Geschichte der Sprachwissenschaft I
Mitschrift zur Vorlesung (WS 2006)
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Genres der linguistischen Geschichtsschreibung
Vivian Law gibt fuumlr die Historiographie 4 verschiedene Genres an
1 Revisionist (od palace) history
Hier wird mit einer gewissen ideologischen Mentalitaumlt od Tendenz Geschichtsschreibung betrieben Die eigene Richtung der man folgt wird be-sonders hervorgehoben und man schreibt aus der Sicht eines Insiders Dieses Genre ist also stark von einer bestimmten Schule gepraumlgt Ein Beispiel fuumlr dieses Genre waumlre Bloomelds Einfuumlhrungskapitel in Language in dem er psychologische Ansaumltze in der Sprachwissenschaft ablehnt Weiters auch Jo-seph Greenberg (ein einussreicher Typologe) der sich in seiner Geschichte der Typologie als einzig wirklichen Typologen darstellt
2 Precursorist history
Hier geht es um ldquoVorlaumluferschaftrdquo dh man sucht nach Vorlaumlufern einer bestimmten Idee einer Richtung usw Dieses Genre weckt Interesse am ei-genen Fachgebiet neigt aber zur Uumlberinterpretation worin ein wenig Gefahr liegt Der Einuss von Pānini auf die Sprachwissenschaft wird zB teilweise uumlbertrieben ebenso Descartes bei Chomsky
3 Disciplinary history
Diese Richtung beschaumlftigt sich mit der Beschreibung einer Fachrich-tung im Detail Ein Problem dieses Ansatzes liegt darin dass durch die iso-lierte Sichtweise eventuell Zusammenhaumlnge nicht beachtet werden die dur-chaus wichtig sind So waumlre zB eine Betrachtung der Geschichte der Seman-tik unter kompletter Ausklammerung der Geschichte der Syntax nicht voll-staumlndig (ebenso umgekehrt)
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4 Contextual history
Darunter versteht man das Studium sprachwissenschaftlicher Ansichten im Zusammenhang mit anderen wissenschaftlichen undoder kulturellen Theorien
Man koumlnnte auszligerdem noch ein fuumlnftes Genre nennen naumlmlich das der Memoirenliteratur Solche Werke gibt es allerdings eher in der juumlngeren Zeit vor dem 19 Jhdt gibt es nichts was diesem Genre entsprechen wuumlrde Sol-che Werke behandeln den geistigen Werdegang eines Linguisten was er oder sie erlebt hat etc1
Mesopotamien
Wie weit muss man zuruumlckgehen wie weit kann man zuruumlckgehen wenn man sich mit der Geschichte der Sprachwissenschaft beschaumlftigen moumlchte Man weiszlig gar nicht genau wie lang es die Spezies Mensch uumlber-haupt schon gibt Aber Wann zum ersten Mal geschrieben wurde weiszlig man ungefaumlhr
An der Grenze vom 4 zum 3 vorchristlichen Jahrtausend gibt es sowohl Funde von aumlgyptischen Hieroglyphen als auch von sumerischer Keilschrift Die Urspruumlnge der ldquotechnisch angewandten Linguistikrdquo koumlnnten also im Nahen Osten liegen aber gibt es auch metasprachliche Texte
Nach Mesopotamien sind ca 3300 die Sumerer eingewandert sie ha-ben dort ihre Schrift entwickelt Um die Schreibkunst weitergeben zu koumlnnen musste eine Art Schulwesen entstehen Im Falle der Sumerer hat man schon Zeichenlisten gefunden also etwas was man eventuell als ldquoMetaspracherdquo bezeichnen koumlnnte
Es gab Schreiberschulen wo man eine Art ldquoVerwaltungsspracherdquo lernen musste da es in den gefunden Texten aus jener Zeit hauptsaumlchlich um Ver-
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1 An dieser Stelle ein Kommentar von Luschuumltzky ldquoSo jetzt fangen wir anrdquo
waltungssachen geht Lexikon Grammatik und in gewisser Weise Buchhal-tung waren anfangs nicht wirklich voneinander zu trennen Das ldquoListenwe-senrdquo wurde zu einer ldquoListenwissenschaftrdquo Dabei ging es nicht nur um ein praktisches Inventar sondern auch um religioumlse Inhalte weil die Sumerer auch Zeichenlisten uumlber das Weltgefuumlge schreiben wollten Diese Listen waren nicht wirklich textlich sondern eher wie ein Telefonbuch2
Der linguistische Ansatz kommt erst als sich anderssprachige Voumllker mit dem von den Sumerern hinterlassenen Kulturgut auseinandergesetzt ha-ben In Syiren und in Babylonien verwendete man in Schulen diese sumeri-schen Listen aber man duumlrfte immer weniger verstanden haben weil es mit der Zeit kaum noch bzw gar keine Informanten mehr gab Wenn man aber zu einer Liste eine zweite Spalte in einer anderen Sprache hinzufuumlgte hatte man eine Art Woumlrterbuch Aufgrund der typologischen Unterschiede (Sumer-isch war agglutinierend Akkadisch eine semitische Sprache) war es teilweise notwendig sumerische Ausdruumlcke durch ganz akkadische Saumltze wiederzuge-ben In Ebla gab es schon 2400 v Chr zweisprachige ldquoLexikardquo dazu hat man spaumlter auch grammatische Formen notiert ldquoWie bilde ich den Pluralrdquo etc
Man glaubt dass das didaktischen Zwecken gedient hat aber man n-det keine grammatischen Aussagen Man hat also nur induktiv gelernt
Konkret metasprachliche Texte gab es in der mesopotamischen Zeit in Form von Erlaumluterungen
(sum) zi-zi = qa-ta-pu šu hašhuri (akk)
Der sum Stamm wird durch ldquoPuumlcken von Aumlpfelnrdquo erklaumlrt zusaumltzlich zu solchen Listen gibt es spaumlter auch Synonym- und Homonymlisten Im 1 Jahrhundert gibt es auch einsprachige Listen bei denen man fast schon von Philologie sprechen kann da zB selten gebrauchte Woumlrter darin erklaumlrt werden
Das Akkadische war von Aumlgypten bis zu den Hethitern eine Verkehrssprache weswegen die zweisprachigen Tafeln auch so wichtig waren Bei den Hethitern gibt es auch sumerisch-akkadisch-hethitische Lis-
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2 Luschuumltzky meint an dieser Stelle dass fuumlr Linguistien selbst Telefonbuumlcher interessant sind
ten in Ugarit sogar viersprachige ugaritisch-hurritisch-sumerisch-akkadische Listen
Im weitesten Sinne kann man sagen ein sprachwissenschaftlicher Zweck wurde durch die Dokumentation von aumllteren Texten verfolgt Aber man weiszlig von den Texten nicht wer sie geschrieben hat
In neubabylonischen Texten gibt es neue Variante der grammatischen Beschreibung die sich auf die Beschreibung der grammatischen Morpheme bezieht Die vollstaumlndigsten Listen dieser Art sind die juumlngsten zB eine mit uumlber 400 Zeilen (datiert in das 7 Regierungsjahr des Dareius ca 510 v Chr) Diese spaumlten Texte enthalten Pronomina Konjunktionen Axe etc Es gibt auch zum ersten Mal eine explizite grammatische Terminologie mit Aus-druumlcken fuumlr Inx Praumlx Sux usw Die Akkader haben das mit Lokalad-verbien ausgedruumlckt daruumlber in der Mitte darunter (im Prinzip aumlhnlich wie die lateinischen Ausdruumlcke) Auszligerdem hatten sie auch Ausdruumlcke fuumlr pho-nologische Strukturen zB fuumlr die Unterscheidung fuumlr oampene (ldquoleerrdquo) und geschlossene (ldquovollrdquo) Silben Auch Numeri und verbale Aktionsarten (ldquoschnellrdquo = punktuell ldquolangsam fettrdquo = durativ) haben Namen
Aufgrund dieser Quellen kann man allerdings nicht beurteilen ob bzw wie sehr die neubabylonischen Gelehrten uumlberhaupt noch Sumerisch konn-ten Die Texte die man kennt sind Zufallsfunde Das heiszligt sie zeigen nur Teile des Korpus man kann gar nicht wissen wie groszlig diese grammatische Tradition wirklich war
Die Keilschrift ist gegen Ende des 1 Jahrtausends auszliger Gebrauch ge-kommen und wurde vom Aramaumlischen abgeloumlst In den Listen erscheinen aber uumlberhaupt keine aramaumlischen Zeichen und auch keine Hinweise auf die Uumlbernahme der aramaumlischen Schrift Auch in der griechisch-hellenistischen Zeit gibt es keine Fortsetzung des Listenwesens Moumlglicherweise war diese Listenwissenschaft so sehr an den Gebrauch der Keilschrift gebunden das mit dem Ende ihres Gebrauchs auch die ganze Tradition am Ende war wirklich feststellen kann man die Ursache aber nicht
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Genres der linguistischen Geschichtsschreibung
Vivian Law gibt fuumlr die Historiographie 4 verschiedene Genres an
1 Revisionist (od palace) history
Hier wird mit einer gewissen ideologischen Mentalitaumlt od Tendenz Geschichtsschreibung betrieben Die eigene Richtung der man folgt wird be-sonders hervorgehoben und man schreibt aus der Sicht eines Insiders Dieses Genre ist also stark von einer bestimmten Schule gepraumlgt Ein Beispiel fuumlr dieses Genre waumlre Bloomelds Einfuumlhrungskapitel in Language in dem er psychologische Ansaumltze in der Sprachwissenschaft ablehnt Weiters auch Jo-seph Greenberg (ein einussreicher Typologe) der sich in seiner Geschichte der Typologie als einzig wirklichen Typologen darstellt
2 Precursorist history
Hier geht es um ldquoVorlaumluferschaftrdquo dh man sucht nach Vorlaumlufern einer bestimmten Idee einer Richtung usw Dieses Genre weckt Interesse am ei-genen Fachgebiet neigt aber zur Uumlberinterpretation worin ein wenig Gefahr liegt Der Einuss von Pānini auf die Sprachwissenschaft wird zB teilweise uumlbertrieben ebenso Descartes bei Chomsky
3 Disciplinary history
Diese Richtung beschaumlftigt sich mit der Beschreibung einer Fachrich-tung im Detail Ein Problem dieses Ansatzes liegt darin dass durch die iso-lierte Sichtweise eventuell Zusammenhaumlnge nicht beachtet werden die dur-chaus wichtig sind So waumlre zB eine Betrachtung der Geschichte der Seman-tik unter kompletter Ausklammerung der Geschichte der Syntax nicht voll-staumlndig (ebenso umgekehrt)
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4 Contextual history
Darunter versteht man das Studium sprachwissenschaftlicher Ansichten im Zusammenhang mit anderen wissenschaftlichen undoder kulturellen Theorien
Man koumlnnte auszligerdem noch ein fuumlnftes Genre nennen naumlmlich das der Memoirenliteratur Solche Werke gibt es allerdings eher in der juumlngeren Zeit vor dem 19 Jhdt gibt es nichts was diesem Genre entsprechen wuumlrde Sol-che Werke behandeln den geistigen Werdegang eines Linguisten was er oder sie erlebt hat etc1
Mesopotamien
Wie weit muss man zuruumlckgehen wie weit kann man zuruumlckgehen wenn man sich mit der Geschichte der Sprachwissenschaft beschaumlftigen moumlchte Man weiszlig gar nicht genau wie lang es die Spezies Mensch uumlber-haupt schon gibt Aber Wann zum ersten Mal geschrieben wurde weiszlig man ungefaumlhr
An der Grenze vom 4 zum 3 vorchristlichen Jahrtausend gibt es sowohl Funde von aumlgyptischen Hieroglyphen als auch von sumerischer Keilschrift Die Urspruumlnge der ldquotechnisch angewandten Linguistikrdquo koumlnnten also im Nahen Osten liegen aber gibt es auch metasprachliche Texte
Nach Mesopotamien sind ca 3300 die Sumerer eingewandert sie ha-ben dort ihre Schrift entwickelt Um die Schreibkunst weitergeben zu koumlnnen musste eine Art Schulwesen entstehen Im Falle der Sumerer hat man schon Zeichenlisten gefunden also etwas was man eventuell als ldquoMetaspracherdquo bezeichnen koumlnnte
Es gab Schreiberschulen wo man eine Art ldquoVerwaltungsspracherdquo lernen musste da es in den gefunden Texten aus jener Zeit hauptsaumlchlich um Ver-
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1 An dieser Stelle ein Kommentar von Luschuumltzky ldquoSo jetzt fangen wir anrdquo
waltungssachen geht Lexikon Grammatik und in gewisser Weise Buchhal-tung waren anfangs nicht wirklich voneinander zu trennen Das ldquoListenwe-senrdquo wurde zu einer ldquoListenwissenschaftrdquo Dabei ging es nicht nur um ein praktisches Inventar sondern auch um religioumlse Inhalte weil die Sumerer auch Zeichenlisten uumlber das Weltgefuumlge schreiben wollten Diese Listen waren nicht wirklich textlich sondern eher wie ein Telefonbuch2
Der linguistische Ansatz kommt erst als sich anderssprachige Voumllker mit dem von den Sumerern hinterlassenen Kulturgut auseinandergesetzt ha-ben In Syiren und in Babylonien verwendete man in Schulen diese sumeri-schen Listen aber man duumlrfte immer weniger verstanden haben weil es mit der Zeit kaum noch bzw gar keine Informanten mehr gab Wenn man aber zu einer Liste eine zweite Spalte in einer anderen Sprache hinzufuumlgte hatte man eine Art Woumlrterbuch Aufgrund der typologischen Unterschiede (Sumer-isch war agglutinierend Akkadisch eine semitische Sprache) war es teilweise notwendig sumerische Ausdruumlcke durch ganz akkadische Saumltze wiederzuge-ben In Ebla gab es schon 2400 v Chr zweisprachige ldquoLexikardquo dazu hat man spaumlter auch grammatische Formen notiert ldquoWie bilde ich den Pluralrdquo etc
Man glaubt dass das didaktischen Zwecken gedient hat aber man n-det keine grammatischen Aussagen Man hat also nur induktiv gelernt
Konkret metasprachliche Texte gab es in der mesopotamischen Zeit in Form von Erlaumluterungen
(sum) zi-zi = qa-ta-pu šu hašhuri (akk)
Der sum Stamm wird durch ldquoPuumlcken von Aumlpfelnrdquo erklaumlrt zusaumltzlich zu solchen Listen gibt es spaumlter auch Synonym- und Homonymlisten Im 1 Jahrhundert gibt es auch einsprachige Listen bei denen man fast schon von Philologie sprechen kann da zB selten gebrauchte Woumlrter darin erklaumlrt werden
Das Akkadische war von Aumlgypten bis zu den Hethitern eine Verkehrssprache weswegen die zweisprachigen Tafeln auch so wichtig waren Bei den Hethitern gibt es auch sumerisch-akkadisch-hethitische Lis-
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2 Luschuumltzky meint an dieser Stelle dass fuumlr Linguistien selbst Telefonbuumlcher interessant sind
ten in Ugarit sogar viersprachige ugaritisch-hurritisch-sumerisch-akkadische Listen
Im weitesten Sinne kann man sagen ein sprachwissenschaftlicher Zweck wurde durch die Dokumentation von aumllteren Texten verfolgt Aber man weiszlig von den Texten nicht wer sie geschrieben hat
In neubabylonischen Texten gibt es neue Variante der grammatischen Beschreibung die sich auf die Beschreibung der grammatischen Morpheme bezieht Die vollstaumlndigsten Listen dieser Art sind die juumlngsten zB eine mit uumlber 400 Zeilen (datiert in das 7 Regierungsjahr des Dareius ca 510 v Chr) Diese spaumlten Texte enthalten Pronomina Konjunktionen Axe etc Es gibt auch zum ersten Mal eine explizite grammatische Terminologie mit Aus-druumlcken fuumlr Inx Praumlx Sux usw Die Akkader haben das mit Lokalad-verbien ausgedruumlckt daruumlber in der Mitte darunter (im Prinzip aumlhnlich wie die lateinischen Ausdruumlcke) Auszligerdem hatten sie auch Ausdruumlcke fuumlr pho-nologische Strukturen zB fuumlr die Unterscheidung fuumlr oampene (ldquoleerrdquo) und geschlossene (ldquovollrdquo) Silben Auch Numeri und verbale Aktionsarten (ldquoschnellrdquo = punktuell ldquolangsam fettrdquo = durativ) haben Namen
Aufgrund dieser Quellen kann man allerdings nicht beurteilen ob bzw wie sehr die neubabylonischen Gelehrten uumlberhaupt noch Sumerisch konn-ten Die Texte die man kennt sind Zufallsfunde Das heiszligt sie zeigen nur Teile des Korpus man kann gar nicht wissen wie groszlig diese grammatische Tradition wirklich war
Die Keilschrift ist gegen Ende des 1 Jahrtausends auszliger Gebrauch ge-kommen und wurde vom Aramaumlischen abgeloumlst In den Listen erscheinen aber uumlberhaupt keine aramaumlischen Zeichen und auch keine Hinweise auf die Uumlbernahme der aramaumlischen Schrift Auch in der griechisch-hellenistischen Zeit gibt es keine Fortsetzung des Listenwesens Moumlglicherweise war diese Listenwissenschaft so sehr an den Gebrauch der Keilschrift gebunden das mit dem Ende ihres Gebrauchs auch die ganze Tradition am Ende war wirklich feststellen kann man die Ursache aber nicht
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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4 Contextual history
Darunter versteht man das Studium sprachwissenschaftlicher Ansichten im Zusammenhang mit anderen wissenschaftlichen undoder kulturellen Theorien
Man koumlnnte auszligerdem noch ein fuumlnftes Genre nennen naumlmlich das der Memoirenliteratur Solche Werke gibt es allerdings eher in der juumlngeren Zeit vor dem 19 Jhdt gibt es nichts was diesem Genre entsprechen wuumlrde Sol-che Werke behandeln den geistigen Werdegang eines Linguisten was er oder sie erlebt hat etc1
Mesopotamien
Wie weit muss man zuruumlckgehen wie weit kann man zuruumlckgehen wenn man sich mit der Geschichte der Sprachwissenschaft beschaumlftigen moumlchte Man weiszlig gar nicht genau wie lang es die Spezies Mensch uumlber-haupt schon gibt Aber Wann zum ersten Mal geschrieben wurde weiszlig man ungefaumlhr
An der Grenze vom 4 zum 3 vorchristlichen Jahrtausend gibt es sowohl Funde von aumlgyptischen Hieroglyphen als auch von sumerischer Keilschrift Die Urspruumlnge der ldquotechnisch angewandten Linguistikrdquo koumlnnten also im Nahen Osten liegen aber gibt es auch metasprachliche Texte
Nach Mesopotamien sind ca 3300 die Sumerer eingewandert sie ha-ben dort ihre Schrift entwickelt Um die Schreibkunst weitergeben zu koumlnnen musste eine Art Schulwesen entstehen Im Falle der Sumerer hat man schon Zeichenlisten gefunden also etwas was man eventuell als ldquoMetaspracherdquo bezeichnen koumlnnte
Es gab Schreiberschulen wo man eine Art ldquoVerwaltungsspracherdquo lernen musste da es in den gefunden Texten aus jener Zeit hauptsaumlchlich um Ver-
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1 An dieser Stelle ein Kommentar von Luschuumltzky ldquoSo jetzt fangen wir anrdquo
waltungssachen geht Lexikon Grammatik und in gewisser Weise Buchhal-tung waren anfangs nicht wirklich voneinander zu trennen Das ldquoListenwe-senrdquo wurde zu einer ldquoListenwissenschaftrdquo Dabei ging es nicht nur um ein praktisches Inventar sondern auch um religioumlse Inhalte weil die Sumerer auch Zeichenlisten uumlber das Weltgefuumlge schreiben wollten Diese Listen waren nicht wirklich textlich sondern eher wie ein Telefonbuch2
Der linguistische Ansatz kommt erst als sich anderssprachige Voumllker mit dem von den Sumerern hinterlassenen Kulturgut auseinandergesetzt ha-ben In Syiren und in Babylonien verwendete man in Schulen diese sumeri-schen Listen aber man duumlrfte immer weniger verstanden haben weil es mit der Zeit kaum noch bzw gar keine Informanten mehr gab Wenn man aber zu einer Liste eine zweite Spalte in einer anderen Sprache hinzufuumlgte hatte man eine Art Woumlrterbuch Aufgrund der typologischen Unterschiede (Sumer-isch war agglutinierend Akkadisch eine semitische Sprache) war es teilweise notwendig sumerische Ausdruumlcke durch ganz akkadische Saumltze wiederzuge-ben In Ebla gab es schon 2400 v Chr zweisprachige ldquoLexikardquo dazu hat man spaumlter auch grammatische Formen notiert ldquoWie bilde ich den Pluralrdquo etc
Man glaubt dass das didaktischen Zwecken gedient hat aber man n-det keine grammatischen Aussagen Man hat also nur induktiv gelernt
Konkret metasprachliche Texte gab es in der mesopotamischen Zeit in Form von Erlaumluterungen
(sum) zi-zi = qa-ta-pu šu hašhuri (akk)
Der sum Stamm wird durch ldquoPuumlcken von Aumlpfelnrdquo erklaumlrt zusaumltzlich zu solchen Listen gibt es spaumlter auch Synonym- und Homonymlisten Im 1 Jahrhundert gibt es auch einsprachige Listen bei denen man fast schon von Philologie sprechen kann da zB selten gebrauchte Woumlrter darin erklaumlrt werden
Das Akkadische war von Aumlgypten bis zu den Hethitern eine Verkehrssprache weswegen die zweisprachigen Tafeln auch so wichtig waren Bei den Hethitern gibt es auch sumerisch-akkadisch-hethitische Lis-
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2 Luschuumltzky meint an dieser Stelle dass fuumlr Linguistien selbst Telefonbuumlcher interessant sind
ten in Ugarit sogar viersprachige ugaritisch-hurritisch-sumerisch-akkadische Listen
Im weitesten Sinne kann man sagen ein sprachwissenschaftlicher Zweck wurde durch die Dokumentation von aumllteren Texten verfolgt Aber man weiszlig von den Texten nicht wer sie geschrieben hat
In neubabylonischen Texten gibt es neue Variante der grammatischen Beschreibung die sich auf die Beschreibung der grammatischen Morpheme bezieht Die vollstaumlndigsten Listen dieser Art sind die juumlngsten zB eine mit uumlber 400 Zeilen (datiert in das 7 Regierungsjahr des Dareius ca 510 v Chr) Diese spaumlten Texte enthalten Pronomina Konjunktionen Axe etc Es gibt auch zum ersten Mal eine explizite grammatische Terminologie mit Aus-druumlcken fuumlr Inx Praumlx Sux usw Die Akkader haben das mit Lokalad-verbien ausgedruumlckt daruumlber in der Mitte darunter (im Prinzip aumlhnlich wie die lateinischen Ausdruumlcke) Auszligerdem hatten sie auch Ausdruumlcke fuumlr pho-nologische Strukturen zB fuumlr die Unterscheidung fuumlr oampene (ldquoleerrdquo) und geschlossene (ldquovollrdquo) Silben Auch Numeri und verbale Aktionsarten (ldquoschnellrdquo = punktuell ldquolangsam fettrdquo = durativ) haben Namen
Aufgrund dieser Quellen kann man allerdings nicht beurteilen ob bzw wie sehr die neubabylonischen Gelehrten uumlberhaupt noch Sumerisch konn-ten Die Texte die man kennt sind Zufallsfunde Das heiszligt sie zeigen nur Teile des Korpus man kann gar nicht wissen wie groszlig diese grammatische Tradition wirklich war
Die Keilschrift ist gegen Ende des 1 Jahrtausends auszliger Gebrauch ge-kommen und wurde vom Aramaumlischen abgeloumlst In den Listen erscheinen aber uumlberhaupt keine aramaumlischen Zeichen und auch keine Hinweise auf die Uumlbernahme der aramaumlischen Schrift Auch in der griechisch-hellenistischen Zeit gibt es keine Fortsetzung des Listenwesens Moumlglicherweise war diese Listenwissenschaft so sehr an den Gebrauch der Keilschrift gebunden das mit dem Ende ihres Gebrauchs auch die ganze Tradition am Ende war wirklich feststellen kann man die Ursache aber nicht
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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waltungssachen geht Lexikon Grammatik und in gewisser Weise Buchhal-tung waren anfangs nicht wirklich voneinander zu trennen Das ldquoListenwe-senrdquo wurde zu einer ldquoListenwissenschaftrdquo Dabei ging es nicht nur um ein praktisches Inventar sondern auch um religioumlse Inhalte weil die Sumerer auch Zeichenlisten uumlber das Weltgefuumlge schreiben wollten Diese Listen waren nicht wirklich textlich sondern eher wie ein Telefonbuch2
Der linguistische Ansatz kommt erst als sich anderssprachige Voumllker mit dem von den Sumerern hinterlassenen Kulturgut auseinandergesetzt ha-ben In Syiren und in Babylonien verwendete man in Schulen diese sumeri-schen Listen aber man duumlrfte immer weniger verstanden haben weil es mit der Zeit kaum noch bzw gar keine Informanten mehr gab Wenn man aber zu einer Liste eine zweite Spalte in einer anderen Sprache hinzufuumlgte hatte man eine Art Woumlrterbuch Aufgrund der typologischen Unterschiede (Sumer-isch war agglutinierend Akkadisch eine semitische Sprache) war es teilweise notwendig sumerische Ausdruumlcke durch ganz akkadische Saumltze wiederzuge-ben In Ebla gab es schon 2400 v Chr zweisprachige ldquoLexikardquo dazu hat man spaumlter auch grammatische Formen notiert ldquoWie bilde ich den Pluralrdquo etc
Man glaubt dass das didaktischen Zwecken gedient hat aber man n-det keine grammatischen Aussagen Man hat also nur induktiv gelernt
Konkret metasprachliche Texte gab es in der mesopotamischen Zeit in Form von Erlaumluterungen
(sum) zi-zi = qa-ta-pu šu hašhuri (akk)
Der sum Stamm wird durch ldquoPuumlcken von Aumlpfelnrdquo erklaumlrt zusaumltzlich zu solchen Listen gibt es spaumlter auch Synonym- und Homonymlisten Im 1 Jahrhundert gibt es auch einsprachige Listen bei denen man fast schon von Philologie sprechen kann da zB selten gebrauchte Woumlrter darin erklaumlrt werden
Das Akkadische war von Aumlgypten bis zu den Hethitern eine Verkehrssprache weswegen die zweisprachigen Tafeln auch so wichtig waren Bei den Hethitern gibt es auch sumerisch-akkadisch-hethitische Lis-
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2 Luschuumltzky meint an dieser Stelle dass fuumlr Linguistien selbst Telefonbuumlcher interessant sind
ten in Ugarit sogar viersprachige ugaritisch-hurritisch-sumerisch-akkadische Listen
Im weitesten Sinne kann man sagen ein sprachwissenschaftlicher Zweck wurde durch die Dokumentation von aumllteren Texten verfolgt Aber man weiszlig von den Texten nicht wer sie geschrieben hat
In neubabylonischen Texten gibt es neue Variante der grammatischen Beschreibung die sich auf die Beschreibung der grammatischen Morpheme bezieht Die vollstaumlndigsten Listen dieser Art sind die juumlngsten zB eine mit uumlber 400 Zeilen (datiert in das 7 Regierungsjahr des Dareius ca 510 v Chr) Diese spaumlten Texte enthalten Pronomina Konjunktionen Axe etc Es gibt auch zum ersten Mal eine explizite grammatische Terminologie mit Aus-druumlcken fuumlr Inx Praumlx Sux usw Die Akkader haben das mit Lokalad-verbien ausgedruumlckt daruumlber in der Mitte darunter (im Prinzip aumlhnlich wie die lateinischen Ausdruumlcke) Auszligerdem hatten sie auch Ausdruumlcke fuumlr pho-nologische Strukturen zB fuumlr die Unterscheidung fuumlr oampene (ldquoleerrdquo) und geschlossene (ldquovollrdquo) Silben Auch Numeri und verbale Aktionsarten (ldquoschnellrdquo = punktuell ldquolangsam fettrdquo = durativ) haben Namen
Aufgrund dieser Quellen kann man allerdings nicht beurteilen ob bzw wie sehr die neubabylonischen Gelehrten uumlberhaupt noch Sumerisch konn-ten Die Texte die man kennt sind Zufallsfunde Das heiszligt sie zeigen nur Teile des Korpus man kann gar nicht wissen wie groszlig diese grammatische Tradition wirklich war
Die Keilschrift ist gegen Ende des 1 Jahrtausends auszliger Gebrauch ge-kommen und wurde vom Aramaumlischen abgeloumlst In den Listen erscheinen aber uumlberhaupt keine aramaumlischen Zeichen und auch keine Hinweise auf die Uumlbernahme der aramaumlischen Schrift Auch in der griechisch-hellenistischen Zeit gibt es keine Fortsetzung des Listenwesens Moumlglicherweise war diese Listenwissenschaft so sehr an den Gebrauch der Keilschrift gebunden das mit dem Ende ihres Gebrauchs auch die ganze Tradition am Ende war wirklich feststellen kann man die Ursache aber nicht
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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ten in Ugarit sogar viersprachige ugaritisch-hurritisch-sumerisch-akkadische Listen
Im weitesten Sinne kann man sagen ein sprachwissenschaftlicher Zweck wurde durch die Dokumentation von aumllteren Texten verfolgt Aber man weiszlig von den Texten nicht wer sie geschrieben hat
In neubabylonischen Texten gibt es neue Variante der grammatischen Beschreibung die sich auf die Beschreibung der grammatischen Morpheme bezieht Die vollstaumlndigsten Listen dieser Art sind die juumlngsten zB eine mit uumlber 400 Zeilen (datiert in das 7 Regierungsjahr des Dareius ca 510 v Chr) Diese spaumlten Texte enthalten Pronomina Konjunktionen Axe etc Es gibt auch zum ersten Mal eine explizite grammatische Terminologie mit Aus-druumlcken fuumlr Inx Praumlx Sux usw Die Akkader haben das mit Lokalad-verbien ausgedruumlckt daruumlber in der Mitte darunter (im Prinzip aumlhnlich wie die lateinischen Ausdruumlcke) Auszligerdem hatten sie auch Ausdruumlcke fuumlr pho-nologische Strukturen zB fuumlr die Unterscheidung fuumlr oampene (ldquoleerrdquo) und geschlossene (ldquovollrdquo) Silben Auch Numeri und verbale Aktionsarten (ldquoschnellrdquo = punktuell ldquolangsam fettrdquo = durativ) haben Namen
Aufgrund dieser Quellen kann man allerdings nicht beurteilen ob bzw wie sehr die neubabylonischen Gelehrten uumlberhaupt noch Sumerisch konn-ten Die Texte die man kennt sind Zufallsfunde Das heiszligt sie zeigen nur Teile des Korpus man kann gar nicht wissen wie groszlig diese grammatische Tradition wirklich war
Die Keilschrift ist gegen Ende des 1 Jahrtausends auszliger Gebrauch ge-kommen und wurde vom Aramaumlischen abgeloumlst In den Listen erscheinen aber uumlberhaupt keine aramaumlischen Zeichen und auch keine Hinweise auf die Uumlbernahme der aramaumlischen Schrift Auch in der griechisch-hellenistischen Zeit gibt es keine Fortsetzung des Listenwesens Moumlglicherweise war diese Listenwissenschaft so sehr an den Gebrauch der Keilschrift gebunden das mit dem Ende ihres Gebrauchs auch die ganze Tradition am Ende war wirklich feststellen kann man die Ursache aber nicht
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Wenn eine Kultur sich lang genug in einer Schriftkultur entwickelt kommt es irgendwann dazu dass man sich mit der Sprache beschaumlftigt und metasprachliche Untersuchungen anstellt
Aumlgypten
Es gibt kaum aumlgyptische Sprachwissenschaft man kann wenig dazu sagen Im Falle Aumlgyptens war die sprachoumlkonomische Situation ganz anders als in Mesopotamien Das Land um den Nil ist lang und schmal und es gab nicht wirklich andere Voumllker Im Norden die Wuumlste Sinai im Suumlden Nubier und Aumlthiopier aber dennoch war das Gebiet geopolitisch abgeschlossen und ethnisch sehr homogen
Die ersten aumlgyptischen schriftlichen Zeugnisse sind mindestens so alt wie die ersten mesopotamischen Die Hieroglyphen sind an der Grenze vom 4 zum 3 Jahrtausend entstanden die kursive Variante nicht viel spaumlter Die Struktur dieser hieroglyphischen Schrift laumlsst von Anfang an einen gewissen Grad von impliziter linguistischer Analyse erkennen da man fuumlr die Kreation einer solchen Schrift ein gewisses Nachdenken uumlber die Sprache braucht
In der Mitte des 3 Jahrtausends hat sich zu den piktographischen Zei-chen auch ein phonographisches System entwickelt mit dem man also lautli-che Strukturen darstellen konnte Das hat man zB fuumlr die Notation von Fremdwoumlrtern gebraucht Diese phonographische Schrift hat man bis zur roumlmischen Kolonialzeit verwendet also bis zur Zeitenwende als es laumlngst schon die lateinische die griechische und andere Buchstabenschriften gab Die Aumlgypter hatten ihre eigene schon lang bevor es uumlberhaupt Roumlmer oder Griechen gab Die beiden Systeme (Hieroglyphen und phonographische Schrift) verwendeten die Aumlgypter parallel
Aus der Zeit nach dem Mittelaumlgyptischen Periode gibt es in der Pa-lastkorrespondenz auch aumlgyptische Woumlrter und Namen in Keilschrift (bes die Amarnabriefe sind beruumlhmt) zweisprachige Listen wie die mesopotamischen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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gab es aber nicht Aus der gesamten pharaonischen Zeit kennt man nichts was auch nur irgendwie als Grammatik bezeichnet werden koumlnnte
Es gibt sog Onomastika (aus dem ersten Drittel des zweiten Jahr-tausends) so etwas aumlhnliches wie die Listen wo semantisch aumlhnlich Begriampe gruppiert werden eine Art einsprachiges Woumlrterbuch In der ptolemaumlischen Zeit (1 Jahrtausend) hat man auch versucht diese Listen akrophonisch (nach dem Anlaut alphabetisch) anzuordnen Wirkliche Lexikographie gab es aber nicht Auch der Sprach- und Schreibunterricht hat sich nicht mit Me-tasprache auseinandergesetzt Man war allerdings in der Spaumltzeit auch noch in der Lage altaumlgyptische Texte (3000 v Chr) zu verfassen die innere Dia-chronie meisterten die Aumlgypter also Ein gewisses ethnozentrisches Weltbild zeigt sich auch darin dass das Wort fuumlr Uumlbersetzer auf aumlgyptisch gleichbe-deutend mit Stammler Plapperer Das Interesse fuumlr fremde Sprachen duumlrfte also sehr gering gewesen sein
Als das Griechische schon stark eingedrungen war gab es Glossierun-gen (Demotische Papyri) Dabei wurde zwischen die Zeilen oder an den Rand die Uumlbersetzung dazugeschrieben Koptische Texte wurden bis ins Mittelalter glossiert ua um dialektale Unterschiede zu markieren
Das einzige von sprachwissenschaftlicher Bedeutung erzaumlhlt eine Anek-dote des Pharao Psammetrich I (665-610) Er wollte wissen was passiert wenn man kleine Kinder wegsperrt und niemand mit ihnen redet Zwei Kinder wuchsen ohne sprachlichen Input auf der Pharao wollte wissen welche die ldquourspruumlnglicherdquo Sprache ist Nach Jahren lieszlig man die Kinder frei und sie warfen sich auf die Knie und riefen ein phrygisches Wort (vermutlich passten phrygische Sklaven auf die Kinder auf)
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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China
Von allen heute noch bekannten Kulturen weist die chinesische Kultur die laumlngste ununterbrochene schriftliche Tradition auf (die schriftliche Tradi-tion Mesopotamiens ist zB nicht immer fortgesetzt die griechische Tradition ist einfach juumlnger) Die aumlltesten chinesischen Sprachdenkmaumller stammen aus der Mitte des 2 Jahrtausends aber weil die Schrift damals schon sehr gut entwickelt war nimmt man an dass es sie schon laumlnger gab und einfach nur mangels archaumlologischer Evidenz der Beweis fehlt
35 Jahrhunderte Schrift- und Wissenschaftstradition gibt es in China und schon sehr fruumlh haben sich chinesische Gelehrte mit der Sprache beschaumlftigt Eine wissenschaftlich exakte Linguistik wurde unter eu-ropaumlischem Einuss im 19 Jhdt auf das ganze aufgesetzt Aber die Tradition der chinesischen Sprachforschung die etwa gleichzeitig mit der griechischen Philosophie einsetzt ist erstaunlich sodass man sogar mehrere Interes-sensschwerpunkte bei den Sprachforschern feststellen kann
Metalinguistische Philosophie (was ist das Verhaumlltnis zwischen Sprache und Denken kann man mit Sprache Wahrheit ausdruumlcken etc) Lexikogra-phie (man hat schon sehr fruumlh begonnen Wortlisten zusammenzustellen) Di-alektgeographie Phonologie Tonologie Diachronie
Der Philosoph Xun Zi (313-238) ist der erste namentlich bekannte chi-nesische Denker der sich mit sprachtheoretischen Problemen befasst hat Er ist zu seinem Werk von niemand geringerem als von dem Philosophen Kon-fuzius (mit vielen verschiedenen Varianten seines Namens) angeregt worden In einem Werk in dem die Lehren des Xun Zi gesammelt sind das er aber nicht selbst geschrieben hat gibt es eine Passage in der vernuumlnftiges Spre-chen gefordert wird (ldquoDass man sich vorher etwas denkt und dann die Pappen aufmachtrdquo) Dieses Werk heiszligt uumlbersetzt ldquoRichtigkeit der Namenrdquo es geht da-rum inwiefern man Dinge wirklich so bezeichnen kann wie man es tut Xun Zi vertrat die Meinung dass Woumlrter keine intrinsische Bedeutung und daher
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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auch keine intrinsische Richtigkeit haben koumlnnen sondern dass sich der kor-rekte Gebrauch aus Konventionen ableitet Die Woumlrter haben sich also zu ihren Formen entwickelt die Woumlrter haben aber keinen Sinn an sich Es gibt houmlchstens intrinsische Angebrachtheit Xun Zi fordert auch ldquoklare Worte die nicht irrefuumlhrenrdquo Das erste Woumlrterbuch auf der Basis der vereinheitlichten Schrift (die davor nicht normiert war) wurde waumlhrend der Han-Dynastie geschaampen
Einige Autoren
Kung Fu Tse (auch Kongzi latiniesiert Konfuzius 551-479) Lun Yi Analecta
Gongsun Longzi (4 Jhdt) Bai ma fei ma (lsquoEin weiszliges Pferd ist kein Pferdrsquo) Die Fragestellung hier ist ob Praumldikate Hyponyme erzeugen oder nicht jeder mit einem Praumldikat versehener Begriamp ist laut Longzi gleichrang-ing Ein weiszliges Pferd ist ein weiszliges Pferd und ein Pferd eben ein Pferd
Xun Zi (313-328) Zheng ming (lsquoRichtigkeitBerichtigung der Namenrsquo) Im Prinzip eine semantische Untersuchung allerdings auch eine Negation des Sprachwandels da es in Xun Zis Ansicht eigentlich keinen Bedeutungswandel gibt
Li Si (3 Jhdt) Cang Jie pian (lsquoKompilation des Cang Jiersquo) In der Leg-ende der Ernder der chinesischen Schrift diese Kompilation ist eine Zu-sammenstellung des chinesischen Wortschatzes
Yang Xiong (53-18ᵖ) Fangyan (lsquoRegionalsprachersquo)
Xu Shen (-149ᵖ) Shuowen jiezi (lsquoErklaumlrungen einfacher und Analyse zuasmmengesetzter Zeichenrsquo) Uumlber 9000 Zeichen Xu Shen hat sie damals schon in Radikale gegliedert allerdings noch uumlber 500 diese Zahl wurde spaumlter verkleinert das System besteht aber noch immer
Konfuzius selber hat wenig geschrieben aber seine Schuumller haben ge-sammelt Dazu zaumlhlt beispielsweise Analecta Analekten sind gesammelte Schriften es handelt sich hier also um eine Auswahl aus dem Gedankengut des Konfuzius
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Neben philosophisch(-pragmatisch)en Ansaumltzen gab es auch praktische Ansaumltze einer Lexikographie Man hat versucht eine Ordnung in den Wortschatz zu bringen da das Chinesische sehr viele Minimalpaare und Syn-onyme aufweist die sich teilweise nur durch den Kontext ergeben Dazu braucht man natuumlrlich die chinesische Schrift die schon im 2 Jahrtausend vor der Zeitrechnung entstanden ist Im 2 Jhdt v Chr gab es schon Verein-heitlichungsbestrebungen damit nicht jeder so schreibt wie er moumlchte Durch die Groumlszlige Chinas gibt es natuumlrlich auch eine sehr groszlige Sprachver-schiedenheit sodass sich ein Nord- und ein Suumldchinese an sich nicht verste-hen durch eine einheitliche Schrift ist das Verstaumlndnis moumlglich
Das erste Woumlrterbuch auf der Basis dieser Schrift ist schon im 1 Jhdt entstanden verfasst von Xu Shen Wie ist so ein Woumlrterbuch geordnet Das einfachste Prinzip ist das Alphabet es ist formal motiviert man koumlnnte aber auch ein inhaltlich motiviertes Prinzip schaampen Xu Shen hat sich innerhalb der 540 Radikale fuumlr ein inhaltlich-semantisch motiviertes Prinzip entschie-den Bei 木 (mu lsquoBaumrsquo) zB kommen alle Zeichen fuumlr verschiedene Arten
von Baumlumen spaumlter alles was mit Holz zu tun hat auch houmllzerne Gegen-staumlnde etc Moderne Woumlrterbuumlcher gehen von der Form aus und beruhen nur noch auf weniger Radikalen
Xu Shen ist also der Begruumlnder einer bis heute gelaumlugen Einteilung und hat auch den Begriamp des lsquoRadikalsrsquo eingefuumlhrt Seine lsquo6 Aussagenrsquo betref-fen die 6 Typen von Zeichen Der haumlugste Zeichentyp besteht bei ihm aus signicum und phoneticum Dieser Typ hat sich am staumlrksten vermehrt und entwickelt
Im 3 Jhdt vor der Zeitrechnung hat man bereits geographische Dia-lektstudien betrieben Yang Xiong hat das erste groumlszligere Werk dieser Art geschaampen Fangyan der Titel seines Werkes ist heute noch das chinesische Wort fuumlr lsquoDialektrsquo Er war kein Feldforscher sondern er hat sich in die Resi-denzstadt gesetzt und hat alle Leute die von auszligerhalb gekommen sind (Soldaten Kaueute Beamten ) befragt Daraus hat er ein soziolinguistisch-dialektologisches Werk geschaampen das sogar uumlber den chinesischen Spra-
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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chraum hinausgeht Die Chinesen waren aber der Meinung dass Chinesisch die einzig wahre Sprache ist (Ethnozentrismus analog zu den Griechen etc)
Die Beziehungen der chinesischen Tradition zur westlichen Sprachfor-schung beginnen erst im 19 Jhdt Bis dahin hat man jeweils eigene Tradi-tionen weitergepegt Der Bilingualismus in den Nachbargebieten Chinas (Vietnam Korea) hat zur Herausbildung von kontrastiver Grammatik gefuumlhrt
Shen Yue (5 Jhdt) war ein Grammtiker Er hat sich zum ersten Mal mit den Toumlnen der chinesischen Sprache befasst und hat versucht das wissen-schaftlich aufzubereiten
Lu Fa Yan (67 Jhdt) Qie yun (lsquoGeschnittene Reimersquo) Lu Fa Yan war der erste Phonologe Er hat Untersuchungen angestellt wie man sie sonst in der Geschichte der Linguistik erst im 20 Jhdt ndet Das Werk Qie yun ist ein Reimlexikon in dem er aumlhnlich klingende Woumlrter zusammen geordnet hat und die Silbenstruktur genau erfasst hat (zB auch den Unterschied zwischen geschlossenen und oampenen Silben)
Ding Du (990-1053) Ji yun (1039) Ein riesiges Lexikon bzw eine Zei-chensammlung mit uumlber 50000 Zeichen
Chen Di (1540-1620) koumlnnte man als den ersten historischen Phonolo-gen bezeichnen Er hat sich bemuumlht die fruumlhere Aussprache zu rekon-struieren zB bei Poesie aus dem 6 Jhdt
Es muss auf jeden Fall akustische Forschung gegeben haben da man in den 70er Jahren des 20 Jhdt 2500 Jahre alte bronzene Glocken gefunden hat die je nach Anschlagstelle in zwei Toumlnen klingen konnten Es gibt aus dem 2 Jhdt vor der Zeitrechnung schon Schriften die die artikulatorischen Organe des Menschen beschreiben
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Japan
Die japanische Sprachforschung war von Anfang an nicht so sehr auf sich selbst konzentriert einerseits wurde sie immer von der chinesischen Sprachforschung beeinusst andererseits auch von Indien (siehe Buddhis-mus) von der indischen Grammatik Somit ist die japanische Tradition keine unabhaumlngige weil sie von auszligen motiviert und inspiriert war und sie setzt auch spaumlter ein
Ein anonymer Autor hat im 17 Jhdt bereits einen Lautwandel (dgtz _iu) beschrieben Diesen hat er mit 1596 Wortbeispielen belegt etwas Ver-gleichbares gibt es in dieser Zeit in Europa nicht Arai Hakuseki (eigentl Kinmi 1657-1725) hat japanisch-koreanische Wortgleichungen aufgestellt so etwas gab es in Europa auch erst spaumlter Er wollte nachweisen dass das Koreanische und das Japanische verwandt sind Er war nicht nur fruumlher dran als die Indogermanisten sondern auch als die Finno-Ugristen
Von der indischen Grammatik beeinusst war die Kokugaku-Bewegung (lsquoVolkskundersquo) in der Edo-Zeit im 17-18 Jhdt Kamo no Mabuchi (1697-1769) hat ldquosprachtypologischerdquo Betrachtungen betrieben Der Lehrer von No-rimaga hatte gesagt dass dadurch dass die Menschen in Japan aufrichtig und ehrlich sind braucht man weniger Woumlrter Dadurch ist das Japanische eine aufrichtige und ehrliche Sprache nicht so wie das Niederlaumlndische mit seinem ausufernden Wortschatz zB Motoori Norimaga (1730-1801) tenioha (lt teniwoha) eine bereits im 13 Jhdt entwickelte Konzeption te ni o (lt wo) ha (lt ɸa) sind die kasusmarkierenden Postpositionen er hat Par-tikeln und Flexionsformen des Japanischen in Formklassen eingeteilt und ein Regelwerk entworfen
Akira Suzuki (1764-1834) hat das Japanische mit dem Chinesischen verglichen Es ging auch immer wieder darum zu ldquobeweisenrdquo dass das Ja-panische (aufgrund seiner Suxe) besser als das Chinesische ist auch Kore-anisch und Niederlaumlndisch kommen nicht gut weg durch ihren Lautreichtum
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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werden sie als unrein bezeichnet wegen ihres Mangels an Morphologie sind sie roh
Trotz einiger interessanter Ansaumltze hat sich in Japan keine eigentlich Sprachtypologie herausgebildet Die ethnozentristische Grundhaltung war vielleicht zu stark
Die Einuumlsse die zwischen Koreanisch Vietnamesisch Japanisch und Chinesisch in Ostasien gewirkt hatten sind zu speziell und nicht Thema die-ser Vorlesung
Indien
Der Einuss der indischen Sprachwissenschaft kann gar nicht unter-schaumltzt werden wir verwenden ja auch heute noch Begriampe aus der altin-dischen Sprachwissenschaft zB sandhi was lsquoZusammenfuumlgungrsquo bedeutet Sandhi ist ein Terminus den man sich besonders leicht merken kann da die Assimilation die dieser Begriamp bezeichnet ndet im Wort selber statt sam-dhi gt sandhi Die Devanagarischrift hat sogar einen eigenen Buchstaben fuumlr eine Kontaktassimilation mit einem Nasal der anusvara (lsquoNachklangrsquo) Dieser Buchstabe ist ein Punkt der uumlber das der Nasalierung vorhergehende Graphem gesetzt ist
Bei der Uumlbernahme des Terminus in die abendlaumlndische Grammatik hat man sich bei sandhi entschieden das lsquonrsquo ohne Punkt zu notieren Vielleicht weil viele fruumlhen Sanskritforscher Franzosen waren die sandhi ohnehin nasal (also lsquorichtigrsquo) ausgesprochen haben Eine andere Theorie ist dass es mit Schreibmaschinen anfangs sehr schwierig war einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen um anzudeuten dass das ein nasalierter Vokal war Das ist allerd-ings Schnickschnack da das Wort in dieser Schreibweise schon vor der Exis-tenz von Schreibmaschinen uumlbernommen wurde und es auszligerdem nicht so schwer ist einen Punkt uumlber ein Zeichen zu setzen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Svarabhakti ist auch ein Begriamp den man heute (nur noch seltener) verwendet Man bezeichnet damit einen Einschub eines Vokals zwischen undoder einem folgenden Konsonante (= Sprossvokal Anaptyxe)
Bahuvrihi bedeutet eigentlich viel Reis aber in einer exozentrischer Struktur also lsquoeiner der viel Reis hatrsquo Die Kategorie der Konstruktion ist nicht durch eines ihrer Glieder bestimmt auf Deutsch teilweise Dickkopf-Kompositum ein Dickkopf ist kein dicker Kopf sondern jemand der im metaphorischen Sinn einen solchen hat
Das ganze Mittelalter hindurch war Europa vom indischen Kontinent abgeschnitten das arabische Reich spaumlter das osmanische Reich war daz-wischen und war mit dem Abendland verfeindet Man konnte erst als Vasco da Gama den Seeweg entdeckt hat wie der Kontakte mit Indien aufrechter-halten Als man wieder kam fand man ein Indien vor das unter mus-limischer Herrschaft stand
Es gab eine unuumlberschaubare Vielzahl von Sprachen indische drawidische etc Uumlberregionale Verkehrssprache war damals das auf der Mundart von Delhi und dem arabischen beeinusste sog Hindustani Die Perser nannten diese Sprache Urdu Heute ist Hindi gleich dem Urdu Die Hofsprache war damals aber Persisch Als Priestersprache der hinduistischen Brahmanen existierte noch das Sanskrit (woumlrtl zamgschuastat) Die allge-meine Volkssprache die neben dem Sanskrit existiert hat war Prakrit
Den besten Eindruck von der altindischen Sprachwissenschaft liefert das Werk von Pānini der noch immer zu den meistzitierten Sprachwissen-schaftlern zaumlhlt Leonard Bloomeld hat die beschreibende Grammatik des Sanskrit von Pānini als ldquoone of the greatest monuments of human intelligencerdquo bezeichnet Bei Bloomeld verwundert das weil er sonst nicht besonders euphorisch ist Was ist also an Pāninis Werk dran
Pānini hat auf jeden Fall vor dem 4 Jhdt v Chr gelebt wahrschein-lich im 6 oder 5 Jhdt im oberen Industal (heutiges Pakistan) Man kennt auch seinen Geburtsort aber nicht seine genauen Lebensdaten Es steht fest dass der Zustand des Altindischen den er beschreibt jener der spaumlten ve-dischen Prosa ist und er muss diese Prosa noch als lebendige Sprachform
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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gekannt haben weil er sie so genau beschreibt Daher kommt man auf die Mitte des ersten Jahrtausends
Pānini selbst gibt uns auch Auskunft uumlber seine Einbettung in den zeit-lichen Zusammenhang er nennt naumlmlich die Namen von zehn Vorgaumlngern nur glauben ihm die Indologen nicht dass es sich dabei um reale Personen handelt es ist vielleicht eher ein mythische Legitimation fuumlr sein Werk Die von Pānini praktizierte grammatische Analsyetechnik hat auf jeden Fall bereits in aumllteren Werken existiert Der Begriamp sutra fuumlr eine grammatische Regel hat man schon laumlnger bei Ritualisten (Theologen) verwendet man hat daher versucht Pānini in den Zusammenhang mit diesen rituellen sutras zu bringen Er hat sicherlich alle Lehrwerke um die vedische Literatur herum gekannt Ein deutscher Indologe tritt deswegen fuumlr eine spaumltere Datierung ein weil Pānini in einem seiner spaumlteren Werke das Wort rupia erwaumlhnt was lsquoPraumlgungrsquo bedeutet Also muumlsste Pānini Muumlnzen gekannt haben was aber im 5 Jhdt nicht moumlglich war Das Grundwort rupa ist allerding schon fruumlher bezeugt
Veda (woumlrtl lsquoWissen) aumllteste Schicht der indischen Texttradition Wurde sehr lange muumlndlich erst spaumlter schriftlich uumlberliefert Das Auswen-diglernen von Texten war die Hauptbeschaumlftigung der Brahmanen (Spra-ch)forschung in Indien war stets mit Religion verknuumlpft Das Rigveda ist die aumllteste Sammlung mit archaischen Sprachformen daneben gibt es noch an-dere Sammlungen (siehe Folie3) Zu jedem dieser Veden gibt es gesonderte Prosatexte die sich theoretisch mit dem Stoamp auseinandersetzen
Zusaumltzlich zu den vedischen Texten die meistens in Versen abgefasst sind (was dem Auswendiglernen zu Gute kommt) gibt es auch den Pa-dapāṭha4 Das ist eine metrisch aufgeloumlste Version eines vedischen Textes ohne Sandhi Woumlrtlich bedeutet das lsquoFuszlig-Vortragrsquo Laut Luschuumltzky deswe-gen weil man sich so einen Text beim Herumschreiten merkt (so wie er im Schoumlnbrunner Schlosspark einige Zeit lang Faust auswendig gelernt hat) Weiters Vedāṅga-Literatur das ist im Umkreis der heiligen Ritualtexte ver-
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3 In der Lernplattform (httpelearningunivieacat)
4 ṡ bedeutet Palatalisierung ā Laumlnge ṣ retro(ex ṅ die Nasalierung des vorangehenden Vokals
fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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fasste wissenschaftliche Auseinandersetzung in sechs Teilgebieten darunter Phonetik Grammatik und Etymologie
Das Sikṣā (woumlrtl lsquoGeschicklichkeitrsquo) behandelt Phonetik in einer Tiefe und Ausfuumlhrlichkeit die es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ge-geben hat Erst im Mittelalter bei den Arabern gab es vergleichbare Praumlzision Bis zum 19 Jahrhundert gab es sonst nur relativ primitive Unter-suchungen auf diesem Gebiet Die Prātiṡākhyas beinhalten phonologische Re-geln die zwischen aufgeloumlsten und den metrischen Versionen vermitteln
Der Autor Baudhānya hat Pravacana (lsquoRedersquo lsquoVortragrsquo) verfasst das ist die Festlegung des Rituals in der muumlndlichen Uumlberlieferung in Form von Par-ibhāṣās (lsquoBestimmungenrsquo) und Sūtras (lsquoLehrsaumltzersquo lsquoRegelnrsquo)
Pānini
Pānini (65 Jhdt) gibt in der Aṣṭādhyāyī eine strikt synchrone Grammatik des Altindischen in viertausend Sūtras Weitere Autoren sind Kātyāyana (3 Jhdt) und Pataǹjali (2 Jhdt) zu Werken siehe Folie Bemerk-enswert ist dass diese Texte vollstaumlndig () enthalten sind
Pāninis Grammatik weicht von den Prātiṡākhyas deswegen ab weil Pānini die gesprochene Sprache analysiert und auch dialektale Unterschiede und Variation im Sprachgebrauch miteinbezieht Es ist also ein deskriptives Werk Das Gesamtwerk besteht aus vier Komponenten
bull Die Aṣṭādhyāyī ist nur ein Teil darin gibt es rund 4000 Sūtras jedes Kapitel ist in vier Teile gegliedert
bull Die Ṥivasūtras behandeln das Inventar phonologischer Segmente die durch Merkmale beschrieben werden nach denen man die Laute in Klassen einteilen kann
bull Der Dhātupāṭha ist eine Liste von rund 2000 Verbalwurzeln mit Subklassikation in zehn Klassen und diakritischen Merkmalen die ihre morphologischen und syntaktischen Eigenschafen kodieren
bull Der Ganapāṭha ist ein Inventar von Klassen lexikalischer Einheiten die eigenen Regeln unterliegen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Die Grundcharakteristik der panineischen Grammatik ist praumlgnante Kuumlrze redundanzminimierende Verweistechnik damit es keine Wiederhol-ungen gibt und groumlszligtmoumlgliche Verallgemeinerung ein Prinzip das in der Grammatiktheorie erst wieder durch den Strukturalismus und Chomsky ein-gefuumlhrt wurde
In der Aṣṭādhyāyī kann man vier Regeltypen unterscheiden
bull Denitionen fuumlhren die technischen Termini der Grammatik ein
bull Metaregeln beschraumlnken die Anwendung anderer Regeln
bull Leitparagraphen liefern ein gemeinsames Element fuumlr eine Gruppe von Regeln Sie muumlssen mitverstanden werden (stehen eigentlich gar nicht da) auszliger wenn sie semantisch inkompatibel sind Sie gliedern auch die Grammatik in uumlberlappende Bereiche
bull Operationale Regeln sind die eigentlichen Regeln der Grammatik Sie koumlnnen vier Operationen ausfuumlhren Substitution Agierung Aug-mentation und Komposition Die Komponenten werden durch Kasus symbolisiert die Eingabe steht im Genitiv die Ausgabe im Nomina-tiv der Kontext im Ablativ (wenn praumlzedent) oder Lokativ (wenn sukzessiv)
Sinn und Zweck der Grammatik ist nicht die Instruktion man muss per-fekt Sanskrit koumlnnen um seine Grammatik zu verwenden Es ist also wirklich ein rein deskriptives Werk und die einzige erschoumlpfende Sprachbeschreibung die es gibt
Die Strukturformel der operationalen Regeln ist A -gt B C _ D A
steht im Genitiv (Substituendem) B im Nominativ (Substitut) C und D je
nach Kontext in Ablativ oder Lokativ Das Regelformat erfasst auch Tilgun-gen man kann naumlmlich sagen dass A zu null wird Bei Agierung wird das
Substituendum weggelassen weil hier null zu etwas wird und es kein Einga-beelement gibt Praumlgierungen fallen unter Komposition Es gibt noch weitere Regelformate (siehe Folie) AB -gt C A -gt AA AB
Alle Regeln sind in Hierarchien von Applikationsdomaumlnen eingeteilt
bull sāmānya (lsquouumlblichrsquo lsquoallgemeinrsquo) bezeichnet den houmlchsten Grad von all-gemeiner Guumlltigkeit beschraumlnkt durch
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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bull viśeṣa (lsquobesondersrsquo lsquospezischrsquo) Spezielle Regeln rangieren vor allge-meinen Es gibt Regelinteraktionen die wiederum durch eine auf vier Metaregel beruhende Metametaregel beschrieben sind Es gibt kein einziges Paradigma in diesem Werk was nicht noumltig ist weil durch die richtige Anwendung der Regeln jede moumlgliche Wortbildung generiert wird
Wortbildung erfolgt durch Sugierung an eine Verbalwurzel einen Nominalstamm oder ein Wort Dadurch entstehen sieben Subkategorien
bull Wurzel + SuffixWurzel13 13 Desiderativum Intensivum
bull Wort + SuffixWurzel Denominales Verb
bull Wurzel + SuffixStamm primaumlre Suxbildung
bull Wort + SuffixStamm13 sekundaumlre Suxbildung
bull Wort + WortStamm Kompositum
bull Wurzel + SuffixWort ektiertes Verb
bull Stamm + SuffixWort13 ektiertes Nomen
Als Wort gilt alles was eine Flexionsendung traumlgt auch Indeklinabilia fuumlr die eine abstrakte Endung (vgl Nullmorphem) angenommen wird
Das Regelwerk ist so miteinander verzahnt dass jede Aumlnderung das ganze grammatische Konstrukt zum Einsturz bringen kann Durch seine Re-geln kann Pānini Lautklassen denieren die zB alle Silbentraumlger beinhalten (siehe Folie) Man koumlnnte 292 moumlgliche Lautklassen bilden Pānini hat fuumlr seine Beschreibung allerdings nur einen Bruchteil 42 gebraucht die in den Regeln der Grammatik eine Rolle spielen5 Das gesamte Beschreibungsmodell funktioniert nur fuumlr Sanskrit Man muumlsste eine andere Sprache mit anderen Mechanismen beschreiben
Weitere Werke in ldquoVolksausgabenrdquo und auszligerpanineische Stroumlumgen siehe auf Folie Altindische Sprachwissenschaft XII
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5 ldquoWenn ihnen der Kopf zu schwirren beginnt dann halten Sie sich fest weil es kommt noch dickerrdquo (siehe Folie Altindische Sprachwissenschaft X mit der Beschreibung einer Regel Pāninis)
Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Es gab in Indien auch Sprachphilosphie Trikāṇḍī vom bedeutendsten Dichter des 5 Jhdt in Versen verfasst Er stand in der Tradition von Autoren die der Meinung waren dass die Beziehung zwischen Signikant und Signikat permanent und notwendig sei Die Sprache sei die Grundlage alles Denkens und die Grammatik fuumlhrt zur Einheit von Ausdruck und Inhalt der Zeichen
Der Begriamp der Sphoṭa ein sehr raumltselhafter Begriamp in der Geschichte der Sprachwissenschaft Eine unteilbare sprachliche Einheit die zwischen den physikalischen Sprechvorgaumlngen und ihren geistigen Grundlagen vermit-teln Vielleicht ein Morphem Oder eine uumlbergreifende Einheit die sowohl die Lautgestalt als auch die phonologische Form umfasst
Die indische Zugangsweise in der Erfassung von Sprachzustaumlnden hatte Auswirkungen auf die einheimische Beschreibung von Sprachen auch auszliger-halb des indischen Subkontinents Die panineische Tradition ist zwar an den Hinduismus gebunden der Buddhismus hat sich aber daneben entwickelt und war im Gegensatz zum Hinduismus eine expansive Religion die sich in Ostasien verbreitet hat In Java und Birma gab es daher auch Sprachbeschreibungen der lokalen Sprachen Es ist aber wenig Verwertbares uumlbrig geblieben da man versucht hat indische Charakteristika auf die eige-nen Sprachen zu uumlbertragen was natuumlrlich nicht sehr gut funktioniert (vgl als wuumlrde man im Franzoumlsischen le chat deklinieren)
Auch auf die drawidische Sprachforschung hatte die indische Sprachforschung Auswirkungen In Suumldindien gab es auch schon fruumlh einen bedeutenden kulturellen Standard hier hat man die indischen Methoden in-telligent uumlbernommen und hat versucht auf aumlhnliche Art drawidische Spra-chen zu beschreiben Hier gibt es Werke die um die Zeitenwende herum ent-standen Sie sind aber eher Handbuumlcher literarischer Werke als wirklich deskriptive Grammatiken
Der erste Zugang der abendlaumlndischen Gelehrten die im 18 Jhdt be-gonnen hatten sich mit Indien zu befassen war uumlber Suumldindien weil der Seeweg dorthin fuumlhrte Die drawidische Tradition ist jedenfalls eine bedeu-tende einheimische philologisch-linguistische
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Die tibetische Tradition beruht im wesentlichen auf zwei Texten aus dem spaumlten 2 Jahrtausend v Chr Diese einheimische tibetische Grammatik versucht den indischen Sutrastil zu kopieren Einerseits dessen Kuumlrze ander-erseits auch den Hang zum ausufernden Kommentieren Alle tibetischen Ge-lehrten konnten sowohl Sanskrit als auch Chinesisch deswegen hat sich hier auch einiges vermischt
Arabisch-islamische Sprachforschung
Die arabische Sprachforschung hat aumluszligerlich mit der indischen nichts zu tun es sind Jahrhunderte und viele Kilometer dazwischen Aber sie ist insofern vergleichbar als sie auch auf der Uumlberlieferung und dem Verstaumlnd-nis von alten Texten beruht im arabischen natuumlrlich der Koran Deswegen auch arabisch-islamische Sprachwissenschaft es waren auch nicht nur Ara-ber die sich mit arabischer Sprachforschung beschaumlftigt haben
Kulturhistorische Voraussetzung der arabisch-islamischen Sprachfor-schung ist einerseits eine goumlttliche Oampenbarung dessen einmal gegebene Form in aller Ewigkeit nicht veraumlndert werden darf weil jede Silbe heilig ist Daher besteht ein groszliger Konservierungs- und Normierungsbedarf Anderer-seits gibt es die enorme geographische Expansion des Islam die dazu gefuumlhrt hat dass durch Kulturkontakte Anregungen fuumlr die Beschaumlftigung mit der Sprache gekommen sind Dazu kommt noch der hohe intellektuelle Standard der arabischen Wissenschaft
Auch die Schriftlichkeit ist ein wichtiger Faktor der arabischen Sprachforschung es gab auch schon Schriftkultur vor dem Koran Die ersten Denkmale stammen aus dem 3 Jhdt von der Halbinsel Sinai als die Araber noch reine Nomaden waren die allerdings anscheinend uumlber eine ausge-praumlgte literarische Kultur verfuumlgten Man kennt die Namen von 80 vorisla-mischen arabischen Dichtern Diese bezeichnet man als šārsquoir was lsquoWeiserrsquo bedeutet Ein rāwī ist ein Rezitator der das Auswendiggelernte vortraumlgt Auch der Koran war urspruumlnglich nur muumlndlich weitergegeben worden
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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wichtig ist auch dass der Koran selbst erwaumlhnt dass er ein goumlttlicher Text ist Koran kommt von einem Gerundium der Wurzel lsquolesenrsquo bedeutet also lsquodas zu lesendersquo ᵓal-Qurᵓān ist goumlttlich deswegen ist auch die arabische Spra-che Teil der goumlttlichen Ordnung
Die arabische Schrift ist eine Konsonantenschrift und man kann nur Langvokale schreiben die ebenfalls durch Konsonanten geschrieben werden Die Kurzvokale hat man erst spaumlter durch Punktierung gekennzeichnet Es gibt 28 Buchstaben man hat also zum phoumlnikischen Grundalphabet Buchsta-ben dazuerfunden Ohne genaue Kenntnis des arabischen ist das Rezitieren des Koran (tağwīd) nicht moumlglich Beten darf man in seiner Muttersprache den Koran rezitieren allerdings nur auf Arabisch
Seit dem 10 Jhdt gibt es eine umfangreiche Literatur die teilweise in Versen abgefasst sind um sie sich leichter zu merken
ᵓad-Dānī von Cordoba (981-1053) ᵓIbn ᵓaṭ-Taḥḥān von Sevilla (1104-1164) hat 33 Sprachlaute fuumlr die exakte Rezitation des Koran aufgelis-tet weitere siehe Folien Arabisch-islamische Sprachwissenschaft I II III
Die basritische Schule ist schon im 9 Jhdt aufgebluumlht Die arabische Sprachforschung hat keine Gebiete ausgelassen (Bilinguismus Phonotaktik Sprachpathologie Artikulationsfehler etc) Einer der beruumlhmtesten ara-bischen uumlberhaupt ist ᵓIbn Sīnān abendlaumlndisch Avicenna Er schrieb ein Lehr- und Handbuch der Medizin und auch uumlber phonetische Details und die Moumlglichkeit der kuumlnstlichen Erzeugung von Sprachlauten er wollte eine sprechende Maschine konstruieren (Blasebalg Quellton etc) Es sind auch Inhalte vorhanden die man in der phonetischen Literatur des 20 Jhdt ldquomit der Luperdquo suchen muss
ᵓIbn Sinān diskutierte alle moumlglichen und unmoumlglichen Lautfolgen im Arabischen und auch sprachliche Fehlleistungen natuumlrlich im Zusammen-hang mit dem richtigen Vortrag des Koran
Die basritische Schule ist nach dem Tod des Sībawayhi weniger wichtig geworden die Schule von Kuacutefra ist in den Vordergrund getreten danach be-ginnt die Bagdader Periode (1011 Jhdt) Einer der beruumlhmteren Vertre-
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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ter dieser Periode ist Ibn Ginni er hat uumlber 50 Buumlcher geschrieben darunter Morphologie (mit einer Dreiteilung der Wortarten in Substantive Verba und Partikel Unterscheidung von abgeleiteten und nicht abgeleiteten Woumlrtern) Das Wort fuumlr Verb ist das Wort lsquotunrsquo die Terminologie funktioniert mit Ablei-tungen dieses Wortes also als nomen actionis lsquoTatrsquo (als Terminus fuumlr lsquonomen actionisrsquo) als Partizip Perfekt lsquogetanrsquo etc In Morphologie und Syntax ist Ibn Ginni weit uumlber seine Vorgaumlnger hinausgekommen
Letzte Auslaumlufer der alten Tradition reichen bis ins 19 Jhdt als das letzte nach dem Wurzelprinzip geordnete Woumlrterbuch erschienen ist Wur-zelprinzip bedeutet dass unter einer Verbalwurzel saumltmlich Ableitungen ste-hen unter ktb (rsquoschreibenrsquo) also der Schreiber Schrift Beschreibung usw Dieses letzte Woumlrterbuch wird heute noch nachgedruckt und benutzt allerd-ings nicht mehr nach Wurzeln sondern alphabetisch geordnet
Die Zahl der Theoretiker und Praktiker die sich in der Bluumltezeit der arabischen Forschung mit Sprache beschaumlftigt haben war uumlberaus groszlig Es gab auch schon eine histriographische Sparte im Jahre 960 gab es ein Buch das 260 Namen nennt 600 Jahre spaumlter werden bereits 2209 Forscher mit Namen erwaumlhnt Dieses Schrifttum ist noch nicht zur Gaumlnze aufgearbeitet
Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung
Wie die indische hatte auch die arabische Sprachforschung Einuss auf die Forschung in anderen Laumlndern so zB auf die hebraumlisch-juumldische Sprachforschung Der erste Spezialist fuumlr hebraumlische Grammatik war ein For-scher im 10 Jhdt gelebt hat ein aumlgyptischer Jude dessen drei Abhandlun-gen zur hebraumlischen Grammatik nur teilweise erhalten sind er schrieb auch eine Sammlung von hebraumlischen und aramaumlischen hapax legomena (Einzahl hapax legomenon) also Woumlrtern die nur ein einziges Mal belegt sind Yehūdāh ben Qoraiš hat im 10 Jhdt auch schon einen Text uumlber die Ver-wandschaft des Hebraumlischen Aramaumlischen und Arabischen verfasst (fuumlr weitere Autoren siehe Folie Hebraumlisch-juumldische Sprachforschung) Seine In-
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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tention bei seinem Sprachvergleich war aber nicht Sprachforschung an sich sondern ein Beweis der Authentizitaumlt des Bibelhebraumlischen Das Nebeneinan-der von Arabern und Juden auf der arabisch besetzten Iberischen Halbinsel hat die hebraumlische Sprachforschung sehr gefoumlrdert daher gab es auch hier Ansaumltze zum Sprachvergleich und auch Araber die uumlber das Hebraumlische geschrieben haben Die hebraumlischen Werke wurden damals auf arabisch geschrieben da dieses als Wissenschaftssprache galt
Die hebraumlische Sprachforschung war also eine Art der Philologie die sich aus der Bibelforschung entwickelt hat Insofern sind die hebraumlische und die arabische Situation einander auch aumlhnlich weil die arabische Tradition immer am Koran anknuumlpft wie die hebraumlische an der Bibel Lediglich die Struktur dieser zwei Werke unterscheidet sich stark voneinander ersteres ist naumlmlich ein homogener Text letzeres ein heterogenes Werk mit viel komplizierterem Aufbau
Das Modell der arabischen Grammatik hat man auch auf das Persische anzuwenden versucht hatte dabei natuumlrlich weniger Erfolg ebenso beim Ma-layischen dem Koptischen und einigen Turksprachen Der Einuss der ara-bischen Forschung schlaumlgt sich im Persischen in der Orthographie nieder sonst aber nicht wirklich
Syrische Sprachforschung
Im 6 Jhdt hat ein syrischer Sprachforscher eine altgriechische Gram-matik uumlbersetzt und hat vor den Arabern eine Terminologie der Grundzuumlge der syrischen Grammatik geschaampen worauf spaumltere Gelehrte aufbauen konnten Im Allgemeinen werden syrische Sprachforscher die teilweise im-merhin vor den Arabern arbeiteten weil sie von den Griechen beeinusst waren in der Geschichte vernachlaumlssigt Die kulturhistorische Vermittlung und Uumlberlieferung der Syrer wird in der gesamten abendlaumlndischen Histori-ographie gern vergessen obwohl sie dabei eine Schluumlsselrolle spielten
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Sprachforschung in der griechischen Antike
In den wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird die Griechen betref-fend oft ihre Vorbildwirkung auf die Roumlmer und die spaumltere abendlaumlndische Kultur erwaumlhnt Wenn man die griechische Forschung unabhaumlngig ihres Ein-usses auf spaumltere Zeiten betrachtet sieht sie anders aus weil manche As-pekte weniger oder gar nicht aufgegriampen wurden Dabei geht es um im Prin-zip nur um sprachphilosophische Aspekte Allgemein festzustellen ist dass die griechische Antike gemessen an ihrem Gesamteinuss auf die intellektu-elle Entwicklung des Abendlandes auf dem Gebiet der Sprachforschung kei-nen so groszligen Einuss hatte wie in anderen Gebieten
Eine Begruumlndung dafuumlr koumlnnte sein dass die Griechen ein sehr eth-nozentrisches Weltbild hatten mdash allerdings triampt das genauso auf die Inder die Araber etc zu Auch gab es durchaus Kontakt zu anderen Sprachen Eine andere Begruumlndung meint dass den Griechen die Oberaumlche zu trivial war man wollte nicht daran haumlngen bleiben Grammatik und Philologie hatten insgesamt anscheinend kein hohes Ansehen bei den Griechen Es gibt keine sprachwissenschaftliche Fragen abgesehen von normativen Vorschlaumlgen und etymologischen Ratereien Alle sprachwissenschaftlichen Reexionen (De-mokrit Platon etc) bleiben alle philosophisch und werden nicht linguistisch
Der Kratylos-Dialog von Platon kann daher auch nicht wirklich als lin-guistisches Werk gesehen werden da Platon mit anderen Mitteln an das Problem herangehen haumltte koumlnnen Aristoteles war wissenschaftlicher als Pla-ton bei ihm lassen sich in der Tat Andeutungen zu Phonetik Morphologie und Syntax zu nden mdash allerdings so verstreut dass man nicht aristo-telischer Sprachforschung sprechen kann Lediglich der zweite Teil des Or-ganon (gr Ὄργανον) behandelt sprachliche Fragestellungen
Bei Herodot ndet sich eine Anekdote uumlber ein skythisches Komposi-tum bei Platon den etymologischen Streit uumlber die Wahrheit der Namen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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(Kratylos) Bei Aristoteles im Organon (sechs Lehrschriften zur Logik) Lat Zitat aus dem zweiten Teil Primum oportet constituere quid sit nomen (gr ὄνομα) et quid verbum (gr ῥῆμα) postea quid est negatio et a2rmatio et enun-tiatio et oratio
Aristoteles macht also Andeutungen und stellt Uumlberlegungen an fuumlhrt diese aber nicht aus Nirgendwo hat er sein analytisches Denkschema auf das Thema Sprache angewendet wie er das bei anderen Themen gemacht hat Obwohl Aristoteles auch Kulturvergleiche gemacht hat hat er sich nie mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen beschaumlftigt es gab zwar Geogra-phie und Ethnographie fuumlr Sprachen interessierten sich die Griechen aber nicht so sehr
Sein Schuumller Alexander der Groszlige hat durch seine Feldzuumlge den geographischen und ethnographischen (eigtl auch den linguistischen) Hori-zont bis nach Indien erweitert er soll auch bestrebt gewesen sein den Unter-schied zwischen Hellenen und Barbaren aufzuweichen
Andeutungen gibt es aber immer wieder Ephoros ein Historiker aus Kyme in Sizilien hat angeblich behauptet dass es auf der Erde 75 Sprachen gibt Sein Originalzitat ist nicht belegt es wurde bei Clemens von Alexandria zitiert 500 Jahre spaumlter Herakleides der Kritiker schrieb im 3 Jhdt ldquoHel-lenen sind diejenigen welche ihrer Herkunft nach von Hellenen abstammen und die von diesem ihrem Stammvater her hellenisch sprechen Die Athener aber sind Attiker von Herkunft und sprechen die attische Sprache wie die Doren die von Doros abstammen die dorische sprechen die von Aiolos abstammenden aiolisch und die von Ion dem Sohn des Xuthos abstammenden ionisch sprechenrdquo Hier sieht man den Ansatz einer Dialektologie aber das ist auch alles zu diesem Thema Mehr gibt es nicht daruumlber
Explizite Aussagen wie die genannten sind aber Ausnahmen Was nicht direkt uumlberliefert ist wissen wir groszligteils von Diogenes Laiatios Er hat ein Buch uumlber Lebensbeschreibungen und Lehrinhalte der groszligen Philosophen hinterlassen ca am Ende des 3 Jhdt Bei ihm wird Epikur erwaumlhnt der be-hauptet haben soll dass die Sprache nicht wie bei Hesiod (Theogonie und
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Werke und Tage) behauptet von Hermes zu den Menschen gebracht sondern natuumlrlich entstanden
Zusammenfassend kann man sagen dass Platon sich allgemein nicht wirklich fuumlr Sprache interessiert hat Aristoteles erwaumlhnt einiges geht aber nicht darauf ein Explizite bewusste ldquosprachwissenschatlicherdquo Uumlberlegungen gibt es erst bei den Stoikern Die ersten Schriften der Stoa sind aber verloren gegangen
Die Stoa war eine Philosophenschule die um 300 von Zenon be-gruumlndet wurde Es gibt drei Perioden in der Stoa Die aumlltere Stoa (3 Jhdt) hat als Hauptvertreter Zenon Chrysippos und Kleanthes Die mittlere Stoa (2-1 Jhdt) mit den Vertretern Panaitos (nach Aristoteles der zweite umfassend gebildete Grieche) und Poseidonios Drittens die Stoa der Roumlmischen Kaiserzeit mit Seneca Epiktet und Marc Aurel Die Lehre der Stoiker gliedert sich in Ethik Physik und hellip ldquoDer Weg zur Tugend ist die Uumlberwindung der Lust und der A3ekterdquo
Die Stoiker waren keine Grammatiker sondern schon eher Psycholin-guisten das war ihr Hauptinteresse Wie kommt der geistige Inhalt in die sprachliche Form Soweit aus den erhaltenen Quellen ersichtlich ist ist der ethnozentrische Horizont auch hier auf die Griechen beschraumlnkt obwohl Ze-non selbst phoumlnikischer Abstammung und evtl zweisprachig war
Sie unterschieden zwischen Aumluszligerungsform (Bezeichnung φωνέ) und Aumluszligerungsinhalt (Bedeutung σημαινόμενον) hinzu kommt die auszliger-sprachliche Referenzebene Substantive sind Grundwoumlrter Chrysippos betont die Unregelmaumlszligigkeit und Variation des Sprachgebrauchs der die Bezeichnung Anomalisten fuumlr die Stoiker und die Anhaumlnger der Schule von Pergamon Grammatik haben die Stoiker betrieben indem sie unregelmaumlszligige Paradigmen untersucht haben Grammatik (γραμματική) war urspruumlnglich im Sinne von Schreibkunst und Buchstabenkunde zu verstehen Seit dem 3 Jhdtordf gab es den Bedeutungswandel zu Philologie und Textkritik
Die Alexandrinische Schule wurde von Eratosthenes von Kyrene begruumlndet der Direktor der Bibliothek von Alexandria (700 000 Buchrollen) war Bei ihm war Grammatik Textkunde wie kann man alte Texte verstehen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Wie kann man dafuumlr sorgen dass alte Texte verstaumlndlich bleiben Aristo-phanes von Byzanz hat Notationssymbole fuumlr die Textkritik Akzent-bezeichnungen () eingefuumlhrt die Interpunktion verbessert Er hatte eine normative und puristische Sprachauampassung die Angehoumlrigen dieser Schule sind also die Analogisten die das Regelhafte an der Sprachstruktur betonen
Bei Dionysios Thrax ebenfalls Bibliotheksdirektor entspricht Gram-matik dem Studium des literarischen Sprachgebrauchs er hat eine γραμματική τεχνή geschrieben 6 Kapitel Das erste Kapitel behandelt korrek-tes lautes Lesen das zweite erlaumlutert poetische Tropen das dritte erklaumlrt ver-altete Woumlrter und Inhalte das vierte behandelt Etymologie das fuumlnfte zeigt grammatische Unregelmaumlszligigkeiten auf das sechste schlieszliglich Textkritik Die meisten der Termini die in diesem Werk vorkommen gehoumlren heute noch zum Fachwortschatz der Sprachwissenschaft auch wenn manche ihre Bedeutung geaumlndert haben (siehe Folie Sprachforschung in der griechischen An-tike VII)
Weiter Schuumller Von Apollodoros ist nichts erhalten Philoxenos koumlnnte man als den ersten historischen Sprachwissenschaftlcher bezeichnen er hat Dialektologie betrieben (er hielt auch Latein fuumlr einen griechischen Dialekt) und Verbalstaumlmme untersucht Pamphilos hat Lexikographie betrie-ben lexikalische Kompilation 95 Baumlnden (nach der Zeitenwende) Diogeni-anos schuf ein Lexikon in 5 Buumlchern das bis ins 12 Jhdt verwendet wurde Von Hesych (5 od 6 Jhdt) sammelte ca 51000 Lemmata die viele Dialekt- und Fremdwoumlrter enthalten Apollonios Dyskolos war der groumlszligte griechische Syntaktiker in vier Buumlchern hat er uumlber Wortarten und Artikel Pronomina Kongruenz und Verbum und Praumlpositionen geschrieben Sextus Empiricus (Σέξτος ὁ ἐμπειρικός) hat ein Werk namens lsquoGegen die Mathema-tikerrsquo (er meinte alle Wissenschaftler) geschrieben und ebenfalls lsquoGegen die Grammatikerrsquo Darin behandelt er sprachliche Variation (diatopische diestra-tische diaphasische) und sagt dass weder die Kenntnis der morphologischen Regeln noch die Uumlbereinkunft das Aufstellen von sprachlicher Korrektheit ermoumlglichen er leugnet alles was die Grammatiker vor ihm gesagt haben Man kann nur Gebrauchsnormen aufstellen keine absoluten Regeln Seine
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Beobachtungen wurden von nachfolgenden Forschern ignoriert Empiricus hat auch eine Polemik gegen das griechische Alphabet geschrieben
Roumlmische Sprachforschung
Gaius Suetonius Tranquillus (70-) De grammacticis et rhetoribus (in De civis illustribus) Lebensbeschreibungen von 19 Philologen
Quintus Ennius (239-169) Sprachlehrer fuumlr Latein und Griechisch sagte von sich tria corda zu haben weil er das Oskische das Lateinische und das Griechische gleichermaszligen beherrschateund dicti studiosus (Philologe im alexandrinischen Sinn)
Lucius Aelius Stilo Praeconinus (ca 154-ca 90) erster roumlmischer Grammatiker nach stoischer Tradition
Marcus Terentius Varro Reatinus (116-27 Schuumller des Vorigen) Universalgelehrter schrieb 600 Werke darunter De linga latina (47-43) nur Band 5-10 (von 25) erhalten uumlbernimmt und adaptiert die auf Dionysios Thrax zuruumlckgehende griechische Terminologie zB casus (gr πτῶσις) Er war der erste roumlmische Grammatiker mit einer gewissen Nachwirkung des-sen Werke auch spaumlter zu Rate gezogen und bearbeitet worden Varro wurde mit dem Aufbau einer Bibliothek nach alexandrinischem Muster beauftragt daraus wurde aber nichts
Genaueres zu den Kasus auf der Folie Sprachforschung in der griechischen Antike I
Ablativ ldquosextus casusrdquo ldquoqui est proprius latinusrdquo (VIIX62) ablativus von Gaius Julius Caesar (100-44) gepraumlgt in De analogia (Grundlagenwerk der Rhetorik)
Konsequente Unterscheidung zwischen Flexion (declinatio naturalis) und Derivation (declinatio voluntaria) Varro war aber bei seiner Etymologiefor-schung nicht sehr erfolgreich Seine Etymologien sind beruumlchtigt wenn etwas
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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stimmt ist es eher Zufall aber sie nden sich in spaumlteren Jahrhunderten im-mer wieder
Es gab in der Volksetymologie (weniger bei Varro) auch progressio ad contrarium also die Bedeutung eines Wortes die sich durch ein Gegenteil er-gibt so zB canis a non canendo lucus a non lucendo etc
Marcus Tullius Cicero (106-43 ebenfalls ein Schuumller des Lucius Aulus Stilo) erklaumlrt sol aus solus ldquovel quia solus ex omnibus sideribus est tantus vel quia cum est exortus obscuratos omnibus solus apparetrdquo Vereinzelte Beo-bachten zu Neuerungen in der Aussprachce in De oratore Aufkommen der Aspriation nach griechischer Mode (in Woumlrtern wie triump(h)us pulc(h)er etc)
Es gibt im Grunde die gleiche Grundhaltung wie bei den Griechen Dort wo es Interesse an sprachlichen Phaumlnomenen gibt wird das Problem einzelsprachlich zu loumlsen versucht Man hat sich nicht mit anderen Sprachen beschaumlftigt Natuumlrlich haumltten Cicero und seine Zeitgenossen die richtige Ety-mologie von sol nicht nden koumlnnen auch wenn sie vergleichend vorgegan-gen waumlren Keltische und germanische Sprachen gab es zwar in greifbarer Naumlhe aber es waren die Sprachen von gefaumlhrlichen Feinden der Roumlmer Da-her gab es keine Auseinandersetzung mit anderen Sprachen auszliger dem Griechischen das als erstrebenswerter geistiger Besitz galt Den roumlmischen Grammatikern hat noch mehr als den Griechen die zeitliche Tiefe gefehlt da die schriftliche Uumlberlieferung viel kuumlrzer war als bei den Griechen
Am ehesten gab es sprachgeschichtliches Bewusstsein im Bereich der Lexikographie altmodische Woumlrter etc Es gab Kompilationen etwa von Marcus Verrius Flaccus (55-20ᵖ) De orthographia libri De verborum signi-cata Sammlung seltener und obsoleter Woumlrter nur gekuumlrzt erhalten Weiters Velius Longius (12 Jhdt) Orthographielehre in Regelform Abhandlung uumlber deonomastische Adjektive (nicht erhalten)
In der beschreibenden Darstellung des grammatischen Systems ging man nach griechischem Muster vor so zB Quintus Remmius Palaemon (1 Jhdt) einussreiche an Dionysios Thrax angelehnte Schulgrammatik
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Marcus Fabus Quintilianus (ca 30 - ca 96 Schuumller des Vorigen) De causis corruptae eloquentiae (nicht erhalten) Institutio oratoria in 12 Buumlchern
Ein Grund fuumlr das Funktionieren des roumlmischen Reiches war der hohe Stellenwert der lateinischen Sprache und ihr extremer Nutzen fuumlr leichte Kommunikation im gesamten Reich Man ist also auch schon fruumlh mit anti-barbari gegen Provinzialismen vorgegangen auch Ausdruumlcke aus niederen Schichten hat man zu unterdruumlcken versucht
Marcus Valerius Probus (2 Haumllfte des 1 Jhdt) Antibarbarus (fehler-hafter Sprachgebrauch wird exempliziert und korrigiert nach dem Muster auriculum non oreclum) Daher gibt es sehr gute Einblicke in das gesprochene Latein der Kaiserzeit Ihm werden bei Sueton gute Bemerkung zum Alt-lateinischen zugestanden allerdings aumluszligert sich Sueton auch abfaumlllig
Nonius Marcellus (4 Jhdt) De compendiosa doctrina (lsquoAbriss der Ge-lehrsamkeitrsquo) nach griechischem Vorbild zusammengestellte Sprach- und Sacherklaumlrungen zu den aumllteren Autoren mit zahlreichen Zitaten aus nicht erhaltenen Werken
Flavius Sosipater Charisius (4 Jhdt) Ars grammatica in 5 Buumlchern (ca 361-363) fuumlr Griechischsprachige Es musste ja Lateinlehrbuumlcher fuumlr Fremdsprachige geben damit die Bewohner der Provinzen die lateinische Sprache lernen konnten Auch Diomedes grammaticus (2 Haumllfte des 4Jhdt) hat eine Ars grammatica geschrieben in 3 Buumlchern mit Wortartenlehre Pro-sodie Stilistik sowie Metrik und Poesie
Terentianus Maurus (23 Jhdt) hat sich nicht fuumlr falschrichtig in-teressiert sondern hat in De litters de syllabis de metris Angaben zur dia-topischen Variation des kaiserzeitlichen Lateins gemacht Solche Ansaumltze wurden aber nicht wirklich systematisch verfolgt
Donatus Aelius (ca 310-ca 380 Lehrer des heiligen Kirchenvaters Hieronymus) schrieb Arsa minor das durch das ganze Mittelalter am meisten verwendete Lehrbuch der lateinischen Grammatik fuumlr Fortgeschritten gab es auch die Ars maior
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Ambrosius Theodosius Macrobius (Anfang des 5 Jhdt) De di3erentis et societatibus graeci latinique verbi Solche Vergleiche zwischen den (doch re-lativ) aumlhnlichen Sprachen gab es selten einer dieser Ausnahmen ist dieses Werk Er schrieb ldquoGraecae latinaeque linguae coniunctissimam cognationem na-tura dedit [hellip] propemodum qui utramvis artem didicerti ambas noveritrdquo
Der letzte groszlige Grammatiker des roumlmischen Mainstreams war Priscia-nus Caesariensis (6 Jhdt) Institutio de arte grammaticae in 18 Buumlchern mit besondere Beruumlcksichtigung der Syntax (17-18 de constructione) Ansaumltze zum Sprachvergleich Denitionen von casus rectus und Genetiv Seit ihm stehen Nominativ und Genetiv im Paradigma untereinander Es ist die umfas-sendste Darstellung des lateinischen aus der Antike selbst seit dem 8 Jhdt wurde sie in uumlber tausend Handschriften verbreitet ebenfalls in einer kleinen (ohne Syntax und Kurzfassung) und einer groszligen Version
Der wichtigste Vermittler zwischen der roumlmischen Philologie und der mittelalterlichen Geisteswelt war Boethius (ca 480-ca 524) er uumlbersetzte und kommentierte die logischen Schriften des Aristoteles er war auch praumlgend fuumlr die lateinische Terminologie der mittelalterlichen Scholastik
Fuumlr die Entstehung unseres Fachwortschatzes siehe Folie Linguistische Termini aus der ars minor des Donatus Aelius und ihre griechischen Entsprechun-gen
Sprachforschung im Fruumlhmittelalter
lat positura = Satzzeichen Interpunktion
Ca bis 1000 oder 1050 dauert das Fruumlhmittelalter bis 1250 das Hochmittelalter danach das Spaumltmittelalter Bei den Griechen und Roumlmern war die Sprachforschung nicht losgeloumlst von Philosophie und Philologie sie war also nicht eigenstaumlndig Wenn man das Philosophische und Philologische abzieht bleibt in der Antike eben nicht viel uumlbrig und ist nicht viel wert Das
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Material haumltten die Griechen gehabt aber sie haben nichts damit gemacht sie hatten keine Methodik
Der bedeutendste Etymologe der Uumlbergangszeit zwischen Antike und Fruumlhmittelalter war Isidor von Sevilla (ca 560-636) der ein Kompendium von Worterklaumlrungen aus allen Wissensgebieten gesammelt hat Das Werk des Bischofs ist unvollendet und postum herausgegeben Er hat drei Arten etymologischer Herleitung von Substantiven
ursaumlchlich rex a recte agendo
ursprungsbezogen homo a humo
gegensaumltzlich lutum a luendo lucus a non lucendo
Septem artes liberales tirivum (Grammatik Rhetorik Dialektik) quad-rivium (Geometrie Arithmetik Astronomie Musik)
Insulare Grammatiken (Britannien) formale Regeln fuumlr die korrekte Bildung von Wortformen und Saumltzen (abweichend von von der rein seman-tischen Grundlage der antiken Tradition Diese waren vielleicht durch den Sprachkontakt mit keltischen Sprachen inspiriert
Beda (Venerabilis 672673-735) De orthographie (eine Art Lehrer-handbuch fuumlr den Lateinunterricht) Das war das erste Lehrerhandbuch in der Sprachwissenschaft Bonifatius (Winfrid 672673-754) hat auch Beis-piel- und Uumlbungssammlungen gemacht aus Bibelstellen und der Aumlneis
Auraicept na nEacuteces (lsquoLeitfaden fuumlr gelehrte Dichterrsquo) altirischer Text (2 H 7 Jhdt) zwoumllf Abhandlungen zur Geschichte der irischen Sprache zum lateinischen und zum Ogam-Alphabet (dem einzigen phonetisch-phonologisch durchdachten Alphabet des Abendlandes) zur morpholo-gischen Analyse nominaler und verbaler Kategorien sowie eine Reimlehre Altirische und lateinische Deklinationsparadigmen mit 28 Kasus
Abrogans (~765 in Freising entstanden) spaumltlateinisch-althochdeutsches Synonymenlexikon erster deutscher Text in Buchform () bairische Urfassung nicht erhalten) ca 3670 althochdeutsche Lemmata
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Karolingische Renaissance
Renaissance deswegen weil man begonnen hat sich ein bisschen mit der Antike zu beschaumlftigen Alcuin (ca 730-804) war der Leiter der Aache-ner Hofschule und der Bildungsbeauftragter Karls des Groszligen
Mittelalterliches Schulwesen
AEliglfric Grammaticus (ca 955-1020 Benediktiner Abt des Klosters Eynsham bei Oxford) Lehrer und Uumlbersetzer Lateinische Schulgrammatik (altengische Fassung von Priscians Institutiones grammaticae) samt Woumlrter-buch Colloquium (Konversationshandbuch)
Byzantinische Sprachforschung
Stephanos von Byzanz (1 H 6 Jhdt) Ethnika Ortsnamenlexikon mit Angabe der deonomastischen Adjektive ca 530
Georgiocus Chorioboskos (ca 750-ca800) Theognostos (9 Jhdt) umfangreiche aber uninspirierte Abhandlungen zur Grammatik
Konstantinos VII Porphyrogennetos (905-959) Initiator einer 53-baumlndigen Enzyklopaumldie nicht fertiggestellt
Suda Wort- und Sachlexikon mit rund 30000 Lemmata (10 Jhdt)
Gregorios von Korinth (10 Jhdt) Schriften zur Syntax und Stilistik sowie Dialektbeschreibungen
Europaumlische Glottogenese
Straszligburger Eide (Sacramenta Argentariae 842) zweisprachig (alt-franzoumlsisch und althochdeutsch) uumlberliefert in Nithardus (~800-845) Histo-riarum liber III5
Die Lexikographie bestand in karolingischer Zeit nur in Glossensamm-lungen Metasprachliche Aufbereitung gab es wieder einmal nicht Das erste
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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deutsche Woumlrterbuch erschien erst im 15 Jhdt (von Dietrich Engelhus 1362-1434)
Glottodidaktische Literatur im Mittelalter
Lehrbuumlcher fuumlr die lateinische Sprache gab es im Mittelalter zuhauf da das Lateinische natuumlrlich Gelehrten- und Verkehrssprache in Europa war Es gibt sehr viele Doctrinales glottodaktische Traktate in Versform sogar in Hexametern und Pentametern fuumlr das Lernen der griechischen Sprache
Ein Einzelgaumlnger war Alexander Neckam (1157-1217) der immerhin einen Sprachvergleich zwischen Hebraumlisch Griechisch Lateinisch Franzoumlsisch und Englisch gemacht hat
Durch haumluges Abschreiben mehrerer Gelehrter bildet sich allmaumlhlich ein vierteiliges Schema heraus orthographia (Gebrauch der litterae) prosodia (Eigenschaften der syllabae) etymologia (die partes orationis dabei geht es nicht um Etymologie sondern es geht um eine Klassizierung der Morpholo-gie) und diasynthetica (Syntax)
Es gab im Mittelalter auch theoretische Spekulation uumlber die Natur der Sprache Das fuumlhrt zur
Hochmittelalter Scholastische Periode
Keine Fortschritte gab es in der Etymologie lat lapis nach wie vor als quasi laedens pedem erklaumlrt fenestra als quasi ferens nos extra etc Also kein bisschen wissenschaftlich
In der Syntax gab es die genaue Unterscheidung zwischen Substantiv und Adjektiv der Begriamp der Rektion wurde entwickelt (regimen als eigener Abschnitt dder Syntax neben der constructio) regierte Kasus versus casus ab-soluti Unterscheidung von agens und patiens
In Paris gab es eine Schule unter Guillaume de Conches (~1080-1154) und Petrus Helias (1 H d 12 Jhdt Schuumller des vorigen) die die tra-ditionelle Grammatik kritisierte weil sie die partes orationis nicht funktional deniert
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Grammatica speculativa (= Grammatiktheorie Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit) neben der grammatica positiva (= lateinische Sprachlehre) ausgehend von der aristotelischen Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Wissenschaft
Die sog Modisten waren eine Gruppe von Lehrern an der Universitaumlt von Paris (im 12 Jhdt gegruumlndet) Roger Bacon (genannt Doctor Mirabilis Franziskaner ~1214-129294 1241-1246 an der Sorbonne) praumlgte den Be-griamp des Naturgesetzes betonte besonders den Wert der Sprachkundigkeit (vor allem Griechisch Hebraumlisch Arabisch) er wendete sich vom Quasi-Dogma der babylonischen Sprachverwirrung ab die Sprachen waumlren auch dan verschieden wenn Gott sie nicht den Menschen zur Strafe durcheinan-dergebracht haumltte Impulse zur Entwicklung der modistischen Theorie kamen von ihm Summa grammatica(lis) sowie Schriften zur Grammatik in enzyk-lopaumldischen Werken Er wird sich also schon gedacht haben dass Spra-chwandel nach gewissen Regeln funktioniert
Die Gruppe hieszlig Modisten weil sie die modi signicandi als Haupt-bestandteil der Sprachtheorie nannten Diese dienen zur grammatischen Dif-ferenzierung der dictiones (das sind semantische Einheit) ein Substantiv wie dolor hat den modus entis (Modus der Stabilitaumlt und Permanenz) waumlhrend das entsprechende Verbum doleo den modus esse hat (Modus der Veraumlnderung) Erst durch die Applikation der modi signicandi kann eine dictio zur pars ora-tionis werden Es geht also um eine semantische Merkmalstheorie was heutzutage auch sehr aktuell ist (vgl kognitive Semantik)
Ein Gegner der Modisten war William von Ockham (1285-1349) ein Nominalist Er leugnete die Beziehung zwischen Woumlrtern und Dingen Ein Begriamp ist ein Zeichen ein Name fuumlr eine Sache sein Inhalt kann nicht an sich als wahr erkannt werden Beruumlhmt ist seine Reduktionistische Doktrin (Ockhamrsquos razor Grundlage der Beschreibungsoumlkonomie) Non sunt multipli-canda entia praeter necessitatem
Terministische Logik aufbauend auf den proprietates termonirum mdash sig-nicatio (Bedeutung) impositio (Benennung) appellatio (usuelle Bedeutung)
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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etc Vergleichbar mit versch Sprechakttheorien hier gibt es immer wieder verschiedene Anzahlen an notwendigen Sprechakten
Die Emanzipation der Volkssprachen
First Grammatical Treatise (anonym 12 Jhdt) erste und vermutlich aumllteste von vier Abhandlungen (Anhang zu Snorri Strulussons Juumlngerer Edda) Minimalpaaranalyse des Altislaumlndischen Einfuumlhrung von vier zusaumltzlichen Vokalbuchstaben (ę ǫ oslash y) fuumlr die korrekte Wiedergabe des altislaumlndischen Lautstandes Auch dieser anonyme Autor war ein Einzelgaumln-ger es entstand keine phonolgische Tradition
Dante Alighieri (1265-1321) De vulgari eloquentia (um 1305 unvol-lendet) erste sprachebtrachtende Schrift des Abendlandes die explizit die autochthonen Volksdialekte zum Gegenstand hat Dante selbst schreibt dass sein Werk keine Vorgaumlnger hat es folgte aber auch nichts und niemand nach Seine und die Beschaumlftigung des anonymen Autors mit Sprache waren Ausnahmen zu jener Zeit In Dantes Werk nden sich sogar Ansaumltze zur Erstspracherwerbsforschung
Das Werk ist allerdings nicht durchgehend gut Dante wirft fast alle Eu-ropaumlischen Sprachen (auch Ungarisch) in einen Topf einfach weil er meint dass alle als zustimmende Antwort ldquoJordquo sagen was natuumlrlich keine wissen-schaftliche Methode und noch dazu nicht richtig ist Er unterscheidet auch noch verschiedene Romanische Sprachen Die Sprachverwirrung von Babel wird als Vergessen der alten Sprache uminterpretiert sozusagen als eine ge-wisse Art von Sprachwandel Dass sich Sprache im Laufe der Zeit veraumlndert war im klar Als Beispiel fuumlhrt er an dass Bewohner von Pavia wuumlrden sie wieder auferstehen anders spraumlchen als die damalige Stadtbevoumllkerung
In Dantes Werk De vulgari eloquentia ndet sich im 10 Kapitel auch eine Auistung italienischer Mundarten die Dante selbst als eine moumlgliche Auistung der Mundarten beschreibt er meint dass man auch 1000 unter-scheiden koumlnnte je nachdem wie genau man sie untersucht6
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6 Die bibliotheca augustana ndet sich im Datenbankservice der Universitaumlt Wien Sie bietet viele Originaltexte auf Griechisch Latein und anderen Sprachen
Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Humanisten und Wegbereiter der Re-formation
Die Renaissance ist die Zeit die unmittelbar auf das Mittelalter folgt also die 2 Jahrhunderte von der Mitte des 14 bis zur Mitte des 16 Jhdt Am Anfang der Renaissance beginnt ein Wandel Einerseits ist der Mensch selbst wieder wichtig andererseits gibt es auch einen relativ objektiven Blick auf die Welt
Kulturtechnische Rahmenbedingungen (wie etwa die Erndung des Buchdrucks oder die Entwicklung des Papiers) erreichen zu dieser Zeit eine notwendigen Standard Um 1500 gab es in England schon Bleistifte mit Graphitminen aumlhnlich wie heute Das arabische Zahlensystem wurde im Laufe des MA auch uumlbernommen ohne diesem waumlre die Mathematik nicht so weit gekommen Es wurde sehr viel (immer mehr) uumlbersetzt und zwar ganze Texte was es im MA weniger gab Auszligerdem die Wiederentdeckung der klassischen Texte der Widerstand gegen die kirchliche Doktrin Noch ein wichtiger Punkt war der Kontakt der Gelehrtentradition des ostroumlmischen Reichs mit den italienischen Gelehrten (es gab damals auch schon erste Uni-versitaumlten in Italien) Das Griechische wurde erstmals oumlampentlich im 14 Jhdt an der Universitaumlt von Pavia gelehrt von einem byzantinischen Philologen Manuel Chrysooras (~1350-1415) Er schrieb eine griechische Grammatik fuumlr Lateinkundige Erotemata (Quaestiones)
Als ldquoErster Humanist diesseits der Alpenrdquo gilt Johann von Neumarkt (1310-1380) der deutsche Mustertexte fuumlr das Kanzleiwesen geschrieben hat das heiszligt dass das Deutsche als Verwaltungssprache benutzt wurde
John Wycliampe (~1320-1384) war ein englischer Humanist der eine englische Bibeluumlbersetzung (1384) angefertigt hat in Deutschland gab es vor Luther schon 130 Bibeluumlbersetzungen davon wurden 14 hochdeutsche und 3 niederdeutsche gedruckt
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Jan Hus (~1370-1415 beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und oumlampentlich verbrannt) Orthographia bohemica (14061412 erst 1858 ed-iert und gedruckt) Hus standardisierte die tschechische Rechtschreibung
Lorenzo Valla (14051407-1457) war einer der wichtigsten fruumlhen Humanisten Er schuf ein umfangreiches Werk Elegantiarum linguae latinae libri VI (1444 gedruckt 1471) in dem er versuchte die lateinische Sprache auf ein fruumlheres ldquobesseresrdquo Niveau zuruumlckzufuumlhren Er war auch Textkritiker und man koumlnnte ihn als Begruumlnder der angewandten Sprachwissenschaft se-hen Er hat das Dokument der Konstantinischen Schenkung als Faumllschung entlarvt mit dem die Paumlpste ihre Herrschaft legitimiert hatten
Johannes Reuchlin (graumlzisiert Kapnios Capnio 1455-1522) war ein Lehrer fuumlr Griechisch und Hebraumlisch Er war der Begruumlnder der neuzeitlichen Hebraistik und alttestamentlichen Bibelwissenschaft Er war auch ein Vertre-ter des Itazismus (Aussprache des Altgriechischen nach mittel- bzw neu-griechischem Lautstand η = [i]) Das ist nicht durchgedrungen weil ein einussreicher Humanist etwas anderes vorgeschlagen hat naumlmlich
Erasmus Desiderius von Rotterdam (latinisiert Rotterdamus ei-gentlich Gerhard Gerhards 1466-1536) war ein Universalgelehrter als Grammatiker Textkritiker und Herausgeber Mitbegruumlnder der neuzeitlichen Philologie Er ist der ldquoVerursacherrdquo der heute noch guumlltigen Schulaussprache des Altgriechischen (Etazismus)
Weitere Philologen und Linguisten ldquoavant la lettrerdquo
Guillaume Budeacute (1467-1540) Begruumlnder der klassischen Philologie in Frankreich
Ciriaco de Pizzicolli (~1391-1450) war ein ldquoQuereinsteigerrdquo er war eigentlich Kaufmann der viel auf Reisen war wo er sich selbst viel beige-bracht hat Er ist gewissermaszligen der Begruumlnder der klassischen Philologie und der erste Epigraphiker Seine Schrift Antiquarum rerum commentaria ist verloren Isidoris von Monemvasia (15 Jhdt) Beschaumlftigung mit antiken In-schriften
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Henri Estienne I (~1460-1520) gruumlndete in Paris eine Buchdruckerei Die Franzosen waren zunaumlchst damit beschaumlftigt die klassischen Texte zu drucken Sein Sohn Robert Estienne (1503-1559) wurde Typographus regius fuumlr das Hebraumlische Griechische und Lateinische gab gemeinsam mit Thierry de Beauvais (16 Jhdt) den Thesaurus lingae latinae heraus Der Enkel Henri Estienne II (1528-1598) gab dann den Thesaurus lingae graecae und zahlreiche Textausgaben heraus die zum Teil bis heute guumlltige Editionsgrundlagen sind
Bernard de Montfaucon (1655-1741) Palaeographia graeca (Paris 1708)
Giulio Cesare della Scala (germanisiert Julius Caesar Scaliger 1484-1558) De causis lingae latinae libri XIII (1540 in Lyon 1580 in Genf und 1623 in Heidelberg gedruckt) Darin beschaumlftigt er sich mit lateinischer Sprachgeschichte er ist der erste das tut
Sein Sohn Giuseppe Giusto Scaligero (1540-1609) war Universitaumlt-sprofessor in Genf und Leiden Er hat in Diatriba de Europaeorum linguis (~1599) zum erstenmal europaumlische Sprachen zu klassizieren versucht er hat 11 Gruppen die er matrices nennt unterschieden die in propagines geteilt sind Vier matrices maiores Lateinisch Griechisch Germanisch Slawisch Sieben matrices minores Albanisch Tatarisch Ungarisch Finnisch (mit Samisch) Irisch Kymrisch (Britannisch) mit Bretonisch Baskisch Alle elf matrices sind laut Scaligero ldquonullo inter se cognationis vinculo conuinctaerdquo
Begruumlndung der Nationalphilologien
Antonio de Nebrija (1446-1522) erste Grammatik des Spanischen
Pietro Bembo (1470-1547) Prose della volgar lingua (Inauguration des Toskanischen als uumlberregionale italienische Literatursprache)
1582 wurde die Academia della Crusca in Florenz gegruumlndet durch Anton Francesco Grazzini (1502-1584) Vorbild aller spaumlteren wissenschaftli-chen Gesellschaften
1547 wurde Franzoumlsisch Kanzleisprache
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Joachim du Bellay (1525-1560) war ein radikaler Verfechter des Franzoumlsischen als uumlberregionale Sprache De3ence et illustration de la langue franccediloyse
1629 gab es Versammlungen zur Pege der franzoumlsischen Sprache im Salon von Valentin Conrart (1603-1675) 1635 wurde sie durch Kardinal Richelieu zur Acadeacutemie Franccedilaise erhoben Sie zaumlhlt genau 40 Mitglieder und 1694 wurde das erste Woumlrterbuch herausgegeben
Gilles Meacutenage (1613-1692) schuf ganz schlechte Etymologien ohne methodische Grundlage sodass Voltaire daruumlber schrieb ldquoune science ougrave les voyelles ne comptent rien et les consonnes fort peu de choserdquo Er schrieb Ety-mologien fuumlr Franzoumlsisch und Italienisch Die Etymologie wurde zu einer Art obskuren Pseudowissenschaft Eacutetienne Guichard (1617 Jhdt) hat alle Woumlrter durch Buchstabenvertauschung aus dem Hebraumlischen abgeleitet Lrsquoharmonie eacutetymologique des langues
Sprachgesellschaften und Sprachmeister
1617 wurde die Gruumlndung der Fruchtbringenden Gesellschaft in We-imar (auch Palmenorden) zur Pege der Muttersprache und des ldquoteutsch gesinnten Tugendmutsrdquo (1680 890 Mitglieder davon 34 Adelige) Im sel-ben Jahr gruumlndet Samuel Coster (1579-1662) die Niederdeutsche Akade-mie 1633 gruumlndete Jesaias Rompler von Loumlwenhalt in Straszligburg die Au-frichtige Gesellschaft von der Tannen 1643 wurde die Deutschgesinnte Genossenschaft in Hamburg mit meist buumlrgerlichen Mitgliedern auch 2 Frauen gegruumlndet Es gab auch schon die ideologische Verbindung zwischen Muttersprache und nationaler Gesinnung Besonders im Deutschen war dies zu nden weil sich das Deutsche eher vom Latein emanzipierte und eman-zipieren musste In Nuumlrnberg wurde der Pegnesische Hirten- und Blume-norden gegruumlndet (1644) Diese Gesellschaften publizierten kraumlftig woraus heute wertvolle Quellen fuumlr aumlltere heute ungebraumluchliche Woumlrter resultieren
Justus Georg Schottel (1612-1676) hat zahlreiche grammatische Fachausdruumlcke verdeutscht Sprachlehre Woumlrterbuch Zeitwort Zahlwort Fragezeichen Strichpunkt usw gehen alle auf Schottel zuruumlck
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Simon Roth (16 Jhdt) gab das erste deutsche Fremdwoumlrterbuch heraus es umfasste rund 2000 Lemmata
Monumente der Lexikographie
Kaspar von Stieler (1632-1707) Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (Nuumlrnberg 1691) Woumlrterbuch mit detaillierten grammatischen Angaben
Fuumlr das Lateinische Lexicon totius latinitatis (Egidio Forcellini 1688-1768)
Samuel Johnson (1709-1784) A dictionary of the English Language (1755 London 2 Baumlnde) Grundlage des 1888 begonnen und bis heute fort-gefuumlhrten Oxford English Dictionary (OED)
Beschreibungen europaumlischer und orientalischer Sprachen
Ole Worm (1588-1654) Specimen lexici runici Sammlungen von Run-eninschriften
Ioannes Pannonius (~1504-1555) Grammatica ungaro-latina in usum puerorum Struktur der Pronomina des Ungarischen ldquomanifestissime ostendit magnma nostrae linguae cum sacra illa nimium hebraea esse a2nitatemrdquo
Erste Grammatik des Armenischen italienische Woumlrterbuumlcher Gram-matiken des Finnischen des Tuumlrkischen Arabischen Russischen
1754 wurde in Wien von Maria Theresia die Orientalische Akademie gegruumlndet
Beschreibungen auszligereuropaumlischer Sprachen
Pedro de Alcalaacute (1516 Jhdt) erste arabische Grammatik in einer westeuropaumlischen Sprache Mariano Vittori uumlber Aumlthiopisch der aumllteste ge-druckte Text in einer amerikanischen Sprache zugleich das erste auf ameri-kanischem Boden gedruckte Buch (anonym) eine Grammatik der ldquomexikan-ischen Spracherdquo Weitere siehe Folie
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft
Theoretische Grammatik
Die Grammatiktheorie erwacht aus ihrem Dornroumlschenschlaf er war nicht traumlos siehe Modisten und Scholastiker Ein Hauptkapitel in der En-twicklung der Grammatiktheorie uumlberhaupt ist die Grammatik von Port-Royal Port-Royal war ein Zisterzienserkloster (Port-Royal des Champs) bei Versailles 1709 aufgehoben 1710 zerstoumlrt
Antoine Arnauld (1612-1694 ldquoLe Grand Arnauldrdquo) und Claude Lan-celot (1615-1695) Grammaire geacuteneacuterale et raisonneacutee conetant les fondements de lrsquoart de parler expliqueacutes drsquoune maniegravere claire et naturelle les raisons de ce qui est commun agrave toutes les langues et des principales di3eacuterences qui srsquoy rencontrent et plusieurs remparques nouvelles sur la langue franccediloise (Paris 1654) als Univer-salgrammatik gedachtes System Wortarten- und Kategorienlehre auf lo-gischer Grundlage samt syntaktischer Funktionslehre
Logik von Port-Royal La logique ou lrsquoart de penser contenant outre les regravegles communes plusieurs obersvations nouvelles propres agrave former le jugement (Paris 1662) von Antoine Arnauld und Pierre Nicole (1623-1695) anonym veroumlampentlicht bis ins 19 Jhdt einussreiches Lehrwerk in Frankreich und England
Weitere Werke Lancelots sind Buumlcher uumlber das Lateinlernen Griechischlernen eine Versgrammatik des Griechischen
Nicolas Beauzeacutee (1717-1789) Grammaire geacuteneacuterale ou exposition rai-sonneacuteee des eacuteleacutements neacutecessaires du langage pour servir de fondement agrave lrsquoeacutetude de toute langue (Paris 1767) Mitarbeit an Diderots und drsquoAlemberts Ency-clopeacutedie Beauzeacutee hatte sehr fortschrittliche Ideen (zB Arbitraritaumlt der Zei-chen)
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Vorlaumlufer der Phonetik und Anfaumlnge der Houmlrbehindertenpaumldagogik
Jacob Madsen Aarhus (1538-1586) erster Phonetiker der Neuzeit De litteris libri duo (Basel 1580)
Giorgio Bartoli (16 Jhdt) Degli elementi del parlar toscano (Florenz 1584) erste physiologische Beschreibung der Laute des Toskanischen moumlgl-ciherweise unter dem Einuss der im Codex Atlanticus enthaltenen Studie De vocie des Leonardo da Vinci (1452-1519) Auch Bartoli hatte keine Nach-wirkung oder Nachfolger
Der erste namentlich bekannte sog Taubstummenlehrer war Pedro Ponce de Leoacuten In Spanien gab es ganze solche Schulen Juan Pablo Bonet (1579-1633) schrieb Reduccioacuten de las letras y arte para ensentildear a hablar los mudos (Madrid 1620) Lehrwerk mit multidimensionalem Ansatz phone-tische Instruktion plus Gebaumlrden plus Fingeralphabet Auch Johann Konrad Ammann ein Taubstummenlehrer in Amsterdam und Haarlem schrieb solche Werke In Deutschland war es Samulen Heinicke er begruumlndete eine Taubstummenanstalt und die deutsche Artikulationslehre fuumlr Taubstumme Er machte sich auch Gedanken uumlber die Sprache in der Psyche des Menschen und was es fuumlr Auswirkungen hat wenn man der Sprache nur eingeschraumlnkt maumlchtig ist
Dietrich Tiedemann (1748-1803) war ein Vorlaumlufer der Spracherwerbs-forschung er protokollierte drei Jahre lang die Sprachentwicklung seines Sohnes Friedrich Zu jener Zeit gab es schon eine Art von gesamteu-ropaumlischem Geistesleben es gab einen regen Austausch des Wissens auch uumlber Sprachgrenzen hinweg So jemand wie zB Goethe hat sehr viel davon mitbekommen was um ihn herum passiert ist
Maschinelle Sprachverarbeitung ldquoavant la lettrerdquo
Wolfgang von Kempelen (Kempelen Farkas Jaacuten Vlk Kempelen 1734-1804 Kaiserlicher Hofkammersekretaumlr) Mechanismus der menschlcihen Spra-che nebst Beschreibung einer spechenden Maschine (1791 mit 27 Kupferstichen Nachdruck Stuttgart 1970) In Pressburg geboren in Wien Hofkammersek-retaumlr aber in Budapest taumltig Alle drei Nationen erheben Anspruch auf Kem-pelens Angehoumlrigkeit
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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ldquoSprachenharmonienrdquo
Nach Entdeckung der groszligen Kontinente hat man versucht sich ein gewisses Bild davon zu machen was fuumlr Sprachen es uumlberhaupt auf der Welt gibt sog Sprachenharmonien
Teseo Ambrogio Albonese (1469-1549) Introductio in chaldaicam lin-guam syriacam atque armeniacam et decem alia linguas (Paris 1539) Die erste richtige Sprachenharmonie wurde von Konrad von Gesner (1516-1565 ldquoder deutsche Pliniusrdquo) Mithridates sive de di3erentiis linguarum tum veterum tum quae hodie diversos nationes in toto orbe terrarum in usu sunt observationes (Zuumlrich 1555) enthaumllt unter anderem das Vaterunser in 22 Sprachen
Hieronymus Megiser (1555-1616) uumlbertraf ihn und sammelte schon 40 Sprachen Es brach ein gewisser Sport aus immer mehr Sprachen zu nden Claude Duret (1611 gest) behandelte 57 Sprachen einschlieszliglich der Spra-chen der Vierbeiner und der Voumlgel () Andreas Muumlller (2 H 17 Jhdt) sam-melte das Vaterunser in fast 100 Sprachen
Ethnographie und Sprachgeographie
Sprachenharmonien waren nur Sammlungen meist des Vaterunser richtige Angaben uumlber Sprachen waren schon mehr So unter anderem von
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) etymologische Versuche von durchschnittlicher Intelligenz postum veroumlampentlicht Er beschaumlftigte sich schon mit Altkeltisch und Germanisch er regte zu empirischer Forschung an und schrieb auch dem Zaren Peter dem Groszligen 1713 dass saumlmtliche Spra-chen des russischen Reichs dokumentiert werden sollten Leibniz erlebte es nicht mehr aber die russischen Zaren nach und nach in die Wege
Philip Johan von Strahlenberg (geb Tabbert 1676-1747) [SEHR LANGER TITEL] (1730) enthaumllt wertvolle Angaben uumlber uralische und al-taische Voumllker und Sprachen ordnet in die erste groszlige Gruppe der ldquoboreo-orientalischenrdquo Sprachen das Mordwinische Tscheremissische Permische Wotjakische Wogulische und Ostjakische () ein die richtigerweise fuumlr Ver-wandte des Ungarischen Finnischen Lappischcen und Estnischen gehalten werden
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
Geschichte der Sprachwissenschaft I
45
sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
50
Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Polyglotte Kompilationen
Pater Simon Pallas (1741-1811) von Zarin Katharina der Groszligen mit der Herausgabe der Ergebnisse von ihr initiierter Forschungen betraut darin gibt es Wortlisten von 285 Woumlrtern die 51 europaumlische und 149 asiatische Sprachen umfasst von denen mittlerweile einige ausgestorben sind Es gibt eine spaumltere revididerte Ausgabe
Johann Christian Adelung (1732-1806) Mithriades oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater unser als Sprachprobe in bey nahe fuumlnfhundert Sprachen und Mundarten (4 Baumlnde Berlin 1806-1817) Weiter Werke Ade-lungs umfassen Umstaumlndliches Lehrgebaumlude der deutschen Sprache zur Erlaumluterung der deutschen Sprachlehre (1782) etc
Erste Schritte zur systematischen Sprachvergleichung
Hiob Ludolf (1624-1704) Begruumlnder der Aumlthiopistik erkannte die Verwandtschaft des Amharischen und des Gersquoez mit dem Arabischcen und Hebraumlischen
Martin Fogel (1634-1675) Arzt und Philosoph erkannte die Verwandt-schaft des Finnischen mit dem Ungarischen De Finnicae linguae indole obser-vationes (1669 unveroumlampentlicht)
Johann Eberhard Fischer (1697-1771) De origine Ungarorum mit einer tabula harmonica linguarum (1770 gedruckt)
Jaacutenos Sajnovics (1700-1785) Demonstratio idioma Ungarorum et Lap-ponum idem esse (Kopenhagen 1770) methodisch anspruchsvolle Beweis-fuumlhrung ua mittels 150 Wortgleichungen sowie grammatischen Parallelen in Wortbildung und Flexion
Saacutemuel Gyarmathy (1751-1830) A2nitas lingae Hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice demonstrata nec non vocabularia dialectorum tatari-carum et slavicarum cum hungarica comparatu (Goumlttingen 1799)
Trotz geringerer Texttiefe als beim Indogermanischen ldquoentstandrdquo die vergleichende Sprachforschung beim Finnisch-Ugrischen weil man wohl ge-
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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sehen hat dass diese Sprachen nicht zum Indogermanischen passen und man vielleicht neugierig geworden ist
Adam Smith (1723-1790) Philosoph und Nationaloumlkonom Considera-tions Concerning the First Formation of Languages and the Di3erent Genius of Original and Compounded Languages Erstmals gab es hier eine typologische Unterscheidung von Sprachen also nicht genealogisch Englisch ist fuumlr ihn zB ldquocompoundedrdquo weil es aus Altfranzoumlsich und Altsaumlchsisch entstanden ist das Lateinische aber ldquooriginalrdquo weil es keine Mixtur ist etc
Lorenzo Hervaacutes y Panduro (1735-1809) Idea dell universo che conti-ene la storia della vita delrsquouomo elementi cosmograci viaggio estatico al mondo planetario e storia della terra (21 Baumlnde 1778-1787) In Band 17 wird eine Beobachtung uumlber alle bekannten Sprachen ihre Zusammengehoumlrigkeit und ihre Verschiedenheit gemacht Bis inklusive Band 21 geht es um Sprache in diesem Band ist das Vaterunser in 307 Sprachen gesammelt mit ausfuumlhrli-chen lexikalischen Anmerkungen und grammatischer Analyse (Mor-phemuumlbersetzung) versehen zB Nahuatl (Aztekisch) die Passage ldquounser taumlgliches Brot gib uns heuterdquo siehe Folie An der Schwelle zur deskriptiven Sprachwissenschaft Erweiterte spanische Ausgabe Cataacutelogo de las lenguas de las naciones conocidas y enumeracioacuten divisoacuten y clases de estas seguacuten la diversi-dad de sus idiomas y deialectos Das italienische Werk war gelungener das spanische erklaumlrt weniger Er hinterlieszlig auch jede Menge unvollendeter Schriften
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
48
Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
Geschichte der Sprachwissenschaft I
49
1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
50
Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Das 18 und das 19 Jahrhundert
Laut Luschuumltzky ist der Grund dafuumlr dass sich bis zum 19 Jahrhundert kaum ernsthafte Untersuchungen zur Sprache entwickelten dass sie ein un-mittelbares Instrument ist und es gar nicht so leicht ist sich davon zu loumlsen sodass man ein Objekts-Subjekts-Verhaumlltnis hat wodurch man sie erst richtig untersuchen kann
Sprachursprungstheorien
Es gab immer wieder verschiedenste Vermutungen uumlber den Ursprung der Sprachen zB religioumlse Gott bringt Adam bei wie alle Dinge heiszligen Dann musste man erklaumlren warum nicht alle Hebraumlisch sprechen dazu gab es dann die Babylonische Sprachverwirrung Im Mittelalter mit seinem christlichen Dogma war diese Theorie sehr praumlsent
Trotz dieses dogmatischen Drucks gab es einige Menschen die sich getraut haben eigene Meinungen zu formulieren Hier gibt es verschiedene Theorien dass Sprache aufgrund von Zurufen bei der Jagd durch Koordina-tion bei der Arbeit oauml entstanden ist Auch gibt es eine Theorie dass Spra-che urspruumlnglich gestikuliert wurde man in der Nacht aber einen Ersatz brauchte Diese Ursprungstheorien wurden hauptsaumlchlich in der Aufklaumlrung erdacht
Jean-Jacques Rousseau (1702-1778) Essai sur lrsquoorigine des langues ougrave il est parleacute de la Meacutelodie et de lrsquoImitation musicale (Paris 1781) Interjek-tionstheorie phylogenetisch erste sprachliche Aumluszligerungen als Ausdruck von Leidenschaften
Eacutetienne Bonnot de Condillac (1715-1780) Essai sur lrsquoorigine des connois-sances humaines ouvrage ougrave lrsquoon reduit agrave un seul principe tout ce qui concerne lrsquoentendement humain(Amsterdam 1746) unter dem Einuss der englischen Aufklaumlrungsphilosophie (Empirismus) speziell John Lockes (1632-1704) An Essay Concerning Humane Understanding (London 1690) book III On Words Sprachentwicklung aus Gestik und Mimik
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Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
Geschichte der Sprachwissenschaft I
51
Johann Gottfried Herder (1744-1803) Abhandlung uumlber den Ursprung der Sprache welche den von der Koumlnigl Academie der Wissenschaften fuumlr das Jahr 1770 gesetzten Preis erhalten hat (Berlin 1772) darin vier ldquoNaturge-setzerdquo natuumlrlich keine wirklichen Naturgesetzte sondern eher Postulate
bull ldquoErstes Naturgesetz Der Mensch ist ein freidenkendes taumltiges We-sen dessen Kraumlfte in Progression fortwuumlrken [sic] darum sei er ein Geschoumlpf der Sprache [hellip]
bull Zweites Naturgesetz Der Mensch ist in seiner Bestimmung ein Geschoumlpf der Herde der Gesellschaft die Fortbildung einer Sprache wird ihm also natuumlrlich wesentlich notwendig [hellip]
bull Drittes Naturgesetz So wie das ganze menschliche Geschlecht unmoumlglich eine Herde bleiben konnte so konnte es auch nicht eine Sprache behalten Es wird also eine Bildung verschiedener National-sprachen [hellip]
bull Viertes Naturgesetz So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht ein progressives Ganzes von einem Ur-sprunge in einer groszligen Haushaltung ausmacht so auch alle Spra-chen und mit ihnen die ganze Kette der Bildungrdquo
Da es so viele Theorien uumlber den Ursprung der Sprache gab war es teilweise sogar unerwuumlnscht neue zu veroumlampentlichen da anscheinend der ldquoMarktrdquo schon gesaumlttigt war
Entdeckung des Altiranischen (Avestisch und Altpersisch)
Arabische und syrische autoren berichten zum Teil ausfuumlhrlich uumlber den Abasta des Zardusht geben aber nur uumlber religioumlse INhalte Auskunft und nicht uumlber die Sprache (Avesta lt mpers abesdāg u zand lsquoText und Kommen-tarrsquo) Ein Manuskript des Yasna (lsquoOpferrsquo wichtigste Textsammlung des Av-esta) gelangt 1633 nach Canterbury
Pietro de la Valle (1586-1632) Reisebeschreibung (von Jerusalem nach Indien durch Syrien und ganz Persien) in Form von 54 Briefen an einen Freund [langer Titel] Er berichtet unter anderem uumlber Inschriften in Perse-polis
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
Geschichte der Sprachwissenschaft I
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Thomas Hyde (1636-1703) gab eine Historia religionis veterum Persarum (Oxford 1700) heraus und rief zur Beschaampung und Sammlung avestischer Handschriften auf 1723 beschaampt ein gewisser George Boucher aus Surat eine Handschrift des Vendidad Sadeh fuumlr Oxford Die Briten setzten sich zunaumlchst eher mit der religioumlsen Seite der altpersischen Kultur auseinander
Abraham Hyacinthe Anquetil du Perron (1731-1805) reist 1754 nach Suart erwirbt avestische und andere Handschriften und laumlsst sich von einem Destur (Oberpriester) eine neupersische Uumlbersetzung des Avesta dik-tieren kehrt 1761 mit 180 Handschriften nach Paris zuruumlck Er gilt als ei-gentlicher Begruumlnder der Iranistik im Abendland Sein Hauptwerk wurde von Johann Friedrich Klenker auf Deutsch uumlbersetzt es gab auch eine lateinische Uumlbersetzung der Upanischaden es begann ein Einuss der oumlstli-chen Kulturen auf Europa (Goethe ldquoEx oriente luxrdquo) Das alles ist der Aufklaumlrung zu verdanken Luschuumltzky ldquoMan muss Aufklaumlrung wie Demokratie taumlglich erkaumlmpfen Jedes Mal wenn man ein Horoskop in einer Zeitung sieht muss man weiterblaumltternrdquo
Entdeckung des Altindischen (Sanskrit)
Filippo Sassetti (1540-1588) berichtet in einem Brief von seinem Aufenthalt in Goa dass im Sanskrit ldquosono molti dersquo nostri nomi e partico-larmente dersquo numeri il sei sette otto e nove Dio serpe et altri assairdquo
Johann Ernst Hanxleden (SJ 1681-1732) wirkte von 1699 bis zu seinem Tod in der malabarischen Mission und schrieb die erste westliche Sanskritgrammatik (nie gedruckt) Grammatica Granthamia seu Samscrdumica (granth lsquoknuumlpfen binden verfassen kompilierenrsquo)
Johann Philipp Wesdin (1805 gest) von 1776 bis 1789 in malabar taumltig verfasste teilweise in Malayāḷam einheimische Grammatiken und die erste gedruckte Sanskrit-Grammatik sowie Abhandlungen uumlber die Aumlhn-lichkeit des Altpersischen mit Sanskrit und germanischen Sprachen
William Jones (1746-1794 manche nennen ihn ldquothe father of modern linguisticsrdquo) studierte in Oxford neben Latein Griechisch Hebraumlisch und Ara-bisch auch Persisch schrieb eine Grammar of the Persian Language (London
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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1771) Er inaugurierte 1786 in einem Vortratg (Third Discourse gedruckt 1788) die Indogermanistik
Indologie Typologie Sprachgeographie im fruumlhen 19 Jhdt
Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) war nach Jones der erste groszlige Sanskritist er lernte in Kalkutta Sanskrit gab auch eine Grammatik heraus und die erste Ausgabe von Pāṇinis Werk Pāṇinis acht Buumlcher gramma-tischer Regeln (Kalkutta 1809 auf Deutsch)
Die Gebruumlder Friedrich Schlegel (1772-1829) und August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ersterer studierte in Paris Sanskrit und verfasste ein Buch uumlber die Sprache und Weisheit der Indier Er unterscheidet darin ldquoHauptgattungen der Sprachen nach ihrem inneren Baurdquo und ldquoSprachen durch Axardquo ldquoSprachen durch Flexionrdquo Sein Bruder war der erste Professor fuumlr Indologie im deutschen Sprachraum er verwendet als erster Begriamp wie synthetisch und analytisch als sprachtypologische Begriampe und schaampt ein Klassikationsschema Diese Untersuchungen zur Typologie waren die naumlchsten 100 Jahre lang sehr einussreich
Adriano (Adrien) Balbi (1782-1848) war kein Sprachwissenschaftler aber er hat einen ethnographischen Atlas der Erde veroumlampentlicht nicht nur synchron sondern auch historisch er organisierte das nach Sprachen (Paris 1826) Als Vorwort gab schrieb er uumlber die Wichtigkeit des Sprachstudiums fuumlr viele Disziplinen auszligerdem sammelte er weltweit Schriften und fuumlhrte sie im Werk auf
Grundlegung der vergleichenden Sprachwissenschaft
Rasmus Kristian Rask (1787-1832) war einer der maszliggeblichen fruumlhen Sprachforscher Er verfasste die erste systematische Darstellung des Altnordischen (Kopenhagen 1832) in Island entsteht in einem Werk ein Nachweis der Regelmaumlszligigkeit von Lautentsprechungen der skandinavischen Sprachen und des Lateinischen und Griechischen (Germanische Lautverschie-bung) Er vermutete als erster die Zugehoumlrigkeit der keltischen Sprachen zum indogermanischen Sprachstamm (1839 von Franz Bopp bewiesen) Ab 1816 sammelte er im Iran in Indien und Ceylon Manuskripte Dass das Grimmrsquos
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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Law nicht Raskrsquos Law heiszligt liegt einfach daran dass Grimm in Deutschland war und publiziert hat Rask in Island aber fruumlher draufgekommen ist
Franz Bopp (1791-1867) war ein Gelehrter anderer Machart ldquoder deut-sche Typus des Stubengelehrtenrdquo Wilhelm von Humboldt lernte Sanskrit von Bopp 1816 veroumlampentlichte in Frankfurt ein Werk uumlber das Konjugationssys-tem des Sanskrit und verglich diese mit jenen des Griechischen des Lateinischen des Persischen und des Germanischen Das war der Grundstein der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft auch viele andere Abhand-lung zum Altindischen und zu im Prinzip allen Zweigen des Indogerman-ischen
Diese Zeit war ein Quantensprung fuumlr die Sprachwissenschaft die Werke von Rask Bopp Grimm und Jones haben sehr viel weitergebracht
Allg Sprachwissenschaft und -typologie im fruumlhen 19 Jhdt
August Ferdinand Bernhardi (1769-1820) Sprachlehre in zwei Teilen Reine Sprachlehre (Berlin 1801) Angewandte Sprachlehre (Berlin 1803) An-fangsgruumlnde der Sprachwissenschaft (Berlin 1805) beeinusst Wilhelm von Humboldt und den Gebruumlder Schlegel Er unterschied also schon zwischen ldquoreinerrdquo und ldquoangewandterrdquo Sprachlehre
Wilhelm von Humboldt (1767-1834) Politiker und Diplomat Leiter des Kultur- und Unterrichtswesens im Preuszligischen Innenministerium ini-tiiert ab 1809 eine Reform der Universitaumlten 1810 Gruumlndung der seit 1949 nach ihm benannten Berliner Universitaumlt Einfuumlhrung humanistischer Gym-nasien etc daneben einer der einussreichsten Sprachforscher aller Zeiten Schwerpunkte der Humbdoldtschen Sprachbetrachtung Dynamismus (Sprache ist ἐνέργεια nicht ἔργον also ein dynamisches und kein statisches Gebilde Primat der gesprochenen Sprache uumlber die geschrieben) Sprache praumlgt das Weltbild (Prinzip der inneren Sprachform) typologischer Ansatz (Sprachtypen isolierend agglutinierend (ektierend einverleibend) Uumlber die Ver-schiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Ein(uszlig auf die geistige En-twicklung des Menschengeschlechts (postum Berlin 1836) Schrifen uumlber das Altjavanische Baskische uumlber ozeanische Sprachen
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