Aufbaukurs 4
Chiropraktische Techniken LWS/Becken
Verknüpfung: Facra /Dyfa
Udo Bargfeldt
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Der Rotationstyp hat Abweichungen in der horizontalen Ebene:
C1, C4-7 in Rotation, Rippe 1-5 und Th 6-9, L5, Ilium in Rotation anterior
und posterior, Hüfte in AR und IR, Tibia in AR und IR und Talus in anterior-
interne oder posterior-externe Position
Der Seitneigungstyp hat Abweichungen in der frontalen Ebene:
Occiput, C2-7 in Seitneigung und Th 10-12, L3/L4, Ilium in Inflare/ Outflare,
Hüfte in Add./Abd., Knie in varus/valgus und Chopart‘sches Gelenk in
Add./Abd.
Der Flexions-/Extensionstyp hat Abweichungen in der sagittalen
Ebene:
Krümmungen der WS und die entsprechenden Übergänge: C0/C1,C5/6
C7/Th1, Th2-4, Th12/L1 und L5/S1, Hüften, Knie und obere Sprunggelenke
in Extension/Flexion
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Es gibt leider überwiegend Mischtypen. Bei denen muss man die
Dominanz bestimmen.
Es folgen einige Beispiele für Kombinationen von möglichen
Dysfunktionen:
Occiput in Extension und Seitneigung
C5/C6 in Extension und Rotation
C7/Th1 in Flexion und Rotation
Th2,3,4 in Extension und Rotation
Th 6-9 in Flexion und Rotation
L1/L2 in Extension und Rotation
L5 in Extension und Rotation und L4 in Seitneigung
Sacrum in Nutation mit Torsion
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Zeichen einer Restriktionsgruppe:
1) Oedem im Bereich des Prozessus spinosus, Tonusänderung und
Gewebeveränderung (verklebtes Bindegewebe)
2) Prozessus spinosus ist empfindlich (Klopftest)
3) Hypomobilität (Restriktion)
Zeichen einer Blockierung:
1) Oedem im Bereich des Prozessus spinosus, Tonusänderung
und Gewebeveränderung (verklebtes Bindegewebe)
2) Bajonettposition des Prozessus spinosus
3) Bewegungsverlust (Blockierung)
4) Prozessus spinosus ist schmerzhaft !
Für beide Störungen gilt:
Ph-Wert sinkt > Azidose > Degeneration des Gelenkes.
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a) Physiologische Läsionen:
Bei den physiologischen Läsionen handelt es sich meistens um
Gruppenläsionen, die schon länger bestehen. Diese Läsionen
werden mit myofaszialen und manuellen Techniken behandelt.
b) Unphysiologischen Blockaden:
Beispiel: bei einer Extensionsläsion in einer Flexionsgruppe,
beschäftigen wir uns auch erst mit den Muskeln und Faszien.
Anschließend kann das Gelenk mit einer Impulstechnik behandelt
werden.
Grundsätzlich sollte man darauf achten, ob bei dem Patienten eine
Überlagerung des sympathischen Nervensystems (Stress) vorliegt.
Zeichen sind: eine starke Errötung der Haut nach einem
Bindegewebszug, schnelles starkes Schwitzen, ständiges
Reden während der Therapie und die entsprechenden
Informationen aus der Anamnese.
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LWS: Test in Bauchlage:
L1-3(4)
a) Bajonettposition? Oedem?
b) Elastizitätstest z. B. nach rechts für Rotation links
c) Elastizitätstest bei Fixierung des unteren Wirbels auf der Gegenseite
L4/L5
a) Bajonettposition? Oedem?
b) Elastizitätstest (Rotation)
c) Elastizitätstest über IR/AR der Hüfte: bei IR der Hüfte darf der Wirbel
nicht sofort mitlaufen
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Grundaufbau der Lumbar Roll in Seitenlage:
1) => Patienten auf die Seite legen und den Kopf evtl. unterlagern
2) => Beine in 90°/90° einstellen
3) => die caudale Hand hakt an den Dornfortsätzen von
unten an (lat!). Nun zieht der Th. den unteren Arm des Pat. nach
ventral, bis die Rotation an den entsprechenden Dornfortsätzen
ankommt. Der obenliegende Arm liegt angewinkelt auf der Flanke.
4) => das untere Bein wieder strecken lassen
5) => obere Fuß in die untere Kniekehle. Die Patella des unteren
Beines liegt nicht auf der Bank.
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LWS-Test in Seitenlage:
a) Lumbar Roll einstellen (Beispiel Seitenlage rechts)
b) L1 mit den linken Daumen von links fixieren und ab L2 eine Rotation
nach rechts einleiten. Der Wirbel darf nicht sofort mitlaufen.
c) Nun L2 fixieren … bis L5.
Technik: in Bauchlage und Seitenlage möglich
Seitenlage:
den betroffenen Wirbel mobilisieren (direkt)
Beispiel: SL rechts. L2/L3 in Rotation links fixieren. L4 wird über die
Rotation des Beckens (Sacrum-L5) nach rechts mobilisiert.
Den betroffenen Wirbel in der Gegenbewegung fixieren, um ihn zu
mobilisieren (indirekt)
Beispiel: SL rechts. L4 wird in Richtung Rotation links fixiert. Über die
Rotation des Beckens (Sacrum-L5) nach rechts wird L4 nach links
mobilisiert.
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Direkte Rotationsmobilisierung (PIR) in Seitenlage:
Beispiel: L5 ist in Rotation links positioniert
Grundaufbau in SL re.: Rotation des Oberkörpers bis inclusive L4 nach
links. Oberes Bein ca. 90° Flex. Hüfte, Knie leicht gestreckt. Zeigefinger
und Mittelfinger der linken Hand haken die rechte Seite der
Dornfortsätze zur Kontrolle an.
PIR: Patient drückt das Bein gegen manuellen Widerstand für einige
Sekunden nach oben. Danach lösen und hängen lassen, was einer
Rotation rechts von L5 entspricht (Oberkörper gut fixieren!). Mehrmals
wiederholen.
Direkte Rotationsmobilisierung bei schmerzhafter Dysfunktion:
Beispiel: L5 ist in Rotation links positioniert.
SL rechts: Grundaufbau plus Rotation Oberkörper vorsichtig einstellen.
Linker Daumen des Th. fixiert L4 nach links. Nun wird der linke
Unterschenkel des Pat. leicht nach oben gezogen, was einer
IR Hüfte = L5-Rotation rechts, entspricht. Unterschenkel leicht nach unten
drücken lassen (PIR). Mehrmals wiederholen.9
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Indirekte Mobilisierung / Manipulation: L5 in ERS rechts
Aste: SL rechts
> Grundaufbau + Rotation von cranial bis L 4 nach links.
> Die linke Hand des Th. geht zwischen Thorax + oberen Arm durch.
Der Daumen liegt auf der linken Seite des Dornfortsatzes L5. Die
obenliegende Hüfte wird entsprechend flektiert.
> Rechter Unterarm liegt lateral und posterior auf dem Becken. Das
Olecranon zeigt nach cranial/ventral.
> alternativ legt man Os pisiforme auf S1 links
> Rotation rechts des Beckens einleiten und L5 mit Daumen der linken
Hand von oben fixieren. Der Thrust wird in Rotationsrichtung
gegeben (Bodydrop).
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Mobilisierung / Manipulation: L4 steht in Seitneigung rechts
Aste: SL rechts
> Grundaufbau und Rotation bis zur Läsion. LWS in neutraler Position.
> Der Pat. wird nun zum Therapeuten an die Bankkante gedreht , so das
ein Hohlraum in der unteren Taille entsteht. Der rechte Unterarm des
Th. schiebt/kippt das Becken leicht cranial zur Bank (Aufklappen der
Facetten). An der Barriere führt man einen Bodydrop durch.
Rotation in Bauchlage: Beispiel: L3 steht in Rot. links.
Pat. in Bauchlage. Th. steht an der rechten Seite. Der Daumen drückt
gegen die rechte Seite des Dornfortsatzes und hält diese Position. Nun
schiebt der Pat. rhythmisch das rechte Bein runter. Die Bewegung des
Dornfortsatzes wird nicht zugelassen. Dauer: 2-3 Min.
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Rotation in Bauchlage: L4/L5 RS links
> Therapeut steht an der rechten Seite
> L5 mit dem rechten Daumen fixieren und:
a) eine rhythmische IR mit der rechten Hüfte durchführen (Knie in Flexion)
b) eine rhythmische AR mit der rechten Hüfte durchführen….
c) das Bein schütteln
d) P.I.R. in IR oder AR durchführen
Bei einer ERS links wird mit der linken Hand das Sacrum über die Ail‘s in
eine Contranutation mobilisiert, während man rhythmisch den Dornfortsatz
von L5 nach links schiebt. Daher: die Hände bewegen sich rhythmisch
aufeinander zu!
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Vorlauf-Test im Stand positiv > tendenziell ISG-Problematik (lateraler Typ)
Vorlauf-Test im Sitz positiv > tendenziell SIG-Problematik (zentraler Typ)
Tests der schrägen Achsen:
a) beide Daumen auf S1re/li plus Atmung
b) 4 Tests für die linke schräge Achse > Daumen auf S1rechts/Ail links
> Therapeut steht links: Blickrichtung cranial
> Therapeut steht links: Blickrichtung caudal
> Therapeut steht rechts: Blickrichtung cranial/caudal
c) 4 Tests für die rechte schräge Achse > Daumen auf S1 links/Ail rechts
> siehe linke schräge Achse
d) Tonus Ligamentum sacro-tuberale
e) Tonus M. piriformis
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Allgemeine Mobilisation in Contranution:
Therapeut steht auf der linken Seite. Die rechte Hand modulliert sich an die
Ail‘s und drückt nach ventro-cranial. Die linke Hand liegt auf der rechten
Hand und schiebt gleichzeitig nach ventro-caudal. So entsteht eine deutliche,
rhythmische Kippbewegung. Mehrere Minuten durchführen.
Allgemeine Mobilisierung einer L/L-Läsion:
Th. steht auf der linken Seite. Hypothenar der rechten Hand schiebt Ail links
nach ventro-cranial (Richtung Sips rechte Seite). Die linke Hand fixiert das
Ilium in Richtung ventro-cranial-lateral. Somit mobilisieren bzw. fixieren die
Hände synchron in die gleiche Richtung! Finde deinen Rhythmus und führe
diese Technik mehrere Minuten durch.
Mobilisation einer L/L-Läsion plus kompensatorischer ERS rechts von
L5:
Therapeut steht an der linken Patientenseite. Der rechte Hypothenar schiebt
(kippt) Ail links um die linke schräge Achse nach ventro-cranial. Gleichzeitig
wird der Dornfortsatz von L5 mit dem linken Daumen nach rechts geschoben.
Es kommt somit zu einer Scherbewegung in der rechten Facette.
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Mobilisation einer L/L-Läsion plus dekompensatorischer ERS links
von L5:
Ausführung wie vorherige Technik. Diesmal drückt der linke Daumen den
Dornfortsatz nach links. Die Hände arbeiten rhythmisch aufeinander zu.
Manipulation einer L/L-Läsion plus kompensatorischer ERS rechts
von L5:
Aufbau der Lumbar Roll in Seitenlage rechts bis L4. Der rechte
Hypothenar liegt auf Ail links und gibt einen Impuls in Richtung S1 rechts,
während der linke Daumen L5 von oben fixiert.
Zuvor sollte man in die Impulsrichtung schuckeln und dann erst an der
Barriere den Impuls geben.
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Mobilisation Läsion Ilium anterior (rechts):
a) Rückenlage: Th. steht auf der rechten Seite. Hüfte in ca. 90° Flexion, ABD
und AR. SIAS und Tuber mit Handballen bzw. 2 Finger kontaktieren.
Gelenkbarriere suchen und an der Barriere rhythmische Impulse in
Richtung dorso-medial (cranial) geben (als würde man ein Steuerrad
drehen).
MET: Pat. drückt das Knie für einige Sekunden in Richtung Extension. Es
findet keine Bewegung statt! Danach wieder mobilisieren.
b) Bauchlage: Th. steht auf der linken Seite.
Hypothenar der linken Hand fixiert S1/2 rechts nach ventro-caudal. Die
rechte Hand hakt am Sias rechts an und mobilisiert es nach dorso-medial
(caudal). Rhythmisch diese gegenläufige Bewegung über 2-3 Minuten
ausüben.
c) Bauchlage: Th. steht auf der rechten Seite.
Die proximale Hand fixiert S1/2 der rechten Seite des Kreuzbeines. Die
distale Hand führt in der Hüfte eine AR am Bewegungsende durch. Diese
rhythmische Technik wird über 2-3 Minuten durchgeführt.Copyright©Oldenburg2019(by)ZOP-Fortbildungen
Mobilisation einer Läsion Ilium posterior links in Bauchlage:
a) Therapeut steht auf der linken Seite:
Hypothenar der proximalen Hand fixiert die rechte Seite des Kreuzbeines.
Die distale Hand führt eine rhythmische IR mit dem betroffenen Bein am
Bewegungsende durch.
Die Technik wird 2-3 Minuten rhythmisch durchgeführt.
b) Therapeut steht auf der rechten Seite:
Betroffenes Bein in ADD u. IR. Thenar der proximalen Hand auf Sips mit
Schub nach cranial-lateral-ventral. Thenar der anderen Hand auf Ail rechts
des Sacrums mit leichten Schub nach ventro-cranial (Fixierung)
Rhythmisch 2-3 Minuten mobilisieren.
c) Therapeut steht auf der rechten Seite:
Hypothenar der rechten Hand liegt auf SIPS links. Die linke Hand hält das
linke Bein in ADD/Ext und IR. Das Ilium wird mit der rechten Hand
nach cranial-lateral-ventral fixiert. Nun leichte Schüttelungen durchführen
und mit einem Thrust das Ilium nach anterior mobilisieren.17
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Faszienverknüpfungen
Aus der faszialen Sicht könnte man die Patienten mit chronischen und
komplexen Beschwerden in zentrale und laterale Typen einteilen. Leider
gibt es auch Mischtypen, bei denen eine Dominanz vorherrscht, die man
dann zuerst behandeln muss.
Die Verknüpfung von Facra mit dynamischen faszialen Techniken hilft dem
Therapeuten die mögliche Ursache (primäre Läsion) von cranialen
Dysfunktion aufzuspüren.
Beispiel: Migräne mit starker Aura (5-6x/Woche), Riech- und
Sprachstörung, Menstruationsbeschwerden, diffuse Rückenschmerzen.
Inspektion/Test:
> faszialer Typ?
> Facra: welche Dominanz in den 3 Ebenen (9 Tests!)?
> Dyfa: dorsale oder ventrale Kette? Zentral? Lateral links oder rechts?
> Dyfa: Unterkörper (links/rechts) und/oder Oberkörper (links/rechts)?
> Dyfa: tiefe viszerale Faszie dominant? Welche Seite?
> Listening als Bestätigung
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Es folgen mögliche Verknüpfungen:
a) Os frontale/Glabella in der frontalen Ebene fixiert:
> Beine dominant > tiefe Faszie zentral > Sacrum in Nutation
> Beine dominant > Test Maxilla positiv > Sacrum in Nutation und
Beckenorgane
> Arme dominant > tiefe Faszie zentral > BWS in Extension und
Mediastinum/Oberbauch
> Arme dominant > oberflächige ventrale Faszie > Sternum/Rippen und
Oberbauch
b) Maxilla in der frontalen Ebene fixiert:
> rechtes Bein dominant > rechte Niere, Caecum, Blase, Uterus,
Douglas…
> linkes Bein dominant > linke Niere, Sigma, Blase, Uterus, Douglas…
> rechten Arm zurückführen > Pleura, Leber, Omentum minus (?)
> linken Arm zurückführen > Pleura, Herz, Magen, Omentum minus (?)
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c) Facra: sagittale Ebene rechts dominant > Läsion in Rotation anterior
und dorsaler Position
> Os temporale in Rotation anterior > Kieferproblematik, HWS,
Clavicular, ACG, Leber, Colon,
Caecum, ISG,…
Die Bedeutung der Maxilla:
Die Maxilla ist ein wichtiger Parameter in Bezug zu tiefen viszeralen
Faszien.
Die Faszie buccopharyngea ist eine tiefe Faszie des Gesichts. Diese
Faszie kommt von dem Periost der Maxilla und der Lamina medialis des
Prozessus pterygoideus, umhüllt den M. constrictor pharyngis superior
und verschmilzt mit der Tunica adventitia des Pharynx und des
Ösophagus (Mediastinum)…
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Die Maxilla wird fixiert und…
a) die Beine werden runtergeschoben
b) die Beine einzeln runterschieben lassen (zur Differenzierung)
c) die Arme anheben und senken lassen
d) die Arme einzeln anheben und senken lassen
e) tief einatmen lassen
Danach mobilisiert man die entsprechenden Organe und testet
wieder den Zug an der Maxilla!
Beispiel:
Starker Zug ausgehend vom Bein rechts > Excavatio vesico-uterina
rechts und rechte Membrana obturatoria mobilisiert > deutlich weniger
Zug an der rechten Seite Maxilla > zusätzlich Niere rechts mobilisiert >
kaum noch Zug an der Maxilla !
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