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Proseminar: Politische Systeme Westeuropas im Vergleich
Dr. Petra Bendel
Wintersemester 2003/04
dienstags, 12-14 Uhr.
Sprechstunde:dienstags, 14-15 Uhr,
Raum B2 A3, Bismarckstr. 1Tel.: 09131-852 23 68
pabendel@phil.uni-erlangen.dewww.regionalforschung-
erlangen.de
Politische Systeme WesteuropasLernziele des Seminars:
1. Arbeitstechniken: Recherchieren, Präsentieren, Studie schreiben
2. Methoden: Vergleichende Methode, Fallstudie
3. Leistungsnachweise: Scheine, Prüfungen...
4. Inhalte: Demokratietypen, Präsidentialismus/Parlamentarismus,Wahlsysteme, Parteiensysteme, Föderale vs. unitarische Staaten
Arbeitstechniken
aktuelle und gründliche Recherche üben
Referate ansprechend gestalten lernen
Hausarbeiten strukturieren üben
Hilfestellung:www.regionalforschung-erlangen.de
Methoden
• Erstellen von Fallstudien
• Erlernen der Vergleichende Methode
Leistungsnachweise
Studienbegleitende FachprüfungProbeklausuren
Vordiplom (mündlich)bitte Anmeldungstermine beachten, bitte mit mir absprechen! Sprechstunde dienstags, 14-15h
Magister- Zwischenprüfung (mündlich)bitte Anmeldungstermine beachten, bitte mit mir absprechen! Sprechstunde dienstags, 14-15h
Für einen Scheinbrauchen Sie:
1. Regelmäßige Anwesenheit und Lektüre: Handapparat
2. Gruppenreferat mit Diskussion, Feedbackrunde und Diskussion der Hausarbeit im Plenum: Bitte 2 Wochen vor dem Termin zu mir!!!
3. Hausarbeit auf der Grundlage des Referats, evtl. auch zu einem anderen, vertiefenden Thema: Bitte in Absprache mit mir!!!
Hilfsmittel: Arbeitstechnische Merkblätter im Internet:
www.regionalforschung-erlangen.de/Lehre
InhalteSystematischer Teil I:
Westminster Model und Consensus Model
Systematischer Teil II: Parlamentarismus versus Präsidentialismus
SystematischerTeil III: Wahlsystem und Wählerverhalten
Systematischer Teil IV: Parteiensysteme
Systematischer Teil V: Föderale und unitarische Staaten
Hilfsmittel: Seminarplan, LiteraturlisteTexte im Handapparat in der Bibliothek, Power-
Point-Folien im Internet www.regionalforschung-erlangen.de Lehre
Vergleichende Methodein der
PolitikwissenschaftVergleichen: Was sonst?
Experiment
Statist. Methode
Vergleich
D„Der Vergleich ist das sozialwiss. Substitut des Experiments.“
Vergleichende Methodein der
Politikwissenschaft^´
Statist. Methode
D
„Der Vergleich ist das sozialwiss. Substitut des Experiments.“ Was heißt das?
Wir untersuchen Ursache und Wirkung, kausale Zusammenhänge: Wir versuchen, Faktoren zu isolieren, die als unabhängige Variable oder Variablen (= Ursache(n)) einer als abhängig gesetzter Variable (= Wirkung) in Frage kommen.
Beispiel: Führen Verhältniswahlsysteme unweigerlichzur Zersplitterung eines Parteiensystems?
Vergleichende Methodein der
Politikwissenschaft
1. Was ist das Ziel des Vergleichens?
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
3. Hilfe, wie geht das?4. Was vergleichen wir
überhaupt?
1. Was ist das Ziel des Vergleichens?
a)empirisch generalisierenBeispiel: Verhältniswahlsysteme führen
nur unter bestimmten Bedingungen zur Zersplitterung von Parteiensystemen.
b) Hypothesen überprüfenBeispiel: Hypothese:
Mehrheitswahlsysteme neigen zur Förderung von Zweiparteiensystemen.Hypothese kann verifiziert oder falsifiziert werden.
1. Was ist das Ziel des Vergleichens?
c) Begriffe, Typen bilden:
Beispiel: autoritäre Systeme, demokratische Systeme, Subtypen autoritärer oder demokratischer Systeme
Solche Typen entstehen nicht aus der Beschreibung (Deskription) von Einzelphänomenen, sondern aus dem Vergleich.
1. Was ist das Ziel des Vergleichens?
d) Kriterien für kritische Interpretation der Empirie entwickeln
Beispiel:
Fragestellung: Welche Art von politischen Systemen wird einer zersplitterten Gesellschaft am ehesten gerecht?
Herangehensweise: Tiefer Vergleich der einzelnen Systeme und deren Evaluierung in mehreren Staaten
1. Was ist das Ziel des Vergleichens?
e) neue Hypothesen generieren:Beispiel:
Der Typus des Wahlsystems hat entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Parteiensystems.
f) die Besonderheit des Einzelfalles herausstreichen
Beispiel: Die Weimarer Republik war ein Sonderfall von Parteienzersplitterung, die nicht allein durch das Wahlsystem bedingt war.
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
quantitativer Vergleich:
viele Fälle, wenig Variablen
qualitativer Vergleich:
wenig Fälle, viele Variablen
2.1 quantitativer und qualitativer Vergleich
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
Ähnliches miteinander vergleichen
Unterschied-liches miteinander vergleichen: Äpfel mit Birnen
2a. 2.2 Konkordanz- und Differenzmethode
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
Konkordanz-methode
Differenz-
methode
Ähnlichkeit der operativen Variablen
Unterschiedlich-keit der operativen Variablen
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
2.3 Diachroner und synchroner VergleichDiachroner Vergleich: zeitverschiedenBeispiel: Die wichtigsten Einflüsse auf die Parteiensysteme der Weimarer Republik und der Bonner Republik.
Besonderheit: geringe Fallzahl
2. Welche Arten des Vergleichens gibt es?
2.3 Diachroner und synchroner VergleichSynchroner Vergleich: zeitgleich/horizontal
Beispiel: Die wichtigsten Ursachen für einen Wandel der Parteiensysteme Westeuropas ab den 80er Jahren
Besonderheit: Hohe oder geringe Fallzahl möglich, aber: viele Kontextvariablen müssen kontrolliert werden!
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 1: Was genau will ich vergleichen?Was (Objektbereich: Institutionen, politische Systeme, policies...)?
Wo (Raum: staatlich, intrastaatlich, suprastaatlich)?
Wann (Zeit: diachron, synchron, zeitversetzt)?
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 1: Was genau will ich vergleichen?Was? Parteiensysteme
Wo? In Deutschland und Italien
Wann? 80er und 90er Jahre
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 2: Was ist mir aufgefallen?
Sind meine Fälle:
Ähnlich oder unterschiedlich im Hinblick auf die durchgeführten Politiken?
Welche Kontextvariablen kann ich konstant halten?
Welche Einflussvariablen kommen in Frage?
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 3: Wie lassen sich diese Variablen sortieren?Tipp: Ich erstelle eine Übersicht über die abhängige Variable
Zu erklärende Variable: UnterschiedlichParteiensysteme der 80er/90er Jahre
DeutschlandStabil
ItalienInstabil
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 3: Wie lassen sich diese Variablen sortieren?Tipp: Ich erstelle eine Übersicht über mögliche erklärende Variablen:
Variablen Deutschland Italien
1. Wirtschaftl.
2. Gesellschaftl.
3. Politisch (intern): z.B. Krisen
4. Politisch (extern), z.B. Europa
3. Hilfe, wie geht das?
Schritt 4: Wie lassen sich die Variablen gewichten?
Es gibt erklärende Variablen, die mehr oder weniger Aussagekraft für ein Phänomen besitzen. Bei qualitativen Vergleichen ist die Gewichtung stärker verbal vorzunehmen, bei quantitativen Vergleichen statistisch (Korrelationsanalyse).
- notwendige Erklärung
- hinreichende Erklärung
4. Was vergleichen wir überhaupt?
< „Vergleichende Regierungslehre“: Institutionenkunde,
ergänzt durch neuere Perspektiven der vergleichenden
Analyse politischer Systeme: Staatstätigkeit, ökonomisches, soziales Umfeld der Regierungssysteme
4.1 Ausgewählte Aspekte politischer Systeme
II. Formen der Demokratie: Mehrheitsdemokratie, Konkordanzdemokratie bzw. consensus democracy oder consociational democracy bzw. Verhandlungsdemokratie
I. Regimetypen: Demokratie versus AutoritarismusIn diesem Seminar unterscheiden wir uns für westeuropäische Demokratien
III. Präsidentialismus versus Parlamentarismus
IV. Wahlsysteme
V. Parteiensysteme
VI. Föderale versus unitarische Systeme
4.2 Beurteilungskriterien für politische Systeme
Folgende sechs Beurteillungskriterien haben wir im Brainstorming-Verfahren gemeinsam entwickelt:
StabilitätHandlungsfähigkeit der Regierung Integrationsfähigkeit InnovationsfähigkeitFlexibilitätLegitimitätSie werden im Folgenden unsere Analyse im
Seminarleiten.
4.3 Systematischer Teil I: Westminster und Consensus-Modell
Eigenschaften Westminster-oder Mehrheitsdemokratie(GB, NZL, BAR)
Consensus democracy
1. Struktur der Exekutive Ein-Partei Regierung Koalitionsbildung
2. Verhältnis Exekutive-Legislative GewaltenverschränkungDominanz des Premierministers
GewaltenteilungKontrollfunktion
3. Parteiensystem Zweiparteiensystem Mehrparteiensystem
4. Wahlsystem Relatives Mehrheitswahlsystem Verhältniswahlsystem
5. Interessengruppen Lose Organisationsform (a system of free-for-all pluralism), (konzertierte Aktion), Konfrontation im Mittelpunkt
Kooperation;Drei Parteienkonzentration, wenige große Interessengruppen, SpitzenverbändeEU: -keine europäischen Gruppierungen
6. Föderal/unitarische Regierung Zentralstaat (einheitliche zentralisierte Regierung)
AutonomieBundesstaat/ dezentralisiert
7. Ein-/Zweikammernsystem asymmetrische unikamerale Legislative
Ausgeglichen, symmetrischBikamerale Legislative
8. Verfassung Meist keine geschriebene Verfassung, flexibel
Geschriebene, schwer zu ändernde Verfassung, starr
9. Verfassungsgerichtsbarkeit Kein Verfassungsgericht, da Parlamentssouveränität
Verfassungsgerichtsbarkeit vorhanden
10. Zentralbank Keine! Kontrolle des Staates-Aufweichung in den letzten Jahren-NZL – GB – BAR
Gegeben! Ziel: Preisstabilität, stabiler Leitzins-starke Zentralbank-Schweiz, BRD, USA (insbes.)
4.4 Präsidentialismus/Parlamentarismus: Unterscheidungskriterien
Kriterium Parlamentarismus Präsidentialismus
Loewenst. Misstrauensvotum+Parlamentsauflösung gehören zusammen
Fraenkel •Zugehörigkeit der Regierung zum Parlament (Ausnahme: Frankreich)
•Rücktrittsverpflichtung der Regierung bei Misstrauensvotum
• Recht der Reg. zur Auflösung des Parlaments
• Regierungspartei unter strikter Kontrolle des Reg.-Chefs, Fraktionsdisziplin
•Zugehörjgkeit der Reg. zum Parlament verboten (Inkompatibilität)
• Fortbestand der Reg. von parl. Mehrheiten abh.
• keine Auflösung des Kongresses durch den Präsidenten
• Partei des Präs. rel. unabh. vom Präs., keine Fraktionsdisziplin
Steffani Alleiniges Merkmal: Recht des Parlaments, die Regierung aus pol. Gründen jederzeit abberufen zu können.
Keine Abberufbarkeit der Regierung; Funktion des Parlaments allein in gesetzgebender Kooperation
4.4 Systematischer Teil II: Präsidentialismus und Parlamentarismus
Kritik am Präsidentialismus: Berechtigt oder unberechtigt? Kriterien für die Beurteilung der
Funktionsweise.
• Gruppe 1: Theoretische Präsidentialismuskritik• Gruppe 2: Quantitative Präsidentialismuskritik• Gruppe 3: Historisch-empirischer Vergleich• Gruppe 4: Funktionsmuster präsidentieller Systeme
Die Ergebnisse der Gruppenarbeit finden Sie im Handapparat
4.5 Systematischer Teil III: WahlsystemeUnsere Beurteilungskriterien Bezogen auf die
Funktionsanforderungen für Wahlsysteme
Stabilität/Handlungsfähigkeit der Regierung
Konzentration (Reduzierung der Zahl der Parteien, klare Mehrheitsbildung durch stabile parteiliche oder Koalitionsmehrheiten)
Legitimität Einfachheit, Transparenz Partizipation, Repräsentation, Konzentration (?)
Integrationsfähigkeit Repräsentation (alle relevanten gesellsch. Gruppen, Proportionalität von Stimmen und Mandaten
Innovationsfähigkeit/Flexibilität Repräsentativität (niedrige Barrieren für neue Parteien)
Funktionsanforderungen an Wahlsysteme
Wahlsystem Repräsenta-tion
Konzentra-tion
Partizipa-tion
Einfachheit
Relative Mehrheitswahl in 1er Wahlkreisen
Reine Verhältniswahl
Je nach Liste
Verhätlniswahl in Mehrpers.-Wahlkreisen
Je nach Wahlkreis-größe
Personalisierte
Verhältniswahl
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