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Universität Hamburg Institut für Medien und Kommunikation BA-Studiengang Medien- und Kommunikationswissenschaft Seminar Ia – Modul MUK-E3 Methoden der empirischen Kommunikationsforschung Dozentin: Juliane Finger Sommersemester 2012 Das weibliche Rollenbild in Abhängigkeit von Themenkomplexen aus feministischer und antifeministischer Perspektive Eine quantitative Inhaltsanalyse von deutschsprachigen Internetblogs Daniela Friedrich Otto-Speckter-Str. 20, 22307 Hamburg [email protected] 0151 - 546 065 79 2. Fachsemester B.A. Medien- und Kommunikationswissenschaft (HF) Sozialwissenschaft (NF) Matrikelnr.: 6328621 Savita Diana Wagner Horner Weg 206, 22111 Hamburg [email protected] 0176 – 486 486 46 2. Fachsemester B.A. Deutsche Sprache und Literatur (HF) Medien- und Kommunikationswissenschaft (NF) Matrikelnr. 5951538

Forschungsbericht: Das weibliche Rollenbild in Abhängigkeit von Themenkomplexen

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Das weibliche Rollenbild in Abhängigkeit von Themenkomplexen aus feministischer und antifeministischer Perspektive. Autoren: Daniela Friedrich, Savita Wagner

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Universität Hamburg Institut für Medien und Kommunikation BA-Studiengang Medien- und Kommunikationswissenschaft Seminar Ia – Modul MUK-E3 Methoden der empirischen Kommunikationsforschung Dozentin: Juliane Finger Sommersemester 2012

Das weibliche Rollenbild in Abhängigkeit von Themenkomplexen aus feministischer und antifeministischer Perspektive

Eine quantitative Inhaltsanalyse von deutschsprachigen Internetblogs

Daniela Friedrich Otto-Speckter-Str. 20, 22307 Hamburg [email protected] 0151 - 546 065 79 2. Fachsemester B.A. Medien- und Kommunikationswissenschaft (HF) Sozialwissenschaft (NF) Matrikelnr.: 6328621

Savita Diana Wagner Horner Weg 206, 22111 Hamburg [email protected] 0176 – 486 486 46 2. Fachsemester B.A. Deutsche Sprache und Literatur (HF) Medien- und Kommunikationswissenschaft (NF) Matrikelnr. 5951538

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Abgabetermin: 6. September 2012

Blicken wir in die Mitwelt um uns, so erkennen wir, daß der Mensch im Zeitverlauf zwischen Geburt und Tod eine Sequenz von Rollen zu durchlaufen hat, sei es nun zunächst in der Phase der primären Sozialisation die Kinderrollen, gleichgültig ob zugleich als Geschwisterrolle oder Heimkindrolle etwa, über die Initiationsrollen in der Spielgruppe, Kindergarten, Schule und schließlich Ausbildung. Sodann aber in der Phase der sekundären Sozialisation die Erwachsenenrollen in Beruf, Ehe, Familie, Öffentlichkeit usw. […]. Sozialpsychologisch haben wir die jeweilige Rolle als das Insgesamt von Regeln, Handelsrezepten und Vorschriften zu verstehen, die für bestimmte Situationen, in denen wir mit anderen Menschen in Kontakt stehen, vorgeschrieben sind und die uns durch Sozialisation, d.h. die Einwirkung der Mitwelt, "beigebracht" werden, um uns, von Natur aus "unfertig", für das menschliche Zusammenleben tauglich zu machen.

Gottfried Eisermann, 1991 Rolle und Maske, S 60 f.

Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Die Deutsche Bibliothek

CIP Einheitsaufnahme

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Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung ................................................................................................................................... 4 2. Konkretisierung der Fragestellung .................................................................................................. 5

2.1 Forschungsstand ........................................................................................................................ 6 2.2 Relevanz .................................................................................................................................... 7

3. Forschungsfragen und –hypothesen ............................................................................................... 8 4. Operationalisierung ......................................................................................................................... 8

4.1 Untersuchungsgegenstand ...................................................................................................... 10 4.1.1 Eingrenzung der Auswahleinheiten ...................................................................................... 10

4.1.2 Grundgesamtheit ............................................................................................................. 11 4.1.3 Stichprobenziehung .......................................................................................................... 11 4.1.4 Analyseeinheit .................................................................................................................. 13

4.2 Methode .................................................................................................................................. 14 4.3 Definitionen und Konzeptspezifikation ................................................................................... 14 4.4 Kategorienbildung ................................................................................................................... 15 4.5 Kodierung ................................................................................................................................ 16

5. Vorgehen bei der Forschung ......................................................................................................... 17 5.1 Vorbereitungen und -überlegungen ........................................................................................ 17 5.2 Pretests .................................................................................................................................... 17 5.3 Datenerhebung........................................................................................................................ 19 5.3.1 Bestandsaufnahme ............................................................................................................... 19

5.3.2 Kodierung des Untersuchungsmaterials .......................................................................... 19 5.4 Auswertung ............................................................................................................................ 20

5.4.1 Eingrenzung und Konventionalisierung von Art und Umfang der Auswertung ............... 21 5.4.2 Analyse der SPSS-Tabellen ............................................................................................... 21

6. Ergebnisse ..................................................................................................................................... 22 6.1 Aussagekraft der Ergebnisse ................................................................................................... 22 6.2 Ergebnisdarstellung ................................................................................................................. 23

6.2.1 Abgleich der Forschungshypothesen mit den Messergebnissen ..................................... 23 6.2.2 Ergebnisse der explorativ untersuchten Zusammenhänge .............................................. 24

6.3 Sonstige Erkenntnisse .............................................................................................................. 25 6.4 Zusammenfassung der Ergebnisse .......................................................................................... 26

7. Fazit ............................................................................................................................................... 26 8. Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 29 9. Anhang........................................................................................................................................... 32

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1. Fragestellung Im Rahmen des Seminars „Methoden der Kommunikationsforschung“ im Sommersemester 2012

möchten wir untersuchen, welche gesellschaftlichen Rollenbilder von Frauen in usergenerated

content, also Inhalt, der von Nutzern des Internets erstellt wurde, im Internet aufgegriffen

werden. Uns interessiert dabei besonders, in welchem thematischen Kontext diese auftauchen.

Zudem möchten wir Übereinstimmungen und Unterschiede der Verwendung von Themen und

gesellschaftlich konstruierten Frauenrollen erfassen.

Als Vorgabe innerhalb des Seminars wurde ein Bezug der Arbeit zum Thema „Erinnerung“

gegeben. Wir begreifen usergenerated content als externes Gedächtnis, Zeitzeuge sowie Speicher-

und Wiedergabemedium und somit abrufbare Erinnerung der schreibenden Nutzer. So verblassen

Erinnerungen im Internet nicht. Denn hier tauchen „im Gegensatz zu Erinnerungen, die alleine im

Menschen fundiert sind, [...] Vergegenständlichungen und Verdinglichungen alter Erinnerung auch

im neuen Gedächtnisrahmen auf“ (Nohl/Ortlepp 2008: 75). Strukturen der Suche und der Filterung

im Internet auf Basis der Hypertextstruktur lassen Verknüpfungen entstehen und „Die

Gegenstände der Vergangenheit [...] so in das Gedächtnis der Gegenwart hinein [ragen]

[Anmerkung d. Verf.]“ (ebd.). Wir fragen uns insbesondere, ob die Erinnerung an bestimmte

Rollen, die Frauen in unserer Gesellschaft zugeschrieben werden, im Zusammenhang mit den

Themen stehen, die behandelt werden.

Das Geschlecht gehört zu der sozialen Identität der Menschen und produziert gesellschaftlich

geprägte und mehr oder minder allgemein anerkannte Rollenbilder.

Zu den fraglosen und nicht weiter begründungsbedürftigen Selbstverständlichkeiten unseres Alltagswissens gehört es, die Geschlechtszugehörigkeit von Personen und die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen als natürliche Vorgabe sozialen Handelns und sozialer Differenzierung zu betrachten. (Wetterer 2010: 122)

Das Geschlecht hat Einfluss auf die Identitätsbildung und wird nicht nur von den Individuen selbst

entwickelt, sondern vom gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst. Der Analyseansatz „doing gender“

geht davon aus, dass das Geschlecht keine starre körperliche Eigenschaft ist, sondern eine in der

Interaktion ausgedrückte Identität einer Person. Das Wissen darüber, wie sich Mann oder Frau zu

verhalten haben, prägt demnach das Tun und Handeln der Menschen.

Der 'doing gender'-Ansatz (Hervorhebung im Original) ist ein theoretischer Versuch, zu zeigen, daß und wie sich die 'Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit' in der

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interaktiven Konstruktion der Subjekte immer wieder selbst bestätigt und so die Geschlechterdifferenz wieder herstellt. (Jeß-Desaever 1999: 59)

Das Internet ist zu einem sozialen Raum geworden, in dem Menschen gleichberechtigt

partizipieren können. In beispielsweise Foren, Online-Spielen, Social Networks, Blogs und

Chaträumen können User frei vom Körper agieren. Sie bilden so im Internet neue Identitäten oder

versuchen die eigene Identität abzubilden. Das Heranziehen von Frauenrollen und das Verwenden

bestimmter Themen ist Teil des geschlechtsspezifischen Handeln und soll im Mittelpunkt dieser

Forschungsarbeit stehen.

2. Konkretisierung der Fragestellung Nachdem die ungefähre Richtung eingeschlagen ist, muss das Forschungsthema nun präzisiert und handhabbar gemacht werden. In der Regel bietet es sich an, das über die Dimensionierung des Forschungsgegenstandes mit anschließender Formulierung einer konkreten Fragestellung vorzunehmen. (Wegener/Mikos 2005: 172)

Wir haben uns für das Internet als Untersuchungsgegenstand entschieden, weil die

veröffentlichten Inhalte zum einen langfristig erreichbar und abrufbar sind. Dies betrifft auch

Zeitungen, die Inhalte im Internet veröffentlichen. In medialen Online- wie Offline- Produkten

schreiben Journalisten allerdings weitgehend ohne persönliche Meinung zu einem Thema und im

Sinne sowie Interesse der Redaktion oder des Verlags. Zudem unterliegen sie wirtschaftlichen

Zwängen und Auflagen in Bezug auf Form und Format des Textes. Der usergenerated content

bildet ein externes Gedächtnis der Autoren und Autorinnen und ist zudem in der Regel eine Form

des Ausdrucks der Gedanken und persönlichen Eindrücke und Erlebnisse einer Person. Sie können

im Gegensatz zu Journalisten auch geschlechtsspezifisch handeln beispielsweise entsprechende

Themen aufgreifen. Da genau dies im Fokus unses Erkenntnisinteresses liegt, haben wir uns für

usergenerated content entschieden.

Da wir erwarten, dass Frauenrollen besonders häufig erwähnt werden, wenn das Thema des

usergenerated content auch „Frau“ ist, haben wir uns für Inhalte entschieden, die sich mit der Frau

in der Gesellschaft auseinandersetzen. Um auch Unterschiede von geschlechtsspezifischen

Handelns gut darstellen zu können, haben wir uns für zwei extreme Positionen, den Feminismus

und den Antifeminismus entschieden. Hieraus erhoffen wir uns zum einen eine häufige Nennung

von Rollenbildern von Frauen sowie möglichst scharfe Kontraste in den Unterschieden der

untersuchten Variablen.

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Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen und auch aufgrund zeitlicher Vorgaben müssen

wir unsere Forschung auf wenige präzise Fragen beschränken. Ein kleiner Fokus kann allerdings

auch einen Vorteil bei der Erkenntnis bringen. "So bewährt es sich hier in der Regel, den Fokus

recht klein zu halten und lieber einen singulären Aspekt eines Themas gründlich und umfassend zu

bearbeiten [...]" (Wegener/Mikos 2005: 173).

Das Forschungsinteresse besteht darin, den Zusammenhang zwischen den Variablen Rolle und

Thema herauszufinden, d.h. konkret möchten wir erfassen, welche Themen und welche Rollen im

usergenerated content genutzt bzw. genannt werden. Des Weiteren interessiert uns, welcher

Zusammenhang zwischen den Themen und den Rollen besteht. Also werden bestimmte Themen

besonders häufig mit bestimmten Rollenbildern genannt. Zudem wollen wir den Unterschied in

diesem Zusammenhang erfassen, also welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen den

Zusammenhängen zwischen Thema und Rolle beider Seiten bestehen.

2.1 Forschungsstand

Neue Informations- und Kommunikationstechnologien und insbesondere das Internet, ändern

gesellschaftliche Verhältnisse, ordnen Chancen neu und haben Einfluss auf die Entwürfe

menschlicher Identitäten. Ihm wird das Potenzial zugeschrieben, die Zweigeschlechtlichkeit

aufheben zu können. Und obwohl das Internet oft als neue Form der Freiheit erscheint, in dem der

Mensch als Individuum frei vom Körper keinem durch diesen begründeten gesellschaftlichen

Zwang unterlegen ist, ist der Körper und insbesondere das Geschlecht zwangsweise an der

Identitätsbildung beteiligt. Die Techniksphäre des Internets weist zweigeschlechtliche Strukturen

auf, in denen die Geschlechter in hierarchischen Verhältnissen zueinander gesetzt werden (vgl.

Jeß-Desaever 1999: 9).

Das Internet ermöglicht einer breiten Masse auch ohne journalistische Ausbildung und

institutionalisierte Strukturen, durch Veröffentlichung der eigenen Meinung und Perspektive,

Massenmedien aktiv zu beeinflussen und – bei entsprechender Reichweite und Relevanz – am

Agenda-Setting teilzunehmen. Diese Teilhabechancen nutzen Männer und Frauen völlig

unterschiedlich, wie eine Studie der Ruhr-Universität Bochum ergab. Demnach bevölkern zwar mit

66,1 Prozent mehr Frauen die deutsche Blogosphäre, sind aber im Altersdurchschnitt deutlich

jünger als die 33,9 Prozent der männlichen Blogger und behandeln seltener politische Themen

(vgl. Harders/Hesse 2006). Männer schreiben häufiger über aktuelles Geschehen, Politik und

Technologie. Frauen behandeln in Blogs meistens Themen wie Beziehung, Familie, Kochen und

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Lifestyle (vgl. Ratliff 2004). Die Sozialwissenschaftlerin Franka Hesse erfasst in der Bochumer

Studie, dass Relevanz in der deutschen Blogosphäre Inhalten zugeordnet wird, die öffentliche und

vor allem politische Themen aufgreifen (vgl. Hesse 2007: 6). Aufmerksamkeit, Teilhabechancen

und Einfluss hängen eng mit der Relevanz der behandelten Themen zusammen und sind demnach

vor allem durch politische Themen zu erreichen.

Die Nennung von gesellschaftlichen Rollenbildern von Frauen sowie der Kontext zum Thema des

Beitrags in feministisch und antifeministisch geprägtem usergenerated content wurde - unser

Kenntnis nach - noch nicht wissenschaftlich untersucht.

2.2 Relevanz

Die Relevanz unserer Forschungsarbeit ergibt sich teilweise, aber nicht ausschließlich aus dem

Forschungsstand. Betrachtet man die Weblogs als virtuelles Gedächtnis, ist die Wahl der Themen

sowie die verwendeten gesellschaftlichen Rollenbilder besonders relevant. Webseiten sind durch

Suchmaschinen auch Jahre später auffindbar und haben dadurch einen längerfristigen Einfluss als

andere Medien, die in ihrer Struktur an Aktualität oder Programmatik gebunden sind.

Das Hans-Bredow-Institut fand in einer Studie jüngst heraus, dass das Internet im

Medienensemble immer stärker an der Meinungsbildung beteiligt ist. Für 33 Prozent der

Befragten, die zwischen 14 und 29 Jahre alt waren, ist das Internet die wichtigste

Informationsquelle vor dem Fernsehen, der Zeitung und dem Radio. Wenn also das Internet so

großen Einfluss auf die Meinungsbildung hat, ist von besonderer Bedeutung, welche

Geschlechtsstruktur dieses Medium aufweist und wie und in welchem Kontext Männer und

Frauen darin dargestellt werden. So geht es dabei nicht nur um die Wirkung auf die Rezipienten

der verschiedenen Angebote im Internet, sondern auch um Teilhabechancen und Einfluss auf

deren Meinungsbildung sowie die Bildung von, beispielsweise hierarchischen oder auch

geschlechtlichen Strukturen in sozialen Netzwerken.

Die Untersuchung der beiden extremen Pole zur Rolle der Frau in unserer Gesellschaft dient vor

allem dem Zweck in einer relativ kleinen Stichprobe möglichst stark ausgeprägte sowie

gegensätzliche Merkmale der Variablen messen zu können. Die Relevanz der Forschung oder in

der Meinungsbildung spielt bei der Auswahl des zu untersuchenden Inhalts demnach keine Rolle.

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3. Forschungsfragen und Hypothesen Unsere Forschungsfragen sind im Wesentlichen welche Themen in den untersuchten Blogs häufig

behandelt werden, welche weiblichen Rollenbilder herangezogen werden und wie der

Zusammenhang zwischen Themen und Rollenbildern aussieht. Darauf bezogen möchten wir

herausfinden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich für die beiden gegensätzlich

ausgerichteten Blogs finden lassen.

Konkret gehen wir von folgenden Hypothesen aus:

1. Die für die Frau herangezogenen gesellschaftlichen Rollen sind abhängig vom thematischen

Kontext. Wir erwarten, dass hier ein klares Muster zu erkennen ist.

2. Es ist zu erwarten, dass feministischer usergenerated content vor allem von Frauen produziert

wird und antifeministischer usergenerated content von Männern.

3. Es gibt einen Unterschied zwischen den Themen, die im feministischen und antifeministischen

usergenerated content behandelt werden.

4. Auf Grundlage des Forschungsstandes müsste feministischer usergenerated content vor allem

typisch weibliche Themen, wie z. B. Lifestyle und Mode behandeln und antifeministischer

usergenerated content eher männliche Themen, wie zum Beispiel Politik.

5. Feministisch geprägter usergenerated content wird die Frau in unserer Gesellschaft häufiger in

der Rolle der Feministin, der emanzipierten Frau und des starken Geschlechts erwähnen.

Antifeministisch geprägter usergenerated content wird die Frau häufiger in der Rolle der

Mutter, der Fremdversorgten und des schwachen Geschlechts erwähnen.

Zu dem Zusammenhang von verwendeten Rollen und den aufgegriffenen Themen der Beiträge

haben wir keine Hypothesen aufgestellt und werden diesen explorativ erforschen.

4. Operationalisierung Die Untersuchung der verschiedenen Rollen, in denen die Frau in unserer Gesellschaft dargestellt

und gesehen wird, ist potenziell ein dermaßen weites Feld, dass diese nur mit strikten und

konsequenten Ein- und Abgrenzungen sowie klaren Definitionen und vorausgehenden

gedanklichen Konstrukten ergebnisorientiert durchgeführt werden kann. Mit der

Operationalisierung, der "empirische[n] 'Übersetzung' des Forschungsproblems", aus der dann

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"ein problemangemessenes Forschungsdesign entwickelt und begründet werden kann" (Kromrey

2009: 107) gilt es nun, solche präzisen Strukturen aus dem ursprünglichen Problemfeld

herauszuarbeiten oder auch zu konstruieren. Dadurch soll das abstrakte Konzept der Fragestellung

erst messbar gemacht und dann die Mittel und eindeutigen Anweisungen für deren Messung

festgelegt bzw. entwickelt werden.

Im Rahmen der "Konkretisierung der Fragestellung" (s. Abschnitt 2.) ist eine Vorarbeit für diesen

Schritt geleistet und sind drei wichtige Spezifizierungen angedeutet worden. Diese bilden die

Grundlage und den Ausgangspunkt für die Operationalisierung und werden deshalb zunächst an

dieser Stelle aufgegriffen und ausgearbeitet: 1. Rollenbilder sind immer abhängig von ihrem

thematischen Kontext – im übertragenen Sinne eines Zusammenhangs und auch wörtlich

verstanden als der beistehende Text – weshalb wir auf diesen Aspekt, die Darstellung weiblicher

Rollenbilder in Verbindung mit Themenkomplexen, unseren Fokus legen. 2. Auch gesellschaftliche

(in Abgrenzung zu persönlichen) Rollenbilder werden letztlich von Individuen erzeugt und

vermittelt und finden erst dann und dadurch Eingang in ein überindividuelles oder kollektives, ein

gesellschaftliches Bewusstsein. Es bietet sich daher an, nach diesen Rollenbildern in jenen

Medieninhalten zu suchen, die von einzelnen Menschen generiert, doch einer großen Anzahl von

Menschen zugänglich gemacht werden, z. B. dem sogenannten usergenerated content

(nutzererzeugten Inhalt) des Internets, den wir deshalb als Forschungsfeld gewählt haben. 3.

Weder eine allgemeine Perspektive "der Gesellschaft" als ein multidimensionales und abstraktes

Konzept zur Beschreibung einer qualitativ und quantitativ unbestimmten und unbestimmbaren

Menge von verschiedenartigen, z. B. personalen, juristischen, politischen etc., Einheiten noch die

"der Menschen" als ein Sammelbegriff für in jeder denkbaren Hinsicht unterschiedlichste

Personen ist uns möglich zu untersuchen. Wir beschränken uns deshalb auf zwei extreme

Sichtweisen, die Perspektive des Feminismus und des Antifeminismus bezüglich unseres

Forschungsinteresses, das heißt die Rollenbilder, welche diese beiden Seiten in den von ihnen

erzeugen Inhalten verwenden. Diese Auswahlvariante entspricht einer bewussten

Auswahlmethode, der sogenannten "Auswahl typischer Fälle" (Rössler 2010: 63), welche unter

anderem "Extremfälle" (Brosius 2009: 78) einschließt.

Mit diesen Eingrenzungen hat sich das Untersuchungsfeld bereits auf ein übersichtlicheres Maß

verkleinert: Feministischer und antifeministischer usergenerated content soll untersucht werden

auf thematische Ausrichtung, auf genannte weibliche Rollenbilder und auf deren

Zusammenhänge.

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Auf dieser Basis können im Folgenden die für die Untersuchung maßgeblichen Begriffe definiert

und kann der konkrete Untersuchungsgegenstand benannt, die angemessene Methode gewählt

sowie die Einzelheiten der Messung bestimmt, das heißt zusammenfassend die Modalitäten der

Operationalisierung, festgelegt werden.

4.1 Untersuchungsgegenstand

Zur "Bestimmung der Auswahleinheit", d.h. der Auswahl des Untersuchungsgegenstands,

empfiehlt sich eine "mehrstufige Vorgehensweise" (Rössler 2010: 54), wobei vom Allgemeinen

zum Speziellen reduziert wird. Dieser Prozess beginnt nicht erst bei der Grundgesamtheit, sondern

führt von der Gesamtheit aller Medieninhalte erst hin zu jenen Inhalten, welche die

Grundgesamtheit bilden und von dort aus weiter zum konkreten Analyseobjekt (vgl. Rössler 2010:

54; Kromrey 2009: 259; Brosius 2009: 164). Dieser sukzessive Selektionsprozess führte bis jetzt zu

den feministischen und antifeministischen nutzererzeugten Online-Inhalten und soll im Weiteren

fortgesetzt werden, bis an dessen Ende die konkrete Analyseeinheit festgelegt sein wird.

4.1.1 Eingrenzung der Auswahleinheiten

Aus dem Forschungsfeld "usergenerated content", bzw. den beinhalteten "Auswahleinheiten"

(Kromrey 2009: 258), lassen sich zwei mögliche Untersuchungsgegenstände, bzw. spezifizierte

Auswahleinheiten, ableiten: Der user und der content. Es ist einerseits möglich, die betreffenden

Internetnutzer, die Erzeuger von feministischen und antifeministischen Online-Inhalten, auf die

Rollenbilder, die sie von Frauen haben, zu untersuchen; andererseits können die Inhalte, die von

diesen Nutzern erzeugt werden, selbst einer Analyse unterzogen und kann so die Ansicht der

Verfasser dieser Inhalte ermittelt werden. In beiden Fällen können diese Nutzer als Stellvertreter

ihrer jeweiligen Bewegung gesehen werden.

Aus mehreren Gründen haben wir uns bewusst dazu entschlossen, eine Betrachtung der Inhalte

vorzuziehen: Zunächst sind die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Inhalten wesentlich besser als

die von, entsprechend des Forschungsinteresses passenden, Personen. Des Weiteren birgt eine

derartige Untersuchung immer das Risiko, dass die Untersuchten nicht vollständig oder

wahrheitsgemäß Auskunft geben, zum Beispiel aufgrund von "Effekte[n] sozialer Erwünschtheit"

(Brosius 2009: 101). Speziell bei einem gesellschaftlich wenig anerkanntem Thema wie dem

Antifeminismus könnte dieser Effekt leicht zu verfälschten Ergebnissen führen. Die auf diesem

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Wege erzeugten und veröffentlichten Inhalte hingegen, in welchen sich die besagten Ansichten

widerspiegeln, lassen sich frei von derartigen Einflüssen analysieren und gewährleisten das

höchstmögliche Maß an Richtigkeit und Authentizität.

4.1.2 Grundgesamtheit

Der nächste Selektionsschritt erfordert die Auswahl der konkreten Art des zu untersuchenden

usergenerated content. Im Wesentlichen fasst man vier Arten von Inhalten unter diesem Begriff

zusammen: Soziale Netzwerke, Foren, Chats und Blogs. Die drei erstgenannten haben in der Regel

einen vergleichsweise begrenzten oder spezifischen Adressatenkreis und dienen vornehmlich der

interindividuellen Kommunikation auf der Basis persönlicher Anliegen. Allein Blogs richten sich an

eine große Masse unterschiedlicher Personen und haben mindestens das Potenzial, Einfluss auf

die gesellschaftliche Meinungsbildung zu nehmen, wenn sie nicht sogar explizit darauf

ausgerichtet sind. Da unser Forschungsinteresse sich auf Rollenbilder bezieht, die potenziell

Eingang in die Gesellschaft finden, haben Blogs von allen Inhalten des usergenerated content für

uns die höchste Relevanz und sollen deshalb Gegenstand unserer Forschung sein.

Mit dieser Abgrenzung ist die Grundgesamtheit, die "Menge von Objekten, für die die Aussagen

der Untersuchung gelten sollen" (Schnell/Hill/Esser 2006: 265), festgelegt: Alle deutschsprachigen

Blogs, die explizit feministisch oder antifeministisch orientiert sind.

4.1.3 Stichprobenziehung

Eine Vollerhebung ist uns aufgrund der ernormen und nicht präzise zu bestimmenden Masse von

Objekten, die Teil der Grundgesamtheit sind, nicht möglich, was das Ziehen einer Stichprobe

erforderlich macht. Um auf Grundlage der Ergebnisse der Untersuchung dieser Stichprobe

Rückschlüsse auf alle Objekte der Grundgesamtheit ziehen zu können, muss die Stichprobe ein

"strukturgleiches, verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit" (Rössler 2010: 58) darstellen. Dies

kann durch ein entsprechendes Auswahlverfahren sichergestellt werden.

Optimal wäre dafür eine Zufallsstichprobe oder alternativ eine systematische Auswahl (vgl. Rössler

2010: 59). Bei einer zufälligen Stichprobenziehung haben alle Elemente der Grundgesamtheit die

selbe Chance in die Stichprobe aufgenommen zu werden (vgl. Brosius 2009: 75); bei einer

systematischen Stichprobenziehung wird nach einem festen Intervall jedes n-te Element der

Grundgesamtheit berücksichtigt (vgl. Rössler 2010: 59) oder Elemente nach einem sonstigen

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festgelegten Muster ausgewählt. Für beide Auswahlverfahren muss jedoch "die Grundgesamtheit

erst einmal exakt bestimmt werden" (Rössler 2010: 59). Eine vollständige Erfassung aller

deutschsprachigen, feministischen oder antifeministischen Internetblogs ist für uns jedoch schon

aufgrund der unbestimmbaren Anzahl nicht durchführbar, weshalb uns keine andere Möglichkeit

offen steht als zunächst eine bewusste Auswahl zu treffen und aus dieser heraus erst eine zufällige

oder systematische Stichprobe zu ziehen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Vorgehen

keine vollständige Strukturgleichheit von Stichprobe und Grundgesamtheit sicherstellen kann,

doch ist es pragmatischen Gesichtspunkten nach der einzig gangbare Weg.

Wir ziehen unsere Stichprobe deshalb gemäß folgenden Auswahlverfahrens: Wir werden eine

Bestandsaufnahme der jeweils zehn relevantesten Blogs durchführen und aus dieser Liste das

jeweils reichweitenstärkste Blog auswählen. Dafür gehen wir wie folgt vor: In die weltweit am

häufigsten genutzte Suchmaschine "Google" geben wir die Begriffe "Feminismus" und

"Antifeminismus" ein und erfassen die ersten zehn feministischen bzw. antifeministischen Blogs,

die in der Liste der Suchergebnisse angezeigt werden. Wir kontaktieren die Betreiber der

jeweiligen Blogs und bitten darum, uns die Anzahl der Seitenaufrufe für den Monat April 2012

mitzuteilen. Für die Kontaktaufnahme verwenden wir einen standardisierten E-Mail-Text und

unterschreiben die Anfragen an die Betreiber der feministischen Blogs mit einem weiblichen, die

der antifeministischen Blogs mit einem männlichen Namen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit

einer Antwort in allen Fällen gleich gehalten.

Sollte das feministische bzw. antifeministische Blog mit den höchsten Besucherzahlen gleichzeitig

jenes sein, das an oberster Position in der Google-Ergebnisanzeige für den jeweiligen Suchbegriff

gelistet ist, wählen wir dieses Blog für unsere Untersuchung aus. Handelt es sich bei dem am

höchsten gelisteten feministischen oder antifeministischen Blog, oder gar beiden Blogs, nicht auch

um jenes mit den höchsten Besucherzahlen, entscheiden wir per Losverfahren, nach welchem

dieser beiden Kriterien beide Blogs ausgewählt werden.

Diese scheinbare Umständlichkeit hat folgenden Hintergrund: Sowohl die Seitenaufrufe als auch

die Googleposition, die z. B. durch die Anzahl von Verlinkungen auf die entsprechende Seite

beeinflusst wird, sind beides sinnvolle Indizien für den gesellschaftlichen Einfluss einer

Internetseite. Die Wahl zu treffen, eines der beiden Indizien stärker zu gewichten als das andere

wäre rein willkürlich; uns erscheint kein vernünftiger Grund einleuchtend, das eine Kriterium dem

anderen hinsichtlich seiner Beweiskraft für eine jeweils höhere Relevanz vorzuziehen.

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Aus diesem Grund ist es die Lösung mit der größten Objektivität, diese Auswahl zufällig zu treffen.

Als Ergebnis erhalten wir je ein feministisches und ein antifeministisches Blog, das als Stichprobe

Gegenstand unserer Untersuchung sein wird.

4.1.4 Analyseeinheit

Mit der Definition der Stichprobe ist bereits festgelegt, dass wir keine ganzen Blogs als

Analyseeinheit verwenden können. Dies Variante würde zwar die Strukturähnlichkeit unserer

Strichprobe zur Grundgesamtheit erhöhen, ist aber schlicht aus pragmatischen Gründen, wegen

des enormen Textumfangs eines Blogs, nicht umsetzbar. Wir werden stattdessen die einzelnen

Beiträge in den beiden ausgewählten Blogs untersuchen.

Wir müssen uns auch an dieser Stelle auf eine Teilerhebung beschränken und können nicht alle

Beiträge des jeweiligen Blogs erfassen, sodass erneut eine Stichprobe gezogen werden muss. Dies

gestaltet sich hier aber recht einfach, da die denkbaren Kriterien für die Auswahl sich in ihrer

Eignung dafür, das gesamte Blog abzubilden, nicht unterscheiden. Wir wählen deshalb

systematisch die fünfzig aktuellsten Beiträge stellvertretend für alle Blogeinträge für unsere

Datenerhebung aus.

Zusammenfassend stellt sich die Bestimmung des Untersuchungsgegenstands nach diesem

mehrstufigen Auswahlverfahren nun wie folgt dar: Aus sämtlichen Inhalten des

deutschsprachigen, feministischen und antifeministischen usergenerated content werden,

aufgrund des sinnvollsten Zusammenhangs mit unserem Forschungsinteresse, Blogs bestimmt.

Durch eine Kombination einer zunächst bewussten Auswahl mittels einer Bestandsaufnahme und

eines anschließenden systematischen Auswahlverfahrens werden die jeweils einflussreichsten

Blogs der beiden Parteien ermittelt. Aus diesen wird eine systematische Stichprobe von fünfzig

Beiträgen der Untersuchung unterzogen.

Unsere Grundgesamtheit ist also die Menge aller deutschsprachigen, feministischen und

antifeministischen Internetblogs. Die Stichprobe stellt das jeweils gesellschaftlich relevanteste

Blog jeder Partei dar. Innerhalb dieser Blogs ist der einzelne Beitrag die Analyseeinheit. Fünfzig

Beiträge werden stellvertretend erfasst.

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4.2 Methode

Die passende Methode ergibt sich unmittelbar aus dem bestimmten Untersuchungsgegenstand:

Medieninhalte werden mittels einer Inhaltsanalyse untersucht, das heißt der "systematischen,

intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von

Mitteilungen" (Brosius 2009: 140).

Zu unterscheiden sind die qualitative und die quantitative Inhaltsanalyse. Bei ersterer werden

Inhalte zahlenmäßig erfasst und ist das "Vorgehen in der Regel stringent und klar strukturiert"

(Wegener 2005: 200), während die qualitative Forschung Inhalte mehr auf ihre Beschaffenheit und

in die Tiefe gehend untersucht.

Aufgrund der begrenzten Zeit und Mittel für unsere Studie haben wir uns für eine quantitative

Untersuchung entschieden, das heißt wir werden die in den untersuchten Blogbeiträgen

genannten Themen und Rollen in der Zahl ihres Auftretens messen sowie die Häufigkeit der

möglichen Kombinationen.

4.3 Definitionen und Konzeptspezifikation

Voraussetzung für jede wissenschaftliche Untersuchung ist es, die relevanten Begriffe zu

definieren oder, wenn keine eindeutige, allgemeingültige Definition möglich ist wie z. B. bei vielen

Abstrakta, zu spezifizieren, wie der jeweilige Begriff im Rahmen der vorliegenden Arbeit

verstanden wird. Nur so wird zum einen die intersubjektive Nachvollziehbarkeit gewährleistet und

zum Anderen eine objektive Messung erst möglich.

Für unsere Untersuchung sind in diesem Sinne vor allem die Begriffe Blog und Rollenbild zu

definieren bzw. spezifizieren. Die Bedeutung von 'Thema' kann auf der Basis eines allgemeinen

Weltwissens verstanden werden; eine genauere Ausdifferenzierung ist für das Vorgehen bei der

Untersuchung oder deren Verständnis nicht notwendig und deren Berücksichtigung würde den

Rahmen dieser Arbeit übersteigen.

Unter einem Blog verstehen wir eine Internetseite, deren primärer Inhalt einzelne Beiträge sind,

die mit einem Datum versehen und chronologisch, der jeweils aktuellste zu oberst, sortiert sind.

Als primärer Inhalt können die Beiträge dann gesehen werden, wenn sie erstens auf der Startseite

der Internetseite verortet sind, zweitens vom Umfang den größten Raum einnehmen und drittens

den Inhalt der Website als Ganzes im Wesentlichen bestimmen. Wir machen diese Definition nicht

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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von einer Blogsoftware abhängig, d.h. auch eine Seite ohne Blogsoftware kann nach der o.g.

Definition ein Blog im Sinne dieser Studie sein und umgekehrt eine Seite, die mit einer

Blogsoftware läuft, dennoch nicht als Blog erfasst werden, wenn sie die genannten Kriterien nicht

erfüllt.

Gesellschaftliche Rollen können unterschiedliche Bedeutungen haben und das Verständnis für

Rollenbilder variiert. Jeder sozialen Position sind Rollen zugeordnet. Diese Rollen können sich auf

die individuelle Position des Individuums in der Gesellschaft beziehen, z. B. Kind, Eheleute, Lehrer,

und sind erst einmal nicht geschlechtsspezifisch. Es gibt Rollen, die eher dem einen oder anderen

Geschlecht zugeordnet und demnach eher typisch männlich oder typisch weiblich sind. Rollen

resultieren zum einen aus biologischen Gegebenheiten, wie die Rolle der Mutter, sind zum

anderen aber auch gesellschaftlich konstruiert, wie die Rolle der Hausfrau. Daraus resultieren

Erwartungen an Verhalten und Handeln des Individuum mit einer sozialen Rolle (vgl. Dahrendorf

2006: 34 ff.). Medien greifen diese Rollen auf und kreieren aus vorhandenen sozialen Rollen und

Rollenerwartungen Bilder, die sich durch Klischees und Stereotypen in Text und Bild ausdrücken.

Diese dargestellten Klischees und Stereotypen bezeichnen wir als Rollenbild, wie es im Rahmen

dieser Arbeit erfasst wird.

4.4 Kategorienbildung

Wir werden drei Variablen untersuchen: Die unabhängige Variable der Ausrichtung der

Blogbeiträge und die beiden abhängigen Variablen der genannten Themen und Rollenbilder.

Für die Erfassung dieser Merkmale sind zwei verschiedene Varianten denkbar, die der multiplen

Kategorien und die der multiplen Dichotomien. Im ersten Fall wären 'Ausrichtung', 'Thema' und

'Rolle' die Merkmale und die jeweiligen Themen, z. B. 'Politik', Rollen, z. B. 'Mutter' und die beiden

Ausrichtungen 'feministisch' und 'antifeministisch' die Merkmalsausprägungen. Im Fall einer

Erfassung nach dem Prinzip der multiplen Dichotomien würden die o.g. Merkmale Überkategorien

darstellen, die Ausprägungen der ersten Variante wären hier die eigentlichen Kategorien und die

Ausprägungen dieser Kategorien wären jeweils 'ja' und 'nein'. Da die Datenerfassung und die

statistische, computergestützte Auswertung von multiplen Dichotomien uns unkomplizierter

erscheint, wählen wir aus pragmatischen Gründen diese Vorgehensweise.

Für die Bildung des Kategoriensystems bietet sich eine Kombination aus deduktivem und

induktivem Vorgehen an. Zunächst wird auf der Grundlage unserer Allgemeinbildung eine Liste

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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von sinnvollen Kategorien erstellt (deduktiv), die dann während eines Pretests angepasst, d.h.

ergänzt, gekürzt und modifiziert, wird (induktiv).

Für die vorbereitende Erstellung der Liste von Themenkategorien orientieren wir uns an

Zeitungsressorts (beschränken uns aber nicht darauf), da diese aus zwei Gründen Themen einer

Gesellschaft widerspiegeln: Einerseits drucken Zeitungen, schlicht aus wirtschaftlichen Gründen,

nur Inhalte, die thematisch dem entsprechen, was die potenziellen Käufer lesen wollen; die

Ressorts zeigen also, wofür die Gesellschaft sich interessiert. Andererseits – und umgekehrt –

beeinflussen die vorgegebenen Ressorts die Menschen darin, was sie für wichtig halten; die

Ressorts weisen in diesem Sinne darauf hin, welche Themen gesellschaftlich relevant sind. Diese

Qualitäten des Begriffs 'Thema' sind auch jene, die für unsere Untersuchung von Bedeutung sind.

Die vorläufigen Rollenkategorien erstellen wir ausschließlich auf Basis unseres Weltwissens,

nehmen also jene Rollen auf, von denen wir aufgrund unserer Kenntnisse und Erfahrungen

denken, dass sie gesellschaftlich relevant sind und dass wir sie in unserem Untersuchungsmaterial

vorfinden könnten.

In Kombination mit der anschließenden induktiven Modifizierung werden wir mit größtmöglicher

Wahrscheinlichkeit ein für unsere Untersuchung ausreichend vollständiges und geeignetes

Kategoriensystem erhalten, auf dessen Basis die Kodierung aussagekräftige Resultate ergeben

müsste.

4.5 Kodierung

Mit der Kodierung der Analyseeinheiten werden die von uns untersuchten Inhalte der

Blogeinträge in Zahlen übersetzt und dadurch messbar gemacht. Demnach ist es für die

Beantwortung der Forschungsfragen bzw. Überprüfung der Hypothesen sowie letztlich die

Anwendbarkeit der Ergebnisse auf reale Phänomene entscheidend, wie bei der Kodierung

vorgegangen wird.

Aufgrund des begrenzten zeitlichen Rahmens dieser Untersuchung ist es nicht möglich, für jede

Kategorie eine vollständige Liste von Indikatoren zu erarbeiten, die alle denkbaren Begriffe

enthält, die zuverlässig auf die entsprechende Kategorie, das jeweilige Thema oder die jeweilige

Rolle, hinweisen. Eine solche Sammlung von Indikatoren müsste mindestens hunderte Begriffe

umfassen. Dieser Umstand stellt das größte Problem unserer Untersuchung dar, da eine adäquate

Indikatorenliste die einzige Möglichkeit ist, die intersubjektive Nachvollziehbarkeit zu

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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gewährleisten. Uns bleibt jedoch nichts anderes übrig, als hier Abstriche zu machen, dies im

Rahmen dieses Forschungsberichtes zu problematisieren und zu reflektieren (vgl. Punkt 7. Fazit)

und bestmöglich durch besonders präzise und vollständige Kodieranweisungen zu kompensieren

(s. Anhang B).

Um Redundanzen zu vermeiden, wird an dieser Stelle darauf verzichtet, die Inhalte der

Kodieranweisungen zu wiederholen, zumal diese bereits sehr ausführlich und klar ausgestaltet

sind. Im Wesentlichen kann aber festgestellt werden, dass die Kodierung trotz der kleinteiligen

Kodieranweisungen innerhalb eines Ermessensspielraums des Coders vorgenommen werden

muss, wodurch ein geringes Maß an Subjektivität beim Kodiervorgang bestehen bleibt. Wir sind

uns dieser Problematik und deren Folgen bewusst.

5. Vorgehen bei der Forschung Weitestgehend verlief der Forschungsprozess gemäß den Planungen im Rahmen der

Operationalisierung (s.o.). In der Praxis haben sich aber dennoch einige Hindernisse ergeben und

Erkenntnisse herausgezeichnet, die wir vorher so nicht erwartet oder durchdacht hatten. Insofern

mussten Anpassungen während der Forschung an die jeweils neuen Gegebenheiten und

Kenntnisstände vorgenommen werden.

5.1 Vorbereitungen und -überlegungen

Nach einer vorbereitenden Phase der Lektüre hilfreicher Fachliteratur zu Methoden und zum

Forschungsthema und der Konzeption der Untersuchung wurden im ersten Schritt zunächst wie

beschrieben deduktiv Kategorien gebildet (s. Punkt 4.4 Kategorienbildung), von denen wir

annahmen, dass wir sie bei der Datenerhebung in den Beiträgen finden werden. Dies stellte keine

Probleme dar und funktionierte wie geplant. Danach haben wir mit den Pretests begonnen.

5.2 Pretests

Mehrere Pretests haben uns dabei geholfen, die Datenerhebung bestmöglich vorzubereiten und

haben uns aufgezeigt, wo Probleme in unserem Untersuchungskonzept liegen.

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Zunächst haben wir die Suchbegriffe 'Feminismus' und 'Antifeminismus' gegooglet, wie es auch für

die Bestandsaufnahme geplant war, um uns einen Überblick über die einschlägige Blogosphäre zu

verschaffen. Dabei ist uns aufgefallen, dass nur relativ wenig Blogs direkt über die

Suchergebnisliste auffindbar sind, sondern die größere Masse der Blogs sich stattdessen als

Verlinkungen in den Blogrolls der wenigen großen Google-gelisteten Blogs finden lassen. Das

Vorgehen für die Bestandsaufnahme wurde daraufhin geändert: Statt die ersten zehn Blogs zu

erfassen, die per Suchmaschine gefunden werden, beschlossen wir, uns auf die ersten drei Blogs

zu beschränken und sieben weitere Blogs aus deren Linklisten zu erfassen.

Der zweite Pretest, eine erste Betrachtung der beiden zu untersuchenden Blogs hinsichtlich der

forschungsrelevanten Merkmale, fand nach der Bestandsaufnahme statt und diente der

induktiven Vervollständigung des Kategoriensystems sowie dem Verfassen der Kodieranweisungen

In einem dritten Pretest sollten die Intercoderreliabilität und die Qualität der Kodieranweisungen

getestet werden. Wir kodierten voneinander unabhängig dieselben fünf Beiträge und verglichen

die Resultate, welche stellenweise erhebliche Diskrepanzen bezüglich der kodierten Kategorien

aufwiesen. Wir analysierten im Detail, an welchen Stellen auf welche Art abweichend kodiert

worden ist und tauschten uns darüber aus, warum wir uns jeweils für die gewählte Kodierung

entschieden haben. Auf Grundlage der daraus gewonnenen Erkenntnisse konnten wir die

Kodieranweisungen konkretisieren und in einem weiteren Pretest nochmals überprüfen. Dies

wiederholten wir so lange, bis die Kodieranweisungen zur größtmöglichen Übereinstimmung der

darauf basierenden Kodierung führten. Wir mussten jedoch auch feststellen, dass sich die

Intercoderreliabilität mangels festgelegter Indikatoren allein durch Anpassung der

Kodieranweisungen nicht bis zu einem zufriedenstellendem Maß steigern ließ. Um zumindest

innerhalb dieser Untersuchung die Kodierung einheitlich zu halten, beschlossen wir als

Konsequenz, die Datenerhebung von nur einer Person vornehmen zu lassen. Außerdem

erweiterten wir den Kodierbogen um die Spalte 'Textbeleg', in welcher die Textstelle zitiert

werden sollte, in der die kodierte Kategorie vorkommt, um so einerseits die Notwendigkeit für den

Coder zu erhöhen, seine Kodierungen genau am Text zu überprüfen und andererseits um auch im

Nachhinein die Kodierungen noch nachvollziehen zu können.

Die Pretests führten uns die wesentliche Schwierigkeit unserer Untersuchung vor Augen. Zwar

konnten wir zu diesem Zeitpunkt das Konzept nicht mehr grundlegend ändern, doch war damit ein

Bewusstsein für die Mängel des Kodierungssystems geschaffen, sodass wir diese im weiteren

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Forschungsverlauf, der Datenauswertung und beim Verfassen des Forschungsberichts

berücksichtigen und für die Zukunft daraus lernen konnten.

5.3 Datenerhebung

Die Datenerhebung schloss sich nahtlos an die Pretests an und stellte bis auf das genannte kaum

weitere Probleme dar.

5.3.1 Bestandsaufnahme

Die Erfassung der drei google-gelisteten und sieben verlinkten Blogs auf beiden Seiten verlief völlig

problemlos. Wir mussten lediglich feststellen, dass wir im Vorfeld nicht exakt genug definiert

hatten, was wir als 'Blog' ansehen wollen und haben diese Definition so präzisiert (s. Punkt 4.3

Definitionen und Konzeptspezifikation), dass die weitere Arbeit ohne Schwierigkeiten möglich war.

Zwar haben wir nur von wenigen Blogbetreibern die erbetenen Page-Visit-Zahlen erhalten, doch

waren die der beiden höchstgelisteten Blogs dabei und es hat sich herausgestellt, dass diese auch

die meisten Seitenbesuche von allen Blogs, von denen wir Zahlen hatten, aufwiesen. So konnten

eindeutig die beiden Blogs bestimmt werden, die Untersuchungsgegenstand unserer Forschung

werden sollten.

5.3.2 Kodierung des Untersuchungsmaterials

Bevor wir mit dem Kodieren des Untersuchungsmaterials begonnen haben, haben wir dieses

abgespeichert. Dies ist deshalb sinnvoll, weil Online-Inhalte potenziell jederzeit erweitert,

verändert oder gelöscht werden können. Es wäre daher möglich, dass das untersuchte Material,

das Blog, am Ende der Kodierungsphase ein anderes ist als am Anfang; außerdem könnten

Kodierungen zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nachvollzogen werden. Deshalb haben wir

nicht den Online-Blog untersucht, sondern ein Backup, das den Status quo des Blogs zu einem

bestimmten Zeitpunkt abbildet und unveränderlich bleibt. Damit bleibt die Untersuchung

nachvollziehbar.

Nach der ausgiebigen Pretestphase zur Präzisierung von Kategoriensystem und

Kodieranweisungen war die finale Kodierung des Untersuchungsmaterials, bis auf das genannte

Problem der fehlenden Indikatoren, keine Schwierigkeit mehr. Ein paar wenige Kategorien

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mussten ergänzt oder in ihrem zugewiesenen Bedeutungsumfang angepasst werden, doch

darüber hinaus lief der Kodiervorgang reibungslos.

Die Entscheidung, für jede positive Kodierung einen Textbeleg zu fordern, erwies sich als ernorme

Hilfestellung, weil dadurch das Risiko, auf Basis eines allzu subjektiven Textverständnisses zu

kodieren, stark verringert wurde.

Den Kodieranweisungen konnte in den meisten Zweifelsfällen der passende Hinweis entnommen

werden; sie stellten sich letztlich also durchaus als funktional dar.

5.4 Auswertung

Die Auswertung wurde im ersten Schritt mit Hilfe des statistischen Auswertungsprogramms 'SPSS'

vorgenommen. Es erforderte relativ viel Zeit, sich in die Funktionen der Software soweit

einzuarbeiten, dass alle Daten korrekt eingegeben und die unserem Forschungsinteresse

entsprechend notwendigen Auswertungstabellen generiert werden konnten. Nachdem wir uns

diese Kenntnisse durch Lektüre von Online-Tutorials angeeignet hatten, war der Teil der

Auswertung, die am Computer vorgenommen wurde, aber schnell getan.

Ein Problem wäre noch zu erwähnen, das wir weder verstanden haben noch lösen konnten. Drei

der hundert Fälle wurden in der Fallzusammenfassung als "Fehlend" bezeichnet. Wir haben alle

Felder wiederholt gewissenhaft durchgesehen, doch konnten keine leeren oder anderweitig

abweichenden Felder finden. Möglicherweise haben wir diese trotz mehrfachen Suchens

übersehen; eventuell liegt es aber auch an anderen Umständen, die uns nicht bekannt sind. Es

musste letztlich mit den, bzw. ohne die, drei fehlenden Fällen ausgewertet werden.

Das Ergebnis der computergestützten Auswertung war eine so große Masse an Tabellen und

Zahlen, dass der zweite Schritt, die (nicht computergestützte, sondern persönlich und manuell

vorgenommene) Analyse der SPSS-Dateien, selbst nur bezogen auf das konkrete

Forschungsinteresse, einen nicht zu bewältigenden Aufwand mit sich brächte. Zunächst waren

deshalb Eingrenzungen erforderlich.

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5.4.1 Eingrenzung und Konventionalisierung von Art und Umfang der Auswertung

Art und Umfang unserer Messergebnisse eröffnen potenziell ein unendliches Maß an

Möglichkeiten der Auswertung, speziell hinsichtlich des explorativen Vorgehens bei der Ermittlung

der Zusammenhänge zwischen Rollen und Themen, doch sogar auch bezüglich der möglichen

"Detailtiefe" einer Auswertung unserer konkreten Forschungsfragen und –hypothesen. Aus

diesem Grund – damit letztlich klare Resultate sowie grundlegende Tendenzen und nicht eine

unüberschaubare Masse von Details und Spezialfällen die Ergebnisdarstellung bestimmen – ist es,

auch wenn sich dies grundlegend bereits aus der Konkretisierung der Fragestellung und dem

Aufstellen konkreter Hypothesen ergibt, unabdingbar, einige Konventionen für die Art und

Eingrenzungen für den Umfang der Auswertung im Vorfeld präzise festzulegen, was im Folgenden

geschehen soll:

Auf Basis des Umstands, dass die Anzahl der möglichen Kombinationen der beiden untersuchten

Variablen die der erfassten Einheiten um das Dreifache übersteigt, ist es nur logisch, dass mehr als

zwei Drittel der Felder der Kreuztabellen von Nullen belegt sind und das restliche Drittel von

Einsen dominiert wird (d.h., dass zwei Drittel der möglichen Kombinationen gar nicht und der

größte Teil der übrigen 33% lediglich ein Mal gemessen worden sind). Wir haben uns deshalb dazu

entschieden, diese Werte aus unserer Auswertung auszuklammern und uns nur auf die Kategorien

und Kategorienkombinationen zu beschränken, die mehr als ein Mal vorhanden sind.

Des Weiteren verzichten wir zum größten Teil – außer in Zusammenhängen, in denen diese von

besonderer Bedeutung sind – darauf, die Kategorien "Keine Rolle" und "Kein Thema" in die

Auswertung einzubeziehen, obwohl hier sehr hohe Werte gemessen wurden. Wir müssen uns

schlicht auf wenige Kategorien beschränken und wählen deshalb die interessanteren Varianten.

Was nach dieser Eingrenzung übrig bleibt ist Folgendes: Zunächst werden die häufigsten Rollen,

Themen und Rolle-Thema-Kombinationen auf jeweils beiden Seiten ermittelt. Bezogen auf die

Zusammenhänge zwischen Rollen und Themen analysieren wir, welche Rollen mit den jeweils

häufigsten drei Themen assoziiert sind und werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede darin

aufzeigen.

5.4.2 Analyse der SPSS-Tabellen

Einige Zusammenhänge, die uns interessierten, erforderten das Herstellen von komplexen

Bezügen zwischen mehreren SPSS-Tabellen, sodass nach der computergestützten Auswertung eine

eigene Analyse notwendig war. Dieser Teil war zeitlich am aufwendigsten. Wir schrieben die

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Zahlen heraus, die für uns relevant sind, und erstellten mit diesen dann eigene Tabellen, die

speziell auf die Darstellung der entsprechenden Querverbindungen angelegt waren. Die finale

Auswertung der Messergebnisse nahmen wir dann anhand dieser Tabellen vor (s. Anhang E).

6. Ergebnisse Insgesamt lässt sich nicht einheitlich feststellen, dass der größte Teil unserer Forschungsfragen

und –hypothesen verifiziert oder falsifiziert werden konnte bzw. dass die Messergebnisse im

Wesentlichen eher unseren Erwartungen entsprachen oder uns überraschten. Vielmehr zeigt sich

ein gemischtes Bild von sowohl unerwarteten als auch vorhersehbaren Resultaten sowie

zusätzlichen Erkenntnissen abseits unseres Forschungsinteresses. Der Erkenntniswert der

Untersuchungsergebnisse ist im Ganzen jedoch durchaus als zufriedenstellend zu bewerten.

6.1 Aussagekraft der Ergebnisse

Es wurden in allen hundert Beiträgen 15 Themen und 20 weibliche Rollenbilder gefunden –

einschließlich der Kategorien "kein Thema" und "keine Rolle" – wodurch sich 300 mögliche

Kombinationen von einer Rolle mit einem Thema ergeben. Da die Anzahl der

Kombinationsmöglichkeiten drei Mal so hoch ist wie die der erfassten Beiträge, stellt bereits ein

Wert über 1 (entspricht 2% der Einheiten einer Ausrichtung) ein Ergebnis dar, aufgrund dessen

sich eine Aussage treffen lässt; ein Wert über 2 (entspricht 4% der Einheiten einer Ausrichtung)

oder höher kann schon als signifikanter Ausschlag gesehen werden. Mit diesem Hintergrund

können die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung durchaus als aussagekräftig bezeichnet

werden.

Der höchste gemessene Wert für eine Thema-Rolle-Kombination liegt bei 6, d.h. 6% aller erfassten

Einheiten oder 12% aller Beiträge einer Ausrichtung (feministisch oder antifeministisch), fallen auf

eine konkrete von 300 möglichen Kombinationen. Dies zeigt, dass trotz der vergleichsweise

geringen Anzahl von untersuchten Beiträgen Tendenzen erkennbar sind.

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6.2 Ergebnisdarstellung

Zwar war die Auswertung der Untersuchung ob der Komplexität der Messergebnisse ein relativ

komplizierter Vorgang und eine Herausforderung, doch hat sich unsere anfängliche Befürchtung,

keine klaren Ergebnisse zu erhalten, nicht bewahrheitet. Die Resultate sind letztlich eindeutig und

stellen sich wie folgt dar.

6.2.1 Abgleich der Forschungshypothesen mit den Messergebnissen

Wie die kurze Bestandsaufnahme zeigt, die wir im Vorfeld der Inhaltsanalyse vorgenommen

haben, hat sich die Annahme bestätigt, dass feministische Blogs vorwiegend von Frauen,

antifeministische Blogs von Männern verfasst werden (s. Anhang D). Die dementsprechende

Vermutung über die häufigsten Themen war hingegen nur teilweise richtig. Wie vermutet, ist das

häufigste Thema der Antifeministen 'Politik', wider Erwarten trifft dies aber auch auf die

feministischen Inhalte zu. Das Thema 'Mode' war überhaupt nicht vertreten, 'Lifestyle' in

vernachlässigbarer Zahl. Stattdessen finden sich auf dem zweiten und dritten Platz der häufigsten

Themen des feministischen Blogs die Themen 'Medien' und 'Arbeitswelt'. Letzteres ist auf

antifeministischer Seite am zweithäufigsten, an dritter Stelle steht 'Rechtliches'. Hier fällt auf, dass

zwei identische Themen auf beiden Seiten unter den Top 3 der häufigsten Themen zu finden sind.

In der Themenwahl sind sich der feministische und der antifeministische Blog also ähnlich (s.

Anhang F, Tab. 2 und 3).

Etwas anders sieht es bei den Rollen aus, obwohl auch hier eine Rolle in beiden Listen vorhanden

ist: Die der Frau als Opfer. Interessant ist hierbei, dass die Frau in der Opferrolle im

antifeministischen Blog häufig mit dem Thema 'Medien' zusammenfällt, auf der anderen Seite

hingegen meist ohne thematischen Bezug. Hieraus könnte man schon beginnen, auf die

Meinungen der Verfasser zu den Rollen und Rolle-Thema-Kombinationen zu schließen; dies würde

hier aber zu weit führen und hätte keine objektive Basis.

Die Feministinnen sprechen außerdem erwartungsgemäß am häufigsten von der Frau als

Feministin, außerdem von der Frau als Lesbe. Die Antifeministen hingegen nennen zusätzlich

häufig die Rolle der Frau als starkes Geschlecht und als Führungskraft. Interessant wird noch der

thematische Kontext der erstgenannten Rolle (s.u.). In der Erwähnung von Rollenbildern

überwiegen demnach die Unterschiede (s. Anhang E, Tab. 2 und 3). Unsere Hypothese zu den

häufig genannten Rollen der beiden Seiten ist damit bis auf die korrekte, und naheliegende,

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Vorstellung, dass Feministinnen häufig von der Frau als Feministin sprechen, vollständig widerlegt.

Mehr noch zeigte sich nahezu das Gegenteil. Von der emanzipierten Frau und dem starken

Geschlecht liest man bei den Feministinnen nur selten. Statt vom schwachen Geschlecht, wie

angenommen, ist bei den Antifeministen die Rede vom starken Geschlecht, statt von der

Fremdversorgten von der Führungskraft. Zwar kann davon ausgegangen werden – schlicht

aufgrund der bekannten Ansichten von Antifeministen, und dieser Eindruck hat sich nebenbei

angemerkt bei der Lektüre der Beiträge bestätigt, obwohl wir dazu keine Messung vorgenommen

haben – dass diese Rollen eher negativ bewertet werden, ironisch oder anderweitig nicht ernst

gemeint sind, doch ist die Wortwahl interessant. Statt ironisch vom starken Geschlecht zu

sprechen oder weibliche Führungskräfte zu bemängeln, hätte man auch das schwache Geschlecht

oder die Pflicht zur Mutterrolle betonen können. Und eben darum ging es uns mit der Erfassung

der genannten Rollen und wurden auch negierte/abgewertete etc. Rollen kodiert (s.

Kodieranweisung III.1.). Es sollte sich zeigen, welche Rollenbilder intuitiv im Bewusstsein präsent

sind, assoziiert werden.

Zu unserer ersten, grundlegenden Hypothese, dass nicht die Erwähnung einer Rolle ansich

entscheidend und aussagefähig ist, sondern diese erst bei Betrachtung des Zusammenhangs eine

Bedeutung bekommt, ist zu sagen, dass sich dies verifizieren ließ. Ebenso, dass sich Muster in der

Verwendung von Rollen in Kombination mit Themen herausarbeiten lassen, die für die jeweilige

Seite spezifisch ist und sich von der anderen unterscheidet. Im weiteren explorativen Vorgehen

haben wir versucht, uns diesen Mustern zu nähern.

6.2.2 Ergebnisse der explorativ untersuchten Zusammenhänge

Die Unterschiede darin, welche Rollen mit welchem Thema in Verbindung gebracht werden, sind

auffallend groß. Keine einzige der Kombinationen, die auf einer Seite besonders häufig

auftauchen, überschreitet auf der jeweils anderen Seite die 2% Marke, d.h. den Wert 1, noch mehr

sind überhaupt nicht vertreten und relativ oft tritt sogar der Fall ein, dass eine Rolle, die stark mit

einem der Top 3-Themen verknüpft ist (oder umgekehrt) auf der Gegenseite gar nicht, d.h. in nicht

einer möglichen Kombination, kodiert wurde. Konkret heißt das Folgendes:

Die häufigsten Thema-Rolle-Kombinationen, alle mit einem Wert über 2%, sind völlig

unterschiedlich (s. Anhang E., Tab. 5 und 6). Bei den Feministinnen zum Beispiel 'Medien –

Feministin', 'Politik – Feministin' und 'Arbeitswelt – Feministin'; bei den Antifeministen

'Rechtliches – Opfer', 'Arbeitswelt – Quotenfrau' und 'Gewalt – Opfer'. Noch interessanter ist aber

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ein anderes Phänomen: Schaut man sich an, mit welchen Rollen die Top-Themen einer Seite

assoziiert sind, fällt auf, dass nicht nur diese Kombination auf der Gegenseite nicht oder kaum

vertreten ist, sondern vor allem, dass das selbe Thema auf der anderen Seite mit völlig anderen

Rollen in Kombination auftritt. Auch dann, wenn das Thema auf beiden Seiten häufig vorkommt.

Gleiches gilt umgekehrt für die mit den Top-Rollen verknüpften Themen.

Zum Beispiel verbinden die Feministinnen das Thema 'Politik', welches beiderseits das

dominanteste ist, zwar nicht häufig aber am häufigsten mit den Rollen 'Feministin' (8%) und

'Lesbe' (2%). Beide Kombinationen gibt es bei den Antifeministen nicht. Diese kreuzen mit Politik

die Rollen 'Führungskraft', 'Opfer', 'Quotenfrau' und 'Starkes Geschlecht' (jeweils 4%). Dies ließe

sich so mit allen beliebigen Themen, Rollen und Kombinationen wiederholen. Die grundlegende

Tendenz lässt sich gut an der Spalte "Vergleich: Fem/Antifem" der Tabellen 7 und 8 beobachten, in

der es, bis auf einen Spezialfall, kein Wert über 2 % schafft, wenn er nicht schon darunter

scheitert.

Grundsätzlich gibt es in den Kombinationen von Themen und Rollen keinerlei Gemeinsamkeiten

auf Basis der von uns erhobenen Daten.

6.3 Sonstige Erkenntnisse

Ein Phänomen ist uns im Rahmen der Bestandsaufnahme, abseits unseres Forschungsinteresses

aufgefallen: Der antifeministische usergenerated content befindet sich in der Google Trefferliste

"Antifeminismus" auf den obersten Positionen, der feministische beginnt erst hinter der 50sten

Stelle. Davor befinden sich fast ausschließlich journalistische Inhalte.

Der Effekt dieses Umstandes ist der, dass Nutzer, die sich über die jeweiligen Themen informieren

wollen ohne ihre Suche zu spezifizieren, für den Suchbegriff 'Antifeminismus' vornehmlich mit

Inhalten konfrontiert werden, die stark subjektiv und 'reißerisch' sind; für den Suchbegriff

'Feminismus' hingehen werden sie hauptsächlich Internetseiten finden, die einen eher

professionellen und objektiven Anspruch haben. Dies kann durchaus großen Einfluss auf die

öffentliche Meinungsbildung haben, wenn man die Wichtigkeit von Google für diese bedenkt. In

der Praxis lässt sich auch bestätigen, dass der Antifeminismus weit weniger anerkannt ist als der

Feminismus, allerdings ist hier die Ursache-Wirkung-Reihenfolge nicht klar. Die Meinung könnte

unter anderem deshalb schlechter sein, weil die Inhalte so überspitzt negativ wertend sind oder

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die Verfasser halten es für notwendig, sich so auszudrücken, eben weil ihre Bewegung gegen

Ablehnung kämpfen muss.

6.4 Zusammenfassung der Ergebnisse

Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Themenwahl auf beiden Seiten zwar ähnlich ist, die

dargestellten Rollenbilder sich aber stark unterscheiden sowie die Gewohnheiten bestimmte

Rollen mit bestimmten Themen zu verknüpfen. Im selben thematischen Zusammenhang haben die

Feministinnen ein wesentlich anderes Bild von der Frau als die Antifeministen – dies war

grundsätzlich zu erwarten und stellt keine große Überraschung dar. Unerwartet hingegen war die

Wahl der Rollen, die auf den jeweiligen Seiten, die herangezogen wurden.

7. Fazit Die Forschungsarbeit im Rahmen des E3-Moduls sollte uns vor allem die Forschung in der Praxis

nahe bringen und uns mit den Problemen und Herausforderungen empirischer Methoden vertraut

machen. Die seminarspezifische Vorgabe, die Forschungsarbeit mit dem Thema „Erinnerung“ zu

verknüpfen ist uns besonders schwer gefallen. Da wir von vorn herein gerne eine Inhaltsanalyse

eines Online-Mediums durchführen wollten, um uns mit dieser in den

Kommunikationswissenschaften häufig angewandten Methode vertraut zu machen, kam ein

Experiment oder eine Befragung, zur Überprüfung von Erinnerung für uns nicht in Frage. So haben

wir versucht, unsere Fragestellung um die Methode zu konstruieren. Wir gehen davon aus, dass in

der Praxis die Fragestellung vor der Methodenwahl steht. Dennoch wussten wir zu Beginn der

Forschung, das wir uns mit der Inhaltsanalyse für die richtige Methode entschieden hatten. In der

Operationalisierung sowie dem Vorgehen sind wir dann doch auf verschiedene Hindernisse und

Fehler in unserer Herangehensweise gestoßen. Wir konnten das Vorgehen – wie bereits

ausführlich beschrieben – an einigen Stellen anpassen. Die größte Herausforderung bestand darin,

während der schon laufenden Erfassung der Daten, die Methode der quantitativen Erfassung der

Daten beizubehalten, da es oft naheliegend erschien beispielsweise Ironie oder klare Verneinung

einer bestimmten Rolle mit zu erfassen oder diese dann nicht in den Datensatz aufzunehmen. Für

eine nächste quantitative Inhaltsanalyse würden wir – um das Problem der subjektiven Wertung

zu umgehen – ein Datenanalyseprogramm wie beispielsweise MaxQData verwenden.

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Neben der Eigenkritik an der allgemeinen Herangehensweise sind uns folgende Dinge aufgefallen,

die wir besser machen können:

Wir haben uns zu Beginn der Forschung für eine quantitative Messung und Auswertung der zu

erhebenden Daten entschieden. Unsere Fragestellung ergab, dass wir die Ausprägungen der zu

messenden Merkmale zählen wollten. Allerdings lässt unsere Methode Zweifel an der

Aussagekraft. Denn wir haben beispielsweise nicht erfasst, ob das gezählte Rollenbild im positiven

oder negativen Kontext oder gar ironisch gemeint erwähnt wurde. Eine Negation oder ein

Ausschluss eines Rollenbildes haben wir ebenfalls einfach gezählt und nicht mit einer

entsprechenden Wertung des Autors des Artikels erfasst. Außerdem brachte die Vielzahl an

Kategorien und damit Merkmalsausprägungen eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten mit

sich. Um die Repräsentativität der Stichprobe höher zu halten, hätten wir uns nicht mit dem

Anspruch auf Vollständigkeit bei der Kategorienbildung heranwagen sollen sondern nur je eine

oder zwei Themen und Rollenbilder untersuchen sollen. So hätten wir zudem eine präzisere

Definition in der Kodieranweisung bestimmen können als auch eine größere Anzahl an

Analyseeinheiten untersuchen können.

Des Weiteren müssen wir die externe Validität unserer Forschung nicht nur aufgrund der zu

geringen Größe unserer Stichprobe in Frage stellen. Wir haben in unserer Stichprobe (n) je 50

Artikel aus einem feministischen und antifeministischen Blog erfasst. Die Ergebnisse sind nicht auf

andere feministische Blogs übertragbar, da es sich um einen Verfasser oder ein Verfasserteam

handelt, das ein Medienprodukt erstellt. Die erfassten Ausprägungen können mit hoher

Wahrscheinlichkeit verfasserspezifisch sein. So hätten weitere Stichproben aus anderen Blogs die

Ergebnisse absichern können. Alternativ könnte n anstatt aus einem Blog auch aus den Inhalten

mehrerer Blogs zusammengesetzt werden. Eine Erfassung der Inhalte von zehn Artikeln aus 5

Blogs je feministischen und antifeministischen Inhalts hätte eine höhere externe Validität

gewährleistet.

Die quantitative Erfassung der Ausprägung der Merkmale hat sich in der Praxis als schwierig und

teilweise subjektiv herausgestellt. Die Kodierbögen und die Kodieranweisungen wurde im Laufe

der Vorarbeit zur Forschung mehrmals angepasst und weiter entwickelt. Kein Pretest konnte eine

zufriedenstellende Intercoderreliabilität ermitteln. Wir haben uns schließlich für ein quantitatives

Verfahren entschieden, bei dem wir die Erhebung teilweise mit qualitativen Kriterien durchgeführt

haben. So haben wir negative Nennungen von Themen aus der Zählung ausgeschlossen, was im

Zweifel eine subjektive Wertung vorausgesetzt hat. Dies ist zum einen in unserer Unerfahrenheit

begründet als auch in der Kürze der Zeit, die für die Forschung zur Verfügung stand. Wir kamen im

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Laufe der Pretests zu dem Schluss, dass wir Formulierungen in den Kodieranweisungen hinterlegen

müssten, die wir teilweise induktiv ergänzen müssten. Auf Grund der begrenzten Zeit dieser Arbeit

haben wir uns für eine Erfassung der Beweise der Ausprägung entschieden, die in Form eines

Satzes oder Satzteils im Kodierbogen erfasst wurden. Diese Art der Datenerhebung kann keine

Intercoderreliabilität gewährleisten.

Eine Inhaltsanalyse bedeutet deutlich mehr Aufwand als anfangs erwartet, erfordert eine

durchgehend gründliche Dokumentation sowie eine bedachte Herangehensweise. Mit diesem Satz

können wir unsere Erfahrungen und das in dieser Arbeit Gelernte zusammenfassen. Der Umfang

der Arbeit, die Wichtigkeit der Dokumentation und das wirklich gute Wissen um die Methoden

haben uns im Laufe der Forschung als auch bei der Erstellung des Berichts manches Mal

überrascht.

Unsere Forschungsarbeit hat uns aber auch klar gemacht, dass Medienprodukte – auch wenn sie

von Personen in Form von usergenerated content erstellt wurden – nicht einfach auf andere

Medienprodukte oder gar den Feminismus oder Antifeminismus übertragbar sind. Die Methode

muss hier die Möglichkeiten bieten und der Forscher muss sich der Grenzen der Methode bewusst

sein. Um es abschließend mit den Worten von Theodor Adorno zu sagen:

Der übliche Einwand, die empirische Sozialforschung sei zu mechanisch, zu grob, zu

ungeistig, verschiebt die Verantwortung vom Gegenstand der Wissenschaft auf diese.

Die vielgescholtene Inhumanität der empirischen Methoden ist immer noch humaner

als die Humanisierung des Unmenschlichen. (Theodor Adorno 2002: 22)

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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8. Literaturverzeichnis

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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9. Anhang

A. Kategoriensystem

B. Kodieranweisungen

C. Muster-Kodierbogen

D. Untersuchungsmaterial

I. Feministische Blogbeiträge

II. Antifeministische Blogbeiträge

E. Ergebnistabellen

F. SPSS-Tabellen

I. Häufigkeiten

II. Kreuztabellen

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A. Kategoriensystem

I. Ausrichtung

1. Antifeministisch

2. Feministisch

II. Rollen

1. Feministin

2. Mutter

3. Führungskraft

4. Angestellte

5. Opfer

6. Täterin

7. Emanzipierte Frau

8. Quotenfrau

9. Karrierefrau

10. Versorgerin

11. Starkes Geschlecht

12. Schwaches Geschlecht

13. (Fremd-)Versorgte

14. Lesbe

15. Partnerin

16. Sexualobjekt

17. Politikerin

18. Gläubige

19. Dummchen

20. Keine Rolle

III. Themen

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1. Politik

2. Familie

3. Rechtliches

4. Gesundheit

5. Wissenschaft

6. Arbeitswelt

7. Geschlechterrollen

8. Rassismus

9. Gewalt

10. Medien

11. Sprache

12. Religion

13. Lifestyle

14. Sexualität

15. Kein Thema

B. Kodieranweisungen

I. Allgemeines

1. Jede einzelne Rolle und jedes einzelne Thema stellen jeweils eine Kategorie dar. Jede Kategorie

hat zwei mögliche Ausprägungen: Ja, Rolle/Thema genannt (kodiert mit 0). Nein, Rolle/Thema

nicht genannt (kodiert mit 1).

2. Analyseeinheit ist ein einzelner Blogbeitrag. Dieser beginnt mit dem Beitragstitel (der

Überschrift zum folgenden Text) und endet mit dem letzten Satz vor dem nächsten Titel.

3. Eine evtl. Schlagwortliste zum Beitrag (dem Beitrag zugeordnete Tags oder andere Arten von

Über-/Sammelbegriffen) wird nicht berücksichtigt.

4. Es werden ausnahmslos alle Einheiten erfasst. Enthält ein Beitrag weder Themen noch Rollen,

wird er dennoch erfasst und kodiert mit "Kein Thema" und "Keine Rolle" (jeweils 1 = Ja,

Rolle/Thema genannt).

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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5. Es werden alle genannten Rollen und Themen erfasst, d.h. pro Einheit dürfen mehrere

Kategorien (mehrere Rollen oder Themen) positiv kodiert werden.

6. Zitate von externen Inhalten werden berücksichtigt, auch wenn es sich nicht um usergenerated

content (nachfolgend: ugc), z.B. ein Zitat aus einem journalistischen Artikel oder einem

Gerichtsurteil, handelt.

Begründung: Auch wenn das Zitat selbst kein ugc ist, so spiegelt sich in dem Umstand, dass

der Zitierende, der Verfasser des Beitrags, diesen Inhalt in seinem eigenen ugc

veröffentlicht, eine Meinung/Ansicht/Einstellung des Bloggers wider und generiert dieser

durch die Veröffentlichung des Zitats in seinem Blogkontext und dem Einbinden in seinen

Text einen neuen Inhalt. Damit erhält das Zitat eine Qualität, die in der für uns relevanten

Hinsicht dem ugc gleichzusetzen ist.

7. Ist im Folgenden die Rede von "konkret benannt", schließt dies auch grammatikalische

Varianten mit ein. Beispiel: "Politisches Wirrwarr" zählt wie "Politik". "des schwächeren

Geschlechts" wie "Schwaches Geschlecht" usw.

II. Zur Kodierung der Rollen und Themen

1. Eine Rolle oder ein Thema werden in jedem Fall kodiert wenn mindestens eine der beiden

folgenden Voraussetzungen erfüllt ist:

a) Eine Kategorie ist konkret benannt. Beispiel: Enthält ein Beitrag den Satz "Politik finde

ich blöd." wird der Beitrag mit "Politik" kodiert.

b) Ein Synonym für eine Kategorie, das im "Duden Synonymwörterbuch" zum Begriff der

Kategorie aufgelistet ist, ist konkret benannt.

Sonderfall: Ein Begriff, der nicht im "Duden Synonymwörterbuch" als Synonym für eine

Kategorie aufgelistet ist, kann dann trotzdem zur Kodierung der Kategorie führen, wenn

der Begriff dem kollektiven Weltwissen oder der Allgemeinbildung nach dennoch

eindeutig bedeutungsgleich zum Kategorienbegriff ist.

2. Eine Rolle oder ein Thema werden außerdem kodiert oder trotz II.1. nicht kodiert, wenn eine

der unter III. bzw. IV. (s.u.) genannten Sonderregeln für jeweils das Kodieren von Rollen oder

Themen Anwendung findet.

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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3. In allen Fällen, in denen die Kodierung eine Einzelfallentscheidung auf Basis von Weltwissen und

Bildung ist (s. III.3., IV.2.), wird nur kodiert, wenn keine Unsicherheit besteht. Im Zweifelsfall wird

negativ kodiert (0 = Nein, Rolle/Thema nicht genannt)!

4. Das Kodieren einer Rolle führt nicht automatisch zur Kodierung eines Themas, weil die Rolle in

thematischem Zusammenhang zur Themenkategorie führt – und umgekehrt. Alle Kodierungen

werden nur auf der Textgrundlage vorgenommen. Beispiel: Wird das Thema "Gewalt" kodiert,

wird deshalb nicht automatisch die Rolle "Opfer" kodiert, weil jeder Gewaltakt zwangsläufig ein

Opfer hat. "Opfer" wird nur dann kodiert, wenn diese Rolle im Text genannt ist. Oder: Wird die

Rolle "Angestellte" kodiert, wird aufgrund des thematischen Zusammenhangs nicht automatisch

das Thema "Arbeitswelt" kodiert, sondern nur dann wenn das Thema Arbeitswelt im Text

vorkommt.

III. Besonderheiten bei der Kodierung der Rollen

1. Wird eine Rolle konkret benannt, jedoch in der Form, dass sie als weibliches Rollenbild

abgelehnt wird, wird sie trotzdem kodiert. Beispiel: "Frauen sind nicht das schwache Geschlecht"

wird für die Kategorie "Schwaches Geschlecht" kodiert. Achtung: Für die Kodierung von Themen

gilt das nicht (s. IV.1.)!

Begründung: Siehe Begründung zu IV.1.

2. Es werden alle erwähnten weiblichen Rollenbilder erfasst, unabhängig von Wertung,

Negationen, Kontext usw.

3. Wird ein Rollenbild erwähnt, ohne dies explizit Frauen zuzuordnen, wird es dennoch als

weibliches Rollenbild erfasst, wenn aus dem Zusammenhang eindeutig hervorgeht, dass dies so

gemeint ist.

IV. Besonderheiten bei der Kodierung der Themen

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E3-Forschungsbericht: Inhaltsanalyse von Blogbeiträgen. Daniela Friedrich, Savita Wagner

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1. Wird ein Thema konkret benannt, jedoch als Inhalt des Beitrags verneint, wird es nicht kodiert.

Beispiel: "Hier geht es nicht um Politik" wird, entgegen II.1.a) nicht als "Politik" kodiert. Achtung:

Für die Kodierung von Rollen gilt das nicht (s. III.1.)!

Begründung: Die Kodierung der Rollen und die der Themen haben eine andere Qualität.

Mit der Kodierung der Themen soll erfasst werden, worum es in der Sache faktisch geht,

nicht darum welches Thema irgendwie erwähnt wird. Hingegen soll mit der Kodierung der

Rollen nicht erfasst werden, wie der Verfasser des ugc die Frau tatsächlich sieht, sondern

welchen Rollenbildern er sich – unabhängig vom sonstigen Kontext oder einer Bewertung

– bedient, welche Rollen im Allgemeinen er assoziiert (und daraus folgend: welche Rollen

im allgemeinen Bewusstsein präsent sind), wenn er von einem bestimmten Thema spricht.

2. Begriffe, die dem kollektiven Weltwissen oder der Allgemeinbildung nach eindeutig als

Unterbegriffe einer Kategorie im Sinne eines Sammel-/Überbegriffs verstanden werden können

oder aus sonstigen Gründen der Bedeutung nach inhaltlich einem Kategoriebegriff zugeordnet

werden können, gelten als Indikatoren für die entsprechende Kategorie und führen zu deren

Kodierung. Beispiele: "Bundestagswahl" als Indikator für "Politik", "Physik-Nobelpreis" als

Indikator für "Wissenschaft", "Klatschpresse" als Indikator für "Medien" usw.

Begründung: Aus pragmatischen Gründen ist es leider nicht möglich, Indikatoren für die

einzelnen Kategorien festzulegen; eine solche Liste müsste hunderte von Begriffen

enthalten. Aus diesem Grund bleibt keine andere Wahl, als passende Begriffe in

Einzelfallentscheidungen zu Indikatoren zu erklären und diese Entscheidungen bei jedem

Beitrag aufs Neue vorzunehmen. Um die intersubjektive Nachvollziehbarkeit dennoch so

hoch wie mit diesem Verfahren möglich zu halten, muss explizit und konsequent darauf

geachtet werden, dass das Bestimmen solcher Verknüpfungen (möglichst) nicht von

persönlichen Faktoren (Erfahrungen, Charakter, Meinungen usw.) beeinflusst wird,

sondern strikt auf Grundlage überindividueller Bewusstseinsinhalte, Kenntnisse usw.

vorgenommen wird.

F. Ergebnistabellen

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Allgemeines Insgesamt Femin. Antifemin. Erfasste Beiträge 100 50 50 Kodierte Themen 15 12 12 Kodierte Rollen 20 13 14 Kodiervorgänge für Themen 137 70 67 Kodiervorgänge für Rollen 123 55 68 Tabelle 1: Allgemeine Daten zur Untersuchung. Inklusive der Auspräungen "Kein Thema" und "Keine Rolle". Hinweis betreffend alle folgenden Tabellen:Exklusive der Ausprägungen "Kein Thema" und "Keine Rolle". Die drei häufigsten Themen und Rollen in feministischen Beiträgen Zum Vergleich: Antifem. Politik 36,7 % 26 % Medien 22,4 % 0 % Arbeitswelt 12,2 % 24 % Feministin 14,6 % 10,2 % Opfer 6,2 % 22,4 % Lesbe 6,2 % 0 % Tabelle 2: Häufigkeiten, feministisch.

Erste Zeile ausformuliert zum besseren Verständnis der korrekten Lesart der Tabelle: Das Thema Politik wurde in den feministischen Beiträgen am häufigsten kodiert, konkret: 36,7 % der fünfzig erfassten feministischen Beiträge hatten Politik zum Thema. Im Vergleich dazu handelten nur 26 % der antifeministischen Beiträge von Politik.

Die drei häufigsten Themen und Rollen in antifeministischen Beiträgen Zum Vergleich: Fem. Politik 26 % 36,7 % Arbeitswelt 24 % 12,2 % Rechtliches 22 % 4,1 % Opfer 22,4 % 6,2 %

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starkes Geschlecht 12,2 % 0 % Führungskraft 12,2 % 0 % Tabelle 3: Häufigkeiten, antifeministisch. Die häufigsten Themen und Rollen beider Seiten im Vergleich Feministisch Antifeministisch Arbeitswelt 12,2 % 24 % Medien 22,4 % 0 % Politik 36,7 % 26 % Rechtliches 4,1 % 22 % Feministin 14,6 % 10,2 % Führungskraft 0 % 12,2 % Lesbe 6,2 % 0 % Opfer 6,2 % 22,4 % starkes Geschlecht 0 % 12,2 % Tabelle 4: Häufigkeiten, feministisch und antefeministisch, alphabetisch, gegenübergestellt. Die häufigsten Thema-Rolle-Kombinationen in feministischen Beiträgen Zum Vergleich: Antifem. Medien – Feministin 10 % 2 % Politik – Feministin 8 % 0 % Arbeitswelt – Feministin 4 % 2 % Politik – Lesbe 4 % // Rolle*

* // = nicht kodiert Tabelle 5: Häufigste Kombinationen, feministisch.

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Die häufigsten Thema-Rolle-Kombinationen in antifem. Beiträgen Zum Vergleich: Fem. Rechtliches – Opfer 12 % 2 % Arbeitswelt – Quotenfrau 10 % // Rolle* Gewalt – Opfer 10 % // Thema* Rechtliches – Täterin 8 % // Rolle* Arbeitswelt – Führungskraft 6 % // Rolle*

* // = nicht kodiert Tabelle 6: Häufigste Kombinationen, antifeministisch.. Die häufigsten Assoziationen mit den jeweils häufigsten Themen und Rollen in den feministischen Beiträgen Häufigkeit der jeweiligen

Kombination Vergleich:

Antifem. Häufigste Assoziation beim

Antifeminismus Politik + Feministin 8 % 0 % Führungskraft 4 % Lesbe 2 % 0 % Opfer 4 % Quotenfrau 4 % St. Geschlecht 4 % Medien + Feministin 10 % 2 % kein Wert > 1 0 % Arbeitswelt+ Feministin 4 % 2 % Quotenfrau 10 % Führungskraft 6 % Angestellte 4 % St. Geschlecht 4 % Feministin + Politik 8 % 0 % // Kombin.* 0 % Arbeitswelt 4 % 2 % Medien 10 % 2 % Opfer + Rechtliches 2 % 12 % Rechtliches 12 % Gewalt 10 % Politik 4 % Lesbe + Politik 4 % 0 % // Rolle* 0 %

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* // = nicht kodiert Tabelle 7: Häufigste Assoziationen zu den häufigsten Themen/Rollen, feministisch. Erster Begriff ("Politik +") ausformuliert zum besseren Verständnis der Lesart: Das häufigste Thema in feministischen Beiträgen, Politik (s. Tabelle 2.) tritt in feministischen Beiträgen am häufigsten in Kombination mit den Rollen "Feministin" und "Lesbe" auf; und zwar weisen 8 % der fünfzig fem. Beiträge die erstere, 2 % die letztere Verknüpfung auf. In den antifeministischen Beiträgen gibt es diese Kombinationen hingegen gar nicht. Stattdessen ist das Thema Politik dort am häufigsten mit den Rollen Führungskraft, Opfer, Quotenfrau und starkes Geschlecht assoziiert, nämlich in jeweils 4 % der erfassten antifeministischen Beiträge.

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Die häufigsten Assoziationen mit den jeweils häufigsten Themen und Rollen in den antifeministischen Beiträgen Häufigkeit der jeweiligen

Kombination Vergleich:

Fem. Häufigste Assoziation beim

Feminismus Politik + Führungskraft 4 % 0 % Feministin 8 % Opfer 4 % 0 % Lesbe 4 % Quotenfrau 4 % 0 % St.Geschlecht 4 % 0 % Arbeitswelt + Quotenfrau 10 % 0 % Feministin 4 % Führungskraft 6 % 0 % Angestellte 4 % 0 % St. Geschlecht 4 % 0% Rechtliches + Opfer 12 % 2 % kein Wert > 1 0 % Täterin 8 % 0 % Mutter 4 % 2 % Opfer + Rechtliches 12 % 2 % kein Wert > 1 0 % Gewalt 10 % 0 % Politik 4 % 0 % Starkes Geschlecht+

Politik 4 % 0 % // Rolle* 0 %

Arbeitswelt 4 % 0 % Medien 4 % 0 % Führungs- kraft +

Arbeitswelt 6 % 0 % // Rolle* 0 %

Politik 4 % 0 %

* // = nicht kodiert Tabelle 8: Häufigste Assoziationen zu den häufigsten Themen/Rollen, antifeministisch.