2
Das Wiesmet Vogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken Ohne Bauern läuft nichts Derzeit betreut der Landschaftspfle- geverband Mittelfranken (LPV) etwa 170 „Wiesenbrüterbauern". Gegen eine Entschädigung aus dem Bayeri- schen Vertragsnaturschutzprogramm nehmen die Landwirte freiwillig Ein- schränkungen bei der Nutzung ih- rer Wiesen in Kauf. Auf staatlichen Flächen werden mit Finanzierung durch die Wasserwirtschaftsverwaltung noch weitergehende Maßnahmen realisiert, so z. B. die Anlage von Altgrasstreifen und klein- flächigen Brachen. Einzelne Flächen werden besonders früh gemäht. Hier können die frisch geschlüpften Jungen leichter Nahrung suchen als in dich- ten und daher schwer passierbaren ungemähten Wiesen. Diese sind dafür als Nistplatz und zum Schutz vor Feinden wichtig. Schonende Technik Kreiselmähwerke schädigen durch ihre Sogwirkung die Kleintierwelt erheblich. Deshalb werden die meisten Ver- tragsflächen im Wiesmet mit dem naturverträglicheren Mes- serbalken gemäht - ein Ergebnis der intensiven Beratung durch den LPV. Darüber hinaus soll die Mahd „von innen nach außen" verhindern, dass in die Deckung flüchtende Wie- senbrüterjunge zuletzt nicht doch noch in das Mähwerk geraten. Feucht muss es sein Neben den natürlicherweise vorhan- denen Mulden und Senken wurden viele flache Tümpel und Grenzmul- den neu angelegt. In dem weichen Uferschlamm können die Wiesen- brüter erfolgreich nach Nahrung stochern. Durch ein ausgeklügeltes Abflussmanagement kann das Wasserwirt- schaftsamt Ansbach große Teile der staatlichen Flächen auch mit künstli- chem Hochwasser überstauen. Neue Wege Durch den Rückgang der Milchwirtschaft werden immer weniger Mähwiesen benötigt. Die Ergebnisse eines Versuchs mit Limousinrindern zeigen aber, dass erfolgreicher Wiesen- brüterschutz auch mit extensi- ver Beweidung möglich ist. Weitere Informationen erhalten Sie bei: BayernNetz Natur ist ein landesweiter Verbund herausragender Naturschutzprojekte, in denen wertvolle Lebensräume geschützt und unter einem professionellen Natur- schutzmanagement gepflegt und entwickelt werden. Das Wiesmet ist darüber hinaus Teil des Europäischen Lebensraumnetzes „Natura 2000“ (FFH - Gebiet und Vogelschutzgebiet). Trägerschaft und Organisation Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken Landschaftspflegeverband Mittelfranken gefördert mit Mitteln der Europäischen Union des Bezirks Mittelfranken und des Bayerischen Naturschutzfonds Das Wiesmet Vogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken Impressum Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005 Text: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V. Fotos: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., AID, Sönke Morsch Layout: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., PAN GmbH Die Projektbeteiligten 170 Landwirte Kirchen- und Pfründestiftungen Freistaat Bayern Engagierte Privatpersonen Bund Naturschutz in Bayern e.V. Landesbund für Vogelschutz e.V. Bayerischer Bauernverband Lions-Umweltschutzfonds, Mittleres Altmühltal Bayer. Naturschutzfonds Wildland GmbH Markt Arberg Stadt Gunzenhausen Stadt Merkendorf Gemeinde Muhr am See Stadt Ornbau Landkreis Ansbach Bezirk Mittelfranken Regierung von Mittelfranken, höhere Naturschutzbehörde Landratsamt Ansbach, untere Naturschutzbehörde Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, untere Naturschutzbehörde Wasserwirtschaftsamt Ansbach Ämter für Landwirtschaft, Ansbach und Weißenburg Regierung von Mittelfranken Höhere Naturschutzbehörde Postfach 606 91511 Ansbach Hans Tschunko Tel. 0981/53-1641 [email protected] Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V. Feuchtwanger Straße 38 91522 Ansbach Klaus Fackler Tel. 0981/4653-3524 Fax 0981/4653-3535 [email protected]; www.lpv-mfr.de Ein Projekt im

Wiesmet - bnn.pan-gmbh.com · Schützen und Schonen Die Vögel der Feuchtwiesen sind typische Bodenbrüter, sie reagieren daher besonders in der Brutzeit äußerst empfindlich auf

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Das WiesmetVogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken

Ohne Bauern läuft nichts

Derzeit betreut der Landschaftspfle-geverband Mittelfranken (LPV) etwa170 „Wiesenbrüterbauern". Gegeneine Entschädigung aus dem Bayeri-schen Vertragsnaturschutzprogrammnehmen die Landwirte freiwillig Ein-schränkungen bei der Nutzung ih-rer Wiesen in Kauf.

Auf staatlichen Flächen werden mitFinanzierung durch die Wasserwirtschaftsverwaltung noch weitergehendeMaßnahmen realisiert, so z. B. die Anlage von Altgrasstreifen und klein-flächigen Brachen. Einzelne Flächen werden besonders früh gemäht. Hierkönnen die frisch geschlüpften Jungen leichter Nahrung suchen als in dich-ten und daher schwer passierbaren ungemähten Wiesen. Diese sind dafürals Nistplatz und zum Schutz vor Feinden wichtig.

Schonende Technik

Kreiselmähwerke schädigen durchihre Sogwirkung die Kleintierwelterheblich.Deshalb werden die meisten Ver-tragsflächen im Wiesmet mitdem naturverträglicheren Mes-serbalken gemäht - ein Ergebnisder intensiven Beratung durchden LPV.Darüber hinaus soll die Mahd

„von innen nach außen" verhindern, dass in die Deckung flüchtende Wie-senbrüterjunge zuletzt nicht doch noch in das Mähwerk geraten.

Feucht muss es sein

Neben den natürlicherweise vorhan-denen Mulden und Senken wurdenviele flache Tümpel und Grenzmul-den neu angelegt. In dem weichenUferschlamm können die Wiesen-brüter erfolgreich nach Nahrungstochern.

Durch ein ausgeklügeltes Abflussmanagement kann das Wasserwirt-schaftsamt Ansbach große Teile der staatlichen Flächen auch mit künstli-chem Hochwasser überstauen.

Neue Wege

Durch den Rückgang derMilchwirtschaft werden immerweniger Mähwiesen benötigt. Die Ergebnisse eines Versuchsmit Limousinrindern zeigenaber, dass erfolgreicher Wiesen-brüterschutz auch mit extensi-ver Beweidung möglich ist.

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

BayernNetz Natur

ist ein landesweiter Verbund herausragender Naturschutzprojekte, in denenwertvolle Lebensräume geschützt und unter einem professionellen Natur-schutzmanagement gepflegt und entwickelt werden.Das Wiesmet ist darüber hinaus Teil des Europäischen Lebensraumnetzes„Natura 2000“ (FFH - Gebiet und Vogelschutzgebiet).

Trägerschaft und Organisation

Höhere Naturschutzbehörde derRegierung von Mittelfranken

Landschaftspflegeverband Mittelfranken

gefördert mit Mitteln

der Europäischen Union

des Bezirks Mittelfranken

und des BayerischenNaturschutzfonds

Das WiesmetVogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken

Impressum

Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005Text: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.Fotos: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., AID, Sönke MorschLayout: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., PAN GmbH

Die Projektbeteiligten

170 Landwirte

Kirchen- und Pfründestiftungen

Freistaat Bayern

Engagierte Privatpersonen

Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Landesbund für Vogelschutz e.V.

Bayerischer Bauernverband

Lions-Umweltschutzfonds, Mittleres Altmühltal

Bayer. Naturschutzfonds

Wildland GmbH

Markt Arberg

Stadt Gunzenhausen

Stadt Merkendorf

Gemeinde Muhr am See

Stadt Ornbau

Landkreis Ansbach

Bezirk Mittelfranken

Regierung von Mittelfranken, höhere Naturschutzbehörde

Landratsamt Ansbach, untere Naturschutzbehörde

Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, untere Naturschutzbehörde

Wasserwirtschaftsamt Ansbach

Ämter für Landwirtschaft, Ansbach und Weißenburg

Regierung von MittelfrankenHöhere NaturschutzbehördePostfach 60691511 AnsbachHans TschunkoTel. 0981/[email protected]

Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.Feuchtwanger Straße 3891522 AnsbachKlaus FacklerTel. 0981/4653-3524Fax 0981/[email protected]; www.lpv-mfr.de

Ein Projekt im

Schützen und SchonenDie Vögel der Feuchtwiesen sind typische Bodenbrüter, sie reagieren daherbesonders in der Brutzeit äußerst empfindlich auf Störungen. Fußgänger,Auto- und Fahrradfahrer, Angler, Inlineskater oder Hunde im Gebiet redu-zieren den Bruterfolg deutlich. Um den Kernbereich des Gebietes störungsfrei zu halten, wurden daher ver-schiedene Maßnahmen zur Besucherlenkung ergriffen, wie z. B. eine geziel-te Wegeführung.

Paradiesisches WiesmetNordwestlich des Altmühlsees, zwischen Gunzenhausen und Ornbau, liegteines der wertvollsten und mit 1.100 Hektar auch eines der größten Feucht-wiesengebiete Süddeutschlands: das Wiesmet.

Hier hat die Altmühl ihr geringstes Gefälle. Sie durchzieht mit zahlreichenmäandrierenden Seitenbächen und Gräben eine weite Landschaft und über-schwemmt die feuchten Senken mit jährlichen Hochwässern.

Der Große Brachvogel ist dergrößte europäische Watvogel. Leichtzu erkennen ist er an dem sehr lan-gen, abwärts gebogenen Schnabel undder melodischen Stimme. Im feuchten,weichen Boden stochert er nach Wür-mern und Insekten. Etwa 50 Brutpaa-re dieser Art brüten regelmäßig imWiesmet.

Der Kiebitz, ein grünlich-schwarz und weiß gefärbterVogel, baut lustige Kapriolen inseinen Flug ein. Sein Ruf klingtlaut und nasal, wie „kie-wit".

Regelmäßig kommen auch Bekassine, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Rotschenkel undWiesenpieper im Wiesmet vor. Im Frühjahr und Herbst haben viele durchziehende Vo-gelarten wie Kampfläufer und Goldregenpfeifer hier ihren Rastplatz. Auch der Weiß-storch nutzt das Gebiet zur Nahrungssuche. Im Winter wird das Gebiet von Nahrungs-gästen wie Kornweihe und Sumpfohreule aufgesucht.

Die Uferschnepfe hat einen langen ge-raden Schnabel. Im Flug ist sie an den weitüber den Schwanz hinaus ragenden Beinenzu erkennen. Mit etwa 30 Brutpaaren brütenrund zwei Drittel des gesamten süddeutschenBestandes an Uferschnepfen im Wiesmet .

Der Kantenlauch steht Mitte Juli in vollerBlüte. Als typische Stromtalpflanze ist er aufnährstoffarmen wechselfeuchten Standorten zufinden. Zeitweise war die Art im Wiesmet be-reits verschollen. Jetzt ist sie wieder auf demVormarsch – eine gute Zeigerart für den Erfolgeiner extensiven Feuchtwiesenbewirtschaftungohne Düngung.

Nutzen und PflegenDurch den Bau des Fränkischen Seenlandes gingen in den achtziger Jahrenunter anderem rund 900 Hektar Feuchtwiesen verloren. Als Ersatzmaßnahmekaufte die Wasserwirtschaftsverwaltung 170 Hektar für den Wiesenbrüter-schutz im Wiesmet an.Im Rahmen des damaligen „Wiesenbrüterprogrammes" schloss die HöhereNaturschutzbehörde Extensivierungsverträge mit den Landwirten ab, um dieLebensraumqualität des Gebietes langfristig zu erhalten und zu verbessern.Seit 1990 betreut der Landschaftspflegeverband Mittelfranken im Auftragder Regierung von Mittelfranken das BayernNetz Natur - Projekt „Wiesmet".Er ist fester Ansprechpartner für Landwirte, Gemeinden, Behörden und Na-turschutzverbände.

Im niederschlagsarmen Mittelfranken waren die blütenreichen Feuchtwiesenseit Jahrhunderten wichtige Futterflächen für die umgebenden Milchviehbe-triebe. Viele Ausmärker aus bis zu 20 Kilometern Umkreis bewirtschaftetenihre Flächen wegen der langen Fahrtstrecken sehr extensiv. Zusammen mitder Besitzzersplitterung, die sich durch die fränkische Realteilung ergab, hatsich ein vielfältiges Nutzungsmosaik ausgebildet. Dies bietet vielen Tier- undPflanzenarten ideale Lebensbedingungen.

Besonders herausragende Bedeutung hat das Wiesmet für die Vogelwelt: Alslandesweit einziges Gebiet beherbergt es das gesamte bayerische Spektrumder Wiesenbrüter.

Während der Brutzeit besteht ein striktes Be-tretungsverbot für das gesamte Gebiet.

Der Kiebitz-Rundweg kann jedoch das ganze Jahr über genutzt werden.

Infotafeln

Aussichtsplattform

Das strebt imProjektmanagement beim LandschaftspflegeverbandWiesmet ein vielfältiges, kleinteiliges Nutzungsmosaik an: „Normal" bewirtschaftete,also gedüngte und bereits früh im Jahr gemähte Wiesen, wechseln sich mit extensivgenutzten Grundstücken mitgestaffelten Mahdzeitpunkten ab.Dazwischen liegen ungemähteBrachflächen. So ergeben sich idea-le Brut- und Nahrungsbedingungenfür Brachvogel und Uferschnepfe.

Vogelinsel am Altmühlsee mit Beobachtungsturm

Kiebitz-Rundweg

Infotafel an der Rossfurt

Infotafel an der Orn-bauer Altmühlbrücke

Aussichtsplattform am Altmühlradweg

LBV-Naturschutzzentrum Altmühlsee