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DOI: 10.1111/j.1610-0387.2007.06098.x Leitlinien 807

© Dt. Dermatologische Gesellschaft • Journal compilation © Blackwell Verlag, Berlin • JDDG •1610-0379/2007/0509-0807 JDDG | 9˙2007 (Band 5)

1 DefinitionDer Begriff Hypertrichose bezeichneteine für die jeweilige Körperregion unty-pisch starke Behaarung. Hypertrichosenkönnen generalisiert, umschrieben, imRahmen von Genodermatosen oder alsHirsutismus auftreten.Zu den generalisierten Hypertrichosengehören die kongenitale und erworbeneHypertrichosis lanuginosa sowie konsti-tutionelle Hypertrichosen. Bei neu auf-tretenden generalisierten Hypertricho-sen sollten endokrin aktive Tumorenoder Paraneoplasien ausgeschlossen wer-den. Die umschriebenen Formen lassensich einteilen in angeborene, wobei hiermeist nävoide Veränderungen eine Rollespielen, und erworbene Hypertrichosen.Medikamentös induzierte Hypertricho-sen können sowohl lokalisiert, als auchgeneralisiert in Erscheinung treten.Wenn die Induktion des Haarwachs-tums durch eine androgene Wirkungausgelöst wurde, findet sich die ver-mehrte Behaarung vor allem in andro-genabhängigen Arealen, wie z. B. entlangder Linea alba und den Oberschenkelin-nenseiten.Hypertrichose, Androgenisierung, Hir-sutismus und Virilisierung müssen un-terschieden werden.• Hypertrichose bezeichnet eine allge-

meine, untypisch starke Behaarungmeist ohne Bevorzugung androgen-abhängiger Regionen.

• Bei Androgenisierung handelt es sichum das Auftreten von Seborrhoe,androgenetischer Alopezie, Hirsutis-mus und Akne (SAHA-Syndrom).

• Als Hirsutismus wird die patholo-gisch vermehrte Körperbehaarung

vom männlichen Muster bei der Fraubezeichnet. Unter Virilisierung (Ver-männlichung) versteht man eine all-gemeine Differenzierung des weibli-chen Körpers in die männlicheRichtung.

• Virilisierungserscheinungen sindmännlicher Phänotyp mit kräftigerMuskulatur, Klitorishypertrophie,Vertiefung der Stimme und gelegent-lich Unterentwicklung der Mam-mae, des Uterus, der äußerlichen Ge-nitalien und Amenorrhoe.

Die Diagnostik und Therapie des Hir-sutismus ist nicht Gegenstand dieserLeitlinie.Zur Behandlung der Hypertrichosen ste-hen eine Reihe von Therapieverfahrenzur Verfügung. Diese lassen sich in me-chanische, chemische, elektrische, to-pisch-medikamentöse und das Verfahrender selektiven Photothermolyse eintei-len.

2 Therapie der HypertrichosenDie Therapie der Hypertrichosen isthäufig schwierig. Im Vordergrund stehtdie Behandlung möglicher zugrundelie-gender Ursachen. Meist wird aber einesymptomatische Behandlung durchge-führt.Bei der Enthaarung werden Epilationund Depilation unterschieden. Epilationist die vollständige Entfernung des Haar-schaftes, zum Beispiel durch Zug. Beider Depilation wird, meist durch chemi-sche Wirkstoffe, nur ein Teil des Haar-schaftes entfernt.Mit mechanischen, topisch-medika-mentösen und chemischen Verfahrenlassen sich nur temporäre Erfolge erzie-

len. Mit elektrischen Methoden, der se-lektiven Photothermolyse, Röntgenthe-rapie und operativer Entfernung sindauch permanente Enthaarungen mög-lich. Die Röntgentherapie ist heute ob-solet. Eine chirurgische Intervention bie-tet sich nur in Einzelfällen an.Voraussetzung für eine permanente Ent-haarung ist eine Zerstörung der derma-len Papille und der Wulstregion (Sitz derStammzellen des Haarfollikels). Weiter-hin kritisch betrachtet wird der ge-bräuchliche Begriff der „permanenten“Haarentfernung, der von der amerikani-schen Food and Drug Administration(FDA) als „signifikante Reduktion derAnzahl an Terminalhaaren, die mindes-tens über den Zeitraum eines Haarzykluskonstant bleibt“, definiert wird.

2.1 Mechanischlassen sich Haare durch Wachsbehandlungund Zug oder durch Rasur entfernen.Bei der Wachsepilation wird zwischenHeiß-, Warm- und Kaltwachsen unter-schieden. Beim Heißwachsen wird festesWachs zum Schmelzen gebracht undentgegen der Wuchsrichtung auf das zuenthaarende Areal aufgetragen. Nachdem Abkühlen wird das Wachs ruckartigvon der Haut abgezogen. Dies ist beiDurchführung von Geübten ein sehr ef-fektives Verfahren, da auch Flaumhaareerfasst werden. Beim Warmwachsen wirddas Wachs auf etwa 37 Grad Celsius er-wärmt und in Wuchsrichtung der Haareauf die Haut aufgetragen. Baumwoll-oder Papierstreifen werden über dasWachs gestrichen. Nach dem Erkaltenwird das Wachs entgegen der Wuchsrich-tung parallel zur Hautoberfläche abgezogen.

Leitlinie

Therapie der Hypertrichose

Therapy of hypertrichosis

Christian Kunte, Hans Wolff, Christina Gottschaller, Ulrich Hohenleutner

RedaktionProf. Dr. Hans Christian Korting,

München

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Kaltwachs liegt in Pasten- oder Gel-form vor. Das Vorgehen entspricht demdes Warmwachsens. Das Auftragen desKaltwachses kann mitunter mühevollsein. Vornehmlich werden kräftige Ter-minalhaare herausgezogen, kurze feineVellushaare können im Haarkanal ver-bleiben. Vorteil des Wachsens ist, dassdie enthaarten Areale für mehrere Tagehaarfrei sind und dass größere Flächenauf einmal behandelt werden können.Nachteilig sind die vor allem bei Un-geübten auftretende Schmerzhaftigkeitund die Möglichkeit von Follikulitiden.Durch Zug können einzelne Haare auchmittels Pinzette entfernt werden. DiesesVerfahren ist allerdings schmerzhaft undzeitaufwendig, so dass es sich nur fürkleine Flächen wie die Augenbrauen,Oberlippe und Kinn eignet. Eine andereMöglichkeit ist der Einsatz technischerGeräte. Bei diesen Geräten bewegen sichz. B. Rollen so gegeneinander, dass beimÜberfahren der Haut Haare ausgezogenwerden. Es eignet sich zur Anwendungim Extremitäten- oder Bikinibereich.Auch diese Enthaarungsmethode istschmerzhaft, Follikulitiden sind häufig.Ein häufig in arabischen Ländern ge-nutztes klassisches mechanisches Ent-haarungsverfahren ist die Abrasion. Hier-bei kommen Abrasionshandschuhe oder-steine zum Einsatz. Durch rhythmi-sches und gegenläufiges Überstreichender Haut werden die Haare geknickt bissie abbrechen. Es ist ein mühsames undnur mäßig effektives Verfahren, da nurder Teil des Haarschaftes entfernt wird,der aus der Haut ragt.Mit Hilfe der Rasur lassen sich Haareebenfalls auf mechanischem Wege tem-porär entfernen. Vorteil ist die einfacheund rasche Durchführbarkeit. Nachteilist der nur kurz anhaltende Effekt. NachRasur am Morgen können bereits nach-mittags Haare sichtbar werden. Beson-ders im Bikinibereich, wo die Haare ge-kräuselt wachsen, kann es nach Rasur zuFollikulitiden kommen.

2.2 Chemischlässt sich eine Hypertrichose durch Blei-chung der Haare und somit Reduktiondes Kontrastes von Haut zu Haar kosme-tisch verbessern. Eine chemische Depila-tion lässt sich unter anderem mit Thio-glykolaten erreichen. Das Prinzip dieserBehandlung beruht auf der Hydrolysevon Disulfidbrücken im Haarschaft. DerHaarschaft wird durch Disulfidbrücken

stabilisiert, die zwischen Zysteinmo-lekülen im Haarschaft aufgespannt sind.Der Haarschaft besteht zu 15 % aus derAminosäure Zystein, wohingegen dieEpidermis nur zu etwa 2 % aus Zysteinbesteht. Der Einfluss der Thioglykolateauf die Epidermis ist somit gering. Nacheiner gewissen Einwirkzeit können dieHaarreste von der Haut geschabt oderabgewaschen werden. Da der Ansatz-punkt der Auflösung des Haarschaftes inder Tiefe des Haarkanals unterhalb derKeratinisierungszone des Haarschaftesliegt, ist der Enthaarungseffekt für einigeTage anhaltend. Nachwachsende Haaresind meist nicht so stoppelig wie nach ei-ner Rasur. Nicht selten kommt es bei al-kalischen Präparaten und zu langer Ein-wirkzeit zur Hautirritation. Auchallergische Kontaktekzeme sind möglich.Zur Entfernung sehr kräftiger Terminal-haare, zum Beispiel Barthaare bei Män-nern, sind Thioglykolate aufgrund deslangsamen Wirkungseintritts nicht ge-eignet.

2.3 Ein medikamentöses Verfahrenzur Behandlung der Gesichts-Hyper-trichose der Frau (verstärkte Behaarungan Oberlippe, Wangen und Kinn) stelltdie Inhibition der Ornithindekarboxy-lase durch Eflornithin-Creme dar. DasEnzym Ornithindekarboxylase kataly-siert die Reaktion von Ornithin zu Pu-trescin. Polyamine wie Putrescin, Sper-midin und Spermin sind Bestandteilealler lebenden Zellen. Sie spielen einewichtige Rolle bei der Regulation vonZellwachstum und Differenzierung,auch im Haarfollikel.In zwei grossen randomisierten, plazebo-kontrollierten Studien an insgesamt 596Frauen mit Hypertrichose im Gesichtkonnte gezeigt werden, dass zweimal täg-lich äußerlich aufgetragene Eflornithin-Creme in der Lage ist, das Haarwachs-tum zu hemmen. Etwas vereinfacht kannman sagen, dass 1/3 der Frauen sehr gutauf die Creme anspricht, 1/3 mittelstarkund 1/3 gar nicht. In welche Gruppe diejeweilige Patientin gehört, kann in derRegel bereits nach 8 Wochen Anwen-dung entschieden werden.Nach Absetzen der Behandlung geht derBehandlungsnutzen innerhalb von 8Wochen wieder verloren. Als Nebenwir-kung wird von etwa 5 % der FrauenBrennen, Stechen und Kribbeln derHaut, sowie akneartiger Hautausschlag,angegeben.

2.4 Bei der Elektrolysehandelt es sich um eine Gewebezer-störung durch Natriumhydroxid, wel-ches bei niedriger Stromstärke aus Koch-salz und Wasser im Haarfollikel entsteht.Die chemische Reaktion und die davongefolgte Gewebsdestruktion benötigt 30bis 60 Sekunden und ist somit relativzeitintensiv.Nur mit Hilfe einer Mehrnadeltechniklassen sich in einer Sitzung größereAreale behandeln. Aufgrund des langenStromflusses kann die Behandlungschmerzhaft sein. Bei der Thermolysehandelt es sich um kurzzeitige, hochfre-quente Stromflüsse, also um eine meistunipolare Diathermie. Bei Verwendungeiner manuellen Technik werden relativgeringe Intensitäten der oszillierendenStröme verwendet. Die Einwirkzeit istmit 3 bis 20 Sekunden relativ lang. DieEpilation mittels Elektrolyse und Ther-molyse ist nur bei Anagenhaaren effektiv.Nur bei ihnen kann die Epilationsnadelso tief in den Haarkanal gesteckt werden,dass sowohl dermale Papille als auchWulstregion chemisch oder thermischdestruiert werden.Damit bei der Behandlung nur wach-sende Anagenhaare epiliert werden,empfiehlt sich drei bis fünf Tage vor demEpilationstermin eine Rasur. Alle nach-wachsenden Haare befinden sich dannim Anagenstadium und sind somit einerEpilation zugänglich. An Nebenwirkun-gen können Entzündungen und bei zuintensiver Therapie auch Narben auftre-ten.

2.5 Laser- und LichtepilationDie Elektrolyse sowie Elektrothermolyseist derzeit die einzig sicher permanenteEnthaarungsmöglichkeit, allerdings sehrzeitaufwändig und deutlich schmerzhaft.Demgegenüber steht die selektive Photo-thermolyse mittels Lasern oder Blitzlam-pen, die zwar meist keine lebenslangdauerhafte Epilation bewirkt, aber eineje nach System, Haarfarbe und Haar-dicke mehr oder weniger stark ausge-prägte, unterschiedlich lang anhaltendeHaarreduktion erzielt. Die Behandlungist schnell, effektiv und je nach Systemauch schmerzarm, muss jedoch meist re-gelmäßig wiederholt werden.

2.5.1 Theorie der PhotoepilationWelche Struktur(en) im Follikel zerstörtwerden müssen, um eine längerfristigeEpilation zu erzielen, ist bisher nicht

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endgültig geklärt. DiBernardo et al. sindder Ansicht, dass sowohl der Haarbulbusals auch die Wulstregion zerstört werdenmüssen, da beide Regionen pluripotenteStammzellen enthalten und somit zurRegeneration des Haarfollikels zur Ver-fügung stehen. Nach Kolinko et al. müss-ten die Papille, die Wulstregion und auch die Wurzelscheiden zerstört wer-den. Tope geht von einer „permanenten“Follikelzerstörung aus, wenn nur die in-trafollikulären Stammzellen (Wulst) irre-parabel geschädigt werden, da diese aufmesenchymale Signale der dermalen Pa-pille hin die Anagenphase initiieren undzur Produktion einer Haarfaser führen.Dies leitet er von der Beobachtung ab,dass bei entzündlichen Prozessen, dieden mittleren Follikel betreffen (Lichenplanopilaris), eine vernarbende Alopezieeintritt, wohingegen dies bei den Bulbusbetreffenden entzündlichen Prozessen(Alopecia areata) nicht der Fall ist. NachRoss et al. induziert die Zerstörung desBulbus sowohl die Katagen- und dieTelogenphase, so dass die Haare in glei-cher Anzahl, allerdings heller und dünnernachwachsen, während die Zerstörungder Wulstregion eine Miniaturisation imSinne „vellusartiger“ Haare induziert.Übereinstimmend besteht die Ansicht,dass Follikel am einfachsten während derfrühen Anagenphase inaktiviert werdenkönnen, da hier der Bulbus in der Näheder Wulstregion, also oberflächlicherliegt und somit leichter erreicht werdenkann. Zusammenfassend kann die Photoepila-tion also sowohl ein langsameres Nach-wachsen der Haare als Folge der Syn-chronisation des Haarzyklus in derTelogenphase als auch eine „follikuläreMiniaturisierung“ als Folge der photo-thermischen Schädigung bewirken, beikompletter Follikelzerstörung sogar einepermanente Alopezie.Grundlage der Photoepilation ist die Ab-sorption des eingestrahlten Lichts in pig-mentierten Strukturen des Haarfollikelsund somit eine thermische Schädigungbzw. Zerstörung desselben. Zielchromo-phor ist das in braunen und schwarzenHaaren vorliegende Eumelanin. Das inblonden und roten Haaren vorliegendePheomelanin unterscheidet sich in sei-nem Absorptionsmaximum, so dassdiese Haare auf eine Lasertherapie kaumbzw. gar nicht ansprechen, was ebensofür die (unpigmentierten) hellgrauenund weißen Haare gilt.

Für das Zustandekommen einer selekti-ven Absorption im Haarfollikel mussalso einerseits dieser (bzw. das Haar) aus-reichend pigmentiert sein, und anderer-seits müssen die verwendeten Bestrah-lungsparameter ermöglichen, dassgenügend Energie im Follikel deponiertwird. Längere Wellenlängen zwischen700 und 1000 nm dringen tief in dieDermis ein, können also die Follikel er-reichen und werden auch noch ausrei-chend vom Zielchromophor Melaninabsorbiert (Raulin et al.). Große Fleck-durchmesser erhöhen die effektive Ein-dringtiefe noch weiter. Die optimalenImpulsdauern sind nicht genau bekannt,wohl auch je nach Gerät und Wellen-länge unterschiedlich, dürften aber imMillisekundenbereich (einige ms bis100 ms) liegen.

2.5.2 Geräte zur PhotoepilationDer gepulste Rubinlaser eignet sich fürdie Epilation, da das applizierte Laser-licht bei einer Wellenlänge von 694 nmund Impulsdauern bis zu 5 ms imZielchromophor Melanin (im Haarfolli-kel, allerdings auch in der Epidermis) be-sonders gut absorbiert wird. Die Be-handlung erfolgt daher im Idealfall unterSchutz der Epidermis mittels einesgekühlten Handstückes. Dennoch hatsich der Rubinlaser wegen der aufgrundder epidermalen Schädigung höherenNebenwirkungsfrequenz (Hypo- undHyperpigmentierungen) nicht als Gerätder ersten Wahl für die Epilation durch-gesetzt.Alexandrit Laser (755 nm): Bei einerWellenlänge von 755 nm wird das Laser-licht weniger im epidermalen Melaninabsorbiert. Im Vergleich zum Rubinlasermit 694 nm Wellenlänge wird bei 755nm 20 % weniger Energie im Melanin,dafür aber mehr Energie im Oxyhämo-globin absorbiert. Das Risiko epiderma-ler Schäden ist also geringer, insbeson-dere bei dunkleren Hauttypen. Dies wirdwie beim Rubinlaser durch eine zusätzli-che Kühlung der Epidermis während derBehandlung unterstützt. Der Fleck-durchmesser variiert von 5 bis 12,5 mmund erlaubt die rasche Behandlunggrößerer Flächen.Diodenlaser (800/ 810 nm): Bei derEpilation mit diesem Lasersystem erweistsich die Wellenlänge als Vorteil, da diesezur Genüge im Haarfollikel, nur geringaber in den konkurrierenden Chromo-phoren wie z. B. Oxyhämoglobin oder in

Wasser absorbiert wird. Zudem wird einebis zu 3 mm hohe Eindringtiefe erreicht.Im Gegensatz zum Rubinlaser wird dasLaserlicht kaum in der Epidermis absor-biert, so dass der Diodenlaser auch –wenn auch unter Verwendung niedrige-rer Energiedichten - für dunklere Hautty-pen empfohlen wird. Die langen Impuls-dauern (bis zu 50 ms) und hohenEnergiedichten bedingen auch hier einezusätzlich schmerz- und nebenwirkungs-lindernde epidermale Kühlung.Gepulster Nd: YAG Laser (1064 nm):Mit seiner langen Wellenlänge erreichtder gepulste Nd: YAG-Laser eine sohohe Eindringtiefe (5–7 mm), dass auchbei tiefliegenden Haarfollikeln imZielchromophor Melanin genügend Energie für eine effektive Epilation absorbiert wird. Aufgrund der geringenepidermalen Absorption lässt sich insbesondere auch bei dunkleren Haut-typen (IV–VI) eine nebenwirkungsarmeEpilation erzielen (FDA-Zulassung auchfür Hauttypen IV–VI). Unerlässlich isteine Oberflächenkühlung, die derSchmerzhaftigkeit und dem Auftretenvon Nebenwirkungen vorbeugt. Von denLaserepilationsgeräten hat der Nd: YAG-Laser bei sachgerechter Anwendung diegeringste Nebenwirkungsrate, ist jedocham schmerzhaftesten.Hochenergetische Blitzlampen (590–1200 nm): Hochenergetische Blitzlam-pen emittieren ein breites Wellenlängen-spektrum bis ins nahe Infrarot (guteEindringtiefen) und ermöglichen durchdie größten Fleckgrößen aller Photoepi-lationsgeräte (um 5 cm2) eine sehr rascheBehandlung. Für die Epilation wird typi-scherweise ein cut-off- Filter bei 600 nmgewählt, um kürzere, in der Epidermisabsorbierte Wellenlängen auszublenden.Die möglichen Impulsdauern liegen zwi-schen 0,5–25 ms, wobei für die Epilationüblicherweise 20 ms gewählt werden.Grundsätzlich ist hier allerdings auf-grund vielfältiger Gerätetypen die An-wendungsempfehlung des Herstellers zubeachten. Zur Behandlung wird einkühlendes Gel angewendet, welches dieLichteinkopplung in die Haut verbes-sert, die Epidermis kühlt und dieSchmerzhaftigkeit reduziert. Grundsätz-lich handelt es sich hier um eine für dieEpilation besonders nebenwirkungsarmesowie für alle Hauttypen geeignete Be-handlungsmethode. Kombinationsgeräte aus Licht undRadiowellen: Diese Geräte sollen auch

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die Behandlung von wenig- oder nicht-pigmentierten Haaren erlauben. Die Da-tenlage hierzu ist noch unvollständig.

2.5.3 Durchführung der BehandlungEine ausführliche Anamnese bezüglichVorerkrankungen (Herpes labialis/ geni-talis), Medikamenteneinahme (v.a.lichtsensibilisierende, Metallsalze, haar-wuchsfördernde), Neigung zu Narben-bildung oder zu Pigmentverschiebungenist erforderlich.Im Rahmen des Aufklärungsgesprächsist der/ die Patient/In über mögliche Nebenwirkungen, wie z. B. Schmerzhaf-tigkeit, Erythem, Ödem, Pigmentver-schiebungen (temporär/ dauerhaft), Fol-likulitiden, Blasenbildung bis hin zurNarbenbildung aufzuklären. Als Vorbe-reitung und während einer Laserbehand-lung sollte der/die Patient/In Sonnenex-position meiden, Solariumsbesucheunterlassen, die störenden Haare nichtmehr wachsen, zupfen oder epilieren,sondern lediglich rasieren. Die diesbe-zügliche Dokumentation erfolgt idealer-weise schriftlich.Gebräunte Patienten sollten (in Abhän-gigkeit vom verwendeten Gerät, Aus-nahme Nd: YAG-Laser, mit Einschrän-kungen auch Diodenlaser oder IPL-Systeme) möglichst nicht oder nur mitreduzierter Energie behandelt werden.Im Zweifel sollte eine Probebehandlungin einem kleinen Areal erfolgen. Kurz vor der Behandlung sollte etwaigesMake up entfernt und das Behandlungs-areal ggf. nochmals rasiert werden. In be-sonders schmerzhaften Lokalisationen,beim Nd:YAG-Laser oder bei empfindli-chen Patienten kann eine vorhergehendeApplikation einer anästhesierendenCreme (z. B. EMLA®) hilfreich sein. Dabei ist unbedingt auf die aufgrund der transdermalen Resorption einge-schränkte Anwendungsfläche sowie aufdie erhöhte Resorption bei Mikrotrau-men zum Beispiel aufgrund vorherge-hender Laserbehandlungen zu achten.Hahn et al. berichten über einen Fall ei-ner lebensbedrohlichen Methämoglobieund intensivpflichtiger Systemtoxizitätnach großzügiger okklusiver Applikationvon EMLA® an beiden Beinen.Selbstverständlich ist ein konsequenter Au-genschutz durch Tragen von Schutzbrillen.Nach Auswahl der geeigneten Parameterunter Berücksichtigung des Hauttypsder Patienten erfolgt dann die entspre-chende Behandlung.

Bei Verwendung der Blitzlampe wird aufdas zu behandelnde Areal ein gekühltesGel appliziert, bei Applikation der Im-pulse empfiehlt sich ein leichtes Andrü-cken des Handstückes auf die Haut so-wie ein gewisser “Overlap“ der Impulse.Andere Lasersysteme verfügen zumeistüber ein integriertes Kühlungssystem,welches den thermischen Schaden derEpidermis reduziert.Nach der Behandlung kann je nach Be-darf gekühlt werden (z. B. mit Eisbeu-teln, Kühlkompressen), der Patient wirdnochmals auf das Meiden von Sonnen-licht hingewiesen. Im Entzündungsfallekönnen desinfizierende Cremes oder an-tibiotische Salben verordnet werden.Bei guter Verträglichkeit lässt sich dieTherapie in 4–6 wöchigen Abständenwiederholen.

2.5.4 NebenwirkungenKurz nach der Behandlung ist zumeistein diskretes Erythem und bisweilenauch ein perifollikuläres Ödem zu sehen.Relativ häufig, je nach Photoepilations-system, sind temporäre Hyper- und Hy-popigmentierungen. Auch kann es zurAusbildung von Follikulitiden, zu Bläs-chen,Krusten und selten zu Närbchen kommen.Seltene Nebenwirkungen sind das Auf-treten einer sog. „paradoxen Hyper-trichose“ im oder neben dem Behand-lungsgebiet (Ursache unbekannt,Patienten mit dunkler Haut undschwarzen Haaren und Hyperandroge-nismus erscheinen insbesondere bei kur-zen Behandlungsabständen unter 4–6Wochen besonders gefährdet) oder einerLeukotrichie (vorübergehend oder per-manent, (Radmanesh et al.).Eine Mitbehandlung melanozytärerNävi im Behandlungsgebiet sollte insbe-sondere bei Vorliegen dysplastischerNävi oder einer familiären Mela-nomanamnese unterbleiben, da Berichteüber Veränderungen bei Nävi nach Pho-toepilation vorliegen (Soden et al.). Pro-vokation eines Lichen ruber im Sinne ei-nes Köbner-Phänomens wurde berichtet(Wimmershoff et al.) und sollte an dieprinzipielle Möglichkeit einer Provokationauch anderer Hauterkrankungen denkenlassen.

2.5.5 ErgebnisseDie vielfältigen Studien zur Laser- undLichtepilation sind aufgrund äußerst un-terschiedlicher Geräte, Behandlungspa-rameter, Haarfarben, Behandlungsareale

und Behandlungsintervalle so gut wienicht vergleichbar. Haarreduktionen un-terschiedlichen Ausmaßes sind mit allengenannten Geräten erzielbar.Für den derzeitigen Stand der Photoepi-lation dürfen folgende Aussagen als all-gemein akzeptiert gelten:- Haarreduktionen zwischen 40 und

80 (-100) Prozent sind nach mehrfa-chen Behandlungen erreichbar

- wiederholte Behandlungen im Ab-stand von 4–6 Wochen oder längerführen zu besseren Ergebnissen

- Die Haarreduktion ist im allgemei-nen nicht permanent, zur Aufrecht-erhaltung des Ergebnisses werden imAbstand von mehreren MonatenWiederholungsbehandlungen erfor-derlich

- Dunkle und dicke Haare sprechenbesser an als dünne und wenig pig-mentierte

- Die Haare wachsen häufig auf Dauerdünner und heller nach

- Eine permanente Epilation ist mög-lich, kann aber nicht versprochenwerden.

Verfahren der KonsensbildungDiese Leitlinie wurde im Auftrag derVereinigung für Operative Dermatologie(VOD) ausgearbeitet. Diese Leitlinieberücksichtigt den aktuellen Stand derLiteratur, allerdings sind die Diagnostikund Therapie des Hirsutismus nicht Ge-genstand der Leitlinie.Autorengremium: Dr. med. C. Kunte(Klinik und Poliklinik für Dermatologieund Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Direktor Prof. Dr.med. Dr. h.c. mult. G. Plewig); Prof. Dr.med. H. Wolff (Klinik und Poliklinik fürDermatologie und Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Di-rektor Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. G.Plewig); Dr. C. Gottschaller (Klinik fürDermatologie, Klinikum der UniversitätRegensburg, Direktor Prof. Dr. med. M.Landthaler); Prof. Dr. med. U. Hohen-leutner (Klinik für Dermatologie, Klini-kum der Universität Regensburg, Direk-tor Prof. Dr. med. M. Landthaler)Erstellungsdatum: 16.01.2006Nächste Überprüfung geplant: Januar2008Interessenskonflikte: KeineStufe: S1ICD-10 Ziffern: Q84.2 kongenitaleHypertrichose; L68.9 HypertrichoseonA; L 68.8 sonstige Hypertrichose

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KorrespondenzanschriftDr. med. C. KunteOberarzt an der Klinik und Poliklinikfür Dermatologie und AllergologieLudwig-Maximilians-Universität MünchenFrauenlobstrasse 9–11D-80337 MünchenE-Mail: [email protected]

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