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93 :Erkrankungsfiille bei iilteren Hi~ftlingen war nicht festzustellen, auch nicht der Ein- fluff l~ngerer Einschliel~ung. Lues und Tuberkulose fehlten bei den 19 Patienten. Eher sind septische Prozesse zu beriicksichtigen. Im allgemeinen l~l~t sich sagen, daft dutch die moderne Gefiingnisreform seelische Erkrankungen seltener geworden sind. Nur die wegen kSrperlicher Minderwertigkeit zu anregender Arbeit Untauglichen erseheinen noch besonders gef~hrdet. Onanie ward durch die Einsamkeit begiinstigt. Endokrine StSrungen hatten keine Bedeutung. Raecke (Frankfurt a. M.). o Pietrusky, F.: Tuberkulose und Gef~ngniswesen. (Gerichts~irztl. Inst., Univ. Breslau.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 47, H. 4, S. 309--313. 1927. Verf. wendet sich gegen einen Aufsatz von Thiele (vg|. diese Zeitschr. 5, 670) und bespricht die MSglichkeiten der Behandlung tuberkulSser Gefangener im Breslauer Untersuchungsgefiingnis sowie in der Tuberkulose-Abteilung des Strafgefiingnisses in Glat;z. Die Behandlung in letzterer Abteilung, die mit Liegehallen, RSntgen und Be- strahlungsmSglichkeiten versehen ist, betriigt im allgemeinen nicht weniger als 3 Monate. Die Kost dort unterscheidet sich kaum vonder einer Lungenheilst~itte. Die Disziplin der Gefangenen in der Anstalt ist allerdings schlecht, hauptsi~chlich deshalb, well eine schiirfere Bestrafung der erkrankten Gefangenennicht erfolgen kann. Strassmann. Kunz: Gesehlechtskrankenfiirsorge ffir Gefangene. Mitt. d. dtsch. Ges. z. Be- kiimpf, d. Geschlechtskrankh. Bd. 24, Nr. 9, S. 96--97. 1926. Die niedrige Zahl von Geschleehtskrankheiten, die in der Statistik von Herwart Fischer (vgl. dies. Zeitschr. 9, 223) ffir die Strafanstalten in Bayern angegeben ist, erkl~rt Verf. dadurch, dab dort nut die FMle gezahlt wurden, die in die Kranken- abteilungen aufgenommen waren, so dab die aul3erhalb der Krankenabteilung Be- handelten fiir die Statistik verloren gingen. Verf. hat sehon seit mehreren Jahren Aufkliirung und eine moderne Behandlung der Gesehlechtskranken, auch der latenten Luetiker in den Gefangenenanstalten Bayerns durchgefiihrt und die amtliehen Stellen zu einer umfassenden Organisierung dieser Frage angeregt. Seine Erfahrungen sind durchaus giinstige, allerdings nut soweit es sich um die Insassen der groflen Gef~ngnis- anstalten und Zuchthiiuser handelt. Eine Geschlechtskrankenftirsorge der Unter- suehungsgefangenen und der kurzfristigen Strafgefangenen in den Geriehtsgefiingnissen ist nach Ansicht des Verf. sehr viel schwerer durchfiihrbar. Max Jessner (Breslau).~ Lass, D.: ~ber die Verbreitung der venerisehen Krankheiten unter den Verhafteten im Odessaer Untersuehungsgefiingnis. Vener01ogija i dermatologija Jg. 4, Nr. 2, S. 169 his 172. 1927. (Russisch.) Verf. untersuchte 646 Gefangene und land, dab 15,4% Syphilis, 25,6% GonorrhSe und 3% weichen Schanker batten oder gehabt hatten. 18% der Syphflitiker waren jtinger als 20 Jahre. Bis zum 35. Lebensjahre hatten 26,5% GonorrhSe und 2,1% weichen Schanker. Vom 35. bis 50. Lebensjahr 23,2% GonorrhSe und 4,9% weiehen Schanker. Spindler. o Batunin, N.: Die venerischen Krankheiten unter den Gei~ngnisstr~ilingen. Venero- logija i dermatologija 5g. 4, Nr. 2, S. 185--185. 1927. (Russiseh.) Von 921 Gefs in Kasan land Veff. bei 14% Syphilis und bei 11% Gonor- rhSe, 39% hatten frtiher GonorrhSe gehabt. Spindler (Reval).~ Maagk, Walter: Zahn~rztlieh-soziale Hygiene in der Krankenfiirsorge und in Strafanstalten. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. u. soz. Hyg. Jg. 40, Nr. 6, S. 274 bis 280. 1927. Autor trit~ fiir die Ausgestaltung der Zahnpflege in Strafanstalten ein, wozu an diesen Zahni~rzte als beamtete ~rzte anzustellen waren. Zur Hebung der zahnarztlich-sozialen Hygiene fiberhaupt wiinscht Autor, dal3 bei dem Reiche und den L~indern zahn/irztliche Referentenstellen geschaffen werden sollten, die mit gr6Berem bTachdruck auf eine einheitliche Regelung der zahn~irztlichen Hygiene und sozialen Zahnheilkunde einwirken kSnnten. Marx (Prag). Stanley, Leo L.: How men die in prison. (Woran der Mensch im Gefiingnis stirbt.) (Cali/ornia state prison, San Quentin.) California a. Western reed. Bd. 25, Nr. 4, S. 488--492. 1926. Die Sterbef~lle im Staatsgefiingnis in San Quentin in Californien in den

Zahnärztlich-soziale Hygiene in der Krankenfürsorge und in Strafanstalten

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Page 1: Zahnärztlich-soziale Hygiene in der Krankenfürsorge und in Strafanstalten

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:Erkrankungsfiille bei iilteren Hi~ftlingen war nicht festzustellen, auch nicht der Ein- fluff l~ngerer Einschliel~ung. Lues und Tuberkulose fehlten bei den 19 Patienten. Eher sind septische Prozesse zu beriicksichtigen. Im allgemeinen l~l~t sich sagen, daft dutch die moderne Gefiingnisreform seelische Erkrankungen seltener geworden sind. Nur die wegen kSrperlicher Minderwertigkeit zu anregender Arbeit Untauglichen erseheinen noch besonders gef~hrdet. Onanie ward durch die Einsamkeit begiinstigt. Endokrine StSrungen hatten keine Bedeutung. Raecke (Frankfurt a. M.). o

Pietrusky, F.: Tuberkulose und Gef~ngniswesen. (Gerichts~irztl. Inst., Univ. Breslau.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 47, H. 4, S. 309--313. 1927.

Verf. wendet sich gegen einen Aufsatz von Th ie le (vg|. diese Zeitschr. 5, 670) und bespricht die MSglichkeiten der Behandlung tuberkulSser Gefangener im Breslauer Untersuchungsgefiingnis sowie in der Tuberkulose-Abteilung des Strafgefiingnisses in Glat;z. Die Behandlung in letzterer Abteilung, die mit Liegehallen, RSntgen und Be- strahlungsmSglichkeiten versehen ist, betriigt im allgemeinen nicht weniger als 3 Monate. Die Kost dort unterscheidet sich kaum vonder einer Lungenheilst~itte. Die Disziplin der Gefangenen in der Anstalt ist allerdings schlecht, hauptsi~chlich deshalb, well eine schiirfere Bestrafung der erkrankten Gefangenennicht erfolgen kann. Strassmann.

Kunz: Gesehlechtskrankenfiirsorge ffir Gefangene. Mitt. d. dtsch. Ges. z. Be- kiimpf, d. Geschlechtskrankh. Bd. 24, Nr. 9, S. 96--97. 1926.

Die niedrige Zahl von Geschleehtskrankheiten, die in der Statistik von H e r w a r t F i s c h e r (vgl. dies. Zeitschr. 9, 223) ffir d ie Strafanstalten in Bayern angegeben ist, erkl~rt Verf. dadurch, dab dort nut die FMle gezahlt wurden, die in die Kranken- abteilungen aufgenommen waren, so dab die aul3erhalb der Krankenabteilung Be- handelten fiir die Statistik verloren gingen. Verf. hat sehon seit mehreren Jahren Aufkliirung und eine moderne Behandlung der Gesehlechtskranken, auch der latenten Luetiker in den Gefangenenanstalten Bayerns durchgefiihrt und die amtliehen Stellen zu einer umfassenden Organisierung dieser Frage angeregt. Seine Erfahrungen sind durchaus giinstige, allerdings nut soweit es sich um die Insassen der groflen Gef~ngnis- anstalten und Zuchthiiuser handelt. Eine Geschlechtskrankenftirsorge der Unter- suehungsgefangenen und der kurzfristigen Strafgefangenen in den Geriehtsgefiingnissen ist nach Ansicht des Verf. sehr viel schwerer durchfiihrbar. Max Jessner (Breslau).~

Lass, D.: ~ber die Verbreitung der venerisehen Krankheiten unter den Verhafteten im Odessaer Untersuehungsgefiingnis. Vener01ogija i dermatologija Jg. 4, Nr. 2, S. 169 his 172. 1927. (Russisch.)

Verf. untersuchte 646 Gefangene und land, dab 15,4% Syphilis, 25,6% GonorrhSe und 3% weichen Schanker batten oder gehabt hatten. 18% der Syphflitiker waren jtinger als 20 Jahre. Bis zum 35. Lebensjahre hatten 26,5% GonorrhSe und 2,1% weichen Schanker. Vom 35. bis 50. Lebensjahr 23,2% GonorrhSe und 4,9% weiehen Schanker. Spindler. o

Batunin, N.: Die venerischen Krankheiten unter den Gei~ngnisstr~ilingen. Venero- logija i dermatologija 5g. 4, Nr. 2, S. 185--185. 1927. (Russiseh.)

Von 921 Gefs in Kasan land Veff. bei 14% Syphilis und bei 11% Gonor- rhSe, 39% hatten frtiher GonorrhSe gehabt. Spindler (Reval).~

Maagk, Walter: Zahn~rztlieh-soziale Hygiene in der Krankenfiirsorge und in Strafanstalten. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. u. soz. Hyg. Jg. 40, Nr. 6, S. 274 bis 280. 1927. �9 Autor trit~ fiir die Ausgestaltung der Zahnpflege in Strafanstalten ein, wozu an diesen Zahni~rzte als beamtete ~rzte anzustellen waren. Zur Hebung der zahnarztlich-sozialen Hygiene fiberhaupt wiinscht Autor, dal3 bei dem Reiche und den L~indern zahn/irztliche Referentenstellen geschaffen werden sollten, die mit gr6Berem bTachdruck auf eine einheitliche Regelung der zahn~irztlichen Hygiene und sozialen Zahnheilkunde einwirken kSnnten.

Marx (Prag). Stanley, Leo L.: How men die in prison. (Woran der Mensch im Gefiingnis

stirbt.) (Cali/ornia state prison, San Quentin.) California a. Western reed. Bd. 25, Nr. 4, S. 488--492. 1926.

Die S t e r b e f ~ l l e im S t a a t s g e f i i n g n i s in San Q u e n t i n in Californien in den