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Zurück nach Polen ... Grundschule – Teil I

Zurück nach Polen - Powroty · Platz, der für unsere Klasse ausgewählt wurde. Nach dem Unterrichtsende lassen wir die Schulschuhe im Beutel – wir nehmen sie nicht mit nach Hause

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Page 1: Zurück nach Polen - Powroty · Platz, der für unsere Klasse ausgewählt wurde. Nach dem Unterrichtsende lassen wir die Schulschuhe im Beutel – wir nehmen sie nicht mit nach Hause

ZZuurrüücckk nnaacchh PPoolleenn......Grundschule – Teil I

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„Zurück nach Polen... Grundschule – Teil I”

Herausgeber:OÊrodek Rozwoju Polskiej Edukacji za Granicà02-729 Warszawa, ul. Rolna 175tel. 22 622 37 92, 22 629 36 42

Buchkonzept – Magdalena Bogus∏awska

Textbearbeitung – Ewa Pawlic-Rafa∏owska

Übersetzung aus dem Polnischen – Teresa G∏ogowska

Illustrationen – Jacek Wojtyra

Beratung – Joanna Ja∏osiƒska, Katarzyna G∏usek-Wojciechowicz

Meritorische Aufsicht – Marian Mahor

Korrekturen – Anna Kowalczyk, Ewa Kiedio

Satz und Druck:J-PROPERTY03-936 Warszawa, ul. Zwyci´zców 20 lok. 2tel. 22 810 26 04

Kostenlose Publikation

© Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes, außerder Verwendung für nicht erwerbsorientierte Zwecke, darf nur mit der Zustimmung des Verlages erfolgen.

Die Publikation des Zentrums für die Entwicklung der polnischen Bildung im Ausland wurde im Rahmen des Projektes Offene Schule – Unterstützungskonzept für Polen-Rückkehrer realisiert.

Es wurde zum Teil aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert.

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Ich fange mit der Schule an...

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

Hallo, ich heiße Bartek.Die letzten Jahre lebte ich mit meinenEltern im Ausland. Jetzt sind wirzurück in Warschau und ich fange mitdem Unterricht in der polnischenSchule an. Ich weiß nicht, ob es mirda gefallen wird. Ich kenne dochnoch niemanden. Ich weiß nicht, wiemeine neuen Klassenkameraden seinwerden. Ob sie mich mögen werden?Meine Mama sagt: „Es wird supersein!” Ich hoffe, dass sie Recht hat.Der Schulanfang in ein paar Tagen,aber ich gehe schon Morgen mirmeine neue Schule anschauen.Ich kann es kaum erwarten.

VVoorr ddeemm eerrsstteenn KKlliinnggeellnn

Meine Mama hatte Recht. Die Schule ist super. Zuerst gingen wir ins Sekretariat, weil meineMama sich nach den Büchern erkundigen wollte und nach den anderen Sachen, die ich inder Schule brauchen werde. Sie bekam eine Liste mit Lehrbüchern und den sonstigen Mate-rialien – die ganze Seite war von oben bis unten vollgeschrieben! Naja, schließlich gehe ichin die Schule und nicht in den Kindergarten.– So wie ich sehe, können unsere neuen Schüler den Schulanfang kaum erwarten – hörteich eine unbekannte Stimme sagen.

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Grundschule – Teil I

– Guten Tag, Frau Direktor – sagtemeine Mama.Also das ist die Direktorin, von derich schon soviel gehört habe.– Wie heißt Du? – fragte sie mich.– Bartek – sagte ich leise.– Gefällt Dir die Schule? – war ihrenächste Frage.– Sehr gut – erwiderte ich überzeugt.– Und möchtest Du Dein Klassenzim-mer sehen?– Was für eine Frage? – dachte ich.Ich brachte kein Wort hervor, sondernnickte nur, weil ich so beeindruckt war.

Wir gingen bis zum Ende des Korri-dors, dann öffnete die Direktorin eineTür und wir betraten mein Klassenzimmer. Es war hell, bunt, duftend… es wartete auf uns. – Ich hoffe, dass Du nicht nur den Raum mögen wirst, sondern auch die neuenKlassenkameraden – sagte sie sanft und lächelte freundlich.Ich erwiderte das Lächeln. Ich überlegte gleich, mit wem ich an einem Tisch zusammen--sitzen werde. Wie werden sie sein, die neuen Klassenkameraden?Aus meinen Gedanken riss mich die Stimme meiner Mama. – Schönen Dank, Frau Direktor. Auf Wiedersehen. – Bartek, verabschiede Dich – drängte mich meiner Mutter.Ich weiß doch, dass man sich verabschieden muss! Meine Mama denkt immer noch, dassich kleines Kind bin.– Auf Wiedersehen – sagte ich laut.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

– Auf Wiedersehen Bartek, wir sehen uns in ein paar Tagen – und wieder lächelte sie michstrahlend an.Als wir die Schule verließen, beschleunigte meine Mama ihren Gang. – Bist Du müde? – fragte sie.– Ich? Müde? – antwortete ich empört.– Wenn es so ist, dann gehen wir jetzt Deine Schulausstattung kaufen – entschied sie.– Welche Ausstattung, warum Schulausstattung? Wenn die Schule doch erst in ein paarTagen beginnt? Stellte ich eine Frage nach der anderen.Offensichtlich amüsierten sie meine Fragen, obwohl ich anfangs überhaupt nicht wusstewarum? Ich verstand das erst, als mir meine Mama erklärte, dass eine Schulausstattung eineSammlung aller Dinge ist, die jeder Schüler braucht. Jetzt war alles klar – diese Liste in derSchule, die meine Mama von der Sekretärin bekommen hatte, betraf genau diese Ausstattung!Wir fuhren zuerst zu einem Buchladen, um die Lehrbücher zu kaufen, danach zu einemSchreibwarengeschäft. Ich wählte mir einen Anspitzer in Form eines Autos aus, dazu nocheinen dreifarbigen Radiergummi, Bleistifte, eine Schere und andere notwendige Schulsachen.Auf dem Rückweg hielten wir vor einem Schuhladen an. – Nur noch die Schuhe und dann haben wir schon alles – verkündete meine Mamazufrieden.– Meine Schuhe sind doch fast neu und übrigens, ich mag sie sehr – erklärte ich sicht-bar verwundert.– Natürlich, aber Du kannst sie nicht in der Schule tragen, weil man dort die Schuhewechseln muss. Deshalb müssen wir Dir noch ein neues Paar kaufen – sagte sie, als wirden Laden betraten.Die Auswahl war groß. Ich probierte sicher fünf Paar Schuhe an, obwohl ich sofortwusste, welche ich haben wollte. Aber meine Mama war, selbstverständlich, einer anderenMeinung. Ich ließ mich aber nicht von ihr überzeugen. Am Ende kauften wir die, die mirvon Anfang an gefallen hatten – weiß-blaue Sportschuhe. Ich verstand wirklich nicht,wozu ich so viele anprobieren musste.

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Diese Dinge braucht man in der Schule

SScchhuuhhbbeeuutteell – In der Schule müssen wirdie Schuhe wechseln. Das andere Paarlassen wir in der Garderobe. An demPlatz, der für unsere Klasse ausgewähltwurde. Nach dem Unterrichtsendelassen wir die Schulschuhe im Beutel –wir nehmen sie nicht mit nach Hause.

SSppoorrttssaacchheenn – Das sind normalerweisedunkle Shorts, ein weißes T-Shirt undTurnschuhe für den Sportunterricht.Zusätzlich, ein Badeanzug, wenn es Schwimmunterricht gibt.

Im Schulranzen befinden sich u.a.:● LLeehhrrbbüücchheerr uunndd ÜÜbbuunnggsshheeffttee – Die

Bücher werden von den Elterngekauft, nachdem sie in der Schuledarüber informiert wurden, auswelchen Büchern wir lernen werden;

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Grundschule – Teil I

Als wir nach Hause kamen, lief ich schnell in mein Zimmer und breitete alle meine neuenSchulsachen auf meinem Schreibtisch aus. Ich schaute sie mir noch mal genau an unddann packte ich alles in meinen Schulranzen ein, der schon an meinem Bett stand. Ichwar bereit, in die neue Schule zu gehen.Aber wie wird es dort sein?… Der Gedanke ließ mich nicht los.

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● HHeeffttee – Sie werden auch von den Elterngekauft, nachdem die Lehrer ihnengesagt haben, welche Sorte benötigt wird;

● BBlleeiissttiifftt● FFüülllleerr//KKuuggeellsscchhrreeiibbeerr● LLiinneeaall● RRaaddiieerrgguummmmii● AAnnssppiittzzeerr● KKlleebbeerr● BBuunnttssttiiffttee● BBuunntteess PPaappiieerr● KKnneettmmaassssee

Der Unterricht Der Unterricht findet täglich von Montag bis Freitag statt (normalerweise fängter um acht an, aber an manchen Schulen zu einer späteren Zeit). Die Unter-richtsstunde der Klassen I–III dauert üblicherweise zwischen 20 und 45 Minuten.Unsere Klassenlehrerin beobachtet uns aufmerksam und merkt, wann wir müdesind – dann kündigt sie eine Pause an.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

– Das sind dieSchulsachen, dievon den Elterngekauft werdensollen. Eine detail-lierte Liste bekommen sie in der Schule. Wir könnenunsere Eltern beim Einkaufen begleiten und uns unsereSachen z. Bsp. einen Radiergummi, einen Anspitzer inunseren Lieblingsfarben und -formen aussuchen.

IImm UUnntteerrrriicchhttMontag. Die folgende Woche in meiner neuen Schule. Der Unterricht fängt um acht Uhran, also bringt mich meine Mama ein bisschen früher hierher, damit ich in Ruhe meineSchuhe in der Garderobe wechseln kann. Morgens herrschen hier immer Gedränge undLärm. Alle eilen, weil in Kürze der Unterricht beginnt.

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Über die Ordnung wacht „pani woêna”, von den Kindern in meiner Schule Tante Ula genannt.Als ich meinen Schuhbeutel an den Haken hängte, rannte Alek außer Atem in die Garderobe.Er verspätet sich ständig. Diesmal aber hatte er eine Chance, es vor dem Klingeln zuschaffen. Alek ist mein neuer Mitschüler, mit dem ich zusammen an einem Tisch sitze. – Hallo Bartek! – rief er und drängelte sich zwischen anderen Kindern hindurch zumGarderobenabteil. – Ha… – weiter kam ich nicht, weil ich über meinem Kopf die kräftige Stimme von „paniwoêna” hörte. – Jungs, beeilt euch. Es klingelt gleich – trieb sie uns zur Eile an.– Ja, wir kommen schon – antwortete ich und sprang von der Bank auf. Wir gingen, aber eigentlich flogen wir wie ein Pfeil in Richtung Klassenzimmer. Die Lehrerinwar schon da. Als wir reinkamen, lächelte sie (wie üblich). – Guten Tag – sagten wir fast gleichzeitig.– Guten Tag, Jungs – antwortete sie. Bald klingelte es und wir nahmen unsere Plätze ein. In der ersten Stunde sprachen wir über die Ausflüge an spannende Orte. Die Lehrerin ließuns eine Erzählung über eine Reise von Kindern nach Bia∏owie˝a. Ich verstand fast alles,wußte aber nicht, woher die Preise für die Tiere kamen. Die Kinder fuhren doch in denNationalpark Bia∏owieski und nicht in einen Laden. Ich versuchte mir das zuerst selbst zuerklären, aber merkte, dass ich das alleine nicht schaffe. Ich meldete mich. – Ich höre Dich Bartek – sagte sie sanft.– Woher diese Preise für die Tiere? – fragte ich leiser als normalerweise. Die Lehrerin näherte sich meinem Platz und erklärte geduldig meinen Irrtum. Es ging umdas Wort „cenny”, das die Wichtigkeit eines seltenen Tieres für die Natur beschreibt undnicht um das Wort „cena”, das der Preis bedeutet.– Schaut Kinder – wendete sie sich an uns alle – zwei Wörter, einander so ähnlich, aberdie Bedeutungen ganz unterschiedlich – und sie schrieb „cenny” und „ceny” an die Tafel– der eine Buchstabe „n” ändert so viel.

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Die KlassenlehrerinDie Klassenlehrerin betreut unsere Klasse drei Jahre lang. Von der I bis zur IIIStufe. Sie ist mit uns in der Schule fast die ganze Zeit zusammen. Ich kann michan sie wenden, wenn ich Hilfe brauche, wenn ich z. Bsp.

● etwas nicht weiß ● mich schlecht fühle

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

Wir sprachen noch über andere Tiere, die die Kinder in Bia∏owie˝a sahen. Ich meldete michoft, ich wollte, dass mich die Lehrerin lobt und ich habe es geschafft – am Ende desUnterrichts bekam ich ein Smiley.Ich wusste jetzt, wenn ich etwas nicht weiß oder nicht verstehe, muss ich fragen. DieLehrerin erklärt es mir und alles wird klar.Die Lehrerin bemerkte, dass wir müde sind und legte eine Pause ein.

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● wenn mich jemand kränkt ● wenn ich mich mit jemandem gestritten habe

und nicht weiß, was ich tun soll

Sie hilft sicher. Das habe ich schon in den ersten Wochen erfahren.

Von wem und wie werden meine Leistungen und mein Verhalten bewertet● Mein Verhalten und meine Lernfortschritte werden von den Lehrern jeden Tag

bewertet – manchmal bekomme ein lächelndes Smiley ☺, und manchmal eintrauriges �, weil ich nicht immer in der Lage bin, alles gut zu schaffen. Aberich habe das Recht, Fehler zu machen. Ich muss nicht in Allem der Beste sein.

● Am Ende jedes Semesters bekommen meine Eltern eine Beschreibung meinesVerhaltens und meiner Leistungen. Sie enthält Informationen darüber, was ichschon kann, was ich sehr gut mache und woran ich noch arbeiten muss.

Achtung! In manchen Schulen verwenden die Lehrer in der alltäglichen Bewer-tung andere graphische Symbole, z. Bsp. Sonnen oder Buchstaben.

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Während der Pause darf ich... ● mit den anderen Schülern auf dem Korridor, im Klassenzimmer oder auf dem

Pausenhof spielen (über den Ort entscheidet die Klassenlehrerin, die uns auchwährend der Pause betreut),

● mein zweites Frühstück im Klassenzimmer essen – während der Frühstücks-pause,

● das Mittagessen in der Schulkantine essen (in meiner Schule gibt es eineSchulkantine!) – während der Mittagspause.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

WWäähhrreenndd ddeerr PPaauussee

In der Pause spielte ich mit Alek auf dem Korridor. Ola und Wojtek gesellten sich dazu.Wir entschieden, ein Rennen bis zur Klassentür zu veranstalten. Die Startlinie zogen wirin der Mitte des Korridors. Alles wäre wunderbar gelaufen und ich hätte das Rennen sichergewonnen, wenn nicht der Junge aus der IIa gewesen wäre – Jasiek, der überraschendmeine Bahn kreuzte. Als ihn sah, war es schon zu spät, um zu bremsen. Mit großerGeschwindigkeit prallten wir zusammen und in dem Moment lagen wir beide nah derKlassentüre auf dem Boden. So wollte ich mein Ziel nicht erreichen. Ich spürte starkeSchmerzen, die Tränen liefen von selbst über meine Wangen, weil es weh tat. Aber derZweitklässer brüllte laut auf und fasste sich erschrocken an sein Knie. Und plötzlich standdie Lehrerin über uns. Nein, diesmal lächelte sie nicht. Ihr Gesicht war sehr ernst.– Was ist passiert? – fragte sie.– Weil, weil... er schubste mich – zeigte Jasiek auf mich und schaute mich böse an.– Eine Petze, solltest selbst aufpassen – dachte ich mir.– Ist das wahr, Bartek? – fragte die Lehrerin.– Ich... ich wollte das nicht, ich habe ihn nicht gesehen... – versuchte ich zu erklären.– Was heißt, Du hast ihn nicht gesehen? – wunderte sie sich.– Naja, weil… ich rannte – stotterte ich.

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Ich wollte nicht sagen, dass wir einen Wettlauf veranstaltet haben. Aber das war unnötig,weil die Klassenlehrerin schon von Allem wusste. Ich weiß wirklich nicht woher. – Bartek, ich sagte Dir doch – wendete sie sich an mich – das man während der Pausenicht verrückt spielen darf. So kannst Du Dir selbst oder jemandem wehtun (und siezeigte auf den immer noch liegenden Zweitklässler). Sie hatte Recht und ich keine Erk-lärung, also schwieg ich. – Entschuldigen Sie... – stammelte ich.– Du solltest Dich noch bei jemand anderem entschuldigen, oder?... – fragte sieabwartend.Ich schaute die Heulsuse an. – Entschuldige – sagte ich. Nach diesen Worten, hörte Jasiekauf zu brüllen und guckte mich schon ohne Zorn an. Doch er zischte vor Schmerz. – Ich sehe, dass Ihr beide voller blauer Flecken seid – sagte die Lehrerin – es wäre gut,wenn sich die Schulkrankenschwester das ansieht. – Wir gehen ins Krankenzimmer– entschied sie.So gingen wir. Es stellte sich heraus, dass uns, zum Glück, nichts Ernstes passiert war, von den blauenFlecken abgesehen. Diesmal beließ es die Klassenlehrerin bei einer Ermahnung, aber siewarnte mich, falls sich so etwas wiederholen sollte, würde ich einen Tadel in meinemSchülerbuch erhalten. Und das wollte ich wirklich nicht. Das war für mich eine Lehre. Seit-dem denken wir uns sicherere Spiele aus..., weil unsere Lehrerin aufpasst, obwohl kleineVerrücktheiten manchmal vorkommen.

IInn ddeerr SScchhuullkkaannttiinnee– Das Mittagessen esse ich in der Schule, wie die meisten Kinder aus meiner Klasse.Während der sog. „großen Pause” stellen wir uns paarweise an und die Lehrerin geht unsnach unten in die Kantine, die sich im Erdgeschoss befindet. Als wir heute mit der Lösung unserer Aufgaben fertig waren, fragte Karol:– Frau Lehrerin, bitte wann ist das Mittagessen?

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– In ein paar Minuten. Und Dein zweites Frühstück hast Du gegessen? – hakte dieLehrerin nach. – Ja, aber ich bin sowieso hungrig – jammerte Karol.Wie immer, er ist ewig hungrig – dachte ich mir. Für ein Essen würde Karol alles geben. – Es bisschen Geduld, Karol – sagte die Lehrerin lächelnd.– Kinder – wendete sie sich an die Klasse – macht die Hefte zu und stellt auch an –daraufhin folgte in der Klasse sichtbar Bewegung. Die Lehrerin stellte sich an die Tür undwartete auf uns. Einen Augenblick später gingen wir los. In der Kantine waren wir die Ersten. Kurz danach kamen die Zweit- und Drittklässler (dieälteren Kinder essen später, während der zweiten langen Pause). Wir setzten uns an die Tische. Die Damen aus der Küche servierten die Suppe. – Gemüsesuppe – sagte Ola. – Ekelhaft! Gemüsesuppe kann ich nicht leiden! – stöhnte ich.– Bitte sehr, sehr wenig... – bat ich, als die Dame meinen Teller nahm. – Magst Du keine Suppe, Bartek? – fragte sie.– Doch mag ich, aber nicht die... – antwortete ich.– Und welche? Sicher, die Tomatensuppe – fügte sie hinzu, ohne auf meine Antwort zuwarten. Und sie hat ins Schwarze getroffen!– Ich liebe die Tomatensuppe! Lecker... – bestätigte ich.– Das trifft sich gut. Die gibt es Morgen. Und heute bekommst Du, wie Du möchtest, ganzwenig.Ich atmete erleichtert auf. Ich kostete, sie war nicht so schlecht! Zwar keine Tomaten-suppe, doch ich habe sie aufgegessen. Inzwischen hatte Karol schon der ganzen Tellerverschlungen und bat um einen Nachschlag. Alek und Ola waren auch schon fertig, alsobrachten wir unsere Teller zurück und stellten uns in der Schlange für den zweiten Gangan, den die Köchinnen durch die Durchreiche verteilten. Heute gab es Pfannkuchen mitÄpfeln, lecker! Wir aßen und quatschten, sodass die Lehrerin uns zur Ordnung rufenmusste. Wir schafften es geradeso pünktlich zum Unterricht.

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Vor dem Unterricht nach demUnterrichtWenn mich meine Eltern früher in dieSchule bringen oder später von derSchule abholen, gehe ich in den Schul-hort. Das ist ein sicherer Ort, wo wirvon den Lehrern oder Erziehern betreutwerden. Dort können wir mit anderenKindern spielen oder die Hausaufgabenmachen (in meiner Schule ist dasmöglich!). Wenn ich etwas nicht verste-he, erklärt mir das die Lehrerin.

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Grundschule – Teil I

IImm SScchhuullhhoorrtt

Meine Mama arbeitet bis 16.00 Uhr und holt mich erst nach der Arbeit von der Schuleab. Am Anfang machte ich mir Sorgen, weil ich fürchtete, dass ich mich dort langweilenwerde. Zum Glück ist es nicht so, gleich nach dem Unterricht gehe ich in den Hort. Hierspiele ich zuerst mit den anderen Schülern, nicht nur aus meiner Klasse, sondern auchmit Kindern aus der II. und III. Klasse. Am liebsten mag ich Brettspiele (davon gibt es hierviele) und das Bauen mit Legosteinen. Heute spielte ich mit Wojtek und Adam aus der IIaMemo. Ich hatte fast gewonnen, als wir plötzlich die Stimme von Frau Asia hörten: – Meine Lieben, Zeit für die Hausaufgaben. Bitte, räumt die Spielsachen auf.– Noch ein bisschen... wir bitten Sie – versuchte Adam, das Spielen zu verlängern. – Wir bitten, wir bitten Sie – unterstützen wir ihn alle. Frau Asia zögerte einen Moment, danach sagte sie:– In Ordnung, noch fünf Minuten – und fing an, den Mädchen beim Aufräumen zu helfen.Wir spielten weiter. Mein Sieg war schon fast sicher, als mich plötzlich... das Glück verließ.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

Schließlich gewann Adam. Schade... ich musste mich damit abfinden, aber das war dochnur ein Spiel. Schnell packten wir das Spiel in den Karton und legten ihn zurück ins Regal. Mit Frau Asia gingen wir in den anderen Raum, wo wir üblicherweise unsere Hausaufgabenmachen. – Wisst ihr, welche Aufgaben zu erledigen sind? – fragte sie. Als sie in unsere verständnislosen Gesichter sah, fügte sie hinzu:– Holt eure Hefte und Übungsbücher raus. Wir schauen nach. Es wurde sicher markiertoder aufgeschrieben. Ich schlug mein Polnisch-Übungsbuch auf. Dort war eine Aufgabe markiert. – Ooh... noch eine Mathe-Aufgabe – fiel mir ein und ich holte mein Mathebuch ausmeinem Schulranzen.Die Rechenaufgaben erledigte ich ganz schnell. Sie waren einfach für mich. Aber mit Pol-nisch ging es nicht so einfach. Manchmal verwechsle ich noch manche Buchstaben. Und weil die Aufgabe war, die vorgegebenen Vokale mit der entsprechenden Bildüber-schrift zu verbinden, könnt Ihr euch sicherlich vorstellen, welches Kopfzerbrechen mirdies bereitete.Frau Asia bemerkte meine Unsicherheit und kam zu meinem Tisch. – Weißt Du etwas nicht? – fragte sie.– Ja…, ich habe vergessen, wie das heißt – und zeigte auf einen Gegenstand auf dem Bild.– Weißt Du aber wozu das dient? – Ja, die Lehrerin erklärte uns, dass es zum Umfüllen dient, z. Bsp. des Wassers in eineFlasche, so dass das Wasser nicht daneben spritzt … und es heißt „lelak” oder „lelok”… – versuchte ich mich zu erinnern.– Vielleicht „lejek”? – fragte sie und lächelte …– Ja, ja „lejek” – wiederholte ich – und das wird … hier musste ich kurz überlegen.– „Olejek!” – rief ich, ohne meine Freude zu verstecken.

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Grundschule – Teil I

– Super Bartek! – lobte mich Frau Asia.Die Hausaufgaben erledigte ich ziemlich schnell. Uff… fertig. Gleich gehe ich Schach spielen.

FFrreeiizzeeiittbbeesscchhääffttiigguunngg nnaacchh ddeemm UUnntteerrrriicchhttSeit Kurzem besuche ich den Schachunterricht, der in unserer Schule stattfindet und eineStunde dauert.– Bartek, heute spielst Du mit Tomek – sagte Herr Adam, unser Schachlehrer.– Was?! Ich soll mit diesem Kleinen spielen – rief Tomek aus IIIa, der sich für den bestenSchachspieler hielt. – Ich bin nicht klein – empörte ich mich.– Seid ruhig und setzt euch. Im Sport sollte man nie den Gegner unterschätzen – belehrteuns Herr Adam – und jetzt losen wir. Rechts oder links? – streckte er seine Fäuste in meineRichtung.– Die – zeigte ich auf die rechte Faust.– Die weißen. Du fängst an – sagte der Lehrer.Wir setzten uns gegenüber, stellten die Figuren auf das Schachbrett und Herr Adam bes-timmte die Bedenkzeit.– Ich gewinne sowieso, Du Kleiner – machte mich Tomek an.– Du bist selbst klein – zischte ich zurück und warf einen Blick auf das Schachbrett. Ichzeige es Dir gleich – dachte ich mir und machte den ersten Zug. Tomek war so sehr vonseinem Sieg überzeugt, dass er wahrscheinlich deshalb begann, Fehler zu machen. Sogarder Lehrer wunderte sich, sagte aber noch nichts. Er beobachtete uns nur sehr aufmerksam. – Schach und Matt – sagte ich und beendete das Spiel. Gewonnen!– Ausgezeichnet Bartek, Du machst riesige Fortschritte – lobte mich Herr Adam.Tomek konnte es immer noch nicht fassen, dass er verloren hatte.– Das heute war eine Ausnahme, ansonsten bin ich besser als Du – versuchte er, seineNiederlage zu erklären.

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– Aber heute war ich besser – erwiderte ich ganz ruhig. – Es scheint nur so – gab sich Tomek noch nicht geschlagen.– Es scheint nicht nur so, so ist es wirklich, ich habe gewonnen – wiederholte ich.– Ende des Unterrichts – verkündete der Lehrer – Jungs, geht Ihr in den Hort zurück? – Nein – antwortete Tomek kochend vor Wut.– Ich schon – sagte ich – auf Wiedersehen – und ich lief in den Hort.Alle Kinder gingen gerade auf den Schulhof und ich schloss mich ihnen an.– Was wollen wir machen? – fragte Alek.– Vielleicht gehen wir auf die Rutsche – schlug ich vor.– Gut, dann gehen wir.Wir rutschten ein paar Mal, aber dann wurde uns schnell langweilig.– Bauen wir einen Burggraben? – fragte ich.– Nein, besser ein Schloss – sagte Alek.– Hm… eine gute Idee. Dann gehen wir in den Sandkasten – entschied Wojtek.Die Arbeit am Schloss hat uns so in Anspruch genommen, dass ich sogar meine Mamanicht bemerkte, die mich gerade abholen wollte.– Bartek, Deine Mama wartet auf Dich. Du gehst jetzt nach Hause – hörte ich die Stimmevon Frau Asia. Ich beäugte nochmals unseren Sandbau. Sah wirklich imponierend aus. Wir werden sehen,ob er bis Morgen durchhält. Und wenn nicht, bauen wir einen Neuen – dachte ich.Tschüüs! – rief ich den Jungs zu. – Auf Wiedersehen – nickte ich Frau Asia zu. – Auf Wiedersehen, Bartek. Vergiss Deinen Schulranzen nicht – scherzte sie.– Den vergesse ich nie – erwiderte ich und lief in den Hort, um ihn zu holen.Dann wechselte ich meine Schuhe in der Garderobe, während meine Mama wartete.– Wie war es heute? – fragte sie und küsste mich zur Begrüßung.– Super! Es war so viel los!… – und ich fing an zu erzählen.

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Grundschule – Teil I

Wichtige Daten im Schulkalender

Monat Ereignis

September Der SchulanfangEin sehr wichtiger Tag für die ganze Schule.Normalerweise feiert man ihn in der Turnhalle.Dann kann man sehen, wie viele wir sind.Anwesend sind Schüler aus allen Klassen und die Lehrer. Anvielen Schulen gibt es für diesen Tag eine besondere Kleiderord-nung. Genaue Informationen darüber bekommen die Eltern vonden Klassenlehrern.

Oktober Das Gelübde der Erstklässer Das wichtigste Fest für alle Erstklässler! Abdiesem Moment sind sie richtige Schüler! Eingroßartiges Erlebnis für jeden Erstklässler.

November 01.11. Allerheiligen Ein Feiertag – Wir gehen nicht zur Schule.

11.11. Der Unabhängigkeitstag Ein Feiertag – Wir gehen nicht zur Schule.

Dezember 06.12. NikolaustagDer von den Schülern geliebte Tag. Es gibt vielSpaß und schöne Überraschungen. In vielenSchulen verteilt der Nikolaus Geschenke.Manchmal helfen ihm die Eltern dabei ☺

23.12 – 01.01. Weihnachtsferien Wir erholen uns ☺

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24.12 – 26.12. WeihnachtenDie Tage verbringen wir mit unserer Familie.

Januar 01.01. Neujahr Ein Feiertag. Wir feiern! 06.01. Heilige Drei Könige Ein Feiertag.21.01. Omatag 22.01. OpatagDas ist das Fest unserer geliebten Omas und Opas.In vielen Schulen laden wir sie zu einem festlichenTreffen ein, das wir gemeinsam mit unseremKlassenlehrer vorbereiten. Wir beglückwünschensie, wir singen Lieder für sie und wir erfreuen siemit selbst gebastelten Geschenken. Wir dankenihnen dafür, dass sie da sind, uns lieben, und dasswir uns immer auf sie verlassen können.

Februar Winterferien – Zwei Wochen (manchmalauch im Januar, es hängt von denBeschlüssen des Bildungsministers ab)Wir haben zwei Wochen, um uns zu erholen undneue Kräfte für das kommende Semester zu tanken. Manche vonuns verreisen in dieser Zeit, andere erholen sich zu Hause.

März Ostern – Die Ferien dauern 6 Tage im März /April oder im April

Diese Zeit verbringen wir mit der Familie.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

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21.03. FrühlingsanfangAn vielen Schulen ist das der bunteste Tag desSchuljahres. Es gibt Spiele, Wettbewerbe undÜberraschungen. Oft kleiden wir uns an diesemTag sehr bunt (manchmal sogar lustig ☺) und wir feiern.

Mai 01.05. Tag der ArbeitEin freier Tag – An diesem Tag feiern wir underholen uns.02.05. Der Tag der polnischen Flagge (derTag der Polonia und der Polen im Ausland)03.05. Tag der Verfassung vom 3. MaiEin freier Tag.26.05. MuttertagDas ist sehr wichtiger Tag. Üblicherweise organ-isieren wir zusammen mit dem Klassenlehrer einFest, zu dem wir unsere Mütter einladen. Wirbeglückwünschen sie und beschenken sie mit Über-raschungen, die wir extra für sie vorbereitet haben(die Lehrerin hilft uns dabei).

Juni 01.06. Kindertag Unser Fest! In der Schule gibt es keinen Unterricht, dafür aber viel Spaß!Das Ende des Schuljahres – die letzteJuniwocheDer Tag auf den alle Schüler das ganze Jahrgewartet haben. Jetzt kommt die redlich verdienteBelohnung! ☺

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

Juli SommerferienWunderbare Zeit, auf die alle Schüler warten ☺.

August SommerferienViele Reisen, Abenteuer, Faulenzen...

Wissenswertes – Hinweise für die Eltern

Liebe Mütter, liebe Väter, Euer Kind fängt demnächst mit der neuen Schulein einem veränderten Umfeld an. Das solltet Ihr über das Bildungssystem inPolen wissen...

● Der Unterricht an den polnischen öffentlichen Schulen ist kostenlos.

● das Recht am Unterricht teilzunehmen gilt sowohl für die polnischen Bürger als auchfür Ausländer, unabhängig vom Geschlecht, Nationalität, Aufenthaltsstatus (z. Bsp.Das Recht am Unterricht teilzunehmen hat auch ein Kind für den Fall, dass derAufenthaltsstatus seiner Eltern auf dem Territorium der Republik Polen noch unge-klärt ist bzw. dass den Eltern die Bürgerrechte entzogen wurden).

So viele neue Personen, Dinge, Situationen … ich dachte, dass ich es nicht schaffe. Ichwusste nicht, ob sie mich mögen würden, verstehen würden. Ich wusste auch nicht, obes mir in der neuen Schule gefallen würde.Es war nicht einfach, aber ich habe es geschafft. Ich bin stolz auf mich (meine Eltern unddie Klassenlehrerin auch). Du wirst das auch schaffen! ☺

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● In Polen werden alle das Bildungssystem betreffenden Angelegenheiten streng durchGesetz geregelt. Die Unterrichtspflicht beginnt in dem Schuljahr, in dem das Kindsein sechstes Lebensjahr vollendet und dauert bis zum Ende des Gymnasiums (dochnicht länger als bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres).

● Die Unterrichtspflicht in Polen betrifft auch ausländische Staatsbürger. Für sie gel-ten in den Schulen die gleichen Regeln wie für die polnischen Bürger.

● Wenn Ihr die sog. Szko∏´ Obwodowà (die Schule in Eurem Verwaltungsbezirk)auswählt, müsst Ihr zuerst einen Antrag auf die Aufnahme des Kindes in die Schulestellen. Dieser Vorgang verläuft von Amtswegen. Für den Fall, dass Ihr Euer Kind an eine außerhalb Eures Verwaltungsbezirkesliegende Schule anmelden möchtet, hängt die Aufnahme des Kindes von freien Plätzenan der betreffenden Schule ab.Mehr über die Aufnahmeverfahren auf der Internetseite wwwwww..oottwwaarrttaasszzkkoollaa..ppll

● Die Entscheidung über die Aufnahme des Kindes in allen Altersstufen der Grund-schule und Gymnasiums trifft der Schuldirektor. Über die Aufnahme eines Kindes indie zweite Klassenstufe (oder höher) entscheidet der Schuldirektor, nachdem er allenotwendigen Dokumente und zusätzliche Informationen geprüft hatte.

● Um dem Kind die angemessene Unterstützung beim Lernen gewährleisten zu kön-nen, führt der Schuldirektor sog. Wissens- und Fähigkeitstests durch (an der Durch-führung der Tests können die anderen Lehrer teilnehmen).

● Kinder, die mit dem Unterricht im polnischen Schulsystem beginnen, haben ein Anrechtauf zusätzlichen kostenlosen Polnischunterricht, in Form von Einzel- oder Grup-penkursen (das gilt gleichermaßen für polnische als auch nicht-polnische Bürger, die derSchulpflicht unterliegen und die die polnische Sprache nicht oder nicht ausreichendbeherrschen). Der Unterricht darf bis zu zwölf Monaten dauern, wobei die wöchentlicheStundenzahl bis zu fünf, aber nicht weniger als zwei Unterrichtsstunden beträgt.

● Wenn ein Kind bereits an einem anderen Schulprogramm teilgenommen hatte, kannes zum Ausgleich der Programmunterschiede in bestimmten Fächern einen Einzel-

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Grundschule – Teil I

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oder Gruppennachhilfekurs in Anspruch nehmen (hierfür steht eine Lehrstunde proFach in der Woche zur Verfügung).Achtung! Die Gesamtzahl der Nachhilfestunden darf 5 Unterrichtsstunden nichtüberschreiten.

● Der Schüler bekommt eine psychologisch-pädagogische Hilfe, damit er eine umfassendeUnterstützung seiner individuellen Entwicklungs- und Bildungsbedürfnisse erfährt. Die Initiative zum Start dieser Hilfe kann von den Eltern, einem Lehrer, demKlassenlehrer, einer psychologisch-pädagogisch Beratungsstelle, einem Bildungsassis-tenten für Sinti und Roma ausgehen.Mehr unter wwwwww..oottwwaarrttaasszzkkoollaa..ppll

● mit dem Einverständnis des Direktors oder einer entsprechenden Institution – einerausländischen diplomatischen oder konsularischen Vertretung, bzw. Kulturvereinsentsprechender Nationalität – kann der Sprachunterricht und die Heimatkunde fürdie Schüler mit der Staatsangehörigkeit dieses Landes organisiert werden.Die Voraussetzung für den Start dieses Unterrichts ist die Teilnahme von mindestens7 Schülern in einer Grundschule oder einem Gymnasium, und von mindestens14 Schülern in einer Kunstschule. Der Unterricht umfasst 5 Stunden wöchentlich.

● Die materielle Hilfe wird den Schülern aufgrund des Beschlusses über das Bildungssys-tem zugesprochen und hat als Ziel, allen Schülern den gleichen Zugang zur Bildung zuermöglichen, der durch ihre schwierige materielle Situation ansonsten verhindert wor-den wäre. Ein Stipendium kann den Schülern in verschiedenen Formen gewährt werden:- Die partielle oder vollständige Kostenübernahme für die Teilnahme am Unterricht,

darunter am Nachhilfeunterricht, der über den in der Schule kostenlos angebote-nen Rahmen hinausgeht,

- Die partielle oder vollständige Kostenübernahme für die Teilnahme an den Ver-anstaltungen, die außerhalb der Schule organisiert werden,

- Die Sachunterstützung erfolgt im Bereich Bildung z. Bsp. durch die Bereitstellungder Lehrbücher.

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

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Vergesst nicht, dass die ersten Wochen (vielleicht sogar Monate) in der Schulebei Eurem Kind und bei Euch viele Emotionen hervorrufen können, die mitden neuen Pflichten verbunden sind.

● Nachdem Einschreiben des Kindes in die Schule solltet Ihr fragen, welche Lehrbüch-er und Hefte gekauft werden müssen – das gehört zu den Pflichten der Eltern! Eine Liste der Lehrbücher wird häufig auf der Internetseite der Schule veröffentlicht.

● Es ist empfehlenswert, vor dem Schulanfang mit dem Kind einen Ausflug in die neueSchule zu machen. Dadurch wird das Kind das Gebäude sehen und den Weg kennenlernen, den es in den nächsten Jahren bewältigen muss. Dank dessen wird es sichwährend der ersten Tage in der Schule sicherer fühlen.

● In den polnischen Schulen wird von den Eltern erwartet, dass sie dem Kind dienotwendige Grundausstattung für den Unterricht sichern. Kontaktiert bitte denKlassenlehrer, um zu erfahren, welche notwendigen Utensilien erforderlich sind.

● In Eurer Ausgabenplanung solltet Ihr auch den Einkauf der Sportkleidung, der Wech-selschuhe, des Schuhbeutels und des Badeanzuges mit einbeziehen (all dies ist sehrwichtig in den polnischen Schulen).

● Sorgt dafür, dass Euer Kind eine komplette Kleiderausstattung besitzt: die alltäglicheund die festliche Bekleidung. An einigen Schulen werden spezielle Uniformen(mundurki) verlangt; an den übrigen Schulen werden die Bestimmungen die Kleidungbetreffend allgemeiner formuliert. Sie regeln die Farbauswahl und den Charakter derKleidung (üblicherweise: weiß, grau, dunkelblau, schwarz, ordentlich und bescheiden).Die festliche Bekleidung besteht aus einer weißen Bluse oder einem weißen Hemd und dazuwird ein dunkelblauer oder schwarzer Rock bzw. eine Hose in den gleichen Farben getragen.Detaillierte Anweisungen betreffend der Kleidung sind in den Schuldokumentenniedergeschrieben.Die Informationen hierzu sind beim Klassenlehrer erhältlich. Fragt den Lehrer auch,wann der Schüler festliche Kleidung tragen soll.

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Grundschule – Teil I

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Es ist wichtig, dass ein Kind, das anfänglich in keiner einfachen Situation ist, nichtzusätzlich durch andere Faktoren wie z. Bsp. die Kleidung, belastet wird.

● Über die Anforderungen der Schule solltet Ihr unbedingt vor dem Schulanfang mit demKlassenlehrer sprechen. Erkundigt Euch, welche Erwartungen der Lehrer gegenüberden Eltern hat. Teilt ihm Eure Zweifel mit (falls Ihr welche habt), vereinbart gemeinsamdie Kommunikationswege, um zum Wohl des Kindes in Kontakt zu bleiben.

● In den Schulen wirken die Elternräte. Ein Elternrat ist ein Gremium, das die Eltern allerSchüler repräsentiert. Das Gremium wird aus den Vertretern der Eltern aller Schüler ge-bildet. Die Auswahl der Vertreter erfolgt durch demokratische Wahlen. Sie repräsentierendie Gesamtheit der Eltern innerhalb der Schule, z. Bsp. im Kontakt mit dem Lehrkörperund außerhalb der Schule z. Bsp. in Zusammenarbeit mit anderen Elternräten. Um dieim Schulstatut festgelegten Tätigkeiten der Schule zu unterstützen, darf der Elternrat fi-nanzielle Mittel aus den freiwilligen Spenden der Eltern und anderen Quellen einnehmen.Die Höhe des Betrages wird in jeder Schule vom Elternrat individuell festgelegt.

● Es ist empfehlenswert, die Dokumente der Schule kennen zu lernen, in denen Ihrwichtige Informationen finden könnt. Zu diesen Informationen zählen das Bewer-tungsschema für die Schüler, die Sicherheitsvorkehrungen der Schule sowie dieArbeitsregeln der Schule. Diese wichtigen Dokumente sind: das Schulstatut, das Pro-phylaxeprogramm der Schule, das Erziehungsprogramm, der Arbeitsplan der Schuleund das innerschulische Bewertungssystem.

● Für den Fall, dass Ihr berufstätig seid und Euer Kind früher zur Schule bringen undspäter von der Schule abholen müsst, könnt Ihr es in den Schulhort bringen. Dort istSicherheit des Kindes durch die Aufsicht eines Lehrers gewährleistet. Das Kind kann sichdort entspannen, mit anderen Kindern spielen oder die Hausaufgaben machen. Über dieAbsicht Euer Kind im Hort zu lassen, müsst Ihr unbedingt den Klassenlehrer informieren.

● Wenn Ihr möchtet, dass Euer Kind in der Schulkantine isst, solltet Ihr dies dem Klassen-lehrer mitteilen – er nennt Euch die Person, mit der Ihr alle notwendigen Formalitätenerledigen könnt (z. Bsp. die Bezahlung für das Essen).

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Wegbegleiter durch die Polnische Schule

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In den meisten Schulen gibt es eine Kantine, wo die Schüler zu festgelegten Uhrzeiten(Mittagspause) ein warmes Essen bekommen können. Das zweite Frühstück bringen dieKinder von zu Hause mit und essen dies im Klassenzimmer während Frühstückspause.

Weitere Ratschläge● Trotz Eurer vielen Verpflichtungen, versucht in Eurem Tagesplan ein bisschen Zeit

für Euer Kind einzuplanen. Jetzt wird es wirklich Eure Unterstützung brauchen.

● Sprecht mit Eurem Kind über seine neuen Klassenkameraden und Lehrer. Das ist fürdas Kind das Wichtigste. In den ersten Schulwochen ist es sogar wichtiger als derUnterricht hat selbst.

● Bewahrt Ruhe, wenn das Kind den schulischen Stress zu Hause abreagiert. DerGrund für dieses Verhalten ist nicht seine Bösartigkeit, sondern das momentaneStimmungstief, das aus der neuen Situation resultiert.

● Schimpft nicht und beschuldigt Euer Kind nicht, wenn es Probleme mit den Gleichal-trigen oder den Lehrern hat. Hört ihm geduldig zu. Das Kind muss spüren, dass Ihres versteht und dass es sich mit jedem Problem an Euch wenden kann.

● Übertragt nicht Euren Ehrgeiz auf die Erwartungen gegenüber Eurem Kind. Vergesstnicht, die Schule ist ein Ort, an dem ein Kind lernen soll, aber nicht in Allem der Bestesein soll.

● Unterstützt Euer Kind, wenn es Probleme mit den schulischen Aufgaben hat. Wenndie Schwierigkeiten sich deutlich verstärken, sprecht unbedingt mit dementsprechenden Lehrer. Findet gemeinsam eine Lösung, wie man das Kind in dieserSituation fördern kann.

● Wenn Ihr möchtet, dass Euer Kind gern in die Schule geht, sprecht mit ihm nicht nurüber den Lernstoff, sondern auch über Kontakte zu anderen Schülern und unter-stützt das Kind immer, wenn es Euch braucht.

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Grundschule – Teil I

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DER KINDERGARTEN (Die Vorbereitung auf die Schulausbildung)

DIE GRUNDSCHULE (Ab dem 6./7. Lebensjahr – I. und II. Bildungsstufe – dauert 6 Jahre)

I. Bildungsstufe – Klassen I bis III (dauert 3 Jahre)

Obligatorische außerschulische Prüfung für die Schüler, die die Grundschule absolvieren

II. Bildungsstufe – IV bis VI (dauert 3 Jahre)

Obligatorische außerschulische Prüfung für Schüler, die das Gymnasium absolvieren

GYMNASIUM (III. Bildungsstufe – dauert 3 Jahre)

ÜBERGYMNASIALE SCHULEN (IV. Bildungsstufe – Die Wahlschule)

ALLGEMEINBILDENDESLYZEUM(3 Jahre)

SPEZIALISIERTESLYZEUM(3 Jahre)

TECHNIKUM(4 Jahre)

BERUFSSCHULE(2–3 Jahre)

ABITUR

Außerschulisches Examen

HOCHSCHULSTUDIUMStudium des ersten Grades

Studium des zweiten Grades FACHSCHULSTUDIUM (1–2,5 Jahre)

ABITUR

Außerschulisches Examen

ERGÄNZENDES TECHNIKUM

(3 Jahre)

ERGÄNZENDES ALLGEMEINBILDENDES

LYZEUM(2 Jahre)

HOCHSCHULSTUDIUMStudium des ersten Grades

Studium des zweiten Grades FACHSCHULSTUDIUM (1–2,5 Jahre)

Schulpflicht bis zum 16. Lebensjahr ohne SchulpflichtSchulpflicht bis zum 18. Lebensjahr

HIER BIST DU➡

DAS SCHEMA DES SCHULSYSTEMS

IN POLEN

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