Upload
others
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Wissen & Welternährung
Prof. Dr. R.A.E. MüllerInstitut für Agrarökonomie
CAU
SHUG SHUG EutinEutin, 07.01.09, 07.01.09
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 2 -
Wein Global > Einleitung> Wer ist er?
aufgewachsen in der Pfalz; Abitur in Kaiserslautern (in der Nähe von Ramstein)Wanderungen in NATO-Oliv im Hunsrück und in der Eifellandw. Praktikum & Gehilfenprüfung Studium der Agrarwissenschaften: TU Berlin & Uni Stgt-HohenheimPromotion in Kielzwischen Promotion und Berufung: auf Forschungs-Wanderschaft in Australien, USA und IndienProfessor in Kiel seit 1990• Abtlg. Innovation & Information im Institut für Agrarökonomie• wiss. Leiter des MultiMedia-Labors der A&E-Fakultät
Forschungsgebiete: • Ökonomie der Innovation & Information in Landwirtschaft und
Agribusiness• Landwirtschaft und Weltbevölkerung• Ökonomie des Weins und der Weinwirtschaft
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 5 -
EinleitungBevölkerungsprognosen
Bevölkerung 06/01/2008:6.753 Mrd.
Bevölkerung 2050:9.2 ± 1.1 Mrd.
Max: ~ 12 Mrd. in 2100Wachstumsrate:
fällt von 1.2% auf 0.6%
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 6 -
Einleitung > Der Pechvogel: Thomas Robert Malthus (1766 – 1834)
Thomas Robert Malthus (1798) An Essay on the Principle of Population. London
"I think I may fairly make two postulata.
First, That food is necessary to the existence of man.
Secondly, That the passion of the sexes is necessary and will remain nearly in its present state.
Assuming then my postulata as granted, I say, that the power of population is infinitely greater than the power in the earth to produce subsistencefor man.
Population, when unchecked, increases in a geometrical ratio.Subsistence increases only in arithmetical ratio.
Malthus' Fluch
Zeit
Men
sche
n; L
eben
smitt
el
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 7 -
Einleitung > Die Stimme der Ökonomen: D. Gale Johnson (1916 – 2003)
Die Menschen von heute• sind besser ernährt als jemals zuvor und • sie erwerben ihre Lebensmittel zu den
niedrigsten Kosten in der gesamten Geschichte der Menschheit,
• während auf der Welt sehr viel mehr Menschenals jemals zuvor leben.
Was emöglichte der Welt Malthus Falle zuentkommen? Die Antwort ist einfach:
die Erschaffung von Wissen!
Johnson 2000.
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 8 -
Einleitung > Malthus harter Kritiker:F.A. von Hayek (1899 – 1992)
"Malthus' bedeutsamer Unsinn"
"Die Ansicht, dass die gegenwärtige Vermehrung der Menschheit ... zum Unheil führen müsse, ist ganz einfach falsch."
"... die Vermehrung der Produktivität ist unter den meisten Umständen eine Wirkung der Bevölkerungs-vermehrung.
Nur eine dichte Bevölkerung kann jene Arbeitsteilung und Nutzung der Leistungen erreichen, von der wir heute abhängen."
F.A. von Hayek 1996, S. 99
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 10 -
EinleitungZiele des Vortrags
Wir sind noch nicht verhungert, weil wir mehr wissenals Malthus, aber:
1. Wie stehen die Chancen für die Sicherung derWelternährung?
2. Was ist wichtig: Land? Wasser? Technologie?
3. Woher kommen die Agrar-Technologien? Wertreibt Agrar-F&E? Wie ist sie organisiert?
4. Welche Rolle spielt die digitale Info-Tech?
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 11 -
Gliederung
1. Einleitung2. Ernährungssicherheit: Stand und Prognose3. Bedeutung der Produktivitätssteigerung4. Organisationen der Agrar-F&E5. Austausch von Wissen in der Agrar-F&E6. Gefahren und Chancen7. Schluss
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 12 -
ErnährungssicherheitEnergieverzehr & Unterernährung
Entwicklung und Verteilung des Energieverzehrs der Weltbevölkerung,1964-66 und 1997-99.
Quelle: FAO 2002.
Beachte: - < 2200 kcal: "unterernährt"- nahezu die gesamte Bevölkerung von England und Frankreich lebte um 1700 von < 2000 kcal!
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 13 -
ErnährungssicherheitPrognose Unterernährung & DiätEntwicklung der Zahl unterernährter Menschenin den Regionen der Welt, 1990-92 – 2030.
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 14 -
ErnährungssicherheitBauer schlägt Storch: Produktion kann
schneller wachsen als Bevölkerung!
Bevölkerung Landwirtschaft
1.5%1.2%
0.9%
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 15 -
Gliederung
1. Einleitung2. Ernährungssicherheit: Stand und Prognose3. Bedeutung der Produktivitätssteigerung4. Organisationen der Agrar-F&E5. Austausch von Wissen in der Agrar-F&E6. Gefahren und Chancen7. Schluss
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 16 -
ProduktivitätssteigerungWas Malthus nicht wusste
Malthus kannte nur "alte Tech" • er rutschte die alte Kurve
entlang
was zählt ist Innovation: Übergang von alter zu neuerTechnologie
Woher kommt die neuenTechnologien?
landwirtschaftliche F & E !
Ertrag/ha
Input(z.B. Dünger)
yalt
yneu
alte Tech~ Sorte
neue Tech~ Sorte
qi
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 17 -
ProduktivitätssteigerungQuellen der Produktionssteigerung
Entwicklung der Nachfrage nachGetreide, 1964-66 – 2030.
Quellen des Wachstumsder landwirtschaftlichenProduktion, 1961 -1999.
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 18 -
ProduktivitätssteigerungLand & Wasser begrenzen nicht überall!
Bewässerung &Wasser: genugvorhanden!
Ausser in Asien ist Ackerland nicht das Problem!
mio. ha
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 19 -
ProduktivitätssteigerungIm Einzelfall: Frau Namurunda - I
Der Fall der Frau Namurunda, Siaya Distrikt, Kenia
alleinstehende Mutter von vierKindern1 ha Land• tiefgründig, gut drainiert• sauer, ausgelaugt
Anbaufrüchte: • Mais, Maniok, Bohnen,
BananenBedarf der Familie• 1 t Ernteprodukte: Überleben• 2 t Ernteprodukte: Überleben
plus kleines Einkommendie beiden jüngsten Kinder sind unterernährt und oft krank
Problem
Mais Maniok Bohnen Bananen
Markt-zugang
Schlechte Marktinformation;schlechte Verhandlungsposition
Düngerextrem hoher Preis für N-Dünger
(EU: 90 $/t; Kenia 400 $/t)
Abio-tische
Ertrags-reduz-ierer
periodische Dürre
Bio-tische
Ertrags-reduz-ierer
UnkrautStriga
Stengel-bohrerVirus
Pilzerkrank-ungen
Mealy-bug
Mosaik-Virus
Pilz-erkrankung
KäferNema-todenPilz-
erkrank-ungen
Nach: Conway und Toenniessen, 2003
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 20 -
ProduktivitätssteigerungIm Einzelfall: Frau Namurunda - II
Problem Mais Maniok Bohnen Bananen
Markt NGO organisierte Genossenschaft:- verbilligtes Saatgut & Dünger; bessere Marktpreise
BodenEmpfehlungen zu nachhaltigen Verbesserung
(KARI; ICRAF; TSBF)
Anbau-technik
Empfehlungen für Sorten, Daten, Raten, Reihen (KARI)
BiotischeE-R
Virus-res. Sorte
(Lagrotech, KARI,
CIMMYT)Striga-res.
Sorte (KARI, CIMMYT)
BiokontrolleMealybug mitWespe ausParaguay
(IITA; CIAT)Virus-resistente
Klone (IITA)
-
Krankheits-freie Jung-pflanzen(KARI, ISAAA)
AbiotischeE-R
Dürre-res. Sorte (KARI,
CIMMYT- - -
KARI:Kenyan Ag. Res. Institute
ICRAF:Int. Center f. Res.on Agroforestry
TSBF:Tropical SoilBiology & FertilityProgramme
IITA:Int. Institute forTropical Agriculture
CIAT:Centro Int. deAgricultura Tropical
CIMMYT:Int. Maize & WheatImprovementCenter
ISAAA:Int. Service for theAcquisition of Agro-biotech Applications
Nach: Conway und Toenniessen, 2003
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 21 -
ProduktivitätssteigerungIm Einzelfall: Frau Namurunda - III
Hunger-Zone
Überlebenslinie1
2
3
N-M
angel
Unkr
aut
Sch
ädlin
ge
& K
rankh
eite
n
Dürr
e
Pote
ntiel
leErn
te[t
/ha]
Tat
säch
liche
Ern
te<1 t
Lebenschancen ohneAgrar-F&E
Hunger-Zone
Überlebenslinie1
2
3
N-M
angel
Unkr
aut
Sch
ädlin
ge
& K
rankh
eite
n
Dürr
e
Pote
ntiel
leErn
te[t
/ha]
Tat
säch
liche
Ern
te
> 2 t
Lebenschancen mitAgrar-F&E
Nach: Conway und Toenniessen, 2003
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 22 -
Gliederung
1. Einleitung2. Ernährungssicherheit: Stand und Prognose3. Bedeutung der Produktivitätssteigerung4. Organisationen der Agrar-F&E5. Austausch von Wissen in der Agrar-F&E6. Gefahren und Chancen7. Schluss
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 23 -
OrganisationWozu Organisation der F&E?
Arbeitsteilung & SpezialisierungKoordination & AusrichtungF&E-Kosten senken - Grösseneffekte ausnutzenImport von Wissen und Erkenntnissen derGrundlagenforschungTransaktionskosten senken
(Austausch Wissen & Material)Anpassung an Standortbedingungen
(Klima, Boden, biotische Ertragsreduzierer)
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 24 -
OrganisationFormen - Übersicht
Staatliche AgrarforschungInternationale Agrarforschungszentren derCGIARPrivate Agrarforschung
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 25 -
OrganisationenStaatliche Agrar-F&E: UrsprüngeAlbrecht Daniel Thaer (1753 – 1828)• 1802: Thaers Garten in Celle (erstes landw. Lehrinstitut in Deutschland) • 1804: Gründung der Landw. Akademie Möglin (bei Wriezen)
Johann Nepomuk Schwerz (1759-1844) • 1818: Gründer, ldw. Unterrichts-, Versuchs- & Musteranstalt, Hohenheim
England• 1843: Gründung Versuchsbetrieb Rothamsted durch John B. Lawes
USA• 1855: Agric. College, Michigan & Famers' High School of Pennsylvania• 1864: Rutgers University wird 1. Land Grant University
Indien: 1929 Imperial Council of Ag. Research (heute: Indian Council of Ag. Research - ICAR)
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 26 -
OrganisationenEntwicklung staatliche Agrar-F&E
In allen Welt-Regionen Rückgangder Wachstums-raten der öffentlichenAusgaben für Agrar-F&Ein I-Ländern: Ausgabenschrumpfen!Asien hält das Niveau
Entwicklung der Wachstumsraten der öffentlichenAgrar-F&E-Förderung, 1976 – 2000.
Quelle: Pardey et al. 2006.
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 27 -
OrganisationenInt. Agrar-F&E: Borlaug & die Grüne Revolution
Die Grüne Revolution: Entwicklung des Einsatzes von Produktionsfaktoren in den Entwicklungsländern Asiens, 1965-2006
Source: FAOSTAT, March 2006 and author’s (Norman Borlaug) estimatedon modern variety adoption, based on CIMMYT and IRRI data.
Quelle: Norman Borlaug, 2006http://www.cgdev.org/doc/events/BorlaugGreenRevolution.pdf
Norman Borlaug(*1914)Weizenzüchter1970 Friedens-
nobelpreis2007 Congressional
Gold Medal
~ 2007
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 28 -
OrganisationenInternationale Agrar-F&E: Wer ist CGIAR?
15 F&E-Zentren> 2000 Wissenschaftlerin ~ 100 Ländern
ArbeitsgebieteNahrungsfrüchte
• Getreide: Reis – Mais –Weizen – Gerste – Hirse –Sorghum
• Andere Nahrungsfrüche: Kartoffeln - Maniok –Bohnen – Hülsenfrüchte –Erdnuss – Bananen
Nutztierhaltung & -gesundheitLand- und WassermanagementForstwirtschaftAquakulturPolitik, Ökonomie, F&E-MgmtGenetische Ressourcen
Gegründet 1971, Belagio46 Länder (26 Industrie-L.; 21 Entwicklungs-L.)12 internationale Organisationen5 Stiftungen4 Ko-Sponsoren (FAO, IFAD, UNDP, Weltbank)~ US$ 500 Mio pro Jahr
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 29 -
OrganisationenInt. Agrar-F&E: Stockender Mittelzufluss
Einnahmen derCGIAR, 2005:US$ 450 mio
Beitrag D (2006):€ 14.6 mio
Ausgaben der CGIAR im Jahr 2000:1,5% der23 Mrd. US$ staatlicher Agrar-F&E-Förderung0,9% der gesamtenAusgaben für Agrar-F&E in der Welt
Quelle: Pardey et al. 2006.
Entwicklung der nominalen und realen Ausgabenfür die Zentren der CGIAR, 1960 – 2004.
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 30 -
OrganisationenHaber & Bosch: Uni-Industrie-Partner
Jahr Ereignis
1904 Fritz Haber (1868-1934) beginnt an der TH Karlsruhe im Auftrag der Österreichischen Chemie Werke mit Untersuchungen zur Synthese von Ammoniak
1908 Haber erhält erstes Patent zur Synthese von Ammoniak;Kooperationsvereinbarung zwischen Haber und der BASF
3. Juli 1909
entscheidende Demonstration der Ammoniak-Synthese;Habers Technologie benötigt Autoklaven, die 100 Atü aushalten; bei der BASF explodierten Autoklaven mit 7 Atü;Carl Bosch (1874-1940) von der BASF: "Ich glaube das geht. Ich weiss genau was die Stahlindustrie leisten kann. Es sollte riskiert werden."
1909 Bau einer Pilotanlage für Ammoniak in Ludwigshafen
1911 Entscheidung für Ammonika-Produktionsanlage in Oppau
Sept. 1913
BASF beginnt Produktion von Ammoniumsulfat: ~ 26.000 t/y
1914 Carl Bosch initiiert Einrichtung der landwirtschaftlichen Versuchsstation "Limburgerhof" bei Schifferstadt
Carl Bosch1874-1940
Nobel Preis 1931
Fritz Haber1868 – 1934
Nobel Preis 1918
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 31 -
OrganisationenHaber & Bosch: Väter der "Bevölkerungsbombe"
Dank Haber-Bosch ist die Anzahl der Menschen, die von 1 ha ernährt werden können, gestiegen von• 1,9 Pers. im Jahr 1908 auf• 4,3 Pers. im Jahr 2008
40-45% der gegenwärtig lebenden Menschen, wäre ohne die Haber-Bosch-Synthese nicht auf der Welt
Quelle: Erisman et al. 2008. Nature Geoscience
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 32 -
OrganisationenBedeutung staatliche & private Agrar-F&E
Warum staatliche F&E-Förderung?
Private F&E vernachlässigt arme Leute –rendite-orientiertKleinbetriebe in der LandwirtschaftGrössenvorteileWohltaten für Freunde der Regierungmehr SteuernRisiko"Marktversagen"
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 33 -
Gliederung
1. Einleitung2. Ernährungssicherheit: Stand und Prognose3. Bedeutung der Produktivitätssteigerung4. Organisationen der Agrar-F&E5. Austausch von Wissen in der Agrar-F&E6. Ausblick: Gefahren und Chancen7. Schlussbemerkung
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 34 -
Austausch von WissenWissenschaftler unter sich
JahrLiteratur-Datenbank '04 '05 '06
Summe
%
ISI Web of Science 16 11 31 58 23
ASFA(Aq. Sc. Fisheries Abstr.)
24 23 49 96 38
WorldFish Center 95 59 99 253 100
Beispiel: Publikationen des WorldFish Center in zwei grossen Literaturdatenbanken
Quelle: Seidel-Lass 2008
Vernetzte Wissenschaft:Koautoren-Netzwerk derAquakultur & Fischereiforschung,2000-2005
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 35 -
Austausch von WissenProblemwissen & Tech-Transfer
Wissenschaft
F & E
Produktion
Konsum
Wissen
sketteWer
tket
te
Wert-S
chöpfung
Wer
t-Ane
ignu
ng
F & E Infrastruktur
Problemdefinition
Lösunganwenden
AlternativeProblemlösungen
suchen
Alternativenbewerten
Alternativenauswählen
Produktion und Verwendungvon Wissen in einer
Hierarchie
Partizipative Produktionund Verwendung von Wissen
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 36 -
Austausch von Wissen"Spillover"
Thomas Jefferson schmuggelte im Mantel eingenähte Reis-Saatkörner aus Italien nach South Carolina
Spillover: F&E-Ergebnisse (~ Wissen), • die in einem Land gewonnen wurde,• werden in einem anderen Land genutzt,
das sich an den F&E-Kosten nicht beteiligt hat
> 50% des Nutzens der Agrar-F&E sind Spillover!
werden bei der Allokation von F&E-Ressourcen nicht berücksichtigt und führen zur Unter-Finanzierung der Agrar-F&E
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 37 -
Austausch von WissenSpillover & Information
Spillover sind bei Information möglich, wegen
keine Rivalität der Verwendung von Info• mehrere Leute können dieselbe Information zu denselben Kosten
erhalten
hohe Kosten der ersten Kopie – geringe Kosten aller weiteren Kopien• entdecken ist schwer – abschreiben ist leicht
in vielen Ländern lange Zeite keine oder kaum durchsetzbare Rechte zum Schutz geistigen Eigentums
deutlich verstärkt durch digitale Computer & Netzwerke
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 38 -
Austausch von WissenRechte zum Schutz geistigen Eigentums
Patente• World Intellectual Property Organisation:
183 Mitgliedsländer• Patent Cooperation Treaty: 128 Mitgliedsländer
Sortenschutzrecht• UPOV – Übereinkommen zum Schutz von
Pflanzenzüchtungen: 67 Mitgliedsländer
World Trade Organization• Trade Related Aspects of Intellectual Property (TRIPS):
141 Mitgliedsländer
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 39 -
Austausch von WissenBedeutung und Probleme von Patenten
Quelle: WIPO Statistics Database, July 2008
Probleme von Patenten:1. Forschungsbehinderung
Forschungsvorbehalt
2. Erschwerter Zugang zu Forschungs-Tools
nicht-exklusive Lizenz
3. Anti-Commons-Effekt & Patent-Dickicht
PIPRA; BiOS
4. Erschwerte Verwendung für humanitäre Zwecke
territoriale Aufteilung von Rechten
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 40 -
Austausch von WissenWeb: Kollektive Kreativität & Wissen
Was bieten Internet und Web für die Agrar-F&E?Selbstdarstellung• Websites von Personen & Organisationen
Zugang zu Informationen• Literatur(datenbanken)• Forschungs-Datenbanken• Computer-Modelle
Zugang zu Rechenkapazität• SETI• Cloud Computing
verteilte Kooperation• "invisible college": Beispiel SARS
vernetztes Wissen & Kreativität – Open Source• viele wissen mehr als einzelne• Wissen und Kreativität sind kumulativ
One Laptop per Childhttp://laptop.org/en/
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 41 -
Austausch von WissenForschungs-Netzwerke: Beispiel SARS- I
Nacherzählt aus Surowiecki 2003: The Wisdom of Crowds, Ch. 8 Science: Collaboration, competition, and reputation
Feb. 2003: China meldet WHO: 305 Menschen schwer an den Atemwegen erkrankt, 5 gestorben; weitere Fälle in Honkong• Erreger völlig neu und unbekannt; die Krankheit wird "SARS" genannt
15. & 16. März 2003: WHO bittet 11 Forschungslabors in allerWelt (F, D, NL, J, USA, HK, Si, Can, UK, China) um Mitarbeit bei derIdentifikation und Analyse des SARS Virus17. März 2003: WHO startet ein "Collaborative Multicenter Research Project"• tägliche Tele-Konferenzen• Website der WHO: Elektronen-Mikroskop-Aufnahmen, Virus-Analysen
und Testergebnisse• Austausch von Virus-Proben• 7-24-Forschung an denselben Viren
16. April 2003: die Labore sind sicher: der Koronavirus verursacht SARS!
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 42 -
Ausxtauschk von WissenForschungs-Netzwerke: Beispiel SARS- II
Was war das Besondere?Wer ist der Entdecker des SARS-Erregers?• WHO: die Labore entdeckten den Korona-Virus gemeinsam!• niemand kann Priorität beanspruchen!
Typ der Organisation: Netzwerk-Organisation• niemand hatte Anweisungsbefugnis, auch die WHO nicht• kein Projektleiter, Forschungs-Direktor, oder dgl.• keine Hierarchie unter den Laboren• jedes Labor fokussierte sich auf das, was es für es am
erfolgversprechendsten hielt, und wo es glaubte, seine analytischen Stärken ausspielen zu können
• Info-Fluss unter den Laboren: schnell und direkt
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 43 -
Austausch von WissenBiOS: Open Source der Biotech
Open Source:Beispiele
• Linux Betriebssystem• Firefox Browser• Apache Internet Server• Perl• Wikipedia
Prinzip • Kooperation der vielen• gemeinsam erarbeitetes
Info-Produkt wird nichtzu privatem Eigentum
Richard A. Jefferson
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 44 -
Gliederung
1. Einleitung2. Ernährungssicherheit: Stand und Prognose3. Bedeutung der Produktivitätssteigerung4. Organisationen der Agrar-F&E5. Austausch von Wissen in der Agrar-F&E6. Ausblick: Gefahren und Chancen7. Schlussbemerkung
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 45 -
AusblickGefahren
Gefahren für die AgrarforschungMilitante Öko-Romantiker
• Versuchsfeld-Zerstörer in Deutschland
Geschäftsmodelle von NROs• Greenpeace Kampagne gegen Golden Rice
Ideologie des Vorsichtsprinzips - Beispiel Biotechnologie
• Ohne Biotech-Forschung - keine Forschungs-Spillover
Intellektuelle Eigentumsrechte• Wem nutzt TRIPS – ausser den Patentanwälten?
Vernachlässigung durch die Politik• Hits auf der BMZ-Website:
Agrarforschung: 28 – Genitalverstümmelung: 90
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 46 -
Ausblick: Chancen
Chancen für die AgrarforschungSpill-ins aus wachsenden anderen F&E-Bereichen• z.B. GPS & GIS
Mehr und besser ausgebildete Forscher• Absolventen von heute wissen mehr als ihre Vorgänger
Netzwerk-Revolution in der F&E• Netzwerke in der Forschung: z.B. SARS, BiOS• mit der Praxis venetzte Forschung
digitale IT als Forschungsinstrument• Moorsches Gesetz der Computerentwicklung• Simulation und Verbesserung komplexer Systeme
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 47 -
SchlussbemerkungWissen & Welternährung
Positive Feed-Back-SchleifeJe mehr Wissen die Menschen erwerben,desto mehr können sie ihre Zahl vermehren und die Umwelt verändern,worauf sie wieder mehr neues Wissen brauchennur um weiterhin überleben zu können.
E.O. Wilson 1998, p. 270.
Das sollte die Nachfrage nachAgrar-F&E nachhaltig sichern!
RAEM/Wi&WE/SHUG-Eutin - 49 -
Ausgewählte Quellen & Literatur - I
Aussie Biologist Richard Jefferson’s Radical Open-Source Plan. Red Herring, 17/04/2006.Borlaug, N.E. (2006). In Search of an African Green Revolution. Vortrag. Center for Global Development, Washington, DC, September 6, 2006. http://www.cgdev.org/doc/events/BorlaugGreenRevolution.pdfConway, G. and Toenniessen, G. (2003). Science for African food security. Science299(5610):1187 – 1188.Erisman, J.W., Sutton, M.A., Galloway, J., Klimont, Z. and Winiwarter, W. (2008). How a century of ammonia synthesis changed the world. Nature Geoscience, 1, 636-639.FAO (2002) Agriculture towards 2015/2030. Summary report. Rome: FAO.FAO (2008. Assessment of the World food security and nutrition situation. Committee on World Food Security, 34th session, Rome, 14-17 October 2008. FAO (2008). The state of food and agriculture 2008. Rome: FAO.Hardin, L.S. (2008). Bellagio 1969: The Green Revolution. Nature, 455(25 September 2008):470-471.Johnson, D.G. (1997). Agriculture and the wealth of nations. American Economic Review, 87, 1-12.Pardey, P.G. and Beintema, N.M. (2001). Slow Magic. Agricultural R&D a century after Mendel. Washington, DC: International Food Policy Research Insititute (IFPRI).Smil, V. (2001). Enriching the earth. Cambridge, Mass.: MIT Press.Surowiecki, J. (2004). The wisdom of crowds. New York, NY: Doubleday.