42
Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge, Passer domesticus (L.) und hispaniolensis (T.). Von Wilhelm Meise, Dresden. (Mit 8 Abbildungen.) filiederung. Seite Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631 Kennzeichnung des ttaus- and des ~Veidensper]ings and ihrer Zwischenformen 682 Die untersuchten Serien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 684 Haussperling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634 Italienischer Spelling . . . . . . . . . . : . . . . . . . 635 Weidcnsperling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638 Weiden- und ttaussperling yon Afrik~ . . . . . . . . . . . . 639 Italienischer Sperling von Kreta . . . . . . . . . . . . . . 640 Variation der einzelnen Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . 641 Ergebnis der Balguntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 Die Lage der ]~ischgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646 Verlauf des s[idalpinen Mischgebietes zwischen Passer d. domesticus (L.) und -passer domesticate italiae V . . . . . . . . . . . . . . 646 Ver]auf der Mischgebiete zwischen Passer damesticus and _Passer hispaniolensis in Siiditalien und Nordafl'ika . . . . . . . . . 651 UnmSglichkeit der Zusammenfassung zu einem Formenkreis . . . . . . . 656 Zur Verbreitungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657 Wound wie entstanden italiae-ghnliche Sperlinge? . . . . . . . . . . 660 Artenmischgebiete uud Nomenklatur . . . . . . . . . . . . . . . 665 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668 Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670 ,,Die Zukunf~ wird entscheiden~ ob yon Insbruck bis Bologna nicht Fringilla dome- stics und cisalpina glhnghlich in einander verschmolzen... 7Eine Reise in dieser Absieh~ un?;ernommen, wird der %Vissenschaft mehr niitzen ats Kisten and Fgsser roll neuer Arten, and eine Sammlung yon Sperlingen, die in dieser I~inie yon Stunde zu Stunde gesammelt wiirden, w~re nach meinem Er- achten eine Zierde fiir jedes 1YIuseum. " Dr. MicSa[~elles, ORens Isis lsso. Haus- and Weidensperlinge gehSren zu den wenigen pal~arktischen Vogelarten, die dem Systemgtiker immer neue Rgtsel ~ufgegeben haben. Seit SCI~LE~En 1844 Passer italiae (V.), den italienischen Sperling, als Unterart des Haussperlings auffa~te und Passer hispaniolensis (T.) als Art d~von getrennt hielt, sind"die verschiedensten tsxonomisehen Auf-

Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperl inge, Passer domesticus (L.) und hispaniolensis (T.).

Von Wi lhe lm Meise, Dresden .

(Mit 8 Abb i ldungen . )

filiederung. Seite

E i n l e i t u n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631

K e n n z e i c h n u n g des t t a u s - and des ~Veidensper] ings a n d ih re r Z w i s c h e n f o r m e n 682

Die un t e r such t en Ser ien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 684

H a u s s p e r l i n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634

I t a l i e n i s c h e r S p e l l i n g . . . . . . . . . . : . . . . . . . 635

W e i d c n s p e r l i n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638

W e i d e n - und t t a u s s p e r l i n g yon Afr ik~ . . . . . . . . . . . . 639

I t a l i e n i s c h e r S p e r l i n g von K r e t a . . . . . . . . . . . . . . 640

Var ia t ion de r e inze lnen M e r k m a l e . . . . . . . . . . . . . . . . 641

E r g e b n i s der B a l g u n t e r s u c h u n g . . . . . . . . . . . . . . . . . 644

Die L a g e der ]~ i s chgeb i e t e . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646

Ver l au f des s[ idalpinen M i s c h g e b i e t e s zwischen Passer d. domesticus (L.)

und -passer domesticate italiae V . . . . . . . . . . . . . . 646

Ver]auf de r M i s c h g e b i e t e zwischen Passer damesticus a n d _Passer hispaniolensis in S i id i t a l i en und Nordaf l ' ika . . . . . . . . . 651

U n m S g l i c h k e i t der Z u s a m m e n f a s s u n g zu e inem F o r m e n k r e i s . . . . . . . 656

Zu r V e r b r e i t u n g s g e s c h i c h t e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657

W o u n d wie e n t s t a n d e n italiae-ghnliche S p e r l i n g e ? . . . . . . . . . . 660

A r t e n m i s c h g e b i e t e uud N o m e n k l a t u r . . . . . . . . . . . . . . . 665

Z u s a m m e n f a s s u n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668

Sch r i f t t um . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670

,,Die Zukunf~ wird entscheiden~ ob yon Insbruck bis Bologna nicht Fringilla dome- stics und cisalpina glhnghlich in einander verschmolzen. . . 7Eine Reise in dieser Absieh~ un?;ernommen, wird der %Vissenschaft mehr niitzen ats Kisten and Fgsser roll neuer Arten, and eine Sammlung yon Sperlingen, die in dieser I~inie yon Stunde zu Stunde gesammelt wiirden, w~re nach meinem Er- achten eine Zierde fiir jedes 1YIuseum. "

Dr. MicSa[~elles, ORens Isis lsso.

Haus- and Weidensperlinge gehSren zu den wenigen pal~arktischen Vogelarten, die dem Systemgtiker immer neue Rgtsel ~ufgegeben haben. Seit SCI~LE~En 1844 Passer italiae (V.), den italienischen Sperling, als Unterart des Haussperlings auffa~te und Passer hispaniolensis (T.) als Art d~von getrennt hielt, sind" die verschiedensten tsxonomisehen Auf-

Page 2: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

632 WILH~L~ MEISE: [ J" Orn. 1936

fassungen ge~ugert worden. Und selbst HA~'r~aT hat sich erst 1932 jene alte SCHLEGELsehe Auffassung ohne Einschriinkung zu eigen gemacht.

Dennoeh haben die nicht ganz unrecht, die auch den Weidensperling nur als Unterart des ttaussperlings gelten lassen wollen. F i i r diese LSsung tritt seit 1904 Fiirst CmGI ein, und seinen Beweisen kann man nichts entgegen setzen als eine zoogeographische Tatsache, auf die ich welter unten eingehen werde.

D i e m e r k w i i r d i g e V e r b r e i t u n g d e r I - I a u s - u n d W e i d e n s p e r l i n g e n S t i g t u n s zu e i n e r g e s c h i c h t - l i c h e n F r a g e u n d sehlieglich zu e i n e r g e n e t i s c h e n , deren ErSrterung zwangsliiufig z u m P r o b 1 e m d e r E n t s t e h u n g n e u e r R a s s e n (nnd Arten) d u r c h B a s t a r d i e r u n g fiihrt. Dieses Problem soll aber nur soweit behandelt werden, als es der vorliegende Fall beriihrt.

Man wird aus diesen Andeutungen bereits entnehmen, dag ich die genannten Sperlingsarten zu den systematisch und genetisch aufschluB- reichsten Vogelarten iiberhaupt z~ihle, und ich mug betonen, dab auch die LSsungsversuche d i e s e r Untersuehung weitere Fragen, ja Zweifel auslSsen werden, die wohl nur auf experimentellem Wege erledigt werden kSnnen.

Dag ieh iiberhaupt das Wort in der Sperlingsfrage ergreifen kann, verdanke ieh der Liebenswiirdigkeit des Fiirsten CmGI, der in groG- ziigigster Weise sein hervorragendes ita]ienisches Sperlingsmaterial zur gerfiigung stellte. Nut mit den ihm gehSrigen 125 Sperlingsb~lgen, die eine Auswahl aus seiner Sammlung darstellen, durfte ieh es wagen, die in seinen seehs einsehlggigen Arbeiten niedergelegten Beobachtungs- ergebnisse einer Nachpriifnng zu unterziehen. Und ieh mug gleich hier gestehen, da~ man in der Auswertung der Vogelb~tlge seinen grfindlichen Beschreibungen iiberall zustimmen mug ( - - nur 20 Sperlinge seiner Sammlung werden hier zum ersten Mal behandelt).

Augerdem danke ieh den Herren Professor Dr. ST~ESS~ANX und Dr. A. v. JORDASS ftir leihweise Ueberlassung yon 47 und 53 Bg.lgen des Bertiner und des Bonner Museums. Im ganzen lagen mir 347 m:~nn]iche Sperlinge der genannten Arten vor.

Kennzeichnung des Haus~ und des Weidensperlings und ihrer Zwischenformen.

Um die Zwischenformen zwischen Passer domestieu.s und hispa- niolensis besser kennzeiehnen zu kSnnen, halte ieh es ffir zweckmS~lig, eine z a h l e n m i i l 3 i g e U m s e h r e i b u n g d e s G r a d e s d e r , B l u t - m i s c h u n g " vorzunehmen. Ich bezeichne den Haussperling mit 0,

Page 3: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Hef~ 4] Zur Systematik tier Sperlinge. 633

den Weidensperling mit 100. Fiir jedes einzelne Kennzeichen des Weidensperlings gegentiber dem Hat, ssperling wird ein Wert eingesetzt. Dieser kann bei den Zwischenstticken je nach dem Grade, in dem das Merkmal auftritt, noch unterteilt werden. Ich stelle die beiden Haupt- tbrmen zun~chst nebeneinander und fiihre die Zahlenwerte bei hispa- niolensis an.

Oberkopf 0berrficken

Unterrficken

Schultern

Ohrdecken Halsseiten

ttinterrand des Kehlfleeks

K5rperseiten

Passer d. domesticus (L.) Passer h. hispaniolensis (T.)

grau blab] gelbbraun, rotbraun und

sehwarz, auch im abge- tragenen Kleid ohne deut- liches Weit~

grau, manchmal mit br~un- ]iehem Ton. ohne schwarze Fleckung

wie der OberHicken

grau hinter den Ohrdecken grau.

abgerundet, glatt, ohne vor- springende schwarze Spitzen- flecke

grau bis br~unlichgrau: ohne dunkle Sehaftstriehe oder -flecke

rotbraun 30 schwarz und weil] (bezw.

rahmfarben) 10

sehwarz gefleckt l0

schwarz~ einige Federn mit rotbraunen Aul]ensiiumen 10

wei~ 10 schwarz infolge seiflicher

Erweiterung des Kehl- flecks 15

durch vorspringende Spitzen- flecke gezackf~ aussehend 5

mit schwarzen Sehaftstrichen und -flecken 10

Weidensperling 100

Die Zahlen sind zwar willkiirlich gewFthlt, sie ergeben aber fiir Passer italiae den Wert 50, und das ist wichtig, well dieser Sperling oder ein sehr ~ihnlicher offenbar immer da auftaucht, wo sieh die beiden behandelten Sperlingsarten kreuzen, weft er also gewissermaBen die F1-Generation-~farstellt. Der italienische Sperling ist in seiner typischen Form durch rotbraunen Oberkopf (30), weiBe Ohrdeeken (10) nnd sehmalen schwarzen Rand hinter den Ohrdeeken als seitliehe Fortsetzung des Kehlflecks (10) gekennzeichnet. Wir werden die V a r i a t i o n s b r e i t e y o n i t a l i a e sogleich untersuchen. Sie ergibt sich bei der Betraohtung yon Sperlingsserien, die uns yon Nord naeh Siid d u r c h g a n z I t a l i e n schlieBlich b i s A l g e r i e n leiten werden. Ich untersuche sie hier als Populationen, um nicht die Beschreibung der Einzeltypen und -stiick G die C~IGI (besonders 1904 und 1914) in mustergiiltiger Weise geliefert hat~ wiederholen zu mtissen.

Page 4: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. Orn. 634 W ~ r ~ MEIsE : L 1936

In den Serien sind a.us Italien V e r t r e t e r de r f o l g e n d e n yon CmGt anerkann~en Var ie t~teT~ seiner Subspezies Passer domestic~ts italiae (V.), die auch his]Janiolensis umfaiit, enthalten:

valtvni Cmc~I 1906 uud carnic~ts VA~Lo~ 1912 (Sstiiches und nSrdliches FriauI, Bindeglieder zwischen domcsticus und italiae, carnictts auf dem 0berkopf schwarzfleckig)

subalpina CHmI 1904 (Oberitalien~ Unterriicken grau, auf dem Riicken wenig Kastanienfarbe)

italiae (V.) romae Cm~ 1904 (Rom~ Biirze] schwarz, Kehlfleck grS~er~ Flanken manchmal

gestreift) brutii (D~ F~o~) (Calabrien, Flanken mehr gestreift) maltae H~a~Ea~ (5,[alta, Sizilien~ wenig rotbraun, mehr schwarz auf dem 0ber-

riicken, an den Flanken noch mehr gestreift) arrigonii Tsc~vs~ (Sardinien, kein t~otbraun am Riicken, am dunke]sten und

sti~rksten gestreift).

Auch die 1915 yon Cm~ aufgefiihrten 11 z. T. namenlosen Variet~ten habe ich alle gesehen. Weiterhin Iagen mir aus Nordwestafrika auger ahasver Klein- schmidt 1904, der n~her bei domestict~s als bei hispaniolensis steht (K~EINSCH~4IDT 1912), fliickigeri Kleinschmidt 1904 und bergeri Zedlitz 1912 vor, die einzigen m. W. mit Namen belegten Zwischenformen dieser Gegend.

Die untersuchten Serien.

t t a u s s p e r l i n g .

Eine Serie yon 98 B~lgen aus Sachsen und dam iibrigen Deutsch- land~ der Dobrudscha, Sibirien, Turkestan und tier Mandsclmrei s t immt fast stets mit der ()ben gegebenen Kennzeichnung iiberein. Da]] in diescr welt verbrei tetea Rasse keine unterscheidbaren Subspecies ver- bergen sind, ist oft dargelegt worden. Aber nicht alle Stiicke kann man mit 0 bezeichnen, zwei haben hellere Ohrdecken als gewShnlich (5), zwei zeigen ganz verschieden ausgepriigte Verbrei terung des Kehlflecks bis hinter die Ohrdeeken (5 bezw. 10). Bei einigen kSnnte man den Kehlfleck zacldg verliingert nennen (5). Ats individuelle Ab~nderung treten ferner VSgel mit rotbraunen Stellen im schwarzen Kehlsehild und mit schwarzen Flecken auf dem Oberkopf~ und zwar je ein Stiick, auf. Letztere sind bekanntlich das Merkmal fiir die nordwestafrikanische Rasse, t ing i tanus Ho~]~Y]~, und wir kommen darauf noch zuriick. - - Die Fliigelli~nge schwankt zwischen 74 und 82 (einmal 84) ram, im Durchschnit t (D97 = ) 78,9, meist 76--81 mm (83 yon 97 Mal~en). Diese LSngen vertei]en sich geographisch wie folgt:

Dobrudscha D~ = 77 (76--78) Sachsen D:5= 78~7 (74 ~, 75~ 76 ~, 776~ 77:5, 7819~ 7911~ 79~5~ 801~ 80~5~

817, 81,5 ~, 8~, 84) Polen Ds = 80~5 (79--82) Sibirien Ds = 79,2 (76~5--82) Mandschurei D~ = 78~5 (77--80).

Page 5: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 635

I t a l i e n i s c h e r S p e r l i n g . F r i a u l .

14 Sperlinge aus Ma j an o (Friaul)in Oberitalien sind ein schSner Beweis frir das Bestehen eines M i s c h g e b i e t e s zwischen Passer domesticus domesticus und P. d. italiae. Die einzelnen Stiicke (M~rz bis August 1917---192t gesammelt) stehen in der Bewertung zwischen 15 und 55, und zwar habe ich einmal 157 einmal '24, dreimal 30, einmal 35, einmal 40, dreimal 45, einmal 50 und dreimal 55 errechnet, was im Durchschnitt 40 ergibt. Daraus folgt, dad bei Majano der Haussperlingsanteil schw~cher ist als der des Italienischen Sperlings. Ein Strick gteicht his auf den brauniieckigen Oberkopf und die auf- gehellten Ohrdecken dem Haussperling (15). Die unten S. 669) folgende Tabelle zeigt deutlich, dal~ derselbe Weft durch ganz verschiedene Kombinationen der Merkm~le erreicht werden kann. Die Stiicke sind nach der H5he des Endwertes geordnet worden, die Deutung der Ziffern ergibt sicb ,~us tier Uebersicht im vorhergehenden Abschnitt. Der Oberkopf ist bei 12 Bii|gen intermedii~r, bei zweien rotbraun. Die Ohrdeckeu sind nur einmal grau, achtmal intermediiir, frinfmal ganz hell. Das schwarze Band hinter den Ohrdecken haben 6 Strick. Der Unterriicken ist bei drei Tieren etwas schwarz gefleckt. Ein Strick weist sogar Spuren yon Seitenstreifung auf. Um die interessante Ober- kopffiirbung krirzer kennzeichnen zu k5nnen, verglich ich sie mit der schSnen Tafel in Novitates Zoologicae (Bd. 18, 19t2, tab. l l Ro~I-iSCglnD und HART~RT) und gebe hier die Nummern der K~pfe an, die solchen aus der vorliegenden Serie i~hnlich sind: 47 5 (ohne Schwarz), 8, 9, 11, 14 und ].5. Es tritt bier zum ersten Mal eine starke sehwarze Fleckung des Oberkopfes auf, die den Elternformen so gut wie immer fehlt.

9 Sperlinge ,~us B u j a (Friaul) in Oberital!en, April bis Juti 1917, 1920 und 1921 gesammelt, bieten im ganzen dasselbe Bild wie die aus Majano. Sie schwanken zwischen 20 und 55, der Mittelwert ist eben- falls 40. Der Scheitel ~hnelt bei 5 Stricken den Abbildungen 2,3/4, 4/10,15 und 16 der genannten T~fel. Die Ohrdecke ist mit einer Aus- nahme ganz well3, auf dem Oberrricken zweimal WeiB zu sehen, auf dem Unterrricken zweimal sehwarze Fleekung angedeutet, das schmale Band hinter den Ohrdecken bei 6 VSgeln ausgepr~.gt.

14: weitere Sperlinge aus dem 5 s t l i c h e n O b e r i t ~ l i e n sollen zusammen besproehen werden. Zwei ohne Fundort diirften yon Buja oder Majano sein, drei kommen aus Farl~ (April bis Juni 1920), je einer yon Murtign~cco (Miirz 1915), Zoppole (April 19~0), Perme? (November 1906), Teramo (Mai 1907) und Udine (M~rz 1906). Das oberitalienische Stiick. das dem domesticus am iihnlichsten ist, stammt aus Ovaro (7. 3. 1915). Auf seinem grauen Oberkopf stehen einige braune Fleckchen, die Ohrdecken sind dunkel, der [(ehlfleck ist seitlich nicht verhreitert (Wert 5). Insgesamt schwanken die Werte in dieser Serie zwisclien 5 und 50, der Durchschnitt ist 36.

Die 34 SperlingsmSnnchen aus dem iSs t l i chen O b e r i t a l i e n , wohl alle aus Friaul~ sind z u s a m m e n a u f 5--55 P u n k t e g e s c h i i t z t

Page 6: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

636 Wir~r~r~ M'mSE: [ J" 0rn. 1936

worden, was im Durchschnitt 38,5 ergibt, natfirlich eine rein zuf~llige Zahl, die nur den mittleren Wert fiir das Gebiet yon Friaul anzugeben geeignet ist.

(Ein Sttiek hat braune Fleckung auf Unterrticken und Ketdfleck, vier sind nur auf dem Unterriicken, zwei nut im schwarzen Kehlfleck rotbraun gefieekt.)

Die F 1 ii g e 1 m al~ e aller 34 ostob eritalienischen Sperlinge schwanken zwischen 74 und 80, D3~ = 76,8 ram.

S a n R e m o . Im Dresdner Museum ist ein Sperling aus San Remo, der italiae-

Kopf mit nicht sehr weil~en Ohrdecken und schmalen Kelflfleck vereint, also mit 35 zu bewerten ist (Fliigel 80 mm lung).

P o - E b e n e . T u r i n : 3 Stiick aus Turin (Miirz 1904) stammen nicht unmittelbar

aus einem Mischgebiet, trotzdem ist bet einem die Ausdehnung der brgunliehgrauen Sgume auf dem Oberkopf so groin, datl auf domesticus- ,,Blur" geschlossen werden mull Dieses selbe Tier zeigt den ver- breiterten Kehlfleck des Italienischen Sperlings. Wert 35--40.

C r e r u o n a : 16 mgnnliche Sperlinge, veto MRrz his Juni 1903 und 1904, ether ira Oktober 1912 gesammelt (14 Sammlung CmGI, 2 Dresdner Museum), zeigen rotbraunen Oberkopf und sind auch sonst wenig variabel. 4 haben schwarze Fieckung auf dem Unterriicken, offmals sind die Ohrdecken nicht so rein wetlY, wie es als typiseh ftir italiae gilt, und in 7 F~llen vermi]t man die seitIiche Verbreiterung des Kehl- schildes. Ein Stiick hat Andeutungen yon dunklen Schaftstrichen an den Weichen. 7 endlich zeigen rostbraune Fleekung auf Unterriieken und (oder)Oberschwanzdeeken, 3 davon auch an der Kehle, aul~erdem 2 nur an der Kehle. Die Punktwertnng ergibt eine V a r i a t i o n s - b r e i t e yon 3 5 - - 5 5 und einen Durchsehnitt yon 45.

Beriicksichtigen wit noeh einen Sperling aus Ferrara, einen ty- pischen italiae, so erhalten wir fiir die Fliigelliinge der 20 (3~(:F aus der P o - E b e n e 75, 764, 76,5, 776, 78 e, 79 ~, 802, 82 ~ ram, D~0 77,8 mm.

Cor s i ca . 22 miinnliehe Sperlinge yon Corsica (Museum Berlin, St~ATZ und

SCmEB~ leg., 20 veto Marz, 1 vom Juni) unterscheiden sich in keiner Weise yon der Serie aus der Po-Ebene. Der Oberkopf ist im Mi~rz noch mit ziemlich breiten und meist reiner grauen S~umen versehen, die aber bis zum Sommer alle abgerieben worden wi~ren. Die Breite der S:iumung ist iibrigens auff~lligen Schwanknngen unterworfen, nnd es gibt schon im Mgrz auch Tiere, die kaum eine Spur davon zeigen. 5 Sperlinge werden im Sommer am Oberkopf mehr oder weniger schwarz gefleckt sein. Die Ohrdecken sind fiinfinal nieht weil~, wie man ftir italiae voraussetzt, der Kehlfleck sechsmal gar nicht oder nur undeutlich verbreitert. Der Oberriicken ist dreimal nur wenig rot-

Page 7: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 637

braun gef~rbt 7 der Unterriicken einma] etwas schwarz gefleekt, die Weichen einmal unscharf und wenig schwarz gestreift. Die Kehle ist bei 7 Tieren, dazu bei einem auch der Biirzel rostbraun gefleckt. Die Variationsbreite ist nicht groB 7 W e r t u n g 4 0 - 5 5 , i. D. 48. Fliigel- lhnge 76 "~, 76,5'~7 775, 785, 7895, 796, D~ ~ 77,6 ram.

T o s c a n a u n d M a r k e n . A n e o n a: 3 Sperlinge veto April 1904 siad reine italiae, einer zeigt

mehr WeiB auf dem Oberriicken als gewShnlich, ein anderer ist auf dem Unterriicken sehwarz gefleckt (50, 557 55).

P i s a (vgl. die tabellarische Darstellung auf S. 670): Bei den 16 Mai- und Juni-Stiicken aus dem Jahre 1903 liegt die Variationsbreite ganz anders als bei den bisher besprocheaen Reihen. Der Oberkopf ist wie bei allen folgenden Serien aus Italien rein rotbrann, aber dreimal schwarz gefleckt. Auf dem Oberriicken dr~ngt sich das lvVeif~ bei 12 Stricken deuttieh hervor, 2 haben sogar besonders viel Schwarz auf dem Ober- riicken. 11 sind auf dem Unterrtieken schwarz gefleckt. Das Kehlschild ist nur einmal nicht verbreitert, neunmal breit his zur Schulter hinauf- gefiibrt. Drei haben dunkle Sehaftfleeken oder -striche an den Weiehen. Auf Biirzel und (oder)Oberschwanzdecken sind 7 und 4 an der Keh]e rotbraun gefleckt. - - Zum ersten Mal treten in unserer P u n k t w e r t u n g GrS l3en i i be r 55 auL die Variationsbreite ist ziemlich grofl: 40, 50, 606, 7047 7587 80, D16 ~ 65.

F t o r e n z : Die Variationsbreite yon 5 Stricken veto Miirz, Mai und Jul i (4 Mus. Dresden, 1 Sammlung C~GI). ist nicht so groin, bei dreien ist der Unterriicken schwarz gefleckt, eros hat dunkle Seiten- streifung, eins weil~e Zeichnnng auf dem Oberriicken - - dieses fiir Pisa so auffiillige Merkmal tritt also in ungefi~hr derselben Landsehaft sehr zuriick. Die Werte liegen zwisehen 50 und 60, der Mittetwert ist 54.

Die F l r i g e l m a l ~ e yon 24 Stricken aus Toscana und den ~Marken (Ancona7 Florenz und Pisa) betragen 73,5, 75 ~, 76 s, 775, 77,5, 78 ~, 79 ~, 80 "~, 81, 82 ram, D2~ ~ 77,2 ram.

B r e i t e R e i n s . R e i n : E t w ~ 200 km s i i d l i c h y o n F l o r e n z v e r s c h i e b t

s i c h d ie V a r i a t i o n s b r e i t e a u f s N e u e . 16 Sperlinge aus Rein und 8 aus Castel Fusano, alle aus der Sammhmg CmGI, im Dezember, veto Februar bis Mai und im Juli 1902--12 gesammelt, haben nicht ganz so viel Well] auf dem Oberrfieken wie die Pisaner - - nur bei 11 Tieren dr~ngt es sich vor. Aber 21 Stiiek sind auf dem Unter- riicken gefleckt, sechs davon stark. An den Halsseiten zieht sich das sehwarze Kehlsehild in grol~er Breite bei 8 Stricken bis zur Schu]ter, nur bei 2 ist es gar nicht verbreitert. Bei 11 Tieren setzt es sieh naeh hinten in auff~i]lige schwarze Spitzenflecke fort. Seitenstreifung und -fteckung tritt bei 10 Stricken auf, bei zweien ist sie deutlic] b schwarz und breit. - - Rostrote Fleektmg auf dem Bri-rzel und (oder) den Oberschwanzdecken: frinfmal, im Kehlfleck: achtmul. - - Die Be- wertung ergibt 45, 55a7 609, 652, 70 ~, 75, 80~, D2, ~ 65.

Page 8: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. Orn. 638 WILH~L~ MmsE: I_ 1936

Rcchnen mir in diese Reihe noch ein Sttick yon den A b r u z z e n , das keinen verbreiterten Kehlschild, graue Ohrdecken und etwas schwarz gefleckten Unterracken zeigt, also mit 40 zu bcwertcn ist, so erhalten wir als V a r i a t i o n s b r e i t e fiir 25 Stack aus der Breite Roms 40--80, D.~.5 = 64, f[ir die Fliigelmal~e 76 ~, 77 ~, 77,5, 787, 794, 79,5, 802, 818, 81,5. 82 ram, D25 ~---78,7 ram.

A p u l i e n . Aus F o g g i a in Nor~lapulien enthiilt die Sammlung CmGI 3 Stack

vom April 1921 und Juni 1903, yon An d r i a (Bari) 1 Stack yore April 1906. Dieses mit weil~er Zeichnung auf dem Oberrticken und schwarzen Flecken auf dem Unterriicken habe ich mit 55 bcwertet, jene drei mit 50, 60, 70 (D 4 = 59). Das letzte Sttick ist fast so schwarz gefleckt und gestreift wie eins yon Rom. Fltigelliinge 76,5, 77, 78, 81, D~ = 78,1 ram.

W e i d e n s p e r l i n g . C a l a b r i e n .

R e g g i o : Wieder 300--400 km siidlicher hat sich das Bild welter verschoben. Aus der Stadt gegeniiber Sizilien enth~ilt die Sammlung C~IGI 5 Sperlinge (vom April nnd Mai), die sehr ~hnlich hispa~dolensis sin& Der Oberkopf ist rotbraun (30), der Oberriicken und die Schultern z. T. sehwarz-wei~, z. T. noch mit braunen TSnen gefSrbt (5 and 10), der Unterracken etwas oder stark schwarz gefleckt, die seitliehe Er- weiterung des Kehlflecks mit einer Ausnahme sehr breit, der Kehlfleck immer nach hinten dutch spitze schwarze Flecken verl~ngert, nnd die Weichen teils leicht, teils ganz auff'~llig schwarz gestreift und gefleckt. Die Werte, die sich ergeben, liegen absolut tiber allen bisher vor- gekommene, 852, 902, 92,5, D~ ~ 88,5. Fliigell~nge 75,5, 77, 78, 80 ~, D~ ~ 78,5 ram.

S i z i l i e n . M e s s i n a : Aus der Zitadelle yon Messina, der bekannten Stelle,

an der auf Sizilien eine ,,Kolonie" des ItMienischen Sperlings vor- kommen soll, habe ich 2 Sperlinge der Sammlung C~ttaI unter- suchen diirfen. Von den im Juli 1916 gesammelten Tieren ist eins auf dem Unterrficken wenig, das andere sehr stark schwarz gefleckt, eins gar nieht, eins mittelm~l]ig an den Seiten gestreift. Eins hat Braun, eins fast kein Braun auf dem Rficken, eins den Kehlfleck nicht einmal verbreitert, das andere ganz breite sehwarze B~nder an den Halsseiten. Werte 55 und 80.

P a l e r m o : 3 Stiicke unterscheiden sich in der Auspr~gung der Seitenstreifung, die bei einem kaum angedeutet ist. Ein anderes mit der st~rksten Seitenstreifung hat rotbraune T6ne auf dem Riicken, die den anderen fehlen. Bewertung 80, 90, 95.

Rechnen wir noch ein Stack mit dem Fundort Sizilien, das bis auf den ungetleckten Unterriicken und Spuren yon Rotbraun auf dem Ober- riicken hispaniole~sis gleicht, hinzu, so ergibt sich fiir 6 Siz i t ien-

Page 9: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik tier Sperlinge. 639

spe r l i nge ein D u r c h s c h n i t t s w e r t von 81, V a r i a t i o n s b r e i t e 55, 80 ~, 85, 90, 95. Fliige]liinge 74, 76 "z, 772, 79, D 6 ~ 76~5 ram.

M a 1 t a: Es ]iegt mir nur ein Sperling yon MMta vor, der durch einige rotbraune S~inme am Oberriicken yon hispaniolensis ~bweicht, Wert 95~ Fliigelt~nge 75 ram. Es ist aber bekannt, dal] auf Malta die Seitenstreifung vSllig versehwinden k~nn (s. u.).

S a r d i n i e n . 15 Sperlinge, 1~ d~von aus der S~mmlung CraG1, sind nach meiner

Bewertung s~imtlich re ine hispaniolensis. Sie wurden meist April und Mai 1903 im Osten der Insel, in Arz~na, Ilbono, Lanusei und Loceri, weitere in Cagli~ri gesammelt. Die Seitenstreifung ist bei einigen Tiereu etw'~s weniger ausgepr~gt als bei der Mehrzahl, man kSnnte mit der Bewertung ~uf 95 heruntergehen. - - Fliigelliinge 74, 75, 764, 77 ~, 78, 79, 802, 81, D~5 ~ 77,3 ram.

W e i d e n - und H a u s s p e r l i n g . T u n e s i e n .

Von T u n i s liegen 5 typische hispaniolensis vor, yon denen einer einige br~une S~iume an den Riickenfedern und einer weniger Schwarz auf dem Unterriicken zeigt. In S o u s s e wurden auch zwei reine hispaniolensis ges~mmelt, ferner aber ein Stfick, das auf dem Unter- riicken nur wenige schwarze Flecken und an den Weibchen nur An- deutungen yon dunkler Streifung hat (85). Werte also 85, 90, 95, 100, 100, 100, 100, 100. Das wenig gestreifte Stiick yon Sousse bereitet auf zwei merkwiirdige westtunesische vor, die SPATz 1895 und im Mai 1899 bei G a f s a und F e r i a n a sammelte (Mus. Berlin und Bonn). Diese sehen wie P. d. domesticus aus, haben aber vorwiegend rotbrauen bezw. rot u ,d sehwarz gefleekten Oberkopf und weisen auch in der Fi~rbung des Oberriickens, der Schu]tern und der Ohrdecken etwas auf hispan eleusis hin. Werte: 25 un4 351

Solche Werte sind uns siidlich yon Corsica und yon Cremon~ nicht mehr begegnet. Es finder, wie hier gleich der Literatnr entnommen sei, im Westen yon Tunesien und iIn Osten yon Algerien eine Ver- mischung yon hispaniolensis und domesticus start.

A l g e r i e n . B 5 n e: 3 Sperlinge aus B6ne (Bona) in Nordostalgerien veto April

1903 sind reine hispaniolensis bis auf einen, den ich h6chstens mit 55 bewerten kann. Der Unterriicken dieses Tieres ist wenig schwarz ge- fleckt, auf dem Oberriicken fehlen die braunen S~iume nicht. Der schwarze Kehlschild ist sehmal seitw~rts verbreitert, aber nicht nach hinten verl~ngert. Seiteustreifung fehlt. Da der Oberkopf rotbraun ist, kann man bier immer noeh im Zweifel sein, ob nicht einfach ein Ueber- gang zu italiae vorliegt. Doeh beweisen die gleieh zu besprechenden Reihen, dafl wir in einem Mischgebiet zwischen hispaniolensis und domesticus sin&

C o n s t a n t i n e nnd U m g e b u n g : 15 Sperlinge tier Museen in Berlin und Bonn, Januar bis M~rz und Juni gesammelt, bieten ein

Journ. f. Orn. 84. gahrg. Oktober 1936. 42

Page 10: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. Orn. 640 W ~ M MnlS~: t 1936

h~ichst buntes Bild. Ich mul3 es mir versagen, genauer auf das Aussehen einzelner Stiicke einzugehen, zumal ich reich j a auf die Darstellung der Verh~ltnisse dutch ROT~SCmLD und H x ~ T (1912) berufen kann. Am meisten wie ein Haussperling sieht ein Stfick aus, d~s grauen, schwarz gefleckten Oberkopf hat, aber wegen schwacherWeichenstreifung und Unterrfickenfleckung sowie geringer Verbreiterung des Kehlschilds mit 15 zu bewerten ist. Die fibrigen Werte sind 30; 30, 40, 45, 50, 50~ 50, 65~ 70, 80, 95, 100, 100~ 100 D15 ~ 62.

B i s k r a (vgl. die tabellarisehe Darstellung auf S. 670): Daft in Biskr~ ganz ~hnliche Verh~ltnisse herrschem beweisen 18 yon Dezember bis Juni gesammelte Stiicke des Berliner Museums. Filr sie ermittelte ich die ~Verte 10~ 202, 35, 40 ~, 45, 502, 552, 60, 85, 95 "~, 100 ~, D l s ~ 59.

A l g i e r : 3 yon Locn~E gesammelte Stficke des Dresdner Museums sind itatiae-'~hnlich mit Weii3 ~uf dem Oberrficken und z~ckig naeh hinten verl~ngertem Kehlschild (60) bezw. mit Grau auf dem Oberkopf, im iibrigen gleich dem vorigen (50), aber eins weicht nur durch etw~s Rot ~uf dem Oberkopf~ etwas Well3 auf dem Oberriicken und etwas aufgehellte Ohrdeeken yon domesticus ab (15).

T u g g u r t : Besonders wichtig ist die Bev51kerung yon Tuggurt, well yon hier e i n e R a s s e b e s c h r i e b e n worden ist, fiber die noch keine Einigkeit herrscht. Ich sah 5 m~innliche Sperlinge yon dort, darunter einen Paratypus yon fliic]~igeri KLE1NSC~mDT ira Dresdner Museum, der you reinen hispaniolensis durch braunere Schultern, nicht ganz so helle Ohrdecken und Fehlen der Seitenstreiflmg sowie Unter- rfickenfleckung abweicht. Er erhMt den Weft 70. Wichtig ist auch bei den ~nderen aus dem Bonner und Berliner Museum, dab Weichen- und Unterrfickenfleckung teilweise fehlen und ein Vogel den Oberriicken yon domesticus zeigt. Werie 50, 60, 60, 65.

F l i i g e l m a B e der afrikanischen Sperlinge: Tunesien: 77, 77, 77,5 78~ 79, 79 D 6 ~ 77,9 ram. Algerien: 74, 752~ 76~ 77s~ 77,5~ 78 ~, 78,5, 79~°~ 79~5"~; 80 ~, 80,5 '~,

81 ~, 82, 83 mm, D~ ~ 78,6 ram. Tripolis (reiner hispaniolensis): 77 mm. Marokko (tingitanus mit wenig brauner Oberkopffleckung): 76,5 ram

I t ~ l i e n i s c h e r S p e r l i n g . K r e t a .

Ich habe fYfiher schon bemerkt (M~is~ 1934), daft aueh auf Kreta hin und wieder Sperlinge vorkommen, die in Richtung auf hispaniolensis yon italiae abweichen. Sieben im Miirz und April 1925 yon SPATZ gesammelte Stiicke des Dresdner und Berliner Museums bekommen die ~Ve~ung 40, 45, viermal 50 und 60, D 7 ~-- 50. Vier sind typische italiae, das mit 45 hat nicht so helle Ohrdecken, dus mit dem Weft 40 hat schmalen Kehlschild wie domesticus, abet weuig Rotbraun, mehr wei• auf dem Oberrficken wie gewisse italiae, die in Richtung auf hispa~iolensis abweichen. Eins endlich ist auf dem Unterrfizken schwarz

Page 11: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heit~ 4] Zur Systematik der Sperlinge. 641

gefleckt, hat Andeutung schwarzer Weichenstreifung (das kommt noch einmal vor) und naeh hinten vert~ingerten Kehlfleek (60).

Eine Unterscheidung der Kreta-Sperlinge yon typischen italienischen halte ich fiir unmSglieh - - beide sind aber variabel. Ieh kann schon aus diesem Grunde schiebeli v. ROKITANSKY 1) nicht anerkennen.

Ftiigelliinge 75..5 e, 76, 77,5 ~, 78,5, D 7 ~ 76,9 ram, bei 50 VSgeln nach v. ROKITA~SKY (l. C.) 76---82, i. D. 78 ram.

Variation der einzelnen Merkmale.

Bevor wir die eben dargestellen BevSlkerungen welter beleuchten, ist erst die Variation der einzelnen Merkmale in Ausmaft und geo- graphischer Verbreitung zu uatersuchen.

O b e r k o p f . Unter Hinweis auf die Tafel bei RO~ESCmLI) und HAnTER~ (1919) sei bemerkt, daft bei domesticus nur in einem yon 98 F~llen zwischen der grauen Federbasis und der grauen Spitze ein sehwarzes Feld eingeschoben ist, so daft e i n e s c h w a r z e F l e c k u n g sichtbar wird. Auch die typisehe italiae- und hispaniolensis-Feder hat entweder gar kein Schwarz zwischen Basis und rotbrauner Spitze oder aber nur eine dunkelgraue, am Schaft unterbrochene, verdeekte Querbinde.

Unter den Zwischenformen gibt es solche, die beide Arten yon Federn, grau- und rotspitzige, nebeneinander tragen.

Andere haben jenseits tier grauen Basis erst eine hellgraue Zone, die sichtbar wird, dann die rotbraune Spitze - - wenigstens babe ich das bei einem Stiiek yon Majano, Orig.-Nr. 63, gesehen. H~ufiger folgt auf einen rotbraunen Abschnitt ein ziemlich breiter, grauer Storm, der im April noch so breit ist, daft er sicher nicht ganz abgetragen wird, also das gescheckte Aussehen bedingt. Nur die Basishiilfte des kompakten Feder-Endes ist bier rotbraun gef~rbt.

Nun folgt eine dritte Gruppe yon Bastarden, die mir sogar die hiiufigste und wichtigste zu sein seheint. Neben einem stets grau bleibenden Streifen entlang der Basish~ttfte des Sehaftes kann n~mlich Sehwarz auftreten, d a s an den Seiten die graue ]~asis yon der rot- braunen oder grauen Spitze trennt. Dieses Schwarz kann sieh nach der Spitze zu ausdehnen, aueh nach der Basis zu, so daft~: schlieBlich nur ein hellgrauer Mittelstreif an der Basis und ein sehmaler grauer bezw. rotbrauner an der Spitze iibrig bleiben. Der Spitzensaum wird schlieftlich abgerieben, und die F e d e r ist dann im sichtbaren Tell v S t l i g s c h w a r z .

1) .Passer italiae schiebeli v. Ro~i~A~s~y, :Falco 30, S. 7 (1934 -- Canea, Kreta).

49*

Page 12: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. 0rn. 642 W~HEL~ MEIS~Z : L 1936

Die Schw~rzung tritt sehr h~ufig bei den oberitalienischen Bastarden zwischen italiae und domesticus und bei vielen atgerisehen Mischlingen zwischen hispaniolensis und domesticus auf. Aber sie fehlt auch nicht im reinen italiae-Gebiet, besonders in der Reihe yon Pisa, mid im domesticus-Gebiet (z. B. in Albanien, s. KLa~Tosz, Orn. Jahrb. 23, S. 48, 1911 unds . a. CmGI 1914, S. 27).

Kleine schwarze Fleckcheu auf dem Scheitel sind ferner als Merkmal der nordwestafrikanischen Rasse des Haussperlings, P. d. tingitanus, be- kannt, obwohl gelegentliehes Fehten zugegeben wird. Sieben siidSstlich yon Tanger gesammelte Haussperlinge w~ren weniger als algerische ge- fleckt (LYNES in: Nov. Zoo]. 31, S. 68, 1924). Andererseits tritt das Schwarz auch fern von den Uebergangsgebieten, z .B. bei In-Salah in- mitten der Sahara auf. Es ffillt also in die individuelle Variations- breite der Haussperlinge, und zwar der Grau- und der BraunkSpfe. Das geh~ufte Vorkommen bei Bastardierungen zwischen beiden mSehte ich auf das Mendeln wenigstens zweier Merkmalspaare zuriickfiihren. Das eine: schwarzes Pigment, rotbraunes Pigment. Das andere: geringo In%nsivit~t, starke Intensitii~ der F~rbung. ltalia~: Braunfaktor und Intensit~itsfaktor - - domesti6us: Scb warzfaktor und Fehlen des Intensitfits- faktors. Beim Wirksamwerden des Schwarzfaktors uud des Intensit~its- faktors mag wirkliehes Schwarz zum Vorschein kommen - - seine Ver- teilung wird you anderen Genen bestimmt. Leider kann hier keine genetische Analyse geboten werden, weil Zuchtversuche noch ausstehen. - - Auch Bastarde des ttaus- und FeldsperIings (domesticus X montanus) weichen in der Oberkopfffirbung yon den Eltern ab. Der yon mir be- schriebene Bastard des Dresdner Museums aus Zwiekau und einige weitere sind am Oberkopf nicht schokoladenfarben wie der Feldsperling, sondern rotbraun wie der Italienisehe Sperling gef~rbt (MEIsE 1934).

Graue Scheitelf~rbung bei einem sardinischen Albino m6chte ich nicht als Beweis dafiir hinnehmen, da{t der Oberkopf yon hispaniolensis auch ohne Mischung mit domestictts in nennenswerter H~ufigkeit grau werden kann (K~EINSC~MIDT 19t2), wenn es auch Varianten dieser Art geben mag.

O b e r r i i c k e n : Die Riickenfedern des Haussperlings haben auiter der allen Formen gemeinsamen grauen Basis eine auf der Innenfahne schwarze, auf der Au~enfahne rostbraune, hier oft ge!braun ges~umte Spitze. Der rotbraune Ton kann durch den gelbbraunen vertreten werden. Auch erscheinen hin und wieder wei~e Stellen zwischen der grauen Basis und der braun-schwarzen Spitze. Nur wenige Federn sind auf beiden Fahnen schwarz mit rotbraunen S~umen. - - Die Riicken-

Page 13: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 643

fgrbung von italiae ist nieht immer zu unterscheiden~ doch nimmt das Gelbbraun oft Besitz yon der ganzen Spitze der AuBenfahne, und es kommt vor, dab im abgetragenen Kleide schwarzweiBe Federn auftreten (auch in Oberitalien). Die weiBe Zwischenf~irbung gewinnt also an Ausdehnung. Deutliehe Zunahme des Schwarz kann i. a. nicht fest- gestellt werden. Sie fgllt mir bei je einem Stiick aus Castet Fusano und Foggia auf. Bei einem Balg aus Reggio greift das Schwarz aber offenbar auf die AuBenfahne aller Federn fiber, dehnt sieh also auf Kosten der rotbraunen TSne aus, die schliel]lich auf die iiuBerste Spitze besehriinkt und im Laufe des Jahres abgerieben werden. Ein ~nderer Teil der Riickenfedern hat rahmfarbene bis wei•e Spitzen an den Aui~en- fahnen. Bei hispa.niolensis wird endtich das Rotbraun iiberhaupt unter- driickt, so dab wir nut sehwarze Federn mit schmalen, abreibbaren, gelbbr~unlichen Sgumen und schwarz-weil~liche Federn finden.

S c h u l t e r n . Die Schulterfedern ~ndern sich in demselben MaBe wie die des oberen Rfickens, doch bleiben noeh rotbraune S~ume er- halten, wenn der Riieken schon vorwiegend schwarz-weifi gef~rbt ist. Schliefilich steht bei hispaniole~sis das Schwarz ganz scharf abgesetzt neben dem Rotbraun der kleinen Fliigeldecken~ und Rotbraun fehlt den Schulterfedern ganz oder fast ganz.

U n t e r r i i e k e n . Bei domesticus ist der Unterrfieken grau bis br~nlichgrau, selten mit dunkler grauen, kaum auffallenden Federmitten. Bereits bei manchen norditalienisehen V(igeln stellten wir eine sehwarze subapikale Fleekung lest. Wenn diese sich ausdehnt~ wird der Unter- riieken schlieBlich ganz schwarz. Die ].~leckung reicht bei hispaniolensis sogar l~is auf den Biirzel und gelegentlich mit dunklen, undeutlich be- grenzten Federzentren bis auf die Obersehwanzdeeken. In Ausdehnung und Intensit~t sehwankt sie bei dieser Rasse erheblich.

O h rd e c k e n. Auch bei domesticus kSnnen die Ohrdecken gelegentlieh weiBlichgrau bis fast weiB sein. Dann hebt sich aber der obere Streifen dureh dunklere TSnung ab. Die weit~en Ohrdecken yon #aline und hispaniolensis sind im Herbst und Winter durch br~iunlichgrauen Anflug verdiistert, sic scheinen manchmal selbst im abgetragenen Kleide nicht rein weiB zu werden. Die W a n g e n ver~ndern sich in gleichem Sinne, nur sind sic bei domesticus heller grau als die Ohrdecken.

K e h l f l e c k . Der UnterkSrper ist bei hispaniolensis viel starker sehwarz pigmentiert als bei domesticus. Bei diesem erreicht der Kehl- fleck die Halsseiten nut in ganz seltenen F~llen. Sind auch oft schwarze :Federzentren vorhanden, so verdeekt sie doch der breite weiBlichgraue Endsaum der Feder. Die grauweiBen Wangen sind dagegen bei italiae

Page 14: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. Orn. 644 W~LHELX MnIS~: t 1936

Yon den grauen KSrpersei ten durch ein schmales schwarzes Querband getrennt, das nach Siiden zu immer brei ter wird und schliel~lich un- mit te lbar in das Schwarz der Schul terfedern iibergeht. Der schwarze Kehlfleck, ob schmal oder breit, setzt sich bei den siidlichen F o r m e n nach hinten in auffKlligen Strich- oder F leckenzeichnungen fort, so dal~ der glatte hintere R a n d am Kehl ta tz unseres Haussper l ings in einen zackigen A b s c h h $ verwandelt wird. Dieser Unterschied tri t t bis zu einem gewissen Grade schon bei italicte in Erscheinung, allerdings nur in Mit tet- und Siiditalien.

W e i c h e n s t r e i f u n g . Dagegen finden wir seitliche KSrper- s treifung schon bei Sperl ingen aus Kors ika und F lorenz angedeutet . Sie geht bei hispaniolensis in grobe Schaftf teckung an den We ie hen fiber. - - Die Grundf~xbung des Unterk6rpers ist iibrigens bei domesticus etwas dunkler grau als bei #aliae und Tdspaniole,nsis.

Ergebnis der Balguatersuchung.

Die vorl iegenden Reihen beweisen nicbt nur e i n e n I fi c k e n l o s e n U e b e r g a n g z w i s c h e n domesticus und hispaniolensis, d e m H a u s - u n d d e m W e i d e n s p e r 1 i n g, sondern noch welter zwisehen hispanio- lensis und domesticus tingitanus in Nordafr ika . E in V e r g l e i e h d e r W e r t e f f i r d i e V a r i a t i o n s b r e i t e u n d d e n D u r c h s c h n i t t d e r einzelnen Serien wird das nochmals veranschaul ichen:

Deutschland, Osteuropa und Aden 0--10, D98 = 0,3 Friaul (Majano) 15--55, Dl~ = 40

(Buja) 20--55, D~ = 40 (verschiedene 0r~e) 5--50, Dn = 36 zusammen 5--55, Da~ = 38,5

San Remo 35 Po-Ebene (Turin, Cremona, Ferrara) 35--55, D~o = 44 Ancona 50--55, ]2)8 = 53 Pisa 40--80, Dl~ = 65 Florenz 50--60, D~ = 54 Rom und Castel Fusano 45--80, D~ = 65 Abruzzen 40 Nordapulien 50--70, D~ = 59 Reggio in Calabrien 85--92, D~ = 88,5 Sizitien 55--95, De = 81 Malta 95 Sardinlen 95--100, Dt~ = 99 Nordost-Tunesien 85--100, De = 96 B5ne~ Algerien 55--100, D3 = 85 Constantine 15--100, D15 = 62 Biskra 10--100, DIs = 59

Page 15: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge.

Algier 15--60, D3 = 42 Tuggurt 50--70, D5 = 61 Feriana nnd Gafsa @Vest-Tunesien) 25--35~ D~ = 30 Kreta 40--60~ D7 = 50

W i r f a s s e n noch k i l r z e r zusanamen:

Deutschland, Osteuropa, Asien 0--10, Dos = 00~3 Norditalien (Friaul) 5--55,~ Ds~ = 38,5

(Po-Ebene) 35--55, D~o = &~t Mittelitalien (Pisa bis Ram) 40--80, D~ = 63 Calabrien, Sizilien, Malta 55--95, D~ = 85 Sardinien 95--100, DI~ = 99 Nordost-Tunesien 85--100~ D6 = 96 Algerien 10--100, Da5 = 58 Kreta 40--60, D7 = 50 Marokko (tingitanus) 0--?

(hispaniolensis ) ?--100

645

Aus diesen Zahlen und der van C~IGI gegebenen Schilderung der Einzelstiicke und der F~trbungstypen lesea wir folgende E r g e b n i s s e ab: domesticus mit der Variat ionsbrei te 0 - - 1 0 ist mit dem mittel- italienischen italiae durch eine Serie van variablen Sperlingen verbunden, die nailer beiden reinen Typen alle UebergEnge aufweist, also aus einem R a s s e n m i s c h g e b i e t stammt, dessen Lage welter unten festgelegt sei. Die VSgel der Po-Ebene mit der geringen Variationsbreite van 35- -55 (gegeniiber 40 - -80 bei mittelitalienischen) rechne ich zu reinen italiae, well der Oberkopf immer rotbraun ist. Der eigentliche italiae mit den Wer ten 40 - -80 ist durch die Serien van Calabrien, Sizilien and Malta (55--95) mit dem reinen hispaniolensis verbunden (95--100), der Sardinien und Nordosttunesien bewohnt. In Algerien treffen wir plStztich wieder eine Mischpopulation, and zwar die ver~nderlichste, die Wer te van 10--100 aufweist. Westl ich uud siidwestlich davon tri t t der reine Haussperl ing Nordwestafrikas unvermischt auf.

Durch d r e i M i s c h g e b i e t e gelangt man also aus dem Gebiet des europ~ischen Haussperl ings in dus des italienischen, van dart in alas des ]Veiden- und van dart wieder in das des Haussperlings. Ein e i n w a n d f r e i e r F o r m e n k r e i s liegt vor uns, and CmGI (1904--16) hiitte recht mit seiner Vereinigung ~), wenn, ja wenn nicht in M a r o k k o auch der Weidensperl ing in reiner ])~orm brtiten wiirde.

1) Auch MAR~OaELLI ist ungef~hr gleichzeitig mit CHIGI fiir die Vereinigung aller drei Formen in einer Art eingetreten (Gli Ueeelli d'Italia 1906, S. 628--633, zitiert nach ARRmO~I I)E~LI OD:DI 1929).

Page 16: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

r J. 0rn. 646 Wr~HEr,~ ~IEISE : L 1936

Die Lage der Mischgebiete. Es ist wesentlieh, dal3 wir jetzt versuchen, die Ausdehnung der

Mischgebiete zu erfassen, um Ver~nderungen in der Zukunf t verfolgen zu k5nnen.

V e r l a u f des s f i d a l p i n e n M i s c h g e b i e t e s z w i s c h e n P a s s e r d. d o m e s t i e u s (L.) a n d P a s s e r d o m e s t i e u s i t a l i a e V. (s. K a r t e 1).

Die Fes t legung des Mischgebietes, die auf der beigefilgten Ka r t e n - skizze versucht wird~ ist dutch Liicken im Beobachternetz , besonders in den westlichen Alpen, erschwert. Vielleicht entging mir auch dieser oder jener Nachweis. Man beriicksichtige, dal3 der Sperl ing in I ta l ien ei~ iiberaus scheuer Vogel ist, so dal~ man die Rassenzugeh6rigkei t am freifliegeaden Vogel oft nicht entscheiden kann.

' 3 ~ 1 9 '3 .038 . . . . . .

11 .13 2~- 5 36~ e-1 D ~ u

=

A : - L K~,oo !~ ':,:l.]: , ~ . ~ o , : ~ ,

KartensMzze 1. Verlauf des ~assenm]schgebietes zwischen 2asset d. domesticus (L.) und _P. domvsticus italiav V. - - Die Fiillung der Kreise gibt den Misehungsgrad an ; leere Kreise: Brutgebiet yon domesticus, geftillte Kreise: Brutgebiet von italiae.

Vgl. die Liste auf S. 647 den auf Text S. 649.

A b k i i r z u n g e n tier f o l g e n d e u L i s t e , die alle Unterlagen fiir die Karte zusammenfal]t :

0 = dora. = nut domesticus (als Brutvogel) 100 = it. = nur italiae (als Brutvogel) 50 = ~{ischgebiet (mit. wechselnden Anteilen beider Rassen)

ausn. = ausnahmsweise br. = briitend

Bast. = Bastarde.

Page 17: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4]

1. Provence

2. Nizza 3. San Remo 4. Ligurien 5. Savona 6. Voltaggio

7. C u n e o

8. Turin 9. Savoyen

10, Sitten 11. LStschental 11 a. R i d bei Brig

Zur Systematik der Sperlinge.

0 it. ausn. br.

50 it. seltener 1007 it. 100 i t .{ dora. 100 it. Iterbstzug 100 it., einige

dora. ganzj~hrig (ausn. ?

100 it. 100 it.

0 dora. 0 dora. 0 dora. 0 dom.~ 1 it. Juli

12. GSschenen, Andermatt 0 dora. 13. Airolo 07 dora. 14. Tessih 100 it. 15. Bellinzona~ Locarno 100 it. 16. Ossola 100 it.

16a. Gondo Tal (NW v. Ossota)

17. Varallo

18. Lugano 100 19. Finstermiinz 0 20. 2dartinsbruck 0 21. Nauders 0 22. Zernez u. 0fenberg- 0

wir~shaus 23. Livigno u. Livigno-Tal 0 24. Oberengadin 0 25. Pontresina~ Samaden 0 26. Berge]l 100 27. ,Como ~ 28. l%[ailand 29. Bergamo 30. Lombardei

31. Sondrio 82. Veltlin 33. Pusehlav 34. Miinsterta] 35. Malser Haide

100 it.

100 it., 1.--15. X. dora. it. dora., ausn. it.

dom.

do~t.

dom. d o ~ .

it. 100 it., dora. ? 100 it. 100 it. I00 it., selten dora.

Standvogel (?) 100 it. 100 i t 100 it.

50 i t , einige Bast. 100 ? i t , auch schon

dom. gesehen

647

J . W. v. MtiM~E~, Jdurn. £ 0rn. 4, 221~ 1856

GA~ 1 s. GIGLIOLI 1886 1 S~iick Mus. Dresden, s. S. 636 BOSCHE!r(rI~ Avicula 10, 26, 1906 P~ceo~, s. G i ~ o ~ 1889 Cx.~vsso, s. Gm~m~,~ 1889

ABRE~ S. GI~LIoLI 1889 MARTORELLI, GASCA s, GIGLIOLI 1889 Bxnmr, s. STUD~R & F ~ m , S. 2416 L A. HEss~ Orn. Jahrb. 22~ 214:1911 HEs% s. S~UD~a & F~o~ S. 2421 tlOF~'~A~N~ Verb. 0. Ges. Bayern 18~

85, 1928

Gs~s~a~ Orn° Jahrb. 23, 48~ 1912

GHIDINI, S. STUDER & FATIO, S. 2495

KNOPFLI~ S. ~ ~ 1T

BAZETTA~ PEBTUSI~ S. STUDER & FATIO~

S. 2494 STUDER & FATIO 1 S. 2493

GI~LIOLI 1889 uud 1890~ S. 69:99

KNOPM, s. STUDEI¢ & FATIO, S. 2495 f. v. BUl%~, s. STUDER & FATIO~ S. 2424

n n n ,~

K~OPFM~ V. BURG~ s. STUDER & FATIO: S. 2431

GX~mI-VALERI% S. STUD. & F~r.~ S. 2431 v. Bu~G, s. STVDE~ & FA~IO, S. 2424 v. SA~I% s. , ,, S. 2431 v. BURG, s. ,, ,, S. 2496 Mo~r~, s. SrVDER & FXRm, S. ~422 BRA2~BILLA~ S. GIGLIOLI 1889 STEFA/gINI~ S, ,~ n

BORROMEO~ S. ~ ~

S~UD~R & FA¢Io, ;. 2422 v. BuR(~, s. STun. & Fat., S. 2424, 2496

, , , S. 2414~ 2496 ,, ,, ,, S. 2423 f.

Page 18: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

648

36. Meran 100 37. Sarntal 100 38. NSrdlieh des Brenner 0

39. Mar~t im Ridnauntal 50

40. Sterzing und Trens

41. Brixen

42. Gr~idner Tal

43. Klausen

44. Bozen, Oberbozen

50 dom. u. einige Bast.

50 4 it., 1 dora. 0 dora. hiiufig. (it.

iibersehen ?)

50 beide

50 mehr it., auch Bast.

~'I~H~n~ MmSE : [ J ' 0rn. 1936

herrsehend dom. D a ~ A T o ~ , Mitt. O. V. Wien 21

dora., nSrdl. S. 34, 1897

Fundort v. it. H 0 ~ F ~ A ~ V. 0. C~. Bayern 17, 515,

1927 MIC~L, Orn. Jahrb. 281 147, 1917 PAaRO~, Orn. Men. Schr. tiff, 75, 1897

Cortino i. AmpezzotaI 100 2 it.

45. Fassa-Tal 10O it. hi~uflg 46. Provlnz Vicenza 50? beide h~ufig

nur it. 47. Movelo 100 it.

48. Trentino (Rovereto) 100 it., ausn. dora. 49. Riva 100 it. 50. Gardone 100 it. 51. Provinz Veronu 100 it. 52. Provinz Rovigo 100 it. 53. Provinz Padua 100 it., ausn. dora. 54. Distrikt Feltre 100 it. 55. Cadore in Belluno 50 beide hfiufig,

it. fortziehend

56. Paularo 50 1 Bust.

57. Majano in Friaul 50 etwas mehr it. Buja in Fi~aul 50 ,, . .

58. Ovuro 50 1 ghn]. dora.

59. Udine 50 mehr it.

50 8 it., 1 Bast.

60. Mauthen im Gailthal 0 dom. 61. G5rz (Goriziu) 50 beide

62. Monfalcone 50beide~mehrdom. 63. Triest 0 dora, 1 it.

64. Istrien 0 dora. 65. Dalmatien 0 dora. 66. Gagliano 50 beide, mehr it.

HOFF~IASS, miind]. Mitt.

DALLL To~a~.l s. Punkt 36 PARRO% V. 0. G. Buyern 9, 371 1909 ttOFF~A~, V. O. G. Buyern 157 ~247, 35¢,

1923 L S p P ~ H I S I Dansk Orn. F. Tidsskr. 29,

48, 1935 t t o ~ h ~ N , V. O. C~. Bayern 17~ 5157 1927

TAIl, Avicula 2~ 43! 1898 Mo~AeI, s. GI~mOI~I 1889

~ A I ~ B ~ A I % I 7 S. ,7 ,~

MIeI~L 70rn. Jahrb. 28, 1477 1917

Bo~om, Mitt. O. V. ~Vien 7, 193, 1883 A. DUSE in lift. an B. HOFfmANN

Pm~LEdRII~I s. GIGLIOLI 1889 I)AI, FIUHE 7 S, 17 , AI~RIGONI 1 S. . I,

DELAtTO~ S. ,: , TISSI, s. GmI, IoLI 1889

VALLO~ 1912 S. Text S. 635 und CraG1 1916

n 17 ~, 17 , ,

Sammlung CHmI, s. o. S. 635 VALLO~ 7 S. GmLIoLI 1886 D~L Tenant s. GmLIoT, I 19907 S. 38 Cmsi 1906

F. C. KELL~, 0rnis 17 4617 1885

GmLIoLI 1886 ScmxvuzzI, 0rnis 3, 247, 1887 MosEa/ScmAvuzzI, Ornis 1,461 f., 1885

@IGnmL~ 1886 KOI,OMBATOVlS, Ornis 17 4617 1885 AlU~IGOI~I :O~GnI ODDI 1929

Page 19: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft. 4] Zur Systematik tier Sperlinge. 649

67. Niederdorfb. Zirknitz 0 3 dora. mit KI~AP~OCZ, Orn. Juhrb. ~3, 48, 1911 schwurz gefleck- tern Oberkopf

68. Aidussina, 96,5 km v. 50 dora. iiberwiegt Am~mo~I 9EGLI 0m)I 1929 G~irz (= tIaidensch~ft?)

Vermischung beider Rassen ist also aus den Westalpen kaum be- kunnt. An der Kiiste des Tyrrhenischen Meeres diirfte die Grenze zwischen Nizza (Punkt 9 der Karte) und San Remo (P. 3) hindurch verlaufen, welter im Norden auf der italienischen Seite de r Atpen- kamme zu suchen sein, die unmittelbar ~n der Poebene entlang ziehen. Denn es ist dem [talienischen Sperling nirgends gelungen, die W a s s e r- s c h e i d e n der oberitalisehen Stromgebiete zu iiberschreiten. M . W . wurden nSrdlich dieser Schranke nur bei Burg im Wallis (P. l l a) ein italiae gesehen (der durch den Simplon-Tunnel eingesehleppt worden war?) and bei Finstermiinz, Martinsbruek und Nauders (P. 19--9l) mehrere italiae, die wohl das Resehen-Scheideck (1194 m hoeh) siid]ich yon Nauders iiberflogen hatten. Umgekehrt ist unser Haussperling an manchen Stellen in die naeh Siiden fiihrenden Taler vorgedrungen, zumal er im Herbst und Winter vielerorts in Oberitalien eine Gast- rolle gibt. Von Westen nach Osten vorgehend, finden wir ihn briitend bei Airolo (P. 13) jenseits des St. Gotthard - - ob hier neben ibm italiae wohnt, weft] ich nieht, doch ist der Braunkopf der eigentliche Sperling des Tessin (P. 14 und 15). Im Bergell (P. 96), Puschlav (P. 33) und Veltlin (P. 32) nimmt er ebenfalls die Stelle des Grau- kopfes ein, der das O b e r e n g a d i n und seine Seitent~ler (P. 2'2--95) besetzt h~lt. Die ungewShnliche HShe der Passe (1811, 9330 m) hat hier wahrscheinlieh den Uebergang verhindert.

Ganz andere Verhfiltnisse herrschen im Vintsehgau. Hier an der oberen Etsch ist domesticus siidlieh des R e s c h e n- S c b e i d e c k (P. 35) festgestellt worden. Bei Cierfs ira Miinstertal (P. 34) leben Sperlinge, die v. BoRe nur nach genauer Untersuchung zu italiae reehnen konnte, wozu sich im Herbst noch reine Haussperlinge, vielleieht vom Ofenberg her, gesellten (der OfenpaB ist allerdings 2155 m hoch). Zwisehen Miinster und Ftfldera im Unterl~uf desselben Tals (P. 34) kann m~n nach demselben Beobaehter nur yon einer Mischrasse spreehen (s. STUI)ER & FA~IO 1918, S. 2414, 2496).

Den B r e n n e r (1370 m hoch) hat der HausspeEing als Brutvogel wohl am weitesten iiberflogen. Bei Sterzing (P. 40) iiberwiegt domesticus, wenngleich italiae noch bei Murat in Ridnauntal (P. 39) festgestellt worden ist. Aber schon bei Brixen (P. 41) herrscht italiav, bei Bozen

Page 20: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

rJ. Orn. 650 WH, HI~L~[ MEISE: t 1936

(P. 44) scheint der Haussperling nur noch verh~ltnismiil~ig selten zu briiten - - Bastarde hat LS~PE~Tm~ 1935 gesehen. Leider habe ich keine Nachricht fiber das Pustertatl) finden kSnnen, wo die Verh~ltnisse besonders wichtig sind. Dal3 im GrSdner Tal (P. 42) yon PARROT nur domesticus beobachtet wurde, scheint irgen~]wie der Nachprfifung wert zu sein. Hier miiBte die andere Rasse vorherrschen. Ebenso setze ich ein Fragezeichen zu der Angabe von Tissi, wonach bei Belluno beide Rassen h~ufig sein sollen, also am Siidful] der Dolomiten (P. 55), und noeh mehr zu der yon Mo~AnI, die G/eiches fiir Vicenza (P. 46) behauptet.

Welter ~istlich sind die Flul]gebiete der Drau (P. 60) und Save (P. 66) yon domestic~es besetzt, und seine Vorposten haben im n~ird- lichen and 5stlichen F r i a u l und im westlichen Kfistenland, zwischen den Gebieten des Tagliamento (P. 66) und des Isonzo (P. 56--58) die Ebene erreicht. Umgekehrt hat sich italiae in das Gebirge hinein vorgeschoben (P. 61), am wenigsten anscheinend im Isonzo-Gebiet (P. 68)~ und entlang der Kfiste seinen EinfluB bis Triest ausgedehnt.

Leider ist fiber die B r e i t e des Mischgebietes nirgends etwas Genaues zu sagen. Im Tal der Eisak wiirde sie immerhin etwa 60 km betragen, wenn man die entferntesten Punkte (Sterzing and Bozen) noch als zum Mischgebiet gehSrig ansieht, and yon Bozen durch den Vintschgau und das Miinstertal bis Cierfs sind es sogar fund 100 kin.

E r g e b n i s : Die Grenze zwischen domesticus und italiae ist im Gebiet der hohen westalpinen P~isse - - soweit wir wissen - - scharf: Nur den St. Gotthard scheint domesticus in geringer Ausdehnung (als regehni~l~iger Brutvoget?) nach Siiden fiberschritten zu haben. Ueber Reschen-Scheideck and Brenner ist er dagegen welt ins Etsch- und Eisaktal und fiber die Karischen and Julischen Alpen sowi¢ das Hinterland yon Triest his in die norditalienische Tiefebene selbst vor- gedrungen. Offenbar hat er nirgends jenseits der P~sse und aueh nicht in ~Nizza and in Triest die Alleinherrschaft, sondern lebt hier in verschieden breitem, nicht genau festgelegtem Rassenmischgebiet mit itcdiae zusammen.

1) :Nach ARRI~ONI D~GLI OI)])I (1904:) kommen beide t~ussen zusammen ,,nella Valle di Enneberg tra la Pusteria" vor.

Page 21: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 t tef t 4 ] Zur Systematik der Sperlinge, 651

V e r l a u f der M i s c h g e b i e t e zwi schen Passer domest icus und Passer h i span io l ens i s in S i i d i t a l i e n und N o r d a f r i k a

(vgl. Skizze 2).

1 0 5~0 Krn

0 ~ Ogg

i% 100

Kartenskizze 9. Verlauf der Mischgebiete zwischeu _Passer domesticus und Passer hispaniolensis in Siiditalien und Nordafiika~ - - Die Fiillung der Kreise gibt den Mischungsgrad an; leere Kreise: Brutgebiet yon domestieus; gefiillte Kreise: Brut- gebiet yon hispaniolensis. Vgl. die Liste auf S. 651--654, den Tex~ S. 654--656.

Erliiuterungen wie bei der vorigen Uebersicht (S. 646), aber 0 = domesticus tingitanus bezw. d. domestic*as

50 = intermedigre Rasse oder Art (dora. italiae bezw. fliickigeri) oder Mischgebiet (domestic~as subsp. X h, hisTaniolensis ).

71. Sus (Sons)

72. Mogador

73. Marrakesch 74. Oum-er-

Rebbia 75. ¥ebala 76. Tiemcen

77. In-Salah und Igosten

78. E1 Golea

0 ting.

0 ting., 1 fliiek.

0 ring., t. t. v. ahasver 0 ring. in 3/[azagan

100 hisp. 0 dora., 7 ~ ( ~ leg. O'~beide ohne Bast.

100Jnebeneinander o ti~g., 95 cY cY

5?ling., 3 yon25 C~(~ am Scheitel braunfleckig.

LY~s, Mere. Soc. Sc. nat. Maroc 13, 38~ 1925

HXR~nRm 1928, S. Wm~A~ER, Ibis, 1898, S. 601

LY~s, s. P. 71 ttART~R% Nov. Zool. 9, S. 334~ 1902 HAR~a~ 1928 LY~s, Nov. ZooL 31, 68, 1924 HmM D~ B•LSAC 1936

HAnd,aT 1913

~ARTERT 1913

Page 22: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

65~ WILHE[~M MEISE :

79. Lagouat 30?1 ahasver, ti~g.hi~ufig

80. Tilghempt 30? 1 ring., 1 Bast.

81. Gharda~a 20 3 ting., 2 Bast. (M-Zab)

82. Guerrera 50?fliickigeri 83. Quargla 50 26 fliick, 1 ting.

Rouissat 1 ring.

84. Tuggurt 50 fliick, nur 1 fast rein- bliitiger ring. u. 1 hisp.

Zaouia 50? nur braunkSpfige Temacin 50? ,, ,,

85. El Oued 50 fl~ckigeri, kein reiner ting.

86. Boghari 0 4 ~ ting. 87. Algier 20 3 ~ ~ 15--50~ D~ = 4.0

Eiuige dora., 1 Bast.

88. Biskra 50 hisp, ring, Bast. 89. Batna 50 1 ring., 1 hisp, 2 Bast.

El Kantara 50 ting., hisp., Bast. 90. Constantine 50 ,, , ,,

91. t t ammamMes- 50 ting., auch ganz koutine schwarzkSpfige, hisp.,

meist Bast.

92. BSne 85 3 ~ ( ~ 55--100

93. Feriana 80

[ J. 0rn . 1936

]=[AR~ERT 1904, HEIM DE BALSAC, 1936 a, S. 11

GURNEV~ Ibis 1871, S. 293 ROTHSCm~D & H~RTEaT 1912~ HEI~

DE BALSAC 1936 a ROTHSCHILD & H~R~a~ 1912, HElM ~)E

BA~SAC 1936 a HARTERT 1904 ZEDLITZ~ NOV. ZOOl. 20~ 168 f., 1913 HARTERT 1913 G-EY~ VO~ SC~WEPPE~E~S~ J. f. Orn. 65

247, 1917

H~RTEaT 1928

HARTERT 1913

HARTERT 1928

I~OTHSCHILD & ~IARTERT 1912 Mus. Dresden, S. o. S. 640 ROTHSCHILD & HARTERT 1912

s . o . S . 639

hisp, fliick., z. T. grau- s. o. S. 639 fleckig am Scheitel

Oued Kasserin, 80?hisp., u. einige dora. v. ERUA~GE~ J. f. Orn. 47, 476~ 1899 N. v. Feriana Westtunesien 50

94. Gafsa 80

Gafsa, E1Guet- 80 tar, Wozeur

95. Tunis u. ganz 100 NO-Tunesien

95a. EI-Kef 100 Souk el Arba 80

96. Sousse (Susa) 100

Bastardrasse ~VHITAKER~ Ibis 1899, 132

hisp. tl. ]~ibCk. ZEDLITZ~ J. f. Orn. 57, 155, 1909 HAl%TERT 1928

hisp. (2), fli~ck. (7), aber BA~ER~AN 1927 dunkler oberseits u. an den Flanken mehr ge- streift

hisp. ZEDI~ITZ 1909

hisp. v. EI~LANGER~ J. f. Orn. 47~ 478, 1899 9. hisp. ohne Seiten-BANNE~A~ 1927 streifen, 1 ring. hisp. s . o . S . 639

Page 23: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

Urngebung Oase Mellaha 10O

97a.Zuara (Suara 100 el-Garble)

97b.Homs und Nachbarorte

97c Gharian, Ti- grina

98. Siidl. v. Gebel (Assaba, Beni alle Ueberg~nge Ulid~ Misda)

99. Um el-Abid 100 1 hisp. 2. 4. 1934 (einziger Fund- or[ in Fezzan)

100. I)jalo (Gialo) 100 hisp. September 100a.Kasr Sahabi 100 1 hisp. 26. l l . 101. Gheminez

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 653

96a.Schott-Gebiet 80?hisp.Weichenstreifung ZrmLi~z 1909 (Siid-Tunesien) variabel Gabes 80?hisp.Weichenstreifung KoEsm, J. f. 0rn. 36, 249, 1888

variabel 97. Tripo]is und 80?hisp. sehr hKufig, fliick. CAVAZZA 1932~ MOLT0S~ Riv. Ital.

nicht selten, dora. self. 0ruith. (2) 4, 29 f., 1934 10 his T. Nov. 1933' MoL~o~I 1934 (s. P. 97) hisp, 1 fliick., dora. MoLTo~I Riv.Ital.Orn.(2) 5, 172 f., 1935 nicht gemeldet

100 his2., dora. nicht ge- ,, . . ,, ,, , .

meldet 100 hisp., dora. nicht ge- , ,, , , ,, , ,

meldet 70 ]dsp. mehr fliick, and CXVAZZA 1932

102. Bengasi

Soluk 103. Merdj (Merg)

104. Derna

105. Griechenland

106. Malta

107. Pantellaria

MOL~O~I, Atti Soc. Ital. Sc. nat. 73, 372, 1934

I~OL~ONI, Natura 1985, S. 20 MOJJToNI, Riv. Ital. Orn. (2) 1,132, 1931

0?6 dora. (April - - Mai), SALVADOR[ & FESTA 1921 Scheitel z. T. braun gefleckt don*. zahlreich HARTEaT 1923 Bast. selten H~IM ])~. BALSAC 1936

0?3 dora., Scheitel z.T. SALVAI)O~ & FESTA 1921 braungefleckt 7 his 2. Dezember, 2 FEsvx 1925 weniger gestreift dora. zahlrelch, 1 mit HART~I~ 1923 Braun auf Scheitel

0 dom. hiiufig ~ARTERT 1923 0?6 G ~ dom. IV--V, FESTA 1925

selten hisp. dora. zahlrelch, 1 Bast. HAa~E~, 1923 und einige hisp.

0?6 G(~ dom.XII, lhisp. F~STA 1923 III, wohl Mischpaar

0 dora. ~REIs~a, Ornis baleanica, III . , 238--241, 100 hisp. J1905

80'714 C ~ , davon 10 an TscHuSI 1903, S. 12 f., Weiehen + ungestreift (55--1007)

100 his/). (auch unge- STEI~FA~ G J. f. Orn. 82, S. 416 f , 1934 streifte ? MEIsn) 1901 zuerstfestgestellt A~RI(~O~I I)~(~H ODDI 1904~ 1929

Page 24: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

654

108. Sizilieu 109. Palerma 110. Messina

111. Sardinien 112. Reggio~ S.

Calabrien 113. Gatanzaro

WILttEL~ ~IEISE :

80 hisp., 6 C~C~ 55--95 80 1 Bast. 80 hisp, it. u. Bast.

lOO hisp. 1") 90? 5 (3 (~ 85---90,,5

807 it., hisp. u. Bast.

[ J. Orn. 1936

s. o. S. 638 f. G ~ ( ~ o ~ 1907 :P~s~O~E S. @m~mL~ 1907 Zora)J.~ Avicula 9~ 13, 1905 Bosom, Avicula 4~ 132~ 1900 s. o. S. 638 und A~m(~o~ 1929

114. Taranto 70?hisp. bis hierher neben it.

115. Nordapulien 60 3 (~(~ 50--70 (it.) s . o . S . 638 (Foggia)

FIORI s. LUC~Ea0, Avicula ~, 91~ 1898, vgl. AR~aO~ 1929

Au~I~O~ 1929

1 fast reiner hisp. CmGI 1904, S. 11 116. Rom 65 24 ~ G : 40--80 (it.) s. o. S. 637 117. Corsica 50 it. 2) s . o . S . 637 118. Balearen and 0 dora. balearoibericus v. JORI)A~S~ J. f. Orn. 72~ 396~ 1924

Pityusen v. Jo~aD. 119. Spanien 0 t dom..~ im Siiden

100 t hisp. ttAaTER~ 1904

Karte und Liste sollen natiirlich nieht alle Angaben iiber Sperlinge der genanaten Arten im westlichen ~Nordafi'ika enthalten. Insbesondere fesselt uns M a r o k k o jetzt kaum, da hier an den meisten Stellen tier Haus- und Weidensperling in 5kologiseher Trennung unvermischt neben- eiuander vorkommen, der ei~e in dell Ortschaften, der andere, ziemlich selten aufgefuadene, auBerhalb derselben. Einzelne F~lle von Mischung sind bei den Punktea 72 uad 73 aafgefiihr[.

An der Kiiste' ist der westlichste Punkt der Mischzone - - soweit mir bekannt - - A l g i e r (P. 87), wo die Kreuzung naeh der Spiirlich- keit entsprechender Angaben nicht die Regel zu sein scheint. Dies iindert sich aber weiter ostwSrts, denn in B6ne (P. 92) und Nordwest- Tunesien (P. 95a) ist yore Haussperling nut noch wenig zu spiiren. Er diirfte dureh Misehung mit der anderen Art am Vordringen naeh Osten gehindert worden sein. Jedenfalls ist der Sperling N o rd - t u n e s i e n s , den man mit so drastischen MaBnahmen zu bek~mpfen gezwungen ist (DE GWRTCm~CH 1934)~ der Weidensperling, und dieser lebt dort an H~usern und Felsen genau so gern wie in den Palmen- hainen - - was er, wie ich sagte, in Marokko nicht rut.

1) Tritt dort in den Stiidten gelegentlich domesticus auf? s. LYNES 191~, S. 128 f. 2) :Einige C~C~ mit angedeuteter Weichenstreifung (P~RRO~ Orn. Jahrb. 21,

S. 140--149, 1910). Von Siiden her kaan hisl)aniolensis die Strafle yon Bonifacio ilberfliegen (ist das bestlmmt ermittelt'?) (G~(~LtoLI 1907). In Ajaecio sind auch Haussperlinge und Bastarde gesehen worden (C. ISaRAM~ Ibis 1930, S. 549).

Page 25: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

8~ Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 655

Im Gebiet des A t l a s verli~uft eine einwandfreie Mischzone yon Hamman Meskoutine (Punkt 91) im Norden fiber Constantine, Batna, E1 Kantara nach Biskra (P. 88). Ihre Ausdehnung yon West nach Ost ist damit zweifellos nicht ganz erfaBt.

Welter siidlich, in der siidalgerischen und siidtunesisehen S a h a r a, scheint ein breiteres Misehgebiet zu liegen. Siidlieh des Atlas ist dem Haussperling n~mlich dasVordringen nachOsten offenbar sehr erleichtert worden, vielleicht dadurch, dal~ der Braunkopf die Oasen nur in geringer Dichte betetzt Melt (s. u.). In Laguat (P. 79), Tilghempt (P. 80) und Garda~a (P. 81), im Westen also, tritt vorwiegend der grauk6pfige Sperling auf, daneben einige Bastarde. In den Oasen Guerrera (?) (P. 89), Ouargla (P. 83), Tuggurt nebst Nachbarpliitzen (P. 84) und E1 Oued (P. 85), fiber eine Strecke yon fast 500 kin, hat sich dagegen die eigentiimliehe Zwiseheaform festgesetzt, die wir schon als fli'td~igeri gekennzeichnet haben (o. S. 640). Wenngleich hier die Extreme, der reine graukSpfige Sperling und der an den Flanken stark gestreifte Weidensperling ganz oder fast ganz fehlen, so reieht doeh der Einflul~ beider fiber dieses Gebiet nach Osten bezw. Westen hinaus. Vom Westen haben wir sehon gesproehen. Im Osten hat man typisehe graukSpfige Sperlinge noch in Stidwest-Tunis (P. 93) gefunden.

Nieht viel weiter sfidlieh als die genannte Oasenkette liegt die Grenze far/dspaniolensis. In E1 Golea (P. 78) maeht sieh sein Einflug kaum noch bemerkbar, und aus In-SMah (P. 77) in der zentralen Sahara kennen wir nur reine domesticus-Sperlinge.

Begrenzt wird das Mischgebiet im Osten yon der reinen Weiden- sperling-Bev61kerung Ost-Tunesiens und T r i p o 1 i t a n i e n s (P. 95--99). Allerdings sind die VerhNtnisse in Sfid-Tunesien nieht ganz eindeutig. Domesticus kommt dort nicht vor, abet tier Weidensperling 1N3t oft die sehwarze Seitenstreifung vermissen und gndert auch sonst in der Riehtung auf fli'~c/dge~'i ab. Von Tunis naeh Sfiden bis Gabes finder naeh BA~NERMA~ (1997) und yon Tripolis his jenseits yon Gebel findet eine Zunahme der wenig oder nieht gestreiften Tiere start, die auch bei Tunis und Tripolis nieht ganz fehlen, so dag bei Misda (P. 98) ,,fii'tc/dgeri" iiberwiegt (CAvAzzA 1939).

In der nSrdliehen Cyrenaiea (Punkte 101--104) ist es umgekehrt: Unter den zahlreiehen Haussperlingen, welehe die bewohnten Pliitze an der Kfiste und im Inneren (in Barka) bevSlkern, treten hier und da solehe mit braungeflecktem Oberkopf a u f - die dort festgestellten Weidensperlinge bilden die Minderheit und kSnnten noeh dazu meistens als Wintergiiste aus Europa aufgefagt werden (P. 97 November, P. 100

J o u r n . f. Orm 84. J~hrtz. Oktober 1936. 43

Page 26: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[ J. Orn. 656 WILItELI~I MEISE: l_ 1936

September). 1) Hier lieg~ ein inselartiges Brutgebiet des Haussperlings, der sich 5stlich davon erst wieder, und zwar ohne regelm~if~ige Be- gleitung yon Weidensperlingen, am unteren Nil auffinden l~f~t. Er ist in den Oasen 5stlich tier Cyrenaica m. W. nicht beobachtet w o r d e n - in der Oase Giarabub (Djarabub, 29 ° 40' ~T, 24 o 20' O) hielt sich im November und M~rz hispa~dole~sis als Durchziigler auf. (MoL¢o~I i . : Ann. Mus. Genova 52, Sep. S. 3, 1928.)

Den Uebergang yon hispa~iolensis zu italiae, den die Kar te 2 auf~erdem darstellen soll, habe ich schon bei tier Untersuchung der Balgreihen behandelt (S. 637--639).

Unmiiglichkeit der Zusammenfassung in einem Formenkreis.

Wie schon angedeutet, stSl~t dal] nordafrikanische Mischgebiet zwischen tinpitanus und hispa~dole~sis zwar im Osten an eine aus- schliel~lich von hispaniole~sis bewohnte Gegend an, im Westen jedoch an ein Gebiet, in dem wit sowohl den Haus- als auch den Weiden- sperling finden! Nicht nur in Marokko. sondern auch in Spanien und Portugal, auf der Balkanhalbinsel und in Vorderasien lebt der Weiden- sperling neben dem Haussperling (vgl. Kartenskizze 3). In diesen Gebieten ist yon einer regelm~l]igen Vermischung nichts bekannt.

DaB sich beide Arten meiden, hat einen 5 k o l o g i s c h e n G r u n d . Sie kommen nicht nebeneinander vor, sondern der eine siedelt bei den menschlichen Wohnst~tten, der andere in wasserreichen Buschgebieten, z. ]3. an den Ufern yon Fliissen und iihnlichen Orten. E r scheint iibrigens ziemlich selten zu sein.

Der Weidensperling ist bei menschlichen Behausungen nur nach- gewiesen fiir Tripolitanien, Osttunesien und Sardinien, d. h. ftir die Gebiete, in denen der Haussperling fehlt. Auch in Westtunesien und Algerien hat der Weidensperling vielerorts die Siedlungen~ besonders die Oasen des Sfidens, bevSlkert.

Beide Arten wi~hlen also dort, wo sie unvermischt das gleiche Gebiet bewohnen, verschiedene Biotope. Ihre Zusammenfassung in demselben Formenkreis ist trotzdem abzulehnen, da sonst tier Sinn der terniiren Nomenklatur verloren ginge. Da es aber nicht Rassen sind, die sich in Nordafrika kreuzen, miissen wir das zwischen ihnen bestehende Mischgebiet A r t e n m i s c h g e b i e t nennen. M. W. ist es das erste und einzige Artenmischgebiet/ das wir in der Vogelwelt kennen. Nach

1) Sia ha]ten sich bei den Palmen auf und geben sich durch andere l%ufe zu erkennen (HAI~I~ 1923, s. Punkt 101).

Page 27: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Spertinge. 657

STR~;SSMA~X (1.9'27) ist es der einzige Fall, in dem sich ,,die G-lieder zweier Formenketfen an deren einem Ende ~de geographischeVertreter verhalten, am anderen dagegen wie zwei verschiedene Spezies". ~o t - gedrungen wird dadurch auch das silditalienische Mischgebiet zu einem Artenmischgebiet, obwohl auf beiden Seiten desselben nur eine einzige Form lebt (nicht beide nebeneinander) und es daher unter die Definition des Rassenmischgebietes faltt.

Auf das Nomenklatorisehe soll erst welter unten eingegangen werden. Versnchen wir erst eine geschichtlich-Skologisehe Erklarung dieser seltenen Erscheinung !

Zur Verbreitungsgeschichte (vgl. Karte 3).

Wir wissen, dal~ der B e r e i c h unseres Haussperlings sich u n t e r u n s e r e n A u g e n v e r g n d e r t und in den letzten Jahrhunder ten dauernd erweitert hat. Ers t ldirzlich ist der Kuhurfolger domestic~ts in Nikolajewsk am untere~ Amur eingezogen, und in der Mandschurei dringt er offenbar noch vor. Grolge Teile Sibiriens hat er in wenigen Jahrhunder ten besiedelt.

c2>

o

~ 8

'V

Kartcnskizze 3. Gesumtes p~l~arktisches Verbreitungsgebiet des tt~ussperlings (wagerech~:e Striche) und des Weidensperlings (senkrechte Striche). VSllig schwarz gezeichnet die Bereiche you h~Iischrassen oder -urten und die Rassen- und Arteu-

mischgebiete. Vgl. S. 656. 43*

Page 28: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[J. Orn. 658 WIL~U~ MEIS~: L 1936

W o h e r k a m e r ? Diese Frage l~13t sich mit einiger Sieherheit beantworten. Indien ist siidwfirts bis Ceylon mit kleinen, hell gef~rbten Haussperlingen besetzt. Der Zwerg rufidorsalis wohnt im tropisehen Niltal nach S[iden bis 190 N. GraukSpfige Verwandte gibt es weiter sfidlieh in weiten Teilen Afrikas als Passer jagoensis, der auf den Kap Verdisehen Inseln heute mit P. hispaniolensis zusammenlebt. Die ost- asiatische Ar t P. r~ditans weieht dagegen stark a b - in ihrem Bereieh kommt domesticus nieht vor. - - P. d. biblieu8 unterscheidet sieh sehon nicht mehr so stark wie die bisher genannten GraukSpfe yon der typischen Rasse, deren Urheimat wit suchen. Diese diirfte in der Nach- barsehaft tier ~hnliehsten Formen liegen. Hyrcanus yore Sfidufer des Kaspisehen Meeres seheint tier n~ehste Verwandte zu sein. Wahr- seheinlich besiedelte unser Haussperling urspriinglich wenigstens die Gegend des K a u k a s u s , aber nieht mehr Kleinasien, wo ja biblieus wohnt. Damals war tier Raum 5stlieh des Mittelmeeres und das Niltat yore grauk:6pfigen domestic.as and seinen Unterarten eingenommen.

W o e n t s t a n d n u n h i s p a n i o l e n s i s ? Ieh nehme an, dal~ er seine intensivere F~rbung in einem feuehtheif3eren Gebiet, in gewissen Teilen Norciwest-Afrikas und vielleieht Spaniens, erhielt. AbsoIut sieher ist aber nur die Urspriingliehkeit des Vorkommens in Nordosttunis und Sardinien, wo er ja heute noeh allein lebt. E r mul~ sich dort schon im jfiHgsten Terrier entwiekelt haben, da Sardinien wegen seiner ent- fernten zoogeographisehen Beziehungen zu Nordafrika bereits seit der Mitre des Plioz~n abgetrennt sein diirfte. V o n allen Mittelmeer- l~ndern ist andererseits nut das Niltal yon Mspaniole~sis frei, also sieher seit langem allein von domestieus besetzt.

U n t e r s e h i e d e z w i s e h e n d e n A u f e n t h a l t s o r t e n , also 5kologisehe und (oder) psychologisehe Untersehiede, mag es damals schon gegeben haben. Die Weidensperlinge waren ja Bewohner der feuehteren Gebiete, die t taussperlinge lebten auf trocknerem Lande und sehlossen sich obendrein an den Menschen an. D a n n b r e i t e t e n s i c h b e i d e F o r m e n ans i ) , und da sie verschiedene Biotope be- wohnten, kamen sie sieh nicht ernstlich ins Gehege. Hispaniolensis land seinen Weg yon Italien, wo er schon seit seiner Differenzierung lebte, fiber die Balkanhalbinsel, die vie]leicht auch einer seiner Ursitze war,

1) Cmoi (1914, S. 36 f.) nimmt dagegen an, da~] der Voriahre unserer Sperlinge in Westasien wohnte und sich mit dem Menschen zusammen ausbreitete, domestic~s, tier durch Anschlul] an den Menschen etwas yon der urst)rSng]ichen, tebhafteren F~rbung eingebfillt h~tte, nach Nordwesteu und Si~dosten (Indien), Mspaniolensis durch Nordafrika nach Westen.

Page 29: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 659

nach Osten, bis nach dem Aralsee und Turkestan sowie dem Himalaja. Dort wurde er Zugvogel, was er jetzt auch weiter westlich ist. So ziehen die Weidensperlinge zweimal j~hrlich dureh Gebiete, wo man irrttimlieh hin und wieder ihr Brfiten annahm, Mesopotamien und Aegypten~ vielleieht auch dureh Teite der Cyrenaiea. Das Fehlen des Weiden- sperlings zur Brutzeit in Aegypten ist Beweis dafitr, dad er sich fiber den Balkan hinweg ausgebreitet hat, also n5rdlich um das Mittelmeer herum.

Was hat inzwischen der Haussperting unternommen? Er verbreitete sieh m i t dela M e n s c h e n yore Kaukasus aus naeh Norden und Nord- westen, erreichte den Balkan - - welche Art, damals noch Rasse, hier zuerst war, wei~ ich nicht. E r s t ie l ] in O b e r i t a l i e n a u f hispa- niole~sis. Was geschah? Warum kommt er heute nieht in ganz Italien neben ]~£~paniolensis oder neben italiae vor? Weft der in Italien lebeadeSperling alas Eindringen des Haussperlings durchVerbastardierung auffing. Darfiber gleich mehr.

~Vir folgen erst den H a u s s p e r l i n g e n noch welter durch Frank~ reich naeh Spanien, dann nach Nordafrika, wo nirgends ein Aufenthalt besonderer Art entstand, his die Tiere naeh Ostalgerien kamen. Dort mul]ten oder wollten sie m i t h i s p a n i o l e n s i s an den g l e i e h e n O e r t l i c h k e i t e n b r i i t e n . Hispaniole~sis hatte dort aus uns unbe- kannten Grfinden die Siedlungen des 1Vieusehen besetzt; die er auf dem bisherigen, an die menschliche Kultur gebundenen Vormarsehweg des Haussperlings ruled. In den O a s e n des S f idens versteht man die Zusammendr~ngung der beiden Sperlingsarten infolge der Wohnungs- nhte am ehesten, im lNIorden Algeriens l~l]t nns diese Erkl~rung (RoT~- SOHIT~D c~ HA:aTJ~R¢ 191~, GEYR 1924) im Stich. Hier und in West- tunesien mull sich vielmehr der Weidensperling v or dem Eindringen seines Verwandten dem Mensehen angeschlossen~ d. h. e i n e n a n d e r e n B i o t o p bewohnt haben, als die ~iul]erlich nieht zu unterseheidenden marokkanischen Verwandten. Auch in Osttunesien, Ti'ipo]itanien und Sardinien, wo er heute noeh rein vorkommt, hat er sich bei den menschlichen Siedlungen niedergelassen.

Als nun der Haussperling in Ostalgerien eindrang und die gleiehen Biotope besetzte, auf die der Weidensperling ein Anrecht hatte, er- wies s ich i h r e a l t e V e r w a n d t s c h a f t , s ie m i s e h t e n sieh. Das Vordringen kam in dem oben genauer besprochenen A r t e n - mi s c h g e b i e t ins Stocken. Immerhin konnte der Haussperling, durch Umgehuag tier yon hispaniolensis bewohnten Gebiete, im Siiden vor- dringen, in die zentrale Sahara (In-Salah) und naeh der Cyrenaica.

Page 30: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

f ,J. 0ra. 660 Wx~,~,~ MEISE: k 1936

Die C y r e n a i c a hat ihre Haussperlinge durehaus nieht aus dem ur- sprfingliehen ~gyptischen Areal erhalten, da sie morphologisch zu tingitamts and nieht zur Form des Nildeltas g e h S r e n . - Die VogelweIt der nSrdliehea Cyrenaiea (Barka)ist so nahe mit der berberischen ver- wandt, dal~ man direkte eiszeitliche Verbindung fiber die Syrten hinweg annimmt (H~I~ I)~ BALSAC 1936a. S. 125). Ist aueh der Weg, auf dem die Haussperlinge hierhergelangt sind (wegen der Austroeknung Nordafrikas seit der Eiszeit?), nieht mehr genau anzugeben, so steht wohl fest, dag bispaniolensis eines seiner uralten Wohngebiete, die Cyrenaica, nur noeh in geringer Zahl bevSlkerte und bevSlkert. Der Haussperling herrseht hier absolut vor.

Es scheint, wie hier einges&oben sei, dal3 es bei den Haussperlingen im v o r d e r e n I n d i e n und westlieh davon einen iihnliehen Fall wie in Nordafrika und im iibrigen Mittelmeergebiet gibt: dal~ dort eben- falls eine u r s p r i i n g l i e h e R a s s e zu e i n e r s e l b s t ~ n d i g e n A r t g e w o r d e n ist. Denn wir entsinnen uns, dag HAt~rERT immer nur yon Passer domesticus pyrrhonotus gesproehen hat und diesen erst zuletzt artlieh getrennt, d. h. ,,domesticus" in Klammern gesetzt und mit Fragezeiehen ~-ersehen bat. Dazu war er genStigt, weil py.rrhonotus naeh Tie?sHvt~s:r und anderen in unmittelbarer Naehbar- schaft yon Passer domestic~ts par~cirri und nieht vermischt mit ibm brfitet. Er wohnt iihnlieh wie der Weidensperling ,,an Uferb~tnken, Seen und Siimpfen und soll hie weit vom Wasser angetroffen werden" (HA~TER~ 1932, ST. BAJ<E~ 1924). Er lebt also in Sind, Punjab (und Persiseh- Baludsehistan?) neben Passer domesticus parki~i WHISTr~nJ~ (und indicus JARD. & SELBY?). Er unterscheidet sieh yon beiden dutch geringere Marie und rotbraune Fleckung des Unterrtiekens.

Die Geschiehte dieses pyrrhonotus ist leieht zu verstehen, wenn man ihn Ms eine lunge Zeit im nordwestliehen Indien Iebende Rasse yon domesticus auffal3t. Das dortige Gebiet ist ein Zentrum fiir kleine Vogelformen. Passer domestic~ts i ndicus und nigricollis, die heute ganz Indien besiedelt halten, miifiten einer spgter naeh Indien gekommenen Gruppe des Haussperlings enstammen.

Wo und wie entstanden italiae-~hnliche Sperlinge?

Die braunkSpfigen Sperlinge, die sieh nur dureh Seheitelt~,rbung, weil~ere Ohrdecken und etwas verbreiterten Kehlsehild von domesticus unterseheiden, leben, wie sehon mehrfaeh gesagt worden ist, nicht nur in Italien yon den sfidliehen Alpent~ilern bis Sizilien und Malta, sondern auch in dem ostalgeriseh-westtunesisehen Misehgebiet. Man kann die

Page 31: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 661

BevStkerung von Kreta nicht yon italienisd~en Sperlingen unterscheiden und noch weniger die yon Corsica. Ferner hat man Einzelstiicke aus Nordostafrika und atls Zentralssien~ die z. T. auch besondere Namen erhalten haben: ~'~fipectus und sencke~bergianus. Ich hahe kiirzlich nachgewiesen, da~ diese Viigel am einfachsten als Bastarde zwischen beiden Arten aufgefal3t werden, als P. domesticus subsp. X P. hisI)a~iolensis (M~ISE 1934) 1).

Es geschieht also h i e r un d d a, da6 die beiden moist iikologisch getrennt lebenden Arten A r t b a s t a r d e hervorbringen, und diese sehen dann wie italiae aus.

Auch die italiae-~hnlichen Sperl~nge aus den a l g e r i s c h e n O a s e n gehen unzweifelhaft aus einer Vermischung der beiden Arten, die in Biskra und Constantine gemeinsam nisten, hervor. Die grol~e Variationsbreite der Reihen aus diesen beiden Orten bedeutet Auf- spaltung, vielleicht nach der Kreuzung yon Bastarden unter sich odor nach der Riickkreuzung mit neuen Zuwanderern aus den angrenzenden reinen Populationen.

Viel schwieriger verstehen wir die Verh~ltnisse in E 1 0 u e d , wo man vergebens nach domesticus und hispa~iolensis gesucht hat, viel- mehr nur italiae-ghnliche Tiere (fli'tc/;igeri) fund. Diese variieren be- tr~chtlich. Sic sind auch nicht gleich italiae, sondern auf dem Riicken fast gar nicht rotbraun gef~rbt~ also mit 60 zu bewerten. Diese Form hat KL~Ih'SCI=IMIDT 1904 a]s geographische Rasse mit dem Namen fii'tc}dgevi belegt. Und noch im gleichen Jahre sagte or: ,P~sser fli'tck.~qeri ist eine konstante siid]iche Form, ob Kreuzungsprodukt?" Wenngleich sie in den Oasen Tuggurt, E10ued , in Siidtunesien und Tripolitanien tdiufig zu findeu ist, so ist doch den raeisten Bearbeitern offenba.r kein Zweifel daran gekommen, dal3 anch diese Sperlinge auf die Vermischung yon Haus- nnd Weidensperlingen zuriickgehen. Beide Arten treten ja in den welter nSrdlich gelegenen Oasen noch heute ganz bestimmt zur Erzeugung eines 5hnlichen Mischlings zusammen.

Die Mischlinge des Nordens haben iYeilich nicht die blasse Riicken- i'arbung yon fli'tc~igeri. Da6 diese nicht auf rezente Klima-Einfliisse zuriickzuftihren ist, beweist die Population yon In-Salah inmitten der Sahara, die zum domesticus-Stamm geh5rt und dementsprechend viel Rotbraun an den Riickenfedern zeigt. Die blasse Riickenfitrbung yon fli'tc/dgeri liiI~t sich daher als hispaniole~sis-Einflul3 erkl~ren. Ein gewisses

1) Von P. italiae se)~ckenbergian~ts NAt~T~R~ hatte GEVa vo~ SCl~WnPPS~NBUI~G dasselbe schon 1918 (in: J. L 0rnith. 66, S. 148) angedeutet.

Page 32: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[ J. Orn. 662 WILHELM MmSS: L 1936

Verblassen seheint allerdings anzuzeigen, da~ sieh hier in der nhrdlichsten Sahara eine geringe Urnfinderung yon hispaniole~tsis in Anpassung an das Kl ina vollzogen hat, wie sehon nehrfaeh behauptet worden ist (zuletzt yon OAVAZZA 1932).

Unzweifelhaft ist jedenfalls, dab dieser ,,Bastard" gewisse Oasen fast allein bewohnt. Ja~ in Stidtunesien und Stid-Tripolitanien fehlt domesticus, die eine unentbehrliche Elternart, vollkonmen. Immerhin nag die dortige fli'tckigeri-Bcvglkerung yon Sfidalgerien eingewandert sein, wie schon HA~XERT (1928) annahm : ,,I think we can assume, that in El-Oued, as well as (more or less) in Ouargla and nearly so in Touggourt, the parents have died out, and that this bastard-race, which breeds truly or nearly so, became established, and that this bastard-race has spread eastwards through South Tunisia". Man wird fiir die Ent- stehung dieser O a s e n s p e r 1 i n g e nicht un die Annahne lierum- k5nnen, da[ sie , r e i n z i i e h t e n d e B a s t a r d e " sind. Ieh weil~ das l[d~t sich n i t den heute bekannten Vererbungsgesetzen nur vereinigen, wenn man eine sehr grol~e Zahl yon polyneren Faktoren annimmt. Man mii~te auch dann deutlicheres Aufspalten erwarten, da keine Selektion anzunehnen ist.

E r g e b n i s : Mit den Hinweis auf die Tatschen, dal3

1. direkte Mischpaare zwischen Haus- and Weidensperlingen in Nord- afrika beobachtet worden sind,

2. die beiden Elternarten und in Ueberzahl intermediate Tiere gewisse nordalgerische Oasen (Biskra, Constantine) bewohnen, wo die Zuriick- fiihrung des Variationsbildes auf die Vernischung tier beiden Elternarten keinen Augenbliek zweifelhaft ist,

3. das Gebiet dieser Mischbevhlkerung sieh zwischen Gebieten mit reinen Bevhlkerungen befindet and

4. die Existenz eines Rassenmischgebietes zwischen Passer d. domesticus und P. d. italiae am Sfidful~ der Alpen nachgewiesen ist, mhchte man es fiir wahrscheinlich halten, da~ die in einigen siidalgerischeu Oasen, z. B. in E1 Oued, ]ebende Sperlingsbev61kerung, die zwischen den reinen Arten wohnt (vgl. oben Ziffer 3) und gleiehsam einen Ausschnitt aus der Mitre der Vsziationskurve der erw~hnten Mischgebiete des Nordens vorffihrt (vgl. oben Ziffer 2), auch Bin er A r t e n k r e u z u n g i h r e E n t s t e h u n g v e r d a n k t a n d zur G r u p p e de r k o n s t a n t g e w o r d e n e n B a s t a r d e g e h 5 r t .

Wenn wir annehnen, da~ die fli~e/~igeri-BevSlkerung durch Ver- nisehung entstanden sind~ kSnnen wir das aueh anf die Italienisehen

Page 33: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 663

Sperlinge in [taIien, Corsica und Kre ta ausdehnen. In der Ta t zeigen sie eine ungew5hnlich gro~e Variationsbreite.

Die Werdegeschichte des Italienischen Sperlings wird dadurch etwas gekl~rt. Allzu viele Gedanken vorzubringen, hat jedoch wenig Zweck. Es scheint mir nur soviel sicher zu sein, dal] der Weiden- sperling eiast in Oberitalien se~haft gewesen sein muK ~Vie so]lte er sonst nach der Balkanhalbinsel gelangt sein? Bei dieser Ausbreitung urspriinglich Feuchtlandbewohner~ miil~te er vor Ankunft seines Ver- wandten Hausvoge] geworden sein. Andernfalls w~re keine Vermischung erfolgt. Als der Haussper]ing yon den Alpen her vordrang, bildete sich durch Kreuzung italiae, erst im Norden, dann siidw~rts bis Sizitien~). Neue Zuwanderung wurde dana lange Zeit unterbundeh, vielleicht als die Eisdecke die Alpen bedeckte. Die nord- und mittelitalienischen Sperlinge konnten relativ einheitlich werden. Dadurch wird die geringe Ausdehnung des Mischgebietes am Siidfui] tier Alpen verst~ndlich, das erst nach der letzten Eiszeit entstanden ist. In Stiditalien dagegen hat sieh der breite Uebergang zu hispaniolensis bis heute erhalten. "Ob dome.sticus dort noch Ranm gewinnt, mul~ die Znkunft zeigen'a). Nach S a r d i n i e n sind wahrscheinlich keine tlaussperlinge mehr gekommen~ da sich die Insel friih yon Corsica und [talien gel6st hat. Sie mul~ auch sehon im Plioz~n yon der Berberei getrennt worden sein, mit der sie aufier Passer hispaniolensis seit dieser Zeit Alectoris barbara und Lepus mediterraneus (in Algerien kabylicus) gemein hat (HEI~ Dn ]BALSAC 1936a~ S. 118 f).

Ob auf C o r s i c a eine Sondervermischung stattgefunden hat~ oder ob das Land nach Bildung der einheiflichen BastardbevSlkerung yon Italien aus besiedelt worden ist, bleibt often. Mehr spricht ftir die erstere Annahme, da nicht einzusehen ist, warum eine der grof~en Mittelmeerinseln um die Zeit der Entstehung yon italiae ~'ei yon Sperlingen gewesen sein soll. Die Variationsbreite ist auf Corsica gering~

1) Nach CraG1 dra.ng in die yon domesticus besetzte Appeninhalbinsel von Siiden her hispaniolensis ein (1914, S. 37 f.). Die gegenseitige Durchdringung beider fiihrte zur Bildung yon italiae, weil die beiden Formen noch nicht sehr verschieden waren oder (und?) die natiirliehen Schranken die beiden Populationen fiir geraume Zeit in Italien isolierten.

2) SAGVADORI (1906) nahm an, daf] hispaniolensis yore Menschen nuch Calabrien gebracht worden sei und dureh Mischung mit dem dortigen italiae die ver~nderliche brutius-BevStkerung erze~gt habe. Vor ihm hatte schon Flom auf die Vermisehung der Arten in Calabrien hingewiesen (SALvA~)OaI 1. C.); TSC~U~I (Orn. Jahrb. 18, S. 75, 1907) und C~II~I, 1907~ lehnen sie fiir Siiditalien ab.

Page 34: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[ J. Orn. 664 W I L ~ L ~ ~[EISE : I_ 1936

die Bev61kerung also weitgehend einheitlich geworden. [Wahrscheinlich war Corsica damals mit Mittelitalien direkt verbunden.]

In K r e t a dagegen finden wir Nmliche Schwankmlgen wie in Italien selbst. Ich mSchte annehmen, dab der dortige Sperling durch Ver- miselmng auf der Insel selbst entstanden inf. Es gibt ja in der Um- gebung keine italiae.

E r g e b n i s : Auch Passer domesticus italiae, der heute den gr5gten Toil Italiens, Corsica und Kreta bewohnt, verdankt seine Entstehung einer welt zuriickliegenden Vermischung yon Haus- und Weiden- sperlingen. ~)

Z u r i i c k w e i s u n g yon E i n w i i n d e n : Auger den schon ge- streiften Einspr~iehen der Vererbungslehre mSchte ich folgende anfN~ren:

1. ,,ltaliae ist an verschiedenen Stetlen durch geographische Variation yon domesticus entstanden". Es mtigte sich dabei jedesmal anff~lligerweise um die drei flit italiae kennzeichnenden Abiindernngen gehandelt haben, und das ist unwahrscheinlieh. Auch fiihrten wir schon die groge individuelle Variation ats Gegengrund an.

2. ,,Italiae ist zwar an einigen Stellen dureh Bastardierung, in Italien aber dureh die iibliche Variation entstanden." Gegen diesen Einwand kann ieh nur die merkwtirdige Variationsbreite in Italien und ihre Veriinderlichkeit yon Nord naeh Sad vorbringen.

3. ,,Italiae ist die Urform odor eine einst weiter verbreitete Rasse, die sich an mehreren Often bis heute gehalten hat." Dies war die urspriingliche Vermatung you CtIIGI (t904), der TsenusI (Orn. Jahrb. 16, S. 215--219, 1905) zustimmte. Sie ist abet sehr unwahrscheinlieh, da der niichste Verwandte des Formenkreises, n~mlieh der tiber weite Teile Afrikas verbreitete Passer jagoensis , anch grank6pfig ist und der rotbraune Kopf daber als fortgeschrittener angesehen werden mug. Es wiire auch unverst~indlieh, warum italiae nieht auf Sardinien odor in Griechenland vorkommt, wenner urspriinglieh grSl3ere Absolmitte des Mittehneergebietes besiedelt hgtte.

Selbst wenn die Annahme der Bastardnatur des Italienischen Sperlings richtig ist, ist diese Art des Werdens neuer Formen in der Tierwelt se l t en . Darauf soll abet an anderer Stelle eingegangen werden.

1) Z~DLICZ (1913) ist wohl der erste gewesen, der den Verdacht aussprach, da,13 der _Passer italiae iiberhaupt das ,Produkt elner Vermlschu~g yon aP. don~estic~s und Mspaniolensis isV', Seinen ,,Passer italiae bergeri" aus Tuneslen dachte er sieh aus der Kreuzung von hi~ganiolensis mit iteliae hervorgegangen (1909).

Page 35: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4] Zur Sys[ematik der Sper]inge. 665

Artenmischgebiete and Nomenklatur.

~Vir kommen zur letzten Frage: ~Vie retten wit in diesem und ghnlichen Ft[llen die Nomenk]atur und ihre unbedingt einzuhaltenden Regeln ?

Gewig ist die liickenlose Reihe domestic us-italiae-hispct~iole~sis er- wiesen, nnd wir miigten denmach alle drei Formen in einen Formen- kreis, P~sser domeslicus, bringen. SC~nE(~SL hat 1844 italiae zu dome- stictts gezogen und/~ispaniolensis fiir sich belassen (wie IIA~T~RT 1932), EaL&NOI,~R dagegen 1899 /gspa~liole~sis zu italiae gestellt und domesticus abgetrennt. Cram hat alle drei vereinigt und 190~ in zwei Subspezies (domesticus und italiae) anfgeteilt. SAr~vAJ)om (1906) endlich hielt wie HAmeER~ (1904) alle drei getrennt.

Betrachten wir einen ~ihnlichen Fall aus der Vogehvelt, die S i t b e r m S w e n und H e r i n g s m S w e n , die kiirzlieh yon STEGMAN>~ (193~) in einen Formenkreis gestellt wurden! Die dnnkle HeringsmSwe, die yore WeiBen Meet his Siidsehweden reieht, geht in eine viel hellere fiber, die vor allem in England und den Niederlanden b¢iitet. Dieser britta~micus ist nun kaum yon einer Silberm6wenform zu unterscheiden, die sieh yore Ob an der nordrussisehen Kiiste entlang naeh der Kanin- halbinsel ausbreitet und zweifeltos zu argentatus gehSrt, obwohl ganz im Westen eine" Kolonie unvermiseht nebe~ a~iqentatus zu wohnen seheint. Weil sich nun diese beiden Subspezies der Herings- und der SilbermSwe so ghnlieh sehen, vereinigt SSEGMAX~ die beiden Arten, die yon England his zum Weigen Meer nebeneinander vorkommen. Zwar setzt er ,,[~tscus" und ,,brittannieus" hinter ein ei~geklammertes ,,a~entah~s". Ieh mn~ aber daran erinnern, dal~ diese Ktammer nm den Artnamen sehon ver- wendet worden ist fiir Fglle, in denen die danaeh folgende Rasse sehr stark yon der Nominatform unterschieden ist, also einer anderen Gruppe angehSrt, trotzdem aber als geographiseher Vertreter gelten mug. Wir konnten bisher bei terngrer Benennung sicher sein, dag sich alle mit dem gleiehen zweiten ( = Art-)Namen bezeiehneten Glieder im Raum vertreten. Nur bei Parus major und in wenigen anderen F~llen haben wir eine ganz geringfiigige UebereinandeEagerung der Endglieder ohne Vermisehung kennen gelernt und trotzdem die gesamten Fo~'men vereint. Wir sollten, denke ich, ~n diesem nomenklatorisehen Prinzip unter allen Umst~nden festhalten und unsere Ueberzeugung vonder verwandtschaft- lichen ZusammengehSrigkeit mehrerer im gleichen Gebiet brtitenden A r t e n - bei S ~ s a ~ = x sind es an einer Stelte nebeneinander drei F o r m e n - lieber nicht in der Benennung zum Ausdruck bringen. Wit wollen lieber wagen, zwei Formenkreise aufzustellen mit je einer

Page 36: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

[ J. Orn. 666 W:LEEL~ ~'IE:SI~" [ 1936

Form, die man l:aum unterseheiden kann (wie L. arffentatus antelius und L. fuscus brittannic~ts), als eine neue Verwirrung in die Nomenldatur hineintragen. Wir erinnern uns daran, dal3 RENSC~ und viele andere nieht einmal alle sich vertretenden Formen unbedingt unter denselben Artnamen bringen, obgleich diese Formen genetiseh als Einheit (RExscH 1934: genus geographicum) betrachtet werden. [oh fasse zwar solehe Formen naeh MSgliehl:eit unter einem Artnamen zusammen, um die erste Orientierung zu erleichtert b aber ieh wage das nieht zu tun mit den sieh fibereinander lagernden Arten~ die unzweifelhaft zusammengehSren, sieh jedoeh nicht regelm~gig im ganzen gemeinsam bewohnten Gebiet vermisehen.

Daraus ergibt sich sehon, dal3 wir h i s p a n i o l e n s i s u n d d o m e - s t i c u s t r e n n e n . W e a b e r die G r e n z e z i e h e n ? Morphologiseh geh6rt italiae zu domesticus so gut wie zu hispaniolensis, und nirgends kommt er neben anderen Sperlinge,~ vor, ohne sieh zu vermisehen. Wegen tier sehmalen Misehzone am Alpenfug mSchte ieh italiae an domesticus ketten. Der Name Passer species hybrida italiae wiirde zu- viel yon unseren theorisehen Vorstellungen fiber die Entstehung in welt zuriiekliegender Zeit enthalten und m6glieherweise fiber das grol~e Ver- breitungsgebiet dieser Misehrasse hinwegt~usehen.--Folgeriehtig bleibt dann hispaniolensis ffir sieh, die Artengrenze vertiiuft durSh die 50 : 50- Linie der Misehgebiete.

Was nun mit den Zwischenpopulationen, zun[~chst der sfid- italienischen ? Passer h. hispaniolensis X P. domestieus italiae wiirde sic eindeutig kennzeiehnen. Passer hispaniolensis br~.dh~s h~£te ftir die siidlieh der Grenzlinie (50 : 50-Linie) wohnenden Sperlinge eine gewisse Bereehtigung, ebenso ftir die ganze Kreuznngsgemeinschaft Passer spec. hybr. brutius oder )< Passer brutiusl). Aueh kann man die nSrdlieh der Grenzlinie lebenden Sperlinge einfaeh als P. d. italiae, die siidlich davon lebenden als P. hispaniolensis aufffihren.

Die BevSlkerung yon Algerien, soweit sic vermiseht ist, mfigte P. domesticus tingitanus )< P. h. hispa~.iolensis heigen. TscEusI (Orn. Jahrb. 24~ S. 65, 1913) sehrieb: P. dora. tingitanus )4 P. h. hispaniolensis. Die sfidalgerische~ ziemlieh einheitlieh gewordene MischbevSlkerung ware ebenso zu kennzeiehnen, oder als Passer spee. hybr. flii.ekigeri oder >< P. fli~c/~igeri. Man kSnnte sie aueh an hispaniolensis anh~ngen, da sie 5stlich der l~ittellinie des Mischgebietes vorkommt. HA~T.EaT sagt 1928:

1) Diese Art de:" Bezeichnung yon B~stardr~ssen und -arten finde ich bei ALLA~ (1925), der sie wohl yon COCKaAV~E zur Bezeichnung yon Pflanzenbastarden iibernommen bat,

Page 37: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84~ Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 667

,,It (fli~ck°igeri) will then perhaps be treated a subspecies of hispaniolensis, though it is not, strictly speeking~ of the same footing as other sub- species, which we regard as geographicM forms, the results of surroundings, climate and other local conditions".

Die vorgeschlagene Teilung der beiden Arten und die Benennungs- weise der Zwischenglieder erlauben es, an einem gesunden Grundsatz der Nomenklatur festzuhalten~ der so ~usgezeichnet zur Vereinheitliehung und Klarstellung des natiirlichen Systems der Lebewesen beigetragen hat.

Die s y s t e m a t i s c h e E i n t e i l u n g und V e r b r e i t u n g der westlichen Haus- und Weidensperlinge wilrden sich also folgendermal]en darstellen lassen :

Passer domesticus domesticus (L.).

GrS~ter Tell der Pa.15arktis yon der Iberischen Halhinsel bis Nikolajewsk am unieren Amur, yore nSrdlichsten Norwegen his an den s[idlichsten Fu~ der Alpe~ b der Balkan (mit den Inseln aul~er Kreta) und Kaukasus. (Die weitere Grenze im Osten und die zentralasiatischen Rassen kSnnen wir hier fibergehen.) Auf der [berischen Halbinsel, den Balearen und Pityusen stelleaweise dutch P. d. balearoibericus v. Jo~D. vertreten.

Passer domesticus ilaliae ¥ieill.

ltalien yon den Oberitalien abschliel~enden Wasserscheiden, Nizza und Triest his nach Calabrien, Corsica, Kreta. Durch ein Rassenmisch- gebiet in Oberitatien, der Sfidschweiz und Tirol yon P. d. domesticus, durch ein Artenmischgebiet (}( P. brutius D~ Fm~E), das yon Apulien nach Sizilien und Malta reicht, yon P. hispaniolensis getrennt.

P. domestieus ti,~gita~us HO~E~ER.

Marokko, Algerien, Kfiste yon Tripolitanien (selten)~ Cyrenaica, (hier andere Rasse?). Dutch ein Artenmischgebiet (stellenweise ziemlich rein lebende }( P. fli~c~igeri K1.) mit P. /~ispaniole~sis verbunden.

P. domesticus ~iloticus NIc .& Bo~-:g.

Unterfigypten etwa bis Luxor siidw~rts, wo Uebergang zu

P. domesticas halfae MEI~E~TZ~AGEN. 1)

Niltal etwa zwischen Luxor und Wadi Halfa

P. domesticus rufidorsalis BI~EHM.

Oberes Niltal yon Dongola stidw~rts bis 120 N

1) Ieh untersuchte 54 Sperlinge aus dem Niltal, 5~ davon aus dem Museum ALEXANDER KOENIG in Bonn.

Page 38: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

J. Orn. 668 WXLXZEL~ ~'IEIS~ : [ 1936 L

P. hispa.niolensis hispaniolensis T. 1) Tunesien, Aigerien, Marokko (selten naehgewiesen), Kanarisehe

Inseln, Kap Verdisehe Inseln. Iberisehe Halbinsel, Sardinien, Balkan (Vorderasien diese Rasse?). Artmisehgebiete mit P. domesticus tingi- tant~s (s. o.) in Westttmesien und Ostalgerien, mit P. domesticus italiae (s. o.) yon Sizitien und Malta bis Calabrien und Apulien, Grenzlinien in Ostalgerien nnd 0alabrien.

Zusammenfassung. Die Unterschiede zwischen etwa ~5 Reihen yon Haus- und Weiden-

spertingen win'den zahlenm~t3ig zu erfassen versueht. Es ergab sieh ein lfiekenloser morphologiseher und geographischer Uebergang yon P. d. domesticus fiber italiae zu hispa~iolensis und yon diesem wieder zu P. domesticus (tinffitanus). Trotzdem ist eine Vereinigung aller dieser Formen zu einem Formenkreis unmSglieh, ~eil die Extreme, bispaniole~sis und domestic~ts, in weiten Teilen des Mittelmeergebietes nebeneinander leben, wenn aueh in 6kologiseher Trennung. We sie sieh misehen, in Ostalgerien und Westtunesien, haben sie denselben Biotop besetzt, und such in Osttunesien ist der ,,Weiden"- oder ,,Palmensperling" gleieh- zeitig ,, Ha~ssperling".

Unter Beriicksiehtigung der Gesamtverbreitnng beider Arten wurde die Entstehungs- und Verbreitungsgesehiehte kurz behandelt:

Der Haussperling als ursprtinglieher Bewohner des ostmediterranen Raumes (jedenfaUs des Gebietes zwisehen Nildelta nnd B2aukasus) war lange Zeit veto Weidensperling getrennt, der vermutlieh das ganze westliche Mittelmeergebiet (wenigstens Tnnesien und Sardinien), aueh Italien, besetzt hielt. Sparer tiberdeckten sieh die Gebiete weitgehend, wobei in Italien, Korsika und Kreta Vermischung eintrat, die nach vielen Generationen zur Festlegung einer ,.konstanten Misehrasse~' (italiae) fiihrte (die Bedenken de r Vererbungslehre gegen solehe Aus- legnng sind angefilhrt). Eine ernente Isolation der Italienisehen Sperlinge infolge dsr (letzten?) Eiszeit gebot dem Naehsehub yon dotnesticus zeitweise Einhalt, und erst naeh der Wiedereinwanderung des Haussperlings in die Alpengebiete vermischen sich beide Rassen aufs Neue in Oberitalien. Dieses und die noeh zu nennenden Miseh- gebiete wurden zweeks Erkennung sp~tererVersehiebungen kartographiseh

1) Ieh verglieh 18 Weidensperl inge yon den Kanarisehen Inseln (~{useum K o ~ m , Bonn) und konnte sie n ieht yon Sardiniern (arrigonii Tschusi) unterseheiden. Sie diirften daher mlt Spaniern iibereinstimmen. Ueber die asiatisehe ~asse trans- caspicus kann ich reich nlcht ~uSern. 16 (~C~ der Kunaren erhielten die Bewer tung 85--100 (s. S. 9.), D1, = 98. Fltigellgnge 73--78,5, DI~ = 75,6 ram.

Page 39: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

8~ Heft 4] Zur Systematik der Sperlinge. 669

festgelegt . Ueber das A l t e r der A r t e n m i s c h g e b i e t e in S i id i t a l i en (zwischen P. domestict~s italiae und 17.. l~ispaniolensis) nnd in Ost-

a l g e r i e n - W e s t t u n e s i e a (zwisehen P. hispaniolensis und 19. domesficus tiny#anus) werden noeh u n b e s t i m m t e r e A n g a b e n gemacht . I n N o r d a f r i k a

ha t sich ein B a s t a r d , flitckiyeri, in e inze lnen Oasen zu e iner z iemlieh re in ve re rbenden , ,Bas t a rda r t : ' entwickel t , deren H e r k u n f t arts den

be iden genann ten A r t e n k a u m bezweife l t werden kann, und deren D a s e i n e inen wiehtigen Hinweis anf die n rspr i ing l iche B a s t a r d n a t u r yon P. d. italiae gibt.

A l s nomenk la to r i s che LSsung wird vorgesehlagen, Haws- und

W e i d e n s p e r l i n g e sowie S i lber - nnd H e r i n g s m S w e n nicht un te r dem-

se lben A r t n a m e n terni~r zu vereinigen, sondern l i ebe r e inen gewa l t samen

Sehni t t in de r F o r m e n k e t t e vorzunehmen. N u r so b le ib t de r Sinn der

Nomenk la tu r , die Z u s a m m e n fassung der sich im R a u m ve r t r e t enden terni i ren

F o r m e n , gewahrt . Der Sehnit~ sol l te durch die Mi t t e l l i n i e des Miseh-

gebie tes gef i ihr t werden. Die im Misehgeb ie t l ebenden var iab len

P o p u l a t i o n e n werden dadu reh getei l t , also zu zwei A r t e n gereehnet ,

ode r z u s a m m e n f a s s e n d als B a s t a r d e (z. B. P. d." italiae X P. 7~ispanio- lensis bezw. mi t e inem kt i rzeren v o r h a n d e n e n N a m e n P. sp. hybr . brutius oder einfaeh X P. brutius) bezeiehnet .

Anhang: Analyse dreier Sperlingsreihen. Die Lisf~en zeigen deutlieh, in wie versehiedener Weise die Merkmale sieh

bei diesen Bastardserien kombinieren k5nnen, und nur zu diesem .Zwecke wurden sie ausgearbeitet.

Die einzelnen Spalten bezeiehnen: 1) O~iginalnummer tier Sammlung CmGI

bzw. bei der Biskra-Serie des ]derliner (Be) und Bonner (Bo) Musemns

9) Gesamtwertung 3) Oberkopf 4) 0berriicken 5) Schultern

I. Serie yon M aj 1) 3i 52 (1)

3 15 65 14 75

(19) 63 17

a no (P. d. domesticus ~) 3) 4) 5) 6) 15 10 0 0 0 25 20 0 0 0 30 30 0 0 0 30 riO 0 0 0 35 20 0 0 5 30 9~0 5 O 0 40 20 0 0 0 50 20 5 0 5 50 30 0 0 0 55 25 0 0 0 55 30 0 0 0

6) Unterriicken 7) Ohrdecken 8) Verbreiterung des Kehlschfldes 9) BreRe des Sehwarz an den galsseiten

10) Veri~ingerung des Kehlsehilds naeh hinten

11) Seitenstreifung

X italiae): s. o. S. 635.

Aul~erdem sah ich Nr. 16, 60, 61 (Werte 45,

7) 8) 9) . 10) 11) 5 0 0 0 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0

10 0 0 0 0 10 0 0 0 0 5 0 0 0 0

10 10 o o 0 10 10 0 o 0 10 10 0 o 0 10 10 5 5 0 10 10 0 5 0

45, 45).

Page 40: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

670 WILaELX MEISE: FJ. Orn. t 1936

2. Serie yon P i s a (P. domesticus

E VII E IX E VIII EI E 11I E IV und Vl EX E II, XII, XVI, V E XI, XV, XVII E XIII

1) 2) 4O 5O 60 6O 6O 6O 6O 7O 75 8O

i ta~a~ s. o. S. 637.

3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 30 0 0 0 10 0 0 0 0 30 0 0 0 10 10 0 0 0 30 0 0 5 t0 10 0 0 5 30 5 0 5 5 10 5 0 0 30 5 0 0 10 10 5 0 0 30 5 0 5 10 10 0 0 0 30 0 0 5 10 10 0 0 5 30 5 5 5 10 10 5 0 0 30 5 5 5 10 10 5 5 0 30 5 5 5 10 10 5 5 5

3. Serie yon B i s k r a (P. d. tingitanus X P.

1) B 887/4 Be B 887/7 Be 24. 12. 1912 Bo B 517/2 Be 9. 5. 1893 Bo B 517/15 Be B 517/13 Be B 895/8 Be B 517/1 Be 11. 6. 1913 Bo B 825/3 Be B 887/4, 894/2 Be B 887/7 Be

hi~paniolensis), s. o. S. 640.

2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11)

10 0 0 0 0 10 0 0 0 0 20 5 5 0 0 10 0 0 0 0 35 5 0 5 0 10 10 0 5 0 45 9.0 5 0 0 5 10 0 5 0 40 10 5 5 0 10 10 0 0 0 50 10 10 10 0 0 10 5 5 0 50 20 5 0 5 0 10 5 5 0 55 15 10 10 0 0 10 5 5 0 55 20 5 0 0 1O 10 5 5 0 60 25 10 5 0 10 t0 0 0 0 85 30 5 5 5 10 10 5 5 10 95 30 I0 10 10 5 10 5 5 10

100 30 10 10 10 10 10 5 5 10

S c h r i f t t u m .

ALLAN, H. H., 199,5, Illustrations of wild hybrids in the New Zealand Flora I. In : Genetica 7, S. 9,87--292.

Anl~mO~i I)E~LI 0DI)I, 1904, Manuale di 0rni tologia Italiana. Milano. S. 410--411. - - 1929, Ornitologia itMiana. Milano. S. 123--125. BAIZE% E. C. S~vA~% 1934~ The Nidification of Birds of the Indian Empire. Vol. 3.

London. S. 74--78. BA~NEaMA.~, D. A., 1927, Repor t on the Birds collected and observed during the

British Museum Expedition to Tunisia in t 925. In : Ibis (12) 3 Suppl. S. 60--66. (Sperlingc).

CAVAZZ& E., 1925, 0sservazioni sugli uccelli della Tripolitanla. I n : Riv. Ital. Ornito]. (2) '2, S. 155--209 (16L-63).

CI~mI~ PnI~C. D. Fax~CESCO, 1904, Passer hisTaniolensis (TE~.), Passer italiae (VIEIIm.), Passer domesticus (L.). I n : Boll. Soe. Zool. Ital. 13~ fasc. 4--6, S. 127--146.

- - 1906, Passer domesticus (LI~.). Ebenda 15, S. 49--50. - - 1907~ Replica nile ,:Note intorno ai Passeri itMiani" del Conte Prof. ToM~Aso

SA~v~DOm. I n : Boll. Soc. Zool. Itat. 16, S. 74--81. - - 1914, Specie - - tZazze --VarietY? I1 Passer domesticus, le sue forme e i suoi rappor~i

con le specie congeneri. I n : Boll. Soe. ZooL Ital. 23~ Sep. S. 1--47 (Mit Literaturverzeiehnis).

- - 1915, Specie, B.azze, Varieth. I1 Passer domesticus e le sue forme. I ° Supplemento. I n : Boll. Soe. Zool. Ital. 24~ Sep. S. 1--7.

Page 41: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

84 Heft 4 ] Zur Systematik der Spe~linge. 671

CmGI, P ~ c . D. FRAncisco, 1916, I1 ,,.Passer domesticus (Lm.)" e le sue forme, II" Supplemento. I n : Boll. Soc. Zool. Ital. 25, Sep. S. 1--4.

ERLA~GER, Cam.o, Frh. v., 1899, Beitr~ige zur Avifauna Tunesiens. I n : Journ. f. Ornith. 47, S. 476--481 (Sperlinge).

F~s~A, E., 1925, Missione zoologica del Dr. E. FESTA in Cirenaiea XV. Uceelli (II). I n : Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Univers. Torino 39, S. 1--28.

G~YR v. SeHW~PP~NBURG, I-I. F~h.~ 1924, Amnerkungen zur Subspeziesfrage. I n : Zool. Jahrb. (System.) 49~ S. 131--196.

GmLroL~, E. tt., 1886, Avifauna italica. Firenze 1886. S. 24--~7. - - 1889, Primo resoeonto dei i~sul tat i . . , inchiesta ornitologica in Italia. 1. Avifauna

Italica. Firenze. S. 63--67. - - 1890~ Primo resoconto . . . . 2. Avifaune locali. Firenze. S. 69, 99. - - 1907, Secondo resoconto . . . . . Avifauna Italica. Firenze. S. 34--38. GUIt/~Te~IITCtI~ O. DE~ 1934~ Chronique ornitholo~que tunisienne pour l'ann(~e 1933.

I n : Alauda (3) 6, S. 21~--217. HAR~Ea:C, ER~S% 1904, Die VSgel der paliiarktisehen Fauna. Berlin S. 147--152

(Sperlinge). - - 1913, Birds (Expedition to the Central Western Sahara). In : Nov. Zool. 20,

S. 39--40. - - 1923, On the Birds of Cyrenaiea. I n : Nov. Zool. 30, S. 9. - - 1928, A Rush trough Tunisia, Algeria, and Marocc% and collecting in the ~Iarocean

Atlas, in 1927. I n : Nov. Zool. 34, S. 337--371 (S. 356 f. Sperlinge). - - 1932, Die VSgel der palgarktischen Fauna. Erggnzungsband mit Dr. STEINBACttER

bearbeitet. S. 79--82.

HEI~I DE BALSAC, HENRI, 1936: La notion d'esp6ce et de sous-esp6ee darts ses rapports avec Ia biog4ographie. I n : Alauda NS 7~ S. 457--467 (S. 462).

- - 1936a, Biog~ographie des Mammif~res et des 0iseaux de l'Afrique du Nord. In : Bull. Biol. France Belgique Suppl. XXI. Paris. 446 S., 21 Karten, 7 Tafeln.

KI~I~INSCHMID% 0.~ 1904, Die wiehtigsten Ergebnisse der zweiten algerisehen Reise yon E. Fci)cKm~m I n : Orn. Monatsber. 12, S 196--198.

- - 1912, Die yon F~.ffCKIaER in Algerien gesammelten Vogelarten. I n : Falco 8, S. 43--54 (S. 45--47 Sperlinge).

Ml~Is~ ~V., 1928a, Die Verbreitung der Aaskrghe (Formenkreis Corvtts corone L.). I n : Journ. f. Ornith. 76~ S. 1--203.

- - 1928b, Rassenkreuzungen an den Arealgrenzungen. I n : Verb. Dtseh. ZooL Ges. S. 96--105.

- - 1934, Ueber Arthastarde bet paliiarktischen Sperlingen. In : Orn. Monatsber. 49, S. 9--15.

P~F~SCJZ, B., 1934, Kurze Anweisung fiir zoologisch-systematisehe Studien. Berlin 1934. 116 S.

Ro~sem~D, V ~ , ~ : ~ , & H A ~ % E ~ s % 191~, Ornithological explorations in Algeria. I n : Nov. Zool. 18, S. 456--550 (S. 479--82, Taf. 11 und Erliluterungen).

SAnVA~)ORL TO~ASO, 1906, Note interne ai Passeri irritant. I n : Atti R. Aeead. Reale Se. Torino 41 (Sep. S. 1--12) (nieht gesehen).

- - & F~S~A, E., 19~1, Missione zoologiea del Deft. E. F~S~A in CirenMca. I. Uecelli. I n : Boll. Mus. Zool. Anat. eomp. Univ. Torino 36, S. 1--5 (Sep.). Journ. f. Orn. 84. Jahrg. Oktober 1986. 44

Page 42: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge,Passer domesticus (L.) undhispaniolensis (T.)

672 W ~ s ~ , ~ M~Is~: Zur Systematik der Sperlinge. [ J" 0rn. 1986

STEaMA~S, B., 1934, Ueber die Formen der grol]en M5wen (,,subgenus Larus: ' ) und ihre gegenseitigen Beziehungen. In : Journ. f. 0rnith. 82, S. 340--380.

S~RESE~AS~, E~WI~, 1927, Die Entwieklung der Begriffe Art, Varietg~, Unterart in der Ornithologie. In : Mitt. Ver. sgchs. Ornith. `2, S. 1--8 (S. 7).

STCD~R, T. & FATIO, V., 1918, Katalog der sehweizerisehen VSget. X I I L Lie£ bearb, v. G. v. Burg. Bern 1918 (S. 2407--`2509).

TscItus[~ VIKTOR Ritter v. T. zc SCHMID~OSSS~, 1903, Ueber palgarktische Formen I i t . Der Weidensperling (Passer h i spanio lens i s T ~ . ) u n d seine For . ten . I n : Orn. Jahrb. 14, S. 1--`21.

- - 1905, Ueber pal~arktische ~'ormen X . In : Orn. Jahrb. 16, S. `215--219. VAn~o~, G., 191'2, Intorno ad una varietk di Passera raecolta sui monti del Friuli.

In : l~iv. Ital. Ornit. 1, S. 156--157. ZSD~IWZ, O. Graf, 1909, Ornithologische Beobachtungen aus Tunesien, spezietl dem

Chott-(}ebiete. In : Journ. f. Orn. 57, S. 121--'2ll, '241--39'2 (S. 155--158 SpeEinge).

- - 1913, Orn~thologisehe Ergebnisse der Reise yon PAV~ SPA~z in die algerisehe Sahara im Sommer 191'2. In : Nov. Zool. '20, S. 168 £

Nachtrag. Dank der Freundlichkeit der Herren Dr. G6~I~z, Prof. Dr. LAUB~IAm~ und

Regierungsrat Dr. SASSI trage ich naeh 53 weiteren m~nnlichen Sperlingen folgende Punkte naeh :

1. S. L o r e n z e n im P u s t e r t a 1 (gleich nSrdlich der 4 yon Punkt 4~) : 13 VSgel des Miinchner Museums bewerte ich mit 10 bis 40, D~ ~ ~6 (1 Maiyogel --~ 35; 1~ WintervSgel). Die MischbevSlkerung reicht also noch weiter das Pustertal aufwiirts.

2. S a t t e n d o r f a m O s s i a c h e r s e e in KKrnten (etwa bei D des ,,Drau" ge- legen): Von 16 V5gela (Jan. und Febr. Sammlung G6R~ITZ) sind 2 auf dem Oberkopf etwas braun gefleekt, 1 g a n z braun start grau. Ob der Einflui] yon i ta l iae zar Brutzei~ im Drautal soweit abwKr~.s reieht?

3. P o r d e n o n e (westlieh yon Punkt 59): 3 i ta l iae im Miinchner Museum, M~rz (s. Ornith. Beob. '22, Sep. p. 17, 1926, STADLER und S~RRSE~ANN).

4. Z e n g g i n K r o a ~ i e n : 1 domes t icus vom Februar mit sehwarzen Seitenstreifen an der Brust und verbreitertem sehwarzen Kehlschild.