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1 Photoshop Service Praxis Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten? „Geotagging“ und „Geotracking“ – falls Sie es noch nicht wissen sollten – sind die neudeutschen Bezeichnungen dafür, dass Fotos mit der exakten Ortsinformation der Aufnahmelocation versehen werden. Viele Smartphones machen das heute automatisch – schließ- lich gehört es bei diesen Geräten zum Standard, dass sie über GPS- Module verfügen, die das Gerät über Navigationssatelliten präzis orten können. Da liegt es natürlich nahe, diese In- formation auch in die Bilddateien einzubetten – zumal es heute eta- blierte Standards dafür gibt: EXIF und XML. Bei Fotos aus Smart- phones lässt sich deshalb der Auf- nahmeort heute meist problemlos finden – Apple zum Beispiel bietet in der App „Fotos“ für iOS schon seit Langem die Möglichkeit, die Aufnahmen auch auf einer Karte „sortiert“ anzuzeigen 1 . Das ist nicht nur für private Fotos praktisch, für beruflich erstellte ist es umso mehr notwendig. Schließ- lich legen Redaktionen, Verlage und Bildagenturen heute Wert auf korrekt georeferenzierte Aufnah- men. Das Problem ist nur: Berufs- fotografen fotografieren nur sel- ten mit Smartphones (zumindest nicht beruflich). In professionellen Systemkameras haben sich GPS- Module jedoch leider noch nicht etablieren können (dabei sind sie heutzutage „Pfennigartikel“). Handy als „Bild-Navi“ verwenden Für dieses Problem gibt es ver- schiedene Lösungen. Da die meis- ten Fotografen eben auch Smart- phones besitzen, kann man deren GPS-Modul über Umwege mitbe- nutzen. Dazu ist dort eine App er- forderlich, die permanent Ort und Zeit aufzeichnet. Nach dem Foto- shooting werden GPS-Protokoll und Bilddaten auf den PC gela- den. Eine spezielle Software ermit- telt aus den Aufnahmezeitpunk- ten jedes Fotos (die von der Kame- ra in den EXIF-Daten gespeichert wurden) den mit diesem Zeitpunkt korrelierten Ort und schreibt die GPS-Koordinaten in die Bild- dateien (wir berichteten in einer früheren Ausgabe des „Photoshop Service“ bereits über eine solche Lösung). Neben dem zusätzlichen Aufwand im Zuge der PC-Entwicklung der Bilder besteht der größte Nachteil dieser Lösung darin, dass die Soft- ware auf dem Smartphone per- manent im Hintergrund arbei- ten muss. Der dadurch verursach- te Stromverbrauch saugt den Akku relativ schnell leer – im schlimms- ten Fall reicht die Ladung nur für ein paar Stunden Ortung, im bes- ten für kaum mehr als einen Tag. Haben Sie vergessen, den Akku proppenvoll zu laden, oder benöti- gen Sie das Handy in der gleichen Zeit auch noch für andere Aufga- ben, dann ist schnell Schluss mit der Ortung. Programme zum Geotagging Das Geotagging funktioniert aber auch manuell. Dazu benöti- gen Sie jedoch Adobe Photoshop Lightroom ab Version 4 (die aktu- elle Versionsnummer ist die 5). Mit Photoshop oder der Bridge funkti- oniert es nicht. Diese beiden Pro- gramme sind (seit Version CS6) nur in der Lage, in den Metadaten vor- handene Geotags anzuzeigen, er- lauben es aber nicht, diese zu edi- tieren. Für die Version CS5 benö- tigen Sie zur Anzeige dieser Daten ein kostenlos über die Adobe-Web- site erhältliches Plug-in namens „GPS Data Panel“. Außerhalb des Adobe-Imperiums gibt es jedoch einige Programme, die zur Georeferenzierung verwen- det werden können: Q „GeoSetter“ nennt sich ein Win- dows-Tool, das kostenlos unter www.geosetter.de heruntergela- den werden kann. Q „digiKam“ heißt ein weiteres Bildverwaltungsprogramm, mit dem ebenfalls Geodaten in die Metadaten von Bildern einge- fügt werden können. Es ist eben- falls kostenlos und wurde un- ter Linux erstellt – es läuft aber auch mit entsprechenden Virtua- lisierungstools auf allen anderen Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten? 1 Automatisches, eingebautes Geotagging auf dem iPhone: Bilder der iPhone-Kamera können direkt in einer Karte angezeigt werden.

Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten? · PDF filegaben zum ISO-Ländercode, zum Land, zum Bundesland, zur Stadt und zur Region 9 . Diese Para-meter können nicht editiert

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1 Photoshop Service

PraxisWie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

„Geotagging“ und „Geotracking“ – falls Sie es noch nicht wissen sollten – sind die neudeutschen Bezeichnungen dafür, dass Fotos mit der exakten Ortsinformation der Aufnahme loca tion versehen werden. Viele Smart phones machen das heute automatisch – schließ-lich gehört es bei diesen Geräten zum Standard, dass sie über GPS-Module verfügen, die das Gerät über Navigationssatelliten präzis orten können.

Da liegt es natürlich nahe, diese In-

formation auch in die Bilddateien

einzubetten – zumal es heute eta-

blierte Standards dafür gibt: EXIF

und XML. Bei Fotos aus Smart-

phones lässt sich deshalb der Auf-

nahmeort heute meist problemlos

fi nden – Apple zum Beispiel bietet

in der App „Fotos“ für iOS schon

seit Langem die Möglichkeit, die

Aufnahmen auch auf einer Karte

„sortiert“ anzuzeigen 1 .

Das ist nicht nur für private Fotos

praktisch, für berufl ich erstellte ist

es umso mehr notwendig. Schließ-

lich legen Redaktionen, Verlage

und Bildagenturen heute Wert auf

korrekt georeferenzierte Aufnah-

men. Das Problem ist nur: Berufs-

fotografen fotografi eren nur sel-

ten mit Smartphones (zumindest

nicht berufl ich). In professionellen

Systemkameras haben sich GPS-

Module jedoch leider noch nicht

etablieren können (dabei sind sie

heutzutage „Pfennigartikel“).

Handy als „Bild-Navi“ verwendenFür dieses Problem gibt es ver-

schiedene Lösungen. Da die meis-

ten Fotografen eben auch Smart-

phones besitzen, kann man deren

GPS-Modul über Umwege mitbe-

nutzen. Dazu ist dort eine App er-

forderlich, die permanent Ort und

Zeit aufzeichnet. Nach dem Foto-

shooting werden GPS-Protokoll

und Bilddaten auf den PC gela-

den. Eine spezielle Software ermit-

telt aus den Aufnahmezeitpunk-

ten jedes Fotos (die von der Kame-

ra in den EXIF-Daten gespeichert

wurden) den mit diesem Zeitpunkt

korrelierten Ort und schreibt die

GPS-Koordinaten in die Bild-

dateien (wir berichteten in einer

früheren Ausgabe des „Photoshop

Service“ bereits über eine solche

Lösung).

Neben dem zusätzlichen Aufwand

im Zuge der PC-Entwicklung der

Bilder besteht der größte Nachteil

dieser Lösung darin, dass die Soft-

ware auf dem Smartphone per-

manent im Hintergrund arbei-

ten muss. Der dadurch verursach-

te Stromverbrauch saugt den Akku

relativ schnell leer – im schlimms-

ten Fall reicht die Ladung nur für

ein paar Stunden Ortung, im bes-

ten für kaum mehr als einen Tag.

Haben Sie vergessen, den Akku

proppenvoll zu laden, oder benöti-

gen Sie das Handy in der gleichen

Zeit auch noch für andere Aufga-

ben, dann ist schnell Schluss mit

der Ortung.

Programme zum GeotaggingDas Geotagging funktioniert

aber auch manuell. Dazu benöti-

gen Sie jedoch Adobe Photoshop

Lightroom ab Version 4 (die aktu-

elle Versionsnummer ist die 5). Mit

Photoshop oder der Bridge funkti-

oniert es nicht. Diese beiden Pro-

gramme sind (seit Version CS6) nur

in der Lage, in den Metadaten vor-

handene Geotags anzuzeigen, er-

lauben es aber nicht, diese zu edi-

tieren. Für die Version CS5 benö-

tigen Sie zur Anzeige dieser Daten

ein kostenlos über die Adobe-Web-

site erhältliches Plug-in namens

„GPS Data Panel“.

Außerhalb des Adobe-Imperiums

gibt es jedoch einige Programme,

die zur Georeferenzierung verwen-

det werden können:

„GeoSetter“ nennt sich ein Win-

dows-Tool, das kostenlos unter

www.geosetter.de heruntergela-

den werden kann.

„digiKam“ heißt ein weiteres

Bildverwaltungsprogramm, mit

dem ebenfalls Geodaten in die

Metadaten von Bildern einge-

fügt werden können. Es ist eben-

falls kostenlos und wurde un-

ter Linux erstellt – es läuft aber

auch mit entsprechenden Virtua-

lisierungstools auf allen anderen

Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

1 Automatisches, eingebautes Geotagging auf dem iPhone: Bilder der iPhone-Kamera können direkt in einer Karte angezeigt werden.

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Photoshop Service 2

PraxisWie verknüpfe ich meine Digitalfotos

mit Geodaten?

Plattformen. Basis für die Kar-

tendaten ist hier das OpenStreet-

Map-Projekt.

Auch mit „iPhoto“, dem Bildver-

waltungsprogramm von Apple,

lassen sich Geodaten zu Bildern

hinzufügen.

Gleiches gilt für einige Web-Bild-

verwaltungssysteme wie „Picasa“

von Google.

In der Adobe-Softwarepalette ist

bisher nur Lightroom dazu in der

Lage – allerdings auf vorbildlich

komfortable Weise und erstklas-

sig in das Programm integriert.

Geodaten, die Sie mit Lightroom

in Ihre Fotos integriert haben,

sind dann auch in Photoshop und

Bridge in den Dateiinformationen

lesbar.

Wie georeferenziere ich meine Fotos mit Lightroom? Dass das ganz einfach funktioniert,

zeige ich Ihnen anhand eines Bei-

spiels. Öffnen Sie Lightroom (ab

Version 4) und importieren Sie die

Fotos. Haben Sie mit Bridge oder

Photoshop bereits Entwicklungs-

einstellungen via ACR vorgenom-

men, dann achten Sie darauf, dass

sich beim Import die korrespon-

dierenden XMP-Metadateien im

jeweils gleichen Verzeichnis be-

fi nden wie die Camera-Raw-Da-

teien. Damit ist sichergestellt, dass

die Entwicklungseinstellungen von

Lightroom korrekt übernommen

werden (was allerdings über den ei-

gentlichen Import hinaus eine Wei-

le dauern kann).

Haben Sie die neuen Fotos in

einen schon existierenden Kata-

log importiert, der bereits andere

Motive enthält, dann fassen Sie die

neuen Bilder am besten in einer

eigenen Sammlung zusammen, in-

dem Sie in der Bibliothek den

Eintrag „Vorheriger Import“ im

Bereich „Katalog“ aktivieren (sollte

nach dem Import bereits automa-

tisch erfolgt sein) und dann auf

„Bearbeiten > Alles auswählen“

und „Bibliothek > Neue Samm-

lung…“ gehen.

Achten Sie darauf, dass Sie im Dia-

logfeld „Sammlung erstellen“

einen sinnvollen Namen für die

Sammlung defi nieren und in den

Optionen „Ausgewählte Fotos

einschließen“ aktiv ist 2 , bevor

Sie auf „Erstellen“ klicken. Gehen

Sie danach auf „Bearbeiten > Aus-

wahl aufheben“ und wechseln Sie

in den Bereich „Karte“ („Fenster >

Karte“).

Onlineverbindung erforderlichDamit Sie diese Funktion nutzen

können, ist eine Onlineverbindung

obligatorisch erforderlich, denn die

Kartendaten befi nden sich nicht

auf Ihrem Rechner, sondern wer-

den von Lightroom wie bei an-

deren Kartendiensten für jeden

Screen einzeln aus dem Web von

einem Server abgerufen. Alle Fo-

tos der Sammlung sind unten im

Filmstreifen sichtbar. Ist dies nicht

der Fall, dann prüfen Sie bitte, ob

oberhalb der Karte im Positions-

filter „Ohne“ eingeschaltet ist.

Nun müssen Sie auf der Karte den

Bereich fi nden, in dem Sie die Auf-

nahmen hergestellt haben. Sie kön-

nen dazu rechts oberhalb der Kar-

te im Suchfeld einen Ortsnamen,

eine Adresse oder Ähnliches ein-

geben – dann zoomt die Karte in

diesen Bereich. Selbstverständ-

lich können Sie auch manuell via

Zoombalken links oben innerhalb

der Karte und mit den Navigati-

onstasten den gesuchten Ort an-

fahren. Navigieren ist natürlich

auch durch Ziehen der Karte mög-

lich, das Zoomen durch Ziehen bei

gedrückter Alt -Taste.

Wie bei allen Internet-Karten-

diensten gibt es auch in Lightroom

die üblichen drei Kartenstile (an-

wählbar im gleichnamigen Menü 3

links unterhalb der Karte): „Stra-

ßenkarte“, „Satellit“ und „Hy-

brid“ (eine Mischung aus beiden).

Letzterer ist in den meisten Fällen

die beste Lösung, weil bei der ma-

nuellen Suche nach einem Stand-

ort auch Gebäude- und Gelände-

formationen hilfreich sein können.

Die anderen drei Kartenstile „Ge-

lände“, „Hell“ und „Dunkel“ sind

nur selten eine Hilfe.

2 Das Dialogfeld „Sammlung erstellen“

3 Die Befehle des Menüs „Kartenstile“

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3 Photoshop Service

Praxis

Fotos manuell georeferenzierenUm die GPS-Daten in die Bildme-

tadaten aufzunehmen, haben Sie

drei Möglichkeiten:

Ziehen Sie die ausgewählten Fo-

tos aus dem Filmstreifen auf die

Position in der Karte,

klicken Sie bei gedrückter

Strg/Befehl -Taste auf diese Positi-

on oder

klicken Sie mit der rechten

Maustaste auf die Kartenstel-

le und wählen Sie aus dem Kon-

textmenü den (einzigen) Menü-

punkt „GPS-Koordinaten den

ausgewählten Bildern hinzufü-

gen“.

An dieser Stelle der Karte er-

scheint nun eine gelbe „Sprechbla-

se“ 6 , die die Anzahl der dort re-

ferenzierten Fotos enthält.

4 Die Suche nach „strassburg“ im Suchfens-ter rechts oben war erfolgreich – Straßburg im Elsass erscheint im Kartenfenster. Die Kartenle-gende rechts unten können Sie (falls störend) mit „Ansicht > Kartenlegende anzeigen“ aus- (und wieder ein-)blenden. Zoomen Sie wei-ter ein (Doppelklick auf die Karte, Zoombalken links oben bzw. links unterhalb der Karte, Auf-ziehen eines Rahmens bei gedrückter Alt -Tas-te oder Strg/Befehl - und + -Taste), bis Sie die Position, an der Sie die ausgewählten Fotos ge-schossen haben, auf der Karte einwandfrei lo-kalisieren können. Bei unserem Beispiel handelt es sich um ein Haus, das sich im Viertel „Petite France“ auf einer Insel der Ill befi ndet. Aus die-sem Grund ist es mit etwas Orientierungsvermö-gen relativ einfach auf der Karte zu fi nden.

5 Sie haben nun drei Möglichkeiten, den Fotos diese Georeferenz hinzuzufügen, nachdem Sie al-le, die dieses Motiv enthalten, vorher im Filmstrei-fen markiert haben:

Ziehen Sie die Fotos aus dem Filmstreifen an die-se Position auf der Karte,

klicken Sie mit der rechten Maustaste auf diese Position und wählen Sie den Kontextbefehl „GPS-Koordinaten den ausgewählten Bildern hinzufü-gen“ oder

klicken Sie bei gedrückter Strg/Befehl -Taste auf die Kartenposition.

In allen drei Fällen erscheint danach an dieser Stelle eine gelbe „Sprechblase“ mit der Anzahl der Fotos, die an dieser Position aufgenommen wurden.

Jedem Foto kann nur eine Geoposition zugeord-net werden – was ja auch vollkommen logisch ist, denn ein Foto kann nur an einem Ort aufge-nommen worden sein, nicht an mehreren. Besaß ein Bild bei einer Georeferenzierung bereits eine GPS-Markierung, dann wird diese durch die neu-en Daten ersetzt.

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Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

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Photoshop Service 4

Praxis

Jedes Bild kann verständlicher-

weise nur einmal lokalisiert sein.

Wenn Sie also einem Foto, das be-

reits GPS-Koordinaten besitzt,

neue zuweisen, dann werden die

alten gelöscht.

Standort des Fotografen oder Standort des Motivs referenzieren? Einer der Nachteile der automa-

tischen Georeferenzierung besteht

darin, dass der Standort des Fo-

tografen aufgezeichnet wird, der

nicht unbedingt mit dem Standort

des Motivs übereinstimmen muss.

Manche Techniken speichern we-

nigstens zusätzlich den Blickwinkel

der Kamera als Himmelsrichtungs-

koordinate, sodass anhand einer

Karte Rückschlüsse auf das aufge-

nommene Motiv gezogen werden

können.

Bei der manuellen Referenzie-

rung sind Sie frei in der Positio-

nierung – Sie können statt des Fo-

tografenstandorts auch gleich den

des Motivs als Referenz verwenden.

In vielen Fällen ist dies die bessere

Lösung – insbesondere dann, wenn

der Standort des Fotografen und

der des Motivs (zum Beispiel bei

Fernaufnahmen mit einem starken

Tele) weit auseinanderliegen.

Denn bei einer Bildrecherche –

zum Beispiel in einem Verlag –

wird logischerweise anhand des

Motivstandorts gesucht, nicht an-

hand des Kamerastandorts. Der

Motivstandort ist auf einer Karte

klar defi nierbar, der Kamerastand-

ort keineswegs – denn jedes Motiv

besitzt unzählige, über eine große

Fläche verteilte potenzielle Kame-

rastandorte.

Prinzipiell existieren beim XML-

Dateiformat für Bildinformati-

onen schon heute Tags für die Mo-

tivposition 7 , diese werden al-

lerdings bisher weder von Kame-

ras noch von GPS-Trackern un-

terstützt – sie sind auch weder in

Lightroom noch mit einem ande-

ren Programm editierbar. Und bis

die Technik so weit ist, dass aus der

Kameraposition und ihrer Blick-

richtung zweifelsfrei auf das Motiv

und dessen Koordinaten geschlos-

sen werden kann, dürfte selbst bei

der rasanten Entwicklung von heu-

te noch einige Zeit ins Land gehen.

6 An der Kartenposition, deren GPS-Koordinaten von Fotos benutzt werden, erscheint eine Markierung mit der Anzahl der Fotos (unten). Ein Klick auf die-se Markierung zeigt ein Thumbnail des Fotos bzw. des ersten Bildes der Se-rie. Die anderen sehen Sie durch Klicken auf die Pfeiltasten (rechts).

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7 Die Dateiinformationen von Photoshop bzw. Bridge in der neuesten Version („Datei > Datei-informationen…“) zeigen, dass die Tags für die Koordinaten der Motivposition im XML-Dateifor-mat bereits existieren. Benutzt werden Sie jedoch heute noch nicht, sie sind auch per manueller Eingabe noch nicht verwendbar.

Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

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5 Photoshop Service

Praxis

Wie fasse ich Fotos aus einer Gegend zusammen? Lightroom trägt nicht nur die nu-

merischen GPS-Koordinaten in

die Bildmetadaten ein, sondern

auch Klartext-Gebietsangaben aus

den Kartendaten. So enthalten die

Ortsmetadaten nach der Georefe-

renzierung automatisch auch An-

gaben zum ISO-Ländercode, zum

Land, zum Bundesland, zur Stadt

und zur Region 9 . Diese Para-

meter können nicht editiert wer-

den – was durchaus sinnvoll ist, da

hierdurch eine gemeinsame, über-

all identische Benennung sicherge-

stellt wird.

Nun kann es aber sein, dass Sie als

Fotograf den Fotos eines Shootings

einen eigenen, gemeinsamen Ober-

begriff geben möchten, der unter

Umständen gar nichts mit Geogra-

fie zu tun hat, aber trotzdem an

einen bestimmten Ort gebunden

ist – beispielsweise „Büro“, „Fami-

lie“, „Urlaub 2014“, „Campus MIT“

oder was auch immer.

Auch solche „Location-Namen“

können Sie mit Lightroom schnell

und einfach definieren: Hierzu

dient der Bereich „Gespeicherte

Positionen“ links neben der Kar-

te. Bringen Sie dazu die Mitte des

Bereichs in das Kartenfenster, den

die neue Position umfassen soll,

und klicken Sie auf das „+“-Sym-

bol rechts von „Gespeicherte Posi-

tionen“. Das öffnet das Dialogfeld

„Neue Position“ 10 . Geben Sie der

Location einen Namen und wählen

Sie den Ordner, in dem sie in „Ge-

speicherte Positionen“ erscheinen

soll (gegebenenfalls erstellen Sie ei-

nen „Neuen Ordner…“).

Definieren Sie dann im Bereich

„Optionen“ einen Radius (um den

Mittelpunkt der Karte). Ein Kreis

mit diesem Radius wird in der

Karte angezeigt. Alle Bilder, deren

Aufnahmeposition innerhalb die-

8 Alle 322 Fotos aus Straßburg sind jetzt georeferenziert und damit exakt ihren Auf-nahmeorten zugewie-sen. Wie Sie schön se-hen können, bestand das Shooting aus zwei Teilen: dem klas-sischen Stadtzentrum um „Petite France“ links unten (im Süd-westen) und dem Ge-biet um das Europa-parlament und ande-re EU-Einrichtungen rechts oben (im Nord-osten).

9 Im Bereich „Ort“ der Metadaten (rechts neben der Karte) trägt Lightroom nicht nur die GPS-Koor-dinaten ein, son-dern beschreibt den Ort gleichzeitig hie-rarchisch nach „ISO-Ländercode“, „Land“, „Bundesland/Kan-ton“, „Stadt“ und „Re-gion“. Diese Einträge sind nicht editierbar, sie stammen aus den Kartendaten.

Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

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Photoshop Service 6

Praxis

ses Kreises liegt, werden automa-

tisch in diese Gespeicherte Posi-

tion aufgenommen. Position und

Durchmesser des Kreises können

Sie auch nachträglich verändern –

mithilfe von zwei Anfassern am

Mittel- und am Scheitelpunkt.

Das Dialogfeld „Neue Positi-

on“ enthält zusätzlich eine Opti-

on „Privat“. Ist sie aktiviert, dann

werden beim Export der Bilddaten

(und nur dort!) die GPS-Koordina-

ten entfernt. Das schützt die Pri-

vatsphäre – schließlich könnte aus

diesen Daten und den Aufnahme-

zeitpunkten theoretisch auch ein

komplettes Bewegungsprofi l des

Fotografen erstellt werden. Bei be-

rufl icher Weitergabe der Fotos

(zum Beispiel an Bildagenturen)

sollte diese Option natürlich aus-

geschaltet sein, sonst wäre der gan-

ze Aufwand der Georeferenzie-

rung sinnlos gewesen. Die „Gespei-

cherten Positionen“ betreffen nur

die Bildverwaltung mit Lightroom,

sie werden nicht in die XML-Meta-

daten aufgenommen.

Externe Geotagging-Daten übernehmen Besitzen Sie externe GPS-Tracking-

Daten (ein sogenanntes „Track-

log“) von einem Fotoshooting

(zum Beispiel aus einer Smart-

phone-App wie GeotagPhotos für

iOS), dann können Sie diese di-

rekt in Lightroom laden und zu-

weisen. Hierzu dient das Menü 11 ,

das sich unterhalb der Karte hin-

ter dem Symbol „ “ verbirgt.

Sie benötigen also keine dedi-

zierte Software für das Geotagging,

Lightroom genügt.

Für die Erstellung eines Tracklogs

starten Sie die Software zu Beginn

des Shootings auf Ihrem Smart-

phone, tippen auf „Neue Rou-

te“, geben dieser Route einen Na-

men und starten dann mit der Tas-

te „REC“ (für „record“ – aufzeich-

nen). In den Einstellungen kön-

nen Sie unter anderem festlegen,

mit welcher zeitlicher oder ört-

licher Distanz die Log-Einträge er-

folgen sollen. Deren Speicherung

erfolgt in einer GPX-Datei. Ach-

ten Sie auf eine exakte Synchroni-

sation der Uhrzeit an Smartphone

und Kamera!

Bei GPX handelt es sich um ein

Standard-Dateiformat, das (wie al-

le Metadaten für Digitalfotos) auf

XML basiert. Nach dem Ende des

Shootings beenden Sie die Auf-

zeichnung mit „STOP“. Die Track-

log-Datei können Sie nun auf den

Server des Softwareanbieters hoch-

laden (wenn Sie dessen Software

nutzen) oder per E-Mail an Ihren

eigenen Account schicken lassen

10 Defi nition ei-ner neuen „Gespei-cherten Position“ mit Lightroom: Alle Fotos, deren Aufnahmeort innerhalb des Kreises liegt, werden auto-matisch dieser Positi-on zugeordnet. Den Kreis können Sie auch nachträglich editieren: Nach Schließen des Dialogfelds „Neue Po-sition“ erhält er zwei Anfasser – einen im Mittelpunkt zum Ver-schieben und einen am oberen Scheitel-punkt zur Größenän-derung.

11 Das Menü zum Laden und Verwalten exter-ner Tracklogs

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7 Photoshop Service

Praxis

(wenn Sie Lightroom nutzen). Die

GPX-Datei enthält mit einfachen

Texteditoren wie WordPad oder

TextEdit lesbaren Klartext-XML-

Code 12 .

Tracklog ladenImportieren Sie die Fotos wie be-

schrieben in Lightroom, wählen

Sie alle aus und wechseln Sie in

den Bereich „Karte“. Laden Sie die

GPX-Datei mit „Tracklog laden…“

aus dem Menü . Die Karte zeigt

den Weg des Fotografen an 14 .

Wählen Sie dann „[Anzahl] aus-

gewählte Fotos automatisch tag-

gen“. Lightroom entnimmt den

EXIF-Daten der Bilddateien je-

weils den präzisen Aufnahmezeit-

punkt, sieht im Tracklog nach, wo

der Fotograf sich in dieser Sekun-

de befand, und verknüpft die dort

gespeicherte GPS-Position mit den

Metadaten der Fotos. Die Positi-

onen werden nach diesem Vorgang

auf der Karte angezeigt 15 .

Sind diese nicht korrekt, dann

kann das an einer falschen Uhr-

zeiteinstellung an der Kamera lie-

gen – beispielsweise durch un-

genaue Synchronisation mit der

Tracklog-Software oder durch eine

nicht korrekt vorgenommene Zeit-

zonendefi nition an der Kamera.

In diesem Fall benutzen Sie den

Menüpunkt „Zeitzonenverschie-

bung einstellen…“, um einen pas-

senden Korrekturwert zu defi nie-

ren 13 .

Auch hier gilt es zu beachten, dass

die Georeferenzierung der Fotos

anhand der Kameraposition er-

folgt, nicht anhand der Motivpo-

sition. Unter Umständen kann es

sinnvoll sein, hier manuell einzu-

greifen und die Positionen entspre-

chend zu ändern.

Speichern nicht vergessen! Die GPS-Positionen – egal, ob ma-

nuel oder per Tracklog hinzuge-

fügt – sind bis zu diesem Punkt

nur im Lightroom-Katalog gespei-

chert, nicht in den Metadaten der

Fotos. Um dies zu ändern, sollten

Sie nicht vergessen, nach der Geo-

referenzierung den Befehl „Foto >

Metadaten in Dateien speichern“

anzuwählen. Nur dadurch ist si-

chergestellt, dass die Nutzung der

GPS-Daten nicht auf Lightroom

beschränkt ist, sondern auch in an-

deren Programmen (wie die Datei-

information von Photoshop) erfol-

gen kann.

12 Das Tracklog eines Shootings namens „See-park“: Jede Zeile nach dem Vorspann defi niert genau eine GPS-Position per „lat“ (engl. „latitude“, geografi sche Breite), „lon“ (engl. „longitude“, ge-ografi sche Länge), „ele“ (engl. „elevation“, Höhe über NN) sowie den Zeitstempel „time“ mit Da-tum und sekundengenauer Uhrzeit.

Sie können diese Datei bei Bedarf auch selbst editieren – zum Beispiel durch Entfernen der ers-ten und letzten Einträge, die durch anfangs noch ungenaue Ortung etwas abseits der realen Positi-on liegen können.

13 Das Dialogfeld „Zeitzone verschieben“

Wie verknüpfe ich meine Digitalfotos mit Geodaten?

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Photoshop Service 8

Praxis

14 Auf den Spuren des Fotografen: Das Track-log der Smartphone-Software zeichnet Punkt für Punkt den Weg um den Flückigersee in Freiburg nach. Ein Klick auf die Spur zeigt die Uhrzeit, zu der er sich an diesem Punkt befand.

Verknüpfen Sie diesen Weg über den Befehl „[An-zahl] ausgewählte Fotos automatisch taggen“ mit den dort fotografi erten Bildern …

15 … dann erhalten Sie eine exakte Lokalisierung aller Fotos. Auf diese Art kann die Geo referenzierung für eine beliebige Anzahl Fotos mit einem einzigen Mausklick durchgeführt werden.

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Foto

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