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Page 1: jazzINTERNATIONAL · 2018-02-16 · habe ich klassische Musik studiert, aber Jazz gehört. Bill Evans war mein großes Idol. Inzwischen, da ich mehr auf dem Feld der improvisierten

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risma. Nachdem Kreusch das meisteauf dieser CD schon im Studio besseraufgenommen hat, stellt sich dieSinnfrage. Ein seltsam aus der Zeitgefallenes Album. schu

Florian HoefnerColdwater Storiesllllw

Origin Records, Vertrieb: New Arts International

Erst vor einem Jahr fiel Florian Hoef-ner mit seiner CD „Luminosity“ posi-tiv auf, damals in Quartettbesetzung.Nun wagt sich der aus Deutschlandstammende Pianist an sein Solo-Debüt, dessen Musik zur Gänze vonNaturerlebnissen und -phänomenenin seiner neuen Heimat Neufundlandinspiriert ist: Meeresvögel, Natur-parks, Eisberge, Wasser und Wellenals Ausgangspunkt für vielfältigeKompositionen. Hoefner hat die Wor-te seines Lehrers John Hollenbeck(„Make your compositions sound likean improvisation and make yourimprovisations sound like a composi-tion“) als Motto für seine pianistischeReise gewählt. Die individuellen kom-positorischen Ideen zu den einzelnenStücken wirken wie Inseln in einemMeer aus Improvisation, mit Referen-zen zu Impressionisten wie Ravel undDebussy, aber auch zu Jazzmeisternwie Fred Hersch und Keith Jarrett. Soentsteht tief empfundene, uns Hörerdirekt ansprechende Musik, die einengespannt auf die weitere Karriere die-ses Pianisten macht. schu

Lia PaleThe Schumann Song Bookllll

Lotus Records

Das Erfolgsrezept der Zusammenar-beit von Arrangeur und Pianistenmathias rüegg mit der Sängerin LiaPale geht in eine weitere Runde. Nach„A Winters Journey“ („SchubertsWinterreise“) wagt sich die jungeVokalistin mit ihrem Mentor und Pia-nisten an den Liedzyklus von RobertSchumann und präsentiert 16 Songsdes insgesamt mehr als 300 Werkeumfassenden Zyklus des Komponis-ten. Neben den bekannten Liedern

wie etwa „Mondnacht“ und „ErstesGrün“ finden sich auf dem Albumauch einige unbekannte. Im Gegen-satz zur „Winterreise“ kommen hierin jeder Bearbeitung auch Teile derjeweiligen Originalversionen vor. Die-se sind aber mit den übersetztenenglischen Bearbeitungen eng verwo-ben. Rüegg hat – wie schon zuvor –auf einer möglichst genauen Umset-zung der Vorlage bestanden. Melodieund Form blieben unangetastet. DieHarmonisierung orientiert sichimmer am Original – rückt aber dasWerk, bedingt durch die stark verän-derte Rhythmik und Phrasierung, inein völlig neues Licht. Mitwirkendesind zudem Hans Strasser am Bassund Ingrid Oberkanins an den Percus-sions sowie als Gastsolisten die bei-den Violinisten Roman Jánoska undStanislav Palúch sowie der TrompeterMario Rom. Sämtliche Texte sind imBooklet dieser hörenswerten CD ent-halten. Die gesamte Aufmachung istsehr liebevoll gestaltet. Ein großarti-ges Werk! woolf

Michael MantlerComment C’estlllll

ECM, Vertrieb: Lotus

Zutiefst widerwärtige politischeZustände bzw. die Niedertracht unterden Gesellschaften thematisiert derTrompeter und große Konzeptionistorchestraler Jazzereignisse MichaelMantler mit seinem aktuellen, famo-sen Opus (englischer Titel: „How ItIs“). Solistisch herausgestellt sind diefranzösische Sängerin Himiko Pagan-otti, hauptberuflich Vokalistin der

Art-Rock Band Magma, der österrei-chische Pianist David Helbock undMantler selbst. Wobei die Solo-Parts,ebenso wie die Ensemble-Parts, mitenormer Präzision und Hingabe vombestens disponierten österreichi-schen, auf „Neue Musik“ spezialisier-ten Max Brand Ensemble, unter dersouveränen Leitung von ChristophCech realisiert, fein säuberlich ausge-schrieben sind. Mantlers Faible fürStimmen ist hinlänglich bekannt.Erneut hat er diesen Liederzyklus inden für ihn typischen dunklen Klang-farbenschattierungen und aperiodi-schen Gliederungen gehalten, der

Sängerin auf den Leib geschrieben.Mantler etablierte eine unvergleichli-che, eigenständige, aperiodischgegliederte Kunstliedform, die primärseiner Jazzzuneigung entspringt,aber für die sich der Musiker auch vonklassischen Funktionalismen, spe-ziell jenen der Impressionisten res-pektive der Avantgardisten, Anregun-gen holt. Bestechend einerseits wieHimiko Paganotti mit bravouröserHingabe und Fertigkeit die komplexenmelodischen Linien sowie die auf-wühlenden Texte mit Leben erfüllt,andererseits das Ensemble die harmo-nischen, wie melodischen Nuancenmit all den nonkonformistischen, auf-regenden Verzweigungen aus der Par-titur heraus kitzelt. Trotz all der struk-turellen Gebundenheit versprüht derZyklus eine anregende elastischeBeweglichkeit. Freigeist Mantlerschuf mit „Comment c´est“ ein Werkvon kontemplativ kammermusikali-scher Grandezza mit pluralistischemGestus, dem, gegeben durch dieeigenwillige Instrumentierung, wahr-haftige, dunkelgetränkte Schönheitinnewohnt. Ein Soundtrack zumWahnsinn der Zeit. Alles andere alsdesillusionierend, sondern wachrüt-telnd. Übrigens, die Aufnahme ent-stand im zum Studio umfunktionier-ten Porgy & Bess. hasch

PericopesWhat Whatllll

Unit, Vertrieb: Harmonia Mundi

Pericopes ist ein italienisches Jazz-Duo, bestehend aus dem PianistenAlessandro Sgobbio und dem Saxo-

phonisten Emiliano Vernizzi. Bis jetztwar man von ihnen sehr agile, spiel-freudige Jazzklänge gewohnt, auchzuletzt als sie gemeinsam mit demSchlagzeuger Nick Wight zu Pericopes+1 wurden. Bei What What gehen esdie Pericopes wesentlich ruhiger an,präsentieren eine intime Sammlungmelodischer Fragmente und ein „insich gekehrt sein“, das man dem sonstauch so humorvollen Duo nicht zuge-traut hätte. „What What“ gerät musi-kalisch sogar in die Nähe von Sounds,die man sonst nur vom Label ECMgewohnt ist. Sobald man sich aber vondiesem „ersten Schock“ erholt und

sich auf die Musik eingelassen hat,merkt man, dass diese andere Musikder Pericopes aus ihren echten Ichsentstanden ist, sie jedoch nur nochnicht die Gelegenheit hatten, sie prä-sentieren zu können, was ihnen aberein echtes Bedürfnis zu sein schien.„What What“ ist eine spannendeSaxophon-Piano Platte, die keine Ver-gleiche mit anderen in dieser Beset-zung eingespielten Platten scheuenmuss. Und als gutes Beispiel ihrernicht verlorenen Agilität möge mansich den Track vier der Platte zu Gemü-te führen, „Danza Di Kuwa“. bak

Roman Rofalski TrioSonarllll

Berthold Records, www.berthold-records.de

Mit Roman Rofalski meldet sich einweiterer sehr talentierter deutscherPianist zu Wort. „Wie es häufig so ist,habe ich klassische Musik studiert,aber Jazz gehört. Bill Evans war meingroßes Idol. Inzwischen, da ich mehrauf dem Feld der improvisiertenMusik arbeite, höre ich sehr viel Klas-sik.“ Dieser Satz stammt von RomanRofalski und entspricht dem Hörver-halten vieler junger Musiker, dereneigene Programme absolut hörens-wert sind. Auch Rofalski gelingt es mitseiner Kombination, Vermischung,grenzenloser Verschmelzung vonJazz, Klassik auch Pop und Avant-garde zu begeistern. Gemeinsam mitJohannes Felscher, Bass und RubenSteijn, Schlagzeug, entwickelt derjunge Pianist aus Hannover einen Sogan Melodien, die ein weltoffenesPublikum fesseln können. Ab und an

drängen sich manchmal Vergleichemit anderen Klavier-Trios auf, dochdiese wollen hier nicht gemacht wer-den, denn der Start mit „Sonar“ istabsolut vielversprechend. bak

Mark Wade TrioMoving Daylll

Edition 46, www.edition46.com

Jazz Klavier Trio die 22469ste. DerUnterschied zunächst ist, dass diesesTrio unter dem Namen des Bassistenverzeichnet ist. Mit Tim Harrison hatMark Wade allerdings einen Pianistenan seiner Seite, der seine Ideen her-

www. c once r t o . a ttonträger

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