewinnaufteilung ist problematisch, insbesondere beiunterschiedlichen Produktionsmengen müssenAusgleichszahlungen ausgehandelt werden.Kartelle sind (wegen des Wohlfahrtsverlustes) verboten ➜
Zusammenschluss zu einem Unternehmen nicht möglich ➜
(illegale) Absprachen über das Marktverhalten:Mengenkontingente, Mindestpreise.So lange der einzelne Oligopolist damit rechnen kann, dass dieanderen Kartellmitglieder sich an die Absprache halten, kann erunter Umständen seinen Gewinn durch eine Mengenausweitungerhöhen (siehe unten).Wegen der schlechten Sanktionsmöglichkeiten illegalerAbsprachen sind Kartelle inhärent instabil (siehe OPEC),insbesondere bei vielen Oligopolisten.Je nach dem tatsächlichen Verhalten der Kartellteilnehmerkönnen sie aber auch über lange Zeit gut funktionieren (sh.Mineralölkonzerne, Zucker)
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Kartellstabilität:
Ein Kartell ist dann instabil, wenn es eine vorteilhafteAußenseiterposition gibt.Erhöht ein Anbieter seine Produktionsmenge, dann
steigt sein Gewinn, da die Kartellabsprache P > GK impliziert
sinkt sein Gewinn, da der Preis bei hinreichendem Einfluss desAnbieters sinkt
Eine vorteilhafte Außenseiterposition gibt es, wenn der Preis nicht zustark fällt, so dass der Gewinnanstieg dominiert.Dann ist es für alle Kartellmitglieder lohnend, die Menge auszudehnen➜ das Kartell bricht zusammen.
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der Außenseiter ist der Einzige, der seine Produktionsmenge erhöht:
Xi
P
X
P
der erzielbare Preis sinkt weniger schnell, wenn nur derAußenseiter seine Menge erhöht, nicht alle Kartellmitglieder
wenn jedoch alle Kartellmitglieder die Außenseiterpositioneinnehmen, bricht das Kartell zusammen
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Wann gibt es eine vorteilhafte Außenseiterposition?
Beispiel: lineare Nachfragefunktion P = a−bX , konstanteGrenzkosten c
➩ Kartellmenge X K =a−c2b
X Ki =
a−c2bn
(76)
Der Preis beträgt dann
P = =a+c
2(77)
und der Gewinn eines Kartellmitglieds ist
GKi =
a+c2
a−c2bn
−ca−c2bn
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Der Außenseiter bestimmt seine gewinnmaximierendeProduktionsmenge bei gegebenem Verhalten der Kartellmitglieder:
P =a−b(X K +XA) =
=a+c
2−bXA (78)
Der maximale Gewinn des Außenseiters ergibt sich aus
GA =
(a+c
2−bXA
)
XA −cXA =
∂GA
∂XA=
➩ XA =a−c4b
➩ PA = =a+3c
4
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➩ GA =a+3c
4a−c4b
−ca−c4b
=
Die Außenseiterposition ist vorteilhaft, wenn der Gewinn höher ist alsim Kartell:
GA ≷ GKi ➩
➩ n ≷ 4 (79)
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Ergebnisse:
Die Gewinnsteigerung durch Kooperation ist nur durchsetzbar,wenn alle Kartellmitglieder die Menge reduzieren.
Aus dem Kartell auszubrechen (wenn alle anderen sich an dieMengenbeschränkung halten) ist lukrativ, wenn der Preis nicht zustark sinkt.
Der Preisrückgang wird um so größer ausfallen, je enger dasOligopol ist.
Bei konstanten Grenzkosten und linearer Nachfragefunktion istdas Kartell instabil, sobald n > 4.
Dann ist der Einfluss des einzelnen Anbieters auf den Preis sogering, dass die gewinnsteigerne Wirkung derMengenausdehnung überwiegt.
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