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Babu Thaliath Wissenschaft und Kontext in der frühen Neuzeit VERLAG KARL ALBER B

Wissenschaft und Kontext in der frühen Neuzeit - ciando.com · Herrn Prof. Wilhelm Schlink, Herrn Prof. Anil Bhatti, Herrn Helge Naatz, Frau Dr. Amol Kahlon, Herrn Peter Bartke,

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Babu Thaliath

Wissenschaftund Kontextin derfrühen Neuzeit

VERLAG KARL ALBER B

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Babu Thaliath

Wissenschaft und Kontextin der frühen Neuzeit

VERLAG KARL ALBER A

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Die Wissenschaften entstehen und entfalten sich innerhalb von his-torischen Kontexten. Dabei vollzieht sich die Kontextualisierung ein-zelner Wissenschaftsdisziplinen durch die historisch-kontextualeAusweitung und Abgrenzung gegenüber anderen Wissenschaftsdis-ziplinen. Die vorliegende Abhandlung ist ein Versuch, in der Ent-wicklungsgeschichte einiger frühneuzeitlicher Wissenschaftsdiszipli-nen eine zweifache Wurzel der Kontextualität festzustellen: Eineninternen bzw. einen der Wissenschaftsdisziplin innewohnenden Pro-zess der Kontextualisierung kann man aus ihrer Entwicklungsge-schichte herleiten. Diesen gilt es von einem externen, durch äußereFaktoren und neue Erkenntnisse auf anderen Feldern bedingten Pro-zess der Kontextualisierung abzugrenzen. Aus diesem kontextualenWechselspiel heraus lassen sich etliche Paradigmenwechsel in der frü-hen Neuzeit besser verstehen.

Die Untersuchung geht von Fallstudien aus, wie sie in mecha-nischen und naturwissenschaftlichen Schriften von Descartes, Kepler,Galileo, Newton, Hooke und Boyle zu finden sind.

Der Autor:

Babu Thaliath ist seit 2013 Professor für Philosophie und Germa-nistik an der Jawaharlal Nehru Universität Neu Delhi. Er studiertezunächst Bauwesen und Germanistik in Indien und promovierte zwi-schen 1997 und 2003 im Hauptfach Philosophie an der Albert-Lud-wigs-Universität Freiburg und an der Universität Basel. Anschlie-ßend absolvierte er mehrere postdoktorale Forschungsprojekte imFachgebiet Frühneuzeitliche Mechanische Philosophie an der Hum-boldt Universität zu Berlin und der University of Cambridge (2005–2013).

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Babu Thaliath

Wissenschaftund Kontext in derfrühen Neuzeit

Verlag Karl Alber Freiburg/München

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Gedruckt mit Unterstützung derGerda Henkel Stiftung, Düsseldorf

Originalausgabe

© VERLAG KARL ALBERin der Verlag Herder GmbH, Freiburg / München 2016Alle Rechte vorbehaltenwww.verlag-alber.de

Satz und PDF-E-Book: SatzWeise GmbH, Trier

ISBN (Buch) 978-3-495-48845-4ISBN (PDF-E-Book) 978-3-495-81845-9

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dem Andenken an

K. T. Thomas Kollamparambil

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Kapitel 1: Die Kontextualisierung der Wissenschaften alshistorisch-epistemologischer Prozess . . . . . . . . . . . . . 391.1: Die Kontextualisierung der Wissenschaften . . . . . . . 391.2: Die ätiologischen Strukturen . . . . . . . . . . . . . . 471.3: Das Wissens- und Glaubenssystem in der Wissenschaft . 65

Kapitel 2: Die interne und autonome Kontextualisierung derWissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 962.1: Historizität wissenschaftlicher Gegenstände . . . . . . . 962.2: Externe und interne Kontextualisierung . . . . . . . . . 107

Kapitel 3: Micrographia und Principia – Entstehung derfrühneuzeitlichen Mechanischen Philosophie . . . . . . . . . . 1263.1: Die virtuellen und die realen Experimente . . . . . . . . 1263.2: Micrographia und Principia . . . . . . . . . . . . . . . 147

Kapitel 4: Die epistemologische Finalität und die Grenzen derätiologischen Strukturen der Wissenschaften . . . . . . . . . 1654.1: Der Übergang in materielle Wissenschaften . . . . . . . 1654.2: Grenzen der ontologischen Kausalstrukturen und die

kontextualen Masken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1744.3: Der historisch-epistemologische Prozess hin zu

phänomenal-ontischen Finalitäten . . . . . . . . . . . . 186

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Kapitel 5: Die ontologische Basis der wissenschaftlichenKontextualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1925.1: Die ontologische Ursächlichkeit . . . . . . . . . . . . . 1925.2: Die historische Apriorisierung der Raumvorstellung . . . 2125.3: Geschichte des Trägheitsprinzips . . . . . . . . . . . . . 218

Kapitel 6: Die Aporien der phänomenalen Individuation . . . . 2356.1: Die phänomenale Individuation . . . . . . . . . . . . . 2356.2: Die Aporie der phänomenalen Individuation . . . . . . . 2446.3: Strukturelle und Substanzielle Ursächlichkeit . . . . . . 288

Kapitel 7: Kontextualität als Grenze der ontologischenUrsächlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2937.1: Das Verhältnis zwischen makroskopischen und

mikroskopischen Phänomenen . . . . . . . . . . . . . . 2937.2: Die Ontologie der raumwissenschaftlichen Intuitionen . 3017.3: Die kontextuale Basis der wissenschaftlichen

Interdisziplinarität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305

Kapitel 8: Die Referenzialität der Erkenntnis . . . . . . . . . . 3248.1: Die Erkenntnissysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . 3248.2: Die Referenzialität der Erkenntnis . . . . . . . . . . . . 3288.3: Exkurs: Gezeitenphänomen . . . . . . . . . . . . . . . 3468.4: Exkurs: »Object Size Consistency« . . . . . . . . . . . . 3578.5: Die gegenständliche Referenzialität . . . . . . . . . . . 363

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367

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Inhalt

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Vorwort

Die vorliegende Abhandlung entstand im Rahmen meiner postdokto-ralen Forschung im Bereich der Geschichte und Philosophie der früh-neuzeitlichen Wissenschaften. Untersuchungsgegenstand sind vorallem die klassischen mathematischen und materiellen Wissenschaf-ten der Frühneuzeit wie die Klassische Mechanik, Optik, Physik undChemie sowie die frühneuzeitliche Mechanische Philosophie, aus dersich ursprünglich die naturphilosophischen und naturwissenschaft-lichen Diskurse ergaben. Die Untersuchung erstreckte sich auf einenZeitraum von vier Jahren. Mit der Forschung begann ich im Jahr 2010und verfasste die Abhandlung zum größten Teil zwischen Januar2010 und Juli 2012 während meines Forschungsaufenthalts als Gast-forscher am Department of History and Philosophy of Science sowieam St. Edmund’s College der Universität Cambridge. Abgeschlossenhabe ich die Arbeit während eines kurzen Forschungsaufenthalts amInstitut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin imJahr 2014.

Die Untersuchung ist u. a. eine Fortsetzung meiner vorherigenStudien und Forschungen im Bereich der frühneuzeitlichen Raum-wissenschaften – nämlich der Geometrie, Mechanik und Optik –,mit deren theoretisch-axiomatischen Grundlagen ich mich im Rah-men der im Jahr 2010 veröffentlichten AbhandlungNatur und Struk-tur der Kräfte befasste. Hauptgegenstand der Forschung waren dabeidie mechanischen Kraftphänomene und deren aporetischen Mani-festationen hinsichtlich einiger mechanischer Phänomene wie derGravitation und der Trägheitsbewegung. Im Rahmen der aktuellenForschung versuche ich diese Grundlagen in einen philosophisch-his-toriographischen Kontext zu stellen und zu erweitern. Im Vorder-grund steht dabei vornehmlich das Anliegen, die Geschichtlichkeitder modernen Wissenschaften von der Geschichte ihrer kontextualenEtablierung oder ihrer Kontextualisierung her zu begreifen. Sowohlder Ursprung als auch die Entwicklung einer Wissenschaft geschehen

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in bestimmten historischen Kontexten bzw. im Zuge historisch-kon-textualer Ausweitung und Abgrenzung gegenüber anderen Wissen-schaften. Ziel der Forschung ist es, einen autonomen und internenbzw. einen latenten Prozess der Kontextualisierung, der jedem Wis-senschaftsgebiet innewohnt, aus der Entwicklungsgeschichte einigerfrühneuzeitlicherWissenschaften herzuleiten und diesen Prozess voneinem externen, zumeist durch subjektive Paradigmen bedingtenProzess der Kontextualisierung abzugrenzen. Der Ursprung und diehistorische Entfaltung der Geisteswissenschaften waren offensicht-lich durch externe subjektiv-paradigmatische Kontexte charakteri-siert. Die Entwicklung der Naturwissenschaften in der Frühneuzeitschien dagegen von einer derartigen Tendenz der historischen Kon-textualisierung befreit zu sein. Allerdings verweist die domaniale Be-stimmung und Differenzierung der frühneuzeitlichen Wissenschaf-ten – als Mechanik, Physik, Chemie, Biologie usw. – auf eineninternen und vielmehr objektiven Prozess der historischen Kon-textualisierung. Die vorliegende Untersuchung geht von bestimmtenFallstudien aus, wie sie in den mechanischen und naturwissenschaft-lichen Schriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert von Descartes, Kep-ler, Galileo, Newton, Hooke und Boyle dargestellt wurden. Die Kon-textualität der Wissenschaften wird primär durch eine latenteätiologische Struktur bzw. durch eine Struktur der Kausalität zu be-gründen versucht. Die Entfaltung der ätiologischen Grundstruktureiner Wissenschaft ist bekanntlich ein historisches Phänomen. Theo-retisch basiert die Forschung auf der Erarbeitung der epistemologi-schen und ontologischen Grundlagen der dem Wissenschaftsgebietlatenten Kausalstrukturen, deren Finalität, dargestellt durch jeneaxiomatische Erkenntnisbasis, die Grenzen der internen und auto-nomen Kontextualität der Wissenschaft bestimmt.

Seit dem Abschluss meiner Promotion und dem Beginn meinerpostdoktoralen Forschungen im Jahr 2005 unterstützt Herr Prof.Dominik Perler, Lehrstuhlinhaber für theoretische Philosophie ander Humboldt-Universität zu Berlin, meine unterschiedlichen For-schungsprojekte. Für die Konzipierung und Durchführung meinervorherigen und aktuellen Forschung im Gebiet der frühneuzeitlichenPhilosophie und Wissenschaften bin ich Herrn Prof. Perler zum in-nigsten Dank verpflichtet. Ebenso bin ich Herrn Prof. GottfriedBoehm, der zwischen 1999 und 2003 meine Promotion im inter-disziplinären Rahmen der Philosophie und der theoretischen und his-toriographischen Studien zur Renaissanceperspektive betreute, für

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Vorwort

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sein anhaltendes Interesse an meinen weiteren Forschungsanliegenund für deren großzügige Förderung sehr dankbar. Mein besondererDank gilt des Weiteren Herrn Prof. Martin Kemp, Professor Emeritusan der Universität Oxford, für seine langjährige akademische Beglei-tung, die sich seit ihrem Beginn im Jahr 2000 in Oxford für alle meinebisherigen postdoktoralen Forschungen im Bereich der frühneuzeit-lich-klassischen Wissenschaften und Philosophie als sehr hilfreich er-wiesen hat. Ganz herzlich danke ich meinen Mentoren, Herrn Prof.John Forrester und Herrn Prof. Hasok Chang vom Department ofHistory and Philosophy of Science der Universität Cambridge, fürihr aktives Interesse an meinem Forschungsprojekt und für diefreundliche Förderung meiner Forschung in Cambridge. Prof. Forres-ter betreute die erste Phase meiner Forschung im Jahr 2010 und führ-te mich in die Forschungskultur der Universität Cambridge ein. Prof.Chang übernahm die Betreuung in der zweiten und längeren For-schungsphase und unterstützt bis heute das Fortschreiten dieser For-schung und der – sich daran anschließenden – zukünftigen Forschun-gen. Zum Dank verpflichtet bin ich dem Master und den Fellows desSt. Edmund’s College Cambridge für ihre Bereitschaft, mich als Visit-ing Scholar anzunehmen. Den Archivaren in der Wren Bibliothek amTrinity College Cambridge, wo ich mit den Originalbriefen Newtonsund Hookes aus dem Jahr 1679 arbeiten konnte, danke ich sehr fürihre Hilfsbereitschaft und Kooperation.

Die sehr produktive Forschungszeit in Cambridge bot mir dieGelegenheit, viele Freunde unter den Studenten, Forschern und Fel-lows sowie unter den Lehrenden zu gewinnen. Herrn Prof. TimCrane, Fellow am Peterhouse in Cambridge, danke ich für die frucht-baren philosophischen Gespräche. Sehr dankend erinnere ich michzudem an alle meine Freunde aus dem Programm Newcomers andVisiting Scholars (NVS) der Universität Cambridge und der Studen-tenvereinigung Cambridge University India Society (CUIS) sowieseitens der Gemeinschaft Postdocs of Cambridge. Herrn MichaelO’Sullivan und Frau Moira danke ich herzlich für ihre fortwährendeUnterstützung während meines mehrjährigen Forschungsaufenthaltsin Cambridge. Ebenso gilt mein Dank Frau Dr. Anna Gannon, FSA,Fellow am St. Edmund’s College, und Herrn John Gannon, Fellow amSt. John’s College, für ihre Unterstützung während meiner Zeit alsVisiting Scholar am St. Edmund’s College Cambridge. Ich bedankemich ferner bei Herrn Dr. Robert Crellin, Herrn David Binns, FrauJenny Hunter, Frau Dr. Jennifer M. Rampling und Herrn Jonathan

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Vorwort

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Rogers für die andauernde Freundschaft und Unterstützung bei ver-schiedenen akademischen und außerakademischen Anlässen in Cam-bridge.

Nicht weniger Dank schulde ich meinen Lehrern und Freundenaus Indien und Europa für ihr stetes Interesse an meinen postdokto-ralen Forschungen und für alle Ratschläge und kritische Hinweise:Herrn Prof. Wilhelm Schlink, Herrn Prof. Anil Bhatti, Herrn HelgeNaatz, Frau Dr. Amol Kahlon, Herrn Peter Bartke, Frau Dr. PetraStefanie Vogler, Herrn Philipp von Leonhardi, Frau Dr. Sanam Dos-sal, Herrn Vasudevan Alasingachar, Herrn Prof. Sundar Sarukkai,Herrn John Kottayil, Frau Dr. Silvia De Bianchi, Frau Dr. Inge Andersund Herrn Peter Bartke. Frau Julia Engel danke ich herzlich für dassorgfältige Korrektorat meiner Arbeit.

Die vorliegende Abhandlung bearbeitete ich abschließend wäh-rend meiner aktuellen Lehrtätigkeit als Professor im Centre of Ger-man Studies an der Jawaharlal Nehru Universität, Neu Delhi. HerrnProf. Sudhir K. Sopory, Vice Chancellor der Jawaharlal Nehru Uni-versität, danke ich herzlich für sein Interesse an meiner Forschung imBereich der frühneuzeitlichen Mechanischen Philosophie und für sei-ne großzügige Förderung meiner sich daran anschließenden weiterenForschungsprojekte. Mit dem endgültigen Korrektorat der Arbeit be-schäftigte ich mich während eines Fellowships im InternationalenKolleg Morphomata an der Universität zu Köln. Dieser Forschungs-aufenthalt ermöglichte mir, die Abhandlung – in einer angenehmenArbeitsumgebung – abschließend zu bearbeiten. Dafür möchte ichHerrn Prof. Günter Blamberger sowie den Fellows und Mitarbeiterndes Kollegs Morphomata meinen Dank aussprechen. Die Vollendungund die druckfähige Bearbeitung dieser Abhandlung, die sich alsmühsam und langwierig erwiesen hat, wäre ohne die sehr liebevolleUnterstützung seitens meiner Frau, Jean Mary, nicht denkbar, dafürspreche ich ihr meinen herzlichen Dank aus. Sehr zu Dank verpflich-tet bin ich der Gerda Henkel Stiftung Düsseldorf, die meine For-schung in Cambridge und Berlin in verschiedenen Phasen und derenVerlängerungen mit einem Forschungsstipendium unterstützte.Ohne ihre großzügige Förderung wären die Durchführung meinerForschung sowie die Verfassung und Veröffentlichung der vorliegen-den Forschungsarbeit kaum möglich gewesen.

Köln, im Juni 2016 Babu Thaliath

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Vorwort

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Einleitung

Die Geschichtlichkeit der Wissenschaften kann als Geschichte ihrerkontextualen Etablierung oder ihrer Kontextualisierung verstandenwerden. Ereignet sich der Ursprung einer Wissenschaftsdisziplin ineinem bestimmten (historischen) Kontext, so kommt ihre historischeEntwicklung im Zuge einer kontextualen Ausweitung und Abgren-zung zustande. Grundsätzlich ist unter der Kontextualisierung einerWissenschaft ein Prozess der sachlichen und domanialen Grenzzie-hung zu verstehen, innerhalb dessen die Wissenschaft sich historischetabliert. Demnach zeigen sich der Ursprung und die Entwicklungjeder neuen Wissenschaftsdisziplin gegenüber den früheren und be-reits etablierten Wissenschaften charakteristisch durch kontextualeVerwandtschaft oder in einer kontextualen Differenz. Die Wissen-schaftlichkeit, obwohl sie jede historisch-epochale Abgrenzung zutranszendieren scheint, erweist sich nicht als ahistorisch; denWissen-schaften – ihrem Ursprung und ihrer Entfaltung – wird gewöhnlicheine Historizität zugesprochen, indem sie sich in historischen Kon-texten betrachten lassen.

Die kontextuale Betrachtung – oder die Kontextualisierung – desUrsprungs und der historischen Fortentwicklung der neuzeitlichenWissenschaften scheint in erster Linie eine strategische wissen-schaftshistorische Bewegung zu sein. Die uns bekannten wissen-schaftlichen Kontexte in der Frühneuzeit wie Rationalismus, Empi-rismus, Okkasionalismus usw. verweisen eher auf subjektive bzw. aufwissenschaftshistorische und eher paradigmatische Betrachtungswei-sen der einzelwissenschaftlichen Abgrenzung und Ausweitung. Wienie zuvor entstand das Faktum des Subjekts in der frühneuzeitlichenWissenschaftsgeschichte aus dem Geist der kartesischen Philosophie.Obwohl im Rahmen der spätmittelalterlichen Naturphilosophie dieepistemischen Ausdifferenzierungen zwischen einem erkennendenSubjekt und dem erkannten Objekt eingeführt wurden, bildete diespätscholastische philosophia naturalis gegenüber der kartesischen

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Moderne einen Übergang zu dem sich in der Frühneuzeit zur vollenBlüte entfalteten Subjektivismus.1 Die kartesische Trennung zwi-schen dem Geist, der empfindet, erkennt und denkt – als eine imma-terielle und unausgedehnte Substanz (res cogitans) – von dem emp-fundenen und erkannten Objekt – als eine lediglich ausgedehntematerielle Substanz (res extensa) – inaugurierte historisch die Spezi-fizierung und Differenzierung der Geisteswissenschaften. Diese be-zog sich eher auf das Faktum des Subjekts – auf dessen grundsätzlichphilosophische und des Weiteren kulturanthropologische Manifesta-tionen. Im Gegensatz dazu stehen die Naturwissenschaften, die ansich allein das Faktum des Objekts – in seiner völligen Abtrennungvom Subjekt – untersuchen. In dem an seine Meditationen anschlie-ßenden Hauptwerk Prinzipien der Philosophie (Les Principes de laPhilosophie) unterscheidet Descartes deutlich zwischen der Sphäredes Geistes und der des Körpers. Daraus resultiert scheinbar eine Ent-zweiung im Status der episteme und demnach eine kategorische Un-terscheidung zwischen den philosophischen und den naturwissen-schaftlichen Epistemologien in der frühen Neuzeit.

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Einleitung

1 Zum Beispiel: Die epistemologische bzw. wahrnehmungstheoretische Trennungzwischen den rein subjektiv-sinnlichen Empfindungen und den empfundenen Objek-ten, wie sie Descartes in seinen Meditationen vornahm, und die die späteren frühneu-zeitlichen Philosophien (Locke, Berkeley u.a.) erneut thematisierten, war anscheinendkein radikaler Bruch mit einer spätmittelalterlichen Tradition. Die spätmittelalterlichePhilosophie nämlich konnte die subjektive Empfindung sekundärer Qualia, wie dieFarbempfindung, anerkennen, aber das Faktum des Objekts wurde in diesem Wahr-nehmungsprozess nicht ausgeschlossen. Nach der spätscholastischen Philosophie wer-den die Farben vom Subjekt allerdings im Objekt wahrgenommen, wovon Descartesdeutlich abweicht. Vgl. dazu: Maier, Anneliese: Zwei Untersuchungen zur nachscho-lastischen Philosophie, Rom 1968, S. 18: »… für die Scholastik entstehen die qualita-tes secundae aus den primae im Objekt und nicht erst, wie für die Späteren, im wahr-nehmenden Subjekt. Ihre Realität wurde darum in der traditionellen Philosophie niein Zweifel gezogen, und ebenso wenig die Abbildlichkeit der Qualitätsempfindungen.[…] Wie die Qualitäten im einzelnen von den primären abhängen sollen, wird, be-sonders wenn es sich um die nicht-taktilen handelt, in der älteren Philosophie nur sehrundeutlich gewusst und gesagt. Die Argumentation geht häufig über die Vorzugs-stellung des Tastsinns, denn der ist zwar nicht der vornehmste, aber der notwendigsteSinn, der von allen vorausgesetzt wird, selbst aber keinen voraussetzt. Die Betrach-tung wird damit auf ein Gebiet hinübergespielt, das vielleicht die stärkste Problematikund die meisten Ansatzmöglichkeiten für die Weiterentwicklung enthielt.« Zwischender subtilen Integrierung des Objekts im subjektiven Wahrnehmungsprozess und dervölligen Ausdifferenzierung des Objekts vom subjektiven Denken markierte die spät-scholastische Naturphilosophie einen philosophisch-historischen Übergang.

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Die kartesische Ansicht, dass die Wissenschaften auf der Phi-losophie basieren sollten, besagt eine ursprüngliche methodisch-epis-temologische Verbundenheit der frühneuzeitlichen Wissenschaftenmit der Philosophie. Allerdings schienen sich die Philosophie und dieNaturwissenschaften in der Frühneuzeit bei der entscheidenden Be-stimmung eines grundlegenden Faktums auseinanderzuentwickeln,nämlich der Bestimmung des Gegenstands der Untersuchung. Dievollkommene Trennung der Sphäre des Geistes von der des Körpers,durch die Descartes jene unklare bzw. unzureichende Ausdifferenzie-rung zwischen diesen Entitäten in der spätscholastischen Naturphi-losophie zu überwinden suchte, führte letztendlich zu einem Grund-problem der Philosophie selbst – und zwar zu der notwendigenontologischenAutonomisierung des Körpers gegenüber dem Subjekt,das die materiellen Gegenstände empfindet und erkennt. Folglich ent-stand die kategorische Unterscheidung zwischen den möglichen Ge-genständen der Philosophie und den Gegenständen der Naturwissen-schaften. Die Naturwissenschaften, denen die Sphäre des materiellenKörpers unterworfen wurde, begannen den tradierten reduktionisti-schen Tendenzen der Philosophie entgegenzuwirken. Anstatt der re-duzierten finalen Entitäten in der Philosophie wie der Materie oderdes materiellen Körpers, der gegenüber dem Geist die rein physika-lische oder phänomenale Wirklichkeit der Welt ausmacht, trat eineVielfalt der materiellen – anorganischen und organischen – Phäno-mene als verschiedene Modi der materiellen Existenz. Die Vielfalt derphysikalischen Phänomene wurde bekanntlich in der Philosophie desbaconschen Empirismus als primärer Gegenstand der Untersuchunganerkannt, was die Entstehung verschiedener naturwissenschaftli-cher Disziplinen in der Frühneuzeit veranlasste. Der frühneuzeitlicheAusgang der Naturwissenschaften ist deutlich gekennzeichnet voneinem historischen und philosophischen Übergang (bei der Bestim-mung des möglichen Gegenstands der Untersuchung) von der tra-dierten ontologischen Einheit der Grundvorstellung vom physika-lischen Phänomen – dargestellt im kartesischen System als der demGeist entgegengesetzte Körper – hin zu einer ontologischen Vielfaltder materiellen Realität.

Allerdings fand die ontologische Vervielfältigung der physika-lischen Phänomene bei den frühneuzeitlichen Philosophen, insbeson-dere bei den Rationalisten, keine hinreichende Anerkennung. Viel-mehr ist die frühneuzeitliche Philosophie charakterisiert durch dasreduktionistische Prinzip bei der Bestimmung ihrer Gegenstände der

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Einleitung

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Untersuchung. Damit begann sich auch in gewisser Hinsicht der vonFrancis Bacon initiierte frühneuzeitliche Empirismus vom kartesi-schen Rationalismus zu trennen. Die kartesische Reduktion der ge-samten, von uns erfahrenen Realität auf zwei finale Entitäten – Geistund Körper – war der baconschen Methode der Induktion, die sich inerster Linie auf die Vielfalt der phänomenalen Welt bezieht, ent-gegengesetzt. Offensichtlich zielte Descartes anhand einer derartigenontologischen Reduktion auf die Begründung seiner Grundvorstel-lung von der Apodiktizität der geistigen Existenz, die sich von derWelt der Phänomene vollkommen abgrenzt. Aber tendenziell erwiessich das kartesische System als eine hierarchische Subsumierung derin Wirklichkeit vielfältigen physikalischen Phänomene aber auch dermentalen Zustände und Operationen unter den Oberbegriffen desDenkens und des rein körperlichen Daseins. Obwohl Descartes in sei-nem Werk Les Principes de la Philosophie den Versuch unternimmt,die philosophische Untersuchung des Geistes von der eher wissen-schaftlichen Untersuchung der Körperwelt methodologisch zu tren-nen, entwickelte sich daraus keine Wissenschaft, die auf der Vielfaltder physikalischen Phänomene basiert, sondern die Wissenschaft derMechanik, die die physikalischen Phänomene trotz ihrer großen Viel-falt und vereinzelten Existenz auf einem einheitlichen Begriff desKörpers reduziert. Auch die physiologischen Auslegungen des Seh-vorgangs in Descartes Dioptrik, die zu einer seiner wissenschaftlichenSchriften zählt, scheinen prinzipiell den primären geometrisch-opti-schen Grundzügen des Sehens und des Lichtes untergeordnet zu sein.Das Korrelat zu dieser Tendenz, also zu einer vereinfachenden onto-logischen Reduktion auf der Ebene des Geistes ist eindeutig die kar-tesische Vorstellung von »cogitans«, unter dem – als bloßes Denken –alle mentalen Zustände und Operationen wie Empfindung, Wahr-nehmung, Erkennen, Einbildung, Erinnerung, Willensakte usw. sub-sumiert werden. Daraus ergab sich im kartesischen System ein Pro-blemzustand, der die dem Denken vorausgehende Domäne desGeistes, die sich auf die vorlogischen bzw. vorsprachlichen mentalenOperationen – wie die sinnlichen Empfindungen aber auch auf dieWillensäußerungen – bezieht, zugunsten des Primats des reinenDenkens vernachlässigt. Das Übersehen der ontologischen Vielfaltder mentalen Zustände und Operationen und die funktionale Reduk-tion des Geistes allein auf das Denken hatten zur Folge, dass die philo-sophischen Strategien Descartes auf etliche wissenschaftliche Grund-probleme, wie den Nexus zwischen Leib und Seele, stießen, die sich

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Einleitung

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unmittelbar aus dem kartesischen Leib-Seele-Problem folgern las-sen.2

Dass die Vielfalt der physikalischen Phänomene im Rahmeneiner Naturphilosophie anerkannt wurde, was vor allem das bacon-sche System bewirkte, markierte das Aufkommen der Naturwissen-schaften in der Frühneuzeit. Gegenüber den reduktionistischen Ten-denzen der Philosophie erwiesen sich die Naturwissenschaften alseher empirisch-experimentell oder sogar als enzyklopädisch. Die un-mittelbar beobachteten Phänomene wurden nicht zugunsten einerdeduktiven Logik unterdrückt; stattdessen wurden sie in ihrer Einzel-heit untersucht und als wissenschaftliche Gegenstände anerkannt. InBezug auf die physikalischen Phänomene trat der wissenschaftlichePluralismus dem philosophischen Reduktionismus entgegen. DasAufkommen des wissenschaftlichen Geistes in der Frühneuzeitschien einen Einfluss auf die Philosophie, genauer gesagt, auf die Un-tersuchung der mentalen Phänomene ausgeübt zu haben. Charakte-

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Einleitung

2 Gemeint ist hier vor allem die Polemik einiger bekannter Kartesianer wie PrinzessinElisabeth von Böhmen und Pierre Gassendi gegen die kartesische Vorstellung von derimmateriellen und unausgedehnten Seele, die trotz dieser Eigenschaften mit demmateriellen und ausgedehnten Leib verbunden ist und dadurch in ihm Willensakteverursacht. In ihrem ersten Brief an Descartes (vom 6. Mai 1643) stellt PrinzessinElisabeth die Frage, wie die immaterielle und unausgedehnte Seele leibliche Willens-äußerungen zustande bringen kann: »Wie kann die Seele des Menschen die Lebens-geister dazu veranlassen, die Willkürhandlungen auszuführen (da sie doch nur einedenkende Substanz ist)? Denn es scheint, dass jede Bewegung durch einen Stoß ver-ursacht wird, wobei die Art des Stoßes von den Eigenschaften und der Form der Ober-fläche des Gegenstands abhängt, durch den der Stoß ausgeführt wird. In den beidenersten Fällen wird Berührung vorausgesetzt und beim dritten die räumliche Ausdeh-nung. Sie schließen aber diese vollständig aus dem Begriff aus, den Sie von der Seelehaben, und jene erscheint mir unvereinbar mit einem immateriellen Gegenstand.Deshalb bitte ich Sie um eine spezifischere Definition der Seele als in Ihrer Metaphy-sik …« (Vgl. Lauth, Bernard: Descartes im Rückspiegel, Paderborn 2006, S. 187–188).In seiner Antwort auf diese Polemik gibt Descartes zu, dass er die unwiderlegbareVerbundenheit der Seele mit dem Leib in der Domäne der Sinnlichkeit und Willens-akte zugunsten des bloßen Denkens bzw. zur Begründung des vom Leib völlig abge-trennten Modus des Denkens übersehen hat: »Denn von den zwei Dingen in dermenschlichen Seele, von denen die gesamte über ihre Natur mögliche Kenntnis ab-hängt, ist eines, dass sie denkt, das andere, dass sie durch ihre Vereinigung mit demKörper mit diesem handeln und leiden kann; ich habe fast nichts über das letzteregesagt und mich allein bemüht, das erste gut verständlich zu machen, weil es meineHauptabsicht war, den Unterschied zwischen Seele und Körper zu beweisen; dazukonnte nur dieses dienen, und das andere wäre dem schädlich gewesen.« (Ebd.,S. 188).

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ristisch für die frühneuzeitliche Philosophie ist bekanntlich, dass derBereich der Epistemologie, die sowohl den philosophischen als auchden wissenschaftlichen Untersuchungen als Basis diente, stärker als jezuvor in den Vordergrund zu treten begann. Der Grundzug dieserphilosophisch-historischen Tendenz war nämlich, dass die frühneu-zeitliche Epistemologie die mentale Existenz des Menschen als Ge-genstand ihrer Untersuchung erneut entdeckte und sie dabei in ihrerontologischen und operationalen Fragmentierung – in den Modi viel-fältiger mentaler Zustände und Operationen – anerkannte. Die epis-temologische Wende in der frühen Neuzeit veranlasste nicht nur dieradikale und revolutionäre Emergenz der Naturwissenschaften, dieauf der Vielfalt der physikalischen Phänomene aufbauten, sondernauch die Entstehung der Geisteswissenschaften aus einer ontologi-schen Fragmentierung der mentalen Existenz des Menschen und de-ren kulturanthropologischen Ergebnissen, vor allem dargestellt inpraktischen bzw. ethischen aber auch in ästhetischen Bereichen. Derkartesische Reduktionismus, veranschaulicht in seinen vollkommenausdifferenzierten Grundvorstellungen von Geist und Körper als rescogitans und res extensa, markierte augenscheinlich einen letztenphilosophisch-epistemologischen Widerstand gegen einen aufkom-menden wissenschaftlichen Pluralismus, der sowohl die physika-lischen als auch die mentalen Phänomene nicht einheitlich, sonderndurchaus vielfältig auffasste und legitimierte.

Die frühneuzeitliche Epistemologie schien während dieses his-torischen Übergangs in den wissenschaftlichen Pluralismus zweiHauptprobleme bewältigt zu haben: Erstens die Erkennbarkeit dervielfältigen Phänomene und zweitens die Identifizierung und Ab-sicherung der Gegenstände der wissenschaftlichen Untersuchung.Daraus ergaben sich die epistemologischen und ontologischenGrundlagen der Natur- und Geisteswissenschaften. Bereits die voll-kommen reduktionistische Differenzierung zwischen Geist und Kör-per von Descartes verwies auf eine ursprüngliche philosophische bzw.epistemologische und ontologische Fragmentierung zwischen dermentalen und der phänomenalen Wirklichkeit. Die Erkennbarkeitder vielfältigen physikalischen Phänomene setzte in erster Linie eineeher wissenschaftliche Epistemologie voraus, wogegen die Philoso-phie oder philosophische Epistemologie der Frühneuzeit begann, dieErkennbarkeit der mentalen Phänomene als ihren Hauptgegenstandder Untersuchung zu identifizieren. Das Denken in und mit den Ob-jekten und objektiven Verhältnissen schien von vornherein die wis-

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senschaftlich-epistemologischen Untersuchungen zu charakterisie-ren. Im Vergleich dazu wandte sich das frühneuzeitliche Subjekt ansich selbst. Dieser Entzweiung in der Epistemologie folgte eine all-mähliche geschichtliche Trennung zwischen denNaturwissenschaftenund der Philosophie und zwischen ihrenMethoden derUntersuchung.Die Wissenschaften konnten aufgrund der physikalischen Phänome-nalität, die ihre Grundlage bildet, die eher reduktionistische Tendenzder philosophischen Epistemologie nicht ohne Weiteres annehmen;sie suchten deswegen jene Reduktion der phänomenalen Komplexitätauf verschiedene axiomatische Erkenntnisse. Die Vielfalt der Axiomeals erste Prinzipien, worauf die Wissenschaften aufbauten, beziehtsich offensichtlich auf die Vielfalt der physikalischen Phänomene.

Der Auseinanderentwicklung der geistes- und naturwissen-schaftlichen Disziplinen, die in der Spätmoderne deutlich zum Vor-schein kam, lag die oben erörterte historische Entzweiung in der Epis-temologie – in den Methoden der Untersuchung – zugrunde. Für diePhilosophie bedeutete dieser Verlust der Phänomene letztendlicheinen historischen Umbruch, was die Prioritäten ihrer Untersuchungbetraf. Gegenüber der domanialen Besitzergreifung der physika-lischen Phänomenalität der Naturwissenschaften entwickelte die Phi-losophie in der Frühneuzeit ein beschränktes Untersuchungsgebiet inder Domäne des Subjekts selbst. Diese subjektive Wende in der phi-losophischen Epistemologie lässt sich an zwei Grundmerkmalen derfrühneuzeitlichen Philosophiegeschichte erkennen: Erstens an derBetrachtung des Subjekts als Gegenstand der (philosophisch-episte-mologischen) Untersuchungen, woraus sich die moderne theoretisch-philosophische Epistemologie ergab, und zweitens an der Entstehungder Geisteswissenschaften, die als eher subjektiv eingerichtete Kul-turgebäude auf Dauer eine mit den Gegenständen der naturwissen-schaftlichen Untersuchungen vergleichbare Wichtigkeit und Legi-timität erlangten.

Die Auseinandersetzung zwischen der Philosophie und den Na-turwissenschaften in der Frühneuzeit wurde allerdings innerhalb desBereiches der Philosophie selbst durch eine Ausdifferenzierung derPhilosophie des Geistes – gegenüber der philosophia naturalis – ge-kennzeichnet. Während bei Descartes, dem Gründer der modernenPhilosophie des Geistes und der Natur, eine gewisse Korrelation zwi-schen diesen Formen der frühneuzeitlichen Philosophie zu erkennenist, tritt ihre Divergenz bei den postkartesischen Philosophien – beiHobbes, Locke, Berkeley, Hume, Leibniz und Kant – viel klarer in

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Erscheinung. Sowohl die Empiristen als auch die Rationalisten unterden postkartesischen Philosophen begannen den menschlichen Ver-stand als den Hauptgegenstand ihrer philosophischen Systeme zuidentifizieren. Aus dieser philosophisch-historischen Tendenz ent-stand in der Frühneuzeit eine Reihe von philosophischen Hauptwer-ken, die allein den menschlichen Verstand in seinen Einzelheiten un-tersuchten – also die sogenannten Essays on Human Understandingvon Locke, Berkeley und Hume und deren Resonanz auf dem Kon-tinent, am treffendsten dargestellt durch den Apriorismus von Leib-niz und Kant. Auch wenn Kant in einer Philosophie der Synthese dieverbindliche Erkenntnis begründete bzw. versuchte, einen epistemo-logisch-synthetischen Nexus zwischen dem erkennenden Subjektund dem erkannten Objekt zu etablieren und dadurch die entgegen-gesetzten frühneuzeitlichen Philosophien des Rationalismus und desEmpirismus in einem System der Transzendentalen Philosophie zuversöhnen, blieb seine Philosophie letztendlich im strengen Rahmeneines transzendentalen Apriorismus. Noch stärker als Descartes oderLocke plädierte Kant für einen philosophischen Subjektivismus. Die-sen vertrat er deutlich in seiner philosophisch-propädeutischen Fest-stellung der Apriorität der menschlichen Erkenntnisse, auf die nachKant die Apodiktizität der synthetischen Verstandesurteile zurück-zuführen ist. Demnach hieß der kantische Grundsatz: wie sind syn-thetische Urteile a priori möglich? Dabei schien kaum berücksichtigtzu werden, ob die Apriorität der Erkenntnisse eine ursprünglicheKorrelation mit der Aposteriorität der auf der physikalischen Phäno-menalität basierenden sinnlichen Erfahrungen – dargestellt insbeson-dere in natur- und raumwissenschaftlichen bzw. in geometrischen,mechanischen und optischen Intuitionen3 – voraussetzt.

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3 Die meisten Beispiele, die Kant in der Einführung zur Transzendentalen Elementar-lehre in der Kritik der reinen Vernunft zur Verteidigung seiner Vorstellung von derApriorität der Erkenntnisse gibt, stammen aus der euklidischen Geometrie und dernewtonschen Mechanik; wie z.B. der Beweis des apriorischen Ursprungs des Axiomsder Gerade: »Dass die gerade Linie zwischen zwei Punkten die kürzeste sei«, ist nachKant ein synthetisches Urteil a priori, »dennmein Begriff vom Geraden enthält nichtsvon Größe, sondern nur eine Qualität. Der Begriff des Kürzesten kommt also gänzlichhinzu, und kann durch keine Zergliederung aus dem Begriff der geraden Linie ge-zogen werden.« (Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft, hrsg. von RaymundSchmidt, Hamburg 1990, S. 49 (B 16)). In diesen und ähnlichen Beispielen aus derklassischen Geometrie und Mechanik betont Kant allein den synthetischen Wesens-zug dieser apriorischen Erkenntnisse. Aber ursprünglich entstehen die axiomatischengeometrischen und mechanischen Erkenntnisse aus der produktiven Einbildungskraft

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Die frühneuzeitliche Trennung zwischen Geist und Natur brach-te jedoch die Entfaltung der philosophia naturalis als MechanischePhilosophie hervor, was im Grunde dem außergewöhnlichen Auf-kommen der Naturwissenschaften als Basis diente. In der Frühneu-zeit, besonders dargestellt in dem grundlegenden kartesischen Sys-tem selbst, bildeten die Philosophie des Geistes und die Philosophieder Natur Korrelate, was an ihren analogen Methoden, kontextualenSpezifizierungen und vor allem an ihren modalen und teleologischenAnsatzpunkten zu erkennen ist. Dieselben Philosophen (Descartes,Locke, Gassendi, Hobbes u. a.) bekannten sich teilweise zu gemein-samen Grundzügen der Philosophie des Geistes und der der Natur,die sich eindeutig von der Tradition – besonders von der spätmittel-alterlichen Scholastik – differenzierten. Die wichtigsten davon warenein entschiedenes Einsetzen für ein Wissenssystem und der – darananschließende – radikale Abschied von einem Glaubenssystem, wo-von die mittelalterliche Scholastik kaum emanzipiert zu sein schien.Dieser historische Übergang in der Frühneuzeit drückte sich in ersterLinie in den philosophisch-epistemologischen Bestrebungen – bei denPhilosophen und Naturwissenschaftlern wie Descartes, Kepler, Gas-sendi, Newton, Galileo, Locke, Hooke, Huygens u.a. – aus, die »epis-teme« von den der spätmittelalterlichen Scholastik übrig gebliebenenFakten des dogmatischen Glaubens – dargestellt durch irrationaleAnnahmen, anthropomorphisierende Erklärungsformen usw. – los-zulösen und sie dabei vollkommen neu zu definieren. Der Ursprungder Neuzeit – insbesondere hervorgegangen aus der kartesischen Phi-losophie – wurde in dieser Weise vor allem durch eine epistemologi-sche Wende gekennzeichnet, die in der Frühneuzeit den historischenAnbruch der Philosophie des Geistes und zugleich die Entfaltung dermechanischen Naturphilosophie nachhaltig prägte.

Das kartesische System, das bekanntlich das Programm der Mo-derne initiierte, lieferte das treffendste Beispiel dafür, wie im Rahmeneiner annähernd analogen Epistemologie die Philosophie des Geistesmit der Philosophie der Natur korrelieren kann. Im Rahmen der Phi-

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(wie Kant es feststellt), also aus visuell-strukturellen Intuitionen, die sowohl in ihrersubjektiven Virtualität als auch in ihrer objektiven Realität dasselbe Faktum der Sinn-lichkeit bzw. der Visualität voraussetzen. Daher scheint die (kantische) Vorgehens-weise, dem Axiomatischen und – dementsprechend – dem Apodiktischen an dengrundlegenden geometrischen und mechanischen Intuitionen deren objektive Phäno-menalität loszureißen und sie allein dem apriorisch-subjektiven Verstand zuzuschrei-ben, von vornherein nicht schlüssig zu sein.

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losophie des Geistes lässt Descartes zwar die metaphysischen Grund-vorstellungen, wie die göttliche Verursachung der apriorischen Ideenim Subjekt, in seinem philosophischen System zu, aber seine metho-dische Behandlung der Verbundenheit der subjektiven Vorgänge, wieSinnesempfindungen und Willensakte, mit dem materiellen Leib ba-siert auf rein mechanischen Erklärungen der Phänomene. Zum Bei-spiel unternimmt Descartes in seinem Werk Dioptrik den Versuch,den subjektiven Sehvorgang zum einen rein physiologisch und zumanderen ausschließlich mechanisch zu erklären. Die mechanische Er-klärung des Sehvorgangs wird besonders durch eine methodologischeAnalogie zwischen Sehen und Tasten bei der visuellen Distanz-, Grö-ße- und Lagewahrnehmung der Gegenstände, dargestellt in demGleichnis des Blinden mit den Stöcken, nachgewiesen.4 Ebenso suchtDescartes, von Prinzessin Elisabeth von Böhmen aufgefordert, für dieLeidenschaften (die er ursprünglich für ausschließlich geistig bzw. füreinen Modus des Denkens hielt) Erklärungen in ihrem leiblichen Ur-sprung bzw. in ihrer Verursachung durch das esprits animaux imLeib.5 Derartige Methoden der philosophisch-wissenschaftlichen Un-tersuchung belegen die grundlegende Korrelation zwischen Geist undNatur im kartesischen System.

Diese Korrelation schien in der postkartesischen Philosophienicht hinreichend beachtet zu werden. Die frühneuzeitliche Philoso-phie wies im Verlauf ihrer Geschichte eine charakteristische Polarität– zwischen Rationalismus und Empirismus – auf. Während die Ra-tionalisten von dem von Descartes festgestellten Primat des Denkensgegenüber dem Phänomen – demgemäß von der Apodiktizität der

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4 An dieser Stelle gilt es anzumerken, dass Kant bei seiner vollkommenen Apriorisie-rung der Sinnesempfindungen – insbesondere der sinnlichen Raumwahrnehmung –dazu neigte, die einst von Descartes eingeführte mechanische Erklärung des Sehvor-gangs im Rahmen seiner Transzendentalen Ästhetik abzuerkennen. Kant schreibt – ineiner scheinbar dogmatischen Stimmung – den Sehvorgang, insbesondere die visuelleRaumwahrnehmung, allein dem Subjekt zu; Kant betrachtet dabei die Anschauung,deren wichtigster Modus das Sehen ist, als einen rein subjektiven Vorgang a priori,ohne dabei die Möglichkeit einer objektiven Phänomenalität des Sehvorgangs, womitsich die vorkantischen Philosophen wie Molyneux, Locke, Berkeley, Condillac, Dide-rot u. a. beschäftigten, überhaupt zu berücksichtigen. Durch seine transzendental-phi-losophische Apriorisierung aller sinnlichen Wahrnehmungen vermochte Kant denfrühneuzeitlichen Diskurs über die Grundlagen der unmittelbaren visuellen Raum-wahrnehmung – zwar nur vorläufig – zu unterdrücken.5 Descartes, René: Die Leidenschaften der Seele. Französisch-Deutsch, hrsg. undübers. von Klaus Hammacher, Hamburg 1996, S. 16 f.

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angeborenen Ideen gegenüber den empirisch zu erfahrenden physi-kalischen Phänomenen – ausging, neigten die Empiristen zu einerGrundvorstellung von dem erfahrungsmäßigen Ursprung der subjek-tiven Ideen und Erkenntnisse, die notwendigerweise die unmittelbareBeteiligung der physikalischen Gegenständlichkeit an den subjekti-ven Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozessen voraussetzt. Der Ur-sprung dieser Polarität lässt sich deutlich in der zuvor erörterten on-tologischen Differenzierung zwischen Geist und materiellem Körperim kartesischen System feststellen. Die extremen Haltungen in derfrühneuzeitlichen Entwicklung der Philosophie – wie der Atomismusvon Hobbes, der auch die mentalen Zustände und Operationen kausalausschließlich auf atomare Substantialität und Strukturen im Gehirnzurückführte, oder der Immaterialismus Berkeleys, in dem dieser diegesamte physikalisch-objektive Phänomenalität erkenntnistheo-retisch auf rein subjektive bzw. mentale Phänomene oder Existenz-formen reduzierte – ergaben sich letztendlich aus dem bis heute fort-wirkenden Geist des kartesischen Dualismus.

Allerdings entstand die philosophisch-paradigmatische Polaritätzwischen Rationalisten und Empiristen in der Frühneuzeit eher imBereich der Philosophie des Geistes. Dagegen blieben die mecha-nischen Naturphilosophien in ihren Grundannahmen, Methodenund Strategien sowohl bei den Rationalisten als auch bei den Empiris-ten mehr oder weniger einheitlich. Der Hauptgrund dafür war diegrundlegende Einheit der Naturphänomene gegenüber der möglichenVielfalt der subjektiven Standpunkte und Perspektiven. Zustande kamdie Trennung zwischen Rationalismus und Empirismus durch die ver-schiedenen Standpunkte der frühneuzeitlichen Philosophen bezüglichdes Ursprungs der Erkenntnis im Erkenntnisvorgang; zwei Positio-nen, nämlich das apriorische Vorhandensein der fundamentalen –theoretischen und praktischen – Erkenntnisse im Geist (Rationalis-mus) und der aposteriorische Ursprung der Erkenntnis in der Erfah-rung (Empirismus), setzten sich einander entgegen. Anders betrachtetbasierte diese Entzweiung der Philosophie in der Frühneuzeit auf derFrage nach dem Vorrang von zwei wesentlichen Domänen des Sub-jekts beim Erkennen der phänomenalen Welt, nämlich der Verstandund die Sinnlichkeit. D.h. die Kontexte des Rationalismus und desEmpirismus sowie die kontextuale Differenz zwischen diesen beidenwichtigen Denkschulen der Neuzeit beziehen sich allein auf die Phi-losophie des Geistes, was in dem späteren System der transzendenta-len Philosophie, in demKant diese philosophisch-historische Entzwei-

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ung zu überwinden bzw. aufzuheben suchte, deutlich zum Ausdruckkam. Die transzendentale Philosophie Kants bezog sich einzig auf denmenschlichen Geist. Obwohl Kant in seiner propädeutischen Erkennt-nislehre (in der Kritik der reinen Vernunft) von der Synthese, bzw.von dem synthetischen Nexus zwischen dem erkennenden Subjektund dem erkannten phänomenalen Gegenstand ausgeht, wird in sei-nem transzendentalen Philosophiesystem in erster Linie die apriori-sche Erkennbarkeit der phänomenalenWelt untersucht. Die Überzeu-gung von der primären transzendentalen Apriorität der Erkenntnisseschien Kant dazu zu veranlassen, die notwendige Beteiligung der phä-nomenalen Gegenstände, die erkannt werden, am Erkenntnisprozessausschließlich auf ihre Gegebenheit in der Empfindung zu reduzieren,wie Schopenhauer ihm vorwirft.6

Im Unterschied zur Philosophie des Geistes war die frühneuzeit-liche Naturphilosophie, insbesondere die Mechanische Philosophie,nur in geringerem Maße dazu prädestiniert, in historisch-kontextua-len Kategorien wie Rationalismus und Empirismus betrachtet zu wer-den. Denn die Einheit der Naturphänomene, wie sie durch die natur-philosophische Epistemologie vorausgesetzt wird, ist der Vielfalt dermöglichen subjektiven Betrachtungsweisen – im Rahmen der Phi-losophie des Geistes und in ihrem Anwendungsbereich, nämlich denGeisteswissenschaften – entgegengesetzt, wie an früherer Stelle erör-tert wurde. Die Gegenstände der Natur können von verschiedenensubjektiven Standpunkten betrachtet werden; demnach variieren diephilosophischen Vorstellungen von der Erkennbarkeit der Gegen-stände. Dagegen erweisen sich die Gegenstände in ihrer Phänomena-lität – also in ihrem rein objektiven Seinsmodus – als unveränderlich.Die Einheit der phänomenalen Wirklichkeit schien der frühneuzeit-lichen mechanischen Naturphilosophie, in der das Subjekt verpflich-tet war, mit den Gegenständen zu denken – oder sich gar in diesehineinzudenken –, eine der paradigmatischen Kategorisierung nichtunterworfene Historizität zu verleihen. Daher war es kein Zufall,dass die Philosophen der Frühneuzeit unabhängig von ihrer philoso-phischen Parteinahme als Rationalisten (Descartes, Leibniz, Kantu. a.) und Empiristen (Locke, Berkeley, Hobbes u.a.) eine mehr oderweniger einheitliche Vorstellung von der Mechanischen Philosophiehatten und darin mit den frühneuzeitlichen Naturwissenschaftlern –

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6 Schopenhauer, Arthur: Kritik der Kantischen Philosophie. In: Die Welt als Willeund Vorstellung, Anaconda Verlag, Köln 2009, S. 385.

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Kepler, Galileo, Newton, Hooke u. a. – übereinstimmten. Die früh-neuzeitliche mechanische Philosophie entwickelte sich kaum frag-mentarisch, denn sie wurzelte – auch gegenüber dem philosophischenEmpirismus – viel tiefer in der objektiven Phänomenalität der Natur.

Die vorrangige Beteiligung der phänomenalen Wirklichkeitschien der Epistemologie der Mechanischen Philosophie einen sichvon der Epistemologie der Philosophie des Geistes unterscheidendenoder sie erweiternden Wesenszug zu verleihen. Die epistemologi-schen Methoden der frühneuzeitlichen Mechanischen Philosophiebedingten mehr als die Annahme einer Gegebenheit der Gegenständein der Erfahrung und deren bloße Rezeption vom erkennenden Sub-jekt ein aktives Hineindenken in die phänomenale Wirklichkeit.Während im Rahmen der Philosophie des Geistes die Möglichkeitendes Philosophierens eher subjektiv festgestellt wurden, wurden sie imRahmen der Naturphilosophie tendenziell durch die Gegenstände be-dingt. Die geläufige Einstufung des Erkenntnisvorgangs von sinn-licher Erfahrung zum Verstandesurteil und zum repräsentativen Er-kennen und Denken sollte nun im Kontext der MechanischenPhilosophie dank des unabdingbaren Faktums des Objekts und seinerLegitimität erneut bestimmt bzw. präzisiert werden.

Hier kann im Rahmen der frühneuzeitlichen Mechanischen Phi-losophie davon ausgegangen werden, dass der im Allgemeinen be-hauptete epistemologische Dualismus zwischen der aposteriorischenErfahrung und dem apriorischen Denken in einer einheitlichen epis-temologischen Methode der Intuition, die bereits in der spätscholas-tischen Philosophie weitgehend vertreten wurde,7 aufgehoben wird.Intuitionen sind ursprünglich apodiktische Erkenntnisse, die alssolche keiner weiteren – deduktiven – Beweisführung bedürfen. ImRahmen der Mechanischen Philosophie, die die phänomenale Exis-tenz der Naturgegenstände voraussetzt, gewinnt die erkenntnistheo-retische Intuition deren Einheit und Apodiktizität eher aus dem Fak-tum des Objekts, bzw. aus der phänomenalen Wirklichkeit, als ausdem rein subjektiven Erkenntnisvermögen. Die Apodiktizität derwissenschaftlichen Intuitionen ergibt sich streng genommen nichtaus einer subjektiven Möglichkeit (des Erkennens), sondern vielmehraus einer subjektiven Unmöglichkeit, dass die phänomenalen Gegen-

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7 Vgl. Pasnau, Robert: Cognition, in: The Cambridge Companion to Duns Scotus,hrsg. von Thomas Williams, Cambridge University Press, Cambridge 2003, S. 296 f.

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stände aufgrund ihrer ontologischen oder existentiellen Einheit nichtanders erkannt werden können.

Wichtig ist hier anzumerken, dass in den grundlegenden episte-mologischen Intuitionen im Rahmen der frühneuzeitlichen Mecha-nischen Philosophie – insbesondere in der Mechanik und in der Optik– der von Rationalisten und Empiristen vertretene und von Kant be-kanntlich versöhnte oder überwundene Dualismus zwischen Apriori-tät und Aposteriorität der Erkenntnisse bereits aufgehoben gewesenwar. Innerhalb der philosophischen und wissenschaftlichen Epistemo-logie besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der unmittel-baren operativen Beteiligung der phänomenalen Wirklichkeit an denIntuitionen, die sich vornehmlich im visuellen Modus als produktiveImagination ereignet, und der bloßen Gegebenheit der Gegenständein der Erfahrung, die Kant als ein aposteriorisches Element im empi-rischen Erkenntnisprozess bestimmt. Die frühneuzeitlichen Mecha-nischen Philosophien schienen der ursprünglichen epistemologischenEinheit der Intuition, in der die unmittelbare Präsenz des Faktums desObjekts und der objektiven Operationen den scheinbaren Dualismuszwischen der Apriorität und der Aposteriorität der Erkenntnisse auf-hebt, ihre Entstehung und Entwicklung zu verdanken. Der epistemo-logische Grundzug der Mechanischen Philosophie, nämlich das Den-ken mit den Gegenständen oder das Hineindenken in diese, wurde inder Neuzeit allmählich im Rahmen der historischen Apriorisierungder mathematischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, dievor allem von Rationalisten vorangetrieben wurden und die sich inder Transzendentalen Philosophie Kants zur Blüte entfaltete, auf-gelöst.

Die saubere Trennung zwischen den subjektiven Attributen undden rein gegenständlichen Eigenschaften als methodologische Pro-pädeutik im kartesischen System, wie sie besonders in »Meditatio-nen« eingeführt und des Öfteren verwendet wurde, verweist auchauf einen Wesenszug der philosophischen, mathematischen und na-turwissenschaftlichen Epistemologie in der Frühneuzeit, nämlich aufdas Denken hin zu irreduziblen Finalitäten, und zwar zu epistemo-logischen und ontologischen Finalitäten, woraus sich allein die axio-matischen Erkenntnisse, also die Grundsätze der Philosophie und derWissenschaften, ergeben können. DieMethode des Zweifelns und derNegation bzw. der systematischen Absonderung des Subjekts ausdem rein objektiven Faktum (das nach Descartes allein die res extensaausmacht) im Erkenntnisprozess beschreibt ihrer Form nach zwar

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keine epistemologische Intuition, deren Allgemeinheit und Apodik-tizität dem erkennenden Subjekt unmittelbar – ohne schrittweiseAbleitung – vorkommt. Aber in ihrem Grundprinzip, nämlich demDenken hin zu Finalitäten (das die axiomatische Finalität der phi-losophischen und naturwissenschaftlichen Grundsätze erwirkt), nä-hert sich diese Methode Descartes einer axiomatisch-epistemologi-schen Intuition. Die Grundvorstellungen Descartes, auf denen erseine Meditationen aufbaut, nämlich die vollkommene Differenzie-rung zwischen Geist und Körper – zwischen res cogitans und res ex-tensa –, der unwiderlegbare Grundsatz ego cogito, ergo sum, Gott alsallererster Urheber der dem menschlichen Geist angeborenen Ideenoder als der absolute Garant für die Wahrhaftigkeit menschlicher Er-kenntnisse usw., werden als finale Erkenntnisse dargestellt, derenApodiktizität auf ihrer Irreduzibilität basiert. Besonders die systema-tische Absonderung der allein subjektiv hinzugefügten Attribute ausdem Gegenstand, die Descartes als propädeutische Methodik sowohlfür den Leib als auch für äußere Körper verwendet, zeigt deutlich eineschrittweise Progression hin zu finalen Entitäten und zu ihrer ebensofinalen Erkennbarkeit, aus der sich die ersten Prinzipien der Philoso-phie erneut ergeben sollen. Die Vorstellungen von res cogitans undres extensa, ihre vollkommene Differenzierung voneinander und derdaraus abzuleitende Grundsatz cogito ergo sum sind durch ihren Sta-tus als finale Erkenntnisse am ehesten gekennzeichnet. Der Zweckder kartesischen Methode des systematischen Zweifelns und derNegation der zu bezweifelnden Fakten (am Gegenstand) ist offen-sichtlich die Isolierung der residualen und finalen und als solche ir-reduziblen Erkenntnisse, die die Grundlagen der Wissenschaft derPhilosophie bilden sollten.

Die epistemologische Finalität der Erkenntnisse, worauf die kar-tesische Methode des Zweifelns abzielt, basiert des Weiteren auf derontologischen Finalität bzw. auf der finalen und irreduziblen Exis-tenzweise des Geistes (als res cogitans) und des Körpers (als res ex-tensa). Anders betrachtet ist es letztendlich eine ontologische Finali-tät der mentalen und der phänomenalen Wirklichkeit, die demepistemologischen Prozess, der dem kartesischen methodischenZweifeln zugrunde liegt, jene Finalität verleiht. Dies ermöglicht demSubjekt die endgültige Erlangung und Absicherung der axiomati-schen Erkenntnisse. Die Differenzierung zwischen res cogitans undres extensa ergibt sich im kartesischen System zwar methodologischaus der Suche nach der finalen Erkennbarkeit der Grundzüge der

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mentalen und der phänomenalen Wirklichkeit, aber die Finalität die-ser Erkenntnisse kommt dadurch zustande, dass sie in einer ontologi-schen Finalität der irreduziblen Existenzweise des denkenden Sub-jekts und der bloßen Ausdehnung des Körpers enden. Diesesfundamentale Verhältnis zwischen der epistemologischen und derontologischen Finalität der axiomatischen Grundsätze scheint infol-gedessen eine irreduzible Korrelation zu sein.

Im Vergleich zu der Philosophie des Geistes lässt sich in dermechanischen Naturphilosophie Descartes keine Methode des syste-matischen Zweifelns, sondern vorwiegend die der unmittelbaren apo-diktischen Intuitionen feststellen. Denn bei den geometrischen, me-chanischen und optischen Intuitionen unternimmt Descartes denVersuch, sich in die Körper bzw. in die phänomenale Wirklichkeithineinzudenken. Zwar werden der rein phänomenalen Wirklichkeitalle Fakten des Subjekts – Empfindungen und sämtliche Attribute dersogenannten sekundären Qualitäten – entzogen und nur die primä-ren Qualitäten oder Wesenszüge wie Ausdehnung, Zahl, Bewegungusw. zugesprochen. Jedoch wird das in dieser Weise vollkommen ge-reinigte Faktum des Objekts in die unmittelbaren mechanisch-phi-losophischen Intuitionen hineingezogen. Eine nähere Untersuchungder kartesischen Intuitionen im Rahmen der frühneuzeitlichen me-chanischen Philosophie zeigt, dass es die unmittelbare Bezugnahmeauf das reine Faktum des Objekts ist, die den kartesischen Intuitionenihre axiomatische Allgemeinheit und Apodiktizität verleiht. DesWei-teren erweisen sich diese Intuitionen – ebenso wie die finalen undaxiomatischen Erfindungen Descartes in seiner Philosophie des Geis-tes – als Ergebnisse eines äußerst spontanen epistemologischen Pro-zesses hin zu den finalen Erkenntnissen. Allerdings nimmt die epis-temologische und ontologische Finalität der kartesischen Intuitionenim Rahmen der mechanischen Naturphilosophie Descartes einen eherobjektiven Zug an.

Die Intuitionen im Rahmen der Naturphilosophie lassen sich alswissenschaftliche (geometrische, mechanische, optische usw.) Kogni-tionen der phänomenalen Wirklichkeit bestimmen, die dem er-kennenden Subjekt unmittelbar apodiktisch vorkommen (d.h. in de-nen ihre Apriorität mit ihrer Aposteriorität verschmolzen zu seinscheint), und aus der sich die finalen axiomatischen Erkenntnisse alswissenschaftliche Grundsätze ergeben. Die Unmittelbarkeit, All-gemeinheit und Finalität der wissenschaftlichen Intuitionen basierendem Anschein nach auf den einheitlichen objektiven Fakten bzw. phä-

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nomenalen Gegenständen, die die Intuitionen mit enthalten, wie zu-vor erörtert wurde. Ein treffendes Beispiel für die unmittelbare (axio-matische) Finalität der kartesischen Intuition im Rahmen seiner me-chanischen Naturphilosophie ist zweifelsohne das Trägheitsprinzip,das Descartes im zweiten (naturphilosophischen) Teil seines Haupt-werkes Les Principes de la Philosophie einführt. Das kartesische Träg-heitsprinzip, was besagt, dass ein Körper seinen Zustand der Ruheoder der gleichförmigen und linearen Bewegung zu erhalten ver-sucht, verweist genau genommen auf finale phänomenal-ontologi-sche Zustände des Körpers und des Freiraumes, in dem er sich befin-det. Der Modus dieser apriorischen Intuition kann reine Imaginationsein, in der ein ausgedehnter Körper sowohl im Zustand der Ruhe alsauch im Zustand der Trägheitsbewegung im Freiraum vorgestellt unddadurch erkannt wird, dass die Trägheitsbewegung des Körpers sichauch im apriorisch vorgestellten Freiraum unbedingt als linear (nichtkurvig) und gleichförmig erweisen sollte. D.h., dass das Subjekt sichbei dieser unmittelbaren mechanischen Intuition die Trägheitsbewe-gung des Körpers nicht anders (als linear und gleichförmig) vorstellenkann. Sowohl diese subjektive Unmöglichkeit als auch die Phänome-nalität der linearen und gleichförmigen Trägheitsbewegung des Kör-pers wird letztendlich durch die ontologische Finalität dieser körper-lichen Trägheitszustände und des Zustandes des Freiraumes, in demsich die Trägheitsbewegung ereignet, veranlasst. Denn das Phänomender Trägheitsbewegung kann kausal nur auf eine dem Körper inne-wohnende Trägheitstendenz zurückführen – und nicht weiter. Ebensobasieren die geometrische Linearität und die mechanische Gleichför-migkeit des Trägheitsbewegungszustandes des Körpers auf der onto-logischen Finalität des Freiraumes, der im Rahmen der euklidischenGeometrie und der kartesisch-newtonschen klassischen Mechanik le-diglich ein dreidimensional ausgedehntes Nichts ist – ein Zustand,der an sich final ist und nur als solcher erkannt werden kann. Wirkönnen die Linearität der mechanischen Trägheitsbewegung geo-metrisch auf das (euklidische oder archimedische) Axiom der Geradezurückführen (indem die Linearität der Trägheitsbewegung andersdefiniert wird, nämlich dergestalt, dass sich der Körper in seiner Träg-heitsbewegung im Freiraum den kürzesten Weg bahnt, der klassisch-geometrisch eine Linie sein sollte). Dabei wird noch klarer, dass dieLinearität der mechanischen Trägheitsbewegung – die an sich eineursprüngliche und zugleich finale Intuition a priori ist – letztendlichauf der ontologischen Finalität des Freiraumes bzw. auf seiner Exis-

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