Was die Märkte wirklich bewegt
Wer sein Vermögen schützen will, glaubt gar nichts,
sondern rechnet mit allem“
(Mayer Amschel Rothschild, Gründer der Dynastie, 1744-1812)
Inhalt
Einleitung……………………………………………………………………………………………..Seite 3
Die wichtigste Investmentregel…………………………………………………………...Seite 4
Die Abgrenzung zwischen dem inneren und dem äußeren Markt………..Seite 4
Der innere Markt lenkt den äußeren…………………………………………………….Seite 5
Die extremen Punkte des Marktes…………………………………………………………Seite 5
Das NYSE Bullish Percent Konzept………………………………………………………….Seite 6
Grundzüge der Point & Figure Technik……………………………..………….……...Seite 8
Der NYSE BPI im Kontext der Point & Figure Technik………………………….…Seite 10
Welche Mannschaft hat den Ball?.............................................................Seite 11
Der Bullish Percent Indikator auf Branchenebene………………..…….…………Seite 12
Beispiel: der volatile Goldminensektor ……………………………….………………..Seite 13
Der schnelle 50-Tage-Indikator……………………………………………………………..Seite 15
Die Praktische Bedeutung des 50-Tage-Indikators……………………………..….Seite 16
Investieren Sie in Relative Stärke …………………………………………………………..Seite 17
Was bedeutet relative Stärke ?..................................................................Seite 18
Schlusswort……………………………………………………………….…………………………..Seite 19
Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser,
gut, dass Sie sich mit Ihrem Anlageverhalten und diesem E-Book kritisch auseinander setzen
wollen. Denn ich bin mir sicher, dass Sie mit dem hier vermittelten Wissens sowohl Ihren
kurzfristigen Anlageerfolg als auch Ihre strategischen Investments deutlich verbessern
werden.
Auf den folgenden Seiten stelle ich Ihnen die Grundzüge eines Konzeptes vor, mit dem Sie
den Aktienmarkt aus einer völlig anderen Perspektive sehen werden. Ich zeige Ihnen, warum
Sie sich niemals nur auf die üblichen charttechnischen Muster und die traditionelle
fundamentale Analyse verlassen dürfen. Dabei werden Sie einen Risikoindikator
kennenlernen, den nur wenige institutionelle Anleger und Hedgefonds-Manager
beherrschen. Dieser wird Sie objektiv und ohne Emotionen dabei unterstützen, dass größte
Probleme des Investors zu lösen: die mühsam erzielte Performance über den nächsten
Abschwung zu retten. Dafür aber wiederum müssen Sie lernen, die riskanten von den
weniger riskanten Marktphasen zu unterscheiden und ob die offensive oder die defensive
Mannschaft aufs Feld gehört
Mit den hier behandelten Indikatoren und Methoden werden Sie bald selbstständig
beurteilen können, was aktuell am Markt wirklich vor sich geht. Dies klingt unbedeutend, ist
aber DIE Voraussetzung um Erwägungen über die zukünftige Marktentwicklung anstellen zu
können.
Auch wenn es vielleicht zu simpel klingt - darauf kommt es an im „Spiel der Spiele“ – um in
der Sprache des legendären Spekulanten Jesse Livermore zu sprechen.
Nach der Lektüre des E-Book werden Sie sehen, dass Grundzüge des Market-Timing möglich
sind - obwohl die Finanzindustrie selbstverständlich Millionen “investiert“ um Sie vom
Gegenteil zu überzeugen.
Falls Sie Fragen zum Thema haben, sich für einen unabhängigen und kostenlosen
Depotcheck oder meine Dienstleistungen wie den Premium Brief, die Vermögensverwaltung
und Beratung interessieren, kontaktieren Sie mich bitte.
Die wichtigste Investmentregel – welche Mannschaft gehört aufs Feld?
Wahrscheinlich befürchten Sie nun, dass ich Sie jetzt mit der in zahllosen Börsenratgebern
vorgestellten Regel „No. 1“ quälen werde: Verliere niemals Geld! Verstehen Sie mich bitte
nicht falsch, diese Regel ist sehr wichtig, aber ich will Ihre Gedanken in eine andere Richtung
lenken.
Der meiner Meinung nach wichtigste Grundsatz für erfolgreiches Trading und sichere
Investments ist das Bestreben zu verstehen, was JETZT im Markt geschieht. Dies ist viel
wichtiger als sich auf vergangenheitsbezogene Chartmuster, die eigene Intuition oder sein
Glück zu verlassen, um dann zu raten, wohin die Kurse in den kommenden Tagen, Wochen
oder Monaten getrieben werden KÖNNTEN. Etwa 80 % der Anleger, ganz egal ob private
Kleinanleger oder institutionelle Investoren, machen den Fehler, die Kurse von Morgen
vorhersagen zu wollen, ohne überhaupt zu wissen, was HEUTE in den Märkten geschieht.
Daher lautet mein wichtigster Ratschlag für Sie, den ich mir in vielen Jahren als
professioneller Marktteilnehmer im Handelsraum unterschiedlicher Geschäftsbanken und
als selbständiger Berater mühsam und teuer erarbeitet habe: verschaffen Sie sich zuerst ein
genaues Bild der heutigen Marktlage - und geben erst dann eine Prognose für einen Titel
oder Index ab.
Mir ist klar, dass diese Behauptung für viele Leser eine Provokation darstellt. Immerhin
haben Banken, Fondsgesellschaften und andere Lobbyisten jahrelang und mit Hilfe von
hohen Marketingbudgets versucht uns vom Gegenteil zu überzeugen. Natürlich nicht aus
reiner Menschenfreundlichkeit, sondern um einen möglichst großen Anteil der ihnen von
Kunden anvertrauten Gelder in teils völlig sinnlose und häufig überteuerte
„Finanzprodukte“ zu lenken.
Aber zurück zu der These das Market-Timing möglich ist. Entsprechend verschiedener
Studien, z.B. der Universität von Chicago, sind etwa 85 % des Risikos eines
Aktienengagements dem allgemeinen Markt geschuldet und nicht dem individuellen Papier.
Dies bedeutet, dass in einem freundlichen Marktumfeld mit einer Wahrscheinlichkeit von 85
% auch die von Ihnen gehaltenen Titel mit nach oben schwimmen. Und umgekehrt natürlich
in einem fallenden Markt nach unten gezogen werden. Genau aus diesem Grund benötigen
Sie einen Indikator der Ihnen zeigt, In welchem Zustand die wichtigsten internationalen
Märkte sich HEUTE befinden. Anhand von systematischen und objektiven Konzepten müssen
Sie sich vor jedem Engagement darüber informieren, ob der Markt von der Nachfrage oder
dem Angebot gelenkt wird. Falls Sie ein sportlicher Typ sind, denken Sie einfach an ein
Fußballspiel und überprüfen Sie, welche Mannschaft den Ball führt. Denn wenn Sie immer
nur nach vorne spielen, auch wenn die gegnerische Mannschaft den Ball hat, werden Sie zu
viele Gegentore einstecken und niemals ein Spiel gewinnen. Oder anders ausgedrückt: an
der Börse gibt es Phasen, in denen Sie offensiv spielen dürfen und andere, in denen Sie die
Abwehr verstärken müssen, um möglichst keine Treffer einzustecken. Spätestens jetzt
werden Sie sich wahrscheinlich fragen, wie Sie es ohne Glaskugel schaffen sollen, sich in
diese Lage zu versetzen und die beiden Phasen auseinander zu halten.
Genau hierfür will ich Ihnen mit diesem E-Book eine kurze und prägnante Einstiegshilfe
geben und Ihnen das Konzept des „inneren Marktes“ verdeutlichen. Damit halten Sie ein
scharfes Schwert in der Hand und sind dem größten Teil der Herde der Marktteilnehmer
einen entscheidenden Schritt voraus - ganz egal, ob es sich um die berüchtigten Manager
von Hedgefonds oder um professionelle Vermögensverwalter handelt.
Die Bedeutung des inneren und des äußeren Marktes
Hätten Sie gewusst das der Aktienmarkt, so wie ihn die Massenmedien und die Mehrheit der
Anleger täglich beobachten, nicht viel mit dem gemein hat, was wirklich am Markt
geschieht? Dies liegt u.a. daran, dass etwa 90 % der Anleger nur die bekannten Indizes wie
den deutschen DAX oder den amerikanischen Dow Jones beachten.
Viele Anleger assoziieren mit dem inneren Markt in erster Linie die Analyse der sogenannten
Advance/Decline-Linie, also das (mengenmäßige) Verhältnis der steigenden zu den fallenden
Aktien. Bei diesem Konzept ist der Markt positiv zu beurteilen wenn mehr Aktien steigen als
fallen. Oder wenn mehr Titel neue Hochs markieren als neue Tiefs.
Aber der innere Markt- wie ich ihn verstehe- geht weit über diese Überlegungen hinaus. Mit
dem hier vorgestellten Konzept sind Sie mit wenigen Indikatoren in der Lage, vorsichtig zu
sein wenn die Masse euphorisch wird. Und umgekehrt zu investieren, wenn nur wenige
hartgesottene den Mut haben nur darüber nachzudenken.
Wie oben schon erwähnt, fokussieren sich etwa 90 % der Anleger auf den äußeren Markt.
Doch was haben wir unter dem äußeren Markt zu verstehen? Der äußere Markt besteht aus
den bekannten und vor allem kapitalgewichteten Indizes wie dem DAX, TECDAX oder Dow
Jones. Diese verzerren aus einem Grund sehr stark das Bild des Aktienmarktes: sie sind
kapitalgewichtet, was zu Folge hat, dass bedeutende Unternehmen „wichtiger“ sind als
unbedeutende. Eine geringe Anzahl von Aktien kann also den Index sehr stark beeinflussen.
Es ist also möglich, dass einige oder sogar alle Titel Ihres persönlichen Portfolios steigen,
obwohl der Leitindex fällt (äußerer Markt). Und natürlich umgekehrt.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis: im Sommer 2013 war der Ölmulti Exxon Mobil der
„schwerste Titel“ des US-Marktes und besaß ein „Gewicht“ von fast vier Prozent im
wichtigen S & P 500 Index. Auf der anderen Seite aber „wiegen“ die 100 kleinsten Werte des
Index sogar weniger als 3 %. Es ist also möglich, daß Sie sich als Anhänger von Nebenwerten
über starke Kursgewinne der 100 kleinsten Titel freuen, während der Leitindex alleine durch
das Schwergewicht Exxon Mobil nach unten gedrückt wird. Und ohne jeden Zweifel werden
die Massenmedien über den starken Kurseinbruch berichten, der Ihnen persönlich gar nicht
geschadet hat.
Der innere Markt lenkt den äußeren
Sie sollten sich also auf den inneren Markt konzentrieren, weil es passieren kann, dass die
Anzahl steigender Aktien um ein vielfaches höher ist als die der fallenden und „der Markt“
trotzdem von den Medien als schwach bezeichnet wird. Und natürlich umgekehrt.
Bevor Sie sich nun fragen, warum die keinesfalls geheime Indexkonfiguration so wichtig für
Ihr Anlageergebnis sein soll, bringe ich die praktische Bedeutung des inneren Marktes jetzt
auf den Punkt:
Der innere Markt zeigt Ihnen die Richtung des äußeren Marktes. Der innere Markt lenkt die
Bewegungen des äußeren Marktes und der bekannten Indizes, die den äußeren Markt
darstellen. Dies bedeutet umgekehrt, dass der innere Markt seine Richtung VOR dem
äußeren ändert. Die großen Trendwechsel und auch die kleineren Umschwünge kann man
mit etwas Übung durch die Analyse des inneren Marktes mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit vorhersagen und daraus großen Nutzen ziehen.
Bekanntlich verbergen sich die größten Chancen und Risiken für uns Anleger an den
extremen Punkten des Marktes, also an den lokalen Hoch-und Tiefpunkten. Diese zu
erkennen und zu nutzen, wird Ihnen durch die Analyse des inneren Marktes ermöglicht.
Achten Sie also auf die lukrativen Signale des inneren Marktes bzw. auf die Divergenzen
zwischen dem inneren und dem äußeren Markt.
Es gibt eine sehr anschauliche Börsen-Anekdote, die einem der Väter der fundamentalen
Analyse, der Investmentlegende Benjamin Graham (1894 bis 1976), zugesprochen wird.
Dieser soll einmal sinngemäß gesagt haben: „Mr. Market“, also die Börse im Allgemeinen,
„versucht Dir jeden Tag ein neues Geschäft anzubieten“, also eine Transaktion von
Wertpapieren. Da aber gute Investitionen eher einige Wochen als nur Tage benötigen um
sich zu entwickeln, braucht ein guter Investor nicht nur ein Gespür für die richtigen Sektoren
und Titel, sondern auch eine Portion Geduld, Disziplin und Durchhaltewillen, um einer
Investition die Chance zu geben, sich überhaupt zu entwickeln.
Die extremen Punkte des Marktes
Die wichtigste Fähigkeit eines guten Investors besteht also darin, jeden Tag aufs Neue zu
entscheiden, ob es HEUTE überhaupt sinnvoll ist ein Geschäft einzugehen. In anderen
Worten: befinden sich heute wir Anleger im Vorteil und dürfen wir versuchen, ein paar
Punkte bzw. Euro auf unser Konto zu lenken? Oder befindet sich „Mr. Market“ im Vorteil
und wir sollten uns defensiv verhalten und lediglich darauf konzentrieren, möglichst keine
Verluste zu kassieren? Dies ist eine der wichtigsten Lektionen an der Börse überhaupt und
eine schmerzhafte Erfahrung, die jeder (ehrliche) Investor mindestens einmal gemacht hat.
Nach einer dynamischen Hausse, an der durchschnittlich etwa 80 % der gehandelten Titel
teilhaben, erkennt man den Trendwechsel nicht rechtzeitig und sieht tatenlos zu, wie sein
Portfolio von „Mr. Market“ zusammengedampft wird. Bei Beachtung der systematischen
Regeln des inneren Marktes wird Ihnen genau das nicht mehr passieren und mit etwas
Übung werden Sie eindeutig die riskanten von den weniger riskanten Börsenphasen
unterscheiden können.
Die wichtigste Voraussetzung um an der Börse Geld zu verdienen ist die Fähigkeit, die
Märkte vollkommen klar und aus einer anderen Perspektive als die Masse der Anleger zu
sehen. Da natürlich kein Investor über die sprichwörtliche Glaskugel verfügt, sollten Sie sich
mit denjenigen Instrumenten im Werkzeugkasten beschäftigen die Ihnen zeigen, was
wirklich im Markt geschieht – den Risikoindikatoren des inneren Marktes. Diese helfen Ihnen
bei richtiger Anwendung klar und systematisch zu erkennen, ob der Aktienmarkt von der
Nachfrage- oder der Angebotsseite gelenkt wird. Die Indikatoren des inneren Marktes zeigen
Ihnen anhand ihres zyklischen Verlaufs, ob wir uns in der Nähe eines oberen oder eines
unteren Wendepunktes befinden, und ob Sie eher kaufen oder verkaufen sollten. Dadurch
lernen Sie diejenigen Phasen kennen, in denen es sich für Sie bezahlt macht, das Risiko etwas
zu erhöhen. Und umgekehrt die Zeiträume, in denen das Chance-Risiko-Verhältnis schlecht
ist und Sie die Finger von der „Kauftaste“ lassen sollten.
Das NYSE Bullish Percent Konzept
Der NYSE Bullish Percent Indikator, abgekürzt NBPI, ist das Herzstück meiner
Investmentstrategie und die unverzichtbare Grundlage für alle Anlageentscheidungen. Ganz
egal ob in meiner ausgewogenen Vermögensverwaltung oder in den moderat spekulativen
Handelssignalen – entgegen der Systematik des NYSE Bullish Percent gibt es bei mir keine
Investment-Entscheidung. Der Indikator wurde Mitte der 1950-er Jahre von Mike Burke,
dem Mitherausgeber der Research-Firma Chartcraft, erstmals vorgestellt. Der Indikator
bezieht sich nicht wie die meisten technischen Indikatoren auf irgendwelche
vergangenheitsbezogenen Daten oder Durchschnitte, sondern er konzentriert sich auf den
wichtigsten Punkt des Marktes: das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage.
Dadurch erhalten Sie einen klaren Überblick, ob der Markt eher vom Angebot oder der
Nachfrage gelenkt wird. Sie sehen völlig klar, ob eher die defensive oder die offensive
Mannschaft aufs Feld gehört.
Der NYSE BPI stellt die Relation zwischen definierten Kauf-und Verkaufssignalen der Point
and Figure Technik dar. Er wird berechnet, in dem alle an der New Yorker Börse gelisteten
Aktien ausgewertet und gezählt werden, wie viele von ihnen sich auf einem Point & Figure
Kaufsignal befinden. Bitte erlauben Sie mir hier einen kleinen Einschub, ich werde später
ausführlicher auf die Grundzüge der P & F Charts zurückkommen: in der Welt der P & F
Charts notiert jede Aktie entweder auf einem Kauf- oder Verkaufssignal, es gibt kein
neutrales „Halten-Urteil“, nur Kauf-oder Verkauf. Die Anzahl der Kaufsignale wird durch die
Gesamtzahl der an der NYSE gelisteten Aktien dividiert und auf 100 Prozent bezogen.
Wenn nun eine größere Anzahl Aktien von einem Point & Figure Verkaufssignal auf ein Point
& Figure Kaufsignal wechselt, so lässt sich daraus folgern, dass in einem gewissen Umfang
Kapital in den Markt fließt. Und natürlich umgekehrt.
Grafik: Der NYSE Bullish Percent als einfacher Linienchart
Quelle: stockcharts.com
In dieser Grafik sehen Sie den Verlauf des NBPI als simplen Linienchart zwischen März 2011
und Februar 2013. Deutlich erkennen Sie, wie der überhitzte Marktzustand des Frühjahrs
2011 mit einem Anteil von über 75 % Kaufsignalen an der New Yorker Börse sehr schnell
durch den Haushaltsstreit und dessen Auswirkungen abgebaut wird. Umgekehrt sehen Sie
aber auch die große und vor allem systematisch wenig riskante Einstiegsgelegenheit im
Oktober 2011. Damals verkündete die US-Notenbank FED die dritte Stufe ihres
Anleihekaufprogramms „QE“ und mit diesem Rückenwind gelang es den Käufern sehr rasch,
den Aktienmarkt wieder unter den Einfluss der Nachfrage zu bringen. Wer mit der Funktion
des Risikoindikators NBPI vertraut war, der erkannte die potentiell hohe Fallhöhe bereits im
Juni und damit einige Wochen vor dem crashartigen Einbruch des Aktienmarktes. Denn wie
Sie am Chart sehen, verschlechterte sich seit dem Frühsommer des Jahres die Marktbreite,
immer mehr Aktien verloren wichtige Unterstützungen und wechselten auf ein P & F
Verkaufssignal. Eine klassische negative Divergenz also –denn die übergeordneten Indizes
handelten nach wie vor in der näheren Umgebung ihrer zyklischen Hochs. Die historisch
günstige und wenig riskante Einstiegsgelegenheit auf der anderen Seite im Oktober 2011
zeigte der NBPI auch sehr deutlich. Damals äußerten sich sowohl die Massenmedien als auch
die Analysten typischerweise sehr skeptisch, obwohl genau zu diesem Zeitpunkt das
objektive Risiko gering war. Der Indikator gab also ein klassisches Einstiegssignal und verließ
die untere extreme Zone bei 30 % zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand etwas von Aktien
wissen wollte. Erfahrene und mit dem Konzept vertraute Investoren konnten also die
damalige untere Umverteilungsphase nutzen und preiswert in den Markt einsteigen, ohne
dabei ein besonders hohes Risiko einzugehen.
Grundzüge der Point & Figure Technik
Grundsätzlich könnte man – mit Einschränkungen - den NYSE BPI auch als simplen
Linienchart verwenden. Die Systematik des Indikators und die Abgrenzung zwischen den
defensiven und den offensiven Marktphasen wird aber viel deutlicher, wenn ich Ihnen den
NYSE BPI als klassischen Point & Figure Charts zeige. Daher lade ich Sie jetzt zu einem kurzen
Ausflug in die Welt dieser Charts ein.
Was unterscheidet die Point & Figure Charts so deutlich von anderen Techniken ?
- P&F-Chart zeigen Ihnen Widerstands- und Unterstützungslevel klar und übersichtlich
an
- Es gibt keine Zeitachse, lediglich Veränderungen werden protokolliert. Neue Monate
werden mit den Ziffern 1-9 bzw. Buchstaben A-C eingetragen.
- Die Umkehr einer X-Reihe in eine O-Reihe oder umgekehrt erfolgt nur, wenn sich der
Kurs der Aktie 3 „Einheiten“ in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Hierdurch
wird irrelevantes Marktrauschen ausgefiltert.
P & F-Charts fallen zunächst einmal durch ihr optisches Erscheinungsbild auf. Sie bestehen
aus wechselnden Säulen, die entweder aus übereinanderstehenden X oder O`s bestehen und
gefilterte Kursinformationen repräsentieren. Es stehen also niemals X und O´s vermischt in
einer Spalte.
Eine weitere Auffälligkeit ist, dass diese Charts keine explizite Zeitachse haben: Ob es in
einem P&F-Chart zu einer Veränderung kommt, hängt im Gegensatz zu herkömmlichen
Börsencharts nicht vom Zeitablauf ab, sondern lediglich von der Frage, ob ein bestimmtes
Preislevel überschritten wird oder nicht.
Ein P&F Chart reflektiert somit den Kursverlauf einer Aktie deutlicher als andere
Chartformen und verwirrt den Betrachter gleichzeitig viel weniger. Es werden die
unbedeutenden Kursbewegungen und „Nebengeräusche“ herausgefiltert und der
übergeordnete Trend klar und sichtbar dargestellt.
Beispiel Gold ETF SPDR
Quelle: stockcharts.com
Sehr gut zeigt Ihnen dieser Chart des Gold ETF SPDR die Vorzüge der P & F Technik. Bitte
beachten Sie die jahrelang intakte aufsteigende Unterstützungsgerade, die Widerstände und
Unterstützungen. Der Chart vermittelt Ihnen deutlich die übergeordnete Preisentwicklung
und filtert die störenden „Nebengeräusche“ heraus. Ebenfalls die Regionen von
Widerständen und Unterstützungen.
Definition des wichtigen Kaufsignals
Wie bereits angedeutet, ist das Grundprinzip der P & F Technik einfach und effektiv: es wird
nur das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage abgebildet. Wenn die
Nachfrage stärker als das Angebot ist, wird der Markt von der Nachfrage gelenkt. Dann ist
der Druck der Käufer größer als der der Verkäufer und der Kurs steigt. In der folgenden
Grafik erkennen Sie eine von unten aufsteigende X-Reihe, die die vorhergehende X-Säule
übersteigt. Aus irgendeinem Grund ist also beim heutigen Preisniveau der Druck der Käufer
größer als früher an dieser Stelle.
Der NYSE BPI im Kontext der Point & Figure Technik
Nach der kurzen Einführung in die Grundzüge der P &F Technik kennen Sie nun das wichtige
Kaufsignal dieser Analyse. Wie eben bereits in der Erklärung des NYSE Bullish Percent –
Konzepts erwähnt, wird hier die Relation zwischen Kauf-und Verkaufssignalen im breiten
Markt der New Yorker Börse (NYSE ) mit 3.500 Werten gezählt und dann in Prozent
ausgedrückt. Je mehr Aktien z.B. von einem Kauf- auf ein Verkaufssignal wechseln, desto
mehr Papiere verlieren wichtige Unterstützungen und geraten unter Druck. Im Chart
erkennen Sie dann eine 0-Säule die Ihnen zeigt, dass der Markt vom Angebot dominiert wird.
Der Abfluss von Kapital wird nicht nur deutlich, sondern auch systematisch visualisiert. Der
breite Markt abseits der bekannten Indizes weicht also quasi von innen her auf und gerät
immer stärker unter den Einfluss des Angebots.
Die entscheidende Frage ist bisher ungeklärt, kann aber von der P & F Systematik gelöst
werden. Die Frage lautet, ab wann ein bestehender Mittelabfluss für Investoren und nicht
nur Trader relevant ist. Denn man möchte sich ja als Anleger nicht bei jeder kleinen
Kursbewegung erneut die Frage stellen, wie nun vorzugehen ist bzw. ob sich gerade ein
neuer Trend etablieren könnte.
Historisch bewährt hat sich hier die Schwelle von 3 Boxen. Wenn also der NYSE BPI Index
über 3 Boxen steigt oder fällt, findet ein Wechsel in eine neue X- oder O-Spalte statt. Eine X-
Spalte steht für steigende Kurse und einen Nachfrageüberschuss, eine 0-Spalte für fallende
Kurse und ein Übergewicht der Verkäufer.
Deswegen stehen in einer Spalte auch entweder nur X oder 0. Entweder sind die Bullen oder
die Bären eindeutig im Vorteil in einer bestimmten Marktphase und entsprechend sollten Sie
agieren. Bevor wir uns aber zu sehr in der Theorie verrennen, schlage ich vor in die Praxis zu
wechseln.
Der NYSE Bullish Percent als P & F Chart
Quelle: stockcharts.com
Kurze Erklärung des Risikoindikators:
An dem oben gezeigten Chart des Risikoindikators NYSE Bullish Percent aus dem Februar
2014 erkennen Sie, dass sich die Anzahl der Kaufsignale deutlich von 76 auf 65 % verringert
hat. Obwohl die wichtigsten US-Indizes in Tuchfühlung mit ihren Hochs handeln, verliert der
innere Markt an Boden und verdeutlicht den aktuellen Kapitalabzug aus dem breiten Markt
abseits der Indizes. Dieser ist ernst zu nehmen, da die kritische Schwelle von drei Boxen
überschritten und die positive X-Spalte sich in eine negative 0-Spalte gedreht hat.
Mindestens 6 % „frische“ Verkaufssignale müssen sich also gebildet haben.
Wichtig in diesem Indikator sind die untere und die obere extreme Zone. Oberhalb von 70 %
gilt der Aktienmarkt als überhitzt und unterhalb von 30 % als überverkauft. Bitte bedenken
Sie aber, dass sich der Risikoindikator überraschend lange in der oberen Zone aufhalten
kann. Dann ist die potentielle Fallhöhe zwar hoch, dies alleine ist aber kein Verkaufsgrund.
Interessant sind viel mehr die Rücksetzer von oben unter die Marke von 70 %. Hier wird in
einem Umfang Kapital aus dem Markt gezogen, der gefährlich werden könnte. Obwohl die
Medien und die Analysten zu diesem Zeitpunkt meist noch optimistisch sind.
Die praktische Bedeutung des Indikators: welche Mannschaft hat den Ball?
Wie schon angedeutet, ist der Indikator keine Glaskugel sondern beschreibt lediglich was
HEUTE im Aktienmarkt passiert. Dies klingt nach wenig, ist aber in Wahrheit eine Menge.
Denken Sie einfach an ein Fußballspiel. Wenn Ihr Lieblingsverein immer zu 100 % offensiv
spielen würde, könnte er wegen der vielen Gegentreffer kein Spiel gewinnen. In der
Investment-Welt ist es ganz ähnlich. Wenn das offensive Team spielt, können Sie versuchen
Ihr Kapital zu vergrößern. Und wenn das defensive Team am Platz ist, sollten Sie sich darum
kümmern Ihr Kapital zu erhalten. Wenn Sie immer und permanent voll investiert wären,
würden Sie in regelmäßigen Abständen einen großen Teil Ihres Kapitals wieder verlieren, da
Kursrückgänge zur Börse gehören und regelmäßig auftreten.
Sie erkennen bestimmt, worauf ich hinaus will. Sie benötigen ein präzises Instrument um zu
entscheiden, ob Sie angreifen oder verteidigen sollten. Denn wie erwähnt, werden in einem
fallenden Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 80 % auch ihre Papiere unter die
Räder kommen. Anders ausgedrückt nutzt es Ihnen wenig, eine fundamental günstige Aktie
gefunden zu haben, wenn der Markt vom Angebot dominiert wird. Dann werden Sie auch
mit der attraktivsten Aktie mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % Verluste erleiden - ganz
egal, wie positiv diese von den Analysten bewertet wird. Die Flut hebt alle Schiffe und die
Ebbe senkt sie dann wieder. Daher sollten Sie sich viel stärker um die Frage kümmern, in
welcher Marktphase wir uns befinden und weniger Zeit in die Suche nach der perfekten
Aktie investieren.
In der Praxis besteht aber das Problem, dass die meisten Anleger nicht wissen ob sie offensiv
oder defensiv spielen sollen, bzw. welche Mannschaft auf das Feld gehört. Mit etwas Übung
und Interpretationsfähigkeit wird der NYSE Bullish Percent Indikator zu DEM Instrument,
welches Ihnen zeigt, ob Sie angreifen oder verteidigen sollen.
Aber das Bullish Percent Konzept bietet einen weiteren wertvollen Aspekt. Mit etwas Übung
erkennen Sie, ob eine gesamte Branche für ein Investment interessant ist – oder ob Sie eher
den Ausstieg aus Ihren Positionen eines Industriezweiges planen sollten.
Der Bullish Percent Indikator auf Branchenebene
Während meiner Berufsjahre im Handelsraum habe ich gelernt, dass die meisten
institutionellen Investoren in der Regel nicht nur die Anteile von z.B. einer einzigen Firma aus
dem Autosektor kaufen, sondern meist gleichzeitig die Stücke mehrerer Autohersteller bzw.
Zulieferer in Europa oder sogar weltweit. Deshalb bewegen sich in der Regel die Aktien einer
Branche tendenziell in die gleiche Richtung und nicht gegenläufig. Dies ist natürlich aus
fundamentaler Sicht und konjunkturellen Überlegungen sinnvoll. An diesem Beispiel
erkennen Sie, dass sich die Titel einer Branche ähnlich wie ein „Micro- Aktienmarkt“
verhalten. Ähnlich wie im übergeordneten breiten Aktienmarkt werden im Sektor die
Indexmitglieder in zyklischen Bewegungen nach oben und wieder nach unten gespült und
pendeln zwischen den überkauften und überverkauften Zuständen. Deshalb gelten auch hier
die typischen extremen Zonen oberhalb von 70 % und unterhalb von 30 %, die die obere
überhitzte und die untere überverkaufte Zone darstellen. Oberhalb von 70 % Kaufsignalen
der P & F Technik in einem Sektor liegt zwar eine positive Marktbreite vor. Da aber die
Branche schon leicht überhitzt ist, sollten Sie hier oben nicht mehr auf den Zug aufspringen,
da eine Korrektur bereits in der Luft liegt. Obwohl ein Markt länger überkauft bleiben kann
als dies vernünftig wäre. Auch innerhalb einer Branche verhält es sich aus fundamentaler
Sicht wie im übergeordneten Aktienmarkt, da auch hier niemals alle Mitglieder fundamental
gleich attraktiv und kaufenswert sind.
Sehr interessant ist die Analyse der Sektoren für den Investor aber aus praktischer Sicht, da
die einzelnen Sektoren zu einem gegebenen Zeitpunkt mal mehr und mal weniger attraktiv
sind. Genau wie der übergeordnete Index also, der ebenfalls stark überhitzt oder auch
überverkauft sein kann. Mit den Bullish Percent Charts halten Sie ein Instrument in der
Hand, mit dem Sie jederzeit erkennen, in welche Branchen Sie Ihr Geld jetzt „an die Arbeit“
schicken sollten und in welche lieber nicht. Mit dieser Technik werden Sie Aussagen über die
vorherrschende Branchenrotation in einem ganz anderen Licht sehen.
Es gibt Sektoren, die sind sehr eng mit dem Sektor korreliert und andere, die ein starkes
Eigenleben zeigen. Zu den Branchen mit dem stärksten Eigenleben bzw. der geringsten
Korrelation gehören die Sektoren der Grundstoffe und der Edelmetallsektor.
Beispiel: der volatile Goldminensektor
Wie stark das Eigenleben der Aktien einer Branche sein kann, zeigt Ihnen das folgende
Beispiel der Goldminen sehr gut. Während die US-Indizes etwa um ein Viertel zulegten,
standen die Minenpapiere praktisch von Jahresanfang an unter Druck und verloren etwa 50
% ihres Wertes.
Quelle: stockcharts.com
Wie bei den P & F Charts üblich, bezeichnen die Zahlen unten auf der X-Achse die
Jahreszahlen. Unterhalb von 30 % befindet sich die überverkaufte Zone. Oberhalb von 70 %
der überkaufte Bereich. Die meiste Zeit pendelt der Kurs zwischen den beiden extremen
Regionen. Im unteren Bereich finden Sie gute Einstiegsgelegenheiten, im oberen gute
Verkaufsmöglichkeiten. Ein klassisches Verkaufssignal ereignet sich, wenn sich eine negative
0-Säule von oben kommend unter die kritische Marke von 70 % schiebt. Ein Kaufsignal genau
umgekehrt, wenn eine positive X-Säule über die Grenze von 30 % nach oben wandert. Daran
erkennen Sie ein Umdenken im Markt. Es fließt nun aus irgendwelchen Gründen eine
ausreichende Menge Kapital in den Markt, um diesen zu stabilisieren und nach oben zu
hieven. In der Regel erleben Sie dann den berüchtigten „Gummibandeffekt“, bei dem die
Kurse förmlich aus der überverkauften Zone nach oben schießen.
Achten Sie bitte auf den Beginn des Jahres 2014. Obwohl der Goldpreis noch keinen Boden
gefunden hatte, wegen des „Tapering“ der FED und der Deflationsangst auch wenig dafür
sprach, stabilisierte sich der Bullish Percent Index des Minensektors plötzlich im Januar 2014
und die Kurse der Minenaktien setzten sich nach oben in Bewegung. Fundamentale Gründe
gab es wenige dafür. Es war einfach der Punkt erreicht, an dem die ersten „starken Hände“
zugriffen. Es setzte sich die Meinung durch, dass die Minen nun genug geblutet hätten und
ein Rebound unmittelbar bevor stünde. Sehr gut erkennen Sie in diesem Zeitraum den
unschätzbaren Vorteil des Indikators. Obwohl die Kurse vieler Minen noch fallen, stabilisiert
sich der Index. Es bilden sich Divergenzen und dann eine positive X-Achse, die den
Kapitalzufluss systematisch darstellt und zum Einstieg in den Sektor läutet.
Der schnelle 50-Tage-Indikator
Vielleicht haben Sie sich bereits mit der eigenwilligen Erscheinung der P & F Charts vertraut
gemacht. Oder haben sich vielleicht sogar mit der hohen Praxistauglichkeit der zyklischen
Charts angefreundet? So oder so werden Sie wahrscheinlich bemerkt haben, dass der oben
vorgestellte Risikoindikator NYSE Bullish Percent etwas behäbig ist und dem eher kurzfristig
und spekulativ orientiertem Anleger nur wenige Ein- und Ausstiegssignale liefert.
Daher will ich Ihnen ergänzend das Konzept des viel flexibleren 50-Tage-Indikators
vorstellen. Dieser ähnelt optisch dem NYSE BPI, wird ebenfalls in Prozent notiert und verfügt
über eine obere und eine untere extreme Zone, zwischen denen er ständig pendelt. Im
Unterschied zum NYSE BPI bildet der 50-Tage-Indikator aber nicht die Relation von Kauf-und
Verkaufssignalen der P & F Technik ab. Vielmehr zählt er, wieviel (Prozent) der an der New
Yorker Börse gehandelten Titel oberhalb ihrer gleitenden 50-Tage-Durchschnitslinie handeln.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum gerade der 50-Tage-Durchschnitt so wichtig sein soll.
Dieser ist so bedeutend, da er den Trend einer Aktie während der vergangenen drei Monate
visualisiert. Drei Monate wiederum sind der Zeitraum, für den sich die meisten
institutionellen Investoren gegenüber ihren Kunden mittels Quartalsberichten verantworten
müssen. Genau aus diesem Grund handeln viele große Anleger nur ungern antizyklisch und
praktisch nie entgegen einer fallenden 50-Tage-Linie.
Grafik: 50-Tage Indikator August 2012 bis Februar 2013
Quelle: stockcharts.com
Praktische Bedeutung des 50-Tage-Indikators
Abgebildet sehen Sie den wichtigsten kurzfristigen und objektiven Risiko-Indikator des
inneren Marktes. Hier wird abgebildet, wieviel Prozent der Titel an der NYSE oberhalb ihrer
50-Tage-Linie handeln. Damit wird grundsätzlich die Marktbreite verdeutlicht und überprüft,
ob viele oder nur wenige hochkapitalisierte Titel eine Bewegung mittragen. Oberhalb von 70
% beginnt die obere extreme Zone, die einen überhitzten Marktzustand konstatiert.
Unterhalb von 30 % die untere überverkaufte Region, in der wir interessante
Kaufgelegenheiten finden. Vergleichen Sie das Pendeln der Märkte zwischen den
Risikozuständen doch einfach mal mit dem Bau eines Turmes aus Holzklötzen. Die ersten
Etagen Ihres Turms lassen sich wunderbar stapeln. Doch dann wird es immer schwieriger,
der Turm beginnt zu schwanken und irgendwann fällt er unweigerlich in sich zusammen.
Genauso verhält es sich mit Trends an den Märkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Trend
erhalten bleibt, ist größer als ein Trendwechsel. Doch eines Tages nehmen die frühen
Investoren ihre Gewinne mit und der Trend kippt, obwohl man dafür keine sinnvollen
Gründe erkennen kann. Der hier gezeigte 50-Tage-Indikator ist also ein Instrument, dass
Ihnen aus einer völlig anderen Perspektive zeigt, wo Sie heute mit Ihren Positionen im Markt
stehen.
Der 50-Tage-Indikator soll Ihnen helfen, innerhalb der übergeordneten und behäbigen Zyklik
des NYSE BPI auch die kurzfristigen Wellen reiten zu können. Dabei spreche ich von Tagen
bis wenige Wochen, während der übergeordnete NYSE BPI historisch betrachtet nur etwa
drei Mal pro Jahr einen Spaltenwechsel erzeugt. Der 50-Tage-Indikator zeigt Ihnen sehr
zuverlässig, ob kurzfristig betrachtet Kapital in den Markt fließt oder abgezogen wird. Ein
klassisches Kaufsignal ereignet sich, wenn eine aufsteigende positive X-Säule über die Marke
von 30 % nach oben „wächst“. Genau wie beim NYSE BPI befindet sich die extrem
überverkaufte Zone unterhalb von 30 % und die extrem überkaufte Zone oberhalb von 70%.
Falls sich nun z.B. ein Kaufsignal bildet, können Sie mit recht hoher Wahrscheinlichkeit und
objektiver Sicherheit einige Tage bis Wochen auf der Kaufseite engagiert sein. Systematisch
fließt dann mindestens kurzfristig aus irgendwelchen Gründen Geld in den Markt. (Jedenfalls
solange kein negativer und unvorhersehbarer externer Schock eintritt). Trotzdem werden
genau zu diesem Zeitpunkt die Massenmedien sehr negativ sein und Ihnen selektiv nur die
Argumente präsentieren, die für weiter fallende Aktienkurse sprechen. Dadurch wird es
Ihnen mental sehr stark erschwert, zum objektiv richtigen Zeitpunkt in den Markt zurück zu
kehren. Genau dies erleichtert Ihnen aber der 50-Tage-Indikator, der Ihnen objektiv und
ohne Hysterie zeigt, dass trotz aller Widrigkeiten aus irgendwelchen Gründen (z.B. wegen
der nun wieder attraktiven Bewertung) die hartgesottenen Anleger zurückkehren. Denn eine
steigende X-Säule bedeutet ja nichts anderes als eine stetige Zunahme von Aktien, die ihre
wichtige 50-Tage-Linie zurückerobern. Da aber umgekehrt diese Durchschnittslinie eine sehr
stabile Unterstützung darstellt, befestigt sich der gesamte Markt da immer mehr Aktien
oberhalb ihrer wichtigen Unterstützung handeln.
Investieren Sie in Relative Stärke
Nun haben Sie gelernt, die systematisch weniger riskanten Phasen von den riskanten zu
unterscheiden, in denen Sie sich auf den Erhalt des Kapitals konzentrieren sollten. Daher
stellt sich jetzt natürlich die Frage, in welche Papiere aus welchen Sektoren man in den
guten Börsenphasen investieren sollte. Diese Frage ist eindeutig zu beantworten:
Konzentrieren Sie sich auf relative Stärke. Es gibt wissenschaftliche Studien die belegen, dass
es sinnvoll ist, Aktien aus denjenigen Sektoren zu kaufen, die in der jüngeren Vergangenheit
erfolgreicher als der gesamte Markt abgeschnitten haben. Obwohl es dem natürlichen
Bedürfnis vieler Investoren entspricht auf dem charttechnischen „Fußboden“ nach
zertrümmerten Aktien zu fahnden, führt dieses Verhalten in der Regel schnurstracks ins
Armenhaus. Auch wenn es banal klingt: fast immer gibt es einen triftigen Grund warum eine
Aktie fällt. Meist ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir die Ursache in der Zeitung lesen. Aber
auch umgekehrt funktioniert es genauso. Es ist kein Zufall, wenn eine Aktie steigt.
Irgendetwas läuft hier richtig und das Management macht einen guten Job. Daher empfehle
ich Ihnen ausdrücklich, sich auf die stärksten Aktien aus den besten Sektoren zu verlassen.
Daher sollten Sie Ihre kurzfristigen und eher spekulativen Engagements auch nicht zu breit
diversifizieren, sondern auf die stärksten Sektoren konzentrieren.
Das Jahr 2013 liefert uns Beispiele wie aus dem Lehrbuch, warum es absolut sinnvoll ist, sich
auf relative Stärke zu konzentrieren. Während der breite US-Aktienmarkt gemessen am S &
P 500 Index in diesem Jahr um etwa 25 % nach oben schoss, ergab sich auf Sektor-Ebene ein
sehr differenziertes Bild. Während der Stahlsektor um ein Prozent nach oben schlich, verlor
der Goldsektor dramatische 50 %. Den Vogel aber schoss der Solarsektor ab, der um über
130 % explodierte (jeweils gemessen an den bekanntesten ETF`s). Sie sehen also, dass es sich
lohnt, auf relative Stärke zu achten und das sich jeder Sektor wie ein kleiner Aktienmarkt in
sich verhält, der häufig nicht viel mit dem übergeordneten Markt gemein hat.
Was bedeutet relative Stärke?
Relative Stärke ist der Dreh- und Angelpunkt Ihres Anlageerfolges. Seien Sie „long“ in Aktien
mit relativer Stärke und „short“ in Papieren, die relativ schwach sind.
Doch was genau ist unter darunter zu verstehen? Ganz allgemein gesprochen besitzt eine
Aktie A relative Stärke, wenn Sie stärker steigt als Aktie B. Falls Aktie A fällt, aber weniger als
Aktie B, zeigt sie ebenfalls relative Stärke.
Positive Relative Stärke: Wenn sich ein Papier über einen bestimmten Zeitraum stärker als
der Markt verhält.
Der Markt steigt um 10% während Aktie A mehr als 10% steigt
Der Markt fällt um 10% während Aktie A steigt oder um weniger als 10% fällt.
Negative Relative Strength: Wenn ein Papier über einen bestimmten Zeitraum
starker fällt als der Markt
Der Markt fällt um 10% während Aktie A stärker fällt
Der Markt steigt um 10% während Aktie A entweder fällt oder um weniger als 10 %
steigt.
Diese Erklärung zeigt Ihnen, dass Sie durch die Beachtung von relativer Stärke Ihre Risiken
reduzieren und Ihre Rendite erhöhen können. Wenn Sie sich an diesem Konzept orientieren,
sind Sie der Masse der Anleger einen wichtigen Schritt voraus. Denn sehr viele
Marktteilnehmer sind darauf trainiert, nach vermeintlich günstigen Schnäppchen zu jagen,
die aber häufig erst nach Jahren von der Masse entdeckt werden. Oder im ungünstigen Fall
sogar immer tiefer fallen und eines Tages vielleicht sogar komplett vom Markt
verschwinden.
Schlusswort
Mit dieser kurzen Einführung in die zyklischen Indikatoren des „inneren Marktes“ will ich
Ihnen zeigen, dass es Phasen gibt, in denen Sie „Mr. Market“ möglichst viele Punkte
abnehmen sollen– also offensives Auftreten belohnt wird. Und andere Zeiträume, in denen
Sie sich sehr defensiv aufstellen und Ihr Kapital beschützen sollten. Wie in vielen
Ballsportarten und speziell beim American Football, kommt es auch beim Investieren darauf
an zu wissen, welche Mannschaft aktuell den Ball führt. Denn wer immer nur nach vorne
spielt und hinten „zu viele Tore reinlässt“, wird niemals ein Spiel gewinnen. Um diese
Marktphasen zu identifizieren, empfehle ich Ihnen sich mit dem Konzept des inneren
Marktes vertraut zu machen. Denn der innere Markt lenkt die Ihnen bekannten äußeren
Indizes und nicht umgekehrt. Nur so erhalten Sie einen völlig anderen Blick auf die jeweilige
Situation und können Chancen und Risiken objektiv einschätzen. Märkte pendeln ständig
zwischen überkauften und überverkauften Zuständen. Diese zyklischen Bewegungen sollten
Sie nutzen, wenn Sie Ihr Investmentergebnis verbessern wollen.
Ich gehe davon aus, Ihnen in diesem kleinen Ratgeber einige wertvolle Anregungen gegeben
zu haben und wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Anlagen.
Ihr Klaus Buhl
Falls Sie Hilfe oder Anregungen wünschen, sich für meine Dienstleistungen wie den
Premiumbrief, die Vermögensverwaltung, oder die Fonds-Vermögensberatung interessieren,
dann wenden Sie sich gerne an mich. Ebenfalls falls Sie sich für einen fairen und kostenlosen
Depotcheck interessieren.
Selbstverständlich werde ich im Rahmen meiner flexiblen Vermögensverwaltung (unter
Haftungsdach in Kooperation mit der BN & Partners Capital AG, die dafür die Erlaubnis nach
§ 1 Abs. 1a Nr.1 KWG hält ) weiterhin für Sie nach attraktiven Sektoren, Aktien und ETF`s
fahnden.
Copyright:
Klaus Buhl; Libra Invest GmbH, Ubierstraße 78; 53173 Bonn Telefon: 0228 85041831 Handelsregister beim Amtsgericht Bonn HRB 17578, Inhaber der Erlaubnis nach § 34 f Gewerbeordnung
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