Wirtschaftliche und soziale Charakteristika selbständiger ... · Hermes, Leicht, Philipp – Selbständige Migranten in europäischen Ländern – 15.11.2007 Fragestellungen 1. Umfang

ifminstitut für mittelstandsforschung

Wirtschaftliche und soziale Charakteristika selbständiger Ausländer in europäischen Ländern:

Neue Heimat – alte Pfade?

Kerstin Hermes, René Leicht, Ralf Philipp

Beitrag zur fünften Nutzerkonferenz „Forschung mit dem Mikrozensus“15. und 16. November 2007 in Mannheim

Hermes, Leicht, Philipp – Selbständige Migranten in europäischen Ländern – 15.11.2007

Fragestellungen

1. Umfang und Charakteristika– Welche Bedeutung hat Migrantenselbständigkeit in Europa?

– Welche Qualität hat Migrantenselbständigkeit?

– Welche Rolle spielen traditionelle Sektoren („alte Pfade“) in anderen Ländern?

2. Welchen Einfluss haben dabei– Zuwanderungsstrukturen?

– Gelegenheitsstrukturen?

– institutionelle/rechtliche Rahmenbedingungen?

– individuelle Ressourcen?

Daten und Methodisches


Daten und Methodisches

• Scientific Use Files verschiedener Länder– EU (ohne Malta), Island und Norwegen– Erwerbspersonen (15-64 Jahre)

• Länderauswahl bei differenzierter Betrachtung– mind. 3.000 ausländische Befragte– hochgerechnet mind. 10.000 ausländische Selbständige– wegen fehlender Differenzierung nach Staatsangehörigkeit

ohne Italien und Irland

• Restriktionen– Art der Erhebung variiert zwischen den Ländern

(z.B. Freiwilligkeit, politisch-institutionelle Einflüsse)– fehlende Differenzierungsmöglichkeiten

Migrantenselbständigkeit im Kontext von Zuwanderungs- & Gelegenheitsstrukturen


Absolute Bedeutung von Migrantenselbständigkeit

Anteile selbständiger Ausländer an allen Selbständigen*

Westeuropa > Nord- & Südeuropageringe Anteile in OsteuropaPeripherie mehr Drittstaatler – Zentrum mehr EU-Ausländer

abhängig von „Zuwanderungsgeschichte“

* ohne LandwirtschaftQuelle: European Labour Force Survey2005; eigene Berechnungen

0

1

2

3

45

6

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9

10

BE DE FR AT UK SE DK ES NL GR PT FI CY EE,LV,LT

CZ,SK

SI,HU

PL

Nicht-EU-AusländerEU-Ausländer

in %


Selbständigenquoten

Selbständigenquoten nach Nationalität

* ohne LandwirtschaftQuelle: European Labour Force Survey 2005; eigene Berechnungen

Süd-Nord-Gefälle

EU-Ausländer >Einheimische

Drittstaatler <EU-Ausländer

Zusammenhang zw. „EntrepreneurialRegime“ & Migranten-selbständigkeit

0

5

10

15

20

25

Nordeuropa Westeuropa Südeuropa Osteuropa (EU+10)

Einheimische EU-Ausländer Nicht-EU-Ausländer

in %

Charakteristika von Migrantenselbständigkeit


Bildungsressourcen selbständiger Migranten

Anteile besser gebildeter Selbständiger:• Norden > Süden bei einheimischen Selbständigen

• EU-Ausländer > Drittstaatsangehörige

• DE, BE, FR und UK: Einheimische > Ausländer

• Südeuropa: EU-Ausländer > Einheimische

Anteile schlechter gebildeter Selbständiger:• Süden > Norden bei Einheimischen

• Migranten > Einheimischen (außer in Südeuropa und NL)


Selbständigkeitsniveau nach Bildungsstand

• Mittel- bzw. Westeuropa:höhere Bildung höhere Selbständigenquote

• SE & UK: geringere Bildung höhere Selbständigenquote

• Südeuropa:Einheimische: geringere Bildung höhere S-QuoteAusländer: höhere Bildung höhere S-Quote

(PT: nur bei EU-Ausländern, GR: nur Nicht-EU-Ausländer)

Unterschiede zwischen Ländern bedeutender als zwischen Herkunftsgruppen


Wirtschaftliche Orientierung

Anteile Selbständiger in Handel und Gastgewerbe


0

10

20

30

40

50

60

SE UK DE NL BE FR AT ES PT GRim Inland geborene Einheimische EU-Ausländer Nicht-EU-Ausländer

in %generelles Muster:

„alte Pfade“ bei Drittstaatlern dominant

Süd-Nord-Gefälle bei Einheimischen

Nordwesten:

Drittstaatler >Einheimische >EU-Ausländer (außer DE & BE)

Süden:Einheimische >EU-Ausländer>Drittstaatler


„Professionalität“ selbständiger Migranten

Anteile der selbständigen (Semi-) Professionals in der jeweiligen Herkunftsgruppe


0

10

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60

SE UK DE NL BE FR AT GR ES PT

im Inland geborene Einheimische EU-Ausländer Nicht-EU-Ausländer

in %Drittstaatler seltener „professionell“

Nord-Süd-Gefälle

EU-Ausländer >Einheimische(außer DE, BE, FR)

EU-Ausländer >Drittstaatlern

Positionierung im Kontext länderspezifischer Bedingungen


Bildung und „professionelle“ Selbständigkeit

auf der Mikroebene:• Zusammenhang zw. hoher Bildung und Profession bei

Selbständigen z.T. inkonsistent mit landesspezifischer Literatur

Problem der fehlenden Differenzierungsmöglichkeit bei der ISCO-Kodierung im EU-LFS

Annäherung auf der Makroebene:


Bildung und „professionelle“ Selbständigkeit

LändermiterschwertenZugangs-bedingungen

SEBE

GRES

NL

ES

NL

SE

BE

GR

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0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55

im Inland geborene Einheimische ж Nicht-EU-Ausländerhohes Bildungsniveau

(Sem

i-) P

rofe

ssio

nals

in %

* ohne Landwirtschaft

Quelle: European Labour Force Survey2005; eigene Berechnungen


Modernität und Gelegenheitsstrukturen

Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Modernität und relativer Stärke selbständiger Migranten in traditionellen Sektoren

Quelle: European Labour Force Survey 2005; eigene Berechnungen

Gel

egen

heits

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Modernisierung

BE

ES

GR

PT

SE

DE

FR

NL

UK

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-5

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5

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25

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50Anteil selbständiger (Semi-) Professionals

Diff

eren

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l/Gas

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Individuelle Ressourcen im Kontext institutioneller Bedingungen


Einfluss individueller Ressourcen

Wahrscheinlichkeit einer selbständigen Beschäftigung- Ergebnisse logistischer Regressionen

hohe Bedeutung von Bildungszertifikaten in korporatistischen Ländern

bessere institutionelle & Sprachkenntnisse wirken verstärkend auf Gründungsaktivitäten von Drittstaatlern

in sozialdemokratischen Ländern geringere Anreize für Selbständigkeit

EU-Ausländer

Dritt-staatler

EU-Ausländer

Dritt-staatler

EU-Ausländer

Dritt-staatler

EU-Ausländer

Dritt-staatler

Bildung ++ ++ + + - O + -

Aufenthalts-dauer O + O +++ - - + ++

Deutschland Spanien Schweden Großbritannien

Fazit


Fazit

1. Umfang und Charakteristika

Bedeutung• absolute Bedeutung in Westeuropa am größten

(v.a. Gastarbeiter- & Kolonialmigration)• Selbständigenquote: Süd-Nord-Gefälle, EU-Bürger > Drittstaatler• relative Bedeutung stärker im Norden (im Vgl. zu Einheimischen)

Qualität• EU-Bürger besser qualifiziert und „professioneller“ als Drittstaatler• in Nord- & Westeuropa Migranten schlechter gebildet als Einheimische

traditionelle Sektoren• generell große Bedeutung von Handel & Gastgewerbe bei Migranten• in Südeuropa unterliegen Ausländer Dominanz der Einheimischen


Fazit

2. Welchen Einfluss haben dabei

Zuwanderungsstrukturen• beeinflussen primär absolute Bedeutung & Charakter der

Migrantenselbständigkeit

Gelegenheitsstrukturen• moderne Ökonomien im Norden produzieren randständige Migranten-

selbständigkeit (einfache Dienstleistungen)• besetzte „traditionelle Positionen“ im Süden verringern Chancen

Institutionelle Rahmenbedingungen• Niederlassungsfreiheit für EU-Bürger; Restriktionen für Drittstaatler• in sozialdemokratischen Ländern geringere Anreize für Selbständigkeit

wegen guter sozialer Absicherung• in korporatistischen & neo-liberalen Ländern eher Druck

Erwerbsalternativen zu finden


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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