Upload
lulu-wolfram
View
107
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
Wie lassen sich atypische Beschäftigungsverhältnisse theoretisch
erklären?
Werner SesselmeierUniversität Koblenz-Landau
Beitrag zur SAMF-Jahrestagung „Im Dickicht der Reformen – Folgen und Nebenwirkungen für Arbeitsmarkt, Arbeitsverhältnis und Beruf“ am 08./09.02.07 in Bonn
Werner Sesselmeier Folie 2
Vortragsgliederung
Typische und atypische Beschäftigungsverhältnisse» Formen» Begründungsmuster
Der interne Arbeitsmarkt als Synonym für typische Beschäftigungsverhältnisse
Interne Arbeitsmärkte und Strukturwandel: Was passiert mit den typischen Beschäftigungsverhältnissen?
Schlussfolgerungen
Werner Sesselmeier Folie 3
Typische und atypische Beschäftigungsverhältnisse
Das Normalarbeitsverhältnis:
» Unbefristete Beschäftigung
» Sozialversicherungspflicht
» Vollzeittätigkeit
» Identität von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnis
Atypische Beschäftigungsverhältnisse:
» Teilzeitarbeit
» Geringfügige Beschäftigung
» Befristete Beschäftigung
» Leih- und Zeitarbeit
» Neue Selbständigkeit
Werner Sesselmeier Folie 4
Typische und atypische Beschäftigungsverhältnisse
Gängige Begründungsmuster
Flexibilitätserfordernis als Folge des sozioökonomischen Strukturwandels Notwendig zum Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit
= Ad hoc-Begründungen exogener Art
Theoriebasierte Begründung:
Wie begründen sich typische Beschäftigungsverhältnisse?
Wie verändern sich diese Begründungsmuster endogen?
Werner Sesselmeier Folie 5
Begründung interner Arbeitsmärkte
Begründung interner Arbeitsmärkte
Beschäftigungsfixkosten wegen Spezifität
» Selektionsinvestitionen, die der Suche, Auswahl und Einstellung heterogener Arbeitnehmer dienen;
» Verbesserungsinvestitionen, die die Produktivität der Arbeitnehmer im Betrieb erhöhen helfen;
» Protektionsinvestitionen, die die Selektions- und Verbesserungs-investitionen durch Vermeidung von Kündigungen und Verlängerung der Arbeitsverhältnisse sichern sollen.
Zurechenbarkeit ind. Grenzproduktivitäten bzw. Kontrollproblematik
Werner Sesselmeier Folie 6
Interne Arbeitsmärkte und Strukturwandel
In der Empirie zeigen sich aber gegenwärtig vielfache Phänomene des Outsourcings und marktlicher Beziehungen an Stelle von vertikaler Integration!?!
Wie verändern sich die Produktionslandschaften und welche Rolle spielt das für die Begründungsmuster
– Beschäftigungsfixkosten und Kontrollproblematik –
interner Arbeitsmärkte?
Werner Sesselmeier Folie 7
Tertiarisierung und Informatisierung
Standardisierung von Dienstleistungen
Standardisierte Leistungspakete Zum Teil als Folge von Outsourcing und innerbetrieblichen Profitcentern make-or-buy-Entscheidung über alle Qualifikationsstufen
Relativierung beziehungsspezifischer InvestitionenWerkverträge statt ArbeitsverträgeRelativierung des Kontrollproblems
Werner Sesselmeier Folie 8
Tertiarisierung und Informatisierung
Soft skills statt funktionalem Humankapital
Soft skills
AHK – berufs-/branchenspez. HK – untern.-spez. HK
Leistungsfähigkeit
„Einstellungsmuster und Verhaltensdispositionen, insbesondere Kommunikations- und Ko-operationsfähigkeit, die für gruppenspezifische Prozesse outputrelevant werden“ (Fischer/Heier 1983)
Betonung allgemeinen Humankapitals
Werner Sesselmeier Folie 9
Tertiarisierung und Informatisierung
Strukturwandel und Unternehmensgröße
marktliche Spezialisierung, Tertiarisierung Kleinere Unternehmen mit offeneren Beschäftigungssystemen
Relativierung beziehungsspezifischer InvestitionenStärkung des externen ArbeitsmarktesRelativierung des Kontrollproblems
Werner Sesselmeier Folie 10
Entberuflichung
Entberuflichung im Rahmen der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik
Von der Qualifikations- zur Kompetenzorientierung Ausbau der individuellen Fähigkeiten und eines arbeitsmarktorientierten
Verhaltens der Individuen Beschäftigungsfähigkeit statt Beruflichkeit
Relativierung beziehungsspezifischer InvestitionenStärkung des externen ArbeitsmarktesRelativierung des Kontrollproblems
Werner Sesselmeier Folie 11
Schlussfolgerungen I
Tertiarisierung, Informatisierung und Entberuflichung relativieren die transaktionskostentheoretischen Grundlagen typischer Beschäftigungsverhältnisse.
Je weniger unternehmens- und beziehungsspezifisch die Qualifikationen sind, umso eher können sie punktuell eingekauft statt dauerhaft angestellt werden.
Mit der Kaufentscheidung wird aus dem Arbeitsvertrag ein Werkvertrag, was dann die Problematik von Outputzurechnung und Kontrolle relativiert.
Ohne Normalarbeitsverhältnis entstehen keine bzw. geringere Kontrollkosten und ebenso keine bzw. geringere Beschäftigungsfixkosten.
Werner Sesselmeier Folie 12
Schlussfolgerungen II
Keine Ablösung des Normalarbeitsverhältnisses durch atypische Beschäftigungsverhältnisse
„Gespaltene Arbeitsrealität“ (Baethge u.a. 2005), die die Arbeitsmarktsegmentation eher vertieft als relativiert
Gruppe der atypisch Beschäftigten wird hinsichtlich ihrer Arbeitsmarkt- und Einkommensperformanz heterogener, so dass die Entwicklung in ihrer Gesamtheit im Moment wohl weder als positiv noch als negativ einzuschätzen ist.
Werner Sesselmeier Folie 13
Schlussfolgerungen III
These: Die Nachfrage nach allgemeinem Humankapital kann zu einer Situation der Unterinvestition mit negativen Externalitäten führen
Ex-ante-Unsicherheit von Arbeitnehmern und Unternehmen über Art der Investition bzw. über Erträge bei exogenen Schocks
Finanzierungsprobleme für allgemeines, arbeitnehmerseitiges Humankapital(Komplementarität von spezifischem und allgemeinem Humankapital?)
Marktversagen: Nichtrationalität (Meritorik)
Werner Sesselmeier Folie 14
Schlussfolgerungen IV
Arbeitsmarktpolitik zur Behebung von meritorischem Marktversagen
Wer investiert?Arbeitnehmer (und Unternehmen)
Wie wird investiert?Modularisierte Weiterbildung
Wo wird investiert?Kammern, Universitäten, Unternehmen
Wer finanziert?Arbeitnehmer, Staat, Unternehmen