20
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Familie und Jugend WORTSCHÄTZE HEBEN, LESELUST BEFLÜGELN! FRÜHE SPRACHLICHE BILDUNG – ANREGUNGEN FÜR ELTERN

Wortschätze heben, Leseslust beflügeln! · Sätze sind aus einzelnen Wörtern zusammengefügt. Wörter bestehen aus Teilen, die man Silben nennt. Wörter wie „Ball“, „Bär“,

Embed Size (px)

Citation preview

Bayerisches Staatsministerium fürArbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wurde durch die berufundfamilie gemeinnützige GmbH die erfolgreiche Durchführung des audits berufundfamilie® bescheinigt: www.beruf-und-familie.de.

Familie und Jugend

WORTSCHÄTZE HEBEN,LESELUST BEFLÜGELN!

FRÜHE SPRACHLICHE BILDUNG – ANREGUNGEN FÜR ELTERN

WORTSCHÄTZE HEBEN,LESELUST BEFLÜGELN!

Frühe sprachliche Bildung– Anregungen für Eltern

4

ThEMEn

1. Die ersten 18 Monate: Vom Lallen zum ersten Wort

6

2. Eineinhalb bis drei Jahre: Sprache erforschen

10

3. Drei bis vier Jahre: Welten mit Wörtern verbinden

12

4. Fünf bis sechs Jahre: Das geschriebene Wort entdecken

16

5. Wie können wir den Wortschatz unseres Kindes erweitern?

18

6. Was ist ein gutes Buch? 19

Die Autorin

Christa Kieferle ist Linguistin und Sprachheilpädagogin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Referentin am bayerischen Staatsinstitut für Früh pädagogik (IFP) in München. Das Institut befasst sich mit Fragen der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tages einrichtungen. Mehr Informationen: www.ifp.bayern.de

5

VoRWoRT

Liebe Eltern, Großeltern und Tageseltern,

das Zuhause ist der erste und beständigste Bildungsort für jeden Menschen. Und Sie sind die ersten und wich­tigsten Lernvorbilder für Ihre Kinder.

Viele Eltern fragen sich, wie sie ihr Kind darin unterstützen können, seine natürlichen Anlagen auszu­schöpfen und seine Fähigkeiten zu entfalten. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Ermuntern Sie Ihr Kind, unabhängig, neugierig und begeistert die Welt zu erforschen; so kann es ganz spielerisch Erfahrungen sammeln und lernen. Sie brauchen nicht viele Spielsachen oder Lernmaterialien zu kaufen. Am besten, Sie hören Ihrem Kind aufmerksam zu und erzählen ihm, was Sie allein oder gemeinsam im Alltag tun und erleben.

Dieser kleine Leitfaden gibt Ihnen Anregungen, wie Sie die sprachliche und frühe schriftsprachliche Bildung und Entwicklung Ihres Kindes be­gleiten können. Er ist die gekürzte Ausgabe einer Broschüre, die das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen in allen bayerischen Kindertageseinrichtungen zur Ansicht, zum Ausleihen oder als Kopiervorlage auslegt und zum kostenlosen Download unter http://www.wortschaetze.bayern.de zur Verfügung stellt.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Kindern viele spannende, bereichernde Ausflüge in die Welt der Bilder, Worte und Geschichten!

Christine Haderthauer Staatsministerin

Markus Sackmann Staatssekretär

1. DIE ERSTEn 18 MonATE: VoM LALLEn ZUM ERSTEn WoRT

6

Von GEBURT An LERnT IhR BABY, WIE MAn KoMMUnIZIERT. GUTE SPRACh­FÄhIGKEITEn KAnn IhR KInD VoR ALLEM DAnn EnTWICKELn, WEnn SIE MIT IhM REDEn, SInGEn, SPIELEn UnD IhM VoRLESEn. DABEI BAUEn SIE GAnZ nATÜRLICh EInE LIEBEVoLLE, ZU GE­WAnDTE UnD AnhALTEnDE VERBIn­DUnG MIT IhREM KInD AUF. UnD IhR BABY KAnn BEoBAChTEn, WIE MAn SPRAChE VERWEnDET UnD VERSTEhT.

77

Im ersten Lebensjahr ist Ihr Kind noch weit vom Lesealter entfernt. Doch schon jetzt beginnt es die Fähigkeiten zu entwickeln, die es eines Tages für das Lesen und Schreiben brauchen wird. Ganz spielerisch können Sie Ihr Kind nämlich darin unterstützen, sich mit der Sprache vertraut zu machen. Muntere und zufriedene Babys suchen schon früh nach Gesichtern und schauen sie aufmerksam an. Sobald Ihr Kind geboren ist, kann es den Klang Ihrer Stimme erkennen und es hört Ihnen zu – also sprechen Sie mit ihm.

Achten Sie auf die „nicht sprachlichen“ hinweise Ihres Babys und antworten Sie darauf liebevoll. noch bevor ein Kind das erste Wort sagt, kommuniziert es. Es macht unterschiedliche Laute und Schreie oder verändert sein Mienenspiel, um mitzuteilen, dass es müde ist, dass es sich langweilt oder sich brennend für etwas interessiert. Bestätigen Sie die Kommunikationsversuche Ihres Kindes: Sehen Sie es an, reden Sie mit ihm und ahmen Sie seine Lautäußerungen nach. Lächeln Sie Ihr Baby an, wenn es zum Spielen bereit ist, wechseln Sie die Aktivität, wenn es wegschaut, und sprechen Sie mit ihm, wenn es Sie anlächelt. Reden Sie mit Ihrem Kind, aber geben Sie ihm auch Gelegenheiten zu antworten.

Spielen Sie mit Ihrem Baby. Beim Spielen erfahren und lernen Babys und Kleinkinder am meisten über die Welt um sie herum. Auch die Sprachent­wicklung können Sie im wahrsten Sinn des Wortes spielerisch unterstüt­zen. Als Eltern sind Sie der beste Spielpartner Ihres Kindes. Versuchen Sie, jeden Tag etwas Zeit dem gemeinsamen Spiel zu widmen.

Respektieren Sie das Bedürfnis Ihres Kindes nach einer Auszeit. Wie Erwachsene so sind auch Babys nicht immer gesellig, besonders nicht wenn sie hunger haben, müde sind oder sich unwohl fühlen. nicht nur Ihr Baby lernt etwas über Ihre Sprache. Auch Sie lernen die Sprache Ihres Kindes zu verstehen. So können Sie von Geburt an eine gute emotionale Bindung herstellen und vertiefen.

8

neugeborene lieben körperbezogene Spiele. Sie genießen es, wenn Sie ihnen das Gesicht zärtlich kitzeln oder ihre Finger und Zehen zählen. Erfinden Sie ein Spiel über Körperteile; fragen Sie z. B.: „Wo ist denn Annas nase?“, „Wo ist Mamas / Papas nase?“, „Wo ist dein Fuß?“. Berühren Sie dann das Füßchen und sagen Sie spielerisch: „Daaa ist der Fuß!“ Machen Sie das mehrmals und gehen Sie dann zu einem ohr oder zum Bäuchlein über.

Reden Sie mit Ihrem Baby, auch wenn es Sie noch nicht versteht. Unterhalten Sie sich mit ihm über den Tag hinweg: während des Fütterns, Wickelns und Badens, bei Besorgungen und anderen Tagesabläufen. Wenn Sie z. B. mit dem Kinderwagen unterwegs sind, zeigen Sie auf bekannte Dinge (z. B. Tiere, Pflanzen, Autos) und sagen Sie deren namen. Erzählen Sie, wohin Sie gehen, was Sie dort tun wollen, wen und was Sie dort sehen werden. Stellen Sie den hochstuhl Ihres Kindes an einen Platz, von dem aus es Sie beim Zubereiten des Essens sehen kann. Erzählen Sie, was Sie gerade tun, z. B.: „Ich mache dir jetzt einen Brei“.

9

Singen Sie Ihrem Baby Lieder vor. Singen ist eine Art von Spiel, vor allem wenn Sie Lieder mit handbewegungen begleiten oder Fingerspiele machen. Schalten Sie Fernseher und Radio aus, damit Ihr Kind Ihre Stimme hören kann und singen Sie Ihrem Baby vor. Babys lieben Lieder und Reime, vor allem wollen sie den Klang Ihrer Stimme hören. Kinder mögen immer wieder die gleichen kleinen Reime und Geschichten hören und spielen leidenschaftlich gerne „Kuckuck“.

Regen Sie Ihr Kind an, aber versuchen Sie nicht, ihm Spiele aufzudrängen. Ein Kind lernt am meisten und am besten, wenn es aussuchen darf, was es spielen will, und Sie dabei seinen hinweisen folgen.

Wenn Ihr Baby mit Spielsachen spielt, erzählen Sie ihm, was es gerade macht. Sagen Sie: „Das ist ein großer Traktor!“ und „Schau, der Vogel schläft!“, so lernt Ihr Kind neue Wörter. Stellen Sie Ihrem Kind während des Spiels Fragen wie: „Wo ist der rote Ball?“ Das hilft ihm dabei, neue Wörter und Gedanken zu verwenden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind, wenn Sie es anziehen, füttern oder baden, z. B.: „Mama wäscht jetzt Annas haare“.

Ermuntern Sie Ihr Baby, handlungen nachzumachen, wie z. B. „Kuckuck“­Spielen, Klatschen, Winken. Machen Sie aus der Badezeit eine „Laut­Spielzeit“. Gehen Sie auf Augenhöhe des Kindes. Spielen Sie „Dampfer“ und machen Sie dazu passende Töne: „p­p­p­p­p­p“. Lassen Sie Ihr Kind den Lautstrom spüren, den Sie erzeugen. Pusten Sie Schaumblasen und begleiten Sie sie mit „b­b­b­b­b­b“­Blubbergeräusch. Und wie klingt die Dampfmaschine? Sie rollt herrlich laut: „rrr­rrr­rrr­rrr“. Ahmen Sie Tierlaute nach, z. B.: „‚Muh’ macht die Kuh“. Verändern Sie den Tonfall Ihrer Stimme und schneiden Sie lustige Gesichter.

10

2. EInEInhALB BIS DREI JAhRE: SPRAChE ERFoRSChEn

KInDER SInD In JEDEM ALTER BE­GEISTERTE LERnER. In DER TÄGLIChEn BEGEGnUnG UnD IM AUSTAUSCh MIT AnDEREn KInDERn, MIT ERWAChSEnEn UnD MIT DER WELT, DIE SIE UMGIBT, SAUGEn SIE EInE FÜLLE Von InFoRMA­TIonEn AUF. JE WEChSELSEITIGER EIn KInD In EInE UnTERhALTUnG oDER In EIn SPIEL EInGEBUnDEn IST, DESTo MEhR SPASS hAT ES UnD UMSo MEhR LERnT ES. ES ERWEITERT SEInEn WoRTSChATZ UnD LERnT ZUZUhÖREn UnD SICh AUSZUDRÜCKEn.

hören auch Sie den Fragen Ihres Kindes geduldig und aufmerksam zu und antworten Sie ihm ebenso geduldig. Wenn Sie keine Antwort auf eine Frage haben, zeigen Sie, dass Sie in einem Buch nachschlagen. So erlebt Ihr Kind Bücher als spannende und unerschöpfliche Informationsquelle.

Wenn Ihr Kind schon geschickt genug hantieren kann, laden Sie es ein, Ihnen z. B. in der Küche zu helfen. Es könnte den Tisch decken oder Gebäck verzieren. Ein dreijäh­riges Kind kann auch schon gemeinsam mit Ihnen nach einem einfachen Rezept backen oder kochen. Unterhalten Sie sich darüber, was Sie kochen wollen, oder über die Leibspeise Ihres Kindes.

Erzählen Sie Ihrem Kind etwas über sich und andere Familienmitglieder. Kleinkinder lieben Geschichten über wichtige Menschen in ihrem Leben und ganz besonders lieben sie Geschichten über sich selbst. Erzählen Sie die Geschichten sehr lebendig. Verwenden Sie verschiedene Stimmen für verschiedene Personen. Spielen Sie mit der Sprache.

Benennen Sie Gefühle. Die Kleinkindzeit ist genau der richtige Zeitpunkt, um Wörter einzuführen, die bestimmte Gefühle abbilden. Wenn Ihr Kind sich z. B. ärgert, beschreiben Sie seine Stimmung: „Du bist aber wütend“, oder fragen Sie: „Ärgerst du dich?“. Sie kön ­ nen Ihrem Kind auch bestimmte Redewen­dungen anbieten, die es verwenden kann, um von Ihnen hilfe und Aufmerksamkeit zu bekommen, z. B.: „Papi, hilfst du mir bitte?“

Sprechen Sie mit Ihrem Kleinkind über besondere Tage oder Ereignisse. Wenn Sie von zurückliegenden Ereignissen erzählen, z. B. über einen Ausflug im vergangenen Sommer, lernt Ihr Kind die Struktur von Geschichten zu verstehen. Es begreift, dass eine Geschichte einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Dadurch lernt es, Geschichten zu verstehen und selbst welche zu erzählen. Fragen Sie Ihr Kind auch immer wieder, was es denn in der Zukunft machen möchte, z. B.: „Ich glaube, heute Mittag wird es regnen. Was sollen wir dann unterneh­men?“

1111

Lesen Sie Ihrem Kind viele verschiedene Bücher vor. Kleinkinder – Mäd­chen wie Jungen – lieben Bücher über Tiere, Kinder im gleichen Alter und Reimbücher. Und vergessen Sie nicht: nicht jedes Buch, für das sich das Kind interessiert, muss auch Ihr Lieblingsbuch sein.

Unterhalten Sie sich mit Ihrem Kind, während Sie ein Buch vorlesen. Lesen Sie nicht nur die Texte vor. Sie können auch gemeinsam beschrei­ben, was auf den Seiten zu sehen ist. Sie können sich über die Bilder unterhalten oder die Geschichte abwechselnd erzählen. halten Sie beim Vorlesen immer wieder inne, damit das Kind sich in Seiten vertiefen kann, die es besonders faszinieren. Dabei lernen Sie auch jede Menge über die Interessen, Ängste und Wünsche Ihres Kindes.

orientieren Sie sich beim Lesen am Kind. Es ist völlig in ordnung, wenn Ihr Kind lieber über die Bilder sprechen oder Seiten auslassen möchte. Um Geschichten interessanter zu machen, können Sie z. B. Wörter verändern oder eine der Figuren in der Geschichte so nennen, wie Ihr Kind heißt.

12

3. DREI BIS VIER JAhRE: WELTEn MIT WÖRTERn VERBInDEn

In DIESER PhASE WIRD IhREM KInD DIE KRAFT DES GESChRIEBEnEn WoRTES ALLMÄhLICh BEWUSST. ES hAT IMMER MEhR SPASS DARAn, BÜChER ZU EnTDECKEn, ES LIEBT BUChSTABEn­ BZW. LAUTSPIELE UnD GREIFT In RoLLEnSPIELEn GERnE GEMEInSAM GELESEnE GESChIChTEn AUF.

13

Dabei erfährt Ihr Kind mehr und mehr darüber, wie Dinge in der Welt funktionieren. Gleichzeitig lernt es, seine Ideen, Gedanken und Gefühle immer besser auszudrücken. Kleine Kinder können unterhaltsame Geschichtenerzähler, engagierte Gesprächs­partner und gewiefte Verhandlungspartner sein. Unterhalten Sie sich jeden Tag mit Ihrem Kind über seine Vorstel­lungen, Gefühle und Beobachtungen – kurz, über alles, wofür es sich interessiert. Berichten auch Sie über Ihre alltäglichen Erlebnisse, ganz egal ob Sie erzählen, dass Sie in einer Schlange vor dem Geldautomaten stehen mussten oder dass Sie eine lustige Begegnung beim Einkaufen hatten.

Im Alter von drei bis vier Jahren steigern Kinder ihren Sprachgebrauch und ihr Wissen über Lesen und Schreiben in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Sie lernen die Bedeutungen vieler neuer Wörter kennen und sie fangen an, Wörter in immer komplexeren Sätzen zu verwenden, wenn sie sprechen. Sie sind begierig zu „schreiben“ und manchmal zeigen sie auch schon mit vier Jahren Interesse am Lesenlernen.

Tagtäglich machen sie tolle Entdeckungen: Manche Wörter reimen sich. Sätze sind aus einzelnen Wörtern zusammengefügt. Wörter bestehen aus Teilen, die man Silben nennt. Wörter wie „Ball“, „Bär“, und „Boot“, beginnen mit demselben Laut. Die gesprochenen Wörter bestehen also aus einzelnen kleinen Lauten. Wenn ein Kind anfängt, diese Dinge über gesprochene Sprache wahrzunehmen und zu verstehen, dann entwickelt es die so genannte phonologische Bewusstheit – die Fähigkeit, Laute der gesprochenen Sprache zu hören und mit ihnen zu arbeiten. Jetzt kann das Kind Wörter Laut für Laut auseinandernehmen und Laute zusammen­setzen, um daraus ein Wort zu formen. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass diese Fähigkeit sehr wichtig für das Lesenlernen ist. Sie können ihre Entwicklung im Alltag ganz einfach unterstützen:

14

Erklären Sie Ihrem Kind die Bedeutungen von neuen Wörtern. Benennen Sie all die Dinge, die Sie um Ihr Wohnhaus herum sehen. Erklären Sie in einfachen Worten, wie man bekannte Gebrauchsgegenstände verwendet und wie sie funktionieren.

Spielen Sie mit Wörtern. Mit Zungen­brechern wie „Fischers Fritz fischt frische Fische” oder „Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid” werden Sie und Ihre Kinder viel Spaß haben, ebenso mit nonsensreimen und andern Wortspielereien.

Zeigen Sie beim Lesen die besonderen Merkmale eines Buches, z. B. den Titel und den Autor auf der Titelseite.

Spielen Sie im Alltag „so tun, als ob“. Wenn Kinder so tun, als ob, lernen sie die Personen, den Aufbau und den Standpunkt einer Geschichte verstehen. Spielen Sie z. B. beim Einkaufen „Detektive“ und finden Sie Kunden mit besonderen Waren in den Einkaufswägen oder suchen Sie mit Ihrem Kind Etiketten von Lebensmittelpackungen, die mit dem ersten Buchstaben seines namens beginnen.

Lesen Sie Ihrem Kind weiterhin vor. Lesen Sie viele verschiedene Arten von Büchern. Sie müssen nicht alle selbst kaufen: nutzen Sie das Angebot Ihrer Gemeindebücherei oder Stadtteilbibliothek. Suchen Sie auf

Floh märkten, in Secondhandläden oder bei Sonder verkäufen von Büchereien nach interessanten gebrauchten Büchern. Empfehlen Sie Verwandten, Ihrem Kind Bücher zum Geburtstag oder zu besonderen Anlässen zu schenken. So können Sie mit Ihrem Kind allmählich seine eigene kleine Büchersammlung aufbauen.

Lesen Sie Ihrem Kind Gedichte und Reimbücher vor. Machen Sie beim Lesen eines bekannten Reimes vor einem Reim ­ wort eine Pause und ermuntern Sie Ihr Kind, das Reimwort zu ergänzen. Lesen Sie die Lieblingsbücher Ihres Kindes ruhig immer wieder vor. Kleine Kinder lieben Bücher mit vorhersehbarem Inhalt und einprägsamen Kehrreimen.

Schaffen Sie beim Vorlesen eine gute Atmosphäre. Das Kind soll Lesen als etwas Schönes, Angenehmes erleben. Lassen Sie Ihr Kind das Buch auswählen. nehmen Sie sich Zeit und machen Sie es sich gemütlich. Stellen Sie Ihrem Kind „Was“­, „Wo“­, „Wer“­ und „Wie“­Fragen, wenn Sie ihm vorlesen – doch achten Sie darauf, dass das entspannt­spielerische gemeinsame Lesen sich nicht zum gezwungenen „Unterricht“ entwickelt). Fragen Sie Ihr Kind, was wohl als nächstes in der Geschichte passieren wird. Freuen Sie sich mit ihm, wenn es herausgefunden hat, dass seine Vermutung richtig war. Regen Sie Ihr Kind an, die Geschichte auf sein eigenes Leben zu beziehen.

Weisen Sie auf Wörter und Buchstaben hin, wo immer Sie können. Lesen Sie vor, was auf Straßen­ und Verkehrsschildern, Werbeflächen und Postern steht. Weisen Sie auf bestimmte Buchstaben auf Schildern, in Zeitungen oder Magazinen hin und lassen Sie Ihr Kind auch selbst Buchstaben entdecken. Pinnen Sie Magnetbuchstaben an die Kühl­schranktür. Lassen Sie Ihr Kind mit den Buchstaben spielen und auch mal seinen namen „schreiben“.

Begeistern Sie Ihr Kind für den eigenen geschriebenen namen. Schreiben Sie den namen Ihres Kindes immer wieder auf, wenn Ihr Kind zusieht. Sprechen Sie jeden Laut zu dem Buchstaben, den Sie gerade schreiben.

Zeigen Sie die vielen Anlässe, zu denen Sie jeden Tag schreiben. Machen Sie Ihr Kind aufmerksam auf notizen, Listen, Formulare und Briefe, mit denen Sie täglich zu tun haben. Wenn Ihr Kind Ihren täglichen Umgang mit der Schrift erlebt, erfährt es, wie wichtig das geschriebene Wort ist. helfen Sie Ihrem Kind, wenn es einen notizzettel, eine Einkaufsliste oder einen Brief schreiben möchte – selbst wenn es für Sie ein Gekritzel ist.

1515

4. FÜnF BIS SEChS JAhRE: DAS GESChRIEBEnE WoRT EnTDECKEn

DIE MEISTEn KInDER STEhEn JETZT An DER SChWELLE ZUR WERDEnDEn LESERIn, ZUM WERDEnDEn LESER. ZU hAUSE KÖnnEn SIE DIE ERSTEn SChRIFTSPRAChLIChEn FERTIGKEITEn IhRES KInDES ERWEITERn, InDEM SIE So VIEL WIE MÖGLICh GEMEInSAM UnD SPIELERISCh LESEn oDER SChREIBEn. MAChEn SIE SPRACh­ UnD BUChSTA­BEnSPIELE – UnD FÜhREn SIE VIELE nEUE WÖRTER EIn, WEnn SIE SICh MIT IhREM KInD UnTERhALTEn.

16

17

In gerade einmal fünf Jahren hat ein Kindergartenkind gelernt, alle grammatikalischen Strukturen seiner Erstsprache zu verstehen. Es kann komplexen Geschichten zuhören und selbst komplexe Geschichten erzählen. Es kann mit Sprache spielen, indem es reimt und Wörter erkennt, die mit dem gleichen Laut anfangen. Kindergartenkinder beginnen, den Zusammenhang zwischen Zuhören und Sprechen sowie zwischen Lesen und Schreiben zu erkunden. Sie lernen, welche Buchstaben und Laute sich verbinden, sie erkennen bekannte Wörter wieder, können Geschichten nacherzählen oder selbst erfinden. Und sie benutzen bald alle diese Fähigkeiten, um selbst einfache Bücher zu lesen und einfache Botschaften zu schreiben.

Machen Sie Lesen zum Teil Ihres Alltags. ob Sie gemeinsam eine Einkaufsliste schreiben oder beim Spaziergang oder bei der Busfahrt interessante Wörter „sammeln“: Beziehen Sie das gemeinsame Lesen und Schreiben als spannende Erfahrung in Ihren Tag ein. Das tägliche Vorlesen erweitert den Wortschatz und den Wissensschatz. Außerdem stärkt es das Verständnis des Kindes dafür, was ein geschriebenes Wort ist und wie es funktioniert.

Lesen Sie Ihrem Vorschulkind weiterhin vor. Jetzt können Kinder schon längeren, komplizierteren Geschichten und sogar Buchkapiteln folgen. Regen Sie Ihr Kind dazu an, sich ein Buch auszusuchen, das es interessiert. Lesen Sie verschiedene Gattungen: Märchen, Abenteuer, Sachgeschichten usw., und sprechen Sie mit Ihrem Kind über das, was Sie gelesen haben.

18

5. WIE KÖnnEn WIR DEn WoRTSChATZ UnSERES KInDES ERWEITERn?

Was Dinge bedeuten und wie sie heißen, wie sie zusammenhängen und funktionieren, lernen Kinder am besten durch ein reichhal­tiges Sprachangebot von ihren Eltern. Ein breiter und vielgestaltiger Wortschatz ist sehr wichtig für die Entwicklung der Sprache und der Kognition, d. h. der Fähigkeit, Informatio­nen zu verarbeiten.

Kinder merken nicht immer, wenn sie die Bedeutung eines Wortes falsch interpretie­ren. Erklären Sie daher ruhig immer wieder, was bestimmte Worte bedeuten, so kann Ihr Kind seine eigenen Annahmen überprüfen.

Erzählen Sie bei den Mahlzeiten von sich; schildern Sie, was Sie tagsüber unternom­men und erledigt, was Sie gelesen oder wen Sie getroffen haben. Geben Sie Ihren Kindern viele Gelegenheiten, ebenfalls von sich und ihren Erlebnissen zu erzählen.

Gehen Sie mit Ihren Kindern möglichst oft auf Entdeckungsreise in die natur, in den Park, in den Zoo, überallhin, wo es etwas zu entdecken gibt. Besuchen Sie mit größeren Kindern hin und wieder Museen (es gibt viele speziell für Kinder ausgerichtete Sammlungen) oder Ausstellungen mit kindgerechten Themen.

Auch Entdeckungsreisen in der näheren Umgebung der Wohnung, egal ob in der Siedlung, auf dem Bauernhof oder im Wald, sind für Kinder interessant und spannend. Kleine Kinder sind begeistert von Tieren, es können ruhig immer die gleichen sein, aber auch von Baggern und Traktoren. Solche Ausflüge wecken Entdeckungs­freude, neugier und Mut, etwas neues aus ­ zuprobieren. hierbei lernen Kinder viele neue Dinge kennen und erweitern ganz nebenbei ihren Wortschatz.

19

6. WAS IST EIn GUTES BUCh?

Eltern können auf vielerlei Weise zum Lesen anregen. Grundlegend ist die Auswahl guter Bücher. Bilderbücher sind in der Regel die ersten Bücher, mit denen Kinder vertraut werden. Deshalb spielen sie auch eine sehr wichtige Rolle in der kindlichen Entwicklung. Wenn Sie mit Ihren Kindern verschiedene Arten von Büchern lesen, können diese auch ganz unterschiedliche Leseerfahrungen machen. Manche Kinder bevorzugen Bücher mit Reimen, andere lieben Märchen mit sprechenden Tieren oder mit einer Großmutter, die fliegen kann, wieder andere sind begeistert von Sachbüchern. ob ein Buch wirklich gut ist, erkennen Sie am ehesten an der Reaktion Ihres Kindes. Mag Ihr Kind ein Buch, das Sie ihm vorgelesen haben, nicht, dann stellen Sie es weg.

Bei Kindern unter 18 Monaten können Sie mit robusten Pappbüchern fast nichts falsch machen. Sie bieten zumeist fröhliche und freche Bilder und einfache Reime oder Lieder an, um auch ganz junge Zuhörer und Betrachter anzusprechen. Generell sollten Bilder genau zur handlung, zu den Personen und zum Schauplatz der Geschichte passen und einen Genuss für die Sinne darstellen. Bilder unterstützen den Text, deshalb müssen sie umso aussagekräftiger sein, je weniger Text in einem Buch enthalten ist. Bilder sollten frei sein von Stereotypen oder Klischees. Sie sollten Kinder vielmehr dazu ermuntern, einen freien, unvoreingenom­menen Blick auf die Welt zu entwickeln. Grundsätzlich gilt: Je erfahrener ein Kind als Zuhörerin oder Zuhörer ist, desto länger kann der Text sein.

Sobald Ihr Kind seine Vorlieben zeigt, können Sie es seine Bücher selbst (mit) auswählen lassen. In Ihrer Bibliothek oder Bücherei erwartet Sie meist ein breites Angebot und gute Beratung. Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind heraus, wofür es sich besonders interessiert. Fragen Sie Freunde, Verwandte oder pädagogische Fachkräfte, welche Bücher ihre Kinder begeistert haben. orientieren Sie sich an Bücherlisten, die verschiedene organisationen herausgeben. Suchen Sie auch nach Büchern, die Sie selbst gerne vorlesen, denn Ihre Begeisterung wirkt ansteckend.

www.sozialministerium.bayern.de

Dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wurde durch die berufundfamilie gemeinnützige GmbH die erfolgreiche Durchführung des audits berufundfamilie® bescheinigt: www.beruf-und-familie.de.

BAYERNw w w. b a y e r n . d e

DIREKTTel. 01801-20 10 10

BAYERN DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staatsregierung. Unter Telefon 0180 1 201010 (3,9 ct/min aus dem deutschen Festnetz; abweichende Preise aus Mobilfunknetzen; ab 1.3.2010 Mobilfunkpreis maximal 42ct/min) oder per E-Mail unter [email protected] erhalten Sie Infor-mationsmaterial und Broschüren, Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen sowie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung.

Bayerisches Staatsministerium fürArbeit und Sozialordnung, Familie und FrauenWinzererstr. 9, 80797 MünchenE-Mail: [email protected]: trio-group münchenBildnachweis: trio-group münchenDruck: Aumüller Druck KGGedruckt auf umweltzertifiziertem Papier (FSC, PEFC oder vergleichbares Zertifikat)Stand: Dezember 2009 Artikelnummer: 1001 0236

Bürgerbüro: Tel.: 0 89/ 12 61-16 60, Fax: 0 89/ 12 61-14 70Mo – Fr 9.30 bis 11.30 Uhr und Mo – Do 13.30 bis 15.00 UhrE-Mail: [email protected]

Hinweis: Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung heraus-gegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von fünf Monatenvor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-,Kommunal- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahl-veranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben partei-politischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einerWeise verwendet werden, die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenenMitglieder zu verwenden.