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Geschmackvoll Die Region Stuttgart ist ein Eldorado des Genusses Ausgabe 1/2012 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Giga und Terra war gestern Aus Ökostrom wird Erdgas Kultur des Willkommens

179 – Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 1/2012)

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179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.

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GeschmackvollDie Region Stuttgart ist ein Eldorado des Genusses

Ausgabe 1/2012

179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Giga und Terra war gestern

Aus Ökostrom wird Erdgas

Kultur des Willkommens

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Mannschaftsspieler

Die Grünen Damen in der Klinik am Eichert in Göppingen stehen den Patienten in vielerlei Hinsicht ehrenamtlich zur Seite: Sie nehmen die Patienten bei der Ankunft unter ihre Obhut, besuchen sie am Krankenbett, organisieren den Wartebereich beim Ultraschall und unterstützen die Arbeit in den einzelnen Klinikbereichen. Das von Patienten wie von Klinikmitarbeitern sehr geschätzte Angebot nahm 1984 mit sieben Helferinnen seinen Anfang. Heute sind insgesamt 27 Frauen und regelmäßig auch Schülerpraktikantinnen im Einsatz.

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Innovationsfreude und Lebensfreude

Die Region Stuttgart ist international bekannt für ihre Technologiestärke und Innovationskraft. Fahrzeuge und Maschinen hiesiger Firmen gelten überall in der Welt als Nonplusultra in Sachen Technik, Design und Wertigkeit. Doch die Region Stuttgart steht nicht nur für höchste Ingenieurskunst, sondern auch für höchste Lebensqualität. Eine herrlich vielseitige Landschaft paart sich mit einem exquisiten Kulturangebot, die Lebendigkeit einer europäi-schen Metropolregion mit der Entschleunigung ländlichen Lebens. Wenn ich aus meinem Bürofenster im Herzen der Landeshauptstadt schaue, blicke ich auf Weinberge. Welche andere Großstadt kann das bieten?

Unsere Region ist heute die Heimat einer ausgeprägten Genusskultur, die ihre ganz eigenen Facetten entwickelt hat. Sie verbindet Experimentierfreude mit Bewährtem, Weltläufigkeit mit regionaler Verwurzelung – und ist immer kompromisslos hinsichtlich der Qualität. „Was der Schwabe anfängt, das macht er recht – und wenn’s geht, noch ein bissle besser“, schreibt die Winzergemeinschaft Junges Schwaben treffend auf ihrer Website. Das haben die Gastronomen und Lebensmittelproduzenten mit der regionalen Hightech-Industrie gemein: Wertigkeit steht als Maxime über allem. Wir können schlichtweg nicht anders.

Innovationsfreude, Qualität – und Verantwortung: Auch sie ist ein verbindendes Element unserer von Familien-unternehmen geprägten Wirtschaft. Viele der regionalen Firmen orientieren sich mit großer Selbstverständlichkeit zum Teil seit Jahrzehnten an Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung – oftmals ohne es an die große Glocke zu hängen. Gerade beim Genuss wird das für immer mehr Menschen zu einem wichtigen Kriterium. Nirgendwo ist es leichter, als verantwortungsbewusster Käufer und Gast in vollen Zügen und mit gutem Gewissen zu genie-ßen, als in der Region Stuttgart. Auch deshalb leben die Menschen gerne hier, Menschen, die mit ihren Ideen und ihrer Tatkraft die Region weiter voranbringen.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

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Editorial Inhalt

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Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Giga und Terra war gestern

Branchenfokus 6Von Autolack bis Schokoguss / Ob dick oder dünn – auf alle Fälle fest verbunden / Wie klingt eine Firma?

Titelthema: Genuss 8 –15 Geschmackvoll 8 Die Region Stuttgart ist ein Eldorado des Genusses

Im Gespräch: Friedemann Schmoll 10

Buon appetito! 14 Michael Ohnewald porträtiert den Unternehmer Michele Di Gennaro Wissenschaft 16Forschen nach der Monte-Carlo-Methode / Warum gibt es in Deutschland so wenige Ingenieurinnen? / Leibniz-Preis

Innovation 17Aus Ökostrom wird Erdgas / Wer hat‘s erfunden?!

Existenzgründung 18Knigge, Kompass und Korangebete

Fachkräfte 20Kultur des Willkommens / Heiler Software lebt Vielfalt

Freizeit 21Alles Simulanten / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell Ganz großes Kino / Termine / Meldungen

Impressum / nächste Ausgabe 23

179 Kommunen – ein Standort.

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Stuttgart

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… dass die Hohensteiner Textil-forschungsinstitute speziell geschulte Schweißtester beschäftigen?

Die Forscher untersuchen unter anderem mit Testreihen, wie sich der unangenehme Geruch in Textilien am besten reduzieren oder gar eliminie-ren lässt. Rund 500 Mitarbeiter prüfen und zertifizieren in Bönnigheim Textilien und entwickeln neue Produkte und Verfahren. Das Familienunternehmen gehört zu den weltweit bedeutendsten Textilforschungsinstituten mit zahl-reichen Auftraggebern aus Industrie und Handel.

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Mit der Schweizer SolarCell SpA siedelt sich erstmals ein Solarzellenhersteller in der Region Stuttgart an. Das Unter-nehmen will auf dem Bauknecht-Gelände in Schorndorf 70 Millionen Euro investie-ren und ab Ende 2012 Bauteile für die eigenen Fotovoltaikanlagen fertigen. Mit der Ansiedlung ist die Zukunft des Bau-knecht-Geländes als Produktions- und Entwicklungsstandort gesichert.

„Wir wollen auf hohem Niveau produzie-ren und sind überzeugt, dass das Attribut Qualität in Zukunft im Bereich der Solar-module immer wichtiger werden wird“, sagt Jürgen Tschofen, Verwaltungsrat von SolarCell. Das hohe Qualitätsniveau, auf dem die hiesigen Automobilhersteller produzieren, sei ein gutes Umfeld, hinzu komme die Nähe zu den Forschungsein-richtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Auch das hohe Bildungs- und Ausbildungs-niveau der 300 Bauknecht-Beschäftigten nennt er als Grund. 240 sollen nach der Teilnahme an maßgeschneiderten Um-schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen weiterbeschäftigt werden.

si-solutions.eu

Schwäbische Solar-zellen

Der Stuttgarter Panini-Verlag hat die kompletten Deutschlandrechte des US-amerikanischen Verlags DC Comics für Superman, Batman & Co. erworben. Bestandteil des Abkommens ist auch das MAD-Magazin. Die deutschen Ausgaben der Hefte werden bis mindestens Ende 2017 in Stuttgart verlegt. „Das ist eine außergewöhnlich lange Vertragsdauer, entsprechend groß ist die Freude bei uns“, sagte Frank Zomerdijk, Geschäftsführer der Panini Verlags GmbH. Durch den Ab-schluss mit dem Begründer des Superhel-den-Genre in den 1930er-Jahren festigt Panini seine Position als Deutschlands größter Comicverlag.

paninicomics.de

Batman und Super-man retten die Welt ab Stuttgart

So viele Gäste wie noch nieNoch nie haben so viele Touristen die Region Stuttgart besucht wie im ver-gangenen Jahr. Über 6,9 Millionen Über-nachtungen entsprechen einer Steigerung um 9,4 Prozent. Auffällig stark stiegen die Gästezahlen im Landkreis Esslingen, wo mehrere Hotels in der Nähe der Messe Stuttgart neu entstanden sind.

70 Prozent der Übernachtungsgäste kom-men aus Deutschland. Bei den ausländi-schen Gästen liegen die US-Amerikaner vorne, gefolgt von Schweizern, Franzosen und Italienern. Besonders stark zugenom-men hat die Anzahl der Gäste aus Indien und China, das heute auf Platz acht steht.Im nächsten Jahr will die Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH die Sieben-Millionen-Hürde überspringen.

stuttgart-tourist.de

Virtuelle Zeitreise in StuttgartStudenten der Stuttgarter Hochschule der Medien haben die App „Zeitfenster“ entwickelt, die eine Reise in die Vergan-genheit der Landeshauptstadt ermöglicht. Ein Smartphone reicht aus, um virtuelle Blicke auf Orte, Gebäude und das Stadt-bild längst vergangener Zeiten zu werfen. Möglich wird dies durch Augmented Reality, eine Technologie, die mit Hilfe von GPS echte und virtuelle Realität kombiniert. Wenn man durch die Smart-phone-Kamera schaut, wandern Fotos vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 2004 am Auge des Betrachters vorbei und ergänzen die Ansicht der Gegenwart. Kurze Infotexte bieten Zu-satzwissen. Geht es nach den Machern, soll die Zeitfenster-App kein Studien-projekt bleiben, sondern zum Beispiel für Touristen-Touren genutzt werden.

zeitfenster-app.de

Ein neues Wanderbuch, das der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) heraus-gibt,beschreibt 36 Wanderungen und Spaziergänge, die auf das öffentliche Ver-kehrsnetz abgestimmt sind. Mit Bus undBahn geht es in den wildromantischenSchwäbischen Wald, in die Täler der Remsund des Neckars, zu den Höhenzügen der Schwäbischen Alb oder in den wald-reichen Schönbuch. Zahlreiche Ziele lassen sich mit öffentlichenVerkehrsmitteln erreichen, zudem sindWanderlustige nicht auf eine Rundwande-rung zum Parkplatz angewiesen. Das Buchenthält Touren unterschiedlicher Längevon einfach bis schwierig und berücksich-tigt auch die besonderen Interessen vonKindern. Der Titel „VVS-Wanderziele in der Region Stuttgart“ ist im Silberburg-Verlag erschienen und kostet 14,90 Euro. Autor ist Dieter Buck, der bereits zahl-reiche Wander-, Radwander- und Reise-führer veröffentlicht hat.

vvs.de

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Neu in der Region

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Giga und Terra war gestern

An der Universität Stuttgart steht der schnellste von Industriefirmen nutzbare Rechner der Welt

Ein Petaflop ist eine Größenordnung, mit der sich Otto-Normal-PC-Nutzer nicht beschäftigen muss. Man versteht darunter eine Leistung von einer Billiarde Rechenoperatio-nen pro Sekunde. Eine Billiarde, das sind 1.000 Billionen oder eine Million Millionen. Mit dieser stolzen Zahl glänzt der schnellste Rechner Deutschlands, den das Höchstleis-tungsrechenzentrum (HLRS) der Universität Stuttgart seit Februar beherbergt. Hermit, so heißt die Hochgeschwin-digkeitsmaschine, kann sich noch mit weiteren Superlativen schmücken: schnellster ziviler Rechner Europas und gar schnellster industriell genutzter Computer der Welt.

Gerade der letzten Eigenschaft messen die Betreiber be-sondere Bedeutung zu: „Bei der Konfiguration von Hermit hatten wir stets im Fokus, dass die enorme Rechenleistung auch tatsächlich für die Wissenschaft und Wirtschaft nutz-bar gemacht werden kann“, erklärt Professor Michael M. Resch, Direktor des HLRS. Denn um eine hohe Effizienz zu erreichen, müssen derart große Rechensysteme sorgfältig auf die geplante Nutzung abgestimmt werden – gerade für die zentralen Problemstellungen der Gegenwart: Ener-gie, Umwelt, Mobilität, Gesundheit.

Für die Universität Stuttgart ist Hermit ein weiterer wich-tiger Baustein, um sich im Zusammenspiel mit dem Visua-lisierungsinstitut Visus und dem Exzellenzcluster SimTech als führendes Wissenschaftszentrum für Simulations-

technologien weiter zu etablieren. Große Rechen- ressourcen verbessern zum einen die Möglichkeiten der universitären Spitzenforschung. Zum anderen sind sie auch für die Industrie zum wichtigen Instrument einer beschleunigten Produktentwicklung und zur Kosteneinsparung geworden. Mit dem Stuttgarter Supercomputer haben die technologiestarken Unter-nehmen der Region einen raschen und einfachen Zugang zu weltweit einmaligen Rechenkapazitäten.

Die Hardware für den Hochgeschwindigkeitsrechner hat fürs Erste 22,5 Millionen Euro gekostet und wird vom Bundesforschungsministerium und vom Wissen-schaftsministerium Baden-Württemberg mitfinanziert. In einem weiteren Ausbauschritt, voraussichtlich im Jahr 2013, soll die Rechengeschwindigkeit vervier- oder gar verfünffacht werden. Hermit ist Bestandteil des nationalen Rechnerverbunds „Gauss Centre for Supercomputing“ mit weiteren Standorten in Garching bei München und am Forschungszentrum Jülich. Gemeinsam stellen diese Zentren die weitaus leistungsfähigste Plattform für computergestützte Wissenschaften und Industrieforschung in Europa. Helmuth Haag

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Was haben der feuerrote Lack eines Formel-1-Renn-wagens und ein samtigbrauner Schokoladenguss auf bel-gischen Pralinen gemeinsam? Beide werden mit Lackier-pistolen von Sata aus Kornwestheim aufgebracht. Das 1907 gegründete Unternehmen hat sich auf die Herstel-lung von leistungsstarken, ergonomischen Hightech-Lackierpistolen für Handwerk und Industrie spezialisiert. Im Bereich der Nasslackiertechnologien und der Fahr-zeugreparaturlackierung sind die Kornwestheimer heute weltweit führend. „Unser Pistolensortiment ist für nahe-zu alle Anwendungen geeignet“, versichert Geschäfts-führer Albrecht Kruse. „Lackierer, Maler und Schreiner benutzen unsere Produkte ebenso wie die Industrie. Sie tragen damit Füller, Basis- und Klarlacke, aber auch Trenn-mittel, Klebstoffe und eben auch Schokoladenguss auf.“

Inklusive Filtertechnik, Atemschutzsystemen und Zubehör bietet Sata über 3.000 exakt auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Produkte an. Zu den Geheimnissen des Er-folgs gehört die fortwährende enge Zusammenarbeit mit Lackierern aus Handwerk und Industrie, besonders mit den Entwicklungsabteilungen der Lackindustrie.

Angefangen hat das vor 105 Jahren von Arthur Haeberle und August Drehmann in Stuttgart-Feuerbach gegründe-te Unternehmen mit der Herstellung und dem Vertrieb von chirurgischen Instrumenten. Dass die Firma im Laufe der Jahre eine ganz andere Richtung einschlug, ist einer zufälligen Begegnung während einer Bahnfahrt zu verdanken.

Branchenfokus

Laut Erzählungen sollen zwei Vorstandsmitglieder der Firmen Sanitaria und der Farben- und Lackfabrik Lechler im Abteil aufeinandergetroffen sein. Lechler hatte zuvor die neuen spritzfähigen Nitro-Lacke aus Amerika kennengelernt und war auf der Suche nach einem deutschen Hersteller für die dazu notwendigen Spritzpistolen. Also konstruierte Sanitaria das ge-wünschte Werkzeug, das rasch als „Lechler“-Pistole bekannt wurde. Der Einstieg in die Spritzpistolenferti-gung war die fundamental wichtigste Entscheidung für die Zukunft der Sanitaria.

Noch 1926 wurde das erste Patent eingetragen. Fünf Jahre später begann die Vermarktung der Spritz-pistolenreihen unter dem Warenzeichen Sata. 1981 gelang mit einer neuen Lackierpistole der Durchbruch in der Kfz-Reparaturlackierung. Eine Weltneuheit brachte das Unternehmen 2001 auf den Markt: Mit Hilfe einer in den Pistolengriff integrierten Druckmess-einrichtung mit digitaler Anzeige kann der Lackierer den gewünschten Farbton exakt treffen. Diese elektro-nische Druckmessung gibt es zwischenzeitlich auch zum Nachrüsten für herkömmliche Lackierpistolen.

Das Familienunternehmen beschäftigt heute 250 Mitarbeiter und hat eine Exportquote von 70 Prozent. Produziert wird ausschließlich in Kornwestheim. „Wir legen höchsten Wert auf Qualität, Zuverlässigkeit, Robustheit und Ergonomie unserer Produkte, außerdem bieten wir unseren Kunden nicht nur Ersatzteile, son-dern auch einen professionellen Reparaturservice für ältere Pistolen an“, sagt Albrecht Kruse. „Mit einem Umsatzanteil von über 60 Prozent sind Lackierpistolen unser wichtigstes Standbein.“ Das Unternehmen setzt jährlich 69 Millionen Euro um und exportiert in 99 Länder der Erde. Sonja Madeja

Von Autolack bis SchokogussSata aus Kornwestheim ist Weltmarktführer für Hightech-Lackierpistolen

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Sitz: Kornwestheim Gründung: 1907 Mitarbeiter: 250 Umsatz: 69 Mio. Euro sata.com

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Die Kunststoffschweißmaschinen von Widos aus Ditzingen schweißen Rohre jeden Durchmessers

Branchenfokus

Armin und Dieter Dommer haben den richtigen Riecher bewiesen, als sie im Jahr 1967 die erste Stumpfschweißmaschine für den relativ jungen Werkstoff Poly-ethylen entwickelt haben. Davon profi-tiert die Firma Widos – Wilhelm Dommer Söhne GmbH bis heute. Denn PE-Rohre sind mittlerweile als Gas- oder Wasser-fernleitung allgegenwärtig.

sammenschweißen wieder ganz vorn mit dabei sein wird, steht für die Firma außer Frage. Der Grund: „Viele Rohrleitungs-bauer fragen heute nicht nach einer Stumpfschweißmaschine, sondern nach einer Widos“, sagt Produktmanager Bernd Klemm.

Erst 2008 hat das Familienunternehmen den Stammsitz in Ditzingen-Heimerdingen als Zentrale für die weltweiten Tochter-gesellschaften neu gebaut. Hier arbeiten 80 Mitarbeiter, weltweit hat die Firma 120 Angestellte. Aufgrund der Exportquo-te von etwa 70 Prozent reisen die meisten Maschinen viele Tausend Kilometer weit – beispielsweise nach Südamerika oder Asien – und die Mitarbeiter aus Heimer-dingen mit ihnen, um sie vor Ort in Betrieb zu nehmen. (vem)

widos.de

Erkennbarkeit durch Logo, Unternehmens-farben und weitere optische Elemente sind in der Marketingwelt längst selbstverständ-lich. Beim Klang steckt dieses Prinzip noch in den Kinderschuhen. Aber auch mit Sounddesign können Firmen Markenwahr-nehmbarkeit gestalten. „Das Bewusstsein für ein umfassendes Sounddesign ist noch wenig ausgeprägt und bedeutet auch für Musiker und Komponisten noch viel Terra incognita”, sagt Florian Käppler vom Stuttgarter Unternehmen Klangerfinder, das sich in diesem Segment eine beson-dere Position erarbeitet hat. Im Auftrag der Audi AG, die dem Klang einen un-gewöhnlich hohen Stellenwert einräumt, arbeitet Klangerfinder an einem allum-fassenden Klangbild.

„Zuerst fragten wir uns, wo und wie das Unternehmen hörbar auftritt”, erzählt Käppler und wurde in vielen Bereichen fündig: die Telefonwarteschleife, die Mu-sik anlässlich einer Fahrzeugenthüllung, Musik und Klänge in sozialen Netzwerken, Werbefilme, Sounds für den Messeauftritt.

Die anfänglichen Rohrdurchmesser von wenigen Zentimetern erscheinen winzig, wenn man bedenkt, dass Widos im ver-gangenen Jahr die weltweit erste Stumpf-schweißmaschine für Kunststoffrohre bis 2,4 Meter Durchmesser vorgestellt hat.

Das Prinzip des Stumpfschweißens ist einfach: Die Rohrenden werden auf eine Heizplatte gedrückt, wodurch sich das Material erhitzt und weich wird. Nach einer bestimmten Zeit werden die beiden Stücke aufeinandergepresst. Sobald das Polyethylen wieder ausgekühlt ist, sind beide Teile zu einem verschmolzen. Und zwar so fest, dass die Schweißver-bindung besser hält als das Rohr selbst.

Wie groß die Maschinen in Zukunft sein werden, hängt maßgeblich vom Durch-messer der Rohre ab, die verbunden werden müssen. Dass Widos beim Zu-

Jeder kochte sein eigenes Süppchen – hier eine Werbeagentur, dort ein Messepro-ductioner. Das Unternehmen musizierte mit vielen Stimmen, die keinen harmoni-schen Gleichklang ergaben.

Käppler suchte zuerst einen Grundsound, der den Markenslogan „Vorsprung durch Technik“ in Klang übersetzte. Das Rennen machte unter anderem das Pizzicato einer Viola, das durch Zupfen der Saiten klare und rhythmische Linien hervorbringt.

Zusätzlich wurden sämtliche Töne und Geräusche aufgenommen, die ein Auto von sich gibt: Schalter, Türen oder Cabrio-verdeck. Hinzu kamen die Motorengeräu-sche. Sämtliche komponierten Sounds wie auch die Originalgeräusche der verschie-denen Modelle sind nun als Klangreservoir in einer Datenbank gespeichert. Weltweit steht es den Mitarbeitern frei, daraus neue Klänge und Melodien zu entwerfen, um unter Wahrung des grundsätzlichen Markensounds länderspezifischen Hörge-wohnheiten Rechnung zu tragen.

Wenn die bekannten Audiotechnologien an ihre Grenzen kommen, generiert Klang-erfinder auch neue Anwendungen. Aus der noch jungen Entwicklungsabteilung stammt beispielsweise die Audiosteuerung der interaktiven Kugel im vielgelobten deutschen Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai. „Diese Innovationen sichern uns einen großen Vorsprung zur Konkurrenz“, ist Käppler überzeugt. (asm) klangerfinder.de

Ob dick oder dünn – auf alle Fälle fest verbunden

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Klangerfinder aus Stuttgart sind Vorreiter beim Sounddesign

Wie klingt eine Firma?

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Die landschaftsprägenden und ökologisch wertvollen Streuobstwiesen der Region Stuttgart bergen eine durch jahrhundertelange Zucht entstandene Sortenvielfalt. Angesichts des hohen Pflegeaufwands sind die Wiesen zunehmend bedroht. Ihr Erhalt ist nicht nur eine Frage der Landschaftspflege, sondern dient auch der Sicherung eines kulinarischen Schatzes.

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Titelthema: Genuss

Die Region Stuttgart ist ein Eldorado des Genusses

„Der Schwabe liebt eine gute Küche. Zum Gourmet bringt er es selten. Vielleicht steht ihm dazu auch der pietistische Ahn im Weg, der seine Genussfähigkeit be-schränkt.“ Ein halbes Jahrhundert nachdem Thaddäus Troll dieses wenig schmeichelhafte Bild zeichnete, leuchten 15 Michelin-Sterne über der Region Stuttgart, unzählige Varta-Diamanten und Gault-Millau-Hauben krönen die Gasthäuser. Spitzenweine aus dem Remstal, edle Brände aus heimischem Streuobst, handgerüttelter Schampus vom Neckar, Weinbergschnecken von der Alb: Beschränkte Genussfähigkeit sieht wahrlich anders aus. „Die schwäbische Tugend des Verzichts beim Essen ist historisch geworden“, sagt der Kulturforscher Friedemann Schmoll (Interview S. 10).

So ist der Südwesten heute bekannt als Deutschlands Feinschmeckerparadies. Davon überzeugen können sich Besucher schon gleich nach der Ankunft in Stuttgart: Das Restaurant Top Air ist das einzige sterngekrönte Restaurant auf einem deutschen Flughafen. Mit Blick auf die Landebahn und die grandiose Silhouette der Schwä-bischen Alb fährt Küchenchef Claudio Urru – gebürtiger Esslinger mit italienischen Wurzeln – Filets vom edlen japanischen Wagyu-Rind auf. Zugleich sorgen Produkte wie geschmorter Spitzkohl dafür, dass die Speisekarte die Bodenhaftung nicht verliert.

Gleich nebenan auf dem Messegelände strömen jedes Jahr Tausende Genießer zum „Markt des guten Ge-schmacks“, der Leitmesse von Slow Food. Ein zentrales Anliegen der in den 1980er-Jahren im Piemont entstan-denen Bewegung ist die Bewahrung regionaler Lebens-mittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen, die durch die zunehmend industrielle Lebensmittelproduktion vom Verschwinden bedroht sind. Viele Passagiere der „Arche des Geschmacks“, wie Slow Food seine Liste bedrohter Arten nennt, kommen aus dem Südwesten. Alte Birnensorten wie das Stuttgarter Gaishirtle oder die Champagner-Bratbirne gehören ebenso dazu wie das Filderspitzkraut (Titelfoto), eine gleich neben dem Messegelände angebaute Variante des Weißkohls, die für ihre besonders zarten Blätter und den milden Geschmack geschätzt wird.

Ob rund oder spitz: Auf den Tisch kommt der Weiß-kohl meist als Sauerkraut, das deutsche Nationalgericht schlechthin. Auch in den USA ist „Bavarian Style Sauer-kraut“ ein Renner. Gleichwohl sitzt der Sauerkraut-Marktführer keineswegs in Bayern, sondern im Herzen des Schwabenlandes: Seit 1876 beweist Hengstenberg aus Esslingen, dass kompromisslose Qualität und Inno-vationsfreude nicht nur dem regionalen Maschinenbau zum Erfolg verhelfen. Mit seinem „Reinheitsgebot für Essig“ etwa setzte Firmengründer Richard Alfried Hengs-tenberg schon im 19. Jahrhundert ein deutliches Zeichen zur Einhaltung von Qualitätsversprechen. Sein Enkel Richard brachte 1932 das weltweit erste pasteurisierte Sauerkraut auf den Markt. Und schon 1967, Pizza und Pasta waren noch Exoten auf deutschen Tischen, ent-wickelte die Esslinger Firma die Marke „Oro di Parma“ für mediterrane Tomatenprodukte.

Vom Produzenten regionaler Spezialitäten bis zum europaweiten Anbieter mediterraner Feinkost reicht das Angebot der Region Stuttgart. Wertigkeit und Qualität stehen wie auch bei den anderen regionalen Branchen im Mittelpunkt. Vom hohen Niveau der Gaumenfreuden zeugen zudem jede Menge Auszeichnungen in Restaurantführern. Aber die Region Stuttgart wäre nicht die Region Stuttgart, wenn hier für qualitätsvollen Genuss nicht auch geforscht und Technik vom Feinsten entwickelt würde.

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Titelthema: Genuss

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aDeutschen und eines Spaniers baute Gazi auf, Europas größten Vermarkter von türkischen Milchprodukten. Von Oliven, Kapern oder Weinblättern der 1962 gegrün-deten Firma Krini aus Weinstadt über Itikat aus Altbach, die nach muslimischen Glaubensregeln erzeugte Produkte europaweit vertreibt, bis zur Herrenberger Mix-Markt-Gruppe, einem der führenden Großhändler für osteuro-päische Spezialitäten: Die Liste der Erfolgsgeschichten ließe sich lange fortsetzen.

Sie erzählen auch von gelungener Integration. Die heute in jeder Hinsicht internationale Region hat nicht nur Einwanderer aufgenommen, sondern exportiert auch ihre eigenen Klassiker, etwa Maultaschen: Das Leibgericht der Schwaben ist heute weit über die Grenzen des Landes bekannt. Einen entscheidenden Beitrag dazu hat ein wei-teres regionales Familienunternehmen geleistet: Bürger aus Ditzingen. An die 500 Millionen Bürger-Maultaschen finden pro Jahr ihren Weg in hungrige Mäuler – bis nach Japan. „Zum überwältigenden Erfolg der Maultaschen bundesweit und im Ausland hat die Bürger GmbH ganz sicher entscheidend beigetragen“, ist Juniorchef Martin Bihlmaier überzeugt. Rund 600 Mitarbeiter beschäftigt das Traditionsunternehmen, das in dritter Generation familiengeführt wird.

Fest in Familienhand: Auch das ist eines der Erfolgs-geheimnisse der regionalen Wirtschaft. Gerade in der hart umkämpften Lebensmittelbranche ist unternehmerische

Gründerzeit mit mediterranen Leckereien

Damit steht das Esslinger Familienunternehmen auch für die Weltoffenheit der Region: Zuwanderer aus 170 Natio-nen hat sie im letzten halben Jahrhundert angezogen. Mit ihren Ideen und großem Engagement stärken sie nicht nur die regionale Industrie, sondern auch die Lebensmittel-branche. Gerade die Einwanderungswellen der 1960er- und 1970er-Jahre sorgten für eine regelrechte Gründerzeit. So legten 1971 die apulischen Di Gennaro-Brüder in Stuttgart das Fundament für ihr Feinkostimperium (Porträt S. 14). Eine wahrhaft multikulturelle Geschichte schreibt seit 1974 Eduardo García in Stuttgart: Der Sohn einer

179: Herr Schmoll, Gaisburger Marsch oder Bœuf bourguignon?

Schmoll: Gaisburger Marsch. Nichts gegen Bœuf bourguignon, aber der Gais-burger Marsch ist Kindheit – und die Erinnerung an die Geschmäcker der Kind-heit hat eine ganz eigene Macht. Gais-burger Marsch ist übrigens ein schönes Beispiel für ein Arme-Leute-Essen, das mit der Industrialisierung fast verschwunden war und jetzt in Luxusrestaurants zurück-gekehrt ist.

Wie erklären Sie sich das?

Die Rückbesinnung auf die Vielfalt regio-naler Speisen, Sorten, Produkte ist eine Antwort auf die Nivellierung der Küchen durch die Globalisierung. Heute werden 70 Prozent der in Europa verzehrten Äpfel von drei relativ geschmacksarmen Sorten gestellt. Doch das Essen ermöglicht eine unmittelbare Erfahrung von Vielfalt, von Geschmäckern, die es nur hier gibt. Den Geschmack einer Gewürzluike wird man nirgendwo sonst auf der Welt finden.

Die Schwaben gelten als Qualitäts-fanatiker. Gilt das auch bei der Herstellung von Lebensmitteln?

Die Solidität der Schwaben gilt sicher für den Maschinenbau wie für den Ernäh-rungssektor. Das gilt auch fürs verantwor-tungsvolle Wirtschaften: In der Region gibt es ja auch dafür viele Vorbilder, den-ken Sie nur an Robert Bosch. Auch in der Lebensmittelwirtschaft gibt es im Land dafür viele schöne Erfolgsgeschichten, etwa die Erzeugergemeinschaft Schwä-bisch-Hällisches Landschwein, die sich mit Qualität, Solidität, Verantwortungs-bewusstsein durchgesetzt hat. Das sind oft so typisch schwäbische Querköpfe, die sich dem Mainstream entziehen und hartnäckig auf Qualität setzen und zäh an ihre Projekte glauben – oft genug mit Erfolg.

Es wird ja gerne gesagt, die Deutschen sparten beim Essen während der Fran-zose lieber mit einem rostigen Auto unterwegs sei, als auf das Fünf-Gänge-Menü zu verzichten. Gilt das noch heute?

Wir haben es mit zwei Grundtendenzen zu tun: Zum einen wird immer weniger gekocht und immer billiger eingekauft. Als Gegenreaktion gibt es eine Bewe-gung wie Slow Food, die sich an Genuss, Qualität und Herkunft von Lebensmitteln orientiert. Das sind verschiedene soziale Gruppen. Die Wahlfreiheit bei niedrigen Einkommen ist einfach nicht so hoch.

Gerade die Schwaben mit ihren pietistischen Wurzeln galten lang als eher lustfeindlich. Gilt das denn heute noch?

Die abstinenten Schwaben gegen die sinnfreudigeren Badener: Diese histori-schen Beschreibungsmuster hatten schon eine gewisse Plausibilität. Das hat sich aber in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Die schwäbischen Tugenden des Verzichts und der Sparsamkeit sind beim Essen fehl am Platz und inzwischen historisch geworden.

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Titelthema: Genuss

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a Unabhängigkeit heute alles andere als selbstverständlich. Umso erstaunlicher erscheint da der Coup von Wolfgang Dinkelacker aus dem Jahr 2007: Der Urenkel des Firmen-gründers kaufte die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu aus dem weltgrößten Braukonzern Inbev zurück. Seitdem ist die Brauerei wieder ein eigenständi-ges Unternehmen in Familienbesitz.

Nachhaltigkeit als Genussprinzip

Innovationsfreude, Qualität und verantwortungsvolles Wirtschaften in einem familiengeführten Unternehmen: Ein Paradebeispiel für diese Säulen des Erfolgs ist Ritter Sport aus Waldenbuch. „Nachhaltigkeit klingt für viele nach erhobenem Zeigefinger“, sagen die Inhaber Alfred T. Ritter und Marli Hoppe-Ritter. „In unserem Unternehmen steht nachhaltiges Wirtschaften vor allem für Genuss, Innovation und Zukunftsfähigkeit.“ Das beginnt schon beim Rohstoffeinkauf: Bereits 1990 begann Ritter in Nica-ragua die Aufforstung des Regenwaldes durch natürliche Anbauformen sowie die gerechte Bezahlung der Kakao-bauern zu forcieren. Inzwischen unterstützt die Schoko-firma dort mehr als 20 Kooperativen. Hinzu kommen vor Ort in Waldenbuch viele weitere Bausteine: Neben einer umweltverträglichen Produktion – ein Blockheizkraft-werk erzeugt 30 Prozent des Stroms und 70 Prozent des Wärmebedarfs – werden auch Unternehmenskultur und Mitarbeiterorientierung großgeschrieben.

Ein Vorzeigebetrieb für partnerschaftliche Geschäfts-beziehungen und verantwortungsvollen Genuss ist auch ein weiterer Markenklassiker aus der Region: Hochland Kaffee in Stuttgart. Schon in den 1960er-Jahren bereiste der Gründersohn Jürgen Hunzelmann Costa Rica, um Kooperativen den Rohkaffee ohne den Umweg über die internationalen Kaffeebörsen abzukaufen. „Die seit über 50 Jahren bestehenden Partnerschaften zu ausgewähl-ten Kaffeefarmen kommen den Erzeugern ebenso zugute wie der Qualität“, sagt die heutige Firmenchefin Martina Hunzelmann. „Denn Spitzenqualität kann man nicht tonnenweise an den Kaffeebörsen erspekulieren.“ Für beste Qualität setzt Hochland zudem auf handwerk-liche Röstverfahren. Pro Woche werden in der Kaffee-manufaktur nur rund 20 Tonnen Kaffee in kleinen Chargen verarbeitet – bei anderen Röstereien sind es zum Teil über 10.000 Tonnen.

Spitzenweine und Kanzler-Sekt

Auf Qualität statt auf Quantität setzt heute auch der Weinbau in der Region Stuttgart, der vielleicht eine der bekanntesten Zutaten der regionalen Genusskultur ist. Wurden bis in die 1970er für maximale Ausbeute im wahrsten Sinne Berge versetzt, entstehen mit gezielt re-duzierten Erträgen heute jede Menge Spitzenweine. Etliche Weingüter haben es mit dieser Philosophie in die erste Liga geschafft, etwa Aldinger oder Schnaitmann

Woher kommt dieser Wandel?

Die Region hat sich geöffnet gegenüber Einflüssen von außen, etwa von den Ein-wanderern aus den Mittelmeerländern. Das betrifft auch andere Formen der Lebensgestaltung, etwa dass der öffent-liche Raum zum Essen und Genießen genutzt wird. Sich am helllichten Tag in ein Straßencafé zu setzen, das wäre früher nicht gegangen. Die Zeiten sind gottlob! vorbei.

In der Region sitzt ja auch eine Hand- voll sehr erfolgreicher Anbieter inter-nationaler Spezialitäten, gegründet von Einwanderern …

Diese Beispiele zeigen schön die Zusam-menhänge von Globalisierung und Regio-nalisierung: Die Globalisierung sorgt für Vielfalt vor Ort, die Produkte werden aber für den deutschen Markt angepasst. Die Menschen hier fremdeln nicht mehr mit der Fremde. Auch viele heute als typisch schwäbisch geltende Produkte kamen als Fremde von außen: Der Trollinger ist ein Tirolinger, die Kartoffel für den wunder-baren schwäbischen Kartoffelsalat kommt aus den Anden.

Das Interview führte Tobias Schiller

Friedemann Schmoll, geboren 1962 in Esslingen, studierte an der Universität Tübin-gen Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Empirische Kulturwissenschaft. In seiner Promotion untersuchte er das Spannungs-verhältnis von württembergischer und natio- naler Identität im 19. und frühen 20. Jahr-hundert, seine Habilitation widmete sich der Geschichte des Naturschutzes im Deutschen Kaiserreich. Nach Gastprofessuren in Mar-burg und Hamburg hat Friedemann Schmoll derzeit eine Vertretungsprofessur an der Uni- versität Augsburg. Einer seiner Forschungs-schwerpunkte ist die Nahrungsethnologie.

Neben seiner Beratungstätigkeit für Aus- stellungen und Museen sowie der Autoren- schaft zahlreicher Bände über den deutschen Südwesten ist Schmoll Mitherausgeber der „Kleinen Landesbibliothek“ des Tübinger Verlags Klöpfer & Meyer. Das von ihm heraus- gegebene Lesebuch „Reingeschmeckt: Essen und Trinken in Baden und Württemberg“ versammelt „mal bekömmliche, mal schwer verdauliche kulinarische Texte“ von Friedrich Schiller über Thaddäus Troll und Joachim Ringelnatz bis Vincent Klink.

Prof. Dr. Friedemann SchmollKulturwissenschaftler

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aus Fellbach, die der Gault-Millau zur deutschen Spitze zählt und sich in seinen Bewertungen mit Attributen wie „spektakuläres Meisterstück“ geradezu überschlägt. Auch die genossenschaftliche Produktion erzielt heute Spitzen-ergebnisse: Die Weinmanufaktur Untertürkheim lobte der einflussreiche Weinführer schon mehrfach als „beste Genossenschaft Deutschlands“.

Dass geschmackvolle Qualität im Kleinen oft besonders gut gedeiht, gilt auch für die prickelnde Variante des Weins: Während viele Mitbewerber Schaumwein in gro-ßen Tanks ausbauen, produziert die Sektkellerei Kesslermitten in der Esslinger Altstadt ausschließlich in der Königsdisziplin Flaschengärung. Ein Teil wird nach wie vor von Hand gerüttelt, dem klassischen Verfahren, das Firmengründer Georg Christian von Kessler bei Veuve Clicquot-Fourneaux et Cie. in der Champagne gelernt hat. Neugier auf Neues, um Gutes noch besser zu machen, das ist in der Region guter Brauch. „Wir arbeiten mit Liebe zum Produkt und zum Detail“, erklärt Sprecher Eberhard Kaiser, „so entsteht ein Schaumwein mit Identität und historischer Erdung, der bewusste Genießer hier in der Region überzeugt – und darüber hinaus.“ Der Erfolg hat Tradition: Kessler Hochgewächs etwa, ein Blanc de Blancs aus reinen Chardonnay-Weinen, avancierte nach einem Kellereibesuch von Konrad Adenauer 1956 zum „Kanzler-Sekt“ für offizielle Empfänge der Bundesregierung.

Repräsentativer Schnaps kommt heute von der Schwä-bischen Alb: Die Gansloser Destillerie der Familie Frey aus Bad Ditzenbach stellt seit über 100 Jahren edelste Obstbrände her – und neben internationalen Sterne-restaurants gehört auch der Deutsche Bundestag zu den Kunden. „Wir verwenden nur ausgesuchte Früchte aus ökologischem und kontrolliertem Anbau“, berichtet Brennmeister Holger Frey. „Nur so lassen sich die kom-plexen Fruchtaromen befreien und gekonnt wieder einfangen.“ Mit diesem Qualitätsanspruch an seine hoch-karätigen Destillate steht Frey beileibe nicht allein: Ge-rade in den Streuobstgebieten am Fuß der Schwäbischen Alb (Kasten) reihen sich die Brennereien wie Perlen an einer Kette, mehr als 1.000 sollen es sein.

Naturgenuss im Streuobstparadies

Mit zwei Millionen Obstbäumen auf 34.000 Hektar Fläche sind die Streuobst-wiesen zwischen Alb, Neckar und Rems eine der größten zusammenhängenden Streuobstflächen in Europa. Das Ziel der Erhaltung und Vermarktung dieser einzig-artigen Kulturlandschaft mit ihrem hohen Erholungswert verfolgt die neue Initiative „Schwäbisches Streuobstparadies“ der Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppin-gen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb sowie des Landes Baden-Württemberg. Gemeinsam mit vielen Partnern – von Gütlebesitzern bis zu Saftkeltereien – sol-

len etwa Streuobst-Erlebnisrouten ein-gerichtet und die Vermarktung von Streu-obstprodukten weiterentwickelt werden. Die regionale Landschaft schmeck- und erlebbar machen soll auch das neue Naturgenusszentrum Bad Ditzenbach. Bis Herbst 2012 soll dafür angrenzend an die Obere Mühle Gosbach ein Schaufenster für regionale Produkte errichtet werden. Das Naturgenusszentrum lässt sich für Dauer- und Sonderausstellungen, Semi-nare und einen touristischen Infopoint nutzen. In Kooperation mit der örtlichen

Gastronomie sollen Speisen unter Ver-wendung regionaler Produkte angeboten werden. Der Verband Region Stuttgart fördert das Vorhaben mit 70.000 Euro.

Titelthema: Genuss

Der kulinarische Schatz der für die Region so typischen Streuobstwiesen wird zunehmend wiederentdeckt und in genussreiche Produkte verarbeitet. „Die alten Streu-obstsorten entlang des Albtraufs bieten einen wertvollen, unvergleichlichen Bestand an geschmackvollen Äpfeln und Birnen“, heißt es etwa bei der Boller Fruchtsäfte Stolz OHG, die die süßen Früchte unter anderem zu sorten-reinen Gourmet-Säften presst und in tafelfeine Bordeaux-flaschen abfüllt. Wie ein Katalog alter Obstsorten liest sich das Programm der Manufaktur Jörg Geiger nur weni-ge Kilometer weiter in Schlat: Weine aus den Apfelsorten Gewürzluike oder Bittenfelder finden sich da, sorten-reine Brände aus der Palmischbirne oder dem Stuttgarter Gaishirtle. Richtiggehend berühmt ist Geigers Schaum-wein aus der selten gewordenen Champagner-Bratbirne.

Whisky aus den schwäbischen Highlands

Doch nicht nur Obst wird in der Region zu Edlem des-tilliert. Der neueste Renner ist „schwäbischer Whisky“: Mehr als zehn Brennereien produzieren schottisches Lebenswasser schwäbischer Provenienz, drei allein im kleinen Städtchen Owen, idyllisch am Fuß der Burg Teck gelegen. So nachgefragt sind die Destillate, dass die Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH schon eigens Tastings für den Whisky aus den schwäbischen Highlands organisiert.

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a Geschmackvolle Höhepunkte gerne mit einem guten Whisky zu beschließen, das wäre nicht die schlechteste Wesensverwandtschaft, die Schotten und Schwaben nachgesagt wird. Technikaffinität ist eine weitere. So ist die Region Stuttgart nicht nur ein Eldorado für Genießer, hier entstehen auch jede Menge feiner Gerätschaften für Gastronomie und Lebensmittelverarbeitung, für Tisch und Küche. 1936 hat der Schlosser Robert Kull aus Bad Cannstatt das schwäbischste aller Geräte zum Patent angemeldet: die Spätzlespresse. Bis heute ist das von ihmgegründete Unternehmen Marktführer. Küchenprofis weltweit schätzen die Wetzstähle und Messer der tradi-tionsreichen Firma Dick aus Deizisau. Mit den Firmen Johannes Giesser und Alfred Giesser sitzen in Winnenden gleich zwei führende Hersteller von Qualitätsmessern. Die Maschinenfabrik Seydelmann aus Stuttgart ist der Welt-marktführer für Kutter, Mischer und Zerkleinerer für die Wurstherstellung, die Wiesheu GmbH in Affalterbach für Laden-Backöfen und Kombi-Dämpfer. Auch die Brauerei-anlagen der Ludwigsburger Ziemann-Gruppe finden sich in aller Welt, ebenso wie die Hightech-Räuchereianlagen der Fessmann GmbH aus Winnenden.

Am bekanntesten ist aber wahrscheinlich die Württem-bergische Metallwarenfabrik aus Geislingen an der Steige, kurz: WMF. Seit 1853 stellt WMF vielerlei Produkte für genussvolles Kochen, Essen und Trinken her. Mit anderen Herstellern in der Region eint WMF der bedingungslose Qualitätsanspruch und die Innovationsfreude. So brachte WMF 1927 mit dem „Siko“ den ersten modernen Schnell-kochtopf auf den Markt, unter dem Markennamen „Cromargan“ das erste Besteck aus rostfreiem Edelstahl und jüngst mit der WMF1 die kleinste Kaffeepadmaschine der Welt. Wie viele andere WMF-Produkte wurde diese Innovation mit internationalen Designpreisen überhäuft.

Auch die Verpackungstechnik, eine besonders starke Branche der Region, spielt in der Lebensmittelwirtschaft erfolgreich mit, zum Beispiel die Komet Maschinen-fabrik aus Plochingen. Ihre Spezialität sind Vakuumver-packungsmaschinen für Metzgereien und Gastronomie. Ein neues Erfolgsprodukt des 1950 gegründeten Familien-unternehmens sind sogenannte Thermalisierer für die noch relativ junge Küchentechnik des „Sous-vide“-Garens: Bei dem von vielen Gourmetköchen geschätzten Verfah-ren werden Fleisch, Fisch oder Gemüse in einen Vakuum-beutel eingeschweißt und bei geringer Wassertemperatur

Titelthema: Genuss

gegart – manchmal länger als 24 Stunden. Durch das Verpacken treten weder Geschmackstoffe noch Flüssig-keit aus dem Gargut aus, die geringe Hitze schont Vitamine, Nährstoffe und Farbe.

Forschen mit Genuss

Mit der Verarbeitung und Herstellung von Lebensmitteln befassen sich auch viele Forscher in der Region, vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrens-technik IGB mit Projekten beispielsweise zu sterilen Ober-flächen bis zur Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen. Ein Projekt des HfWU-Professors Roman Lenz, der zudem Vorsitzender von Slow Food Stuttgart ist, befasste sich mit besonders langsamem Essen: Albschnecken. Insbesondere im 19. Jahrhundert wurden die „schwäbischen Austern“ in speziellen Gärten auf der Schwäbischen Alb gezüchtet und bis nach Paris und Budapest vermarktet. Auch dank der Arbeiten von Lenz gibt es heute wieder erste Schneckengärten, die diese Delikatesse frisch, in Dosen oder tiefgefroren anbieten.

Ein Zentrum der Lebensmittelforschung ist nicht zuletzt die Universität Hohenheim: Die Hochschule im Süden Stuttgarts gehört insbesondere in den Agrar- und Lebens-mittelwissenschaften zur deutschen Forschungselite. Aus-gedehnte Versuchsflächen für den Pflanzenbau, diverse Versuchs- und Lehreinrichtungen von einer Forschungs-molkerei bis zur eigenen Brennerei ermöglichen anwen-dungsnahe Spitzenleistungen in Forschung und Lehre. Manches Forschungsergebnis landet in letzter Instanz möglicherweise direkt auf dem Unigelände lecker zube-reitet auf dem Tisch. Denn die Region Stuttgart hat nicht nur Deutschlands einziges Sternerestaurant auf einem Flughafen: Mit Frank Oehlers Speisemeisterei ist Hohen-heim sicher auch die einzige Universität mit einem stern-gekrönten Feinschmeckerrestaurant auf dem Campus. Tobias Schiller

Region Stuttgart: verführerisch

Wer sich tiefer in die Genusskultur der Region Stuttgart einlesen möchte, wird auf der Website der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH fündig. Unter dem Punkt „verführerisch“ findet sich ein Online-Magazin vollgepackt mit Ideen, Tipps und Hintergrundinformationen zu genussreichen Angeboten: von Konzerten bis Kulinarik, von Wein bis Weihnachten.

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Buon appetito!In den 1960er-Jahren ist Michele Di Gennaro mit seinem Bruder Antonio als Maurergehilfe nach Stuttgart gekommen. Aus den Gastarbeitern wurden Unternehmer. Heute sind die Di Gennaros Marktführer für italienische Premiumfeinkost in Deutschland. Von Michael Ohnewald

Manchmal zwickt sich der Patrone in den Arm, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumt. 72 Jahre alt ist er jetzt und ein gemachter Mann, dessen Name vom Aroma Italiens umweht wird. Von Trüffeln aus Perugia. Kapern aus der Bucht von Pollara. Schinken aus Parma. Pecorino aus der Toscana. Aceto Balsamico aus Reggio Emilia.

Das war nicht immer so. Als er damals in Stuttgart aus dem Zug stieg, hätte keiner einen Pfifferling auf ihn gesetzt. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass er einmal die Genüsse Italiens verkörpern und ein Unter-nehmen mit 120 Mitarbeitern führen würde, dessen Jahresumsatz von mehr als 22 Millionen Euro darauf beruht, dass seinen Kunden der Geruch von Salsiccia al Peperoncino in die Nasen weht, wenn sie nur an ihn denken. Als er damals ankam in diesem Land der un-begrenzten Möglichkeiten, roch es nach Speis ganz anderer Art: nach dem Mörtel, mit dem die Deutschen ihr vom Krieg gezeichnetes Land aufbauten. Und Michele Di Gennaro baute mit.

50 Jahre später sitzt ein feiner Herr mit aschgrauem Haar und gütigen Augen in einem Feinkosttempel auf dem Schlachthofgelände und erzählt von dem Mann, der er einmal war. Serviert wird die Geschichte mit einem Cappuccino aus der hauseigenen Bar, dessen Crema über die Tasse ragt wie der Monte Baldo über den Gardasee. So schmeckt das Leben, so schmeckt Italien.

In den frühen 1960er-Jahren schmeckte es nach Armut. Michele Di Gennaro arbeitete auf den Äckern der Familie in San Nicandro Garganico, einer fruchtbaren Gegend in der Provinz Foggia, wo der Wind von der Küste über die Olivenhaine bläst und die Grillen im Sommer wahrhaft grandiose Konzerte geben. Sie hatten den Vorteil, kosten-los zu sein, denn am meisten fehlte es den Di Gennaros an Geld. Die Deutschen hatten welches und warben um Gastarbeiter. Schweren Herzens schickte Vater Sebastiano Matteo seine beiden Söhne in die Fremde. Michele war 20, sein jüngerer Bruder Antonio noch nicht einmal 16. Zum Gesundheitscheck reisten beide nach Verona, wo der Arzt verdutzt auf Antonio starrte: „Was willst du in Deutschland? Geh lieber in die Schule.“

Am 5. Mai 1961 saßen sie im Zug nach Deutschland. „Seid mutig“, sagte der Vater zum Abschied, „ihr schafft es in Deutschland.“ Stuttgart hieß die Stadt, in der sie ausstiegen. Ein schwäbischer Bauunternehmer hielt ein Schild mit ihren Namen in die Höhe. Es war ein heißer Tag und sie hatten trockene Zungen. „Wollt ihr was trinken?“, fragte der neue Chef die beiden Hilfsmaurer. Sie verstanden kein Wort und schüttelten den Kopf.

Die ersten Monate verbrachten die Di Gennaros nach Feierabend in ihrem kleinen Bauwagen auf dem Fasa-nenhof. Eine Mark und 93 Pfennig bekamen sie pro Stunde. Das meiste, was sie verdienten, schickten sie nach Hause zu den Eltern und den beiden Schwestern. Einmal kam ein Päckchen aus San Nicandro zurück. Sie machten es gierig auf, in der Hoffnung auf einen guten Käse, auf Spaghetti oder etwas Süßes. „Stattdessen hat der Vater uns ein Wörterbuch geschickt“, erzählt Michele Di Gennaro. In ihrer kulinarischen Not mansch-ten sie deutsche Nudeln mit Tomatenmark zusammen. „Das schmeckte scheußlich, aber es gab damals weder italienische Pasta noch passierte Tomaten.“

Das Glück ist seltsam. Es kann versteckt sein und kalt. Sie suchten es trotzdem, mauerten und gipsten und schufteten in der Fabrik. Das Glück ließ auf sich warten. Im Herbst 1968 zeigte es sich nach der Olivenernte. Michele und Antonio nahmen Urlaub in Deutschland, um in Apulien zu helfen. Zurück fuhren sie in einem alten Fiat millecinquecento, dessen Kofferraum voll war mit dem eigenen Olivenöl. Zu ihrem Erstaunen waren ihre Landsleute auf den deutschen Baustellen ganz scharf auf die Mitbringsel. Im Handumdrehen war alles verkauft.

Dies war der Anfang des Feinkosthauses Di Gennaro und der Beginn einer Geschichte con cuore, mit Herz. Immer öfter reisten die Brüder jetzt nach Italien, um neben ihrem Job als Gastarbeiter mit importierten Gau-menfreuden zu handeln. Zupass kamen ihnen die Zeiten, die sich langsam änderten. Mit dem Wirtschaftsauf-schwung nahm die bilaterale Völkerwanderung ihren Lauf. Die Tedeschi entdeckten Ende der 1950er-Jahre Vino, Spaghetti vongole und Riemchensandalen. Als die ersten mit ihren Volkswagen gen Süden aufbrachen, war Konrad Adenauer Kanzler, Elvis Presley diente als Soldat, und die SPD erklärte sich zur Volkspartei.

„Was willst du in Deutschland? Geh lieber in die Schule.”

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Titelthema: Genuss

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Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

Damals galt der Gardasee als Synonym für Fernweh, nicht Neuseeland oder Tansania. Die Leute zahlten in Lire und an den Rezeptionen der Hotels und Campingplätze bekamen deutsche Gartenzwerge ihren festen Platz.

Die Brüder aus San Nicandro nutzten das für sich und eröffneten in der Region Stuttgart ihre ersten Läden, in die bald auch Deutsche pilgerten. Die Firmengründer versuchten der Zeit voraus zu sein, indem sie die Trüffel unter den Spezialitäten ihres Landes ausfindig machten. Das zahlte sich aus. Heute sind sie in Deutschland Markt-führer für italienische Premiumfeinkost mit Filialen in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Nürnberg und München. Von ihrer Zentrale im Stuttgarter Osten beliefern die eins-tigen Gastarbeiter 2.500 Kunden quer durch die Republik, verstärkt auch mit Leckereien der Eigenmarke Di Gennaro, die mittlerweile 350 Produkte umfasst.

Im Jackett des Patrone klingelt das Handy. „Pronto. Ciao Roberto. Eine Momente bitte.“ Das Geschäft ruft. Die Brüder verkaufen nicht nur Prosciutto und Panettone, sondern liefern auch die passenden Anekdoten dazu. Das ist ihr Rezept auf dem umkämpften Food-Markt. Michele Di Gennaro mischt dabei noch immer jeden Tag mit, probiert die neue Soße ai frutti di mare, organisiert und verhandelt. Dabei ist sein Sohn längst im Unter-nehmen und auch die Kinder seines Bruders arbeiten mit. Die zweite Generation steht für das Morgen, ohne das

Gestern zu vergessen. „Man muss mit den Füßen auf dem Boden bleiben“, sagt Michele Di Gennaro. Es klingt wie das Vermächtnis von einem, der um das Menü eines erfüllten Lebens weiß. Obwohl er sich jetzt Luxus leisten kann, hat er am liebsten noch immer die schlichten Spaghetti al pomodoro auf dem Mittags-tisch. „Die könnte ich jeden Tag essen.“

Vergangenheit entsteht erst dadurch, dass man sich auf sie bezieht. Kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht an den Vater denkt, der seine beiden Söhne aus Not fortschickte und darauf hoffte, dass sie es schaffen. „Leider hat er es nicht mehr erlebt“, sagt der Patrone und kneift seine Augen zu wie der traurige Robert Redford in „Der Pferdeflüsterer“. Gerne hätte er seinem Vater den Orden gezeigt, den ihm die Regierung in Rom vermacht hat für seine Verdienste um die italieni-sche Kultur in Deutschland. Cavaliere darf er sich jetzt nennen. Michele Di Gennaro, der kleine Maurer aus Apulien, der mit nichts anfing und die Deutschen auf den italienischen Geschmack brachte.

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In Deutschland ist der Frauenanteil in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) weit niedriger als in anderen Ländern Europas. Warum das so ist, soll ein Forschungsprojekt an der Universität Hohenheim klären.

Bundesweit beträgt der Frauenanteil bei den entsprechenden Jobs weniger als 20 Prozent. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, wertet Eva Schlenker vom Lehrstuhl für Statistik und Ökono- metrie riesige Datensätze aus. Am Ende der Forschungen soll ein Modell stehen, das die triste Wirklichkeit nicht nur be-schreibt, sondern auch erklärt.

So hat die Wissenschaftlerin festgestellt, dass in Deutschland das geschlechtsspezi-fische Rollenverhalten offenbar stärker ausgeprägt ist als anderswo in Europa. Frauen arbeiten nach der Geburt eines Kindes weniger, Männer dagegen mehr in ihrem Beruf. Im Haushalt ist es genau umgekehrt: „Die Geburt des ersten Kindes macht die Gleichstellung zunichte. Wa-schen, kochen und putzen sind dann zu

90 Prozent wieder Frauensache.“ Dies führt dann im konkreten Fall dazu, dass fast ein Viertel aller weiblichen Ingenieure nicht in ihrem Beruf arbeitet. Auffällig ist auch, dass Väter insbesondere dann in Elternzeit gehen, wenn sie einen Sohn bekommen haben.

Die Auswertung der Daten, die seit einem Jahr läuft und planmäßig Mitte 2013 be-endet wird, soll aber auch Hinweise darauf liefern, warum so wenige Frauen techni-sche Berufe ergreifen und ob gezielte Angebote wie Mädchenaktionstage oder nach Geschlechtern getrennter Schulunter- richt dies ändern könnten. Das Bundes-forschungsministerium fördert die Studie mit 176.000 Euro. (hel)

uni-hohenheim.de

Warum gibt es in Deutschland so wenig Ingenieurinnen?

Wichtigster Forschungspreis

Ein bisschen Spielcasino

Aufspüren einzelner paramagnetischer Stickstoff-Fehlstellen in Diamanten. Wrachtrup erkannte als erster Wissen-schaftler die Bedeutung dieser Zentren für die Quanteninformationstechnologie und die Messtechnik. Er und seine Mit-arbeiter verändern einzelne Atome im Inneren von Diamanten und schaffen damit die Grundlagen einer Informations-technologie der Zukunft.

Der Vorteil von Quantencomputern liegt darin, dass sowohl die Suche in extrem

Professor Dr. Jörg Wrachtrup, Leiter des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart, hat den Gottfried-Wilhelm- Leibniz-Preis erhalten. Die mit 2,5 Millio- nen Euro dotierte Auszeichnung gilt als der bedeutendste Forschungspreis in Deutschland und wird auch als „deutscher Nobelpreis“ gehandelt. Wrachtrup erhält die Auszeichnung, weil er ein völlig neu- artiges Forschungsgebiet an der Schnitt-stelle zwischen Festkörperphysik und Quantenoptik erschlossen hat. Als Meilen- stein seiner Arbeit gilt vor allem das

großen Datenbanken als auch Ver-schlüsselungen und Rechenleistungen wesentlich schneller zu erbringen sind als mit klassischen Computern. (hel)

uni-stuttgart.de/physik

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Forscher der Universität Stuttgart haben eine spezielle Software entwickelt, die es ermöglicht, hochkomplexe biochemi- sche Vorgänge in einer einzelnen Zelle zu simulieren. Im Exzellenzcluster SimTech setzen die Wissenschaftler die soge-nannte Monte-Carlo-Methode ein, die im Bereich der Wahrscheinlichkeitsrech-nung entwickelt wurde. Sie arbeitet mit Zufallsexperimenten, die in hoher Zahl hintereinander ausgeführt werden. Je mehr Experimente, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, der Realität in der Zelle auf die Spur zu kommen. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise unterschiedliche Transportprozesse von Signalen in den Zellen nachahmen.

Um die immense Datenflut anschließend auswerten zu können – die Datensätze erreichen Größen von mehreren Giga-byte –, werden die Ergebnisse nicht auf-geschrieben, sondern visualisiert. Das eigens entwickelte Visualisierungspro-gramm CellVis erlaubt es, Vorgänge im Bereich von Nanosekunden zu simulie-ren, die in der Realität mehrere Minuten in Anspruch nehmen. So verbessert das Werkzeug die Effizienz der Forschung und erhöht gleichzeitig ihre Anschaulichkeit. Denn auch für Wissenschaftler gilt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. (asm)visus.uni-stuttgart.de

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Innovation

Strom aus erneuerbaren Energien ist eine launische Diva: Weht kein Wind oder scheint die Sonne nicht, läuft die Produk- tion auf Sparflamme. Bei Segelwetter dagegen wird Strom im Überfluss erzeugt. Seit vielen Jahrzehnten suchen Wissen-schaftler und Ingenieure deshalb nach Wegen, um einen Stromvorrat anzulegen. Denn in der mangelnden Speicherfähigkeit von elektrischem Strom liegt ein großes Hindernis für eine rasche Energiewende. Das Stuttgarter Unternehmen SolarFuel hat gemeinsam mit dem Zentrum für Son-nenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik eine ebenso ein-fache wie praktische Lösung entwickelt, um Strom haltbar zu machen.

Bei dem Power-to-Gas genannten Ver- fahren wird Ökostrom in zwei Stufen in Erdgas umgewandelt. Es entsteht ein marktfähiger und handelbarer Energie-träger in Normqualität. Das künstlich produzierte Methan lässt sich in beste-henden Tanksystemen speichern und problemlos direkt in das bestehende Erdgasnetz einspeisen.

Die Infrastruktur ist schon daEntsteht zu Hochzeiten überschüssiger Strom, wird er dazu genutzt, in einem ersten Schritt per Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Im zweiten Schritt wird der hochflüchtige Wasserstoff mit Kohlendioxid in problem-los speicherfähiges Methan verwandelt.

Dem Vermarktungspotenzial des grünen Erdgases wird eine große Zukunft voraus-gesagt. 2011 hatten erneuerbare Energien erstmals einen Anteil von 20 Prozent an der deutschen Stromversorgung. Bis 2050 soll dieser Anteil auf mindestens 80 Pro-zent steigen, so sieht es die Energiewende vor, die die Bundesregierung im vergan-genen Jahr beschlossen hat. Auf diesem Weg müssen Zeiten von Windflaute und geringer Sonneneinstrahlung überbrückt werden. Als Speicher stehen bisher vor allem Pumpspeicherkraftwerke zur Verfü-gung, die nur einzelne Lastspitzen glätten können und lediglich über ein begrenztes Ausbaupotenzial verfügen. Das Erdgas- netz hingegen kann auch als saisonaler Speicher dienen.

Rückverwandlung in Strom Das aus Strom gewonnene Erdgas lässt sich darüber hinaus ganz klassisch für Heizungen in Blockheiz- oder Gaskraft-werken verwenden. Bei Bedarf kann es

Aus Ökostrom wird Erdgas

wieder in Strom zurückverwandelt werden. Wenn die dabei entstehende Wärme genutzt wird, ergibt sich bei der Rückwand- lung von Ökostrom in Gas ein Energie-nutzungsgrad von rund 75 Prozent – ein ausgezeichneter Wert.

Auch der nachhaltigen Mobilität könnte die zusätzliche Erdgasausbeute neuen Auf-trieb geben. Standen bislang beinahe aus-schließlich Elektrofahrzeuge im Blickpunkt, so könnten mit diesem Verfahren auch Erdgasautos einen höheren Marktanteil erreichen. Damit Autos künftig mit Erdgas aus erneuerbaren Energien klimaneutral über die Straßen rollen können, beteiligt sich das Stuttgarter Unternehmen an einer Pilotanlage, die den umweltfreundlichen Kraftstoff demnächst erstmals im groß-technischen Maßstab erzeugt. (asm)

SolarFuel aus Stuttgart hat ein neues Verfahren zur Stromspeicherung entwickelt

Lange war er vergessen. Aus Anlass sei- nes 250. Todestages erinnert sich die Welt wieder an ihn: Der 1723 in Marbach ge-borene und in Esslingen aufgewachsene Tobias Mayer war einer der größten Na-turwissenschaftler der Neuzeit, auf einer Stufe mit Isaac Newton, Blaise Pascal und Carl Friedrich Gauss. Letzterer nannte ihn „Mayer immortalis“ – den unsterb-lichen Mayer. Ein Mondkrater trägt seinen Namen.

Die Seefahrt des 18. Jahrhunderts war ihm zu großem Dank verpflichtet, denn Mayer konstruierte ein neues astronomi-sches Messinstrument, das es ermög- lichte, die eigene Postion auf hoher See

mit einer bis dahin unbekannten Präzision zu bestimmen. Zuvor waren Abweichun- gen von 150 Seemeilen an der Tagesord-nung gewesen. Das neuartige Instrument, Repetitionskreis genannt, bestand aus zwei gegeneinander drehbaren und einzeln feststellbaren Visiereinrichtungen mit Fernrohr.

Dieser Meilenstein in der Geschichte der Navigation war nur deshalb möglich, weil Mayer zuvor in den Mond geschaut hatte: Er bestimmte die Position des Erdtraban-ten im Verhältnis zu den Längengraden der Erde und schuf so erstmals Mondtafeln, die dessen elliptische Bahn um die Erde sehr präzise beschrieben.

Auch auf dem Erdboden war Mayer zu Hause: Von ihm stammt der erste Stadtplan Esslingens und die genaueste Deutschland-karte seiner Zeit. (hel)

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vor Ort schnell eines Besseren belehrt: Bei Temperaturen um 50 Grad im Schatten und emotionalem Stress in der fremden Umgebung entfällt etlichen Reisenden vorab Gelesenes. „Die Rituale bei der Pilgerfahrt müssen auf Anhieb sitzen – es gibt schlichtweg keine Gelegenheit zu üben“, erinnert sich Dastageeri. „Da ist mir bewusst ge-worden, wie wenig man weiß, und wie viel man wissen sollte, damit nichts schiefgeht.“

Dies beschäftigte Dastageeri so sehr, dass aus der Idee während seines Informatik-Studiums an der Hochschule für Technik in Stuttgart das Thema seiner Master-Thesis wurde. Wie lange ihn diese tatsächlich vereinnahmen sollte, ahnte er damals noch nicht: „Anfangs rechnete ich mit einer Entwicklungszeit von drei bis sechs Monaten, hauptsächlich aufgrund der technischen Umsetzung“, erinnert sich der Software-Manager. Tatsächlich vergin-gen bis zur Fertigstellung zweieinhalb Jahre. Der Grund: die aufwändige Recherche. „Wir mussten selbst Experten werden, trotzdem sollte das Programm in der Handha-bung einfacher sein als ein Buch“, erklärt der Entwickler.

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Stuttgart und Mekka trennen 4.000 Kilometer Luftlinie, eine mehrtägige Autoreise oder mit Umsteigen ein sieben-stündiger Flug. Auch für viele andere Muslime aus der ganzen Welt ist der Weg in ihre heiligste Stadt weit, gleichwohl pilgern jährlich etwa sechs Millionen Gläubige in den Wallfahrtsort nach Saudi-Arabien. Um ihnen die Reise so einfach wie möglich zu machen, hat Habibur-rahman Dastageeri aus Stuttgart die sogenannte Amir-App entwickelt, die den Weg nach Mekka weist.

Amir steht im Arabischen für Führer oder Leiter – das ist nicht nur örtlich zu verstehen: „Es sollte ein Navigations-gerät werden, das sowohl religiöse als auch geografi-sche Hilfestellung leistet“, erzählt der gebürtige Mainzer, der seit seiner Kindheit in Stuttgart lebt. Dass dafür Bedarf besteht, entdeckte der heute 32-Jährige im Jahr 2006, als er mit seiner aus Afghanistan stammenden Familie zur Pilgerfahrt nach Mekka, der sogenannten Umrah, aufbrach. Mit Büchern und Gesprächen glaubte er, sich gut auf diese Reise vorbereitet zu haben, wurde aber

Habiburrahman Dastageeri aus Stuttgart hat eine App für Smartphones entwickelt, die Pilger religiös und geografisch unterstützt

Knigge, Kompass und Korangebete

Existenzgründung

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Doch das ist erst der Anfang: Derzeit tüftelt Dastageeri in seinem Büro in Stuttgart an den Übersetzungen ins Arabische und Malaiische, an einer Markteinführungs-strategie für andere Länder und an der Portierung für das Betriebssystem Android.

Jüngst konnte Dastageeri den baden-württembergischen Wirtschaftsminister Nils Schmid für seine außergewöhn-liche Geschäftsidee begeistern, als er ihn auf einer Delegationsreise nach Saudi-Arabien begleitete. Was der junge Programmierer als Nächstes entwickelt, verrät er nicht. Fest steht für ihn aber: „Die Ideen gehen mir nicht aus, allein die technische Umsetzung braucht noch ein bisschen Zeit.“ Verena Mönch

Der App-Benutzer muss seine relevanten Daten wie etwa Geschlecht, Alter und Ablauf der Pilgerreise eingeben. Auf dieser Grundlage lotst ihn das Programm Schritt für Schritt durch die Vorbereitungen zu Hause und vor Ort in Mekka. Dastageeris Tipps sind deshalb so wertvoll, weil sie in keinem handelsüblichen Reiseführer so komprimiert auftauchen: Hinweise für die passende Kleidung, ein Kom-pass, Grundrisse von Pilgerstätten, Sehenswürdigkeiten oder Treffpunkten sowie Audiodateien der wichtigsten Gebete – diese Inhalte sind das Herzstück der App. Da im exakt vorgeschriebenen Ablauf der Reise viele Stolper-fallen lauern, hilft das Programm, sie zu umgehen. Passiert etwas Unvorhergesehenes, sind die wichtigsten Telefonnummern von Polizei, Feuerwehr und Notarzt eingespeichert.

Aus dem Studenten wurde nach dem Examen rasch ein Unternehmer, der die Amir-App über die Dastageeri GmbH vertreibt. Während der gesamten Entwicklungszeit wurde er von einem Experten-Team der Hochschule unterstützt: Dazu zählten sein betreuender Dozent Professor Volker Coors, zwei Programmierer, eine Designerin, ein Anwalt und ein Unternehmensberater vom Gründernetzwerk bwcon. Inzwischen kann das Programm im App-Store heruntergeladen werden, wo es in den Sprachen Deutsch, Englisch und Türkisch zur Verfügung steht.

Existenzgründung

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„Die Rituale bei der Pilgerfahrt müssen auf Anhieb sitzen – es gibt schlichtweg keine Gelegenheit zu üben.“

Gründungsjahr: 2010 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: Ein fester, mehrere freie Mitarbeiter Entwicklungszeit der App: 2,5 Jahre dastageeri.de

Dastageeri GmbH

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Fachkräfte

Berenice Gommel, Geschäftsführerin des Entwicklungsdienstleisters Gotech in Weissach, hat fünf ihrer 30 Mitarbeiter im Ausland rekrutiert

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iten 179: Frau Gommel, was hat Sie dazu

motiviert, fünf ausländische Ingenieure einzustellen?

Gommel: Als Entwicklungsdienstleister stehen wir in einem sehr harten Wett-bewerb und konkurrieren unter anderem auch mit unseren eigenen Kunden um die besten Köpfe. Zunehmend müssen wir uns mit aggressiven Abwerbeaktionen auseinandersetzen, die unsere besten Kräfte im Visier haben. Deshalb haben wir nach neuen Möglichkeiten gesucht, um zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen, und entschieden, künftig auch gezielt im Ausland zu rekrutieren.

Die Stuttgarter Heiler Software AG ist ein weltweit führender Hersteller von Product Information Management (PIM) Software. Am Hauptsitz in Stuttgart und an den Standorten in den USA und Australien sind insgesamt 140 hochqualifizierte Spezialisten beschäftigt, die beispielsweise aus Bosnien, China, Russland, Griechen-land, Kamerun und Indien kommen.

Firmengründer Rolf J. Heiler ist davon überzeugt, dass sein Unternehmen auf mehreren Ebenen von der internationalen Zusammensetzung seiner Belegschaft profitiert. Begeistert berichtet er beispiels-weise vom besonderen mathematischen Verständnis der sehr gut ausgebildeten russischen und chinesischen Informatiker. Eine weltoffene Grundhaltung müsse immer von der Führungsebene vorgelebt werden, ist seine Empfehlung. Sprach-barrieren lässt er nicht gelten: „Wir inte- ressieren uns für Hochqualifizierte, die

Ihr Unternehmen hat sich im Dezember 2011 an einem WRS-Pilotprojekt zur Anwerbung spanischer Ingenieure beteiligt und anschließend zwei Be-werber eingestellt. Wie haben Sie Ihre übrigen ausländischen Arbeitskräfte angeworben?

Unseren kanadischen Mitarbeiter haben wir über unsere Tochterfirma in Detroit kennengelernt. Der erste spanische Kolle-ge meldete sich auf eine Anzeige bei der zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur. Wegen seiner deutschen Lebensgefährtin konnte er von Anfang an relativ gut Deutsch. Mit seiner Hilfe haben wir dann eine weitere Stelle direkt an den spanischen Hochschulen ausgeschrieben.

Welche praktischen Erfahrungen haben Sie bei der Integration in Ihr Team gemacht?

Bei uns läuft das sehr persönlich ab und beginnt damit, dass ich die neuen Mit-arbeiter am Flughafen abhole und in die von uns angemietete und ausgestattete

in der Regel alle Englisch sprechen und aufgrund ihres Intellekts in der Lage sind, auch jede andere Sprache schnell zu lernen.“

Die Fachkräfte aus dem Ausland willkom-men zu heißen, ist Teil der Unternehmens- kultur. Die Firma unterstützt die Neuan-kömmlinge mit Sprachkursen und einem umfassenden Serviceangebot, beispiels-weise bei der Suche nach Wohnungen und Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder der Erledigung von Formalitäten. „Ent-scheidend ist aber vor allem die echtewarmherzige Freude, die das Team aus-strahlt, wenn die ausländischen Kollegen anfangen“, weiß der Firmenchef.

Als hemmend bewertet er die deutsche Bürokratie. Während man in den USA beispielweise nur einen Online-Antrag ausfüllt und innerhalb einer Stunde einen zentralen Ansprechpartner genannt

Kultur des Willkommens

Heiler Software lebt Vielfalt

Wohnung bringe. Anschließend haben sich bisher vor allem meine erwachsenen Kinder sehr intensiv darum gekümmert, die neuen Arbeitskräfte in den Kollegen-kreis und das soziale und kulturelle Leben in Deutschland einzuführen.

Welche Rolle spielen Fachkenntnisse und die Beherrschung der deutschen Sprache?

Da wir als Dienstleister überwiegend für deutsche Automobilfirmen entwickeln, sind zumindest grundlegende Deutsch-kenntnisse notwendig. Ein anderer Aspekt sind die fachlichen Voraussetzungen. Hier wissen wir inzwischen, dass zum Beispiel die spanischen Absolventen hinsichtlich ihrer praktischen Kenntnisse nicht mit deutschen Abgängern vergleichbar sind. Erfahrungsgemäß müssen wir noch in die Ausbildung der ausländischen Fach-kräfte investieren, bevor wir sie vollwertig einsetzen können.

Die Fragen stellte Monika Nill

gotech-cad.de

bekommt, müssen hier mehrseitige Papiere und zahlreiche Behördengänge bewältigt werden. „Im Wettbewerb ziehen wir deshalb nach wie vor oft den Kürzeren“, betont Heiler und appelliert an die Politik, den Prozess weiter zu vereinfachen und eine zentrale Ansprechstation zu schaffen. (nil)heiler.com

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Freizeit

In Filderstadt können Laien mit dem Flugsimulator abheben

Die meisten schaffen es nur bis zum Bade- wannenkapitän. Wer höher hinaus will, begibt sich nach Filderstadt-Bernhausen und bleibt dennoch am Boden. Hier lässt sich im Simulator der Traum vom Flugkapitän verwirklichen. Nur wenige Hundert Meter weiter starten die echten Maschinen.

In einer großen Halle steht ein detail-getreu nachgebautes Cockpit vom Typ Boeing 737. Farbige Markierungen auf dem Boden weisen den Weg in die Flugzeugattrappe. Auf einem Monitor sind Zielflughafen und Abflugzeit angeschrieben und über eine Rampe gelangt der Besucher samt Bordkarte in die sonst verschlossene Welt hinter der Cockpittür. Ein Kids Club sowie die Cockpits eines Learjets und eines Hub-schraubers sind geplant.

Flugkapitänssimulanten gibt es zuhauf. Statt am heimischen Rechner steuern sie über den 270-Grad-Bildschirm in Filder-stadt weltweit 25.000 Destinationen an. Nur die Bewegung der Kabine fehlt. Das wäre extrem teuer. Das Flugpanorama und die Geräusche von Trieb- oder Fahr-

werk reichen jedoch völlig aus, um die Realität vorzutäuschen. Wer es anspruchs- voller mag, darf Hagelschauer, böigen Wind oder schwierige Landungen be-wältigen. Firmen, Privatleute und selbst Piloten buchen das Flugerlebnis.

Wer am Steuerknüppel sitzt, konzentriert sich ohnehin schnell auf die Instrumente wie den künstlichen Horizont, die Ge-

schwindigkeitsmessung oder die Schub-leistung. Trotzdem ist es beeindruckend, nebenbei einen Blick aus dem „Fenster“ zu werfen, den Neckar oder die Schwäbi-sche Alb zu identifizieren und dann geht‘s zum Landeanflug auf Stuttgart – ganz von Hand und mit weicher Landung. Na bitte, „wo geht‘s hier zur Umschulung“, fragt der stolze Laie. (asm)

siminn.de

Alles Simulanten

13. bis 21. April 2012 Klassik in BewegungDas Podium-Musikfestival in Esslingen lotet die Grenzen der klassischen Musik aus: frei, vielfältig, wegweisend und un-konventionell – inklusive Nachtkonzert, Dichtung und E-Klängen.podiumfestival.de

4. bis 5. Mai 2012 Rausch der NachtEine etwas andere Führung im Ludwigs-burger Schloss: im Rausch der Nacht – auf den frivolen Spuren der Geschichte. ludwigsburg.de

11. Mai 2012 Matinee im MarmorsaalEinmal im Monat spielen die Stuttgarter Saloniker im eindrucksvollen Marmorsaal des Weißenburgparks. Auf dem Pro-gramm: leichte Klassik, Straußwalzer und Early Jazz im Wechsel der Jahreszeiten – Sekt und Häppchen inklusive.saloniker.de

8. bis 13. Mai 2012 TricksereienDas Internationale Trickfilm-Festival Stutt- gart wurde 1982 gegründet und ist eines der weltweit größten und wichtigsten Festivals für Animationsfilm. Es zieht rund 75.000 Besucher an – Publikum ebenso wie Fachbesucher. itfs.de

27. bis 28. Mai 2012Schiffsmodell-CupSchaufahren mit naturgetreuen Schiffs-modellen, Segelregatta, Dampfbootrennen und Yachtparade an den Bürgerseen. kirchheim-teck.de

bis 19. August 2012 Graphik-KabinettSeit zehn Jahren besteht das Städtische Graphik-Kabinett in Backnang. Aus den 1.600 Blättern der Ernst-Riecker-Stiftung, einer hochkarätigen Sammlung euro- päischer Druckgrafik vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, werden von Bürgern ausgewählte Blätter gezeigt. backnang.de

Bittere OrangenEr ist eine Oase in der Region. Wer den Pomeranzengarten in Leonberg betritt, fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Schließlich gehört der Garten mit dem schönen Ausblick zu den wenigen noch erhaltenen höfischen Gärten der Renais-sance in Deutschland. Die historische Anlage aus dem Jahr 1609 wurde in den 1970er-Jahren wiederentdeckt und daraufhin restauriert. Die im Sommer aufgestellten Bitterorangenbäumchen, besser bekannt als Pomeranzen, gaben dem Garten seinen Namen.leonberg.de

Geschickte HändeDie kleine Gemeinde Wolfschlugen auf den Fildern war im ausgehenden 19. Jahr-hundert für ihre einzigartigen Stickereien weithin bekannt. Sogar das englische Königshaus bestellte dort feinste und kostbarste Ware, die in wochen- und monatelanger Handarbeit hergestellt wurde. Produkte aus jener vergangenen Zeit sind im Rathaus ausgestellt und werden sonntags bei Führungen gezeigt.wolfschlugen.de

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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20. April 2012Netzwerkgespräche Kommunale Wirtschaftsförderung – Web 2.0Kommunale Wirtschaftsförderer erhalten Informationen über Heraus-forderungen und Chancen des Web 2.0 und lernen erfolgreiche Praxisbeispiele kennen.Ort: Verband Region Stuttgart

11. Mai 2012RaumweltenBei der neuen Konferenz zum Thema „Kommunikation im Raum“ dreht sich alles um Messestände, Produktinszenierungen und öffent-liche Auftritte von Unternehmen. Ort: Mercedes-Benz-Museum, Stuttgartraum-welten.com

12. Mai 2012WerkstattgesprächBegleitend zum Internationalen Trickfilm-Festival bietet die Film Commission Besuche beim Ludwigs-burger Media & Games Studio Zeitland und den Spieleentwicklern Chasing Carrots in Stuttgart an. Ort: Stuttgart, Ludwigsburgfilm.region-stuttgart.de

15. bis 16. Mai 2012Open Forum Stuttgart 2012Die drei Fachtagungen A2A (Apps to Automotive), Embedded Eclipse und Open Change bilden eine offene Platt-form zu Technologien und Prozessen für die Softwareentwicklung mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie.Ort: Neckarforum Esslingenopen-forum.net

11. Juni 2012Erfindungen verwertenDie Veranstaltung zeigt verschiedene Wege, wie Innovationen in erfolg- reiche Produkte umgesetzt werden, etwa durch Lizenzvergabe oder durch die Gründung eines Unternehmens.Ort: VDI-Haus, Stuttgartinventio.region-stuttgart.de

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Das Netzwerktreffen der elf deutschen Film Commissions hilft internationalen Produzenten, die föderale Struktur in Deutschland zu verstehen und hält gleich-zeitig die Kosten der Film Commissions für die Festivalauftritte gering. Berlinale im Februar, Cannes im Mai und Location Trade Show in Los Angeles im Juni sind

die jährlichen Reisestationen. Unter dem Label „Location Germany“ tritt man gemeinsam auf, wirbt für Dreharbeiten in Deutschland, ist Ansprechpartner für internationale Produzenten. Die haben vor allem Fragen zur Filmförderung, zu deutschen Koproduzenten, Locations, Filmstudios und Dienstleistern.

Auch am Sonntagmorgen fängt der frühe Vogel die Projekte. Ab acht Uhr stehen die Stuttgarter und weitere Gastgeber beim Co-Production Market auf der Mat-te und treffen bei „Café & Croissants“ auf über 500 erfahrene internationale Produzenten, Finanziers, Verleiher sowie Förderinstitutionen, Weltvertriebe und Fernsehsender, die internationale Ko-produktionen initiieren. Die Film-Com-mission-Vertreter erklären die Geografie Deutschlands und wo welche Motive zu finden sind: Schwarzwald, Schwäbische Alb, die Barockschlösser, der Stuttgarter Kessel und das Nebeneinander von Wein-bau, Leben und Industrie stoßen bei den Produzenten auf Interesse. „Stuttgart, a region of contrasts“ wird spontan zum Gesprächseinstieg.

Die Berlinale-Woche endet mit einem Produzententreffen, diesmal mit Boris Ausserer von Yellow Bird Pictures zum Projekt „Georg Elser“, bevor 400 Gäste zum Empfang der MFG Filmförderung in die Landesvertretung Baden-Württemberg strömen. Der begehrte Thomas-Stritt-matter-Drehbuch-Preis geht an diesem Abend an Michael Baumann und Sabine Westermaier. Ein krönender Abschluss für die Region, denn das ausgezeichnete Projekt „Habib Rhapsody“ wird von der Stuttgarter IndiFilm produziert. Das Drehbuch erzählt die Geschichte von vier Stuttgartern rund um den Wilhelmsplatz, die mit kleinen und großen Lebenslügen zu kämpfen haben. Die Dreharbeiten beginnen voraussichtlich im Sommer. Für die Filmproduktion, die Film Commission und die beteiligten Ämter eine echte Herausforderung, denn der Platz und die angrenzenden Straßen müssen für die Dreharbeiten partiell und temporär ge-sperrt werden. Produzent Arek Gielnik hat keine Zweifel, dass alles klappt und lacht: „Das kriegen wir hin, oder? Jetzt kann Stuttgart beweisen, dass es Filmstadt ist.“ Kathrin Stärk

Ganz großes KinoDie Film Commission rückt die Region Stuttgart bei der Berlinale ins rechte Licht

Wenn sich bei der Berlinale eine Woche lang die Filmwelt trifft, ist das für die Film Commission Region Stuttgart ein Muss. Da heißt es, den Berg von Einladungen zu Empfängen, Meet & Greets und Partys zu sichten, denn schon lange dreht sich nicht mehr alles nur um Filme, sondern auch um Aufmerksamkeit. Klingt ent-spannt, ist jedoch harte Arbeit: Networ-king, Kontaktbörse, Projektakquise. Zu-künftige Filmprojekte ansprechen, immer im Hinterkopf: die Region Stuttgart als Produktions- und Drehstandort.

Für die Head of Departments, Abteilungs- leiter in den Filmprojekten, ist die Berli-nale der Zeitpunkt, um ihr Arbeitsjahr zu planen. Gut, wenn die Region mit den richtigen Bedingungen aufwarten kann. Die Vielzahl der präsenten Schwaben zeigt, wie stark die junge Filmregion Stuttgart mittlerweile auf der nationalen Landkarte verankert ist und den kreativen Austausch mit anderen Standorten sucht und braucht.

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Innovationen und FirmengründungenDie WRS erweitert ihre Innovations- und Gründungsförderung um zwei neue Instru-mente: HiTURS und Inventio. Die Initiative HiTURS vernetzt junge Technologieunter-nehmen mit unternehmerischen Kapital- gebern, branchenerfahrenen Unternehmens- partnern und kompetenten Mitgründern. Ziel des bundesweit einmaligen Umsetzungs- netzwerks Inventio ist es, Erfindungen mit Hilfe von erfahrenen Partnern zu marktfähi-gen Produkten zu machen. Das Netzwerk bringt Erfinder mit mittelständischen In-genieurdienstleistern zusammen, die über technisches und kaufmännisches Know-how und die erforderlichen Branchenkon-takte verfügen. Gemeinsam gehen die Partner etwa den Themenkomplex Patente und Lizenzen an.

hiturs.region-stuttgart.deinventio.region-stuttgart.de

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Der Sounddesigner Mario Knapp hat den Wettbewerb Sounddesign E-Mobilität gewonnen, den die WRS gemeinsam mit dem Popbüro Region Stuttgart und mit Unterstützung des EU-Projekts Prosesc ausgeschrieben hat. Gesucht war eine Klangästhetik speziell für Elektrofahrzeuge, die eine möglichst geringe Lärmbelästi-gung mit den Warnfunktionen für andere Verkehrsteilnehmer und einem emotionalen Feedback für den Fahrer verbindet. Am Wettbewerb beteiligten sich 26 Klang- gestalter. Weitere 16 haben für den Sonderpreis „Urbane Klangkulisse der Zukunft“ eine stark befahrene Straße im Jahr 2030 akustisch simuliert.

ecarsound.region-stuttgart.de/gewinner

So klingt ein Elektroauto

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mHerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionTobias Schiller (tos)[email protected]

Autoren dieser AusgabeHelmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Verena Mönch (vem), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm), Kathrin Stärk (kst)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

ErscheinungsweiseQuartalsweise

Abonnement/[email protected]

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Grüne Logistik

Automobil, Maschinenbau oder Elektrotechnik – die Region Stuttgart ist der industriestärkste Standort Deutschlands. Logistikunternehmen sorgen dafür, dass die produzierten Güter ihre Ziele auf der ganzen Welt via Land-, Luft- und Wasser-weg sicher erreichen. Mit opti-mierten Verfahren und innovativen Dienstleistungen erschließt die Branche neue Geschäftsfelder und leistet einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung. Die nächste 179-Ausgabe erscheint im Juni 2012.

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Vom Verlag zum MedienhausGemeinsam mit der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart hat die WRS das Inno- vationslabor für Verlagsprodukte everlab ins Leben gerufen. Es soll die Verlage der Region mit Partnern aus der Medienwelt wie Agenturen, Designern und Software-entwicklern vernetzen. Ziel ist es, den Struk-turwandel, der durch neue Medientechno-logien und ein verändertes Nutzerverhalten geprägt ist, zu gestalten. Mit mehr als 400 Verlagen gehört die Region Stuttgart zu den wichtigsten deutschen Verlagsstandorten.

everlab.de

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

Die WRS sammelt bis 8. Juni Inhalte für die dritte Ausgabe des „Verzeichnis der Kreativdienstleister in der Region Stuttgart“. Das Print-Nachschlagewerk präsentiert handlich und übersichtlich Kreativanbieter von Architektur bis Werbung. Im September erscheint der Katalog in einer Auflage von 10.000. Er richtet sich an Marketing-verantwortliche von kleinen und mittleren Unternehmen in der Region. Die genauen Konditionen und Termine gibt es unter [email protected].

kreativ.region-stuttgart

Verzeichnis für Kreative

Neue Frau für BrüsselDie 34-jährige Politikwissenschaftlerin Dr. Claudia Conrads ist neue Leiterin des Europabüros der Region Stuttgart in Brüssel. Sie lebt seit acht Jahren in Brüssel und war dort zuletzt bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG als Projektleiterin für Eu- ropapolitik beschäftigt. Zuvor war sie bei verschiedenen Europaabgeordneten als Parlamentarische Beraterin tätig. Conrads bringt ihre Erfahrung in den Bereichen Ener-gie, Verkehr und Wirtschaft ein. Gemeinsam mit den Europakoordinatorinnen von WRS und Verband Region Stuttgart will sie die „bewährte Europaarbeit der Region fortset-zen und mit eigenen Akzenten ausbauen“.

eu.region-stuttgart.de

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Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO und dem regionalen Kompetenzzentrum Pa-ckaging Excellence Center (PEC) hat die WRS einen Leitfaden zur Professionalisierung des Dienstleistungsangebots von Maschinen-baufirmen herausgegeben. Die Broschüre informiert über praxisgerechte Instrumente für den Weg vom Hersteller zum Lösungsan- bieter. Komplexe Maschinen mit produkt-nahen Dienstleistungen zu kombinieren gilt in der wettbewerbsintensiven Maschinenbau- branche als ertragsstarker Wachstumsmarkt.

Leitfaden für industri-elle Dienstleistungen

Leitfaden zur Professionalisierung des Dienstleistungsportfolios

Rainer Nägele, Alexandra Bading

Industrielle Dienstleistungen: Erfolgsfaktor für die Maschinenbau-Branche der Region Stuttgart

Veröffentlichungen aus den Kompetenzzentren der Region Stuttgart, Band 1

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