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10th International Bielefeld Conference Adrian Funk BERICHT FÜR DIE HBZ

10th International Bielefeld Conferenc

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A. Funk HBZ Universität Zürich

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10th International Bielefeld Conference

Adrian Funk

BERICHT FÜR DIE HBZ

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VorwortDer vorliegende Bericht ist ein Experiment. Das Hauptprodukt ist ein ebook, welches mittels der Software iBooks Author erstellt wurde. Die MitarbeiterInnen der HBZ sollen dadurch einen interaktiven, informativen und unterhaltsamen Überblick zur 10. internationalen Bielefeld Conference erhalten. Gleichzeitig soll damit ausgelotet werden, ob sich diese Publikationsform künftig auch für andere Zwecke wie z.B. e-learning oder Marketing (HBZ-Dienstleistungen) eignet.

Die Erstellung des ebooks war für mich sehr lehrreich, wäre aber ohne die Unterstützung der folgenden Personen kaum zustande gekommen: Ich bedanke mich insbesondere bei Brigitte Schubnell, dass sie mir die Teilname an der Konferenz ermöglicht hat. Dann bei Gaby Beuchat, die mir den Mac der MBC stets in unkomplizierter Weise ausgeliehen hat. Schliesslich bedanke ich mich bei Gary Seitz für die inhaltliche Unterstützung sowie für seine touristisch-gastronomischen Ratschläge in Bielefeld.

Ich wünsche allen HBZ-MitarbeiterInnen eine informative und unterhaltsame Lektüre ... ... Adrian Funk

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Kapitel 1

Einführung

In diesem Kapitel wird beschrieben, welchen Zwecken das Buch dient und wie es gegliedert ist. Insbesondere wird hier auch festgehalten, wo sich weiterführende Informationen zu den einzelnen Themenbereichen befinden. Die Vorträge wurden zudem klassifiziert/benotet, um den Leserinnen und Lesern den Entscheid zu vereinfachen, ob und inwieweit sich eine vertiefte Auseinandersetzung mit zusätzlichen Materialien (Slides, Audios) lohnt.

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Die Bielefeld Conference, eine der bedeutendsten internationalen Tagungen für wissenschaftliche Bibliotheken, wurde im April 2012 zum 10. Mal ausgetragen. Wie bei der HBZ üblich wird im Anschluss an den Besuch eines Kongresses jeweils ein Bericht erstellt, in dem die wichtigsten Punkte zusammengefasst sind. Das vorliegenden e-book soll• informieren -

indem die relevanten Inhalte der verschiedenen Vorträge festgehalten werden

• unterhalten -indem durch lockere Gestaltung und Einbindung verschiedener Medienformate der Anreiz fürs Lesen (hoffentlich) erhöht wird

• Erkenntnisse liefern -indem die Erfahrungen bei der Erstellung eines ebooks mit Hilfe der Software iBooks Author dokumentiert werden

Die Gliederung trägt diesen Umständen so weit wie möglich Rechnung. Wer das Buch nicht vollständig „beackern“ möchte, dem seien je nach bevorzugter Ausrichtung und verfügbaren Zeitressourcen folgende Einstiegspunkte empfohlen: Wer sich vor allem für den groben Überblick der Kongressthemen intressiert, der lese das Management Summary, welches in verdankenswerter Weise von Gary Seitz verfasst wurde. Wer sich mehr für die einzelnen Vorträge im Sinne einer Chronologie intressiert, der beginne beim Konferenztag 1.Wer zuerst etwas über die Stadt Bielefeld und dessen Umgebung erfahren möchte, der starte mit Kapitel „Weiteres Umfeld“. Und wer nur an gerafften Erkenntnissen zur Konferenz und zu iBooks Author intressiert ist, der gehe zum Fazit.

Schliesslich noch ein formaler Hinweis: Das ebook kann leider nur mit Hilfe eines iPads gelesen werden. Für all diejenigen, die über kein derartiges Gerät verfügen, wurde der Bericht als PDF aufbereitet. Inhaltlich entspricht das Dokument 1:1 dem ebook, da es aus iBooks Author exportiert wurde. In der PDF-Version sind jedoch die interaktiven Elemente (z.B. Bildergalerien, Filme, interne Links) logischerweise nicht aktiviert.

Abschnitt 1

Ziele und Gliederung

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„Shaping Future Infostructures“ - so hiess das zentrale Motto der diesjährigen Bielefeld Conference. Der thematische Hintergrund dazu besteht in den laufend schwindenden Grenzen in verschiedensten Bereichen. Ein paar Beispiele: • Druckwerke und Internet• Digitale Kataloge und Datenbanken• Lokal gespeicherte Informationen und Cloud-Services• Beschränkter und offener Zugang zu Information• Schnittstellen zwischen Wissenschaft und BibliothekswesenAufgrund dieser Tendenzen besteht Bedarf nach neuen Strukturen für Daten, Dokumenten, Services und Organisationen. Im Rahmen des Kongresses referierten diverse Redner zu Projekten und Visionen derartiger Informationsstrukturen.

Auf der offiziellen Konferenz-Website finden sich die detaillierten Angaben zum Programm.

Pro Vortrag sind jeweils Abstract, Folienpräsentation und Audioaufnahme der betreffenden Rede online verfügbar. Zusätzlich sind die Präsentationen auch als PDFs auf folgendem Ordner im HBZ-Netzwerk abgelegt: O:\HBZ\Berichte\Kongresse\Bielefeld\2012\SlidesDie Chronologie des Berichts ist identisch mit derjenigen des Programms auf der Website. Jeder Vortrag wurde zudem hinsichtlich verschiedener Kriterien (Thema, Slides, Rede, Kompetenz, Humor) von einer unbestechlichen Jury, bestehend aus Gary Seitz und mir, bewertet. Nachfolgend die Notenskala:

Auch wenn die Benotung natürlich subjektiv geprägt ist, hoffe ich, dass es dadurch für die LeserInnen etwas einfacher wird, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden.

Abschnitt 2

Allgemeine Hinweise

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Note Bewertung

5 hervorragend

4 gut

3 befriedigend

2 unbefriedigend

1 schlecht

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FokusNicht mehr die allgemeine Orientierung am eigenen physischen Bestand einer Bibliothek steht im Zentrum, sondern der Nachweis und der Zugang zu weltweit verstreuter fachspezifischer Information. Die Fähigkeit, effizient zu recherchieren und mit Informationen aller Art souverän und kompetent umzugehen, zählt zu einer wissenschaftlichen Basisqualifikation, denn ein wachsender Anteil der gesamten Forschungskosten sind Zeitkosten für die Suche nach wissenschaftlicher Information.

Die Schwerpunkte und aktuellen Trends im einzelnen

Digitalisierung und GlobalisierungBeschleunigter formaler und funktionaler Wandel der elektronischen Bibliothek hin zu weltweitem Nachweis (fachspezifischer) Information und optimierter Zugang zu bzw. Partizipation an global produzierten Daten.

One-Stop-Shop-Zugriff Analog den Suchmöglichkeiten in Google werden integrierte Lösungen angeboten, die es ermöglichen, mit einem einzigen

Sucheinstieg auf verschiedene Ressourcen (Bibliotheksbestände, Online Zeitschriften, Datenbanken, E-Collection, Bildarchiv, Filmarchiv, etc) mit Ranking-Technologie zugreifen zu können. Gewünscht wird ein breiter, übergreifender, einheitlicher Zugriff auf insbesondere fachspezifische Informationen.

Positionierung als Dienstleister Stärkere Vernetzung der E-Library mit den IT-Services, den Forschenden, den Forschungsprozessen und den Studierenden analog den angloamerikanischen Staaten, Skandinavien und den Niederlanden.

Kernkompetenz Datenmanagement Ein wichtiger zukünftiger Aspekt ist die Schaffung von Verbindungen von Publikation und zugrundeliegenden Forschungsdaten. Diese Verbindung schafft Mehrwert für die Wissenschaft, da direkt aus der Publikation auf die zugrundeliegenden Daten zugegriffen werden kann und dies die Sichtbarkeit steigert. Stehen die Ressourcen unverbunden nebeneinander, müssen die Wissenschaftler Hinweise auf die verwendeten Forschungsdaten in den jeweiligen Volltexten suchen, in denen sie nicht standardisiert zitiert sind.

Abschnitt 3

Management Summary

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Anschließend müssen die Forschungsdaten mit Hilfe der gefundenen Referenzen in separaten Datenbanken recherchiert werden. Dieser Vorgang ist sehr zeitintensiv, zudem können die uneinheitlichen und teilweise unvollständigen Zitierungen das Auffinden der Daten erschweren oder gar verhindern. Daher ist es ein wichtiges Erfordernis, dass die Metadaten von Forschungsdaten und Publikationen miteinander verknüpft sind und über die Recherchesysteme der Universitätsbibliotheken direkt gefunden werden können.Daher wird es wichtiger, dass BibliothekarInnen die wissenschaftlichen Prozesse in den verschiedenen Forschungsrichtungen verstehen, um in die wissenschaftliche Forschung miteinbezogen zu werden und bei der Bildung von virtuellen Wissenschaftsgemeinschaften helfen zu können. Weiter können sie ihre zugehörigen Institutionen beim Datenzugang, dem Datenhandling, in der Datenprüfung, der Metadaten-Erzeugung, der Datenverwaltung und der Datenvermittlung unterstützen. Sie sollten bemüht sein, komfortable Zugangssysteme anzubieten, Metadaten in den Katalogen mit Web 2.0-Technologien (z.B. Tagging) anzureichern, Bestands- und Datenkataloge durch Erweiterung und Verbesserung der fachlichen Erschliessung auszubauen und Nachweise und Links zu den Quellen selbst zu verknüpfen. Der Einbezug von semantischen Technologien in der Klassifikation und Verlinkung von Publikations- und Forschungsdaten nimmt kontinuierlich zu und entwickelt sich zu einem wichtigen unterstützenden Element. Deren Einsatz bei der Deutschen Nationalbibliothek und der

Bibliothek der Goethe Universität Frankfurt hat aber auch eine 50% Fehlerquote offenbart und bestätigt, dass die korrekte Klassifizierung und Verlinkung ohne menschlichen Intellekt und Sachkenntnis nur sehr unzureichend gelingt.

Kontext und WertsteigerungUm Publikations- und Forschungsdaten wiederverwenden zu können, müssen diese strukturiert, verstanden, klassifiziert und beschrieben worden sein. Bibliotheken haben die Aufgabe, permanenten Zugriff zu ermöglichen, Daten zu bewahren und zu archivieren, Daten eindeutig identifizierbar und findbar zu machen (DOI) und den Daten Strukturen, Verständnis, Bedeutung, Kontext und Annotationen zu geben.Dabei ist es wichtig, Regeln aufzustellen, wie Forschungsdaten zitiert werden können. Eine Organisation, welche sich mit dieser Problematik beschäftigt ist DataCite. Sie weist auch nach, dass Publikationen mit verlinkten bzw. zugänglichen Forschungsdaten bis zu 35% höhere Zitationszahlen haben.Bibliotheken produzieren schon lange verlinkte Daten, nämlich ihre Katalogdaten. Daher sind sie geradezu prädestiniert dazu, Open Linked Data mit aufzubauen, zu pflegen und seine Vertrauenswürdigkeit und Stabilität zu sichern. Ein weiterer Grund, Bibliotheksdaten in das Semantic Web zu migrieren, sind die stattfindenden Veränderungen in der Produktion, Publikation und Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse, seien dies Daten oder Texte. Semantisches Markup und Verlinkung werden eine wichtige Rolle in der Weiterentwicklung der Wissensproduktion

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spielen und damit großen Einfluss auch auf wissenschaftliche Bibliotheken haben. Kontext ist der Königsweg, worin eine Chance für Bibliotheken liegt. Daten ohne Kontext sind wertlos.

Kollaboration und Spezialisierung Die Entwicklung von Dienstleistungen aus der „Cloud“ werden die Bibliotheken beeinflussen. Sie müssen noch verstärkter miteinander zusammenarbeiten, um gute regionale, nationale und internationale Informations-Infrastrukturen zu schaffen und um das grosse Problem der Archivierung und Erhaltung von digitalen Kollektionen zu lösen. Da sowohl die Inhalte wie auch die Nutzer zunehmend globaler werden und sie sich in der „Cloud“ befinden, ist es für die Bibliotheken unumgänglich, sich ebenfalls dorthin zu bewegen. Dies käme auch der Zusammenarbeit untereinander zu Gute. Bibliotheken müssen sich zudem spezialisieren (auch thematisch), um mit dem „Information Overload“ zurechtzukommen.Es zeichnet sich ein Aufkommen von thematisch fachspezifischen Repositories ab, welche frei verfügbare Dokumente weltweit sammeln und klassifizieren. Ein Beispiel dafür ist „High North Research Documents“, unterhalten von der University Library of Tromsö, welche den Wissenschaftlern über eine thematische Schlagwortsuche, angepasst an die arktische Region, Dokumente zugänglich gemacht. Daneben müssen fachlich definierte und projektbezogene Bestände digitalisiert werden, denn was digital nicht gefunden werden kann, existiert nicht.

Rationalisierung und Kostensenkung Eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Katalogisierung und bei Lizenzverhandlungen könnte die Kosten für jede Bibliothek merklich senken. Wenn wissenschaftliche Zeitschriften durch nationale oder internationale Zusammenarbeit lizenziert würden, könnte viel gespart werden. Gemeinsame nationale Kataloge würden die Katalogisierung noch effizienter machen. Institutionelle Repositorien könnten noch mehr dazu beitragen. Jede wissenschaftliche Institution wird eine aufbauen müssen, für Publikationen, Forschungsdaten, Multimedia-Information, Lernressourcen. Repositorien stehen am Anfang der Wertschöpfungskette.

Open Accessbleibt weiterhin ein zentrales Thema, da die Zeitschriftenpreise unverändert bis zu 10% jährlich steigen. Es wird appelliert, bei den Forschungsdaten den Zug nicht zu verpassen und diese schon jetzt als Open Access anzubieten, so dass die Verlage sich nicht auch deren bemächtigen können. Dasselbe gilt für Bücher. Mit OAPEN ist schon ein erstes Projekt gestartet worden. OAPEN, ein 2008 initiiertes EU-Projekt, verfolgt die Zielsetzung, Open-Access-Publikationsmodelle für Bücher stärker zu verankern und Institutionen bei der Implementierung zu unterstützen. Am weitesten fortgeschritten in ihren Bemühungen sind die Universitäten in Grossbritannien und den Niederlanden. In gross angelegten Studien konnte gezeigt werden, dass Sichtbarkeit, Gebrauch und Impact bei Open Access um bis zu

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150% ansteigen. Weiter wird betont, dass dadurch die Wissenschaft schneller wird und durch stark gesteigerten Gebrauch das Wissen wertvoller wird.

Zentraler Lernort Durch die gesteigerte Nachfrage nach kollaborativem Arbeiten gewinnt der “Reading Room” massiv an Bedeutung. Die digitalen und physischen Arbeitsplätze ergänzen den hybriden Bestand an Lehrbüchern, Datenbanken und einer digitalen Lernumgebung. Einführungskurse in Informationskompetenz gehören ebenso dazu wie permanentes Monitoring und Coaching der Studierenden, was sich nachweislich in besseren Studienleistungen niederschlägt.

Paradigmenwechsel in der Wissenschaftführen zu Veränderungen in der Bibliothek. Petabytes erlauben Aussagen: "Korrelation genügt." Man kann aufhören, nach Modellen zu suchen. Daten können ohne Hypothesen analysiert werden, um zu sehen, was sie zeigen. Zahlen können in riesige Computer Cluster geworfen werden und statistische Algorithmen werden Muster finden, welche die Wissenschafter nicht sehen. Das Problem ist, dass Forscher 80% des Zeitaufwandes mit Suchen und Auswerten verbringen, statt mit Interpretation (die eigentliche Forschungsarbeit).

FazitIn gezieltem Austausch mit Forschenden und Lehrenden stehendes fachspezifisch qualifiziertes Bibliothekspersonal wird in Zukunft die vorhandenen wissenschaftlichen Informationen sammeln, sichern, archivieren, strukturieren, anreichern, Verbindungen zu andern Daten schaffen, bereitstellen und zugänglich machen, d.h. ihre Qualität verbessern und damit eine erhöhte Wertschöpfung sichern.

Zukünftig müssen die Dienstleistungen der E-Library noch mehr als bisher auf die Bedürfnisse spezifischer Zielgruppen zugeschnitten sein. Bibliotheken und ihre Netzwerke müssen die neuen Anforderungen untersuchen, die ihre Organisationen an sie und ihre Infrastruktur stellen.

Die Nähe zu den Forschenden wie auch zu den Studierenden wird zu einem entscheidenden Kriterium der Dienstleistungsqualität, -Geschwindigkeit und -Effizienz. Die Schnittstelle zu den IT-Services und die Ausgestaltung zum zentralen Lernort werden prioritäre Bedeutung erhalten.

Hans Geleijse (Tilburg University):„Research libraries can play an important role in their institution

and make the difference for their students, researchers and other users.“

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Kapitel 2

Konferenz - Tag 1

In diesem Kapitel wird zuerst kurz über die Bedeutung, den Ablauf und die Infrastruktur der Konferenz berichtet.Die Keynotes-Vorträge zu Tagungsbeginn stecken das zentrale Themenfeld ab - ein guter Einstieg aus der Vogelperspektive. Danach folgen Ausführungen zu organisatorischen Herausforderungen, denen sich wissenschaftliche Bibliotheken stellen müssen.Abschliessend folgen noch ein paar Impressionen vom abendlichen Begrüssungsapéro.

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Die Konferenz ist eine der bedeutendsten ihrer Art. Dementsprechend imposant sind auch die örtlichen Rahmenbedingungen. Ich muss gestehen, dass ich vom direkt neben dem Hauptbahnhof und der Stadthalle gelegenen Kongresszentrum in Bielefeld sehr beeindruckt war: eine riesige Leinwand - viel Platz für mich als Zuhörer - eine gute Akustik.

Das rund 350 Personen umfassende Teilnehmerfeld war buntgemischt. Zwar stammte die Mehrheit aus dem deutschsprachigen Raum, doch es waren auch viele Leute aus den Benelux-Staaten, Skandinavien, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten zugegen.Ebenfalls buntgemischt und meist hochkarätig war das Team der vortragenden RednerInnen. Dies war wohl der Grund dafür, dass entgegen der ursprünglichen Ankündigung sämtliche Vorträge in englischer Sprache gehalten wurden. In den meisten Fällen war das kein Problem. Nur bei ganz wenigen Reden kamen wir (Gary und ich) zum Schluss, man wäre besser bei der Muttersprache geblieben - da gab es halt manchmal Sätze im ungefähren Slang von „siss is se problem“.

Die Begrüssung durch Michael Höppner, dem Direktor der Universitätsbibliothek Bielefeld, war herzlich und mit der Erwähnung der bevorstehenden Kernthemen erweckte er sofort die Neugierde aller Anwesenden:

Abschnitt 1

Rahmenbedingungen

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Licensing of Content

National Hosting Strategy

Open Access

Retro-Digitisation

Primary Data of Science

Virtual Research Environments

Information CompetenceFuture of Library Networks

Non-Textual Materials

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Abschnitt 2

Keynotes

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Herr Gradmann wirft zuerst einen Blick in die Antike und thematisiert, dass zu damaliger Zeit Bibliotheken sehr eng an Inhalte gebunden und somit stark in die fachlichen Gebiete einbezogen waren. Mit Gutenberg und der Verbreitung des gedruckten Buchs veränderte sich dann der Fokus der Bibliotheken: im Zentrum stand die Zugangsvermittlung zu Informationsobjekten mit Hilfe von Katalogen und Metadaten. Das Augenmerk lag eher auf den Objekten im Sinne von „Information containers“ als auf den Objektinhalten selbst.Heute und in Zukunft wird die reine Informationsversorgung jedoch eine immer kleinere Rolle spielen. Wichtiger werden hingegen die Aggregation respektive die Kontextualisierung von Daten und Informationen: „Context is king“.Mit Linked Open Data und semantischem Web existieren bereits die technologischen Voraussetzungen für eine veränderte Art des Publizierens. Speziell im STM-Sektor (STM steht für Scientific, Technical, Medical) wird die Unterscheidung „data vs. publication“ zunehmend obsolet werden. Aktuelle Beispiele lassen sich deshalb vor allem im medizinischen oder biomedizinischen Bereich finden. Demgegenüber wird sogenanntes „Semantisches Publizieren“ in den Sozial- und Humanwissenschaften (SSH=Social sciences and humanities) weniger rasch Tritt fassen. Dies vor allem deshalb, weil in diesen Bereichen weniger stabile Terminologien bestehen und semantische Zusammenhänge dadurch nur schwierig formalisierbar sind.Zunehmende Digitalisierung und semantisches Publizieren werden dazu führen, dass

From Containers to Content to Context: The Changing Role of Libraries in eScience and eResearch

Prof. Dr. Stefan Gradmann, Humboldt University Berlin, Berlin School of Library and Information Science

Bibliothek von Galizien

Ceci n‘est pas une bibliothèque

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Forscher und Studierende vermehrt Hilfe benötigen werden, um Informationsobjekte zu kontextualisieren. Hierin liegen die Chancen von Bibliotheken, wobei diese damit gleichzeitig auch wieder die Rolle einnehmen könnten, die sie vor dem Beginn der Gutenberg-Ära innehatten. Um diese Chance zu nutzen, wird es unumgänglich sein, die bisher gängigen Terminologien zu überdenken und neu zu definieren. Herr Gradmann fordert provokativ, dass der Begriff „Bibliothek“ neu definiert werden muss. Wohl bemerkt geht es ihm dabei nur um das Führen einer Debatte über den Wechsel der Terminologie - und nicht darüber, die Institution der Bibliothek als solcher in Frage zu stellen.

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 5 Gradmann_BC2012.PDF

Die Referentin knüpft direkt an die Ausführungen ihres Vorredners an und thematisiert die Notwendigkeit für Bibliotheken, ihre Rollen grundlegend neu zu definieren. Es gibt diesbezüglich natürlich verschiedene Strategien. Eine davon besteht im stärkeren Miteinbezug der Bibliotheken in die Forschungs-Communities. Dabei geht es vor allem um die Thematik bzw. die Anforderung, Forschungsdaten effizienter verwalten, strukturieren und organisieren zu können. Während Herr Gradmann vor allem die terminologischen Aspekte betonte, stellt Frau Christensen-Dalsgaard den Bezug zum Paradigmenwechsel hin zur datengetriebenen Wissenschaft her. In diesem Zusammenhang sind folgende Aussagen bzw. Definitionen bezüglich von Daten sehr aufschlussreich:• „Research data means data in the form of facts, observations, images, computer program results, recordings, measurements of

experiences on which an argument, theory, test or hypothesis, or another research output is based. Data may be numerical, descriptive, visual or tactile,. It may be raw, cleaned or processed, and may be held in any format or media.“

• „Data is the seed for a process - but often only the end product in the form of a rendering is available.“

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The Data Challenge - for Libraries

Berte Christensen-Dalsgaard, The Royal Library Copenhagen, Denmark

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Daten allein sind noch wenig aussagekräftig - sie benötigen Strukturen, Verständnis, Annotationen, Kontext. Dies wiederum ist nur mit technologischen Weiterentwicklungen möglich. Momentan befinden wir uns am ehesten noch in der Integrationsphase - neue Technologien dienen vor allem dazu, bestehende Systeme bzw. Prozesse zu verbessern. Wirklich spannend wird es, wenn Technologien vermehrt dazu führen, dass damit neue Systeme und Prozesse kreiert werden. Die Rednerin geht danach näher auf folgende Projekte ein, die im Zusammenhang mit der vorgängig erwähnten Daten-Zentrierung und Technologie-Durchdringung relevant sind:

• LIBER / Association of European Research Libraries:Diverse Arbeitsgruppen zu organisatorischen + technologischen Themen

• Datacite / NPO mit folgenden Kernaufgaben:• Einfacher Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsdaten im Internet• Erhöhung der Akzeptanz von Forschungsdaten im Internet• Unterstützung der Archivierung von Forschungsdaten

• Open Data Foundation / NPO mit folgenden Kernaufgaben:• Adoption von globalen Metadaten-Standards• Entwicklung von Open-Source-Lösungen für die Verwaltung und

Nutzung statistischer Daten

Zum Abschluss des Vortrags wird gezeigt, in welchen Themenfeldern sich Bibliotheken im Sinne eines gesamtheitlichen Datenmanagements inskünftig am besten einbringen könnten.

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 5 Christensen_BC2012.PDF

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Abschnitt 3

Building Organizational Structures

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Während in den vorangegangen Vorträgen eher die philosophische bzw. technologische Sicht im Mittelpunkt stand, ging Frau Lipp nun auf die institutionellen Rahmenbedingungen ein. Sie erläuterte kurz den allgemeinen Leistungsauftrag der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft und lieferte anschliessend ein paar Zahlen: Zum Beispiel beträgt das Budget zur Finanzierung von Projekten zum Aufbau von Informations-Infrastrukturen für das Jahr 2012 rund 60 Millionen Euro. Des weiteren wurden die 4 strategischen Kerngebiete erläutert, in welchen die DFG entsprechende Projekte unterstützt und finanziert. Das war leider schon alles. Wenn man die nebenstehende Folie liest, so hat man bereits den gesamten Inhalt des Vortrags erfasst.

The Contribution of the German Research Foundation to an Innovative Information Infrastructure for Research

Anne Lipp, Deutsche Forschungsgemeinschaft

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 2 Lipp_BC2012.PDF

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Hans Geleijnse plädiert für verstärkte Kooperation innerhalb von Bibliotheks-Netzwerken. So wie er seine Argumente ausführt, nimmt man ihm es ab: ein authentischer, emotionaler, engagierter und mitreissender Redner!Immer mehr cloud-basierte Dienstleistungen werden inskünftig verfügbar sein. Diese werden es den Bibliotheken ermöglichen, Angebote von verschiedenen Plattformen miteinander zu kombinieren und gleichzeitig effizienter bzw. kostengünstiger zu arbeiten. Hier sieht der Redner grosses Potential, „but the proof of the pudding will be in the eating“.Bibliotheksnetzwerke haben bislang vor allem positive Erfahrungen mit Katalogverbünden und Lizenzverhandlungen via Konsortien gemacht. Es wäre noch mehr möglich, z.B. durch:• Senkung der Journalkosten durch stärkere nationale und

internationale Zusammenarbeit• Schaffung von Anreizen für Open Access und Repositories• Outsourcing• Gemeinsame Beschaffung von Bibliothekssystemen und

weiteren Software-ApplikationenEin Blick in verschiedene Länder zeigt folgende Schwerpunkte:• In Finnland werden Software-Systeme verschiedenster

Bibliotheken zentral gehostet. Daneben wird für die

Benutzeroberfläche bei der Nationalbibliothek mit VUFIND ein Open-Source-Produkt verwendet.

• In Norwegen kommt ab 2013 in über 100 Bibliotheken eine Cloud-Lösung zum Einsatz, die auf dem OCLC Web-Scale-Management-System OCLC WMS basiert.

• In Deutschland besteht die heterogene Situation mit sechs Netzwerken. Der Wissenschaftsrat stellt die Rolle der Universitäten bei der Entwicklung von Informations-Infrastrukturen in den zentralen Mittelpunkt.

Die Universitätsbibliotheken können in diesem Zusammenhang wichtige Akzente setzen, indem sie eine nähere Verbindung zur Forschungs-Community pflegen, z.B. durch die Bereitstellung nötiger Infrastrukturen, Repositores und e-learning-Plattformen.

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Libraries and Library Networks at a Crossroads

Hans Geleijnse, Tilburg University, Netherlands

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 5 Geleijnse_BC2012.PDF

Page 17: 10th International Bielefeld Conferenc

Herr Neubauer berichtet in seinem Vortrag über die Strategie und den Vorgehensprozess beim Aufbau des Wissensportals in der ETH-Bibliothek. Im Zentrum der Ausführungen stehen die organisatorischen Veränderungen, die sich daraus ergeben haben. Es wird erläutert, wie die Prozesse und Workflows innerhalb der ETH-Bibliothek optimiert werden konnten.Die einzelnen Vorgehensschritte sind wie üblich:• Definition der Kernprozesse• Entwicklung und Dokumentation des Produktportfolios• Beschreibung der Detailprozesse• Umsetzung der organisatorischen AnpassungenNicht ganz überraschend erfolgte die Ausarbeitung der Ergebnisse grösstenteils in Form eines Top-Down-Ansatzes.Für mich hatte der Vortrag vor allem marketingtechnische Hintergründe: schöne und gut strukturierte Folien - klare und stringente Sprache. Doch kam leider zu wenig heraus, dass derartige strategische Übungen immer individuell bezogen auf die jeweilige Organisation umzusetzen sind. Für meinen Geschmack wurden mir diesbezüglich auch zu viele Management- Platitüden aufgetischt.

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Electronic Library Resources and Organizational Change

Wolfram Neubauer, ETH Libraries and Collections, Zurich, Switzerland

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 2 Neubauer_BC2012.PDF

Page 18: 10th International Bielefeld Conferenc

Abschnitt 4

Begrüssungsapéro

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Im Anschluss an die Vorträge des ersten Tages konnte man sich entweder an den Ständen der kommerziellen Aussteller weiter informieren oder an einer Besichtigung der Universitätsbibliothek Bielefeld teilnehmen. Ich entschied mich für die Bibliotheksführung - siehe dazu entsprechendes Kapitel.Danach ging um 19 Uhr in einem etwas kleineren Konferenzsaal die offizielle Begrüssungszeremonie über die Bühne. Unglücklicher Beginn für den Verfasser: Indem er ein gefülltes Glas mit Orangensaft in die Brüche gehen liess, war einer der Stehtische nun etwas weniger weiss und trocken.Die Ansprache durch den Bielefelder Bürgermeister Detlef Helling war dann durchaus amüsant. Es war die einzige Rede während der Konferenz, die auf deutsch gehalten wurde. Und angesichts der Eloquenz der Ausführungen hat sich das ausgezahlt. Der Befund des geneigten Zuhörers war schnell einmal klar: Ja, das ist wirklich ein Politiker!Nebst dem formellen Teil bot sich aber natürlich die Gelegenheit, mit Leuten aus anderen Ländern Kontakte zu knüpfen. Und schliesslich wurden auch die anfangs noch spärlich in Umlauf gebrachten Apérogebäcke immer zahlreicher.

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Kapitel 3

Konferenz - Tag 2

In diesem Kapitel geht es zuerst um Normen und Wertsysteme. Danach folgen Ausführungen zur Thematik Open Access. Daran anschliessend werden die drei äusserst intressanten Vorträge des Nachmittags zusammengefasst. Hierbei ging es um Projekte, in welchen Forschungsdaten im Sinne der datengetriebenen Wissenschaft in kollaborativ entwickelten Informations-Infrastrukturen hinterlegt werden. Den Abschluss bilden zwei hervorragende, öffentlich ausgeschriebene Vorlesungen zu Daten im allgemeinen und zum Thema Cloud Computing.

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Abschnitt 1

Value Systems

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Der Vortrag thematisiert die Wichtigkeit der Informationskompetenz und der Gestaltung von "Reading Rooms". Am Sunderland College wird seit einiger Zeit die Dienstleistung „Curriculum Liaison“ angeboten. Sie besteht im wesentlichen aus einem institutionalisierten Mentoringangebot und der Organisation spezifischer Workshops zur Vermittlung von Informationskompetenz. Zudem wird erläutert, wie die neu konzipierten „Learning Centers“ dem Bedürfnis nach kollaborativem Arbeiten Rechnung tragen. Ein intressantes Thema bzw. eine vielversprechende Umsetzung - aber natürlich bereits hinlänglich bekannt. Ausserdem hat sich mir der Bezug zu „Measuring Impact“ nicht erschlossen.

Measuring Impact: a Whole College’s Approach to Curriculum Liaison

Jo Richler, Ciel Associates, Manchester, UK

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 3 Richler_BC2012.PDF

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Peter Weingart ist Soziologieprofessor und lenkte den Fokus seines Vortrags auf Normen und Kommunikationsformen innerhalb der Wissenschaft. Mit Bezug auf Robert K. Merton wurde auf die vier Charakteristika einer echten Wissenschaft hingewiesen, die da sind:

• UniversalismBewertung ist unabhängig von Nationalität, Rasse, Religion etc.

• CommunalityErgebnisse sind das Produkt kooperativer Anstrengungen

• DisinterestednessAntriebsfeder ist die Leidenschaft zu wachsender Erkenntnis

• ScepticismAbschliessendes Urteil erfolgt erst nach Vorliegen aller Fakten

Dieses Normensystem im Sinne der Verlässlichkeit ist wohl unumstritten. Organisierte Skepsis und Prüfung der Erkenntnisse nach logischen Kriterien in Form von Peer-Reviews sind selbstredend anerkannt. Das System ist trotzdem nicht abschliessend, da Offenheit in der wissenschaftlichen Kommunikation ein wesentlicher Faktor für die Einhaltung der Normen ist. Diese Offenheit ist aber verletzlich und birgt Gefahren

des Missbrauchs (z.B. Plagiate). Für die Forscher ist es oft schwierig, die richtige Balance zwischen offenen Ansprüchen der Wissenschaft und geschlossenen Interessen des Staates oder der Privatwirtschaft zu finden. In den letzten 3 Jahrzehnten sind laufend mehr Wirtschaftsinteressen ins Universitätsumfeld eingeflossen (Stichwort „Sponsoring“). Die Gefahr der opportunistischen Einmischung ist vor allem da gegeben, wo die Zeitspanne zwischen Grundlagenforschung und produktiver Implementierung relativ kurz ist. Ausserdem ist in gewissen Bereichen, z.B. der Physik, eine wachsende Flut von Patenten festzustellen, die den freien Informationsfluss beeinträchtigen können. Und natürlich sind auch die wissenschaftlichen Verlage kein Katalysator der offenen Kommunikation. Schliesslich ist als wichtigster Einflussfaktor der globale Trend zur Ökonomisierung zu nennen. Herr Weingart bekräftigt deshalb in einem wahren Credo, offene Kommunikation als wichtigstes Gut für die Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Normen zu pflegen. Der Vortrag bestand aus einer reinen Rede - auf Slides wurde verzichtet. Dies war zwar zur Abwechslung erfrischend und intressant, aufgrund der Komplexität des Themas aber auch ziemlich anstrengend. Mein Tip: Audio-Aufzeichnung anhören!

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Openness in Scientific Communication: the View from Science Studies

Peter Weingart, Bielefeld University

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 4 keine Slides - reiner Vortrag, d.h. nur Audio vorhanden

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Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, wer denn eigentlich von Open Access profitiert. Die Rednerin Alma Swan nimmt die Antwort gleich vorneweg: sehr viele - nämlich Forscher, Insitutionen, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.Für den einzelnen Forscher erhöht sich insbesondere die Auffindbarkeit, Nutzung und Zitierhäufigkeit seiner publizierten Arbeiten. Die Stichhaltigkeit dieser Angaben wird anschliessend anhand diverser Statistiken aus den Bereichen Engineering und Medizin untermauert. Für die Institutionen sind die Vorteile analog - zusätzlich ergeben sich mit Open Access aber noch Chancen in Bezug auf Profilierung und Marketing. Und man schafft sich auch Ordnung. Dies belegt die Aussage Professor Bernard Rentiers (Rektor der Universität Lüttich) auf die Frage, warum er die Einführung von Open Access Repositories gefordert und gefördert habe:„I am asked how many articles my researchers publish each year, and I have to say ‘I have no idea!‘ “ - Open Access ist demnach also auch ein Instrument zur Erhebung wichtiger Kennzahlen.Das Plädoyer geht weiter - Open Access als Triebfeder dafür, Wissen wertvoller, zugänglicher, billiger und ökonomischer zu machen. Untermauert wird dies vor allem anhand der Erfolgs-Story bzw. der Zahlen von PubMed Central.

Des weiteren wird ausgeführt, dass Open Access sich auch volkswirtschaftlich äusserst positiv auswirken kann. Die Zahlen anhand des vom National Institute of Health getragenen „Humane

Genome Project“ sind tatsächlich beeindruckend:

Auch wenn ich bekennender Anhänger von Open Access bin, stelle ich mir dabei doch ernsthaft die Frage, wie man das wohl gemessen hat. Da ist mir die Ende des 19. Jahrhunderts von Daniel Coit Gilman gemachte Aussage etwas zugänglicher: „It is one of the noblest duties of a university to advance knowledge and to diffuse it, not merely among those who can attend the daily lectures, but far and wide.“

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Whose Value, What Value?

Alma Swan, Enabling Open Scholarship and Key Perspectives Ltd., UK

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 3 Swan_BC2012.PDF

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Abschnitt 2

Publications for an Open Environment

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Hierbei wurde eine allgemein anwendbare Strategie für die Entwicklung von Repositories skizziert, mit spezieller Ausrichtung auf Bibliotheks-Applikationen. Es blieb leider beim Vermittlungsversuch - der Vortrag war ein Ärgernis. Klar wurde dabei lediglich, dass der an der Ghent University verfolgte Ansatz mit der Konzipierung von Data Warehouses vergleichbar ist. Demgemäss werden Daten aus verschiedenen Systemen importiert, mittels ETL-Prozessen (Extract, Transform, Load) semantisch angereichert und schliesslich gesammelt in einer Meta-Datenbank abgelegt. Ansonsten bestand der Vortrag aus einer kontextlosen Aufzählung von Fachbegriffen. Ein kurzer Blick auf die Slides macht dies relativ schnell klar.

The Catmandu/LibreCat Project: A Development Strategy for Repositories

Patrick Hochstenbach, Ghent University Library, Belgium

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 1 Hochstenbach_BC2012.PDF

Im Zentrum des Vortrags steht die Frage, wie fachspezifische Datenbanken mit Artikeln aus entsprechenden Literaturdatenbanken in Beziehung gebracht werden können, um die Forscher bei der Daten-Analyse, -Navigation und -Exploration zu unterstützen. Auf der einen Seite stehen demnach hochstrukturierte Datenbanken mit riesigen Datenvolumen. Die Inhalte stammen beim spezifisch vorgestellten Projekt aus dem Bereich der Biomedizin: bei einem Grossteil der Rohdaten handelt es sich um die Repräsentaion von DNA-Strukturen. Auf der anderen Seite stehen die beiden Literaturdatenbanken UK Pubmed Central (mit ca. 2 Mio. Volltext-Artikeln) und CiteXplore (mit ca. 26 Mio. Abstracts aus PubMed etc.). Grundsätzlich gibt es 2 Arten, um Daten und Artikel miteinander in Beziehung zu bringen.

Linking Publications to Data

Johanna McEntyre, EMBL-European Bioinformatics Institute, Cambridge, UK

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Zum einen durch die manuelle Schaffung von Verknüpfungen/Links, indem die Metadaten in den Primär- und Literaturdatenbanken ergänzt werden: -> hohe Qualität - langsam+teuer. Der zweite Ansatz erfolgt maschinell über Algorithmen des Textminings mit Hilfe hinterlegter Vokabulare: -> variable Qualität - schnell+preiswert. Der automatische Ansatz verspricht zusätzlich das Auffinden neuer Erkenntnisse und Zusammenhänge, welche von Autoren bislang übersehen wurden. Die Rednerin geht auch auf einen derartigen „Erfolg“ ein - gesamthaft gesehen steckt der Ansatz aber erst am Anfang. Vonnöten sind im speziellen noch ausgereiftere Textminingfunktionen, breiter abgestütze Vokabularien und ganz generell ein verstärktes Engagement innerhalb der Forschungsgemeinschaft.

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Note 3 McEntyre_BC2012.PDF

OAPEN - The Case for Open Monographs

Eelco Ferwerda, OAPEN Foundations, The Hague, Netherlands

Während bei wissenschaftlichen Zeitschriften Open Access bereits relativ breit verankert sind, stehen bei Monographien entsprechende Bemühungen noch am Anfang. Trotzdem existieren diverse Finanzierungsmodelle. Eines davon besteht darin, dass die Autorenschaft oder eine angegliederte Institution (Universität, Bibliothek) die Publikationsgebühr übernimmt. Auf diesem Ansatz basiert zum Beispiel auch OAPEN. Das 2008 initiierte EU-Projekt verfolgt die Zielsetzung, Open-Access-Publikationsmodelle für Bücher aus dem Bereich der Human- und Sozialwissenschaften stärker zu verankern und Institutionen bei der Implementierung zu unterstützen. Dabei stehen folgende drei Tätigkeitsbereiche im Vordergrund:

• OAPEN / Library - Aggregation und Organisation von Open Access Books (2011 mit einem Bestand von ca. 1‘000 Büchern)• Pilotprojekte - z.B. Förderung der Kooperation zwischen Finanzierungsstellen und Verlagen (momentan in den Ländern NL und UK)• DOAB / Directory of Open Access Books - Zugang zu Open Access Books und Entwicklung von StandardsAuch hier gilt die selbe Erkenntnis wie beim vorhergehenden Vortrag: die Bemühungen stecken noch derart in den Kinderschuhen, dass die Entwicklung schwierig abschätzbar ist. Immerhin war der Redner sehr ehrlich, indem er auf die Frage, wie die Gebührenproblematik am besten zu lösen sei, lapidar antwortete: „I have no idea.“

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 3 Ferwerda_BC2012.PDF

Page 25: 10th International Bielefeld Conferenc

Der Referent von Springer wies zuerst auf die Proteste hin, mit denen sich die grossen wissenschaftlichen Verlage aktuell konfrontiert sehen. Doch Herr Weinheimer erhebt im übertragenen Sinne fast den Drohfinger („but do not forget“), indem er die Wichtigkeit der Verlage zur Sicherstellung der Infrastrukturen herausstreicht.Danach beschreibt er in„The Journey of an Article“ den komplizierten Weg, den ein Artikel nach herkömmlichem Modell geht - im Grunde genommen macht er da unwissentlich Werbung für Open Access. Herr Weinheimer räumt auch ein, dass das traditionelle Subskriptions-Modell aufgrund von weiter bestehenden Budgetengpässen nicht mehr reibungslos funktioniert. Trotzdem stellt er in Aussicht, dass es bis auf weiteres das wichtigste bleiben wird, obwohl insbesondere das Open Access Modell dramatisch an Einfluss gewinnt. Und schliesslich formuliert er noch ein echtes Bonmot:„Publishers and librarians will both prevent that Google or Amazon will take over the business by compromising on variations of subsciption model and making use of open access - because we are sitting in the same boat!“Aufgrund der Anbiederung eigentlich ein Vortrag mit Note 1, gesamthaft gesehen aber trotzdem aufschlussreich, da man sich im Verlagsgeschäft offenbar langsam bewusst ist, dass einem die Felle wegschwimmen - bzw. wegrudern.

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Business Models in STM Publishing

Heinz Weinheimer, Springer Science + Business Media, Heidelberg

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Note 2 Weinheimer_BC2012.PDF

Page 26: 10th International Bielefeld Conferenc

In diesem Vortrag wird erläutert, welche Zusammenhänge zwischen datengetriebener Wissenschaft und den dazu erforderlichen Informations-Infrastrukturen bestehen.

Entwicklung der wissenschaftlichen Vorgehensweise Bis vor rund 300 Jahren: EmpirieWissenschaft beschränkt sich auf die empirische Beschreibung der Naturphänomene. Gelegentlich werden auch (empirisch abgeleitete) Rechenregeln entwickelt, etwa zum Erstellen von Kalendern.Seit 300 Jahren: TheorieForscher gehen dazu über, Naturphänomene zu generalisieren und in Form von (mathematischen) Modellen theoretisch erklärbar zu machen.Seit etwa 50 Jahren: SimulationNaturphänomene wachsender Komplexität lassen sich mit zunehmender Genauigkeit auf Computern simulieren - oft unter Rückgriff auf mathematische Modelle.Heute: Datengetriebene WissenschaftExperiment, Theoriebildung und Simulation werden zusammengeführt:• Geräte und Simulationen erzeugen sehr große Mengen von Daten.• Diese Daten werden durch Software aufbereitet.• Die Daten und die daraus abgeleiteten Informationen werden in

Computern gespeichert.• Die Wissenschaftler analysieren die Datensammlungen mit Hilfe von

Suchverfahren, statistischen Methoden, Visualisierungsverfahren und so weiter.

Weitere Informationen zur datengetriebenen Wissenschaft finden sich in einem Spezialheft Spektrum der Wissenschaft.

Als Folgen des Paradigmawechsels entstehen neue Tools, Techniken und Arbeitsweisen, die auch starken Einfluss auf die Bibliotheken haben werden. Die digitale Ablage in spezifisch geschaffenen Repositories wird immer mehr zur zentralen Grundlage der Genierung erweiterten Wissens:„Data Management is the new „statistics“.Angesichts bestehender Datensilos stellt sich für Wissenschaftler aber noch oftmals das Problem, dass sie 80% des Zeitaufwandes für das Suchen und Auswerten von Informationen aufwenden - und nur 20% für das Interpretieren, der eigentlichen Forschungsarbeit.

Abschnitt 3

Feeding Research Data

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New Research Paradigms for Science and Academia

William K. Michener, University of New Mexico, Albuquerque, USA

Page 27: 10th International Bielefeld Conferenc

Um dem Problem abzuhelfen, sollte das Datenmanagement auf klaren Strategien und Regeln basieren. Hinsichtlich dazu nötiger Planungsinstrumente herrscht aber grösstenteils noch Konfusion.

Ein möglicher Ansatz liegt im frei zugänglichen DMPTool, das Hilfestellung bei der Erarbeitung eines institutsspezifischen Datenmanagementplans bietet. Auf dieser Plattform können auch bestehende Pläne anderer Forschungseinrichtungen eingesehen werden. Massgeblich an der Entwicklung des Tools beteiligt ist dabei die Organisation DataOne. DataOne stellt im Bereich von Umweltwissenschaften eine Cyber-Infrastruktur zur Verfügung,

welche Zugang, Nutzung und Archivierung bezogen auf umfassende Erdbeobachtungsdaten sicherstellt. Das Netzwerk basiert auf drei massgeblichen Komponenten:

Die Coordinating und Member Nodes entsprechen organisatorischen Einrichtungen, welche Server-Ressourcen und Dienstleistungen zur Verfügung stellen.Das Investigator Toolkit ermöglicht die effiziente Nutzung vertrauter Tools wie z.B. Matlab oder Mendeley, die die Forscher in den einzelnen Arbeitszyklen spezifisch unterstützen.

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Note 5 Michener_BC2012.PDF

Page 28: 10th International Bielefeld Conferenc

Daan Broeder stellt mit EUDAT eine Art europäisches Pendant zu DataOne vor. In diesem Projekt soll eine gesamteuropäische Service-Infrastruktur entwickelt werden, welche den Wissenschaftlern die kollaborative Nutzung der Forschungsdaten ermöglicht. Die meisten der bisherigen Infrastrukturen oder Initiativen konzentrieren sich auf Anforderungen spezifischer Disziplinen bzw. Forschungs-Communities. EUDAT hat sich auf die Fahne geschrieben, die trotz aller Unterschiede vorhandenen Synergiemöglichkeiten in einer gesamtheitlichen Strategie zusammenzufassen. Das Projekt wurde im Oktober 2011 gestartet, hat eine Laufzeit von 3 Jahren und verfügt über ein Budget von rund 16 Millionen Euro. Das Konsortium umfasst

momentan 25 Partner aus 13 verschiedenen Ländern und 4 Branchenbereichen:

•Nationale Datenzentren

•Technologieunternehmen

•Forschungs-Communities

•Förderstellen

EUDAT ist im Gegensatz zu DataOne multidisziplinär. Es wird versucht, die Anliegen aus verschiedenen Forschungsrichtungen zu konsolidieren und daraus eine generisch nutzbare Infrastruktur aufzubauen. Das Projekt befindet sich momentan noch in der Phase der Istanalyse und Zieldefinition. Klar ist, dass folgende zwei Dienstleistungsbereiche abgedeckt werden sollen:

Des weiteren ist bereits jetzt voraussehbar, dass der Aufbau eines interdisziplinär nutzbaren Metadatenkatalogs wohl die grösste Herausforderung darstellen wird.

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EUDAT - Building an European Data Infrastructure

Daan Broeder, Max Planck Institute for Psycholinguistics, Nijmegen, Netherlands

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Note 5 Broeder_BC2012.PDF

Page 29: 10th International Bielefeld Conferenc

Wissenschaft ist global: es braucht globale Standards, Workflows und Kooperation. Aber Forschungstätigkeiten werden meist lokal ausgeübt. DataCite, ein im Jahr 2009 entstandenes internationales Konsortium, befasst sich damit, Datensätze zitierfähig zu machen und somit Rohdaten mit publizierten Artikeln verknüpfen zu können. Schön versinnbildlicht wird die dahinter stehende Grundproblematik wie folgt:

DataCite steht in enger Kooperation mit EUDAT und umfasst momentan 16 Mitgliederinstitutionen, zur Hauptsache bestehend aus Datenzentren und wissenschaftlichen Bibliotheken.

Die Identifikation der Rohdaten basiert fast ausschliesslich auf dem DOI-System. DataCite agiert als DOI-Registrierungsstelle und ist aktiv in die Entwicklung von Standards und Workflows involviert. Über ein zentrales Suchportal erhält man Zugriff auf die Metadaten aller Objekte. Aktuell sind rund 1,3 Mio. DOI‘s

registriert. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2011 soll die Zitierrate für Artikel, die mit Rohdaten verlinkt sind, um 35% höher gegenüber vorher sein.

Nachfolgend ist ein Beispiel aufgeführt, wie man sich ein Dataset als Ergänzung zu einem Artikel vorstellen muss: Dataset „Planktik forominiferal flux ...“ ist ergänzender Bestandteil zuArtikel „Seasonal and interannual variability of the planktic ...“

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DataCite - International Consortium for Data Citation

Jan Brase, German National Library of Science and Technology, Hanover

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Note 5 Brase_BC2012.PDF

Page 30: 10th International Bielefeld Conferenc

Dieser Vortrag von Anne Trefethen hätte im Prinzip ganz an den Beginn der Konferenz gehört: darin werden einige dramatische Entwicklungen der datengetriebenen Wissenschaft erläutert, die die Notwendigkeit robuster und vernetzter Informations-Infrastrukturen relativ klar aufzeigen.

Dass die Datenmenge im Internet unaufhaltsam wächst, ist kaum eine Neuigkeit. Nebenstehende Grafik von 2011 unterstreicht dies nur erneut - heute sähen die Zahlenangaben bereits wieder völlig anders aus ... ... Weitere Visualisierungen zur Datenflut unter Geosocial Universe - und ganz allgemein unter JESS3.

Viele Daten können zum Fluch werden - aber auch die Basis für neue Entdeckungen und Erkenntnisse in der Wissenschaft sein.

Die Rednerin geht in diesem Zusammenhang auf ein wahrlich bahnbrechendes Projekt ein: es handelt sich um das Square Kilometre Array - ein in Entwicklung befindliches Radioteleskop, das 2023 in Südafrika oder Australien fertiggestellt werden soll und dessen Sensitivität gegenüber anderen bisher gebauten Modellen 50-mal stärker sein wird.

Abschnitt 4

Public Conference Lectures

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Drowning in Data?

Anne Trefethen, University of Oxford, UK

Page 31: 10th International Bielefeld Conferenc

Die technologischen Herausforderungen dieses Unternehmens sind enorm. Um die riesigen Messdaten verarbeiten, aggregieren und speichern zu können, werden verschiedene Ansätze in Betracht gezogen: Supercomputer, Grid Computing oder Cloud Computing. Neben der physischen Implementierung wird aber vor allem auch der Aufbau der Software-Infrastruktur ein kritischer Faktor sein. Weitere Beispiele von Projekten, die extrem datenintensiv und deshalb auf entsprechende Infrastrukturen angewiesen sind:

• Earth Observing System - EOSForschungsprogramm der NASA zur langfristigen Erkundung der Erdoberfläche.

• Ocean Observatory Initiative - OOIProjekt der NSF zur umfassenden Messung physischer, chemischer, geologischer und biologischer Variablen in den Ozeanen.

Einen guten Überblick zu OOI vermittelt der nebenstehende Film auf youtube

• Galaxy Zoo Klassifikation von Bildern, die aus dem NASA-Archiv des Weltraumteleskops Hubble stammen. Mehr als 250‘000 Menschen haben bislang teilgenommen bzw. klassifiziert. Das Ergebnis sind Unmengen an Daten, die teilweise zu völlig neuen Entdeckungen geführt haben.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Datenflut unaufhaltsam wächst: „Data comes from itself.“ Das Problem besteht nicht darin, wie alles gespeichert werden soll. Die Hauptschwierigkeiten liegen vielmehr im Datenmanagement und im benötigten Energiebedarf - mit den hinlänglich bekannten Auswirkungen auf die Umwelt.

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 5 keine Slides - dafür ein ausführlicher Artikel in Ordner Zusatzmaterial: „Where does all the data com from v7.pdf“

Page 32: 10th International Bielefeld Conferenc

Cloud Computing ist kein reines Schlagwort mehr. Die meisten von uns verwenden heute entsprechende Cloud-Angebote: sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Leben. Die Dienstleistungen lassen sich nach zwei Ebenen klassifizieren:• nach der Art des Angebots

Service(Google Maps), Applikation(Google Docs), Plattform(Facebook) oder Infrastruktur(Amazon A3)

• nach dem Zugang zum AngebotPrivate, Community oder Public

Die Vor- und Nachteile von Cloud-Diensten sind hinlänglich bekannt. Auf der einen Seiten sind die positiven Aspekte zu nennen: Zugriff, Kosten, Technologieneuerungen, Kollaboration. Demgegenüber gibt es aber auch negative Punkte: Sicherheit, Standardservices, Abhängigkeiten. Die Auswahl eines Produkts ist schwierig, da immer mehr Anbieter im Markt auftreten. Die Bereiche der Kontinuität, Integrität und

Verlässlichkeit müssen stets neu analysiert werden. Im Vorfeld sind dabei wichtige Klärungen nötig.

Zu beachten sind auch veränderte technische Voraussetzungen (Architektur, Schnittstellen, Standards) und der Bedarf an erweiterten Skills (IT, Recht, Verhandlungsgeschick). Die Auswirkungen, die sich daraus für die Bibliotheken ergeben:• Trennung zwischen Front- und Back-End• Trennung der Dienstleistungen• Enge Zusammenarbeit mit IT• StandardisierungAm wichtigsten ist es, eine klare Vorstellung von den funktionellen Anforderungen zu haben - am besten nach pragmatischen Ansätzen in der Art von MoSCOW. Die Universität Tilburg scheint dies recht gut umgesetzt zu haben, wurde doch von Fall zu Fall entschieden, wo Cloud-Services Sinn machen und wo nicht.

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 5 VandenBerg_BC2012.PDF

Cloud Computing for Libraries?

Marc van den Berg, University of Tilburg, Library and IT-Services, The Netherlands

Page 33: 10th International Bielefeld Conferenc

Kapitel 4

Konferenz - Tag 3

Am letzten Konferenztag wurde zuerst der Themenblock „Kollaborative Forschung“ behandelt. Leider waren die Vorträge bis auf denjenigen zu Mendeley wenig berauschend.Im darauf folgenden Teil ging es um verlinkte Daten und Entwicklungen im Bereich des semantischen Webs.Der Vortrag von Philipp Cimiano rundete den Anlass sehr gut ab, da darin der Bogen zum Beginn der Konferenz gespannt wurde - es wurde im wahrsten Sinne des Wortes Kontext geschaffen.

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Dass mit Jan Reichelt der Mitbegründer und CEO von Mendeley referierte, zeigt auf, wie wichtig es für das Unternehmen ist, sich im Tätigkeitsbereich der wissenschaflichen Bibliotheken zu positionieren. Das cloudbasierte Literaturverwaltungs-System Mendeley ist ja bei der HBZ teilweise schon im Einsatz. Die Erfahrungen des Verfassers sind sehr gut. Mendeley ist auch eines der ersten Tools, das der datengetriebenen Wissenschaft speziell Rechnung trägt. Das Teilen von Artikeln erhöht ganz eindeutig den Anreiz zu vermehrter Kollaboration. In den an Facebook angelehnten Newsfeeds erscheinen zudem stets Hinweise zu Artikeln, die in Beziehung zueinander stehen. Mendeley weist bereits eine grosse Nutzergemeinde im universitären Umfeld auf und umfasst zur Zeit rund 60 Millionen Artikel. Basierend auf der Mendeley-Database werden nun laufend zusätzliche apps realisiert, um die Inhalte noch in einen erweiterten Kontexten zu stellen. Eines dieser apps ist

Readermeter - eine Art Realtime-Visualisierung der Impacts für bestimmte Forscher (meist gelesene Arikel etc.). Ein weiteres Tool ist Kleenk, wo Dokumente semantisch mit anderen Einträgen verknüpft werden können.

Im zweiten Teil der Präsentation geht David Main, seines Zeichens CEO von Swets Information Services, näher auf die Mendeley Insitutional Edition (MIE) ein. Die Version erlaubt es den Bibliotheken, sich näher an die Forschungsprozesse anzusiedeln und damit auch die Berechtigung für den allgemeinen Leistungsauftrag zu stärken. MIE stellt allen Forschern der betreffenden Institution die herkömmliche Desktop-Premium-Version zur Verfügung. Zudem sind in dieser Edition erweiterte analytische und statistische Real-Time Funktionen verfügbar, die nützliche Benchmark-Angaben liefern können.

Abschnitt 1

Collaborative Research

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Research Productivity and Collaboration with Mendeley and the Role of the Library

Jan Reichelt, Mendeley Ltd., London, UK / David Main, SWETS, Lisse, Netherlands

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 4 Reichelt_BC2012.PDF / Main_BC2012.PDF

Page 35: 10th International Bielefeld Conferenc

Unter Content-Syndication wird grundsätzlich der Austausch oder die Mehrfachverwendung medialer Inhalte verstanden. Im vorgestellten Projekt wird ausgeführt, wie eine Bibliothek nicht nur als Konsument, sondern auch als Produzent von „syndicated content“ fungieren kann.

Beeindruckend für mich als „Schweizer Landei“ waren zuerst einmal die Statements zu den Grössenverhältnissen in Südostasien. Surabaya, woher der Redner stammt, ist mit 3,5 Mio. Einwohnern „nur“ die zweitgrösste Stadt Indonesiens - die Bevölkerung Jakartas umfasst mehr als das Vierfache. In der Petra Christian University in Surabaya studieren rund 8‘000 Personen. Die angegliederte Bibliothek hat unter anderem folgende Mission postuliert : „The library needs to continuously

innovate new ways to communicate with students at the undergraduate age (Digital Natives)“. Dem veränderten Kommunikationsverhalten der Studierenden will die Bibliothek Rechnung tragen, indem sie für ihre eigenen digitalen Bestände - in Form von historischen Bildern, ethnischen Muster und Postern - Werbung macht. Zur Visualisierung werden Amazon-Widgets

verwendet, um z.B. Neuanschaffungen von Büchern in Form von Slide-Shows zu präsentieren.Das Projekt befindet sich noch in der Experimentierphase. Die Ergebnisse liegen dementsprechend eher im Graubereich. Für meinen Geschmack ist der

Redner auch allzu stark auf die schönen Bilder eingegangen statt zu erläutern, was man nun konkret mit den Bildern anstellen bzw. erreichen will.

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 3 Nugraha_BC2012.PDF

Libraries‘ Syndicated Contents for the Digital Natives‘ Era

Liauw Toong Tjiek, Petra Christian University, Surabaya, Indonesia

Page 36: 10th International Bielefeld Conferenc

Der CIO der Universität Mannheim erläutert aus der Management-Perspektive die möglichen zukünftigen Rollen der wissenschaftlichen Bibliotheken. Der Vortrag war sehr schwammig und bestand aus lauter Wiederholungen von bereits Bekanntem oder Wiederholtem: Neue Herausforderungen - eingefrorene Budgets - Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung - Nutzung neuer Technologien - Involvierung der Benutzer - Setzen auf Kooperation - Wichtigkeit qualifizierten Personals. Und es ging so weiter: ein konzentriertes Aneinanderreihen von Schlagwörtern wie „User Feedback“, „Collaborative Tagging“ und „Linked Data“. Der halbstündige Vortrag war kein Zuckerschlecken und hat insbesondere meinen Glauben an die Sachkompetenz von Managern nicht unbedingt gestärkt.

Unter Data-Deduplication versteht man Prozesse, mit welchen redundante Daten erkannt und eliminiert werden sollen.Im Vortrag wird zuerst die Search-Engine Freesearch vorgestellt, welche auf der Basis der open Source-Werkzeuge von Solr entwickelt worden ist. Dabei werden verschiedene Metadatenbanken wie z.B. DBLP , TibKat, CiteSeer und BibSonomy herangezogen und indexiert. Die vorhandenen Duplikate werden anschliessend mittels Kombination aus algorithmischen Funktionen (Aggregation möglicher Duplikate) und manuellen Eingriffen (User Feedback) entsprechend markiert bzw. eliminiert. Für die Zukunft wird zur Abwicklung der manuellen Tätigkeit auch die Möglichkeit der „On Demand-Mitarbeiterschaft“ mittels des Systems von Amazon Mechanical Turk in Betracht gezogen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die manuelle und aufwendige Arbeit zwecks der reinen Duplikaterkennung eher verschwendete Zeit ist - dies traf im übertragenen Sinn auch auf den Vortrag als solchem zu, der im wesentlichen nur folgendes auslöste: den Drang nach einer Pause.

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Applied Research as a Basis for High Quality Information Services - a CIO‘s Perspective

Heiner Stuckenschmidt, Mannheim University

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Note 2 Nejdl_BC2012.PDF

Social Computing for Libraries - Data De-Duplication through the Crowd

Wolfgang Nejdl, Hanover University

Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 2 Stuckenschmidt_BC2012.PDF

Page 37: 10th International Bielefeld Conferenc

Zu Beginn wird erklärt, auf welchen Prinzipien das semantisch unterstützte Information Retrieval beruht: statt Dokumente ausschliesslich automatisch zu indexieren, werden zusätzlich noch fachspezifische Ontologien herangezogen, um daraus inhaltliche Zusammenhänge abzuleiten. Die Limiten des Ansatzes bestehen darin, dass abgestützte Ontologien oder Thesauri nur in eng abgegrenzten, überschaubaren Fachbereichen bzw. Domänen existieren. Sobald es um die Systematisierung komplexer Bereiche, z.B. der gesamten Ökonomie, geht, kommt man auf keinen gemeinsamen Nenner mehr. Oder anders formuliert: der Ansatz funktioniert nur in einfachen Domänen, wo man ihn aber nicht unbedingt braucht. Seit 2010 wird nun in einem spezifischen Projekt nach einer Lösung für dieses Problem gesucht. Dabei wird nicht mehr eine separate, eher theoretische Ontologie aufgebaut, sondern es soll jedes einzelne Dokument mit Hilfe von Komponenten des RDF kontextualisiert werden. Vom Konzept her ist das an und für sich eine bestechende Idee, die aber bezüglich der Umsetzung noch auf wackligen Füssen steht. Mit ersten konkreten und brauchbaren Ergebnissen dürfte nicht vor 3 Jahren zu rechnen sein.

Abschnitt 2

Linked Open Data, Semantic Web

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The Potential of Semantic Technologies for Libraries

Klaus Tochtermann, German National Library for Economics, Kiel University

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Note 3 Tochtermann_BC2012.PDF

Page 38: 10th International Bielefeld Conferenc

Linked Open Library Data

Adrian Pohl, Hochschulbibliothekszentrum des Landes NRW (HBZ) , Köln

Mit Linked Open Data werden im World Wide Web frei verfügbare Daten bezeichnet, die per Uniform Resource Identifier (URI) identifiziert sind und dadurch direkt per HTTP abgerufen werden können. Ebenfalls kann per URI auf andere Daten verwiesen werden. Idealerweise wird zur Kodierung und Verlinkung der Daten das Resource Description Framework, kurz RDF, verwendet.Im Vortrag werden die diesbezüglichen Projekte der HBZ aufgezeigt - das sind aber nicht wir. Ein Beispiel dazu ist Lobid (Linking open bibliographic data). Der speziell entwickelte Linked-Data-Dienst ist noch im Experimentierstadium. Das zweite Vorhaben heisst culturegraph: Dieser Service soll dazu dienen, gemeinsame Identifikatoren (URIs) für kulturelle Erzeugnisse (Bücher und andere Texte, Gemälde, Skulpturen, Musikstücke usw.) zu verwenden, um damit eine verlässliche Referenzierbarkeit zu gewährleisten. Ebenfalls eine schöne Idee - leider aber erst eine Idee bzw. Vision.Die Ausführungen zu diesem gesamthaft eigentlich spannenden Thema haben mehr zur Verschleierung beigetragen: hehre Worte, kaum Konkretes, wenig Kontext.

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 2 Pohl_BC2012.PDF

Page 39: 10th International Bielefeld Conferenc

Papers, papers, papers ... ... noch heute sind Textdokumente, egal ob auf Papier oder in digitaler Form, in der Forschungsarbeit noch am meisten verbreitet - trotz aller hinlänglich bekannten Einschränkungen:• Man kann nicht „arbeiten“ damit• Es ist kein Zugang zu den vollständigen Daten möglich• Die Ergebnisse sind kaum zu validieren bzw. reproduzierenAuf diesem Hintergrund basiert im wesentlichen der Aufruf von Tim Berners-Lee nach Rohdaten: Raw Data NowVideo zum TED-Talk von Tim Berners-Lee vom Februar 2009 ...... wahrlich ein Redner, der das Publikum mitreissen kann.Wissenschaftliche Daten verbleiben in Silos - oft besteht immer noch die Situation, dass wertvolle Daten nicht frei zugänglich sind. Die Gründe dafür sind bekannt: hoher Aufwand, mangelnde Anreize, fehlendes technisches Wissen, Karrieregedanken.

Um dies zu ändern, braucht es Infrastrukturen, welche die Verlinkungsprinzipien unterstützen. In diesem Bereich sind bereits Standards und erste Implementierungen vorhanden. Was fehlt, sind jedoch Anreize und Methodiken.

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Exkurs zu TED (Technology, Entertainment, Design)Auf der TED-Talks-Website werden jeweils die besten Vorträge der verschiedenen Veranstaltungen als Videos kostenlos zur Verfügung gestellt. Für viele davon werden seit 2009 Untertitel in verschiedenen Sprachen hinzugefügt, unter anderem auch Deutsch. Weltweit wurden die Videos der TED-Talks ca. 500 Millionen mal abgerufen und angeschaut (Stand Juni 2011). Auf der weiterhin stattfindenden Ursprungskonferenz tauscht eine exklusive Gruppe von Fachleuten der unterschiedlichsten Gebiete immer wieder ihre Ideen aus. Die Website ist eine wahre Fundgrube an intressanten, humorvollen und kontroversen Vorträgen zu diversen Themen. Im Kapitel zu den Erfahrungen mit ibooks Author wurde eine kleine Auswahl von TED-Talk-Videos direkt eingebunden.

From Linked Data to Linked Science

Philipp Cimiano, Bielefeld University

Page 40: 10th International Bielefeld Conferenc

Das Ziel muss es sein, Forscher zu motivieren und zu unterstützen, um ihre Rohdaten als Linked data zur Verfügung zu stellen. Herr Cimiano weist auf zwei Use Cases aus dem Bereich der Chemie bzw. Biologie hin, die an der Universität Bielefeld unlängst erfolgreich abgeschlossen werden konnten.Momentan ist man am Entwickeln einer Methodik des Vorgehens:

Natürlich bietet der schematische Ablauf keine grosse Überraschung - er entspricht im wesentlichen dem eines herkömmlichen Projekts. Charakteristisch und entscheidend wird der Schritt 4 sein, bei welchem Exploration von Linked open Data und Ontologiebildung in einem iterativen Verfahren erfolgen.Die Ausführung derartiger Tätigkeiten verlangt sowohl fachspezifisches Wissen als auch technisches Know-How im Bereich von semantischen Web-Technologien - es stellt sich die Frage, ob sich allenfalls genau hier die Bibliotheken neu positionieren können..

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Bewertung Slides auf Laufwerk O:

Note 4 Cimiano_BC2012.PDF

Page 41: 10th International Bielefeld Conferenc

Kapitel 5

Weiteres Umfeld

Dieses Kapitel beinhaltet Informationen zur Stadt Bielefeld und zur hiesigen Universitätsbibliothek. Daneben gibt es ein paar kulinarische und reisetechnische Hinweise bzw. Empfehlungen für den Fall, dass es irgendjemanden mal in diese Ecke von Deutschland verschlagen sollte. Das Kapitel ist stark bilderlastig und soll vor allem der Unterhaltung dienen.

Page 42: 10th International Bielefeld Conferenc

Bielefeld? - gibt‘s doch gar nicht. Dieser satirische Beitrag verbreitete sich im Jahr 1994 im Internet fast wie ein Lauffeuer. Ausgestattet mit diesem „profunden“ Hintergrundwissen betrat ich die Stadt deshalb mit nicht allzu hohen Erwartungen. Ich muss aber sagen, dass ich sehr angenehm von Bielefeld überrascht bin. Die Stadt hat etwas mehr als 300‘000 Einwohner und liegt im Lande Nordrhein-Westfalen am Nordende des Teutoburger Waldes. Der Kern, in dem sich viele schmucke Patrizierhäuser befinden, umfasst eine grosszügig angelegte Fussgängerzone. Als bekanntestes Wahrzeichen gilt die ums Jahr 1200 gebaute Sparrenburg, wo sich einem eine wunderschöne Aussicht über die Stadt bietet. Bielefeld ist zudem auch ein bedeutendes Wirtschaftszentrum: „man nehme Dr. Oetker.“Speziell positiv aufgefallen ist mir die Altstadt mit seinen unzähligen Strassencafés, die trotz der relativ kühlen April-Temperaturen bereits sehr gut gefüllt waren. Hier ist man hart im Nehmen und geniesst bei 12 Grad draussen schon gerne mal ein Eis - und als Alternative ein Bier. Die Leute sind freundlich und aufgeschlossen. Dem gerade herrschenden Wahlkampf standen sie relativ locker gegenüber. Einzig beim Fussball stellten sie auf stur - wir waren erstaunt, wieviele Leute hier die Bayern bei ihrem Halbfinalspiel der Champions League gegen Real Madrid lauthals anfeuerten - Gary und ich verhielten uns deshalb lieber dezent im Hintergrund.

Abschnitt 1

Bielefeld

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Die SparrenburgKleiner Stadtrundgang durch Bielefeld

Page 43: 10th International Bielefeld Conferenc

Am ersten Konferenztag bestand die Möglichkeit, einen Rundgang durch die Bielefelder Universitätsbibliothek zu machen. Der Campus liegt etwa 3 Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums und ist optimal ans U-Bahn-Netz angeschlossen. Hier studieren ca. 18‘000 Personen. Das Innere der Gebäude ähnelt einer Mischung aus Flughafen und Markthalle. Hier herrscht ein pulsierendes Kommen und Gehen mit einem leisen Hauch von 68-er-Aura - nicht gar so ordentlich und gesittet wie in unseren Schweizer Universitäten. Die Universitätsbibliothek Bielefeld geniesst dank ihrem breiten Dienstleistungsangebot und seinen innovativen Projekten, z.B. der wissenschaftlichen Suchmaschine BASE, einen ausserordentlich guten Ruf. Auf knapp 25‘000 Quadratmetern nimmt die Bibliothek beinahe die komplette Fläche der ersten Etage des Hauptgebäudes ein. 95% aller Bücher und Zeitschriften - der Bestand umfasst gesamthaft rund 2,2 Mio. Exemplare - sind nach Fachgebieten geordnet und frei zugänglich. Mit Öffnungszeiten bis 1 Uhr nachts in der Woche und 23 Uhr an den Wochenenden setzt die Universitätsbibliothek hohe Massstäbe. In diesem Jahr wurde zudem neu ein offener, flexibler Gruppenarbeitsbereich eingerichtet. Der Betrieb des Lernorts_B1 bildet den Auftakt für die Schaffung eines Lernumfeldes, das verschiedene Arbeitsstile unterstützen soll.

Abschnitt 2

Universitätsbibliothek

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Universitätsbibliothek Bielefeld

Page 44: 10th International Bielefeld Conferenc

Um es vorwegzunehmen - kulinarisch wäre ich ohne die Hilfe von Gary Seitz aufgeschmissen gewesen. Als Leiter der Bibliothek des geographischen Instituts an der UZH hat er die Konferenz in Bielefeld schon mehrmals besucht.Seine Restaurant-Tips haben mich voll und ganz überzeugt. Nebst einem guten mexikanischen Lokal hat mir vor allem das Steakhouse Argentina gefallen: ein sehr schönes Ambiente - hervorragend für Fleischliebhaber. Und dann natürlich die Dachterrasse im Bernstein: von hier aus geniesst man einen famosen Blick über die ganze Stadt.

Unabhängig voneinander haben Gary und ich vorgängig je ein Zimmer im gleichen Hotel gebucht: im aappartel. Auch dies eine ausgezeichnete Wahl. Das Hotel liegt direkt im Zentrum, wodurch das Kongressgebäude bequem und schnell zu Fuss erreichbar war. Weitere Vorteile: moderne und helle Einrichtung - nettes Personal - gutes Preis-Leistungsverhältnis.Die Bahnreise von Zürich nach Bielefeld ist lang: sie dauert nach Fahrplan gut 7 Stunden. Obwohl man es sich im ICE relativ gemütlich einrichten kann, ist man froh, am Zielort wieder aussteigen zu dürfen. Die Züge sind zudem brutal ausgelastet: ohne Sitzplatzreservierung ist man verloren. Weiter zu beachten: immer ca. eine Stunde für Verspätungen einrechnen.

Abschnitt 3

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Argentina - Bernstein - Appartel

Verpflegung-Unterkunft-Reisen

Von Zürich nach Bielefeld - im ICE

Page 45: 10th International Bielefeld Conferenc

Kapitel 6

Fazit

Einerseits umfasst dieses Kapitel eine kurze Bilanz zur Konferenz.Daneben ist festgehalten, welche wichtigsten Erkenntnisse sich im Zusammenhang mit der Erstellung des ebooks ergeben haben.

Page 46: 10th International Bielefeld Conferenc

Gesamthaft betrachtet hat sich die Teilnahme an diesem Kongress sehr gelohnt. Insbesondere am zweiten Tag kam man in den Genuss einiger ausserordentlich spannender und lehrreicher Vorträge. Obwohl in vielen Reden Bezug auf Projekte genommen wurde, die sich momentan noch im Versuchsstadium befinden, wurden die wichtigsten Trends für die Zukunft der wissenschaftlichen Bibliotheken relativ klar herausgeschält:• Digitalisierung

Optimierter Zugang zu global produzierten Daten• One-Stop-Shop

Einheitlicher Zugriff auf übergreifende Informationen• Dienstleistungsorientierung

Vernetzung mit IT und der Forschungscommunity• Datenmanagement

Stärkere Verlinkung von Publikationen und Rohdaten• Kontext

Aufbau und Pflege von Open Linked Data• Kollaboration

Kooperation in Netzwerken und Nutzung von Cloud-Services• Rationalisierung

Verstärkte (inter)nationale Zusammenarbeit

• Open Access Breitere Verankerung in der Forschungslandschaft

• Zentraler LernortFörderung von Reading-Rooms und Informationskompetenz

Das Niveau der meisten Vorträge war gut bis sehr gut. Das Programm war ausserdem sehr straff und anforderungsreich, was leider zur Folge hatte, dass ein Teil meiner bislang bewährten Mind-Map-Aufzeichnungen auch für mich als Autor der Notizen später nur schwerlich nachvollziehbar war.

Abschnitt 1

Konferenz

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Page 47: 10th International Bielefeld Conferenc

Die positiven Aspekte von iBooks Author liegen auf der Hand und lassen sich wie folgt zusammenfassen:

• Die Gliederung ist klar und transparent• Die Bedienung ist weitgehend intuitiv• Das Einbinden weiterer Medien ist sehr einfach(Drag+Drop)• Man kommt schnell zu (ersten) Ergebnissen• Es macht Spass

Weiter zu erwähnen ist, dass in iBooks Author noch eine Vielzahl zusätzlicher Gestaltungsmöglichkeiten in Form sogenannter Widgets zur Verfügung steht. So konnten zum Beispiel nebenstehende youtube-Videos mit Hilfe von ibooksgenerator und der Übernahme des generierten Codes im Nu eingebettet werden. Die Auswahl von TED-Talk-Videos - worunter ich als Einstieg die köstliche Rede von Sir Ken Robinson wärmstens empfehle - lässt mich überleiten zu Problemen, die sich bei der Arbeit ergeben können. Die vielfältigen Möglichkeiten der Software können dazu verleiten, immer weitere intressante Inhalte und Formate miteinzubeziehen. Ich selbst bin dieser Gefahr teils ebenfalls erlegen. Obwohl ich nicht alle Arten von Widgets eingesetzt habe - insbesondere habe ich auf interaktive Bilder und Animationen

Abschnitt 2

iBooks Author

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Fighting injustice with a video camera

Peter Gabriel

Sir Ken Robinson

Do schools kill creativity?

Tony Robbins

Why we do what we do, and how we can do it better

Stephen Hawking

Asking big questions about the universe

Daniel Pink

The surprising science of motivation

Sheryl Sandberg

Why we have too few women leaders

Jill Bolte Taylor

How it feels to have a strokeAl Gore

New Thinking On The Climate Crisis

Page 48: 10th International Bielefeld Conferenc

verzichtet - lässt sich der Aufwand relativ schnell erhöhen. Für zukünftige Verwendungszwecke heisst das: vor Beginn der Produktion ist eine klare Abgrenzung in einer Art Skript sinnvoll. Nebst diesem von mir selbst verschuldeten Problem hat die Software trotz der erwähnten Vorteile auch noch einige Macken:

• Das Verschieben von Bildern oder Bildergalerien von einer Seite in eine andere ist ein abenteuerliches Unterfangen: manchmal geht‘s und manchmal nicht - ohne erkennbare Logik.

• Die Bearbeitung von Hyperlinks ist nicht so intuitiv und einfach wie ansonsten gewohnt.

• Bei der Erfassung von Fliesstext ergeben sich, vor allem wenn bereits andere Elemente (Tabellen, Bilder) eingebunden sind, manchmal Umbrüche und Umgestaltungen, die zu einiger Verwirrung führen.

• Das Handling bzw. Verschieben/Kopieren von Inhalts-Seiten ist relativ kompliziert. Zwar ist es einfach, ganze Kapitel oder Abschnitte zu kopieren/duplizieren. Bei einzelnen Seiten hingegen ist dies ein schwieriges Unterfangen.

Der zuletzt erwähnte Punkt zieht die eigentlich wichtigste Erkenntnis nach sich: Die vorgängige Erstellung einer klaren Struktur der Inhalte - inklusive Schätzung der Mengenangabe - ist unabdingbar. Da die Arbeit mit iBooks Author sehr streng an eine gewählte Struktur angelehnt ist, sind spätere Anpassungen nicht oder nur mit relativ grossem Aufwand möglich.

Richtig ärgerlich ist aber eigentlich nur, dass das offene ePub-Format durch iBooks Author (momentan noch) regelrecht sabotiert wird. Das neue iBook-Format nutzt Apple-eigene CSS-Erweiterungen, die nicht zum W3C-Standard für elektronische Bücher gehören. Dementsprechend lassen sich mit iBooks Author erstellte ebooks auch nicht korrekt mit einer ePub-Lese-Software wie zum Beispiel Calibre öffnen. Man braucht also in jedem Fall ein iPad für eine umfassende Nutzung, denn mit den bisherigen Export-Formaten PDF und Plain-Text gehen viele Elemente, die den eigentlichen Mehrwert ausmachen, verloren. Da es sich bei Apples iBooks Author um die erste Version der Autorensoftware handelt, besteht aber zumindest die Hoffnung, dass in späteren Ausgaben noch eine ePub-Exportfunktion hinzukommt.

Trotz dieser kritischen Wertung schätze ich das Potential von ebooks zur Vermittlung erweiterter Inhalte und Formate als relativ hoch ein. Fraglich erscheint mir eher, ob der Ausdruck „ebook“ überhaupt noch passend ist. Während der Arbeit habe ich mehrfach festgestellt, dass der konzeptionelle Ansatz am besten einer Kombination aus dem Schreiben eines Konzepts und dem Design einer Website entspricht - Book-Site statt ebook?

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Page 49: 10th International Bielefeld Conferenc

Kapitel 7

Quiz

Zum Abschluss noch eine kleine Spielerei: Es folgen 5 Fragen, die beantwortet werden dürfen. Selbstverständlich sind die Aufgabestellungen relativ trivial - das ist auch der Grund dafür, dass es nichts zu gewinnen gibt. Es ging dabei in erster Linie um das Testen, wie einfach und schnell sich derartige „Wettbewerbe“ mit iBooks Author erstellen lassen. Die Antwort lautet Ja: schnell und einfach:-)

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Abschnitt 1

Frage 1

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Antwort prüfen

Bielefeld feiert 2014 ein Jubiläum - seit wie vielen Jahren existiert die Stadt schon?

A. 750 Jahre

B. 1000 Jahre

C. 1500 Jahre

D. 800 Jahre

Page 51: 10th International Bielefeld Conferenc

Abschnitt 2

Frage 2

50

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In iBooks Author werden 3 Exportformate unterstützt - welche der untenstehenden Arten ist nicht möglich?

A. PDF

B. ePub

C. Plain Text

D. ibook

Page 52: 10th International Bielefeld Conferenc

Abschnitt 3

Frage 3

51

Antwort prüfen

Mit welcher Kernkompente wird Linked Open Data idealerweise codiert und verknüpft?

A. XML

B. HTML

C. RDF

D. Java

Page 53: 10th International Bielefeld Conferenc

Abschnitt 4

52

Antwort prüfen

Wie heisst das mittelalterliche Bauwerk, das über der Altstadt von Bielefeld thront?

A. Brandenburg

B. Sparrenburg

C. Kyburg

D. Trutzburg

Frage 4

Page 54: 10th International Bielefeld Conferenc

Abschnitt 5

53

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Unter welchem zentralen Motto stand die diesjährige International Bielefeld Conference?

A. Academic Library and Information Services -New Paradigms for the Digital Age

B. Mehrwertdienste für den Zugang zur globalen Information -Optimierung der Benutzerversorgung

C. Bibliotheksnetze und elektronische Medien -Herausforderungen für Verlage und Bibliotheken

D. Shaping Future Infrastructures - Feeding Data, Designing Information Services and Building ICT-Infrastructure for a Digital Natives‘ World

Frage 5