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90 Jahre Die Wohnungswirtschaft Die Geschichte des GdW und seiner Vorläuferverbände

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90 JahreDie Wohnungswirtschaft Die Geschichte des GdW und seiner Vorläuferverbände

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Herausgeber:

GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

Mecklenburgische Straße 5714197 BerlinTelefon: +49 30 82403-0Telefax: +49 30 82403-199

Brüsseler Büro des GdW3, rue du Luxembourg1000 BruxellesBELGIENTelefon: +32 2 5 50 16 11Telefax: +32 2 5 03 56 07

[email protected]

Foto Titel:Stefan Müller-Naumann, München

Die Abbildungen ohne gesonderteQuellenangabe entstammen der Publikation "Illustrierte Geschichte der Gemeinwirtschaft", KlausNovy/Michael Prinz, 1985

Gestaltung:Büro Roman LorenzGestaltungvisueller KommunikationMünchendesign alliance

© GdW 2014

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Inhalt

Vorwort

1Einleitung

2Die Gründungsphase der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft

2.1Die gemeinnützigen Bauge sellschaften

2.2Die Baugenossenschaften

3Der Aufschwung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaftund der Beginn der Verbandsentwicklung

4Die Entstehung des Spitzenverbandes der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft

5Die Entwicklung des Hauptverbandes bis 1945

6Die Entstehung des Gesamtverbandes gemeinnütziger Wohnungsunternehmen (GGW)

7Die Entwicklung des Verbandes bis zur Aufhebung des Wohnungsgemein nützigkeitsgesetzes

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8Die Prüfungsverbände in der DDR

9Die Neuordnung des Verbandes nach der Aufhebung des WGGund der Beitritt der ostdeutschen Verbände

10Der GdW in Berlin

10.1Entwicklung des GdW bis 2014

10.2Entwicklung des Brüsseler Büros und Mitarbeit des GdW bei CECODHAS und IGB

10.3Die Rolle des GdW als genossenschaftlicher Spitzenverband und Koordinator im Prüfungsbereich

10.4Entwicklung der Beruflichen Bildung und Personalentwicklung in der Wohnungswirtschaft

11Der GdW heute

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Vorwort

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Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen unddie Zukunft gestalten. Dieser Grundsatz, der auf eine Aussage desgroßen preußischen Gelehrten Wilhelm von Humboldt zurückgeht,kann als Motiv der kompakten Aufarbeitung der Geschichte des GdWund seiner Vorläuferorganisationen stehen, die Sie mit diesem Heft inden Händen halten.

Der GdW als größter und ältester Dachverband der Wohnungswirt-schaft blickt in diesem Jahr auf eine 90-jährige Geschichte zurück. DieTradition von gutem und sicherem Wohnen in Deutschland gehtsogar weit bis ins 19. Jahrhundert zurück. Das Prinzip der Gemeinnüt-zigkeit, in dem die Wohnungswirtschaft ihren Ursprung hat, prägt diePhilosophie der Unternehmen bis heute.

Das Gründungsdatum markiert im Jahr 1924 die Entstehung des"Hauptverbandes Deutscher Baugenossenschaften" in Erfurt. In derBlütezeit der Weimarer Republik war damit die erste deutschland-weite Interessenvertretung für Wohnungsgenossenschaften aus derTaufe gehoben. Die weitere Geschichte der Organisation gestaltetesich so bewegt wie die Geschichte Deutschlands selbst. Damit rückenin diesem Jubiläumsjahr zwei weitere bedeutende Daten in den Vor-dergrund:

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die zuvor in "Gesamtver-band gemeinnütziger Wohnungsunternehmen e.V." umbenannteOrganisation 1949 auf das Gebiet der kurze Zeit später gegründetenBundesrepublik Deutschland, damals noch ohne das Saarland, aus-gedehnt. Damit war der erste bundesweite Interessenvertreter für diegesamte Wohnungswirtschaft – also Wohnungsunternehmen ver-schiedener Rechtsformen – entstanden. Dieser Meilenstein jährt sich2014 zum 65. Mal.

Axel GedaschkoPräsident des GdW

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Und auch der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren, der in diesemJahr in Deutschland ausgiebig gefeiert wird, markierte für die Woh-nungswirtschaft im GdW den Anlass für eine bedeutende historischeEntwicklung: Die ostdeutschen Wohnungsunternehmen wurden Teilder Verbandsorganisation und schufen damit die Voraussetzung fürden deutschlandweiten und flächendeckenden Wirkungskreis desGdW.

Heute vertritt der GdW als größter Dachverband der Wohnungswirt-schaft rund 3.000 Wohnungsunternehmen und bietet 13 MillionenMenschen mehr als ein Dach über dem Kopf. Gemeinsam mit seinenRegionalverbänden setzt er Trends und bildet Meinungen – inDeutschland wie in Europa.

Mit dieser Broschüre, die anlässlich des 90. GdW-Jubiläums erscheint,hoffen wir, eine Reihe von Wissenslücken bei Interessierten innerhalbund außerhalb der Verbandsorganisation zu schließen. Zwischen deneinzelnen Kapiteln finden Sie immer wieder fotografische Eindrückeaus der Wohnungswirtschaft früher und heute. Dazu haben uns zahl-reiche Unternehmen aus der GdW-Familie ihre schönsten Aufnahmenaus 90 Jahren Wohnungswirtschaft und mehr zur Verfügung gestellt.Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.

Beim Lesen und Durchstöbern der "Geschichte des GdW und seinerVorläuferverbände" wünsche ich Ihnen viel Freude und spannendeEinsichten! Lassen Sie uns gemeinsam – im kommenden Jahrzehntund weit darüber hinaus – an den Zukunftsthemen und Herausforde-rungen rund um das Wohnen arbeiten, für das der GdW die zentraleund innovative Plattform in Deutschland bietet. Auf die nächsten 90 Jahre!

Herzlichst Ihr

Axel GedaschkoPräsidentGdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

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"Die Geschichte der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft ist aucheine Geschichte ihrer Verbände". So äußerte sich der Präsident desGdW, Senator a.D. Jürgen Steinert, im Mai 1990 bei einem Vortrag ander Philipps-Universität Marburg. Dies ist genauso richtig wie derUmkehrschluss: Die Geschichte des Spitzenverbandes der ehemalsgemeinnützigen Wohnungswirtschaft als "Verband der Verbände" istimmer auch eine Geschichte dieses Wirtschaftszweiges selbst, der inAnbetracht der unterschiedlichen Rechtsformen der ihm angehören-den Unternehmen überhaupt erst durch die organisatorische Zusam-menfassung als Wirtschaftszweig sichtbar wird. Somit sind dieEntwicklung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft und ihres Spit-zenverbandes nicht voneinander zu trennen.

Sucht man also nach den Wurzeln des GdW, so muss man zu denAnfängen der Entwicklung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaftzurückgehen. Diese liegen in den humanitären, karitativen und sozial-reformerischen Bestrebungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts undsind untrennbar mit dem Namen Victor Aimé Huber (1800-1869) ver-bunden. Huber erkannte als einer der ersten, dass die dramatischeZuspitzung des Wohnungsproblems in dieser Zeit – bedingt durch dieindustrielle Entwicklung und die Land-Stadt-Migration – allein durchden privatwirtschaftlichen Wohnungsbau nicht zu lösen war. Er ent-wickelte daher Ideen, die später vor allem die Baugenossenschafts-bewegung entscheidend beeinflussen sollten und die er 1846 in demAufsatz "Über innere Colonisation" und 1848 in der Schrift "DieSelbsthilfe der arbeitenden Klassen durch Wirtschaftsvereine undinnere Ansiedlung" äußerte. Huber trug bis zu seinem Tod in wesent-lichem Maße zur Verbreitung der Ideen der Wohnungsreform bei, der sich die ab den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts entstehendegemeinnützige Wohnungswirtschaft verschrieb. Als ihr erstes Unter-nehmen wurde am 15. November 1847 von liberalen Sozialrefor-mern, die Hubers Innere Colonisation gelesen hatten, die "Berlinergemeinnützige Baugesellschaft" gegründet.

Victor Aimé Huber (1800-1869)

1Einleitung

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Ist so mit den Baugesellschaften der erste "Pfeiler" der gemeinnützi-gen Wohnungswirtschaft genannt, so müssen die Baugenossenschaf-ten, deren erste 1862 entstand, als zweitälteste Rechtsformgruppedes Wirtschaftszweiges angesehen werden. Basierten die Genossen-schaften auf dem Prinzip der Selbsthilfe, so gingen die Gründungenvon Baugesellschaften in der Regel von Wohnungs- und Sozialrefor-mern und sozial interessierten Angehörigen des Wirtschaftsbürger-tums aus. Hier wurde auch das Prinzip der Gemeinnützigkeit in derWohnungswirtschaft – selbständig und ohne staatliche Anleitung –entwickelt, das in erster Linie auf dem Prinzip der Gewinnbeschrän-kung beruht.

Die Entwicklung der gemeinnützigen Baugesellschaften und Bauge-nossenschaften bildet also den Ausgangspunkt der Entstehung dergemeinnützigen Wohnungswirtschaft und ihrer Verbände. Dabei istaber auch die Entwicklung der staatlichen Wohnungspolitik und dieEntwicklung der rechtlichen Grundlagen der Wohnungsgemeinnüt-zigkeit nicht außer acht zu lassen. Die rechtlichen Grundlagen sindnämlich ein entscheidendes Moment gerade für die Verbandsentwick-lung im gemeinnützigen Wohnungswesen, ebenso wie das Verhältniszu den Organen der staatlichen Wohnungspolitik – den Wohnungs-fürsorgegesellschaften bzw. Heimstätten, die nach dem Ersten Welt-krieg in den Ländern und Provinzen im Zuge der nun beginnendenaktiven Phase der staatlichen Wohnungspolitik entstanden. Sie stellenso etwas wie den "dritten Pfeiler" der gemeinnützigen Wohnungs-wirtschaft dar. Das Verhältnis zum Staat war und ist mithin von ent-scheidender Bedeutung für die Verbandsorganisation des gemeinnüt-zigen Wohnungswesens. Dies gilt umso mehr, als die gemeinnützigeWohnungswirtschaft als ein Phänomen in der Mitte zwischen Staats-interventionismus und völlig freier Wohnungsmarktwirtschaft zusehen ist.

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2Die Gründungsphase der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft

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Victor Aimé Huber hatte zur Behebung der Wohnungsnot ursprüng-lich das Prinzip genossenschaftlicher Selbsthilfe propagiert. DurchUmwandlung von Mietwohnungen in Eigentum sollten aus "besitzlo-sen Arbeitern" "arbeitende Eigentümer" werden. Dennoch solltenzunächst die Baugesellschaften die dominierende Rolle bei der Entste-hung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft spielen. Dafür warenvor allem finanzielle und rechtliche Gründe entscheidend.

So waren die Arbeiter lange nicht inder Lage, allein und ohne "Hilfe vonoben" genügend Kapital zusammen-zubringen. Vor allem aber fehlte bis1868, als das erste Genossenschafts-gesetz als norddeutsches Bundesge-setz erlassen wurde, jegliche rechtli-che Basis.

Im Gegensatz dazu war die Aktienge-sellschaft schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts als Organisations-form für Unternehmen bekannt. So kam es dazu, dass sich ab Mittedes 19. Jahrhunderts in erster Linie Wohnungsgesellschaften in derForm der Aktiengesellschaft aufgemeinnütziger Grundlage bildeten.

Sie dominierten die gemeinnützige Wohnungswirtschaft bis in die1890er Jahre. Allerdings dürfen auch die Bemühungen im Rahmender Baugenossenschaftsbewegung, insbesondere nach Erlass desGenossenschaftsgesetzes von 1868, das eine Welle von Genossen-schaftsgründungen zu Beginn der 1870er Jahre auslöste, nicht uner-wähnt bleiben.

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888)(links) und Hermann Schulze-Delitzsch(1808–1883) (rechts) begründeten denGenossenschaftsgedanken

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Die erste Gründung einer gemeinnützigen Baugesellschaft erfolgtebereits 1825 mit dem "Elberfelder Bauverein auf Aktien". Es handeltsich dabei aber um eine singuläre Früherscheinung von geringerBedeutung. Immerhin kann der Bauverein, der die Dividende auf seineAktien auf 5 Prozent beschränkte, als früher Vorläufer der gemeinnüt-zigen Wohnungswirtschaft gesehen werden. Wichtigere Impulse gingen von Berlin und Hamburg aus, wo es etwa ab 1840 zu refor-merischen Bestrebungen kam. Dabei war es in Berlin der königlichpreußische Landbaumeister Carl Wilhelm Hoffmann (1806-1898), derentscheidenden Anteil an der Entwicklung hatte. Hoffmann hatteschon 1841 einen Versuch zur Gründung eines "HäuserbauVereins"unternommen, der allerdings am Desinteresse des Berliner Magistratsund der Architektenschaft scheiterte. Es fanden sich keine Geldgeber.Er gründete dann 1846 den "Verein zur Verbesserung der Arbeiter-wohnungen", um die wohnungsreformerischen Kräfte zu sammeln.Seine Denkschrift "Die Aufgabe einer Berliner gemeinnützigen Bau-gesellschaft" sollte schließlich den entscheidenden Anstoß zur Grün-dung der ältesten gemeinnützigen Baugesellschaft liefern, der bereitserwähnten "Berliner gemeinnützigen Baugesellschaft" (BGB) von1847. Im April 1847 kam es zu einem entsprechenden Gründungs-aufruf; am 15. November 1847 wurden die Statuten angenommen.Bis zur offiziellen Bestätigung dauerte es infolge der revolutionärenEreignisse noch ein knappes Jahr, und zwar bis zum 28. Oktober1848. Die Gründung erhielt auch Unterstützung durch das preußischeKönigshaus: Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., übernahmdas Protektorat. Hoffmann selbst wurde Leiter des Unternehmens.

Die Kriterien der Gemeinnützigkeit, die viel später in das Wohnungs-gemeinnützigkeitsgesetz eingehen sollten, waren bei der BGB bereitsvorgezeichnet. Dabei ging es neben der Gewinnbeschränkung – dieDividende wurde auf 4 Prozent festgeschrieben – um die Ausrichtungauf Bedürftige, die Verpflichtung zum Bau von Wohnungen und dieZweckbindung der Mittel. Die Kapitalgesellschaften entwickelten die

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2.1Die gemeinnützigen Bauge sellschaften

Plakat der Großeinkaufs-GesellschaftDeutscher "Consumvereine" zum welt-weiten Genossenschaftsgedanken

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wichtigsten Kriterien der Gemeinnützigkeit eigenständig, ohne staat-lichen Auftrag. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Gewinnbe-schränkung angesichts der Rechtslage Probleme bei der Beschaffungvon Kapital mit sich brachte. Es kam daher 1856 zur Gründung der"Actien-Baugesellschaft Alexandra-Stiftung", die auf eine Spende desrussischen Zaren Nikolaus I. und seiner Gemahlin Alexandra an diegemeinnützige Baugesellschaft zurückging. Der Zar wollte damit dieAnliegen der Wohnungsreformer unterstützen. Die Stiftung sollte beider weiteren Beschaffung von Kapital behilflich sein. Sie stand inenger organisatorischer Verbindung zur BGB, war aber auch selber imWohnungsbau tätig. Die Kapitalbeschaffung sollte ein Hauptproblemder BGB und der meisten anderen gemeinnützigen Baugesellschaftenbis zur Änderung der Rechtslage durch das Invaliditäts- und Alterssi-cherungsgesetz vom 22. Juni 1889 bleiben.

In der Folge bildeten sich in andern Städten ähnliche Baugesellschaf-ten. So entstand 1856 die "Stadtsiedlung Heilbronn", die ältesteheute noch bestehende Baugesellschaft, unter Einfluss des Fabrikan-ten Adolph von Rauch (1798-1882). In Hamburg scheiterte ein erster

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DortmundHeinrichstraße, Baujahr 1899-1903(Aufnahme um 1905)Spar- und Bauverein eG Dortmund

© Spar- und Bauverein eG Dortmund

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Gründungsversuch im Jahre 1857. Hier entstand 1862 die erste Bau-genossenschaft, von der später noch die Rede sein wird. Es folgtendie "Baugesellschaft von 1866" und die "Gemeinnützige Baugesell-schaft von 1878". Diese Gründungen gingen auf Hamburger Kauf-leute zurück, die wirtschaftliche Grundsätze mit dem philanthropisch-idealistischen Gedanken des gemeinnützigen Wohnungsbaus für einkommensschwache Schichten verbinden wollten. Weitere gemein-nützige Baugesellschaften wurden in den 50er und 60er Jahren inHalle (1851), Stettin (1853), Lüdenscheid (1853), Pforzheim (1857),Hagen (1861), Königsberg (1861), Nürnberg (1862) und Görlitz(1864) gegründet.

Insgesamt spielten die gemeinnützigen Baugesellschaften in dieserPhase der Entstehung der ge meinnützigen Wohnungswirtschaft diedominierende Rolle. Sie hatten aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen,die den Wirkungsgrad der Bewegung in erheblichem Maße ein-schränkten. Die wesentlichen Grundlagen zum Aufschwung des Wirt-schaftszweiges sollten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelegtwerden. Dabei ist in Bezug auf die gemein nützigen Baugesellschafteninsbesondere die zunehmende staatliche Unterstützung durch Ver-günstigungen wie den Erlass von Steuern und Gebühren zu nennen.

Mit rechtlichen Problemen hatte auch der zweite Zweig der sich in derzweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formierenden gemeinnützigenWohnungswirtschaft zu kämpfen, die Baugenossenschaften. Standendie gemeinnützigen Gesellschaften zumeist auf karitativer Grundlage,so beruhten die Baugenossenschaften auf dem Gedanken der Selbst-hilfe.

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2.2Die Baugenossenschaften

Die von Huber propagierten Baugenossenschaften traten etwas späterals die gemeinnützigen Baugesellschaften, etwa ab Mitte der 1860erJahre, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der erste Schritt zur Ent-wicklung des Baugenossenschaftswesens wurde in Hamburg getan,wo es 1862, noch vor dem Erlass des ersten Genossenschaftsgeset-zes, zur Gründung der Baugenossenschaft in Hamburg-Steinwerder

kam. Daher handelte es sich hier um eineGenossenschaft im soziologischen, nicht imrechtlichen Sinne – also um ein Wohnungsunter-nehmen genossenschaftlicher Prägung. DieGenossenschaft, die von dem Gründer der Ham-burger Volksbank, C.F. Balzer, initiiert wurde, istvor dem Hintergrund des Scheiterns der Grün-dung der gemeinnützigen Baugesellschaft von1857 zu sehen. An die Stelle des gemeinnützig-karitativen Charakters der ‘Hilfe von oben’ tratder Versuch, mit eigenen Mitteln und gemein-schaftlichem Kredit Arbeiterwohnungen zuerrichten. So wurde die Steinwerder Genossen-schaft ungeachtet der fehlenden positiv-recht-lichen Grundlage ein Markstein auf dem Ent-wicklungsweg des Baugenossenschaftswesens.

Nach dem Erlass des Genossenschaftsgesetzes von 1868 kam esAnfang der 1870er Jahre zu einer Reihe weiterer Gründungen vonBaugenossenschaften. Die älteste noch bestehende Baugenossen-schaft konstituierte sich 1871 in München. Sie entstand auf Initiativedes Arbeiterbildungsvereins unter Beteiligung von hochgestellten Per-sönlichkeiten. Das Selbsthilfeprinzip konnte damals ohne finanzielle‘Starthilfe’ noch nicht funktionieren. Weitere Baugenossenschaften,die in dieser Zeit entstanden, waren der Bremer Bauverein (1873), dieBau-Spargenossenschaft zu Breslau (1868), der Bauverein zu Charlot-

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Bielefeld, Bauhütte Teutoburg

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tenburg (1872), die Baugenossenschaft zu Darmstadt (1868) und derWohnungsverein zu Halle/Saale (1871).

Zu den Gründungen, die die weitere Entwicklung beeinflussten,gehörte die 1875 in Hamburg aus einer gewerkschaftlichen Organisa-tion hervorgegangene "Allgemeine Deutsche Schiffszimmerergenos-senschaft". Die Schiffszimmerer, die bereits an der Gründung von1862 maßgeblich beteiligt gewesen waren, gingen dabei erstmalsohne jegliche "Hilfe von oben", nur nach dem Selbsthilfeprinzip vor.Wegen ihres gewerkschaftlichen Entstehungszusammenhanges hattedie Genossenschaft bis zur Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

1878 kam es zur Gründung des "Flensburger Arbeiterbauvereins", alsdessen geistiger Vater der Landesversicherungsrat Peter ChristianHansen (1853-1935) anzusehen ist. Hansen orientierte sich am Vor-bild des Kopenhagener Arbeiterbauvereins und brachte neue Prinzi-pien in die Bewegung. Bis dahin hatte man sich in erster Linie amenglischen Genossenschaftsmodell orientiert. Hansen gelang es, denVorstand des Flensburger Arbeitervereins für seine Pläne zu gewin-nen. Am 14. Mai 1878 wurde der Beschluss zur Errichtung des Arbei-terbauvereins gefasst, am 22. Juni erfolgte die endgültige Gründung.Trotz des Problems der unbeschränkten Haftpflicht hatte der Verein

viele Mitglieder, was als großer Erfolgzu werten ist. So wurde der Flensbur-ger Arbeiterbauverein später Vorbildzahlreicher anderer Genossenschaftenin Schleswig-Holstein, so in Gaarden,Kiel und Umgebung. Es entwickeltesich in den folgenden Jahren ein gan-zes Netz an Baugenossenschaften.

Ebenfalls nach Kopenhagener Modellerfolgte die Gründung des "Spar- undBauvereins Hannover" (1885). Auchhier kam der Anstoß aus Arbeiterkrei-sen. Der Spar- und Bauverein wieseine entscheidende Besonderheit auf:erstmals beschränkte man sich ganzauf den Mietwohnungsbau.

Ursprünglich war in der Genossenschaftsbewegung der Eigentumsge-danke zentral gewesen. Da sich die Umsetzung dieses Prinzips in derRealität als ausgesprochen problematisch erwies, hatte man bis dahinsowohl Eigenhäuser als auch Mietwohnungen gebaut. Diese Fragesollte im weiteren Verlauf der Entwicklung noch zu einem Prinzipien-

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Magdeburg, Gartenstadt 1925

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streit führen. Auch der Spar- und Bauverein Hannover fand Nachah-mer, d.h. Nachfolgegründungen nach dem gleichen Prinzip: den"Göttinger Spar- und Bauverein" (1891) sowie den "Berliner Spar-und Bauverein" (1892), von dem später auch der Prinzipienstreit aus-gehen sollte.

Insgesamt kann man von einer verzögerten Entwicklung der Bauge-nossenschaften sprechen, wofür in erster Linie rechtliche und finan-zielle Gründe zu nennen sind. Der Ursprung der gemeinnützigenWohnungswirtschaft lag in den gemeinnützigen Kapitalgesellschaf-ten, die die Gründungsphase dominierten.

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3Der Aufschwung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft und der Beginn der Verbandsentwicklung

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Trotz der zahlreichen Gründungen von Baugesellschaften und -genossenschaften blieb ihre Bedeutung bis Ende der 80er Jahre des19. Jahrhunderts verhältnismäßig gering und ihr Wirkungsgrad einge-schränkt. Als Hauptgrund dafür sind Probleme bei der Kapitalbeschaf-fung zu nennen. Die Genossenschaften litten besonders darunter,dass das Genossenschaftsgesetz von 1868 nur die unbeschränkteHaftpflicht kannte. Zwar hatte bereits das erste Genossenschafts-gesetz zu einer Welle von Gründungen von Baugenossenschaften zuBeginn der 1870er Jahre geführt, doch diese hatten es schwer, sich zuhalten. So waren bis 1870 53 Baugenossenschaften entstanden, dieZahl fiel dann aber bis 1888 auf 28.

In den Jahren 1889/90 wurden dann gesetzliche Regelungen geschaf-fen, die die Grundlage für den Aufschwung der gemeinnützigen Woh-nungswirtschaft im Allgemeinen und der Baugenossenschaften imBesonderen bildeten. So wurde im Zuge der Novellierung des Genos-senschaftsgesetzes die beschränkte Haftpflicht eingeführt, die die Ent-wicklung der Genossenschaften erheblich begünstigte. Die 1889gegründete Alters- und Invaliditätsversicherung wurde 1890 durch dasReichsversicherungsgesetz ermächtigt, Kapital im gemeinnützigenWohnungsbau anzulegen. Der nun einsetzende Aufschwung – zwi-schen 1890 und 1900 wuchs die Zahl der Baugenossenschaften von50 auf 385, bis 1910 auf 964 – hatte aber auch andere Ursachen. So

hatte das Wirken der wohnungsreformerischenKräfte inzwischen das Interesse breiter Kreise derÖffentlichkeit für das Problem geweckt. Dies warauch für den Staat nicht mehr zu übersehen. Ererkannte den Beitrag der gemeinnützigen Woh-nungswirtschaft zur Lösung des Wohnungspro-blems, und so wuchs auch die staatlicheUnterstützung für die gemeinnützigen Woh-nungsunternehmen durch Steuerbefreiungen(z.B. durch die preußische Steuerreform von1893) und ähnliche Vergünstigungen. Seit den1890er Jahren war die Wohnungsgesetzgebunginsgesamt ein wichtiges öffentliches Themageworden, so etwa in Preußen, wo seit 1894administrative Vorbereitungen für staatliche Maß-nahmen zur Wohnungsreform stattfanden.

Die sprunghafte Entwicklung der Baugenossenschaften in den 1890erJahren, die die Genossenschaften zum Hauptträger der gemeinnützi-gen Wohnungsversorgung machte, warf schon bald die Frage nacheiner Verbandsorganisation auf. Zu Anfang waren die Baugenossen-

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Entwicklung der Baugenossenschaften1871-1917

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schaften im Allgemeinen Verband der Genossenschaften organisiert.Ihre rasch wachsende Zahl ließ aber bald Probleme entstehen, etwabei der Prüfungstätigkeit, die durch die Bestimmungen über diePflichtprüfung sowie die Revisionsverbände des Genossenschaftsge-setzes von herausragender Bedeutung war. Schon 1874 war die Frageeiner Unterorganisation der Baugenossenschaften innerhalb des All-gemeinen Verbandes der Genossenschaften aufgeworfen worden. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch ein Unterverband der Baugenossen-schaften nicht lebensfähig, weil die Baugenossenschaften insgesamtnicht erfolgreich genug waren.

Mit dem starken Anstieg der Zahl der Baugenossenschaften wurdedie Frage erneut akut und besonders dringlich. 1896 erfolgte danndie erste Verbandsgründung im Baugenossenschaftswesen, die Grün-dung des "Verbandes der Baugenossenschaften Deutschlands" inBlumenthal bei Bremen durch den Landrat P. Berthold, mit Sitz in Berlin. Sie kann als der Beginn der Verbandsentwicklung im gemein-nützigen Wohnungswesen angesehen werden.

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Das Neue Frankfurt – Siedlung Praunheim, 1927-29Architekt: Ernst May, Fabrgestaltung: Hans Leistikow

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Doch die weitere Entwicklung kam schnell ins Stocken. Grund dafürwar der nun aufbrechende Prinzipienstreit zwischen den Befürworternder Eigentumsbildung und ihren Gegnern, die die Beschränkung aufden Bau von Miethäusern favorisierten, unter ihnen der SozialpolitikerProf. Heinrich Albrecht. Albrecht lehnte Eigenhäuser ab, weil diesedurch die Aufnahme von Untermietern überfüllt würden und dadurchihren Sinn verfehlten. Er gab dem genossenschaftlichen Eigentum denVorzug, das auch geeignet war, das Solidaritätsgefühl zu stärken. VonAlbrecht und dem Berliner Spar- und Bauverein (BSBV) von 1892 gingdie Spaltung des Verbandes der Baugenossenschaften Deutschlandsaus, den der BSBV und andere Unternehmen am 27. November 1897verließen, um am folgenden Tag den "Verband der auf der Grundlagedes genossenschaftlichen Eigentums stehenden Baugenossenschaf-ten" in Berlin zu gründen.

Dieser Verband wurde 1918 in "Reichsverband deutscher Baugenos-senschaften" umbenannt; zugleich wurde eine Satzungsänderung vor-

genommen, die die umstrittene Eigentumsfrageausklammerte. Damit war die Grundlage für diespätere Zusammenarbeit mit dem älteren Ver-band der Baugenossenschaften Deutschlandsgeschaffen. Beide Verbände wurden 1924 Mit-glieder des Hauptverbandes deutscher Baugenos-senschaften. Der "Reichsverband" wurde 1934im Zusammenhang mit der Durchsetzung desRegionalprinzips in der Organisation der gemein-nützigen Wohnungswirtschaft in den "VerbandBerliner und schlesischer Wohnungsunternehmene.V." umgewandelt.

So verlief die weitere Verbandsentwicklunguneinheitlich. In der Zeit von 1900 bis 1912 ent-standen weitere 13 Prüfungsverbände, zum Teilnach geographischen, zum Teil nach berufsstän-dischen Gesichtspunkten definiert. Zwischen

1918 und 1925 kamen weitere drei Verbände hinzu, so dass es nuninsgesamt 17 Verbände gab, von denen elf regional definiert, sechshingegen im gesamten Reichsgebiet tätig waren. Das regionale Prin-zip sollte sich erst 1934 vollständig durchsetzen.

Die Bildung von Prüfungsverbänden erfolgte so ohne feste und ein-heitliche Grundlagen und in den Ländern und preußischen Provinzenmit großen zeitlichen Unterschieden. So kam es in Schleswig-Holsteinam 2. November 1900 zur Gründung eines regionalen Prüfungsver-bandes. In Hamburg dagegen scheiterten ähnliche Versuche bis in die

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Quittung über Einzahlungen, 1898

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20er Jahre hinein; erst 1927 entstand eine lose Arbeitsgemeinschaft.Die Prüfungsverbände beschränkten sich zunächst auf die reine Prü-fungstätigkeit. Erst allmählich traten auch Aufgaben wie Beratungund vor allem die Interessenvertretung dazu. Hier ist das wesentlicheMoment für die bald einsetzenden Bemühungen um einen Spitzen-verband zu sehen.

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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Hamburg, AltonaDer Bau des Schützenblocks in Hamburg-Bahrenfeld wurde 1912 begonnen. Wäh-rend des ersten Weltkriegs lag die Bau-stelle still. 1922 wurden die Bauarbeitenwieder aufgenommen und die letztenWohnungen konnten 1928 bezogen wer-den. (Altonaer Spar- und Bauverein eG)

© Oliver Heissner

© Altonaer Spar- und Bauverein eG

© Beamten-Wohnungsbauverein eG

© Beamten-Wohnungsbauverein eG

SolingenKörnerstraße/Beckmannstraße auf einerPostkarte von 1935 und 2014(Beamten-Wohnungsbauverein eG)

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BielefeldEduard-Windthorst-Straße 44(Bielefelder Gemeinnützige Wohnungs-gesellschaft)

BochumWagnerplatz 1923 (Bochumer Wohnstätten GenossenschafteG)

© BGW

© Bochumer Wohnstätten Genossenschaft eG

© Bochumer Wohnstätten Genossenschaft eG

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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Berlin, Prenzlauer BergWohnstadt Carl Legien, erbaut 1928 bis1930(Deutsche Wohnen AG)

© BBG

© Deutschen Annington

© Deutsche Wohnen AG

© Deutsche Wohnen AG

BraunschweigKalandstraße, erbaut 1923 bis 1924 und1937(Braunschweiger Baugenossenschaft eG)

KarlsruheWohnanlage der Deutsche AnningtonImmobilien SE

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KölnBickendorf(GAG Immobilien AG Köln)

© Jens Willebrand

© Jens Willebrand

© GAG Köln

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4Die Entstehung des Spitzenverbandes der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft

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Die Uneinheitlichkeit der Verbandsorganisation des Baugenossen-schaftswesens warf schon bald die Frage nach einem einheitlichenDachverband auf. Die Prinzipienfrage trat zugunsten praktischer Erwä-gungen in den Hintergrund; wichtiger als der ideologische Streit wur-den betriebswirtschaftliche Fragen. Schließlich ging es nicht nur umeinheitliche Regelungen im Prüfungswesen, zu denen Kooperation undErfahrungsaustausch nötig waren. Es fehlte ebenso eine gemeinsameInteressenvertretung dem Gesetzgeber und der Verwaltung gegenüber,die der gewachsenen Bedeutung der gemeinnützigen Wohnungswirt-schaft angemessen gewesen wäre. Das lag auch daran, dass die Ver-bände in erster Linie Prüfungsverbände waren, die die Prüfungspflichtnach dem Genossenschaftsgesetz wahrnehmen und zugleich dieSelbstverwaltung der Genossenschaften sichern sollten. Dagegengehörte die Interessenvertretung zunächst nicht zu ihren vorrangigenAufgaben. Im Zuge der Entwicklung der staatlichen Wohnungspolitiksollte aber gerade diese Frage von entscheidender Bedeutung sein.

So kam es 1906 zur ersten Konferenz der Baugenossenschaftsver-bände in Berlin, an der 6 Verbände teilnahmen. Die Konferenz sollteeinheitliche Auffassungen zu wichtigen Fragen herstellen; auch solltedie Wirkung in der Öffentlichkeit gesteigert werden. 1907 fand eineweitere Konferenz statt, auf der bereits ein Beschluss zur engerenZusammenarbeit der Verbände sowie zu regelmäßigen Treffen derRevisoren gefasst wurde. Seit dem Ersten Weltkrieg wurden solcheKonferenzen dann jährlich durchgeführt. Eine fest etablierte Spitzen-organisation konnten sie freilich nicht ersetzen. Immerhin führten siezu einer Systematisierung des Prüfungswesens und zur Schaffunggemeinsamer Grundlagen dafür. Der Erfahrungsaustausch brachteErkenntnisse, die zur Herausbildung einer "ungeschriebenen Verfas-sung" der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft beitrugen. Darüberhinaus sollten die "Allgemeinen Deutschen Bauvereinstage" nichtunerwähnt bleiben, die seit 1912 auf Veranlassung des VerbandesRheinischer Baugenossenschaften stattfanden und ebenfalls den Wil-len zur Zusammenarbeit dokumentierten.

So bildeten die Konferenzen der Baugenossenschaften und die Bau-vereinstage die Grundlage der weiteren Verbandsentwicklung. Am 14. und 15. Januar 1920 wurde in der Vertreterversammlung in Berlineine enge Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen "Vereinigung deut-scher Baugenossenschaften" mit Sitz in Berlin konstituiert. Vorsitzen-der wurde Prof. Heinrich Albrecht vom "Reichsverband deutscherBaugenossenschaften". Insgesamt traten 13 Verbände bei, darunterdrei Verbände mit reichsweiter Betätigung sowie drei Bezirksverbändedes Reichsverbandes deutscher Baugenossenschaften. Durch die Teilnahme des Reichsverbandes und des Verbandes der Baugenossen-schaften Deutschlands war auch die Spaltung der Verbandsorganisa-

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Die Genossenschaft "Hoffnung", Köln,wuchs von 1.800 Mitgliedern im Jahr 1901 auf 23.839 im Jahr 1911

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tion infolge des Prinzipienstreits beseitigt. In den 20er Jahren ent-wickelte sich eine harmonische Synthese aus den beiden Prinzipien.

Es sollte sich aber bald zeigen, dass auch dieser neue Verband denAnsprüchen an eine Spitzenorganisation nicht gerecht werdenkonnte, wenn auch Albrecht Zentralisierungstendenzen förderte. DieArbeitsgemeinschaft war organisatorisch zu locker, um einen festenOberbau zu bilden. Hinzu kam fehlendes Interesse und Pflichtgefühlder Verbände. Die Zahlungsmoral bei den Mitgliedsbeiträgen warschlecht, dem Verband fehlten die Mittel für Geschäftsführung undVerwaltung. Infolge der Inflation kam die Arbeit Ende 1922 fast völligzum Erliegen.

Angesichts dieser Entwicklung beschloss man nach der Währungssta-bilisierung Ende 1923, eine Spitzenorganisation zu schaffen, die inder Lage war, den Ansprüchen zu genügen. Der Organisationsgradder gemeinnützigen Wohnungswirtschaft stand 1924 ja weiterhin inkrassem Gegensatz zu ihrer Bedeutung. Diese hatte nach dem ErstenWeltkrieg infolge der erheblichen Wohnungsnot und des Beginns systematischer staatlicher Wohnungspolitik 1918/19, die sich insbe-sondere in verstärkter staatlicher Wohnungsbauförderung und der Bildung von Wohnungsfürsorgegesellschaften bzw. "Heimstätten" inden Ländern und Provinzen manifestierte, erheblich zugenommen.Die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen wurden als bevorzugteHelfer und Träger der staatlichen Wohnungspolitik in staatliche Maß-nahmen einbezogen, was aber umso mehr eine wirksame Interessen-vertretung dem Staat gegenüber notwendig machte, um die Unab-hängigkeit und das Prinzip der Selbstverantwortung zu wahren.

Es folgten daher nun Bemühungen, die lockere Vereinigung durcheinen strafferen Zusammenschluss zu ersetzen. Am 17. und 18. März1924 beschäftigte sich die Vereinigung deutscher Baugenossenschaf-ten mit dieser Frage und setzte einen fünfköpfigen Ausschuss ein, derVorschläge zur Neuorganisation vorbereiten sollte. Neben Albrechtgehörten diesem Gremium der Abgeordnete Meyer aus Solingen, derGeheime Regierungsrat Mölle aus Merseburg, Baudirektor Oertel ausDresden und Direktor Vormbrock aus Münster an.

In seiner Sitzung vom 27. März 1924 stellte der Ausschuss Beschlüsseals Leitsätze auf und legte sie den Verbänden zur Stellungnahme vor.Die Verhandlungen führten zu dem Ergebnis, als "anzustrebendeLösung der Organisationsfrage die vollständige Verschmelzung zuLänder- und Bezirksverbänden bzw. provinziellen Unterverbänden miteiner das ganze Reich umfassenden Spitzenorganisation zu erstre-ben." Damit war die grundlegende Struktur der zu gründenden Orga-nisation festgelegt.

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Der Geschäfts-Anteilschein der "Heim-stätten-Baugenossenschaft Fortschritt",Köln, vom September 1919 nimmt Bezug auf das Genossenschaftsgesetzvom 1. Mai 1889

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Nachdem der Ausschuss am 27. Juni über die Stellungnahme der Ver-bände diskutiert hatte, erfolgte auf der Vertretersammlung der derVereinigung deutscher Baugenossenschaften angehörenden Verbän-de am 21. Juli 1924 in Erfurt die Gründung des "Hauptverbandes Deutscher Baugenossenschaften" – des ersten Vorläuferverbandesdes GdW – mit Sitz in Berlin. Damit waren die Verbände erstmals zueiner aktionsfähigen Spitzenorganisation zusammengeschlossen, die an die Stelle der bisherigen lockeren Arbeitsgemeinschaft trat.Vorrangiges Ziel des Verbandes sollte die Vertretung der Interessender gemeinnützigen Wohnungsunternehmen und ihrer Verbändesein. Für Albrecht, der den Vorsitz übernahm, war es mit Blick auf dieFinanzierung des Verbandes besonders wichtig, dass der Organisation

alle damals bestehenden 14 Verbände angehör-ten. An der konstituierenden Sitzung nahmen12 Verbände teil. Der 1896 gegründete Verbandder Baugenossenschaften Deutschlands tratdem Hauptverband im Mai 1925 bei. Lediglichder Verband der Baugenossenschaften von Hessen-Nassau, der dem Deutschen Genossen-schaftsverband – dem früheren AllgemeinenVerband der deutschen Genossenschaften –angehörte, blieb außen vor.

Damit war 1924 ein Verband als "Verband derVerbände" entstanden, zu dessen Mitgliedsver-bänden weit über 2.000 Genossenschaftengehörten. Es bestand die berechtigte Hoffnung,dass der neue Hauptverband die Aufgaben

eines Spitzenverbandes erfüllen könnte und sich als die lang ent-behrte, einheitliche und leistungsfähige Reichsorganisation der Bau-genossenschaften bewähren würde. Als wesentliche Aufgabe imBereich der Interessenvertretung stand in der Folge die Mitwirkungbei der Fixierung des Gemeinnützigkeitsrechts im Wohnungswesen.

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Die zum Verband sozialer Baubetriebegehörenden Betriebe (1925)

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5Die Entwicklung des Hauptverbandes bis 1945

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War die Bildung einer Spitzenorganisation der gemeinnützigen Woh-nungswirtschaft also von den Baugenossenschaften ausgegangen, sostanden die Baugesellschaften als älteste Rechtsformgruppe des Wirt-

schaftszweiges zunächst in gewisserWeise außen vor, wenn auch die Bau-genossenschaftsverbände in solidari-scher Weise auch gemeinnützigeKapitalgesellschaften aufgenommenhatten. Hintergrund dafür war diefehlende rechtliche Grundlage derGemeinnützigkeit. Diese wurde erstdurch die Gemeinnützigkeitsverord-nung vom 1. Dezember 1930 (alsDritte Notverordnung des Reichspräsi-denten) rechtlich fixiert. Die Gemein-nützigkeitsverordnung legte unterMitwirkung des Hauptverbandes diePrinzipien der Gemeinnützigkeit fest,wie sie von den Unternehmen der ver-schiedenen Rechtsformen entwickeltworden waren. Sie beschränkte sichaber zunächst auf einen Zirkelschluss:

als gemein nützig galt, wer (vor dem 1. Dezember 1930) als gemein-nützig anerkannt war. Die Mitarbeit an der gesetzlichen Regelung derGemeinnützigkeit war die erste Bewährungsprobe für den neuen Ver-band und seine Aufgabe der Interessenvertretung.

Es folgten weitere gesetzliche Regelungen, so die Reichsausführungs-verordnungen vom 26. März 1931, die Verordnung zur weiteren Aus-führung der Ge meinnützigkeitsverordnung vom 22. August 1931sowie die Verordnung über die Organe der staatlichen Wohnungspoli-tik vom 22. Oktober 1931. So wurden zunächst die gemeinnützigenWohnungsunternehmen, in der Folge auch die Prüfungsverbändesowie der Spitzenverband systematisch zu Organen der staatlichenWohnungspolitik umfunktioniert.

Ungeachtet der zunehmenden staatlichen Einflussnahme war der Sta-tus als gemeinnütziges Unternehmen, das einem Prüfungsverbandangehörte, wegen der Steuervergünstigungen sehr attraktiv. Schon in den 1920er Jahren waren sogenannte industrieverbundene Wohnungsunternehmen in genossenschaftlicher Rechtsform, die aus-schließlich Wohnungen für Angehörige eines bestimmten Industrieun-ternehmens bauten und bewirtschafteten, dem jeweils zuständigenPrüfungsverband beigetreten, um die steuerlichen Vorteile genießenund staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen zu können. Der tra-ditionelle, unmittelbare Werkswohnungsbau hingegen erhielt keine

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"Die Genossenschaftsfamilie"1931

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staatliche Förderung. Nicht zuletzt deshalb haben Industriekonzernein den 1930er Jahren ihre Wohnungsbestände und Wohnungsbauak-tivitäten in rechtlich selbständige Kapitalgesellschaften ausgelagert,die nach der staatlichen Anerkennung der Gemeinnützigkeit Mitglie-der der Prüfungsverbände wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Grün-dung von 3 Wohnungsgesellschaften durch die Vereinigte StahlwerkeAG, dem größten deutschen Montankonzern, im Jahre 1933.

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933begann die "Gleichschaltung" der gemeinnützigen Wohnungsunter-nehmen und ihrer Verbände. Deren Führungsgremien wurden nachder "Säuberung von marxistisch-demokratischen Elementen" – so der Verbandsdirektor des Hauptverbandes, Oberregierungsrat a.D. Dr. Weber, im "Deutschen Bauvereinskalender" von 1935 – mitregimefreundlichen Persönlichkeiten besetzt. An die Stelle der demo-kratischen Verbandsstrukturen trat das "Führerprinzip". Der Katholi-sche Siedlungsdienst in Berlin, die 1926 als "Verband Wohnungsbau"gegründete Koordinationsstelle der katholisch-kirchlichen Wohnungs-unternehmen, musste seine Tätigkeit einstellen.

Mit dem Gesetz zur Sicherung der Gemeinnüt-zigkeit im Wohnungswesen vom 14. Juli 1934erhielten die Reichsregierung und die oberstenBehörden der Länder die Möglichkeit einerbesonderen Überprüfung der gemeinnützigenWohnungsunternehmen und ihrer Verbände;damit war der Wirtschaftszweig unter Staats-aufsicht gestellt. Die Führung des Hauptverban-des musste diesen weiteren, erheblichen Eingriffin die Selbstverwaltung hinnehmen. Zugleichwurde die Anerkennung der Gemeinnützigkeitgenauer geregelt durch das Gesetz über dieBeaufsichtigung und Anerkennung ge mein-nütziger Wohnungsunternehmen vom 26. März1934. Nun hatten sich auch die gemeinnützigenWohnungsgesellschaften – wie die Genossen-

schaften – einer Prüfung zu unterziehen und einem Prüfungsverbandanzuschließen, der die Pflichtprüfung durchzuführen hatte. Der Ver-band wurde daher mit selbem Datum in "Hauptverband deutscherWohnungsunternehmen (Baugenossenschaften und -gesellschaften)"umbenannt, womit verdeutlicht wurde, dass ihm nun auch Woh-nungsunternehmen anderer Rechtsform als der Genossenschaft angehörten. Damit waren nun beide Zweige der gemein nützigenWohnungswirtschaft in einem Verband vereinigt und aus der bauge-nossenschaftlichen Verbandsorganisation die Vertretung des gesam-ten Wirtschaftszweiges geworden. Das Gesetz vom 26. März 1934

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Reichskleinsiedlung "Am Hart", GWG München, Baujahr 1930

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legte das Regionalprinzip reichsweit verbindlich fest und machte denHauptverband zum Pflichtverband aller 12 durch den Reichssiedlungs-kommissar zugelassenen regionalen Prüfungsverbände. Mit Wirkungvom 1. Januar 1935 wurden 4 Prüfungsverbände, die keine Zulassungerhalten hatten, aufgelöst.

Am 28. Februar 1938 wurde der Hauptverband mit dem Reichsver-band der Heimstätten vereinigt. Rechtliche Grundlage war ein Erlassdes inzwischen für die Wohnungswirtschaft zuständigen Reichs-arbeitsministers vom selben Datum, mit dem eine neue Satzunggegeben wurde. Der erweiterte Verband erhielt den Namen "Reichs-verband der deutschen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen".Durch die Aufnahme der Heimstätten waren nun die privatwirtschaft-lichen Träger mit den originär staatlichen Organen der Wohnungs-politik zusammengelegt und der Aufsicht des Reichsarbeitsministersunterstellt. Präsident des Reichsverbandes wurde Dr. Julius Brecht, der die Notwendigkeit der Einheit des gemeinnützigen Wohnungs-wesens durch Zusammenfassung von Wohnungsunternehmen undHeimstätten betonte; das Wirken als Einheit, so Brecht, sei wichtiger

als die Gruppeninteressen der Verbände. DemReichsverband gehörten nun 15 Prüfungsver-bände und 21 Heimstätten an, also insgesamt 36 unmittelbare Mitglieder. Die Mitgliedsunter-nehmen der Prüfungsverbände waren mittel-bare Mitglieder.

Am 29. Februar 1940 beschloss schließlich dieReichsregierung das auf der Grundlage derGemeinnützigkeitsverordnung von 1930 auf-bauende Wohnungsge meinnützigkeitsgesetz(WGG), das bis zu seiner Aufhebung am 31. Dezember 1989 die Grundlage des Gemein-nützigkeitsrechts in der Wohnungswirtschaftdarstellte.

Die "Gleichschaltung" des schon in den letzten Jahren der WeimarerRepublik relativ staatsnahen gemeinnützigen Wohnungswesens hattezunächst den Zweck, die Tätigkeit der Unternehmen und der Ver-bände nach den Zielen der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitikauszurichten. Letztlich sollten alle Ressourcen und Strukturen derdeutschen Volkswirtschaft, auch der Wohnungsbau, der Aufrüstungdes Reiches dienstbar gemacht werden. In diesem Zusammenhangerfolgte auch die Verleihung des Titels eines Reichswirtschaftsführersan den Präsidenten des Reichsverbandes, Julius Brecht, fast automa-tisch.

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Zerstörung Magdeburgs

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Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden bereits Planungenfür ein großes Wohnungsbauprogramm für die Nachkriegszeit entwi-ckelt, wobei man natürlich einen deutschen Sieg voraussetzte. Umdieses Programm zu verwirklichen, sollten Kapazitäten gebündelt undder Verwaltungsaufwand in den Unternehmen minimiert werden. Die Reichsführung drängte deshalb auf die Verschmelzung kleinererUnternehmen zu größeren, leistungsstärkeren Einheiten. Demgemäßstellte die Durchführungsverordnung zum WGG vom 23. Juli 1940fest, dass für den Fortbestand eines gemeinnützigen Wohnungsunter-nehmens ein volks- oder wohnungswirtschaftliches Bedürfnis beste-hen müsse, anderenfalls eine Verschmelzung mit anderen Unterneh-men zu erfolgen habe. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen volks-wirtschaftlich überflüssig war, oblag, sofern keine ‘freiwillige’, ein-vernehmliche Fusion erreicht werden konnte, den Behörden. Bei der Realisierung der Verschmelzungen, die im Wesentlichen bis Ende1943 abgeschlossen waren, haben die wohnungswirtschaftlichen Ver-bände mit den Behörden zusammengearbeitet, wie es ein Erlass desReichsarbeitsministers vom 14. August 1940 vorsah. Verständlicher-weise gab es vor allem bei den Baugenossenschaften, d.h. in derRechtsformgruppe mit den meisten Klein- und Kleinstunternehmen,die daher viel stärker betroffen war als die Kapitalgesellschaften,Widerwillen und Widerstand gegen die Forderung nach Aufgabe derSelbständigkeit. Oft haben die Verbände in Verhandlungen eine füralle jeweils beteiligten Unternehmen erträgliche Lösung gefunden.

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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Grevenbroich-Gustorf Provinzstraße 1, erbaut 1927(Erftsiedlungsgenossenschaft GindorfeG)

Troisdorf Römerstraße(Gemeinnützige Wohnungsbaugenossen-schaft Troisdorf eG)

© ESG

© ESG

© GWG Troisdorf

© GWG Troisdorf

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BremenAltenescherstraße, um 1930(GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnenund Bauen, Bremen)

MünchenSchweiger-/Lilienstraße(GWG Städtische WohnungsgesellschaftMünchen mbH)

© GEWOBA

© GWG München

© GWG München

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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HerneMont-Cenis-Straße, 1950(Ketteler Baugenossenschaft Herne eG)

Mülheim an der RuhrFichtestraße(Mülheimer Wohnungsbau eG)

© Ketteler Baugenossenschaft Herne eG

© Ketteler Baugenossenschaft Herne eG

© MWB

© MWB

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Mülheim an der RuhrDickebank(Mülheimer Wohnungsbau eG)

HamburgBunsenstraße(SAGA GWG, Hamburg)

© MWB

© MWB

© SAGA GWG

© SAGA GWG

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6Die Entstehung des Gesamtverbandes gemeinnütziger Wohnungsunternehmen(GGW)

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Durch den politischen und militärischen Zusammenbruch von 1945und die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen war die reichs-einheitliche Organisation der gemeinnützigen Wohnungswirtschaftzerfallen. Dagegen waren lokale und regionale Organisationen beste-hen geblieben. Die Prüfungsverbände konnten ihre Tätigkeit fort-setzen, auch ihre regionale Abgrenzung blieb größtenteils erhalten.Schon bald wurde allerdings die Notwendigkeit deutlich, über diezonale Organisation hinaus zu einer Zusammenarbeit zu kommen.

Die Probleme dabei lagen auf der Hand: dertotale Zusammenbruch hatte die Frage nachdem staatlichen Ansprechpartner aufgeworfen.Auch über die weitere Entwicklung des Reichs-verbandes, der offiziell zunächst noch existierte,herrschte Unklarheit.

Daher kam es zu der Gründung eines Spitzenver-bandes der gemeinnützigen Wohnungswirt-schaft zunächst nur in der britischen Zone. Am17. Juni 1946 wurde in Bielefeld von den Ver-bänden der Wohnungsunternehmen in Nord-westdeutschland, Westfalen und dem Rheinlandsowie den Heimstätten in Schleswig-Holstein,Niedersachsen, Westfalen und dem Rheinlandder "Gesamtverband gemeinnütziger Woh-nungsunternehmen" (GGW) gegründet. Dr. Ger-

hard Weisser, der Generalsekretär des Zonenbeirates, wurde zumPräsidenten gewählt und Hamburg zum Sitz des Verbandes bestimmt.Die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburgerfolgte am 28. Mai 1948. Der Verband sollte die Arbeit des Reichs-verbands nach dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz übernehmen.

Die weitere Entwicklung war völlig ungewiss. Den Teilnehmern derGründungsversammlung war nicht klar, ob und inwieweit der frühereHauptverband seine Tätigkeit würde fortsetzen können. Einig warman sich, dass die zu dieser Zeit bestehende Rechtsunsicherheit nurdurch Gründungen von Zonenvereinigungen überbrückt werdenkonnte. Auch die Ablehnung jedes Zentralismus durch die Alliiertensprach dafür, die weitere Entwicklung ‘von unten her’ in die Hand zunehmen. Die notwendige Zustimmung der Besatzungsmächte zu Ver-bandsgründungen brachte ohnehin Abhängigkeiten mit sich, die dieHandlungsfreiheit einschränkten. Insofern schien es den Teilnehmernangebracht, zunächst zonale Vereinigungen zu schaffen.

Dennoch stand bereits zu diesem Zeitpunkt die Frage einer überzona-len Gesamtorganisation im Raum. Darauf weist schon der Name"Gesamtverband" hin. Im ursprünglichen Satzungsentwurf hatte man

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Im 2. Weltkrieg wurden viele Wohn-gebäude zerstört

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auch alle drei westlichen Besatzungszonen als Tätigkeitsgebietgenannt, was dann aber durch die Beschränkung auf die britischeZone ersetzt wurde. In der Gründungssitzung des GGW wurde auf dieNotwendigkeit eines späteren überzonalen Verbandes hingewiesen.

Unklarheit bestand auch in der Frage, wer dafür zuständig war, denneuen Verband als Spitzenverband im Sinne des Wohnungsgemein-nützigkeitsgesetzes und als Organ der staatlichen Wohnungspolitikanzuerkennen. Im Deutschen Reich war dafür der Reichsarbeitsminis-ter zuständig gewesen, aber nun fehlte jede Zentralgewalt. So gingman zunächst davon aus, dass die Anerkennung der zonalen briti-schen Militärregierung oblag. Es sollte sich jedoch herausstellen, dassdie Militärregierungen in der Verordnung Nr. 57 die Kompetenzen desReichsarbeitsministers auf die Länder übertragen hatten.

Daher bemühte man sich bei den Ländern um die Anerkennung alsSpitzenverband im Sinne des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes.Ein entsprechendes Schreiben an die 4 Landesregierungen der briti-schen Zone erging am 6. Juni 1947. Darin legte der Geschäftsführerdes GGW, Erich Klabunde, noch einmal die Motive der Gründung dar:"Alleiniger Spitzenverband der gemeinnützigen Wohnungswirtschaftim Sinne des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes war früher derReichsverband des deutschen gemeinnützigen Wohnungswesens e.V.Nachdem der Spitzenverband seine ihm gesetzlich obliegenden Funk-tionen seit dem Zusammenbruch nicht mehr ausüben konnte und diein der britischen Zone ansässigen Prüfungsverbände und Heimstättenals frühere unmittelbare Mitglieder des Reichsverbandes aus sachli-cher Begründung und Notwendigkeit eine Dachorganisation für drin-gend erforderlich hielten, haben sie bereits im Sommer 1946 in einerTagung in Bielefeld als neuen Spitzenverband den ‚Gesamtverbandgemeinnütziger Wohnungsunternehmen‘ mit Sitz in Hamburggegründet."

Die Anerkennung als Spitzenverband im Sinne des Wohnungsgemein-nützigkeitsgesetzes erfolgte in Schleswig-Holstein durch Beschluss derLandesregierung vom 8. September 1947, in Nordrhein-Westfalendurch den Landesminister für Wiederaufbau am 25. September 1947,in Niedersachsen am 3. De zem ber 1947 durch den Minister fürArbeit, Aufbau und Gesundheit und zuletzt in Hamburg durchSenatsbeschluss vom 5. März 1948. Damit hatte der Gesamtverbandin der britischen Zone die Stellung des alten Reichsverbandes einge-nommen.

Doch die Probleme waren noch nicht restlos beseitigt. Es blieb weiter-hin unklar, welches Land für die Anerkennung als Organ der staatli-chen Wohnungspolitik verantwortlich war. Hier setzte sich die

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Auffassung durch, die Anerkennung habe durch das Land zu erfol-gen, in dem sich der Sitz des Verbandes befinde – also Hamburg. Sieerfolgte dann auch am 5. März 1948 durch den Hamburger Senat.Auch die Frage der Zuständigkeit der Staatsaufsicht war zunächstumstritten. Nordrhein-Westfalen hatte im November 1947 die Bildungeines Länderausschusses angeregt, während aus Schleswig-Holsteinder Vorschlag kam, Hamburg die Aufsicht zu übertragen. Im Februar1948 einigte man sich schließlich auf die Bildung eines Länderaus-schusses. Dabei handelte es sich nach Auffassung des Gesamtverban-des aber keineswegs um einen Prüfungsausschuss. Der Ausschusssollte vielmehr nur die allgemeine Aufsicht über das gemeinnützigeWohnungswesen ausüben, mit Kompetenzen bezüglich der Satzun-gen und Prüfungsrichtlinien. Ihm oblag nicht die Prüfung derGeschäftsführung und des Jahresabschlusses. Das Wohnungswirt-schaftsamt der Stadt Hamburg schloss sich mit Schreiben vom 11. Juni 1948 an die anderen beteiligten Landesregierungen dieserAuffassung an.

Die Schwierigkeiten hinsichtlich der Anerkennung des GGW als Spit-zenverband im Sinne des Ge meinnützigkeitsgesetzes weisen auf dieProblematik hin, in der sich der GGW aufgrund der Unklarheit desVerhältnisses von Wohnungswirtschaft und Staat befand, was Ger-hard Weisser auf dem Verbandstag von 1947 beklagte. Er mahnteeine klare organisatorische Lösung an. Die Bedürfnisse der Woh-nungswirtschaft dürften nicht gegenüber denen anderer Wirtschafts-zweige zurückstehen.

Die Unsicherheit in den rechtlichen Fragen hatte dann auch Folgen,als es darum ging, einen Spitzenverband für alle westlichen Zonen zubilden. Bereits Ende 1947 bildeten der Gesamtverband und dieArbeitsgemeinschaft der süddeutschen Verbände einen Koordinie-rungsausschuss. Die Verbände der amerikanischen und französischenZone schlugen im Januar 1948 eine Stärkung der interzonalen Zusam-menarbeit vor, die von Frankfurt am Main aus betrieben werdensollte. So bildete der GGW am 6. Juli 1948 zusammen mit derArbeitsgemeinschaft der süddeutschen Verbände die "Arbeitsgemein-schaft der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft" in Frankfurt unterVorsitz von Gerhard Weisser. Ursprünglich hatte man im Januar 1948auch die ostdeutschen Verbände zur Gründung der Arbeitsgemein-schaft eingeladen. Die politische Entwicklung stand aber einer sol-chen gesamtdeutschen Regelung entgegen.

Wegen der Anerkennungsproblematik einigte man sich in den Ver-handlungen darauf, keinen neuen Verband zu gründen, sondern dieAusdehnung des Gesamtverbandes über den Beitritt der süddeut-schen Verbände zu erreichen. Diese Entscheidung wurde auf der Vor-

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standssitzung der Arbeitsgemeinschaft am 6. November 1948 getrof-fen. Zugleich verständigte man sich darauf, den Sitz des Verbandesvon Hamburg nach Frankfurt zu verlegen. Doch dazu kam es nicht.Wiederum war es die rechtliche Problematik, die dazu führte, dasslediglich die Geschäftsstelle verlegt wurde, der offizielle Sitz des Ver-bandes aber in Hamburg blieb. Die Verlegung der Geschäftsstelleerfolgte am 25. März 1949. Die Frage des endgültigen Sitzes sollte –auch in Hinblick auf den späteren Sitz einer Zentralregierung – später

durch die Mitgliederversammlung entschiedenwerden.

Eine wesentliche Satzungsänderung wurde vor-genommen: die Unternehmen galten nun nichtmehr als mittelbare Mitglieder, was sie nach §3Abs.1 Satz 2 der alten Satzung waren ("Die denPrüfungsverbänden angehörenden Unterneh-men sind mittelbare Mitglieder"). Entsprechendhatte sich der Verband als "Vereinigung dergesetzlichen Prüfungsverbände, der Heimstättenund der Wohnungsunternehmen gemeinnützi-ger und genossenschaftlicher Art" (§1 Abs.2 der

alten Satzung) verstanden. Nun wurde er eindeutig als ‘Verband derVerbände’ konstituiert, was die Frage nach der Stellung der Heimstät-ten aufwarf, die ja auch unmittelbare Mitglieder waren. Es wurdeetwa darüber diskutiert, wie das Stimmrecht der Heimstätten auszu-üben sei, denn es bestand die Gefahr der Majorisierung der Verbändedurch die Heimstätten. Anderseits fürchtete man eine Abspaltung derHeimstätten vom Gesamtverband. Letztlich blieb es bei der altenRegelung, die die Heimstätten den Regionalverbänden gleichstellte.Die mögliche Gefahr einer Spaltung in zwei getrennte Gesamtver-bände war somit abgewendet.

Beim Gesamtverbandstag am 31. März 1949 in Schönberg bei Kron-berg im Taunus wurde dann durch den Beitritt der Verbände mit Sitzin der amerikanischen und französischen Zone sowie des Berliner Ver-bandes und der Zustimmung zur neuen Satzung der "Gesamtverbandgemeinnütziger Wohnungsunternehmen e.V." (GGW) als Spitzenver-band für die Westzonen gegründet. Dies kann als zweite die Geburts-stunde des GdW gelten. Endlich war nach dem Zweiten Weltkriegwieder ein einheitlicher Spitzenverband für die gesamte gemeinnüt-zige Wohnungswirtschaft auf dem Gebiet der wenig später gegrün-deten Bundesrepublik Deutschland geschaffen worden. Die Arbeits-gemeinschaft der süddeutschen Verbände wurde aufgelöst. Dem Vor-stand gehörten die Herren Dr. Vormbrock, Dr. Mewes, Dr. Bodien,Erich Klabunde und Glade an. Klabunde wurde erster Verbandsdirek-tor des GGW.

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München, Hechtseestraße, 1. Bauteil, 1949

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Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland stellte sich dieFrage, ob die Anerkennung des Gesamtverbandes als Spitzenverbandauch durch die Bundesregierung bzw. den Bundeswohnungsministerzu erfolgen habe. Zu diesem Zeitpunkt war die Anerkennung nurdurch die Länder der britischen Zone erfolgt. Es stand also auch nochdie Anerkennung durch die übrigen Länder aus. Es wurde nun erwo-gen, einen Antrag auf Anerkennung sowohl bei diesen als auch beider Bundesregierung zu stellen. Dies wurde jedoch verworfen, undman verzichtete auf einen formellen Antrag. Stattdessen setzte sichdie neue Rechtsauffassung durch, wonach eine Anerkennung durchden Wohnungsbauminister nicht nötig war, da zur Zeit der Anerken-nung die Bundesrepublik noch nicht bestand. Damit galt der Grund-satz, dass die Anerkennung in einem einzigen Land verbindlich fürdas gesamte Bundesgebiet war. Diese Frage sollte später noch vonBedeutung sein.

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7Die Entwicklung des Verbandes bis zur Aufhebung des Wohnungsgemein nützigkeitsgesetzes

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Der neue Gesamtverband hatte von Beginn an mit einigen strukturel-len Problemen zu kämpfen. Dazu gehörte das Verhältnis von Woh-nungsunternehmen und Heimstätten, die im Zuge der nationalsozia-listischen Gleichschaltung in einem Verband zusammengefasst wor-den waren. Die Unternehmen hatten das Problem, dass sie nach derSatzung nicht mehr als mittelbare Mitglieder galten und daher nurnoch über ihre regionalen Prüfungsverbände, also nicht mehr direktauf der Gesamtverbandsebene, Einfluss auf den Verband ausübenkonnten. Diese Probleme waren schon bei der Satzungsdebatte 1948diskutiert worden.

Am 8. Februar 1951 wurde Dr. Julius Brecht, der frühere Vorsitzendedes Reichsverbandes, zum Verbandsdirektor gewählt. Zu diesem Zeit-punkt wurde auch ein Arbeitsausschuss gebildet, der einen Satzungs-vorschlag ausarbeiten sollte, um die angesprochenen Probleme zulösen. Zunächst wurde die Frage der Sitzverlegung entschieden. Nach-dem die Bundesregierung ihren Sitz in Bonn genommen hatte, einigteman sich darauf, den Sitz des Verbandes von Hamburg nach Köln zuverlegen. Auf dem Verbandstag am 26. Mai 1951 wurde die Satzungentsprechend geändert. Hier wurde auch eine Besserstellung derUnternehmen beschlossen: sie konnten nun beratende Personen zuden Organen des Verbandes entsenden.

Die Satzungsdiskussion zog sich dann noch weiter hin. Erst 1955 kames zu weiteren Reformen. Es handelte sich dabei nicht um eineNovelle der bestehenden Satzung, sondern, so Brecht, um eine völligneue Satzung, die dem Gesamtverband seine endgültige Strukturgab. Die Unternehmen erhielten eine neue Rechtsstellung und Ein-flussmöglichkeiten auf der Gesamtverbandsebene, ohne allerdingswieder als mittelbare Mitglieder anerkannt zu werden. Durch dasneue Gremium der Konferenzen, bei denen die Unternehmen durch120 Delegierte direkt vertreten waren, wurde eine Zwischenstufegebildet. Damit wurde ein Mitwirkungsverhältnis für die Unterneh-men durch Delegierte geschaffen. Diese Lösung lehnte sich an dieReglung vor 1933 an, als die Unternehmen durch 150 Vertreter beimHauptverband vertreten waren.

Auch die Stellung der Heimstätten wurde geändert. Sie waren nichtlänger unmittelbare Mitglieder, sondern über ihre Vereinigung, die"Bundesvereinigung deutscher Heimstätten", als außerordentlichesMitglied vertreten. Die neue Satzung wurde auf der Gesamtverbands-sitzung am 10. Dezember 1955 beschlossen. Damit gehörten demGesamtverband 9 Prüfungsverbände als unmittelbare Mitglieder unddie Bundesvereinigung der Heimstätten als außerordentliches Mitgliedan. Es war gelungen, "die Auseinandersetzungen über das VerhältnisHeimstätten / Prüfungsverbände / Wohnungsunternehmen zu einem

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Logo des Gesamtverbandes GGW, dasdas G mit einem Mauerwerk vereinte.

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Abschluss" zu bringen (Julius Brecht) und eine einheitliche Spitzenor-ganisation der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft herzustellen. DieZustimmung der Heimstätten zu dieser Lösung kann als erneutes Bei-spiel für die Solidarität im gemeinnützigen Wohnungswesen gesehenwerden.

Im GGW bestand (und im GdW besteht heute) außerdem eine "Bun-desarbeitsgemeinschaft kirchlicher Wohnungsunternehmen", zu dersich die Verbände der Wohnungsunternehmen der beiden großen Kirchen, und zwar der 1947 wiedergegründete Katholische Siedlungs-dienst e.V. (Köln) und das 1952 gegründete Evangelische Siedlungs-werk in Deutschland e.V. (Nürnberg), zusammengeschlossen haben.Die kirchlichen Wohnungsunternehmen sind jedoch auch Mitgliederihrer jeweiligen Regionalverbände.

In der Zwischenzeit war der Gesamtverband auch als Spitzenverbandnach dem Genossenschaftsgesetz anerkannt und ihm das Prüfungs-recht verliehen worden. Es war zunächst unklar gewesen, ob dies not-wendig sei, da eine eigene Prüfungstätigkeit nicht vorgesehen war,wie der Vorstand des GGW bei seiner Sitzung am 7. Februar 1951 inSiegburg feststellte. Allerdings sah man die Verleihung des Prüfungs-rechts als Bedingung für die Revision der Prüfungstätigkeit der Ver-bände, die zu den Aufgaben des Gesamtverbandes gehörte. Mansprach sich außerdem dafür aus, dem GGW innerhalb des Genossen-schaftswesens die gleiche Stellung wie anderen Spitzenverbänden

einzuräumen. Auch der alte Reichsverband hattedas Prüfungsrecht besessen. Man stellte darauf-hin mit Schreiben vom 26. April 1951 an dasBundeswirtschaftsministerium den Antrag aufVerleihung des Prüfungsrechts nach dem Genos-senschaftsgesetz. Nachdem die niedersächsischeLandesregierung anfängliche Bedenken gegenden Antrag aufgrund möglicher Kollisionen mitdem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz zurück-zog und auch die Frage der Zuständigkeit end-gültig geklärt war, entsprach das Bundeswirt-schaftsministerium am 25. September 1951 demAntrag des GGW. Aufgrund der SonderstellungBerlins musste hier eine weitere Verleihung erfol-gen. Dies geschah ein Jahr später, am 2. Oktober1952.

Schon bald sollte ein neues Problem entstehen. Das Saarland kam am1. Januar 1957 zur Bundesrepublik Deutschland. Damit stellte sich dieFrage nach der Mitgliedschaft des saarländischen Prüfungsverbandesim GGW. Prüfungsverband im Saarland war der "Saarländische

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München, Griegstraße, 1952

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Genossenschaftsverband e.V.". Einer Mitgliedschaft dieses Verbandesim GGW standen die Bestimmungen des Wohnungsgemeinnützig-keitsgesetzes und entsprechende Regelung in der Satzung des GGWentgegen, wonach Mitglieder des GGW nicht Mitglied eines anderenSpitzenverbandes im Sinne des Genossenschaftsgesetzes sein konn-ten. Dies war im Saarland aber der Fall, weil der Genossenschaftsver-band nicht nur aus Wohnungsgenossenschaften bestand. Daher kames zu einer Sonderregelung. Der Gesamtverbandstag vom 4. Mai1965 beschloss eine Satzungsänderung, die dem SaarländischenGenossenschaftsverband den Beitritt zum GGW ermöglichte. DieseAusnahmeregelung war nicht unumstritten. Von staatlicher Seitewurde moniert, dass sie dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzwidersprechen würde.

Das Verhältnis zum Staat sollte in der Folgezeit ohnehin noch einmalzum Problem werden. Im Rahmen der Bemühungen um eine Reformdes Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes, die seit den 1950er Jahrenangestrebt wurde, versuchten staatliche Stellen, die Staatsaufsichtüber die gemeinnützige Wohnungswirtschaft auszudehnen. Hier ginges in erster Linie um die Frage des Prüfungsrechts. Die gemeinnützigeWohnungswirtschaft hatte es immer abgelehnt, Jahresabschlüssestaatlichen Stellen vorzulegen. Insgesamt waren auch nach 1945 Tendenzen zu erkennen, die gemeinnützige Wohnungswirtschaftstaatlicherseits zu instrumentalisieren. So hatte Bundeswohnungsbau-minister Paul Lücke 1958 erklärt, durch die gesetzlichen Regelungenseien die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen "wesensgemäßInstrumente der staatlichen Wohnungspolitik."

Demgegenüber vertrat der Gesamtverband die Auffassung, eineReform des Gemeinnützigkeitsrechts im Wohnungswesen habe aufden Grundgedanken der Verordnung von 1930 zurückzugehen. Ausder Zeit des Nationalsozialismus stammende und dirigistische Geset-zesbestimmungen sollten entfallen, um die Selbstverwaltung desgemeinnützigen Wohnungswesens zu stärken und staatlichem Diri-gismus entgegenzuwirken. Das Bundeswohnungsbauministerium sei-nerseits stellte die Rechtmäßigkeit der Anerkennung des GGW alsSpitzenverband im Sinne des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes inFrage. Eine solche Anerkennung sei bundesweit nicht erfolgt, dahermüsse ein neuer Antrag gestellt werden.

Auf Seiten des GGW argwöhnte man, die dann neu zu erteilendeAnerkennung werde an Bedingungen geknüpft sein, die die Staats-aufsicht in unzulässiger Weise ausdehnen würden. Man vertrat dieAuffassung, dass die Anerkennung in den Ländern genüge, da es1947 noch keine Bundesregierung gegeben habe. Im übrigen sei derGGW inzwischen fast zwanzig Jahre lang als Spitzenverband angese-

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hen worden, so dass sich diese Frage nicht mehr stelle. Der GGWhatte schon 1948 bei den Verhandlungen um die Anerkennung desdamaligen Spitzenverbandes für die britische Zone darauf hingewie-sen, dass dem Staat nur die allgemeine Aufsicht über die gemeinnüt-zige Wohnungswirtschaft zustehe, die zwar das Recht beinhalte,Satzungsänderungen und Prüfungsrichtlinien zu genehmigen, nichtaber das Recht, die Geschäftsführung und die Jahresabschlüsse zuprüfen. Dieser Auffassung war seinerzeit zugestimmt worden.

Diese Auseinandersetzung hatte sich Ende der 60er Jahre entwickelt.Als der Gesamtverband es Ende 1967 ablehnte, dem Bundeswoh-nungsbauministerium seinen Jahresabschluss und den Bericht überseine Prüfung vorzulegen, reagierte Bonn, indem man sich mit Schreiben vom 14. August 1968 beim Gesamtverband nach der Aner-kennung als Spitzenverband in den Ländern der ehemaligen französi-schen und amerikanischen Besatzungszone erkundigte. Nachdem derGGW seine bereits geschilderte Rechtsauffassung dargelegt hatte,setzte das Ministerium dem am 13. Juni 1969 entgegen, die Anerken-nung in den Ländern der britischen Zone sei ausdrücklich auf derenGebiet beschränkt gewesen. Die aus der Sachlage entstehendeRechtsunsicherheit sei nur durch einen neuen Antrag des Gesamtver-bandes zu beheben. Das Ministerium bestätigte dann die Befürchtun-gen des GGW, indem es äußerte, einem solchen Antrag sei derJahresabschluss und der zugehörige Prüfungsbericht beizufügen. DerGGW dagegen erklärte dem Ministerium gegenüber am 30. Januar1970, dass man keinen Antrag stellen würde, aber eine Bestätigungzur Klarstellung wünsche.

Letztlich sollte sich der GGW mit seiner Auffassung durchsetzen. Am27. August 1975 wurde ihm die Stellung als Spitzenverband im Sinnedes Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes durch das Wohnungsbau-ministerium ausdrücklich bestätigt; wegen verwaltungstechnischerGründe, nämlich einem Wechsel an der Spitze des Ministeriums, warder Gegenstand in der Zwischenzeit nicht mehr verfolgt worden. ImGegenzug wurde im Dezember 1975 die umstrittene Sonderregelungin der Satzung für den saarländischen Genossenschaftsverband, die in Konflikt mit dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz stand, gestri-chen, die Ausnahmeregelung für das Saarland aber bestätigt. Zu einerumfassenden gesetzlichen Neuregelung der Wohnungsgemeinnützig-keit kam es vorerst nicht. Statt einer grundsätzlichen Reform wurdediese Frage gesetzlich weiterhin durch eine Fülle von Einzelvorschrif-ten geregelt.

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8Die Prüfungsverbände in der DDR

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In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gab es 1945 zwei Prüfungs-verbände, und zwar einen Verband für die Länder Sachsen, Branden-burg und Mecklenburg mit Sitz in Dresden (zuständig für 280Genossenschaften und 33 Gesellschaften) sowie einen Verband fürdie preußische Provinz Sachsen und die Länder Thüringen und Anhaltmit Sitz in Merseburg (zuständig für 169 Genossenschaften und 21Gesellschaften). Für das Gebiet von Groß-Berlin war seit der Teilungdes Verbandes Berliner und schlesischer Wohnungsunternehmen imJahre 1941 der Verband Berliner Wohnungsunternehmen zuständig.Die administrative Teilung der Hauptstadt seit der Blockade von 1948führte dazu, dass der Berliner Verband seine Tätigkeit seit Mai 1949auf den Westteil Berlins beschränken musste, während für den Ostteilkein eigener Verband gebildet wurde.

Da die gemeinnützigen Kapitalgesellschaften in der SBZ und im Ost-sektor von Berlin seit 1948 enteignet und ihre Häuser und Grundstü-cke in ‘Volkseigentum’ überführt wurden, hatten die Verbände inDresden und Merseburg bald ausschließlich Genossenschaften zuprüfen. Das genossenschaftliche Eigentum galt in der im Oktober1949 gegründeten DDR als niedere Eigentumsform gegenüber demVolkseigentum. Der Anteil des letzteren am Wohnungsbestand solltemit allen legalen Mitteln erhöht werden, weshalb sich die Wohnungs-genossenschaften bis 1953 in einer Defensivposition befanden unddurch staatliche Eingriffe in manchen Fällen ein Konkurs herbeige-führt wurde. Das Genossenschaftsgesetz wurde faktisch außer Kraftgesetzt, jedoch nicht aufgehoben. Im Zuge der wirtschaftspolitischenKurskorrektur des Jahres 1953 änderte der Staat seine Politik gegen-über den Genossenschaften, die fortan stärker in die sozialistischeEntwicklung eingebunden werden sollten.

Zu den wirtschaftspolitischen Konsequenzen, die aus dem Aufstandvom Juni 1953 gezogen wurden, gehörte auch der Beschluss, Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften (AWG) als sozialistischeWohnungsgenossenschaften neuen Typs zu gründen. Am 4. März1954 wurde das Musterstatut für eine AWG bekannt gemacht; imJuni desselben Jahres existierten bereits 127 AWG, und bis 1963 stiegihre Zahl auf 1.300. Die Bildung von AWG war zunächst nur beiGroßbetrieben der industriellen Produktion als ‘Trägerbetrieben’ mög-lich. Zur Prüfung der AWG gründete der Staat am 22. Oktober 1954den "Prüfungsverband der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften",ein unter der Aufsicht des Finanzministeriums stehendes Organ, dasüber die Revisionstätigkeit hinaus auch wirtschaftsleitende Aufgabenausüben sollte. Eine eigenständige Verbandsarbeit im Sinne von Inte-ressenvertretung war, weil mit der Planwirtschaft inkompatibel, nichtvorgesehen.

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Seit 1956 strebte der Staat die ‘Umbildung’ der (alten) gemeinnützi-gen Wohnungsgenossenschaften (GWG) und ihre Gleichstellung mitden Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften an. Auf die GWG wurdeim Sinne der Umbildung Druck ausgeübt, andererseits wurden ihnenfinanzielle Förderung und Vergünstigungen in Aussicht gestellt, wennsie das Musterstatut für die AWG übernahmen und sich dem Prü-fungsverband für die AWG anschlossen. Die weitaus meisten GWGsind diesem Lockruf gefolgt; der Prozeß der Umbildung von 394 dafürgeeigneten GWG begann 1957 und war bis Mitte 1959 abgeschlos-sen. Die ‘alten’ Prüfungsverbände in Dresden und Merseburg habenals letzte Aufgabe die Schlussbilanzen der umbildungswilligen GWGgeprüft und die Umbildungs-Eröffnungsbilanzen aufgestellt unddanach ihre Tätigkeit eingestellt.

Für die Kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV), die unter ande-rem für die Wohnungsbestände der enteigneten Kapitalgesellschaftenzuständig waren, wurde kein Prüfungsverband geschaffen. Es bestan-den allerdings sogenannte Erzeugnisgruppenräte, die in bescheide-nem Umfang Verbandsfunktionen wahrnahmen, indem sie fachlicheInformationen an die einzelnen Betriebe vermittelten; darüber hinaussollten sie den ‘sozialistischen Wettbewerb’ organisieren.

Nach Übernahme der umgebildeten GWG in seine Revisionstätigkeithatte der Prüfungsverband der AWG 1960 insgesamt 1.276 Woh-nungsgenossenschaften mit mehr als 200.000 Wohnungen zu prü-fen. Um den größeren Aufwand personell bewältigen zu können,musste er die Sparkassen und, in einigen Bezirken der DDR, die VEBRechnungsführung und Wirtschaftsberatung in die Revisionstätigkeiteinbeziehen. Diese Regelung wurde 1983 rückgängig gemacht,indem man die bis dahin bei den Sparkassen und den VEB mit derRevision der Genossenschaften befassten Mitarbeiter dem Prüfungs-verband zuordnete. Die ursprüngliche Aufgabenstellung des Verban-des erweiterte sich um Funktionen, die über die Revisionstätigkeithinausgingen; den Wünschen vieler Vorstände von Genossenschaftenentsprechend, nahm der Verband Einfluss auf die Organisation unddie Arbeitsweise der Unternehmen, die seit 1964 stärker auf die Zieleder gesamtstaatlichen Wirtschaftsplanung verpflichtet wurden. Diestaatlichen Zielvorgaben bedingten auch die Zusammenlegung kleine-rer AWG und GWG zu größeren Einheiten. Die zunehmende Bedeu-tung der genossenschaftlichen Wohnungswirtschaft – 1984/85 beliefsich ihr Bestand auf über eine Million Wohnungen – führte schließlichzu einer stärkeren Einbindung auch des Verbandes in die Wirtschafts-verwaltung; so wurde er 1983 Mitglied im zentralen Erzeugnisgrup-penrat.

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Seit dem Herbst 1989 hatten die Wohnungsgenossenschaften, aberauch kommunale Volkseigene Betriebe der Wohnungswirtschaft dasBedürfnis nach einer demokratisch legitimierten Interessenvertretung.Der Prüfungsverband der AWG, der vom Ministerium der Finanzenbeaufsichtigt wurde, konnte diese Rolle nicht übernehmen. Daherwurde auf einer Konferenz der fast 800 Wohnungsgenossenschaftender DDR in Berlin am 13. März 1990 der "Verband der Wohnungsge-nossenschaften in der DDR e.V." gegründet. Er übernahm die Rechts-nachfolge des Prüfungsverbandes der AWG, dessen Existenz endete.Seit dem 1. Juni 1990 galt in der DDR auch faktisch wieder dasGenossenschaftsgesetz, weshalb die Unternehmen neue Organe bil-den und sich neue Satzungen geben mussten.

Es kam im übrigen zur Bildung von regionalen Prüfungsverbändennach den Grenzen der vorgesehenen neuen Bundesländer; zum Teilschlossen sich Wohnungsgenossenschaften und kommunale Betriebeder Wohnungswirtschaft zusammen, in anderen Fällen gründete manbesondere Verbände. Dort, wo Genossenschaften und kommunaleWohnungsunternehmen keinen gemeinsamen Verband hatten, sahendie Satzungen Öffnungsklauseln für die jeweils andere Rechtsformvor.

In der Travemünder Erklärung vom 12. September 1990, drei Wochenvor dem Ende der DDR, bekräftigten der GdW und der Verband derWohnungsgenossenschaften in der DDR ihr gemeinsames Bestreben,im vereinten Deutschland eine stabile und sowohl marktwirtschaftli-che als auch an sozialen Maßstäben orientierte Wohnungswirtschaftzu schaffen. Die Regionalverbände in der DDR erklärten ihre Absicht,nach der Wiedervereinigung den Beitritt zum GdW zu vollziehen.

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9Die Neuordnung des Verbandes nach der Aufhebung des WGG und der Beitritt der ostdeutschen Verbände

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Die langwierige Diskussion über die Aufhebung des Wohnungsge-meinnützigkeitsgesetzes (WGG) im Rahmen der Steuerreform von1990 unter dem Motto "Subventionsabbau" stellte den Verbanderneut vor eine Bewährungsprobe. Die Aufhebung der Gemeinnützig-keit, mit der die rechtliche Grundlage für die Verbandsentwicklungentfiel, brachte die Frage mit sich, ob und wie die Unternehmen ver-schiedener Rechtsform weiterhin unter einem Dach vereint bleibenwürden. Die seit der Jahrhundertwende praktizierte Solidarität zwischen Unternehmen verschiedener Rechtsform stand auf demPrüfstand. Denn der bevorstehende Wegfall des WGG bedeutete,dass die Genossenschaften im Gegensatz zu den Unternehmen anderer Rechtsform auch weiterhin einem Prüfungsverband angehö-ren mussten. Damit standen die Verbandsstrukturen insgesamt zurDiskussion.

Ziel dieser Diskussion musste es sein, "die Familie beieinander zu halten", wie es der Vorstandsvorsitzende des GGW, Jürgen Steinert,auf dem Gesamtverbandstag am 1. Dezember 1988 ausdrückte, alsoweiterhin Genossenschaften und Gesellschaften anderer Rechtsformunter einem Dach zusammenzufassen. Die Organisationsreform, mitder sich eine Satzungskommission beschäftigen sollte, hatte sich die-sem Ziel unterzuordnen. Auch der zweistufige Aufbau des Verbandes,also die Gliederung in Gesamtverband als Verband der Verbände undRegionalverbände, sollte entsprechend dem föderalen Aufbau derBundesrepublik Deutschland und der Aufteilung wohnungspolitischerKompetenzen auf Bund und Länder beibehalten werden.

Am 1. Januar 1990 trat die neue Satzung nach der Beschlussfassungdes Gesamtverbandstages vom 29. November 1989 in Kraft. Der Verband trug nun den Namen "Gesamtverband der Wohnungswirt-schaft" (GdW). In der Präambel heißt es: "Der ‘Gesamtverband derWohnungswirtschaft e.V.’, Köln, entsteht in konsequenter Fortent-wicklung aus dem ‘Gesamtverband Gemeinnütziger Wohnung-unternehmen e.V.‘, Köln, nachdem der Gesetzgeber das Wohnungs-gemeinnützigkeitsgesetz ab 1. Januar 1990 aufgehoben hat. Die Mitglieder des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft sind wiebisher die regionalen Prüfungsverbände sowie 9 Fach- und Interessen-verbände." Als großer Erfolg der Verbandsreform kann somit gewer-tet werden, dass der vollständige Organisationsgrad erhalten blieb.Zugleich war der Verband nun geöffnet worden für neue Mitgliederaus dem Bereich der schon zu Zeiten des WGG steuerpflichtigenWohnungswirtschaft oder der Kreditwirtschaft. Der neue Name"Gesamtverband der Wohnungswirtschaft" war Ausdruck der umfas-senden Mitgliedschaft. Zum Präsidenten wurde der bisherige Vor-standsvorsitzende, Jürgen Steinert, gewählt.

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Neues Logo des Gesamtverbandes derWohnungswirtschaft, kurz GdW, 1990.Der Entwurf von Otl Aicher signalisiertedie Vielfalt in der Einheit in einer zeitgemäßen Form.

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Der nächste große Schritt in der Entwicklung des GdW sollte schonbald folgen: die Aufnahme der Verbände der ostdeutschen Woh-nungswirtschaft nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 und der gleichzeitigen Konstituierung der neuenBundesländer. Am 8. Oktober beschloss ein außerordentlicher Ver-bandstag des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften der DDRe.V. die Auflösung des Verbandes mit Wirkung zum 1. Oktober.

Unter dem Motto "Wir gehören zusammen" fand 3 Wochen nachder Wiedervereinigung, am 24./25. Oktober 1990, in Königswinterder erste gesamtdeutsche Verbandstag statt. Hier wurde die Auf-nahme der Regionalverbände für Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, (Ost-) Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommernvollzogen. Mecklenburg-Vorpommern bildete insofern einen Sonder-fall, als sich dieser Regionalverband rasch unter das Dach des Verban-des norddeutscher Wohnungsunternehmen begab; infolgedessengehören diesem sowohl Unternehmen aus den alten als auch aus denneuen Bundesländern an. Dies gilt auch für den am 9. November1992 gegründeten Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungs-unternehmen e.V., zu dem sich der ehemalige Verband Berliner Woh-nungsbaugenossenschaften und -gesellschaften e.V. (der ursprüngli-che West-Berliner Verband, der bereits im November 1990 unterAusdehnung seines Verbandsgebietes auf Ost-Berlin und Branden-burg den Namen des späteren Regionalverbandes angenommenhatte), der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungswirtschafte.V. (gebildet im Juli 1990 für die volkseigenen Betriebe und ihreNachfolgeunternehmen) und der Verband der Wohnungsgenossen-schaften des Landes Brandenburg e.V. (ebenfalls 1990 entstanden)vereinigt haben. Der Berlin-Brandenburgische Verband ist nach denSitzen seiner Mitgliedsunternehmen und der Verteilung der Woh-nungsbestände ein ostdeutscher Verband, der die 1996 gescheiterteVereinigung der Länder Berlin und Brandenburg vorweggenommenhat.

Der GdW hat den Aufbau einer gegliederten Wohnungswirtschaft inden neuen Ländern gefördert. Die Regionalisierung der Verbände warin den neuen Bundesländern nun ähnlich wie in der alten Bundesre-publik verwirklicht.

Um die demokratische innerverbandliche Meinungsbildung zu stärkenund dem leidigen Problem der vermittelten Mitgliedschaft der Woh-nungsunternehmen gerecht zu werden, wurden mit der Satzungs-änderung 1990 die Bundesarbeitsgemeinschaften (BAG) – demVerbandsrat zugeordnet – aus der Taufe gehoben. Mit den BAGs wer-den die unterschiedlichen Eigentümerstrukturen und Traditionen

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1998 wurde eine einheiltiche Dachmarkeeingeführt, die es jedem Verband, aber auch jedem Mitgliedsunternehmen,ermöglichte, sich als Teil der im GdW organisierten Wohnungswirtschaft auszuzeichnen.

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berücksichtigt. Da die einzelnen Problemlagen und wohnungspoliti-schen Herausforderungen sich je nach Rechtsform z.T. stark voneinan-der unterscheiden, tragen die BAGs wesentlich zum GdW-internenMeinungs- und Willensbildungsbildungsprozess bei. Sie ergänzendamit die Fachausschüsse des Vorstands, die diesen in allen fachlichenFragen beraten und Beschlussempfehlungen abgeben.

Ende 1996 wurde der Gesamtverband in "GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen" umbenannt. Im November 1999verlegte er seinen Hauptsitz nach Berlin.

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10Der GdW in Berlin

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Im folgenden Kapitel wird die Entwicklung des GdW seit Ende der90er Jahre kurz dargestellt. Eckpunkte der interessenpolitischenArbeit dieser Jahre waren dabei das Prüfungswesen, das mit derGründung der GdW Revision AG 1996 neue Impulse bekommenhatte, der Neu- und Aufbau eines europäischen Bildungszentrums ab1997 in Bochum, der Umzug in die Bundeshauptstadt Berlin 1999sowie die Einrichtung des Brüsseler Büros 2002. Die europäische Inte-ressenvertretung des GdW, das Prüfungswesen sowie das besondereEngagement in der Beruflichen Bildung und Personalentwicklung wer-den dabei kurz gesondert skizziert.

Kernpunkt der inhaltlichen Diskussionen zur Weiterentwicklung derStrategie des GdW waren die Beratungen der "Mittelfriststrategie2006-2010", verabschiedet auf dem Verbandstag 2005 in Lübeck. Sie wurde später aktualisiert durch die "GdW-Mittelfriststrategie2011-2015". Ein wesentliches Anliegen der Mittelfriststrategie ist eingemeinsamer Grundkonsens der Wohnungsunternehmen für einnachhaltiges wohnungswirtschaftliches Handeln: "Die im GdW undseinen Mitgliedsverbänden organisierten Unternehmen verfolgen einnachhaltiges Geschäftsmodell. Sie streben eine wirtschaftliche, sozialeund ökologische Nachhaltigkeit und damit eine langfristige und dau-erhafte Rentabilität des eingesetzten Kapitals bei der Bewirtschaftungder Wohnungsbestände an. Dieses nachhaltige Geschäftsmodellmacht die Mitgliedsunternehmen mit ihrer ökonomischen und sozia-len Kompetenz zu wichtigen Partnern der Städte und Gemeinden. Sie haben eine große volkswirtschaftliche Bedeutung und erfüllenwichtige Funktionen für die Gesellschaft. Neues Kapital, das auf diedeutschen Wohnungsmärkte drängt, muss deshalb für ein ökono-misch, sozial und ökologisch nachhaltiges wohnungswirtschaftlichesHandeln gewonnen werden – gerade in Zeiten des sozialökonomi-schen Umbruchs."

10.1Entwicklung des GdW bis 2014

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Die politische und mediale Kommunikation hat der GdW im digitalenZeitalter konsequent und erfolgreich weiter ausgebaut. Zum vielfälti-gen und jederzeit zugänglichen Informationsangebot des GdWgehört insbesondere die 2011 rundum erneuerte Internetseite, aufder von Veranstaltungshinweisen und -berichten über Fachpublikatio-nen, politische Stellungnahmen und Presseinformationen bis hin zuFotogalerien und Verlinkungen zum Social Media-Angebot des GdWumfassende Materialien zeitnah und rund um die Uhr verfügbar sind.Auf Neuigkeiten aus seiner Facharbeit, speziell für seine Mitgliedsun-ternehmen im passwortgeschützten Bereich, weist der GdW regelmä-ßig online hin. Zum stark erweiterten Informationsangebot zählenneben GdW-Arbeitshilfen, -Informationen und -Stellungnahmen aucheinige neue Publikationsformate: In der Reihe "GdW-Argumente"werden politische Themen leicht verständlich sowie kurz und knappauf zwei Seiten erklärt. Im Format "GdW kompakt" werden politischeThemen etwas ausführlicher, aber übersichtlich und auf höchstens 10 Seiten aufgearbeitet. Die Reihe "GdW-Rückblick" bietet ihrenLesern etwa halbjährlich einen Überblick über die wichtigsten politi-schen Entwicklungen und Veranstaltungen des GdW. Im BereichSocial Media ist der GdW neben seinem Youtube-Videokanal aufTwitter aktiv – und vernetzt im Karriereportal Xing zahlreiche Bran-chenentscheider sowie -partner in seiner Gruppe „Wohnungswirt-schaft im GdW“. Um das gesamte Informationsangebot rund um dieWohnungswirtschaft auch mobil noch besser verfügbar zu machen,startet der GdW Ende 2014 zudem mit einer eigenen App fürSmartphones. Damit werden alle auf der GdW-Website veröffentlich-ten Inhalte zukünftig auch jederzeit von unterwegs, für mobile End-geräte optimiert, abrufbar sein – und über eine Nachrichtenfunktionnach Themen individuell bestellbar.

Zu einer schlagkräftigen Interessenvertretung gehört auch regelmä-ßige Abstimmung und Zusammenarbeit mit anderen Spitzenverbän-den der Immobilienwirtschaft. Der GdW gehörte bereits im Jahr 2003zu den Gründungsmitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft derdeutschen Immobilienwirtschaft, welche 2006 aufgegangen ist in derBSI Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft. Im Oktober 2012 entstand daraus eine neue Kooperation: Die BIDBundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland. Zielder BID als Zusammenschluss der wichtigsten Interessenverbände ausder Wohnungs- und Immobilienbranche ist es, gemeinsame Interes-sen der einzelnen Mitglieder sowohl auf nationaler als auch auf euro-päischer Ebene zu vertreten.

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Der GdW und die Regionalverbände haben sich im Jahr 2013 daraufverständigt, ihre Zusammengehörigkeit und die Bedeutung der Branche durch ein einheitliches Auftreten innerhalb der Verbands-organisation und in der Öffentlichkeit noch stärker herauszustellen.Hierzu wurde 2014 ein neues Logo entwickelt, das mit dem Begriff"Die Wohnungswirtschaft" – als Klammer für die Gesamtorganisation– die Kernkompetenz und den Kernaufgabenbereich der Wohnungs-unternehmen betont, denn die wesentlichen unternehmerischen Aktivitäten der Mitgliedsunternehmen beziehen sich auf dasGeschäftsfeld der nachhaltigen Vermietung von Wohnraum. Das einheitliche Logo kann somit zukünftig die verschiedenen Verbands-logos in der Gesamtorganisation ersetzen, wobei die regionale Zugehörigkeit durch einen Zusatz kenntlich gemacht wird. Der GdWwird das neue Logo 2015 einführen.

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10.2Entwicklung des Brüsseler Büros und Mitarbeit des GdW bei CECODHASund IGB

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Die sich im Lauf der 90er Jahre immer weiter verstärkende „Europäi-sierung der Gesetzgebung“ führte dazu, dass mittlerweile rund 80 %der nationalen Gesetze und Verordnungen durch Richtlinien odersonstige Vorgaben aus Brüssel determiniert werden. Die Wohnungs-und Immobilienwirtschaft wird durch die Einwirkung Brüssels auf dienationalen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,aber auch durch konkrete rechtliche Vorgaben sowie vielfältige Regel-werke tangiert. Aus diesem Grund ist der GdW seit Anfang Mai 2002mit einem eigenen Büro in Brüssel vertreten.

Das Brüsseler Büro fungiert als Schnittstelle zwischen verschiedeneneuropäischen und internationalen Interessenverbänden. Bei allen Fra-gen rund um die Branche "Wohnungswirtschaft" arbeitet der GdWsehr eng mit CECODHAS, dem europäischen Dachverband der öffent-lichen, sozialen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmenmit Sitz in Brüssel zusammen. Der GdW war im Jahr 1988 Grün-dungsmitglied des CECODHAS und repräsentiert dort als einzigernationaler Verband die Interessen der deutschen Wohnungswirt-schaft. Als europäische Dachorganisation kann CECODHAS als offi-ziell registrierter Verband Einfluss auf die europäische Gesetzgebungnehmen. Auf diese Weise ist es möglich, der Stimme der deutschenWohnungswirtschaft ein noch stärkeres Gehör zu verschaffen. 2014hat sich CECODHAS in "Housing Europe" umbenannt. Ferner ist derGdW Mitglied im Internationalen Genossenschaftsbund (IGB/englisch:ICA), dem weltweit gut eine Milliarde Genossenschaftsmitglieder ange-hören. Der GdW ist der größte Wohnungsbaugenossenschaftsverbandim IGB. Über das für Europa zuständige "Regional Office" (Cooperati-ves Europe) kann der GdW dank des Brüsseler Büros verstärkt Einflussauf alle Belange nehmen, welche die Rechtsform der Genossenschaftbetreffen. Die besonderen Interessen der kommunalen und öffentli-chen Wohnungsunternehmen werden über die Mitgliedschaft desGdW im Europäischen Verband der öffentlichen Unternehmen undArbeitgeber (CEEP) auf europäischer Ebene vertreten.

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Seit 2006 erhält der GdW Unterstützung durch das Forschungsinstitutfür Deutsches und Europäisches Immobilienwirtschafts- und Genos-senschaftsrecht an der HTW Berlin (IWGR). Das Forschungsinstitutwidmet sich seit seiner Gründung der interdisziplinären Forschung zu juristischen und wirtschaftlichen Fragestellungen im Bereich desImmobilienwirtschaftsrechts und des Genossenschaftswesens.Durch zahlreiche Initiativen und Einflussnahmen gegenüber der Kom-mission und dem Parlament konnten mit Hilfe des Brüsseler Bürosviele negative Auswirkungen in wohnungswirtschaftlich relevantenBereichen verhindert und für die Branche wesentliche Themen aktivmitgestaltet werden. Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist dieim Jahr 2012 in Kraft getretene Energieeffizienzrichtlinie.

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Bezogen auf die Weiterentwicklung der Prüfungsverbände wurde imRahmen der Strategiediskussionen auch die Rolle des GdW verändert.Der GdW hat im Laufe der Zeit die Aufgabe übernommen, wesent-liche Querschnittfunktionen für die Prüfungsverbände und die ver-bandsnahen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu organisieren undwahrzunehmen, ohne dass damit die Eigenständigkeit der Prüfungs-organisationen beeinträchtigt würde. Querschnittfunktionen ergebensich im Wesentlichen im Bereich der einheitlichen Beurteilung in Fach-fragen, der einheitlichen Standards und der einheitlichen Konzeptionvon Fortbildungsmaßnahmen der Prüfer. In diesem Zusammenhangwurden auch eine Qualitätssicherungsstelle zur Durchführung derinternen Nachschau und zur gemeinsamen Facharbeit sowie eineStandardsettingstelle für die gemeinsame Facharbeit eingerichtet.

Seit 1996 ergänzt die GdW Revision AG als Wirtschaftsprüfungs- undSteuerberatungsgesellschaft das Dienstleistungsangebot der Organi-sation in der Prüfung und umfassenden Betreuung der Wohnungsun-ternehmen. Die GdW Revision AG befasst sich mit dem gesamtenTätigkeitsfeld der Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung.Sie ist mit dem Ziel gegründet worden, mit den Regionalverbändenund ihren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu kooperieren, um das Dienstleistungsangebot und seine Qualität zu verbessern. ZurSicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist die Kooperation der Prü-fungsverbände und der WP-Gesellschaften unter dem Dach einerüberregionalen WP-Gesellschaft – der GdW Revision AG – als Clea-ring-Stelle zur Abwicklung komplexer Prüfungs- und Beratungsauf-träge unverzichtbar.

Die Prüfungsverbände haben 2011 mit dem Portal www.pruefungs-verbaende.de ihren Außenauftritt deutlich verbessert. Ferner wurdeeine Personalentwicklungsstrategie für den Prüfungsbereich zur dau-erhaften Sicherstellung des Prüfernachwuchses und zur Ausbildungvon Führungskräften für die Wohnungsunternehmen ausgearbeitet

10.3Die Rolle des GdW als genossenschaftlicher Spitzenverbandund Koordinator im Prüfungsbereich

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und umgesetzt. Im Rahmen dieser Personalentwicklungsstrategiewurde eine Stiftungsprofessur für Genossenschaftswesen und genos-senschaftliches Prüfungswesen beim EBZ (s.u.) eingerichtet.

Der GdW hat zur Weiterentwicklung des Prüfungswesens 2014 eineStudie in Auftrag gegeben. Die „Prüfungstrends 2025“ analysieren,wie sich die im GdW organisierten Prüfungsverbände sowie die die-sen nahestehenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften marktorientiertaufstellen, um den bestehenden und bis 2025 zu erwartenden Pro-blemfeldern gerecht zu werden.

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Die Geschichte der systematischen beruflichen Bildung in der Woh-nungswirtschaft beginnt im Jahre 1957 mit der Gründung eines eige-nen "Ausbildungswerkes" (ABW) in Ratingen/Hösel. Viele beruflicheGenerationen von Kaufleuten und Fachwirten wurden dort ausgebil-det und geschult.

1997 baute der GdW gemeinsam mit dem VdW Rheinland Westfalenein neues, modernes, großes "Bildungszentrum" in Bochum. Ausbil-dung sowie die Fort- und Weiterbildung in der Wohnungswirtschaftbekamen ein neues Zuhause. Der GdW und die Mitgliedsverbändehatten den zentralen Stellenwert von beruflicher Bildung und Perso-nalentwicklung für die weitere Entwicklung der Branche frühzeitigerkannt: Das neue Zentrum sollte nicht nur die berufsschulische Aus-bildung und die Fortbildung für die Immobilienfachwirte (IHK) sowievielfältige Lehrgänge für die Weiterbildung anbieten, sondern auchfür die Personalentwicklung des Führungsnachwuchses sorgen. Zudiesem Zweck gründete der GdW bereits 1992 die bundesweite FWIFührungsakademie der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.

2001 firmierte das stetig wachsende Ausbildungswerk um zum "EBZEuropäisches Bildungszentrum". Größe, Anspruch und Nachfragewuchsen weiterhin: Im nächsten Schritt wurden ab 2002 akademi-sche Studiengänge für die Immobilienwirtschaft entwickelt. 2008gründeten der GdW und das EBZ eine eigene, private Hochschule –die EBZ Business School, die seitdem sowohl immobilienwirtschaftli-che Bachelor- als auch Masterstudiengänge in den verschiedenstenFormen anbietet. Heute ist das EBZ mit den Bereichen Akademie/Berufskolle /Business School/Tagungscenter/Forschung/Beratung diegrößte Bildungseinrichtung ihrer Art in Europa. Über 1400 Berufs-schüler aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft werden hierjährlich im Blockunterrichtsmodell geschult und an der eigenen Hoch-schule studieren 2014 rund 900 Studenten.

10.4Entwicklung der Beruflichen Bildung und Personalentwicklung in der Wohnungswirtschaft

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Parallel zu dieser Entwicklung hatte der GdW seine Aktivitäten imBereich der beruflichen Bildung und Personalentwicklung erhöht.2006 wurde unter verstärkter Mitwirkung des GdW eine umfassendeinhaltliche Novellierung des Ausbildungsberufes abgeschlossen. DerBeruf erhielt auch einen neuen Namen: Immobilienkaufmann/frau. 2009 entwickelte die Wohnungswirtschaft ein weiteres wegweisen-des Projekt für den Bereich der beruflichen Bildung. Als erster Branchenverband in Deutschland starteten der GdW und seine Mit-gliedsverbände eine zentrale Ausbildungskampagne für Immobilien-kaufleute, um auch zukünftig bei sinkenden Schülerzahlen klugeKöpfe für die Wohnungswirtschaft zu begeistern. Seitdem finden dieinteressierten Jugendlichen auf der Webseite www.immokaufleute.dealle Informationen rund um den anspruchsvollen Beruf und diewert(e)volle Wohnungswirtschaft. 6.000 Immo-Azubis werden jährlichin der Branche ausgebildet, rund die Hälfte davon bei den Mitglieds-unternehmen des GdW. Im Berufsranking konnte sich das Image desAusbildungsberufs bis 2013 innerhalb weniger Jahre bei den Schul-abgängern von einem der hinteren Plätze ins gute Mittelfeld verbes-sern. Jährlich greifen rund 100.000 einzelne Schüler, vorwiegendAbiturienten, auf die Informationen der Kampagnenwebseite zu – vorallem auf die Ausbildungsdatenbank mit den Verbindungsdaten derAusbildungsunternehmen. Darüber hinaus sind der GdW und seineVerbände regelmäßig auf vielen bundesweiten Ausbildungsmessenmit dem Infostand der Ausbildungskampagne vertreten, um die inte-ressierten Schulabgänger auf die Wohnungswirtschaft und das span-nende Berufsbild aufmerksam zu machen.

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den neuen sozialen

M

Kampagnenmotiv der GdW-Ausbildungskampagne

© BACHLER.Werbeagentur GmbH

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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DortmundNeuer Graben, Althoffstraße, 1926(Spar- und Bauverein eG Dortmund)

HannoverBrüggemannhof 1924 und 2010(Spar- und Bauverein eG Hannover)

© Spar- und Bauverein eG Dortmund

© Spar- und Bauverein eG Dortmund

© Spar- und Bauverein eG Hannover

© Spar- und Bauverein eG Hannover

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SolingenBismarckstraße(Spar- und Bauverein Solingen eG)

GelsenkirchenKampstraße, Bauhaus Karree(Vivawest)

© Stadtarchiv Solingen (Bestand SBV)

© Vivawest

© Krischerfotografie

© Christa Kastner

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Die Wohnungswirtschaftfrüher und heute:

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DuisburgMörikestraße(Wohnungsgenossenschaft Duisburg-SüdeG)

Leverkusen-OpladenDüsseldorfer Straße 157Denkmalgeschütztes Wohnhaus, Baujahr 1920(WGL Wohnungsgesellschaft LeverkusenmbH)

© WGL

© Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd eG

© Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd eG

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EssenHellweg(Wohnungsgenossenschaft Essen eG)

EssenHirtsieferstraße (Bockmühlenpark),Innenhof, um 1930(Wohnungsgenossenschaft Essen-NordeG)

© EPS Michael Oberländer, Dülmen

© WG Essen-Nord eG

© Wohnungsgenossenschaft Essen eG

© Wohnungsgenossenschaft Essen eG

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11Der GdW heute

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Aufgegliedert nach Unternehmenssparten zeigt sich im Jahr 2013 folgende Struktur

Zahl der Wohnungsunternehmen

Wohnungsbaugenossenschaften 1.847(ohne kirchliche Wohnungsunternehmen)

Kommunale Wohnungsunternehmen 721

Öffentliche Wohnungsunternehmen 15des Bundes und der Länder

Immobilienunternehmen der Privatwirtschaft 143

Kirchliche Wohnungsunternehmen 54

Sonstige Wohnungsunternehmen 23

Wohnungsunternehmen gesamt 2.803

Über 13 Millionen Menschen leben in den rund 6 MillionenWohnungen der im GdW Bundesverband deutscher Woh-nungs- und Immobilienunternehmen organisierten Unterneh-men. Das sind ungefähr 30 Prozent aller Mietwohnungen inDeutschland.

Mit der teilweise über 100 Jahre langen Erfahrung im Bauenund Vermieten von Wohnungen und dem nachhaltigen, ökolo-gischen und sozialen Management sorgen die Unternehmenfür gutes und sicheres Wohnen.

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Im GdW sind heute folgende Mitgliedsverbände zusammen-geschlossen:

BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmene.V.

Genossenschaftsverband e.V.

ptw.Prüfungsverband Thüringer Wohnungsunternehmen e.V.

vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

VdWVerband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V.

VdW Bayern Verband bayerischer Wohnungsunternehmen e.V.

VdWgVerband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt e.V.

vdw Niedersachsen BremenVerband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e. V.

VdW Rheinland WestfalenVerband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen e.V.

VdW SaarVerband der saarländischen Wohnungs- und Immobilien-wirtschaft e.V.

vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V.

VdW südwestVerband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V

VNWVerband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

VSWGVerband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V.

vtw.Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V.

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Die ökonomische Bedeutung der Wohnungsunternehmenwird auch an folgenden Kennziffern deutlich

Bilanzsumme der Wohnungsunternehmen (Ende 2012) 177 Mrd. EUR

Anlagevermögen der Wohnungsunternehmen (Ende 2012)

156 Mrd. EUR

Umsatzerlöse der Wohnungsunternehmen (Ende 2012)

27 Mrd. EUR

Investitionssumme in Neubau und Bestand 2013

10,3 Mrd. EUR

Neugebaute Wohnungen 2013

13.036 Wohneinheiten

Beschäftigte (einschl. Vorstände und Geschäftsführer) am 31.12.2013

65.863 Menschen

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Zeittafel

1825 erste gemeinnützige Baugesellschaft: "Bauverein Elberfeld"

1847 "Berliner gemeinnützige Baugesellschaft"

1856 Stadtsiedlung Heilbronn"Actienbau-Gesellschaft Alexandra-Stiftung", Berlin

1857 Baugesellschaft in Hamburg (nach Scheitern im Juni 1858 aufgelöst)

1862 erste deutsche Baugenossenschaft in Hamburg-Steinwerder

1866 "Baugesellschaft von 1866", Hamburg

1871 Baugenossenschaft in München

1875 "Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft", Hamburg

1878 "Flensburger Arbeiter-Bauverein" "Gemeinnützige Baugesellschaft von 1878", Hamburg

1885 "Spar- und Bauverein Hannover"

1.5. 1889 Novelle des Genossenschaftsgesetzes: Einführung der beschränkten Haftpflicht

22.6.1889 Gesetz über die Invaliditäts- und Alterssicherung

1896 erster Prüfungsverband: "Verband der Baugenos-senschaften Deutschlands", Berlin (Berthold-Verband)

1897 "Verband der auf der Grundlage des genossen-schaftlichen Eigentums stehenden Baugenossen-schaften", Berlin (Albrecht-Verband); ab 1918: "Reichsverband deutscher Baugenossenschaften"

2.11.1900 Gründung des Revisionsverbandes Schleswig-Holstein

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1900-1912 Entstehung von insgesamt 14 Prüfungsverbänden

1906 erste Konferenz der baugenossenschaftlichen Prüfungsverbände in Berlin

1907 zweite Konferenz der Prüfungsverbände; seit dem Ersten Weltkrieg jährliche Konferenzen

14./15.1.1920 "Vereinigung deutscher Baugenossenschaftsver-bände”

21.7.1924 "Hauptverband deutscher Baugenossenschaften e.V.", Berlin (gegr. in Erfurt)

1.12.1930 Gemeinnützigkeitsverordnung

14.7.1933 Gesetz zur Sicherung der Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen

26.3.1934 Gesetz über die Beaufsichtigung und die Anerken-nung gemeinnütziger Wohnungsunternehmen "Hauptverband deutscher Wohnungsunternehmen (Baugenossenschaften und -gesellschaften) e.V." als Pflichtverband aller 12 zugelassenen Prüfungsver-bände

9.3.1938 "Reichsverband der deutschen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen e.V."(Vereinigung des Hauptverbandes mit dem Reichsverband der Heimstätten)

29.2.1940 Gesetz über die Gemeinnützigkeit im Wohnungs-wesen (Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz)

17.6.1946 "Gesamtverband gemeinnütziger Wohnungsunter-nehmen", Hamburg (gegr. in Bielefeld), Spitzenverband für die britische Besatzungszone

28.5.1948 Eintragung des GGW in das Vereinsregister beim Amtsgericht Hamburg

6.7.1948 "Arbeitsgemeinschaft der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft", Frankfurt am Main

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31.3.1949 "Gesamtverband gemeinnütziger Wohnungsunter-nehmen e.V.", Hamburg; Beitritt der Verbände der amerikanischen und französischen Zone sowie des Berliner Verbandes in Schönberg bei Kronberg i.Ts.

26.5.1951 Verlegung des Geschäftssitzes nach Köln

10.12.1955 Aufnahme der "Bundesvereinigung deutscher Heimstätten" als außerordentliches Mitglied des Gesamtverbandes

1957 Gründung des Ausbildungswerks in Hösel

1965 Beitritt des Saarländischen Genossenschaftsver-bandes

1988 Gründung der CECODHAS als europäischer Dachverband der Wohnungswirtschaft

1.1.1990 Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeits-gesetzes; Satzungsänderung und neuer Name: "GdW Gesamtverband der Wohnungswirtschaft e.V."

24.10.1990 Aufnahme der Verbände in den neuen Bundes-ländern beim ersten gesamtdeutschen Verbandstag in Königswinter

1992 Gründung der FWI Führungsakademie der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft

1996 "GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunter-nehmen e.V."

1996 Gründung der GdW Revision AG

1997 Einweihung des Neubaus des Ausbildungswerkes in Bochum

1999 Verlegung des GdW-Geschäftssitzes nach Berlin

2001 Umbenennung des Ausbildungswerkes in EBZ Europäisches Bildungszentrum

2002 Einrichtung des Brüsseler Büros des GdW

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2003 Gründung der Arbeitsgemeinschaft Spitzenverbändeder Immobilienwirtschaft – später BSI Bundes-vereinigung der Spitzenverbände der Immobilien-wirtschaft

2005 "GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V."

2006 Verabschiedung der "GdW Mittelfriststrategie 2006-2010 (später 2011-2015)" auf dem GdW-Verbandstag

2006 umfassende Novellierung des Ausbildungsberufes "Immobilienkaufmann/frau"

2008 Gründung der EBZ Business School als private Hochschule

2009 Start der bundesweiten Ausbildungskampagne des GdW und der Mitgliedsverbände

2011 Internetportal www.pruefungsverbaende.de

2012 Gründung der BID Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland

2014 Entwicklung eines gemeinsamen Logos für den GdW und die Mitgliedsverbände

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Verbandsdirektoren bzw. Präsidenten des GGW und des GdW:

Erich Klabunde (1.4.1949-21.11.1950)

Dr. Julius Brecht (8.2.1951-10.7.1962)

Josef Brüggemann (12.7.1963-31.12.1968)

Dr. Gottfried Schneider (1.1.1969-31.8.1970)

RA Helmut Tepper (1.9.1970-31.1.1986)

Jürgen Steinert, Senator a.D. (1.2.1986-31.1.2001)

Lutz Freitag (1.2.2001-31.1.2011)

Axel Gedaschko(seit 1.2.2011)

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Genossenschaftsgesetz von 1889

Gemeinnützigkeits-verordnung (1930)

Gesetz über die Aufsicht und die Anerkennung der GWU (1934)

Aufhebung des WGG (1990)

Baugenossenschaften(seit 1862)

Genossenschaftliche Prüfungsverbände (ab 1896)

Konferenzen der Prüfungsverbände(ab 1906)

Vereinigung deutscher Baugenos-senschaftsverbände (1920)

Hauptverband deutscher Baugenossenschaften (1924)

Hauptverband deutscher Wohnungsunternehmen (1934)

Reichsverband der deutschengemeinnützigen Wohnungsunter-nehmen (1938)

Gesamtverband gemeinnützigerWohnungsunternehmen(britische Zone, 1946)

Gesamtverband gemeinnützigerWohnungsunternehmen (1949)

Gesamtverband der Wohnungs-wirtschaft (GdW) (1990)

GdW Bundesverband deutscherWohnungsunternehmen (1996)

GdW Bundesverband deutscherWohnungs- und Immobilienunter-nehmen (2005)

Heimstätten (ab 1918)> Reichsverband der Heimstätten

Verbände der französischenund amerikanischen Zone

Saarländischer Genossen-schafts verband (1965)

Gemeinnützige Baugesellschaften(seit 1847)

DDR: Prüfungsverband für gemeinnützige und Arbeiterwoh-nungsbau genossenschaften (1954)

Verband der Wohnungs genossen-schaften in der DDR (1989)

Ostdeutsche Verbände(1990)

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Diese Publikation basiert auf der Veröffentlichung "Eine kurzeGeschichte des GdW und seiner Vorläuferverbände", die 1999 auseiner Studie des InWIS Institut für Wohnungswesen, Immobilien-wirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH im Auftrag desGdW hervorgegangen ist. Eine Redaktionsgruppe des GdW unterMitarbeit von Monika Kegel, Thomas Schaefers und Andreas Schichelhat die Inhalte, unterstützt durch Ideen aus der GdW-Visionsgruppe"Modernität und Tradition", 2014 ergänzt und überarbeitet.

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