Andres Friedrichsmeier | Manfred WannöffelMitbestimmung und
Partizipation –Das Management von
demokratischer Beteiligungund Interessenvertretung
an deutschen Hochschulen
203
www.boeckler.de
Arbeitspapier
Demokratische und Soziale Hochschule
Januar 2010
1
Arbeitspapier 203
Andres Friedrichsmeier1
Manfred Wannöffel
Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
1 WirbedankenunsfürdieUnterstützungbeiderErstellungderExpertisebeiLindaJochheim.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
2
Friedrichsmeier, Andres, wiss. Mitarbeiter, Institut für Kommunikations-wissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Publikationen zu den Themen Hochschulsteuerung/Hochschulentwicklung.
Wannöffel, Manfred, Dr., Geschäftsführender Leiter der gem. Arbeitsstelle RUB/IGM an der Ruhruniversität Bochum. Zahlreiche Publikationen zu den Themen Mitbestimmung, Partizipation.
Impressum:Herausgeber: Hans-Böckler-Stiftung Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des DGB Hans-Böckler-Straße 39 40476 Düsseldorf Telefon: (02 11) 77 78-189 Fax: (02 11) 77 78-4-189 E-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Eike Hebecker, Abteilung Studienförderung
Produktion: Setzkasten GmbH, Düsseldorf
Düsseldorf, Januar 2010
Januar 2010
3
Geleitwort
DerVorstand derHans-Böckler-Stiftung hat imOktober 2008 dasProjekt „LeitbildDemokratischeundSozialeHochschule“alsProjektderStiftungbeschlossen,das inKooperationmitdemDGBundseinenMitgliedsgewerkschaftendurchgeführtwurde.Die 18-köpfige Projektgruppe unter der Leitung vonWolf JürgenRöder,Geschäfts-führerderOtto-Brenner-StiftungundfürdieIGMetallVorstandsmitgliedderHans-Böckler-Stiftung,hataufdem3.HochschulpolitischenForumimFebruar2010ihrenVorschlagfürdas„LeitbildDemokratischeundSozialeHochschule“vorgelegt.
FürdieErarbeitungdesLeitbildessindzuvor14Expertisenzuzentralenhochschulpo-litischenThemenbeinamhaftenWissenschaftlerinnenundWissenschaftlernvonderProjektgruppeinAuftraggegebenworden.AlleExpertisenwurden2009inWerkstatt-gesprächenpräsentiert, ausführlichdiskutiertundmitBlickaufdieEntwicklungdesLeitbildesausgewertet.ZahlreicheAnregungenausdenWerkstattgesprächensindindieEndfassungderExpertiseneingeflossen,dieinderausschließlichenwissenschaftlichenVerantwortungderAutorinnenundAutorenstehen.WirdankenallenAutorinnenundAutorenfürihrewertvollenBeiträge.
Die14ExpertisenwerdeninderReiheArbeitspapierederHans-Böckler-StiftungNr.200bis213alselektronischeDokumenteaufderWebsitederHans-Böckler-Stiftungwww.boeckler.deveröffentlicht.SiesollendieweiterenBeratungenunddieUmsetzungdes„LeitbildesDemokratischeundSozialeHochschule“unterstützensowieDiskursezurWeiterentwicklungderHochschulenbefördern.
WolfJürgenRöder Dr.WolfgangJäger
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
4
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort.......................................................................................................3
1 ZielsetzungundProblemstellung.............................................................5
2 BegriffsklärungenundhistorischeVerortung.........................................72.1 Mitbestimmung..........................................................................................72.2 Partizipation...............................................................................................82.3 VerfassteMitbestimmungimWandel–VonderOrdinarienuniversität
zurGruppenhochschule..............................................................................8
3 OrganisationsmerkmaleundrelevanteTrends........................................123.1 DasNeueSteuerungsmodellimHochschulbereich..................................123.2 DieRe-OrganisationausderGovernance-Perspektive.............................133.3. BesonderheitendesOrganisationstypusHochschule................................15
4 Ist-StandvonMitbestimmungundPartizipation....................................174.1 SozialstrukturelleBasisderverfasstenMitbestimmung...........................174.2 SenateundPersonalvertretungen..............................................................194.3 Studierendenvertretungen.........................................................................234.4 HochschulräteundKuratorien..................................................................244.5 ÜbersichtderGesetzgebunginGrundsatz-undDetailfragen..................274.6 NeueSteuerungundPartizipation............................................................364.7 EmpirischeBefundeausdemaußerhochschulischen
Arbeitskontext...........................................................................................38
5 Ansatzpunkte.........................................................................................405.1 Ansatzpunkt:Einführungvon„rundenTischen“und
Mitbestimmungskonferenzen..................................................................405.2 Ansatzpunkt:DasBeispiel,dasMutmacht:Gleichstellungspolitik.........435.3 ParticipationMainstreamingundParticipationIndex..............................445.4 Ansatzpunkt:TarifvertragWissenschaft..................................................465.5 Zusammenfassung....................................................................................47
6 Literatur.................................................................................................49
ÜberdieHans-Böckler-Stiftung...................................................................59
Januar 2010
5
1 Zielsetzung und Problemstellung
DieExpertisewilleinenBeitragzurDiskussionüberdenStellenwertvonMitbestim-mung und Partizipation im aktuellen Reorganisationsprozess an bundesdeutschenHochschulenleisten.
DieAktualitätdesThemaszeigteinBlicknachHamburg.NachdemdiePräsidentinderHamburgerUniversität,Prof.MonikaAuweter-Kurtz,imMärz2007ihrenKollegenempfahl,sichnurnochmitHilfederPresseabteilungüberHochschulpolitikzuäußern,geriet sie imMai2009erneutuntermassivenöffentlichenDruck, als sie sichgegendieBestätigungdesvondergeisteswissenschaftlichenFakultätgewähltenDekansaus-sprach.DaraufhinbrachinHamburgeinoffenerAufstandgegensielos.EtlichePro-fessorenbemängelten ihrenautoritärenFührungsstil und forderten ihreAbwahl.Am25.JunistimmtenfünfdersechsDekane(derDekandermedizinischenFakultätwarnichtanwesend)mit4:1fürdieAbwahlvonAuweter-KurtzalsPräsidentin.SelbstdieHamburgerRegierungsfraktionsowieHamburgsWissenschaftssenatorin,HerlindGun-delach,stelltenihreLeitungsqualitätinFrage.FürdieWahlundAbwahlderPräsidentinistjedochalleinederHochschulratderUniversitätHamburgverantwortlich,derweiter-hinhinterAuweter-Kurtzstand.2Am3.JuligabAuweter-KurtzselbstdemWiderstandnachundunterschriebeinenAuflösungsvertrag,am8. Juli schiedsie schließlichausdemAmtalsPräsidentinderUniversitätHamburgaus.3
DasHamburgerBeispiel zeigt auf, dassmit derEinführungneuerSteuerungsinstru-menteanHochschulenwiederErschaffungvonHochschulrätenMitbestimmungundPartizipationderHochschulangehörigenandenEntscheidungsprozessenanHochschu-len einewesentliche Problemstellung aktueller Hochschulentwicklung darstellt.4 DiezweileitendenFragestellungendervorliegendenExpertiselauten:
InwelcherWeiseverändertderaktuelleReorganisationsprozessanHochschulendieinstitutionalisierteMitbestimmungunddiePartizipationderHochschulangehörigenanEntscheidungsprozessen?
InwelcherFormkönnenMitbestimmungundPartizipation ineinerdemokratischundsozialverfasstenHochschuleorganisiertsein?
2 Langrock-Kögel2009;Meyer2009.3 Titz/Leffers2009.4 Vgl.Keller/Staack2009,S.12f.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
6
ZurBeantwortungdieserFragengliedertsichdieAusarbeitunginvierArbeitsschritte.Zunächst werden Begriffserklärungen für Mitbestimmung und Partizipation sowieeinehistorischeundsozialeVerortungvonBeteiligungsmöglichkeitenanHochschulenvorgenommen(2).Darananschließendwirddas„NeueSteuerungsmodell“unterBe-rücksichtigungderBesonderheitendesOrganisationstypusHochschulediskutiert (3).DiesemanalytischenTeilderExpertisewirdeineaktuelleBestandsaufnahmedesIst-StandsvonMitbestimmungundPartizipationandenHochschulengegenübergestellt(4),diesebeziehtaucheineAnalyseneuerPartizipationschancenmitein,welchedieam„NeuenSteuerungsmodell“orientierten jüngerenReformeneröffnethaben.Abschlie-ßendwerdenersteAnsatzpunktefürdieStärkungdesStellenwertsdemokratischerundsozialerAnliegeningegenwärtigenHochschulreformenundfürdieWeiterentwicklungvonBeteiligungschancenderBeschäftigten vorgestellt (5).DieExpertisewird durchfolgende,einleitendeThesenstrukturiert:
MitbestimmungundPartizipation stellendemokratischeund sozialeBürgerrechtedarundsindnichtauf„Schmiermittel“inReorganisationsprozessenzureduzieren.DieBeteiligungvonHochschulangehörigenanEntscheidungsprozessen ist jedochvonihrersozialstrukturellenFundierungherundinihrerrealenEinbindunginOr-ganisationsabläufezubestimmen.
RechtlichabgesicherteMitbestimmungselementeunddirekte,informellePartizipa-tionsmöglichkeitensindfürdiewissensintensivarbeitendenHochschulenzukünftigsystematischmiteinanderzuverknüpfen.
Die neue Hochschulsteuerung begrenzt einerseits traditionelle Mitbestimmungs-möglichkeiten,eröffnetandererseitsneuePartizipationschancenfürdieHochschul-angehörigen,dieeinumfassendesBeteiligungskonzeptdes„ParticipationMainstre-amings“anHochschulenerfordern.
Januar 2010
7
2 Begriffsklärungen und historische Verortung
PartizipationundMitbestimmungsindSchlüsselbegriffederpolitischenundsozialenDemokratie.IhrHauptaugenmerkrichtetsichaufdieStrukturenundPraktikenderBe-teiligungvonBeschäftigtenamkomplexenLeistungserstellungsprozessinOrganisati-onen.DabeithematisierendieBegriffedieBeteiligungsmöglichkeitenvonMitgliederninOrganisationen.
2.1 Mitbestimmung
MitbestimmungcharakterisiertdenpolitischenAnspruchdemokratischeBeteiligungs-strukturenimBereichderWirtschaftundVerwaltungfürdieBeschäftigtenzuverwirk-lichen.MitbestimmungkennzeichnetdenProzessderInstitutionalisierungvonEinflus-schancenundMitwirkungsmöglichkeitenderMitarbeiterundihrergewähltenVertreterimBetriebs-undPersonalrat.IndieserPerspektivestehtdiedemokratischeBeteiligungan Entscheidungsprozessen in Wirtschafts- und Verwaltungsorganisationen und dieHerausbildung gesellschaftlich legitimierter Beteiligungsrechte der Beschäftigten imZentrumdes Interesses.5Mitbestimmung inderSphärevonWirtschaft undVerwal-tunggilt demnach als soziales und industriellesBürgerrecht.Es stellt einen elemen-tarenBestandteileinersozialenDemokratiedar,dasmarktwirtschaftlicherOrdnungenkomplementär zu zivilen und politischenBürgerrechten abgerungenwurde und sichineinem„secondarysystemofindustrialcitizenship,parallelwithandsupplementarytothesystemofpoliticalcitizenship“6manifestiert.EsstehtinderIndustriesoziologieempirischaußerZweifel,dassdieInstitutionalisierungvonsozialenBürgerrechtenderBeschäftigtenstrukturellaufeinerkonfliktivenDurchsetzungdemokratischerGrund-vorstellungen vonMitbestimmung inWirtschaft undVerwaltungberuht.Mitbestim-mung ist ein Ergebnis der politischenAustragung vonKonflikten über unterschied-licheInteressenlagen,derAnerkennungvoninstitutionellenInteressenvertretungenderBeschäftigtendurchdasManagementsowiedergesellschaftlichenLegitimierungvonBeteiligungsmöglichkeitendurchgesetzlicheRegelungen.7DerBegriffder„verfasstenMitbestimmung“zieltspeziellaufsolche,aufdemRechtswegerzwingbarenRechte,diekollektivundi.d.R.übereinVertretungsorganwahrgenommenwerden.
5 Marshall1964.6 Ebd.,S.94.7 Müller-Jentsch2007;Wannöffel2008.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
8
2.2 Partizipation
PartizipationgehtüberdenBegriffderverfasstenMitbestimmunghinausundcharak-terisiert allemöglichen Formen faktischer, nicht institutionalisierter und informellerBeteiligungderMitgliedervonOrganisationen.ImVergleichzurMitbestimmungwirdvon keinem strukturellen Interessenkonflikt ausgegangen, daBeschäftigtenpartizipa-tionschließlichauchvomManagementvonUnternehmenundVerwaltungen inPro-zessen der Organisationsentwicklung initiiert werden kann.8 „Direkte Partizipation“charakterisierteineBeteiligungsform,beiderdieBeschäftigtenohnedenUmwegeinesinstitutionalisiertenVertretungsorganspersönlichaktivwerdenundihreInteressenoderVorstellungenselbstartikulieren.InsbesondereimBereichderhochqualifiziertenWis-sensarbeit überschneidet sichPartizipation ansatzweisemitProzessenderLeistungs-erstellung.DiesistdannderFall,wennesfürdenLeistungsbeitragvonBeschäftigtenerforderlichist,dassdieseteilweiseselbstbestimmtarbeiten:DieLeistungen,etwaFor-schungundLehre an einerHochschule, profitieren in diesemFall von ausgeprägtenHandlungsspielräumen der Beschäftigten, von deren Identifikation mit den Gegen-standsbereichen ihrer Arbeit sowie von Vertrauensbeziehungen und von Loyalitäts-handeln. Teilweise informell gewährte Freiräume zur persönlichen und beruflichenSelbstentfaltungderBeschäftigtenkönnenalsoeinefunktionaleBedeutungfürOrgani-sationenerhalten.SolcherartfunktionalgewordeneFreiräumekönnendannnichtmehrohneWeiteresnachInteressenlagedesManagementsabgeschafftwerden,auchwenneinerechtlicheAbsicherungfehlt.ZudembewirkensiewenigerWiderstände ineinerOrganisation,soweitsieeinerealeEinwirkungsmöglichkeitderMitarbeiterdarstellen.Inderarbeits-undindustriesoziologischenForschungwurdezuletztingroßerÜberein-stimmung darauf verwiesen, dass insbesondere hochqualifizierteAngestellte großenWertaufdirektePartizipationsmöglichkeitenlegen,währendsiedenInstitutionenderverfasstenMitbestimmungmituntermitSkepsisbegegnen.9
2.3 Verfasste Mitbestimmung im Wandel – Von der Ordinarienuniversi-tät zur Gruppenhochschule
Das Ausgangsmodell der Mitbestimmungsstruktur der westdeutschen Hochschulenentstand bereits im späten 19. Jahrhundert.DiesemModell lag ein „Idealtypus“ vonUniversitätzugrunde,dersichu.a.dadurchauszeichnet,dassjedeeinzelneUniversität
8 Ittermann2009;Hauser-Ditzu.a.2008.9 Ittermann2009;Hauser-Ditzu.a.2008.
Januar 2010
9
weitgehendüberschaubarwar.10DiewenigenHochschulenwarenklein,ihreOrganisa-tionsstrukturwarübersichtlichunddiesozialeHerkunftihrerAngehörigenwarrelativhomogen.Die kleineGruppe derOrdinarien – Lehrstuhlinhaber, die ihr Fachgebietalleinvertraten–hatteursprünglicheinvollständigesMonopolaufdieakademischeSelbstverwaltung. Soverfügten dieOrdinarien i.d.R. über formaleMitbestimmungs-möglichkeiten: Sie konnten direkt und ohne denUmweg gewählterRepräsentations-organe über zentrale Fragen derHochschulentwicklungmitentscheiden, etwamittelseinesinregelmäßigenAbständentagendenGroßenSenatsals„Urversammlung“oderüberdie„Fakultät“11.VertreterandererHochschulgruppenwurdenzudiesenVersamm-lungenderOrdinarienzunächstallenfalls„hinzugezogen“oder„kooptiert“,siewurdenalso allenfalls randständig über eine z.T. informelle Partizipationsform einbezogen.12DasGrößenwachstumderHochschulen–bis zumEndederWeimarerRepublikka-meninDeutschlandgerade12Studentenaufje10000Einwohner,imWintersemester2007/2008waren23613–hatdieÜbersichtlichkeitderHochschulenbeendet.Auchha-bendieHochschulangestelltenunterhalbderProfessorenschaftimmerdeutlicherdemo-kratischeBeteiligungsansprücheangemeldet,darunterinsbesonderedersichimVerlaufmehrerer Jahrzehnte zunehmend herausbildende akademische Mittelbau. Hervorzu-hebenistindiesemZusammenhangdieSchrift„HochschuleinderDemokratie“von1965.Sieargumentiertu.a.,dasseinehierarchischeOrganisationüberOrdinariennichtzuderimWissenschaftsbetriebtatsächlicherforderlichenkooperativenArbeitsteilungpasse,welcheeineVielzahlBeteiligterumfasse.14AuchfürdasdamalswegweisendeKreuznacherHochschulkonzeptundanderebedeutendePositionspapiere15gehörtende-mokratischeSelbstbestimmungallerBeteiligtenundeineeffizienteWissenschaftsor-ganisationzusammen.MitbestimmungundPartizipationgaltenalsVorbedingungundnichtalsHindernisfüreineHochschulorganisation,dieeffektivundeffizientist.DiesezeitweiligeVerbindungvondemokratischenundeffizienzorientiertenAnliegenwurdedeshalbmehrfachalsErfolgsbedingungfüremanzipationsförderlicheReformenidenti-fiziert:EineinformelleKoalitionzwischendenanDemokratieundEffizienzinteres-siertenGruppenbietediebestenChancen.16
10 Ellwein1985,S.247,227.11 HeutigeEntsprechungensindderFakultäts-oderFachbereichsratoderdieHochschullehrerversammlungauf
Fakultätsebene.12 Keller2000,S.51,42.13 Ellwein1985,S.247,227,StatistischesBundesamt2008b,2008a,einwesentlicherTeildesGrößenwachstums
fielaufdie1960erund1970erJahre.14 Nitschu.a.1965,S.91ff.15 Bundesassistentenkonferenz1968,Denningeru.a.1969;Schmidt/Thelen1969;WRK1970;DGB1973.16 Bultmann/Weitkamp1999,S.77-84;Pasternack2006b;S.38-40,47-49.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
10
ImdemokratiefreundlichenKlimaEndeder1960erJahrewurdenvielfältigeKonzepte,umdieDemokratieandenHochschulenzufördern,entwickeltundz.T.auch indieTatumgesetzt.EinigedieserKonzeptewerdenauchheutenochvereinzeltzitiert,ins-besondere die „Viertelparität im Senat“, eine Stimmrechtsregelung für akademischeRepräsentationsorgane,nachderStudierende,Professoren, sonstigewissenschaftlicheMitarbeiterunddiesonstigenMitarbeiterzuje25%dieSelbstverwaltungsgremienbe-setzen.DerVorschlagderViertelparitätfokussierteindeutigaufdieakademischeMit-bestimmung.DieReformbewegungder1960erund1970er Jahrehat allerdingsauchFragen der Gestaltung der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaft bzw.derHochschulenintensiverörtert.DasBundesverfassungsgerichtsurteilvon197317zurWissenschaftsfreiheit hat diese demokratischenReformideen gebremst undmit dem1976erstmalsinKraftgetretenenHochschulrahmengesetzwurdeeinsozialerKompro-missmitBesitzstandsinteressenderOrdinarienbundesweitverbindlichgemacht.DasResultatwirdschließlichalsdemokratischeGruppenhochschulebezeichnet.18
BeiderGruppenhochschulehandeltessichumeine„ständischgebrochenedemokra-tischeVerfassungderHochschule“.19DieverfassteMitbestimmungderGruppenhoch-schulebestehtauseinerDoppelstruktur.SowerdendieMitgliederindieGruppenPro-fessoren,MittelbausowieStudierendeeingeteilt,dieVertreteringesetzlichvorgeseheneundjeweilsprofessoraldominierteSelbstverwaltungsgremienwiedenSenat20entsen-den.Parallelzudieserakademischen SelbstverwaltunghabenalleGruppenspezifischeVertretungsorgane,dienursiealsGruppebetreffen.FürdieMitarbeiterderHochschuleistdiesderPersonalrat–ineinigenBundesländernnachwissenschaftlichemundnichtwissenschaftlichemPersonalrat getrenntundz.T. einschließlichderProfessoren, fürdieStudierendeistdiesdieverfassteStudierendenschaft(ASten).FürdieProfessorenkommenfaktische,abernichtformalsoverfassteRepräsentationsorganewiedieRekto-renkonferenzenoderdieDekankonferenzenhinzu.
InsgesamtergibtsichinderGruppenuniversitäteinedoppelteformaleVertretungderHochschulangehörigen: Einerseits über Statusvertretungen und andererseits über dieakademischeSelbstverwaltung.Die alsDoppelstruktur verfassteMitbestimmunghatmiteiner tendenziellebenfallsdoppeltenLeitungsstrukturumzugehen.Nebender je-
17 Bundesverfassungsgericht1974,S.79-170.18 Keller2000,S.155-182;eineähnlicheEntwicklunggabesauchinandereneuropäischenStaaten,Groofu.a.
1998,S.5-6.19 a.a.O.20 NebendemSenataufHochschulebene,gibtesaufderEbenedereinzelnenFakultätendieFakultätsräteals
zentralesEntscheidungsgremium.DievorliegendeExpertisebeschäftigtsichjedochausschließlichmitdenMit-bestimmungsmöglichkeitenaufHochschulebene.
Januar 2010
11
weiligenHochschulleitungtrifftauchdaszuständigeWissenschaftsministeriumOrga-nisationsentscheidungen.
GrundlagederMitbestimmungsdoppelstrukturanHochschulenistdieWissenschafts-freiheitnachArt.5Satz3GG.ProfessorinnenundProfessorenkönnensichalsPerso-nengruppeundHochschulen alsEinrichtungen aufdenbesonderenAuftragberufen,diese institutionalisierte Freiheit wahrzunehmen und auszufüllen. In dieser verfas-sungsrechtlichenAuslegungrechtfertigtdieWissenschaftsfreiheitnichtnurdiegegen-wärtigenProfessorenmehrheitenindenGremienderakademischenSelbstverwaltung,sondernauchdenhohenUmfangvonMitbestimmungsstrukturen,derimöffentlichenDienstaußerhalbderHochschulenbislangnichtanzutreffenist.21
21 Bundesverfassungsgericht1974,S.79-170;andersalsdieLehrfreiheitstandeineLernfreiheitzurZeitderFor-mulierungdesGrundgesetzesgarnichtzurDiskussion,Ellwein1985,S.229.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
12
3 Organisationsmerkmale und relevante Trends
InAnbetracht der schwierigenFinanzsituation des deutschenHochschulsektorswirdseitmehralszweiJahrzehntenüberChancen,RisikenundGestaltungsmöglichkeiteneinesneuenSteuerungsmodellsfürHochschulendiskutiert.22
3.1 Das Neue Steuerungsmodell im Hochschulbereich
WarendieinternenStrukturenundSteuerungsmodiderHochschulenseitden70erJah-rendurchdieDoppelstrukturderGruppenuniversität,demKollegialprinzipsowieeinerweitgehendenAutonomiederProfessorengeprägt, soveränderten sich seitMitteder1990er Jahredie strukturellenRahmenbedingungen.NebendenStudienreformen imZugedesBologna-ProzessesrücktezunehmendeineModernisierungderSteuerungs-,Kontroll-undKoordinationsmechanismeninundzwischenHochschulenmitdemZieleinerErhöhungderEffizienz undEffektivität derHochschulen in denVordergrund.ImZugederviertenNovellierungdesHochschulrahmengesetzes1998wurdenschließ-lichdenBundesländernweitreichendeGestaltungsmöglichkeitenimBereichihrerje-weiligenHochschulorganisation zugestanden. So sollte derWettbewerbsföderalismuszwischendenBundesländerngestärktwerden.InfolgedessenreagiertendieeinzelnenBundesländermitunterschiedlichenReformen,welchesichimKernandenPrinzipiendesNeuenSteuerungsmodellsorientierten.23ÜbergeordnetesReformzielwaresdabei,dasErfüllendesöffentlichenAuftragsdurchdieHochschulennichtmehramEinhaltenvonVerfahrensvorschriftenunddieamJahresendevollständigeVerwendunginkremen-talistischdefinierterHaushaltsvolumina,sondernvermehrtanderErreichungüberge-ordneterEntwicklungszieleinForschungundLehrefestzumachen.24ZurErreichungdiesesZielswurdezumeinendieleistungsorientierteMittelvergabe(LOM)eingeführt.ZumanderenwurdendenHochschulenmehrFreiräumebeiderVerwendungstaatlicherGelderundderGestaltungderinternenOrganisationgegeben.
DerReformansatzdesNeuenSteuerungsmodellswarursprünglichfürdieAnwendungeninKommunalverwaltungen ausgelegt undhat für diesewiederumSteuerungsansätzeausderPrivatwirtschaftadaptiert.IndenKommunensinddieseheutebeidenHoch-schulenaktuellenKonzepteallerdingsteilweiseschonwiederaufdemRückzug:JörgBogumil,derdieumfassendstenempirischenUntersuchungenzumNeuenSteuerungs-
22 Lanzendorf2006,S.25.23 Lanzendorf/Pasternack2009,S.13f.24 Lanzendorf2006,S.26.
Januar 2010
13
modell geleitet hat, beschreibt einen„frühenEnthusiasmus“ fürOutput-Orientierungu.ä.beidenKommunenabMitteder1990erJahre,verzeichnetaberbereitsfürEndeder1990erJahreeinedeutlicheErnüchterung,während„dasNeueSteuerungsmodellzuBeginnder2000erJahrevollendsseine(ohnediesbegrenzte)reformpolitischeBedeu-tungverlor,teilssogarnegativeAnziehungskraftentfaltete.“25EskonntenzwareinzelneZielewiedieVerbesserungderBürger-undKundenorientierungunddieTransparenzdesVerwaltungshandelnserhöhtwerden,insgesamtgibtesaberkaumstichhaltigeAn-haltspunktedafür,dassdasNeueSteuerungsmodellnachhaltigzurSteigerungderWirt-schaftlichkeitundReduzierungderKostenbeigetragenhat.26
DasNeueSteuerungsmodellsetztdabeiandemProbleman,dassKommunalverwal-tungen traditionell zu detailliert überVorschriften undDirektivengesteuertwürden.DerRückbau bürokratischerVorgaben solltemehrRaumdafür bieten, dass dieBe-schäftigtenihreAktivitätenpragmatischmitgestaltenkönnenundmehrSelbstverant-wortungübernehmen.27DieBeteiligungderMitarbeiterwurdeallerdingsinvielenFäl-lennichternstgenommen,ihrEinflussbliebgering.DiesführtezurFrustrationundzurDesavouierungneuerReformkonzepte.28
AufgrundunterschiedlicherOrganisationsstrukturenundAufgabenspektrengehenBo-gumilundGrohsdabeivonderHypotheseaus,dassdieNeueSteuerunganHochschu-lenbesserimplementiertundmitLebengefülltwerdenkannalsinKommunen.
3.2 Die Re-Organisation aus der Governance-Perspektive
EineMöglichkeitdieinstitutionellenVeränderungenimRahmenderNSM-orientiertenReformenzuanalysierenbietetdabeidieGovernance-Perspektive,welcheeineZusam-menfassung der organisatorischen Spezifika des Hochschulsystems erlaubt.29 DabeistehtderBegriff„Governance“für„alleFormenundMechanismenderKoordinierungzwischenmehroderwenigerautonomenAkteuren,derenHandlungeninterdependentsind,sichalsowechselseitigbeeinträchtigenoderunterstützenkönnen“.30InAnlehnunganeineinderHochschulforschungetablierteTypologielassensichimdeutschenHoch-schulbereichfünfwesentlicheGovernance-Dimensionen31unterscheiden:diestaatliche
25 Bogumilu.a.2007a,S.51,276.26 Bogumil/Grohs2009,S.142f.27 KGSt1993.28 Bogumil/Grohs2009,S.144.29 Schimank2002.30 Benzu.a.2007,S.9.31 Schimanku.a.1999;Schimank2002.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
14
Regulierung,dieprofessionellebzw.akademischeSelbstorganisation,dieAußensteue-rungdurchexterneStakeholder,dieadministrativeSelbststeuerungsowiederWettbe-werb.IndernachfolgendenTabelle1werdendieunterschiedlichenSteuerungsinstru-mentedeneinzelnenGovernance-Mechanismenzugeordnet.
Governance-Mechanismus SteuerungsinstrumenteStaatliche Regulierung Kameralistische Input-Steuerung, Kompetenzen des
zuständigen Ministeriums, Personalrecht (z.B. starre Stellenpläne)
Professionelle bzw.
akademische Selbstorganisation
Kompetenzen des Senats, Kompetenzen des Fachbereichsrats u.a. Mitentscheidungsbefugnisse der einzelnen Statusgruppen, Wahl des Rektorats/Präsidiums
Außensteuerung durch externe Stakeholder
Hochschulräte, externe leistungsorientierte Mittelvergabe (Zielvereinbarungen, Globalbudgets und formelgebundene Mittelvergabe), externe Evaluation
Administrative Selbststeuerung Professionalisierung der Leitungsstrukturen (messbar u.a. anhand der Länge der Amtszeit und der Kompetenzen von Präsidenten/Rektoren und Dekanen), Hochschulcontrolling, Kosten- und Leistungsrechnung, Qualitätsmanagement
Wettbewerb Interne und externe leistungsorientierte Mittelvergabe (Zielvereinbarungen und formelgebundene Mittelvergabe), interne und externe Evaluation, leistungsorientierte Vergütung, Qualitätsmanagement, Befristung von Berufungzusagen, Exzellenzinitative
EswerdeninAnlehnungandieseGovernance-MechanismeninderHochschulforschungzwei idealtypischeGovernance-Regime unterschieden,welche sich durch bestimmteKombinationen der genannten Governance-Mechanismen zusammensetzen. DieseGovernance-RegimewerdenalsSelbstverwaltungsmodellundalsManagementmodellbezeichnet.32DasklassischeGovernance-RegimedesdeutschenHochschulbereichsre-präsentiertdasSelbstverwaltungsmodell.EsistgeprägtdurchdieDominanzstaatlicherRegulierungundprofessionellerbzw.akademischerSelbstorganisation.33Aufgrundderveränderten politischen, rechtlichen und gesellschaftlichenRahmenbedingungen undder neuenvon außen anUniversitäten herangetragenenErwartungenwird es zuneh-mendalsineffizientundineffektivbetrachtet.NSM-orientierteHochschulreformenzie-lendeshalbaufeineAbnahmederGovernance-MechanismenstaatlicheRegulierungundSelbstorganisationundaufeineStärkungderDimensionenadministrativeSelbst-steuerung,WettbewerbundAußensteuerungdurchexterneStakeholder.
32 Schimank2002.33 Lange/Schimank2007;Schimank2000.
Januar 2010
15
3.3. Besonderheiten des Organisationstypus Hochschule
DieOrganisationHochschuleunterscheidetsichinStruktur,Zielsetzung,Personalso-wieinderArtihrerLeistungenwesentlichvonanderenVerwaltungenoderprivatwirt-schaftlichenOrganisationsformen.
HochschulensinddemTypus„professionelleBürokratie“zuzuordnen.34IhrwesentlichesMerkmalberuhtaufdemstarkenoperativenKern,inwelchemdenProfessorensowiedem wissenschaftlichenMittelbau aufgrund ihres Spezialistenwissens entscheidendeBedeutungzukommt.GeradedieProfessorenalsführendeMitarbeiterdesoperativenKernsverfügendabeiüberweitestgehendeAutonomie.SotragendieHochschulleitungunddieSelbstverwaltungsgremienzwardieGesamtverantwortungfürdieHochschu-le,allerdingsfehltesihnenfüreinedirekteLenkunganKompetenzundFachwissen.IhreMachtbefugnisse sinddaher imVergleichzuanderenOrganisationsformeneherbegrenzt.
DieHochschulspitzekannimaktuellenReorganisationsprozessvorrangigindirektüberdieFinanzierungdereinzelnenFakultätenEinflussaufdieOrganisationderLehrstühlenehmen. Insgesamt aber sind die Hochschulen wesentlich durch die Entscheidungs-machtderProfessorenunddamiteinhergehenddurcheinestarkedezentralisierteStruk-tursowieweitgehendeSelbststeuerungund-kontrollegeprägt.35
DaszentraleOrganisationsprinzipderHochschulewirdinderOrganisationstheorieals„loseKopplung“bezeichnet.36Gemeint ist,dassvieleEntscheidungsprozesse ineinerHochschuleparallelablaufenkönnen,ohnesichuntereinanderoderdiepraktischeAr-beitmaßgeblichzustören.VomäußerenErscheinungsbildherfolgtmanüberwiegendden vielfältigen formalen Vorgaben, aber folgt tatsächlich den bewährten Abläufen,dievonderoffiziellenStrukturweitgehendentkoppeltsind.„LoseKopplung“beruhtnichtaufdemvorsätzlichenAbweichenvonVorgeschriebenem, sonderneherdarauf,dassmansozialenBeziehungenundVertraueneinenhohenStellenwerteinräumtundüberdieFortführungbewährterAktivitätennotwendigeSchrittezurUmsetzungneu-er Anordnungen und Vorschriften vernachlässigt.37 Dieses Organisationsprinzip mitüberlappendenVorschriftenundEntscheidungsstrukturenhatandenHochschulendieWahrnehmungvonFreiräumengefördert:38BereitsvoreinigenJahrzehnten,alsz.B.Kommunalverwaltungen und privateGroßbetriebe bürokratisch geführtwurden, lief
34 Mintzberg1983,S.122f.35 Pellert2000,S.41f.36 Weick1976;Meyer/Rowan1991,S.49;Minnsen/Wilkesmann2003.37 Meyer/Rowan1991,S.49.38 Vgl.denBegriffder„Überdetermination“imInteraktionsansatzErvingGoffmans,Goffman1974,S.95.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
16
dieOrganisationanHochschulennurformalbetrachtetnachbürokratischenPrinzipien,nichtaberinihrentatsächlichenAbläufen.
Lose Kopplung besteht definitionsgemäß aus der Nichteinhaltung offizieller Struk-turvorgaben.AuseinerformalenPerspektivebetrachtetstellt loseKoppelungdeshalbeineDefizienzdar.ImaktuellenReorganisationsprozesswerdenandenHochschulenManagementinstrumenteeingesetzt,diediesescheinbarenDefiziteunterbindensollen,insbesondere durchVerfahren desControllings. Ein System, dasmit überprüfbarenKennzahlen operiert, soll umfassend und zeitnah aufzeigen,wenn inOrganisations-bereichenvondemabgewichenwird,wasdasManagementdortvorgesehenhat.DasControllingliefertgezielteInformationen,damitdasManagementbeisolchenAbwei-chungeneingreifenoderumsteuernkann.39AusorganisationstheoretischerPerspekti-veistdasUnterbindenloserKopplungallerdingsgeradeinderHochschulenichtun-problematisch.DieursprünglicheÜberlegungderwissenschaftlichenAnsätzezuloserKopplungistnichtderenUnterbindung.VielmehrsollteamBeispielvonHochschulenundanderenBildungseinrichtungengezeigtwerden,dassdieSteuerungeinerOrgani-sationnotwendigUnsicherheitszonenhabenmuss,damitdieseEinrichtungenproduktivfunktionieren.40VonderOrganisationsforschungistschonvorLangemherausgearbeitetworden,dassdiesumsomehrgilt,jemehreineOrganisationaufdasWissenbesondererExpertenangewiesenist.41
39 Vgl.z.B.Grüning2000.40 DiesgiltzunächstfürdenBegriffderlosenKopplungselbst,vgl.Weick1976.ZumPhänomendes„decoupling“
indenneo-institutionalistischenAnsätzenvgl.Meyer1994,S.32,zuden„organisierteAnarchien“derverhal-tenswissenschaftlichenEntscheidungstheorievgl.Cohen/March1986.
41 Mintzberg1979;Ittermann2009.
Januar 2010
17
4 Ist-Stand von Mitbestimmung und Partizipation
ImRahmenderReorganisationsmaßnahmenanHochschulenverändernsichdabeiMit-bestimmungs-undPartizipationsmöglichkeitenderHochschulangehörigen.EswerdenneueGremienderHochschulsteuerung,wiebspw.dieHochschulräte,geschaffen,diealtenGremienderGruppenhochschuleverlierenanBedeutung.
4.1 Sozialstrukturelle Basis der verfassten Mitbestimmung
EinBlick auf dieBeschäftigungsstrukturen einerHochschule offenbartStrukturpro-bleme der unterschiedlichen Repräsentation der verfasstenMitbestimmung: In einerHochschule42 sind im statistischen Durchschnitt 94 Professorinnen und Professorenbeschäftigt.HinzukommteinFünffachesanweiteremwissenschaftlichemundkünst-lerischemPersonal.Von letzteremhat allerdings kaum10% eine unbefristeteVoll-zeitstelle.43DieBeschäftigungssituation des akademischenMittelbaus istweitgehendunsicher.44 ImSchnitt kommenauf jedeProfessorinoderProfessordas3,4-fache antechnischemundVerwaltungspersonal–insgesamtrundzurHälftemitunbefristetenVollzeitstellen – sowie eine 53-facheAnzahl an Studierenden. In den Selbstverwal-tungsgremienmit Professorenmehrheit sind also alle anderenHochschulangehörigenunterrepräsentiert.
Um diesesUngleichgewicht an einem konkretenBeispiel zu verdeutlichen,wird dieBesetzungdesakademischenSenatesderRuhr-UniversitätBochum imFolgenden inRelationzurBeschäftigtenstrukturgesetzt(vgl.Abbildung1).ImakademischenSenatderRuhr-UniversitätBochumbefindensich25Mitglieder:13Professoren,4wissen-schaftlicheMitarbeiter,4MitarbeiterinTechnikundVerwaltungsowie4Studierende.
ImWintersemester2008/200945waren381ProfessorinnenundProfessoren(inkl.Ju-niorprofessuren),1996hauptamtlichewissenschaftlicheund2042hauptamtlichenicht-
42 DadieHumanmedizinunddieHochschulklinkendasBildverzerren,sindsiehierherausgerechnet.Allefolgen-denAngabensindberechnetfürdasJahr2007nachStatistischesBundesamt2008,jeweilsohneStudentischeHilfskräfte,HumanmedizinundHochschulkliniken.EineUniversitätweist imSchnitt2,3-malmehrProfes-sorinnenundProfessorenund5,8-malmehrwissenschaftlicheMitarbeiterinnenundMitarbeiteraufalseineFachhochschule.
43 Indennicht eingerechnetenFächernHumanmedizinundGesundheitswissenschaften sindes17,7%, inderFächergruppederRechts-,Wirtschafts-undSozialwissenschafthingegennur6,7%.DerAnteilvonVollzeit-stellenistinderMedizinamhöchsten,gefolgtvondenIngenieur-undNaturwissenschaften.IndenKultur-undGesellschaftswissenschaftenisternurnochhalbsogroß.
44 Müller2009,S.208.45 http://www.uv.ruhr-uni-bochum.de/dezernat1/statistik/aktuelles/rubrik2008.pdf.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
18
wissenschaftlicheMitarbeiterinnen undMitarbeiter an derRuhr-UniversitätBochumbeschäftigt.Dazukamen32.723eingeschriebeneStudentinnenundStudenten.DamitliegtdasVerhältniszwischeneinemProfessorundeinemHochschulangestelltenbei1zu5,zwischeneinemProfessorundeinemStudentenbei1zu86.
Abbildung 1
Akademischer Senat
25 Mitglieder
13 4 4 4
Ruhr-Universität Bochum
381ProfessorInnen
1996wiss.
MitarbeiterInnen
2042nicht wiss.
MitarbeiterInnen
32.723Studierende
Quelle: Eigene Darstellung.
DiesesUngleichgewichtverschärftsichnochdadurch,dassdieAnerkennungvonKom-petenz anHochschulen eng an den akademischenRang gekoppelt ist.DieVertreternicht-professoralerGruppenmüssen inGremien regelmäßig hart dafür arbeiten, umAnerkennungzufinden.IhreSprecherpositionalsVertreterihrerGruppewirdnämlichnichtautomatischzugebilligt,zumindestwenneinvonPasternackidentifiziertesRol-lenmissverständnisinsSpielkommt:„Indem[dieProfessoren]ihrFachrepräsentieren,repräsentieren sie vorgeblich auch dieAnliegen der dortigenwissenschaftlichen undsonstigenMitarbeiter/innen,derStudierendenundderauswärtigenInteressierten“.46
DieBeschäftigtenstruktureinerHochschulegibtjedochnurAuskunftüberdieformaleStruktureinerOrganisation.Problematisiertwerdenmussdarüberhinaus,obsichallerelevanten Beschäftigtengruppen nicht nur objektiv über die Mitbestimmungsstruk-turen, sondern auch informell überPartizipationsmöglichkeiten vertreten sehen.Wieinterpretieren die überwiegend teilzeitbeschäftigten Sekretärinnen oder die zu 85%befristet angestelltenwissenschaftlichenMitarbeiter ihre Beteiligungsmöglichkeiten?DiesebeidenGruppentragenfürdenHochschulbetriebunverzichtbareLeistungenbei.
46 Pasternack2006a,S.158.
Januar 2010
19
ZurSituationdesHochschulpersonalsimBereichTechnikundVerwaltung,insbeson-dereaberderSekretärinnen,istwenigbekannt.47FürbefristetBeschäftigtekommteineAmtszeitinderPersonalvertretungaufgrunddermehrjährigenAmtszeiteninderRegelnichtinfrage.BefragungenderwissenschaftlichenMitarbeiterzeigendeutlich,dassdi-esesichbspw.vonihrenPersonalrätenkaumvertretenfühlen.Nochbedenklichermussstimmen,wennsogardieeigeneBeteiligungnegativbewertetwird:Ineineraktuellenver.di-StudiezumwissenschaftlichenNachwuchsmitetwa1000Befragungenwurdennurzweivon20abgefragtenFaktorenihrerArbeitüberwiegendalsdemotivierendcha-rakterisiert:dieBefristungihrerStellenundvorallemdieMitwirkunganderSelbst-verwaltung.48
DasgeringeInteressedeswissenschaftlichenNachwuchsesanderArbeitderInteres-senvertretungundderSelbstverwaltunghängtschließlichdamitzusammen,dassersei-ne gegenwärtigeLage als eine vorübergehende Phase erlebt.Wichtig für das eigeneFortkommenisteherdiepersonaleBindunganarrivierteWissenschaftler,z.B.dendi-rektenVorgesetzten,dergleichzeitigBetreuerdereigenenQualifizierungsarbeitistundohnedessen„Windschatten“49akademischerErfolgwenigwahrscheinlichist.
Ein großerTeil derBeschäftigten einerHochschulewurde also bereits vor derEin-führungneuerSteuerungsmodelleüberdieStrukturenderverfasstenMitbestimmungeigentlichnichtinangemessenerGrößenordnungrepräsentiert.BeispieledafürsindderMittelbau50 und in besonderemMaß die Lehrbeauftragten und die Privatdozenten.51EineweitereGruppesinddiebundesweit66000studentischenHilfskräfte,diemitderAusnahmeBerlins in derRegel ohneTarifvertrag arbeiten.Da siemeist jeweils nurüberkurzlaufendeVerträgeverfügen,werdensiefürAufgabeneingesetzt,fürdienichtgenughauptberuflichesVerwaltungs-oderwissenschaftlichesPersonalvorhandenist.DieZahlderBeschäftigtengruppehatsichindenletzten15JahrenverdoppeltundihreVertretungbleibttrotzeinzelnergewerkschaftlicherInitiativenmarginal.52
4.2 Senate und Personalvertretungen
DieKompetenzenderSenate,derhöchstenGremienderSelbstverwaltung,wurdenz.T.nochbisvorwenigenJahrenmoderatgestärkt,etwainNiedersachsen,woihnen2002
47 Wolteru.a.2009,S.2.48 Grühnu.a.2009,S.55-58,40.49 Dörre/Neis2008,S.674,ausführl.Bourdieu1992,S.153-158.50 Müller2009.51 Meyer-Renschhausen2009;Treiber2009.52 Greim2006.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
20
ein„umfassendesInformationsrecht“gegenüberdenPräsidieneingeräumtwurde.53In-zwischengibteskaumnocheineÄnderungeinesHochschulgesetzes,ohnedassdabeidieSenate in ihrenKompetenzengeschwächtwerden (vgl.die folgendeÜbersicht inTabelle2).VereinzeltwirddieIdeeeinerausgeglichenen,anchecksandbalancesori-entiertenReformdiskutiert,etwaindemparallelzudenHochschulleitungenauchdieSenategestärktwerden,wennsichdasMinisteriumausderSteuerungzurückzieht.54TatsächlichhabenverschiedeneLandesgesetzeindenletztenJahrendieMöglichkeitderAbwahlderinihrenKompetenzengestärktenHochschulleitungenerweitert.SowurdeninBremenundNiedersachsendenSenatenexpliziteInformations-undAuskunftsrechtegegenüber ihrenHochschulleitungen eingeräumt. Insgesamt überwiegt allerdings dieSchwächungdeszentralenakademischenMitbestimmungsorgans.InBaden-Württem-berg,Hamburg,NRWundSchleswig-HolsteinwähltderSenatdenRektoroderPräsi-dentennichtmehrselbstunddarfoftzuwesentlichenFragenwieHaushaltsgrundsätzen,derEinrichtungundAufhebungvonStudiengängenoderderEntwicklungsplanungnurnochStellungnahmenabgeben,abernichtmehrmitentscheiden.
EinenegativeTendenzlässtsichauchfürdieMitbestimmungsmöglichkeitenderPerso-nalrätenachzeichnen.Siewurdenz.T.nochbisindie1990erJahremoderatausgeweitet,55werden inzwischendeutlich abgebaut (inHamburg,HessenundRheinland-Pfalz), inNRW sogarmassiv. Dabeiwird primär derKatalog der Beteiligungstatbestände re-duziert, inNRWwurdebspw.derHauptpersonalrataufLandesebenekomplettabge-schafft,derPersonalratderHochschulenmusszudembeiPrivatisierungsmaßnahmenoderbeiAbmahnungenvonBeschäftigtennichteinmalmehrangehörtwerden.Verein-zeltergebensichdurchneueSteuerungsinstrumenteaberauchneueBeteiligungsmög-lichkeitenfürPersonalräte,u.a.daGlobalhaushalteodereinzelneZielvereinbarungendenUnterschiedzwischenwirtschaftlichenundpersonalbezogenenEntscheidungenandenHochschulenunscharfwerdenlassen.BisherfehlendenPersonalrätendieMitbe-stimmungsmöglichkeiteninwirtschaftlichenFragenkomplett.
EinebesondereHerausforderungsowohlfürPersonalräte,alsauchfürdieakademischeSelbstverwaltungsindErprobungsklauselnunddieÜberführungeinzelnerHochschu-len inStiftungshochschulen (u.a. inBerlin,Brandenburg,Hessen,NiedersachsenundSachsen).Von verschiedenenMitbestimmungsregeln kann dann abgewichenwerden,BeschäftigtevonStiftungshochschulenwerdennichtmehrvomHauptpersonalratdesLandesvertreten,HochschulensolleneigenständigTarifverträgeabschließenu.a.m.
53 §41Abs.3NHGinderFassungderBekanntmachungvom24.Juni2002.54 Pasternack2006a,S.162-163.55 Kossens2002,S.99-100.
Januar 2010
21
Senat und Personalvertretung stellen die doppelte Vertretungsstruktur dar. Im klas-sischenModellderverfasstenMitbestimmunganHochschulenagierenbeideGremienallerdingsweitgehendautonom.DafürgibtesstrukturelleUrsachen:EinSenatnimmtnicht unbedingt die Anliegen der Beschäftigten aus Verwaltung und Technik wahr,weildasStimmengewichtderabhängigBeschäftigtenineinemSenatgeringist.Umge-kehrtbringteinePersonalvertretungderBeschäftigtennichtimmerdieInteressenallerHochschulmitglieder zumAusdruck.Trotzdemüberkreuzen sichdieArbeitsbereichevonSenatenundPersonalvertretungenanvielenPunkten:ÜberschneidungenderZu-ständigkeitenbedeuteneinenAbstimmungsbedarf,fürdenggf.keineformalenRegelnvorliegen. ImklassischenBürokratiemodellwerdendeshalbZuständigkeiten sachlichvoneinanderabgegrenzt,damitalleOrganeihrenAuftragnachberechenbarenSche-mata abarbeiten können.56 Viele Landesgesetzgeber haben deshalb AusschlussregelneingeführtundverbietendieparalleleMitgliedschaftinPersonalvertretungundakade-mischerSelbstverwaltung(z.B.HessenundMecklenburg-Vorpommern),wasdieinhalt-licheAbstimmungzwischendenbeidenOrganenerschwert.AndereLänderschließendieMitbestimmungderwissenschaftlichenPersonalvertretungfürFragen,indenenderakademischeSenatentscheidet,einfachaus(z.B.NiedersachsenundMecklenburg-Vor-pommern).TrotzdemlassensichRegelungslückenaufdiesemWeggarnichtverhindern,z.B.istinNRWungeklärt,wiesicheineZustimmungserfordernisauswirkt,wenndiegetrenntenOrganewissenschaftlicher Personalrat und Personalrat der sonstigen Be-schäftigtenunterschiedlichentscheiden.
DiebürokratischeAbgrenzungderZuständigkeitenfunktioniertalsonichtundunterdenBedingungeneinermodernenWissensproduktionistzudiskutieren,inwelcherWeisedie Mitbestimmungsorgane und Partizipationsinstrumente untereinander zu koordi-nierensind.BesondershervorzuhebenistdabeiBremen,dasalseinzigesBundeslandganzdaraufverzichtet, diePersonalvertretung imWissenschaftsbereichmitAusnah-meregelungenzubeschneiden.DieanderenLänderschließenjeweilsunterschiedlichePersonalgruppenpauschalausderMitbestimmungaus,meistdieProfessorinnenundProfessoren,z.T.aberauchvieleweiterePersonalgruppen(etwainBaden-WürttembergundNRW).DieMehrzahlderLändererlaubtdieMitbestimmungdesPersonalratsbeiüberwiegendwissenschaftlichBeschäftigtennuraufderenAntrag.
IneinigenwenigenBundesländernfindensichbereitsAnsätze,dieaufeineVerzahnungderArbeitderverschiedenenMitbestimmungsorganezielen,bspw.indemdiePersonal-undStudierendenvertretungübereinRederechtimSenatverfügt.Nachdemhessischen
56 Weber2002,S.160-161.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
22
HochschulgesetzhabennebenFrauenbeauftragtenundVertrauenspersonderSchwerbe-hindertenauchPersonalratundStudierendenvertretungeinTeilnahme-undRederechtbeidenSitzungendeserweitertenHochschulpräsidiums.DasselbeRechthabeninThü-ringenPersonalrat,StudierendenvertretungundGleichstellungsbeauftragtebeidenSit-zungendesdortstarkenHochschulrats.57
BeidesistgeradeinreorganisiertenHochschulenmitbestimmungsförderlich,dadieVer-tretersorechtzeitigüberanstehendeEntscheidungeninformiertsind.SiekönnendannihreEinwändegeltendmachen,bevordieMeinungsbildungderanderenAkteureabge-schlossenist.IndiesemBeispielisteinformalesStimmrechtalsogarnichtentscheidend.FürdiegegenüberderHochschulleitungeherschwachenInteressensvertreterkannessogarvonVorteilsein,zwarfrühzeitigKritikanbringenzukönnen,abernichtsofortaufdieZustimmungvonMaßnahmenfestgelegtzuwerden,derenmöglicheKonsequenzenggf.erstintensivermitdenrepräsentiertenBetroffenenerörtertwerdenmüssen.IndenneuenOrganisationsstrukturenwächstalsodieBedeutungvonguterVernetzungundvonstarkenInformationsrechteninMitbestimmungsorganenundPartizipation.
InreorganisiertenHochschulenwirdeszwarzunehmendwichtig,rechtzeitigundgutinformiertzuseinundguteKommunikationsbeziehungenzuhaben,trotzdemhabendiePersonalvertreterbeidenfürdieseExpertisegeführtenGesprächenherausgestellt,dassesfürihreArbeitvonerheblicherBedeutungist,dasssieinregelmäßigenAbständenechteMitbestimmungsrechteausübenkönnen.WenndieZustimmungdesPersonalratshinundwiederbenötigtwird,werdenseineArgumenteeherauchdanngewürdigt,wennesumMaßnahmengeht,beidenenderPersonalratmaximalInformations-oderKonsul-tationsrechtehat.IndiesemFallwirktdasformaleMitbestimmungsrechtalseinHebel,mitdemdieBerücksichtigungdesPersonalratsinflexiblenAbläufensichergestelltwird.MitanderenWortenstehenstarkeMitbestimmungsrechteeinesPersonalratskeineswegseinemreorganisiertenHochschulmanagementimWeg,sondernkönnendazubeitragen,dassdiePerspektivederabhängigBeschäftigtenanderHochschulenichtübergangenwerdenkann.
Ferner können dieMitbestimmungsgremien ihre Position in den Informationsbezie-hungenüberBeteiligungsmanagementundNetzwerkarbeitverbessern,einPositivbei-spielfürLetzteresistdasGutachter-NetzwerkAkkreditierung.58DieanMitbestimmungInteressiertenstärkenalsoihreEinbindungüberdieaktiveMitarbeitbeiderUmsetzungvonMaßnahmenundarbeitenanihrerVernetzungmithochschulinternenund–exter-
57 §43Abs.1HHG,§32Abs.7ThürHG.58 Lapke2009.
Januar 2010
23
nenGruppen.AufdiesenbeidenWegenwerdendaspersönlicheGewichtder jeweilsengagiertenEinzelpersonenunddieAnerkennung ihrerKompetenzgestärkt,was anHochschuleninsbesonderefüralljenewichtigist,dieüberkeineeigeneakademischeReputationverfügen.
DenGremiender akademischenSelbstverwaltung attestiert dieHochschulforschung,dasssiez.T.eng inkulturelleTraditionen ihrerHochschulenundderakademischenCommunityeingebundensind.EinResultatdavonist,dassdieBeschneidungihrerfor-malenKompetenzennichtinjedemFalldazuführt,dassdieseGremienauchfaktischwenigerbeteiligtwerden.AufderEbenevonFakultätenkannbeobachtetwerden,dassDekaneihreFakultätsräteauchdannweiterkonsultieren,wennsiediesnacheinerGe-setzesänderungeigentlichnichtmehrmüssen.59DieOrganisationsforschungbenenntalseinenGrunddafürdieKollegialitätsnorm,diesichmaßgeblichüberdieProfessoren-mehrheitenumsetzt.Fürdienicht-professoralenMitgliederderakademischenSelbst-verwaltungkanndieseineentgegengesetzteWirkunghaben:FürsieistdieFrage,wasdieneueRolle ihrerGremienangesichtsderneuenManagementinstrumenteundderreduziertenKompetenzenseinkönnte,schwierigerzubeantwortenalsfürdieüberdieKollegialitätsnormeingebundenenProfessorenmehrheiten.
4.3 Studierendenvertretungen
ImHRGtauchtdieStudierendenvertretungab1977alsKann-Bestimmungauf,inBa-yernundBaden-Württembergwurdesieerstgarnichteingeführt.60AndersalsetwainÖsterreichoderderSchweizsinddieOrganederStudierendenvertretungnichtunmit-telbaranderakademischenSelbstverwaltungbeteiligt, sonderngetrenntvon ihrver-fasst.DieStudierendenweicheninderPraxisallerdingshäufigervondenformalfürsievorgesehenenRepräsentationsstrukturenab,umsodieMöglichkeiteneinermehrdimen-sionalenMitbestimmungbessernutzenzukönnen:Fachschaftsrätenominierenbspw.diestudentischenKandidatenfürdenFakultätsratoderdasStudierendenparlamentundAStAbildeneinengemeinsamenStudierendenrat(StuRa,indenöstlichenBundeslän-dernweitverbreitet).VieleAStensehenseitLangemVollversammlungsbeschlüssealsEntscheidungsorganvor.
59 Lanzendorf2006,S.36-39,Clark1983,S.75-106.60 WeitereFestlegungenfürdieStudierendenvertretungenim6.HRG-Änderungsgesetz2005wurdenspäterfür
verfassungswidrigerklärt.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
24
DasMitbestimmungsorgan derStudierendenvertretungwurde von den jüngerenÄn-derungenderLandeshochschulgesetzewenigerbetroffenalsbeispielsweisedieakade-mischenSenate, aber auch hier zeigen sich deutlicheHinweise, dass dieLegitimitätdieserMitbestimmungsstrukturzunehmendinFragegestelltwird.HessenverwehrtdenStudierendenausschüsseneinenTeilderihnenzustehendenGeldern,wenndieWahlbe-teiligungunter25%fällt.DenStiftungshochschulenräumtHessenweitgehendeFrei-heiten ein,was für eineFormderStudierendenvertretung sie vorsehenwollen, ohnedassdieStudierendenalsbetroffeneGruppehiergegeneinVetoeinlegenkönnten.InSachsen-AnhaltsiehtdasHochschulrechtvor,dasseinzelneStudierendeformellausderStudierendenschaftaustretenkönnen,seit2004sogarbereitszuihremzweitenStudien-semester.
MindestenssolangwiediejüngereHochschulreformdauerninzwischenauchdieAus-einandersetzungenumdaspolitischeMandatderStudierendenschaftenan.61DabeilegtdieDoppelstrukturderStudierendenvertretungdurchausnahe,dassdieAStenauchzuallgemeinenpolitischenThemenStellungbeziehen.DieseundandereFragenrundumdieRollevonStudierendensindpolitischaufgeladeneralsandereThemenbereiche,diediejüngereHochschulreformberührt.GanzbesondersgiltdiesfürdieFragederStu-diengebühren.Befürworter,hierz.B.dieHRK,erwartenvonGebühreneinestärkereBerücksichtigung studentischer Interessen:„DieStudierendenwerdennämlich,wennsieihrenBeitragbezahlenmüssen,deutlicheralsinderVergangenheit ihreAnforde-rungen an dieQualität derAusbildung formulieren.“62AufGrund der gesellschafts-politischenBrisanzhatdieEinführungvonGebührenvereinzeltdiePartizipationvonStudierendenschaftensogargestärkt.VerschiedeneLänderwieNRWundHessenhabendenStudierendenvertretungenneueBeteiligungs-undKontrollrechtefürVerwendungderEinnahmendurchStudienbeiträgeeingeräumt.63
4.4 Hochschulräte und Kuratorien
Hochschulräte64 sollen inUniversitäten als eineArtAufsichtsräte fungieren. JenachLandesgesetzgebungbesitzensieauchweitreichendeBefugnisse,dievorherderstaat-lichenGesamtverantwortung fürdenHochschulbereichzufielen,wiebspw.dieWahl
61 freierzusammenschlussvonStudentInnenschaften1997.62 HRK2007,S.3.63 EsbestehtForschungsbedarfdazu,wiesichdieStudiengebührennichtnursozial,sondernauchaufdieMit-
bestimmungssituationauswirken;dieEinnahmenkönntenzueinerVerschiebungderGewichtezwischendenunterschiedlichenFächergruppenundHochschultypenbeitragen.
64 DiesgiltnichtfürBrandenburg,woeseinenLandeshochschulratgibt,nochfürBremen,daskeineHochschul-rätevorsieht.
Januar 2010
25
des Rektorates oder Kontrolle der Haushalte. Dementsprechend fordert die aktuelleHochschulentwicklungnicht nur eineAuseinandersetzungmit denverfasstenMitbe-stimmungsorganen,sondernebensoeineDiskussionmitderklassischenDemokratie-konzeption.
DasneueGremiumistalsAntwortdaraufzuverstehen,dassdieRolledesStaatesfürdenHochschulbereichtendenziellabgeschwächtwird.HochschulrätewerdenauchunterdemStichwort‚Hochschulfreiheit‘diskutiert.DiedabeigemeinteFreiheitbeziehtsichinersterLinieaufmehrUnabhängigkeitgegenüberdemStaatundbewegtsichdamitaufeineranderenInterpretationsfoliealsdieDiskussionüberHochschulfreiheitwäh-rendderReformärader1970erJahre.65StrukturellkönnenHochschulräteeinedemo-kratischeRollespielen,diehochschulübergreifendist:Fürdie(West-)BerlinerHoch-schulen,dieschonfrüheralsdiemeistenanderenHochschulenselbstständigüberTeileihresHaushalts entscheidenkonnten,wurdenab1948Kuratorien eingerichtet.DieseGremienwarenmitVertreterngesellschaftlicher Interessenbesetzt:Gewerkschaften,Arbeitgeberverbände, unterschiedliche Parteien, Umwelt- und FrauenorganisationenbenanntenihreVertreterselbst.66DieHochschulenkonntenundmusstendeshalbihreAnliegen in einer direktenDiskussionmit anderengesellschaftlichen Interessenver-treten, statt alternativlosdenAnweisungeneinerministerialenBehördeunterstellt zusein.Über einKuratoriumunterschiedlichegesellschaftliche Interessendirektmitei-nanderzukonfrontieren,istpluralistischeralsdieFührungdurcheineBehörde.DiesefrüherenBerlinerKuratorien sindüber eine „Erprobungsklausel“ faktisch ausgesetztund„ruhen“. ImUnterschieddazusindalleheuteaktivenHochschulräte,Kuratorienoder„Aufsichtsräte“andeutschenHochschulenkeineOrganederdirektenRepräsen-tationgesellschaftlicher Interessen.Wer inheutigeHochschulräteberufenwird,wirddiesalseinzelne„charismatische“Persönlichkeit(MaxWeber)undnichtalsVertretergesellschaftlicher Interessen.Diesewerden zwar indirekt vertreten – ein verschwin-denderAnteilvon3%derHochschulrätesindGewerkschafter,insgesamtüberwiegenWissenschaftlerundWirtschaftsvertreter.Ausgewähltwerdensie inersterLinieauf-grundvonPersönlichkeitsmerkmalen.DarindrücktsicheinBedeutungsverlustlegalerHerrschaftaus.67DadieBerufungvonHochschulrätenauchvondenHochschulgeset-zenhernachPersönlichkeitstattnachdemokratischenAspektenangelegtist,lässtsichkritisch diskutieren, ob diesmit dem imGrundgesetz verankertenDemokratiegebotvereinbarist.68DieHochschulrätebekommenzunehmendKompetenzennichtnurdes
65 Wannöffel2009.66 DieformaleWahlerfolgteüberdasLandesparlament;§64Abs.1Nr.5-7BerlHG.67 Bogumilu.a.2007b,S.13,27-28,49,15.68 Laqua2004;Klenk2008.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
26
Staates,sondernauchderSenatezugewiesen,etwadieWahldesPräsidiums/Rektoratsoder grundlegendeFinanz- undStrukturentscheidungen.Wenn derHochschulrat dieobersteDienstherrenfunktionübernimmt,sinddirektauchdiePersonalvertretungundz.T.dielandesweiteTarifpolitiküberdieGewerkschaftenbetroffen.DieHochschulrätehabenbisher aber nochSchwierigkeiten, den ihnenübertragenenKontrollfunktionengerechtzuwerden:Sietreffensichnurselten,überwiegendvierteljährlich,undsehenauch selbst nur geringe Sanktionsmöglichkeiten, wenn ihrenVorgaben nicht gefolgtwird.Danur30%eineeigenständigeUnterstützungsstrukturbesitzen,sindHochschul-räteaufInformationenderHochschulleitungenangewiesen.69AusdiesemGrundwurdeanverschiedenenHochschulenbzw.inverschiedenenLänderndarübergestritten,obeingestärkterHochschulratzumindestMitgliederausderHochschuleselbsthabensollte,umunabhängigvonderHochschulleitunginformiertzusein.
EsscheintwichtigbeiReformenauchdieHochschulangehörigenmitzunehmen,dennwennsichPräsidienprimärnurnochmiteinemvonihnenbeeinflusstenundexternenHochschulratabstimmen,abernichtmehrausreichendmitanderenAngehörigenihrerHochschule,danndrohenschwereAuseinandersetzungen,diez.B.imFallderPhilipps-UniversitätMarburg2003indenRücktrittvonPräsidentundHochschulratmündeten.AktuelleKonfliktezeigen sichauchameingangsgenanntenBeispielderUniversitätHamburg.FrankZiegele,GeschäftsführerdesCHEundProfessorfürWissenschafts-management, berichtete dazu auf dem ersten Forum Hochschulräte am 22.06.2009anhandvorläufigerErgebnisseauseinerlaufendenStudiezudiesemThema,dassdiereinexterneBesetzungeinesHochschulratesvieleFunktionenleichtermachtundvieleinterneKonflikteraushält.70DieHochschulleitungsolltedabeilautZiegeleallerdingsnichtalseinzigeInformationsquellefürdieHochschulrätedienen.
EinBlickaufdieinTabelle3abgebildete,vonAndreasKellervorgeschlagenedimen-sionaleUnterscheidungvonMitbestimmungzeigtzudem,dassinterneHochschulrats-mitgliederimPrinzipdieselbeFunktionwahrnehmenwiederakademischeSenat:SievertretendieMitglieder einerHochschule, je nachBundesland, aber z.T. ohnedassdabei alleMitgliedergruppenberücksichtigtwürdenundohnedass sie letztlichübereineUrwahlihrerGruppelegitimiertwären.EineüberzeugendereLösunggibtesaus-schließlichinBayern,wodieMitgliederdes–allerdingsstarkverkleinerten–SenatsgleichzeitigdieinternenMitgliederdesHochschulratssindunddieanstehendenEnt-scheidungeni.d.R.vorabbereitsimSenatdiskutierthaben.
69 Bogumilu.a.2007b,S.38-41,51;Laskeu.a.2007.70 Ziegele2009.
Januar 2010
27
EinemöglicheAntwortaufdieoffensichtlichenProblemederdemokratischenLegiti-mationvonHochschulrätenistes,fürderenBesetzungeingesetzlichesVerfahrenzufordern,dasderBesetzungvonAufsichtsrätennachUnternehmensmitbestimmungsge-setzentspricht.AllerdingsistdieseForderungnichtunproblematisch,daHochschulenkomplexereMitbestimmungs-undPartizipationsmöglichkeitenbietenalsPrivatunter-nehmen.DieForderungnachdemokratischbesetztenHochschulrätensolltealsonichtzuUngunstenandererOrganederverfasstenMitbestimmungausgespieltwerden.
4.5 Übersicht der Gesetzgebung in Grundsatz- und Detailfragen
DiefolgendeTabellebieteteinenGesamtüberblickderKompetenzenvonSenaten,wis-senschaftlichen Personalvertretungen, Studierendenvertretungen und Hochschulräten.DieRegelungenindeneinzelnenLändernsindsehrunterschiedlich,allerdingsgabesindenletztenJahreneinestarkeallgemeineTendenz,dieKompetenzenvonSenaten,Personal- undStudierendenvertretung zu schwächenunddiederHochschulleitungenauszubauen.DeutlichgestärktwurdenauchdieRechtevonBeauftragten,insbesonderedie der Frauenbeauftragten. Beispielsweise erhielten die Frauenbeauftragten 1999 inNRWdasRede-undAntragsrecht indenRektorats-bzw.Präsidiumssitzungen.71DieHochschulrätebspw.wurdenzwischen1998und2004 inallenLändernbisaufBre-meneingeführtundineinemDrittelderLänderspäterzwischen2001und2007mitweiterenKompetenzen,wiederWahldesHochschulpräsidentenausgestattet– inderRegelaufKostenderakademischenSenate.JenseitsdergrundsätzlichenGestaltungs-fragenoffenbarendieWissenschaftsministeriender16BundesländerallerdingseinenausgeprägtenHangzumIndividualismus:Malmüssenesgenauneunoder fünf,malexaktsiebenMitgliederseinoderwahlweisesechs,achtoderzehn,dieinunterschied-lichstenVerfahren,AnteilenundGremienzwischenHochschuleundLandausgewähltwerden,unterschiedlicheVergütungenundAmtszeitenhabenundzusätzlichinjedemLandandereKompetenzen.DieBeschreibungderunterschiedlichenRegelungsdetailsindenaktuellenHochschulgesetzenalleinüberdie–unterschiedlichbezeichneten–HochschulrätewürdeDutzendeSeitenfüllen.DasGleichegiltauchfürdiegesetzlicheRegelungderKompetenzenderSenateunddasvonLandzuLandimDetailsehrunter-schiedlichesPersonalvertretungsrecht.EinVergleich,wieerhierinTabelle2vorgenom-menist,bleibtdeshalbschwierig,dasichganzunterschiedlicheVergleichsdimensionenheranziehenlassen.
71 §§16-19LGGNRWsowiedieÄnderungdesdamaligenFHGundUG.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
28
Im Folgenden wird dennoch versucht, anhand von Länderbeispielen, diese sehr un-terschiedlichen Ausgestaltungen vonMitbestimmungsmöglichkeiten an Hochschulenknappzuskizzieren.AlskonkreteBeispielewerdenhierNordrhein-WestfalensOrgani-sationnachdemHochschulfreiheitsgesetzsowiediezivilgesellschaftlicheOrganisationBerlinsunddietraditionelleOrganisationBremensanalysiert.
InNordrhein-WestfalengibteseinenstarkenHochschulrat,welcherdieWahldesRek-torsund insbesonderedenHaushaltbeschließt.DerakademischeSenatdagegenver-fügtüberreduzierteBeschlusskompetenzen.AuchdiePersonalvertretungwirdnuraufAntraganpersonellenMaßnahmenbeteiligt.DieKompetenzenderStudierendenver-tretungsinddurchschnittlich,esbestehteineexpliziteErlaubnismedialerDiskussionallgemeinergesellschaftspolitischerFragen.
InBerlinbesitztderHochschulratüberwiegendHaushaltskompetenzenundbeschließtüberFakultätensowieKanzler/Vizepräsidenten.Allerdingssindseit1996dieRegelndesHochschulgesetzesüberdieeingeführte„Erprobungsklausel“ faktischausgesetzt.DerSenatdagegenwähltinderRegeldenPräsidenten.ErbesitztzudembeschränkteHaushaltskompetenzenundentscheidetüberStudiengängeundzumTeilauchFakul-täten.AuchdieStudierendenvertretungbesitztein„politischesMandat“.DiePersonal-vertretungdeswissenschaftlichenPersonalsverfügtüberMitwirkungsrechtebeiperso-nellenMaßnahmenwissenschaftlichenPersonalssowieüberTeilnahmemöglichkeitenanFakultätsratssitzungen.
AuchBremen unterscheidet sich deutlich von den eben genanntenLänderbeispielen.Wie bereits erwähnt gibt es in Bremen keinenHochschulrat.Dementsprechend ver-fügtderakademischeSenatüberüberdurchschnittlicheKompetenzen.EristzuständigfürdieRektorwahl,StudiengängeunddieGrundsätzederMittelbewirtschaftung.Au-ßerdemverfügterübereinAuskunftsrecht.DieStudierendenvertretungbesitztdurch-schnittlicheKompetenzen.DiePersonalvertretungdeswissenschaftlichenPersonalsistüberdurchschnittlichstarkundvertrittalleBeschäftigtengruppeneinschließlichProfes-sorenundstudentischerHilfskräfte.DerRektoroderKanzleristfürdieBeteiligungdesPersonalratsbeiEntscheidungenzuständig.
DieseUnterschiede derMitbestimmungsstrukturen in den einzelnenLändern lassensichteilweisemitpolitischenMehrheitsverhältnissenerklären.CDU/FDP-geführteLan-desregierungenwieNordrhein-WestfalenhabenhäufigerPersonalvertretungsrechtebe-schnittenundHochschulrätendieKompetenzzurWahldesHochschulpräsidentenüber-tragen als SPD-geführteLandesregierungen.Außerdemgibt es landespolitischeTra-ditionen,diesichinsbesondereimPersonalvertretungsrechtniederschlagen,dadieses
Januar 2010
29
weniger intensivumgestaltetwurdealsdieHochschulgesetze.Landestraditionenunddie ideologischeAusrichtungderParteien, reichenaberkeinesfalls aus,umdieUn-terschiedezwischendenLandesregelungenzuerklären.DieLänderverfolgenalsoimDetailverschiedeneReformprogramme,obwohlsieinGrundsatzfragengarnichtweitauseinanderliegen.DieslässtsichungefährseitMitteder1990erJahrebeobachten,alsoparallelzurjüngstenPhasederHochschulreform.DiekonzeptionelleHintergrundideeistder„Wettbewerbsföderalismus“.HierliegtdieVorstellung,dassdieMinisterienaminnovativstensind,wennsiesichuntereinandermiteigenständigenReformmaßnahmenprofilieren.IneineminnovativenWettbewerbstellesichdannheraus,welchedervondenLändernverfolgtenStrategienzurhöchstenLeistungsfähigkeitführten.72
DerGesetzgeberunterliegtalsoseinerseitsdemselbenWettbewerbstrend,denaucherdenHochschulenverordnethat.AusdruckdieserTendenzistderBedeutungsverlustdesHochschulrahmengesetzesalsFolgederam1.September2006inKraftgetretenenFö-deralismusreform.Inden1970erJahren,alsdasRahmengesetzeingeführtwurde,warmannochdavonüberzeugt,dassineinerzunehmendkomplexenGesellschaftauchdiePolitikaufallenEbenenstärkermiteinanderverflochtenwerdenmüsste.73KorporativerFöderalismus, also die mehrdimensionale Abstimmung der komplexen RegelungenauchüberLandesgrenzen,galtalserfolgsversprechenderalseinWettbewerbvonvielenEinzellösungen.
72 Zenthöfer2006.73 Scharpfu.a.1976.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
30
Tabe
lle 2
74
Aka
dem
isch
e Se
nate
Stud
iere
nden
vert
retu
ngH
ochs
chul
rat
Pers
onal
vert
retu
ng w
iss.
Per
sona
l
Kom
pete
nz
(zus
amm
enfa
ssen
de
Ein
schä
tzun
g na
ch fo
rmal
en
Mitw
irkun
gsre
chte
n)
letz
te
Änd
erun
gK
ompe
tenz
letz
te Ä
nder
ung
Kom
pete
nzle
tzte
Änd
erun
gK
ompe
tenz
letz
te Ä
nder
ung
BW
mitt
el, b
estä
tigt
Rek
torw
ahl n
ur n
och,
be
schl
ießt
abe
r wei
ter
über
Stu
dien
gäng
e
2005
sehr
ger
ing,
das
im
HG
als
„AS
tA“
beze
ichn
ete
Org
an is
t eh
er e
in b
eson
dere
r S
enat
saus
schu
ss. O
ft be
steh
t dan
eben
ein
U
StA
mit
unte
rsch
ied-
liche
r fak
tisch
er
Kom
pete
nz. V
ollv
er-
sam
mlu
ngsb
esch
lüss
e si
nd n
ach
HG
ver
bote
n
verfa
sste
S
tudi
eren
-de
nsch
aft 1
977
abge
scha
fft
hoch
, wäh
lt R
ekto
r un
d be
schl
ießt
übe
r H
aush
alts
frage
n
Ein
führ
ung
2000
, ab
2005
„A
ufsi
chts
rat“,
m
inde
sten
s zu
r H
älfte
ext
ern
bese
tzt
deut
lich
eing
esch
ränk
t, M
itbes
timm
ung
wis
s.
Per
so na
ls n
ur a
uf
Ant
rag
und
nich
t bei
K
ündi
gung
; gib
t HP
R
seit
2007
neb
en
Wis
Mis
auc
h Le
hr kr
äfte
für
beso
nder
e A
ufga
ben
aus
der n
orm
alen
P
erso
nal-
vertr
etun
g au
sge-
nom
men
BY
Mitt
el, a
ls T
eil d
es
„Hoc
h sch
ulra
ts“:
Der
ve
rkle
iner
te S
enat
tri
fft w
esen
tlich
e E
ntsc
heid
unge
n nu
r noc
h in
ein
em
gem
eins
amen
Gre
miu
m
mit
Ext
erne
n
2006
sehr
ger
ing,
es
gibt
„S
tude
ntis
chen
K
onve
nt“,
„Spr
eche
rrat
“ un
d m
eist
ein
en U
StA
, vg
l. B
aden
-Wür
ttem
berg
verfa
sste
S
tudi
eren
-de
nsch
aft 1
973
abge
scha
fft
hoch
, wäh
lt R
ekto
r, be
schl
ießt
Stu
dien
gäng
e un
d O
rdnu
ngen
, H
aush
alts
kom
pete
nz
alle
rdin
gs v
orra
ngig
bei
H
ochs
chul
leitu
ng
Ein
führ
ung
1998
, Stä
rkun
g 20
06, z
ur H
älfte
au
s S
enat
und
E
xter
nen
bese
tzt
über
durc
hsch
nittl
ich
eing
e sch
ränk
t, ke
ine
Mitb
e stim
mun
g be
i Ein
stuf
ung
und
Kün
di gu
ng w
iss.
P
erso
nals
; gib
t HP
R
Rec
htsa
us-
eina
nder
-set
zung
um
Bet
eilig
ung
bei
der A
usza
hlun
g vo
n Le
istu
ngs-
präm
ien
74
DieDarstellungstütztsichaufeineZusammenschauderG
EWzurwiss.Personalvertretung(Kleinwächter2008),dieDurchsichtallerH
ochschul-u
ndPersonalvertretungsgesetze
sowieim
MärzundApril2009durchgeführteTelefoninterviewsm
itdenReferentenoderVorständendesF
achbereichs5
derver.di-L
andesbezirke,mitHauptpersonalratsmitgliedern
sowiem
itweiterenengagiertenKolleginnenundKollegenausPersonalvertretungenundSenatenjeweilszurLageinih
remBundesland.AllendiesenBeitragendengebührtaus-
drücklicherD
ank,verantwortlichfü
rdieRichtigkeitsinddieAutorendieserExpertise.A
StA=A
llgem
einerS
tudierendenausschuss,H
G=H
ochschulgesetz,H
PR=H
auptpersonalrat,
PR=Personalrat,PR
Wiss=PersonalratderwissenschaftlichenBeschäftigten,StuRa=Studentenrat,UStA=U
nabhängigerStudierendenschaft(auchU-AStA,Fachschaftskonferenz
u.ä.),W
isMi=WissenschaftlicheMitarbeiter.Länderabkürzungen:BW–Baden-W
ürttemberg,B
Y–Bayern,BE–Berlin,B
B–Brandenburg,H
B–Bremen,H
H–Ham
burg,
HE–Hessen,M
V–M
ecklenburg-Vorpommern,NI–Niedersachsen,N
W–NordrheinW
estfahlen,R
P–Rheinland-Pfalz,SL–Saarland.SN–Sachsen,ST–Sachsenanhalt,SH
–
Schleswig-Holstein,TH–Thüringen.
Que
lle: E
igen
e D
arst
ellu
ng.74
Januar 2010
31
BE
mitt
el, d
er (z
. T.
erw
eite
rte) S
enat
wäh
lt i.
d. R
. Prä
side
nten
, ha
t noc
h ei
nzel
ne
Hau
shal
ts ko
mpe
tenz
en
und
ents
chei
det ü
ber
Stu
dien
gäng
e un
d/od
er
Faku
ltäte
n
ab 1
996
durc
hsch
nittl
ich,
sch
on
seit
Anf
ang
der 1
990e
r Ja
hre
wie
s da
s H
G e
in
„pol
itisc
hes
Man
dat“
zu, 2
003
erla
ssen
e E
rgän
zung
en h
aben
das
tro
tzde
m fo
rtbes
tehe
nde
Kla
ge ris
iko
verr
inge
rt
2003
unte
rsch
iedl
ich,
üb
erw
iege
nd m
it H
aush
alts
kom
pete
n-ze
n, B
esch
luss
übe
r Fa
kultä
ten
und
Kan
zler
/Vi
zepr
äsid
en-te
n,
gem
isch
t bes
etzt
1948
als
„K
urat
oriu
m“.
Die
Reg
eln
des
HG
sin
d üb
er d
ie
1996
ein
gefü
hrte
„E
rpro
bung
s-kl
ause
l“ fa
ktis
ch
ausg
eset
zt
eing
esch
ränk
t, nu
r M
itwirk
ungs
rech
te
bei p
erso
nelle
n M
aßna
hmen
w
iss.
Per
sona
ls
aber
Tei
lnah
me-
mög
lichk
eit
an F
akul
täts
-ra
ts si
tzun
gen;
ei
gens
tänd
iger
PR
fü
r stu
d. H
ilfsk
räfte
, ne
ben b
eruf
liche
s P
erso
nal s
onst
au
sgen
omm
en;
kein
spe
zifi-
sche
r HP
R (n
ur
Ges
amt p
erso
nalra
t öf
f. D
iens
t wie
in
and
eren
S
tadt
staa
ten)
BB
bish
er m
ittel
, der
Sen
at
tauc
ht im
HG
nic
ht m
ehr
auf,
wom
it ei
ne 2
004
eing
efüh
rte E
xpe r
i men
-tie
rkla
usel
nun
allg
emei
n gi
lt: d
ie H
ochs
chul
-gr
und o
rd nu
ng s
oll
„Org
ane“
fest
lege
n, d
ie
den
Prä
side
nten
wäh
len
und
eini
ge A
ufga
ben
mit
Be s
chlu
ss ko
mpe
tenz
w
ahr n
eh m
en. A
uf A
ntra
g kö
nnen
Hoc
h sch
ulen
di
e R
echt
sfor
m w
ech-
seln
, Via
drin
a is
t nun
S
tiftu
ngs h
ochs
chul
e
2008
durc
hsch
nittl
ich,
an
Ste
lle v
on A
StA
und
S
tudi
eren
den p
arla
men
t m
eist
Stu
dent
enra
t (S
tuR
a)
gerin
g, s
chlä
gt
Prä
side
nten
kand
idat
en
vor u
nd b
erät
, ar
beite
t ver
glei
chs-
wei
se tr
ansp
aren
t mit
öffe
ntlic
h zu
gäng
liche
n R
eche
nsch
afts
beric
hten
Ein
führ
ung
1999
al
s „L
ande
s-ho
chsc
hulra
t“
eing
esch
ränk
t, B
etei
ligun
g de
s P
R
(eig
enst
ändi
ger
PR
wis
s) b
ei
pers
onel
len
Maß
nahm
en b
ei
wis
s. P
erso
nal n
ur
auf A
ntra
g
1997
wur
de d
er
HP
R a
uf d
em
Rec
htsw
eg
durc
hges
etzt
, 20
01 s
chlo
ss
der G
eset
z geb
er
stud
entis
che
Hilf
skrä
fte a
us
der P
erso
nalv
er-
tretu
ng a
us
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
32
HB
leic
ht
über
durc
hsch
nittl
ich,
Le
tzte
ntsc
heid
übe
r Ent
-w
ick l
ungs
plan
jetz
t bei
R
ekto
r, w
eite
r zus
tänd
ig
für R
ekto
rwah
l, S
tudi
engä
nge,
G
rund
sätz
e de
r Mitt
el-
bew
irt sc
haftu
ng u
nd m
it A
usku
nfts
rech
t
2007
durc
hsch
nittl
ich,
HG
rä
umt e
in g
ewis
ses
allg
emei
npol
itisc
hes
Man
dat e
in
–gi
bt e
s ni
cht
gut,
Vertr
etun
g al
ler B
esch
äftig
ten-
grup
pen
eins
chl.
Pro
f. un
d st
ud.
Hilf
skrä
fte, k
eine
A
usna
hmer
egel
n fü
r de
n W
isse
nsch
afts
-be
reic
h, R
ekto
r od
er K
anzl
er fü
r B
etei
ligun
g de
s P
R
zust
ändi
g
2006
leic
hte
Vers
chle
ch-te
rung
de
r Fre
iste
llung
s-gr
enze
(Anh
ebun
g au
f min
. 300
B
esch
äftig
te)
HH
se
hr g
erin
g, b
esch
ließt
O
rdnu
ngen
, bes
tätig
t Vi
zepr
äsid
ente
n un
d ha
t an
sons
ten
prim
är n
ur
Mitw
irkun
gsre
chte
und
gi
bt S
tellu
ngna
hmen
ab.
2003
laut
HG
au
sdrü
cklic
h oh
ne
„allg
emei
npol
itisc
hes
Man
dat“,
abe
r wei
terh
in
mit
dem
übl
iche
n A
uftra
g „p
oliti
sche
B
ildun
g“ z
u fö
rder
n
2005
wäh
lt P
räsi
dent
un
d en
tsch
eide
t üb
er S
trukt
ur- u
nd
Wirt
scha
ftspl
äne,
G
rund
sätz
e de
r M
ittel
verte
ilung
u. ä
.
Ein
führ
ung
2003
verg
leic
hsw
eise
gut
, w
enig
Son
derr
egel
n,
eige
nstä
ndig
er
PR
wis
s; k
ein
HP
R
2006
wur
den
vers
chie
dene
M
itbe-
stim
mun
gs-
rech
te w
eich
er
form
ulie
rt un
d H
andl
ungs
-m
öglic
hkei
ten
bei
eine
r Kün
digu
ng
besc
hnitt
en
HE
eher
ger
ing,
zu
Ent
wic
klun
gs pl
anun
g,
Stu
dien
gäng
en u
. ä.
nim
mt e
r nur
noc
h S
tellu
ng, w
irkt a
ber
wei
ter a
n P
räsi
den-
tenw
ahl m
it, s
eit
2007
/200
8 au
ch
Stif
tung
shoc
hsch
ulen
un
d se
it 20
04
Aus
nahm
e re g
e-lu
ngen
für d
ie T
U
Dar
mst
adt,
die
auch
an
dere
Hoc
hsch
ulen
be
antra
gen
könn
en
2004
, nä
chst
e N
ovel
le
Her
bst
2009
verg
leic
hsw
eise
ge
schw
ächt
, 25
%-H
ürde
der
W
ahlb
e tei
ligun
g fü
r bis
zu
75
% d
er B
eiträ
ge;
die
Stif
tung
suni
vers
ität
ist n
icht
an
sons
tige
Reg
elun
gen
zur
Stu
dier
ende
nsch
aft
gebu
nden
, mus
s si
e ab
er in
irge
nd e
iner
Fo
rm v
orse
hen
2004
rela
tiv s
chw
ach,
kei
ne
Ent
sche
idun
gsbe
fug-
niss
e, n
ur B
erat
ung,
S
tellu
ngna
hmen
und
E
mpf
ehlu
ngen
, der
H
ochs
chul
rat b
zw.
Fina
nzau
ssch
uss
der
Stif
tung
suni
vers
ität
Fran
kfur
t hab
en h
öher
e K
ompe
tenz
en
Ein
führ
ung
2000
, A
ufw
ertu
ng 2
004
und
2007
eing
esch
ränk
t, W
isse
nsch
aftle
r sin
d ei
gene
Gru
ppe,
bei
de
ren
Ein
stel
lung
ke
ine
Mitb
estim
-m
ung
best
eht,
bei
Unb
e fris
te te
n ab
er
über
Ein
grup
pier
ung;
gi
bt H
PR
auß
er fü
r S
tiftu
ngs u
nive
rsitä
t, di
e D
iens
t her
ren-
eige
nsch
aft h
at
2003
ve
rsch
iede
ne
Ein
schr
än-k
unge
n üb
er „B
esch
leu-
ni gu
ngs-
„ und
„Z
ukun
fts-
sich
erun
gs-
gese
tze“
Januar 2010
33
MV
tradi
tione
ll re
lativ
sc
hwac
h ge
genü
ber
eine
m s
tark
en R
ekto
r, B
esch
luss
fass
ung
über
di
e G
rund
ordn
ung
und
den
Hoc
hsch
ulen
twic
k-lu
ngsp
lan
–du
rchs
chni
ttlic
h,
anst
elle
von
AS
tA u
nd
Stu
dier
ende
npar
la m
ent
mei
st S
tude
nten
rat
(Stu
Ra)
, nor
mal
er
Sta
ndar
d im
HG
Sch
wac
h, M
itwirk
ung
bei d
er E
ntsc
heid
ung
von
Kon
zept
en z
ur
Hoc
hsch
ulen
twic
klun
g un
d LO
M
vor 2
002
„Hoc
hsch
ul-b
eira
t“ei
nges
chrä
nkt,
Wis
sens
chaf
tler
eige
ne G
rupp
e,
Bet
eilig
ung
des
PR
bei
per
sone
llen
Maß
nah m
en w
iss.
P
erso
nals
nur
auf
A
ntra
g; g
ibt H
PR
kein
e w
esen
tlich
en
Änd
erun
gen
NI
mitt
el, u
nter
schi
edlic
he
Reg
eln
für S
tiftu
ngs-
un
d an
dere
H
ochs
chul
en.
Bei
letz
tere
n m
it In
form
atio
nsre
chte
n,
Rek
tor w
ahl u
nd
Bes
chlu
ss ü
ber
Ent
wic
klun
gspl
anun
g,
Wah
l des
Prä
side
nten
2003
durc
hsch
nittl
ich,
au
sdrü
cklic
hes
„pol
itisc
hes
Man
dat“
nach
Hoc
hsch
ulge
setz
1994
Stif
tung
en: h
och;
so
nst:
mitt
el, ü
ber
Find
ungs
kom
mis
sion
an
Rek
torw
ahl b
etei
ligt
2002
, an
Stif
tung
shoc
h-sc
hule
n gi
bt e
s S
tiftu
ngsr
äte
mit
hohe
n H
aush
alts
-ko
mpe
tenz
en,
z. T
. abe
r auc
h hö
here
Hau
shal
ts-
auto
nom
ie d
er
Faku
ltäte
n
über
durc
hsch
nittl
ich
eing
e sch
ränk
t, tra
ditio
nell
kein
e M
itbes
timm
ung
bei p
erso
nelle
n M
aßna
hmen
bei
W
isse
n sch
aftle
rn,
auch
nic
ht a
uf
Ant
rag;
gib
t HP
R
NW
sehr
ger
ing,
die
Wah
l vo
n P
räsi
dium
/Rek
tora
t w
ird n
ur n
och
best
ätig
t, S
enat
hat
abe
r fas
t ke
ine
Bes
chlu
ss-
kom
pete
nzen
meh
r
2007
durc
hsch
nittl
ich,
au
sdrü
cklic
he
Erla
ubni
s,in
„Med
ien
auch
die
Dis
kuss
ion
und
Verö
ffent
lichu
ng
zu a
llgem
eine
n ge
sell-
scha
ftspo
litis
chen
Fr
agen
[zu]
er
mög
liche
n“
1997
hoch
, wäh
lt R
ekto
r un
d be
schl
ießt
übe
r H
aush
alts
frage
n
2007
, Ein
führ
ung
als
Ber
atun
gs-
grem
ium
200
0
über
durc
hsch
nittl
ich
eing
e sch
ränk
t, ei
gens
tänd
iger
P
Rw
iss,
der
be
i per
sone
llen
Maß
nahm
en n
ur a
uf
Ant
rag
bete
iligt
wird
2007
HP
R
und
Mitb
e-st
imm
ungs
rech
t be
i Bef
ristu
ng
weg
gefa
llen,
U
m se
tz un
g ni
cht m
ehr
mitb
estim
mun
gs-
pflic
htig
und
A
bmah
nung
en
nich
t meh
r an
höru
ngs p
flich
tig
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
34
RP
über
durc
hsch
nittl
ich,
vo
rher
wäh
lte e
ine
„Ver
sam
mlu
ng“
den
Rek
tor,
seit
2003
Erfo
rder
nis
der Z
ustim
mun
g de
s H
ochs
chul
rats
be
i ver
schi
eden
en
Ent
sche
idun
gen
2003
, N
ovel
le in
A
rbei
t
durc
hsch
nittl
ich,
ana
log
NR
W20
03m
ittel
, zur
Häl
fte
exte
rn b
e set
zt,
Zust
imm
ungs
kom
pe-
tenz
bei
Gru
ndor
dnun
g,
Gru
nd sä
tzen
der
M
ittel
ver te
ilung
und
Vo
rsch
lags
rech
t zum
P
räsi
dium
2003
(vor
her
„Kur
ator
ium
“)ei
nges
chrä
nkt,
Wis
sens
chaf
tler
eige
ne G
rupp
e,
Mitb
e stim
mun
g de
s P
R b
ei p
erso
nelle
n M
aßna
hmen
wis
s.
Per
sona
ls n
ur a
uf
Ant
rag;
gib
t HP
R
2000
, 200
4 al
lgem
eine
Ve
rsch
lech
-te
rung
en im
M
itbes
tim m
ungs
-ka
talo
g un
d In
itiat
ivre
cht
SLeh
er g
erin
g, n
och
an P
räsi
dent
enw
ahl
(Mitg
liede
r des
S
enat
s si
nd in
ein
er
Find
ungs
kom
mis
sion
) be
teili
gt, a
ber s
onst
m
it nu
r noc
h ge
ringe
r E
ntsc
heid
ungs
-ko
mpe
tenz
2004
durc
hsch
nittl
ich
hoch
, wäh
lt P
räsi
dent
un
d be
schl
ießt
an
stel
le d
es S
enat
s üb
er S
tudi
engä
nge,
Fa
kultä
ten
und
Fina
nzgr
unds
ätze
2004
, Ein
führ
ung
1999
eing
esch
ränk
t, ei
gens
tänd
iger
P
Rw
iss,
M
itbes
timm
ung
des
PR
bei
per
sone
llen
Maß
nahm
en w
iss.
P
erso
nals
nur
auf
A
ntra
g
SN
eher
ger
ing,
erw
eite
rter
Sen
at w
ählt
wei
ter d
en
Rek
tor a
ber g
ab d
ie
mei
sten
Bes
chlu
ss-
kom
pete
nzen
an
Rek
tora
t und
H
ochs
chul
rat a
b
2008
durc
hsch
nittl
ich,
an
stel
le v
on A
StA
und
S
tudi
eren
den p
arla
men
t m
eist
Stu
dent
enra
t (S
tuR
a)
mitt
el, b
esch
ließt
an
stel
le d
es S
enat
s üb
er S
tudi
engä
nge
und
Faku
ltäte
n
2008
, ab
1999
als
„K
urat
oriu
m“
eing
esch
ränk
t, H
ilfsk
räfte
si
nd v
on d
er
Per
sona
lver
tretu
ng
ausg
enom
men
und
w
isse
n sch
aftli
che
Bes
chäf
tigte
nur
auf
A
ntra
g ve
rtret
en;
gibt
HP
R
Januar 2010
35
STeh
er g
erin
g, S
enat
w
ählt
zwar
Prä
sidi
um/
Rek
tor,
kann
abe
r übe
r M
ittel
verte
ilung
und
E
ntw
ickl
ungs
plan
ung
nich
t meh
r bes
chlie
ßen,
da
s P
rä si
dium
wur
de
eins
eitig
ges
tärk
t
2004
gesc
hwäc
ht, E
inze
lne
könn
en fo
rmel
l aus
der
S
tudi
eren
dens
chaf
t au
stre
ten,
sei
t 200
4 sc
hon
nach
ein
em
Sem
este
r; „D
isku
ssio
n un
d Ve
röffe
ntlic
hung
zu
allg
emei
nen
gese
ll-sc
haftl
iche
n Fr
agen
“ si
nd a
usdr
ückl
ich
erla
ubt
2004
gerin
g, v
orra
ngig
be
rate
nd20
04
(„K
urat
oriu
m“)
eing
esch
ränk
t, ke
ine
Mitb
e stim
mun
g be
i Hilf
s krä
ften
und
bei W
isM
is
mit
Drit
tmitt
el-
finan
zier
ung
,nic
ht
bei K
ündi
gung
, Ve
rset
zung
und
A
nord
nung
; gib
t H
PR
SHm
ittel
, Viz
eprä
side
nten
un
d K
anzl
er w
erde
n nu
r noc
h be
stät
igt,
aber
B
esch
luss
fass
ung
über
di
e Ve
rfass
ung
und
über
di
e so
nstig
en S
atzu
ngen
un
d E
ntsc
heid
ung
über
Fo
rsch
ungs
schw
er-
punk
te d
er H
ochs
chul
e
2007
durc
hsch
nittl
ich
mitt
el, v
ersc
hied
ene
Zust
imm
ungs
pflic
hten
2007
rela
tiv g
ute,
tra
ditio
nell
star
ke
Per
sona
lver
tretu
ng,
bei W
isM
i nic
ht e
rst
auf A
ntra
g, u
nver
-än
dert
mit
gute
n A
nhör
ungs
pflic
hten
un
d w
enig
eng
em
Äm
tera
ussc
hlus
s;
eige
n stä
ndig
er
PR
wis
s
THm
ittel
, Sen
at b
esch
ließt
no
ch ü
ber F
akul
täte
n un
d S
tudi
engä
nge
und
ist ü
ber E
inve
rneh
men
an
der
Rek
torw
ahl
bete
iligt
2006
durc
hsch
nittl
ich,
an
Ste
lle v
on A
StA
und
S
tudi
eren
denp
arla
men
t m
eist
Stu
dent
enra
t (S
tuR
a)
hoch
, wäh
lt R
ekto
r; P
erso
nal-,
S
tudi
eren
denv
er-
tretu
ng u
nd
Gle
ichs
tellu
ngsb
eauf
-tra
gte
habe
n R
eder
echt
au
f den
Sitz
unge
n
2006
; Ein
führ
ung
2003
als
„K
urat
oriu
m“
eing
esch
ränk
t, M
itwirk
ung
der
Per
sona
lver
tretu
ng
bei W
isM
is n
ur
auf A
ntra
g; k
eine
M
itbe s
tim m
ung
bei
Hilf
skrä
ften;
gib
t H
PR
Sei
t 200
6 Te
ilnah
me-
und
R
eder
echt
bei
m
Hoc
hsch
ulra
t
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
36
4.6 Neue Steuerung und Partizipation
DemEigenanspruchnachhabendieamNeuenSteuerungsmodellorientiertenHoch-schulreformender letzten15JahrenebenneuenManagementinstrumentenvorallemauch neuePartizipationsmöglichkeiten für dieBeschäftigten eingeführt.DieseMög-lichkeitenwerdeninersterLinieimKontextvonzweiSteuerungsinstrumentenverortet,nämlichimZusammenhangmitZielvereinbarungs-undLeitbildprozessen.DieArtih-rerAnwendungistüberwiegendnichtmitGesetzenoderVorschriftenineineverbind-licheFormgebracht.
Ob undwie bspw. verfassteMitbestimmungsstrukturen bei derUmsetzung beteiligtwerden,variiertvonHochschulezuHochschule.EinerempirischenStudiezufolgege-schieht eine solcheBeteiligung „aber in derRegel eher imVerborgenen und ist an-schließendindenVereinbarungennichtalsLeistungderPersonalvertretungerkennbar“–auchvondenvereinbartenInhaltenher.75
DiedeutlichstenChancenaufneuePartizipationsmöglichkeitenzeigensichbeiZielver-einbarungen.Zielvereinbarungensindein InstrumentderpartizipativenFührungundOrganisationsentwicklung.76SieberuhenaufeinemdialogischenGegenstromverfahren:Mit unterschiedlichen Aufgaben oder Funktionen ausgestattete VerhandlungspartnerverständigensichüberZiele,derenErfüllungzueinemfestgelegtenspäterenZeitpunktüberprüftwird.77
DiesevertragsförmigenVereinbarungengibteszwischenStaatundHochschulen,zwi-schenHochschulleitungenundFakultätensowiezwischenFakultätsleitungenundLehr-undForschungseinheiten.DurchdasEinbringendereigenenVorstellungensowiedieKopplungfinanziellerZuweisungenandiezuerreichendenZielekönnenZielvereinba-rungenmiteinerAnreizdimensionunterlegtwerden,dieinhohemMaßeaufdieindivi-duellenLeistungsaspektederbeteiligtenAkteurebezogenwerdenkönnen.78
Zielvereinbarungen werden häufig spezifisch nach Bedarf und fokussiert auf be-stimmteThemenabgeschlossen.DieErreichungundUmsetzungdervereinbartenZieleundMaßnahmenwirddurchdieErhebungvonLeistungsdatenkontrolliert(„Trust inNumbers“).ImBereichderZielvereinbarungenzwischenStaatundHochschulenstehendabeibspw.dieallgemeinenStudienzeiten,dieReformdesStudienangebotesoderdie
75 Königu.a.2007,S.75-76.76 Nickel2007;Jaeger2009.77 Müller-Böling/Schreiterer1999,S.6.78 Vgl.Jaeger2009,S.52,53.
Januar 2010
37
ChancengleichheitvonFrauenundMännernimVordergrund79,dasHauptgewichtbeiZielvereinbarungeninnerhalbeinerHochschuleliegtaufKennzahlenwieAbsolventen-zahlen,DrittmittelvoluminaoderdemPublikationsoutput80.
DieLeistungenderjeweiligenHochschulewerdensomitregelmäßigundimBemühenumfächerübergreifendeVergleichbarkeiterhoben,aufihrerGrundlagewirdeinDialogüberZieleundLeistungengeführt–hochschulexternzwischenWissenschaftsministe-rium undHochschulen, hochschulintern zwischenHochschulleitung und Fakultäten,zwischen Fakultätsleitungen und Professorinnen und Professoren und zwischen denProfessorinnenundProfessoren.AufdieseWeisewerdendurchauswettbewerblicheEf-fekteundTransparenzerzeugt.81SoeröffnendieLeistungsdatennichtnurdemWissen-schaftsministerium bzw. derHochschulleitung, sondern auch denHochschulbeschäf-tigtenunddenOrganenderverfasstenMitbestimmungeineKontrollmöglichkeit.Zukritisierenhierbeiistallerdings,dasseherdieQuantitätalsdieQualitätderLeistungs-erbringungerfasstwird.
DerAnalysevonSimonMarginsonu.a.zufolgegeratendadurchdieöffentlichenQua-litätenundFunktionenvonHochschulenausdemBlickfeld.DenWertderErzeugungöffentlicherGüteranHochschulenineinerZifferzusammenzufassen,seinämlicheineSchimäre.ObwohldieProduktivitätvonHochschulenüberderenBewertunginQuasi-Märktenggf.alsbesondersobjektivdargestelltwerdenkann,vermutetderaustralischeHochschulforscher,dasssichdietatsächlicheProduktivitätüberdieseFormderMess-orientierungsogarverschlechternkann.Diesliegtdaran,dassWissensproduktionvonumfassenderKooperation und vonNetzwerkeffekten profitiert,währendMärkte nurunterdenBedingungenvonAusschlussundRivalitätfunktionieren.82
EinweiteresBeispielfürdieneuePartizipationsmöglichkeitistdieArtundWeise,indervieleHochschulenvormehrerenJahrenihrLeitbilderarbeitethaben.DiesgeschahinvielenFällennichtausschließlichüberRepräsentationsorganeundgewählteVertreter,sondernmit einerbreiterenBeteiligungsorientierung. ImgünstigenFallbemühtmansichdabeiaktivumempowerment:Bspw.wurdenModerationsmethodeneingesetzt,umeinegroßeZahlvonBetroffenenumfassendeinzubeziehen.EinegeeigneteModerationöffnetdabeidenRaumsowohlfürPersonenalsauchfürThemen,diesonstnichtzuWortkommen.EswurdeeinefaireWillensbildungunterdenBeteiligtenunabhängig
79 König2009,S.31.80 Jaeger2009,S.54.81 Jaeger2009,S.62.82 Marginson2007;Stiglitz1999.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
38
vonderenakademischemRangorganisiert.83DieBeteiligungerfolgtzeitnahundunmit-telbareralsübereinRepräsentationsorgan.
FürdieneuenPartizipationschancenistinsgesamttypisch,dassdieBeteiligungnurfürbegrenzteBereichegiltundüberwiegendanlassbezogenerfolgt,alsoz.B.nichtfürdieFolgezielverhandlunggarantiertist.NeueunddirektePartizipationsformenbietensomitvereinzelteMöglichkeiten,umUnzufriedenheitgegenüberdemManagementaktivzukommunizieren(Voice-Funktion).WenndieneuenBeteiligungsangeboteallerdingsda-vonabhängen,obsiewiedereinseitigjenachInteressenlageaufkündbarsind,handeltessichbeidirekterPartizipationum„Beteiligungsplacebos“oderum„Schmiermittel“derReorganisation.84
Es liegenbislangnochkeinegesichertenempirischenErkenntnissevor,welcheAus-wirkungendieneuenSteuerungsinstrumenteaufdiePartizipationskultur inUniversi-tätenhaben.Esistjedochdavonauszugehen,dassdurchdasNeueSteuerungsmodelldieDoppelstrukturvonverfassterMitbestimmungundSelbstverwaltungzunehmendhin-terfragtwird.ZugleichwirdsichaberdurchdenpartizipativenAnsatzdesNSMauchdieWahrnehmungderpraktischenGestaltungsmöglichkeitenamReorganisationspro-zessindenHochschulenzukünftigverändern.NebenformalenMitbestimmungsrechtengehörtvorallemauchzurPartizipationskultureinerUniversität,welcheSachverhaltederReorganisation(z.B.NeustrukturierungvonAbteilungen,UmsetzungdesTV-LimBereichLeistungslohn)beteiligungsorientiertbehandeltwerdenundwiedieFunktions-weiseeinzelnerSteuerungselementeimHinblickaufPartizipationsaspektevondenAk-teureninterpretiertwird.
4.7 Empirische Befunde aus dem außerhochschulischen Arbeitskontext
DenimvorherigenAbschnittaufgezähltenTückenzumTrotzkannmanneuenSteue-rungsinstrumenteneingewissespartizipativesPotenzialzusprechen.DemNeuenSteu-erungsmodellzufolgesollensienämlichneueFreiräumefürkreativeVerantwortungs-übernahme schaffen.DasGewähren solcher neuen Freiräume ist dabei eineGegen-leistung,diedieübergeordneteHierarchieebeneanbietet,umimGegenzugeffektivereBeiträgezuihrenZielenzuerhalten.85
83 Freimuth2000.84 Stagge2000,S.205-207.85 KGSt1998.
Januar 2010
39
Bereits vorliegendeStudien zu außerhochschulischenArbeitskontexten, in denen zu-nehmendflexibelmitWissengearbeitetwird,deutenaufdieVorzügederKombinationderverfasstenMitbestimmungmitneuenPartizipationsformen.WieKißleramBeispielderKommunenoderIttermannamBeispielderUnternehmenderNeuenMedienjüngstaufzeigen,identifizierensichdiehochqualifiziertenBeschäftigtendortbesondersstarkmitdirekten,alsonichtüberRepräsentationsorganeorganisiertenPartizipationsformen.Diesgiltinsbesonderedann,wenndiePartizipationengmitdem–überwiegendinfor-mellstrukturierten–Arbeitsalltagverknüpftist.VielendieserBeschäftigtenisteswich-tig,überProjektgruppenundähnliche informelleEbenenaktiv inInformationsflüsseunddenMeinungsaustauscheingebundenzusein.Schwachabgesicherte,aberdirektundtätigkeitsnahausgeübteMitwirkungsmöglichkeitenwerdenalsoz.T.gegenüberstarken,abernurindirektausgeübtenMitbestimmungsrechtenpräferiert.FürhochqualifizierteWissensarbeiterverzahntsichdirekteMitbestimmungmitinformellerPartizipationzu-nehmendmitihrerAufgabenwahrnehmunginihrenArbeitsvollzügen.AlsFolgeistdasManagement in diesen wissensintensiven Dienstleistungsbereichen zunehmend auchökonomischandieGewährungdieser informellenBeteiligungsmöglichkeitengebun-den.DiePartizipationwirdauchdannnichtaufgekündigt,wennsieimEinzelfallnichtmitdenInteressendesManagementskonformgeht.86
86 Ittermann2009,Kißler/Wiechmann2001,Kißler/Greifenstein/Wiechmann2008.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
40
5 Ansatzpunkte
BisherwurdenbereitseinzelneMöglichkeitenfürdiegezielteStärkungvonMitbestim-mungundPartizipationanHochschulengestreift.ImFolgendenwerdenzunächstdreigrundsätzlichereAnsatzpunktezurDiskussiongestellt.DieerstekonzeptionelleAnre-gungzieltaufVerknüpfungsmöglichkeitenzwischenverfassterMitbestimmungunddenneuen,direktenPartizipationsformenanHochschulen.DerzweiteAnsatzpunktsetztanderFragestellungan,wiesichdaspolitischeAnliegenderStärkungvonPartizipationinreorganisiertenHochschulenverankernlassenkönnte.DieserAnsatzpunktwirdamKonzeptdesParticipationMainstreamingdiskutiert.DerdritteAnsatzpunktthemati-siertdenWissenschaftstarifvertrag.
5.1 Ansatzpunkt: Einführung von „runden Tischen“ und Mitbestimmungskonferenzen
AusgangspunktdesVorschlagsderEinführungvon„rundenTischen“aufEbenevonfakultätsspezifischenArbeitskontextenundeinerMitbestimmungskonferenzaufEbenedergesamtenHochschuleistdieAnnahme,dassdieformalenGremienineinerneuenHochschulorganisation kooperieren und ihreArbeitmiteinander verknüpfenmüssen,nichtaber ihre jeweiligenZuständigkeitensinnvollgegeneinanderabgrenzenkönnen.DemokratischenAnsprüchenwerdendieseGremienambestengerecht,wennsiebeiihrerZusammenarbeitbeachten,dasssiejeeinebesondereFunktionhabenundjeweilseine spezifische Perspektive auf dieHochschule vertreten.DiesenAspekt stellt einevonAndreasKellererarbeiteteÜbersichtheraus,diegleichzeitigdieVielfältigkeitdesBedarfsnachPartizipationundMitbestimmungveranschaulicht:
Januar 2010
41
Tabelle 3
Mitbestimmungsdimension für und durch wen
Selbstverwaltung Mitglieder
Personalvertretung Arbeitnehmer/innen
Verfasste Studierendenschaft Studierende
Beauftragte Benachteiligte
Hochschulräte Gesellschaft
Akkreditierung Stakeholder
Tarifverträge Gewerkschaft
Quelle: Nach Andreas Keller.87
DieUnterscheidungentsprichtinTeilenderDifferenzierungvon„Arenen“88inderin-dustrial relations-Forschung vonMüller-Jentsch. Die hier dargestellten DimensionensindnachderexternenRollenwahrnehmungdesjeweiligenOrgansdifferenziert:Z.B.mussdasGesamtorgandesSenatsnachaußenalsVertreterallerHochschulmitgliederauftreten. Intern,also imRahmeneinerSenatssitzungmüssendieVertreterdesMit-telbaus trotzdemweiter einepartikulare, nämlichmittelbauspezifischeSichtweise zuGehörbringen.AnschaulichwirddurchdieTabelle,dasssichz.B.eineverfassteStu-dierendenschaftaufdiePerspektivederStudierendenbezieht,welcheallerdingsgleich-zeitigauchMitgliederderHochschule,eventuellalsHilfskräfteBeschäftigteoderviaihres gesellschaftlichen Engagements auch über die Stakeholder involviert sind. EinZusammenspielzwischendiesenMitbestimmungsdimensionenistalsounausweichlich.DeshalbistdieFrageanzuschließen,inwelchemRahmeneinsolchesZusammenspielüberhauptpassiertoderpassierensollte.WiekanndieMitbestimmungindeneinzelnenDimensionenzugemeinsamenStrategienfinden?
EinBlickaufdieVielzahlderDimensioneninTabelle3genügt,umzusehen,dasssichdasZusammenspielnichtsinnvollübereinformalisiertesAbstimmungsverfahrenorga-nisierenlässt.Zudemistbekannt,dassdieBeteiligungderexternenStakeholderbzw.derGesellschaftmitdenbisherigenHochschulrätennochkeinedemokratischzufrie-denstellendeFormerfahrenhat.EinanderesProblemzeigtesichdarin,dassnichtalleBeschäftigtengruppenausreichendüberPersonalratundakademischeSelbstverwaltungrepräsentiertwerden, darunter der befristet beschäftigte, akademischeMittelbau, dieLehrbeauftragtenundPrivatdozenten,diestudentischenHilfskräfteunddieteilzeitbe-schäftigtenSekretärinnenandeneinzelnenLehrstühlen.Umdiesebishernichtadäquat
87 EshandeltsichumdiebeimerstenHochschulpolitischenForumderHans-Böckler-Stiftungam6.9.2007inBerlinvorgestellteFassung,vgl.auchHansBöcklerStiftung2009,S.47.
88 Müller-Jentsch1997,S.195.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
42
vertretenenGruppenundihreBeteiligungsperspektivennichtauszuschließen,sollteanbeteiligungsaktivierendenVernetzungsmöglichkeitengearbeitetwerden.
Angelehnt an neuen Partizipationsmöglichkeiten z.B. inwissensintensivenDienstlei-stungsbereichenderPrivatwirtschaft, indenen tendenzielleineVerbindungzwischenverfasstenMitbestimmungsstrukturenundneuen,direktenPartizipationsformengelun-genist,wirdfürdenHochschulsektordieEinführungvonankonkretenArbeitskontex-tenorientierten„rundenTischen“unddaraufaufbauendenMitbestimmungskonferenzenvorgeschlagen.89 Auf regelmäßigen „runden Tischen“ würden sich Beschäftigtenver-treter,PersonalratundakademischdominierteGremiengemeinsamaufgrundlegendeEntscheidungenverständigen.EineaktivierendeModeration,beispielsweisedurchdenPersonalrat,müsstesichdarumbemühen,dassauchdiePerspektivenderbisherschlechtvertretenenGruppenzuWort (Beschwerdemanagement)kommen.EswürdenzudemVertreterdereinzelnenGruppengewählt,welchedieGruppeninteressenaufdereinmaljährlichstattfindendenMitbestimmungskonferenzzuGehörbringen(vgl.Abbildung2).
Abbildung 2
Mit- bestimmungs-
konferenz
Runder Tisch: Arbeits-
kontext 1
Runder Tisch: Arbeits-
kontext 4
Runder Tisch: Arbeits-
kontext 3
Runder Tisch: Arbeits-
kontext 5
Runder Tisch: Arbeits-
kontext 2
Quelle: Eigene Darstellung.
DieVerbindlichkeitderErgebnissesolcherPartizipationsmöglichkeitenwäreehernichtdirektbzw.nichtüberformaleVerfahrengesichert.Stattdessenwäredaraufzusetzen,dassdiebeteiligtenMitbestimmungsorganeihrenochvorhandenenVetopositionenundMitbestimmungsrechte nutzen, um derUmsetzung den erforderlichenNachdruck zu
89 Vgl.auchdieZunahmevonalternativenVertretungsorganeninderbetrieblichenInteressenregulierung,Hauser-Ditzu.a.2008.
Januar 2010
43
verleihen.DieverfassteMitbestimmungbekämealsoeinezentraleFunktionzugewie-sen.DieMitbestimmungskonferenzwürdedenMitbestimmungsorganenzusätzlicheineguteLegitimationsgrundlagefürihreArbeitbieten.
5.2 Ansatzpunkt: Das Beispiel, das Mut macht: Gleichstellungspolitik
WersichfürdemokratischeundsozialeAnliegenanHochschuleneinsetzt,kommtnichtumhin,dieErfolgederGleichstellungvonMännernundFrauenzurKenntniszuneh-men.Zwarwaren2007nochimmernichtmehrals11,9%derC4/W3-ProfessurenmitFrauenbesetzt.AllerdingshatsichderProfessorinnenanteilinnerhalbvonetwa12Jah-renverdoppelt.90MitkeinemanderendemokratischenundsozialenAnliegenwurdeninjüngererZeitvergleichbaredynamischeErfolgeerzielt,alsmitderGleichstellungspo-litik.
ZudenHintergründenderGleichstellungspolitikzählt,dassinderletztenDekadever-schiedene geschlechterpolitische Interventionen im Konzept des Gender Mainstrea-minggebündeltwurden.DasKonzept hat zunächst 1998überEU-Vorgaben anVer-bindlichkeitgewonnen.91KonzeptionellbedeutetGenderMainstreamingeinVerständ-nisvonGleichstellungderGeschlechteralsStrukturpolitik.Esbrichtmitdemvorherverbreiteten Individualansatz, bei dem die Förderung einzelner Frauen im Zentrumstand.DieGleichstellungspolitiksetztdeshalbnichtmehrvorrangigaufKontrollrechtebeiPersonalmaßnahmendurchinstitutionalisierteFrauenbeauftragte.EinNachteilderBeauftragten ist nämlich, dass sie bezogen auf dieHochschulorganisation eine eherrandständigePositionhat.StattdessendefiniertGenderMainstreamingdasGleichstel-lungsanliegenzueinerstrukturellenQuerschnittsaufgabe.EntsprechendwirddieZu-ständigkeitfürGeschlechtergerechtigkeitdenHochschulleitungenundDekanatenbzw.demMainstreamderOrganisationsabläufezugewiesen.DieGleichstellungsbeauftragtebegleitetdiesallerdingsweiterkritisch.SiehatdieAufgabezuüberprüfen,obdieRek-toratebzw.diePersonalabteilungenGeschlechtergerechtigkeitinderPraxisausreichendverfolgen.DazubenötigtdieGleichstellungsbeauftragteeinezentralePosition indenInformationsabläufen,diesieanzahlreichenHochschuleninzwischenauchhat.
Wesentlichistferner,dasssichdiegleichstellungspolitischinteressiertenGruppenundEinzelpersonenaktivbemühthaben,dasimReformprozessvorherrschendeVerständnis
90 1995bis2007,einschl.folgenderAngabenberechnetnachStatistischesBundesamt2008cundfrühereJahrgän-ge.
91 Z.B.Metz-Göckel2005.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
44
vonEffektivitätgleichstellungspolitischzuerweitern.92Möglichistdies,daderBegriffansichunterbestimmtist:Effizienz,alsodieFragenachdemVerhältnisvonAufwandundNutzen,machtgenaugenommenerforderlich,dassmanerörtert,welcherNutzeneigentlichgemeintist.FürdasGenderMainstreamingwurdedeshalbnichteinfachdasEffizienzverständnisderökonomistischgeprägtenReformenübernommen.Stattdessenwurde füreinverändertesVerständnisneudefiniert,wasalseffizienteLeistungvonHochschulengeltensolle.IndemgleichstellungspolitischerweitertenVerständnissindHochschulennurdanneffizientbzw.bringennurdanndiehöchstewissenschaftlicheQualitäthervor,wennsieauchgerechtmitdenLeistungenvonFrauenumgehenunddasBegabungspotenzialderFrauennichtverschwenden.DieseErweiterungdesEffek-tivitätsverständnissesist teilweisegelungen:InzwischentragenalleHochschulgesetzeihrenHochschulenGeschlechtergerechtigkeitalsAufgabeauf.ErfolgebeiderGleich-stellungsindindenmeistenBundesländernüberdieleistungsbezogeneMittelvergaberelevantundwirkensichmeistauchinnerhalbderHochschulendirektfinanziellaus.93FernersindsieeinhäufigesThemavoninternenundexternenZielvereinbarungen.94
AuchdiedemokratiefreundlicheReformbewegungder1960erund1970erhatdemokra-tischeAnliegendadurchbefördert,indemsiedasVerständnisvonEffektivitäterweiterthat.PartizipationundMitbestimmunggaltenderReformbewegungalsVorbedingungundnichtalsHindernisvonEffektivität.DiesezeitweiligeVerbindungvondemokra-tischenundeffektivitätsorientiertenAnliegenwurdebereitsmehrfachalsErfolgsfaktorderReformeridentifiziert:EineKoalitionzwischendenanDemokratieundEffektivi-tätinteressiertenGruppenbietediebestenChancenfüremanzipationsförderlicheRe-formen.95
5.3 Participation Mainstreaming und Participation Index
InAnlehnungandiepositivenErfahrungenimBereichderGleichstellungspolitik,stelltderVorschlagderEinführungeinesPartizipationMainstreamingnundieBeteiligungs-gerechtigkeitbeiReorganisationsmaßnahmenindenVordergrund.PartizipationMain-streamingwirdalsErgänzungzumGenderMainstreamingverstandenundorientiertsichandessensubstanziellenErfolgen:DemnachwirdderVorschlagentwickelt,dassimLeitbild einerdemokratischenund sozialenHochschulediePartizipationderBe-schäftigtenanEntscheidungsabläufenals strukturelleAufgabe indieHochschulsteu-
92 Roloff2008.93 Jaegeru.a.2005,S.21-22.94 Königu.a.2007,S.77-78,Jaegeru.a.2005,S.31.95 Bultmann/Weitkamp1999,S.77-84;Pasternack2006b,S.38-40,47-49.
Januar 2010
45
erungeinfließt.DenverfasstenMitbestimmungsorganenkämedanndieFunktionzu,dieErfüllungdieserAufgabedurchdiePräsidienundDekanatezukontrollieren,aberauchdiekonkreteAusgestaltungzubegleiten.UmdieseAufgabeerfüllenzukönnen,müsstenVertreterdesPartizipationsanliegensu.a. einRede-undTeilnahmerechtzudenSitzungenvonPräsidiumundHochschulraterhalten.PartizipationMainstreaminghatkonkreteBeteiligungskonzeptezuformulieren,indenendarlegtwird,wieeineum-fassendePartizipationsichergestelltwerdenkannundwiedabeiexternegesellschaft-licheInteressenundAnliegenBerücksichtigungfinden.EinPartizipationskonzeptwür-dekünftigauchfürgroßeProjektanträgeundWettbewerbenachgefragt.Indergegen-wärtigenHochschulwirklichkeitsindsolcheIdeeneinesPartizipationMainstreamingsnochweitentfernt,mitderAusnahmedesHochschulgesetzesdesLandesBremen,dasheutebereitsdemRektordieAufgabeüberträgt,fürdieBeteiligungdesPersonalratszusorgen.
AlsInstrumentzurFörderungderDurchsetzungvonParticipationMainstreamingbie-tet sichan,diebereitsbeschriebeneTendenzzu„Trust inNumbers“nutzbarzuma-chen.DazusolleinParticipationIndexentwickeltundeingeführtwerden,derdiever-schiedenenPartizipationsmöglichkeiteneinerHochschule inKennziffernzusammen-fasst.DerIndexwürdeeineVergleichbarkeitmitanderenHochschulenherstellen.Einevergleichbare Strategie spielt auch fürGenderMainstreaming eineRolle:Damit dieHochschulleitungGeschlechterfragenberücksichtigt,sollsieregelmäßigDatenzurGe-schlechtersituationauswertenundbeigeplantenMaßnahmenkalkulieren,wiediesedieGeschlechtergerechtigkeitbetreffenwürden.GegenübereinerbreiterenÖffentlichkeitspieltderEinsatzvonZahleneinenochgrößereRolle,waswiederumwichtig ist,daderbisherigeErfolgvonGenderMainstreamingdamitzusammenhängt,dassesüberGesetzeunddiePolitik gestütztwird.Wenn es gelingt, einerUnausgewogenheit einübersichtliches,greifbaresZahlengesichtzugeben,wirdes leichter,dieBekämpfungdieserUnausgewogenheit als politischesZiel zuverankern.EinBeispiel ist diepoli-tischeRezeptionderBerechnungen,wievielwenigerFrauenalsMännerfürihreArbeitverdienen.Wenn zudemVergleichsmöglichkeiten hergestelltwerden – etwa dass dieLageinanderenLändernbesserist–könnensolcheZahlenpolitischwirksamwerden.DieKonzeption einesParticipation IndexesundersteMessungenmitdiesem Instru-mentkönntendiekomplexeThematikvonPartizipationundMitbestimmunganeinerHochschuleinkomprimierterFormgegenübereinererweitertenÖffentlichkeitkommu-nizieren.
Für einen solchen Index sollten dieAnalysedimensionen Formen (direkte Partizipa-tion/verfassteMitbestimmung), Intensitäten (Partizipationschancen: Information, Be-
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
46
ratung,Mitwirkung,Widerspruch, gleichberechtigte Teilhabe), Inhalte (Arbeits- undBeschäftigungsbedingungen) und Akteure (unterschiedliche Positionen und derenInteressenvertretungen)96 berücksichtigtwerden, also auch neue Partizipationsformenund die in Tabelle 3 unterschiedenen Mitbestimmungsdimensionen, deren Kompe-tenzenbezüglichverschiedenerGegenstände sowiedie tatsächlicheBeteiligung (vgl.obenzur sozialenBasis aneinerHochschule).WennunterschiedlichePartizipations-formenberücksichtigtwerden,kommteinsolcherIndexmitweitausgeringerennorma-tivenSetzungenausalsandereaktuellakzeptierteundbreiteingesetzteVerfahrenwieRankinglisten,Benchmarkings,leistungsbezogeneMittelverteilungenunddiemeistenderzeitigenEvaluationen.
5.4 Ansatzpunkt: Tarifvertrag Wissenschaft
GuteunderfolgreicheWissenschaftlebtdavon,dassdieKonzepteundIdeenallerBetei-ligtenindenwissenschaftlichenDiskurseinfließenundininhaltlicherAuseinanderset-zungzurWeiterentwicklungderForschungsinhaltebeitragen.97DieserAnspruchsollteauchfürdieOrganisationsstrukturenderWissenschaftgelten.DementsprechendsolltenfüreinedemokratischeundsozialeHochschulorganisationdiePartizipationsmöglich-keitenderBeschäftigtentarifvertraglichfestgelegtsein.MitbestimmungundPartizipa-tionsind,wiesichu.a.inTabelle2zeigt,derzeitvondenLandesgesetzgebernsehrun-terschiedlichgeregeltundnichtdurchgängiggutabgesichert.DamitnichtPräsidenten/RektorenoderHochschulrätejenachpolitischerÜberzeugungalleineüberdieInteres-senderHochschulebzw.derHochschulmitgliedernentscheiden, isteinebundesweiteSicherstellung der Partizipationsmöglichkeiten wichtig. Tarifvertragliche Regelungenkönntendazubeitragen,dieallgemeinenBeteiligungsmöglichkeitenderBeschäftigtenzustärkenunddiesozialen,ökonomischenundwissenschaftspolitischenInteressenderMitgliederwirksamundsolidarischzuunterstützen.ParticipationMainstreamingsolltedeshalbsowohlindenLandeshochschulgesetzenalsauchineinembundeseinheitlichenTarifvertragWissenschaftverankertsein98undbeiTarifverhandlungenindenVertrags-aushandlungs-undVertragsgestaltungsprozessintegriertwerden.Möglichkeitenlägenhierbeispielsweise inderAnalysederPartizipationskompetenzenderVerhandlungs-partner oder in derVerpflichtungderVerhandlungspartner zur öffentlichenRechen-schaftslegungübereinebeteiligungsgerechteVorgehensweise(Zielstellung,Umsetzung,
96 Ittermann2009,S.26-27.97 Vgl.Keller/Staack2009,S.12f.98 Vgl.einenanalogenVorschlagzurVerankerungvonGenderMainstreamingvonBurkhardt2004.
Januar 2010
47
Ergebnis).AlsKontrollmöglichkeitkönntezudemdervorgeschlageneParticipationIn-dexdienen.
ZielwäreeineinheitlichesTarifrechtfüralleBeschäftigtengruppen,einschließlichderwissenschaftsnahenTätigkeitsbereiche, der studentischenHilfskräfte, derLehrbeauf-tragtenundPrivatdozenten,derSekretärinnen,derVerwaltung,etc.,umauchdieBe-teiligungsmöglichkeitenderderzeitnichtgutvertretenenGruppenzusichernundzustärken.DieVergütung imTarifvertragWissenschaft sollte die sozialen (Schlüssel)-Qualifikationen und die ausgeübten Tätigkeiten des Beschäftigten berücksichtigen.SowirdzwareinerseitsvonPolitikundGesellschaftmehrLeistungundEffizienzimHochschulsektorgefordert,andererseitssorgendieKürzungvonWeihnachts-undUr-laubsgeld sowie derWegfall der leistungsorientiertenVergütung imTarifvertrag desöffentlichenDienstesderLänder (TV-L§18) füreinenachhaltigeDemotivationderakademischBeschäftigten.DenngeradeauchimwissensintensivenBereichisteswich-tig,durchAnreizedieKreativitätundLeistungsfähigkeitderBeschäftigtenzufördernundzubelohnen.
5.5 Zusammenfassung
Mitbestimmungskonferenz und runde Tische“:DieOrganederverfasstenMitbestim-mungunterliegeneinemstrukturellenWandel.ImRahmendesNeuenSteuerungsmo-dells eingeführte Partizipationsmöglichkeiten sind bisher noch unsystematisch. Die„Mitbestimmungskonferenz“,diejährlichuntereinerbeteiligungsaktivierendenMode-rationstattfindet,isteineMöglichkeit,umneueunddirektePartizipationsinstrumentesystematischmit derverfasstenMitbestimmungzuverbinden.DieMitbestimmungs-konferenzträgtzurAbstimmungzwischendenformalenundinformellenGremienbei.Sieistüber„rundeTische“,dienäherandenjeweiligenArbeitskontextenderBeschäf-tigtendurchgeführtwerden,nachdemBottom-upPrinzipaufzubauen.
Participation Mainstreaming“:DemokratiebautaufRechtenauf,festeStrukturenbe-hauptensichaberschwergegen immerwiederneueManagementtrendsunddie fort-schreitendeFlexibilisierungvonEntscheidungsabläufen.DieAufgabe,fürverlässlichePartizipationsmöglichkeitenzusorgen,solltedeshalbdenHochschuleninsgesamtauf-getragenwerdenunddamitauchdenHochschulleitungen.DieAufgabePartizipationsicherzustellen ist in einem fürHochschulorganisationwesentlichenBeteiligungsma-nagementzuverankern.DieErfüllungdieserAufgabemussvonMitbestimmungsor-ganenbegleitetwerden,welchedazu indie zentralen InformationsabläufederHoch-schule eingebundenwerdenmüssen. Positivbeispiel für dieVeränderungschancen ist
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
48
inderletztenDekadedieFörderungvonGeschlechtergerechtigkeitüberdasKonzept„GenderMainstreaming“.
„Participation Index“: Ein Defizit an Partizipationsmöglichkeiten an Hochschulenwird für einebreiterenÖffentlichkeitgreifbarer,wenn siemit einemübersichtlichenIndexausgedrücktwird.BisheristdieThematikzukomplexundübereinoftzudiffusesVerständnisvonPartizipation zerfasert.DerParticipation Index fasst dieMitbestim-mungs-undPartizipationsmöglichkeiteneinerHochschule inKennzahlenzusammenundmachtsiedamitvergleichbar,ohnevorzuschreiben,wiegenaudiePartizipations-möglichkeitenausgestaltetseinmüssen.
„TarifvertragWissenschaft“:FüreinedemokratischeundsozialeHochschulorganisa-tionsinddiePartizipationsmöglichkeitenderBeschäftigtenineinembundesweitenTa-rifvertragWissenschaftzuverankern.ZieldabeiwäreeineinheitlichesTarifrechtfüralleBeschäftigtengruppen.DieVergütungimTarifvertragWissenschaftsolltezudemdiesozialenQualifikationenunddieausgeübtenTätigkeitendesBeschäftigtenberück-sichtigen.
Januar 2010
49
6 Literatur
Benz, Arthur/Lütz, Susanne/Schimank, Uwe/Simonis, Georg: Einleitung. In:Benz,Arthur/Lütz,Susanne/Schimank,Uwe/Simonis,Georg(Hrsg.):HandbuchGover-nance.TheoretischeGrundlagenundempirischeAnwendungsfelder,Wiesbaden,2007,S.9-25.
Bogumil, Jörg/Grohs, Stephan/Kuhlmann, Sabine/Ohm, Anna K.: Zehn JahrekommunaleVerwaltungsmodernisierung.EineBilanzkommunalerVerwaltungsmoder-nisierung.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Bd.29,Berlin,2007a.
Bogumil, Jörg/Heinze, Rolf G./Grohs, Stephan/Gerber, Sascha: HochschulrätealsneuesSteuerungsinstument.EineempirischeAnalysederMitgliederundAufgaben-bereiche.AbschlussberichtderKurzstudie,Bochum,2007b.
Bogumil, Jörg/Grohs, Stephan: VonÄpfel,BirnenundNeuerSteuerung.Gemein-samkeitenundUnterschiedevonReformprojekteninHochschulenundKommunalver-waltungen.In:BogumilJörg/Heinze,RolfG.(Hrsg.)NeueSteuerungvonHochschulen:EineZwischenbilanz.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Bd.29.Berlin,2009,S.139-150.
Bourdieu, Pierre: Homoacademicus,Frankfurt/Main.,1992.
Breisig, Thomas: EntlohnenundFührenmitZielvereinbarungen:Orientierungs-undGestaltungshilfenfürBetriebs-undPersonalrätesowiefürPersonalverantwortliche.2.Aufl.Frankfurt/M.,2001.
Bultmann, Torsten/Weitkamp, Rolf:HochschuleinderÖkonomie.ZwischenHum-boldtundStandortDeutschland,Marburg,1999.
Bundesassistentenkonferenz: Kreuznacher Hochschulkonzept. Reformziele derBundesassistentenkonferenz, Beschlüsse der zweiten Vollversammlung in Bonn, 10.und11.10.1968,Bonn,1968.
Bundesverfassungsgericht (Hrsg.):EntscheidungendesBundesverfassungsgerichts(BVerfGE),Bd.35,Tübingen,1974.
Burkhardt, Anke: Vortrag »Wissenschaftstarifvertrag und gleichstellungspolitischerHandlungsbedarf«.16.JahrestagungderBundeskonferenzderFrauen-/Gleichstellungs-beauftragten an Hochschulen, 6.-8. 10. 2004. Unter: http://www.wissenschaftsma-
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
50
nagement-online.de/converis/artikel/292;jsessionid=fb27c3d012373bf61a6cb9f17012#[1.5.2009].
Clark, Burton R.: TheHigherEducationSystem:AcademicOrganization inCross-NationalPerspective,Berkeley,1983.
Cohen, Michael D./March, James Gardner:LeadershipandAmbiguity:TheAme-ricanCollegePresident.2.Aufl.Boston,1986.
Denninger, Erhard/Friedeburg, Ludwig von/Habermas, Jürgen/Wiethölter, Ru-dolf: GrundsätzefüreinneuesHochschulrecht;HeiligeKühederHochschulreform;EinBeitragzurDiskussiondesHessischenHochschulgesetzentwurfs.In:Habermas,Jürgen(Hrsg.):ProtestbewegungundHochschulreform.Frankfurt/M.,1969,S.202-234.
DGB: Forderungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes zur Hochschulreform: be-schlossenvomBundesvorstanddesDGBam8.Mai1973,Düsseldorf.
Dörre, Klaus/Neis, Matthias: Geduldige Prekarier? Unsicherheit alsWegbegleiterwissenschaftlicherKarrieren. In:Forschung&Lehre,Nr. 10, 2008,Heft 15,S. 672-674.
Ellwein, Thomas: DiedeutscheUniversität.VomMittelalterbiszurGegenwart,Kö-nigstein,1985.
freier zusammenschluss von studentInnenschaften (Hrsg.):PolitischesMandat:VonMaulkörbenundElfenbeintürmen,Bonn,1997.
Freimuth, Joachim: ModerationinderHochschule:KonzepteundErfahrungeninderHochschullehreundHochschulentwicklung,Hamburg,2000.
GEW:WissenschaftspolitischesProgrammderGEW.Wissenschaftdemokratisieren,Hochschulenöffnen,QualitätvonForschungundLehreentwickeln,Arbeits-undStu-dienbedingungenverbessern.Beschluss3.26,GEW-Gewerkschaftstag25.-29.4.2009,Nürnberg. Unter: http://www.gew-gewerkschaftstag.de/3._Bildungspolitik_4.page[1.5.2009].
Greim, Diana: Personalrechtliche Interessensvertretung für das „akademische Sub-proletariat“.In:Kremberg,Bettina(Hrsg.):MitbestimmungundHochschule,Aachen,2006,S.107-117.
Groof, Jan de/Neave, Guy/Švec, Juraj: Democracyandgovernanceinhigheredu-cation.LegislatingforhighereducationinEurope;2.DenHaag,1998.
Januar 2010
51
Grühn, Dieter/Hecht, Heidemarie/Rubelt, Jürgen/Schmidt, Boris: Der wissen-schaftliche„Mittelbau“andeutschenHochschulen.ZwischenKarriereaussichtenundAbbruchtendenzen.anstößeCampusderZukunft,verdiFachbereichBildung,Wissen-schaftundForschung,Berlin,2009.
Grüning, Gernod: Grundlagen des New-Public-Management: Entwicklung, theore-tischer Hintergrund und wissenschaftliche Bedeutung des New-Public-ManagementausSichtderpolitisch-administrativenWissenschaftenderUSA.Management-Wissenaktuell;Bd.2.,Münster,2000.
Hans Böckler Stiftung (Hrsg.):LeitbildDemokratischeundSozialeHochschule.Ar-beitanderHochschulederZukunft,Düsseldorf,2009.
Hauser-Ditz, Axel/Hertwig, Markus/Pries, Ludger: BetrieblicheInteressenregulie-runginDeutschland.ArbeitnehmervertretungenzwischendemokratischerTeilhabeundökonomischerEffizienz,Frankfurt/M.,2008.
Hoose, Fabian/Jeworutzki, Sebastian/Pries, Ludger: Führungskräfteundbetrieb-licheMitbestimmung.ZurPraxisderPartizipationamBeispielderchemischenIndus-trie.Frankfurt/M.,2009.
HRK, Hochschulrektorenkonferenz:Entschließungdes205.Plenumsam23.11.2005.ZurzukünftigenStudienfinanzierung,Bonn,2007.Unter:http://www.hrk.de/de/down-load/dateien/Empfehlung_Studienfinanzierung.pdf[1.5.2009].
Institut für Regionalforschung (Hrsg.): PrekäreHochschulkarrieren? ZweiBeiträ-gezurBeschäftigungssituationdeswissenschaftlichenNachwuchses;regionaletrends,Heft19.Göttingen,2007.
Ittermann, Peter: BetrieblichePartizipationinUnternehmenderNeuenMedien.Inno-vativeFormenderBeteiligungaufdemPrüfstand,Frankfurt/M.,2009.
Jaeger, Michael/Leszczensky, Michael/Orr, Dominic/Schwarzenberger, Astrid: FormelgebundeneMittelvergabeundZielvereinbarungenalsInstrumentederBudgetie-rungandeutschenUniversitäten:ErgebnisseeinerbundesweitenBefragung.HIS-Kurz-informationA13/2005Hannover.Unter:http://www.his.de/pdf/pub_kia/kia200513.pdf[3.7.2009].
Jaeger, Michael: SteuerungdurchAnreizsystemeanHochschulen.Wiewirken for-melgebundeneMittelverteilungundZielvereinbarungen?In:BogumilJörg/Heinze,Rolf
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
52
G. (Hrsg.):NeueSteuerungvonHochschulen:EineZwischenbilanz.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Bd.29,Berlin,2009,S.45-66.
Keller, Andreas:HochschulreformundHochschulrevolte–SelbstverwaltungundMit-bestimmunginderOrdinarienuniversität,derGruppenhochschuleundderHochschuledes21.Jahrhunderts.ReiheHochschule,Nr.4,Marburg,2000.
Keller, Andreas/Staack, Sonja: Einleitung.In:Keller,Andreas/Staack,Sonja(Hrsg.):Innovation durch Partizipation. Steuerung von Hochschulen und Forschungseinrich-tungenim21.Jahrhundert,Bielefeld,2009,S.11-16.
KGSt, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung: DasNeueSteuerungsmodell:Begründung,Konturen,Umsetzung.KGSt-BerichtNr.5,1993,Köln.
KGSt, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung: Kon-traktmanagement: Steuerung durch Zielvereinbarungen. KGSt-Bericht Nr. 4/1998,Köln.
Kißler, Leo/Wiechmann Elke (Hrsg.):PartizipationimRathausaufdemPrüfstandvonForschungundPraxis,Baden-Baden,2001.
Kißler, Leo/Greifenstein, Ralf/Wiechmann, Elke:ArbeitsbedingungenundMitbe-stimmungindenneuenArbeitsverwaltungen.In:WSIMitteilungenNr.9,2008,S.500-507.
Klenk, Tanja:ModernisierungderfunktionalenSelbstverwaltung.Universitäten,Kran-kenkassenundandereöffentlicheKörperschaften,Frankfurt/M.,2008.
König, Karsten/Anger, Yvonne/Franz, Anja/Keune, Denis/Pieper, Wolfgang/Ponier, Lydia/Trautwein, Peggy:Kooperationwagen.10JahreHochschulsteuerungdurchvertragsförmigeVereinbarungen.HoF-ArbeitsberichteNr.1,Wittenberg,2007.
König, Karsten:HierarchieundKooperation.DiezweiSeeleneinerZielvereinbarungzwischenStaatundHochschule.In:BogumilJörg/Heinze,RolfG.(Hrsg.):NeueSteue-rungvonHochschulen:EineZwischenbilanz.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Bd.29,Berlin,2009,S.29-44.
Kreckel, Reinhard:VielfaltalsStärke.AnstößezurHochschulpolitikundHochschul-forschung,Bonn,2004.
Januar 2010
53
Langrock-Kögel, Christiane: „MonikaAuweter-KurtzHamburgerUni-PräsidentinimscharfenGegenwind.“In:SüddeutscheZeitungvom13.06.2009.Unter:http://www.sueddeutsche.de/s5l38d/2927522/Monika-Auweter-Kurtz-Hamburger-Uni-Praesiden-tin-im-scharfen-Gegenwind.html[03.07.2009].
Lanzendorf, Ute:NeueGovernanceanHochschulen–MitbestimmungundManage-mentalsneuePartner?In:Kremberg,Bettina(Hrsg.):MitbestimmungundHochschule,Aachen,2006,S.25-43.
Lanzendorf, Ute/Pasternack, Peer:HochschulpolitikimLändervergleich.In:Bogu-milJörg/Heinze,RolfG.(Hrsg.):NeueSteuerungvonHochschulen:EineZwischenbi-lanz.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Bd.29,Berlin,2009,S.13-28.
Lapke, Gerhard:EinNetzfürGutachter.In:ver.diReportbiwifo,Nr.1,2009,S.11.
Laqua, Alexander:DerHochschulratzwischenSelbstverwaltungundstaatlicherVer-waltung. EineAnalyse der Ratsmodelle nach den Landeshochschulgesetzen, Baden-Baden,2004.
Laske, Stephan/Meister-Scheytt, Claudia/Loacker, Bernadette/Lederbauer, Da-vid:EckpunktefüreineerfolgreicheArbeitvonHochschulräten-SchlussfolgerungenauseinemRealexperiment.In:DasHochschulwesen,Nr.3,2007,Heft55,S.66-73.
Marginson, Simon:FiveSomersaultsinEnschede:RethinkingPublic/PrivateinHig-herEducation for theGlobalEra. In:Enders, Jürgen/Jongbloed,Ben (Hrsg.):Public-PrivateDynamics inHigher Education. Expectations,Developments andOutcomes,Bielefeld,2007,S.187-219.
Marshall, Thomas Humphrey:Class,citizenship,andsocialdevelopment,NewYork,1964.
Metz-Göckel, Sigrid:BewegtePolitik–fünfundzwanzigJahrefeministischeFrauen-hochschulpolitikdesArbeitskreisesWissenschaftlerinnenNRW.In:Beiträgezurfemi-nistischenTheorieundPraxis,Nr.66/67,2005,Heft28,S.87-102.
Meyer-Renschhausen, Elisabeth:»VerschrottungdesMittelbaus«–VomUmgangmitdenPrivatdozentenalsSymptomneuerIntellektuellenfeindlichkeit.In:Bultmann,Thorsten(Hrsg.):PrekarisierungderWissenschaft,Berlin,2009,S.41-52.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
54
Meyer, John W.: RationalizedEnvironments. In:Scott,W.Richard/Meyer,JohnW.(Hrsg.):InstitutionalEnvironmentsandOrganizations:StructuralComplexityandIndi-vidualism,ThousendOaks,1994,S.28-54.
Meyer, John W./Rowan, Brian:InstitutionalizedOrganizations:FormalStructureasMythandCeremony.In:Powell,WalterW./Dimaggio,PaulJ.(Hrsg.):TheNewInstitu-tionalisminOrgnaizationalAnalysis,1991,S.41-62.
Meyer, Peter Ulrich: „Scherbengericht fürUni-Präsidentin -AuchGundelach rücktvonAuweter-Kurtzab“. In:HamburgerAbendblattvom25.06.09.Unter:http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1069658/Auch-Gundelach-rueckt-von-Au-weter-Kurtz-ab.html#reqRSS[03.07.3009].
Meyer, Thomas: DieTheatralitätvonPolitikinderMediendemokratie.In:AusPolitikundZeitgeschichteNr.53,2003,S.12-19.
Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz: MittelbemessungsmodellundPersonalbemessungskonzept.MehrFinanzverant-wortung fürdieHochschulen–der rheinland-pfälzischeWeg.Auflage2005.Mainz.Unter: http://www.mbwjk.rlp.de/fileadmin/Dateien/Downloads/Wissenschaft/hoch-schulfinanz.pdf[3.7.2009].
Minssen, Heiner/Molsich, Beate/Wilkesmann, Uwe/Andersen, Uwe: Kontext-steuerungvonHochschulen.FolgenderindikatorisiertenMittelzuweisung,Berlin,2003.
Mintzberg, Henry: TheStructuringofOrganizations.ASynthesis of theResearch.EaglewoodCliffs,1979.
Mintzberg, Henry: StructureinFives.DesigningeffectiveOrganizations.EaglewoodCliffs,1983.
Müller-Jentsch, Walther: SoziologiederIndustriellenBeziehungen.EineEinführung.2.Aufl.,Frankfurt/M.,1997.
Müller-Jentsch, Walther:MitbestimmungimSpannungsfeldvonsozialerundökono-mischerRationalität. In:Kremberg,Bettina (Hrsg.)MitbestimmungundHochschule,Aachen,2006,S.11-22.
Müller-Jentsch, Walther: StrukturwandelderindustriellenBeziehungen.„Industrialcitizenship“zwischenMarktundRegulierung,Wiesbaden,2007.
Januar 2010
55
Müller, Hans-Georg:Wissenschaftlich Beschäftigte als Verlierer der Hochschulre-formen.DiePrekarisierungderBeschäftigungsverhältnissedeswissenschaftlichenMIt-telbausamBeispielNordrhein-Westfalen.In:Kellermann,Paul/Boni,Manfred/Meyer-Renschhausen,Elisabeth(Hrsg.):ZurKritikeuropäischerHochschulpolitik:ForschungundLehreunterKuratelbetriebswirtschaftlicherDenkmuster,Wiesbaden,2009,S.205-215.
Münch, Richard:DieakademischeElite.ZursozialenKonstruktionwissenschaftlicherExzellenz,Frankfurt/M.,2007.
Münch, Richard/Pechmann, Max:DerKampfumSichtbarkeit.ZurKolonisierungdeswissenschaftsinternenWettbewerbsdurchwissenschaftsexterneExaluationsverfah-ren.In:Bogumil,Jörg/Heinze,RolfG.(Hrsg.):NeueSteuerungvonHochschulen.EineZwischenbilanz,Berlin,2009,S.67-92.
Nickel, Sigrun: Partizipatives Management von Universitäten. Zielvereinbarungen,Leitungsstrukturen,StaatlicheSteuerung,Mering,2007.
Nitsch, Wolfgang/Gerhardt, Uta/Großmann, Heinz/Müller, Peter:HochschuleinderDemokratie:KritischeBeiträgezurErbschaftundReformderdeutschenUniversi-tät,Berlin,1965.
Offe, Claus: ReformbedarfundReformoptionenderDemokratie.In:Offe,Claus/Ab-romeit,Heidrun/Benz,Arthur/Beyme,Klausvon(Hrsg.):DemokratisierungderDemo-kratie.DiagnosenundReformvorschläge,Frankfurt/M.,2003,S.9-24.
Pasternack, Peer:HochschulflexibilisierungundMitbestimmung.In:Kremberg,Bet-tina(Hrsg.):MitbestimmungundHochschule,Aachen,2006a,S.155-172.
Pasternack, Peer: Qualität als Hochschulpolitik? Leistungsfähigkeit und GrenzeneinesPolicy-Ansatzes,Bonn,2006b.
Pellert, Ada:Expertenorganisationenreformieren.In:Hanft,Anke(Hrsg.):Hochschu-len managen? Zur Reformierbarkeit der Hochschulen nach Managementprinzipien,Neuwied,2000,S.39-56.
Roloff, Christine:GeschlechtergerechtigkeitalsReformstrategieoder:GleichstellungalsTeilderHochschulreform.In:Zimmermann,Karin/Kamphans,Marion/Metz-Gö-ckel,Sigrid (Hrsg.):PerspektivenderHochschulforschung,Wiesbaden,2008,S.310-329.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
56
Schimank, Uwe:WelcheChancenundRisikenkönnenunterschiedlicheModelleer-weiterterUniversitätsautonomiefürdieForschungundLehrederUniversitätenbringen.In:Titscher, Stefan von/Winckler,Georg/Biedermann,Hubert/Gatterbauer,Helmuth/Laske,Stephan/Kappler,Ekkehard/Moser,Reinhard/Strehl,Franz/Wojda,Franz/Wulz,Heribert(Hrsg.):UniversitätenimWettbewerb.ZurNeustrukturierungösterreichischerUniversitäten,München,2000,S.94-147.
Schimank, Uwe/Kehm, Barbara/Enders, Jürgen:InstitutionalMechanismsofPro-blemProcessingoftheGermanUniversitySystem.StatusQuoandNewDevelopments.In:Braun, Dietmar/Merrien, Francois-Xavier (Hrsg.):TowardsaNewModelofGo-vernanceforUniversities.AComparativeView.London,1999,S.179-194.
Schimank, Uwe: Neoinstitutionalismus. In: Benz, Arthur/Lütz, Susanne/Schimank,Uwe/Simonis, Georg (Hrsg.): Handbuch Governance. Theoretische Grundlagen undempirischeAnwendungsfelder,Wiesbaden,2007,S.161-175.
Schimank, Uwe unter Mitarbeit von Meier, Frank:NeueSteuerungssystemeandenHochschulen.AbschlussberichtfürdasBundesministeriumfürBildungundForschungHagen,2002.
Scharpf, Fritz W.:Legitimationskonzepte jenseitsdesNationalstaats. In:Schuppert,GunnarFolke(Hrsg.):Europawissenschaft.Baden-Baden,2005.S.705-741.
Scharpf, Fritz W./Reissert, Bernd/Schnabel, Fritz:TheorieundEmpiriedeskoo-perativenFöderalismusinderBundesrepublik.Monographien:ErgebnissederSozial-wissenschaften,Nr1,Kronberg,1976.
Schmidt, Lothar/Thelen, Dieter:Hochschulreform–GefahrimVerzuge?MiteinemGesetzentwurf,Frankfurt/M.,1969.
Sehrbrock, Ingrid:Bolognadarfnichtscheitern–füreineKorrekturderStudienre-forminDeutschland.OffenerBriefandieBundeskanzlerin,23.4.2009,Berlin.Unter:http://www.dgb.de/themen/themen_a_z/abisz_doks/b/offener_brief_sehrbrock_bolo-gna_folge.pdf/[1.5.2009].
Stagge, Carsten:KooperativeWegederHochschulentwicklung:ModerationsmethodealsBeteiligungsplacebo?In:Hanft,Anke(Hrsg.):Hochschulenmanagen?ZurRefor-mierbarkeitderHochschulennachManagementprinzipien,Neuwied,2000,S.191-121.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Fachserie1/Reihe1.3BevölkerungundErwerbstä-tigkeit:Bevölkerungsfortschreibung:2007,Wiesbaden,2008a.
Januar 2010
57
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Fachserie11/Reihe4.1BildungundKultur:Studie-rendeanHochschulen:Wintersemester2007/2008,Wiesbaden,2008b.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Fachserie11/Reihe4.4BildungundKultur:Perso-nalanHochschulen:2007,Wiesbaden,2008c.
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (Hrsg.):QualitätdurchWettbewerbundAutonomie.LandeshochschulgesetzeimVergleich.PositionenAugust2002,Essen,2002.
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft/Erhardt, Manfred/Meyer-Guckel, Volker/Winde, Mathias (Hrsg.): Leitlinien für die deregulierteHochschule.KodexguterFührung.PositionendesStifterverbandsfürdieDeutscheWissenschaft,2.Aufl.,Essen, 2008. Unter: http://www.deregulierte-hochschule.de/cms/upload/Leitlinien_2_Auflage_010408.pdf[3.7.2009].
Stiglitz, Joseph E.:Knowledgeas aGlobalPublicGood. In:Kaul, Inge/Grunberg,Isabelle/Stern,MarcA.(Hrsg.):GlobalPublicGoods:InternationalCooperationinthe21stCentury,NewYork,1999,S.308-325.Unter:http://www2.gsb.columbia.edu/facul-ty/jstiglitz/download/Knowledge_as_Global_Public_Good.pdf[3.7.2009].
Stock, Manfred:„ZwischenOrganisationundProfession.DasneueModellderHoch-schulsteuerung insoziologischerPerspektive“,VortragaufderKonferenz„NeueGo-vernance-ModelleanHochschulen:Erwartungen,Praxis,Wirkungen“,04./05.05.2006,Kassel.Unter:http://www.uni-kassel.de/wz1/gfhf/stock_%20kassel.pdf[06.07.2009].
Titz, Christoph/Leffers, Jochen:„Raketen-Moni“überBord.In:Spiegelonlinevom03.07.2009. Unter: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,634230,00.html[9.07.2009].
Tondorf, Karin/Bahnmüller, Reinhard/Klages, Helmut: Steuerung durch Zielver-einbarungen:Anwendungspraxis,Probleme,Gestaltungsüberlegungen.ModernisierungdesöffentlichenSektors,Sonderband17,Berlin,2002.
Treiber, Magnus: »Streik«–EinLehrbeauftragter resümiertErfahrungen. In:Bult-mann,Thorsten(Hrsg.):PrekarisierungderWissenschaft,Berlin,2009,S.59-63.
Völker, Rainer/Kasper, Eric:InterneMärkteinForschungundEntwicklung,Heidel-berg,2004.
Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
58
Wannöffel, Manfred:QualifizierteMitbestimmung alsHerausforderung für PolitikundGewerkschaften,Bonn,2008.
Wannöffel, Manfred:Hochschulräte:WersitztdrinundwelcheErwartungenkönnensieerfüllen?In:Keller,Andreas/Staack,Sonja(Hrsg.):InnovationdurchPartizipation.SteuerungvonHochschulenundForschungseinrichtungen im21. Jahrhundert,Biele-feld,2009,S.135-141.
Weber, Max:ParlamentundRegierungimneugeordnetenDeutschland:ZurpolitischenKritikdesBeamtentumsundParteiwesens,München,1918.
Weber, Max:WirtschaftundGesellschaft:GrundrißderverstehendenSoziologie.5.,rev.Aufl.,Nachdr.,Thübingen,2002.
Weick, Karl E.:EducationalOrganizationsasLooselyCoupledSystems.In:Admini-strativeScienceQuarterly,Nr.21,1976,:S.1-19.
Wolter, Andreä/Dörre, Klaus/Banscherus, Ulf/Neis, Mathias:ThesenpapierzumVortrag:VorschlägezurAusgestaltungderArbeitsbeziehungenundPartizipationsmög-lichkeitenderBeschäftigten anHochschulen,Berlin, 2009.Unter: http://www.fes.de/wiso/pdf/dienstleistung/2009/260309/thesenpapier_doerre.pdf[3.7.2009].
WRK:Alternativ-ThesenderWRKzudenThesenfüreinHochschulrahmengesetzdesBundes,Bonn-BadGodesberg,1970.
Zenthöfer, Jochen:Wettbewerbsföderalismus : zur Reform des deutschenBundes-staatesnachaustralischemVorbild,GrasbergbeiBremen,2006.
Ziegele, Frank:Erfolgreichverhandeln.BedingungeneffizienterZielvereinbarungen.In:diehochschule,Nr.2,2006,Heft15,S.18-33.
Ziegele, Frank:Vortrag„HandlungsmöglichkeitenundErfolgsfaktorenvonHochschul-räten“,1.ForumHochschulräte,22.06.2009,Berlin.Unter:http://www.che-concept.de/downloads/Veranstaltungen/CHE_Vortrag_Ziegele_Handlungsmoeglichkeiten_und_Erfolgsfaktoren_PK200.pdf[06.07.2009].
November 2009
57
August 2009
69
45
3743
139