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Dr. I.S. Krestinsky Die Begründung Europas. Das Frankenreich (5. – 9. Jh.)

Lk vorlesungen 2 3_karl der grosse_ottonen

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Dr. I.S. Krestinsky

Die Begründung Europas. Das Frankenreich (5. – 9. Jh.)

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Vorgeschichte der Deutschen. Geschichte germanischer Stämme

• Herkunft und Definitionen der Begriffe „Germane“, „Germanien“

• Wandelprozesse im germanisch-deutschen Konsonantismus (Grimmsches Gesetz,

Zweite Lautverschiebung, (Ur-)Germanisch, Gotisch)

• Klassifikation der germanischen Stämme• Germanische Großstämme

(Sachsen, Franken, Alemannen, Thüringer, Bayern, Friesen)

• Römer und Germanien (Kaiser Julius Cäsar / Tacitus, Kaiser Augustus / Arminius /

Varusschlacht / Kalkriese / Teutoburger Wald, Völkerwanderung / Limes / Fall Roms / Ende der Antike)

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Der Weg germanischer Stämme zur ersten staatlichen Bildung

Germanische Großstämme der Alemannen (Schwaben), Franken, Bayern, Sachsen, Thüringer

Eingliederung der Stämme ins Fränkische Reich (ab 6. Jh. bis 814, von Chlodwig I. bis Karl den Großen)

Teilung des Fränkischen Reichs (Vertrag von Verdun 843)

Ostfränkisches Reich (Ludwig der Deutsche)

(Heiliges) Römisches Reich (deutscher Nation) (962) Genannt auch: Das Erste Reich (962 – 1806).

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Teilung des Frankenreichs 843

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Die Begründung Europas. Das Frankenreich (5. – 9. Jh.)

Das Mittelalter (476 – 1492)- Frühmittelalter (6. – 9. Jh.)- Hochmittelalter (10. – 13. Jh.)- Spätmittelalter (Mitte 13. – Ende 15. Jh.).

Frühes Mittelalter . Die Geschichte des Frankenreichs (5. – 9. Jh.)

Bedeutendste Reichsbildung des frühen Mittelalters, die romanische und germanische Völker umfasste. Franken an den Anfängen zweier europäischer

Staaten: Frankreichs und Deutschlands.

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Perioden in der Geschichte des Frankenreichs:

1. Reich der Merowinger (481 – 751);

2. Reich der Karolinger (768 – 814);

3. karolingische Reichsteilungen (843, 870, 880).

Das Reich der Merowinger (481 – 751)

Bedeutendster Vertreter: Chlodwig I. (482 – 511), eigentlich Stammesführer der Franken, Begründer des Reichs:

- ermordet alle Verwandten;- unterwirft gewaltsam und einigt alle anderen fränkischen

Teilkönigreiche (z.B. Burgund) sowie weitere germanische Stämme (z.B. Alemannen);

- macht Paris zur Hauptstadt ; - lässt sich 496 zum Christentum bekehren / taufen (beginnt

mit dem Schwert das Christentum zu verbreiten);

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• ermöglicht die Verschmelzung der römischen mit der germanischen Bevölkerung;

• legt den Grundstein für das christliche Abendland.

Infolge der „Inkompetenz“ und Schwäche weiterer merowingischer Herrscher kommt es zu deren Ablösung auf dem Thron durch die Pippiniden (später: Karolinger), die bis

dahin Palastchefs (Hausmeier / Majordomus) waren, vertreten von:

- Karl Martell (717 – 741), genannt der Hammer / Hausmeier;- Dessen Sohn Pippin III., der Jüngere (751 – 768), Hausmeier,

seit 751 der König / Ende der Merowinger;- Dessen Sohn Karl der Große (768 – 814), Enkel Karl Martells;

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Leistungen Karls des Großen

(768 – 814)

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Karolingische Bildungsreform / Renaissance

• Entstehung des Kulturraums „Europa“

• Ausschlaggebende Rolle der christlichen Kirche mit deren Einrichtungen (Bischofssitze, Klöster, Pfarreien), des

Bollwerks für die Kontinuität der Kultur, für die Kunst des Lesens und Schreibens , der Verbreiterin des Lateinischen , der Sprache des Römischen Reichs, des Römischen Rechts.

• Karl macht Latein zur Amtssprache des Reichs / Lingua Franca, zur Sprache des gesamten Schriftwesens, der Gesetzgebung und Verwaltung, der Wissenschaft und

Literatur und wird zum Schöpfer des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bilinguismus.

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• Einführung des einheitlichen Schulwesens, Einrichtung der Schulen an Bischofskirchen und Klöstern.

• Entwicklung der Wissensgesellschaft, Berufung der Gelehrten von den britischen Inseln und aus dem

Langobardenreich.

• Verbreitung der karolingischen Minuskel im ganzen Reich

durch Alkuin (730 – 804, angelsächsischer Gelehrter, Ratgeber Karls des Großen in kirchlichen und kulturellen Belangen) mit dem Ziel, ein Dokument überall lesbar zu

machen.

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Karls Vermächtnis an Europa: der Feudalismus

• Karl der Große wird groß, weil er rings um das Frankenreich ein Randgebiet nach dem anderen erobert. Er überzieht es

mit Feudalismus und Christentum und schafft so die Basislager, von denen aus die europäischen Staaten neu

gegründet werden konnten.• Er erobert das Langobardenreich in Italien; das bringt die

Dauer-Verbindung mit dem Papst.• Er erobert die nördlichen Provinzen Spaniens, Sizilien,

England, unterwirft die heidnischen Sachsen. • Das führt zur Schaffung der Grundlagen für die Entstehung

der wichtigsten europäischen Länder und auch dafür, was später Deutschland heißen wird.

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Feudalismus • Karl Martell musste die Araber abwehren und somit das

Militär wie folgt organisieren. • Wer sich militärisch mit seinem Gefolge engagierte, bekam

Land zum eigenen Gebrauch geliehen, das er zum Teil wieder schon an sein Gefolge weiterverleihen konnte. Damit stärkte

Karl Martell die Abwehr und stoppte die Araber um 732.

Gesellschafts- und Wirtschaftsform des europäischen Mittelalters auf der Grundlage des Lehnswesens (ленная

система, система вассалитета)

feodum, feudum (mlat.) – Lehnsgut (ленное поместье)s Lehen (vom Verb „leihen“) – zur Nutzung verliehener Besitz

r Lehnsherr – сеньор, сюзерен, феодалr Lehnsmann, r Vasall – ленник, вассал

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Merkmale des Feudalismus• Die Produktion war stark von der Naturalwirtschaft geprägt. • Der überwiegende Teil der Bevölkerung bestand aus Bauern. Sie

waren aber nicht Eigentümer des von ihnen bestellten Landes. Dieses Land war Eigentum des Grundherrn. Die Bauern befanden sich im Zustand der Hörigkeit, sie waren also persönlich abhängig vom Grundherrn und unfrei. Das bedeutete:

• Sie waren an die Scholle (das zu bestellende Land) gebunden und hatten nicht das Recht, es zu verlassen.

• Sie waren der Rechtsprechung ihres Herrn unterworfen. • Sie schuldeten den Grundherren Abgaben, sowohl in Form von

Arbeitsleistungen auf dem direkt vom Grundherren bestellten Land, als auch in Form von Naturalabgaben, die aus demjenigen Stück Land aufgebracht werden mussten, das sie selbst bewirtschafteten (Fron, Zehnt). Die Frondienste oder die Naturalabgaben konnten im Verlauf der Entwicklung auch durch Geldabgaben abgelöst werden.

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• Das Eigentum des Grundherrn war auch nur bedingt, denn er hatte es als Lehen von einem höhergestellten Adligen erhalten, dem er

dafür Kriegsdienste (Heeresfolge) schuldete. Er war also sein Vasall.• Heeresfolge (auch Heerfolge) ist ein Begriff aus dem

mittelalterlichen Lehnswesen und bezeichnet die Pflicht, seinen Lehnsherren im Kriegsfall militärisch unterstützen zu müssen.

• Zur damaligen Zeit war das Bedürfnis des Königs nach einer Kontrolle des Adels sehr groß, deshalb band man ihn an das

Königshaus. Man gewährte ihm Schutz und Sicherheit und gab ihm ein Stück Land (Beneficium, dingliches Lehen) zur freien Verfügung.

Im Gegenzug musste er dem König Treue schwören und in Friedenszeiten zur Beratung zur Verfügung stehen, in Kriegszeiten

für die Heeresfolge.• So wurden die Adligen zu sogenannten Kronvasallen, die das Recht

hatten, einen Teil ihres Landes an Untervasallen zu verleihen, die wiederum Bauern darauf wirtschaften ließen und ihnen Schutz

gewährten. Aus den Reihen der Untervasallen und Bauern (die an ihren Beschützer den Zehnten zahlen mussten) stammten die Männer zur Führung von Kriegen, sie leisteten Heeresfolge.

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• Das Lehnswesen ist eine besondere Beziehung zwischen dem König und seinen Fürsten. Der König (Lehnsherr) gab den

Fürsten (Lehnsleuten, Vasallen) zur Bewirtschaftung das Land (Lehnsvergabe). Im Gegenzug mussten die Fürsten für den

König Kriegsdienste leisten und ihm Vasallentreue schwören. Das heißt Heeresfolge leisten. So musste der Vasall dem

Lehnsherrn zum Kriegsdienst zur Verfügung stehen. Damit wurden Adlige zu Kronvasallen des Königs, die ihr Land

wiederum an Untervasallen zur Bewirtschaftung verliehen. Die Untervasallen waren damit ebenso zur Heeresfolge

verpflichtet.

Lehnswesen = Vasallentreue + Lehensvergabe.

Wer aber den Treueeid brach, wurde bestraft, aus der feudalen Gemeinschaft ausgestoßen.

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So kam es zu so einer sozialen Lehnspyramide:

Ein höherer Lehnsmann (ein König, ein Herzog), hat durch Vergabe von Lehen und Lehnseid/Heeresfolge

einen Lehnsmann (einen Herzog, einen Reichsgrafen),der auch durch Vergabe weiterer Lehen und Treueid / HF

seine eigenen Lehnsleute / Untervasallen (z.B. Landgrafen) hat.

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Karls Vermächtnis an die Deutschen: die Kaiserkrone

• Krönung Karls 800 zum Kaiser (in Rom vom Papst) – Wiederbelebung der Idee des Römischen Reichs (800 / 962 – 1806),

sieht sich als dessen Nachfolger .• Nach Karls Tod 814 - Dauerstreit um das Erbe.

• Das Ergebnis - die Spaltung des Reiches in Deutschland und Frankreich.

• Streit um den Rest: nämlich Italien, in dem Deutschland gewann. • Das wurde Deutschlands Fluch, es wurde „Heiliges Römisches Reich

Deutscher Nation“ seit 962 (Otto I.). Seitdem wurde das Kaisertum den Deutschen zum Verhängnis.

• Ergebnis: Ständig prügelten sich die deutschen Fürsten darum, Kaiser zu werden. Das verhinderte, dass rechtzeitig eine

Erbmonarchie entstand, die das Land einigen konnte: Zum deutschen Kaiser wurde man gewählt (Wahlmonarchie).

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So wechselte die Kaiserkrone immer wieder die Besitzer in folgender Reihenfolge:

1. im 10. Jh. regierten die Sachsen-Herzöge (Ottonen) als Kaiser (kennzeichnende Vornamen Heinrich und Otto);

2. im 11. Jh. waren es die Franken-Herzöge (Salier) (kennzeichnende Vornamen Heinrich und Konrad);

3. im 12. Jh. waren die Schwaben-Herzöge an der Macht (Staufer) (kennzeichnende Vornamen Heinrich und Friedrich);

4. im 13. Jh. herrscht Durcheinander – generelle Rivalität und Interregnum;

5. in den 14.-15. Jh. / 90 Jahre lang, von 1347 bis 1437 regierten der Luxemburger Karl IV. und seine Söhne aus Prag;

6. von 1438 bis 1806 ist die Kaiserkrone im Hause österreichischer (und somit aus Wien regierender) Habsburger erblich.

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Bedeutendste Leistungen der Herrschergeschlechter auf deutschem Boden.

Die Zeit der Karolinger (843 – 911) und der Ottonen (919 – 1024)

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Karolinger (843 – 911), Ludwig der Deutsche (843 – 876), Enkel Karls des Großen

• Vereinigung germanischer Großstämme der Bayern, Franken, Sachsen, Thüringer und Alemannen

(Schwaben) im Fränkischen Reich, nach dem Vertrag von Verdun 843 im Ostfränkischen Reich.

• Bewusstmachung erster einzelner Gemeinsamkeiten: Sprache, Religion, Alltagssitten (etwa Trinksitten etc.)• Verwendung des Begriffs „theodiscus“ von den anderen nichtostfränkischen Stämmen und Völkern

fördert über weitere Jahrhunderte die Identitätsstiftung der Deutschen.

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10. Jh.: Ottonen / Liudolfinger / Sachsenkönige (919 – 1024), Otto I. /der Große (936 – 973)

• Krönung zum deutschen König (regnum teutonicum) 936 im Aachener Dom.

• Schlacht auf dem Lechfeld 955 gegen die Magyaren. Auswirkung als Einigungsfaktor auf die Stämme im

Ostfränkischen Reich.• Krönung zum Kaiser des Römischen Reichs (imperium

romanum) 962, Anknüpfung an die Kaiseridee Karls des Großen.

• Folgen: Entstehung des Überlegenheitsgefühls, Anspruch über andere Herrscher Europas zu stehen, häufige

jahrelange Aufenthalte deutscher Könige und (designierter) römischer Kaiser in Italien, währenddessen

Vernachlässigung des eigentlichen deutschen Königtums

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• Entstehung des Deutschen Reiches als einer Wahlmonarchie (der König wird von den Reichsfürsten – später Kurfürsten – gewählt).

Folgen: - Eine herausragende Rolle der Fürsten und

Geistlichen, - Adlige und Klerus agieren selbständig, - Schaffung der Grundlage für föderale

Strukturen auf deutschem Boden, für kommende politische Zerrissenheit und

Kleinstaaterei

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Begriffe zum Film „Otto und das Reich“

• Karolingische Vorgeschichte• Begriffe aus dem Prozedere der Königserhebung, feudale Strukturen • Zur Geschichte des Deutschen und des Wortes „deutsch“. Bedeutung

der deutschen Sprache für die Ethnogenese der Deutschen, das älteste deutsche Buch

• Reisekönigtum, Ottos Pfalzen• Schlacht auf dem Lechfeld, Magyaren, der Faktor „Außenfeind“• Italienzüge, Orientierung des Reichs nach Italien und deren Folgen• Kaiserkrönung , Bedeutung und Nachwirkung der Reichsidee, Mythos

„Kaiserreich“, Reichsinsignien• Meilensteine der Regierungszeit Ottos I.

• Erinnerungsorte und -gegenstände der Regierungszeit Ottos I. • Besonderheiten der Ethnogenese der Deutschen

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Besonderheiten der Ethnogenese der Deutschen im Mittelalter

Ethnogenese: Verschmelzung einzelner Stämme zum Volk innerhalb eines Kunststaates

Fördernde Faktoren für die Herausbildung des Wir-Gefühls, die Stärkung des Zusammenhalts

• Sprache, Begriffe „Theodisci“ / „Teutonici“.• Religion, Kirche als Klammer des Reichs.• Heiraten über Stammesgrenzen hinweg.

• Krönung Heinrichs I. 919 als ersten Sachsen auf deutschem Thron (Folge: Entstehung der Einsicht, dass verschiedene Dynastien den Thron besteigen können.)

• Schlacht auf dem Lechfeld 955.• Italienzüge deutscher Herrscher, Kreuzzüge.

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Politische Besonderheiten der Geschichte der Deutschen führten zur mittelalterlichen und neuzeitlichen

politischen Zerrissenheit / zur Kleinstaaterei und zuletzt zum gegenwärtigen deutschen Föderalismus

Hemmende Faktoren• Wahlmonarchie statt Erbmonarchie. Angewiesensein auf

den Konsens der Fürsten. Der König ist kein absolutistischer Herrscher. Im Prinzip beschränkte sich

seine Macht nur auf Hausgüter. Fürsten (Kurfürsten) sind eigentliche Machtträger. So haben die Fürsten das Reich

zum Fürstenreich gemacht.• Zwang, mannigfaltige Interessen des Adels und der

Kirche zu berücksichtigen. So kommt es oft zur Abtretung der Privilegien an Reichsfürchten und Bischöfe

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• Reisekönigtum und Italienfahrten. Das Fehlen einer Zentrallandschaft

• Verwaisung des Reichs durch langjährige Aufenthalte der Kaiser in Italien,

währenddessen können die Fürsten ihre Macht ungehindert ausbauen.

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Das Reich zur Zeit Ottos des Großen (10.Jh.)

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Römisches Reich um 1000 n.Ch. / in der Ottonenzeit

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Ständesystem

im europäischen Mittelalter

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Ständesystem

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit gliederte sich die Gesellschaft Europas in mehrere Stände.

• Der 1. Stand – Angehörige der hohen Geistlichkeit wie des niederen Klerus.

• Der 2. Stand – der Adel (Hochadel, Niederer Adel / Edler).

• Der 3. Stand – freie Bauern und Bürger. • Die meisten Menschen (Gesinde,Händler, Bettler) –

kein Stand.

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Der AdelHochadel / Fürstenstand / Weltliche Fürsten

1. Kaiser / Kaiserliche Majestät …2. König / Königliche Majestät …

3. Kurfürst (das konnten Könige, Herzöge, Erzbischöfe, Land-, Mark- und Pfalzgrafen sein).

4. Erzherzog / Kaiserliche und Königliche Hoheit …5. Großherzog

6. Herzog7. Landgraf8. Pfalzgraf9. Markgraf

10.Fürst

Niederer Adel / Neuer Grafenstand 11. Graf / Erlaucht, Hochgeborener … 12.Freiherr, Baron / Hochgeborener …

13.Ritter, Edler, Herr von, Junker von / Hochwohlgeborener …

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Der Klerus • Geistliche / Geistliche Fürsten / r Klerus

Römische-katholische Kirche 1. Papst, Pontifex (in Rom) / „Heiliger Vater“, „Eure Heiligkeit“ 2. Kardinal / „(Euer) Eminenz“3. Erzbischof / „Hochwürdigste Exzellenz“ (dazu: s Bistum) 4. Bischof /„Exzellenz“ oder „Euer Bischöfliche Gnaden“5. Pfarrer / „Hochwürden“ oder „Hochwürdiger Herr Pfarrer“ (dazu: e

Pfarrei)6. Diakon Vorsteher(in) eines katholischen Klosters / einer Abtei• r Abt, e Äbtissin / „euer Gnaden“, „hochwürdigster Herr Prälat“

Orthodoxe Kirche1. Patriarch2. Metropolit3. Erzbischof, Bischof, Erzpriester, Priester, Diakon

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Fünf Weltreligionen

1. Das Christentum (2,1 Mrd. Anhänger)

2. Der Islam (1,3 Mrd.)

3. Hinduismus (850 Mio.)

4. Buddhismus (375 Mio.)

5. Das Judentum (15 Mio.)

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Das Christentum

1. Römisch-katholische Kirche („allumfassend“)

2. Griechisch-orthodoxe Kirchen (ab 1054, „rechtgläubig“)

3. Evagelische Kirche (ab 1517, nach Luthers Reformation)

4. Freikirchen

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Zu Herkunft und Bedeutung des Wortes „deutsch“

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Das Wort „deutsch“ und seine Wurzeln

• Das Bewusstsein einer kulturellen oder gar nationalen Zusammengehörigkeit war den germanischen und

frühdeutschen Einwohnern Mitteleuropas weitgehend fremd. Das Reich Karls des Großen vereinte ihre Stämme zwar

erstmals unter einer politischen Herrschaft, aber daraus erwuchs noch keine »deutsche» Identität. Man fühlte sich als

Thüringer oder Sachse, Baiuware (Männer aus Böhmen), Franke (Freie) oder Alemanne (Gesamtheit der Männer).

• Die Herausbildung einer deutschen Identität ging langsam und verwickelt vonstatten. Keinem bewussten PIan entsprungen, fand die Genese der Sprach- und Kulturnation gewissermaßen hinter dem Rücken der Beteiligten statt. Wie bei kaum einem anderen

europäischen Volk war die Sprache der entscheidende Geburtshelfer. Dieser Prozess spiegelt sich in der Metamorphose,

die das Wort «deutsch» durchlief.

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• Der Begriff deutsch leitet sich vom althochdeutschen diutisc (westfränkischen *Þeodisk) ab, was ursprünglich „zum Volk

gehörig“ bedeutete (germanisch Þeudā, althochdeutsch diot[a], Volk). Mit diesem Wort wurde vor allem die

Volkssprache aller Sprecher eines germanischen Idioms bezeichnet, in Abgrenzung zum Welschen der romanischen Nachbarvölker, dem Französischen oder Italienischen, und auch in Gegensatz zum Latein der christlichen Priester im

eigenen Gebiet der germanischen Völker.• Das Adjektiv diutisc oder theodisk bedeutete also

ursprünglich soviel wie „zum Volk gehörig“ oder „die Sprache des Volkes sprechend“ und wurde seit spätkarolingischer Zeit

zur Bezeichnung der nicht-romanischsprechenden Bevölkerung des Frankenreichs aber auch der Angelsachsen benutzt. Es entstand in Abgrenzung zum Latein der Priester

wie auch zum walhisk, der Bezeichnung für die Romanen, aus der das Wort Welsche entstanden ist.

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• Der erste wichtige Beleg ist eine Textstelle aus dem 4. Jahrhundert, eine Passage in der gotischen Bibelübersetzung des Bekehrers Wulfila. In seiner griechischen Vorlage fand er

als Gegenbegriff zu jüdisch den Begriff ethnikos, „zum Heiden-Volk gehörig“. Wulfila übersetzt ihn ins Gotische mit dem

Wort thiudisko. Die nichtjüdischen Völker, die noch christlich bekehrt werden sollten, wurden so zusammengefasst. Wulfila

schrieb für seine gotischen Stammesgenossen, er musste einen Begriff verwenden, den sie verstehen und auf sich beziehen konnten: þiudisko als das dem (eigenen) Volk

Zugehörige.

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• Während die einzelnen Sprachen und Dialekte der germanischen Völker eigene Namen trugen – „Fränkisch“, „Gotisch“ usw. –, wurde

das althochdeutsche Wort diutisc als Gesamtbegriff für diese Mundarten erfolgreich, weil man einen gemeinsamen Kontrast zu

anderen Sprachen sah. Dieses Gegenüber bildeten die romanischen Sprachen in den Ländern, in die man durch die Völkerwanderung

gekommen war, bzw. im romanisch gebliebenen „Frankreich“ sowie das Latein der Kleriker. Die Sprache des eigenen Volkes (theut) bzw. der Völkergruppe, innerhalb derer man sich verständigen konnte, war demnach die theudische Sprache, die deutsche Sprache. Zum ersten Mal erwähnt wurde die deutsche Sprache als Volks-Sprache in

einem Brief des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostria an Papst Hadrian I. über zwei Synoden, die 786 in England stattgefunden hatten. Im Brief hieß

es wörtlich, dass die Konzilsbeschlüsse tam latine quam theodisce („auf Latein wie auch in der Volkssprache“) mitgeteilt wurden, „damit alle es

verstehen könnten“ (quo omnes intellegere potuissent). • In seiner (althoch-)deutschen Form diutsch bzw. tiutsch lässt es sich zuerst

in den Schriften Notkers des Deutschen belegen.

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• Erst seit dem 10. Jahrhundert bürgerte sich die Anwendung des Wortes diutisc auf die Bewohner des Ostfrankenreichs ein, von dem

heute der flächenmäßig größte Anteil zu Deutschland gehört.• In Ostfranken, aus dem sich Deutsch-Land = deutschsprachiges Land

entwickelte, hatte die Mundart des Stammes noch eine größere Bedeutung, da dort die Abgrenzung auch zwischen den einzelnen

germanischen Stämmen verlief. Otfrid von Weißenburg verwendete 865 in seinem Evangelienbuch das lateinische Wort theodisce und

verdeutlichte es mit frenkisg.• Die Funktion der Zusammenfassung wird in der Dichtung des Mittelalters deutlich, aber auch im Sachsenspiegel von 1369, wo es

heißt: „Iewelk düdesch lant hevet sinen palenzgreven: sassen, beieren, vranken unde svaven“ („Jegliches deutschsprachige (bzw. deutsche) Land hat seinen Pfalzgrafen: Sachsen, Baiern, Franken

und Schwaben“).• Fremdbezeichnungen. In anderen Sprachen werden die Namen für das

Deutsche von einer Vielzahl anderer Grundwörter neben dem althochdeutschen diutisc abgeleitet.

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Etymologie des Wortes „deutsch“ (Zusammenfassung)

• Nicht von einem Volks- oder Stammesnamen abgeleitet,• sondern geht auf ein altes Substantiv der Bedeutung „Volk, Stamm“

zurück.

• mhd. diut[i]sch, tiu[t]sch, ahd. diutisc, „deutsch“, seit dem 10. Jh. bezeugt und steht neben dem schon im 8. Jh. belegten mlat.

theodiscus „zum Volk gehörig, volksgemäß“ (mlat. 'theodisca lingua' war die amtliche Bezeichnung der germanischen

[altfränkischen] Sprache im Reich Karls des Großen).

• Zugrunde liegt ein westfränk. Adjektiv *peodisk (als Gegenwort zu *walhisk „romanisch").

• Es ist mithilfe des Suffixes -isc (nhd. -isch) zu dem später untergegangenen gemein-germ. Substantiv mhd. diet, ahd. diot[a],

got. piuda, aengl. deod, aisl. pjöd „Volk" gebildet, das auch im ersten Glied germ. Personennamen wie Dietrich, Dietmar erscheint

und außerdem der Sippe von tdeuten zugrunde liegt.

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• In der Geschichte des Wortes 'deutsch' spiegelt sich die Herausbildung des deutschen Sprach- und Volksbewusstseins

gegenüber den romanischen und romanisierten Teilen der Bevölkerung im Frankenreich und gegenüber dem

Lateinischen. • In der Auseinandersetzung zwischen West- und Ostfranken ist

das Wort „deutsch“ zur Gesamtbezeichnung der Stammessprachen im Osten des Frankenreichs, dem späteren

Deutschland, geworden. • Abl.: verdeutschen „ins Deutsche übersetzen" (im 15. Jh.

vertutschen, dafür mhd. diutschen „auf Deutsch sagen, erklären"); Deutschtum „deutsche Eigenart" (Anfang des 19.

Jh., zuerst ironisch gebraucht, ersetzt es dann das ältere „Deutschheit“), dazu mit abschätzigem Sinn Deutschtümelei

(1. Hälfte des 19. Jh.). Zus.: Deutschland (seit dem 15. Jh. neben der Fügung „das deutsche Land“, mhd. daz. tiutsche

lant, Plural tiutschiu lant).

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Materialien zur Vorlesung • Donhauser K., Fischer A., Mecklenburg L. Interaktive Einführung in die

historisches Linguistik des Deutschen. – Berlin, New Yourk: Mouton de Gruyter, 2007.

• Geschichte und Geschehen. Atlas digital. Ernst Klett Verlag. • Н. Басовская. Зарождение средневековой цивилизации Западной

Европы в 2-х частях. Видеолекция. www.tvkulture.ru• Ю. Латынина. Код доступа от 23.10.2010 (фрагмент о германцах и

абсолютном насилии, 1:17). www.echo.msk.ru• www.diedeutschen.zdf.de / Römer in Germanien

• Н.Басовская. Radioprogramm «Все так» / www.echo.msk.ru: - Хлодвиг - основатель королевства франков;

- «Был ли великим Карл Великий?• Ф.Энгельс. Происхождение семьи, частной собственности и

государства