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3.2017 www.vdtt.de www.vdtt.de 3.2017 TTLLEHRE Tischtennis TTLLEHRE Tischtennis 20. World Maccabi Games (Maccabiah) | 11 ermitteln ihre Champions in vielen olympi- schen, aber auch manchen (bislang) nicht- olympischen Disziplinen. Dazu zählen auch – anders als bei den Olympischen Spielen – jeweils die „Junior-Wettbewerbe“ (U18) in den unterschiedlichen Sparten. Sympa- thisch ist auch, dass in den „Master“-Klas- sen auch Ü40- und Ü60-Sportler sowie die paralympischen Athleten in eigenen Wett- kämpfen mit im Rennen sind - dies alles nicht zu unterschiedlichen Zeitpunkten, sondern jede Sportart am gleichen Ort zur gleichen Zeit in allen Klassen; das verbin- det. Diejenigen Wettkämpfe, in denen in früheren Jahren auch schon mal Olympia- sieger wie Mark Spitz (Schwimmen) oder Brad Gilbert (Tennis) an den Start gegan- gen sind, werden „Open“ genannt. Insgesamt kämpften vom 4. bis zum 18. Juli in Israel 10.000 Teilnehmer aus 80 Nationen in mehr als 180 Wettbewerben um die Medaillen und noch mehr Platzie- rungen, denn auch hier gilt der olympische Grundsatz: Dabei sein ist alles! Die Eröffnung Die Eröffnungszeremonie fand in Jerusalem statt; der amtierende Ministerpräsident Is- raels, Benjamin Netanjahu, gab das Start- signal für die 20. Ausgabe der Maccabiah, die seit 1953 im Vierjahresrhythmus aus- getragen wird. Die deutsche Delegation war eine der größ- ten. Mit dabei waren auch die Tischtennis- Junioren aus Münster, Düsseldorf, Essen und Frankfurt (siehe Foto unten links), die zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahn- ten, dass sie wenige Tage später auf dem Treppchen die Silbermedaille im Team- Wettkampf entgegennehmen dürfen.Der erste jüdische Turnverein wurde in Berlin gegründet. Makkabi Deutschland e.V. be- steht derzeit aus 37 unabhängigen Makka- bi-Ortsvereinen, die offen für alle Sportler gleich welcher Religion, Hautfarbe oder Nationalität sind. Die Wettkämpfe Die Junior Table Tennis Competition be- gann mit dem Junior-Teamwettkampf. Hier spielen Zweier-Teams im Corbillon-Cup- System zwei Einzel, ein Doppel und – über Kreuz – wieder zwei Einzel, allerdings nur bis zum dritten Sieg einer Mannschaft. Tim Artarov (1. FC Gievenbeck-Münster), Rafa- el Schapiro (Borussia Düsseldorf), Thomas Freydzon (TUSEM Essen) und Gabriel Ava- dov (TuS Makkabi Frankfurt) bildeten das Team Deutschland. Mit Siegen über die USA, Argentinien, Süd- afrika und Großbritannien spielten sich die deutschen Junioren in das Entscheidungs- spiel um Gold gegen die favorisierte Aus- wahl aus Israel, die schließlich in einem hart umkämpften Match mit 3:1 die Ober- hand behielt. Viel enger verlief die Doppel- Konkurrenz: Hier konnte das deutsche Top-Doppel Tim Artarov/Rafael Schapiro im Halbfinale das Doppel II der Israelis besie- gen. Im Endspiel unterlag dann die Müns- ter/Düsseldorf-Kombination denkbar knapp mit 9:11 im fünften Satz dem israelischen Doppel I. Insgesamt gab es nicht nur die zwei Silbermedaillen der männlichen Juni- oren für die deutsche Tischtennis-Equipe zu verzeichnen. Die Juniorin Valeria Soko- lova (VfL Tegel) steuerte gar im Juniorin- nen-Teamwettkampf zusammen mit einer Partnerin aus den USA (auch das geht hier sympathischer Weise im Gegensatz zu den Olympischen Spielen) Gold für die deut- sche Auswahl bei. Insgesamt kann sich die Medaillenbilanz der deutschen Tischten- nis-Cracks sehen lassen: Bei den Damen Open gewannen Diana Rolf (Maccabi Tel Aviv), Katharina und Lisa Michajlova (DJK Kolbermoor, TTVg WRW Kleve) nach einem Endspielsieg über Israel ebenfalls Gold, im Herren-Open-Wettbewerb ging Bronze an Deutschland, bei den Masters 60+ wur- de Silber gewonnen und die Masters 40+ schlossen im Team und im Einzel jeweils mit einer Bronzemedaille ab. Nach vier dicht gepackten Wettkampftagen gingen die Tischtenniswettkämpfe, die im beschaulichen Ra’anana vor den Toren Tel Avivs stattfanden, zu Ende. Die nächsten European Maccabi Games finden 2019 in Budapest statt. Das deut- sche Tischtennisteam wird dann vermutlich (ähnlich wie in Berlin 2015) als Favorit ins Rennen gehen. Wir werden sehen und drü- cken die Daumen. Wer noch einmal einen bewegten Ein- druck von den Spielen erleben möchte, der schaut am besten unter: http://maccabiah.com/2017/ 20. World Maccabi Games (Maccabiah) WTTV-Lehrwart blickt für uns auf die Mac- cabiah 2017 zurück und beleuchtet deren Historie sowie Organisation und Ablauf der Tischtennis-Wettkämpfe. Die Geschichte der Maccabi Games Im 2. Jahrhundert v. Chr. führte der Frei- heitskämpfer Judas Makkabäus (hebrä- isch: Jehuda ha Makabi) sein Volk in eine Schlacht gegen die Seleukiden, die von den Juden gefordert hatten, ihrer Religi- on abzuschwören. Makkabäus gewann die Peter Luthardt Die 20. World Maccabi Games (Macca- biah) in Israel sind zwar schon vorüber, aber die Erinnerungen an die Jüdische Olympiade sind noch frisch. Das liegt auch am 16-jährigen Tim Artarov aus Münster. Der junge Westfale war mit zwei Silberme- daillen in den Tischtennis-Wettbewerben erfolgreich. Betreut wurde er in Israel von seinem Heimtrainer und VDTT-Redakteur Peter Luthardt, der auch als Teamcoach der Tischtennis-Junioren fungierte. Der Schlacht und blieb als heldenhafter Feld- herr in kollektiver Erinnerung. Ihm zum Ge- denken erhielt die erste Makkabiade 1932 in Tel Aviv ihren Namen. Die Maccabi Games werden oft als die Jü- dische Olympiade betitelt. Alle vier Jahre finden die European Games statt und da- zwischen – jeweils um zwei Jahre versetzt – die World Games (Maccabiah) in Israel. Hier treffen die besten Sportler jüdischen Glaubens aus den einzelnen Nationen in zahlreichen Sportarten aufeinander und Benjamin Netanjahu eröffnet die 20. Maccabiah Das Team Makkabi Deutschland Drei von vieren des Junior-TT-Teams (v.l.n.r.: Tim Artarov, Rafael Schapiro und Thomas Freydzon) Das deutsche Jungenteam freut sich über Silber (v.l.n.r.: Tim Artarov, Rafael Schapi- ro, Gabriel Avadov und Thomas Freydzon) Peter Luthardt coacht das deutsche Silber-Doppel (Tim Artarov (links) und Rafael Schapiro) Peter Luthardt ist in Münster hauptbe- ruflich als Chemiker und nebenberuflich als Trainer tätig. Er ist Leiter des Kreis- stützpunktes Münster und für den WTTV als Lehrreferent in der Trainerausbildung tätig. Neben seinen zahlreichen Publi- kationen in TTL, TB und tischtennis sind auch zwei Bü- cher erschienen, die im VDTT-Shop vorgestellt werden. Fotos: Eugen Artarov

20. World Maccabi Games (Maccabiah)makkabi.de/wp-content/uploads/2017/12/TTL_Maccabi_3.2017-1.pdf · TTL 3.2017 3.2017 LEHRE Tischtennis TTL Tischtennis 20. World Maccabi Games (Maccabiah)

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Tischtennis

20. World Maccabi Games (Maccabiah) | 11

ermitteln ihre Champions in vielen olympi-schen, aber auch manchen (bislang) nicht-olympischen Disziplinen. Dazu zählen auch – anders als bei den Olympischen Spielen – jeweils die „Junior-Wettbewerbe“ (U18) in den unterschiedlichen Sparten. Sympa-thisch ist auch, dass in den „Master“-Klas-sen auch Ü40- und Ü60-Sportler sowie die paralympischen Athleten in eigenen Wett-kämpfen mit im Rennen sind - dies alles nicht zu unterschiedlichen Zeitpunkten, sondern jede Sportart am gleichen Ort zur gleichen Zeit in allen Klassen; das verbin-det. Diejenigen Wettkämpfe, in denen in früheren Jahren auch schon mal Olympia-sieger wie Mark Spitz (Schwimmen) oder Brad Gilbert (Tennis) an den Start gegan-gen sind, werden „Open“ genannt.

Insgesamt kämpften vom 4. bis zum 18. Juli in Israel 10.000 Teilnehmer aus 80 Nationen in mehr als 180 Wettbewerben um die Medaillen und noch mehr Platzie-rungen, denn auch hier gilt der olympische Grundsatz: Dabei sein ist alles!

Die EröffnungDie Eröffnungszeremonie fand in Jerusalem statt; der amtierende Ministerpräsident Is-raels, Benjamin Netanjahu, gab das Start-signal für die 20. Ausgabe der Maccabiah, die seit 1953 im Vierjahresrhythmus aus-getragen wird.

Die deutsche Delegation war eine der größ-ten. Mit dabei waren auch die Tischtennis-Junioren aus Münster, Düsseldorf, Essen und Frankfurt (siehe Foto unten links), die zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahn-ten, dass sie wenige Tage später auf dem Treppchen die Silbermedaille im Team-

Wettkampf entgegennehmen dürfen.Der erste jüdische Turnverein wurde in Berlin gegründet. Makkabi Deutschland e.V. be-steht derzeit aus 37 unabhängigen Makka-bi-Ortsvereinen, die offen für alle Sportler gleich welcher Religion, Hautfarbe oder Nationalität sind.

Die WettkämpfeDie Junior Table Tennis Competition be-gann mit dem Junior-Teamwettkampf. Hier spielen Zweier-Teams im Corbillon-Cup-System zwei Einzel, ein Doppel und – über Kreuz – wieder zwei Einzel, allerdings nur bis zum dritten Sieg einer Mannschaft. Tim Artarov (1. FC Gievenbeck-Münster), Rafa-el Schapiro (Borussia Düsseldorf), Thomas Freydzon (TUSEM Essen) und Gabriel Ava-dov (TuS Makkabi Frankfurt) bildeten das Team Deutschland.

Mit Siegen über die USA, Argentinien, Süd-afrika und Großbritannien spielten sich die deutschen Junioren in das Entscheidungs-spiel um Gold gegen die favorisierte Aus-wahl aus Israel, die schließlich in einem hart umkämpften Match mit 3:1 die Ober-hand behielt. Viel enger verlief die Doppel-Konkurrenz: Hier konnte das deutsche Top-Doppel Tim Artarov/Rafael Schapiro im Halbfi nale das Doppel II der Israelis besie-gen. Im Endspiel unterlag dann die Müns-ter/Düsseldorf-Kombination denkbar knapp mit 9:11 im fünften Satz dem israelischen Doppel I. Insgesamt gab es nicht nur die zwei Silbermedaillen der männlichen Juni-oren für die deutsche Tischtennis-Equipe zu verzeichnen. Die Juniorin Valeria Soko-lova (VfL Tegel) steuerte gar im Juniorin-nen-Teamwettkampf zusammen mit einer Partnerin aus den USA (auch das geht hier

sympathischer Weise im Gegensatz zu den Olympischen Spielen) Gold für die deut-sche Auswahl bei. Insgesamt kann sich die Medaillenbilanz der deutschen Tischten-nis-Cracks sehen lassen: Bei den Damen Open gewannen Diana Rolf (Maccabi Tel Aviv), Katharina und Lisa Michajlova (DJK Kolbermoor, TTVg WRW Kleve) nach einem Endspielsieg über Israel ebenfalls Gold, im Herren-Open-Wettbewerb ging Bronze an Deutschland, bei den Masters 60+ wur-de Silber gewonnen und die Masters 40+ schlossen im Team und im Einzel jeweils mit einer Bronzemedaille ab.

Nach vier dicht gepackten Wettkampftagen gingen die Tischtenniswettkämpfe, die im beschaulichen Ra’anana vor den Toren Tel Avivs stattfanden, zu Ende.

Die nächsten European Maccabi Games fi nden 2019 in Budapest statt. Das deut-sche Tischtennisteam wird dann vermutlich (ähnlich wie in Berlin 2015) als Favorit ins Rennen gehen. Wir werden sehen und drü-cken die Daumen.

Wer noch einmal einen bewegten Ein-druck von den Spielen erleben möchte, der schaut am besten unter:http://maccabiah.com/2017/

20. World Maccabi Games (Maccabiah)WTTV-Lehrwart blickt für uns auf die Mac-cabiah 2017 zurück und beleuchtet deren Historie sowie Organisation und Ablauf der Tischtennis-Wettkämpfe.

Die Geschichte der Maccabi Games Im 2. Jahrhundert v. Chr. führte der Frei-heitskämpfer Judas Makkabäus (hebrä-isch: Jehuda ha Makabi) sein Volk in eine Schlacht gegen die Seleukiden, die von den Juden gefordert hatten, ihrer Religi-on abzuschwören. Makkabäus gewann die

Peter Luthardt

Die 20. World Maccabi Games (Macca-biah) in Israel sind zwar schon vorüber, aber die Erinnerungen an die Jüdische Olympiade sind noch frisch. Das liegt auch am 16-jährigen Tim Artarov aus Münster. Der junge Westfale war mit zwei Silberme-daillen in den Tischtennis-Wettbewerben erfolgreich. Betreut wurde er in Israel von seinem Heimtrainer und VDTT-Redakteur Peter Luthardt, der auch als Teamcoach der Tischtennis-Junioren fungierte. Der

Schlacht und blieb als heldenhafter Feld-herr in kollektiver Erinnerung. Ihm zum Ge-denken erhielt die erste Makkabiade 1932 in Tel Aviv ihren Namen.

Die Maccabi Games werden oft als die Jü-dische Olympiade betitelt. Alle vier Jahre fi nden die European Games statt und da-zwischen – jeweils um zwei Jahre versetzt – die World Games (Maccabiah) in Israel. Hier treffen die besten Sportler jüdischen Glaubens aus den einzelnen Nationen in zahlreichen Sportarten aufeinander und

Benjamin Netanjahu eröffnet die 20. Maccabiah Das Team Makkabi Deutschland Drei von vieren des Junior-TT-Teams (v.l.n.r.: Tim Artarov, Rafael Schapiro und Thomas Freydzon)

Das deutsche Jungenteam freut sich über Silber (v.l.n.r. : Tim Artarov, Rafael Schapi-ro, Gabriel Avadov und Thomas Freydzon)

Peter Luthardt coacht das deutsche Silber-Doppel (Tim Artarov (links) und Rafael Schapiro)

Peter Luthardt ist in Münster hauptbe-rufl ich als Chemiker und nebenberufl ich als Trainer tätig. Er ist Leiter des Kreis-stützpunktes Münster und für den WTTV als Lehrreferent in der Trainerausbildung tätig. Neben seinen zahlreichen Publi-

kationen in TTL, TB und tischtennis sind auch zwei Bü-cher erschienen, die im VDTT-Shop vorgestellt werden.

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